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    Plenarprotokoll 15/121 Tagesordnungspunkt 11: Haushaltsausschusses zu dem Antrag des
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    Berichtigung 118. Sitzung, Seite 10848 (D), dritter Absatz, der letzte Satz ist wie folgt zu lesen: „Ich nehme zustim- mend zur Kenntnis, dass der Entwurf der Management- antwort auf den Salim-Report bereits eine Reihe von An- regungen konstruktiv aufgreift.“ Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 121. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 7. September 2004 11073 (A) (C) (B) (D) ten Gesetz über moderne Dienstleistungen am Arbeits- markt – Hartz IV –, das als Ergebnis der Beratungen des zugewiesenen Aufgaben besonders in den Problemregio- nen des Arbeitsmarktes nicht erwartet werden kann. Ich kann dem Kommunalen Optionsgesetz zum Vier- beschäftigt, dass eine angemessene Verwaltung der neu Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der NATO Anlage 2 Nachträglich zu Protokoll gegebene Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Christoph Bergner (CDU/ CSU) zur Abstimmung über die Beschlussemp- fehlung des Vermittlungsausschusses zu dem Gesetz zur optionalen Trägerschaft der Kom- munen nach dem Zweiten Buch Sozialgesetz- buch (Kommunales Optionsgesetz) (119. Sit- zung, Zusatztagesordnungspunkt 12) Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Barthel (Berlin), Eckhardt SPD 07.09.2004 Bindig, Rudolf SPD 07.09.2004* Dr. Guttmacher, Karlheinz FDP 07.09.2004 Kumpf, Ute SPD 07.09.2004 Lintner, Eduard CDU/CSU 07.09.2004* Meckel, Markus SPD 07.09.2004 Raidel, Hans CDU/CSU 07.09.2004** Schauerte, Hartmut CDU/CSU 07.09.2004 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 07.09.2004 Schöler, Walter SPD 07.09.2004 Schösser, Fritz SPD 07.09.2004 Schreck, Wilfried SPD 07.09.2004 Schultz (Everswinkel), Reinhard SPD 07.09.2004 Dr. Schwall-Düren, Angelica SPD 07.09.2004 Schwanitz, Rolf SPD 07.09.2004 Wimmer (Neuss), Willy CDU/CSU 07.09.2004 Anlagen zum Stenografischen Bericht Vermittlungsausschusses vom 30. Juni 2004 dem Deut- schen Bundestag zugeleitet wurde, nicht zustimmen. Ich verweise auf die unzureichende Umsetzung des Grund- satzes „Fördern und Fordern“, auf die die CDU/CSU- Fraktion an anderer Stelle aufmerksam macht – Druck- sache 15/3541. Mein Haupteinwand besteht jedoch darin, dass der damit erreichte Stand der Gesetzgebung nicht ausreicht, um einen verantwortbaren Reformverlauf zu sichern. Das vorliegende Gesetz hat insbesondere für Regio- nen mit hoher Langzeitarbeitslosigkeit erhebliche Aus- wirkungen, indem es die Modalitäten der Trägerverant- wortung festlegt, den Finanzausgleich praktisch abschließend regelt und damit auch den Zeitpunkt der Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe zum 1. Januar 2005 endgültig fixiert. In der kurzen Prüfungszeit, die zwischen Vorlage des Vermittlungsergebnisses und der Entscheidung über mein Abstimmungsverhalten zur Verfügung stand, bin ich angesichts der weiterreichenden Konsequenzen des Gesetzes zu dem Schluss gekommen, dass die in ihm vorgegebenen Regelungen keine ausreichende Vorsorge für zu erwartende Umsetzungsprobleme liefern. Ich halte die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe zu einer einheitlichen steuerfinanzierten Leistung für richtig und notwendig und habe diese Auf- fassung im Bundestagswahlkampf 2002 auch gegen Vor- würfe von Sozialdemokraten verteidigt. Dabei war mir stets bewusst, das eine solche Reform einen erheblichen Einschnitt in das soziale Leistungsgefüge unseres Staa- tes bedeutet, der mit Blick auf die Betroffenen nur dann verantwortbar ist, wenn die erforderliche Vollzugssorg- falt gewährleistet werden kann. Dies ist nach Lage der Dinge offenbar nicht gegeben. Die Bundesregierung hat den Entwurf des Optionsgeset- zes sehr viel später vorgelegt als geplant. Sie war jedoch nicht bereit, den Inkraftsetzungstermin um einige Zeit zu verschieben und hat damit die nachfolgende Umsetzung unter einen Zeitdruck gesetzt, der die Beteiligten zwangsläufig überfordern wird. Die bisherigen Beratun- gen haben keine hinreichende Transparenz in die kom- plexen Finanzströme zwischen Bundesanstalt, Länder und Kommunen gebracht. So bleibt bei dem vorliegen- den Gesetz völlig unklar, ob in Regionen mit hoher Ar- beitslosigkeit angemessene Mittel für die erforderlichen Eingliederungsleistungen zur Verfügung stehen. Die Er- wartung einer aktivierenden Hilfe für erwerbsfähige Ar- beitslose wird damit gerade dort unerfüllt bleiben, wo sie am dringlichsten ist. Die Bundesagenturen für Arbeit, denen nach den Hartz-IV-Regelungen eine Schlüsselverantwortung zu- kommt, sind nach meiner Beobachtung vielerorts so stark mit der Umsetzung der anderen „Hartz-Gesetze“ 11074 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 121. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 7. September 2004 (A) (C) (B) (D) Auch dies wäre ein Argument für eine Verschiebung der Inkraftsetzung gewesen. Für zahlreiche Kommunen sind bei den Unterkunfts- kosten zusätzliche Finanzlasten zu erwarten. Der dafür vorgesehene Ausgleich ist unzureichend geregelt. Um nachfolgende Verteilungskonflikte, die möglicherweise sogar auf dem Rücken der Leistungsempfänger ausgetra- gen werden, zu vermeiden, hätte es eines klaren, gründ- lich geprüften Zuwendungsgesetzes bedurft. Die Betroffenen, die Einkommenskürzungen hinneh- men müssen, werden so zusätzlich zu Opfern eines Um- setzungschaos gemacht. Das kann nicht im Interesse ei- nes Reformanliegens sein, das ich ausdrücklich für notwendig halte und unterstütze. Ich halte die jüngste Verständigung im Vermittlungs- ausschuss für noch nicht ausreichend, um eine verant- wortbare Umsetzung zu ermöglichen, und lehne sie des- halb ab. Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2005, hier: Einzelplan 06, Bundesministerium des Innern (Haushaltsge- setz 2005) (Tagesordnungspunkt 1) Petra Pau (fraktionslos): Vor drei Jahren, am 11. September 2001, gab es die verheerenden Attentate in New York und Washington. Der Bundestag reagierte damals parteiübergreifend mit Trauer und mit Solidari- tät. Zugleich wurden die eigenen Gesetze für innere Si- cherheit im Bündel verschärft, zum Teil drastisch. Das Ganze wurde in Anlehnung an den Bundesinnenminister als „Otto-Paket I“ und „Otto-Paket II“ bezeichnet. Die waren, vorsichtig formuliert, nicht unumstritten. Die PDS lehnte sie ab, weil sie tief in verbriefte Bürgerrechte eingreifen. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN versprach damals, ihre Wirkungen und Nebenwirkungen nach zwei bis drei Jah- ren gründlich zu prüfen. Diese Frist ist um. Allerdings höre ich nichts von der versprochenen parlamentarischen Überprüfung. Deshalb erinnere ich daran, ich fordere sie namens der PDS ein. Stattdessen vernehme ich andere Signale. Sie kom- men nicht mehr kompakt, als Paket daher, sie werden aber permanent versendet. Demnach sollen Sicherheits- behörden zentralisiert, Befugnisse erweitert und Kompe- tenzen vermischt werden. Das Gebot der Trennung von Polizei und Geheimdiensten wird immer häufiger in- frage gestellt. Und die Bundeswehr soll im Innern einge- setzt werden – jedenfalls nach dem Willen der CDU/ CSU. Die PDS lehnt das ab. Aber darum geht es nur in zweiter Linie. Die eigentlichen Fragen sind: Wie viele Bürgerrechte dürfen namens einer realen oder vermeint- lichen Terrorgefahr abgeräumt werden? Und welchen tatsächlichen Nährwert hat das für die versprochene Si- cherheit? Das betrifft auch den Datenschutz. Er ist, er wird massiv gefährdet. Die USA fordern von allen Passagie- ren, die ein- oder überfliegen, mehr als 30 persönliche Daten. Das EU-Parlament klagt dagegen. Bundesinnen- minister Schily, SPD, und Bundesaußenminister Fischer, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, indes haben dem Daten- Deal zugestimmt. Das ist ein unglaublicher Vorgang. Es gibt ein zweites, aktuelles Beispiel: Die 16-seiti- gen Fragebögen für das neue Arbeitslosengeld II werden von offiziellen Datenschützern kritisiert. Ich habe die Bundesregierung gefragt, ob sie ihr Vorgehen für recht- lich korrekt hält. Die Antwort lautet im Kern: Nein, aber wir tun es dennoch. – Wer so agiert, darf sich bei nie- mandem über mangelndes Rechtsbewusstsein und bei keinem wegen Parteienverdrusses beschweren. Der Volksmund weiß: Der faule Fisch stinkt am Kopf zuerst. Ein weiteres Thema haben wir im Bundestag hinrei- chend gewälzt, mit schlechtem Erfolg: das Zuwande- rungsrecht. Vor fünf Jahren hatten SPD und Grüne ein modernes Gesetz versprochen. Am Ende aller Kommis- sionen, Kompromisse und Kuhhandel stand ein Papier, das von der CDU/CSU diktiert und von Rot-Grün geseg- net wurde. Bundesinnenminister Schily sattelt noch drauf. Er will Flüchtlingslager an der Küste Afrikas einrichten. Dank der „Süddeutschen Zeitung“ und einem Interview, das Heribert Prantl führte, wissen wir auch, warum. Dort greife weder EU- noch deutsches Recht, meinte der Bun- desinnenminister. So weit sind wir gekommen, so tief gesunken. Mit Vorsatz soll Menschen in Not der wenige Rechtsschutz versagt werden, der sie noch hoffen lässt. Dass CDU-Politiker dieser absurden Idee folgen, wun- dert mich nicht mehr. Dass auch Oskar Lafontaine dem Vorschlag zustimmt, spricht nicht für Otto Schily, son- dern gegen den SPD-Rebellen. Monat für Monat frage ich die Bundesregierung, wie viele rechtsextreme Straftaten registriert wurden und verfolgt werden. Wer dies, wie ich, tut, bekommt bestä- tigt, was viele im Lande erfahren – allemal Opfer von rechtsextremen Gewalttaten. Die Gefahr ist real und groß. Leider fragt im Bundestag nur die PDS danach, keine andere Partei. Im Schnitt gibt es täglich 20 rechts- extreme Straftaten und jeden Tag mehr als eine Gewalt- tat. Wer die Materie kennt, weiß auch: Die offizielle Sta- tistik stapelt tief. Die tatsächliche Gefahr ist viel größer. Inzwischen feiern rechtsextreme Parteien Wahl- erfolge. Sie verlassen den Hinter- oder Untergrund, sie präsentieren sich öffentlich. Wie aber reagieren die meisten Parteien des Bundestages darauf? Sie werfen die NPD und die PDS in einen Topf. Wer das tut, hat nichts verstanden. Schlimmer noch: Er beleidigt Zigtausende Antifaschisten und er verharmlost Rassisten und Neofa- schisten. Obendrein wird das ohnehin müde „Bündnis der Anständigen“ gefährdet. So kurzsichtig darf man nicht sein. „Mehr Demokratie“ war ein Slogan Willi Brandts und es war eine Forderung der Grünen seit ihrer Gründung. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 121. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 7. September 2004 11075 (A) (C) (B) (D) Es war auch ein Versprechen, mit dem Rot-Grün 1998 den Regierungswechsel schaffte. Geblieben ist davon fast nichts. Seit nunmehr sechs Jahren pokert Rot-Grün erfolgreich gegen Volksabstimmungen auf Bundesebene. Selbst ein Plebiszit über die künftige EU-Verfassung – ein aktuelles Begehr – scheitert nicht nur an der CDU/ CSU, sondern auch an Rot-Grün. Ich wiederhole für die PDS im Bundestag: Mehr Demokratie ist eine Schlüssel- frage, um die politischen Krise positiv zu wenden. 80 Prozent der Bevölkerung wollen dies. Sie wollen mehr Mitbestimmung und keine Basta-Politik. Sie haben Recht. 121. Sitzung Berlin, Dienstag, den 7. September 2004 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Petra Selg


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

    Kollegen! Diese Kampfrhetorik, bei der man davon
    spricht, wer hier wen verunsichert, und davon, wer sich
    in die Büsche schlägt, wenn es eng wird, möchte ich hier
    eigentlich nicht fortsetzen. Im Rahmen der heutigen Sit-
    zung möchte ich zu zwei Dingen Stellung nehmen: zum
    Kinder-Berücksichtigungsgesetz in der Pflegeversiche-
    rung und zum Zweiten Fallpauschalenänderungsgesetz.

    Lassen Sie mich eingangs einige Worte zum Fallpau-
    schalenänderungsgesetz sagen: Die deutsche Kranken-
    hauslandschaft wird in den nächsten Jahren durch die
    Umstellung von Krankenhausbudgets auf landesweite
    Fallpauschalen einen ungeheuren Wandel erfahren. Wir
    sind uns sehr wohl bewusst, dass den Kliniken durch
    hohe Anpassungsanforderungen große Leistungen abge-
    fordert werden. Dennoch wurden in der Vergangenheit
    und wird auch jetzt konstruktiv und an der Sache orien-
    tiert debattiert. Dieser Diskussionsprozess ist sehr wich-
    tig. Nur so kann es gelingen, letztendlich zu einem trag-
    fähigen Ergebnis zu kommen. Vor diesem Hintergrund
    begrüßen wir auch das zentrale Vorhaben des Entwurfs,
    die Übergangsphase hin zum diagnoseorientierten Fall-
    pauschalensystem von drei auf vier Jahre zu verlängern,
    denn fast alle Akteure sind zu der Einsicht gelangt, dass
    die Einführung des DRG-Systems mehr Zeit braucht.
    Auch ich glaube, dass eine Verzögerung über Gebühr da-
    durch nicht stattfindet.

    Wir Grüne sehen durchaus an manchen Stellen Dis-
    kussionsbedarf. So ist zum Beispiel zu prüfen, ob die
    spezielle Versorgung von Kindern im DRG-System
    sachgerecht abgebildet werden kann, denn Kinder sind
    nicht einfach kleine Erwachsene.






    (A) (C)



    (B) (D)


    Petra Selg


    (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das haben wir vorgeschlagen! Das habt ihr abgelehnt!)

    – Da schauen wir noch einmal drüber. – Auch die Berei-
    che reiner Epilepsiezentren und Palliativmedizin müssen
    wir uns noch einmal genau anschauen.


    (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sehr gut!)

    Insgesamt bezweifelt kaum noch ein Akteur, dass die

    Umstellung auf das DRG-System grundsätzlich richtig
    ist. Wir müssen nämlich wegkommen von den ineffi-
    zienten und verkrusteten Finanzierungsstrukturen. Dann
    werden, wie ich glaube, in Zukunft Patientinnen und Pa-
    tienten die Nutznießer eines solchen Umstellungsprozes-
    ses sein. Ich denke, dass wir hier zusammen mit der Op-
    position zu einer guten Lösung kommen werden.

    Wesentlich schwieriger erscheint mir der momentane
    Weg in der sozialen Pflegeversicherung.


    (Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Da haben Sie Recht!)


    Um hier aber gleich einer Legendenbildung über eine
    Koalitionskrise vorzubeugen: Es ist selbstverständlich,
    dass wir dieses Gesetz zur Umsetzung des Bundesver-
    fassungsgerichtsurteils noch in diesem Jahr beschließen
    werden.


    (Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Müssen!)


    Die rot-grüne Regierung wird das gemeinsam tun.

    (Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Also sind Sie umgefallen!)

    Da braucht sich hier niemand falsche Hoffnungen zu
    machen; denn wir sind uns der Verantwortung bezüglich
    der Pflegeversicherung sehr wohl bewusst und werden
    dieses System, von dem viele Pflegebedürftige profitie-
    ren, nicht an die Wand fahren.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Ich möchte dennoch ganz offen sagen, dass uns Grü-
    nen der vorgelegte Gesetzentwurf einige Bauchschmer-
    zen bereitet.


    (Zurufe von der CDU/CSU: Aha!)

    Das zu sagen bin ich meinem politischen Selbstverständ-
    nis einfach schuldig; außerdem kämpfe ich gern mit of-
    fenem Visier. Wir sind der Ansicht, man sollte sich das
    Urteil wirklich genau ansehen. Denn ob jemand Kinder
    gezeugt hat oder nicht, war nicht das entscheidende Kri-
    terium für das Karlsruher Urteil. Entscheidend war das
    Kriterium, ob jemand Kinder erzieht oder nicht.


    (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: So ist es!)

    Aber tun wir hier doch bitte nicht so, als hätten wir ei-

    nen gordischen Knoten durchschlagen oder eine Super-
    lösung für alle Probleme gefunden! Die Frage ist: Wie
    können wir Erziehung auf möglichst gerechte und un-
    komplizierte Art und Weise bemessen? In keinem der
    Vorschläge finde ich darauf eine richtige Antwort.


    (Zuruf von der FDP: Nur bei der FDP!)

    – Dazu komme ich noch.
    In einem zentralen Punkt der Umsetzung des Urteils
    sind wir uns mit der SPD völlig einig: Wir werden in
    Anbetracht der Finanzsituation der Pflegeversicherung
    nicht anders können, als die geforderte Besserstellung
    relativ zu erreichen. Entscheidend ist, dass bestimmte
    Gruppen von Versicherten mit einem höheren Beitrag
    belastet werden müssen. Alle anderen Konzepte, die
    durch die Lande schwirren, sind leider nur fromme
    Wünsche. Eine wirkliche Entlastung Erziehender ist
    über einen geringeren Beitragssatz in der Pflegeversi-
    cherung oder auch über das Steuersystem – man schaue
    sich bitte einmal den Haushalt an – schlicht und einfach
    nicht zu bezahlen und wir werden das auch nicht tun.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Schlimm genug!)


    Sie sagen, Herr Bahr, bei Ihnen bekomme jedes Kind
    150 Euro und das sei ganz billig. Aber erstens muss das
    Geld ja irgendwo herkommen. Die Steuern müssen
    ebenfalls bezahlt werden und dazu sagen Sie wie immer
    nichts, kein Wort zur Gegenfinanzierung.


    (Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Stimmt doch gar nicht!)


    Wir spielen doch hier nicht „Wünsch dir was“!

    (Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Da müssen Sie unsere Anträge lesen! Wir haben sie doch in den Haushaltsausschuss eingebracht!)


    Zweitens wäre es nur deswegen einigermaßen güns-
    tig, weil Sie diesen Bonus nur in den ersten drei Lebens-
    jahren des Kindes gewähren wollen, weil da angeblich
    die Familie durch die Erziehung am meisten belastet sei.
    So ein lebensfremder Quatsch kann wirklich nur von Po-
    litikern der FDP oder von jemandem kommen, der noch
    keine Kinder erzogen hat.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Es ist wie bei den Kindererziehungszeiten!)


    Bei meinen drei Kindern waren die ersten drei Lebens-
    jahre, in denen in erster Linie Windeln und Babynahrung
    anfielen, wesentlich günstiger, als es die jetzigen sind, da
    sie in der Pubertät sind und für Schule und Versorgung
    mehr anfällt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Die CDU/CSU will den Erziehenden einen Bonus für
    jedes Kind geben. Lobenswert – das möchte ich wirklich
    sagen – finde ich an dem Konzept, dass Sie eingestehen,
    dass wir um eine Erhöhung des Beitragssatzes nicht um-
    hinkönnen. Für diese Ehrlichkeit vielen Dank; das meine
    ich ernst.



Rede von Dr. h.c. Susanne Kastner
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Bahr?






(A) (C)



(B) (D)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Petra Selg


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ja.


    (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das klang ja sehr freundlich!)


    – Mal schauen, was er bringt; aber der Vorschlag bezüg-
    lich der ersten drei Lebensjahre ist witzig.