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    Plenarprotokoll 15/114 Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung: Eine neue Ernährungsbewegung für Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Antrag der Abgeordneten Ursula Heinen, Julia Klöckner, Peter H. Carstensen (Nord- strand), weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der CDU/CSU: Über-, Fehl- und Mangelernährung wirksam bekämpfen (Drucksache 15/3310) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Künast, Bundesministerin BMVEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg Tauss (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 4: Erste Beratung des von den Abgeordneten Uwe Schummer, Werner Lensing, Katherina Reiche, weiteren Abgeordneten und der Frak- tion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs ei- nes Gesetzes zur Modernisierung der dualen Berufsausbildung in Deutschland durch Novellierung des Berufsbildungsrechts (Drucksache 15/2821). . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10322 A 10322 A 10322 B 10343 A 10344 B 10344 C 10344 D Deutscher B Stenografisch 114. Sitz Berlin, Donnerstag, d I n h a l Gedenken an die Opfer des 17. Juni 1953 . . . Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Renate Jäger, Verena Wohlleben, Bernd Schmidbauer und Hans-Christian Ströbele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Absetzung des Tagesordnungspunktes 24 . . . Nachträgliche Ausschussüberweisung . . . . . . Begrüßung des Vizepräsidenten der Assem- blée nationale Yves Bur . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 3: H U J E C D M J 10319 A 10319 C 10319 C 10321 D 10321 D 10395 C Ursula Heinen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Gabriele Hiller-Ohm (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 10326 A 10327 D undestag er Bericht ung en 17. Juni 2004 t : ans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . Jutta Dümpe-Krüger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lrike Höfken (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . ulia Klöckner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . lvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . ornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Gesine Lötzsch (fraktionslos) . . . . . . . . . arlene Mortler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . ella Teuchner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10330 A 10330 D 10332 C 10333 C 10334 B 10335 C 10338 A 10339 A 10339 D 10341 D in Verbindung mit II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 114. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 Zusatztagesordnungspunkt 6: Erste Beratung des von den Abgeordneten Ulrike Flach, Cornelia Pieper, Christoph Hartmann (Homburg), weiteren Abgeordne- ten und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Reform des Be- rufsausbildungsrechts (Drucksache 15/3325) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Maria Böhmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg Tauss (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Christoph Hartmann (Homburg) (FDP) . . . . . Grietje Bettin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Uwe Schummer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Hans-Werner Bertl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Alexander Dobrindt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Petra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . Willi Brase (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werner Lensing (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 32: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Ausführung des Zusatzproto- kolls vom 18. Dezember 1997 zum Übereinkommen über die Überstellung verurteilter Personen (Drucksache 15/3179) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Heinrich L. Kolb, Rainer Brüderle, Ernst Burgbacher, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Anglei- chung der Pfändungsfreigrenzen in der Sozialversicherung (Drucksache 15/2796) . . . . . . . . . . . . . . . . c) Erste Beratung des von den Abgeordneten Dirk Niebel, Daniel Bahr (Münster), Rainer Brüderle, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Lockerung des Verbots wiederholter Befristungen (Drucksache 15/2804) . . . . . . . . . . . . . . . . d) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Drit- ten Gesetzes zur Änderung eisenbahn- rechtlicher Vorschriften (Drucksache 15/3280) . . . . . . . . . . . . . . . . e f g Z a b c d e 10345 A 10345 A 10347 A 10348 A 10348 C 10350 D 10352 B 10353 D 10354 D 10356 C 10357 D 10358 C 10360 C 10362 A 10362 A 10362 A 10362 B ) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zur Umsetzung gemeinschafts- rechtlicher Vorschriften über die grenzüberschreitende Prozesskosten- hilfe in Zivil- und Handelssachen in den Mitgliedstaaten (EG-Prozesskostenhil- fegesetz) (Drucksache 15/3281) . . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Ulrike Flach, Cornelia Pieper, Horst Friedrich (Bay- reuth), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Bessere organisato- rische Kooperation zwischen Auswär- tigem Amt und Wissenschaftsorganisa- tionen (Drucksache 15/2759) . . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Hans-Joachim Otto (Frankfurt), Daniel Bahr (Münster), Rainer Brüderle und weiterer Abgeordne- ter der Fraktion der FDP sowie der Abge- ordneten Holger Haibach, Kristina Köhler (Wiesbaden), Dr. Klaus W. Lippold (Of- fenbach) und weiterer Abgeordneter der Fraktion der CDU/CSU: Engpass zwi- schen Wiesbadener Kreuz und Krifteler Dreieck (Autobahn A 66) beseitigen (Drucksache 15/3104) . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 7: ) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Sie- benten Gesetzes zur Änderung des So- zialgerichtsgesetzes (7. SGGÄndG) (Drucksache 15/3169) . . . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Melderechtsrahmengesetzes (Drucksache 15/3305) . . . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Abbau von Statistiken (Statistikabbaugesetz) (Drucksache 15/3306) . . . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zum Abbau von Statistiken (Drucksache 15/2416) . . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Heidi Wright, Sören Bartol, Uwe Beckmeyer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Franziska Eichstädt-Bohlig, Winfried Hermann, Albert Schmidt (Ingolstadt), weiterer Abgeordneter und der Fraktion des 10362 B 10362 B 10362 C 10362 C 10362 D 10362 D 10362 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 114. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 III BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Mehr Sicherheit für Radfahrer – insbeson- dere Schutz vor Unfällen mit LKW im Stadtverkehr (Drucksache 15/3330) . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 33: a) Zweite Beratung und Schlussabstimmung des von der Bundesregierung eingebrach- ten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Ab- kommen vom 14. Mai 2003 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen (Drucksachen 15/3171, 15/3264). . . . . . . . b) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 8. Juli 2003 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der mazedonischen Regierung über Soziale Sicherheit (Drucksachen 15/3172, 15/3335). . . . . . . . c) Zweite Beratung und Schlussabstimmung des von der Bundesregierung eingebrach- ten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 14. Oktober 2003 über die Beteiligung der Tschechischen Republik, der Republik Estland, der Republik Zypern, der Republik Lett- land, der Republik Litauen, der Re- publik Ungarn, der Republik Malta, der Republik Polen, der Republik Slo- wenien und der Slowakischen Republik am Europäischen Wirtschaftsraum (Drucksachen 15/3173, 15/3343). . . . . . . . d) Zweite und dritte Beratung des vom Bun- desrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur effektiveren Nutzung von Dateien im Bereich der Staatsanwalt- schaften (Drucksachen 15/1492, 15/3331). . . . . . . . e) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD, der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Dritten Ge- setzes zur Änderung des Gesetzes zur Errichtung einer Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (Drucksachen 15/3044, 15/3260). . . . . . . . f) Zweite Beratung und Schlussabstimmung des von der Bundesregierung eingebrach- ten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Fa- kultativprotokoll vom 25. Mai 2000 zum Übereinkommen über die Rechte g h i j) T Z d F m ( Z a b 10363 A 1030010363 B 10363 C 10363 D 10364 A 10364 C des Kindes betreffend die Beteiligung von Kindern an bewaffneten Konflikten (Drucksachen 15/3176, 15/3340) . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Woh- nungswesen zu dem Antrag der Abgeord- neten Peter Götz, Dirk Fischer (Hamburg), Eduard Oswald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Vorlage eines städtebaulichen Berichts (Drucksachen 15/2158, 15/2896) . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates über Arsen, Kadmium, Quecksilber, Nickel und polyzyklische aromatische Kohlenwas- serstoffe in der Luft (Drucksachen 15/1613 Nr. 1.13, 15/2958) ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates zum Schutz des Grundwassers vor Verschmutzung (Drucksachen 15/1948 Nr. 1.8, 15/3138) – m) Beschlussempfehlungen des Petitionsaus- schusses: Sammelübersichten 124, 125, 126 und 127 zu Petitionen (Drucksachen 15/3225, 15/3226, 15/3227, 15/3228) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 28: weite und dritte Beratung des von der Bun- esregierung eingebrachten Entwurfs eines ünften Gesetzes zur Änderung des Futter- ittelgesetzes Drucksachen 15/3170, 15/3342) . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 8: ) Beschlussempfehlung des Rechtsaus- schusses: Übersicht 7 über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfas- sungsgericht (Drucksache 15/3334) . . . . . . . . . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses zu der Streitsache vor dem Bundesverfassungsgericht 2 BvR 412/04 (Drucksache 15/3341) . . . . . . . . . . . . . . . 10364 D 10365 A 10365 B 10365 C 10365 D 10366 B 10366 C 10366 C IV Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 114. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 Tagesordnungspunkt 5: Bericht des Petitionsausschusses: Bitten und Beschwerden an den Deutschen Bundes- tag – Die Tätigkeit des Petitionsausschusses des Deutschen Bundestages im Jahr 2003 (Drucksache 15/3150) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Karlheinz Guttmacher (FDP) . . . . . . . . . . Gabriele Lösekrug-Möller (SPD) . . . . . . . . . . Günter Baumann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Josef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Josef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Marlene Rupprecht (Tuchenbach) (SPD) . . . . Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Gero Storjohann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Gabriele Lösekrug-Möller (SPD) . . . . . . . . . . Gero Storjohann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Swen Schulz (Spandau) (SPD) . . . . . . . . . . . . Andreas Scheuer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Vera Dominke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 6: Beratung der Großen Anfrage der Abgeordne- ten Dietrich Austermann, Steffen Kampeter, Bernhard Kaster, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Öffentlichkeits- arbeit der Bundesregierung (Drucksachen 15/1960, 15/2912) . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 9: Antrag der Abgeordneten Dietrich Austermann, Steffen Kampeter, Bernhard Kaster, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der CDU/CSU: Ausweitung der Öffent- lichkeitsarbeit der Bundesregierung in Zei- ten knapper Kassen (Drucksache 15/3311) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bernhard Kaster (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Gerhard Rübenkönig (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Bernhard Kaster (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Gerhard Rübenkönig (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . F D T a b R U J M G G T A C u F ( 10367 A 10367 A 10368 B 10370 C 10372 C 10374 A 10375 A 10375 C 10375 D 10377 B 10378 B 10379 B 10379 C 10379 D 10381 A 10382 B 10383 A 10383 A 10383 B 10385 B 10387 B 10387 D 10388 A ranziska Eichstädt-Bohlig (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Gesine Lötzsch (fraktionslos) . . . . . . . . . agesordnungspunkt 7: ) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Verbesserung des vorbeugenden Hochwasserschutzes (Drucksachen 15/3168, 15/3214) . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit – zu dem Antrag der Abgeordneten Renate Jäger, Ulrike Mehl, Michael Müller (Düsseldorf), weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der SPD so- wie der Abgeordneten Dr. Reinhard Loske, Volker Beck (Köln), Cornelia Behm, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Den Flüssen mehr Raum geben – Ökologische Hochwasser- vorsorge durch integriertes Flussge- bietsmanagement – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Peter Paziorek, Ulrich Petzold, Dirk Fischer (Hamburg), weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Vorsorgender Hochwasser- schutz im Binnenland – zu dem Antrag der Abgeordneten Birgit Homburger, Angelika Brunkhorst, Hans-Michael Goldmann, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der FDP: Hochwasserschutz – Solidarität erhalten, Eigenverant- wortung stärken (Drucksachen 15/1319, 15/1561, 15/1334, 15/2118) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . enate Jäger (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lrich Petzold (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . ürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . ichael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . ustav Herzog (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . itta Connemann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 8: ntrag der Fraktionen der SPD, der CDU/ SU, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN nd der FDP: Evaluierung des Deutsch- ranzösischen Jugendwerkes Drucksache 15/3326) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10388 D 10390 A 10390 D 10391 A 10391 B 10392 B 10393 D 10394 D 10395 C 10396 B 10398 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 114. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 V Monika Griefahn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Andreas Schockenhoff (CDU/CSU) . . . . . Antje Hermenau (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Dörflinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 9: Antrag der Abgeordneten Hartmut Büttner (Schönebeck), Arnold Vaatz, Wolfgang Bosbach, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Jährliche Debatte zum Stand der Rehabilitierung und Ent- schädigung der Opfer der SED-Diktatur (Drucksache 15/2818) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Maria Michalk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Hans-Joachim Hacker (SPD) . . . . . . . . . . . . . Klaus Haupt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Joachim Hacker (SPD) . . . . . . . . . . . Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Arnold Vaatz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 10: Antrag der Abgeordneten Jörg van Essen, Rainer Funke, Sibylle Laurischk, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Rechtsstaatlichkeit der Telefonüberwa- chung sichern (Drucksache 15/1583) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Funke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hermann Bachmaier (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Zeitlmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Petra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 11: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Deutsche-Welle-Gesetzes (Drucksache 15/3278) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christina Weiss, Staatsministerin BK . . . . Bernd Neumann (Bremen) (CDU/CSU) . . . . Monika Griefahn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . H D Z A ( E F H T F N K S ( H A H U H T G K w C ( T D D P J M T B s s – 10398 A 10399 B 10400 D 10401 C 10402 B 10403 B 10404 C 10404 C 10405 C 10407 A 10407 C 10408 A 10408 D 10410 B 10410 C 10411 C 10413 A 10414 C 10415 D 10416 D 10418 A 10418 A 10418 D 10421 A ans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP) . . . . . . r. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 10: ntrag der Abgeordneten Hans Büttner Ingolstadt), Detlef Dzembritzki, Siegmund hrmann, weiterer Abgeordneter und der raktion der SPD sowie der Abgeordneten ans-Christian Ströbele, Volker Beck (Köln), hilo Hoppe, weiterer Abgeordneter und der raktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- EN: Zum Gedenken an die Opfer des olonialkrieges im damaligen Deutsch- üdwestafrika Drucksache 15/3329) . . . . . . . . . . . . . . . . . . ans Büttner (Ingolstadt) (SPD) . . . . . . . . . . nke Eymer (Lübeck) (CDU/CSU) . . . . . . . . ans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lrich Heinrich (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . artwig Fischer (Göttingen) (CDU/CSU) . . . agesordnungspunkt 13: roße Anfrage der Abgeordneten Julia löckner, Thomas Rachel, Andreas Storm, eiterer Abgeordneter und der Fraktion der DU/CSU: Förderung der Organspende Drucksache 15/2707) . . . . . . . . . . . . . . . . . . homas Rachel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . r. Wolfgang Wodarg (SPD) . . . . . . . . . . . . . etlef Parr (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . etra Selg (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . ulia Klöckner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Wodarg (SPD) . . . . . . . . . . . arion Caspers-Merk, Parl. Staatssekretärin BMGS . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 14: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- chusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswe- en zu dem Antrag der Abgeordneten Karin Rehbock-Zureich, Sören Bartol, Uwe Beckmeyer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeord- neten Albert Schmidt (Ingolstadt), Volker Beck (Köln), Franziska Eichstädt-Bohlig, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Die Bahnreform konsequent weiterfüh- ren 10422 B 10423 A 10424 B 10424 C 10425 D 10426 D 10427 C 10428 B 10429 B 10429 C 10430 C 10431 C 10432 B 10433 C 10434 C 10435 C VI Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 114. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 – zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/ CSU und der FDP: Leitlinien für die Vollendung der Bahnreform (Drucksachen 15/2658, 15/2156, 15/3268) . . Angelika Mertens, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Fischer (Hamburg) (CDU/CSU) . . . . . . Albert Schmidt (Ingolstadt) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Friedrich (Bayreuth) (FDP) . . . . . . . . . Karin Rehbock-Zureich (SPD) . . . . . . . . . . . . Eduard Lintner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 15: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Zweiter Bericht der Bundesrepublik Deutschland gemäß Art. 15 Abs. 1 der Eu- ropäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen (Drucksache 15/3200) . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 11: Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Förde- rung von Regional- und Minderheitenspra- chen in Deutschland (Drucksache 15/3328) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jochen Welt, Beauftragter der Bundes- regierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) . . Peter H. Carstensen (Nordstrand) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainder Steenblock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos) . . . . . . . . . . Karin Evers-Meyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Maria Michalk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Henry Nitzsche (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 16: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Zwei- ten Gesetzes zur Änderung des Zivil- b I T A B w C z G a t ( G D H C W D A T A G A w F ( t S s ( T a 10436 D 10437 A 10438 A 10439 B 10440 C 10441 B 10442 A 10443 B 10443 C 10443 C 10445 B 10446 C 10448 A 10449 A 10499 D 10450 C 10451 C 10453 A 10453 C dienstgesetzes und anderer Vorschriften (Zweites Zivildienstgesetzänderungsge- setz – 2. ZDGÄndG) (Drucksache 15/3279) . . . . . . . . . . . . . . . ) Erste Beratung des von den Abgeordneten Ina Lenke, Klaus Haupt, Daniel Bahr (Münster), weiteren Abgeordneten und der Fraktion der FDP eingebrachten Ent- wurfs eines Zweiten Gesetzes zur Ände- rung des Zivildienstgesetzes (Zweites Zivildienstgesetzänderungsgesetz – 2. ZDGÄndG) (Drucksache 15/2482) . . . . . . . . . . . . . . . na Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 17: ntrag der Abgeordneten Günter Nooke, ernd Neumann (Bremen), Renate Blank, eiterer Abgeordneter und der Fraktion der DU/CSU: Förderung von Gedenkstätten ur Diktaturgeschichte in Deutschland – esamtkonzept für ein würdiges Gedenken ller Opfer der beiden deutschen Dikta- uren Drucksache 15/3048) . . . . . . . . . . . . . . . . . . ünter Nooke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . r. Christina Weiss, Staatsministerin BK . . . ans-Joachim Otto (Frankfurt) (FDP) . . . . . . laudia Roth (Augsburg) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . olfgang Bosbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . r. Gesine Lötzsch (fraktionslos) . . . . . . . . . ngelika Krüger-Leißner (SPD) . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 18: ntrag der Abgeordneten Annette Faße, erold Reichenbach, Gerd Andres, weiterer bgeordneter und der Fraktion der SPD so- ie der Abgeordneten Rainder Steenblock, ranziska Eichstädt-Bohlig, Volker Beck Köln), weiterer Abgeordneter und der Frak- ion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: icherheit vor der deutschen Küste verbes- ern – Küstenwache optimieren Drucksache 15/3322) . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 19: ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Woh- nungswesen – zu dem Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU/CSU, des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN und der FDP: 10454 C 10454 C 10454 D 10455 C 10455 D 10458 D 10460 A 10460 D 10462 C 10462 D 10463 D 10465 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 114. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 VII Wirtschaftliche und organisatori- sche Strukturen der Deutschen Flugsicherung dauerhaft verbessern – zu dem Antrag der Abgeordneten Dirk Fischer (Hamburg), Eduard Oswald, Norbert Königshofen, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Wirtschaftliche und organisa- torische Strukturen der Deutschen Flugsicherung dauerhaft verbessern (Drucksachen 15/2393, 15/1322, 15/2634) b) Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und der FDP: Erträge der Deutschen Flugsi- cherung (DFS) durch das QTE-Lease (US-Cross Border Leasing Transac- tion) vollständig bei der DFS als Eigen- kapital belassen (Drucksache 15/2827) . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 20: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Tourismus – zu dem Antrag der Abgeordneten Brunhilde Irber, Annette Faße, Renate Gradistanac, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Undine Kurth (Quedlin- burg), Rainder Steenblock, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN: Chancen und Poten- ziale des Deutschlandtourismus in der erweiterten Europäischen Union konsequent nutzen – zu dem Antrag der Abgeordneten Jürgen Klimke, Klaus Brähmig, Ernst Hinsken, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Den Tou- rismus stärken – Chancen der EU- Erweiterung nutzen (Drucksachen 15/2980, 15/3192, 15/3347) b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Tourismus zu dem Antrag der Abgeordneten Jürgen Klimke, Klaus Brähmig, Ernst Hinsken, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Unterstützung grenzübergreifender kommunaler Zusammenarbeit im Rah- men der EU-Osterweiterung (Drucksachen 15/1327, 15/3259) . . . . . . . Tagesordnungspunkt 12: a) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über die Ergebnisse ihrer Bemühungen um die Weiterentwicklung der politischen und ökonomischen Gesamtstrategie für die b T a b N B A L A E S m d r l ( A Z – 10465 C 10465 D 10466 A 10466 B Balkanstaaten und ganz Südosteuropa für das Jahr 2003 (Drucksache 15/2464) . . . . . . . . . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Rainer Stinner, Daniel Bahr (Münster), Rainer Brüderle, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Grundsätzliche Neuausrich- tung der EU-Hilfsmaßnahmen für Süd- osteuropa (Drucksachen 15/2424, 15/3333) . . . . . . . agesordnungspunkt 21: ) Antrag der Abgeordneten Dagmar Schmidt (Meschede), Karin Kortmann, Lothar Binding (Heidelberg), weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der SPD so- wie der Abgeordneten Thilo Hoppe, Volker Beck (Köln), Katrin Göring- Eckardt, Krista Sager und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Ent- wicklungspartnerschaften mit der Wirtschaft weiterentwickeln – gemein- sam Armut bekämpfen (Drucksache 15/3327) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Peter Weiß (Emmendingen), Dr. Christian Ruck, Dr. Ralf Brauksiepe, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der CDU/CSU: Men- schen mit Behinderung in Entwick- lungszusammenarbeit einbeziehen (Drucksache 15/2968) . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . erichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 rklärung des Abgeordneten Reinhard chultz (Everswinkel) (SPD) zur Abstim- ung über die Zurückweisung des Einspruchs es Bundesrates gegen das Gesetz zur Siche- ung der nachhaltigen Finanzierungsgrund- agen der gesetzlichen Rentenversicherung 113. Sitzung, Zusatztagesordnungspunkt 2) . nlage 3 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung: Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Än- derung des Zivildienstgesetzes und ande- rer Vorschriften 10466 D 10466 D 10467 B 10467 C 10467 D 10467 B 10469 A 10469 B VIII Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 114. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 – Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Än- derung des Zivildienstgesetzes (Tagesordnungspunkt 16 a und b) Andreas Weigel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andreas Scheuer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Willi Zylajew (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Jutta Dümpe-Krüger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christel Riemann-Hanewinckel, Parl. Staatssekretärin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Sicherheit vor der deutschen Küste verbessern – Küstenwache optimieren (Tagesordnungspunkt 18) Annette Faße (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ole Schröder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Rainder Steenblock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . Angelika Mertens, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . Anlage 5 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Anträge: – Wirtschaftliche und organisatorische Strukturen der Deutschen Flugsicherung dauerhaft verbessern – Erträge der Deutschen Flugsicherung (DFS) durch das QTE-Lease (US-Cross Border Leasing Transaction) vollständig bei der DFS als Eigenkapital belassen (Tagesordnungspunkt 19 a und b) Hans-Günter Bruckmann (SPD) . . . . . . . . . . Norbert Königshofen (CDU/CSU) . . . . . . . . . Eduard Oswald (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Albert Schmidt (Ingolstadt) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Friedrich (Bayreuth) (FDP) . . . . . . . . . Iris Gleicke, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 6 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Beschlussempfehlungen und Berichte: – – – ( B E J U E A Z – – ( D K M D K A Z d – – ( D P T M 10469 C 10470 D 10471 B 10472 A 10472 C 10473 C 10474 B 10475 D 10476 C 10477 B 10477 D 10478 D 10480 B 10481 A 10482 D 10483 B 10483 D Chancen und Potenziale des Deutschland- tourismus in der erweiterten Europäischen Union konsequent nutzen Den Tourismus stärken – Chancen der EU-Erweiterung nutzen Unterstützung grenzübergreifender kom- munaler Zusammenarbeit im Rahmen der EU-Osterweiterung Tagesordnungspunkt 20 a und b) runhilde Irber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . rnst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . ürgen Klimke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . ndine Kurth (Quedlinburg) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rnst Burgbacher (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 7 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung: Bericht der Bundesregierung über die Ergebnisse ihrer Bemühungen um die Weiterentwicklung der politischen und ökonomischen Gesamtstrategie für die Balkanstaaten und ganz Südosteuropa für das Jahr 2003 Beschlussempfehlung und Bericht: Grundsätzliche Neuausrichtung der EU- Hilfsmaßnahmen für Südosteuropa Tagesordnungspunkt 12 a und b) etlef Dzembritzki (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . arl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . ichael Stübgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . r. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . erstin Müller, Staatsministerin AA . . . . . . . . nlage 8 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung er Anträge: Entwicklungspartnerschaften mit der Wirtschaft weiterentwickeln – gemein- sam Armut bekämpfen Menschen mit Behinderung in Entwick- lungszusammenarbeit einbeziehen Tagesordnungspunkt 21 a und b) agmar Schmidt (Meschede) (SPD) . . . . . . . eter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . . hilo Hoppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . arkus Löning (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10484 D 10486 B 10487 D 10488 D 10489 D 10490 C 10491 D 10493 B 10494 A 10494 C 10495 B 10498 A 10499 A 10500 C Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 114. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 10319 (A) ) (B) ) 114. Sitz Berlin, Donnerstag, d Beginn: 9.0
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    Anlage 8 ung ), das endgültige Ergeb- ebene Stimmen: 585; da- Die Reden der Kollegen Detlef Dzembritzki, SPD- zusammenarbeit einbeziehen steuropa , 15/3333 – von und zu Guttenberg Ausschuss für Verbrauchersch Landwirtschaft Ausschuss für Umwelt, Naturs b) Beratung des Antrags Weiß (Emmendingen) Dr. Ralf Brauksiepe, we Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 114. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 10469 (A) ) (B) ) das Gesetz zur Sicherung der nachhaltigen Fi- von Wehrdienst und Zivildienst maßgebend waren, weisung des Einspruchs des Bundesrates gegen Die Gründe, die für eine unterschiedliche Dauer Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der NATO Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Reinhard Schultz (Everswin- kel) (SPD) zur Abstimmung über die Zurück- M A Ü w d M Z d W w t e Z h d G r d s R E v n s s F a D d z Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Grotthaus, Wolfgang SPD 17.06.2004 Hagemann, Klaus SPD 17.06.2004 Hintze, Peter CDU/CSU 17.06.2004 Kopp, Gudrun FDP 17.06.2004 Dr. Küster, Uwe SPD 17.06.2004 Dr. Lamers (Heidelberg), Karl A. CDU/CSU 17.06.2004* Leutheusser- Schnarrenberger, Sabine FDP 17.06.2004 Link (Diepholz), Walter CDU/CSU 17.06.2004 Lips, Patricia CDU/CSU 17.06.2004 Matschie, Christoph SPD 17.06.2004 Nickels, Christa BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.06.2004 Raidel, Hans CDU/CSU 17.06.2004* Dr. Rexrodt, Günter FDP 17.06.2004 Schröder, Gerhard SPD 17.06.2004 Seiffert, Heinz CDU/CSU 17.06.2004 Strothmann, Lena CDU/CSU 17.06.2004 Dr. Struck, Peter SPD 17.06.2004 Dr. Thomae, Dieter FDP 17.06.2004 Wistuba, Engelbert SPD 17.06.2004 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht nanzierungsgrundlagen der gesetzlichen Ren- tenversicherung (113. Sitzung, Zusatztagesordnungspunkt 22) In der Ergebnisliste ist mein Name nicht aufgeführt. ein Votum lautet „Ja“. nlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Ände- rung des Zivilgesetzes in anderen Vorschrif- ten – Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Ände- rung des Zivilgesetzes (Tagesordnungspunkt 16 a und b) Andreas Weigel (SPD): Im Grundgesetz heißt es: Die Dauer des Ersatzdienstes darf die Dauer des Wehrdienstes nicht übersteigen. ber die Auslegung dieses Grundsatzes ist viel gestritten orden. Lange Zeit ging es aber nicht einmal darum, ob er Zivildienst länger dauern sollte; da war sich die ehrheit einig. Es ging nur darum, wie viele Monate der ivildienst länger dauern sollte. Schließlich galt es in en Augen vieler, eine scheinbare Mehrbelastung des ehrdienstes auszugleichen. Das hatte damals auch et- as mit mangelnder Anerkennung des Zivildienstes zu un. Immer klang hier und da mit, Zivis machten es sich infacher, sie mogelten sich am Wehrdienst vorbei. Die ivildienstleistenden mussten sich ihre Anerkennung art erkämpfen oder besser gesagt: hart erarbeiten und as haben sie geschafft. Zivildienstleistende stehen heute mitten in unserer esellschaft. Seit Einführung des Ersatzdienstes haben und 2,5 Millionen Kriegsdienstverweigerer gezeigt, ass sie sehr wohl bereit sind, sich für unsere Gesell- chaft einzusetzen. Die Leistung der Zivis wird heute zu echt von allen Seiten anerkannt. Sie haben durch ihr ngagement ganze Überzeugungsarbeit geleistet. Dafür erdienen die Zivildienstleistenden unseren Respekt. Als im Jahre 1995 im Deutschen Bundestag über ei- en Gesetzesentwurf zur Änderung wehrrechtlicher Vor- chriften gestritten wurde, vorgelegt von der damals chwarz-gelben Bundesregierung, forderte die SPD- raktion eine Angleichung der Dauer des Zivildienstes n den Grundwehrdienst, und das nicht zum ersten Mal. ie Argumentation des entsprechenden Antrages war amals schon schlüssig und ist es heute umso mehr. Ich itiere: 10470 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 114. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 (A) ) (B) ) sind entfallen. Die Tatsache, dass der Ersatzdienst von den Ersatzdienstleistenden großen Einsatz er- fordert, beweist zur Genüge die Ernsthaftigkeit der Gewissenentscheidung. Der Gesetzgeber kann da- her zu einer gleichen zeitlichen Dauer von Grund- wehrdienst und Ersatzdienst zurückkehren, wie sie mit dem Wortlaut von Art. 12 a des Grundgesetzes zu vereinbaren ist. Schon damals hat sich die SPD-Fraktion auf die Vor- gabe des Grundgesetzes berufen und sie tut es heute ge- nauso, mit dem schönen Unterschied, dass heute eine Mehrheit in diesem Hause unseren Standpunkt vertritt. Zudem liefert auch ein Vergleich der Belastungssituation von Wehr- und Zivildienstleistenden so gut wie keine Argumente mehr für eine längere Zivildienstdauer. Über die Jahre hat sogar die FDP die Seiten gewech- selt, wie sie das immer mal wieder gerne zu tun pflegt, und fordert heute in einem, wie sie es nennen, Gesetzes- entwurf die Angleichung der Dienstdauer von Wehr- und Zivildienst. Herzlich willkommen, werte Kollegen! Ihr Gesetzentwurf, den wir hier mit beraten, verzichtet aller- dings auf die Regelungen, die eine Reihe weiterer Vor- teile für die Zivildienstleistenden bringen; Frau Parla- mentarische Staatssekretärin Riemann-Hanewinkel hat diese Neuerungen gerade vorgestellt. Ich finde es bedau- erlich, dass Sie diese Bestimmungen nicht im Zivil- dienstgesetz haben wollen. Sie sind nicht nur vorteilhaft für die jungen Leute, sondern sie schaffen auch Klarheit über eine Reihe von Regelungen, die bisher nur adminis- trativ umgesetzt worden sind. Man sollte den Gesetzent- wurf auch in dieser Hinsicht nicht unterschätzen. Ich möchte noch einen Aspekt erwähnen, der zu Un- recht von mancher Seite kritisiert wurde: die Integration der bisherigen Bildungsseminare in die Einführungslehr- gänge. Damit bekommen wir es endlich hin, dass alle Zi- vildienstleistenden auch wirklich an einem Lehrgang teilnehmen können, dass ihre Arbeit pädagogisch-theo- retisch begleitet wird, dass Möglichkeiten der Reflexion geschaffen werden. Wer dann sagt, mit dem Wegfall der Bildungsseminare geschehe genau das Gegenteil, dem sage ich: Erstens haben diese Seminare nur 5 Prozent der Zivildienstleistenden in Anspruch genommen und zwei- tens besteht weiterhin die Möglichkeit, an Begleitsemi- naren teilzunehmen, und zwar bei anderen Trägern. Viel- leicht wird das Angebot dadurch sogar attraktiver und mehr Zivildienstleistende entscheiden sich für die Teil- nahme an Begleitseminaren. Ohnehin wird über eine Er- weiterung des Bildungsangebotes nachgedacht. Der An- satz heißt: Sozialer Dienst/Dienst an der Gesellschaft als Lerndienst. Es darf nicht nur eine schöne Behauptung sein, dass der Erwerb sozialer Kompetenzen, dass freiwilliges En- gagement in sozialen Diensten, ein sinnvoller Baustein für ein späteres Berufsleben sein kann. Die theoretisch pädagogische Einrahmung dieser Dienste ist dafür grundlegend. Der Bundesrat hat in seiner Stellungnahme den Ent- wurf des 2. Zivildienständerungsgesetzes abgelehnt, und zwar, weil mit der Verkürzung des Zivildienstes zu- nächst zwangsläufig eine Kürzung des Zuschusses für d D K n d E k G k e m d r f s z f c F e g i g g a M t Z p d d s b W k B w T e a k w g t e W p s M g l p – (C (D ie Träger des Freiwilligen Sozialen Jahres einhergeht. as ist in der Tat bedauerlich, aber in dieser direkten onsequenz eben nicht zu vermeiden. – Ich spreche hier atürlich nur von solchen Fällen, in denen nach § 14 c es Zivildienstgesetzes ein Freiwilliges Soziales Jahr als rsatz für einen Zivildienst abgeleistet wird. – Deshalb ann man nicht das ganze Gesetz verwerfen. Ganz im egenteil: Es gilt hier anzuknüpfen und weiter zu den- en; denn es ist durchaus denkbar, diese Einbußen durch ine Stärkung von Freiwilligendiensten an anderer Stelle ehr als wettzumachen. Wie der Bundesrat möchte auch ich anregen, frei wer- ende Finanzmittel aus dem Zivildienst für die Förde- ung und den Ausbau von Freiwilligendiensten zur Ver- ügung zu stellen. Wir müssen die Zukunftsfähigkeit des ozialen Sektors gewährleisten. In der Tat gilt es diesbe- üglich, die Empfehlungen der Kommission „Impulse ür die Zivilgesellschaft“ zu berücksichtigen. Wir brau- hen eine breitere gesellschaftliche Anerkennung von reiwilligendiensten. Dazu bedarf es nicht zuletzt auch iner großzügigeren finanziellen Förderung. Wir wissen aber auch, dass Zivildienst und Freiwilli- endienste kein Ersatz für neu entstehende Arbeitsplätze m sozialen Bereich sein können. Die Herausforderun- en des demographischen Wandels sind auch den Trä- ern der sozialen Dienste bewusst. Hier sucht man nach nderen, nach neuen Lösungen, wie etwa im Bereich der inijobs. Die Verkürzung des Zivildienstes jedenfalls rifft die freien Träger nicht unvorbereitet. Der vorliegendes Gesetzentwurf ist vernünftig. Der ivieldienst wird dem Wehrdienst angemessen ange- asst. Grundlegende oder ernsthafte Einwände gegen ieses Gesetz gibt es nicht. Bringen wir es schnell auf en Weg! Die Zivildienstleistenden haben einen An- pruch darauf. Andreas Scheuer (CDU/CSU): 1998 konnte man eim Regierungsantritt von Rot-Grün erahnen, dass die ehrpflicht unter dieser Regierung wohl keine gute Zu- unft hat. Anlass zur Hoffnung bestand 2003, als die undesregierung offiziell verlautbaren ließ: Derzeit sind eder Dienstzeitverkürzungen noch Änderungen der auglichkeitskriterien geplant. Doch auch diesmal heißt s: Zu früh gefreut! Wieder versucht Rot-Grün mit der ltbekannten Salamitaktik, den Zivildienst bis zur Un- enntlichkeit auszuhöhlen. Die Verkürzung um einen eiteren Monat und die Herabsetzung der Altersober- renze für die Einberufung um ganze zwei Jahre bedeu- et nichts anderes als die scheibchenweise Demontage iner tragenden Säule des Sozialstaats. Mein Kollege illi Zylajew ist darauf schon sehr genau eingegangen. Nach der eher ergebnisoffenen Diskussion zur Dienst- flicht vor einigen Wochen hat sich an der Grundkon- tellation nichts Wesentliches geändert. Wir haben zwei inister, die, wie wir es bei Rot-Grün ja in anderen Fra- en gewohnt sind, widersprüchlich vorgehen: eine Fami- ienministerin, die ganz aktiv die Abschaffung der Wehr- flicht betreibt und durch ihren Bereich Zivildienst gleichsam über die Hintertür – versucht, den Verteidi- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 114. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 10471 (A) ) (B) ) gungsminister vom Kurs des Beibehalts der Wehrpflicht abzubringen. Die Lage ist aber wesentlich angespannter, als die Freude von Rot-Grün am Im-Kreis-Diskutieren vermu- ten lässt: Schon 2003 stellte die Regierung fest, dass die Zahl der Zivildienstleistenden bereits jetzt nicht aus- reicht, um die notwendigen Leistungen im Sozial- und Pflegebereich zu erbringen. Eine Vielzahl von Stellen bleibt schon bei der derzeitigen Gesetzeslage unbesetzt. Wie soll das erst aussehen, wenn sich noch weniger junge Männer und dazu noch kürzer hier engagieren? Zudem rekrutieren die Träger und Wohlfahrtsverbände in hoher Zahl aus dem Zivildienst heraus die später wichtigen ehrenamtlich Tätigen. Angesichts dieser Funktion des Zivildienstes kann man also nicht nur ein- fach innerhalb der neun oder zehn relevanten Monate denken; es geht auch um den Fortbestand des Engage- ments der Bürger im Ehrenamt. Ich möchte hier zu bedenken geben: Bei all den Dis- kussionen müssen wir uns schon im Klaren sein, dass gerade die jungen Menschen zur Mitverantwortung in unserer Gesellschaft animiert werden sollen. Das muss der kleinste gemeinsame Nenner sein. Ein Engagement für Staat und Gesellschaft ist der zentrale Punkt, um Strukturen in unserem Land zu erhalten und zu fördern. Das heißt aber auch, dass der Zivildienst eine starke und leistungsfähige Alternative bleiben muss, damit die jun- gen Menschen in unserem Land etwas Positives für ihre Lebensgestaltung mitnehmen. Die schönen Sonntagsreden zum Ehrenamt nutzen da wenig, meine Damen und Herren von Rot-Grün. Sie müssen sich mit den Verbänden unterhalten, dann erfah- ren Sie auch mal etwas von der Praxis. Da gibt es blanke Angst um die Strukturen vor Ort. Uns von der Union ist klar, dass die Bundesregierung Strukturen in unserem Land zerstören will, die sich bewährt haben. Eines näm- lich sollten wir auf lange Sicht nicht aus den Augen ver- lieren, wenn wir über diesen Gesetzesentwurf abstim- men: Wird der Zivildienst weiter gekürzt, eingeschränkt, in kleinen Schritten geschwächt, dann sind wir bald bei der zentralen Frage angelangt, nämlich bei der Abschaf- fung der Wehrpflicht. Und das will Rot-Grün. Meine Damen und Herren von Rot-Grün, wenn wir dann in der Bredouille sind, für unser Sozialsystem ei- nen Ersatz des Zivildienstes zu finden und diesen zu fi- nanzieren, bin ich auf Ihre Vorschläge und Konzepte sehr gespannt. Legen Sie also die Karten auf den Tisch und führen Sie keine Schattendebatten, die in der Konse- quenz nur auf das eine hinauslaufen: die Abschaffung der Wehrpflicht! Willi Zylajew (CDU/CSU): Der uns zur Beratung vorliegende Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Ände- rung des Zivildienstgesetzes müsste eigentlich einen an- deren Namen tragen. Es müsste „Gesetz zur Aushöhlung des Zivildienstes“ heißen. Denn um nichts anderes geht es in diesem Gesetzentwurf. Im Januar 2003 haben Sie von Rot-Grün mit dem Ers- ten Zivildienstgesetzänderungsgesetz den Bundeszu- s z – l b n h w d u e s v D n S s l m v t n s r t v t g B c z a l a m s e d n d S t s h e z B H d v e d z (C (D chuss pro Zivildienstleistenden von 70 auf 50 Prozent usammengestrichen. Dies hat den zivilen Ersatzdienst eine tragende Säule unserer sozialen Dienste – erheb- ich geschwächt. Unter dem Druck der Wohlfahrtsver- ände haben Sie diese Kürzung auf ein Jahr begrenzt. Damals habe ich mich gefragt, was Rot-Grün wohl och einfallen wird, um den Zivildienst weiter auszu- öhlen und ihn langsam aber sicher abzuschaffen. Nun eiß ich es. Diesmal geht es nicht ans Geld, sondern an ie Dauer des zivilen Ersatzdienstes und an die Befrei- ngstatbestände. Das höhlt den Zivildienst mindestens benso nachhaltig aus wie die Kürzung des Bundeszu- chusses. Mit dem vorliegenden Gesetz soll die Dauer des Zi- ildienstes von zehn auf neun Monate verkürzt werden. ies macht eine sinnvolle Gestaltung des Zivildienstes ahezu unmöglich. Vor allem ältere Menschen oder chwerstbehinderte, die individuell betreut werden müs- en, werden darunter zu leiden haben. Der Zeitraum, in dem ein Zivildienstleistender wirk- ich seinen Dienst an der Gesellschaft leistet, wird im- er kürzer. De facto bliebe bei einem 9-monatigen Zi- ildienst nur noch ein gutes halbes Jahr für die atsächliche Arbeit in den Einrichtungen. Eine Woche immt der staatspolitische Einführungslehrgang in An- pruch, zwei Wochen sind für die fachlichen Einfüh- ungslehrgänge anzusetzen. Hinzu kommt eine mindes- ens zweiwöchige, bei Pflege- und Betreuungsdiensten ierwöchige Einweisung in der Einrichtung hinzu. Na- ürlich muss auch noch der rund dreiwöchige Urlaub ab- ezogen werden. Von Krankheitstagen und vorzeitiger eendigung des Zivildienstes will ich gar nicht erst spre- hen. Dieser kurze Zeitraum schadet allen Beteiligten: den u Betreuenden, die sich in immer kürzeren Abständen uf neue Menschen einstellen müssen, den Zivildienst- eistenden, die immer weniger anspruchsvolle und ver- ntwortungsvolle Tätigkeiten ausüben können. Damit, eine Damen und Herren von Rot-Grün, widersprechen ie sich selber. Angesichts dieser Kürzung kann man von inem „sozialen Lerndienst“, den sie immer wieder for- ern, gar nicht mehr sprechen. Schließlich wird der fi- anzielle und organisatorische Aufwand für die Zivil- ienststräger immer größer. Ich glaube, es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die pitzen der Wohlfahrtsverbände angesichts dieser erneu- en Kürzung, die bestimmt nicht die letzte ist, ihren Aus- tieg aus dem Zivildienst verkünden. Aber vielleicht offt die Bundesregierung ja gerade darauf. Vielleicht ist s die Taktik von Rot-Grün, den Zivildienst solange aus- uhöhlen, bis die Zivildienstträger abspringen und die undesregierung bei dieser sozialen Demontage ihre ände in Unschuld waschen kann. Danach werden sie ann vermutlich auch noch behaupten, sie hätten den Zi- ildienst ja erhalten wollen, nur die bösen Verbände ben nicht. Vielleicht geht es der Bundesregierung aber auch nur arum, die nicht vorhandene Wehrgerechtigkeit „schön- urechnen“. Die Wehrungerechtigkeit wird aber keinen 10472 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 114. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 (A) ) (B) ) Deut besser, wenn die Heranziehungsgrenze vom 25. auf das 23. Lebensjahr herabgesetzt wird und zum Beispiel verheiratete Wehrpflichtige befreit werden oder Wehr- pflichtige zurückgestellt werden, die im Beamtenver- hältnis ausgebildet werden. Ganz im Gegenteil! Selten bedacht wird vor allem die Signalwirkung die- ser Politik auf junge Menschen. Angesichts der Willkür, mit der im Zivildienst herumgefuhrwerkt wird, ist es doch kein Wunder, dass junge Menschen immer weniger einen Sinn im Zivildienst sehen und ihren Dienst ohne Freude ableisten! Das Aushöhlen der Wehrpflicht und des zivilen Er- satzdienstes durch die Bundesregierung muss ein Ende haben. Legen Sie endlich ein mittel- und langfristig trag- fähiges Konzept für den Zivildienst vor! Jutta Dümpe-Krüger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Mit dem Entwurf eines zweiten Gesetzes zur Än- derung des Zivildienstgesetzes machen wir endlich Schluss mit einer großen Ungleichbehandlung. Denn wichtigster Bestandteil dieses Gesetzes ist, dass der Zi- vildienst auf neun Monate verkürzt und damit dem Wehrdienst angeglichen wird. Grüne haben lange dafür gestritten, dass diejenigen, die ihren Dienst aus Gewis- sensgründen nicht mit Waffen leisten, nicht schlechter gestellt sein dürfen als diejenigen, die das tun. Deshalb sage ich: Der Tag der Einbringung dieses Gesetzes ist ein guter Tag für Rot-Grün. Und es ist auch ein guter Tag für alle Zivildienstleistenden. Mit diesem wichtigen Schritt in die richtige Richtung wird übrigens auch ein Vorschlag der Kommission „Im- pulse für die Zivilgesellschaft“ umgesetzt – im Konsens und sehr zeitnah. Das erscheint mir besonders wichtig, weil wir in der Debatte um die Zukunft von Wehr- und Zivildienst natürlich ganz viele Menschen „mitnehmen“ müssen, auch solche, die sich heute immer noch nicht vorstellen können, dass beides Auslaufmodelle sind. Eines sage ich an dieser Stelle ganz deutlich: Es wird keinen Sinn machen, die Dauer von Wehr- und Zivil- dienst noch weiter abzusenken. Wir sind an dem Punkt angekommen, uns mit der Abschaffung aller Zwangs- dienste auseinander setzen zu müssen. Die Zukunft ge- hört den Freiwilligendiensten! Mit dem Zivildienständerungsgesetz wird die Lebens- planung für junge Männer wesentlich vereinfacht. Sie müssen nicht mehr bis zum 25. Lebensjahr damit rech- nen, eingezogen zu werden. Denn künftig gilt: Zivil- dienstpflichtige werden nur noch bis zur Vollendung des 23. Lebensjahres einberufen. Ich halte das für einen ganz wichtigen Aspekt. Denn in einer Zeit, in der von jungen Menschen verlangt wird, flexibel zu sein und ihre Schul-, Bildungs- und Ausbildungszeiten immer zügiger zu durchlaufen, kann über ihren Köpfen nicht länger als unbedingt nötig das Damoklesschwert „Zwangsdienst“ schweben. In Zeiten, wo jeder junge Mensch froh ist, einen Job bekommen zu haben, ist es außerdem überaus positiv, dass ein weiterer Rückstellungsgrund geschaffen wurde: Wer die allgemeine Hochschul- oder Fachhoch- schulreife in der Tasche hat, als Kriegsdienstverweigerer anerkannt wird und eine betriebliche Ausbildung macht, d d B d g l S l u t w s w t K d w d s n 2 e t F Z u g S l B k b w d t h d D d r d s R d Z z u Z n f u g (C (D er kann ebenfalls vom Zivildienst zurückgestellt wer- en. Im vorliegenden Gesetz sind weitere Tatbestände zur efreiung vom Zivildienst erheblich ausgeweitet wor- en: Befreit werden können Verheiratete oder eingetra- ene Lebenspartner. Befreit werden kann auch, wer al- ein erziehend oder gemeinsam für ein Kind als orgeberechtigter verantwortlich ist. Ein Zurückstel- ungsgrund ist jetzt auch die Anerkennung zum Erhalt nd zur Fortführung eines eigenen oder elterlichen Be- riebes. Bisher war das nur auf den Bereich von land- irtschaftlichen oder gewerblichen Betrieben be- chränkt. Auch die so genannte „Dritte-Söhne-Regelung“ ist er- eitert worden. Sie gilt demnächst auch für Wehrpflich- ige, deren zwei ältere Brüder Dienst im Zivil- oder atastrophenschutz, im Entwicklungsdienst, einem „an- eren Dienst im Ausland“ nach § 14 b oder einen Frei- illigendienst nach § 14 c geleistet haben. Bisher galt as nur für den Bereich des Wehr- und Zivildienstes. Po- itiv ist auch die Neuregelung für das freiwillige Jahr ach § 14 c, die Urlaubsregelung anzupassen und statt 4 Tage 26 Tage im Jahr Urlaub zu gewähren. Insgesamt bleibt festzustellen, dass der Gesetzentwurf in guter Schritt in die richtige Richtung ist. Christel Riemann-Hanewinckel, Parl. Staatssekre- ärin bei der Bundesministerin für Familie, Senioren, rauen und Jugend: Die Kommission „Impulse für die ivilgesellschaft – Perspektiven für Freiwilligendienste nd Zivildienste in Deutschland“ wurde im Mai vergan- enen Jahres von Frau Bundesministerin Renate chmidt eingesetzt und hat am 15. Januar 2004 Empfeh- ungen vorgelegt. Diese Empfehlungen wurden unter eteiligung der Länder Hessen und Rheinland-Pfalz, der ommunalen Spitzenverbände und der Wohlfahrtsver- ände im Konsens getroffen. Eine der Empfehlungen ar, die Dauer des Zivildienstes an die des Grundwehr- ienstes anzupassen. Dies wurde auch von der parlamen- arischen Begleitgruppe der Impulse-Kommission mehr- eitlich gefordert. Es entspricht ebenso einer Forderung es Bundesrates, „dass die Dauer des Zivildienstes die auer des Grundwehrdienstes nicht überschreiten darf.“ Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf verkürzen wir en Zivildienst von zehn auf neun Monate. Die Bundes- egierung folgt mit dem Entwurf für ein Zweites Zivil- ienständerungsgesetz den Vorschlägen vieler gesell- chaftlicher Gruppen. Der Gesetzentwurf weist eine eihe weiterer Veränderungen und Verbesserungen für ie betroffenen jungen Grundwehrdienstpflichtigen und ivildienstpflichtigen auf: Wir senken die Regelaltersgrenze für die Einberufung ur Bundeswehr und die Heranziehung zum Zivildienst m zwei Jahre auf 23 Jahre; Wehrdienstpflichtige und ivildienstpflichtige werden in Zukunft in der Regel nur och bis zur Vollendung des 23. Lebensjahres einberu- en. Das bedeutet: Sicherheit für die persönliche Lebens- nd Berufsplanung der jungen Leute. Von vielen Arbeit- eberinnen und Arbeitgebern wird bei der Einstellung Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 114. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 10473 (A) ) (B) ) die Ableistung des Wehrdienstes oder des Zivildienstes vorausgesetzt. Dem tragen wir Rechnung. Die Wehr- pflichtigen werden also in Zukunft ab dem 23. Lebens- jahr ihre Ausbildung ohne Ungewissheiten über den He- ranziehungszeitpunkt planen können bzw. sie stehen ab dem 23. Lebensjahr dem Arbeitsmarkt uneingeschränkt zur Verfügung. Nach § 11 Abs. 4 Nr. 3 wird nach geltendem Recht auf Antrag zurückgestellt, wer einen Ausbildungsab- schnitt „bereits weitgehend“ absolviert hat. In Recht- sprechung und Praxis steht seit langem fest, dass dies nach einem Drittel der Ausbildung der Fall ist. Dies soll jetzt der Klarheit halber ins Gesetz hineingeschrieben werden. Die Dritte-Söhne-Regelung wird ergänzt. Bisher war es Aufgabe dieser Regelung zu verhindern, dass eine Fa- milie durch die Wehrpflicht im besonderen Maße belas- tet wurde. Deshalb sollten dritte Brüder, deren zwei Ge- schwister Wehrdienst oder Zivildienst geleistet hatten, nicht mehr herangezogen werden. In Zukunft gilt dies auch für ältere Brüder, die Dienst im Zivilschutz oder Katastrophenschutz, einen anderen Dienst im Ausland oder ein freiwilliges Jahr nach § 14 c des Zivildienstge- setzes absolviert haben. Wer verheiratet ist, eine eingetragene Lebenspartner- schaft eingegangen ist oder die elterliche Sorge gemein- sam oder als Alleinerziehende ausübt, wird in Zukunft ebenfalls auf Antrag befreit. Denn wer vor Vollendung des 23. Lebensjahres – also bis zum Erreichen der Regelaltersgrenze – eine solch weit reichende persönli- che Bindung eingeht, soll nicht durch Wehrdienst oder Zivildienst zusätzlichen Belastungen ausgesetzt werden und Gefahr laufen, dass er an diesen Aufgaben scheitert. In Zukunft werden die bisherigen Seminare nach § 36 a Zivildienstgesetz in die Lehrgänge nach § 25 a Zi- vildienstgesetz integriert. Diese Lehrgänge werden so strukturiert, dass sie die Einführung aller Zivildienstleis- tenden ermöglichen. Das hat zur Folge, dass sämtliche Zivildienstleistende eine Woche in politischer Bildung unterwiesen werden. Trotzdem müssen Zivildienstleis- tende nicht auf den Besuch von Seminaren verzichten, die den Anforderungen nach § 36 a ZDG entsprechen. Von Verbänden angebotene Seminare können weiterhin besucht werden. Im Bereich des § 14 c des Zivildienstgesetzes wird der Urlaubsanspruch von 24 Tagen auf 26 Tage herauf- gesetzt. Dies entspricht dem Urlaubsanspruch der Teil- nehmerinnen und Teilnehmer am FSJ/FÖJ bzw. der Wehrdienst- oder Zivildienstpflichtigen. Da sich die Kosten für eine Zivildienstleistung aufgrund der einmo- natigen Zivildienstverkürzung verringern, wird der der- zeitige Zuschuss vom Bund an die Träger von FSJ/FÖJ von höchstens 421,50 Euro je Monat auf 363,80 Euro pro Monat abgesenkt. Hier gibt es Übergangsregelun- gen. Der vorliegende Gesetzentwurf gestaltet den gesell- schaftlichen Wandel mit. Wir schreiben die Entschei- dung fort, dass den Trägern ein Zuschuss gewährt wird, wenn ein anerkannter Kriegsdienstverweigerer ein frei- w 3 D I w d D w s A r h s v e u G n H g b l e d r z o b k o k ä K r s h d z S S s f s d s k (C (D illiges Jahr statt des Zivildienstes ableistet. Über 000 Freiwillige leisten allein in diesem Jahr ihren ienst in den anerkannten Einrichtungen. Das macht das nteresse der jungen Menschen und damit den Bedarf an eiteren Plätzen in FSJ und FÖJ deutlich. Wir werden aher die freiwilligen Jahre weiterhin sehr stark fördern. as Zweite Zivildienständerungsgesetz enthält dazu ichtige Bausteine. Ich bitte Sie daher um Ihre Unter- tützung in der parlamentarischen Beratung. nlage 4 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Antrags: Sicherheit vor der deutschen Küste verbessern – Küstenwache op- timieren (Tagesordnungspunkt 18) Annette Faße (SPD): Ein Öltanker wird von Terro- isten mit Sprengstoff beladen und treibt auf Wilhelms- aven oder eine andere deutsche Hafenstadt zu – so oder o ähnlich könnte man sich einen Terroranschlag zu See orstellen. Wir lernen heutzutage den Terrorismus als ine neue Form der Gefahr kennen. Neue Erkenntnisse nd neue Lösungen sind dringend notwendig, um dieser efahr zu begegnen. Hierin sind wir uns sicher alle ei- ig. Seit dem 1. Januar 2003 haben wir in Cuxhaven das avariekommando aufgebaut. Ein wichtiger und richti- er Schritt zur Abwehr einer großen Schadenslage. In eispielhafter Kooperation zwischen dem Bund und al- en fünf Küstenländern haben wir in anderthalb Jahren ine Einrichtung geschaffen, die ein einheitliches und amit effektives Unfallmanagement bei schweren Hava- ien gewährleistet und beispielhaft in Europa ist, und war unter Ausschöpfung des rechtlichen Spielraumes, hne Änderung der grundgesetzlich garantierten Aufga- enverteilung zwischen Bund und Küstenländern. Jeder ann sich vor Ort über die geleistete Arbeit informieren; ptimieren wird man sie weiterhin, zum Beispiel nach leinen und großen Übungen. Es besteht keine Notwendigkeit, das Grundgesetz zu ndern: weder für das Havariekommando noch für die üstenwache, für Havarien weder noch für denkbare ter- oristische Angriffe auf oder von See. Eine Rechtsper- önlichkeit ist nicht notwendig. Teilweise müssen sehr unterschiedliche Aufgaben mit och spezialisierten Schiffen und Personal erledigt wer- en. Denken Sie dabei nur an die Wartung der See- eichen – eine Routineaufgabe der Wasser- und chifffahrtsverwaltung. Oder an die grenzpolizeiliche icherung – eine originäre Aufgabe des Bundesgrenz- chutzes. Oder an die Kontrollen zur Einhaltung der Be- ischungsraten – eine der Hauptaufgaben der Fischerei- chutzboote. Eine neue nationale Behörde – wie von Ihnen gefor- ert – würde hier mehr neue Probleme schaffen, als be- tehende Probleme lösen: Die Einrichtung einer Bundes- üstenwache nach Ihren Vorstellungen würde bewährte 10474 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 114. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 (A) ) (B) ) Strukturen und Ressorts aufbrechen – und das nur, damit neue Strukturen und Ressorts mit denselben Aufgaben und denselben Zuständigkeiten wieder aufgebaut wer- den. Der heutige Koordinierungsverbund Küstenwache, auf den Sie, meine Damen und Herren der Opposition, zu Ihrer Regierungszeit sehr stolz waren, hat sich im Kern bewährt. Die Zusammenarbeit zwischen dem Ko- ordinierungsverbund Küstenwache und dem Havarie- kommando funktioniert. Dennoch gilt es, neuen Anforderungen gerecht zu werden. Wir wollen eine Küstenwache. Wir wollen Havariekommando, Küstenwache und Point of Contact unter einem Dach. Die Minister haben sich für den Standort Cuxhaven entschieden, was ich persönlich na- türlich sehr begrüße. Es gilt, bestehende Strukturen zu überprüfen und Synergieeffekte zu nutzen: Wasser- schutzpolizeien und andere Landesbehörden werden weiterhin in einem neuen Küstenwachezentrum betei- ligten. Wir werden behördenübergreifende Organisa- tions- und Weisungsstrukturen, insbesondere für den Ernstfall, schaffen. Die Zusammenarbeit der verschiede- nen Bundes- und Landesbehörden muss einheitlich koor- diniert werden. Es wird ein rasch einsatzfähiges Lage- und Einsatzzentrum für Nord- und Ostsee unter einem Dach geschaffen. Dabei ist eins klar: Den von der CDU/CSU heraufbe- schworenen Kompetenzwirrwarr im Falle einer terroris- tischen Bedrohung wird es in der Realität nicht geben. Ein solcher Ernstfall, von dem wir natürlich hoffen, dass er niemals eintreten wird, löst eine polizeiliche Sonder- lage mit entsprechend klaren Strukturen und Zuständig- keiten aus. Jedes zuständige Ressort erhält umfassende Kompetenzen und Weisungsbefugnisse. Auf dem Land sprechen Sie auch nicht von Kompetenzwirrwarr. – Hier gibt es ebenfalls je nach Gefahrenlage und Situation un- terschiedliche Zuständigkeiten. Der Bundesgrenzschutz kooperiert mit der Polizei der verschiedenen Bundeslän- der und dem Zoll – und keiner würde ernsthaft behaup- ten, dass es dort Unklarheiten über die Aufgabenvertei- lung gibt. Der Föderalismus, meine Damen und Herren, hat sich im Bereich der Gefahrenabwehr bewährt. Er ist fester Bestandteil unseres Grundgesetzes und unserer Gesell- schaft. Er verhindert durch die örtliche Verteilung und die Verschränkung von Kompetenzen auf verschiedene Institutionen und Personen, dass sich zu viel Macht in ei- ner Hand zusammenfindet. Aus diesem Grund ist unser Ziel: die optimale Koordinierung der vorhandenen Strukturen in Abstimmung mit den Bundesländern, im Alltagsbetrieb und im Ernstfall – und nicht die Zentrali- sierung von Kompetenzbereichen. Meine verehrten Damen und Herren, nun gilt es, die vorhandenen Kräfte zu bündeln. Lassen Sie uns Bewähr- tes optimieren, damit die neue Küstenwache, eine schlagkräftige Antwort auf mögliche neue Gefahren wird. Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU): Grund- sätzlich begrüßen wir Ihr Bemühen um mehr Sicherheit vor der deutschen Küste; das ist keine Frage. Keine F t d u i d g t S a e J 6 n f H z p z z k t c v h b u s d d F n d r l H d d d s b t i u t d w d t d d d N t a (C (D rage ist auch, dass das Havariekommando eine wich- ige Teilfunktionalität der Maritimen Notfallvorsorge arstellt. Ob das allerdings ausreicht, um im Ernstfall wirklich mfassend zu reagieren, scheint die Regierungskoalition n ihrem Antrag selbst anzuzweifeln. Nur so ist die For- erung nach einer schnelleren, effektiveren und kosten- ünstigeren Zusammenarbeit in dem vorliegenden An- rag zu erklären. Ihre Zweifel sind berechtigt. Durch die derzeitige truktur der maritimen Überwachungs- und Vollzugs- ufgaben ist auch das Havariekommando nur bedingt insatzfähig. Deutlich wurde dies im Dezember letzten ahres, als der Frachter „Andinet“ drei Container und 3 Fässer mit hochgiftigem Holzschutzmittel vor der iederländischen Küste verlor. Als die Fässer an den ost- riesischen Inseln zu stranden drohten, fühlte sich das avariekommando – so der damaligen Berichterstattung u entnehmen – zunächst nicht zuständig. Eine katastro- hale Informationspolitik hat die Bevölkerung vor Ort usätzlich beunruhigt. Die notwendige Zusammenarbeit wischen den regionaler Behörden und dem Havarie- ommando hat es anscheinend nicht gegeben. Die Fässer reiben noch immer im Meer; die Suche wurde abgebro- hen. Damit ist die erste Bewährungsprobe für das Ha- ariekommando beinahe selbst zur Havarie geworden. Die anhaltende Abwehrhaltung gegenüber einer ein- eitlichen Küstenwache ist für uns nicht nachvollzieh- ar. Denn im Ziel sind wir uns einig: Wir brauchen einen mfassenden Seesicherheits-, nicht nur einen Küsten- chutz, professionell und kostengünstig. Dafür müssen ie rechtlichen Voraussetzungen jetzt geschaffen wer- en. Alle im Koalitionsantrag aufgeführten – richtigen – orderungen lassen sich durch die Schaffung einer natio- alen Küstenwache auf Anhieb verwirklichen. Doch ist er Antrag lediglich ein weiterer Schritt zur „Koordinie- ung der Koordination“, anstatt endlich einem ganzheit- ichen Lösungsansatz zu folgen und die Kräfte in einer and, mit einheitlicher nationalen Küstenwache nach em möglichen Beispiel der US Coast Guard, zu bün- eln. Durch den Antrag wird das Hauptproblem, nämlich as Nebeneinander von vier verschiedenen Bundesres- orts und 16 Dienststellen auf dem Wasser, nicht beho- en. Es wird lediglich Flickschusterei betrieben. Auch nach einer Optimierung der bestehenden Struk- uren des Koordinierungsverbundes Küstenwache bleibt mmer noch erheblicher Abstimmungsbedarf. Der von ns geforderte Einsatz der Bundesmarine gegen terroris- ische Angriffe wird immer wieder mit dem Verweis auf ie Amtshilfe bzw. das Seerechtsübereinkommen abge- iesen. Der Abstimmungsbedarf im Notfall nimmt da- urch allerdings nicht ab, sondern zu. Der Einsatz der Bundesmarine muss auf eine eindeu- ige und gesicherte Rechtsgrundlage gestellt werden, enn im Ernstfall können BGS und Bundesmarine nicht irekt angefordert werden. Die Ankündigung von Bun- esverkehrsminister Peter Struck in den „Lübecker achrichten“, der offensichtlich unseren Antrag sorgfäl- ig gelesen und verstanden hat, die Bundeswehr jetzt uch zur Bekämpfung von Terrorgefahren auf See ein- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 114. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 10475 (A) ) (B) ) setzen zu wollen, begrüßen wir; denn damit erfüllt die Bundesregierung ein seit langem gefordertes Anliegen der Unionsparteien. Um diese Entscheidung auf eine ge- sicherte Rechtsgrundlage zu stellen, muss die Bundesre- gierung jetzt wie bei der Luftsicherheit für eine Ände- rung des Grundgesetzes sorgen. Ein Staatsvertrag ist nur die zweitbeste Lösung. Er ermöglicht einen Interpreta- tionsspielraum und damit neue Irritationen. Das in der Vereinbarung fehlende Durchgriffsrecht ist ein Beispiel dafür. Schon jetzt sind die zahlreichen Verträge und Verein- barungen zwischen dem Koordinierungsverbund Küs- tenwache und dem Havariekommando selbst für Fach- leute kaum durchschaubar. Dies führt zwangsläufig zu erheblichen Koordinierungs- und Effizienzverlusten, ab- gesehen davon, dass in der Sicherheitspraxis alle alten Mängel bleiben. Die kompetenten Kräfte vor Ort benöti- gen eine einheitliche Grundlage für das gefahrvolle Han- deln. Der Antrag der Regierungsfraktionen wird hier leider keine wesentliche Abhilfe schaffen. Fakt ist: Es besteht ein Behördendurcheinander und das wird auch durch weitere Optimierungsversuche nicht wesentlich besser. Unsere Forderung lautet deshalb nach wie vor: Wir brauchen eine nationale Küstenwache mit monokrati- scher Führungsstruktur, in der alle schwimmenden Ein- heiten von Bund und Ländern straff zusammengefasst sind. Wir sind uns in dieser Frage nicht nur mit der CDU-Landtagsfraktion in Kiel einig, sondern mit allen Fraktionen des Landtages Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Für eine deutsche Küstenwache zu sein ist kein tages- politischer Populismus, sondern eine Forderung, die wir seit fünf Jahren erheben und die sich auch aus Erfahrun- gen der Havarien der „Pallas“ und einiger Beinahe-Ha- varien der Vergangenheit ergibt, eine Forderung, wie sie sehr sachkundig und verdienstvoll auch von Hans von Wecheln von der Schutzgemeinschaft Deutsche Nord- seeküste vertreten wird. Wir begrüßen die Schaffung eines Küstenwach- zentrums für Nord- und Ostsee. Das ist die Grundlage für eine deutsche Küstenwache. Allerdings bedauern wir die einseitige und unabgestimmte Vorankündigung des Bundesinnenministers und des Bundesverkehrsminis- ters, Cuxhaven zum Standort des neuen Zentrums zu be- nennen. Die voreilige Festlegung nimmt keine Rücksicht auf die vorherrschende gute Infrastruktur am Standort Neustadt. Hier darf das letzte Wort noch nicht gespro- chen sein. Was bei dem bisherigen Konzept auch fehlt, ist eine Zuordnung der Seesicherheitskräfte der Küstenländer. Sie haben bisher einen verantwortungsbewussten Dienst erwiesen und dürfen jetzt nicht in die Ecke gestellt wer- den. Das gilt auch für den BGS. Nach wie vor sind wir von der CDU/CSU-Bundes- tagsfraktion der Auffassung, dass wir eine nationale Küstenwache brauchen, weil nur dann im Notfall Ver- antwortung und Führung in einer Hand liegen und ein Einsatz reibungslos erfolgen kann, weil nur so Material u n n V d n e t te v B n m g B D e s r e D k w c z O d n A t S a s b i d z A w S h i p n s a n S t G J (C (D nd Ausbildung gemeinsam bereitgestellt und durch Sy- ergieeffekte Kosten eingespart werden können, weil ur so hohe einheitliche Standards in der Qualität der ollzugskräfte gewährleistet werden können, weil nur ann Doppelarbeit sowohl im Vollzug als auch im admi- istrativen Bereich vermieden werden kann und weil nur ine bundesweite Finanzierung eine gerechte Lastenver- eilung gewährleistet. Ein zweiter Schritt – nach der Schaffung eines Küs- nwachenzentrums – ist, das Nebeneinander von vier erschiedenen Bundesressorts endlich zu beenden. Alle undesvollzugsaufgaben auf See müssen in einem eige- en Amt oder dem kompetentesten Ministerium zusam- engefasst werden. Ein letzter Schritt ist die Übertra- ung aller Landeskompetenzen auf See auf den Bund bei erücksichtigung der gewachsenen Länderstrukturen. afür ist eine Änderung des Grundgesetzes notwendig. Auch auf europäischer Ebene wird das Thema einer uropäischen Küstenwache weiter auf der Tagesordnung tehen. Deutschland muss sich jetzt zügig darauf vorbe- eiten. Brüssel muss wissen, ob und wann es mit einem inheitlichen Konzept der deutschen Seite rechnen kann. ie EU erwartet einen Ansprechpartner. Die ständigen Optimierungsversuche sind langfristig eine Lösung. Um eine nationale deutsche Küstenwache erden wir langfristig nicht herumkommen. Für die Si- herheit der Menschen auf See und an der Küste und um Schutz der einzigartigen Ökosysteme in Nord- und stsee benötigen wir jetzt eine nationale Küstenwache. Dr. Ole Schröder (CDU/CSU): Sechs Monate nach em Antrag der CDU/CSU-Fraktion zur Schaffung einer ationalen Küstenwache debattieren wir heute über den ntrag von SPD und Grünen zur Optimierung der Küs- enwache – sechs Monate wertvolle Zeit, die wir im inne des gemeinsamen Wunsches nach mehr Sicherheit uf deutschen Meeren besser hätten nutzen können, echs Monate, in denen wir den Antrag der CDU/CSU eraten und umsetzen hätten können. Doch besser spät als nie – aus diesem Grund begrüße ch den Antrag von der SPD und von den Grünen aus- rücklich. Er zeigt, dass sich inzwischen auch bei Ihnen umindest ein Problembewusstsein entwickelt hat. Wo liegen die Gemeinsamkeiten des vorliegenden ntrages mit dem der CDU/CSU? Zu begrüßen ist, dass ir uns darüber einig sind, dass für eine größtmögliche icherheit auf Nord- und Ostsee ein schnelles einsatzfä- iges Management für alle Gefahrenlagen erforderlich st, dass die aktuellen Strukturen aus Effizienzgesichts- unkten nicht optimal sind, und dass es daher einer euen, effektiven Küstenwache mit einem zentralen Ein- atzzentrum bedarf. Ich halte fest: Wir wünschen uns alle mehr Sicherheit uf See und erkennen, dass die gegebenen Strukturen icht optimal sind. Wo liegen die Defizite der bisherigen trukturen? Wir kennen alle die absurde Anzahl beteilig- er Bundes- und Landesministerien und Behörden bei der ewährleistung der Sicherheit auf See. Seit den 50er- ahren wird nunmehr versucht, diese unterschiedlichen 10476 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 114. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 (A) ) (B) ) Kompetenzen durch immer weitere Kooperationsverein- barungen zu koordinieren. Mittlerweile gibt es 25 Ver- träge! Das Ergebnis ist ein Nebeneinander von Einheiten und Zuständigkeiten, das mittlerweile selbst von Exper- ten kaum noch überblickt werden kann. Genau diese ineffizienten Strukturen planen die Kol- legen von der SPD und den Grünen jetzt fortzuschrei- ben. Ihr Antrag sieht keinerlei wesentliche strukturellen Änderungen vor. Im Gegenteil, sie planen ein weiteres Kapitel der unendlichen Koordinierungsgeschichte, sie planen die Fortsetzung des institutionellen Chaos. In welchen Bereichen leidet die Sicherheit auf unse- ren Meeren unter der fehlerhaften Organisationsstruk- tur? Betrachten wir zunächst die Abwehr von Gefahren durch Terror und organisierte Kriminalität. Hier ist oft- mals Zeit ein besonders kritischer Faktor; es zählen mit- unter Stunden oder sogar Minuten. Für diese Aufgabe verfügen BGS und die WSP über bestens ausgebildetes Personal. Dazu existieren gut ausgestattete Boote. Auch auf die Marine können wir im Bereich der Terrorismus- abwehr nicht verzichten. Doch für einen effizienten und schnellen Einsatz von Mann und Material benötigen wir klare Befehlsstrukturen mit eindeutigen Handlungsbe- fugnissen. Genau diese sind jedoch nicht vorhanden. Zeit raubende Koordinierung unterschiedlicher Behör- den kann hier über Erfolg und Misserfolg entscheiden. Wie ist es um die Abwehr von Gefahren durch Hava- rien bestellt? Hier sind wir besser aufgestellt. 2003 ist mit dem Havariekommando eine Organisationsstruktur bei komplexen Schadenslagen geschaffen worden, die gegenüber der vorherigen Situation eine eindeutige Ver- besserung darstellt. Es muss jedoch auch klar gesagt werden: Die gute Arbeit verdanken wir dem motivierten und engagierten Leiter des Havariekommandos sowie dem gesamten Personal. Die gute Arbeit wird hier nicht aufgrund, sondern trotz der bestehenden Organisations- struktur erbracht: Klare Befehlsstrukturen existieren auch hier nicht; auch im so genannten komplexen Scha- densfall fehlen dem Leiter des Havariekommandos die notwendigen Kompetenzen. So sehen keine Strukturen aus, die innerhalb der Eu- ropäischen Union vorbildlich sein sollen. Sie halten ei- nem Vergleich mit den Küstenwachen Englands, Schwe- dens oder der Niederlande nicht stand. Vielmehr wird am Beispiel des deutschen Havariekommandos deutlich, wie aufgrund der föderalen Aufgabenerfüllung notwen- dige Reformen nicht am Erforderlichen, sondern am ak- tuell Möglichen ausgerichtet werden. Wie sieht es neben den geschilderten Extremsituatio- nen mit dem Alltagsbetrieb aus? Schon aus Kostenge- sichtspunkten ist es erforderlich, alle Patrouillefahrten aufeinander abzustimmen, nicht nur zwischen den Boo- ten, die für den Bund unterwegs sind, sondern auch zwi- schen den Booten des Bundes und denen der Wasser- schutzpolizeien der Länder. Hierauf hat bereits der Rechnungshofbericht hingewiesen. Es muss möglich sein, dass unterschiedliche Experten auf einem Schiff fahren. Wenn ein Schiff auf hoher See kontrolliert wird, können sowohl Grenzdelikte als auch Zolldelikte oder Umweltdelikte auftreten. M g D t a t r m g S S w w w s k u u W v S N S K B r N N e K z k S v a K b s F d v l b k H t k h l z m r A r (C (D Sie von den Grünen und der SPD planen nach dem otto „Wir stecken alle Verantwortungsträger in einen roßen Raum und hoffen auf gute Zusammenarbeit“! ieses Vorgehen – ohne gleichzeitig klare Organisa- ionsstrukturen zu schaffen – kann klappen, wenn sich lle Beteiligten gut verstehen und gut zusammen arbei- en; es muss jedoch nicht klappen. Lassen Sie uns bei der Sicherheit auf deutschen Mee- en kein unnötiges Risiko eingehen! Beenden wir ge- einsam die gescheiterten Koordinationsversuche! Or- anisieren wir die Strukturen zur Gefahrenabwehr auf ee nicht weiter entsprechend Ministerien und föderalen trukturen, sondern nach der Aufgabe, der Gefahrenab- ehr! Wir benötigen eine einheitliche nationale Küsten- ache, die alle bestehenden Aufgaben, auch präventive, ahrnimmt. Nur so kann das notwendige Zusammen- piel aller Einsatzkräfte perfekt funktionieren, werden lare Weisungsstränge für alle zur Selbstverständlichkeit nd wird ein höchstmögliches Maß an Professionalität nd Schlagkraft sichergestellt. An die Kollegen, speziell der SPD-Fraktion, die Bitte: agen wir gemeinsam einen wirklichen Schritt nach orn! Legen Sie Ihren Antrag zu den Akten und stimmen ie unserem Antrag zu! Rainder Steenblock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- EN): Letzten Montag haben meine Kollegin Silke tokar und ich ein Fachgespräch zu Küstenschutz und üstenwache veranstaltet. Die an diesem Fachgespräch eteiligten wie zum Beispiel das Bundesinnenministe- ium, die Innenministerien Schleswig-Holsteins und iedersachsens und die Schutzgemeinschaft Deutsche ordseeküste waren einer Meinung: Wir brauchen eine ffektivere und effizientere Aufgabenerledigung beim üstenschutz! Einig waren wir uns auch darin, dass das um 1. Januar 2003 eingerichtete gemeinsame Havarie- ommando als zentrale Führungseinheit bei komplexen chadenslagen einen wichtigen Schritt zur Bewältigung on Havarien darstellt. Aber dieser Schritt reicht nicht us. Denn nach wie vor besteht – auf der Ebene der fünf üstenländer sowie auf der Ebene des Bundes – ein Ne- eneinander von vielfältigen Kompetenzen bei der See- icherheit, der Überwachung, dem Zoll, dem BGS, der ischereiaufsicht sowie dem Seenot- und Rettungs- ienst. Wir haben also auch weiterhin eine Behörden- ielfalt bei weitgehend deckungsgleicher Aufgabenstel- ung. Diese Behörden müssen im Alltagsbetrieb und esonders in einer Sonderlage schneller, effektiver und ostengünstiger zusammenarbeiten. Hierzu braucht das avariekommando zunächst einen Unterbau, um im All- agsgeschäft die Überwachung auf See organisieren zu önnen. Zudem müssen wir alle Kräfte dauerhaft in einer ein- eitlichen Struktur bündeln. Eine räumliche Zusammen- egung des Havariekommandos und des Küstenwach- entrums oder eine Leitstelle der Wasserschutzpolizei it Einbindung der „Vollzugsbehörden des Bundes“ eichten nicht aus. Deswegen fordern wir mit unserem ntrag die Bundesregierung dazu auf, den 1994 einge- ichteten Koordinierungsverbund Deutsche Küstenwa- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 114. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 10477 (A) ) (B) ) che zu einer neuen, effektiven Küstenwache auszubauen. Wir wollen eine klare Führungs- und Leitungsstruktur herstellen. Alle maritimen Vollzugsaufgaben müssen in einer ganzheitlich zuständigen und eigenverantwortli- chen Behörde gebündelt werden. Auch die Wasser- schutzpolizeien der Länder müssen darin einbezogen werden. Die Vorteile dieser nationalen Küstenwache liegen auf der Hand: eine zentrale nationale und internationale Ansprech- und Meldestelle für die Schifffahrt und die Behörden, eine effiziente und schlanke Verwaltung, Ein- sparmöglichkeiten bei Technik und Logistik, einfache und klare Führungsstrukturen und damit Handlungsfä- higkeit, bessere Bewältigung maritimer Schadenslagen. Die Bündelung der maritimen Vollzugszuständigkei- ten ist zwar ein wichtiger, aber nicht der einzige Schritt, um Nord- und Ostsee besser vor Umweltkatastrophen zu schützen. Denn nicht nur die großen Schiffsunglücke der letzten Jahre waren der Grund für massive Verschmut- zungen der See. Auch die alltägliche Schadstoffbelas- tung, beispielsweise durch illegale Schiffstankreinigun- gen, muss verringert werden. Dies beweisen die immer wieder im Wattenmeer zu findenden verölten Vögel. Auch hier müssen dauerhafte Strukturen geschaffen wer- den, um diese Belastungen deutlich zu verringern. Die derzeitigen Verhandlungen in der Föderalismus- kommission bieten vermutlich auf Jahre hinaus die letzte Chance, um zu einer echten Küstenwache auch unter Einbeziehung der Wasserschutzpolizeien der Länder zu kommen. Auch aus finanziellen Gründen wäre es schade, wenn ein solcher Durchbruch jetzt nicht gelänge, da ja aus der Grobecker-Kommission bekannt ist, dass mit deutlich weniger Personal- und Schiffseinsatz mehr Effektivität für die Schiffssicherheit vor unseren Küsten zu erreichen ist. Das sollte zumindest die Finanzpolitiker zum Nachdenken veranlassen. Wir alle sollten den Mut haben, jetzt durchgreifende Veränderungen durchzuführen, um nicht durch eine er- neute Katastrophe dazu gezwungen zu werden. Hans-Michael Goldmann (FDP): Es ist erfreulich, dass jetzt auch die Regierungskoalition einen Antrag in das Verfahren eingebracht hat. Jetzt steht einer gemein- samen Beratung aller drei Anträge in den Ausschüssen ja nichts mehr im Wege. In den letzten elf Jahren gab es nicht nur das Pallas- Unglück mit den daraus resultierenden 24 Empfehlun- gen der Grobecker-Kommission, die unter anderem die Einrichtung einer nationalen Seewache forderte, sondern auch die Landtage von Schleswig-Holstein und Meck- lenburg-Vorpommern haben sich für die Einrichtung einer solchen Küstenwache ausgesprochen und ihre Bereitschaft signalisiert, Länderkompetenzen für eine solche Küstenwache an den Bund abzugeben. Der heute vorliegende Antrag bleibt leider weit hinter der einstimmig im schleswig-holsteinischen Landtag verabschiedeten Entschließung zurück. f Z C b z w d j d c d w r n r t d b d m l e U g e e f s S r t g ti i S n s e k w A d H R f L (C (D Bereits zum Jahreswechsel 1992/93 gab es eine inter- raktionelle Initiative im Deutschen Bundestag mit dem iel, eine nationale Küstenwache zu schaffen. FDP und DU/CSU haben bereits entsprechende Anträge einge- racht, Rot-Grün hat leider nicht entsprechend nachge- ogen. Die FDP ist für gründliche Reformschritte und ir fordern Rot-Grün auf, Schritt zu halten. Zur Verbesserung der jetzigen Situation sind Ihre For- erungen durchaus geeignet, aber Ihrem Antrag fehlt ede Vision und Perspektive für die Zukunft. Es ist an er Zeit, die notwendigen Schritte zu mehr maritimer Si- herheit zu gehen. Die Einrichtung des Haveriekomman- os war richtig und wichtig und inzwischen sind auch eitere Verbesserungen bei der maritimen Sicherheit er- eicht worden, aber das bisher Erreichte reicht eben noch icht. Auch die Bemühungen, über einen Koordinie- ungsverbund die Einsätze der auf See zuständigen Ab- eilungen der unterschiedlichen Bundesministerien und er Wasserschutzpolizeien besser zu verknüpfen, sind islang nicht überzeugend. Wir brauchen einen ganzheitlichen Lösungsansatz für ie Safety- und Security-Probleme der Schifffahrt. Dabei uss auch die Leichtigkeit des Schiffsverkehrs gewähr- eistet sein. Eine nationale Küstenwache bietet die Chance eines ffizienteren Küstenschutzes, bei dem es im Fall von nfällen nicht erst lange Koordinierungsschwierigkeiten ibt und ein Kompetenzwirrwarr entstehen kann. Eine ffiziente Personalverwaltung kann auf diesem Weg benso erreicht werden wie ein effizientes Beschaf- ungswesen; Doppelarbeit wird vermieden. Unter Einbeziehung bisheriger Aufgaben der Länder ichert eine Küstenwache einheitliche Standards für die chifffahrt und eine faire Lastenteilung, denn von siche- en Zufahrtswegen zu See profitieren nicht nur die Küs- enländer, sondern alle Länder der Bundesrepublik. Doch eine Küstenwache ist leichter gefordert als um- esetzt. Es ist bedauerlich, dass der Antrag der Koali- onsfraktionen zum Beispiel keine Aussage darüber trifft, nwieweit es sinnvoll wäre, zumindest in einem ersten chritt die Bundeskompetenzen zu bündeln. Wenn Rot-Grün Zweifel an der Effizienz einer natio- alen Küstenwache hat, sollten wir gutachterlich unter- uchen lassen, mit welchen Schritten wir zu gutem und ffizientem Küstenschutz und zu sicherem Schiffsver- ehr kommen. Vielleicht können wir uns im Rahmen der eiteren Beratung einig werden, eine solche Studie in uftrag zu geben. Angelika Mertens, Parl. Staatssekretärin beim Bun- esminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen: eute vor genau 60 Jahren ist Island zur unabhängigen epublik geworden. Isländer verstehen viel von der See- ahrt und sie verstehen viel von Philosophie. Halldor axness zum Beispiel hat einmal gesagt: „Was die Menschen trennt, ist gering, gemessen an dem, was sie einen könnte.“ 10478 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 114. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 (A) ) (B) ) Das zeigen die Anträge, die heute eingebracht werden wieder einmal sehr deutlich. Fangen wir mal mit dem Gemeinsamen an; das ist atmosphärisch einfach ange- nehmer. Die deutschen Küstengewässer sind sicher. Das soll auch so bleiben. Mit dem 11. September 2001 ergab sich die Notwendigkeit, auch den Seeverkehr dem gestiege- nen Sicherheitsbedürfnis anzupassen. Das setzt noch ef- fektivere Kontrollinstrumente voraus. Der vorliegende Antrag der Koalition weist einen guten Weg: Er bündelt im Einsatzfall alle Kräfte des Bundes und der Länder. Er stellt sie unter eine klare Führung mit kurzen Entschei- dungswegen. Das ist der Kern unseres Anliegens. Wir können uns im Einsatzfall keine langen Kom- petenzgerangel und Abstimmungsrunden leisten. Genausowenig können wir uns jahrelange Diskussionen um eine Verfassungsänderung leisten. Es geht um eine Modernisierung, es geht um eine Optimierung der Küstenwache. Aber wir müssen das Rad nicht neu erfin- den. Deswegen ist der Antrag der Koalition doppelt wertvoll. Er weist einen Weg, die Küstenwache inner- halb der bestehenden Strukturen zu stärken. „Innerhalb der bestehenden Strukturen“ bedeutet vor allem, dass wir es uns ersparen, vorher langwierige Verfassungsfra- gen zu klären. Ganz einfach deshalb, weil es nicht sein muss. Das sollte eigentlich auch von der Opposition be- grüßt werden. Allerdings scheiden sich an dieser Frage in der CDU immer noch die Geister: Während die Bundestagsfrak- tion eine Grundgesetzänderung fordert, lehnt die Lan- desregierung in Niedersachsen sie strikt ab. Auf genau solche Diskussionen müssen wir uns nicht einlassen. Wir kommen auf der Basis des geltenden Rechts zu ebenso wirkungsvollen Ergebnissen. Alle notwendigen Maß- nahmen lassen sich im Rahmen der bestehenden Zustän- digkeiten regeln. Mit dem Koordinierungsverbund Küs- tenwache und dem Havariekommando haben wir bereits erfolgreiche Einrichtungen, auf denen wir aufbauen kön- nen. Das wird Ihnen jeder, der sich das in Cuxhaven ein- mal angesehen hat, gerne bestätigen. Es ist das erklärte Ziel der Bundesregierung, alle relevanten Einrichtungen unter einem Dach zusammenzubringen und sie in die Lage zu versetzen, im Alltagsbetrieb noch enger zusam- menzuarbeiten. Jede Sonderlage erfordert eine schlagkräftige Organi- sation und unmissverständliche Führungs- und Entschei- dungsstrukturen. Im Ernstfall muss das jeweils zuständige Ressort umfassende Kompetenzen und Weisungsbefug- nisse haben. Bei einer Havarie führt der Leiter des Hava- riekommandos, im Falle einer terroristischen Bedrohung hat die Polizei das Sagen. Das Kernstück der gemeinsamen Einrichtung wird das gemeinsame Führungs- und Lagezentrum. Als ein- heitliche Informationsplattform gewährleistet es eine schnelle und angemessene Einsatzabwicklung. Die De- tails werden derzeit von den beteiligten Ressorts erarbei- tet. Die Bundesregierung ist bereits mit den Ländern im Gespräch, um sie für eine Zusammenarbeit mit der Küs- tenwache unter einem Dach zu gewinnen. Da können wir ganz optimistisch sein, denn die Küstenländer ver- f r B B z Q a u R s g a c d b n c d d N z A w b g k k k D d u z i G t d F d a (C (D olgen mit ihren Wasserschutzpolizeien die gleiche Ziel- ichtung. Ich will das noch einmal ausdrücklich betonen: Die ehörden der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung, des undesgrenzschutzes, des Zolls und des Fischereischut- es arbeiten bereits heute mit großer Kompetenz. Die ualität dieser Arbeit wird auch von der Schifffahrt voll nerkannt. Die Behörden werden unterschiedlichsten Aufgaben nd Anforderungen gerecht. Dafür verdienen sie unseren espekt und unsere Anerkennung. Natürlich kann man elbst Gutes noch verbessern. Deshalb wird derzeit auch eprüft, ob und wie die gut funktionierende Zusammen- rbeit zwischen dem Koordinierungsverbund Küstenwa- he und dem Havariekommando weiter optimiert wer- en kann. Wir sollten aber darauf achten, dass wir die ewährten bestehenden Strukturen nicht zerschlagen, ur weil unbedingt etwas verändert werden soll. Dazu ist das Thema zu wichtig. Es geht um die Si- herheit der deutschen Küstengewässer. Die müssen wir auerhaft gewährleisten. Lassen Sie uns das machen, in- em wir die erforderlichen Einsatzstrukturen für den otfall schaffen, ohne den Alltagsbetrieb auf den Kopf u stellen. nlage 5 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Anträge: – Wirtschaftliche und organisatorische Struk- turen der Deutschen Flugsicherung dauer- haft verbessern – Erträge der Deutschen Flugsicherung (DFS) durch das QTE-Lease (US-Cross Border Leasing Transaction) vollständig bei der DFS als Eigenkapital belasten (Tagesordnungspunkt 19a und b) Hans-Günter Bruckmann (SPD): Der Luftverkehr ar und ist eine Wachstumsbranche. Aber – und das ha- en der 11. September 2001 und die Krankheit SARS ezeigt – auch in Wachstumsbranchen gibt es nicht nur ontinuierliche Zuwächse, sondern auch starke Schwan- ungen, auf die die Beteiligten im Bereich der Luftver- ehrswirtschaft angemessen reagieren können müssen. ie wirtschaftlichen und organisatorischen Strukturen er Deutschen Flugsicherung dauerhaft zu verbessern nd sie an die starken Veränderungen im Luftverkehr an- upassen ist die gemeinsame Zielsetzung des interfrakt- onellen Antrags. Veränderungen sind für die DFS nichts Neues: Die eschichte der DFS ist eine Erfolgsstory des dauerhaf- en Wandels. Das zeigt die Organisationsprivatisierung er Bundesanstalt für Flugsicherung zur Deutschen lugsicherung GmbH – DFS – zum 1. Januar 1993. Mit er zivil-militärischen Integration, 1994, der Beteiligung n europäischen Projekten, ab 1996, dem DFS-Betriebs- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 114. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 10479 (A) ) (B) ) stättenkonzept, 1997, dem Beitritt der DFS zur „Single Sky Group“, 2001, der Einführung der prozessorientier- ten „DFS-Zielorganisation“, 2001, der Entwicklung ei- nes internationalen FS-Procurementsystems, 2002, und der internationalen Auszeichnung „Eagle Award“ der IATA – um nur einige Beispiele für einen erfolgreichen Wandel zu nennen – zeigt sich die Zukunftsfähigkeit der DFS. Diese Strukturanpassungen müssen weitergehen. Dies betrifft vor allem den Rahmen, in dem die DFS wirt- schaftlich tätig sein kann und darf. Als der Bund 1992 die Deutsche Flugsicherung GmbH gründete, stattete er sie mit einem Eigenkapital von 154,3 Millionen Euro aus. Damaliges Ziel war es, mittelfristig eine Eigenkapi- talquote von 20 Prozent zu erreichen. Wir alle wissen, dass es dabei ein Hindernis gibt: Dieses Hindernis ist das derzeitige Flugsicherungsgebührensystem, das auf Voll- kostendeckung ohne Gewinnerzielung ausgerichtet ist. In guten Zeiten funktioniert das hervorragend und wenn alle Prognosen sogar übererfüllt worden sind – und die Kassen geklingelt haben –, war die Lastenverteilung ge- recht und wurde vom Markt akzeptiert. In schlechten Zeiten aber – und das haben die Folgen des 11. September 2001 und SARS gezeigt – stößt das bisherige System an seine Grenzen: Die durch den Rück- gang der Flugbewegungen ausgelöste Unterdeckung hätte es eigentlich erforderlich gemacht, diese Unterde- ckung in die Gebühren des Folgejahres einfließen zu las- sen. Bei gleichbleibend schlechter Konjunktur, insbe- sondere in der Luftfahrt, ist es aber schlicht nicht möglich, diese zwangsläufig höheren Gebühren am Markt durchzusetzen. Es bleibt: Ein Defizit in der Kasse der DFS. Fakt ist: Nach wirtschaftlich erfolgreichen Jahren war das Eigenkapital der DFS bis zum Jahr 2000 zunächst auf 210,4 Millionen Euro angewachsen. Durch die kon- junkturelle Entwicklung und die Ereignisse des 11. Sep- tember 2001 aber hat die DFS im Wirtschaftsjahr 2001 erstmalig mit einem handelsrechtlichen Verlust in Höhe von 33,4 Millionen Euro abgeschlossen. Diese Entwick- lung hat sich im Jahr 2002 fortgesetzt und wäre ebenso für 2003 zu erwarten gewesen, wenn nicht außerordent- liche Erträge durch das im Antrag angesprochene QTE- Leasing erzielt worden wären. Insgesamt wäre es also besser gewesen, das Gebüh- rensystem so zu gestalten, dass derartige Schwankungen besser verkraftbar sind und das Eigenkapital der DFS ge- stärkt wird, getreu einem anderen, ebenso wahren Sprichwort: „Spare in der Zeit – dann hast Du in der Not“. Das ist zum einen der Grund dafür, warum das bis- herige Gebührensystem der DFS einer Reform bedarf aber gleichzeitig auch Begründung dafür, dass wir das Eigenkapital der DFS dadurch stärken wollen, dass wir einen durch Abschluss des QTE-Leasingvertrages erziel- ten einmaligen und außerordentlichen Ertrag in der DFS als Eigenkapital belassen. Aber nicht nur das Gebührensystem, sondern auch an- dere Rahmenbedingungen für die DFS bedürfen einer Weiterentwicklung: Bislang sind auch die Möglichkeiten der DFS, durch Beteiligungen in anderen Geschäftsfel- d s z r n g m w t m G d o d a v S s H r z e g s D u 2 v b e A s L m G n E L l f d g m t t k l (C (D ern außerordentliche Erträge zu erwirtschaften, sehr be- chränkt. Zwar hat der Deutsche Bundestag mit der 11. Novelle um Luftverkehrsgesetz der DFS die Möglichkeit einge- äumt, sich zusätzliche Geschäftsfelder zu erschließen, ach § 65 Bundeshaushaltsordnung dürfen aber Beteili- ungen von mehr als 25 Prozent nur im Einvernehmen it dem Bundesministerium der Finanzen eingegangen erden. Hier benötigen wir größere Flexibilität, um wei- ere Beteiligungen der DFS in anderen Geschäftsfeldern öglich zu machen und zusätzlich die DFS für andere esellschafter zu öffnen. Der bestehende Ordnungsrahmen für die DFS muss aher verfassungskonform weiterentwickelt werden, hne jemals die Hauptaufgabe der DFS, die Sicherung es Luftraums in Deutschland, infrage zu stellen. Die Öffnung der DFS für andere Gesellschafter bietet ber die Chance, sowohl das Eigenkapital der DFS zu erstärken als auch zusätzlichen unternehmerischen achverstand für das Unternehmen zu gewinnen. Aber nicht alle Änderungen, die noch erforderlich ind, können von der DFS alleine vorgenommen werden. ier ist die Politik gefordert. Wir wollen uns dieser be- echtigten Forderung nicht verweigern und haben – nach ahlreichen und langen Verhandlungen – gemeinsam inen Antrag eingebracht, um die nötigen Veränderun- en zu ermöglichen, die die DFS zukunftsfähig machen ollen. Dieser gemeinsame Antrag aller Fraktionen auf der rucksache 15/2393 ist vom Ausschuss für Verkehr, Bau- nd Wohnungswesen in seiner Sitzung vom 11. Februar 004 einstimmig angenommen worden. Der ursprünglich on der CDU/CSU-Fraktion zu diesem Thema einge- rachte Antrag auf der Drucksache Nr. 15/1322 wurde für rledigt erklärt. So weit, so gut. Im Film lächeln immer alle an dieser Stelle und der bspann beginnt, außer man gerät in einen französi- chen Film, da beginnt das Drama dann meist erst. Im eben ist das gelegentlich anders, da trübt dann schon al ein Wermutstropfen die Freude über die erreichten emeinsamkeiten. Hier trägt dieser Wermutstropfen die Drucksachen- ummer 15/2828 und ist der Antrag der Opposition, die rträge der Deutschen Flugsicherung durch das QTE- easing vollständig bei der DFS als Eigenkapital zu be- assen. Und da fühle ich mich dann plötzlich in einen ranzösischen Film versetzt, zielt doch dieser Antrag arauf, den zweiten Spiegelstrich im Forderungsteil des emeinsamen Antrags zu ersetzen. Dort lautet die For- ulierung: … einen durch Abschluss des QTE-Leasingvertra- ges erzielten einmaligen und außerordentlichen Er- trag in der DFS als Eigenkapital zu belassen. Hintergrund dieser Formulierung war und ist die In- ention, den Ertrag aus dem QTE-Leasing zu einem Drit- el dem allgemeinen Haushalt, zu einem Drittel dem Ver- ehrsetat und zu einem Drittel der DFS zukommen zu assen. Diese Aufteilung ist jetzt weder neu noch 10480 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 114. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 (A) ) (B) ) ungewöhnlich und war und ist auch kein Geheimnis. Im Gegenteil: Alle – das wiederhole ich an dieser Stelle – alle, die an der Schaffung des gemeinsamen Antrags be- teiligt waren, wussten, dass genau diese Aufteilung und nur diese Aufteilung der notwendige Kompromiss war! Wenn man dann aber nach langem Ringen und Ver- handeln – in diesem Fall wurde nun wirklich außerge- wöhnlich lange verhandelt – zu einem Kompromiss ge- kommen ist, dann sollte man auch zu diesem Kompromiss stehen. Aus diesem Grund kann ich den neuerlichen Zusatz- antrag wirklich nicht nachvollziehen: Er stellt einen der Eckpfeiler des gemeinsam zwischen allen Beteiligten ausgehandelten Kompromisses infrage. Das wissen na- türlich auch die Antragsteller. Ich rate den lieben Kolleginnen und Kollegen der Op- position zur vorsichtigen Annäherung an die Realität und an die Erkenntnis, dass nur der gemeinsame Antrag aller Fraktionen die Unterstützung aller Beteiligten fin- den konnte und finden kann und dass der neue Zusatzan- trag vor diesem Hintergrund nicht besonders sinnvoll und schon gar nicht zielführend ist. Er kann daher auch nur abgelehnt werden! Dennoch möchte ich mich noch einmal bei denjenigen Kolleginnen und Kollegen – aller Fraktionen – bedanken, die an der langwierigen Schaffung des gemeinsamen An- trags mitgewirkt haben, zur Weiterentwicklung der DFS und des Luftfahrtstandorts Deutschland. Norbert Königshofen (CDU/CSU): 1992 hat der Bundestag mit der 10. Novelle zum Luftverkehrsgesetz die Organisationsprivatisierung der Flugsicherung in Deutschland durchgesetzt. Daraufhin gründete der Bund die DFS Deutsche Flugsicherung GmbH. Wegen ihrer Kernaufgabe der Luftverkehrskontrolle muss sie sich aus verfassungsrechtlichen Gründen mehrheitlich in Bun- deseigentum befinden. Tatsächlich gehört die DFS bis heute noch zu 100 Prozent dem Bund. Das Eigenkapital der DFS betrug bei Gründung 154,3 Millionen Euro und sollte durch handelsrechtliche Gewinne aufgestockt werden. Im Jahr 2000 war das Ei- genkapital dann auf 210,4 Millionen Euro angewachsen. Die Entwicklung der DFS war anfangs eine Erfolgsstory. Im Jahr 2000 wurde ihr vom internationalen Verband der Fluggesellschaften, IATA der „Eagle Award“ als bester Flugsicherungsdienstleister der Welt verliehen. Der Ver- band würdigte so die Leistungen der DFS bei Sicherheit, Pünktlichkeit und Kostenbewusstsein. Der terroristische Anschlag auf das World Trade Cen- ter am 11. September 2001 sowie die allgemeine kon- junkturelle Entwicklung haben den internationalen Luft- verkehr schwer beeinträchtigt. In der Folge schloss die DFS das Wirtschaftsjahr 2001 mit einem handelsrechtli- chen Verlust in Höhe von 33,4 Millionen Euro ab. Auch 2002 betrug der Verlust rund 30 Millionen Euro. Die Folge war, dass das Eigenkapital auf rund 141 Millionen Euro zurückging. Gleichzeitig wuchs die Verschuldung der DFS bis Ende 2002 auf rund 600 Millionen Euro. r B S s N d S K e ü d a z C a u c s E c D g d r w t D S f F F „ D F D b d b h m D r t s d Q c a m (C (D Die Entwicklung zeigt, dass das bisherige Flugsiche- ungsgebührensystem die wirtschaftliche und finanzielle asis der DFS nur unzureichend sichert. Es ist ein chönwettersystem, das der DFS in wirtschaftlich chlechten Zeiten zu wenig Handlungsspielraum lässt. ach dem Luftverkehrsgesetz hat sich die DFS kosten- eckend über Flugsicherungsgebühren zu finanzieren. ie werden jährlich für ein Jahr im Voraus festgesetzt. ommt wegen Planungs- bzw. Prognoseabweichungen ine Über- oder Unterdeckung zustande, sind diese im bernächsten Gebührenjahr wieder auszugleichen. Wie wir 2002 erfahren mussten, ist eine Anhebung er Gebührensätze in wirtschaftlich schlechten Zeiten ber nur bedingt möglich. Auch 2003 wäre ein Verlust u erwarten gewesen, wenn nicht Erträge durch das US- ross Border Leasing erzielt worden wären. Daher begrüßt die Union den gemeinsamen Antrag ller Fraktionen zur Verbesserung der wirtschaftlichen nd organisatorischen Strukturen der Deutschen Flugsi- herung. Erstens. So soll ein neues Flugsicherungsgebühren- ystem erarbeitet werden, welches die DFS von externen inflüssen unabhängiger macht. Es soll DFS ermögli- hen, ein angemessenes Eigenkapital zu erreichen. Zweitens. Weiterhin soll der Ordnungsrahmen für die FS so weiterentwickelt werden, dass weitere Beteilun- en an anderen Unternehmen möglich werden. Bisher ist ie DFS an der European Satellite Services Provider/Eu- opean Economic Interest Group, ESSP/EEIG, beteiligt, elche die Möglichkeiten des amerikanischen Satelli- ensystems GPS in der Zivilluftfahrt nutzen will. Die FS will sich darüber hinaus an der „Flight Calibration ervices GmbH“ beteiligen, die Navigationsanlagen lugvermisst. An ihr sind bereits die österreichische lugsicherung Austro Control und die schweizerische lugsicherung Skyguide beteiligt. Ferner strebt die DFS eine echte Beteiligung an der Group EAD Europe SL“, GEAD, mit Sitz in Madrid an. ie GEAD wird im Auftrag Eurocontrols im Raum rankfurt und in Madrid den Betrieb einer europäischen atenbank zur Bereitstellung von Daten für die Flugvor- ereitung der Luftraumnutzer aufnehmen. Die DFS hat ies mitentwickelt und aufgebaut. Ihre Anteile werden isher treuhänderisch von anderen Gesellschaftern ge- alten. Drittens. Die Weiterentwicklung des Ordnungsrah- ens soll auch eine Kapitalprivatisierung ermöglichen. ie DFS muss zwar wegen des sonderpolizeilichen Cha- akters der Flugsicherung mehrheitlich in Bundeseigen- um bleiben, eine Minderheitenbeteiligung privater Ge- ellschafter ist aber ohne weiteres möglich und aus Sicht er Union auch sinnvoll. Viertens. Schließlich soll der durch den Abschluss des TE-Leasingvertrages erzielte einmalige außerordentli- he Ertrag in Höhe von rund 78 Millionen Euro der DFS ls Eigenkapital belassen werden. Es ist in den ersten Gesprächen über den gemeinsa- en Antrag deutlich geworden, dass die Regierung der Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 114. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 10481 (A) ) (B) ) DFS nur einen Teil des Ertrages zugestehen wollte. Al- lerdings waren wir von der Union der Auffassung, dass sich dies durch Zeitablauf erledigt hatte. So ist eine erste Tranche in Höhe von circa 9,1 Millionen Euro bereits im Jahr 2002 in die Bilanz eingestellt worden. Auch die zweite Tranche in Höhe von circa 68,9 Millionen Euro ist in die Bilanz eingestellt worden, und zwar im Jahr 2003. Daher geht es also nur um die Frage, ob der Bund als Gesellschafter einen Teil des 2003 erzielten Bilanzge- winns an sich abführen lassen will. Das gilt auch für die folgenden Jahre, allerdings unter der Voraussetzung, dass Gewinne erzielt werden. Die Union ist der Auffas- sung, dass der Bilanzgewinn von 2003 und eventuell er- zielte zukünftige Bilanzgewinne in voller Höhe im Un- ternehmen verbleiben sollen. Diese Maßnahmen erhöhen die Eigenkapitalquote der DFS. Und nur so kann die wirtschaftliche Struktur der DFS stabilisiert werden. Im Übrigen werden die Gewinne durch die ge- samte Geschäftstätigkeit erwirtschaftet. Die Union stimmt dem gemeinsamen Antrag aller Fraktionen zu. Gleichzeitig bitten wir die Koalitions- fraktionen nachdrücklich, dem Klarstellungsantrag von Union und FDP zur Verwendung der QTE-Erlöse zuzu- stimmen. Dies wäre nicht nur im Interesse der Deut- schen Flugsicherung. Die gesamte deutsche Luftver- kehrswirtschaft würde davon profitieren. Eduard Oswald (CDU/CSU): In vielen Fragen der Verkehrspolitik, die uns im Augenblick bewegen, sind wir mit Rot-Grün durchaus nicht einer Meinung. Umso erfreulicher ist es, dass wir uns in einem sehr wichtigen Sektor des Luftverkehrs mit der FDP und der Regie- rungskoalition auf gemeinsame Ziele verständigt haben. Es geht um die Flugsicherung! Nach der Organisations- privatisierung von 1993 wollen wir, dass die Eigenver- antwortung der Gesellschaft gestärkt wird. Die Bundes- regierung muss hierzu die entsprechenden Weichen stellen. Wenn wir in unserem gemeinsamen Antrag fordern, ein neues Flugsicherungsgebührensystem zu erarbeiten, so geschieht das, weil das bestehende System nicht ge- eignet ist, im europäischen Wettbewerb zu bestehen. Das gilt zum einen für die Nutzer von Flugsicherungsdienst- leistungen wie die Fluggesellschaften, die mit unflexi- blen Gebührenmodellen konfrontiert werden. Das gilt erst recht für unsere Deutsche Flugsicherung, die in ei- nem europäischen Markt, der dank Single European Sky im Entstehen ist, in ihrer Situation nur unzureichend „Preispolitik“ betreiben kann und damit einen Wettbe- werbsnachteil hat und behielte. Das bestehende Gebührensystem beruht auf einer Be- rechnung der Kosten der Deutschen Flugsicherung unter Zugrundelegung des zu erwartenden Verkehrsaufkom- mens. Die Gebührenhöhe deckt damit im Idealfall sämt- liche Kosten; allein die für ein privatwirtschaftlich orga- nisiertes Unternehmen notwendige Eigenkapitalquote kann damit aber nicht auf ein notwendiges Maß erhöht werden – geschweige denn, dass die Bildung von Reser- ven für schwerere Zeiten möglich wäre. r b d K k ü t t g a w g m r r f d s 2 z Z s D 1 l d F t b U B s u c s d s S r d s D V d e v a s k b v n n O (C (D Die Schwäche des bestehenden Systems hat sich be- eits nach den furchtbaren Ereignissen des 11. Septem- er 2001 und den darauf folgenden schweren Jahren für ie Luftfahrt mit Irakkrieg, SARS und der allgemeinen onjunkturschwäche gezeigt. Die prognostizierten Ver- ehrszahlen für die Jahre 2001 und 2002 lagen dermaßen ber dem tatsächlichen Aufkommen, dass die festgesetz- en Gebühren bei weitem nicht ausreichten, um die Kos- en zu decken. Die Deutsche Flugsicherung war gezwun- en, die Verluste zunächst aus dem Eigenkapital uszugleichen. Eine Gebührenerhöhung war unaus- eichlich; sie hat die Fluggesellschaften dann aber erade zu einer Zeit getroffen, in der sie durch eigene assivste Einnahmeausfälle eigentlich zum Kostenspa- en gezwungen waren. Wir brauchen daher dringend ein neues Flugsiche- ungsgebührensystem, das diese Unwägbarkeiten ab- ängt. Dabei darf die Eigenkapitalgrundlage nicht weiter ezimiert werden. Im Gegenteil: Die Deutsche Flug- icherung muss endlich die Quote von mindestens 0 Prozent erreichen. Vergleichbare Unternehmen besit- en eine Eigenkapitalquote zwischen 20 und 40 Prozent. ur Aufstockung ihres Eigenkapitals braucht die Deut- che Flugsicherung einen größeren Handlungsspielraum. ies war bei der Organisationsprivatisierung im Jahre 993 auch als notwendiges und legitimes Mittel von al- en beteiligten politischen Kräften anerkannt worden. Eine Maßnahme in diesem Sinne ist das Cross-Bor- er-Leasing-Geschäft (QTE-Leasing) der Deutschen lugsicherung aus dem Jahre 2002/2003, das über posi- ive Steuereffekte bei Investoren in den USA unmittel- are Mittelzuflüsse an das Unternehmen zur Folge hatte. mso weniger ist verständlich, warum die rot-grüne undesregierung die Formulierung „einen durch Ab- chluss des QTE-Leasingvertrages erzielten einmaligen nd außerordentlichen Ertrag in der Deutschen Flugsi- herung als Eigenkapital zu belassen“ offenbar aus- chließlich in ihrem Sinne interpretiert. Es war niemals ie Rede davon, dass „interne Absprachen“ oder „Res- ortvereinbarungen“ der betroffenen Ministerien diesen atz quasi unerkannt limitieren könnten. Wenn sich die Regierungskoalition nun darauf zu- ückzieht, es bestehe eine Vereinbarung, die Erlöse aus em QTE nur zu einem Drittel bei der Deutschen Flug- icherung zu belassen und ansonsten jeweils zu einem rittel an die Bundesministerien der Finanzen und für erkehr, Bau- und Wohnungswesen auszuschütten, so ist as abenteuerlich. Der Finanzminister will sich offenbar ine neue Geldquelle erschließen. Nicht nur der Straßen- erkehr soll also dazu herhalten, den maroden Haushalt ufzubessern – Minister Eichel hat nun auch die Flug- icherung entdeckt. Von welchen Zahlen sprechen wir? Die in der Luftver- ehrswirtschaft verheerenden Jahre 2001 und 2002 ha- en bei der Deutschen Flugsicherung Verluste in Höhe on circa 55 Millionen Euro verursacht, die unmittelbar ur durch die Erlöse aus dem QTE-Geschäft in Höhe von etto 78 Millionen Euro kompensiert werden konnten. hne den QTE-Erlös verbliebe die Eigenkapitalquote bei 10482 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 114. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 (A) ) (B) ) geschätzten 11,5 statt bislang noch 18,5 Prozent für das Jahr 2004. Die Bundesregierung hat sich bereit erklärt, sich mit der Industrie an der Initiative „Luftverkehr für Deutsch- land“ zu beteiligen. Gemeinsames Ziel ist eine Kosten- senkung im Gesamtsystem, die durch Steigerung der Effizienz, Straffung von Prozessen und Beseitigung bürokratischer Hemmnisse erreicht werden soll. Ein Teil dieses Gesamtsystems macht dabei auch die Flugsiche- rung aus, deren Organisations- und Gebührenstruktur da- bei zukunftsfest gemacht werden soll. Die Bundesregie- rung muss sich die Frage gefallen lassen, warum sie die Initiative „Luftverkehr für Deutschland“ unterstützt, sich aber nicht an die Ziele gebunden fühlt. Es reicht nicht mehr länger aus, nur ein nationales Süppchen zu kochen, insbesondere dann nicht, wenn es uns mittelfristig von den internationalen Mitbewerbern versalzen werden könnte. Wenn wir über den Suppentel- lerrand hinausschauen, können wir etwa in Kanada und Neuseeland sehen, wie ehemalige Behörden für Flug- sicherung sicher, effizient, profitabel und auf wirtschaft- lich sicherem Grund hochprofessionell agieren. Unsere Deutsche Flugsicherung ist im Jahre 2001 zur besten Flugsicherung der Welt gekürt worden. Es wird Zeit, dass wir als Parlament die Voraussetzungen schaf- fen, dass sie es spätestens in den Jahren 2006, 2007, 2008 wieder wird. Alle Beteiligten im Luftverkehr müs- sen für den internationalen Wettbewerb bestmöglich ge- rüstet sein. Es gilt, die Chancen des Luftverkehrsstand- ortes Deutschland zu stärken. Wie aber soll das gehen, wenn dringend benötigtes Geld aus dem Wirtschafts- kreislauf der Deutschen Flugsicherung fast vollständig abgeschöpft werden soll? Um das zu verhindern, haben wir zusammen mit der FDP-Fraktion einen zusätzlichen Antrag eingebracht. Wir stellen damit klar, dass wir im Gegensatz zur rot- grünen Regierung keine kurzfristige Interventionspolitik betreiben, sondern nachhaltige Verkehrspolitik: Der QTE-Barwertvorteil ermöglicht es der Deutschen Flug- sicherung, erstens schneller die Verluste aus den Vorjah- ren auszugleichen und zweitens, den darüber hinaus er- zielten Jahresüberschuss zur Stärkung des Eigenkapitals zu verwenden. Das kommt auch den Fluggesellschaften mittelbar zugute, weil die Deutsche Flugsicherung damit eine solidere Finanzstruktur hat, als es ohne QTE-Erlös der Fall gewesen wäre. Wir müssen die Initiative ergreifen und der Bundesre- gierung klarmachen, dass wir uns die Butter nicht vom Brot nehmen lassen. Der Wille des Parlaments darf nicht nachträglich verfälscht werden, nur weil es offenbar Ab- sprachen in den Regierungsressorts gegeben hat. Wir ha- ben eine ganz klare und übereinstimmende Meinung ver- treten: Der durch das QTE-Cross-Border-Leasing- Geschäft erzielte Jahresüberschuss muss in Gänze bei der Deutschen Flugsicherung verbleiben. Außerdem haben wir mit dem fraktionsübergreifen- den Antrag die Weiterentwicklung des Ordnungsrah- mens für die Deutsche Flugsicherung gefordert. Es ist bereits fünf Jahre her, dass wir das 11. Änderungsgesetz z W r v c g l G D a z E D m m S d b v u s p f u s B H d s w m k F g w m b Z r w w s F B z D a G g I A d g Z g (C (D um Luftverkehrsgesetz auf den Weg gebracht haben. arum, frage ich mich, fällt es den befassten Ministe- ien immer noch so schwer, dem Gesetz Geltung zu erschaffen? Wozu haben wir es der Deutschen Flugsi- herung durch die 11. Novelle denn ermöglicht, Beteili- ungen einzugehen, um außerhalb des Gebührenkreis- aufs Erträge zu erwirtschaften, wenn beantragte enehmigungen für Beteiligungen nicht erteilt werden? ie Deutsche Flugsicherung ist zum Beispiel mittelbar n einer internationalen Gesellschaft beteiligt, die als entrale Referenzdatenbank Luftfahrtinformationen in uropa über Eurocontrol bereitstellt. Einer von der eutschen Flugsicherung beantragten Umwandlung der ittelbaren in eine direkte Beteiligung hat das Bundes- inisterium der Finanzen bisher nicht entsprochen. chon an dem Unternehmenszweck der in Rede stehen- en Beteiligung ist unschwer ablesbar, dass sie unmittel- ar mit dem Kerngeschäft der Deutschen Flugsicherung erknüpft und daher schon aus diesem Grunde völlig nbedenklich ist. Darüber hinaus ist die Deutsche Flug- icherung nur Konsortialpartner in einem Verbund euro- äischer Flugsicherungsdienstleister, der bereits eben- alls direkte Beteiligungen hält. Unabhängig davon muss die Flugsicherung flexibel nd handlungsfähig gemacht werden, wenn zukünftig trategische Entscheidungen zum Erwerb von weiteren eteiligungen anstehen. Natürlich darf kein zusätzliches aushaltsrisiko für den Bund entstehen. Aber befürchtet er Finanzminister denn wirklich, die Fluglotsenorgani- ation wollte Würstchenbuden betreiben oder Kernkraft- erke bauen? Wir haben erlebt, dass Kapitalprivatisierungen ehe- als staatlicher Unternehmen positive Effekte haben önnen. Ich glaube, dass dies auch für den Bereich der lugsicherung gilt. Das muss bedacht und überlegt ange- angen werden nach der Devise: So viel Privatisierung ie nötig bei so viel Sicherheit wie möglich. Davon üssen sich die Entscheidungsträger leiten lassen. Ich in der festen Meinung, dass an diesem mittelfristigen iel kein Weg vorbeiführt, wenn wir eine schlagkräftige, eaktions- und wettbewerbsfähige Flugsicherung haben ollen. Dies käme auch den Fluggesellschaften zugute, enn sie sich entscheiden sollten – etwa als weitere Ge- ellschafter – ein Mitspracherecht bei der Deutschen lugsicherung zu erwerben. Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass die undesregierung Ihren Verpflichtungen nachkommt und ügig die notwendigen Maßnahmen ergreift, um die eutsche Flugsicherung weiterhin – auch international – ls Vorzeigeunternehmen zu erhalten! Albert Schmidt (Ingolstadt) (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN): Während der landgebundene Verkehr sta- niert oder rückläufig ist, wie im Falle des motorisierten ndividualverkehrs, nimmt der Luftverkehr deutlich zu. llein im ersten Quartal 2004 nahm die Zahl der inner- eutschen Flüge um 2,1 Prozent auf 5,3 Millionen Flug- äste zu. Im internationalen Flugverkehr schnellten die ahlen sogar um 12,3 Prozent auf 11,1 Millionen Passa- iere. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 114. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 10483 (A) ) (B) ) Diese Flugbewegungen von und nach Deutschland und über dem deutschen Luftraum sicher abzuwickeln, ist Aufgabe der Deutsche Flugsicherung GmbH. Allein im Jahr 2003 kontrollierte die DFS rund 2,5 Millionen Flüge im deutschen Luftraum. Bei der Umwandlung der Bundesanstalt für Flugsi- cherung in die Deutsche Flugsicherung GmbH als bun- deseigenes, aber privatrechtlich organisiertes Unterneh- men zum 1. Januar 1993 stand der Gedanke Pate, dass die hoheitliche Aufgabe der Flugsicherung zwar eigentü- merisch weiterhin im Besitz des Bundes bleiben soll, dass aber gleichzeitig unternehmerisch in einem sich li- beralisierenden europäischen Luftraum agiert werden soll. Diese Liberalisierung ging nicht nur nicht auf Kos- ten der Sicherheit, im Gegenteil: Die Zahl der gefährli- chen Flugzeugannäherungen geht kontinuierlich zurück. Als sich das tragische Unglück des Zusammenstoßes ei- ner russischen Passagiermaschine mit einer Frachtma- schine in Überlingen am Bodensee ereignete, war die schweizerische Flugsicherung zuständig. Die DFS hat die Chance der privatrechtlichen Organi- sation ergriffen und genutzt. Das langjährige Know-how ist mittlerweile in mehreren strategischen Geschäftsbe- reichen zusammengeführt. Dazu gehören zum Beispiel Bereiche wie die Flugvermessung oder das Consulting- Geschäft. Mit diesen und weiteren Dienstleistungen kann die DFS am Markt erfolgreich sein, wenn man – und das ist in diesem Fall der Eigentümer Bund – sie lässt. Voraussetzung für den weiteren wirtschaftlichen Er- folg der DFS ist daher zum einen die Bildung einer an- gemessenen Eigenkapitalquote, die unabhängig von ex- ternen Einflüssen ist, sowie zum anderen ein neuer Ordnungsrahmen, der der DFS die Beteiligung an ande- ren Gesellschaften erlaubt oder eine Beteiligung anderer Gesellschafter an der DFS. Dies kommt, in dem gemein- samen Entschließungantrag aller Fraktionen zum Aus- druck den unsere Fraktion ausdrücklich unterstützt. Horst Friedrich (Bayreuth) (FDP): Es ist gute Tradi- tion, dass sich der Deutsche Bundestag, insbesondere der Verkehrsausschuss des Deutschen Bundestages, intensiv mit dem Wohl und Wehe der Deutschen Flugsicherung befasst, denn es ist ein Kind des Bundestages als leuch- tendes Beispiel einer gelungenen Organisationsprivati- sierung. Leider wird der Vollzug bestimmter Gesetze, so zum Beispiel der Luftfahrtnovelle aus dem Jahr 1998, nach wie vor vom Finanzministerium nicht in der Weise umgesetzt, wie es der Gesetzgeber vorgesehen hat. Ne- ben diesem eigentlichen Ärgernis wurde und wird die Si- tuation der Deutschen Flugsicherung durch aus Sicht der Liberalen falsche Entscheidungen des Finanzministeri- ums, aber auch durch schwerwiegende Aussagen des Bundeskanzlers vor dem Hintergrund der Ereignisse des 11. September 2001 nicht sachgerecht genug weiterge- führt. Der gemeinsam von allen Fraktionen erarbeitete An- trag mit dem Titel „Wirtschaftliche und organisatorische Strukturen der Deutschen Flugsicherung dauerhaft ver- bessern“ versucht nochmals aufzuzeigen, dass es insbe- sondere darauf ankommt, die Eigenkapitalbasis der D d h B d r K d n F G f r b n b 1 s v i d s Z t v g V i F Ü d d z g s d B E r A f D v m g B s s D v t ti e h b l s (C (D eutschen Flugsicherung zu erhalten, zu stärken und auf ie Ebene anzuheben, die im Gründungsgesetz vorgese- en war. Es ist ausgesprochen kontraproduktiv, wenn der undeskanzler der Lufthansa gegenüber erklärt, nach em 11. September 2001 könne man nicht die Flugsiche- ungsgebühren erhöhen, ohne umgekehrt in gleicher onsequenz der Deutschen Flugsicherung dann entwe- er die Vorschrift der kostendeckenden Gebühren zu ehmen oder aber zumindest bei der Abführung an den inanzminister ebenfalls Gutschriften vorzunehmen. anz besonders dramatisch wird es, wenn die Geschäfts- ührung der Deutschen Flugsicherung in einem Verfah- en aufzeigt, dass es möglich ist, selbst zur Eigenkapital- asis beizutragen und dieses zusätzliche Kapital dann icht der Flugsicherung verbleibt, sondern ebenfalls eim Finanzminister abzugeben ist. Es kommt darauf an, zunächst die Anregungen der 1. Luftfahrtnovelle aus 1998 umzusetzen und der Deut- chen Flugsicherung zu ermöglichen, geschäftsrele- ante zusätzliche Aufgaben zu übernehmen und damit hre Ertragssituation zu verbessern. Es kommt zweitens arauf an, für eine ausgewogenere Kostenstruktur zu orgen und der Flugsicherung zu ermöglichen, in guten eiten Rückstellungen zu bilden, damit nicht in schlech- eren Zeiten für die Luftfahrt sofort Kostenstrukturen erändert werden müssen. Und es kommt vor allen Din- en drittens darauf an, dass die Verwaltung endlich die orschriften umsetzt, die der Gesetzgeber erlässt. Das ist nsbesondere deswegen wichtig, weil sich auch in der lugsicherung der Wettbewerb verstärkt und wir der berzeugung sind, dass die Deutsche Flugsicherung mit en vom Gesetzgeber vorgegebenen Möglichkeiten urchaus in der Lage ist, im europäischen Wettbewerb u bestehen und sich dort entsprechend zu positionieren. Wir werden als Parlament zügig die Umsetzung der esetzlichen Vorschriften überprüfen und uns nicht cheuen, den Finger erneut in die Wunde zu legen und as Thema öffentlich zu debattieren. Iris Gleicke, Parlamentarische Staatssekretärin beim undesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen: s ist dieses Haus, dem die DFS Deutsche Flugsiche- ung GmbH ihre Existenz zu verdanken hat. Damals, nfang der 90er-Jahre, gab es zwei wesentliche Gründe ür die „Geburt“ der DFS: Die Flugsicherung in eutschland sollte mit der Organisationsprivatisierung on drei Beschränkungen befreit werden, die die opti- ale Leistungsfähigkeit behinderten: den Beschränkun- en des Beamtenrechts und den Beschränkungen des undeshaushaltes, um damit das Personal der Aufgaben- tellung entsprechend bezahlen zu können, um das Per- onal unabhängig vom Laufbahnsystem des öffentlichen ienstes einstellen zu können und um erforderliche In- estitionen zum Ausbau der Flugsicherungssysteme un- er wirtschaftlichen Bedingungen tätigen zu können. Die von der Bundesregierung betriebene Organisa- onsprivatisierung der Flugsicherung entwickelte sich zu inem vollen Erfolg; die „neue“ Flugsicherung, die DFS, ielt, was man von ihr erwartet hatte. Als äußerlich am esten sichtbares Zeichen konnten – nicht zuletzt natür- ich aufgrund günstiger äußerer Bedingungen – die Flug- icherungsgebühren in den 90er-Jahren mehrfach in der 10484 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 114. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 (A) ) (B) ) Folge gesenkt werden. Günstige äußere Bedingungen – dazu gehört eine gesunde Luftverkehrsbranche insge- samt, bei der die Kunden der DFS in ausreichendem Umfang ihre Dienste in Anspruch nehmen und für diese Dienste bezahlen. Leider haben uns diese günstigen Bedingungen im Jahr 2001 vorübergehend verlassen. Die Luftverkehrsbe- wegungen entwickelten sich entgegen den Prognosen rückläufig und machten damit eine Schwäche des Ge- bührensystems in der Form, wie es heute international festgelegt ist, erstmals ausgerechnet in einer Phase der Schwäche der Luftfahrtbranche sehr deutlich sichtbar: Rückläufige Verkehrszahlen bedeuteten verminderte Einnahmen der DFS, das heißt Unterdeckung des Bud- gets. Um diese Unterdeckung im Rahmen der bestehen- den Finanzierungsregeln auszugleichen, mussten die Ge- bühren erhöht werden, mit zusätzlicher Belastung für die kränkelnde Luftverkehrsbranche. Hier konnte eine Ab- milderung dieses Effektes nur durch ausnahmsweise und frühest möglich wieder zu kompensierende Inanspruch- nahme der DFS-Eigenkapitalquote erreicht werden, so- dass die Gebühren nur um einen entsprechend reduzier- ten Anteil erhöht werden mussten. Erfreulich ist, dass sich die Verluste der DFS auf die Jahre 2001 und 2002 beschränken. Unabhängig von diesen wieder sehr viel positiveren Rahmenbedingungen sind wir heute hier im Bundestag mit der Frage der gesunden Eigenkapitalquote der DFS und insgesamt einer dauerhaften Verbesserung der wirt- schaftlichen und organisatorischen Bedingungen der DFS befasst, um künftig besser gegen Schwächeperio- den gewappnet zu sein, aber auch um die DFS fit zu ma- chen für Veränderungen im europäischen Umfeld. Punkt l, europäisches Umfeld und organisatorische Strukturen: Die EG-Verordnungen zur Schaffung eines Einheitlichen Europäischen Luftraumes verlangen künf- tig eine Zertifizierung der Flugsicherungsdienste, die un- ter anderem eine ausreichende finanzielle Kraft der Un- ternehmen voraussetzen. Nach aller Voraussicht wird es zu Kooperationen und Zusammenschlüssen von europäi- schen Flugsicherungsunternehmen kommen. Es werden sich mittelfristig nur einige wenige behaupten können, wobei auch strategische Beteiligungen an branchenrele- vanten anderen Unternehmen zur notwendigen starken Position beitragen. Punkt 2, die DFS selbst, unter Verantwortung dieses Hauses entstanden, möchte sich zur Erfüllung ihrer Auf- gaben an anderen Unternehmen beteiligen können und neben ihren Kernaufgaben auch andere Geschäftsfelder betreiben – Nebengeschäfte –, um eine starke Position in Europa abzusichern. Das BMF fordert mit Verweis auf die Privatisierungspolitik der Bundesregierung als Vo- raussetzung für solche Unternehmensbeteiligungen eine möglichst weit gehende Kapitalprivatisierung der DFS, bevor es solchen Beteiligungen zustimmt. Ein entspre- chendes ressortübergreifendes Projekt zur Kapitalpriva- tisierung hat inzwischen seine Arbeit aufgenommen. Punkt 3, die Eigenkapitalquote der DFS: Die eben von mir bereits angesprochenen positiven Veränderun- gen in der Luftverkehrsentwicklung und Effizienzsteige- rungsmaßnahmen in der DFS haben dazu geführt, dass d k C s – D d d n R L z r t i o E c k s B h C m t h A c F c D T b k d d p R l A m p (C (D ie Eigenkapitalquote der DFS wieder verbessert werden onnte, auch ohne dass die QTE-Erträge aus dem US- ross-Border-Leasing-Geschäft im Unternehmen belas- en werden müssen. Dennoch ist die Bundesregierung Ressortabsprache von BMVBW und BMF – bereit, ein rittel der Erträge im Unternehmen zu belassen. Die an- eren zwei Drittel sollen dem Verkehrshaushalt bzw. em allgemeinen Haushalt als Einnahmen zufließen. Da- eben erarbeitet die Europäische Kommission derzeit im ahmen der Initiative zum Einheitlichen Europäischen uftraum einen Verordnungsentwurf mit Grundsätzen ur Erhebung von Flugsicherungsgebühren. Die Bundes- egierung setzt sich dafür ein, hierbei nach Möglichkei- en zu suchen zur Entkopplung von Schwächeperioden n der Luftverkehrsentwicklung von der Gebührenhöhe der zumindest einer weitestmöglichen Abmilderung der ffekte. Und sie ist um Spielräume bemüht, über mögli- he Gewinne die Eigenkapitalquote der DFS erhöhen zu önnen. Vor dem dargestellten Hintergrund kann ich es ab- chließend kurz machen. Ich bitte um Zustimmung zur eschlussempfehlung auf Drucksache 15/2634, das eißt Annahme des Antrags der Fraktionen von SPD, DU/CSU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP ge- äß Drucksache 15/2393 „Wirtschaftliche und organisa- orische Strukturen der Deutschen Flugsicherung dauer- aft verbessern“ und Erledigterklärung des Antrags von bgeordneten der CDU/CSU-Fraktion gemäß Drucksa- he 15/1322 mit dem gleichen Titel. Den Antrag der raktionen der CDU/CSU und der FDP gemäß Drucksa- he 15/2827 „Erträge der Deutschen Flugsicherung, FS, durch das QTE-Lease, US-Cross Border Leasing ransaction, vollständig bei der DFS als Eigenkapital elassen“ bitte ich abzulehnen, weil das Ziel, die Eigen- apitalquote der DFS zu verbessern, inzwischen wie argelegt auf andere Weise erreicht wird und die Bun- esregierung nicht zuletzt mit dem Projekt zur Kapital- rivatisierung der DFS intensiv an der Verbesserung der ahmenbedingungen für den Luftverkehr in Deutsch- and arbeitet. nlage 6 zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Beschlussempfehlungen und Berichte: – Chancen und Potenziale des Deutschland- tourismus in der erweiterten Europäischen Union konsequent nutzen – Den Tourismus stärken – Chancen der EU- Erweiterung nutzen – Unterstützung grenzübergreifender kom- munaler Zusammenarbeit im Rahmen der EU-Osterweiterung (Tagesordnungspunkt 20 a und b) Brunhilde Irber (SPD): Am 1. Mai 2004 sind acht ittel- und osteuropäische Staaten sowie Malta und Zy- ern der Europäischen Union beigetreten. Dies war und Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 114. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 10485 (A) ) (B) ) wird weiterhin ein historisches Datum für Europa sein. Die Beitrittsstaaten und die bisherigen Mitgliedstaaten haben mit aller Kraft jahrelang darauf hingearbeitet. Mit der Erweiterung wurde fast 15 Jahre nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes die Spaltung des europäischen Kontinentes überwunden. Die Erweiterung schafft nicht nur Stabilität für Frieden und Freiheit, sondern auch Si- cherheit und Wohlstand für ganz Europa. Hierzu werden nicht nur die neuen wirtschaftlichen Beziehungen beitra- gen, sondern auch in ganz entscheidender Form der Tou- rismus. Neben vielen anderen Maßnahmen trägt das ge- genseitige Kennenlernen, mithin der Tourismus, zum Verstehen und Akzeptieren anderer Nationen und Kul- turkreise bei und sichert somit eine friedliche und si- chere Zukunft in Europa. In unserem Antrag legen wir die Chancen und Poten- ziale, die sich durch die EU-Erweiterung ergeben, für den Tourismus dar. Bereits im Jahr 2003 verzeichneten die mittel- und osteuropäischen Staaten ein Gesamtvolu- men von 39,7 Millionen Auslandsreisen. Davon entfie- len alleine auf Deutschland 6,1 Millionen Reisen. Das bedeutet für den Incomingtourismus in Deutschland ei- nen Gesamtumsatz von 2,7 Milliarden Euro. Die drei für Deutschland wichtigsten osteuropäischen Quellmärkte unter den Beitrittsstaaten sind heute Polen mit 2,8 Millionen, die Tschechische Republik mit 1,1 Millionen und Ungarn mit etwa 408 000 Reisen. In Polen ist Deutschland mit einem Marktanteil von 35 Prozent Reiseziel Nummer eins. In den anderen Märkten hat Deutschland mit einem Marktanteil von 10 bis 20 Prozent sehr positive Wachstumsprognosen. Bereits für 2005 rechnet die Deutsche Zentrale für Tou- rismus – DZT – mit einem Anstieg der Reisen aus den acht osteuropäischen Beitrittsländern um 700 000 auf 5,6 Millionen Reisen. Die finanzielle Ausstattung der DZT durch den Bund – von 1998 bis 2003 Steigerung um über 25 Prozent –, ermöglicht es der DZT, diese Märkte gut zu erschließen. Die DZT unternimmt derzeit eine Vielzahl von Aktivitäten, um den Quellmarkt der Beitrittsländer erfolgreich zu bearbeiten. Bereits seit Mitte der 90er-Jahre ist die DZT mit Vertriebsagenturen in Budapest, Prag und Warschau präsent. In den vergan- genen zwei Jahren wurde mit der Marktbearbeitung in der Slowakei und in Slowenien begonnen. Das DZT- Büro in Kopenhagen ist zudem seit 1999 auch in den baltischen Staaten aktiv. Die DZT stärkt mit dieser Ar- beit ganz entscheidend die heimische Tourismuswirt- schaft. Mit steigendem Wohlstand in den Beitrittsländern wird sich auch der Urlaubstourismus positiv entwickeln. Große Chancen ergeben sich insbesondere für die ehe- maligen Grenzregionen. Diese werden aus der Randlage herauswachsen und sich zu prosperierenden Knoten- punkten entwickeln. Die Perspektiven für diese deut- schen Tourismusgebiete werden sich vor allem dann er- schließen, wenn man auf eine gemeinsame Erschließung und Vermarktung von grenzüberschreitenden Natur- und Kulturregionen setzt. Da die Opposition sich in den Forderungen Ihrer An- träge meist immer nur auf eine Aufstockung der Förder- mittel fokusiert, hier nun einige Zahlen, passen Sie gut a d 1 m n t v k G H h G L n l u t o F s e D n f U h L s A r w w C i t e r u E w m l H l z v d w d a (C (D uf: Zur Realisierung bedeutender grenzüberschreiten- er Verkehrsprojekte hat der Bund für den Zeitraum von 999 bis 2007 über 4,7 Milliarden Euro an Investitions- itteln bereitgestellt. In den Jahren 2000 bis 2006 kön- en die Grenzregionen an den Fördermitteln der Struk- urfonds sowie anderer EU-Förderprogramme in Höhe on insgesamt 16,3 Milliarden Euro partizipieren. Dazu ommen Anteile aus der „Gemeinschaftsaktion für renzregionen“, für die zusätzliche Finanzmittel in öhe von rund 265 Millionen Euro von der EU vorgese- en sind. Die Bewältigung des Strukturwandels in den vier renzbundesländern wird insbesondere mit der Bund- änder-Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regio- alen Wirtschaftsstruktur“ unterstützt. Hierfür wurden al- ein im Jahre 2002 rund 1 034 Millionen Euro vom Bund nd von den Ländern bereitgestellt. Darüber hinaus erhal- en gewerbliche Unternehmen für Investitionen in den stdeutschen Grenzregionen eine erhöhte steuerliche örderung nach dem Investitionszulagengesetz. Die europäischen Maßnahmen gewährleisten im Zu- ammenwirken mit den nationalen Fördermöglichkeiten ine erfolgreiche Flankierung der EU-Erweiterung in eutschland und vor allem in den deutschen Grenzregio- en. Dies bietet hervorragende Ausgangsbedingungen ür grenzübergreifende Tourismuskooperationsprojekte. m im Wettbewerb der touristischen Regionen zu beste- en, müssen die Anbieter ihren Blick auf die eigene eistungsfähigkeit richten. Deutsche Destinationen müs- en ihr eigenes authentisches Profil stärken, spezielle ngebotsvorteile vermarkten und neue Trends zielge- ichtet besetzen. Mit unserem Antrag unterstützen wir die Tourismus- irtschaft in Deutschland. Die Bundesregierung wird eiterhin mit geeigneten Maßnahmen die sich bietenden hancen durch die EU-Erweiterung für den Tourismus n Deutschland effektiv unterstützen. Es wird sichergestellt werden, dass die Deutsche Zen- rale für Tourismus ihre Arbeit in den ost- und mittel- uropäischen Beitrittsländern fortsetzen und intensivie- en kann. Den ost- und mitteleuropäischen Staaten wird Hilfe nd Unterstützung bei der natur- und umweltfreundlichen ntwicklung des Tourismus gegeben werden. Hierbei ird auf unsere Erfahrung mit der Umweltweltdach- arke „Viabono“ zurückgegriffen werden. Mit finanziel- er Unterstützung des BMU werden bereits in diesem erbst Informationsworkshops in Estland, Lettland, Po- en, Ungarn und in der Slowakei durchgeführt. Gegenüber den Ländern regen wir an, die Unterstüt- ung grenzübergreifender Tourismusprojekte zu intensi- ieren. Es müssen die medizinischen und technischen Stan- ards im Kurwesen auf europäischer Ebene angeglichen erden. Wir wollen die umweltfreundliche Schienenverbin- ungen zu den ost- und mitteleuropäischen Staaten zügig usbauen. 10486 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 114. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 (A) ) (B) ) Kommen wir nun kurz – denn länger lohnt nicht – zu den Anträgen der CDU/CSU: Diese Anträge sind ein Trauerspiel. Neues steht in beiden Anträgen nicht, ob- wohl der eine sehr druckfrisch ist. Nehmen wir doch nur Ihren inhaltlich total veralteten Antrag vom November 2003: Man könnte meinen, sie haben aus einer 15 Jahre alten Vorlage abgeschrieben. Alle dort enthaltenen Gedanken und Forderungen sind bereits seit Jahren umgesetzt und bewähren sich in der Praxis. Was die Bundesregierung und die Europäische Union alles für die kommunale grenzüberschreitende Zusammenarbeit getan haben und wie gut diese Bemü- hungen angenommen und umgesetzt wurden und wer- den, können Sie meiner Rede, festgehalten im Plenarpro- tokoll vom 7. November vergangenen Jahres nachlesen – viel Spaß bei der Lektüre. Nur ein Sache möchte ich gerne wiederholen, sie werden sie ja doch nicht nachle- sen: Alleine für das EU-Bildungsprogramm „Leonardo da Vinci“ stehen für 2000 bis 2006 1,15 Milliarden Euro zur Verfügung. Darüber hinaus unterstützt die Bundesre- gierung mit zahlreichen Programmen die grenzüber- schreitende Aus- und Weiterbildung. Ihr druckfrischer Antrag enthält auch für die bundes- politische Ebene nichts, was von uns nicht schon bear- beitet wird. Ihr neuestes Werk spiegelt das generelle Ver- halten ihrer Partei wider, und dies ist wie immer sehr bedauerlich: Sie schüren Angst und Verunsicherung! Gleich im ersten Absatz ist die Rede von einer „ambiva- lenten Bewertung der EU-Erweiterung“ und von einer „nur schwer überschaubaren Gemengelage von Befürch- tungen“. Wem Sie damit das Wort reden und sich gleich- stellen sind die ewig Gestrigen! Wir hingegen betrachten die EU-Erweiterung als Chance für die heimische Tou- rismuswirtschaft. Sie werden sehen, dass die bewegli- chen und innovativen Köpfe in der Tourismuswirtschaft, ganz gleich welchen Teil der touristischen Dienstleis- tungskette sie bearbeiten, einen enormen Wachstums- schub durch die EU-Erweiterung erhalten werden. Die EU-Erweiterung bietet die Chance zu einem gro- ßen Brückenschlag, nicht nur für die Tourismuswirt- schaft, sondern zuallererst für die Menschen, die sich in Ost und West fremd geworden sind. Es gibt viel zu ent- decken an gemeinsamer europäischer Kultur und Ge- schichte. Wir alle werden durch die Vielfalt der europäi- schen Kulturen und Traditionen bereichert. Mit unserem Antrag begrüßen wir ausdrücklich die Erweiterung der Europäischen Union und bekräftigen hiermit nochmals unsere positive Einstellung hierzu! Ernst Hinsken (CDU/CSU): Die Feierlichkeiten zum 1. Mai sind verklungen, das Feuerwerk ist schon lange abgebrannt, aber die wirtschaftlichen, politischen und sozialen Auswirkungen, die die EU-Erweiterung auf Deutschland haben wird, insbesondere auf die Regionen entlang der EU-Außengrenze, liegen noch im Nebel. Ganz besonders für die Dienstleistungsbranche mit dem Schwerpunkt Tourismus hat die EU-Erweiterung zwei Gesichter: Chancen und Risiken. Zur Minimierung die- ser Risiken muss alles, was möglich ist, getan werden. Hierzu hat die CDU/CSU-Fraktion einen umfassenden F t s m h d d k c B V L g g e I d z k A e r K n S G d g r k v a u a n m 1 a g e u l n k t D s u 2 n z d o 1 s (C (D orderungskatalog vorgelegt und diese Bundesregierung äte gut daran, diesen aufmerksam Zeile für Zeile zu le- en. Denn keinesfalls ist die Unterstützung der Touris- uswirtschaft durch Rot-Grün so umfassend, wie be- auptet wird. Aber Papier ist ja bekanntlich geduldig. Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Deshalb legen wir en Finger in die offene Wunde. Wir sagen, dass die eutsche Tourismuswirtschaft im Vergleich zu den Kon- urrenten aus den Beitrittsländern in zahlreichen Berei- hen ungleich schlechtere Rahmenbedingungen hat, zum eispiel im Steuerrecht. Dies lässt sich anhand eines ergleichs der Mehrwertsteuersätze der verschiedenen änder eindrucksvoll verdeutlichen. Im Beherbergungs- ewerbe haben sieben von zehn Beitrittsländern niedri- ere Mehrwertsteuersätze vorzuweisen: Zum Beispiel rheben Polen 7 und Ungarn 12 Prozent Mehrwertsteuer. n vier von zehn Beitrittsländern ist dies bei Restaurants er Fall und in sechs von zehn Beitrittsländern bei Frei- eitparks. Polen erhebt bei Freizeitparks sogar überhaupt eine Mehrwertsteuer. Finanzminister Eichel darf die ugen davor nicht länger verschließen. Aber das ist es nicht allein. Deutschland fällt im Steu- rwettlauf bei den Unternehmensteuern allgemein zu- ück. Kein Land in Europa besteuert die Gewinne von apitalgesellschaften so stark wie Deutschland. Mit der EU-Erweiterung haben die deutschen Unter- ehmen ein Niedrigsteuergebiet direkt vor der Haustür. ie haben nun die Möglichkeit, sich direkt hinter der renze niederzulassen, um dadurch gleichzeitig von der eutschen Infrastruktur und von beispielsweise niedri- en polnischen Steuersätzen zu profitieren. Die öster- eichische Regierung reagierte bereits und hat für das ommende Jahr die Senkung der Körperschaftsteuern on 34 auf 25 Prozent angekündigt. Deutschland täte uch gut daran, dies zu tun, da die Differenz zwischen ns und den östlichen Beitrittsländern besonders hoch usfällt. Während für Unternehmen in Deutschland die ominale Steuerbelastung bei rund 39 Prozent liegt, üssen polnische oder slowakische Unternehmen nur 9 Prozent, ungarische sogar nur 18 Prozent dem Fiskus bliefern. Auch das Busgewerbe in den Grenzregionen hat Sor- en. Kein Wort davon im Antrag der Koalition. Der un- ingeschränkte Zugang von Busunternehmen aus Polen nd Tschechien bedeutet, dass unsere vielen, meist fami- iengeführten, kleinen und mittleren Busunternehmen ei- em scharfen Wettbewerb ausgesetzt sind. Denn die Ver- ehrsunternehmen aus den östlichen Nachbarstaaten anken weitaus günstiger und können im Vergleich zu eutschland mit Niedrigstlöhnen kalkulieren. Die durch- chnittlichen Stundenlöhne betragen in Polen 4,50 Euro nd in Tschechien gerade mal 3,90 Euro gegenüber 6,50 Euro hier bei uns. Wenn man sieht, dass die Perso- alkosten in Verkehrsbetrieben zwischen 50 und 60 Pro- ent der Gesamtkosten ausmachen, dann weiß man, dass iese Unterschiede kaum durch Fleiß und Innovation der Flexibilität ausgeglichen werden können. Über 0 000 Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel. Damit die osteuropäischen Busse den mittelständi- chen brandenburgischen und bayerischen Verkehrs- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 114. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 10487 (A) ) (B) ) markt nicht im wahrsten Sinne des Wortes „überrollen“, muss eine Änderung des Personenbeförderungsgesetzes her, die ausdrücklich festlegt, dass Genehmigungen nach dem Personenbeförderungsgesetz nur an Unternehmen mit inländischem Betriebssitz oder einer inländischen Niederlassung erteilt werden dürfen. Einen von Bayern initiierten Gesetzentwurf des Bundesrates werden wir nach Kräften unterstützen. Geflissentlich übersieht die Koalition in ihrem Antrag auch, dass endlich die einheitliche Besteuerung von Bus- reisen umgesetzt werden muss, um die Durchführung grenzüberschreitender Busreisen zu erleichtern. Sie wis- sen ja, dass in den meisten EU-Staaten die Mehrwert- steuer auf Beförderungsleistungen bei erdgebundenen Reisen unterschiedlich geregelt ist. Ich habe gerade vom billigen Sprit gesprochen. Das führt zum Problem des Tanktourismus. Grenznahe Tank- stellen erlitten Umsatzeinbrüche von bis zu 80 Prozent. Über 300 Stationen mussten schließen. Die Ausfälle an Mineralölsteuer liegen bei weit über 1 Milliarde Euro pro Jahr. Aber statt ein Konzept zur Hilfe vorzulegen, wie die mittelständischen Mineralölverbände, verweist die Bundesregierung nur auf eine Harmonisierung der EU-Steuersätze. Jeder weiß, dass dies in absehbarer Zeit nicht zu erwarten ist. Auf der anderen Seite kann die Tourismusbranche in Deutschland langfristig voraussichtlich von einer zusätz- lichen touristischen Nachfrage profitieren. Die niedrigen Steuern in den Beitrittsländern werden dort zu Wohl- stand führen. Bereits heute wird für das Deutschland-In- coming aus ganz Osteuropa ein Gesamtumsatz von 2,7 Milliarden Euro erzielt Die DZT sagt für den Zeit- raum 2003 bis 2005 ein Kernpotenzial von rund 5,6 Mil- lionen Reisen aus den Beitrittsländern voraus. Nach einer Expertenbefragung der Fachhochschule München werden die erwarteten Touristenströme jedoch recht unterschiedlich beurteilt. Die größten Gewinn- chancen werden für München und Berlin gesehen. Für die Grenzregionen werden sowohl Verluste als auch Ge- winne erwartet. Daher ist es umso wichtiger, dass sich die Tourismusverantwortlichen in diesen Regionen et- was einfallen lassen, damit die erwarteten EU-Bürger auch in der Grenzregion bleiben und nicht nur durchrei- sen. Neue Ideen sind gefragt. Mir gefällt eine solche aus Österreich sehr gut. Bis zum Ende der Hauptreisezeit ge- währen die Österreicher den neuen EU-Bürgern freien Eintritt bei ausgesuchten Sehenswürdigkeiten. Die Untersuchung der FH München machte auch deutlich, dass viele unserer Kurorte und Heilbäder vor neue Herausforderungen gestellt werden. Ungarn zum Beispiel verfügt über ein sehr ausgiebiges und vielfälti- ges Angebot im Kur- und Heilbäderbereich. 10 Prozent der ausländischen Touristen kommen nur, um zu kuren. Darüber hinaus haben die Ungarn für die Jahre 2003 bis 2005 ein nationales Programm aufgelegt und investieren 510 Millionen Euro in die Sanierung ihrer Kurbäder. Ein anderes Beispiel: In der Slowakei kostet ein durchschnittlicher Kurtag 75 bis 80 Euro, gegenüber 100 bis 105 Euro in Deutschland. Die Ausstattung der E z s 3 h r d S t u u g s d B r g z f n s h B g n T E d i s a i m z u e E r t s i n 5 k e e S e t O D s h n (C (D inrichtungen sowie der bauliche Zustand entsprechen war nicht dem deutschen Standard, sind aber zufrieden- tellend. Das Lohnniveau in der Slowakei liegt bei Euro gegenüber rund 26 Euro in Deutschland. Das eißt, es fällt ein saftiger Gewinn an, der in einigen Jah- en in den Bau neuer Kurbetriebe investiert wird. Daher ist es für die Zukunft umso wichtiger, dass die eutschen Kurorte sich auf ihre Stärken konzentrieren. ie müssen ihren spezifischen Charakter und ihre At- raktionen herausstellen, um so an Profil zu gewinnen nd Nischen zu besetzen. Dabei dürfen unsere Kurorte nd Heilbäder von der Bundesregierung aber nicht allein elassen werden. Es reicht nicht, nur auf den Europäi- chen Heilbäderverband zu verweisen. Die linke Seite es Hauses macht es sich mal wieder leicht. Nein, die undesregierung ist aufgefordert, ihren Einfluss in Eu- opa zu nutzen, um europaweit faire Wettbewerbsbedin- ungen für den Kur- und Heilbäderbereich durchzuset- en. Bei all den hier diskutierten Problemen ist jedoch estzustellen, dass der Tourismus immer mit der Begeg- ung von Menschen und der engen Verbindung von wirt- chaftlichen, sozialen und kulturellen Leistungen zu tun at. Beim Reisen und bei der Zusammenarbeit mit den eitrittsstaaten stellt die sprachliche Verständigung kein rößeres Problem dar. Deutsch lernen Schüler in Slowe- ien zu 83 Prozent, in der Slowakei zu 79 Prozent, in schechien zu 76 Prozent und in Polen zu 62 Prozent. in verstärkter Jugendaustausch, wie im Antrag gefor- ert, wird hier auf fruchtbaren Boden fallen. Aber auch mmerhin 17 Prozent der Erwachsenen in den Beitritts- taaten beherrschen unsere Sprache so gut, dass sie sich usreichend in Deutsch unterhalten können. Deutsch ist n den Beitrittsländern nach Englisch und Russisch die eistgesprochene Sprache. Kein anderer Wirtschafts- weig weist einen derartigen Querschnittscharakter auf nd ist als Motor für die Integrationsprozesse so gut ge- ignet. Ein wichtiger Faktor für das Zusammenwachsen in uropa ist der Städte- und Jugendaustausch. Mit Frank- eich gibt es 2 075 Städtepartnerschaften, mit den Bei- rittsländern insgesamt nur 1 411. Die Städtepartner- chaften mit osteuropäischen Kommunen sind daher ntensiver als bisher zu fördern. Jürgen Klimke (CDU/CSU): Es kann gar nicht ge- ug betont werden: Wir diskutieren heute, am 1. Jahrestag des Volksaufstandes in der DDR gegen die ommunistische Herrschaft, einen Antrag zur EU-Ost- rweiterung. An dem Jahrestag, der an den Protest gegen in System erinnert, das ganz Osteuropa beherrschte, ein ystem, das Europa durch einen Eisernen Vorhang teilte, in System, das jede Opposition brutal erstickte, disku- ieren wir, wie wir mit unseren neuen EU-Partnern im sten Europas das Zusammenleben organisieren wollen. as ist ein bewegender, ein historischer Moment. Aber zur Sache: Gestern im Ausschuss haben wir eine ehr intensive Debatte zu diesem Thema geführt. Leider at die Kollegin Irber ihren Argumenten von gestern ichts Neues hinzuzufügen. Sie erklärt, der Antrag der 10488 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 114. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 (A) ) (B) ) Union betone nur die negativen Seiten der Erweiterung, er mache den Menschen Angst. Wenn sie – und nicht nur ihr Referent – den Antrag richtig gelesen hätte, wäre ihr sicher aufgefallen, dass wir die Erweiterung positiv darstellen und begrüßen, als Chance für die deutsche Tourismuswirtschaft begreifen und den Jugendaustausch und die Städtepartnerschaften mit unseren neuen Weggefährten im vereinten Europa forcieren wollen. Erstaunlicherweise war unsere grüne Kollegin Kurth gestern auch der Meinung. Das einzig Negative für Sie ist doch nur die Tatsache, dass diese Anstöße von uns, der Opposition, kommen und nicht von Ihnen, dass wir Ihnen, nicht nur bei die- sem Thema, immer einen Schritt voraus sind. Ihr Antrag beschreibt zwar die Chancen der EU-Erweiterung für die Tourismuswirtschaft treffend und auch im Forderungs- teil finden sich unterstützenswerte Punkte wie die Um- weltdachmarke Viabono, die fehlende umfassende Dienstleistungsfreiheit bei Reiseleitern und die anzustre- benden einheitlichen Standards im Heilbäderbereich, aber die Unterstützung der Tourismuswirtschaft durch die Bundesregierung ist eben nicht so umfassend, wie Sie es darstellen. Viele der wirklichen Probleme der Branche sowohl in Deutschland als auch in den Beitritts- ländern werden im Antrag weder erwähnt noch berück- sichtigt. Und das genau ist der Unterschied bei unseren Anträgen: Sie schreiben sich eine Realität herbei, wäh- rend wir die Realität beschreiben. Auf einige Punkte wie eine einheitliche Besteuerung oder faire Wettbewerbsbe- dingungen für Kur- und Heilbäder hat Kollege Hinsken ja schon hingewiesen. Ich will meine Finger in andere Wunden legen. Glauben Sie wirklich, die Mittelausstattung der für Auslandswerbung zuständigen Deutschen Zentrale für Tourismus, DZT, sei ausreichend? Für eine effektive Marktbearbeitung in den neuen EU-Ländern fehlt ihr doch das Geld. Und das brauchen Sie nicht im Keller zu drucken, sondern finden es im Haushalt – durch Um- schichtung. Vorschläge dazu finden Sie ja im Antrag. Ein anderer Punkt ist der Ausbau des deutschen Rad- fernwegenetzes in Kooperation mit den europäischen Nachbarn. Grenzübergreifende Ausbildungsprojekte zwischen Deutschland und den EU-Beitrittstaaten wie das der Ho- telfachschule Pirna müssen die Regel werden und dürfen keine Ausnahme sein. Und – das ist wirklich ein negativer Aspekt der Er- weiterung –: Wir müssen den Sextourismus und die Kin- derprostitution im tschechischen Grenzgebiet eindäm- men. Da wir von der Union ja so pragmatisch sind, liefern wir Ihnen für diese Probleme auch gleich die Lösung mit: Wenn es auf den Tourismus bezogene bilaterale Ge- sprächskreise auf Regierungsebene mit den neuen EU- Staaten gäbe, würden wir heute über die Punkte gar nicht debattieren; denn dann hätten wir ein Gremium, um diese Probleme auf dem kleinen Dienstweg zu bespre- chen. s i g r t s 3 S n B s b s e l J z g p D c l r s w e P G s H d a g E c d n r R n H w w s k k T E U a W (C (D Anlässlich der Debatte um unseren Antrag zur Unter- tützung der grenznahen kommunalen Zusammenarbeit m November letzten Jahres hatte ich auf Chancen hin- ewiesen, die uns Städtepartnerschaften bieten. Und da- auf will ich wieder hinweisen: Die Städtepartnerschaf- en im westlichen Europa haben Vorbildcharakter für olche im Osten. Die Fakten sprechen doch für sich: 294 Partnerschaften bestehen zu westeuropäischen tädten. Allein 2075 entfallen auf französische Kommu- en. Die Zahl der Partnerschaften zu Städten in den EU- eitrittstaaten dagegen nimmt sich bescheiden aus: Hier ind es nur 1 411. Da haben wir einen großen Nachhol- edarf. Dies darf doch kein strittiger Punkt zwischen uns ein: Nachdem wir den politischen, also rationalen, Ver- inigungsprozess vollzogen haben, müssen wir doch al- es tun, damit Europa mit dem Herzen zusammenwächst. ugendaustausch, Aupairs, gemeinsame Ausbildungs- entren in den Grenzregionen – das sind doch überwie- end Projekte und Forderungen, die einfach nur einen olitischen Anschub benötigen. Was ist daran negativ? as ist weder Schwarzmalerei noch kostet es zusätzli- hes Geld. Wenn ich mir hingegen Ihren Antrag durchlese, er- ebe ich eine einzige Huldigungsadresse an die Bundes- egierung. Aber die löst keine Probleme – weder die be- tehenden noch die künftigen. Wir – die Union als Europapartei – werden diese Ent- icklung weiter begleiten und Sie an Ihre Nachlässigkeit rinnern, an die verpasste Chance, einen historischen rozess aktiv mitzugestalten. Undine Kurth (Quedlinburg) (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN): Die EU-Osterweiterung war – das ist unum- chränkt positiv zu bewerten – allen Fraktionen dieses auses eine intensive Befassung wert. Wir alle wissen, ass die EU-Erweiterung in wirtschaftlicher Hinsicht für lle Bereiche, auch für den Tourismus, wichtige Impulse ibt. Die europäische Erweiterung wird die Beliebtheit uropas als Urlaubsziel weltweit erhöhen und ich bin si- her, dass alle 25 Mitgliedstaaten davon profitieren wer- en. Sehr wohl müssen sich die verschiedenen Destinatio- en und die unterschiedlichen Tourismussegmente da- auf einstellen, dass ab Mai Europa „größer“ und das eisen noch einfacher wird. Die Entscheidung für einen euen Zielort wird enorm erleichtert. Für uns war es im inblick auf den Deutschlandtourismus aber immer ichtig, nicht bei der Betrachtung möglicher Wettbe- erbsvorteile der neuen EU-Länder zu verweilen. Eine olche Haltung führt nicht weiter. Bezogen auf den von der Opposition immer wieder be- lagten Wettbewerbsdruck lässt sich feststellen, dass es einen wesentlichen Anpassungsdruck für die deutsche ourismuswirtschaft geben wird, der sich allein aus der rweiterung der Europäischen Union ergibt. Bestehende nterschiede im Besteuerungsniveau bedeuten nicht utomatisch nennenswerte Wettbewerbsverzerrungen. ie auch umgekehrt Erfahrungen aus der Anwendung Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 114. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 10489 (A) ) (B) ) ermäßigter Mehrwertsteuersätze in der Europäischen Union auf bestimmte arbeitsintensive Dienstleistungen zeigen, dass diese nicht automatisch den Lehren des Kathederliberalismus folgen und zur Schaffung neuer Arbeitsplätze führen. Berichte der Europäischen Kom- mission aus dem Jahre 2003 belegen, dass es keine nach- weisbare Wirkung der Mehrwertsteuerermäßigung auf die Beschäftigungsquote gab. Aus unserer Sicht ist es vielmehr richtig und wichtig, zu betonen, dass die deutsche Tourismuswirtschaft ihren Blick auf die eigene Leistungsfähigkeit und einzigartige Besonderheiten richten und ihr Profil schärfen muss. Alleinstellungsmerkmale müssen vermarktet und Ver- besserungen hinsichtlich Service und Barrierefreiheit er- zielt werden. Dann kann der Deutschlandtourismus alle Herausforderungen meistern. Die zunehmende wirtschaftliche Integration zwischen West- und Osteuropa wird zunächst vor allem den Ge- schäftsreisetourismus beleben. Mit deutlich anwachsen- der Kaufkraft in den neuen EU-Ländern dürfte sich aber auch der Urlaubstourismus aus diesen Ländern heraus positiv entwickeln. Die osteuropäischen Beitrittsländer sind bereits jetzt mit 2,4 Millionen Deutschlandreisen ein bedeutender Quellmarkt für den Deutschlandtourismus. Die Deutsche Zentrale für Tourismus hat Osteuropa schon frühzeitig in ihre Marketingaktivitäten eingebunden. Sie rechnet für 2005 bereits mit 5,6 Millionen Deutschlandreisen. Sie soll – dafür setzt sich unser Antrag ein – ihre erfolgrei- che Arbeit fortsetzen. Mit der Umsetzung der EU-Richtlinie zum transeuro- päischen Hochgeschwindigkeitsbahnsystem und dem Ausbau der Schienenverkehrsinfrastrukturverbindungen wird sich der Urlaubsreiseverkehr in die EU-Beitrittslän- der, aber auch von dort in andere EU-Länder intensivie- ren. Wir sprechen uns dafür aus, dass dieser Ausbau zü- gig erfolgt. Die EU-Erweiterung wird eine intensivere regionale, grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Tourismus und im Naturschutz ermöglichen, aber auch notwendig machen. Hierauf wendet unser Antrag den Blick. Aber auch der Antrag der CDU/CSU setzt hier richtige Akzente. Auf europäischer Ebene sollen die erfolgreichen An- sätze, nachhaltige Rahmenbedingungen für die Expan- sion der Tourismuswirtschaft zu schaffen, fortgeführt und weiterentwickelt werden. Der Tourismus ist nun ein- mal ein Bereich mit zum Teil gravierenden Auswirkun- gen auf Umwelt, Natur und Klima. Diese zu minimieren und zu vermeiden muss unser gemeinsames Anliegen sein – sowohl in Deutschland als auch in der gesamten EU. Europa ist die am meisten besuchte Tourismusregion der Welt und hat die größte Tourismusdichte. Für uns Grüne bleibt es deshalb eine zentrale Herausforderung für alle touristischen Entwicklungen, dass Natur und Landschaft, von deren Attraktivität Tourismus wesent- lich lebt, bewahrt werden. Gerade auch in den osteuropäi- schen Ländern mit ihrem reichhaltigen Naturerbe brau- chen wir keine Entwicklung mit Enzensberger-Effekt, d w d u g n C d l d u b l A f m s c l D r a s e s b A r A m a g A K w z b Z v r k b s u s d E w i E k t C c (C (D er besagt, dass Touristen von etwas angezogen werden, as verschwindet, wenn sie dort ankommen. Da gerade ie Beitrittsländer noch große Potenziale an unberührter nd intakter Natur haben, sollten bei gemeinsamen, renzüberschreitenden Tourismusprojekten die Richtli- ien des Übereinkommens über die biologische Vielfalt, BD, „Biodiversität und Tourismusentwicklung“, in iesen Prozessen Anwendung finden. Gerade hinsicht- ich einer natur- und umweltfreundlichen Entwicklung es Tourismus in Osteuropa bietet Deutschland Hilfe nd Unterstützung an. Die Umweltdachmarke „Via- ono“ könnte mit jeweiligen Modifizierungen Grund- age für die Entwicklung naturverträglicher touristischer ngebote sein. Es freut uns, dass die vom Bundesumweltministerium orcierte und finanzierte Einführung der Umweltdach- arke „Viabono“ inzwischen von allen Fraktionen die- es Hauses anerkannt und unterstützt wird. Ich bin si- her, dass es mit dieser breiten Unterstützung eines obenswerten Ansatzes gelingen wird, Viabono in eutschland und in der EU zum Erfolg zu führen. Große Chancen tun sich durch die EU-Osterweite- ung vor allem für die dann ehemaligen Grenzregionen uf. Diese können aus der Randlage herauswachsen und ich zu prosperierenden Knotenpunkten in Mitteleuropa ntwickeln. Vor allem für die kleinen und mittelständi- chen Unternehmen der Tourismuswirtschaft wird es da- ei wichtig sein, Kooperationspartner zu finden und llianzen zu schmieden. Hier kann zielgerichtete Förde- ung schnell zu positiven Effekten für Wirtschaft und rbeitsmarkt führen. Ein sich so entwickelnder Touris- us wird zum Motor des Integrationsprozesses werden – uch in ideeller Hinsicht. Denn er trägt zur Verständi- ung zwischen den Ländern und Regionen bei. Unser vorliegender Antrag sichert die notwendigen ktivitäten des Bundes ab. Wenn auch die Länder und ommunen jeweils ihren Beitrag leisten – davon gehen ir aus –, kann der Deutschlandtourismus der Zukunft uversichtlich entgegensehen. Ernst Burgbacher (FDP): Seit eineinhalb Monaten esteht die Europäische Union aus 25 Mitgliedstaaten. um 1. Mai sind 10 neue Staaten der EU beigetreten, iele davon im Osten Europas. Allerdings ist es keine eine EU-Osterweiterung, wie ein Blick auf die Land- arte zeigt. Die Erweiterung der Europäischen Union irgt für alle Beteiligten große Chancen in den unter- chiedlichen Bereichen des politischen, wirtschaftlichen nd kulturellen Wirkens und auch des persönlichen Zu- ammenlebens. Europa rückt zusammen und Deutschland rückt durch ie Erweiterung stärker in die Mitte Europas. Dass die rweiterung einen Einfluss auf den Tourismus haben ird, ist unzweifelhaft. Der Deutschlandtourismus wird nsbesondere von der unmittelbaren Nähe zu den neuen U-Mitgliedstaaten Polen und Tschechien profitieren önnen. Aber auch für den Incomingtourismus der Bei- rittsländer wird die Mitgliedschaft in der EU eine große hance werden. Es kommt darauf an, dieses vielverspre- hende Potenzial zu nutzen. 10490 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 114. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 (A) ) (B) ) Der Antrag von SPD und Grünen geht grundsätzlich in die richtige Richtung. Die FDP-Bundestagsfraktion unterstützt auch selbstverständlich die Zielsetzung, günstige Rahmenbedingungen für eine positive Entwick- lung des Tourismus zu schaffen. Allerdings sind damit im vorliegenden Antrag Forderungen verbunden, die wir für nicht akzeptabel halten. So fordert Rot-Grün – zu Recht –, dass die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) ihre Arbeit in den ost- und mitteleuropäischen Beitrittsländern intensivieren solle. Gleichzeitig plant die Bundesregierung jedoch, den Haushaltstitel für die DZT zu kürzen. Dies passt nicht zusammen. In Punkt 2 ihres Antrages fordern die Koalitionsfrak- tionen die Bundesregierung auf, sich dafür einzusetzen, dass die EU mit geeigneten Maßnahmen die Rahmenbe- dingungen für das Wachstum des europäischen Touris- mus in Richtung Nachhaltigkeit gestaltet. Hierzu ist aus unserer Sicht anzumerken, dass es nicht Aufgabe der EU ist, Rahmenbedingungen für den Tourismus zu setzen. Es gilt das Subsidiaritätsprinzip. Naturgemäß legt Rot-Grün einen Schwerpunkt auf die Förderung eines natur- und umweltfreundlichen Touris- mus. Die FDP ist allerdings der Auffassung, dass es al- lein Sache der einzelnen Mitgliedstaaten ist, in welcher Form sie den Tourismus in ihren Ländern fördern wol- len. Belehrungen seitens der Koalition über Natur- und Umweltschutz im Tourismus sollten daher unterbleiben. Aus diesen und anderen Gründen lehnt die FDP-Bundes- tagsfraktion den Antrag von SPD und Grünen ab. Den beiden von der CDU/CSU-Fraktion vorgelegten Anträgen stimmen wir dagegen zu, da wir die Zielrich- tung sowohl von verbesserten grenzübergreifenden Koo- perationen in Form von Städtepartnerschaften als auch die Stärkung des Tourismus in der erweiterten EU unter- stützen. Generell gilt – dies richtet sich an die Adresse der Bundesregierung –: Die EU-Erweiterung bietet der deut- schen Tourismuswirtschaft eine Reihe von Chancen, die sie ergreifen und nutzen muss. Entscheidend hierfür ist, dass die Politik unsere heimischen Unternehmen in die Lage versetzt, sich im stärkeren Wettbewerb behaupten zu können. Die Bundesregierung bleibt nach wie vor aufgefordert, die entsprechenden Rahmenbedingungen unter marktwirtschaftlichen Aspekten zu verbessern. Ich nenne die Steuer- und Arbeitsmarktpolitik, Deregulie- rung und Bürokratieabbau. Die „Chance Europa“ darf nicht verspielt, sie muss ergriffen werden. Anlage 7 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Bericht der Bundesregierung über die Er- gebnisse ihrer Bemühungen um die Weiter- entwicklung der politischen und ökonomi- schen Gesamtstrategie für die Balkanstaaten und ganz Südosteuropa für das Jahr 2003 z b F A L t A t c m ö g s c s e f s p B M W s A a n N v g u L w S d E s i t s s s i W g s e s (C (D – Beschlussempfehlung und Bericht: Grund- sätzliche Neuausrichtung der EU-Hilfsmaß- nahmen für Südosteuropa (Tagesordnungspunkt 12 a und b) Detlef Dzembritzki (SPD): In diesem Jahr jährt sich um fünften Mal der Beschluss zur Einrichtung des Sta- ilitätspaktes für Südosteuropa. In dieser Zeit sind große ortschritte bei der Stabilisierung der Region und dem ufbau von Staatswesen und Zivilgesellschaft in den ändern des Westbalkans erzielt worden. Gleichzeitig haben uns die gewalttätigen Ausschrei- ungen im Kosovo vom März dieses Jahres drastisch vor ugen geführt, wie zerbrechlich die Lage in der Region eilweise immer noch ist. Umso wichtiger ist die jährli- he Berichterstattung der Bundesregierung über ihre Be- ühungen zur Weiterentwicklung der politischen und konomischen Gesamtstrategie für Südosteuropa. Natürlich gehört diese Region zu Europa. Sie ist um- eben von Staaten der Europäischen Union. Ihre Stabili- ierung ist ein zentrales Erfordernis für unsere eigene Si- herheit und jeder Anstrengung wert. Dieser Prozess etzt ein langanhaltendes Engagement voraus und muss ine klare Zielstellung enthalten. Daher ist gerade angesichts der beachtlichen Trans- ormation, die die aktuelle Erweiterung der Europäi- chen Union darstellt, die Versicherung der EU-Beitritts- erspektive für alle Länder der Region von besonderer edeutung. Denn diese Perspektive ist zum wichtigsten otor für die Reformen in Südosteuropa geworden. enn der aktuelle Bericht der Bundesregierung bei- pielsweise feststellt, dass der im März 2003 erfolgte ntrag Kroatiens auf EU-Mitgliedschaft stimulierend uf die Investoren gewirkt hat, so wirkt diese Tatsache icht minder stimulierend auf den Reformwillen der achbarländer. Der Balkangipfel der EU in Thessaloniki am 21. Juni ergangenen Jahres hat hier einen deutlichen Impuls ge- eben, als einerseits die Beitrittsperspektive bekräftigt nd andererseits deutlich gemacht wurde, dass jedes der änder nur an seinen eigenen Leistungen gemessen ürde. Die strikte Konditionalität für den jeweiligen tabilisierungs- und Assoziierungsprozess gibt den Län- ern einen Katalog von Aufgaben an die Hand, die sie in igenverantwortung erfüllen müssen. Ich begrüße be- onders, dass die Länder durch regionale Kooperationen n den verschiedensten Sektoren eine gemeinsame Stra- egie für Europa zu entwickeln versuchen, um so als Ge- amtregion ihre Chancen auf einen Beitritt zu verbes- ern. Die in den vergangen Jahren erbrachten Leistungen ind bemerkenswert. Die Demokratisierung der Länder st klar erkennbar. Wiederholt haben demokratische ahlen stattgefunden, Regierungswechsel haben sich in ewaltloser und rechtsstaatlicher Weise vollzogen. Be- onders die Entwicklung in Kroatien und Mazedonien ist rfreulich. Die regionale Kooperation verbessert sich zu- ehends, nicht zuletzt dank der Initiative des Regionalen Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 114. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 10491 (A) ) (B) ) Tisches des Stabilitätspaktes und ihres Sonderkoordina- tors, Herrn Busek. Auch die Menschenrechtslage hat sich in den letzten Jahren in einer Weise verbessert, dass die Menschen- rechtskommission der Vereinten Nationen 2003 erstmals auf eine Resolution zur Menschenrechtslage im ehemali- gen Jugoslawien verzichtet hat. Dennoch gibt es noch ei- niges zu tun, wobei ich persönlich auch ausdrücklich die Bemühungen unseres ehemaligen Kollegen, Herrn Dr. Schwarz-Schilling, als internationaler Streitschlich- ter anerkennen möchte. In vielen Punkten herrscht jedoch noch Handlungsbe- darf. So muss in der gesamten Region mit hoher Priorität und über die Landesgrenzen hinweg die Bekämpfung der organisierten Kriminalität und Korruption vorange- bracht werden. Die Verlässlichkeit und die Transparenz staatlichen Handelns und ein funktionierendes Rechts- system mit unabhängigen Gerichten müssen in allen Ländern gewährleistet sein. Hier leisten die Europäische Union und auch die Bundesrepublik Deutschland einen wichtigen Beitrag. Wenn nun die öffentliche Aufmerksamkeit sich stär- ker anderen Krisenherden zugewandt hat, so darf das auch als Zeichen einer gewissen Normalisierung der Re- gion verstanden werden. Das darf uns jedoch keinesfalls verleiten, die Risiken und Aufgaben aus den Augen zu verlieren. Die Entwicklung, die Serbien zum Beispiel seit der Ermordung von Zoran Djindjic genommen hat, ist wenig ermutigend. Das Erstarken der radikalen Kräfte und die Zerrissenheit der demokratischen Parteien sind Besorg- nis erregend. Ich freue mich, dass bei der Präsident- schaftswahl am vergangenen Sonntag mit Boris Tadic ein Vertreter der demokratischen Kräfte ein gutes Ergeb- nis erreicht hat. Für seinen möglichen Erfolg in der be- vorstehenden Stichwahl hoffen wir jedoch auf die sich abzeichnende Unterstützung aller anderen demokrati- schen und europaorientierten Parteien Serbiens. Eine Radikalisierung Serbiens wäre nicht nur für das Land selbst verheerend, sondern auch für unsere Stabilisie- rungsbemühungen im Kosovo. Lassen Sie mich bei die- ser Gelegenheit dem designierten neuen Chef der UN- MIK, Herrn Jessen-Petersen, eine glückliche Hand bei seiner schwierigen Mission im Kosovo wünschen. Als Länderbeauftragter des Bundestages möchte ich einige Bemerkungen zu Bosnien und Herzegowina ma- chen. Zweifellos vereinigt dieses Land, das am stärksten unter den Gewaltexzessen der 90er-Jahre zu leiden hatte, in exemplarischer Weise sämtliche Probleme der Region und auch die Licht- und Schattenseiten unserer Bemü- hungen. Auch neun Jahre nach dem Ende der Kriegs- handlungen sind die individuellen wie die kollektiven Wunden und Traumata noch so frisch, dass man sich auf unserer Seite immer wieder davor hüten sollte, ange- sichts mangelnder Fortschritte in manchen Bereichen in Ungeduld zu verfallen. Dennoch müssen wir den Blick nach vorn richten und beispielsweise über die Hemm- nisse diskutieren, die der Entwicklung durch das Ab- kommen von Dayton auferlegt werden. Zweifellos müs- sen die zentralstaatlichen Institutionen gestärkt werden. E v u p m f m l s V W h g n E k w s a A s s E t a E B ß d ( B e b t a t m ö e w w s d 2 P E o t H (C (D s kann auf Dauer nicht sein, dass ein Land mit knapp ier Millionen Menschen von über 150 Ministerinnen nd Ministern regiert wird. Auch werden wir uns mit den weit reichenden Kom- etenzen des Hohen Repräsentanten auseinander setzen üssen. Wenn dieser beispielsweise per Dekret die Re- orm der Kommunalverwaltung in Mostar durchsetzen usste, so lag das an der kompromisslosen Haltung der okalen Akteure. Andererseits können gerade diese es ich leisten, auf Maximalpositionen zu beharren und die erantwortung für notwendige – und in der eigenen ählerschaft unpopuläre – Entscheidungen auf den Ho- en Repräsentanten und seine „Bonn-Powers“ zu verla- ern. Auf Dauer ist dies mit demokratischen Strukturen icht vereinbar und verbaut den Weg für die örtlichen ntscheidungsträger, miteinander zu Kompromissen ommen zu müssen. Die Übergabe der vollen Verant- ortung ist unser Ziel, sie muss jedoch gut vorbereitet ein, um nicht destabilisierend zu wirken. Denn wir können die Region – und damit meine ich lle Länder des Stabilitätspaktes – nicht auf Dauer in bhängigkeit von der internationalen Gemeinschaft las- en. Wenn wir die Länder zu verstärkten eigenen An- trengungen auffordern, muss dies auch mit verstärkter igenverantwortung für ihr Gemeinwesen einhergehen. Aller Widrigkeiten zum Trotz: die Länder des Stabili- ätspaktes für Südosteuropa haben in nur fünf Jahren be- chtliche Fortschritte gemacht. Es ist nicht zuletzt das fortgesetzte und entschlossene ngagement der Bundesregierung und des Deutschen undestages – und das erfreulicherweise oftmals in gro- er Geschlossenheit über Parteigrenzen hinweg –, das iese Entwicklung ermöglicht hat. Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg CDU/CSU): Es grenzt an einen Allgemeinplatz, den alkan und Südosteuropa in ihrer historischen und aktu- llen Entwicklung als eine höchst heterogene Region zu ezeichnen. Allerdings ist es bereits deshalb problema- isch, pauschal eine „Gesamtstrategie“ für die Region ufzulegen oder zu fordern. So sind etwa Kroatien und Slowenien nicht nur kul- urpolitisch Bestandteile Mitteleuropas und in ihrer de- okratischen und wirtschaftlichen Entwicklung ihren stlichen Nachbarn weit voraus. Kroatien hat den für ine funktionierende parlamentarische Demokratie not- endigen Systemwandel weitgehend abgeschlossen, die irtschaftliche Entwicklung stabilisiert sich auf insge- amt beachtenswertem Niveau. Wir unterstützen auch aher die Entscheidung der EU, mit Kroatien ab Anfang 005 Beitrittsverhandlungen aufzunehmen. In Mazedonien und Albanien vermag man trotz aller robleme den Silberstreif eines grundsätzlich positiven ntwicklungspotenzials zu erkennen. Bei anderen lässt sich jedoch ein gewisses Stagnati- nsmoment, ein Verharren in der Entwicklungsperspek- ive nicht verleugnen. Die politische Lage in Bosnien- erzegowina bleibt instabil und die Aufbauleistungen 10492 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 114. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 (A) ) (B) ) hinsichtlich eines sich selbst tragenden Staates unbefrie- digend. Im Kosovo haben wir in jüngster Zeit bitter er- fahren müssen, wie wenig Fortschritt es im politischen Prozess in den vergangenen fünf Jahren gegeben hat. Gerade für diese beiden Fälle ist nach den zugrunde lie- genden politischen Konzepten zu fragen – im weiteren Sinne auch, um den deutschen Soldaten vor Ort eine Per- spektive für ihren Einsatz zu geben. Letzteren sei an die- ser Stelle ausdrücklich für ihr Engagement gedankt. Die Entwicklung in Serbien-Montenegro gestattet we- der in politischer noch in wirtschaftlicher Hinsicht bis- lang euphorische Reaktionen. Allerdings gibt der Wahl- gang vom vergangenen Wochenende in Serbien – neben weiterhin höchst beunruhigender radikalnationalistischer Tendenzen – im Hinblick auf das Ergebnis von Tadic auch Anlass zu Hoffnung. Es ist Ausdruck eines gele- gentlich allzu unsichtbar gehaltenen, aber ermutigenden Potenzials von Menschen, die tatsächlich tief greifende Reformen wünschen und den nicht nur Sonntagsreden vorbehaltenen Anschluss an den Westen suchen. Diesen Prozess müssen wir nach Kräften unterstützen. Hier ist der Westen, insbesondere auch die Bundesrepublik ge- fordert, jenen „kairos“, einen der selten gewordenen rechten Augenblicke, zu begreifen, ja ihn zu ergreifen und mit Entwicklungsanstößen zu unterfüttern. Stim- mungen, die den Weg nach Europa in sich tragen, sollten in verantwortliche Stimmen münden, in der Umkehrung aber auch bis dahin angesichts des unsteten Charakters von Stimmungen die europäische Stimme vernehmen dürfen. Zugegeben: Insgesamt dürfen und sollten wir in der Region nachhaltige Verbesserungen bei der Stabilisie- rung, Demokratisierung, wirtschaftlichen Entwicklung und regionalen Zusammenarbeit nicht verschweigen. Gleichzeitig sind aber noch entscheidende politische Statusfragen ungelöst und erhebliche ethnische Konflikt- potenziale alles andere denn tatsächlich entschärft. Zudem seien lediglich in Schlagworten erwähnt: unzu- reichende Strukturreformen, unterentwickelte marktwirt- schaftliche Institutionen, mangelhafte Rechtssicherheit, organisierte Kriminalität, Menschenhandel und Korrup- tion. Zur Bekämpfung dieser Missstände erscheint eine Annäherung der Länder des westlichen Balkans an west- liche und europäische Strukturen weiterhin wünschens- wert, kann aber nur unter Beachtung eindeutiger und strikt einzuhaltender Kriterien erfolgen. Dem Stabilisierungs- und Assoziierungsprozess der EU kommt eine zentrale Bedeutung für die politische und wirtschaftliche Entwicklung der vor der EU-Haustür gelegenen Westbalkan-Region zu und hat im Fall Kroa- tien bereits eindeutige Erfolge gezeitigt. Daneben ist die komplementäre Rolle des Stabilitätspaktes für Südosteu- ropa auch weiterhin für eine hilfreiche und abgestimmte Einbindung der USA entscheidend. Darüber hinaus ist dem von Schwarz-Schilling entwickelten Ansatz einer integrativen Streitbeilegung in Südosteuropa, die auf lo- kaler Ebene ansetzt, ein beachtenswerter Stellenwert ein- zuräumen. Die Defizite des Stabilitätspaktes müssen zweifellos behoben werden, die Forderung der FDP nach einer Auflösung der drei Arbeitstische geht jedoch zu weit, da eine derartige Maßnahme für die Bemühungen d d f E z i k k n s e u h e n e c a b B s G d d i s S s w i m b d n w B P H s R g v P u F s z l d u K s u m e S (C (D er insgesamt 40 Teilnehmerstaaten des Paktes nicht för- erlich wäre. Wir begrüßen die zunehmend führende Rolle der EU ür Sicherheit vor Ort, die sich nicht zuletzt durch das ngagement der EUFOR in Bosnien ab Ende des Jahres eigen wird, sollte doch die EU auch sicherheitspolitisch n absehbarer Zeit – unter Rückgriff auf NATO-Fähig- eiten – für die Region Zuständigkeiten beanspruchen önnen. Bosnien bleibt aber auch Ausdruck potenzieller Span- ungsfelder innerhalb der westlichen Gemeinschaft. Es ei an dieser Stelle nur an die Notwendigkeit eines dau- rhaft komplementären Wechselspiels zwischen NATO nd ESVP erinnert. Der gefundene Konsens zur weitge- enden Übernahme der SFOR-Mission durch die EU ist in ermutigendes Zeichen. Gleichzeitig erwächst hieraus icht lediglich eine Verpflichtung zur Stärkung etwaiger uropäischer Pfeiler, sondern zur parallelen Zukunftssi- herung und Stabilisierung der NATO insgesamt. Gerade uch im Hinblick auf den kommenden Gipfel in Istan- ul, wo bekanntlich auch über einen möglichen Beitritt osniens zum NATO-Bündnis Partnership for Peace ent- chieden werden soll. Zu Letzterem sollte nicht unerwähnt bleiben, dass radmesser für Bosniens NATO-Tauglichkeit unter an- erem seine Bereitschaft, insbesondere diejenige beson- erer Gruppen, zur Vergangenheitsbewältigung ist. Das n einem Untersuchungsbericht einer bosnisch-serbi- chen Kommission erstmals bestätigte Eingeständnis der chuld an dem grauenvollen Massaker von Srebrenica ollte als ein Schritt in die richtige Richtung gewertet erden. Mit dem Bosnien-Sonderbeauftragten Ashdown st allerdings bewusst der Konjunktiv zu wählen, wenn an davon spricht, dass der Bericht und die Äußerungen osnisch-serbischer Politiker deren Willen zum Aus- ruck bringen könnte, Verantwortung gegenüber Srebre- ica wahrzunehmen und den Opfern Gerechtigkeit zuteil erden zu lassen. Ihre Ernsthaftigkeit hat die Führung in anja Luka nach neun Jahren der beinahe vollständigen assivität in diesen Belangen erst noch zu beweisen. ierunter ist auch die Verhaftung und Auslieferung ge- uchter Kriegsverbrecher an Den Haag, allen voran von adovan Karadzic, zu verstehen. Insgesamt darf eine „Gesamtstrategie“ – deren Be- rifflichkeit ich für falsch halte – für die Region nicht erkennen, dass die internationale Gemeinschaft ihre rogramme individuell auf konkrete Länder anwenden nd zuschneiden muss – eingedenk der Tatsache, dass ehlentwicklungen und Instabilität eines Landes die ge- amte Region erschüttern können, wobei freilich Vernet- ungslinien unterschiedlichster Art nicht außer Acht ge- assen werden dürfen. Sollte etwa Bosnien-Herzegowina en Anschluss an die umliegenden Staaten verpassen nd sich zu einem von Nationalismus und organisierter riminalität beherrschten „Schwarzen Loch“ mit ent- prechender Sogwirkung auf dem Balkan entwickeln nd zum Sammelgebiet für islamischen Fundamentalis- us in Europa werden, so würde dies Bemühungen um ine Stärkung der regionalen Zusammenarbeit und die tabilität der gesamten Region generell untergraben. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 114. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 10493 (A) ) (B) ) Deutschland kommt in der Region eine besondere Verantwortung zu. Wir sind für die meisten Balkanstaa- ten das wichtigste bilaterale europäische Partnerland, zählen zu den prominentesten Geberländern und fast 3 800 deutsche Soldaten flankieren in Bosnien und im Kosovo die politischen Entwicklungsprozesse. Die Bun- desregierung muss sich daher besonders bei der Unter- stützung, Weiterführung, Gestaltung und Optimierung der politischen Prozesse der internationalen Gemein- schaft einbringen. Die Bundesregierung präzisiert bis- lang nicht ihre eigenen konzeptionellen Vorstellungen für die politischen Entwicklungsprozesse für die Region und die einzelnen Länder. Welche Vorstellungen hat die Bundesregierung hier in den verschiedenen Gremien der internationalen Gemeinschaft eingebracht, um die politi- schen Prozesse in diesen Ländern dynamischer in eine stabilisierende Richtung zu lenken? An der Bundesregierung ist es auch, sich verstärkt um die Abstimmung bzw. Komplementarität der verschiede- nen Programme der internationalen Gemeinschaft zu kümmern, die aufgrund der stockenden politischen und wirtschaftlichen Reformprozesse möglicherweise ver- besserungswürdig ist. Parallelstrukturen müssen abge- baut und zwischen den einzelnen Wiederaufbaustruktu- ren deutlich mehr Kohärenz geschaffen werden. Die Stabilisierung der Region des Balkans bleibt es- senzielle europäische Aufgabe und trifft damit unser al- ler Verantwortung. Michael Stübgen (CDU/CSU): Dass die Situation in Südosteuropa so ist, wie sie sich gegenwärtig darstellt, ist eine Folge der insgesamt erfolgreichen Politik der in- ternationalen Gemeinschaft, der Europäischen Union und auch der Bundesrepublik Deutschland. Sie ist aber auch – und darauf sei an dieser Stelle hingewiesen – der Erfolg von vielen tausend Menschen, die mit hohem En- gagement, persönlichen Entbehrungen, teilweise auch unter Einsatz ihres Lebens in diesen Ländern seit vielen Jahren zur Friedenssicherung und für den Wiederaufbau arbeiten. Diesen Menschen möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich Dank sagen. So unbefriedigend die gegen- wärtige Situation auch ist, so hat sich doch die Balkan- strategie der internationalen Gemeinschaft und der Euro- päischen Union bis jetzt insofern bewährt, als es keinen Krieg mehr auf dem Balkan gibt und ethnische Ausei- nandersetzungen zurückgedrängt werden konnten. Wenn wir uns allerdings an dieser Stelle über die ak- tuelle Situation in Südosteuropa unterhalten, müssen wir auch die Defizite analysieren und notwendige Verände- rungen unserer Politik diskutieren. Die Situation der ein- zelnen Länder in Südosteuropa ist extrem differenziert. Sie teilen sich aber in zwei Entwicklungsstufen: Zum einen sind das die Länder mit einem gefestigten Staats- gebiet, mit einer kontinuierlichen Entwicklung, bis hin zu einer sich klar abzeichnenden Beitrittsperspektive zur Europäischen Union. Dies sind Bulgarien, Rumänien, Kroatien und auch bedingt Mazedonien. In diesen Län- dern hat sich die Politik der EU, durch die Vermittlung einer klaren Beitrittsperspektive, verbunden mit der Auf- nahme von Beitrittsverhandlungen, diese wirtschaftli- c e h ß 2 n d t B s d 7 z d d l p e d t D S d b p f g d g n p s h p j H M p i w F s s d h w z s t o p g E W b (C (D he, politische und soziale Entwicklung dieser Länder zu ntwickeln, vollständig bewährt. Bulgarien zum Beispiel hat vorgestern die Beitrittsver- andlungen zur Europäischen Union erfolgreich abschlie- en können. Somit ist der Beitrittswunsch Bulgariens für 007 realistisch. Rumänien ist mit den Verhandlungen och nicht so weit, aber der Entwicklungstrend ist ein- eutig. Für Kroatien und Mazedonien ist die EU-Perspek- ive zumindest greifbar. Zum anderen sind es im Wesentlichen die westlichen alkanländer mit einem enormen Entwicklungsrück- tand. Sie erwirtschaften nach Einschätzung einer Studie er Stiftung für Wissenschaft und Politik gerade einmal Prozent des durchschnittlichen europäischen Bruttoso- ialproduktes. Darüber hinaus ist die Staatlichkeit einiger ieser Länder zumindest fragwürdig. Für diese Länder ist ie EU-Mitgliedschaft auf lange Sicht noch nicht mög- ich. Der Gipfel der Staats- und Regierungschefs von Euro- äischer Union und den westlichen Balkanländern vor inem Jahr in Thessaloniki hat aber auch für diese Län- er außer einer leichten Erhöhung der Stabilitätspaktmit- el ausschließlich die Beitrittsperspektive formuliert. ies ist für diese Länder aber noch keine ausreichende trategie. Denn mit der Beitrittsperspektive allein kann iesen Ländern kein ausreichender Anreiz für eine sta- ile Entwicklung geboten werden. Hier muss die Euro- äische Union beginnen umzusteuern. Dafür drei Emp- ehlungen: Erstens. Der Stabilitätspakt Südosteuropa hat sich ins- esamt als ein sehr erfolgreiches Instrument erwiesen, iesen Ländern schnellstmöglich Wiederaufbauhilfe zu ewähren. Die Tatsache, dass in der mittelfristigen Fi- anzplanung des Bundes die Mittel für den Stabilitäts- akt bis 2006 auslaufen, trägt nicht zu einer Investitions- icherung bei. Für den Einsatz der finanziellen Mittel aben sich aber auch Probleme durch die äußerst kom- lexe Struktur des Stabilitätspaktes ergeben. Wichtig ist etzt, dass spätestens für die Finanzperiode ab 2007 die ilfsmaßnahmen der Europäischen Union und der EU- itgliedstaaten – die bisher im Rahmen des Stabilitäts- aktes erfolgt sind – vollständig in die Struktur der EU ntegriert und die Aufgaben einer Agentur übertragen erden. Hierfür muss auch – und zwar für die gesamte inanzperiode bis 2013 – eine eindeutige Finanzierungs- icherheit geschaffen werden. Damit verbunden werden ollten aber auch einheitliche Kriterien für die Vergabe er Förderung. Ich denke, dass in diesem Zusammen- ang eine Initiative der Bundesregierung erforderlich äre. Zweitens. Der Motor für eine stabile Entwicklung hin u Rechtsstaatlichkeit, wirtschaftlicher Entwicklung und ozialem Wohlstand kann aber nur in diesen Ländern ak- iviert werden. Und dies geht – wie es alle mittel- und steuropäischen Länder gezeigt haben – nur, wenn in der olitischen Klasse und in der Bevölkerung die Überzeu- ung wächst, dass sie am wirtschaftlichen Fortschritt der uropäischen Union einschließlich einem entstehenden ettbewerb um die schnellstmögliche Integration teilha- en können. Die Europäische Union muss für diese 10494 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 114. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 (A) ) (B) ) Länder aber eine klare Zwischenperspektive vor einer vollständigen Mitgliedschaft bieten, die auch für diese Länder erkennbare Erfolgserlebnisse produziert. Diese Strategie muss die Europäische Union jetzt definieren. Drittens. Die künftige Förderung in den südosteuro- päischen Ländern sollte sich stärker an der regionalen Kooperation zwischen diesen kleinen und kleinsten Län- dern orientieren; denn ohne ein Wachsen dieser Koope- ration ist eine langfristige friedliche Entwicklung dieser Region nicht vorstellbar. Es liegt in unserem zwingenden Interesse, dass die südosteuropäischen Länder möglichst rasch Perspekti- ven für die Teilhabe am wirtschaftlichen Fortschritt in Europa erkennen können. Dazu müssen wir uns darauf einstellen, dass wir noch für eine lange Zeit erheblichen finanziellen und technischen Aufwand für die wirt- schaftlichen Aufbaumaßnahmen betreiben müssen. Dies gilt ebenso für den militärischen und polizeilichen Ein- satz. Korrekturen der jetzigen Strategie, um sie auch langfristig stabil zu gestalten, sind allerdings jetzt not- wendig. Dr. Rainer Stinner (FDP): Wenn man den Bericht der Bundesregierung über die Ergebnisse ihrer Bemü- hungen liest, könnte man der Meinung sein, die Welt auf dem Balkan sei doch in Ordnung, alles sei auf das Beste geordnet. Jeder, der die genauen Verhältnisse kennt, weiß, dass das nicht der Wahrheit entspricht. Trotz vieler Anstren- gungen, trotz großer Geldleistungen, trotz vieler Pro- gramme sind die Dinge auf dem Balkan nicht geordnet, gibt es nicht die Fortschritte, die wir alle erwartet haben und die dringend notwendig sind. Schon die Überschrift des Berichtes der Bundesregie- rung ist inkorrekt. Es wird suggeriert, es gäbe eine politi- sche und ökonomische Gesamtstrategie für die Region. Eine solche Gesamtstrategie gibt es aber nicht. Es gibt einzelne Instrumente, die zumeist gut gemeint sind, die aber dringend der Überarbeitung bedürfen. Es gibt aber keine Abstimmung aller Instrumente zur För- derung der Region. Es gibt kein Controlling und kein Monitoring. Es gibt keine Beurteilung der Effektivität und der Effizienz der Instrumente. Das gilt insbesondere für den so hoch gelobten Stabilitätspakt. Auf meine schriftliche Frage vom November 2003 nach der Höhe der Zahlungen der Geberländer des Stabilitätspaktes ant- wortete die Bundesregierung wörtlich: „Eine kontinuier- liche Erhebung der Geberleistungen für Projekte im Rahmen des Stabilitätspaktes existiert nach Kenntnis der Bundesregierung nur im Infrastrukturbereich.“ Deutsch- land hat seit 2000 über 1 Milliarde Euro für Projekte ausgegeben und weiß nicht, ob andere Geber vielleicht die gleichen Projekte finanziert haben. Kein Wunder, dass der Fortschritt auf dem Balkan ausbleibt. Heute und morgen findet ein großes Balkan-Forum unter dem Motto: „Rethinking the Balkans“ statt. Ein solches Rethinking ist dringend geboten. Da darf die Bundesregierung auch ruhig mitdenken. Aber da kommt zu wenig. Wir haben einen ganz konkreten Vorschlag zur w f d e e s k g n n n C i f n A i G E a t u a M i l o D s w b w A G a s e l h s s p d l g s n s M r s (C (D esentlichen Verbesserung der Durchführung der um- angreichen europäischen Hilfe eingebracht. Grundge- anke ist, dass wir ein wesentlich besseres Monitoring, ine wesentlich bessere Koordination brauchen. Es gibt ine Organisation, die in der Region bewiesen hat, dass ie das sehr gut kann, die EAR in Thessaloniki. Die Kolleginnen und Kollegen von der Regierungs- oalition lehnen diesen Vorschlag stereotyp ab. Sie wei- ern sich, neue Wege zu denken. Das bringt uns aber icht weiter, das bringt die Menschen auf dem Balkan icht weiter, das ist auch auf die Dauer unseren Wählern icht zu verkaufen. Wir haben mit Thessaloniki ein starkes politisches ommitment für die Staaten der Region abgegeben; das st richtig. Dieses Commitment muss aber mit Leben ge- üllt werden. Wir müssen neue Wege gehen, wir müssen eu nachdenken. Fangen Sie endlich an, mitzudenken. Kerstin Müller, Staatsministerin im Auswärtigen mt: Ziel der Südosteuropapolitik der Bundesregierung st die langfristige und nachhaltige Stabilisierung der esamtregion. Dies setzt ein massives und andauerndes ngagement voraus. Die Bundesregierung setzt dabei uf den Prozess der Europäisierung, zu dem es keine Al- ernative gibt. Zur Sicherung der erreichten Fortschritte nd Verhinderung neuer Gewaltausbrüche ist vorerst uch noch der Einsatz militärischer und polizeilicher ittel notwendig. Dies haben uns die März-Ereignisse m Kosovo erneut deutlich vor Augen geführt. Trotz des Rückschlags im Kosovo fällt die Gesamtbi- anz für die Region positiv aus. Demokratische Instituti- nen und Verfahren sind inzwischen liberal verankert. ie Sicherheitslage hat sich weiter gebessert, sodass bei- pielsweise die Militärpräsenz in Mazedonien beendet erden konnte. Die Besonnenheit, mit der in der Nach- arschaft des Kosovo auf die März-Unruhen reagiert urde, ist ein Zeichen zunehmender regionaler Stabilität. Oder denken wir an Bosnien und Herzegowina: Lord shdown, der Hohe Repräsentant der internationalen emeinschaft in Bosnien und Herzegowina, hat kürzlich nlässlich eines Deutschlandbesuchs darauf hingewie- en, dass auch Bosnien und Herzegowina ein Beispiel rfolgreicher europäischer Friedens- und Sicherheitspo- itik sind, an der auch Deutschland einen großen Anteil at. Aber der Übergang zu stabilen politischen und wirt- chaftlichen Verhältnissen ist keineswegs überall ge- ichert. Es geht jetzt um die Verstetigung der Reform- rozesse; es geht darum, Demokratie und Rechtsstaat in en Ländern fest zu verankern und funktionsfähige staat- iche Strukturen und Institutionen zu schaffen, und es eht insbesondere auch darum, auf die wirtschaftlich- ozialen Probleme eine Antwort zu finden und die orga- isierte Kriminalität entschlossen zu bekämpfen. Der Wunsch, möglichst bald der EU beizutreten, hat ich für südosteuropäische Staaten als der entscheidende otor für Reformen erwiesen. Das Tempo der Annähe- ung an die EU ist unterschiedlich, das Ziel aber unbe- tritten. Die EU steht zu der Beitrittsperspektive, die sie Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 114. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 10495 (A) ) (B) ) den Ländern des westlichen Balkans zugesagt hat. Das Tempo der Annäherung an die EU bestimmen diese Län- der aber selbst. Von ihren Eigenanstrengungen hängt es ab, wie bald sie der EU beitreten können. Das Beispiel Kroatiens zeigt, welche Fortschritte mög- lich sind, wenn demokratische und marktwirtschaftliche Reformen konsequent umgesetzt werden. Kroatien macht sich deswegen zu Recht Hoffnungen, auf dem bevorste- henden ER als Beitrittskandidat anerkannt zu werden. Aber das unterschiedliche Reformtempo führt auch zu rasch wachsenden Unterschieden innerhalb der Re- gion. Um zu vermeiden, dass neue Grenzen auf dem Bal- kan entstehen, muss vor allem die regionale Kooperation intensiviert werden. Sie ist unter dem Dach des Stabili- tätspaktes für Südosteuropa bereits von Jahr zu Jahr dichter geworden und zunehmend in die Hände der Län- der der Region übergegangen. Das Wirtschaftswachstum in der Region hat sich seit 2001 zwar verstetigt, in einigen Ländern des westlichen Balkans ist es aber bei weitem nicht ausreichend. Zur Finanzierung der erforderlichen Umstrukturierungsmaß- nahmen sind internationale Kapitalzuflüsse unverzicht- bar. Hier steht die internationale Gemeinschaft auch künftig in der Verantwortung. Gleichzeitig müssen aber die betroffenen Länder auch selbst die hausgemachten Hindernisse erkennen und entschlossen abbauen. Wich- tig sind vor allem die Herstellung von Rechtssicherheit und der Abbau der Korruption sowie die Schaffung eines gemeinsamen Marktes. Eine militärische oder polizeiliche Präsenz der inter- nationalen Gemeinschaft ist in einigen Teilen des westli- chen Balkans bis auf weiteres unverzichtbar. Solange fragile Verfassungsstrukturen und rechtsstaatliche Defi- zite das Funktionieren des Staates behindern und ethni- sche Kategorien das politische Handeln mitbestimmen, würden militante Extremisten es leicht haben, das politi- sche Vakuum zu nutzen, um ihre Ziele gewaltsam durch- zusetzen. Dies dürfen wir nicht zulassen. Die Stabilisierung Südosteuropas bleibt politische Priorität; wir werden deshalb unser Engagement in Süd- osteuropa mit unverändertem Nachdruck fortsetzen. Anlage 8 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Anträge: – Entwicklungspartnerschaften mit der Wirt- schaft weiterentwickeln – gemeinsam Armut bekämpfen – Menschen mit Behinderung in Entwick- lungszusammenarbeit einbeziehen (Tagesordnungspunkt 21 a und b) Dagmar Schmidt (Meschede) (SPD): „Die Bilanz der ersten Jahre der PPP-Fazilität ist (…) durchaus positiv und wird von der großen Mehrheit der Beteiligten als Erfolg gewertet.“ o c D l m 2 z W a w m N d S d a E b S B z k g b m M z A s m e v d g l m 5 d r M p a u g k g O B H (C (D Dieser Satz stammt nicht etwa aus einer Informati- nsbroschüre des Bundesministeriums für wirtschaftli- he Zusammenarbeit und Entwicklung, sondern von r. Michael Blank, dem Leiter des Referats Entwick- ungspolitik des Deutschen Industrie- und Handelskam- ertages, veröffentlicht in der Zeitschrift „E+Z“ im Juni 003. Wer hätte eine solche Aussage noch vor einem Jahr- ehnt für möglich gehalten? Entwicklungspolitik und irtschaft galten sowohl aufseiten der Unternehmen als uch bei der Mehrzahl der Aktiven im Bereich der Ent- icklungszusammenarbeit als unvereinbar. Hier die ver- eintlich „weichen“ Themen menschliche Entwicklung, achhaltigkeit und Gerechtigkeit – dort die raue Welt es marktwirtschaftlichen Wettbewerbs. Wo sollte da die chnittmenge gemeinsamer Interessen liegen? Im fünften Jahr nach der Einführung der PPP-Fazilität es Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammen- rbeit und Entwicklung stellen wir nicht ohne Stolz fest: s gibt eine Schnittmenge. Sie ist gar nicht so unschein- ar und unsere Entwicklungspolitik hat sie aktiviert. Wie konnte dies angesichts der Vorbehalte auf beiden eiten gelingen? Die Lösung ist einfach. Die Ängste und efürchtungen, im globalen Geschehen nicht bestehen u können, wenn man die Grundsätze der Armutsbe- ämpfung nicht beachtet, sind bei vielen Beteiligten an- esichts der veränderten weltwirtschaftlichen Rahmen- edingungen gewachsen. Um die Herausforderungen der Globalisierung zu eistern und ihre Chancen zu nutzen, haben wir mit der illenniums-Deklaration, dem Monterrey-Konsensus ur Entwicklungsfinanzierung und dem Johannesburg- ktionsplan die Grundlagen für eine globale Partner- chaft zwischen Nord und Süd zur Bekämpfung der Ar- ut geschaffen. Die Verwirklichung dieses ehrgeizigen Programms rfordert von allen Akteuren – staatlichen, aber auch pri- aten – erhebliche Anstrengungen. Nach Berechnungen er UN benötigen die Entwicklungsländer bei guter Re- ierungsführung allein für die Verwirklichung der Mil- enniums-Entwicklungsziele zusätzliche Mittel im Rah- en der Entwicklungszusammenarbeit in Höhe von 0 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Die Entwicklungs- und Industrieländer haben sich auf er Konferenz zur Entwicklungsfinanzierung in Monter- ey im März 2002 auf einen gemeinsamen Ansatz zur obilisierung von Finanzmitteln für die Entwicklungs- olitik geeinigt. Die Entwicklungsländer bekräftigten ihre Eigenver- ntwortung in den Bereichen guter Regierungsführung nd entwicklungsfördernder interner Rahmenbedingun- en wie Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Korruptionsbe- ämpfung und Beteiligung der Zivilgesellschaft. Im Ge- enzug haben sich die Industrieländer verpflichtet, ihre DA-Quote bis zum Jahr 2006 zu erhöhen, was nach erechnungen der OECD zusätzliche Mittelzusagen in öhe von 16 Milliarden US-Dollar zur Folge hat. 10496 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 114. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 (A) ) (B) ) Trotz dieser bemerkenswerten Verhandlungserfolge sind die Ziele der Millenniums-Deklaration und des Jo- hannesburg-Aktionsplans nicht alleine mit öffentlichen Mitteln erreichbar. Es gilt, privatwirtschaftliche Res- sourcen zu mobilisieren und die gesellschaftspolitische und soziale Verantwortung der Unternehmen für eine ge- rechte Ausgestaltung der Globalisierung einzufordern. Die Global-Compact-lnitiative von UN-Generalsekre- tär Kofi Annan fordert den Privatsektor auf neun zentrale Werte in den Bereichen Arbeitsnormen, Menschenrechte und Umwelt zu unterstützen und durchzusetzen. Sowohl der Monterrey-Konsensus als auch die Abschlusserklä- rung von Johannesburg betonen die Notwendigkeit, Ent- wicklungspartnerschaften mit der Wirtschaft einzugehen, um die angestrebten Entwicklungsziele zu erreichen. So muss die Zusammenarbeit von staatlicher Ent- wicklungspolitik und Privatwirtschaft bei solchen Vor- haben ausgebaut werden, die einen entwicklungspoliti- schen Nutzen erbringen und gleichzeitig im Interesse der beteiligten Unternehmen liegen. Damit wurde ein grund- sätzlicher Paradigmenwechsel in der Entwicklungszu- sammenarbeit eingeleitet und ein neues, innovatives Feld der Zusammenarbeit eröffnet, dessen Bedeutung in den kommenden Jahren noch zunehmen wird. Die Bundesrepublik Deutschland nimmt bei der För- derung der Entwicklungspartnerschaften mit der Wirt- schaft international eine Spitzenposition ein. Im Rahmen der so genannten PPP-Fazilität fördern wir seit 1999 Entwicklungspartnerschaften mit der Wirtschaft. Unter- stützt werden Unternehmensprojekte, die zusätzliches privates Kapital für die soziale und wirtschaftliche Ent- wicklung der Partnerländer mobilisieren. In den ersten drei Jahren standen dafür Mittel des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenar- beit und Entwicklung in Höhe von 56,4 Millionen Euro bereit. Für die zweite dreijährige Phase ab 2002 sind weitere 50 Millionen Euro eingeplant. In vier Jahren konnten so im Rahmen der Fazilität rund 600 innovative Einzelprojekte und langfristige stra- tegische Allianzen mit einem Mittelvolumen von mehr als 200 Millionen Euro schnell und unbürokratisch reali- siert werden. Berücksichtigt man die Investitionsförderung von DEG, KfW und InWEnt, so sind in vier Jahren in 70 Ländern auf vier Kontinenten mehr als l 000 Öffent- lich-Private-Partnerschaften mit einem Mittelvolumen von über 4,7 Milliarden Euro realisiert worden. Mit öf- fentlichen Mitteln in Höhe von 1,8 Milliarden Euro konnten private Investitionen von knapp 3 Milliarden Euro angestoßen werden. Von A wie Aids-Bekämpfung bis Z wie Zertifizierung wurden in unterschiedlichsten Feldern innovative Ein- zelprojekte realisiert. Ohne die Unterstützung des BMZ wären sie ausgeblieben oder ohne entwicklungspoliti- schen Mehrwert realisiert worden. So baut ein deutsch-belgisches pharmazeutisches Fa- milienunternehmen in Bukavu in der Demokratischen Republik Kongo im Rahmen eines PPP-Projektes der G d u d j z t d D d e d W s w „ P s r S f b U D d E D D m d m g b f h d l f D t g s a t h G z s F (C (D TZ unter schwierigsten äußeren Bedingungen die Pro- uktion und Ausgabe preiswerter Aids-Medikamente auf nd engagiert sich bei der Versorgung und der Betreuung er Infizierten. Der öffentliche Beitrag zu diesem Pro- ekt beläuft sich auf rund 200 000 Euro aus der PPP-Fa- ilität und geschätzte 100 000 Euro für fachliche Bera- ung und Unterstützung durch ein von der GTZ urchgeführtes Aids-Projekt im Zeitraum 2003 bis 2006. er Beitrag des Unternehmens beträgt 380 000 Euro für en Aufbau des Produktions- und Diagnosezentrums. Einige Kolleginnen und Kollegen konnten sich auf iner Ausschussreise im April einen persönlichen Ein- ruck von dem Projekt machen. Meine Kollegin Brigitte immer bat gerade gestern in der Sitzung des Aus- chusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Ent- icklung im Rahmen der aktuellen Unterrichtung Kongo“ um Informationen über den aktuellen Stand des rojektes. Wir alle müssen mit ihr hoffen, dass es fortbe- teht. Denn unternehmerischer Einsatz hält sich in Krisen- egionen in Grenzen. Ein weiteres Beispiel bietet ein großes deutsches chuhhaus, das sich im Rahmen eines PPP-Projektes da- ür einsetzt, bei den asiatischen Zulieferbetrieben die Ar- eitsbedingungen durch die Einführung von Sozial- und mweltstandards nachhaltig zu verbessern. Gerade dieses Beispiel zeigt: Ohne PPP liefe die urchsetzung sozialer und ökologischer Mindeststan- ards noch langsamer oder gar nicht an. Aber durch die rfahrung von veränderten Arbeitsbedingungen wird ein ominoeffekt entstehen, der die öffentlichen Mittel zur urchsetzung bald überflüssig macht. Besonders hervorheben möchte ich in diesem Zusam- enhang, dass rund 70 Prozent der Projekte im Rahmen er PPP-Fazilität von kleinen und mittleren Unterneh- en verwirklicht werden. Sie bieten mit kostengünsti- en und technologisch angepassten Lösungsansätzen esonders günstige Voraussetzungen für eine durchgrei- ende Bekämpfung von Armut in den Partnerländern. Denn gerade die kleinen und mittleren Unternehmen aben eine wichtige Multiplikatorenfunktion. Sie wer- en durch PPP-Projekte für die Probleme der Entwick- ungszusammenarbeit sensibilisiert und tragen ihre Er- ahrungen in weite Teile der Wirtschaft hinein. Der Erfolg zeigt sich darin, dass bei den mit der urchführung der Entwicklungspartnerschaften betrau- en Organisationen inzwischen weit mehr Projektanträge estellt werden, als mit den vorhandenen Mitteln umge- etzt werden können. Dennoch: Neue Maßnahmen werden von uns genau uf deren Wirkung hin beobachtet, beurteilt und im wei- eren Verfahren optimiert. Deshalb gab es bereits im frü- en Stadium eine Evaluierung der PPP-Fazilität. Rot- rün hat die Empfehlungen dieser ersten Evaluierung ur Grundlage einer Weiterentwicklung der Partner- chaft mit der Wirtschaft gemacht. Erstens. Die innovativen kleinteiligen Projekte der azilität werden durch strategische Allianzen ergänzt, Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 114. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 10497 (A) ) (B) ) um so die strukturbildenden Effekte der Entwicklungs- partnerschaften zu erhöhen. Erste erfolgreiche Beispiele für derartige Allianzen sind die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kaffee-Verband und der Außenhandels- vereinigung des deutschen Einzelhandels zur Erarbei- tung und Einführung von Umwelt- und Sozialstandards für Kaffeefirmen und Zulieferbetriebe in der Beklei- dungsindustrie. Zweitens. Die Entwicklungspartnerschaften werden in stärkerem Maße in die bilaterale Entwicklungszusam- menarbeit mit den Partnerländern eingebunden. Dadurch ist es möglich, die Signifikanz des Instruments zu erhö- hen und die Synergieeffekte zwischen staatlicher Ent- wicklungszusammenarbeit und privatwirtschaftlichem Engagement im Rahmen von Entwicklungspartnerschaf- ten zu verstärken. Im Jahr 2003 ist erstmals mehr priva- tes Kapital durch PPP-Projekte im Rahmen der bilatera- len Entwicklungszusammenarbeit eingeworben worden als im Rahmen der Fazilität. Drittens. Wir werden dafür Sorge tragen, dass in der Praxis der Entwicklungspartnerschaften ein besonderes Gewicht auf die Förderung von Maßnahmen gelegt wird, die der strukturellen Armutsminderung, zum Beispiel durch Bildungs- und Qualifizierungsprojekte, dienen. Bei all diesen positiven Entwicklungen möchte ich an dieser Stelle nicht verschweigen, dass es insbesondere vonseiten der Nichtregierungsorganisationen, aber auch vonseiten der Wirtschaft vereinzelt Kritik am Konzept der Entwicklungspartnerschaften gibt. Die Nichtregie- rungsorganisationen befürchten, die Zusammenarbeit mit den Unternehmen werde die Entwicklungspolitik lang- fristig zu einer neuen Form der Außenwirtschaftsförde- rung degradieren. Die Wirtschaft hingegen ist an einer weiteren Lockerung der Kriterien und einer noch unbüro- kratischeren Abwicklung der Genehmigungsverfahren für Entwicklungspartnerschaften interessiert. Dieser Kritik möchte ich entgegenhalten: Die Ab- grenzung zwischen den Entwicklungspartnerschaften und der Außenwirtschaftsförderung ist durch die strikte Orientierung an den entwicklungspolitischen Zielvorga- ben der Bundesregierung bisher und in Zukunft gewähr- leistet. Die Grundlage der Entwicklungspartnerschaften ist und bleibt die Mobilisierung eines Beitrags zur sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung der Partnerländer. Die Grundlage ist nicht der Förderbedarf deutscher oder europäischer Unternehmen. Wir wollen die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft, aber als Entwicklungspolitikerinnen und Entwicklungs- politiker bestimmen wir die Rahmenbedingungen für die Zusammenarbeit und setzen Grenzen. Wir wollen, dass auch in Zukunft Entwicklungspart- nerschaften mit der Wirtschaft fünf Auswahlkriterien er- füllen: Erstens. Sie müssen mit den entwicklungspolitischen Zielvorgaben der Bundesregierung sowie den Länder- und Sektorenkonzepten des Bundesministeriums für w p m w e d g t o z 5 f v v s b W p B d d s l t f l D m l e f s G K c s W G e V m d l F z B b w g (C (D irtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung kom- atibel sein. Zweitens. Beide Seiten müssen durch den komple- entären Einsatz öffentlicher und privater Mittel ihre je- eiligen Ziele kostengünstiger, wirksamer und schneller rreichen. Drittens. Es dürfen nur Maßnahmen gefördert wer- en, die ohne öffentlichen Beitrag nicht oder mit gerin- erer entwicklungspolitischer Wirkung von einem Un- ernehmen erbracht würden. Viertens. PPP-Vorhaben müssen allen Unternehmen ffen stehen. Fünftens. Die Unternehmen müssen einen substan- iellen Eigenbeitrag, der in der Regel mindestens 0 Prozent des Gesamtaufwandes betragen sollte, selbst inanzieren. Diese Auswahlkriterien sollten nicht als Hindernis erstanden werden, sondern als Beispiele dafür, wie pri- atwirtschaftliches Gewinnstreben und eine nachhaltige, oziale und wirtschaftliche Entwicklung in Einklang ge- racht werden können. Die Zusammenarbeit zwischen irtschaft und Politik im Rahmen der Entwicklungs- artnerschaften hat somit Laborcharakter. Sie öffnet den lick der Wirtschaft für deren globale Verantwortung in er gemeinsamen Bekämpfung der Armut. Sie öffnet en Horizont für eine gerechte Gestaltung der Globali- ierung. Es ist nicht notwendig, die Kriterien für die Entwick- ungspartnerschaften aufzuweichen, sondern humani- äre, ökologische und soziale Standards nach und nach ür den ganzen Bereich der Außenwirtschaft unwiderruf- ich zu selbstverständlichen Grundsätzen zu machen. enn wenn wir die Herausforderungen der Zukunft eistern wollen, ist es unabdingbar, die gesellschaftspo- itische und soziale Verantwortung der Unternehmen für ine gerechte Ausgestaltung der Globalisierung einzu- ordern. Die Entwicklungspartnerschaften mit der Wirtschaft ind hier ein wichtiger Hebel, gerade wenn sie mit der lobal-Compact-Initiative von UN-Generalsekretär ofi Annan verknüpft werden. Wenn alle gesellschaftli- hen Kräfte in diesem Sinne sensibilisiert und mobili- iert werden, besteht die Aussicht auf eine gerechtere elt. Wirtschaft und Unternehmen müssen ihren Image- ewinn aus entwicklungspartnerschaftlichem Handeln rkennen und ausbauen. Für die Zivilgesellschaft gilt: Verbraucherinnen und erbraucher müssen ihre Macht einsetzen und mehr und ehr Transparenz im ökonomischen Geschehen einfor- ern. Parlamente überall auf der Welt müssen für die po- itischen Rahmenbedingungen sorgen. So können wir ehlentwicklungen frühzeitig verhindern und die Poten- iale der Entwicklungspartnerschaften für die globale ekämpfung der Armut optimal nutzen. Gerade in diesem Zusammenhang finde ich es sehr edauerlich, dass die Opposition, die sich doch gerade egen ihrer besonderen Nähe zur Wirtschaft immer erne selbst auf die Schulter klopft, auch heute wieder 10498 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 114. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 (A) ) (B) ) zur Frage der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Entwicklungszusammenarbeit nichts Konstruktives bei- zusteuern weiß. Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Opposition, ihre Rat- und Tatenlosigkeit bei der Auseinandersetzung mit innovativen Ansätzen im Bereich der Entwicklungs- zusammenarbeit macht wieder einmal deutlich, dass Sie die Zeichen der Zeit nicht erkannt haben. Sie versuchen immer noch, mit den entwicklungspolitischen Konzep- ten von vorgestern die Probleme von übermorgen zu lö- sen. Dennoch hoffe ich, dass sie sich im Rahmen der Ausschussberatungen zum vorliegenden Antrag einer konstruktiven Zusammenarbeit nicht verschließen wer- den. Wir werden auf jeden Fall den erfolgreichen Weg, den wir bei den Entwicklungspartnerschaften mit der Wirt- schaft eingeschlagen haben, fortsetzen und gemeinsam mit der Wirtschaft zur weltweiten Bekämpfung der Ar- mut beitragen. Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU): Wir spre- chen heute über zwei neue Tendenzen in der Entwick- lungszusammenarbeit. Beide beruhen auf Erkenntnissen, die sich in der deutschen entwicklungspolitischen Dis- kussion erst noch richtig durchsetzen müssen. Im Be- reich der Entwicklungspartnerschaften mit der Wirt- schaft stehen wir erst am Anfang der Möglichkeiten; ebenso wie wir erst begonnen haben, die Behindertenar- beit als Aufgabe der Entwicklungszusammenarbeit zu begreifen. Zur Begründung unseres Antrags komme ich später. Doch zunächst einige Anmerkungen zum Antrag der Koalitionsfraktionen: Gemeinsam mit der Bundesregie- rung werben sie aktiv für den Ausbau von Entwicklungs- partnerschaften mit der Wirtschaft. Die Förderung von Private Public Partnership sei eine wichtige sektor- übergreifende Schwerpunktaufgabe. Die Bündelung deutscher Entwicklungszusammenarbeit mit den Ent- wicklungsbeiträgen von international operierenden Un- ternehmen sei von großer Bedeutung. Ich darf feststellen, dass wir den verstärkten Einsatz von PPP grundsätzlich begrüßen. PPP ist sicher ein sinn- volles Instrument, um Unternehmen als kompetente Partner zur Lösung komplexer Probleme zu gewinnen. Wir stimmen Ihnen in der Auffassung zu, dass es sehr viele interessante Ansätze für Entwicklungsallianzen mit der Wirtschaft gibt. Die Spielräume dafür sind längst noch nicht ausgeschöpft, ja noch nicht einmal vollstän- dig ausgelotet. Ein paar kritische Anmerkungen zu diesem Bereich kann ich Ihnen aber nicht ersparen. Betrachtet man sich den Entwicklungshaushalt der vergangenen Jahre, lässt Ihre Begeisterung für PPP einen schlimmen Verdacht aufkommen: Es könnte sich der Eindruck aufdrängen, dass die Beschwörung der Entwicklungspartnerschaft mit der Wirtschaft Ausdruck einer Strategie ist, sinkende öffentliche Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit durch privates Kapital ausgleichen zu wollen. Ange- sichts der haushälterischen Not, in die Sie sich haben b l d e n d d a k g g E c z d s v s b l R v p U H s e r d f w v M P l h B w T l d e e E U A d r E r h P S l T (C (D ringen lassen, ist dieser Gedanke ja auch nur allzu ver- ockend. Ich bitte Sie aber, in Erinnerung zu behalten, ass wirtschaftliche Aktivität Entwicklungspolitik nicht rsetzen kann. Unter anderem zielt Entwicklungspolitik ämlich auch auf die Schaffung öffentlicher Güter, etwa emokratische Institutionen, effektive Rechtsordnung, ie für unternehmerische Betätigung zwar zentrale Vor- ussetzung sind, davon aber nicht hergestellt werden önnen. Die Unternehmen, die sich im Rahmen der PPP enga- ieren, verfolgen das für Unternehmen einzige – und le- itime – Ziel: Sie wollen und müssen Gewinne machen. s ist naiv zu glauben, sie auf Dauer auf karitative Zwe- ke verpflichten zu können. Deshalb gehört es zu den wingenden Voraussetzungen einer erfolgreichen PPP, ass Unternehmen in den Entwicklungsländern gute und tabile Rahmenbedingungen vorfinden. Hier liegen noch iele ungelöste Probleme, die auch weiter mit klassi- chem entwicklungspolitischem Instrumentarium bear- eitet werden müssen. Die großen Mängel, die es in vie- en unserer Partnerländer zum Beispiel bei Steuern, echtssicherheit und Korruptionsproblematik nach wie or gibt, sind mit privatem Kapital nicht zu lösen. Wir sollten uns in diesem Zusammenhang auch ein aar Gedanken machen, wie wir uns stärker den kleinen nternehmen im informellen Sektor zuwenden können. ier muss dem Instrument der Mikrofinanzierung we- entlich mehr Bedeutung zukommen als bisher. Die Ver- inten Nationen haben 2005 zum Jahr der Mitfinanzie- ung ausgerufen. Das ist ein guter Ansatzpunkt, um auf iesem Gebiet Fortschritte zu erzielen, um Hemmnisse ür Mikrofinanzierungsprogramme abzubauen. Entwicklungspartnerschaft heißt, die globalen Ent- icklungsprobleme durch komplementäre Anstrengung on Wirtschaft und Politik anzugehen. Deshalb meine ahnung: Es ist der falsche Weg, die Wirtschaft in die flicht zu rufen, nur um die Entwicklungspolitik allmäh- ich aus dem Spiel nehmen zu können. Wenn Sie das be- erzigen, sind wir gerne zur Zusammenarbeit in diesem ereich bereit. Zu dieser Zusammenarbeit lade ich Sie auch ein, enn es darum geht, die sozialen und ökonomischen eilhabechancen behinderter Menschen in den Entwick- ungsländern zu fördern. Hier müssen wir umdenken. In er Ausschusssitzung am 28. Januar haben wir dazu ja inige Anregungen präsentiert bekommen. Wir müssen rkennen, dass Behinderung in den armen Ländern der rde einerseits eine Erscheinungsform von Armut und nterentwicklung ist, andererseits aber auch selbst zum rmutsrisiko und zum Hemmnis für Entwicklung wer- en kann. Armut kann Ursache und Folge von Behinde- ung sein. Bisher haben wir die Behindertenarbeit in den ntwicklungsländern hauptsächlich immer nur unter ka- itativen Aspekten oder als Menschenrechtsfrage gese- en. Mit dieser Zugangsweise allein ist dem enormen roblem aber nicht beizukommen. Ein Blick auf die Statistik spricht eine eindeutige prache: 80 Prozent der Menschen mit Behinderungen eben in Entwicklungsländern – mit stark steigender endenz. Jede vierte in Armut lebende Familie hat ein Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 114. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 10499 (A) ) (B) ) Familienmitglied mit einer Behinderung. Die Ursachen dieser Behinderungen wären vielfach vermeidbar und entstehen durch Armutsfaktoren. Behinderung führt in Entwicklungsländern allzu oft nicht nur zu sozialer Aus- grenzung, Diskriminierung und zur materiellen Verelen- dung der einzelnen unmittelbar von Behinderung betrof- fenen Menschen. Tatsächlich ist die Problematik von solchem Ausmaß, dass die volkswirtschaftlichen Folge- kosten von Behinderung eine erhebliche Belastung für die jeweilige nationale Wirtschaft sind. Zwischen Ar- mut, Unterentwicklung und Behinderung besteht ein un- bestreitbarer struktureller Zusammenhang. Mit unserem Antrag fordern wir, die Behindertenar- beit als eine Querschnittsaufgabe der Entwicklungszu- sammenarbeit zu begreifen. Es muss uns bewusst wer- den, dass wir mit der Berücksichtigung der Belange behinderter Menschen auch an den Kernfragen von Ar- mutsbekämpfung und Entwicklung ansetzen. Ich bitte Sie dafür um Ihre Mithilfe. Es wäre ein schönes Zeichen, wenn Sie sich dazu im Interesse der Sache unserem An- trag anschließen würden. Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Wir ha- ben im Bundestag in den entwicklungspolitischen De- batten in jüngster Zeit über die Bedeutung der Entwick- lungsziele der Vereinten Nationen – Millennium Development Goals – debattiert. Dabei ist vielfach un- terstrichen worden, dass neben einem substanziellen Beitrag der öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit, einer vorteilhafteren Integration in die Weltwirtschaft und der Überwindung von internen Entwicklungshemm- nissen auch die Rolle privater Unternehmen relevant für eine nachhaltige Entwicklung in Entwicklungs- und Schwellenländern ist. Dabei gerät oft und berechtigt das Verhalten transna- tionaler Unternehmen in den Fokus der Debatte. Sie können ganz erheblich zur Förderung sozialer und öko- logischer Standards beitragen. Zu meinem Bedauern existiert bislang noch kein verbindlicher Rahmen bzw. keine Konvention zur Durchsetzung sozialer und ökolo- gischer Standards. In Abwesenheit verbindlicher Regeln unterstützen wir die Förderung freiwilliger Vereinbarun- gen, Verhaltenskodizes, die OECD-Richtlinien für trans- nationale Unternehmen. Vor allem unterstützen wir auch den Global Compact, den der Generalsekretär der Ver- einten Nationen, Kofi Annan, ins Leben gerufen hat und bei dem sich Unternehmen zur Einhaltung und Förde- rung von Menschenrechts-, Umwelt- und Sozialstan- dards selbst verpflichten. Die Zahl der Unternehmen, die sich dem Global Compact angeschlossen haben, ist stark gestiegen. Gleichwohl ist die Zahl der deutschen Unter- nehmen noch relativ klein. Wir Grünen würden sehr begrüßen, wenn mehr deut- sche Unternehmen, die international tätig sind, sich die- ser Initiative anschließen würden. Das beinhaltet auch, dass transparent nachvollziehbar wird, wie durch eine vorbildliche Geschäftspolitik ökonomische Interessen mit sozialen und ökologischen Interessen verbunden werden können. Ich bin im Übrigen davon überzeugt, dass Unternehmen besonders dann eine langfristige Per- spektive haben, wenn sie nicht nur die kurzfristige Bi- l l S M m h d i a W k u f s r K z t B w g o D n d s r s t a s s v e r j d r s s o k t K E n m s S e P g k F b e w (C (D anz im Auge haben, sondern im Sinne einer auch sozia- en und ökologischen Selbstverantwortung – Corporate ocial Responsibility – in anderen Ländern tätig werden. ehr und mehr aufgeklärte Konsumenten und Konsu- entinnen, Umwelt- und Entwicklungsorganisationen aben in der Vergangenheit durch ihr Verhalten bzw. urch weltweit wirksame Kampagnen bewiesen, dass es hnen nicht nur auf die Produkte ankommt, sondern auch uf die Art und Weise ihrer Produktion. In dem Antrag „Entwicklungspartnerschaften mit der irtschaft weiterentwickeln – gemeinsam Armut be- ämpfen“, den wir heute diskutieren, geht es besonders m ein Programm der Bundesregierung zur Förderung öf- entlich-privater Partnerschaften in der Entwicklungszu- ammenarbeit, Public Private Partnership. Wir diskutie- en also weniger über die gesamte Breite wirtschaftlicher ooperation mit Entwicklungs- und Schwellenländern, um Beispiel durch die KFW oder die Deutsche Investi- ions- und Entwicklungsgesellschaft, sondern über die edeutung der Entwicklungspartnerschaft mit der Privat- irtschaft, die im Wesentlichen durch die PPP-Fazilität efördert wird. Um es vorweg zu sagen: Ich halte diese Form der Ko- peration mit der Wirtschaft für sinnvoll, wenn sie zwei inge erreicht. Es sollte erstens erreicht werden, dass in- ovative Einzelprojekte gefördert werden können – und ies nicht nur in unseren Schwerpunktpartnerländern, ondern auch in anderen Ländern. Zweitens sollte er- eicht werden, dass in bestimmten Sektoren Partner- chaften, die im Entwicklungsjargon so genannten stra- egischen Allianzen, gebildet werden können. Wir sagen ber genauso deutlich: Wir müssen bei den Programmen icherstellen, dass keine „Mitnahmeeffekte“ entstehen, ie nicht als klassische Außenwirtschaftsforderung zu erstehen sind. Unsere Zielrichtung liegt darin, einen ntwicklungspolitischen Mehrwert durch die Mobilisie- ung von zusätzlichen privaten Mitteln für sinnvolle Pro- ekte zu erzielen. Es liegt ebenso darin, Projekte zu fördern, die ohne ie Zusammenarbeit mit einer staatlichen Durchfüh- ungsorganisation nicht zustande kämen, Projekte, die innvoll für die Verbreitung angepasster Technologien ind, wie in Nicaragua, wo Solartechnologie, ökologisch rientierter Tourismus und die Ausbildung von Techni- ern in einem Projekt gemeinsam mit der Landkoopera- ive Miraflor und anderen Partnern umgesetzt werden, in enia beim Aufbau einer Biogasanlage oder aber der inführung der Solarenergie auf dem Lande in marokka- ischen Dörfern, sinnvoll für die Bekämpfung der Ar- ut oder die Verbesserung der medizinischen Grundver- orgung. Dies geschieht in verschiedenen afrikanischen taaten durch den Aufbau von Gesundheitsstationen und ine verbesserte Versorgung mit Medikamenten, durch PP-Kooperation. Im Einzelfall sind selbst unter schwierigen Bedingun- en PPP-Projekte möglich. So wird in der Provinz Bu- avu in der Demokratischen Republik Kongo mit der irma Pharmakina PPP ein Gesundheitszentrum aufge- aut, das antiretrovirale Medikamente für an HIV/Aids rkrankte Menschen selbst herstellt und vertreibt. Damit erden Arbeitsplätze geschaffen und den Ärmsten in der 10500 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 114. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 (A) (C) (B) ) Demokratischen Republik Kongo lebenden Aidspatien- ten eine Medikamententherapie ermöglicht. In diesem Fall wirkt ein solches Projekt auch als stabilisierender Faktor in einer Krisenregion. Wenn sich dabei zeigt, dass gerade kleine und mittel- ständische Unternehmen auf hohem Niveau – circa 70 Prozent – von dieser Möglichkeit der Zusammenar- beit Gebrauch machen, ist dies ein begrüßenswerter bale Kaffeewirtschaft haben könnte und seine Anwen- dung in Asien, Afrika und Lateinamerika finden soll. Das Interesse anderer Staaten, solch eine neuartige Ko- operation zu organisieren, zeigt, dass wir diesen Ansatz weiterverfolgen sollten. Ein weiterer viel versprechender Ansatz ist die im Jahr 2002 initiierte langfristig angelegte strategische Al- lianz der GTZ mit der Außenhandelsvereinigung des Nebeneffekt. Denn dadurch werden Unternehmen beim Engagement in Entwicklungsländern unterstützt, die vielleicht wirtschaftliches Neuland betreten und auf ei- nen erfahrenen Partner wie die GTZ angewiesen sind. Nach den Erfahrungen mit dem noch jungen Pro- gramm scheint sich zu zeigen, dass das Potenzial von PPP noch nicht ausgeschöpft ist. So können nicht alle Projekte, die als machbar und sinnvoll erachtet werden, auch entsprechend gefördert werden. Hier sollte geprüft werden, ob man gegebenenfalls mehr Ressourcen für diese Form der Kooperation einsetzen will, wiewohl mir bewusst ist, dass diese Frage aufgrund der engen Spiel- räume im Etat nicht leicht zu beantworten ist. Lassen Sie mich auf eine Kritik zu sprechen kommen, die beispielsweise von Nichtregierungsorganisationen erhoben wird. Neben dem erwähnten Mitnahmeeffekt stellen diese den Ansatz auch infrage, weil mit ihm bes- tenfalls „Insellösungen“ erreicht werden können. Das kann im Einzelfall ein Problem sein und doch denke ich, dass aus den ersten Erfahrungen heraus gelernt worden ist, vor allem indem versucht wird, PPP-Projekte stärker in die allgemeine technische Zusammenarbeit zu inte- grieren. Trotzdem wird man im Einzelfall in Kauf nehmen müssen, dass es auch Projekte gibt, die über ihren Rah- men hinaus keine große Strahlkraft entwickeln. Aber auch das Gegenteil kann der Fall sein, wenn nämlich aus zeitlich, räumlich und finanziell sehr begrenzten Einzel- projekten neue überregionale strukturverändernde Pro- gramme entwickelt werden. Dies ist zum Beispiel bei der HIV-/Aidsbekämpfung in Südafrika der Fall. Ich möchte noch einmal auf die strategischen Allian- zen zu sprechen kommen. Diese sind aus meiner Sicht ein viel versprechender Ansatz. Beispiel strategische Al- lianz im Kaffeesektor: Die seit Jahren fallenden Kaffee- preise sind für die Erzeuger eine Katastrophe. Wenn wir nun versuchen, mit den wichtigsten Kaffeeunternehmen, dem Deutschen Kaffee-Verband, den Produzenten, Be- schäftigten und entwicklungspolitischen Akteuren fai- rere Bedingungen zu vereinbaren – wir sind ein gutes Stück vorangekommen auf diesem Weg –, wäre dies ein wirklich gutes Ergebnis. Ziel ist dabei, einen Verhaltens- kodex zu entwickeln, der Modellcharakter für die glo- d h d w w s w z W d g l i d f t C s U s j p B W G o s s g – G f U d M n (D eutschen Einzelhandels, AVE. Im Mittelpunkt steht ierbei die Verbesserung der Umwelt- und Sozialstan- ards in Zulieferbetrieben der Textilindustrie in Ent- icklungs- und Schwellenländern. Markus Löning (FDP): Es gibt in diesem Antrag et- as, was mich massiv stört: Einerseits wird eine Partner- chaft mit der Wirtschaft angestrebt, andererseits werden ieder die alten Klischees und Vorurteile vom Gegensatz wischen Wirtschaft und Armutsbekämpfung bedient. ie soll denn eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit er Wirtschaft entstehen, wenn die Zusammenarbeit ein- efordert wird, aber gleichzeitig Misstrauen gesät wird? Was noch viel wichtiger ist: Wann verstehen die Kol- egen von der Koalition endlich, dass es die Wirtschaft st, die durch Investitionen Arbeitsplätze schafft, und ass das beste Armutsbekämpfungsprogramm die Schaf- ung von möglichst vielen Arbeitsplätzen ist? Es gibt einen weiteren Punkt, den ich in diesem An- rag für falsch halte: die Bezugnahme auf den Global ompact. Sie vergessen, den richtigen Kontext herzu- tellen: Es ist nicht in erster Linie Verantwortung der nternehmen, für die Einhaltung von Menschenrechts- tandards zu sorgen. Dies ist in erster Linie Aufgabe der eweiligen Staaten. Wir dürfen sie nicht aus ihrer Ver- flichtung und ihrer Verantwortung gegenüber ihren ürgern entlassen. Dabei will ich die Initiativen der irtschaft in diesem Bereich keineswegs schmälern. Im egenteil: Da ist viel erreicht worden. Aber nicht funkti- nierende Staaten können nicht durch unternehmeri- ches Handeln ersetzt werden. Zu guter Letzt möchte ich deutlich machen, dass we- entliche Punkte in diesem Antrag fehlen. Nur wenn es elingt, funktionierende Marktwirtschaften aufzubauen das impliziert immer funktionierende Verwaltung und erichtswesen –, wird es gelingen, Armut zu bekämp- en. Auch nur dann werden Unternehmen in größerem mfang investieren und damit Arbeitsplätze schaffen. Das halten wir Freien Demokraten nach wie vor für en Königsweg bei der Armutsbekämpfung: wenn die enschen der Dritten Welt die Chance haben, aus eige- er Kraft ihren Lebensunterhalt zu verdienen. 114. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 17. Juni 2004 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hermann Otto Solms


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Das Wort hat jetzt die Kollegin Sibylle Pfeiffer von

    der CDU/CSU-Fraktion.

    (Beifall bei der CDU/CSU)




Rede von Sibylle Pfeiffer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren!

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Auch Sie kennen das
sicherlich: Sie sind Mitglied im Petitionsausschuss, ha-
ben Hunderte von Petitionen gelesen und bearbeitet und
plötzlich stellen Sie sich die Frage: Petition, was heißt
das eigentlich? Woher kommt dieses Wort? Was steckt
dahinter? Welche Bedeutung hat es? Ich habe einmal
nachgeschaut: „Petition“ kommt aus dem Lateinischen,
stammt von dem Wort „petitio“ und heißt: der Angriff,

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(C (D as Ersuchen. Bei dem Wort „Angriff“ habe ich etwas estutzt und einen Augenblick nachgedacht: Wer greift ier eigentlich wen an? Der Petent den Staat oder umgeehrt? Der Petent den Gesetzgeber oder umgekehrt? Der etent den Ausschuss, seine Mitarbeiter, die Politik? ird überhaupt angegriffen? Fühle ich mich angegrif en? Nein, selbstverständlich nicht. Vor allen Dingen Politiker und Politikerinnen sollten icht lügen. Deshalb will auch ich hier der Wahrheit die hre geben. Manchmal sind Petitionen, die in den Beichterstatterkreislauf hineinkommen, in Wortwahl und usdruck derart aggressiv, böse und polemisch, dass sie ehr wohl als Angriff gewertet werden könnten. Auch rohanrufe und Drohschreiben haben der eine oder anere von uns schon erhalten. Aber sind nicht Aggressiviät und Boshaftigkeit auch ein Ausdruck von Ohnmacht, ilfund Ausweglosigkeit und Frustration über den taat, die Gesetze und deren Durchführung? Selbstverständlich bearbeite ich Petitionen, die in achlicher und emotionsloser Form vorgebracht werden, ieber und auch viel einfacher. Hierbei komme ich dann u der anderen Bedeutung dieses lateinischen Wortes. Petitio“ heißt Ersuchen und bezeichnet die Bitte, eine schriftlich formulierte Eingabe, Beschwerde oder ein esuch an eine staatliche Stelle … bzw. an eine Volksertretung“, die in der Regel hierfür einen Ausschuss ingerichtet hat; so das „Politiklexikon“. Da dies so ist, erden von uns alle Petitionen bearbeitet, egal in welher Form, Ausdrucksweise oder Wortwahl sie eingeeicht werden. Das ist gut so. Denn die Zulässigkeit von etitionen ist ein Bestandteil demokratischer Grundechte. Oft genug gibt es positive Ergebnisse zu vermelden. o kann eine 85-jährige Frau mit ihrem nunmehr von der rankenkasse bewilligten Rollstuhl wieder am gesellchaftlichen Leben innerund außerhalb des Altersheies teilnehmen. Einige andere Beispiele aus dem esundheitsbereich haben Sie schon gehört, auch das eispiel jener Schülerin, deren Vater wir, lieber Josef inkler, darüber informiert haben, dass jetzt alles den ichtigen Weg geht. Aber manchmal kann man als Berichterstatter auch in ewissenskonflikte kommen. Damit meine ich jetzt icht Konflikte, bei denen es darum geht, ob ein Petent ls Fußballer in die Nationalmannschaft aufgenommen erden soll oder nicht, wobei ich nicht weiß, ob das an em Ergebnis von vorgestern etwas geändert hätte. ch spreche von ernsthaften, tiefer gehenden Gewissensonflikten, denen sich jeder von Ihnen schon einmal ausesetzt gefühlt hat. Aus meiner aktuellen Berichterstattung kann ich von inem Petenten berichten, der sich darüber beklagt, dass eine Krankenkasse die Kosten für eine Organtranslantation, die im Ausland auf eigene Veranlassung urchgeführt wurde, nicht übernimmt. Zweifellos ist hier eld gespart worden. Dem Petenten konnte im Ausland im Übrigen schnell – geholfen werden. Auch unter Sibylle Pfeiffer Kostengesichtspunkten hätte man dem Ersuchen durchaus stattgeben können. Aber es gibt neben den Vorschriften, die für uns alle gelten, weitere Aspekte, die beachtet werden sollten. In Deutschland gibt es ein Transplantationsgesetz und europaweit eine Vermittlungsstelle für Organtransplantate. Wenn ein Dialysepatient eine neue Niere transplantiert bekommen soll, muss er sich auf einer Warteliste eintragen lassen und abwarten, bis für ihn eine entsprechende Niere gefunden wurde. Er kann nicht einfach in ein Land gehen, in dem es diese Vorschriften nicht gibt, und sich dort eine Niere kaufen. Denn wir alle wissen, dass es in vielen Ländern illegalen Organhandel gibt, der auf mafiösen Strukturen aufgebaut ist. Menschen lassen sich gegen Bezahlung freiwillig ihre Organe entnehmen, um ihre wirtschaftliche Situation zu verbessern. Es gibt Hinweise darauf, dass Menschen umgebracht werden, um ihre Körper regelrecht ausschlachten zu können. Diese Organe landen dann auf dem Weltmarkt und werden transplantiert. Ich will auf den Anfang meiner Rede zurückkommen. Ich glaube, dass dem illegalen Organhandel durch Kostenübernahme von staatlicher Seite nicht Vorschub geleistet werden darf. Deshalb ist in diesem Zusammenhang der Begriff „Eingabe“ falsch. Der Begriff „Petition“ stammt aus dem Lateinischen. Petitionen gibt es seit über 2 000 Jahren. Seit jeher setzten Kaiser, Fürsten und Volksvertretungen solche Instrumente ein, um zu erfahren, was das Volk von ihnen hält. Ganz zum Schluss möchte ich noch eines sagen: Herr Kollege Wissing hat nach dem Stellenwert gefragt. Wenn ich mir die Besetzung der Regierungsbank anschaue, dann macht mich das ein bisschen traurig. Aber da bis jetzt der Staatssekretär beim Bundesminister der Verteidigung anwesend war, (Zuruf von der CDU/CSU: Er hört trotzdem nicht zu!)


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)





(A) )


(B) )


könnte es sein – ich weiß es nicht genau –, dass dieses
Thema vielleicht doch etwas mit Angriff zu tun hat.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hermann Otto Solms


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Das Wort hat jetzt der Kollege Gero Storjohann von

    der CDU/CSU-Fraktion.

    (Beifall bei der CDU/CSU)