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    1. tocInhaltsverzeichnis
      Plenarprotokoll 15/63 renz am 18./19. September 2003 in Ber- Dr. Ludger Volmer BÜNDNIS 90/DIE lin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Katherina Reiche CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . Ute Berg SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrike Flach FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Grietje Bettin BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marion Seib CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann SPD . . . . . . . . . . Dr. Christoph Bergner CDU/CSU . . . . . . . . . GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christian Ruck CDU/CSU . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 24: a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines 5284 B 5284 C 5288 B 5289 D 5293 A 5294 B 5295 B 5296 B 5298 A 5298 D 5301 D 5310 C 5313 C 5315 A 5316 C 5317 B 5317 C 5318 C Deutscher B Stenografisch 63. Sitz Berlin, Donnerstag, den I n h a l Nachträgliche Gratulation zum 60. Geburtstag der Abgeordneten Ilse Falk . . . . . . . . . . . . . . Benennung des Abgeordneten Martin Hohmann zum stellvertretenden Mitglied im Gemeinsamen Ausschuss gemäß Art. 53 a des Grundgesetzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . Nachträgliche Ausschussüberweisung . . . . . . Begrüßung des Präsidenten des tunesischen Parlaments M’Bezaa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2: Abgabe einer Erklärung durch die Bun- desregierung zu den Ergebnissen der Europäischen Bildungsministerkonfe- Z i T G D 5283 A 5283 A 5283 B 5284 B 5310 C Anna Lührmann BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5303 D undestag er Bericht ung 25. September 2003 t : usatztagesordnungspunkt 1: Vereinbarte Debatte zur aktuellen Lage im Irak . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . n Verbindung mit agesordnungspunkt 20: Antrag der Abgeordneten Dr. Christian Ruck, Dr. Friedbert Pflüger, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Den politischen Neubeginn und Aufbau des Irak mitgestalten (Drucksache 15/1011) . . . . . . . . . . . . . . . erhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . r. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . 5304 C 5304 C 5304 D 5307 C Gesetzes zur Förderung der Steuer- ehrlichkeit (Drucksache 15/1521) . . . . . . . . . . . . . 5320 D II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 63. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 25. September 2003 b) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Internationalen Übereinkommen der Vereinten Na- tionen vom 9. Dezember 1999 zur Bekämpfung der Finanzierung des Terrorismus (Drucksache 15/1507) . . . . . . . . . . . . . c) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einführung einer Übergangsregelung zum Kind- schaftsrechtsreformgesetz für nicht miteinander verheiratete Eltern (Drucksache 15/1552) . . . . . . . . . . . . . d) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 29. April 2003 zwischen der Bundes- republik Deutschland und dem Kö- nigreich der Niederlande über die Durchführung der Flugverkehrs- kontrolle durch die Bundesrepublik Deutschland über niederländischem Hoheitsgebiet und die Auswirkungen des zivilen Betriebes des Flughafens Niederrhein auf das Hoheitsgebiet des Königreichs der Niederlande (Gesetz zu dem deutsch-niederländi- schen Vertrag vom 29. April 2003 über den Flughafen Niederrhein) (Drucksache 15/1522) . . . . . . . . . . . . . e) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 18. September 2002 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland, den Vereinten Natio- nen und dem Sekretariat des Über- einkommens zur Erhaltung der wandernden wild lebenden Tierar- ten über den Sitz des Sekretariats des Übereinkommens (Drucksache 15/1473) . . . . . . . . . . . . . f) Erste Beratung des vom Bundesrat ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung rehabilitierungsrecht- licher Vorschriften (Drucksache 15/1467) . . . . . . . . . . . . . g) Erste Beratung des vom Bundesrat ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung luftverkehrsrechtli- cher Vorschriften (Drucksache 15/1469) . . . . . . . . . . . . . h) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Modernisierung des In- vestmentwesens und zur Besteue- rung von Investmentvermögen (In- vestmentmodernisierungsgesetz) (Drucksache 15/1553) . . . . . . . . . . . . . Z 5320 D 5320 D 5321 A 5321 A 5321 B 5321 B 5321 B i) Erste Beratung des vom Bundesrat ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Abgabenordnung (Drucksache 15/904) . . . . . . . . . . . . . . j) Erste Beratung des vom Bundesrat ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Sozialgesetzbu- ches – Achtes Buch – (SGB VIII) (Drucksache 15/1406) . . . . . . . . . . . . . k) Erste Beratung des vom Bundesrat ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur effektiveren Nutzung von Da- teien im Bereich der Staatsanwalt- schaften (Drucksache 15/1492) . . . . . . . . . . . . . l) Antrag der Abgeordneten Johannes Kahrs, Eckhardt Barthel (Berlin), wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Claudia Roth (Augsburg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN: Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolg- ten Homosexuellen (Drucksache 15/1320) . . . . . . . . . . . . . m) Antrag der Abgeordneten Dirk Fischer (Hamburg), Eduard Oswald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Wirtschaftliche und or- ganisatorische Strukturen der Deut- schen Flugsicherung dauerhaft ver- bessern (Drucksache 15/1322) . . . . . . . . . . . . . n) Antrag der Abgeordneten Dirk Fischer (Hamburg), Klaus Brähmig, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Sicherheit im Busver- kehr (Drucksache 15/1528) . . . . . . . . . . . . . o) Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU/CSU, des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der FDP: Deutsch als Arbeitssprache auf europäischer Ebene festigen – Verstärkte Förde- rung von Deutsch als erlernbare Sprache im Ausland (Drucksache 15/1574) . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 2: a) Antrag der Abgeordneten Dr. Peter Paziorek, Ulrich Petzold, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Vorsorgender Hochwasser- schutz im Binnenland (Drucksache 15/1561) . . . . . . . . . . . . . 5321 C 5321 C 5321 C 5321 C 5321 D 5322 A 5322 A 5322 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 63. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 25. September 2003 III b) Antrag der Abgeordneten Hans- Michael Goldmann, Dr. Christel Happach-Kasan, Angelika Brunkhorst, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Gleiche Nachweispflichten für Apotheken und Tierärzte bei der Abgabe von Tierarzneimitteln (Drucksache 15/1568) . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 25: b) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Reform des Zulassungs- und Prüfungsver- fahrens des Wirtschaftsprüfungs- examens (Wirtschaftsprüfungsexa- mens-Reformgesetz – WPRefG) (Drucksachen 15/1241, 15/1585) . . . . c) Zweite Beratung und Schlussabstim- mung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Übereinkommen vom 9. September 1996 über die Samm- lung, Abgabe und Annahme von Ab- fällen in der Rhein- und Binnen- schifffahrt (Drucksachen 15/1056, 15/1580 . . . . . d) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Ausführungsgesetzes zu dem Übereinkommen vom 9. Sep- tember 1996 über die Sammlung, Abgabe und Annahme von Abfällen in der Rhein- und Binnenschifffahrt (Drucksachen 15/1061, 15/1581) . . . . e) Zweite Beratung und Schlussabstim- mung des von der Bundesregierung ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 25. Februar 2002 über die Änderung des Grenzvertra- ges vom 8. April 1960 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich der Niederlande (Drucksachen 15/1053, 15/1577) . . . . f) Zweite Beratung und Schlussabstim- mung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Vertrag vom 29. Juni 2000 über ein Europäisches Fahr- zeug- und Führerscheininforma- tionssystem (EUCARIS) (Drucksachen 15/1058, 15/1578) . . . . g) – Zweite Beratung und Schlussab- stimmung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs ei- nes Gesetzes zu dem Vertrag vom 24. Juni 2002 zwischen der Bun- desrepublik Deutschland und Z D D B H A D E L J F D D R D 5322 B 5322 C 5322 D 5323 A 5323 B 5323 C dem Königreich Thailand über die Förderung und den gegensei- tigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksachen 15/1054, 15/1366) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Zweite Beratung und Schlussab- stimmung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs ei- nes Gesetzes zu dem Abkommen vom 17. August 2002 zwischen der Bundesrepublik Deutsch- land und der Islamischen Repu- blik Iran über die gegenseitige Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksachen 15/1055, 15/1366) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Zweite Beratung und Schlussab- stimmung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 30. März 1998 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Brunei Darussalam über die För- derung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksachen 15/1057, 15/1366) h)–l) Beschlussempfehlungen des Petitions- ausschusses: Sammelübersichten 55, 56, 57 und 59 zu Petitionen (Drucksachen 15/1533, 15/1534, 15/ 1535, 15/1537) . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 3: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Frak- tion der CDU/CSU: Haltung der Bundes- regierung zu Rufen aus der Koalition nach personellen Konsequenzen ange- sichts immer neuer Finanzausfälle und Verzögerungen bei der LKW-Maut . . . irk Fischer (Hamburg) CDU/CSU . . . . . . . r. h. c. Manfred Stolpe, Bundesminister MVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . orst Friedrich (Bayreuth) FDP . . . . . . . . . . lbert Schmidt (Ingolstadt) BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . duard Oswald CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . udwig Stiegler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . oachim Günther (Plauen) FDP . . . . . . . . . . ranziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/CSU einhard Weis (Stendal) SPD . . . . . . . . . . . . r. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . 5323 D, 5324 A 5323 D, 5324 B 5324 A, B 5324 B, C 5324 D 5324 D 5326 A 5327 D 5329 B 5330 D 5332 A 5333 B 5334 B 5335 C 5337 A 5338 B IV Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 63. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 25. September 2003 Georg Brunnhuber CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Gunter Weißgerber SPD . . . . . . . . . . . . . . . . Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . Uwe Beckmeyer SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 3: a) Antrag der Abgeordneten Katherina Reiche, Thomas Rachel, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Stärkung der dualen Berufs- ausbildung in Deutschland durch Novellierung des Berufsbildungs- rechts (Drucksache 15/1348) . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung: – zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Berufsbildungs- bericht 2003 – zu dem Antrag der Abgeordneten Willi Brase, Jörg Tauss, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Grietje Bettin, Dr. Thea Dückert, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN: Offensive für Ausbildung – Modernisierung der beruflichen Bildung – zu dem Antrag der Abgeordneten Katherina Reiche, Thomas Rachel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Refor- men in der beruflichen Bildung vorantreiben – Lehrstellenman- gel bekämpfen – zu dem Antrag der Abgeordneten Cornelia Pieper, Christoph Hartmann (Homburg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Für die Stärkung der dua- len Berufsausbildung in Deutsch- land – mehr Chancen durch Flexibilisierung und einen indivi- duellen Ausbildungspass (Drucksachen 15/1000, 15/741, 15/653, 15/587, 15/1302) . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung: – zu dem Antrag der Abgeordneten Willi Brase, Jörg Tauss, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten E D G C N M P H U W T B I U R D J J H 5338 D 5340 A 5341 B 5342 D 5344 A 5344 B Grietje Bettin, Dr. Thea Dückert, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN: Lasten gerecht verteilen – Mehr Unternehmen für Ausbildung gewinnen – zu dem Antrag der Abgeordneten Katherina Reiche, Thomas Rachel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Ausbil- dungsplatzabgabe zerstört Aus- bildungsmotivation – zu dem Antrag der Abgeordneten Cornelia Pieper, Christoph Hartmann (Homburg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Ausbildung belohnen statt bestrafen – Ausbildungsplätze in Betrieben schaffen statt Warte- schleifen finanzieren (Drucksachen 15/1090, 15/925, 15/1130, 15/1304) . . . . . . . . . . . . . . . . delgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF agmar Wöhrl CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . . . rietje Bettin BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hristoph Hartmann (Homburg) FDP . . . . . . icolette Kressl SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . ichael Kretschmer CDU/CSU . . . . . . . . . . etra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . einz Schmitt (Landau) SPD . . . . . . . . . . . . we Schummer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . illi Brase SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 4: Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) (Drucksache 15/1487) . . . . . . . . . . . . . . . rigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . ngo Wellenreuther CDU/CSU . . . . . . . . . . . lrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ainer Funke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . irk Manzewski SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . ulia Klöckner CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . ella Teuchner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . artmut Schauerte CDU/CSU . . . . . . . . . . . 5344 C 5344 D 5347 A 5348 B 5349 B 5351 A 5352 C 5354 B 5356 B 5357 B 5358 C 5360 C 5362 B 5362 C 5364 A 5365 D 5367 A 5367 D 5369 B 5370 D 5371 B Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 63. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 25. September 2003 V Tagesordnungspunkt 5: Antrag der Abgeordneten Wolfgang Bosbach, Hartmut Koschyk, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Konsequente Abschiebung aus- ländischer Extremisten sicherstellen (Drucksache 15/1239) . . . . . . . . . . . . . . . . Hartmut Koschyk CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast SPD . . . . . . . Dr. Max Stadler FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Silke Stokar von Neuforn BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reinhard Grindel CDU/CSU . . . . . . . . . . Eckart von Klaeden CDU/CSU . . . . . . . . Michael Grosse-Brömer CDU/CSU . . . . . . . Otto Schily, Bundesminister BMI . . . . . . . . . Hartmut Koschyk CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Otto Schily, Bundesminister BMI . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 6: a) Unterrichtung durch die Bundesregie- rung: Tierschutzbericht 2003; Be- richt über den Stand der Entwick- lung des Tierschutzes (Drucksache 15/723) . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Gitta Connemann, Peter H. Carstensen (Nordstrand), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Wirksamere Tierseuchenbekämp- fung ermöglichen (Drucksache 15/1210 . . . . . . . . . . . . . c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verbraucher- schutz, Ernährung und Landwirt- schaft zu dem Antrag der Abgeord- neten Hans-Michael Goldmann, Dr. Christel Happach-Kasan, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: EU-Richtlinie zur Haltung von Nutztieren in nationales Recht umsetzen (Drucksachen 15/226, 15/1035) . . . . . Renate Künast, Bundesministerin BMVEL . . Peter Bleser CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wilhelm Priesmeier SPD . . . . . . . . . . . . . Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . . . Gabriele Hiller-Ohm SPD . . . . . . . . . . . . . . . Gitta Connemann CDU/CSU . . . . . . . . . . . . T H R S D E F B C T D B C D H G T T 5372 B 5372 C 5374 A 5375 D 5377 A 5377 C 5378 B 5379 A 5381 B 5384 B 5384 D 5385 D 5385 D 5385 D 5386 A 5388 A 5390 A 5391 C 5393 A 5394 D agesordnungspunkt 7: Beschlussempfehlung und Bericht des In- nenausschusses zu dem Antrag der Abge- ordneten Ralf Göbel, Wolfgang Bosbach, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Ausschreibung des BOS-Digitalfunks im Jahr 2003 ein- leiten (Drucksachen 15/816, 15/1260) . . . . . . . . ans-Peter Kemper SPD . . . . . . . . . . . . . . . . alf Göbel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . ilke Stokar von Neuforn BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rnst Burgbacher FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . ritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär MI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lemens Binninger CDU/CSU . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 8: Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Vier- ten Gesetzes zur Änderung des Filmför- derungsgesetzes (Drucksache 15/1506) . . . . . . . . . . . . . . . r. Christina Weiss, Staatsministerin BK . . . ernd Neumann (Bremen) CDU/CSU . . . . . Monika Griefahn SPD . . . . . . . . . . . . . . . laudia Roth (Augsburg) BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Joachim Otto (Frankfurt) FDP . . . . . . isela Schröter SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 9: Erste Beratung des von den Abgeordneten Jörg van Essen, Rainer Funke, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Errichtung einer „Magnus-Hirsch- feld-Stiftung“ (Drucksache 15/473) . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 10: Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Lothar Mark, Hans Büttner (Ingolstadt), weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Hans-Christian Ströbele, Dr. Ludger Volmer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/ 5396 B 5396 C 5397 C 5400 A 5401 A 5402 A 5403 A 5403 D 5404 A 5405 A 5407 A 5407 D 5408 D 5409 D 5411 A VI Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 63. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 25. September 2003 DIE GRÜNEN: Wiederbelebung des Friedensprozesses in Kolumbien (Drucksachen 15/742, 15/1136) . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für wirtschaftliche Zusam- menarbeit und Entwicklung zu dem An- trag der Abgeordneten Peter Weiß (Em- mendingen), Dr. Christian Ruck, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Neue Initiative zur Wiederbele- bung des kolumbianischen Friedens- prozesses international unterstützen (Drucksachen 15/203, 15/1559) . . . . . . . . Lothar Mark SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU . . . . . . . . . Kerstin Müller, Staatsministerin AA . . . . . . . Harald Leibrecht FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU . . . . Tagesordnungspunkt 11: Zweite und dritte Beratung des vom Bun- desrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Sicherung der Hilfsmit- telversorgung von Pflegebedürftigen (Hilfsmittelsicherungsgesetz – HSG) (Drucksachen 15/308, 15/1314) . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 12: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen zu dem Antrag der Abgeordneten Heidi Wright, Reinhard Weis (Stendal), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Franziska Eichstädt- Bohlig, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Ergänzung der Fahrerlaubnisver- ordnung (Drucksachen 15/1093, 15/1397) . . . . b) Erste Beratung des vom Bundesrat ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Straßenverkehrs- gesetzes (Drucksache 15/1496) . . . . . . . . . . . . . T i Z T A B S C H D R C T 5411 B 5411 C 5411 D 5413 D 5415 A 5416 B 5417 B 5418 C 5419 A 5419 A agesordnungspunkt 13: Antrag der Abgeordneten Wolfgang Börnsen (Bönstrup), Karl-Josef Laumann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Deutschen Schiffbau aus der Schlechtwetterlage in sicheres Fahrwasser leiten (Drucksache 15/1101) . . . . . . . . . . . . . . . n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 5: Antrag der Abgeordneten Dr. Margrit Wetzel, Klaus Brandner, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Werner Schulz (Berlin), Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN: Sicherung von Standort und Know-how des deutschen Seeschiffbaus (Drucksache 15/1575) . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 14: Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Modernisierung der Justiz (Jus- tizmodernisierungsgesetz – JuMoG) (Drucksache 15/1508) . . . . . . . . . . . . . . . lfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär MJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . iegfried Kauder (Bad Dürrheim) DU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ainer Funke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . hristoph Strässer SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 16: a) Antrag der Abgeordneten Klaus Haupt, Dr. Heinrich L. Kolb, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Für eine schnelle rechtsstaatli- che Information betroffener Rent- ner über die fehlerhafte maschinelle Vergleichsrentenberechnung der BfA nach § 307 b SGB VI (Drucksache 15/839) . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Klaus Haupt, Dr. Heinrich L. Kolb, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Für eine gerechte Versor- gungsregelung für das ehemalige 5419 B 5419 C 5419 D 5419 D 5421 A 5423 B 5424 C 5425 C 5426 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 63. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 25. September 2003 VII mittlere medizinische Personal in den neuen Ländern (Drucksache 15/842) . . . . . . . . . . . . . . Klaus Haupt FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erika Lotz SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Maria Michalk CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . Birgitt Bender BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN Silvia Schmidt (Eisleben) SPD . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Nachträglich zu Protokoll gegebene Ant- wort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Gerald Thalheim: Aussage über den Agrarbereich hinsichtlich Subventionen und geringen Zukunftsperspektiven . . . . . . MdlAnfr 32 Dr. Peter Jahr (CDU/CSU) (62. Sitzung) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung über den Entwurf eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Filmförderungsgesetzes (Ta- gesordnungspunkt 8) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . . Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung über den Entwurf eines Gesetzes zur Errich- tung einer „Magnus-Hirschfeld-Stiftung“ (Tagesordnungspunkt 9) . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Bätzing SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Jürgen Gehb CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg van Essen FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A Z ( n P A Z ü r b H D M P D A Z ( H G K P H I A Z ü 5426 B 5427 A 5428 A 5429 A 5430 C 5431 B 5432 C 5432 C 5433 A 5433 C 5433 C 5433 D 5433 D 5434 B 5434 B 5435 B 5436 A 5438 C 5439 A nlage 5 u Protokoll gegebene Rede zur Beratung – Beschlussempfehlung und Bericht: Wiederbelebung des Friedenspro- zesses in Kolumbien – Beschlussempfehlung und Bericht: Neue Initiative zur Wiederbelebung des kolumbianischen Friedenspro- zesses international unterstützen Tagesordnungspunkt 10 und Zusatztagesord- ungspunkt 4) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . etra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 6 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung ber den Entwurf eines Gesetzes zur Siche- ung der Hilfsmittelversorgung von Pflege- edürftigen (Hilfsmittelsicherungsgesetz – SG) (Tagesordnungspunkt 11) . . . . . . . . . . r. Erika Ober SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . atthias Sehling CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . etra Selg BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . aniel Bahr (Münster) FDP . . . . . . . . . . . . . nlage 7 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Beschlussempfehlung und Bericht: Ergänzung der Fahrerlaubnisver- ordnung – Entwurf eines Gesetzes zur Ände- rung des Straßenverkehrsgesetzes Tagesordnungspunkt 12 a und b) . . . . . . . . . eidi Wright SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ero Storjohann CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . laus Hofbauer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . eter Hettlich BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN orst Friedrich (Bayreuth) FDP . . . . . . . . . ris Gleicke, Parl. Staatssekretärin BMVBW nlage 8 u Protokoll gegebene Reden zur Beratung ber die Anträge: – Deutschen Schiffbau aus der Schlechtwetterlage in sicheres Fahr- wasser leiten 5439 C 5439 D 5440 B 5440 B 5441 D 5443 C 5444 B 5445 A 5445 A 5445 C 5446 B 5447 A 5447 D 5448 B VIII Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 63. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 25. September 2003 – Sicherung von Standort und Know- how des deutschen Schiffbaus (Tagesordnungspunkt 13 und Zusatztagesord- nungspunkt 5) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Margrit Wetzel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Börnsen (Bönstrup) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werner Kuhn (Zingst) CDU/CSU . . . . . . . . . Anja Hajduk BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . . . 5449 B 5449 B 5450 C 5451 D 5453 B 5454 B 5455 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 63. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 25. September 2003 5283 (A) ) (B) ) 63. Sitz Berlin, Donnerstag, den Beginn: 9.0
    2. folderAnlagen
      Berichtigung 62. Sitzung, Seiten IV und 5280, Anlagen 9 und 10: Die Fragen wurden von Parl. Staatssekretär Dr. Gerald Thalheim beantwortet. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 63. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 25. September 2003 5433 (A) ) (B) ) lung der NATO lich rechnen, während ein anderer selbst mit 1 Million * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- S o kann sich ein Film mit 30 000 Zuschauern wirtschaft- Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten A d F ( H S A M b d a T g ü A W r d l s S m f r m F d s S c h Z Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Andres, Gerd SPD 25.09.2003 Bülow, Marco SPD 25.09.2003 Deittert, Hubert CDU/CSU 25.09.2003 Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 25.09.2003 Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 25.09.2003 Götz, Peter CDU/CSU 25.09.2003 Hartnagel, Anke SPD 25.09.2003 Heinen, Ursula CDU/CSU 25.09.2003 Heubaum, Monika SPD 25.09.2003* Dr. Krogmann, Martina CDU/CSU 25.09.2003 Dr. Lamers (Heidelberg), Karl A. CDU/CSU 25.09.2003 * Lensing, Werner CDU/CSU 25.09.2003 Letzgus, Peter CDU/CSU 25.09.2003 Lietz, Ursula CDU/CSU 25.09.2003 Lintner, Eduard CDU/CSU 25.09.2003 Dr. Müller, Gerd CDU/CSU 25.09.2003 Nitzsche, Henry CDU/CSU 25.09.2003 Repnik, Hans-Peter CDU/CSU 25.09.2003 Dr. Röttgen, Norbert CDU/CSU 25.09.2003 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 25.09.2003 Dr. Schockenhoff, Andreas CDU/CSU 25.09.2003 Dr. Stinner, Rainer FDP 25.09.2003* Dr. Thomae, Dieter FDP 25.09.2003 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht nlage 2 Nachträglich zu Protokoll Antwort es Parl. Staatssekretärs Dr. Gerald Thalheim auf die rage des Abgeordneten Dr. Peter Jahr (CDU/CSU) Drucksache 15/1555, Frage 32): Was bedeutet konkret für die deutsche Landwirtschaft die Aussage des Parlamentarischen Staatssekretärs bei der Bun- desministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Land- wirtschaft Dr. Gerald Thalheim in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ vom 12. September 2003, bei den notwendigen Ein- sparungen komme mit dem Agrarbereich der Sektor als Erstes in den Blickpunkt, der die meisten Subventionen bekomme und nicht solch große Zukunftsperspektiven habe wie etwa die Computerbranche? Bekanntlich ist es Ziel der Bundesregierung bei der aushaltskonsolidierung, Entlastungen durch weiteren ubventionsabbau zu realisieren. Unbestreitbar ist die Tatsache, dass der Bund für die grarsozialpolitik – dieser bei weitem bedeutsamsten aßnahme mit 73 Prozent Anteil an den Gesamtausga- en des Agrarhaushaltes – erhebliche Finanzhilfen für en Agrarbereich bereitstellt. Diese Aussage bezieht sich uch auf die im letzten Subventionsbericht dargestellte atsache, dass die Finanzhilfen und Steuervergünstigun- en des Bundes je Erwerbstätigen im Agrarbereich weit ber dem Durchschnitt aller Wirtschaftsbereiche liegt. nlage 3 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung über den Entwurf eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Filmförderungsge- setzes (Tagesordnungspunkt 8) Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos): Gut Ding will eile haben, so heißt es. Die Novelle des Filmförde- ungsgesetzes ging in zwei Jahren durch die Hände von rei Kulturstaatsministern. Hunderte Stellungnahmen iegen vor, dutzende Gesprächsrunden fanden statt, Re- olutionen wurden unterzeichnet. Sicher, einmal muss chluss sein, einmal muss man sich entscheiden. Doch anscheinend stand zumindest für Kulturstaats- inisterin Christina Weiß immer schon das Ergebnis est. Wie sonst ist es zu erklären, dass sich viele der An- egungen nicht im Gesetzestext wiederfinden? Warum uss, so frage ich, trotz aller Kritik mit dem Deutschen ilmrat ein weiteres Beratungsgremium eingeführt wer- en? Ist dieser neben dem bestehenden Verwaltungsaus- chuss der FFA nicht überflüssig? Warum muss für die Referenzfilmförderung die chwelle von 100 000 auf 150 000 Zuschauer als Zei- hen für wirtschaftlichen Erfolg erhöht werden? Über- aupt ist zu fragen, ob die Zahl der Zuschauer allein ein eichen für den wirtschaftlichen Erfolg eines Films ist. 5434 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 63. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 25. September 2003 (A) ) (B) ) Zuschauern aufgrund hoher Produktionskosten ein wirt- schaftlicher Misserfolg sein kann. Warum werden die Prädikate der Filmbewertungsstelle Wiesbaden aus der Referenzfilmförderung herausgenommen, obwohl sich dies doch in den letzten Jahren bewährt hatte? Und wa- rum werden die Festivals, deren Prämierung Fördermit- tel sichern, im Gesetzestext festgeschrieben? Wenn Fes- tivals eingestellt werden, sich neu profilieren bzw. neue, anerkannte Festivals entstehen, müsste doch der Geset- zestext verändert werden. Dieses Gesetz zementiert in dieser Frage den Status quo. Zu fragen ist, warum Sie, Frau Weiß, nicht auf die vielstimmige Kritik – von den Produzenten über die Kinobetreiber bis hin zum Bundes- rat – der letzten Zeit eingegangen sind? Warum haben Sie nicht mehr den Dialog gesucht? Weil Sie sich sicher waren? Ja, Sie wissen, was sie wollen. Das haben Sie bei der Gründung der Deutschen Filmakademie bewiesen, die in Zukunft den deutschen Filmpreis vergeben soll. Tatsache ist, die uns jetzt vorliegende Novelle hilft den Großen im deutschen Filmgeschäft. Die kleinen Unabhängigen, die künstlerische Vielfalt und Breite fördert sie nicht. Diese werden hart getroffen. Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung über den Entwurf eines Gesetzes zur Errichtung einer „Magnus-Hirschfeld-Stif- tung“ (Tagesordnungspunkt 9) Sabine Bätzing (SPD): Ganz in der Nähe des Kanz- leramtes und der Berliner Kongresshalle, also ungefähr fünf Minuten Gehweg von uns entfernt, stand von 1919 bis zu seiner Plünderung und Zerstörung das weltweit erste Institut für Sexualwissenschaft von Dr. Magnus Hirschfeld. Dieses wurde am 6. Mai 1933 von den Nazis geplündert und geschlossen. Die Mitarbeiter wurden ins Exil getrieben. Umfangreiche Teile der Bibliothek wur- den auf dem Opernplatz verbrannt. Zu Magnus Hirschfeld und der heutigen Debatte über die Errichtung einer Magnus-Hirschfeld-Stiftung gibt es unsererseits aber nicht nur diese räumliche, sondern auch eine inhaltliche Nähe. Mit Magnus Hirschfeld – den nach seinem Studium eine lebenslange Freundschaft mit dem damaligen Vorsitzenden der Sozialistischen Partei Deutschlands, August Bebel, verband, gilt es stell- vertretend für viele Opfer einen Menschen angemessen zu ehren, dem furchtbares Unrecht angetan wurde. Mit angemessener Ehrung meine ich in diesem Falle, dass in unserer Gesellschaft die Würde aller Menschen, auch der homosexuellen, geachtet wird. Dieses Unrecht, wie es auch Magnus Hirschfeld erle- ben musste, widerfuhr Tausenden von Homosexuellen während der Terrorherrschaft der Nationalsozialisten – dennoch erfolgte in der Bundesrepublik über fünf Jahr- zehnte keine angemessene Anerkennung. So gab es für die Vernichtung der schwul-lesbischen Infrastruktur nach dem Krieg niemals eine Entschädigung. Im Gegen- teil: Der Neuaufbau einer Infrastruktur der Emanzipa- t b d d g t g a s c d i t S u r M j H e N G n l d s S o u d B r Z d m G z d g f G s r e e s a E d u – f m l a (C (D ion, wie sie vor 1933 bestanden hatte, wurde nach 1945 ehindert und sogar gezielt verhindert. In diesem Hohen Hause wurde im Dezember 2000 je- och endlich ein Anfang zur Achtung und Würdigung er während der Nazidiktatur verfolgten Homosexuellen emacht. In einem gemeinsamen Beschluss entschuldig- en sich die Parlamentarier für die strafrechtliche Verfol- ung Homosexueller in der Bundesrepublik und stellten usdrücklich fest, dass die Strafverfolgung die Men- chenwürde verletzt hat. Danach haben wir weitere Zei- hen gesetzt: Eineinhalb Jahre später, im Mai 2002, hat er Deutsche Bundestag die pauschale Aufhebung der m Nationalsozialismus wegen Homosexualität verhäng- en Strafurteile beschlossen – ein wichtiger und richtiger chritt. Aber der Kampf um die Achtung der Menschenwürde nd das Wachhalten der Erinnerungen müssen – so trau- ig das auch ist –, täglich neu gefochten werden. Mit der agnus-Hirschfeld-Stiftung soll nun ein weiteres Pro- ekt der Aufarbeitung der Verfolgungsgeschichte von omosexuellen auf den Weg gebracht werden. Im ersten Anlauf, in der letzten Legislaturperiode, ist s uns leider nicht gelungen die Stiftung zu errichten. achdem der Bundestag im Juni des letzten Jahres das esetz zwar beschlossen hatte, konnte es aber dennoch icht mehr in Kraft treten, da der Bundesrat den Vermitt- ungsausschuss anrief. Die Beratungen zur Errichtung er Stiftung wurden damals bedauerlicherweise über- chattet von dem Streit über die Zusammensetzung des tiftungskuratoriums. Ein Konsens zwischen den Frakti- nen konnte nicht erzielt werden – und das, obwohl wir ns bei dem zu verfolgenden Ziel alle einig waren. Ob ieses Verhalten der Opposition – zwei Monate vor der undestagswahl – eher auf wahltaktische Gründe zu- ückzuführen war oder welche Gründe auch immer der ustimmung und der Einigung entgegenstanden, sei nun ahingestellt. Jedenfalls unterfiel der Gesetzentwurf da- it der Diskontinuität und so wurde es erforderlich, das esetz in dieser Legislatur erneut in den Bundestag ein- ubringen. Wenn ich mir nun den vorliegenden Gesetzentwurf er FDP-Fraktion anschaue, kann ich mir allerdings ein ewisses Schmunzeln nicht verkneifen. Denn so ganz alsch scheinen wir ja damals mit unserem rot-grünen esetzesentwurf doch nicht gelegen zu haben. Oder wie oll ich es mir sonst erklären, dass der heute zu debattie- ende Entwurf nahezu abgeschrieben wurde? Die feine nglische Art ist es sicherlich nicht, erst einen Gesetz- ntwurf nicht zu unterstützen, und ihn dann kurze Zeit päter mit eigenem Briefkopf selbst einzubringen. Doch uch das wollen wir jetzt hier nicht diskutieren. Denn die rrichtung der Magnus-Hirschfeld-Stiftung ist zwischen en Fraktionen in der Sache ja unstrittig. Von daher wäre es ein schöner Zug von den Herren nd Damen der FDP gewesen, wir hätten uns vorher vor dieser ersten Lesung – bereits fraktionsübergrei- end auf einen Gesetzentwurf verständigt und ihn als ge- einsamen Entwurf, diesmal ohne den Zeitdruck der etzten Legislatur, eingebracht und beraten. Wie dem uch sei. Wir wollen auch bei diesem Thema nicht nach- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 63. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 25. September 2003 5435 (A) ) (B) ) karten. Denn es geht hier darum, das Andenken an Dr. Magnus Hirschfeld zu ehren und einen einstimmigen Beschluss dieses Hauses umzusetzen, der eine kollektive Wiedergutmachung durch Gedächtnisarbeit und kon- krete Unterstützung beispielhafter Aktivitäten und Tole- ranz fordert. Natürlich, es gab und gibt unterschiedliche Auffas- sungen über das Aufgabenspektrum einer solchen Stif- tung und über Umfang und Zusammensetzung ihrer Gre- mien, zumal das Stiftungskapital den Aktivitäten auch Grenzen setzen wird. Aber dass die SPD-Fraktion die Einrichtung einer Magnus-Hirschfeld-Stiftung grund- sätzlich unterstützt, steht außer Frage. Von daher werden wir, und zwar nicht nur, weil die Stiftung den Namen ei- nes Sozialdemokraten tragen soll, offen und diskussions- bereit für alle Kolleginnen und Kollegen des Hauses sein. Parteipolitische Interessen und persönliche Eitelkei- ten haben in dieser Diskussion nichts verloren, wenn es uns um die Sache geht. Denn schließlich sind Homo- sexuelle in ihrer parteipolitischen Orientierung ja nicht ausschließlich rot, schwarz, grün oder gelb. Für eifer- süchtige Mäkeleien und persönliche Sticheleien ist dies- mal kein Platz mehr! Darauf muss sich jeder bei unseren Gesprächen einstellen; denn klar ist, dass Beratungen folgen müssen. Nach dem gemeinsamen Beschluss des Bundestages im Dezember 2000, in dem eine kollektive Wiedergut- machung gefordert wird, sollten sich alle Beteiligten die- ses Hauses nicht zum zweiten Mal die Chance entgehen lassen, gemeinsam die Einrichtung der Magnus- Hirschfeld-Stiftung zu beschließen. Daran gilt es nun zu arbeiten. Wir tun dies für die Opfer und dafür, dass sich in diesem Land niemand seiner Homosexualität schämen muss oder zum Objekt von Hass und Lächerlichkeit wird. Wir freuen uns auf konstruktive Gespräche. Johannes Kahrs (SPD): Wir beraten heute hier ei- nen Gesetzentwurf, wie er von der Koalition am 27. Juni 2002 bereits fast gleich lautend verabschiedet worden war. Der Gang der Ereignisse ist allen geläufig und en- dete im Vermittlungsausschuss. Aufgrund der Diskonti- nuität wurde der Antrag bis heute leider nicht weiter ver- folgt. Ich möchte eines gleich vorwegschicken: Inhalt und Zweck des heute vorgelegten Entwurfes sind für mich unstrittig; denn sie sind eins zu eins von unserem Ent- wurf abgeschrieben worden. Geändert wurde lediglich die Zusammensetzung des Kuratoriums. Dies war – wir erinnern uns an die damalige Debatte – der Stein des An- stoßes für die Ablehnung durch die Opposition. Daher wäre es müßig, hier und heute erneut die guten Gründe zu nennen, die für eine Magnus-Hirschfeld-Stiftung sprechen. Zum besseren Verständnis der heutigen Situation aber habe ich ein bisschen in der parlamentarischen Ge- schichte, die dem heutigen Antrag zugrunde liegt, ge- forscht. Seinen Ursprung nimmt auch der heute vorge- legte Entwurf in der Debatte um die Rehabilitierung der i 7 n d s n b k S U d d r l n s d z k F s ß s D w s d z m F o w n d v h t h t a N B V V r g c (C (D m Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen vom . Dezember 2000. Ich zitiere an dieser Stelle gerne mei- en Kollegen von der Opposition, den Kollegen Gehb, er Folgendes zu Protokoll gab: Dieses Haus will in Einmütigkeit den homosexuel- len Opfern der NS-Zeit Respekt und Anerkennung zollen. Mit der Zustimmung zum vorliegenden An- trag möchte die CDU/CSU-Fraktion dies bekunden. Dieses gemeinsame Bekenntnis in der Beschlussfas- ung hat uns Parlamentarier und die Öffentlichkeit mei- er Ansicht nach ein großes Stück in der Sache weiterge- racht. Eine gemeinsame Linie aller Fraktionen war auch er- lärtes Ziel bei der Errichtung einer Magnus-Hirschfeld- tiftung. In der damaligen Debatte gab es auch bei nion und FDP keinerlei Kritik an der Notwendigkeit er Stiftung an sich. Stein des Anstoßes – ich erwähnte as bereits – war die Zusammensetzung des Kurato- iums. So begrüße ich den heutigen Antrag ausdrück- ich – auch wenn er von uns abgeschrieben wurde –, er immt sich nämlich dieses Problems an. Die SPD-Fraktion wird sich diesem Antrag nicht ver- chließen. Vielmehr wünsche ich mir, dass wir uns in en nun folgenden Beratungen über die Fraktionsgren- en hinweg auf einen gemeinsamen Antrag einigen önnen. Die Bereitschaft hierfür ist, denke ich, in allen raktionen vorhanden. Es gilt aber, jetzt im Detail hinzu- chauen und die Problematik des Kuratoriums abschlie- end zu diskutieren, um zu einer einvernehmlichen Lö- ung zu kommen. Damals wie heute wird sich die ebatte jedoch an der Frage „Wer kommt hinein und er nicht?“ erhitzen. Da der Mensch ein lernendes We- en ist, hoffe ich im Sinne der Sache, dass niemand auf ie Idee kommt, den vorgelegten Entwurf Lex van Essen u nennen. Ich wünsche mir, dass wir es mit diesem Anlauf ge- einsam schaffen, eine Kuratoriumsbesetzung in den achausschüssen zu erarbeiten, der am Ende alle Frakti- nen zustimmen können. Nur dann werden wir dieses ichtige Anliegen zu dem verdienten Erfolg führen. Ich möchte es abschließend aber nicht versäumen, ei- en kleinen Ausblick zu geben, was denn konkret mit en Stiftungsmitteln gefördert werden könnte, um zu erdeutlichen, warum eine Magnus-Hirschfeld-Stiftung eute notwendiger ist denn je. In vielen Bundesländern gibt es kleine, ehrenamtlich ätige und regional ausgerichtete Gruppen, die schon eute im Sinne einer Magnus-Hirschfeld-Stiftung arbei- en. Sie veranstalten regionale Gedenkveranstaltungen, rbeiten die Verfolgung von Schwulen und Lesben im ationalsozialismus auf und suchen den Dialog mit der evölkerung. Oftmals aber fallen gerade diese kleinen ereine und Initiativen, die unabhängig von den großen erbänden arbeiten, durch alle Raster öffentlicher Förde- ung. Die Magnus-Hirschfeld-Stiftung könnte hier einen anz wesentlichen Beitrag im Sinne des Stiftungszwe- kes leisten. All diese kleinen Gruppen brauchen keine 5436 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 63. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 25. September 2003 (A) ) (B) ) Lippenbekenntnisse, sondern konkrete Förderung, die aufgrund der jetzigen Struktur der Förderlandschaft nicht gegeben ist. Lassen Sie uns das gemeinsam formulierte Ziel nicht aus den Augen verlieren. Ich betone nochmals: An der SPD soll ein solcher Antrag nicht scheitern und ich wün- sche mir, dass wir dieses Mal widersinnige Streitereien vermeiden können, um die Magnus-Hirschfeld-Stiftung endlich ins Leben rufen zu können. Dr. Jürgen Gehb (CDU/CSU): Wir debattieren heute in erster Lesung den FDP-Gesetzentwurf zur Er- richtung einer Magnus-Hirschfeld-Stiftung. Es ist jedoch nicht das erste Mal, dass wir über die Errichtung einer Stiftung dieses Namens reden. Aus guten Gründen, auf die ich im Verlaufe meiner Rede noch eingehen werde, will ich mit einem Blick zu- rück beginnen. Nicht zuletzt für die Kolleginnen und Kollegen, die neu in diesem Haus sind, aber auch für die Öffentlichkeit mag es von Interesse und auch hilfreich sein zu wissen, dass wir nicht bei null beginnen, sondern dass die Beratung des vorliegenden Gesetzentwurfes im wahrsten Sinne des Wortes eine Geschichte hat. Eine Geschichte, aus der wir lernen können, und ich sage dies mit aller Ernsthaftigkeit, aus der wir auch lernen sollten. Vor 15 Monaten – also am Ende der 14. Legislaturpe- riode – beendete ich meine Rede mit folgenden Sätzen: „Es bleibt als traurige Quintessenz dieses ersten An- laufs, eine Magnus-Hirschfeld-Stiftung zu errichten, nur festzuhalten: Der ursprünglich über die Fraktionsgren- zen hinweg geltenden Vereinbarung, für die kollektive Entschädigung homosexueller Opfer eine würdige Form zu finden, wurde durch die Art und Weise, wie die Koa- lition das Gesetzgebungsverfahren betrieb, ein Bären- dienst erwiesen. Wir können als Christdemokraten dem vorliegenden“ – das heißt dem damaligen – „Gesetzent- wurf, dieser Lex Beck, nicht zustimmen. Sollte das Gesetzgebungsverfahren bis zum Ende der Legislaturperiode nicht abgeschlossen sein und damit der Diskontinuität verfallen, besteht die Chance, in ei- nem neuen Anlauf eine Magnus-Hirschfeld-Stiftung auf den Weg zu bringen, die in einer breiten Öffentlichkeit Akzeptanz und Anerkennung finden wird.“ Frau von Renesse hat im Juni letzten Jahres für die Sozialdemokraten Folgendes zu Protokoll gegeben: „Ein solches Projekt“ – gemeint ist die Stiftung – müsste vom Bundestag einstimmig verabschiedet wer- den, verwirklicht es doch den einstimmigen Beschluss dieses Hauses, der eine kollektive Wiedergutmachung durch Gedächtnisarbeit und konkrete Unterstützung bei- spielhafter Aktivitäten für Toleranz und Akzeptanz för- dert.“ Den Kollegen van Essen darf ich mit dem Satz zitie- ren: „Es wäre ein wichtiges Signal gewesen, wenn sich der ganze Bundestag zu dieser Form des kollektiven Ausgleichs bekannt hätte. Ich bedauere daher sehr, das Rot-Grün diese Einigung verhindert hat.“ d g v h s m D i f E s D V b D e n s g d B H e s f z l p m n d d h s D d d g d d s n n h b h J w d w (C (D Und der Vertreter Hamburgs hat in der 780. Sitzung es Bundesrates am 27. September 2002 Folgendes aus- eführt: „Statt die Einmütigkeit des Bundestagsbeschlusses om Dezember 2000 als Chance zu nutzten, auf diesem istorisch belasteten Gebiet den gesellschaftlichen Kon- ens zu fördern und zu vertiefen, hat die Bundestags- ehrheit freie Fahrt für Partikularinteressen gegeben. ie Hektik der parlamentarischen Beratungen, das Des- nteresse der Regierungsfraktionen an einer seriösen öf- entlichen Anhörung und die skurrile Veränderung des ntwurfs im Rechtsausschuss machen deutlich: Mit die- em Stiftungsgesetz soll nicht Magnus Hirschfeld ein enkmal gesetzt werden, sondern dem Grünen-Politiker olker Beck.“ All diese Zitate, all diese unterschiedlichen Stimmen, elegen doch eins: Wir sind einmal gemeinsam gestartet. er Beschluss des Bundestages vom 7. Dezember 2000 rging einstimmig. „Angesichts der erheblichen Unei- igkeit, die in den vergangenen Jahrzehnten zu diesem pezifischen NS-Unrecht geherrscht hatte, war dies ein roßer gesellschaftlicher und politischer Fortschritt“, so arf ich den Vertreter Hamburgs in der bereits erwähnten undesratssitzung noch einmal zitieren. Im Übrigen ist es eigentlich eine gute Tradition dieses auses, Projekte im Kontext der NS-Wiedergutmachung invernehmlich auf den Weg zu bringen. Doch was geschah mit diesem einstimmigen Be- chluss des Bundestages und der dort enthaltenen Auf- orderung an die Bundesregierung, einen Gesetzentwurf ur Errichtung einer Magnus-Hirschfeld-Stiftung vorzu- egen? Leider gar nichts. Weder in der 14. noch in gegenwärtigen Legislatur- eriode fühlt sich die Bundesregierung offensichtlich be- üßigt, dem einstimmigen Auftrag des Bundestages achzukommen, einen Gesetzentwurf vorzulegen. Das arf man einmal in aller Nüchternheit feststellen und ies auch mit der Frage verbinden, in welcher Gelassen- eit wir eine solche Missachtung des Parlamentes offen- ichtlich hinnehmen … Im Übrigen ist dies auch dem Bundesrat aufgefallen. aher merkte völlig zu Recht der Vertreter Hessens in er bereits erwähnten Bundesratssitzung an, dass mit iesem Vorgehen die Bundesregierung und die sie tra- ende Mehrheit im Bundestag nicht nur den Beschluss es Bundestages missachtet haben, sondern dem Bun- esrat hierdurch auch einen Beratungsdurchgang abge- chnitten haben. Der Bundesrat konnte nur noch in ei- em ersten und einzigen Beratungsdurchgang ja oder ein sagen. Dabei müsste sich die Bundesregierung doch über- aupt nicht verstecken. Die involvierten Ministerien ha- en doch intensiv an dem Stiftungsprojekt gearbeitet. So at doch das Bundesfinanzministerium im Mai letzten ahres einen sehr soliden und ausgewogenen Gesetzent- urf vorbereitet gehabt, der leider nur nicht das Licht er Welt erblickte. Sicherlich nicht ganz zufällig. Er lief ohl gewissen Interessen zuwider. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 63. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 25. September 2003 5437 (A) ) (B) ) Stattdessen gab es quasi in letzter Minute den verän- derten Koalitionsentwurf, über dessen trauriges Schick- sal die genannten Zitate bereits beredt Auskunft gaben. Das Projekt Magnus-Hirschfeld-Stiftung wurde – und dies sage ich in aller Eindeutigkeit – durch den Abgeord- neten Volker Beck an die Wand gefahren – und die Sozi- aldemokraten haben leider zugeschaut. Ich erinnere mich im Übrigen, dass es hierzu nicht nur kritische Stimmen im Bundestag und Bundesrat gab. Ich habe beispielsweise noch einen überaus kritischen Bei- trag des Zweiten Deutschen Fernsehens hierzu gut in Er- innerung. All dies sollten wir nicht vergessen. Denn vergessen würde bedeuten, Erfahrungen aus dem Fenster zu wer- fen, statt aus ihnen zu lernen. Nun beraten wir in diesem Haus den Entwurf der FDP-Fraktion. Eine kurze Anmerkung vorab, lieber Kol- lege van Essen. Ich habe noch gut im Ohr, wie traurig, ja wie empört Sie in der vergangenen Legislaturperiode waren, dass die Koalitionsfraktionen allein einen Ge- setzentwurf einbrachten. Die Messlatte, an der Sie da- mals die Anderen maßen, müssen Sie allerdings auch für sich selbst gelten lassen. An der Zeitknappheit, mit den anderen Fraktionen vorab zu sprechen, kann es wohl nicht gelegen haben, wenn ich sehe, dass zwischen der Einbringung und der Aufsetzung auf die Tagesordnung dieses Hauses sieben Monate liegen. Und eine Anmerkung vorab auch in Richtung Koaliti- onsfraktionen. Ich war schon etwas überrascht, dass die Federführung vom Rechtsausschuss in den Familienaus- schuss wechseln soll. In der Sache hat sich doch nichts geändert. Auch in Ihrem Entwurf aus der vergangenen Legislaturperiode lag beispielsweise die Rechtsaufsicht schon beim Familienministerium. Wir haben im Rechts- ausschuss darüber gesprochen und auch bereits eine An- hörung gehabt. Auch der Rechtsausschuss des Bundes- rates hat sich damit bereits beschäftigt. Also warum der Wechsel? Oder sollten mit diesem kleinen Geschäftsord- nungstrick unliebsame Abgeordnete ausgebremst oder gar ausgesteuert werden? Lieber Herr Beck, Sie sehen, so schnell lassen wir Christdemokraten uns nicht ins Bockshorn jagen. Sie müssen damit leben, dass ich heute hier rede. Nun liegt also wieder der Entwurf eines Stiftungsge- setzes vor. Es liegt nun an allen Fraktionen in diesem Haus, durch die Art und Weise der Beratungen dafür Sorge zu tragen, dass das Ende des Gesetzgebungsver- fahrens anders aussieht als vor gut einem Jahr. Die Be- reitschaft unserer Fraktion ist hierzu vorhanden. Ich will von dieser Stelle und auch in aller Deutlich- keit nochmals die Bereitschaft meiner Fraktion bekun- den, die Magnus-Hirschfeld-Stiftung auf den Weg zu bringen. Von interessierter Seite wird dies gern infrage gestellt. Wir stehen als Christdemokraten zum Beschluss vom 7. Dezember 2000. Die Errichtung einer Stiftung als Form der kollektiven Entschädigung für die Verfolgung homosexueller Män- ner und Frauen während der NS-Zeit ist unstreitig. Doch s – k s k i h ü f n s J n t k O a s d s E f n w a n s s r F f a s n a w c c d w w g p d f 4 e s S a t (C (D o unstreitig die Stiftung als solches ist, so streitg waren und sind vielleicht – die Details. Und in einer Demo- ratie ist Streit wichtig und legitim. Dies wird offensichtlich auch außerhalb dieses Hau- es gesehen. Mir liegt eine Pressemitteilung der Bundes- onferenz der schwul-lesbischen Landesnetzwerke vor, n der es wörtlich heißt: „Die Bundeskonferenz fordert innerhalb und außer- alb des Parlaments eine offene und faire Diskussion ber die Ausgestaltung der Stiftung. Dieses Projekt ist ür die Schwulen- und Lesbenbewegung so wichtig, dass icht überstürzt und ohne ausreichende Diskussion Ent- cheidungen getroffen werden sollten, die eventuell ahrzehnte Bestand haben werden. Für das Ansehen ei- er Magnus-Hirschfeld-Stiftung wird die breite Akzep- anz, die über eine intensive Diskussion erreicht werden ann, von großer Wichtigkeit sein.“ Eine faire und offene Diskussion, Transparenz und ffenlegung der Kritierien für Gremienbesetzungen sind lles Punkte, denen ich zustimmen kann. Ich glaube, dies ind wir auch uns selbst, den Bürgern dieses Landes, em Steuerzahler und nicht zuletzt allen Interessierten chuldig. Ich will dies an einem Beispiel aufzeigen. Im FDP- ntwurf ist in das Kuratorium die Deutsche Gesellschaft ür sozialwissenschaftliche Sexualforschung neu aufge- ommen worden. Ich kann eine Vermutung anstellen, arum dies geschah. Ich weiß es aber nicht – und alle nderen außerhalb der FDP-Fraktion vermutlich auch icht. Sollte mit dieser Berufung allerdings der akademi- che und wissenschaftliche Bereich zusätzlich berück- ichtigt werden, darf man in aller Offenheit fragen, wa- um nicht die älteste und größte der deutschen achgesellschaften für Sexualwissenschaft und Sexual- orschung, nämlich die Deutsche Gesellschaft für Sexu- lforschung mit Sitz in Hamburg und Frankfurt, Berück- ichtigung fand. Ich spreche mich hier weder für die eine och vorschnell für die andere Gesellschaft aus. Ich will n diesem Beispiel nur die Notwendigkeit aufzeigen, ie nötig ein transparentes Verfahren ist. Erlauben Sie mir noch einen anderen Punkt anzuspre- hen. Ich habe beim Familienministerium einmal recher- hiert – jedermann kann dies in den einschlägigen Bun- estagsdrucksachen zuletzt in Nr. 15/1279 nachlesen –, elche Institutionen im lesbisch-schwulen Bereich für elche Projekte Finanzmittel des Bundes erhalten. Ju- endprojekte von LAMDA werden gefördert, Lesben- rojekte können etatisiert werden, der Bundesverband er Eltern und Angehörigen von Homosexuellen erhält ür eine Fachtagung im März des Jahres rund 0 000 Euro oder der Sozialverein des LSVD erhält für ine Wochendtagung zu „Regenbogenfamilien“ in die- em Monat rund 25 000 Euro aus dem Haus von Frau chmidt. Nur historische Forschung wird nicht gefördert. Wie uch? Historische Forschung passt halt nicht in das Ras- er eines Familien-, Jugend- und Frauenministeriums. 5438 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 63. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 25. September 2003 (A) ) (B) ) Nun ist der Ausgangspunkt für die Magnus- Hirschfeld-Stiftung die Verfolgung homosexueller Frauen und Männer während der NS-Zeit. Wir haben in unserem Beschluss vom 7. Dezember 2000 eigens unter- strichen, wie nötig es ist, die Initiativen zu unterstützten, die sich der historischen Aufarbeitung der nationalsozia- listischen Homosexuellenverfolgung und des späteren Umgangs mit ihren Opfern widmen. Bisher hat die Forschung hierzu kaum im akademi- schen Kontext ihren Platz gefunden, sondern entsteht aufgrund der privaten Intitiative Einzelner oder kleiner Gruppen. Geld steht dafür so gut wie nie zur Verfügung. Daher arbeiten die Beteiligten in aller Regel ehrenamt- lich. Von wenigen Promotionsstipendien abgesehen scheinen bisher auch niemals reguläre deutsche For- schungsgelder für derartige Projekte ausgegeben worden zu sein, wie bei der Vorstellung des Buches von Andreas Pretzel „NS-Opfer unter Vorbehalt“ im Berliner Landes- archiv beklagt wurde. Bei aller Offenheit des Stiftungszwecks sollten wir uns meines Erachtens schon verpflichtet fühlen, den Ur- sprung der Stiftung nicht vorschnell aus dem Blick zu verlieren. Die Stiftung sollte vorrangig – jedenfalls in der Anfangsphase – den Schwerpnkt auf die Förderung der Forschung, der Erinnerungsarbeit und der damit verbun- denen politischen Bildung legen. Es sollten vorrangig die Projekte gefördert werden, die sonst keine Chance haben. Doppelförderung durch die Stiftung und das Familienmi- nisterium sollte tunlichst vermieden werden. Über all diese Fragen sollten wir auch mit der nötigen Transparenz nach außen reden. Immens viel wird für das Ansehen der Stiftung davon abhängen, ob uns dies im Beratungsverfahren gelingen wird. Ich hoffe, dass bei allen Beteiligten die Bereit- schaft vorhanden ist, das Ansehen der Stiftung nicht vor- sätzlich durch die Durchsetzung von Eigeninteressen zu beschädigen. Wie sagte ein Sachverständiger im vergangenen Jahr: „Es darf auch nicht der Hauch des Eindrucks entstehen, dass hier einzelne Verbandsinteressen über den ideellen Zweck des Stiftungsanliegens gestellt werden.“ Dieses Wort gilt auch heute noch. Wir sollten aus den Erfahrun- gen der letzten Legislaturperiode lernen. Die Bereit- schaft meiner Fraktion ist jedenfalls gegeben, konstruk- tiv an den Beratungen zur Errichtung einer Magnus- Hirschfeld-Stiftung mitzuwirken. Lassen Sie mich mit einem Zitat aus einer Rede en- den, die anlässlich der bereits erwähnten Buchvorstel- lung im Landesarchiv Berlin gehalten und mir zugesandt wurde. „Es reicht nicht aus, ihnen ein Denkmal zu setzen, selbst wenn das eines Tages an einem prominenten Ort in Berlin stehen sollte, wie es ja in der Diskussion ist … Ein Denkmal allein für etwas, das noch gar nicht in sei- nen Dimensionen bekannt und bearbeitet ist, birgt die Gefahr, dass Dinge schnell wieder zugedeckt werden, bevor sie richtig ans Tageslicht kommen. Den Opfern … sind wir eine genauere Erinnung schuldig. … Ohne die finanzielle Unterstützung der historischen Forschung, der Archive, Sammlungen und Museen wird die Erinne- r k m G P s D n d b i g b Z u r e h o d b z l g p d m w s g z b b b v g s s i v w g G le in r k a a (C (D ung, kaum dass sie da ist, wieder verblassen, nicht kon- ret genug werden können.“ Nehmen wir diese Worte für unsere Beratungen ruhig it auf den Weg. Irmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN): Am 6. Mai 2003 jährte sich zum 70. Mal die lünderung des von Magnus Hirschfeld gegründeten In- tituts für Sexualwissenschaften durch NS-Studenten. ie Verwüstung des Instituts war der Auftakt zur so ge- annten „Aktion wider den undeutschen Geist“. Aus em Institut geraubtes Inventar wurde am 10. Mai 1933 ei der Bücherverbrennung auf dem Berliner Opernplatz ns Feuer geworfen. Homosexuelle waren ab 1933 schwersten Verfolgun- en ausgesetzt. Die lesbische und schwule Bürgerrechts- ewegung der Weimarer Republik wurde zerschlagen. ehntausende Homosexuelle wurden zu Haftstrafen ver- rteilt, Tausende in Konzentrationslager verschleppt. Deutschland steht in der Verantwortung, die Erinne- ung an dieses Unrecht wachzuhalten, die verfolgten und rmordeten Opfer zu ehren. Daher haben wir gegen Ende der letzten Wahlperiode ier im Bundestag nach jahrelangen quälenden Diskussi- nen endlich die gesetzliche Rehabilitierung der Opfer es § 175 aus der NS-Zeit durchgesetzt. Daher haben die eiden Koalitionsfraktionen vor kurzem einen Antrag ur Errichtung eines Denkmals für die im Nationalsozia- ismus verfolgten Homosexuellen in den Bundestag ein- ebracht. Es soll ein offizielles Denkmal der Bundesre- ublik Deutschland werden. Und es soll hier in der Nähe es Reichstages entstehen. Dieser Antrag wurde heute orgen befasst und in die Ausschüsse zur Beratung über- iesen. Auch aus Verantwortung vor der Vergangenheit tehen wir weiter in der Pflicht, klare Zeichen zu setzen egen Intoleranz, Feindseligkeit und Ausgrenzung. So haben wir in der letzten Wahlperiode das Gesetz ur Eingetragenen Lebenspartnerschaft auf den Weg ge- racht. Das war ein großer gesellschaftlicher Durch- ruch für die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Le- ensweisen. Wir haben uns auch für diese Wahlperiode iel vorgenommen, um die Situation der lesbischen Bür- erinnen und schwulen Bürger weiter zu verbessern: Wir wollen und werden das Lebenspartnerschaftsge- etz weiter ausbauen. Wir wollen und werden den ge- etzlichen Schutz vor Diskriminierung verstärken. Die Errichtung einer Magnus-Hirschfeld-Stiftung ist m vergangenen Herbst am Bundesrat gescheitert. Der orliegende Gesetzentwurf greift dieses Vorhaben nun ieder auf. Und das ist gut so. Bei der Diskussion um die Stiftung geht es um fol- ende Anliegen: homosexuelles Leben in Geschichte und egenwart wissenschaftlich zu erforschen und darzustel- n, die nationalsozialistische Verfolgung Homosexueller Erinnerung zu halten, gesellschaftlicher Diskriminie- ung homosexueller Männer und Frauen entgegenzuwir- en, Emanzipations-, Bürgerrechts- und Menschenrechts- rbeit im In- und Ausland zu fördern sowie das Gedenken n Leben und Werk Magnus Hirschfelds zu pflegen. All Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 63. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 25. September 2003 5439 (A) ) (B) ) das sind und bleiben aus Sicht der Grünen wichtige Auf- gaben für unsere Gesellschaft. Seit Gründung unserer Partei engagieren wir uns ge- gen gesetzliche und gesellschaftliche Diskriminierung. Seit jeher unterstützen wir die Emanzipations-, Bürger- rechts- und Menschenrechtsarbeit von Lesben und Schwulen. Vor diesem Hintergrund werden wir den vorliegenden Gesetzentwurf vorbehaltlos prüfen und freuen uns auf eine intensive Sacharbeit in den Ausschüssen. Jörg van Essen (FDP): Die FDP macht mit ihrem Gesetzentwurf einen erneuten Anlauf, um die Magnus- Hirschfeld-Stiftung doch noch zu errichten. Homosexu- elle waren im Nationalsozialismus schweren Verfolgun- gen ausgesetzt. Dies hat auch der Deutsche Bundestag am 7. Dezember 2000 in einer Erklärung einstimmig festgestellt, die besagt, dass es sich bei der Verfolgung von Homosexuellen während des Nationalsozialismus um typisches nationalsozialistisches Unrecht handelt. Während der nationalsozialistischen Verfolgung wurde die gesamte schwule und lesbische Infrastruktur zer- schlagen. Einen Ausgleich dafür hat es bis heute nicht gegeben. Lange nach den Verbrechen der NS-Diktatur soll jetzt – mit der Errichtung der Magnus-Hirschfeld- Stiftung im Sinne eines kollektiven Ausgleichs – das von den Nationalsozialisten an den Homosexuellen verübte Unrecht anerkannt und die homosexuelle Bürger- und Menschenrechtsarbeit gefördert werden. Der Arzt und Sexualwissenschaftler Magnus Hirsch- feld ist durch seine wissenschaftliche Tätigkeit und auch als Streiter für die Rechte der Homosexuellen besonders hervorgetreten. Die Stiftung wird dazu beitragen, das ho- mosexuelle Leben in Deutschland wissenschaftlich zu erforschen und darzustellen. Die nationalsozialistische Verfolgung soll aufgearbeitet und in Erinnerung gehalten werden. Mit der Öffentlichkeitsarbeit der Magnus- Hirschfeld-Stiftung soll ein weiterer Beitrag erreicht werden, der nach wie vor vorhandenen gesellschaftli- chen Diskriminierung homosexueller Männer und Frauen entgegenzuwirken. In der vergangenen Legislaturperiode war eine Eini- gung in dieser Frage über alle Fraktionsgrenzen hinweg in greifbarer Nähe. In letzter Minute legten die Koali- tionsfraktionen eine Liste über die Besetzung des Kura- toriums vor, von der sie klar wissen mussten, dass die Opposition ihr nicht zustimmen konnte. Aus den Reihen der SPD weiß ich, dass auch sie mit diesem Vorgehen ganz und gar nicht einverstanden waren. Die Grünen wa- ren es, die diese Einigung bewusst verhindert haben. Hier wurde versucht, rücksichtslos Verbandsinteressen durchzusetzen, die Bundestagswahl dabei fest im Blick. Die FDP-Bundestagsfraktion hat sich daher ent- schlossen, die Initiative erneut in den Bundestag einzu- bringen und zu einer Zeit zu beraten, die nicht geprägt ist von den lauten Tönen des Wahlkampfs. Wir haben im- mer deutlich gemacht, dass dieses wichtige Thema dafür gänzlich ungeeignet ist. Wir glauben, dass die Zusam- mensetzung des Kuratoriums, so wie unser Gesetzent- wurf sie vorsieht, eine breite Zustimmung durch den Deutschen Bundestag ermöglicht. Für uns ist es wichtig, d b n G f w r s B e s s t t k B s r d w k A d t s b u a d v l t f m p b g h m n E f (C (D ass alle relevanten Gruppierungen die Möglichkeit ha- en, gleichberechtigt im Kuratorium mitwirken zu kön- en. In dem Gesetzentwurf sehen wir daher für jede ruppierung einen Sitz im Kuratorium vor. Das gerade ür junge Homosexuelle besonders wichtige Jugendnetz- erk Lambda gehört selbstverständlich in das Kurato- ium. Da die Stiftung den Namen des Sexualwissen- chaftlers Magnus Hirschfeld tragen soll, ist eine eteiligung von Vertretern der Sexualwissenschaft benso unerlässlich. Ich hoffe, dass die Grünen von ihrer kompromisslo- en Position aus der vergangenen Legislaturperiode Ab- tand nehmen und heute mehr die historische Aufarbei- ung des Unrechts, die Interessen der Opfer und die atsächlichen Stiftungsziele in den Vordergrund stellen. Im Kampf um den Abbau der gesellschaftlichen Dis- riminierung von Homosexuellen ist es in der rot-grünen undesregierung insgesamt still geworden. Unser Ge- etzentwurf ist die erste Initiative in dieser Legislaturpe- iode, die diesen Faden wieder aufnimmt. Ich würde es aher außerordentlich begrüßen, wenn wir in dieser ichtigen Frage möglichst schnell zu einer Einigung ommen könnten. nlage 5 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung: – Beschlussempfehlung und Bericht: Wieder- belebung des Friedensprozesses in Kolum- bien – Beschlussempfehlung und Bericht: Neue Ini- tiative zur Wiederbelebung des kolumbiani- schen Friedensprozesses international unter- stützen (Tagesordnungspunkt 10 und Zusatztagesord- nungspunkt 4) Petra Pau (fraktionslos): Es ist zweifellos richtig, ass sich der Deutsche Bundestag endlich wieder der Si- uation in diesem seit Jahrzehnten von Krieg, Terror, taatlicher Repression, paramilitärischer Willkür und lindwütigem Morden, Entführungen von Zivilistinnen nd Zivilisten und US-amerikanischer Einmischung von ußen zerrissenem Land zuwendet. Gestatten Sie mir, arauf hinzuweisen, dass die PDS bereits 1996 auf einer on ihr veranstalteten internationalen Konferenz anläss- ich des 50. Jahrestages der UN-Menschenrechtskonven- ionen darauf hingewiesen hatte, dass Kolumbien zwei- ellos von einem der schwerwiegendsten Bürgerkriege it den meisten Todesopfern und Verschwundenen ge- rägt ist. Ich musste selbst damals furchtbare Erlebnis- erichte der Menschenrechtsbeauftragten und von Mit- liedern der Eisenbahnergewerkschaft aufnehmen und abe seitdem mehrmals direkt mit von Bürgerkrieg un- ittelbar betroffenen Kolumbianerinnen und Kolumbia- ern, darunter auch indigenen Menschen, gesprochen. s ist zweifellos richtig, dass wir zur Lösung des Kon- liktes mehr unternehmen müssen. 5440 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 63. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 25. September 2003 (A) ) (B) ) Ich halte es dennoch für fragwürdig, wenn in dem An- trag von SPD und Bündnis 90/Die Grünen die EU und die deutsche Regierung aufgefordert werden, die kolum- bianische Regierung unter dem Präsidenten Uribe dahin gehend zu unterstützen, ein Gewaltmonopol herzustel- len, das neutral und nicht im Interesse von Sondergrup- pen auszuüben ist. Gerade auch die Regierung Uribe selbst ist doch in das Konfliktknäuel in Kolumbien ver- wickelt. Uribe sieht sich als Exekutor des amerikani- schen „Plan Colombia“ und ist maßgeblich für dessen Realisierung verantwortlich. Eine Friedenslösung wird jedoch nur möglich sein, wenn endlich der Dialog zwi- schen den verschiedenen Konfliktparteien, wozu auch die Guerilla-Bewegungen FARC und ELN gehören, er- öffnet wird, in dem die verschiedenen Interessen offen und gleichberechtigt auf den Verhandlungstisch gelan- gen. Die PDS wendet sich energisch gegen eine Regionali- sierung des Konflikts, die letztlich das Übergreifen der Gewalt in Kolumbien auf Nachbarstaaten und eine aus- ländische Instrumentalisierung zugunsten internationaler Konzerne und der Herstellung ihrer Kontrolle über die Ressourcen und somit die Zerstörung der Lebensräume, vor allem auch der in diesen Gebieten lebenden indige- nen Völkern, zur Folge hätte. Wir befürworten vielmehr eine internationale Konferenz unter UN-Mandat, an der alle Konfliktparteien gleichberechtigt teilnehmen müs- sen und die auf eine sofortige Beendigung jeglicher mili- tärischer Handlungen und einen unverzüglichen Waffen- stillstand gerichtet sein muss. Nur so wird sich eine zivilgesellschaftliche Partizipation am Ingangsetzen ei- nes Friedensprozesses ermöglichen lassen. Wir teilen die Auffassung, dass dabei auch die vermittelnde Rolle der katholischen Kirche in Anspruch genommen werden sollte. Wir meinen zugleich, dass die Staaten der Region – vor allem Venezuela und Ecuador – stärker als Vermitt- ler in den Friedensprozess eingebunden werden sollten. Sie verfügen über Erfahrungen alternativer Gesellschafts- entwicklung und nehmen die Beseitigung der monströ- sen sozialen Widersprüche in diesen Ländern in Angriff. Das Scheitern der jüngsten 5. Ministerkonferenz der WTO in Cancun zeigte einmal mehr, dass gerade wir in den entwickelten Ländern, in der EU und auch in Deutschland ernsthafter darüber nachdenken müssen, wie Entwicklungszusammenarbeit konkret zur Lösung sozioökonomischer Ursachen von Konflikten, zur Besei- tigung von Armut und Perspektivlosigkeit großer Bevöl- kerungsteile für ein menschenwürdiges Leben auszuge- stalten ist. Anlage 6 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung über den Entwurf eines Gesetzes zur Sicherung der Hilfsmittelversorgung von Pflegebedürftigen (Hilfsmittelsicherungsgesetz – HSG) (Tagesordnungspunkt 11) Dr. Erika Ober (SPD): Der Bundesrat hat Anfang dieses Jahres den Gesetzentwurf zur Sicherung der H W ti D la m s R e d U s m k z r e B d s k m S ü o d d v d v z d s w d P g le s h n d s s D K d v u g d E (C (D ilfsmittelversorgung von Pflegebedürftigen auf den eg gebracht. Mit dem HSG will er Abgrenzungsstrei- gkeiten zwischen Kranken- und Pflegekassen lösen. ie Frage, die im Mittelpunkt dieses Entwurfes steht, utet: Wer ist für die Versorgung von Pflegebedürftigen it Hilfsmitteln sowohl ambulant als auch stationär zu- tändig? Diese Frage beantwortet bereits das bestehende echt. Deshalb ist aus meiner Sicht auch das im Bundesrats- ntwurf avisierte Ziel obsolet, der mit dieser Initiative ie Rechtssicherheit für alle Beteiligten erhöhen will. m dieses Ziel zu erreichen, stellt der Entwurf den Vor- chlag in den Raum, die ambulante und stationäre Hilfs- ittelgewährung nach § 40 Pflegeversicherungsgesetz larzustellen und einschlägige Ergänzungen im SGB V u machen. Ich möchte gerne, bevor ich auf den stationären Be- eich zu sprechen komme, auf den ambulanten Bereich ingehen. Für den ambulanten Bereich bestätigt der undesratsbeschluss durch Ergänzung des § 40 SGB XI ie Subsidiaritätsklausel. Diese Nachrangigkeitsklausel tellt aber schon jetzt ausdrücklich klar, dass die Pflege- assen nur dann herangezogen werden, wenn die Hilfs- ittelversorgung durch die Krankenkasse nicht greift. ofern der Verwendungszweck eines Hilfsmittels ganz berwiegend darin besteht, die Pflege zu ermöglichen der zu erleichtern, ist die Pflegekasse in der Pflicht iese Leistung bereitzustellen. Der bestehende Paragraph regelt also bereits eindeutig ie Leistungspflicht der Pflegeversicherung. Die Pflege- ersicherung tritt dann ein, wenn eine Leistungspflicht er GKV nicht vorliegt. Die Trennung der Auflistung on Hilfsmittelverzeichnis und Pflegehilfsmittelver- eichnis mit klarer Nachrangigkeit der Leistungspflicht er Pflegeversicherung ist im Gesetz bereits geregelt. Es ist bekannt, dass manche Krankenkassen diese be- tehende Subsidiaritätsklausel in der Praxis bei der Be- illigung nicht hinreichend beachtet haben. So gab es in er Vergangenheit Fehlbuchungen, die zu Lasten der flegeversicherung vorgenommen wurden. Erfahrungs- emäß wurden diese Fehlbuchungen in den meisten Fäl- n korrigiert. Dies bestätigt auch der Bundesratsbe- chluss: In seiner Begründung wird ausdrücklich darauf ingewiesen, dass die meisten Krankenkassen die ge- annte Rechtsauffassung bezüglich der Nachrangigkeit er Pflegeversicherung teilen. Der Bundesratsentwurf bezieht sich auf Einzelfallent- cheidungen. Es heißt, die Entscheidung über die Zu- tändigkeit dürfe nicht vom Einzelfall abhängig sein. as ist zwar richtig. Denn wenn ein Sachbearbeiter einer ranken- und Pflegekasse in jedem Einzelfall entschei- en würde, stünde Tür und Tor auf, Kosten der Kranken- ersicherung auf die Pflegeversicherung zu verlagern nd so die Kosten der gesetzlichen Krankenkasse gerin- er zu halten. Doch ändert sich durch den Entwurf nichts aran, dass die bestehende Rechtslage bereits jetzt keine inzelfallentscheidungen vorsieht. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 63. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 25. September 2003 5441 (A) ) (B) ) Im stationären Bereich sieht der Bundesratsentwurf Ergänzungen der §§ 75 Abs. 2 und 80 Abs. 2 vor, das heißt, die Zuständigkeit der Grundausstattung der Pfle- geheime mit Hilfsmitteln soll geklärt werden. Hierzu ist aber zu sagen: Die Partner der Selbstverwaltung haben auch derzeit das Recht, die Grundausstattung der Heime mit Hilfsmitteln zu regeln. Zum stationären Bereich hat das Bundessozialgericht in seinen letzten Urteilen aus 2002 ausdrücklich erklärt, dass die Ausstattung der Pfle- geheime mit Hilfsmitteln zu regeln ist – konkret in § 80 a SGB XI in Leistungs- und Qualitätsvereinbarungen. Der Bundesrat hingegen bezieht sich auf ein zwei Jahre älte- res Urteil des Bundessozialgerichts aus dem Jahr 2000. Das Bundessozialgericht vertritt in diesem Urteil die Auffassung, dass die Leistungspflicht der Krankenversi- cherung dort ende, wo die Vorhaltepflicht des Pflegehei- mes einsetze. Daneben soll laut Entwurf die Bundesregierung in § 84 SGB XI durch eine Ergänzung ermächtigt werden, zu ent- scheiden, welche Hilfsmittel bei Bemessung der Pflege- sätze zu berücksichtigen wären, damit sie als Anlagegüter gelten und unter die Investitionspflichten der Länder nach § 9 SGB XI fallen würden. Die Ergänzungen, die der Bundesratsentwurf zu den §§ 40, 75, 80 SGB XI macht, sind aus fachlicher Sicht nicht zu beanstanden. Jedoch sind sie bei sachgerechter Anwendung geltenden Rechts nicht erforderlich. Be- schrieben werden im hier zu diskutierenden Entwurf le- diglich konkrete Handlungsanweisungen geltenden Rechts. In der stationären Pflege gibt es keinen Individualan- spruch auf Leistungspflicht. Hier ist die Selbstverwal- tung gefragt. Sicherlich darf es für Patienten und Patien- tinnen nicht von Nachteil sein, wenn Kranken- und Pflegekasse die Abgrenzungen vornehmen. Eine sofor- tige Regelung seitens des Gesetzgebers verlangt die Pra- xis aus meiner Sicht nicht. Die bestehenden Gesetze lie- fern klare und eindeutige Regelungen. Es kann festgehalten werden, dass manche Kassen den Gesetzge- ber auf nicht beabsichtigte Weise interpretieren. Sollte die Selbstverwaltung die ihr vom Gesetzgeber zugestan- dene Flexibilität nicht im Sinne der Pflegebedürftigen nutzen, sollte der Gesetzgeber dem entgegenwirken. Ich möchte auch dazusagen, welches Vorgehen ver- nünftig wäre: Anstatt dass Detailfragen auf die Tagesord- nung gesetzt werden – wie sie im uns heute vorliegenden Bundesratsentwurf vorgeschlagen werden –, müssten ge- eignete Maßnahmen in einen Gesamtzusammenhang der Schnittstellenfrage zwischen Pflege- und Krankenkasse gebracht werden. Dieser Gesamtzusammenhang sollte auch die Bereiche medizinische Behandlungspflege, ge- riatrische Rehabilitation sowie Pflegeüberleitung und Case-Management einbeziehen. Folgt man also der Auf- fassung, dass Krankenkassen trotz eindeutiger Rechts- lage konkrete Handlungsanweisungen benötigen – also nicht nur bei der Hilfsmittelversorgung –, so sollten sie Teil einer Lösung der gesamten leistungsrechtlichen Schnittstellenfrage zwischen Kranken- und Pflegeversi- cherung sein, damit eine Doppelbefassung der Gesetzge- bungsorgane vermieden wird. W u g u l c a d z d t d a u S S a B k d G l v g g s e g c n d s h d S e K b t b g d s P a z s z H l (C (D Ich habe das bei der ersten Lesung auch schon gesagt: ir fordern die Kostenträger dazu auf, sich verbindlich nd eindeutig an die gesetzlichen Vorgaben bei der Auf- aben- und Finanzierungsverteilung zwischen Pflege- nd Krankenkasse zu halten. Es kann uns nicht daran ge- egen sein, wenn Abgrenzungstaktierereien auf dem Rü- ken der Pflegebedürftigen ausgeübt werden. Das HSG hat uns auch in der öffentliche Anhörung m 7. Mai 2003 beschäftigt. Dabei wurde Folgendes eutlich: Der gesetzgeberische Handlungsbedarf in Be- ug auf den Bundesratsentwurf wird von den anwesen- en Verbänden und Einrichtungen unterschiedlich beur- eilt. Ich möchte dazu einige Meinungen, die während ieser Anhörung geäußert wurden, zusammenfassend nführen: Tenor der Krankenkassen – Spitzenverband nd AOK – war: Der neue Abgrenzungskatalog der elbstverwaltungspartner vom März 2003 schaffe die chwierigkeiten zwischen Kranken- und Pflegekassen us der Welt. Ergänzungen und Änderungen, wie sie der undesratsentwurf vorsieht, würden nicht helfen. Man önne sowohl auf der Basis eines Gesetzes als auch auf er Basis des vorliegenden Entwurfes arbeiten. Vonseiten der Wohlfahrtsverbände findet man den esetzentwurf des Bundesrates zwar tendenziell nütz- ich und kritisiert die Bewilligungspraxis am Beispiel on Rollstühlen. Gleichwohl müsse eine Einschränkung emacht werden: Da es stets eine Einzelfallprüfung ebe, könne kein Gesetzentwurf den Interpretations- pielraum eines Sachbearbeiters ganz aushebeln. Seitens der privaten Krankenversicherer zeigte sich ine große Sympathie für ein Tätigwerden der Bundesre- ierung, damit „in irgendeiner Form“ etwas Verbindli- hes in die Welt gesetzt werde. Ich denke, wir können es icht verantworten, „in irgendeiner Form“ tätig zu wer- en. Pflegebedürftige können zu Recht erwarten, dass ie bei gesundheitspolitischen Belangen konsistent be- andelt werden. Man kann nach der Anhörung zum HSG bilanzieren, ass die Aussagen der gehörten Vertreter nicht den chluss zulassen, das HSG wäre in besonderer Weise ge- ignet, die Schnittstellenfrage zwischen Pflege- und rankenkasse zu behandeln. Auch die Pflegebedürftigen rauchen keine isolierte Herangehensweise mit kleins- em Lösungsansatz zu dieser Schnittstellenfrage. Pflege- edürftigen müssen Leistungen vollständig zur Verfü- ung stehen. Wir haben in der Koalitionsvereinbarung angekün- igt, uns in der laufenden Legislaturperiode der Schnitt- telle zwischen gesetzlicher Krankenversicherung und flegeversicherung nochmals zu widmen. Es wird dann uch darauf ankommen, die Kostenträger in die Pflicht u nehmen, ihrer Verantwortung gerecht zu werden, die ie per Gesetz haben. Matthias Sehling (CDU/CSU): Heute beraten wir in weiter und dritter Lesung den Gesetzentwurf zum ilfsmittelsicherungsgesetz, den der Bundesrat vorge- egt hat. 5442 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 63. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 25. September 2003 (A) ) (B) ) Dieses Hilfsmittelsicherungsgesetz soll den entwürdi- genden Abgrenzungsstreitigkeiten ein Ende bereiten, die seit Jahren zwischen den gesetzlichen Krankenkassen ei- nerseits und den andererseits betroffenen Pflegebedürfti- gen und Pflegeheimen um Verschreibungsmöglichkeit und Kostentragung von Hilfsmitteln stattfinden. In der Anhörung vom 7. Mai haben fast alle anwesen- den Institutionen und Sachverständigen zum Ausdruck gebracht, dass sie dringenden Handlungsbedarf sehen. Die einzigen Gegner eines solchen Gesetzes sind die Krankenkassen, die immer wieder aufgrund der unzurei- chenden Gesetzeslage unberechtigte Vorteile bei der Kostentragung gezogen haben. Dass die Regierungskoa- lition ein solches Gesetz ablehnt, ist jedoch unverständ- lich. Vielleicht liegt es daran, dass der zu beratende Gesetzentwurf eine Initiative der bayerischen Sozialmi- nisterin Christa Stewens ist. Vielleicht sollten Sie aber nach dem Wahlausgang vom letzten Sonntag erkennen, dass in Bayern doch recht gute Politik gemacht wird und dies auch von der Bevölkerung offensichtlich so gesehen wird. Es geht darum, Klarheit und Rechtssicherheit bei der Verordnung und Finanzierung von Hilfsmitteln zu errei- chen: für die Pflegebedürftigen ebenso wie für die ver- schreibenden Ärzte, für die Krankenkassen, für die Pfle- gekassen und für die Pflegeheimträger. Das Gesetz will zwei große Fallgruppen zu Streitfra- gen über Hilfsmittel regeln, erstens im Falle der ambu- lanten Pflege die Frage der Zuständigkeit zwischen Krankenkasse und Pflegekasse, zweitens im Falle der stationären Pflege die Frage der Zuständigkeit für Hilfs- mittel zwischen den Krankenkassen einerseits und den Pflegeheimen andererseits. Die Bundesregierung hat in ihrer damaligen Gegen- äußerung im Bundesratsverfahren nichts Besseres ge- wusst, als sämtliche Regelungsvorschläge für nicht er- forderlich zu erklären. Ich frage Sie von der Bundesregierung und Sie von den Koalitionsfraktionen: Warum wehren Sie sich denn gegen eine eindeutige Klarstellung im Gesetz, nachdem die Streitigkeiten vor Jahr und Tag einen Riesenverwal- tungsaufwand der Beteiligten und Prozesse bis hin zum Bundessozialgericht ausgelöst haben? Darf ich in diesem Zusammenhang einmal mehr ein offenbar unbedeuten- des Dokument, weil sich ohnehin niemand von Ihrer Seite daran hält oder auch nur erinnert, nämlich Ihre Koalitionsvereinbarung zitieren? Darin heißt es in voll- mundiger Ankündigung: „Wir stimmen die Leistungen der Kranken- und der Pflegeversicherung … besser auf- einander ab“. Das ist jetzt gerade ein Jahr her und doch wollen sie davon auch in diesem Punkt – nur weil die Initiative vom Bundesrat ausgeht – jetzt nichts mehr wis- sen. Stattdessen trösten Sie die betroffenen Pflegebe- dürftigen mit einer ungewissen und zeitlich nicht greif- baren Ankündigung einer zukünftigen Gesetzesinitiative. Der Bundesrat schlägt also für den Bereich der ambu- lanten Pflege vor, dass solche Hilfsmittel von der Kran- kenversicherung zu leisten sind, die sowohl der Kran- k a n w f w s r G v o d tu R e V P g t u n b t g a M n s g s O f M B h u i G n u d S w g v n d e q i s s (C (D enbehandlung oder dem Ausgleich einer Behinderung ls auch und zugleich der Erleichterung der Pflege die- en. Der unwürdige Streit muss ein Ende haben darüber, er den Rollstuhl zu zahlen hat, der sowohl zu Spazier- ahrten als auch zum Transport vom Bett ins Bad benutzt ird. Die Koalitionsparteien machen es sich in den Aus- chussberatungen genauso einfach wie die Bundesregie- ung. Sie halten die Regelung für überflüssig, weil im esetz eine Subsidiaritätsklausel enthalten sei, die die orrangige Leistungspflicht der Krankenversicherung hnehin anordne. Wenn dies so klar wäre, warum haben ann die Krankenkassen damit angefangen, ihre Leis- ngspflicht im Einzelfall und damit meist auf dem ücken der Versicherten umständlich und lang andau- rnd prüfen zu wollen? Das Hilfsmittelsicherungsgesetz soll nach unseren orstellungen von CDU und CSU ein zweites großes roblemfeld endgültig klären: Es geht um die Versor- ung mit Hilfsmitteln im Pflegeheim: Welche Hilfsmit- el hat das Pflegeheim als Grundausstattung vorzuhalten nd welche Hilfsmittel kann und muss der Heimbewoh- er/die Heimbewohnerin von der Krankenversicherung eanspruchen? Das Pflegeheim kann zwar einige Rollstühle vorhal- en, jedoch nicht auf die individuellen Bedürfnisse ein- ehen. Eine 60 Kilogramm schwere Frau braucht einen nderen Rollstuhl als ein 100 Kilogramm schwerer ann, der einen individuell angefertigten Rollstuhl be- ötigt. Lehnt die Krankenkasse die Bezahlung des Roll- tuhls ab, wäre es zuviel erwartet, dass deshalb das Pfle- eheim – quasi von sich aus – die Kosten übernimmt. In der Anhörung hat uns zum Beispiel der Sachver- tändige der Arbeiterwohlfahrt aus der Praxis berichtet: ft wird in einem solchen Streitfall das Gericht angeru- en. Schon bis zur Eröffnung des Rechtsstreits vergehen onate, bis zu seinem Abschluss manchmal sogar Jahre. esonders sozial schwächer gestellte Patienten wollen äufig nicht das Risiko eines Prozessverlustes eingehen, nterlassen den Gang zum Gericht und verzichten auf hre Ansprüche. Ich frage die Kolleginnen und Kollegen von Rot- rün: Warum wollen Sie gerade diesem Personenkreis icht – durch die ausdrückliche gesetzliche Regelung – nter die Arme greifen? Für den Bereich des Pflegeheims lautet die Grundidee es Hilfsmittelsicherungsgesetzes im Übrigen wie folgt: ofern die Hilfsmittel zu einer genau definierten und teil- eise auch pflegesatzfähigen Grundausstattung des Pfle- eheims gehören, muss das Hilfsmittel vom Pflegeheim orgehalten werden. Gehört das benötigte Hilfsmittel icht zur Grundausstattung, ist die Krankenversicherung es Heimbewohners/der Heimbewohnerin zuständig. So infach könnte das sein. Die Koalitionsparteien haben sich im Ausschuss be- uemerweise die Auffassung der Bundesregierung aus hrer Gegenäußerung zu eigen gemacht: Rot-Grün zog ich auf den Ohne-mich-Standpunkt zurück: die vorge- chlagene Regelung gelte nach der Rechtsprechung des Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 63. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 25. September 2003 5443 (A) ) (B) ) Bundessozialgerichts ohnehin, eine Gesetzesregelung sei hier ebenso überflüssig. In Übereinstimmung mit der ganz überwiegenden Mehrheit der Sachverständigen tritt die CDU/CSU aber auch hier für eine ausdrückliche gesetzliche Regelung ein, damit unnötige Rechtsstreite vermieden werden. Eine gesetzliche Regelung ist auch nicht überflüssig geworden etwa durch den neuesten Abgrenzungskatalog vom 14. März dieses Jahres, den die Spitzenverbände der Krankenkassen zehn Tage vor unserer Anhörung aus dem Hut gezaubert haben. Diesem Abgrenzungskatalog fehlt es naturgemäß an der rechtlichen Verbindlichkeit, sodass neuerliche Rechtsstreitigkeiten nicht auszuschließen sind. Abgese- hen davon ist dies nicht der erste Abgrenzungskatalog. Solche Abgrenzungskataloge gab es schon des Öfteren, die dann scheibchenweise den BSG-Urteilen folgend Rechte der Versicherten wieder zugestehen mussten. Und schauen Sie sich den „neuen“ Abgrenzungskatalog doch an, fast überall sind Doppelkreuze, das heißt, er bringt erneut Doppeldeutigkeit, weitere Doppelzustän- digkeiten und weitere Einzelfallentscheidungen. Eine Vielzahl von Sozialprozessen ist damit vorprogram- miert. Der Bundesrat sieht im Hilfsmittelsicherungsgesetz im Übrigen auch die effektive Durchsetzung der Be- schaffung der Grundausstattung der Pflegeheime mit Hilfsmitteln durch die Pflegeheime vor. So sollen die auf Landesebene abzuschließenden Rahmenverträge künf- tig eigene verbindliche Inhalte über die Grundausstat- tung der Pflegeheime mit Hilfsmitteln enthalten. Unverständlich bleibt auch hier die Ablehnung dieses weiteren Vorschlags durch Rot-Grün und die Bundesre- gierung unter Hinweis auf die ohnehin existierende höchstrichterliche Rechtsprechung. In der Praxis wird in diese Rahmenverträge auf Landesebene erfahrungsge- mäß nur das hineingeschrieben und hat nur das vor Schiedsämtern und oft auch vor Gerichten dauerhaften Bestand, was ausdrücklich im Gesetz vorgesehen ist. Darum sollte man sich schon der Mühe unterziehen, die- sen Rahmenvertragsinhalt zur Grundausstattung der Pflegeheime mit Hilfsmitteln ausdrücklich und ver- pflichtend in das SGB XI aufzunehmen. Das Hilfsmittelsicherungsgesetz ermächtigt des Wei- teren die Bundesregierung durch Verordnung festzustel- len, welche Hilfsmittel, die zur Grundausstattung eines Pflegeheimes gehören, pflegesatzfähig sind. Damit müs- sen nicht allein die Pflegeheime die Hilfsmittel der Grundausstattung bezahlen. Indirekt leistet so auch die Pflegeversicherung ihren Anteil zur Finanzierung der Grundausstattung. Wenn schon heute eine Hilfsmittel- Pflegesatz-Verordnung erlassen worden wäre, würde schon heute die Grundausstattung der Pflegeheime mit Hilfsmitteln besser ausschauen und wäre schon heute für ein Stück „Mehr Qualität im Pflegeheim“ gesorgt. Ich frage Rot-Grün und die Bundesregierung: Warum sper- ren Sie sich gegen Verordnungsermächtigung und Ver- ordnungsmöglichkeit und gegen mehr Qualität im Pfle- geheim jetzt? i d ß v C s l s l m d V g s n z H h P H c P ic d k D D v Z w d d i a b k c s e k D z a f g Z g d b z z (C (D Die meisten Sachverständigen jedenfalls waren sich n der Anhörung mit der Union einig: Insgesamt stellt ieses Hilfsmittelsicherungsgesetz eine Sammlung äu- erst hilfreicher praktischer Verbesserungen des Pflege- ersicherungsgesetzes dar. Deshalb unterstützt die CDU/ SU-Fraktion diesen Gesetzentwurf. Verehrte Kollegen von Rot-Grün, schade, dass Sie ich im Ausschuss nicht zu einer sofort wirksamen Ent- astung der Pflegebedürftigen entschließen konnten, chade, dass Sie im Ausschuss als Zeitpunkt für die Vor- age eines eigenen Gesetzentwurfs nur den Sankt-Nim- erleins-Tag genannt haben, schade, dass auch hier wie- er der Spruch zu Ihrem Koalitionsvertrag gilt: ersprochen – gebrochen. Petra Selg (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Der vorlie- ende Gesetzentwurf des Bundesrats sieht vor, die Ver- orgung Pflegebedürftiger mit Hilfsmitteln gesetzlich eu zu bestimmen. Ziel ist es, Auseinandersetzungen wischen Kassen und Leistungserbringern über die ilfsmittelversorgung in Pflegeheimen zu beenden. Des- alb soll neu geregelt werden, welche Hilfsmittel das flegeheim vorzuhalten hat und welche Hilfsmittel ein eimbewohner von der Krankenversicherung beanspru- hen kann. Die Frage ist nun, ob die vorgesehene Neuregelung das roblem tatsächlich löst. Ich glaube das nicht. Zwar teile h die auch im Gesetzentwurf vertretene Auffassung, ass den betroffenen Akteuren im Gesundheitswesen ein lares Verständnis für die bestehenden Regelungen fehlt. eshalb kommt es oft zu Zuständigkeitsstreitigkeiten. as belastet das Heimpersonal, die Heimbewohner und or allem unsere Sozialgerichte. Ich habe aber große weifel, dass dieses Gesetz diese Missstände beheben ürde. Die Expertenanhörung im Ausschuss hat klar gezeigt, ass die gegenwärtige Rechtslage vor dem Hintergrund er Rechtsprechung des Bundessozialgerichts eindeutig st. Das sehen nicht nur die Kassenvertreter so, sondern uch zahlreiche Vertreter der Leistungserbinger. Deshalb rauchen wir kein Gesetz, das die bestehende Rechtslage onkretisiert. Das Problem ist doch ein anderes: Einige Sozialversi- herungsträger halten sich leider nicht immer an die ge- etzlichen Vorgaben. Das betrifft sicher nicht alle, aber inige schwarze Schafe gibt es eben leider doch. Das be- ommen wir nicht durch neue Regelungen in den Griff. a hilft nur eine konsequentere Aufsicht, um die Kassen u zwingen, sich an bestehendes Recht zu halten. Wer in der Anhörung den Ausführungen der Experten ufmerksam gelauscht hat, der muss außerdem die Be- ürchtung haben, dass dieses Gesetz die Rechtslage so- ar komplizierter macht. Die Experten haben deutliche weifel daran geäußert, dass die vorgesehenen Regelun- en zu den Leistungs- und Qualitätsvereinbarungen für ie Akteure handhabbar sind. Unter Umständen nehmen ürokratischer Aufwand und Unübersichtlichkeit sogar u. Insbesondere ist fraglich, ob die Ärzte bei den dann u erwartenden Einzelverträgen für jedes Heim den 5444 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 63. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 25. September 2003 (A) ) (B) ) Überblick behalten können, wenn sie Hilfsmittel verord- nen müssen. Dazu kommt, dass es auch weiterhin Ein- zelfallprüfungen und damit Interpretationsspielräume geben würde, auch wenn in der Gesetzesbegründung et- was anderes suggeriert wird. Also wird es auch weiter- hin Meinungsunterschiede geben. Da würde dieses Ge- setz gegenüber der heutigen Situation nichts verbessern. Damit ist der Nutzen dieses Gesetzes mehr als ungewiss. Dazu kommt, dass wir auch in der Pflegeversicherung vor umfassenden Reformen stehen. Dann wird es unter anderem darum gehen, die Schnittstellenprobleme zwi- schen Kranken- und Pflegeversicherung umfassend zu regeln. Deshalb wäre es kontraproduktiv, jetzt eine De- tailregelung zu verabschieden. Wir wissen ja gar nicht, ob diese Detailregelung im Rahmen der angestrebten Veränderungen überhaupt Bestand haben würde. Des- halb plädiere ich für eine Reform aus einem Guss. Der vorliegende Gesetzentwurf ist folglich nicht nur inhalt- lich problematisch, er kommt auch zum falschen Zeit- punkt. Jetzt etwas zu regeln, was in einigen Monaten schon wieder obsolet sein könnte, das schafft nur Büro- kratie und Verwirrung bei denen, die das Recht anwen- den müssen. Fassen wir also zusammen: Wir brauchen keine Klar- stellung des bestehenden Rechts, da es bereits heute ein- deutig ist. Im Übrigen ist sogar zu befürchten, dass die- ses Gesetz die bestehende Rechtslage komplizierter macht. Außerdem beendet dieses Gesetz keineswegs die Streitigkeiten zwischen Kassen und Leistungserbringern. Dazu bedarf es eines konsequenten Durchgreifens sei- tens der Aufsichtsbehörden, damit geltendes Recht ein- gehalten wird. Und zu guter Letzt stehen wir vor einer umfassenden Reform der Pflegeversicherung, sodass schon aus diesem Grund eine wie auch immer geartete Detailregelung nicht sinnvoll ist. Das sind sehr viele sehr gute Gründe, die gegen diesen Gesetzentwurf sprechen. Deshalb werde ich ihm nicht zustimmen. Daniel Bahr (Münster)(FDP): Der Bundesrat hat die Initiative zum Hilfsmittelsicherungsgesetz mit dem Ziel ergriffen, gesetzlich und vertraglich eindeutig zu re- geln, in welchen Fällen Kranken- oder Pflegekassen die Kosten für Hilfsmittel übernehmen müssen und welche Hilfsmittel grundsätzlich von Pflegeheimen vorzuhalten sind. Nach dem HSG soll dies nicht mehr wie bisher von den Umständen des Einzelfalls abhängen, sondern ist rechtlich eindeutig geregelt. Damit werden die Streitig- keiten der Vergangenheit überflüssig. Unter anderem stellt das Hilfsmittelsicherungsgesetz klar, dass Hilfsmit- tel, die zur Krankenbehandlung dienen, auch von den Krankenkassen erstattet werden müssen, wenn der Arzt dies für medizinisch erforderlich hält und so verordnet. Das gilt unabhängig davon, wie alt der Pflegebedürftige ist und ob er zu Hause oder im Heim lebt. Damit ist das für den Patienten unwürdige Gezerre um die Finanzie- rungszuständigkeit in einem bedeutenden Bereich beige- legt. Die FDP begrüßt und unterstützt den vorliegenden Gesetzentwurf des Bundesrates, der eine Konkretisie- rung der Finanzierungsfragen von Hilfsmitteln im Sozial- g h e t d z f g g S m G d r l v n k j v d s g H s d t H s s t d e k l v a g d u H g s f G s b w Ü u z (C (D esetzbuch vorsieht. Es ist eine Verbesserung, dass der ilfsbedürftige Mensch – neben seinen körperlichen Be- inträchtigungen – nicht noch zusätzlich unter den Strei- igkeiten der Kostenträger zu leiden hat, wer denn nun ie benötigten Hilfsmittel finanziert. In der Anhörung um HSG, die der Ausschuss am 7. Mai 2003 durchge- ührt hat, sprachen sich mit Ausnahme der Vertreter der esetzlichen Krankenversicherungen alle Sachverständi- en für eine gesetzliche Klarstellung aus. Meine Damen und Herren von der Koalition! Diese timmen aus der Praxis sollten sie zur Zustimmung er- untern! Der Nachbesserungsbedarf an der aktuellen esetzgebung wurde von den Sachverständigen ein- rucksvoll belegt und damit die Auffassung der Bundes- egierung, dass die Gesetzeslage eindeutig sei, wider- egt. Es muss eine bundesweit einheitliche und erbindliche Regelung geschaffen werden, die zurzeit ur in einer gesetzlichen Klarstellung gesehen werden ann. Es kann nicht im Sinne des Gesetzgebers sein, für ede einzelne Hilfsmittelgruppe die Kostenzuständigkeit or dem Bundessozialgericht klären zu lassen, nur weil er von den Spitzenverbänden der Krankenkassen verab- chiedete Abgrenzungskatalog anscheinend nicht genü- end Rechtssicherheit bei der Kostenbewilligung für ilfsmittel im Pflegeheim gibt. Initiativen, wie der Vor- chlag aus Bayern für ein Hilfsmittelsicherungsgesetz, ie für mehr Klarheit sorgen und die Versorgung der Pa- ienten in Pflegeheimen mit medizinisch notwendigen ilfsmitteln sicherstellen, werden von der FDP unter- tützt. Die Fraktion der FDP stimmt dem vorgelegten Ge- etzentwurf zu, weil er zu einer Verbesserung der derzei- igen Situation führt. Meine Damen und Herren, ich möchte aus der Rede er Kollegin Petra Selg von den Grünen anlässlich der rsten Lesung zum HSG zitieren: „Wir werden auch das Verhältnis zwischen der Kran- en- und der Pflegeversicherung auf den Prüfstand stel- en, um bestehende Abgrenzungsprobleme der Pflege- ersicherung und der Krankenversicherung endlich ufzuheben und so die Verschiebebahnhöfe zu beseiti- en. Unser Ansatz ist damit breiter und umfassender als er in diesem Gesetzentwurf, denn er betrifft natürlich nd selbstverständlich auch die Frage der Hilfs- und eilmittelversorgung in den Heimen. Ich kann Ihnen sa- en: Wir machen unsere Hausaufgaben. Ich denke, wir ind sogar Meisterschüler.“ So weit das Zitat. Frau Kollegin Selg, Ihr Ansatz war so breit und um- assend, dass in dem morgen zur Abstimmung stehenden MG keinerlei Änderungen zu den entsprechenden Pas- agen des SGB XI zu finden sind. Ihre Hausaufgaben ha- en Sie nicht gemacht! Für die FDP ist das HSG – das ill ich hier klar sagen – nur ein erster Schritt – also eine bergangslösung – in die richtige Richtung, hin zu einer mfassenden Lösung der gesamten Schnittstellenfrage wischen Kranken- und Pflegeversicherung. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 63. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 25. September 2003 5445 (A) ) (B) ) Anlage 7 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung: – Beschlussempfehlung und Bericht: Ergän- zung der Fahrerlaubnisverordnung – Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Straßenverkehrsgesetzes (Tagesordnungspunkt 12 a und b) Heidi Wright (SPD): Wir reden und entscheiden heute über die Ergänzung der Fahrerlaubnisverordnung. Ich freue mich über unsere Übereinkunft, die Fahrer- laubnisverordnung dahin gehend zu ändern, dass zum ei- nen zukünftig für das Führen von motorisierten Kran- kenfahrstühlen kein Mindestalter mehr vorgeschrieben sein wird. Zum anderen wird die Fahrerlaubnis der Klasse M, der Mopedführerschein, insofern erweitert werden, als sie auch zum Führen von dreirädrigen Leichtkrafträdern berechtigt. Vor dem jetzt geschaffenen Wegfall des Mindestalters war es behinderten Kindern, die das 15. Lebensjahr noch nicht vollendet hatten, grundsätzlich verboten, motori- sierte Krankenfahrstühle im öffentlichen Verkehr selbst- ständig zu führen. Wenn auch verschiedene Bundeslän- der unter bestimmten Voraussetzungen Einzelausnahmen zuließen, fehlten jedoch konkrete Vorgaben für deren Er- teilung. Diese unklare Rechtslage stellte eine schwere Härte für behinderte Kinder und die betroffenen Eltern dar. Die neue gesetzliche Regelung sichert im Interesse der behinderten Kinder eine alters- und entwicklungsent- sprechende Teilnahme am Straßenverkehr und hebt die bisherige ohne sachlichen Grund betriebene Ungleichbe- handlung behinderter und nicht behinderter Kinder auf. Es ist wichtig, mit einer genauen gesetzlichen Regelung behinderten Kindern, die zu ihrer Fortbewegung auf ei- nen Elektrorollstuhl angewiesen sind, die selbstbe- stimmte, ihrem Alter und ihrer Entwicklung entspre- chende Teilnahme am Straßenverkehr zu ermöglichen. Die bislang notwendige Beantragung einer Ausnahme- genehmigung war eine unnötige und grundlose Er- schwernis, ja gar eine Diskriminierung. Auch die Neuregelung der Fahrerlaubnis der Klasse M dient insbesondere den Interessen Gehbehinderter so- wie älterer Menschen, die sich im Straßenverkehr unsi- cher fühlen. Ein leicht motorisiertes Dreirad ist für diese Personengruppe wesentlich stand- und fahrsicherer als ein entsprechendes Zweirad und unterstützt sie in ihrem Wunsch, im öffentlichen Verkehrsraum mobil zu blei- ben. Bislang verlangte das deutsche Fahrerlaubnisrecht für das Führen eines dreirädrigen Fahrzeugs grundsätz- lich einen Führerschein der Klasse B, also einen PKW- Führerschein. Letzterer war damit auch in jedem Fall für das Führen eines dreirädrigen Fahrrads mit Hilfsmotor oder eines dreirädrigen Mopeds mit einer Spitzenge- schwindigkeit von nicht mehr als 45 km/h erforderlich, was für die betroffene Personengruppe angesichts we- sentlich höherer Anforderungen und Kosten des PKW- F Z n s k M f K d u h r e h Ü z R E F d n m k A l t s s J f e d d d R F a n d n I u l t i Z K z s S m e a i d (C (D ührerscheinerwerbs in vielen Fällen unzumutbar war. ur Sicherung der Mobilitätsbedürfnisse dieses Perso- enkreises ist daher die neue Fahrerlaubnisklasse ge- chaffen worden. Sie kann von allen genutzt werden, ommt aber insbesondere älteren und gehbehinderten enschen zugute, weil sie eine Lücke zwischen dem ahrerlaubnisfreien, aber relativ langsamen motorisierten rankenfahrstuhl und dem PKW ausfüllt. Wir erreichen amit eine klare Verbesserung für behinderte Menschen nd das ist gut so! Gero Storjohann (CDU/CSU): Wir diskutieren eute einen Antrag der Regierungsfraktionen zur Ände- ung der Fahrerlaubnisverordnung. Vordergründig geht s hierbei um Erleichterungen für in erster Linie gehbe- inderte Menschen. Diesen soll ermöglicht werden, zur berwindung ihrer Gehbeschwerden bestimmte Fahr- euge ohne das Vorliegen jetzt bestehender gesetzlicher egelungen benutzen zu dürfen. Doch worum geht es im inzelnen? Zielsetzung des Gesetzesantrages in Ziffer l ist es, die ahrerlaubnis in der Weise zu ändern, dass künftig für as Führen von motorisierten Krankenfahrstühlen mit ei- er bauartbedingten Höchstgeschwindigkeit von nicht ehr als 6 Stundenkilometer – also Elektrorollstühle – ein Mindestalter mehr vorgeschrieben wird. Diesem nliegen geben wir von der CDU/CSU-Fraktion in vol- em Umfang unsere Zustimmung. Darüber hinaus aber, so Ziffer 2 des Antrages, möch- en Sie die Fahrerlaubnisklasse für den Mopedführer- chein erweitern. Bisher ist es ja so, dass von der Klas- e M nur zweirädrige Leichtkrafträder erfasst werden. etzt wollen die Antragsteller die Bundesregierung prü- en lassen, ob die Fahrerlaubnisklasse M dahin gehend rweitert werden kann, dass sie auch zum Führen von reirädrigen Kraftfahrzeugen mit einer Höchstgeschwin- igkeit von 45 Stundenkilometern berechtigt. Als wür- en Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von den egierungsfraktionen, ahnen, dass Sie sich mit dieser orderung auf sehr dünnem Eis bewegen, stellen Sie uch sofort einen Alternativantrag. Sollte Ihrem Wunsch icht entsprochen werden, so wollen Sie für besagte reirädrige Leichtkrafträder eine ganz neue Fahrerlaub- isklasse geschaffen wissen. Diese soll, wenn es nach hren Vorstellungen geht, hinsichtlich der Ausbildung nd Prüfungsanforderungen unter denen der Klasse B iegen. Warum das alles? Wenn ich mir in Ihrem Gesetzesan- rag die Begründung zu Ziffer 2 durchlese, so erkenne ch auf den ersten Blick ein durchaus erstrebenswertes iel. Dort heißt es wörtlich – ich zitiere: „Dreirädrige leinkrafträder sind im Straßenverkehr relativ selten an- utreffen. Sie entsprechen im Wesentlichen den Interes- en Gehbehinderter und älterer Menschen, die sich im traßenverkehr auf Grund von Gleichgewichtsproble- en eher unsicher fühlen. Für diese Personengruppe ist in leichtmotorisiertes Dreirad stand- und fahrsicherer ls ein entsprechendes Zweirad und unterstützt sie dabei, m Straßenverkehr mobil zu bleiben“. Weiter heißt es ann: „Für die Mobilitätserfordernisse insbesondere 5446 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 63. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 25. September 2003 (A) ) (B) ) dieses Personenkreises soll daher eine neue Fahrerlaub- nisklasse geschaffen werden“. Beim näheren Hinsehen kommen mir dann aber doch erhebliche Bedenken. Behinderten Personen können doch schon heute im Wege von Einzelausnahmen Er- leichterungen beim Erwerb der Fahrerlaubnis gewährt werden. Keine Behörde würde doch bei Vorliegen ent- sprechender Voraussetzungen einem behinderten Mit- bürger diese Ausnahmegenehmigung verweigern. Aus fachlicher Sicht besteht also überhaupt keine Notwen- digkeit für eine Änderung der jetzt bestehenden Rechts- lage. Bereits im Ausschuss haben wir von der CDU/ CSU-Fraktion den von Ihnen angestrebten Prüfungsauf- trag an die Bundesregierung deswegen bereits abgelehnt. An unserer Haltung in dieser Frage hat sich bis heute auch nichts geändert. Das angesprochene Problem kann – wie bisher auch – über Einzelerlaubnisse gelöst werden. Offensichtlich be- zwecken Sie mit Ihrem Gesetzesantrag aber noch etwas ganz anderes. Ich werde den Eindruck nicht los, dass hier auf Schleichwegen versucht werden soll, so genann- ten „Fun-Fahrzeugen“, also „Spaßmobilen“, das Tor für einfachere Fahrerlaubnisklassen zu öffnen. Auch Ihnen dürfte ja durchaus bekannt sein, dass es derzeit einen großen Trend zur Entwicklung von solchen Exotenfahrzeugen gibt. Skateboards mit Motorantrieb, kleine dreirädrige Fahrzeuge mit Benzinmotorantrieb so- wie neuartige Luftkissenfahrzeuge gehören dazu. Diese Fahrzeuge würden der von Ihnen angestrebten neuen Fahrerlaubnisklasse dann ebenfalls unterfallen. Ich kann nur davor warnen, die Anforderungen an den Betrieb solcher Fahrzeuge – wie von Ihnen beabsichtigt – herun- terzuschrauben. Diese „Spaßmobile“ werden doch in erster Linie von jungen Leuten verwendet, die wenig Er- fahrung im Straßenverkehr besitzen. Es besteht die Ge- fahr, dass die jungen Menschen ganz schnell eine Fahr- erlaubnis für die „Fun-Fahrzeuge“ erwerben könnten. Was wäre die Folge? Junge Leute würden sich ver- stärkt auf öffentlichen Straßen „austoben“ und eine Ge- fahr für andere Verkehrsteilnehmer darstellen. Der Ver- kehrssicherheit ist damit sicherlich wenig gedient. Deswegen ist die Ziffer 2 Ihres Antrages aus Sicht der CDU/CSU-Fraktion als äußerst problematisch zu bewer- ten. Da allerdings die behinderten und älteren Menschen bei diesem Antrag im Vordergrund stehen, wird die CDU/CSU sich bei der Abstimmung der Stimme enthal- ten. Klaus Hofbauer (CDU/CSU): Der vorliegende Än- derungsentwurf des Straßenverkehrsgesetzes ist der rich- tige Weg, den Kommunen die entscheidenden Gestal- tungsmöglichkeiten bei den Parkgebühren zu geben. Damit wird nicht nur die kommunale Selbstverwaltung gestärkt, sondern auch ein Schritt hin zu Bürokratieab- bau und zur Flexibilisierung der Verwaltung unternom- men. Die Änderungen dieser Regelung im Straßenver- kehrsgesetz waren überfällig. Wir müssen uns im Klaren sein, dass in vielen Städten und Gemeinden ein zeitlich b f d t c m l d b k D n z E c h k z n a m V d l l r G l d t d K l b r i G G i K d Z m f v a n g f h G a E K S (C (D egrenztes Freiparken bereits praktiziert wird. Gerade ür kleine und mittlere Städte hat diese Möglichkeit für ie Innenstadtbelebung eine außerordentliche Bedeu- ung. In vielen Kommunen wird das Angebot an öffentli- hen Verkehrsmitteln nicht im nötigen Maße angenom- en. Zahlreiche Einwohner und Besucher nutzen daher ieber den PKW, um in die Innenstadt zu gelangen. Wür- en in diesen Fällen grundsätzlich Parkgebühren erho- en, hätte dies zur Folge, dass die Mehrzahl der Ein- äufe vor der Stadt auf der grünen Wiese getätigt würde. ie Gebührenhoheit bei den Gemeinden steht damit icht zuletzt auch im Interesse des innerstädtischen Ein- elhandels. Gleiches gilt für die vorgesehene Möglichkeit zur inführung von Gebührenintervallen. Das grundsätzli- he Bemühen, die Innenstädte autofrei zu halten, muss eute viel differenzierter gehandhabt werden. Die ver- ehrstechnischen Voraussetzungen sind von Kommune u Kommune verschieden. Viele Innenstädte werden nur och durch einen geregelten PKW-Durchgangsverkehr m Leben gehalten. Weiterhin haben sich zahlreiche Ge- einden durch bessere Verkehrsführung und bessere erkehrsinfrastruktur auf das höhere Autoaufkommen er letzten Jahre eingestellt. Eine gezielte Innenstadtbe- ebung kann im Wesentlichen nur durch flexiblere Mög- ichkeiten zum Kurzzeitparken und durch die Verhinde- ung des flächendeckenden Langzeitparkens erfolgen. estaffelte Gebührensysteme in Anlehnung an tageszeit- iche Schwankungen geben den Kommunen die notwen- ige Handhabe. Die Regelung stärkt das kommunale Selbstverwal- ungsrecht und trägt zur Entbürokratisierung bei. Dies arf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass unsere ommunen unter einer ständig steigenden Aufgabenlast eiden und sich in einer schwerwiegenden Finanzkrise efinden. Ohne eine grundlegende kommunale Finanz- eform wird es für die Gemeinden immer schwieriger, hre Selbstverwaltungsrechte wahrzunehmen. Rot-Grün hat sich einer Reform zur Sicherung der emeindefinanzen lange verweigert. Das Einsetzen der emeindefinanzreformkommission wurde verzögert, hre Arbeitsaufträge waren zu eng und letztlich ist die ommission gescheitert. Hinzu kommt, dass die Bun- esregierung bei ihren Reformmodellen mit geschönten ahlen arbeitet. Die von Rot-Grün erwarteten Einnah- ezuwächse durch die vorgesehene Gewerbesteuerre- orm sind nach Berechnungen der kommunalen Spitzen- erbände um bis zu 1,5 Milliarden Euro zu hoch ngesetzt. Die Bundesregierung verspricht den Kommu- en schon seit Jahren millardenschwere Entlastungen, ehalten wurde noch nichts. Die Union hat hingegen ein klares kommunales So- orthilfeprogramm vorgelegt. Eine Rücknahme der Er- öhung der Gewerbesteuerumlage und die Erhöhung des emeindeanteils am Aufkommen an der Umsatzsteuer uf 3 Prozent würden den Kommunen 3,4 Milliarden uro Sofortentlastung bringen. Die Überlassung der Parkgebührengestaltung an die ommunen ist zu begrüßen. Damit wird das kommunale elbstverwaltungsrecht gestärkt. Die Kommunen kön- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 63. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 25. September 2003 5447 (A) ) (B) ) nen ihre Selbstverwaltung jedoch nur umfassend wahr- nehmen, wenn sie finanziell auf sicherem Boden stehen. Dies ist die Bundesregierung unseren Städten und Ge- meinden bis heute schuldig geblieben. Peter Hettlich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Mit dem ersten Teil des Antrags der Koalitionsfraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen zur Ergänzung der Fahrerlaubnisverordnung wird an dieser eine dringend notwendige und zeitgemäße Korrektur im Hinblick auf die Benutzung von motorisierten Krankenfahrstühlen mit einer bauartbedingten Höchstgeschwindigkeit von nicht mehr als 6 km/h vorgenommen. Bislang war es behinderten Kindern grundsätzlich verboten, einen derartigen Rollstuhl selbstständig zu führen, solange sie noch nicht das 15. Lebensjahr vollen- det hatten. Eine Vielzahl von Sonder- und Ausnahmege- nehmigungen in einigen Bundesländern führte zu einer nicht unerheblichen Rechtsunsicherheit, die die ohnehin schon schwierigen Lebensumstände von behinderten Kindern und Jugendlichen und deren Eltern unnötig be- lasten. Daher ist es konsequent und folgerichtig, die Fahrerlaubnisverordnung an dieser Stelle entsprechend zu korrigieren, besser gesagt zu ergänzen. Dabei gilt es eine Abwägung zwischen einer eventuel- len Gefährdung des öffentlichen Straßenverkehrsraums und dem Anspruch auf eine möglichst weitgehende Parti- zipation junger Behinderter am gesellschaftlichen und sozialen Leben vorzunehmen. Dabei wird deutlich, dass das Gefährdungspotenzial als gering und vernachlässig- bar angesehen werden und keinen Grund darstellen kann, behinderten Kindern und Jugendlichen die Teil- nahme am Straßenverkehr weiterhin zu verweigern. Bündnis 90/Die Grünen unterstützen daher ausdrück- lich den Antrag der Koalitionsfraktionen, den § 10 Abs. 3 der Fahrerlaubnisverordnung um eine entsprechende bundesweit geltende Ausnahmegenehmigung zu ergän- zen, die eine gänzliche Aufhebung der bisherigen Min- destalterregelung vorsieht. Ich bin mir sicher, dass uns an dieser Stelle auch die Kolleginnen und Kollegen von CDU/CSU und FDP unterstützen werden. Die Erweiterung der Fahrerlaubnis der Klasse M auf dreirädrige Leichtkrafträder, die bisher nur zum Führen von Mopeds, das heißt von zweirädrigen Leichtkraft- rädern mit einer Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h, berechtigt, halte ich persönlich ebenfalls für längst über- fällig und im Sinne eines allseitigen Wunsches nach Bü- rokratieabbau auch für geboten. Eine mögliche Argu- mentationslinie gegen die Erweiterung der Klasse M, die auf ein größeres Gefährdungspotenzial von dreirädrigen Leichtkrafträdern abzielt, halte ich für wenig stichhaltig. Wir sollten berücksichtigen, dass der technologische Fortschritt der letzten Jahre dazu geführt hat, dass heute gebaute dreirädrige Leichtkrafträder leichter sind als zum Beispiel ein vor 20 Jahren gebautes Moped und da- mit auch eine geringere kinetische Energie, das heißt eine geringere Aufprallenergie, haben. Daher ist ihr Ge- fährdungspotenzial für den öffentlichen Straßenverkehr als eher gering anzusehen, wobei der höhere Schutz der F p t d p E D s g d z f s w z S P e d d n s r d u S e s v s m b z b K d r w v A s k n h a z m b M z T b V (C (D ahrerin bzw. des Fahrers hingegen als deutlicher Plus- unkt angesehen werden muss. Es gibt eine große Anzahl von gehbehinderten und äl- eren Menschen, aber auch Jugendlichen, denen wir mit ieser einfach zu erwerbenden und vor allen Dingen reiswerten Fahrerlaubnis neue Möglichkeiten für die rfüllung ihrer Mobilitätswünsche ermöglichen können. er Führerschein B als nächsthöhere Fahrerlaubnisstufe tellt nach meiner Ansicht für viele Betroffene eine zu roße und unnötige Hürde dar. Somit könnte es uns mit ieser unkomplizierten Regelung gelingen, die Lücke wischen den langsamen fahrerlaubnisfreien Kranken- ahrstühlen und dem Pkw sinnvoll auszufüllen. Es sei an dieser Stelle auf die aus bündnisgrüner Sicht ehr reizvolle und unterstützenswerte Perspektive hinge- iesen, dass es in diesem Fahrzeugsegment eine Viel- ahl von umweltfreundlichen Fahrzeugen mit Elektro-, olar- oder Kombinationsantrieben – Pedal/Solar oder edal/Elektro – gibt, sodass zum Beispiel Jugendlichen in Einstieg in eine ökologische, innovative und mo- erne Fahrzeugtechnologie ermöglicht würde. Außer- em reizen diese Fahrzeuge aufgrund ihrer Technologie icht dazu, durch „Frisieren“ ein Höchstmaß an Ge- chwindigkeit zu erzielen. Auch das wäre als ein weite- er Beitrag zur Sicherheit im Straßenverkehr anzusehen. Ich wünsche mir zu guter Letzt, dass die Überprüfung es zweiten Teils unseres Antrages zu einer einfachen nd unkomplizierten Regelung führen wird, die uns die chaffung einer neuen Fahrzeugklasse erspart. Wenn wir s mit dem Bürokratieabbau wirklich ernst meinen, dann ollten wir uns auch bei der Fahrerlaubnisverordnung on diesem Gedanken leiten lassen. Horst Friedrich (Bayreuth) (FDP): Im Gegensatz zu onstigen verkehrspolitischen Entscheidungen scheinen eine Kolleginnen und Kollegen der Koalitionsparteien ei der vorliegenden Initiative endlich einmal Vernunft u zeigen. Durch die Änderung bezüglich der Aufhe- ung des Mindestalters für das Führen von motorisierten rankenfahrstühlen wird nicht nur die Mobilität behin- erter Kinder erleichtert, sondern auch ihre Diskriminie- ung beendet. Außerdem fällt eine Rechtsverordnung eg, die schon längst abgeschafft sein sollte. Abgesehen on dem sozialen und familienpolitischen Aspekt dieses ntrags, könnte man schon fast von einer entbürokrati- ierenden Maßnahme sprechen. Ich wünschte, solche lugen Einfälle würden Sie öfter haben. Das Gleiche gilt für die Erweiterung der Fahrerlaub- is der Klasse M für dreirädrige Leichtkrafträder. Auch ier wird den Bürgerinnen und Bürgern ein höheres Maß n Mobilität garantiert. Es kann nicht sein, dass die Nut- erinnen und Nutzer dreirädriger Leichtkrafträder mit ehr bürokratischen Hürden und Kosten zu kämpfen ha- en als Mopedfahrer. Erstere sind überwiegend ältere enschen mit Behinderungen, die bisher einen Fahr- eugschein Klasse B vorweisen müssen. Angesichts der atsache, dass Fahrradfahrer, Inline-Skater oder Skate- oarder höhere Geschwindigkeiten erreichen, ist diese erordnung geradezu lachhaft. 5448 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 63. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 25. September 2003 (A) ) (B) ) Eine sinnvolle Begleitmaßnahme – das gilt übrigens für alle Führerscheinklassen – wäre die Verbesserung der Fahrlehrerausbildung sowie eine früher ansetzende Ver- kehrserziehung. Zu dem zweiten Teil des heutigen Tagesordnungs- punktes 12 kann ich die Fraktionen der Regierungskoali- tion nur auffordern, auch hier von ihrer sonstigen Linie der bürokratischen Vollerfassung des menschlichen Le- bens Abstand zu nehmen und die Initiative der Länder zu unterstützen. Es gilt, eine Regelung abzuschaffen, die nicht nur in der Praxis eine umständliche Handhabung der Parkgebühren für die Kommunen zur Folge hat, son- dern vielmehr wirtschafts- und mittelstandsfeindlich ist. Durch das Festlegen der Mindestparkgebühr und das abzurechnende Intervall von einer halben Stunde ist es den Gemeinden unmöglich, Regelungen wie die so ge- nannte „Brötchentaste“ einzuführen. Eine solche Rege- lung wäre aber eben vor dem Hintergrund sinnvoll, dass Einzelhändler ohnehin einen Überlebenskampf gegen Einkaufszentren und Warenhäuser führen müssen. Hier ist es gerade für diese ein entscheidender Nachteil, dass der Kunde nicht nur schwer einen Parkplatz in der Nähe des Ladens findet, nein, er muss auch noch für den Kauf seiner Brötchen Parkgebühren für eine halbe Stunde ent- richten. Ferner verwaisen unsere Innenstädte in den letz- ten Jahren ohnehin zusehends und wir sollten eine solch einfache Möglichkeit, die Konsum- und Wohnbedingun- gen in Städten zu verbessern, nicht ungenutzt lassen. Zu guter Letzt habe ich den Eindruck, dass diese Re- gelung gegen den Grundsatz der Subsidiarität verstößt. Nur die Kommunen selbst können sinnvoll entscheiden, wo und in welcher Höhe ab wann Parkgebühren erhoben werden sollten. Denn nur sie können sich mit ihrem Wis- sen um die genaue Situation vor Ort den einzelnen Be- dürfnisse anpassen. Darum kann ich nur allen Mitgliedern des Hauses empfehlen, sich nicht gegen die Streichung der disku- tierten Regelung zu stellen. Iris Gleicke, Parl. Staatssekretärin beim Bundes- minister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen: Im Ent- schließungsantrag auf Drucksache 15/1093 wird die Bundesregierung aufgefordert, zum Führen von Elektro- rollstühlen bis 6 km/h künftig kein Mindestalter mehr vorzuschreiben sowie zu prüfen, ob mit einer Fahrer- laubnis der Klasse M – Moped – künftig auch dreiräd- rige Fahrzeuge bis 45 km/h gefahren werden können oder ob eine neue Fahrerlaubnisklasse für diese Fahr- zeuge geschaffen werden soll. Der erste Punkt zielt auf die Abschaffung des Min- destalters für das Führen von langsamen Elektrorollstüh- len im Straßenverkehr, um die Mobilität gehbehinderter Kinder zu fördern. Hintergrund ist eine entsprechende Anfrage der Bundesarbeitsgemeinschaft Hilfe für Behin- derte beim BMVBW. Bislang beträgt das Mindestalter 15 Jahre; jedoch werden in der Praxis schon heute sei- tens der zuständigen Länderbehörden Einzelausnahmen auf Antrag erteilt. Dies ist natürlich mit Verwaltungsauf- wand und Kosten für alle Beteiligten verbunden. Wir ha- ben daher die Frage, ob eine generelle Abschaffung des Mindestalters für das Führen von langsam fahrenden E V L n f M d d n s l z E v „ l z f K s e r d d P K B z f z R d s e L d n s r k A b t r e d a F d e u „ A s z e r e c o (C (D lektrorollstühlen im öffentlichen Straßenverkehr aus erkehrssicherheitsgründen zu vertreten ist, mit den ändern im Bund/Länder-Fachausschuss „Fahrerlaub- iswesen“ diskutiert. Das Ergebnis ist eindeutig und er- reulich. Es wird nicht mehr für notwendig erachtet, eine indestaltersvorschrift von 15 Jahren in § 10 FeV für erartige Fallgestaltungen vorzusehen; § 10 FeV wird aher von uns entsprechend geändert. Allerdings gibt es och Detailfragen, insbesondere zur genauen techni- chen Definition. Die Erfahrungen mit Krankenfahrstüh- en, die in Wirklichkeit „kleine“ PKW waren, haben ge- eigt, dass man hier sehr sorgfältig arbeiten muss. Im rgebnis kann aber dem Entschließungsantrag hierzu oll und ganz zugestimmt werden. Der zweite Punkt ist dagegen nicht so leicht. Eine einfache“ Ausdehnung der Berechtigung der Fahrer- aubnis der Klasse M – Moped – auf dreirädrige Fahr- euge bis 45 km/h scheidet aus; denn die Klasse M um- asst – übrigens schon immer – nur zweirädrige raftfahrzeuge. Ausbildungs- und Prüfungsvorschriften ind also auf zweirädrige Fahrzeuge zugeschnitten, die in gänzlich anderes Fahrverhalten als drei- bzw. vier- ädrige Kraftfahrzeuge haben. Den Gehbehinderten, auf ie der Antrag zielt, wäre mit einer bloßen Ausweitung er Klasse M also nicht geholfen, da Ausbildung und rüfung weiterhin auf dem zweirädrigen Fahrzeug der lasse M erfolgen würden. Auch die Länder, die im undesrat einer entsprechenden Verordnungsänderung ustimmen müssten, haben sich bereits gegen eine „ein- ache“ Ausdehnung der Klasse M auf dreirädrige Fahr- euge ausgesprochen. Auch eine Einbeziehung unter die egelungen zu „Krankenfahrstühlen“ scheidet aus, da iese unter anderem Elektroantrieb brauchen und nicht chneller als 15 km/h sein dürfen. Nach derzeitiger Rechtslage ist also grundsätzlich ine Fahrerlaubnis der Klasse B – PKW – für dreirädrige eicht-KfZ zu fordern. Dies hat sich für die Zielgruppe er behinderten Personen in der Praxis bislang auch icht als problematisch erwiesen; denn ihnen werden chon heute im Wege von Einzelausnahmen Erleichte- ungen beim Erwerb der Fahrerlaubnis gewährt bzw. sie önnen eine „maßgeschneiderte Fahrerlaubnis“ erhalten. uch Beschwerden von Behinderten sind hier noch nicht ekannt geworden. Es geht also insbesondere um die In- eressen der Hersteller und darum, durch möglichst nied- ige Fahrerlaubnisanforderungen ihre Absatzchancen zu rhöhen. Da die Fahrzeuge, die hierzu umgebaut wer- en, vor allem aus Italien und Frankreich stammen, wird llerdings die deutsche Automobilindustrie, die spezielle ahrzeugumrüstungen für Behinderte anbietet, zumin- est nicht gefördert. Ich bin auch deshalb so kritisch, weil es mittlerweile inen Trend zur Entwicklung von „Exotenfahrzeugen“ nd „Spaßmobilen“ gibt. Auf viele diese Fahrzeuge passt“ keine der derzeitigen Fahrerlaubnisklassen. uch EG-Vorgaben fehlen, sodass sich künftig die Frage tellt, ob wir für jedes auf dem Markt angebotene Fahr- eug, das eine Straßenzulassung besitzt, eine neue Fahr- rlaubnisklasse entwickeln und eine weitere Zersplitte- ung der Klassen fördern wollen. Hier ist der Weg über ine Einzelfallbetrachtung gegebenenfalls mit entspre- henden Ausnahmen bei Härtefällen meines Erachtens ft der bessere. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 63. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 25. September 2003 5449 (A) ) (B) ) Im Ergebnis schlagen wir eine Einbeziehung von dreirädrigen Leicht-Kfz in eine noch zu schaffende, neue Fahrerlaubnisklasse für vierrädrige Leicht-Kfz – so ge- nannte Micro-Cars, vor. Diese neue Klasse soll bzw. muss geschaffen werden, weil die Europäische Kommis- sion zu vierrädrigen Leicht-Kfz ein Vertragsverletzungs- verfahren eingeleitet hat. Im Kern geht es dabei um die Frage, ob das Erfordernis der Fahrerlaubnis der Klasse B – PKW – zum Führen von vierrädrigen Leichtkraftfahr- zeugen ein Handelshemmnis darstellt. Wenn man hier Lösungen gegebenenfalls im Kompromisswege sucht, muss eines immer beachtet werden: die Verkehrssicher- heit. Die Arbeiten für diese neue Klasse haben bereits begonnen. Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Vertretern von TÜV, DEKRA, Fahrlehrerverband und BMVBW, hat die Arbeiten aufgenommen, um angemessene Prü- fungs- und Ausbildungsanforderungen für eine neue Fahrerlaubnisklasse für drei- und vierrädrige Kraftfahr- zeuge bis 45 km/h möglichst bald zu schaffen. Lassen Sie mich damit abschließend zu Buchstabe b dieses Tagesordnungspunktes kommen: der ersten Bera- tung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Straßenverkehrsgesetzes. Der Gesetzentwurf des Bundesrates auf Bundestags- drucksache 15/1496 sieht im Wesentlichen eine Ände- rung des § 6 a Abs. 6 des Straßenverkehrsgesetzes vor. Derzeit ist hier noch eine Mindestparkgebühr von 0,05 Euro je angefangene halbe Stunde für Parkschein- automaten oder Parkuhren festgelegt. Künftig soll die Erhebung der Parkgebühren in die freie Disposition des Gebührengläubigers gestellt werden. Dies sind weit überwiegend die Kommunen. Damit wäre künftig auch die Zulassung eines kostenfreien Parkens in einem vor Ort festzulegenden Zeitabschnitt möglich. Die Gebühren könnten pro Zeitintervall schrittweise unterschiedlich gestaltet werden. Es könnten auch kürzere Taktzeiten als eine halbe Stunde vorgegeben werden und die Gebühren könnten je nach Parkdruck gestaffelt werden. Sie können die Bewertung des Gesetzentwurfes durch die Bundesregierung ebenfalls der Bundestagsdrucksa- che 15/1496 entnehmen. Dieser grundsätzlich positiven Stellungnahme schließe ich mich ausdrücklich an. Ange- sichts der von der CDU/CSU-Fraktion am 11. September veröffentlichten Pressemeldung mit einer ebenfalls posi- tiven Stellungnahme zu dieser Gesetzesänderung dürfen wir einer sehr harmonischen Beratung im federführend zuständigen Ausschuss für Verkehr, Bau- und Woh- nungswesen entgegensehen. Anlage 8 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung über die Anträge: – Deutschen Schiffbau aus der Schlechtwet- terlage in sicheres Fahrwasser leiten – Sicherung von Standort und Know-how des deutschen Schiffbaus (Tagesordnungspunkt 13 und Zusatztagesord- nungspunkt 5) Johannes Kahrs (SPD): Der Antrag der CDU blen- det in seiner Betrachtung ein wichtiges Standbein des D M A d t d a n s g b b h k S d d M M d i d s i s w g M s s B d g i t i F b n d z s t g M v t H B d W b (C (D eutschen Schiffbaus völlig aus. Als stellvertretendes itglied im Verteidigungsausschuss und als Hamburger bgeordneter ist es mir daher ein wichtiges Anliegen, an ieser Stelle auch einmal den Marineschiffbau zu thema- isieren. Bei einem Jahresumsatz der deutschen Schiffbauin- ustrie von etwa 8 Milliarden Euro entfallen 76 Prozent uf den Handelsschiffbau und 23 Prozent auf den Mari- eschiffbau. Das ist eine enorme Summe, hinter der ent- prechende Ingenieurs- und Fertigungskapazitäten lie- en, die man nicht einfach unterschlagen darf. Maßgebliches Kennzeichen für den deutschen Schiff- au ist die Integration von Handels- und Marineschiff- au. Der militärische Schiffbau hat hier für den Erhalt och qualifizierter Ingenieurskapazitäten sowie für die ontinuierliche Auslastung und die Rentabilität des chiffbaus insgesamt große Bedeutung. Um dies zu ver- eutlichen: Im Jahre 2002 waren rund ein Fünftel der eutschen Schiffbauer im Bau oder in der Reparatur von arineschiffen tätig gewesen. Allerdings – und nun komme ich zur Kehrseite der edaille – auch der Marineschiffbau kommt in Be- rängnis. Die Aufträge für die deutsche Marine konnten n den vergangenen Jahren nur teilweise die Auslastung er vorhandenen Marineschiffbau-Kapazitäten sicher- tellen. Wenn wir uns aber politisch einig sind, dass wir auch n der Bundesrepublik eine eigenständige wehrtechni- che Industrie mit bestimmten Kernfähigkeiten halten ollen, dann müssen wir auch hierfür die Voraussetzun- en schaffen. Und wir haben in Deutschland gerade im arineschiffbau Kenntnisse, die es in jedem Falle wert ind erhalten zu bleiben. Häufig und zu Recht genannt ei hier stellvertretend der U-Boot-Bau, aber auch im ereich der Fregatten und Korvetten setzt unsere noch eutsche Marineindustrie überragende Ingenieurleistun- en um. Der Erhalt dieser Kernfähigkeiten, insbesondere der ngenieurtechnischen Kapazitäten, erfordert aber aus be- riebswirtschaftlichen Gründen eine möglichst kontinu- erliche Auslastung. Diese kann aber bei planmäßiger ortführung der Vorhaben für die deutsche Marine und ei der Erfüllung der bestehenden Exporterwartungen ur noch bis etwa 2006 als gesichert angesehen werden. Gleichzeitig muss man wissen, dass eine Verlagerung er Ingenieurkapazitäten auf technologisch hochwertige ivile Schiffe nicht möglich ist. Wenn wir es aber nicht chaffen, diese hochqualifizierten Ingenieure auszulas- en, geht das Know-how mittelfristig verloren. Im Er- ebnis sind somit die Kernfähigkeiten der deutschen arinewerften auf absehbare Zeit gefährdet. Und ich möchte an dieser Stelle einen anderen weit erbreiteten Irrtum aufklären. Die angeführte Problema- ik trifft nicht nur die Küstenländer wie Schleswig- olstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, remen und Hamburg. Nein – 22 Prozent der Zulieferin- ustrie des deutschen Schiffbaus liegen in Baden- ürttemberg und 15 Prozent in Bayern. Damit nehmen eide Länder eine Spitzenstellung ein. 5450 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 63. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 25. September 2003 (A) ) (B) ) Wenn ich jetzt den Blick auf den derzeit bevorstehen- den Verkauf von HDW richte, tun sich an dieser Stelle auf lange Sicht weitaus größere Probleme auf. Hier droht tatsächlich der Ausverkauf deutscher Spitzentechnologie und ich möchte an dieser Stelle einige Anmerkungen zu einer möglichen Lösung sagen – wie sie sich in Ansätzen auch in unserem Antrag wiederfindet. Eher kurz- als mittelfristig muß sich auch die deut- sche Marineindustrie konsolidieren, will sie auf einem immer härter werdenden internationalen Markt weiterhin bestehen können. Der Verkauf von HDW eröffnet jetzt die Möglichkeit, einen starken Deutschen Marinewerftenverbund ins Le- ben zu rufen. Wenn man sich auf dem Markt umsieht, kommt für eine Führungsrolle meiner Ansicht nach nur die Thys- sen-Krupp AG in Frage. Aber mit welcher Perspektive sollte sich die Thyssen-Krupp AG mit mehr als 50 Pro- zent oder gar 100 Prozent bei HDW engagieren? Doch nur dann, wenn eine entsprechende Auftragslage eine wirtschaftliche Auslastung verspricht. Und diese Auslas- tung wird nicht nur durch Exporte zu realisieren sein. Hier haben wir als Politiker über die Gestaltungsmög- lichkeiten des Titels Schiffbau im Verteidigungshaushalt eine maßgebliche Verantwortung der wir uns bewusst sein müssen und die in diesem Zusammenhang nicht un- ter den Tisch gekehrt werden darf. Eine solche nationale Werftenkonsolidierung ist auch zwingende Voraussetzung für mögliche weitere Schritte. An erster Stelle wäre hier eine europäische Lösung nach dem erfolgreichen Vorbild der EADS vorstellbar. Aller- dings – und das möchte ich hier einschränkend zu Proto- koll geben – würde ich mir hier eine Zusammenarbeit von gleichberechtigten, frei am Markt operierenden Un- ternehmen wünschen. Einen Eingriff durch ausländische staatlich kontrollierte Konzerne in unsere eigenen Struk- turen sollten wir durchaus selbstbewusst ablehnen. Nur so ist eine faire, gleichberechtigte Partnerschaft und Ko- operation möglich. Einer anderen möglichen Option sollte man sich ebenfalls nicht verschließen – es wäre dies eine transat- lantische Kooperation. Bei all diesen Überlegungen dür- fen wir aber nicht aus den Augen verlieren, dass Grund- lage für solche Szenarien ein gestärkter deutscher Marinewerftenverbund ist. Bei allen denkbaren Formen der Kooperation müssen wir aber Rahmenbedingungen schaffen, in denen ein deutscher Partner stets gleichberechtigt ist. Nur dann werden eine europäische und/oder die transatlantische Lösung zu einem Erfolg führen. Egal von wie vielen Säulen ein solches Haus getragen würde – wäre eine Säule schwächer als andere, liefe das Haus schnell Ge- fahr in Schieflage zu geraten. Der vorgelegte Antrag ist unserer Ansicht nach gut geeignet, solche Schieflagen zu vermeiden. Es kann aber nur ein Anfang sein und es ist an uns, die Umsetzung kritisch und fördernd zugleich zu begleiten. a e a 5 r d S d d E a w s in f N b u S b f v g d w W R w d N s W A p m l a b S g h m B l m M b n i (C (D Dr. Margrit Wetzel (SPD): Zweifellos macht die siatische Konkurrenz der deutschen und der gesamten uropäischen Schiffbauindustrie schwer zu schaffen. Mit nhaltenden Dumpingpreisen hält Korea bis jetzt bereits 5 Prozent der Schiffsneubauaufträge 2003. Finanzie- ungs- und Planungskosten fließen nach wie vor nicht in ie Kalkulation koreanischer Werften ein. Trotz einer taatsverschuldung von 40 Prozent des BIP interveniert ie koreanische Notenbank am Devisenmarkt. Japan bleibt offenbar unnachahmlich in der Stärkung er eigenen Industrie durch die inländische Wirtschaft. s hält seine Stellung am Weltschiffbaumarkt zur Hälfte llein durch die intensive Inlandsnachfrage. Aktuell urden auch dort Wechselkursmanipulationen festge- tellt. China agiert konkurrenzlos im Einfachschiffbau, ist zwischen weltweit die Nummer eins in der Schiffs- inanzierung und verdrängt europäische Banken mit iedrigzinsen bei internationalen Großkrediten. Riesige moderne Werften, billige Arbeitskräfte, ver- esserte Infrastruktur, ständig steigende Produktivität nd immer höhere Qualität der Produkte: Das ist das pektrum, gegenüber dem sich die deutschen Werften ehaupten müssen. Auch deutsche Schiffsfinanzierer sehen sich auf Er- olgskurs, sie erwarten für 2003 ein Rekordjahr: Steuer- orteile, gute Renditen und die Klarheit bei der Tonna- esteuer locken Kapitalanleger; die Charterraten steigen eutlich, die Häfen verbuchen erkleckliche Umsatzzu- ächse. Der Bedarf an neuen Schiffen ist vorhanden. ürden bei uns – wie Japaner in Japan – die deutschen eeder ihre Schiffe in Deutschland bestellen, so hätten ir statt magerer 1,8 Prozent schon satte 25 Prozent der iesjährigen Neubauaufträge erhalten. 90 Prozent der eubauaufträge 2003 füllen die Auftragsbücher asiati- cher Werften! Deutsche Eigner betreiben 24 Prozent der elthandelsflotte, sie platzieren ihre Aufträge klar in sien. Umso schlimmer ist es, dass in deutschen wie in euro- äischen Werften immer wieder Leute entlassen werden üssen. Schiffbauliches Know-how geht uns damit ver- oren und die betroffenen Arbeitnehmer sind arbeitslos n einem weltweit boomenden Markt! Das ist schon eine esondere Schizophrenie! Aber: die Industrie jammert nicht, sie ist sich ihrer tärken bewusst und blickt mutig nach vorn. Und dafür ebührt allen Beteiligten größter Respekt. In wirklich hervorragender Zusammenarbeit, mit ho- em Verantwortungsbewusstsein und großer Kompro- issbereitschaft zwischen Industrie, Gewerkschaften, etriebsräten und Behörden wird der notwendige Stel- enabbau so sozial verträglich wie möglich vorgenom- en, ist oft mit Weiterqualifizierungsmaßnahmen für itarbeiter verbunden, damit diese fit für andere Ar- eitsverhältnisse sind. Apropos „andere Arbeitsverhältnisse“: Wir könnten och etliche zukunftsfähige maritime Industriebereiche m Zusammenwirken von Politik und Unternehmergeist Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 63. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 25. September 2003 5451 (A) ) (B) ) erschließen. Neben den vielfältigen nichtschiffbaulichen maritimen Technologien, für die die Offshoretechnik nur ein Beispiel ist, scheinen mir auch die Pilotprojekte der Unterwasser-Kraftwerke in Norwegen und Großbritan- nien hoch interessant zu sein. Der europäische Schiffbauverband CESA will mit dem Konzept Leader Ship 2015 die führende Rolle euro- päischer Werften für den komplexen Handelsschiffbau, für Spezialschiffe, Kreuzfahrtschiffe und Luxusjachten ausbauen. Dabei haben die technologische Kompetenz und das Beherrschen komplexester Systeme, das viele deutsche Werften mit unterschiedlichsten Fähigkeiten auszeichnet, eine faire Chance auf Marktführerschaft. Unsere Stärken sind die mittelständische Struktur, die Vielseitigkeit und der Mix der Werften, die hohe Qualität ihrer Produkte, die weltweit Standards setzt, wenn wir nur an die virtuelle Entwicklung und Fertigung denken, an die Doppelhülle, die Weltmarktführerschaft bei Pro- duktentankern, deren Nachfrage aufgrund neuer Sicher- heitsbestimmungen deutlich gestiegen ist. Daneben verlangt das Konzept aber auch, wieder Fuß zu fassen beim Bau von Standardschiffen in Serienferti- gung: Nur damit können die Beschäftigungseffekte deut- lich erhöht werden. Potenzielle Auftraggeber sind reich- lich vorhanden. Neben den Großcontainerschiffen, die wir Korea kaum mehr abnehmen können, müssen zahl- reiche Feederschiffe gebaut werden. Ein Feederschiff trägt heute durchaus schon bis zu 4 000 TEU – ein loh- nendes Geschäft, wenn wir es denn einwerben können. Diese Initiative findet unsere volle Unterstützung. Aber das reicht nicht: Die Platzierung der Aufträge in Europa folgt deutlich dem Beihilferegime, der Nothilfe gegenüber dem asiatischen Dumping. Das Schiffbau-Re- kordjahr 2000 hat die Auslastung der Werften bis jetzt einigermaßen gesichert. Die Fortsetzung der Beihilfen ist befristet, zunächst bis März 2004, weil man bis dahin das Ergebnis der WTO-Klage erwartet hatte. Um Auf- träge tatsächlich akquirieren zu können, die den Werften immerhin noch bis ins Jahr 2007 hinein Auslastung brin- gen könnten, müssen die 6 Prozent Schiffbaubeihilfen aber auch gewährt werden. Wer den Markt beobachtet, weiss, dass die Nachfrage gerade jetzt boomt, dass die Aufträge in den kommenden Monaten platziert werden: Ich appelliere in aller Deutlichkeit und mit großem Nachdruck an unsere Haushaltspolitiker, den deutschen Werften die notwendige Unterstützung nicht zu versagen und zu überprüfen, ob die im Haushalt vorgesehenen Mittel ausreichen, die anstehenden Aufträge zu bedie- nen. Wenn unsere Werften jetzt nicht zugreifen können, gehen die Aufträge nach Asien oder an die europäischen Wettbewerber! Wir müssen deshalb auch dafür sorgen, dass die Schutzmaßnahmen gegen Preisdumping bis zum Ende des WTO-Streitbeilegungsverfahrens gegen Südkorea beibehalten werden und auch keiner „Subventionsabbau- kommission“ zum Opfer fallen. Die Schiffbaubeihilfen sind keine Subventionen, sondern befristete Schutzmaß- nahmen und Nothilfe zum Überleben asiatischer Kampf- preise. Mit der Einberufung regelmäßiger nationaler mariti- mer Konferenzen, dem Maritimen Bündnis und der Ein- s k n P o r g t u T s g m E d w w s J d d s z t O z s M m m z b u D r g D D r d d A e P s W f W s s W (C (D etzung eines maritimen Koordinators hat der Bundes- anzler wichtige Inititalzündungen gegeben für einen euen Dialog zwischen Unternehmen, Gewerkschaften, olitik und Wissenschaft, der auf breiter Basis ergebnis- rientiert arbeitet und die maritime Politik der Bundes- egierung prägt. Viele Veränderungen der politischen Rahmenbedin- ungen dienen der Schifffahrt und auch damit dem mari- imen Standort Deutschland. Forschung, Entwicklung nd der Ausbau der nichtschiffbaulichen maritimen echnologien werden unterstützt. Die maritime Wirt- chaft steht in engen Wechselbeziehungen, die sich ge- enseitig stützen und stärken. Deshalb sind die mariti- en Konferenzen auch weit mehr als die Summe ihrer inzelentscheidungen! Vergessen wir auch nicht, dass etwa ein Viertel der eutschen Schiffbauproduktion im Bereich der Marine- erften entsteht. Zu den Bemühungen um einen Marine- erftenverbund, der eine starke Stellung in der europäi- chen Marinewerftenstruktur hat, wird mein Kollege ohannes Kahrs noch Ausführungen machen. Neu ist das 60-Millionen-Euro-Programm für die pro- uktnahe Innovation, die den speziellen Bedürfnissen es Schiffbaus besser Rechnung trägt. Es ist auf die ge- amte Wertschöpfungskette „Schiff“ bezogen und soll ugleich die Strukturverbesserungen bei den Werften un- erstützen. Wir haben Haushaltsmittel eingestellt für die neue ECD-Exportkreditvereinbarung CIRR, die Unterstüt- ung langfristiger Bankkredite zu günstigen Festsatzzin- en. Daraus resultierende Verluste dürfen mit staatlichen itteln ausgeglichen werden. Die Bundesregierung hat it Nachdruck erfolgreich darauf hingewirkt, dass hem- ende bürokratische Vorschriften der EU – wie die Ein- elnotifizierung bei FuE-Projekten – abgebaut werden. Vereinbarungen über die Zulässigkeit von Landes- ürgschaften für die Schiffbaukredite – für die Werften nverzichtbar – sind unmittelbar vor dem Abschluss. as sind sichtbare, schöne politische Erfolge, die unse- en Werften ganz konkret nützen und die aus diesem en- en Miteinander des stetigen Dialogs entwickelt wurden. arauf dürfen wir stolz sein! Dafür dürfen wir auch anke sagen! Wir halten nichts davon, die Anteile der Kofinanzie- ung der Länder noch zu verändern. Wir alle wissen, ass es sich um auslaufende Stützungsmaßnahmen han- elt, die mit der Streitbeilegung vor der WTO oder dem bschluss des OECD-Abkommens, der für Ende 2005 rwartet wird, endgültig auslaufen dürften. Wenn das reisdumping ein Ende hat und Sanktionen gegen Ver- töße möglich sind, haben unsere starken deutschen erften auch wieder echte Chancen, Flaggschiffe in und ür Europa zu sein und zu bauen. Glück auf dabei! Wolfgang Börnsen (CDU/CSU): „Die europäischen erften sind in ihrer schwersten Krise seit 30 Jahren“, o die zusammenfassende Feststellung der EU-Kommis- ion zum jüngsten Bericht über die Lage des Schiffbaus. ährend der Schiffbau weltweit boomt und Jahr für Jahr 5452 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 63. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 25. September 2003 (A) ) (B) ) neue Rekorde bei den Auftragseingängen verzeichnet, stürzt der europäische Schiffbau weiter ab – auf die Hälfte innerhalb nur einen Jahres. Nur noch 5,6 Prozent der weltweiten Neubauaufträge gingen im ersten Halb- jahr 2003 nach Europa und 1,8 Prozent an die deutschen Schiffbauer, aber 53,9 Prozent nach Korea. Dabei wird weltweit jedes vierte Schiff von einem deutschen Auf- traggeber bestellt. Noch vor sieben Jahren lagen die Schiffbauer in der EU und Korea mit jeweils 21 Prozent Marktanteil gleich auf. Ursache ist die anhaltende Struk- turkrise im Schiffbau und die fehlende Planungssicher- heit bei den politischen Rahmenbedingungen, so die deutschen und europäischen Branchenvertreter. Selbst die AWES-Länder mit Lohnvorteilen wie Polen sind klare Verlierer der Entwicklung. Japan – und jetzt auch die VR China – sind die Gewinner im Jahre 2002. Auf dem Weltschiffbaumarkt geht es nicht mit fairen Mitteln zu, gibt es keine gleichen Wettbewerbschancen für alle Schiffbauer. 20 Prozent unter den Herstellungs- kosten verkauft Korea seine Schiffe, wie die EU-Kom- mission im Mai 2003 in einer Untersuchung feststellte. Bundeskanzler Schröder stellte im Mai auf der Lübecker Maritimen Konferenz fest: „Neben dem, was es ohnehin an Wettbewerbsschwierigkeiten durch internationale Dumpingpraktiken und Quersubventionierungen gege- ben hat, kommen externe Einflüsse hinzu, die nicht un- mittelbar mit diesem Wirtschaftszweig zu tun haben.“ Doch statt Perspektiven aufzuzeigen, zählte er nur die halbherzigen Maßnahmen der Vergangenheit auf; so die sechsprozentige Abwehrbeihilfe für die Schiffbauer, de- ren Finanzierung sein klammer Hans zu zwei Dritteln auf die ohnehin finanzschwachen Küstenländer abge- schoben hat. Auch zur Zukunft von HDW, der größten deutschen Werft, hat sich jetzt der Kanzler geäußert. Er befürwortet eine französische gegen eine US-Lösung bei einem mög- lichen Verkauf. Aber wäre es nicht angebracht, auch auf eine deutsche Lösung zu setzen? Denn diese Werft ist nicht nur im Handelsschiffbau tätig, sondern besitzt eine Schlüsselposition im Marineschiffbau. Hier erwarten wir ein klares Wort aus der Regierung. Erst letzte Woche forderten die Wirtschafts- und Ver- kehrsminister der fünf Küstenländer in Husum, die Las- ten gerechter zu verteilen. Auf 25 000 Schiffbauer an der Küste kommen rund 70 000 Beschäftigte bei den Zulie- ferern im Binnenland, vor allem in Bayern und Baden- Württemberg. Hier werden 80 Prozent der Wertschöp- fung eines Schiffes produziert. Die Lasten tragen die Küstenländer zum größten Teil allein. Schleswig-Hol- stein und Hamburg verweigern sich jedoch, sodass es zu einer zusätzlichen Wettbewerbsverzerrung innerhalb Deutschlands kommt. Der Verweis des Kanzlers auf die Werftenhilfe ist deshalb für die Schiffbauer in Schles- wig-Holstein und Hamburg falsch. Schleswig-Holstein schuf durch das jahrelange unsolidarische Verhalten ei- nen Präzedenzfall. Es liefert damit den Gegnern der Werftenhilfe Argumente für deren generelle Abschaf- fung. Nach dem Willen der EU-Kommission soll dies be- reits im März 2004 geschehen. Das eingeleitete Anti- d g e s Z W „ b H t b s v h w z k s h w p h „ n t E D f e I t D E b n g u G I g k s t b d f d s b W k a i w t v (C (D umpingverfahren vor der Welthandelsorganisation ge- en Korea wird jedoch frühestens im Sommer 2004 ntschieden; Sanktionen greifen noch später. Bis dahin tehen die Schiffbauer wieder im Regen. Einen „Zick- ack-Kurs“ nennt der Sprecher der Papenburger Meyer- erft die Haltung der EU-Kommission, und ergänzt: Die EU schafft es einfach nicht, verlässliche Rahmen- edingungen zu setzen. Wir reden hier nicht über ein aarshampoo für 1,99 Euro, sondern über eine Investi- ion von 400 Millionen Euro.“ Gefahr droht auch auch von anderer Seite: EU-Wett- ewerbskommissar Mario Monti will die Landesbürg- chaften bei der Schiffsfinanzierung verbieten. Der bis or kurzem zuständige Staatssekretär Dr. Axel Gerlach at sich in beispielhafter Weise für den Erhalt der be- ährten Finanzierung eingesetzt. Während seiner Amts- eit als Koordinator für die maritime Wirtschaft hat er in ooperativer Zusammenarbeit stets versucht, die deut- chen Interessen zu wahren – doch des Kanzlers Rück- alt fehlte. Fünf Jahre lang haben die Bundesregierung ie die EU nichts, rein gar nichts gegen Koreas Dum- ingpreise getan und auch bei den Bürgschaften wird nur albherzig gehandelt. Ein Seemannssprichwort lautet: Wir können den Wind nicht beeinflussen, aber wir kön- en die Segel richtig setzen.“ Die Schiffbauer versuch- en stets, die Segel richtig im Wind zu halten; von der U-Kommission kam aber stets der Befehl zum Reffen. ie Bundesregierung konnte sich auf die Takelage nicht estlegen und berief jedes Jahr eine maritime Konferenz in. Versprochen wurde bei der ersten Konferenz eine nitialzündung für die maritime Wirtschaft. Außer Posi- ionspapieren ist dabei nichts herausgekommen – leider! ie Küste hätte nicht nur Worte, sondern Taten verdient. In Brüssel scheint es nun einen Umdenken zu geben. in hoher EU-Beamter räumte kürzlich ein: „Der Schiff- au ist das ungeliebte Kind der EU“ und sprach von ei- er „Hassliebe, die die Werften in schweres Fahrwasser ebracht hat.“ Jetzt will die Kommission gegensteuern nd das Programm „Leader-Ship 2015“ vorlegen. Eine ruppe aus sieben EU-Kommissaren, Top-Managern der ndustrie und EU-Abgeordneten hat sich darin Gedanken emacht. In der Zwischenzeit läuft die Zeit davon, so ritisieren die Branchenverbände in Hamburg und Brüs- el. Am Horizont ist bereits ein neues Problem aufge- aucht: Da alle Aufträge in Dollar abgerechnet werden, leibt beim schwachen Dollar nur wenig in Euro übrig. Seit mehreren Jahren fordert die Union von der Bun- esregierung, in WTO und bei den G-7- bzw. G-8-Gip- eln auf ein Welthandelsabkommen im Schiffbau zu rängen und so lange die Werften zu schützen. Stattdes- en werden Konferenzen abgehalten, Positionspapiere eschrieben und um Zehntel-Prozentpunkte bei der erftenhilfe gefeilscht. Doch Kanzler Schröder hat bei einem der Gipfeltreffen ein weltweites Antisubventions- bkommen eingebracht. Unsere Werften sind bereit und n der Lage, sich der Konkurrenz zu stellen, wenn es eltweit keine Wettbewerbsverzerrungen mehr gibt. In diese Reihe der Versäumnisse passt die Missach- ung der Opposition. Heute wird auch über einen Antrag on Rot-Grün debattiert, den außer den Regierungsfrak- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 63. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 25. September 2003 5453 (A) ) (B) ) tionen bis gestern niemand kannte. Es ist ein unparla- mentarisches Verhalten, Anträge ohne Beratung in den Fachausschüssen im Plenum behandeln zu lassen. Eine ernsthafte inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema ist so nicht möglich und wohl auch nicht er- wünscht. Die heutige Debatte geht auf eine Initiative der Union vom 3. Juni zurück. Jeder Interessierte hatte die Möglichkeit, sich mit diesem Antrag auseinander zu set- zen und konstruktive Änderungsanträge einzubringen. Stattdessen betreibt Rot-Grün Aktionismus ohne ernst- haften Lösungswillen. Damit schadet man den Interes- sen der Küste. Kernstück unserer Forderungen – und deshalb unter- streiche ich noch einmal unseren Antrag – ist die Schaf- fung weltweit fairer Wettbewerbsbedingungen im Han- delsschiffbau. Über den Weg dahin können wir hier gerne streiten. Die deutschen und europäischen Schiff- bauer sind hoch innovativ und Technologieführer. Gegen Dumpingpreise aus Fernost können sie sich jedoch nicht durchsetzen. Wir sind der Ansicht, Leistung muss sich lohnen. Aufgabe der Politik ist es, die dafür notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Auf globalisierten Märkten lässt sich das nur durch einen internationalen Ordnungsrahmen erreichen. Deshalb brauchen wir ein Welthandelsabkommen im Schiffbau im Rahmen der OECD. Für dieses Ziel muss sich die Bundesregierung auf den G-7- bzw. G-8-Gipfeln einsetzen. Nur so werden wir Fortschritte für die heimischen Schiffbauer erzielen. Die technologische Führung des deutschen und euro- päischen Schiffbaus muss auch für die Zukunft gesichert werden. Hierzu sind Begleitmaßnahmen in Forschung, Entwicklung und Innovation notwendig. Das EU-Pro- gramm „LeaderSHIP 2015“ bietet hierfür gute Ansätze. Es ist unsere Aufgabe in Deutschland, diese Initiative schnellstmöglich durch nationale Maßnahmen zu flan- kieren. Dann können wir auch den dramatischen Ar- beitsplatzabbau im Schiffbau stoppen. Allein in diesem Jahr gehen bei HDW in Kiel 750, bei der Meyer-Werft in Papenburg 800 und bei Aker in Mecklenburg-Vorpom- mern 553 Werftarbeitsplätze verloren. Die Werftindustrie – Flaggschiff der maritimen Wirt- schaft – gerät immer stärker in eine Schlechtwetterlage. Die politischen Lotsen in Brüssel und Berlin geben seit Jahren keinen klaren Kurs vor. Wer so fahrlässig ver- fährt, der bringt damit eine gesamte Industrie in eine Existenzkrise und setzt Tausende von Arbeitsplätze aufs Spiel. Wir, die Union, mahnen Handeln an, um eine Per- spektive für den Schiffbau zu geben. Werner Kuhn (Zingst) CDU/CSU): Der 7. Schiff- baubericht der Europäischen Kommission nennt als Gründe für die Schwierigkeiten auf dem Schiffbauwelt- markt ein Überangebot in der Vergangenheit, eine welt- weit rückläufige Konjunktur, die Nachwirkungen des 11. September 2001 und die politische Instabilität im Nahen Osten. Dies sind erschwerte Bedingungen, aber sie sind für alle Schiffbaunationen gleich. Was uns viel mehr Kopfzerbrechen bereitet und von der Kommission abermals bestätigt wurde, ist die Tatsache, dass die vom fernöstlichen Verdrängungswettbewerb für die EU- W m t te g s r n m u H A d M M d s ti 6 s W B t A r d h A i tr W m s S S D f l a g g z i c w d n te Z t le s m e n s (C (D erften herbeigeführten Schwierigkeiten kritische Aus- aße annehmen. Konkret für Deutschland bedeutet dies massive Auf- ragseinbrüche und Arbeitsplatzverluste. An drei Punk- n lässt sich diese Entwicklung festmachen: Erstens haben zahlreiche deutsche Werften in der Ver- angenheit angekündigt, Mitarbeiter entlassen zu müs- en, weil neue Aufträge nicht in ausreichender Zahl he- eingenommen werden konnten. Um zwei Beispiele zu ennen: Die fusionierten Werften in Wismar und Warne- ünde, Aker Yards und Kvaerner, planen einen Abbau m circa 560 Mitarbeiter. Die größte deutsche Werft, DW in Kiel, will sich von 750 Mitarbeitern trennen. ndere Standorte, andere Werften: Die Probleme sind ie Gleichen, ob in Warnemünde oder in Kiel. Doch um ecklenburg-Vorpommern steht es besonders schlecht. ecklenburg-Vorpommersche Werften haben Ärger mit er EU. Für die Sanierung der alten DDR-Werften flos- en EU-Subventionen. Im Gegenzug musste die Produk- on begrenzt werden, durfte die Werftauslastung nur 0 Prozent betragen. Heute läuft in Brüssel ein Rechts- treit wegen einer Strafe, die die EU der Warnemünder erft wegen Kapazitätsüberschreitungen auferlegte. is Mitte 2004 sind die deutschen Werften noch mit Auf- rägen aus den Jahren 2000 und 2001 beschäftigt. nschlussaufträge fehlen. Und damit fehlen auch die Vo- aussetzungen, um die überdurchschnittliche Ausbil- ungsbereitschaft und -kraft unserer Werften aufrechter- alten zu können. Wir brauchen eine nationale usbildungsoffensive und wir müssen unsere Schiffbau- ndustrie unterstützen, damit sie einen qualifizierten Bei- ag dazu leisten kann. Um es noch einmal auf den Punkt zu bringen: Den erften geht die Arbeit aus. Und warum? In den Seg- enten Tanker-, Container- und Handelsschiffbau, ent- cheidend für Deutschland, konkurrieren derzeit Japan, üdkorea und China miteinander. Der Bau solcher chiffe erfolgt in diesen Ländern in Serienproduktion. a der Wettbewerb fast ausschließlich über den Preis ge- ührt wird, der nicht selten unter den Produktionskosten iegt, werden kaum Gewinne erzielt. Da deutsche, wie lle EU-Werften, in diesen Marktsegmenten mit niedri- er Wertschöpfung nicht mehr konkurrieren können, eht die Produktion infolgedessen auf unseren Werften urück. Die Nachfrage auf dem Weltmarkt ist gegeben, n der mittelfristigen Entwicklung ist von einem deutli- hen Wachstum auszugehen. An Bedeutung werden auf- endige Fähr- und Passagierschiffe gewinnen, bei denen ie deutschen Werften in der Vergangenheit systemtech- isches Know-how und ihre partnerschaftlich ausgerich- te Zusammenarbeit mit den leistungsfähigen deutschen ulieferbetrieben erfolgreich zur Geltung bringen konn- en. Zu den weiteren Schiffsneubauten werden Doppelhül- ntanker gehören, die höchste Sicherheits- und Umwelt- chutzanforderungen verlangen. Die von der EU geneh- igten Abwehrbeihilfen in Höhe von 6 Prozent stellen inen wichtigen Schritt dar, sie reichen aber bei weitem icht aus, um das zusätzliche Preisdumping südostasiati- cher Werften auf Dauer zu bestehen. Wir brauchen faire 5454 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 63. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 25. September 2003 (A) ) (B) ) Wettbewerbsbedingungen für die Werften weltweit und dürfen eine solche zwangsverordnete Fehlentwicklung nicht hinnehmen. Dazu muss sich auch die Bundesregie- rung bekennen. Und dazu gehört auch, durch europäi- sche Abwehrmaßnahmen gemeinsam gegen unfairen Wettbewerb vorzugehen, solange dieser anhält. Da es nach Aussage der Bundesregierung spätestens Ende März 2004 keine Abwehrbeihilfen mehr geben wird, wäre mein Vorschlag, eine Aufbauhilfe von 6 Prozent auszuhandeln, die investiert in intensivere, flexiblere und zeitnahe Förderung von Forschung, Entwicklung und Innovation, es unseren Werften ermöglicht, sich im Segment kleiner Spezialschiffe, wo Spitzentechnologie gefragt ist, marktführend behaupten zu können. Zweitens leidet die deutsche Zulieferindustrie unter der sinkenden Inlands- und Auslandsnachfrage. Der Umsatz der etwa 400 Zulieferunternehmen mit rund 70 000 Mitarbeitern betrug 2002 Milliarden Euro, die Gesamtexportquote 60 Prozent. Deutsche Werften waren mit Abstand der wichtigste Abnehmer. Die südostasiati- schen Länder greifen zunehmend auf ihre eigenen Pro- dukte zurück, die billiger sind, aber kaum den deutschen Qualitätsstandards entsprechen. Und drittens fehlen auch für den Marineschiffbau die Aufträge. Die seit Jahren chronisch unterfinanzierte Marine kann doch ihre vielen Aufträge schon lange nur noch un- ter großen Mühen erfüllen. Es müssen die Voraussetzun- gen dafür geschaffen werden, eine wehrtechnische In- dustrie zu entwickeln, die vom Wettbewerb und nicht von Staatswerften wie in Frankreich, Italien oder Spa- nien bestimmt wird. Für die deutsche Schiffbauindustrie wird sich die schwierige Nachfragesituation unter fairen Wettbe- werbsbedingungen ausgleichen. Denn unsere Werften können auf ihre Stärken der Technologieführerschaft, der Termintreue und Flexibilität vertrauen. Jetzt muß gehandelt werden, da sonst die deutschen Werften akut gefährdet sind. Womit auch unsere, von Bundeskanzler Schröder zur Chefsache erklärte mari- time Wirtschaft insgesamt eine Schlagseite bekäme, da der Schiffbau zum Kernbereich unserer maritimen Wirt- schaft zählt. Die bisher durchgeführten nationalen maritimen Kon- ferenzen, die ganz wesentlich dem Schiffbau dienen sollten, haben zu keinem Ergebnis geführt. Konferenzen sind zwar vernünftig, ersetzen aber kein politisches Han- deln. Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Ich kenne die schwierige Situation, in der sich die deutsche Schiffbauindustrie derzeit befindet. Die Auftragslage in Deutschland gestaltet sich schwierig. Auf dem durch ko- reanische Dumpingpreise gestörten Schiffbauweltmarkt kann der deutsche Handelsschiffbau gegenwärtig nur schwer neue Aufträge akquirieren; der Vorwurf des Lohndumpings von Südkorea wird derzeit vor der WTO verhandelt. Durch die Probleme am Weltmarkt sind bei d i s t d w g P k t n I w m s p „ W S t s z m n r d E t s n v g t z t B h d n o p G a g s d d m F w d z S n S (C (D en Werften unmittelbar Arbeitsplätze bedroht. Insofern st eine Unterstützung der Politik geboten. Aufgrund der Haushaltslage muss man aber auch be- ondere Sorgfalt bei allen Subventionstatbeständen wal- en lassen. Deshalb muss auch gesagt werden, dass die eutsche Schiffbauindustrie auch unter fairen Wettbe- erbsbedingungen aufgrund ihrer Strukturdefizite gerin- ere Marktchancen hätte. Die bestehenden Kosten- und roduktivitätsdefizite gegenüber der fernöstlichen Kon- urrenz können nur von den Unternehmen selbst besei- igt werden. Die für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit otwendigen Strukturverbesserungen können jedoch im nteresse der Sicherung und Schaffung von wettbe- erbsfähigen Arbeitsplätzen durch entsprechende Rah- enbedingungen begleitet werden. Zur Unterstützung der Werften wurden bereits ver- chiedene Initiativen eingeleitet. So zielt das vom euro- äischen Schiffbauverband CESA initiierte Projekt LeaderSHIP 2015“ auf die Stärkung der europäischen erften im Bereich komplexer Handelsschiffe und auch tandardschiffe ab. Dieses Nebeneinander für zwei un- erschiedliche Bereiche des Schiffbaus ist für die deut- che Schiffbauindustrie typisch. Im Passagier- und Spe- ialschiffbau erfolgreiche, zumeist kleine oder ittelständische Werften arbeiten neben großen, Contai- erschiffe bauenden Werften, die auf einem sehr schwie- igen Markt agieren. Um die Zukunftsfähigkeit der deutschen Schiffbauin- ustrie aufrechtzuerhalten, fördern wir Forschung und ntwicklung sowie die Einführung anwendungsorien- ierter Innovationen. Erstmalig im Haushaltsjahr 2004 oll für die Förderung der Schiffswerften mit einem In- ovationsbeihilfeprogramm mit einem Gesamtvolumen on 60 Millionen Euro für die Jahre 2004 bis 2007 be- onnen werden. Dabei sind auch umweltfreundliche An- riebstechnologien wie Biotreibstoffe und Windantriebe u erforschen. Bei diesem Programm wollen wir innova- ive Schiffsentwicklungen bis hin zu Prototypen fördern. ei entsprechendem Erfolg sollen beispielsweise Darle- en für Innovationen an den Bund zurückgezahlt wer- en. Wir wollen keine strukturkonservierenden Subventio- en. Deshalb setzen wir auf die Förderung von Innovati- nen, denn die ist auch unter ökonomischen Gesichts- unkten sinnvoll und vertretbar. Zugleich soll die ewährung von Mitteln zur Förderung von Innovation n die Erfüllung von Bedingungen geknüpft werden, die eeignet sind, zur strukturellen Verbesserung der deut- chen Schiffbauindustrie beizutragen. Als Beispiel sei ie Gemeinschaftsentwicklung oder Mehrfachnutzung er Innovationen durch verschiedene Schiffbauunterneh- en genannt. Die europarechtliche Grundlage für dieses örderinstrument wird derzeit noch verhandelt, die Be- illigungsrichlinie liegt noch nicht vor. Es besteht je- och Konsens, dass dieses Instrument auch in Zukunft ulässig sein soll. Sie sehen, dass wir sehr wohl die Probleme der chiffbauindustrie erkennen. Unsere Maßnahmen kön- en aber nur unterstützend und begleitend sein, denn die trukturreformen müssen von den Unternehmen selbst Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 63. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 25. September 2003 5455 (A) (C) (B) ) angegangen werden. Dafür wollen wir die richtigen zu- kunftsweisenden Rahmenbedingungen gerne schaffen. Partikuliere in der Lage sind, ohne eine Änderung des § 6 b aus dieser Misere herauszukommen. Das von Staatssekretär Nagel propagierte „Bündnis für die Bin- nenschiffahrt“ bleibt solange eine hohle Phrase, wie Sie Hans-Michael Goldmann (FDP): Es ist positiv, dass wir uns wieder einmal mit maritimen Fragen befassen. Doch wieder einmal ist der Anlass eher negativ, und zwar in zweifacher Hinsicht.: Wie alle Beteiligten wis- sen, ist die Wettbewerbssituation im Schiffbau nach wie vor geprägt von einem ruinösen Wettbewerb, ausgelöst durch das viel beklagte Dumping der Koreaner. Eher traurig sind außerdem die Anträge die Sie, liebe Kolle- ginnen und Kollegen von der CDU/CSU und von der Koalition, vorgelegt haben. Diese Anträge belegen ein- drucksvoll, wie man mit vielen Worten die wenigen Möglichkeiten, die wir auf nationaler Ebene haben, dem deutschen Schiffbau im internationalen Wettbewerb wirklich zu helfen, erfolgreich umschiffen kann. Wir sollten bei der Fachberatung einen interfraktionellen An- trag gestalten, der möglichst hohe Substanz hat. Die Un- terschiede scheinen mir überbrückbar zu sein. Unbestritten haben die Nationalen Maritimen Konfe- renzen, insbesondere die letzte in Lübeck, Erfolge aufzu- weisen. Liebe Kolleginnen und Kollegen der Union, es ist doch sinnvoll, das zu loben, was die Regierung rich- tig macht, gerade da so etwas nicht so häufig vorkommt. Richtig ist aber auch, liebe Kolleginnen und Kollegen von Rot-Grün, dass die Konferenzen im Hinblick auf den Schiffbau nicht für einen Durchbruch gesorgt haben. Und da wären wir wieder bei unserem Ausgangspro- blem: Wie können wir auf nationaler Ebene wirklich et- was für den Schiffbau erreichen? Da, wo dies möglich wäre, bleibt man auffällig allge- mein oder klammert dies ganz einfach aus: Alle Fach- leute wissen doch, dass die Binnenländer zu mehr als zwei Dritteln von der Wertschöpfungskette im Schiffbau profitieren, die Küste nicht einmal zu einem Drittel. Des- halb müssen wir dringend überprüfen, ob eine Verteilung der auftragsbezogenen Schiffbauhilfen – ein Drittel Bund, zwei Drittel Länder – noch hilfreich und sinnvoll ist. Das Problem wird ja auch noch dadurch vergrößert, dass das rot-grüne Schleswig-Holstein gar nicht in der Lage ist, seinen Kofinanzierungsteil aufzubringen. Auch den anderen Küstenländern fällt es immer schwerer, die hierfür benötigten Geldmittel aufzubringen. Ein weiterer wichtiger Punkt, zu dem Sie sich leider ausschweigen, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Union und der Koalition, ist eine Ankurbelung des Neu- baus von Binnenschiffen. Lange warteten wir auf die Vorlage des von der Bundesregierung in Auftrag gegebe- nen Gutachtens zu den Chancen der deutschen Binnen- schifffahrt. Die zentrale Forderung, eine Änderung des § 6 b Einkommensteuergesetz, ist bislang auf Ungnade im Finanzministerium und bei den Finanzpolitikern von CDU/CSU und SPD gestoßen. Dabei wissen wir Fach- politiker doch alle parteiübergreifend, wie veraltet die deutsche Binnenschifffahrtsflotte ist und wie wenig die n d R Ä w W e f s r a s d n d n C D v s b V u b w d S n b H r r K S m K a z s t z A v v t r e s D g (D icht Ihre Finanzpolitiker überzeugen, einer Änderung es § 6 b zuzustimmen. Die Binnenschiffer weisen zu echt darauf hin, dass wegen der investiven Effekte eine nderung des § 6 b den Steuerzahler gar nichts kosten ürde. Der FDP-Antrag hierzu ist bereits im Verfahren. enn Ihre Fraktionen sich einen Ruck geben könnten, rreichten wir eben nicht nur viel für die Binnenschiff- ahrt, sondern auch für den Schiffbau. Bei einem Durch- chnittsalter von 30 Jahren bei Tankschiffen und 50 Jah- en bei anderen Schiffen kann sich jeder selbst usrechnen, welchen enormen Nachholbedarf es in die- em Bereich gibt. Im Moment erhalten europäische Werften gerade wie- er einige Aufträge. Doch der Grund dafür ist leider icht positiv: Die koreanischen Werften sind so voll, ass sie Aufträge abweisen mussten. Wir sollten aber icht den Fehler machen, nur auf Korea zu schauen. In hina wächst ein weiterer mächtiger Konkurrent heran. ie Bundesregierung muss künftig stärker in Brüssel orstellig werden, damit die EU-Kommission ihren Ein- atz in der WTO für einen fairen Wettbewerb im Schiff- au erhöht. Vor allem darf es nicht wieder zu einseitigen orleistungen kommen. Die Koreaner haben eindeutig nter Beweis gestellt, dass sie mit Vorleistungen nicht zu eeindrucken sind. Deshalb ist auch gerade die einzige irklich konkrete und nützliche Forderung im Antrag er Koalition so wichtig: Das WTO-Verfahren gegen üdkorea wird voraussichtlich nicht vor dem Sommer ächsten Jahres abgeschlossen sein; die befristeten Wett- ewerbsbeihilfen laufen aber zum 31. März 2004 aus. ier ist die Bundesregierung dringend gefordert, sich echtzeitig in Brüssel für eine ausreichende Verlänge- ung einzusetzen. Einige unserer europäischen Nachbarn handhaben die rise im Schiffbau um einiges klüger als wir Deutschen. o ist es schon erstaunlich, welch großes Auftragsvolu- en im Bereich des französischen und italienischen riegsschiffbaus geplant ist. Da könnten wir uns einiges bschauen – zumal der Einsatz am Horn von Afrika ge- eigt hat, wie dringend die Bundesmarine neues techni- ches Gerät benötigt. Doch anstatt wenigstens das Inves- itionsniveau zu halten, soll es nach 2004 drastisch urückgefahren werden. Deswegen ist der Hinweis im ntrag von Rot-Grün auf einen besseren Marinewerft- erbund auch ein Stück Augenwischerei. Wir brauchen or allem stabile und sicherheitspolitisch sinnvolle Auf- räge für die deutschen Marinewerften. Eine Reduzie- ung der Investitionen in diesem Bereich um mehr als in Drittel, wie ihn die Bundesregierung ab 2005 vor- ieht, ist eine Katastrophe für den maritimen Standort eutschland und wird zum Verlust von Spitzentechnolo- ie führen. 63. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 25. September 2003 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6 Anlage 7 Anlage 8
    • insert_commentVorherige Rede als Kontext
      Rede von Christoph Hartmann


      • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
      • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


      Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

      Herren! Das Ausbildungsjahr hat begonnen, aber nicht
      für jeden, der ausbildungswillig und ausbildungsfähig
      ist. Gerhard Schröder hat im April 1998 angesichts einer
      Bilanz von 466 000 jugendlichen Arbeitslosen davon ge-
      sprochen, dass das die Herzlosigkeit von Schwarz-Gelb
      sei. In diesem April hatten wir 520 000 jugendliche Ar-
      beitslose, also 12 Prozent mehr. Wenn das damals eine
      schwarz-gelbe Herzlosigkeit war, dann ist das, was im
      Moment in diesem Land passiert, rot-grüne Grausam-
      keit.


      (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

      Das ist eine Bilanz, die Sie zu verantworten haben.

      Auch für die Ursachen sind Sie verantwortlich. Das ist
      die Quittung für eine vollkommen verfehlte Wirtschafts-
      politik in den letzten fünf Jahren. Die Abgabenquote und
      die Steuerlast sinken nicht. Die Wirtschaft stagniert im
      dritten Quartal hintereinander. Der Internationale Wäh-
      rungsfonds sagt deutlich: Deutschland ist zur Wachs-
      tumsbremse in der Welt geworden. Im letzten Jahr hatten
      wir 37 000 Insolvenzen; in diesem Jahr sind es 40 000.
      Allein diese Pleiten kosten bei einer angenommenen
      Ausbildungsquote von 5 Prozent die Zahl an Ausbil-
      dungsplätzen, die fehlen.


      (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


      Bitter rächt sich, meine sehr verehrten Damen und
      Herren, dass Sie eines nicht bemerken: Ausbildungs-
      plätze kann man nicht gegen die Wirtschaft, sondern nur
      mit der Wirtschaft schaffen.


      (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Wie viele Ausbildungsplätze fehlen denn bei einer Quote von 5 Prozent?)


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      (C (D Ein funktionierendes Bildungssystem ist ein weiterer unkt, der nötig wäre, um Ausbildung zu sichern. Hier st die Situation nicht besser: Die Hauptschule verkommt mmer mehr zur Restschule. Unsere Lehrer brauchen ehr pädagogisches Wissen, um jeden entsprechend seien Fähigkeiten individuell zu fördern. Die Ganztagschulen in diesem Land verwahren viel zu häufig, statt u bilden. All das sind die Ursachen dafür, dass 5 Prozent eines Altersjahrgangs überhaupt nicht ausbilungsfähig sind, weil ihnen elementare Grundkenntnisse ehlen. Viele Betriebe finden keine geeigneten Bewerer. Es kann aber nicht sein, dass die Betriebe das ausöffeln müssen, was ihnen andere eingebrockt haben. (Beifall bei der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Was machen wir mit den Jugendlichen?)


      Die Instrumente, die die Bundesregierung zur Be-
      ämpfung der Misere einsetzt, sind allesamt untauglich.
      eginnen wir mit den Ausbildungsplatzentwicklern,
      ie bei ihrer Einführung nach der Wende sehr wichtig ge-
      esen sind, um den Betrieben in den neuen Bundeslän-
      ern ein Stück weit unter die Arme zu greifen und sie in
      as neue System zu integrieren. Heute jedoch benutzen
      ie dieses System als Verkaufsargument. Es geht hier
      ber nicht um eine bessere Verkaufsmöglichkeit oder
      ine schönere Verpackung, sondern es geht um den In-
      alt. Der Inhalt muss besser werden im Sinne einer bes-
      eren Wirtschaftspolitik und nicht, indem Sie versuchen,
      hre verfehlte Wirtschaftspolitik besser zu verkaufen.


      (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


      Dazu kommt JUMP plus: Die Bundesregierung
      immt 200 Millionen Euro in die Hand, um langzeitar-
      eitslosen Jugendlichen eine Beschäftigung zu verschaf-
      en. Leider finanzieren Sie damit häufig Warteschleifen,
      ie in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen oder gleich in die
      rbeitslosigkeit führen. JUMP plus hilft nur wenigen
      ungen Menschen wieder in den ersten Arbeitsmarkt, in
      en sie wirklich hineingehören.
      Als Höhepunkt der ganzen Geschichte drohen Sie mit

      er Ausbildungsplatzabgabe. Bei den Grünen nennt
      ich das Ganze Stiftungsmodell. Dieses Stiftungsmodell
      edeutet eine Erhöhung der Lohnnebenkosten, also ge-
      au das, was wir in Deutschland nicht brauchen.


      (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


      Frau Kollegin Bettin, ich sage Ihnen ganz offen – denn
      as ist bei Ihren Worten vorhin ganz deutlich geworden –:
      ahinter steht die Denke von Rot-Grün. Sie heißt: Ist die
      irtschaft nicht artig, dann wird sie bestraft – wie böse
      inder. In dieser Art und Weise kann die Bundesregie-
      ung mit der mittelständischen Wirtschaft, mit den Hand-
      erkerinnen und Handwerkern und den kleinen Betrie-
      en in diesem Land nicht umgehen!


      (Beifall bei der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Seien Sie einmal artig!)


      it einer Strafe – nichts anders ist es; Frau Sager hat ge-
      agt: Das sind die Folterinstrumente, die wir der Wirt-
      chaft zeigen müssen – werden Sie keinen einzigen






      (A) )



      (B) )


      Christoph Hartmann (Homburg)


      zusätzlichen Ausbildungsplatz schaffen. Wollen Sie ei-
      nen Mittelständler dafür bezahlen lassen, dass er keinen
      ausbildungsfähigen Bewerber findet? Wollen Sie einem
      kleinen Unternehmer, dem das Wasser bis zum Hals
      steht und der deswegen nicht ausbilden kann, weitere
      Belastungen aufbürden? Dadurch wird sich die Situation
      noch verschärfen und das führt zu weiteren Insolvenzen
      in diesem Land. Das ist kontraproduktiv und der falsche
      Weg.


      (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Eberhard Gienger [CDU/CSU])


      DIHK-Präsident Braun hat gestern gesagt:
      Eine Strafabgabe bringt keinen einzigen zusätzli-
      chen Ausbildungsplatz, sondern Verunsicherung
      und weniger Gerechtigkeit.

      Sie dürfen nicht die Opfer zu Tätern machen. Bürden
      Sie der Wirtschaft nicht zusätzliche Belastungen auf,
      sondern senken Sie die Belastungen der Wirtschaft.


      (Nicolette Kressl [SPD]: Das ist unglaublich!)

      Statt dieser staatsgläubigen Konzepte, die Sie hier

      verkaufen wollen, brauchen wir eine neue Wirtschafts-
      politik. Wir brauchen eine bessere Bildungspolitik und
      wir brauchen eine Flexibilisierung in der Berufsausbil-
      dung. Dazu gehören individuelle Ausbildungslängen, die
      auch den praktisch begabten Jugendlichen die Möglich-
      keit geben, einer beruflichen Tätigkeit nachzugehen.
      Dazu gehören Berufe mit zweijähriger und theoriege-
      minderter Ausbildung.


      (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


      Wir brauchen eine Modularisierung, um eine flexible
      Aus- und Weiterbildung zu gewährleisten. Dazu gehören
      auch Berufe mit dreieinhalbjähriger Ausbildung für
      Jugendliche, die einen längeren Zeitraum benötigen, bis
      sie den Stoff beherrschen.

      Wir brauchen eine Internationalisierung, um Leistun-
      gen, die in anderen Ländern erbracht worden sind, mit-
      tels eines Credit-Point-Systems in Deutschland anrech-
      nen zu können. Wir brauchen eine Flexibilisierung der
      möglichen Beschäftigungszeiten beim Jugendarbeits-
      recht. Wir müssen die Ausbildungshemmnisse auch in
      den Tarifverträgen beseitigen. Wir brauchen mehr Flexi-
      bilität bei der Ausbildungsvergütung.


      (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU – Nicolette Kressl [SPD]: Wer ist „wir“?)


      Lassen Sie mich abschließend zu dem Bereich origi-
      näre Bildungspolitik noch etwas sagen. Viel zu häufig
      verlassen Schüler unsere Schulen, ohne ein Mindestmaß
      an Kompetenz erworben zu haben. Darauf müssen wir
      einwirken. Umgekehrt gibt es aber auch besonders
      starke Schüler, die zwar die oxidative Decarboxylierung
      in Strukturformeln darstellen können, aber bei einem
      Dreisatz überfordert sind. Auch dabei muss umgedacht
      werden. Es muss ein entsprechendes Basiswissen ver-
      mittelt werden. Dann wird ein Schuh daraus und nicht

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      (C (D adurch, dass wir nur über die Reform der Oberstufe in en einzelnen Ländern nachdenken. Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Situa ion ist zu wichtig, als dass diese Bundesregierung nur eiter an den Symptomen herumdoktern könnte. Wir rauchen richtige Reformen, einen Kurswechsel in der irtschaftspolitik, eine bessere Bildungspolitik sowie ine Flexibilisierung und Modernisierung der Berufsausildung. Handeln Sie! Werfen Sie das Ruder herum! ber tun Sie das mit den Betrieben und nicht gegen sie. Vielen Dank. Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Nicolette Kressl. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle en! Lassen Sie mich zunächst eine Bemerkung zu dem achen, was der Redner und die Rednerin von der Oposition hier formuliert haben. Angesichts der Situation, n der wir uns momentan befinden – es fehlen Ausbilungsplätze –, ist es völlig unangemessen, hier nur zu eschreiben, wie die Situation ist, was Ihnen nicht passt nd was nicht geht, und jugendlichen Menschen, die eute zum Beispiel zuhören, keinen einzigen Vorschlag u machen, wie die Ausbildungsplatzsituation konkret erbessert werden kann. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


      (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Rede von Dr. Antje Vollmer
    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • insert_commentNächste Rede als Kontext
      Rede von Nicolette Kressl


      • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
      • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


      Einige Bemerkungen zur Rede von Frau Wöhrl, die
      eider schon weg musste. Man darf in einer solchen Si-
      uation nicht mit falschen Behauptungen operieren. Sie
      at beispielsweise behauptet, die Bildungsausgaben des
      undes seien in den letzten Jahren gesunken. Das ist
      ölliger Unsinn. In den Jahren 1998 bis 2003 sind zum
      eispiel die Ausgaben des Bundes für Hochschulen um
      3,4 Prozent gestiegen, die der Länder durchschnittlich
      m 12,9 Prozent.


      (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

      n Bayern dagegen sind sie – das sage ich, obwohl der
      ahlkampf vorbei ist – nur um 2,9 Prozent gestiegen.
      rau Wöhrl sollte sich zunächst die Tatsachen ansehen,
      nstatt einfach falsche Zahlen auf den Tisch zu legen
      nd wieder einmal zu erzählen, was alles nicht geht.


      (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


      Umso mehr verwundert mich dieses Verhalten, weil
      ir heute eigentlich, wenn wir es genau nehmen, über
      olgende zwei Themen reden wollen: zum einen über die
      eformen im Bereich der beruflichen Bildung und zum
      nderen über die Ausbildungsplatzsituation. Der Bericht
      es Ausschusses zum Bereich berufliche Bildung spie-
      elt nicht wider, was Sie uns heute vorführen wollten.


      (Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Die Zahlen vom Arbeitsamt spiegeln das wider!)







      (A) )



      (B) )


      Nicolette Kressl

      In Wirklichkeit bestehen über die Fraktionsgrenzen hin-
      weg im Bereich Reform der beruflichen Bildung viele
      Gemeinsamkeiten. Ich halte es im Interesse der jungen
      Menschen für falsch, nicht deutlich zu machen, dass die-
      ses Parlament in dieser Frage gemeinsame Ziele hat.

      Wir verfolgen gemeinsam das Ziel, die duale Ausbil-
      dung aufrechtzuerhalten. Sie ist noch immer die tra-
      gende Säule unserer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit.


      (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


      Vergessen Sie nicht: Wenn Wirtschaftsexperten nach den
      Standortvorteilen Deutschlands gefragt werden, nennen
      sie noch immer – das suche ich mir nicht aus; das ist be-
      legt – gute Infrastruktur, wenige Streiktage, gut ausgebil-
      dete Ingenieure und insbesondere das System der dualen
      Ausbildung.

      Umso wichtiger muss es allen gemeinsam sein, dass
      dieses System weiterentwickelt wird; denn wenn sich, so
      wie es gerade der Fall ist, die Faktoren rund um das Sys-
      tem verändern, dann muss sich dieses System natürlich
      mitentwickeln.


      (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


      Genau deshalb ist es richtig und wichtig, dass die
      Bundesregierung und die Koalitionsfraktionen die Wei-
      terentwicklung der beruflichen Bildung und des Berufs-
      bildungsgesetzes bereits durch die Koalitionsvereinba-
      rungen auf die Agenda gesetzt haben. Ich muss Ihnen
      deutlich sagen: Wir brauchen Ihre spät gestellten An-
      träge nicht, um genau dies in den Mittelpunkt der Re-
      formbewegungen im Bereich der beruflichen Bildung zu
      stellen.


      (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Michael Kretschmer [CDU/ CSU]: Wir wollen die Qualität heben, Frau Kollegin!)


      Zu dieser Weiterentwicklung wird eine bessere Ver-
      zahnung der beiden Lernorte Schule und Betrieb gehö-
      ren. Wir alle wissen aus der Praxis, dass in diesem Be-
      reich durchaus noch ein Verbesserungsbedarf besteht.
      Daneben müssen wir deutlich machen, dass berufliche
      Qualifikation keine Sackgasse ist, sondern dass sie in
      Zukunft noch stärker Voraussetzung für den Zugang zu
      einer weiteren und besseren Qualifikation und auch zu
      Studiengängen sein wird.


      (Beifall bei der SPD)

      Schließlich müssen wir durch die Reform die berufliche
      Bildung für den internationalen Wettbewerb fit machen.
      Deshalb werden wir alle Voraussetzungen dafür schaf-
      fen, dass sich die Berufsbildung in Deutschland den in-
      ternationalen Veränderungen öffnen und sie auch im
      europäischen Berufsbildungsraum weiterhin bestehen
      wird.

      Das war nur eine kurze Zusammenfassung der not-
      wendigen Veränderungen, die wir brauchen. Wenn wir
      uns mit den Veränderungen der Strukturen im Bereich
      der Berufsbildung befassen, dann müssen wir uns – so

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      (C (D ie bei anderen Reformen, zum Beispiel die der Syseme der sozialen Sicherung – auch mit der Ausgestalung der Finanzierungsstrukturen befassen. Man kann ich nicht immer nur eine Seite anschauen. Auch die Fianzierungsstrukturen gehören zu dieser Debatte. Wir sehen, dass sich bei den Finanzierungsstruktu en etwas verändert hat. Die berufliche Bildung und die erufliche Qualifikation werden immer stärker auch von taatlicher Seite mitgetragen. (Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Warum denn?)


      ir halten diese Entwicklung für falsch.

      (Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Wir auch!)


      ie fragen nach dem Warum.

      (Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Weil Sie eine falsche Wirtschaftspolitik machen, Frau Kollegin!)


      ch kann es Ihnen sagen: Wir haben von staatlicher Seite
      er die Verantwortung dafür übernommen. Die Wirt-
      chaft fordert den Staat immer wieder auf, er habe sich
      mmer mehr herauszuhalten. Aber staatliche Gelder sol-
      en in die berufliche Bildung gesteckt werden, weil die
      irtschaft sich von ihrer Verantwortung für die betrieb-

      iche Ausbildung entfernt.

      (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Michael Kretschmer [CDU/ CSU]: Unter Ihnen sind 78 000 Betriebe Pleite gegangen!)


      as werden wir nicht zulassen.
      Im Übrigen: Wer für die Staatsferne eintritt, der muss

      uch die Konsequenzen, die aus seiner Verantwortung
      m Bereich der Ausbildung erwachsen, selbst tragen.
      ieses doppelgleisige Fahren werden wir von der politi-
      chen Seite her nicht mehr zulassen. Wir sagen deutlich:
      ir wissen, wo unsere Verantwortung liegt. Die Verant-
      ortung zur Bereitstellung von betrieblichen Ausbil-
      ungsplätzen liegt aber auf der Seite der Wirtschaft. Das
      at übrigens auch das Bundesverfassungsgericht in sei-
      em Urteil noch einmal sehr deutlich niedergelegt.
      Deshalb gilt für uns: Wir unterstützen jede politische
      ktion – wie zum Beispiel die Ausbildungsoffensive –,
      ie zum Ziel hat, dass ausreichend viele Ausbildungs-
      lätze für junge Menschen zur Verfügung gestellt wer-
      en.


      (Zuruf von der CDU/CSU: Sie können die Stelle des Bundeskanzlers zur Verfügung stellen!)


      ir entziehen uns dieser Verantwortung nicht. Ich sage
      hnen: Wir lassen die Verantwortung in diesem Bereich
      ber auch nicht verschieben.


      (Beifall bei der SPD)

      Wir stellen noch einmal fest: Wir würden uns freuen,
      enn zum Ende des Monats tatsächlich ein ausreichen-
      es Angebot an Ausbildungsplätzen vorhanden wäre.
      ber auch hier gilt: Wir lassen uns nicht hinhalten. Wir






      (A) )



      (B) )


      Nicolette Kressl

      müssen hier Verantwortung übernehmen und dafür
      sorgen, dass junge Menschen Startchancen erhalten.
      Chancen auf Bildung und Ausbildung – das war für die
      Sozialdemokraten schon immer der Kern sozialer Ge-
      rechtigkeit.


      (Vorsitz: Vizepräsident Dr. Norbert Lammert)

      Dies wird auch der Kern sozialer Gerechtigkeit bleiben.
      Wir werden dafür sorgen, dass junge Menschen ausrei-
      chende Lebenschancen erhalten.


      (Beifall bei der SPD – Christoph Hartmann [Homburg] [FDP]: Der Generalsekretär will doch gar keine soziale Gerechtigkeit mehr!)


      Ich sage es sehr deutlich: Eine gesetzliche Regelung
      zur Finanzierung von Ausbildungsplätzen ist natürlich
      nie ein Wert an sich. Sollte die Wirtschaft ihre Verant-
      wortung aber nicht tragen, dann wäre eine gesetzliche
      Regelung für uns nichts weiter als ein Instrument, dafür
      zu sorgen, dass die Wirtschaft ihrer Verantwortung nach-
      kommt. Wir sehen uns verpflichtet und werden auch ent-
      sprechend handeln. Wir werden die Verantwortung von
      der Wirtschaft einfordern.


      (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)