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ID1511204200

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/112 Pflüger, Dr. Christian Ruck, Hermann Gröhe, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Für eine Part- nerschaft für Frieden und Stabilität im größeren Mittleren Osten und in Nord- afrika (Drucksache 15/3050) . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 11: Antrag der Abgeordneten Dr. Rainer Stinner, Dr. Werner Hoyer, Ulrich Heinrich, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Für einen Helsinki-Prozess für den Nahen und Mittleren Osten (Drucksache 15/3207) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Angelika Brunkhorst, weiteren Abgeord- neten und der Fraktion der FDP einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Än- derung des Grundgesetzes (Art. 23) zur Einführung eines Volksentscheids über eine europäische Verfassung (Drucksache 15/2998) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Peter Hintze, Dr. Gerd Müller, Michael Stübgen, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Den EU-Verfassungsprozess zum Erfolg führen (Drucksache 15/2970) . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 12: 10191 B 10191 B 10211 B 12211 B Deutscher B Stenografisch 112. Sitz Berlin, Freitag, den I n h a l Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Ernst Burgbacher . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 21: a) Antrag der Abgeordneten Gert Weisskirchen (Wiesloch), Gernot Erler, Kerstin Griese, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeord- neten Dr. Ludger Volmer, Claudia Roth (Augsburg), Marianne Tritz, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion des BÜND- NISSES 90/DIE GRÜNEN: Europa und der Nahe und Mittlere Osten als Nach- barn und Partner der EU (Drucksache 15/3206) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Dr. Friedbert D D G D J D D D J T a 10217 C 10191 A Gernot Erler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Friedbert Pflüger (CDU/CSU) . . . . . . . . . 10191 D 10193 B undestag er Bericht ung 28. Mai 2004 t : r. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Werner Hoyer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . ert Weisskirchen (Wiesloch) (SPD) . . . . . . r. Christian Ruck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . oseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . r. Wolfgang Schäuble (CDU/CSU) . . . . . . . ietmar Nietan (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Gesine Lötzsch (fraktionslos) . . . . . . . . . oachim Hörster (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 22: ) Erste Beratung des von den Abgeordneten Ernst Burgbacher, Rainer Brüderle, 10195 B 10197 A 10199 A 0000 A10200 C 10201 D 10204 B 10206 D 10209 A 10210 A Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Die euro- päische Verfassung beschließen – der II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 112. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Mai 2004 erweiterten Union ein solides Fundament für die Zukunft geben (Drucksache 15/3208) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Werner Hoyer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Rüdiger Veit (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Hintze (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Burgbacher (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anna Lührmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Norbert Röttgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Michael Roth (Heringen) (SPD) . . . . . . . . . . . Dr. Gerd Müller (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle (FDP) . . . . . . . . . . . . Josef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Axel Schäfer (Bochum) (SPD) . . . . . . . . . . . . Petra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Altmaier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 23: a) Antrag der Abgeordneten Gabriele Groneberg, Karin Kortmann, Dr. Axel Berg, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Thilo Hoppe, Hans-Christian Ströbele, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN: Globale Zukunfts- sicherung durch die Förderung erneu- erbarer Energien in Entwicklungslän- dern vorantreiben (Drucksache 15/3212) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht über die Bestandsaufnahme durch die Deutsche Energie-Agentur (dena) über den Handlungsbedarf bei der Förderung des Exportes erneuerba- rer Energietechnologien (Drucksache 15/1862) . . . . . . . . . . . . . . . . c) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über den Nationalen Zuteilungsplan für Treib- hausgas-Emissionsberechtigungen in der Zuteilungsperiode 2005 bis 2007 (Zutei- lungsgesetz – NAPG) (Drucksachen 15/2966, 15/3224, 15/3237) Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . D J B D D D G J G D M U D P M Z B s d m t z ( 1 Z B A U e g s ( 1 T A L B F p u ( i 10211 C 10211 C 10212 D 10214 C 10214 D 10216 A 10217 C 10219 A 10220 C 10223 C 10225 C 10228 A 10228 C 10229 B 10231 B 10232 A 10233 D 10233 D 10234 A 10234 B r. Klaus W. Lippold (Offenbach) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . irgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . r. Hermann Scheer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . r. Peter Paziorek (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . r. Hermann Scheer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . eorg Girisch (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . ürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . eorg Girisch (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . r. Reinhard Loske (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ichael Stübgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . lrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Maria Flachsbarth (CDU/CSU) . . . . . r. Ralf Brauksiepe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . etra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . arie-Luise Dött (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 15: eratung der Beschlussempfehlung des Aus- chusses nach Art. 77 des Grundgesetzes zu em Gesetz zur Neuordnung der einkom- ensteuerrechtlichen Behandlung von Al- ersvorsorgeaufwendungen und Altersbe- ügen (Alterseinkünftegesetz – AltEinkG) Drucksachen 15/2150, 15/2563, 15/2592, 5/2986, 15/3004, 15/3160, 15/3230) . . . . . . usatztagesordnungspunkt 16: eschlussempfehlung des Ausschusses nach rt. 77 des Grundgesetzes zu dem Gesetz zur msetzung der Richtlinie 2003/87/EG über in System für den Handel mit Treibhaus- asemissionszertifikaten in der Gemein- chaft Drucksachen 15/2328, 15/2540, 15/2681, 5/2693, 15/2901) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 24: ntrag der Abgeordneten Karl-Josef aumann, Dagmar Wöhrl, Veronika ellmann, weiterer Abgeordneter und der raktion der CDU/CSU: Ausschreibungs- raxis in der Arbeitsmarktpolitik effizient nd effektiv ausgestalten Drucksache 15/2826) . . . . . . . . . . . . . . . . . . n Verbindung mit 10235 C 10237 B 10238 C 10240 B 10241 B 10241 D 10242 C 10244 A 10244 B 10244 C 10245 D 10247 A 10247 D 10250 D 10251 D 10252 B 10253 D 10254 A 10254 B Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 112. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Mai 2004 III Zusatztagesordnungspunkt 13: Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Für eine qualitätsorientierte und an den regionalen Bedürfnissen ausgerichtete Ausschrei- bungspraxis von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen Umfeldes für die Flüchtlingsrückkehr und zur militärischen Absicherung der Frie- densregelung für das Kosovo auf der Grundlage der Resolution 1244 (1999) des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen vom 10. Juni 1999 und des Militärisch- Technischen Abkommens zwischen der In- ternationalen Sicherheitspräsenz (KFOR) (Drucksache 15/3213) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 25: Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ver- besserung der Bekämpfung der Jugendde- linquenz (Drucksache 15/1472) . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 14: Antrag der Abgeordneten Jörg van Essen, Rainer Funke, Sibylle Laurischk, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Ju- gendstrafvollzug verfassungsfest gestalten (Drucksache 15/2192) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Corinna Werwigk-Hertneck, Ministerin (Baden-Württemberg) . . . . . . . . . . . . . . . . Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär BMJ . Siegfried Kauder (Bad Dürrheim) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Franz Müntefering (SPD) zur namentlichen Abstim- mung über die Beschlussempfehlung: Fort- setzung der deutschen Beteiligung an der Internationalen Sicherheitspräsenz im Ko- sovo zur Gewährleistung eines sicheren u J 9 A Z d – – ( n K V M D R A Z – – ( n E A A 10254 C 10254 D 10254 D 10255 A 10256 C 10258 A 10260 A 10261 A 10261 D 10263 A nd den Regierungen der Bundesrepublik ugoslawien und der Republik Serbien vom . Juni 1999 (Tagesordnungspunkt 6 a) . . . . nlage 3 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung er Anträge: Ausschreibungspraxis in der Arbeits- marktpolitik effizient und effektiv ausge- stalten Für eine qualitätsorientierte und an den re- gionalen Bedürfnissen ausgerichtete Aus- schreibungspraxis von arbeitsmarktpoliti- schen Maßnahmen Tagesordnungspunkt 24 und Zusatztagesord- ungspunkt 13) laus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . eronika Bellmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . arkus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . irk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ezzo Schlauch, Parl. Staatssekretär BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 4 u Protokoll gegebene Rede zur Beratung: Entwurf eines Gesetzes zur Verbesserung der Bekämpfung der Jugenddelinquenz Beratung des Antrags: Jugendstrafvollzug verfassungsfest gestalten Tagesordnungspunkt 25 und Zusatztagesord- ungspunkt 14) rika Simm (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 5 mtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10263 C 10263 D 10265 A 10264 A 10268 A 10269 A 10270 A 10270 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 112. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Mai 2004 10191 (A) ) (B) ) 112. Sitz Berlin, Freitag, den Beginn: 9.0
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    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 112. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Mai 2004 10263 (A) ) (B) ) von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen ist in der TatSchulz (Spandau), Swen SPD 28.05.2004 Klaus Brandner (SPD): Die Ausschreibungspraxis nungspunkt 13) Schröder, Gerhard SPD 28.05.2004 Anlage 1 Liste der entschuldigt * A f A Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Barthle, Norbert CDU/CSU 28.05.2004 Bierwirth, Petra SPD 28.05.2004 Braun, Helge CDU/CSU 28.05.2004 Brüderle, Rainer FDP 28.05.2004 Daub, Helga FDP 28.05.2004 Eichstädt-Bohlig, Franziska BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 28.05.2004 Flosbach, Klaus-Peter CDU/CSU 28.05.2004 Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 28.05.2004 Glos, Michael CDU/CSU 28.05.2004 Griefahn, Monika SPD 28.05.2004 Haack (Extertal), Karl Hermann SPD 28.05.2004 Hagemann, Klaus SPD 28.05.2004 Dr. Hendricks, Barbara SPD 28.05.2004 Kossendey, Thomas CDU/CSU 28.05.2004 Kramme, Anette SPD 28.05.2004 Letzgus, Peter CDU/CSU 28.05.2004* Matschie, Christoph SPD 28.05.2004 Müller (Erlangen), Stefan CDU/CSU 28.05.2004 Pfeiffer, Sibylle CDU/CSU 28.05.2004 Repnik, Hans-Peter CDU/CSU 28.05.2004 Dr. Rexrodt, Günter FDP 28.05.2004 Rühe, Volker CDU/CSU 28.05.2004 Scharping, Rudolf SPD 28.05.2004 Scheuer, Andreas CDU/CSU 28.05.2004 Schmidbauer, Bernd CDU/CSU 28.05.2004 T V W D A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates nlage 2 Erklärung des Abgeordneten Franz Müntefering (SPD) zur namentlichen Abstimmung über die Be- schlussempfehlung: Fortsetzung der deutschen Beteiligung an der Internationalen Sicherheits- präsenz im Kosovo zur Gewährleistung eines si- cheren Umfeldes für die Flüchtlingsrückkehr und zur militärischen Absicherung der Frie- densregelung für das Kosovo auf der Grundlage der Resolution 1244 (1999) des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen vom 10. Juni 1999 und des Militärisch-Technischen Abkommens zwi- schen der Internationalen Sicherheitspräsenz (KFOR) und den Regierungen der Bundesrepu- blik Jugoslawien und der Republik Serbien vom 9. Juni 1999 (111. Sitzung, Tagesordnungs- punkt 6 a) In der Abstimmungsliste ist mein Name nicht aufge- ührt. Mein Votum lautet Ja. nlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Anträge: – Ausschreibungspraxis in der Arbeitsmarkt- politik effizient und effektiv ausgestalten – Für eine qualitätsorientierte und an den re- gionalen Bedürfnissen ausgerichtete Aus- schreibungspraxis von arbeitsmarktpoliti- schen Maßnahmen (Tagesordnungspunkt 24 und Zusatztagesord- ritz, Marianne BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 28.05.2004 ogel, Volkmar Uwe CDU/CSU 28.05.2004 ellenreuther, Ingo CDU/CSU 28.05.2004 r. Zöpel, Christoph SPD 28.05.2004 bgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich 10264 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 112. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Mai 2004 (A) ) (B) ) ein Problem, das sowohl Träger als auch viele Arbeits- lose verunsichert. Beide Anträge könnten einen Konsens signalisieren. Doch bei genauem Hinsehen stellt man be- trächtliche Unterschiede fest. Die CDU/CSU setzt sich nicht wirklich für die Träger ein, denn das Thema Aus- schreibung spielte in den bisherigen Anträgen und Ge- setzesvorschlägen der Union überhaupt keine Rolle. Stattdessen wurde nur die ganze Arbeitsmarktpolitik in Grund und Boden verdammt, Träger schienen mehr oder weniger überflüssig. Sie wollen doch den Beitragssatz zur BA um 1 Prozent senken. Das bedeutet aber Einspa- rungen von 8 Milliarden Euro. Das sei angeblich leicht zu bewerkstelligen, denn die arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen seien sowieso überflüssig und nutzlos. Aus Ihren zahlreichen Anträgen könnte ich weitere negative Vokabeln nennen. Die Kürzungen von 8 Mil- liarden bei den Maßnahmen würde allerdings sofort die Zahlungen für Lohnersatzleistungen um die Hälfte des Betrages in die Höhe treiben. Das heißt, netto blieben nur circa 4 Milliarden an Einsparungen übrig. Das wie- derum heißt: Um tatsächlich 8 Milliarden zu sparen, müssten Sie die Arbeitsmarktpolitik um 16 Milliarden kürzen. Bei Gesamtausgaben von gut 20 Milliarden Euro für Eingliederungsmaßnahmen wäre dann ein sofortiger Stopp zwingend. Es könnte keine einzige Maßnahme be- willigt werden – und das mindestens bis Ende 2005. Ausnahmslos alle Träger und die betroffenen Arbeitslo- sen – mehrere 100 000 Menschen – stünden vor dem Nichts. Die Arbeitslosigkeit würde nur noch verwaltet. Diese Berechnungen sind nicht von mir, sondern wissen- schaftlich belegt durch das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung. Und wenn Ihnen ohnehin die ganze Richtung nicht passt, ist es mehr als scheinheilig, jetzt sich angeblich Interessen der Maßnahmeträger zu Eigen zu machen. Sie verhalten sich wie jemand, der den Sportunterricht abschaffen will, aber gleichzeitig über eine Verbesserung der Turnhalle diskutiert. Ein solches Täuschungsmanöver lassen wir Ihnen nicht durchgehen. Auch wenn Sie offensichtlich auf das kurze Gedächtnis der Wähler spekulieren, auf dieses Täuschungsmanöver werden sie nicht hereinfallen. Wir halten Ausschreibungen von Fördermaßnahmen grundsätzlich für richtig. Wettbewerb schadet nichts, er ist dann positiv, wenn es um ein vernünftiges Verfahren geht. Allerdings ist die Bundesagentur für Arbeit einige Male über das Ziel hinausgeschossen. Gerade die SPD- Fraktion hat immer wieder und zeitnah auf Korrekturen gedrängt, erfolgreich! Wir haben erreicht: wesentlich mehr Rücksicht auf die regionalen Belange durch kleinere Lose und längere Ausschreibungsfristen. Die örtlichen Arbeitsagenturen sind bei der endgültigen Entscheidung über die Vergaben maßgeblich. Das wichtigste Auswahlkriterium ist die Qualität, zum Beispiel gute Kontakte zu den Arbeitge- bern in der Region, Berücksichtigung der bisherigen Ar- beit von leistungsfähigen, seriösen Anbietern. Es wird kein Preisdumping geben. Darüber hinaus wurde eine mittelfristig angelegte Kooperation der Agenturen mit den Trägern sichergestellt, die diesen eine vernünftige Kalkulationsbasis bietet. v B C i v b d d n m w l r d r D a D h f d z W D m s c d r W R o a d S s b Z G s k s a S n B f s g t e d A s M R h (C (D Dieses hat der Vorstand der BA bei der SPD-Fraktion erbindlich zugesagt, und zwar am 2. März 2004. Die A hat die Zusage erkennbar und schnell umgesetzt. Die DU/CSU produzierte dazu am 30. März einen Antrag, n dem sie außerdem noch völlig abwegig auf die Insol- enz von Maatwerk eingeht. Das hat mit der Ausschrei- ungspraxis nun wirklich nichts zu tun. Auch die Frage er Bildungsgutscheine ist hier nicht relevant. Weiterbil- ungsmaßnahmen werden gerade deswegen überhaupt icht ausgeschrieben. Dieser Antrag ist eine Lachnum- er. Er befasst sich im Übrigen mit der Vergangenheit, ährend wir die Dinge anpacken. Die Diskussion um die Ausschreibungspraxis ist al- erdings noch nicht beendet. Ursache hierfür sind Ge- ichtsurteile und jüngst ein Spruch der Vergabekammer es Bundeskartellamtes. Offensichtlich besteht also ge- ade auf diesem Feld Unklarheit über die Rechtslage. as verunsichert logischerweise Träger und Verbände, ber auch die Arbeitsagenturen und die Mitarbeiter dort. ie BA hat in Abstimmung mit dem BMWA schnell ge- andelt. Deshalb wurde kurzfristig die Ausschreibung ür berufsvorbereitende Maßnahmen noch einmal geän- ert. Es gilt eine verlängerte Ausschreibungsfrist bis um 11. Juni. Gemeinnützige Träger können jetzt im ettbewerb mit gewerblichen Unternehmen antreten. eshalb sind auch circa 90 Prozent des Vergabevolu- ens für einen einheitlichen Ausschreibungskreis vorge- ehen. Es bleibt bei kleinen Losgrößen. Nur rein staatli- he Träger sind ausgeschlossen, sie können aber von em kleinen Volumen der freihändigen Vergabe profitie- en. Mit unserem Antrag wollen wir den eingeschlagenen eg absichern und weiterentwickeln. Rechtsklarheit und echtssicherheit müssen her. Wir werden die Vergabe- rdnung ändern. Dies kann allerdings nicht von heute uf morgen geschehen, schließlich sind auch noch an- ere Bereiche betroffen. Wir brauchen daher geeignete chritte schon für 2004. Wir müssen vor allem sicher- tellen, dass die berufsvorbereitenden Maßnahmen für enachteiligte und behinderte Jugendliehe pünktlich im eitraum September/Oktober 2004 beginnen können. erade diese Zielgruppe ist auf staatliche Hilfe angewie- en. Wir lassen die jungen Menschen nicht hängen. Sie önnen am allerwenigsten das Hickhack um die unter- chiedlichsten Verfahren nachvollziehen. Die Bundes- gentur für Arbeit ist deshalb gerade hier zu besonderer orgfalt verpflichtet. Wir wollen unterschiedliche Maß- ahmen fördern, die jeweils auf die unterschiedlichen edürfnisse der jungen Menschen eingehen. Das heißt ür die Vergabe: Die Qualität der Maßnahmen und ent- prechend die Qualität des Trägers stehen im Vorder- rund. Klares Ziel ist die Verbesserung der Integra- ionschancen der Teilnehmer, nicht etwa die Möglichkeit iner Standardisierung. Das gilt in besonderer Weise für Maßnahmen nach em SGB IX. Die Teilhabe behinderter Menschen am rbeitsleben ist eine besondere Verpflichtung in Hin- icht auf Qualität und Kontinuität der Leistungen. Die aßnahmen für die Inanspruchnahme der beruflichen ehabilitation nach § 35 SGB IX sollen deshalb weiter- in ausschreibungsfrei bleiben. Insgesamt gilt: Gemein- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 112. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Mai 2004 10265 (A) ) (B) ) nützige Beschäftigungsgesellschaften und Träger der freien Wohlfahrtspflege sind wichtige Säulen der regio- nalen Arbeitsmarktpolitik. Sie sind für eine erfolgreiche Arbeit mit den Zielgruppen am Arbeitsmarkt weiterhin notwendig. Sie haben lokale Beschäftigungsnetzwerke organisiert, die wir erhalten und nutzen wollen. Dieses zu berücksichtigen ist bei einem vernünftigen Vergabe- recht und vor allem einem vernünftigen Vergabeverfah- ren durchaus möglich. Und wenn im Einzelfall eine öffentliche Ausschreibung nicht geeignet ist, muss es auch andere Möglichkeiten geben. Ausschreibungen sind wichtig für uns, aber kein Prinzip ohne Ausnahme. Veronika Bellmann (CDU/CSU): Im Monat April waren in Deutschland 4,4 Millionen Menschen arbeits- los, 26,3 Millionen Menschen waren sozialversiche- rungspflichtig beschäftigt. Das bedeutet ein Minus zum Vorjahr von 623 000 Jobs. Während die Weltwirtschaft Fahrt aufnimmt, schmiert der deutsche Arbeitsmarkt ab. Eine Trend- wende ist auch weiterhin nicht in Sicht. Das Beschäfti- gungsdesaster wäre noch viel größer, wenn Rot-Grün nicht die Statistik manipuliert hätte. Zur Erinnerung: Seit Januar sind mit einem Federstrich allein 80 000 Arbeits- lose, die sich in Trainingsmaßnahmen befinden, aus der Statistik gestrichen worden. Die Situation auf dem deutschen Arbeitsmarkt ist also so desolat wie schon seit Jahren unter Rot-Grün und trotz der nun schon anderthalb Jahre geltenden Hartz- Reformen. Was wurde uns von der glorreichen Hartz-Kommis- sion nicht alles versprochen: massenhaft Arbeitsplätze, schnelle Vermittlung von Arbeitslosen, die Halbierung der Arbeitslosigkeit. Nichts von dem ist eingetreten. Deutschland tritt weiterhin auf der Stelle und fällt im Weltmaßstab zurück. Aber immerhin können wir auf fantasievolle Ideen verweisen, wie man die Arbeitslosigkeit eher nicht be- kämpft, zum Beispiel mit Personal-Service-Agenturen. 500 000 Menschen sollten laut Bundesregierung durch dieses Instrument eine befristete und jährlich bis zu 350 000 eine dauerhafte Tätigkeit finden. Bis heute ha- ben gerade einmal knapp 8 000 Vermittlungen in Be- schäftigung stattgefunden – bei einer Subvention in Höhe von 230 Millionen Euro. Jede fünfte PSA ist in- zwischen pleite. Ähnliches bei der Ich-AG. Gerade einmal 100 000 Ar- beitslose nutzten dieses Instrument – 500 000 wurden vorhergesagt. Es muss sich erst noch zeigen, wie viele von diesen Existenzen wirklich dauerhaft und rentabel sind. Trauriger Abschluss des Hartz-Desasters ist der Job- floater. Weniger als 10 Prozent des versprochenen Be- schäftigungseffekts und eine skandalöse Subvention pro Arbeitsplatz von fast 73 000 Euro sind die Bilanz. Gleiches gilt für das Programm „Kapital für Arbeit“. Statt unsere Unternehmen, die keine zusätzlichen Ka- pitaldienste mehr tragen können, mit Kreditprogrammen z d a n d B d K d t e n t d s s v g b m u n 1 t t t e u h w h a t d d B l h t f v C w u d g g d T t n S d (C (D u beglücken, sollten die Instrumente der Förderbank en Bedürfnisse der kleinen und mittleren Unternehmen ngepasst werden und nicht umgekehrt. Unsere Unter- ehmen brauchen kleinteilige Kredite zu günstigen Kon- itionen sowie attraktive Beteiligungsangebote und ürgschaftsprogramme, da nicht nur das Kapital, son- ern auch die Besicherungsmöglichkeiten gerade bei MU zur Neige gegangen sind. Als wenn das alles noch nicht genug wäre, steckt eine er größten Behörden in Deutschland, die Bundesagen- ur für Arbeit, seit Monaten in der Krise und produziert inen Skandal nach dem anderen. Wenn es einmal kei- en Skandal gibt, dann wird durch ungeschicktes Verhal- en und nicht zu Ende gedachtes Handeln negativ auf en Arbeitsmarkt eingewirkt. So geschehen zum Bei- piel durch ein vollkommen an der Realität und den wirt- chaftlichen Tatsachen vorbeigehendes Ausschreibungs- erfahren. Anscheinend sollten die Verluste aus dem Millionen- rab „virtueller Arbeitsmarkt“ nun bei den Ausschrei- ungen zur beruflichen Weiterbildung wieder wettge- acht werden. Denn anstatt sich an Qualitätsstandards nd Know-how zu orientieren, wurde ausschließlich ach Kostengesichtspunkten ausgeschrieben. Lose mit Maßnahmenstandorten, welche mehr als 00 Kilometern auseinander lagen, brachten eine einsei- ige Begünstigung der großen bundesweiten Billiganbie- er mit sich. Kleine Bieter sollten zur Bildung von Bie- ergemeinschaften gezwungen werden. Dass diese mit inem hohen Verwaltungsaufwand und großen Steuer- nd haftungsrechtlichen Problemen verbunden sind, ätte man auch in Nürnberg wissen können. Davon abgesehen sind es gerade die Träger vor Ort, elche die größte Kompetenz und die besten Kontakte aben. Diese kleinen Träger sind es, die am effektivsten rbeiten und damit auch für die Bundesagentur am Ende, rotz eines anfänglich vielleicht etwas höheren Preises, en größten Nutzen erzielen. Denn was nutzen Bil- ungsmaßnahmen, wenn sie zwar billig sind, aber am edarf vorbeigehen? Inzwischen wurde – nach massiven Protesten von al- en Seiten – von der BA nachgebessert, wenngleich nur albherzig. Noch immer werden niedrigpreisige Anbie- er bevorzugt – ohne Berücksichtigung der Qualität. Öf- entliche Träger, welche nach Bundesangestelltentarif- ertrag, BAT, entlohnen müssen, haben nur geringe hancen, die privaten Anbieter zu unterbieten. Dies äre aber nach der Entscheidung des OLG Düsseldorf nd den Aussagen des Kartellamtes notwendig, da nach iesem Urteil getrennte Ausschreibungen für private und emeinnützige Anbieter nicht zulässig sind. Auch ein vernünftiger zeitlicher Rahmen für die aus- eschriebenen Lose wurde noch nicht gefunden. Lose, ie gerade einmal für ein Jahr gültig sind, bringen den rägern und den Menschen, für und mit denen sie arbei- en, keinerlei Planungssicherheit und machen es kaum och möglich, qualitativ hochwertige Ausbildungen und chulungen anzubieten. Ein Zeitraum von mindestens rei bis fünf Jahren wäre mindestens notwendig, um 10266 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 112. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Mai 2004 (A) ) (B) ) Planungssicherheit zu gewährleisten. Außerdem ist drin- gend eine stärkere Beteiligung der regionalen Agenturen notwendig und es müssen endlich feste Qualitätsstan- dards her, um die Vergabe transparenter und die Ausbil- dung besser zu machen, etwa im Sinne einer Zertifizie- rung. Aber nicht nur bei der Vergabe von Berufsbildungs- maßnahmen muss reformiert werden. Die gesamte BA gehört auf den Prüfstand! Trotz neuen Namens hat sich nicht viel an der Kopflastigkeit der Agentur geändert. Die Kompetenzen müssen in die Gliederungen verteilt werden. Versicherungsfremde Leistungen, dass heißt ei- gentlich auch alle Maßnahmen der Berufsbildung, gehö- ren nicht in den Angebotskatalog der BA. Diese müssten wieder in den Zuständigkeitsbereich der Länder über- nommen werden, aber nur, wenn auch die Finanzierung gesichert ist. Es ist höchste Zeit, Überregulierungen abzubauen. Dabei sollte auch über weitere Privatisierungen nachge- dacht werden. Die Bundesagentur muss ihre Arbeit auf Kernaufgaben reduzieren. Dies würde eine deutliche Verschlankung dieser Mammutbehörde ermöglichen. Damit einhergehende Einsparungen könnten mittels Bei- tragssenkungen an die Versicherten weitergegeben wer- den. Positiver Nebeneffekt wäre ein Sinken der Lohnne- benkosten, deren Höhe das eigentliche Kardinalproblem in Deutschland ist. Täte dies die BA, würde sie ihren Na- men endlich wieder zu Recht tragen: Bundesagentur für Arbeit. Die Betreuung der Langzeitarbeitslosen sollte zu- künftig dezentral in Jobcentern, die den Sozialämtern angegliedert wären, erfolgen. Langzeitarbeitslosigkeit ist ein sehr komplexes Problem, das weit über den Jobver- lust hinausgeht. Mit diesen Problemen kennen sich die kommunalen Sozialämter bestens aus. Das kann nur vor Ort und nicht in einer Großbehörde geregelt werden. Als Beispiel können uns hier die Niederlande dienen. Mit knapp 16 Millionen Einwohnern erledigen sie diese Auf- gabe dezentral in den Kommunen. Glauben wir ernst- haft, dass Deutschland als 80-Millionen-Volk das mittels einer unbeweglichen Zentralbehörde besser könnte? Damit die Kommunen diese Aufgabe auch überneh- men können, muss der Bund sie mit den notwendigen finanziellen Mitteln ausstatten. Hier hat zwar Bundes- minister Clement neuerlich Finanzzusicherungen ange- sprochen. Aber keiner von uns weiß, ob das nicht nur wiede reine Ankündigungen und Nebelkerzen sind. Doch Rot-Grün versucht die Kommunen mit dem ak- tuellen Optionsmodell abzuspeisen. Statt wie angekün- digt die eigenverantwortliche Betreuung der Langzeitar- beitslosen durch die Kommunen zuzulassen, wird ihnen mit der „Organleihe“ lediglich angeboten, ihre Beamten und Angestellten in den Sozialämtern an die Bundes- agentur für Arbeit auszuleihen. Das ist keine echte Wahl- möglichkeit und bedeutete gleichzeitig einen Wortbruch der Bundesregierung gegenüber dem Ergebnis des Ver- mittlungsausschusses. Für die Verwaltung der Hilfe- empfänger werden 40 950 Stellen notwendig. Somit würde die BA von derzeit schon 91 000 Mitarbeitern nochmals um 26 000 Mitarbeiter vergrößert. Die dann 1 S s i t v u f e S w d s s n V D v M g e m E n g o b I s c s b b b w g m t b g z s G h t b R d g c (C (D 17 000 Mitarbeiter der BA müssen nicht nur auf die taatsquote aufgeschlagen werden, sondern sind ein chier unüberschaubarer und unregierbarer „Verein“. Es st nur noch eine Frage der Zeit, wann diese Konstruk- ion zusammenbricht. Anstatt weiterhin in diese ineffektive Behörde zu in- estieren, wäre es angebracht, Aufgaben neu zu verteilen nd zum Beispiel verstärkt die privaten Vermittler zu ördern. Derzeit hat die private Arbeitsvermittlung nicht die rwartete Wirkung auf die Arbeitslosenstatistik. Mit der chaffung von Mindeststandards durch die begrüßens- erte Vereinbarung zwischen der Bundesregierung und en Verbänden der Arbeitsvermittler wurde ein Grund- tein für die Zukunft der privaten Vermittlung gelegt. Allerdings muss das Instrument der Vermittlungsgut- cheine auf den Prüfstand gestellt werden. Es ist bisher ur wenig erfolgreich – nur 7 Prozent der ausgegebenen ermittlungsgutscheine sind bisher eingelöst worden. er Bundesrechnungshof stellt fest, dass die Hälfte der ermittelten Arbeitsverhältnisse gerade einmal sechs onate bestanden haben. Laut Bundesrechnungshof lie- en in knapp einem Drittel der Fälle Anhaltspunkte für ine missbräuchliche Inanspruchnahme oder für Mitnah- eeffekte vor. Insgesamt sind bereits im ersten Jahr 12,5 Millionen uro für die Herstellung von nicht eingelösten Gutschei- en und missbräuchlicher Verwendung von der BA auf- ewendet worden. Es ist also dringend geboten, darüber nachzudenken, b dieses Arbeitsmarktinstrument über den 31. Dezem- er 2004 hinaus verlängert werden soll oder ob andere nstrumente erfolgreicher wären. Auch hier muss eine chnelle Entscheidung getroffen werden, um Planungssi- herheit für die privaten Vermittler zu gewährleisten. Es ei denn, sie möchte private Vermittler überhaupt nicht eteiligen. Dann muss man das aber auch offen sagen. Bei Beibehaltung des Gutscheins müssen Abschläge ei Nichtannahme einer Beschäftigung her, ähnlich wie eim Arbeistlosengeld II. Wenn ein Arbeitsplatz nachge- iesen worden ist, der Klient ihn aber nicht annimmt, ibt es bei der BA Sanktionen, die privaten Vermittler üssen dieses Verhaltensrisiko allein tragen. Die Befris- ung der Geltungsdauer der Gutscheine auf drei Monate ringt den Arbeitsagenturen nur zusätzliche Arbeit. Sie ilt es zu verlängern, um den Verwaltungsaufwand ein- uschränken. Doch auch bei Umsetzung dieser Änderungen werden ich die Arbeitslosenzahlen nicht gravierend verändern. rund dafür ist die zu geringe Wachstumsdynamik, die ohe Regulierungsdichte und die hohe Abgabenbelas- ung sowie die Defizite in der Bildung allgemein. Daher rauchen wir eine Politik, die mehr bietet als halbherzige eformen und Showeinlagen. Wir brauchen endlich wie- er Dynamik und Wachstum. Nur so wird Beschäftigung eschaffen! Das ist mit dieser Regierung wohl nicht mehr zu ma- hen. Durch ihre Zickzackpolitik – rein in die Kartof- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 112. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Mai 2004 10267 (A) ) (B) ) feln, raus aus den Kartoffeln – verschreckt sie Investo- ren, die hier Arbeitsplätze schaffen wollen, genauso wie mit dem Ausufern der Bürokratie. Diese potenziellen In- vestoren werden davon abgehalten, durch Wachstum Be- schäftigung und damit den Aufschwung zu schaffen. Bestes Beispiel ist der gigantische Moloch der BA, der Tag für Tag mehr aus dem Ruder läuft. Es ist ein Elend, was diese Regierung mit unserem Land macht. Gestern sagte mir ein Kollege, dass er gesehen habe, dass schon Vögel mit dem Rücken nach unten fliegen, da sie das Chaos, das die Bundesregierung anrichtet, nicht mehr mit ansehen könnten. Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Be- reits mit den beiden ersten Hartz-Gesetzen waren erheb- liche Veränderungen der Förderstrukturen des SGB III und der Bundesagentur für Arbeit (BA) verbunden: För- dermittel in der Gründungsförderung werden direkt an Arbeitslose ausgereicht, Bildungsgutscheine wurden ausgegeben, langfristige Weiterbildungen abgebaut, kurz- fristige Integrationsmaßnahmen verstärkt, Ausschrei- bungsverfahren neu gestaltet und eine zentrale Einkaufs- politik entwickelt. Dass eine Neugestaltung der Instrumente wie auch der Vergabepraxis sinnvoll ist, wird im Grundsatz von niemandem bestritten – auch nicht von den Anbietern von Beschäftigungs- oder Bildungsmaßnahmen, die völ- lig zu Unrecht von Leuten wie Herrn Niebel als „Ar- beitslosenindustrie“ diffamiert werden. Eine genauere Analyse der Preise und Angebote durch die BA hat ge- zeigt, dass für inhaltlich und quantitativ gleiche Leistun- gen in den verschiedenen Agenturbezirken unterschied- liche Preise gezahlt wurden. Dies ist ein Ergebnis, das nicht nur für einen Leistungsvergleich, wettbewerbliche Verfahren und einen zentral organisierten Einkauf spricht. Es spricht auch gegen eine Kommunalisierung der Arbeitsmarktpolitik, wie sie mit Vehemenz immer wieder von der Opposition gefordert wird, Zu unser aller Entsetzen – ich glaube, ich kann die Antragsteller der Union hier mit einschließen – mussten wir jedoch feststellen, dass die Bundesagentur für Arbeit in der Hoffnung auf schnelle Einsparungen die Aus- schreibungen übers Knie gebrochen und zunächst nur auf den Preis als entscheidendes Vergabekriterium ge- achtet hat. Die Qualität der Maßnahmen, die Veranke- rung der Träger vor Ort, ihre Ausstattung, ihr Kontakt zu lokalen Arbeitgebern, ihr Erfahrungswissen und das Vor- handensein von qualifiziertem Personal – all dies wurde dem Kostenargument untergeordnet. Das Ergebnis dieser Art von Ausschreibung lässt sich am besten am traurigen Beispiel der Pleite des PSA-An- bieters „Maatwerk“ besichtigten: Im Endeffekt ist das Geld für die Eingliederung ohne Ergebnis verbrannt – zulasten vieler seriöser Anbieter, die mit ihren Erfahrun- gen vor Ort, ihrem Personal und ihrer Infrastruktur zwar teurer, aber wirkungsvoller hätten agieren können. Schlimmer noch sind die Folgen für die betroffenen Ar- beitnehmer, die große Hoffnungen in das neue Instru- ment der Personal-Service-Agentur gesetzt hatten. Mehr a m l b z W z V u i K N o i E N e s t A w b R w t i m P x T Ä Q e v l d i d M l S r b g v r A D g B w M a d J k (C (D ls ärgerlich ist auch der Vertrauensverlust in den Kom- unen, den die BA damit verursacht hat. Die Vorstel- ung, es könnte bei der Schuldnerberatung, der Drogen- eratung und den psychosozialen Diensten ähnlich ugehen wie bei der PSA-Ausschreibung, lässt die freie ohlfahrtspflege in den Gemeinden wie die Sozialde- ernenten gleichermaßen schaudern. Leider sind die falschen Gewichtungen auch bei der ergabe von Trainingsmaßnahmen nach den §§ 37 nd 48 SGB III gesetzt worden. Zu große Loszuschnitte n Verbindung mit einem Übergewicht der kurzsichtigen ostenorientierung haben dazu geführt, dass allein in RW 40 Prozent der regionalen und örtlichen Anbieter hne Zuschlag geblieben sind. Im Agenturbezirk Essen st kein einziger örtlicher Träger zum Zug gekommen. s hat ein in der Stadt völlig unbekannter Anbieter aus ordhorn den Zuschlag erhalten, der nicht einmal über in Büro vor Ort – geschweige denn Personal – verfügt. Diesen Zustand kritisieren Sie von der Union und die- en Zustand haben wir von den Koalitionsfraktionen hef- ig kritisiert, mit Erfolg, wie nun erste Änderungen in der usschreibungspraxis der BA zeigen. Die Loszuschnitte urden verkleinert, das Qualitätskriterium wird nun mit is zu 60 Prozent gewichtet und die Anbieter müssen eferenzen und vorhandene Kompetenz vor Ort nach- eisen. Zudem sind die lokalen Agenturen an der Leis- ungsbeschreibung stärker beteiligt als zuvor. Insofern st Ihr Antrag nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit. Der Antrag der Koalitionsfraktionen hingegen wid- et sich den tatsächlichen gegenwärtigen und künftigen roblemen bei der Entwicklung der Ausschreibungspra- is. Wir wollen keinen Ausschluss der gemeinnützigen räger bei den Vergabeverfahren und eine entsprechende nderung der VOL. Wir wollen eine Sicherstellung von ualitätsmerkmalen bei der Leistungsbeschreibung und ine Beteiligung der Träger – etwa bei der Erstellung on Fachkonzepten, die der Ausschreibung zugrunde iegen. Gleichzeitig setzen wir ein deutliches Signal für ie Jugendlichen, die zu Beginn des Ausbildungsjahres m September auf einen Platz in einer berufsvorbereiten- en Maßnahme angewiesen sind, und für diejenigen enschen mit Behinderungen, die Leistungen der beruf- ichen Rehabilitation in Anspruch nehmen müssen. Die icherstellung des pünktlichen Beginns der berufsvorbe- eitenden Maßnahmen und der Verzicht auf Ausschrei- ung bei Leistungen nach § 35 SGB IX sind Forderun- en, die man in dieser Deutlichkeit in Ihrem Antrag ergeblich sucht. An dieser Stelle muss ich allerdings auf eine Äuße- ung des Herrn Clement eingehen, die in der nächsten usgabe des Magazins „Spiegel“ nachzulesen sein wird. en Umbruchproblemen im Bereich der Ausschreibun- en soll begegnet werden, indem Gutscheine für eschäftigungs- und Bildungsmaßnahmen ausgegeben erden sollen. Für den Bereich der berufsvorbereitenden aßnahmen wäre dies allerdings völlig untauglich. Wer uch nur einmal eine Bildungseinrichtung besucht hat, ie das berufsvorbereitende Jahr durchführt, weiß: Diese ugendlichen, die zum Teil mit Lernbehinderungen zu ämpfen haben, sind mit einer eigenständigen Suche 10268 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 112. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Mai 2004 (A) ) (B) ) nach einem Träger völlig überfordert. Die Ausgabe von Bildungsgutscheinen in diesem Bereich würde dazu füh- ren, dass uns zehntausende Jugendliche, die Hilfe drin- gend nötig haben, schlichtweg verloren gehen. Daher sind Vorüberlegungen zur Ausgabe von Gutscheinen in diesem Bereich überflüssig und sie sind bereits vor eini- gen Wochen von den Koalitionsfraktionen verworfen worden. Dieses Beispiel macht deutlich, dass wir alle – und insbesondere die Fachabgeordneten der Sozial- und Ar- beitsmarktpolitik – Regierung und BA beim Umbau konstruktiv-kritisch begleiten müssen. Schließen Sie sich uns an! Dirk Niebel (FDP): Nach den neuen Vergabeverfah- ren der Bundesagentur für Arbeit wird eine Vielzahl von Maßnahmen und Modulen zu großen Losen teilweise für mehrere Regionen zusammengefasst, angeblich um ein- heitliche Standards zu schaffen und um die Produkte wirtschaftlicher einzukaufen. Damit werden Kartelle ge- stärkt, weil aufgrund der Größe der Lose und der Eilig- keit des Verfahrens nur große Unternehmen zum Zuge kommen. Dies wirkt sich eklatant zum Nachteil und existenzgefährdend für die kleinen und mittleren Unter- nehmen auf regionaler Ebene aus. Die Reinigung von 1 800 Liegenschaften der Bun- desagentur im Bundesgebiet wurde in sieben Losen an zwei Betriebe neu vergeben, davon soll einer sechs Lose erhalten haben. Details sind nicht erhältlich, aber offen- sichtlich wurde ausschließlich der niedrigste Preis als einziges Vergabekriterium zugelassen, ohne tarifliche Mindeststandards abzufragen. Dieser eine Betrieb soll, wie man aus der Branche hört, gar nicht über eine ausrei- chende Anzahl an Personal für den Auftrag verfügen. Von vornherein waren die staatlichen Beschäftigungs- gesellschaften PSA zum Abbau der Arbeitslosigkeit un- tauglich. Der größte PSA-Betreiber Maatwerk hat inzwi- schen Insolvenz angemeldet. Maatwerk hat in manchen Regionen flächendeckend den Zuschlag erhalten, ob- wohl die Firma weder über die nötige Markterfahrung verfügt noch über gute Netzwerke mit der einheimischen Wirtschaft, Referenzen über erfolgreiche Zeitarbeitspro- jekte oder vergleichbare Erfahrungen vorweisen konnte. Maatwerk hatte aber den Vorteil geboten, besonders kos- tengünstig zu sein und sich auf eine unklare Definition der Zielgruppe einzulassen, die von Mitbewerbern abge- lehnt wurde. Die Weiterbildungsträger konnten sich jahrzehntelang auf den automatischen Zufluss von hohen Zuwendungen verlassen. Die finanzielle Versorgung durch die Arbeits- agenturen funktionierte, weil man wusste, was man an- einander hatte. Nach den drastischen Einschnitten von 20 Prozent im letzten Jahr sollen in diesem Jahr die Mit- tel für Arbeitsmarktförderung noch einmal um 12 Pro- zent reduziert werden. Bei den Vergabeverfahren setzt die BA bevorzugt auf Billiganbieter mit flächendeckendem Angebot. Kritisiert wird vor allem, dass sich Träger nicht mehr vor Ort um einzelne Maßnahmen bewerben können. Ihre Erfahrun- g r u s w w S s h t B s n T S ö s V a m s w d R n k g h a m s n d a e k t g a s n P M d M D s u J b l h b A w (C (D en, bisherigen Ergebnisse oder Referenzen interessie- en in den Ausschreibungen nicht. Die Vergabe ist ndurchsichtig, und die Qualität scheint Nebensache zu ein. Bewährte mittelständische Strukturen und Netz- erke werden zerstört, die über Jahre hinweg aufgebaut urden. Durch die neue Vergabepraxis werden die teuerungsmöglichkeiten der Kommunen stark einge- chränkt. Vor allem bei der Betreuung Jugendlicher dro- en erhebliche Verschlechterungen. Ein eng abgestimm- es Verfahren zwischen der Stadt und den anderen eteiligten wird bei jährlich wechselnden Anbietern chwerer. Es wird zwar behauptet, dass die Qualität der Maß- ahmen wichtig ist. Kriterien gibt es dafür aber keine. atsächlich sind allein die Kosten entscheidend. Auf der trecke bleiben dabei kleine und mittlere Anbieter auf rtlicher Ebene wie Caritas, Kolping und Diakonie, die ich bisher besonders um Menschen mit mehrfachen ermittlungshemmnissen gekümmert haben, aber auch ndere private Institute. Oft werden sie als Subunterneh- er angeheuert, weil weder genügend Räume noch Per- onal zur Verfügung stehen, um den Großauftrag abzu- ickeln. Bei den finanziellen Konditionen leben sie von er Hoffnung, bis zur nächsten Ausschreibung über die unden zu kommen. Sie könnten nach eigenen Angaben atürlich auch ihre Qualitätsstandards senken, um kon- urrenzfähig zu bleiben. Experten schätzen, dass bei den Weiterbildungsträ- ern über ein Drittel der Arbeitsplätze bedroht ist. Sicher aben sich die Weiterbildungsunternehmen viel zu spät uf die neuen Verhältnisse eingestellt. Seit 2003 bekom- en Arbeitslose einen Bildungsgutschein, mit dem sie ich ihren Weiterbildungsträger selbst aussuchen kön- en. Auf der einen Seite sind viele Arbeitslose überfor- ert, das passende Angebot für sich zu finden. Auf der nderen Seite wird den Trägern das Überleben zusätzlich rschwert, da keiner weiß, ob Teilnehmer zu den Kursen ommen. Betroffen sind hier wieder die kleinen Anbie- er, die sich keine Werbung leisten können. Aber auch roße Unternehmen, die über Jahre eng mit dem Arbeits- mt kooperiert hatten, müssen nun um jeden Arbeitslo- en mit Gutschein kämpfen. Hier ist neben mangelnder Transparenz die immer och ungeklärte Zertifizierung ein Hauptproblem in der raxis. Bei der Vergaberunde für die berufsvorbereitenden aßnahmen für Jugendliche hat die BA angekündigt, ie regionalen Lose zu verkleinern und einen Teil der aßnahmen für gemeinnützige Träger frei zu vergeben. amit reagiert sie auf eine Entscheidung des OLG Düs- eldorf, das die gemeinsame Ausschreibung für private nd freie Träger beanstandet hat. Auch BA-Vorstand ürgen Weise hatte im Ausschuss für Wirtschaft und Ar- eit angekündigt, bei der Vergabepraxis regionale Be- ange stärker zu berücksichtigen. Dennoch scheint das keine faktische Konsequenz zu aben. Die Regionaldirektionen haben zwar Ausschrei- ungen aufgrund der anhängigen Rügen zurückgezogen. ber in Rheinland-Pfalz wird zum Beispiel mit den Ge- innern der als vergaberechtswidrig eingestuften Aus- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 112. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Mai 2004 10269 (A) ) (B) ) schreibung nun in freihändiger Vergabe über die Durch- führung von Trainingsmaßnahmen verhandelt. Dabei werden die örtlichen Anbieter weiterhin ausgeschlossen. Diese können ihren Bedarf bis Ende August an die Re- gionaldirektion melden, danach ist eine neue Ausschrei- bung geplant. Das ist rechtlich kaum angreifbar, weil die BA in der Zwischenzeit handeln muss. Aber richtig ist es deswegen noch lange nicht. Diese Praxis ist übrigens bundesweit geplant. Die Beitragszahler zur Arbeitslosenversicherung for- dern von der BA eine effiziente Verwaltung ihrer Mittel. Aber je länger sich diese Vergabepraxis hinzieht, desto mehr kleine und mittlere Unternehmen werden in ihrer Existenz bedroht. Gestärkt wird wieder einmal die eta- blierte Arbeitslosenindustrie. Davon profitieren die übli- chen Verdächtigen. Das System funktioniert und weiß Störungen zu beseitigen. Wir fordern die Verantwortli- chen in der BA auf, für klare Verhältnisse zu sorgen und den regionalen Anbietern auf dem Weiterbildungsmarkt eine echte Chance zu geben. Rezzo Schlauch (Parl. Staatssekretär beim Bundes- minister für Wirtschaft und Arbeit): Ihnen liegen heute zwei Anträge zur Ausschreibungspraxis der Bundes- agentur für Arbeit zur Abstimmung vor. Der Antrag der Opposition datiert von Ende März 2004, der der Regie- rungskoalition von Ende Mai 2004. Daran kann man er- kennen, wie unterschiedlich Opposition und Regierungs- fraktionen Sachprobleme angehen. Sie, meine Damen und Herren von der CDU/CSU, haben zunächst etwas aufgeschrieben und dann abge- wartet, bis es von der Realität überholt wird. Wir haben erst gehandelt und dann eine saubere Bilanz mit allen notwendigen Folgerungen gezogen. Diese Bilanz steht in dem Ihnen vorliegenden Antrag von SPD und Bünd- nis 90/Die Grünen. Er ist auf dem Laufenden und greift nur die wirklichen Probleme auf. Das kann man von dem Antrag der Opposition nicht sagen; denn er ist überholt und hätte eigentlich zurückgezogen werden müssen. Sie haben immer noch die Möglichkeit, dies nachzuholen. Die fehlende Aktualität ist deutlich belegt. Sie lässt sich an vielen Punkten festmachen. Wegen der Kürze der Zeit möchte ich nur auf die wesentlichen Punkte einge- hen: Es versteht sich von selbst, dass eine Zentralisierung der Ausschreibung von Maßnahmen, so wie sie die Bun- desagentur jetzt vorgenommen hat, zu Konsequenzen führt, übrigens zu Konsequenzen, die Sie, meine Damen und Herren von der Opposition, immer wieder eingefor- dert haben. Die Bundesagentur rechnet im Rahmen der geänderten Ausschreibungsverfahren mit Einsparungen zumindest im zweistelligen Millionenbereich, und das bezieht sich nur auf die abgeschlossenen Verfahren im Bereich der Vermittlung durch Dritte und der Trainings- maßnahmen. Der finanzielle Aspekt ist aber nur die eine Seite der Medaille. Wir sehen das nicht so einseitig wie die Oppo- sition, die ja bekanntlich 8 Milliarden Euro im Bereich der Arbeitsmarktpolitik einsparen möchte. Auf der ande- r s m A n P w l g r g b w d D t A s H ü v b n s g g r d n a w T s K g b u s U z m s d d t b c u n f B S g (C (D en Seite der Medaille steht die Frage der Qualität. Wirt- chaftlichkeit und Qualität gehören untrennbar zusam- en. Es ist deshalb keinesfalls so, dass der billigste nbieter den Zuschlag erhält. Zum Zuge kommt derje- ige, der für ein den Qualitätsanforderungen genügendes rodukt den besten Preis macht. Die Frage der Qualität ird anhand von realitätsnahen Kriterien abgeprüft, rea- itätsnah, weil sie mithilfe der Agenturen für Arbeit auf- estellt worden sind, die ihren Sachverstand und die egionalen Bedarfe in die Leistungsbeschreibungen ein- ebracht haben. Es stimmt im Übrigen auch nicht, dass kleinere An- ieter durch die zentralen Ausschreibungen benachteiligt ürden: Nach den Ergebnissen der Ausschreibungen zu en Trainingsmaßnahmen und der Vermittlung durch ritte wurden circa 40 Prozent der Angebote durch Bie- ergemeinschaften, also Zusammenschlüsse kleinerer nbieter, abgegeben. Offenbar ist es diesen Gemein- chaften gelungen, die in Ihrem Antrag beschriebenen ürden zu überwinden. Sie fordern die Bundesregierung ferner auf, Konzepte ber die zukünftige Politik der Bundesagentur für Arbeit orzulegen und die Zielrichtung der Bundesregierung ei der Arbeitsmarktpolitik zu beschreiben. Hier ist zu- ächst die Bundesagentur für Arbeit am Zuge. Der Vor- tand der Bundesagentur wird seine Vorstellungen in ei- ener Verantwortung entwickeln. Das ist die klare esetzliche Aufgabenzuweisung, die keinerlei Spiel- äume lässt. Ich werde deshalb hier nicht öffentlich darüber nach- enken, welche Maßnahmen die Bundesagentur im ächsten Jahr fordern wird, erst recht nicht im Hinblick uf Weiterbildungsmaßnahmen; denn diese Maßnahmen erden überhaupt nicht ausgeschrieben, sondern den eilnehmern über das Instrument des Bildungsgut- cheins ermöglicht. Die Bundesregierung ist am Zuge, wenn es um die lärung rechtlicher Zweifelsfragen im Vergaberecht eht. Solche Fragen hat es bei den Ausschreibungen der erufsvorbereitenden Maßnahmen gegeben. Wir haben ns sehr schnell mit der Bundesagentur zusammenge- etzt und für die nötige Klarheit gesorgt. Dabei sind die rteile des Oberlandesgerichts Düsseldorf aus dem De- ember 2003 und die Entscheidung der 1. Vergabekam- er des Bundeskartellamts vom 13. Mai 2004 selbstver- tändlich berücksichtigt worden. Konkret bedeutet dies, ass auch die gemeinnützigen privaten Träger, die über ie steuerlichen Regelungen hinaus keine weiteren Vor- eile genießen, sich an den öffentlichen Ausschreiben eteiligen dürfen. Die Bundesagentur hat die erforderli- hen Anpassungen im Vergabeverfahren vorgenommen nd die Angebotsfristen verlängert. Ich bin zuversichtlich, dass rechtzeitig zu Beginn des euen Ausbildungsjahres im September/Oktober 2004 ür die jungen Schulabgänger die berufsvorbereitenden ildungsmaßnahmen zur Verfügung stehen werden. Meine Damen und Herren von der Opposition, hören ie bitte damit auf, unnötig Verunsicherung bei den jun- en Menschen und ihren Eltern zu schaffen, indem Sie 10270 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 112. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Mai 2004 (A) ) (B) ) die Funktionsfähigkeit der Ausschreibungen infrage stel- len. Die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass die Bundesagentur die notwendigen Veränderungen flexibel gehandhabt hat. Ich bin mir sicher, dass sie diese Praxis auch in Zukunft fortsetzen wird. Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung: – Entwurf eines Gesetzes zur Verbesserung der Bekämpfung der Jugenddelinquenz – Beratung des Antrags: Jugendstrafvollzug verfassungsfest gestalten (Tagesordnungspunkt 25 und Zusatztagesord- nungspunkt 14) Erika Simm (SPD): Nach dem Motto „Alle Jahre wieder“ beschäftigen wir uns heute mit einem Gesetz- entwurf zur Verschärfung des Jugendstrafrechts, für den die CDU/CSU-Fraktion und bestimmte B-Länder – allen voran Bayern – seit 1998 schon mehrmals – ich schätze, es gab rund acht solche Initiativen – keine Mehrheit ge- funden haben. Wir werden diesen Gesetzentwurf auch diesmal wieder ablehnen. Weder sind die vorgesehenen Verschärfungen sachge- recht – das haben frühere Anhörungen ergeben – noch sind sie erforderlich – das Jugendstrafrecht bietet ein ausreichendes Instrumentarium – noch sind sie durch die Kriminalitätsentwicklung im Bereich der Jugenddelin- quenz gerechtfertigt. Wie auch früher schon, wird in der Begründung des Gesetzentwurfs behauptet, die Jugendkriminalität sei seit Beginn der neunziger Jahre ständig angestiegen. Das ist, wie die jüngste Kriminalstatistik beweist, falsch. Die polizeiliche Kriminalstatistik für 2003 belegt vielmehr, dass nach einer Spitze im Jahr 1997 – wer damals regiert hat, wissen Sie – seit 1998 die Zahl der Taten bei der Gruppe der tatverdächtigen Kinder um 17 Prozent und bei den tatverdächtigen Jugendlichen um 19 Prozent ge- sunken ist. Wie man angesichts dieser Zahlen immer noch und unverdrossen von einem stetigen Ansteigen der Jugendkriminalität sprechen kann, ist mir unerfind- lich. Ich würde mir etwas mehr Seriosität im Umgang mit diesem Thema wünschen. Genauso hartnäckig ignorieren die Initiatoren dieses Gesetzentwurfes, dass ihre gebetsmühlenartig wieder- holten Änderungsvorschläge zum Jugendstrafrecht – Fahrverbot als Hauptstrafe, Einstiegsarrest, Erwachse- nenstrafrecht für Heranwachsende, Erhöhung des Höchstmaßes der Jugendstrafe auf 15 Jahre, Haftbefehl im vereinfachten Verfahren – in der Fachöffentlichkeit auf breiteste Ablehnung stoßen. Sie wurden und werden vom Deutschen Jugendgerichtstag, der Deutschen Verei- nigung für Jugendgerichte und Jugendgerichtshilfen, dem Deutschen Juristentag, der AGJ, den Freien Trägern der Wohlfahrtspflege weitestgehend abgelehnt. So hat a S G g d d J t „ v e d s F n d r m e f v l e li k m a B D c g J I I s n A 2 s G m – – (C (D uch der Deutsche Anwaltsverein in seiner jüngsten tellungnahme vom Mai dieses Jahres dem vorliegenden esetzentwurf eine „wirkungslose Abschreckungsstrate- ie“ bescheinigt, welche die Probleme für die Opfer und ie Gesellschaft verstärken statt lösen werde. Hinzuweisen ist in diesem Zusammenhang auch auf ie Ergebnisse der erstmals vom Bundesministerium der ustiz herausgegebenen kommentierten Rückfallsta- istik. Dort (Seite 55) findet sich folgende Feststellung: Extrem hoch ist die Rückfallbelastung der nach einer erbüßten Jugendstrafe Entlassenen: 78 Prozent werden rneut straffällig und noch 45 Prozent kehren wieder in en Vollzug zurück. Mit der zweithöchsten Rückfallrate owie einem vergleichsweise hohen Anteil stationärer olgeentscheidungen schneidet hier der Jugendarrest ach § 16 JGG auffällig ungünstig ab.“ Wer angesichts ieser Ergebnisse, die für Praktiker der Jugendstraf- echtspflege ja nicht neu sind, unverdrosssen auf noch ehr Einsperren setzt, muss sich sagen lassen, dass er ntweder keine Ahnung von den Ursachen und Bekämp- ungsmöglichkeiten der Jugendkriminalität hat oder aber ordergründig populistischen Forderungen zuliebe sämt- iche seit Jahrzehnten auf diesem Gebiet vorliegenden mpirischen und kriminologischen Erkenntnisse böswil- g ignoriert. In diesen Zusammenhang passt es, dass CSU-Politi- er landauf, landab fordern, die Kosten der Jugendhilfe üssten gesenkt werden. Seit vielen Jahren bewährte mbulante Maßnahmen wie soziale Trainingskurse und etreuungsweisungen werden aus Kostengründen zur isposition gestellt. Stattdessen setzt man auf Abschre- kung und Wegsperren. Dies, liebe Kollegen und Kolle- innen von der CDU/CSU, ist die Rolle rückwärts in der ugendstrafrechtspolitik. Auf diesem Weg werden wir hnen nicht folgen. Sie mögen in wechselnden Rollen hre ärgerlichen Anträge zu diesem Thema noch so oft tellen, wir werden sie immer und immer wieder ableh- en. nlage 5 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 799. Sitzung am 14. Mai 004 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzu- timmen, einen Antrag gemäß Artikel 77 Absatz 2 rundgesetz nicht zu stellen bzw. einen Einspruch ge- äß Artikel 77 Absatz 3 nicht einzulegen: Zweites Gesetz zur Vereinfachung der Wahl der Arbeitnehmervertreter in den Aufsichtsrat Gesetz zur Umsetzung des Beschlusses des Rates (2003/725/JI) vom 2. Oktober 2003 zur Änderung von Artikel 40 Abs. 1 und 7 des Übereinkommens zur Durchführung des Schengener Übereinkom- mens vom 14. Juni 1985 betreffend den schritt- weisen Abbau der Kontrollen an den gemeinsa- men Grenzen Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 112. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Mai 2004 10271 (A) ) (B) ) – Gesetz zu der in Rom am 17. November 1997 an- genommenen Fassung des Internationalen Pflan- zenschutzübereinkommens – Gesetz zum Zusatzabkommen vom 15. Oktober 2003 zu dem Abkommen vom 4. Oktober 1954 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiete der Erb- schaftsteuern – Gesetz zu dem Übereinkommen vom 19. August 2002 zwischen den Vertragsstaaten des Überein- kommens zur Gründung einer Europäischen Weltraumorganisation und der Europäischen Weltraumorganisation über den Schutz und den Austausch geheimhaltungsbedürftiger Informa- tionen – Gesetz zu dem Vertrag vom 13. Mai 2002 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und Ka- nada über die Rechtshilfe in Strafsachen – Gesetz zu dem Zusatzvertrag vom 13. Mai 2002 zu dem Vertrag vom 11. Juli 1977 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Kanada über die Auslieferung – Gesetz zu dem Protokoll Nr. 13 vom 3. Mai 2002 zur Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten über die vollständige Ab- schaffung der Todesstrafe – Gesetz zu dem Protokoll betreffend die Verringe- rung von Versauerung, Eutrophierung und bo- dennahem Ozon (Multikomponenten-Protokoll) vom 30. November 1999 im Rahmen des Überein- kommens von 1979 über weiträumige grenzüber- schreitende Luftverunreinigung – Vierunddreißigstes Gesetz zur Änderung des Las- tenausgleichsgesetzes (34. ÄndGLAG) – Gesetz zu dem Änderungsprotokoll vom 22. Juni 1998 zum Europäischen Übereinkommen zum Schutz der für Versuche und andere wissenschaft- liche Zwecke verwendeten Wirbeltiere – Gesetz zur Durchführung von Verordnungen der Europäischen Gemeinschaft auf dem Gebiet der Gentechnik und zur Änderung der Neuartige Le- bensmittel- und Lebensmittelzutaten-Verordnung – Gesetz zur Durchführung einer Repräsentativsta- tistik über die Bevölkerung und den Arbeits- markt sowie die Wohnsituation der Haushalte (Mikrozensusgesetz 2005 – MZG 2005) – Gesetz zur Verbesserung der Rechte von Verletz- ten im Strafverfahren (Opferrechtsreformgesetz – OpferRRG) – Telekommunikationsgesetz (TKG) z s d s n v z w m V P t (C (D Der Vermittlungsausschuss hat in seiner 29. Sitzung u dem vom Deutschen Bundestag am 1. April 2004 be- chlossenen Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) as Verfahren ohne Einigungsvorschlag abgeschlos- en. Der Vermittlungsausschuss hat in der Fortsetzung sei- er 24. Sitzung am 26. Mai 2004 folgenden Einigungs- orschlag beschlossen: Das vom Deutschen Bundestag in der seiner 97. Sit- ung am 11. März 2004 beschlossene Gesetz zur Umsetzung des Rahmenbeschlusses über den Europäischen Haftbefehl und die Über- gabeverfahren zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen Union (Europäisches Haftbefehls- gesetz – EuHbG) ird bestätigt. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, daß der Ausschuss die nachstehenden EU- orlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische arlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- ung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 15/1547 Nr. 2.40 Drucksache 15/2636 Nr. 2.38 Drucksache 15/2636 Nr. 2.39 Drucksache 15/2636 Nr. 2.42 Drucksache 15/2636 Nr. 2.44 Drucksache 15/2895 Nr. 1.1 Innenausschuss Drucksache 15/2104 Nr. 1.6 Drucksache 15/2519 Nr. 2.29 Finanzausschuss Drucksache 15/2793 Nr. 2.29 Drucksache 15/2793 Nr. 2.31 Haushaltsausschuss Drucksache 15/2793 Nr. 2.5 Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Drucksache 15/1153 Nr. 2.40 Drucksache 15/2793 Nr. 2.11 Drucksache 15/2793 Nr. 2.20 Drucksache 15/2793 Nr. 2.21 Drucksache 15/2793 Nr. 2.22 Drucksache 15/2793 Nr. 2.23 Drucksache 15/2793 Nr. 2.30 Drucksache 15/2793 Nr. 2.37 Drucksache 15/2895 Nr. 1.6 Drucksache 15/2895 Nr. 2.5 10272 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 112. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. Mai 2004 (A) (C) (B) (D) Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 15/2793 Nr. 2.24 Drucksache 15/2793 Nr. 2.33 Drucksache 15/2793 Nr. 2.42 Drucksache 15/2895 Nr. 1.2 Drucksache 15/2895 Nr. 2.6 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 15/2447 Nr. 2.10 Drucksache 15/2447 Nr. 2.12 Drucksache 15/2447 Nr. 2.14 Drucksache 15/2519 Nr. 2.4 Drucksache 15/2519 Nr. 2.30 Drucksache 15/2519 Nr. 2.47 Drucksache 15/2519 Nr. 2.50 Drucksache 15/2636 Nr. 2.2 Drucksache 15/2636 Nr. 2.11 Drucksache 15/2636 Nr. 2.18 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 15/2636 Nr. 2.47 Drucksache 15/2895 Nr. 1.3 Ausschuss für Kultur und Medien Drucksache 15/2793 Nr. 2.1 112. Sitzung Berlin, Freitag, den 28. Mai 2004 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Anna Lührmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    nd dass sie sich nicht für die CDU/CSU entscheiden
    erden, wenn ihnen Europa am Herzen liegt.


    (Peter Hintze [CDU/CSU]: Das war jetzt falsch!)


    enn Sie haben uns eben noch einmal demonstriert, wie
    er Europawahlkampf der Union aussieht. Er hat ge-
    auso wenig etwas mit Europapolitik zu tun wie Ihre
    ede.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    us innenpolitischem Kalkül haben Sie die Themen
    Zuwanderung“, „Kaplan“ und „Türkei“ angesprochen.
    ür mich ist das, was Sie sagen, unverantwortlicher
    opulismus. Sie schüren Ängste vor Europa, anstatt auf-
    uklären und die Menschen auf dem Weg nach Europa
    itzunehmen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Ich will jetzt zum Thema kommen, zur europäischen
    erfassung. Bei diesem Thema ist meiner Meinung nach
    in weiteres wichtiges Etappenziel erreicht; denn nach
    em Treffen der Außenminister am vergangenen Montag
    st die EU ihrer neuen Verfassung wieder ein gutes Stück
    äher gekommen. Heute erscheint eine Einigung auf
    em Gipfel im Juni wieder viel wahrscheinlicher. Das
    ind gute Aussichten; denn noch am Anfang dieses Jah-
    es hätte ich darauf kaum eine größere Summe verwettet.






    (A) )



    (B) )


    Anna Lührmann

    Doch seit dem Dezembergipfel ging es immer wieder
    voran, und das nicht zuletzt, weil viele Regierungen, wie
    die deutsche Bundesregierung, nie einen Zweifel daran
    gelassen haben, dass sie genau diese Verfassung wollen.
    Ich habe also vor, bei diesem Thema optimistisch zu
    bleiben. Dieser Optimismus scheint heute mehr denn je
    berechtigt.

    Die schwierigen Verhandlungen zeigen jetzt noch ein-
    mal ganz deutlich, dass die Bundesregierung gut daran
    getan hat, auf dem Ergebnis des Konvents zu bestehen
    und die Verhandlungen mit Änderungsanträgen nicht
    noch weiter zu erschweren; denn das Auf und Ab dieser
    Regierungskonferenz macht doch wieder eines ganz
    klar: Es ist dem Konvent in 16 Monaten sehr harter Ar-
    beit vorbildlich gelungen, gute Kompromisse in den
    heiklen Fragen zu finden. Die Diskussionen über Ände-
    rungsanträge in der Regierungskonferenz zeigen näm-
    lich immer wieder, dass es kaum gelingt, andere, ge-
    schweige denn bessere Formulierungen als die zu
    finden, die der Konvent selber erarbeitet hat. Aus dieser
    Erfahrung sollten die Regierungen klug werden. So
    könnte man sich nämlich viele quälende Nachtsitzungen
    ersparen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen – ich weiß nicht, wie
    es Ihnen ging –, am letzten Freitag haben mich die Ver-
    handlungen im Kreise der Außenminister ziemlich em-
    pört. Da kamen die einen und die anderen immer wieder
    mit ihren alten Forderungen, also mit alten Hüten, daher,
    die eigentlich schon längst ad acta gelegt worden sind.
    Dadurch wurde nicht nur eine Einigung erschwert; viel-
    mehr war meiner Meinung nach auch der Inhalt der
    Änderungswünsche kontraproduktiv. Während der Re-
    gierungskonferenz wurden nämlich fast nur Änderungen
    vorgeschlagen, die ich als Proeuropäerin nur als eindeu-
    tige Rückschritte bezeichnen kann.

    Fundamentale Fehlgriffe waren etwa die Bestrebun-
    gen, die Befugnisse des Europaparlaments wieder zu be-
    schränken. Die Rechte des Parlaments im Haushaltsver-
    fahren sollten sogar hinter den Status quo zurückgedreht
    werden. Es gab auch den Vorschlag, die Charta der
    Grundrechte, den zweiten Teil der Verfassung, durch ein
    Zusatzprotokoll in seiner Wirkung zu beschränken. Wir
    reden hier also nicht über Peanuts, sondern über funda-
    mentale Grundrechte und über das zentrale Organ der re-
    präsentativen Demokratie in der EU.

    Nach dem Treffen am Montag bin ich – das habe ich
    schon erwähnt – weit optimistischer gestimmt. Die
    gröbsten Angriffe auf den Verfassungstext scheinen un-
    ter anderem durch das Engagement der deutschen Bun-
    desregierung kassiert worden zu sein.

    Aber es bleibt so mancher Stolperstein erhalten. Ich
    glaube, ich gehe nicht zu weit, wenn ich sage, dass ein
    wesentlicher Stolperstein den Namen „Großbritannien“
    trägt. An die Adresse von Großbritannien kann ich nur
    sagen – ich habe darauf schon in meiner letzten Rede
    hingewiesen –: Europa lebt vom Kompromiss. Sie wis-
    sen, worum es geht, nämlich um die so genannten Red

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    (C (D ines der britischen Regierung. Von britischer Seite wird um Beispiel die Forderung erhoben, die qualifizierte ehrheit für Entscheidungen zurückzunehmen. Ich finde das haarsträubend. Das offenbart nur eines: ie Verweigerung von mehr Demokratie, von mehr andlungsfähigkeit und von Transparenz für Europa. in Mehr an Demokratie, an Transparenz und an Einachheit, aber auch an Effizienz und Bürgernähe, das ist och genau das, was am Ende dieses Verfassungsprozeses stehen muss. Genau so lautet nämlich der Auftrag on Laeken, den die Regierungen dem Konvent gegeben aben. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Der Konvent ist dieser Aufgabe gerecht geworden. Es
    äre geradezu ein Treppenwitz der Geschichte, wenn
    ie Regierungen dafür sorgten, dass die von ihnen selbst
    esteckten Ziele eben nicht umgesetzt werden. Wir alle
    ier wissen, dass mit der Einigung auf einen Verfas-
    ungstext noch nicht der ganze Weg zurückgelegt ist. Im
    egenteil: Die Ratifizierungen in den 25 Mitgliedstaa-
    en müssen dann noch durchgeführt werden. In manchen
    ändern müssen die Parlamente zustimmen, in anderen
    uch die Bevölkerung per Referendum.
    Ich würde einen europaweiten Volksentscheid über

    ie europäische Verfassung deutlich befürworten. Wenn
    ie Bürgerinnen und Bürger in allen europäischen Län-
    ern gleichzeitig abstimmten, dann könnte man eine in-
    enpolitische Instrumentalisierung verhindern und es
    ände eine wirklich europäische Debatte statt.
    Anders als die FDP hat die rot-grüne Bundesregie-

    ung 2002 einen Gesetzentwurf für direkte Demokratie
    n allen Bereichen in den Deutschen Bundestag einge-
    racht.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und wer war dagegen?)


    iesem Vorschlag haben über die Hälfte der FDP-Frak-
    ion und die gesamte CDU/CSU-Fraktion nicht zuge-
    timmt. Vor diesem Hintergrund ist Ihr heutiges Wahl-
    ampfgetöse wirklich unglaubwürdig.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Abschließend will ich noch eines deutlich sagen:
    gal, wie ratifiziert wird, es kommt darauf an, was und
    ass ratifiziert wird; denn nur mit einer neuen Verfas-
    ung ist Europa auch in guter Verfassung.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Vielen Dank.



Rede von Dr. h.c. Susanne Kastner
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Das Wort hat der Kollege Dr. Norbert Röttgen, CDU/
SU-Fraktion.






(A) )



(B) )



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Norbert Röttgen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

    Herren! Ich möchte in meinem Beitrag nur auf die von
    der FDP-Fraktion vorgeschlagene Verfassungsänderung
    eingehen. Das Grundgesetz ist der wichtigste Rechtstext
    in unserer Demokratie. Darum sind an Änderungen die-
    ses Rechtstextes hohe Anforderungen zu stellen, was die
    fachliche Qualität anbelangt. Es ist die politische Frage
    zu beantworten, ob wir die Grundentscheidungen, die
    die Verfassungsväter und -mütter getroffen haben, wirk-
    lich verändern wollen. Ich möchte zu beidem etwas sa-
    gen, zur fachlichen Qualität Ihres Vorschlags und zu der
    Grundsatzfrage, ob es richtig ist, einen Volksentscheid
    zur Einführung der EU-Verfassung zu ermöglichen.

    Zum ersten Thema: Was ist von Ihrem Vorschlag
    fachlich zu halten? Sie formulieren in Ihrem Entwurf,
    dass es um die Einführung einer europäischen Verfas-
    sung geht. Natürlich reden wir politisch über die EU-
    Verfassung, über den Verfassungsvertrag. Es gibt auch
    gute politische Gründe dafür, so zu reden. Es verdeut-
    licht, dass es ein wichtiges Werk ist. Es spiegelt sich da-
    rin insbesondere wider, wie dieser Entwurf erarbeitet
    worden ist, nämlich nicht mit der bisherigen Methode
    der Vertragsänderungen. Die Herren der Verträge, die
    Mitgliedstaaten, haben die Gesetzgebung ein Stück weit
    aus ihren Händen gegeben und haben insbesondere Par-
    lamentarier aus den Mitgliedstaaten – nicht nur Parla-
    mentarier, aber auch Parlamentarier – an der Erstellung
    des Verfassungsentwurfs beteiligt.

    Wir können rechtlich aber nicht einfach so formulie-
    ren, wie wir politisch reden; das Grundgesetz hat andere
    Anforderungen an die Sprache. Deshalb müssen wir fra-
    gen: Wird im Rechtssinne eine Verfassung eingeführt?
    Wird mit dieser Vertragsänderung, um die es geht, das
    bisherige Vertragswerk eine neue Qualität, nämlich Ver-
    fassungsqualität, gewinnen? Das ist Ihre rechtliche An-
    forderung dafür, dass der Volksentscheid überhaupt statt-
    findet.

    Ich möchte dazu nur aus zwei Urteilen zitieren, die
    ich mir gestern noch einmal durchgelesen habe, die
    schon alt sind. In einem Urteil aus dem Jahre 1991 – das
    ist schon lang her – stellt der Europäische Gerichtshof
    fest, dass der EWG-Vertrag „obwohl er in der Form
    einer völkerrechtlichen Übereinkunft geschlossen
    wurde, nichtsdestoweniger die grundlegende Verfas-
    sungsurkunde einer Rechtsgemeinschaft“ darstellt. In
    einer Entscheidung aus dem Jahr 1968 stellt das Bun-
    desverfassungsgericht fest – das ist im 22. Band –, die
    Europäische Gemeinschaft sei eine im Prozess fort-
    schreitender Integration stehende Gemeinschaft eigener
    Art. Nun zitiere ich: „Der EWG-Vertrag stellt gewisser-
    maßen die Verfassung dieser Gemeinschaft dar.“

    Die Europäische Union hat eine Verfassung. Die
    europäischen Verträge haben seit langem Verfassungs-
    qualität. Was macht denn eine Verfassung aus? Ich zi-
    tiere dazu die Begründung des Gesetzentwurfs der FDP-
    Fraktion: Es ist die Entscheidung „über Inhalt, Grenzen,
    Organisation, Ausgestaltung und Verteilung politischer
    Macht“. Alles das ist in den Verträgen bereits entschie-
    den. Wir haben die Souveränitätsübertragung. Wir haben

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    (C (D in System der Kompetenzverteilung. Wir haben mit em Europäischen Gerichtshof ein Verfassungsgericht. arum besteht kein Zweifel: So wenig man den Zeitunkt bestimmen kann, zu dem die europäischen Verräge Verfassungsqualität angenommen haben, so sicher st, dass sie bereits seit langem Verfassungsqualität haen. Darum ist Ihr Entwurf aus europarechtlichen Grünen unzulänglich. Ich möchte mich mit dem Entwurf aber auch verfas ungsrechtlich beschäftigen. Sie schreiben in Ihrem Beründungstext, „ohne ausdrückliche Zustimmung der ürgerinnen und Bürger“ sei der Verfassungstext „nicht usreichend legitimiert“. Das finde ich wirklich bedrükend – das sage ich mit allem Ernst, ohne jeden taktichen Hintersinn. Sie wie wir alle gehen davon aus, dass hr Gesetzentwurf keine Mehrheit findet. Wollen Sie im rnst behaupten, dass die Europäische Union, wenn iese Vertragsänderung im bislang üblichen Verfahren atifiziert wird, in Zukunft unter einem Legitimationsangel leidet? o steht es in Ihrem Begründungstext schwarz auf weiß. ollen Sie auch sagen, dass die früheren Entscheidunen grundlegendster Art, der Maastricht-Vertrag und die inführung der Währungsunion, das heißt die Abgabe ationaler Währungshoheit, unter einem Legitimationsangel leiden? Was ist mit dem Grundgesetz, zu dem iemals ein Plebiszit durchgeführt wurde? Leidet das uch unter einem Legitimationswandel? ie verhält es sich mit künftigen Änderungen, da ja nur inmal ein Volksentscheid durchgeführt werden soll? Sie agen, dafür sei keine plebiszitäre Entscheidung nötig. Man kann ja in der Sache unterschiedlicher Auffas ung sein, aber mich stört, mit welcher Leichtfertigkeit n dem Gesetzentwurf die Legitimation der wesentlichen echtlichen Grundlagen des Staates wie der Europäichen Union infrage gestellt wird. Hier haben Sie einen chweren Fehler gemacht. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    (Peter Hintze [CDU/CSU]: Keineswegs!)


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Nun zu der Frage, ob es richtig ist, über diese Verfas-
    ung per Volksentscheid zu entscheiden. In diesem
    ause gibt es ja bezüglich der Präferenz für Volksent-
    cheide eine ganz originelle Konstellation zwischen FDP
    nd der rot-grünen Koalition. Die FDP sagt, wir wollen
    ur hier, aber nirgends sonst einen Volksentscheid zulas-
    en. Rot-Grün sagt, wir wollen über alles einen Volks-
    ntscheid zulassen, nur nicht über diese Frage.


    (Rüdiger Veit [SPD]: Nicht überall!)

    Im Grunde überall. – Beide Positionen sind von der
    aktik und der Sache her nicht glaubwürdig.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    ir können mit der Frage der Legitimation – das ist eine
    ernfrage der Demokratie, denn Demokratie ist Legiti-
    ation – nicht taktisch umgehen, sondern wir müssen






    (A) )



    (B) )


    Dr. Norbert Röttgen

    mit ihr verantwortungsvoll und sachlich umgehen. Es ist
    bedauerlich, dass die CDU/CSU-Fraktion die einzige
    Fraktion im Parlament ist, die sich der Verantwortung in
    diesem Punkt bewusst ist. Sie taktiert nicht, sondern
    praktiziert Verantwortung.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dirk Niebel [FDP]: Sie gehen doch am Volk vorbei!)


    Sie, Frau Lührmann, haben eben das klare Bekenntnis
    abgelegt: Sie wollen einen Volksentscheid darüber. Aber
    der Bundesaußenminister hat ihn verboten. Insbesondere
    die Grünen sind ja ein immer folgsameres Kind der Re-
    gierung geworden. Sie, Herr Bundesaußenminister, kön-
    nen, wie ich glaube, mit dieser Fraktion sehr zufrieden
    sein. Wenn es ernst wird, sagen Sie ihr, was sie machen
    soll. Das sagt auch etwas über Ihr Selbstverständnis aus.

    Ich möchte darauf eingehen, ob es richtig ist, durch
    Volksentscheide Entscheidungen zu fällen, und möchte
    begründen – da gebe ich Ihnen Recht –, dass die euro-
    päische Verfassung ein gutes Beispiel dafür darstellt,
    warum eine Entscheidung durch Plebiszite in unserem
    Land die schlechtere demokratische Alternative ist.
    Nach meiner festen Überzeugung liegt das nicht daran,
    dass wir Abgeordnete des Bundestages die besseren Ent-
    scheider wären, dass wir schlauere und bessere Entschei-
    dungen träfen, als wenn das Volk abstimmen würde. Der
    Grund liegt vielmehr in den objektiven Bedingungen,
    der Möglichkeit, eine schwierige Frage verantwortlich
    zu entscheiden.

    Voraussetzung dafür, um überhaupt verantwortlich
    und vernünftig entscheiden zu können, ist das Vorhan-
    densein eines Verfahrens, mit dem man in der Lage ist,
    die Komplexität eines Gegenstandes zu verarbeiten.
    Der entscheidende Punkt ist, ob wir davon sprechen kön-
    nen, dass die Voraussetzung dafür existiert, verantwort-
    lich zu entscheiden, und ob das Verfahren, das Entschei-
    dungen vorausgeht, die Möglichkeit bietet, die
    Komplexität des Gegenstandes zu verarbeiten. Das par-
    lamentarische Verfahren bietet sie, unabhängig davon,
    ob uns das im Einzelfall gelingt. Wir sind im Parlament
    in der Lage, strukturiert plurale Auffassungen miteinan-
    der zu diskutieren und zu einem Ergebnis zu kommen,
    für das wir uns dann politisch und demokratisch recht-
    fertigen müssen.

    Ich bin fest davon überzeugt – damit komme ich zum
    Ende –, dass die plebiszitäre Entscheidung genau diesen
    Mangel hat: Sie bietet kein Verfahren, das in der Lage
    wäre, der Komplexität eines Gegenstandes in der für de-
    mokratische Legitimation nötigen Breite – eine Informa-
    tionselite kann das schaffen – gerecht zu werden. Es geht
    bei dieser Frage um das Funktionieren unserer Demokra-
    tie, um nichts weniger. Für dieses Funktionieren haben
    wir als Parlament eine doppelte moralische Pflicht: die
    Pflicht, zu begründen, dass es zur parlamentarischen
    Verantwortung keine praktische Alternative gibt, und die
    Pflicht, diese Verantwortung durch den Stil unserer Aus-
    einandersetzungen –

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    (C (D Herr Kollege, darf ich Sie erinnern, dass Sie zum nde kommen wollten? – und durch den Inhalt der konkreten Entscheidungen u leben. Das ist unsere Pflicht; wir können sie nicht bertragen, sondern müssen sie selber erfüllen. Herzlichen Dank. Das Wort hat der Kollege Michael Roth, SPD-Frak ion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! err Kollege Röttgen, wenn man aus grundsätzlichen rwägungen heraus plebiszitäre Elemente ablehnt, ann war Ihre Argumentation überzeugend. Das sage ich oller Respekt. Aber auf der linken Seite dieses Hauses ibt es Kräfte, Fraktionen, die übereinstimmend der Aufassung sind, dass wir den Bürgerinnen und Bürgern die irekte Demokratie unter ganz bestimmten Bedingungen utrauen sollten, weil wir die repräsentative Demokratie erade stärken wollen, indem wir die Bürgerinnen und ürger auch in Sachfragen stärker einbeziehen. Die Kollegin Lührmann hat in der Begründung ihrer blehnung eines nationalen Referendums über die uropäische Verfassung ein wesentliches Argument geannt, das auch für mich ausschlaggebend ist: Wenn ir die europäische Verfassung, die ich für ein großarties und wesentliches Projekt halte, nur noch nationalen hemen und Diskussionen unterziehen, dann erreichen ir nicht das, um was wir uns eigentlich alle bemühen ollten, nämlich dass sich die Bürgerinnen und Bürger icht nur als Deutsche, Franzosen oder Ungarn identifiieren, sondern eine europäische Identität gewinnen. enn wir das erreicht haben, bin auch ich dafür, dass ir über eine europäische Verfassung in einem Volksntscheid abstimmen, genau so, wie ich mir persönlich ewünscht hätte, dass das deutsche Volk Anfang der 0er-Jahre in freier Selbstbestimmung über das Grundesetz bzw. die deutsche Verfassung abgestimmt hätte. as war ihm damals, weil Sie das nicht gewollt haben, eider verwehrt. Aber 20 Tage vor dem europäischen Gipfel, auf dem ine grundlegende Weichenstellung bezüglich der ukunft Europas und der Bürgerinnen und Bürger in uropa vorgenommen wird, sollten wir nicht nur über in Ratifizierungsverfahren reden, sondern die Inhalte er europäischen Verfassung in den Mittelpunkt unserer ebatte rücken; denn wir sollten jetzt nicht so tun, als eien alle offenen Fragen schon geklärt. Europa hat am 1. Mai eine großartige Chance ergrif en: Wir haben diesen Kontinent wiedervereinigt. Das ar ein großer Erfolg, an dem nicht wenige einen maßeblichen Anteil haben. Aber der Problemdruck, auch er nationale, ist erheblich. Viele Probleme, mit denen Michael Roth wir uns auf nationaler Ebene zu beschäftigen haben, können aus meiner Sicht nur in einem vereinten Europa gelöst werden. Noch nie hingen Frieden, Demokratie, Wohlstand, soziale Gerechtigkeit und die Zukunft der Bürgerschaft so sehr vom Erfolg der europäischen Politik ab. Im Zeitalter umfassender Globalisierung ist ein nach innen und nach außen solides europäisches Haus unersetzlich. Aber machen wir uns nichts vor, liebe Kolleginnen und Kollegen: Wir sind bislang die Antwort auf die Frage schuldig geblieben, wie die größer gewordene Europäische Union handlungsfähig bleiben soll. Deswegen dürfen wir uns auf der großen Erweiterung vom 1. Mai nicht ausruhen. Wenn wir das täten, bliebe die EU der 25 nicht mehr als ein Torso. Wir müssen die Institutionen, die Strukturen und die Verfahren der EU grundlegend modernisieren. Wir müssen die demokratische Legitimation der europäischen Entscheidungsprozesse stärken. Wir müssen außerdem die EU für alle Bürgerinnen und Bürger – ich glaube, auch für den einen oder anderen Kollegen – transparenter machen. Nur dann werden wir den Erwartungen gerecht und nur dann wird es möglich sein, mit dieser EU die großen Herausforderungen erfolgreich politisch zu meistern. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])