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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/59 Einzelplan 04 Bundeskanzleramt Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . Katrin Göring-Eckardt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eckart von Klaeden CDU/CSU . . . . . . . . Dr. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . . . . Dr. Peter Struck SPD . . . . . . . . . . . . . . . . Günther Friedrich Nolting FDP . . . . . . . . Dr. Peter Struck SPD . . . . . . . . . . . . . . . . Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . . . . Gernot Erler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Werner Hoyer FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD . . . . . . . Peter Hintze CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . Günter Gloser SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4987 C 4994 C 5000 D 5001 C 5002 A 5005 C 5006 D 5010 D 5042 C 5043 D 5044 D 5045 B 5048 C 5049 B 5050 A 5051 D 5054 B 5055 D 5057 D Deutscher B Stenografisch 59. Sitz Berlin, Mittwoch, den 1 I n h a l Nachträgliche Gratulation zum 60. Geburtstag der Abgeordneten Erika Lotz . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs ei- nes Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2004 (Haushaltsge- setz 2004) (Drucksache 15/1500) . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregie- rung: Finanzplan des Bundes 2003 bis 2007 (Drucksache 15/1501) . . . . . . . . . . . . . D A D D A S E B E J 5036 D 4987 B 4987 B Franz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Hinsken CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 5018 A 5025 D undestag er Bericht ung 0. September 2003 t : r. Wolfgang Gerhardt FDP . . . . . . . . . . . . . ntje Hermenau BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . rnold Vaatz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . teffen Kampeter CDU/CSU . . . . . . . . . . . . rika Lotz SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ernhard Kaster CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . inzelplan 05 Auswärtiges Amt oseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . 5027 B 5028 D 5030 B 5032 A 5033 C 5035 B 5036 D 5038 D Dr. Gerd Müller CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . Uta Zapf SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5059 C 5061 B II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 59. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. September 2003 Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lothar Mark SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Hörster CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . . Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . Reinhold Robbe SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Günther Friedrich Nolting FDP . . . . . . . . Jürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Günther Friedrich Nolting FDP . . . . . . . . Hans Raidel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrike Merten SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Kossendey CDU/CSU . . . . . . . . . . . Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . Jochen Borchert CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Löning FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karin Kortmann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU . . . . Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . Detlef Dzembritzki SPD . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ralf Brauksiepe CDU/CSU . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 5063 A 5063 D 5065 A 5066 B 5069 A 5071 B 5072 D 5073 B 5075 C 5077 A 5078 A 5080 A 5081 D 5084 B 5086 D 5088 C 5090 A 5091 A 5091 C 5092 D 5094 A 5094 B 5095 D 5097 C 5099 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 59. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. September 2003 4987 (A) ) (B) ) 59. Sitz Berlin, Mittwoch, den 1 Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 59. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 10. September 2003 5099 (A) (C) (B) ) Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Carstensen (Nordstrand), Peter H. CDU/CSU 10.09.2003 Daub, Helga FDP 10.09.2003 Fritz, Erich G. CDU/CSU 10.09.2003*** Lensing, Werner CDU/CSU 10.09.2003 Dr. Leonhard, Elke SPD 10.09.2003 Letzgus, Peter CDU/CSU 10.09.2003* Müller (Düsseldorf), SPD 10.09.2003 Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich * ** ** Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 10.09.2003*** Goldmann, Hans- Michael FDP 10.09.2003 Dr. Happach-Kasan, Christel FDP 10.09.2003 Hartnagel, Anke SPD 10.09.2003 Heinrich, Ulrich FDP 10.09.2003 Höfken, Ulrike BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.09.2003 Hoppe, Thilo BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.09.2003 Hustedt, Michaele BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.09.2003 Jonas, Klaus Werner SPD 10.09.2003** Kopp, Gudrun FDP 10.09.2003 Künast, Renate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.09.2003 Dr. Kues, Hermann CDU/CSU 10.09.2003 Laurischk, Sibylle FDP 10.09.2003 P R S S T D W D W D (D für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union * für die Teilnahme am Parlamentariertreffen der Interparlamentari- schen Union Michael flug, Johannes SPD 10.09.2003*** auber, Helmut CDU/CSU 10.09.2003** chmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 10.09.2003 inghammer, Johannes CDU/CSU 10.09.2003 rittin, Jürgen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10.09.2003 r. Uhl, Hans-Peter CDU/CSU 10.09.2003 eisheit, Matthias SPD 10.09.2003 r. von Weizsäcker, Ernst Ulrich SPD 10.09.2003 inkler, Josef Philip BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10.09.2003 *** r. Wodarg, Wolfgang SPD 10.09.2003* 59. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 10. September 2003 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage 1
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Günter Gloser


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    (Beifall bei der SPD)





    (A) )


    (B) )


    Das Leitmotiv von Nizza hieß Vertiefung und Erwei-
    terung. Wir alle wissen, dass wir dieses Ziel auf dieser
    Regierungskonferenz nicht erreicht haben. Die Frage
    war, wie man dieses Ziel auf andere Weise erreichen
    konnte. Die Antwort auf diese Frage war die Einberu-
    fung des Konvents. Nun stellt sich die Frage – eine Ant-
    wort darauf ist auch Herr Hintze schuldig geblieben –,
    wie wir mit diesem Ergebnis umgehen. Sie haben gesagt,
    man sollte möglichst bei diesem Ergebnis bleiben und
    alles so belassen. So lautete auch Ihre Aussage im Aus-
    schuss.

    Aber wie verhält sich die Union insgesamt, also CDU
    und CSU, dazu? Sie sind doch eine Fraktionsgemein-
    schaft. Gestern sagte der bayerische Ministerpräsident,
    Bayern wolle neu verhandeln. Zunächst einmal der ganz
    formale Einwand: Bayern kann nicht verhandeln. Bay-
    ern ist zwar größer als Estland und andere Länder; trotz-
    dem verhandelt Bayern nicht. Natürlich wird die Bun-
    desregierung Einwände, Anregungen und Anstöße der
    Bundesländer aufnehmen. Das ist auch richtig so. Aber
    die Nachverhandlungen, die Herr Stoiber fordert, kann
    es nicht geben. Er will das Paket sozusagen aufschnüren.
    Aber er macht keine Vorschläge, wie man es wieder zu-
    schnüren kann. Ich sage ganz deutlich: Die Union aus
    CDU und CSU sollte sich erst einmal darüber einig wer-
    den, wie sie mit dem Paket umgehen will. Am besten
    würde sie Ihren Vorschlag, Herr Hintze, aufgreifen, das
    Paket nicht mehr aufzuschnüren; denn ich glaube, dass
    der Konvent eine gute Arbeit geleistet hat.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Herr Stoiber sagt, man könne nicht erwarten, dass die
    Teilnehmer dieser Regierungskonferenz, die Staats- und
    Regierungschefs, nur wie Notare handeln. Was soll diese
    Feststellung eigentlich? War es nicht vielmehr so, dass
    in der Vergangenheit wir Parlamentarier uns als Notare
    verstanden haben, weil wir an den Ergebnissen, die auf
    Regierungskonferenzen erarbeitet worden waren, nichts
    mehr ändern konnten? Demgegenüber hat dieser Kon-
    vent jetzt auf demokratische Weise einen Verfassungs-
    entwurf erarbeitet, unter Beteiligung von Parlamentari-
    ern und von Regierungsvertretern – aus kleinen und

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    (C (D roßen, aus alten und neuen Mitgliedsländern – sowie on Vertretern der Kommission. Warum sagt Herr toiber plötzlich, er wolle nicht nur Notar spielen? Herr toiber spielt ihn schon gar nicht. Wenn, dann ist es unere Regierung. Aber die Regierung hat deutliche Zeihen gegeben: Wir wollen dieses Paket nicht aufschnüen. Darin werden die SPD und, wie ich denke, auch ündnis 90/Die Grünen die Bundesregierung unterstüten. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Vor diesem Hintergrund möchte ich ein – nicht über-
    aschendes – Signal an die vielen Länder geben, die im
    ahre 2004 beitreten wollen. Man hört jetzt Kritik aus
    rag und aus Wien. Wir haben mit diesen Ländern im
    uswärtigen Ausschuss und in anderen Fachausschüs-
    en, in Arbeitsgruppen und auf europäischer Ebene ei-
    en intensiven Dialog geführt, wie es sich gehört.
    Auch wir haben diesen Prozess mitgemacht. Auf der

    inen Seite ist es völlig legitim, ein nationalstaatliches,
    itgliedschaftliches Interesse zu formulieren. Auf der
    nderen Seite steht das europäische Interesse. Wir alle
    ragen sozusagen einen Doppelhut. Irgendwann muss ich
    ber entscheiden, welcher Hut mir wichtiger ist. Die Ver-
    ntwortung für Europa muss wichtiger sein als das allei-
    ige mitgliedschaftliche Interesse. Das sollten wir in den
    ächsten Wochen noch intensiv mit unseren Kolleginnen
    nd Kollegen aus den Beitrittsländern diskutieren.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ich will darauf nicht im Einzelnen eingehen; das wird
    ie Kollegin Zapf noch tun. Aber es ist interessant, wie
    or dem Hintergrund des Wahlkampfes in Bayern be-
    timmte Themen aus dem Hut gezaubert werden. Aber
    an sollte nicht nur mit Blick auf den 21. September
    ieses Jahres handeln.

    Für mich ist klar, dass die Europäische Union keine
    Religionsgemeinschaft im klassischen Sinne des
    Wortes ist. Für mich ist klar, um das mal salopp zu
    formulieren, dass die Europäische Union kein
    Christenverein ist.


    (Beifall der Abg. Uta Zapf [SPD])

    Für mich macht die Vorstellung an sich auch Sinn,
    dass wir ein islamisches Land von der Größe, der
    Bevölkerungsdichte der Türkei in die Europäische
    Union integrieren, um uns selbst und der Welt zu
    zeigen, dass das machbar ist, dass Menschen unter-
    schiedlicher religiöser Ausprägung sehr gut mitein-
    ander in einer von integrationsweiterführenden
    Ambitionen getragenen europäischen Konstruktion
    zusammenleben können.

    ie stellt sich die Union dazu? Diese Aussage stammt
    on Jean-Claude Juncker. Soviel ich weiß, ist auch er
    itglied der christlich-sozialen Volkspartei.
    Ohne Zweifel kann man über viele Dinge streiten.
    ber sowohl vom Kollegen Dr. Schäuble als auch vom
    ollegen Hintze erwarte ich eine etwas differenziertere






    (A) )



    (B) )


    Günter Gloser

    Betrachtungsweise. Dass meine bayerischen Freunde
    von der CSU immer mit der Holzhammermethode kom-
    men, ist schon klar. Darauf will ich nicht mehr viel ge-
    ben. Das liegt quasi in ihren Genen. Die können nicht
    mehr anders.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Die wollen einfach immer nur draufhauen. Sie wollen
    vor allem immer Befürchtungen schüren, die überhaupt
    nicht anstehen.

    Auch Herr Dr. Schäuble hat heute wieder vor dem
    Parlament den Eindruck erweckt, als stehe im nächsten
    Jahr der Beitritt der Türkei zur Europäischen Union an.
    Das ist überhaupt nicht der Fall. Sie wissen doch viel
    besser, dass die Europäische Union im nächsten Jahr erst
    einmal darüber entscheiden wird, ob überhaupt Beitritts-
    verhandlungen aufgenommen werden. Wie lange diese
    dauern, wissen wir. Was umgesetzt werden muss, wissen
    wir auch. Insofern sollte auch von der Union eine etwas
    differenziertere Betrachtung kommen.

    Ich will den Kollegen aus der CDU/CSU-Fraktion
    nicht erwähnen – sonst hat er vielleicht nur Schaden –,
    der für eine differenziertere Betrachtungsweise eintritt.
    Darüber bin ich froh. Es gibt auch eine Arbeitsgruppe in
    der CDU, die sagt: Wir müssen mit dem Thema umge-
    hen, aber differenzierter. – Warum dann immer vor der
    Öffentlichkeit diese undifferenzierte Art und Weise, die-
    ses kurzfristige Spielchen, dieses Angsteinjagen vor ei-
    nem Wahltermin – als ob die Türken wieder vor Wien lä-
    gen?

    Liebe Kolleginnen und Kollegen vor allem von der
    CSU, Sie sollten endlich Ihren Kurs ändern.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wenn Sie schon für Aufklärung sind, dann können wir
    sie in der Tat in der Debatte betreiben. Frau Merkel sagt
    dem türkischen Ministerpräsidenten: Nein, wir möchten
    natürlich nicht diesen Wahlkampf missbrauchen. Von
    der Union aus München höre ich etwas ganz anderes.

    Einer der gestrigen Vorwürfe aus München lautete,
    Rot-Grün sei schuld daran, dass keine öffentliche De-
    batte über die europäische Verfassung geführt werde.
    Liebe Kolleginnen und Kollegen, dann lasst uns in den
    nächsten Monaten bis Mai/Juni 2004 eine Debatte über
    diese europäische Verfassung führen! Sie muss mögli-
    cherweise in folgenden Punkten fortentwickelt werden:
    Was heißt das für die nationalstaatliche Ebene? Was
    heißt das für die Außenbeziehungen? Man kann das aber
    nicht immer auf diese dumpfe, dreiste Art machen, auf
    die es der vermeintliche Alpenherkules, Herr Stoiber,
    machen will.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ich würde dafür plädieren, dass wir, wie schon in den
    letzten Wochen und Monaten, auch durch die Bundesre-
    gierung einen intensiven Dialog über den Fortgang der
    Regierungskonferenz führen. Wir haben uns, denke
    ich, eindeutig – auch was den Zeitplan angeht – über die

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    (C (D arteigrenzen hinweg verständigt. Es wäre gut, wenn die egierungskonferenz in diesem Jahr, unter italienischer atspräsidentschaft, über den Verfassungsentwurf entcheiden könnte, damit er dann auch den Parlamenten ugeleitet werden kann. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Ich erteile dem Kollegen Gerd Müller, CDU/CSU-

raktion, das Wort.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Gerd Müller


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

    en! Als ich die Rede des Bundesaußenministers gehört
    abe, konnte ich feststellen: Vieles ist sehr richtig und
    indet unsere Zustimmung – insbesondere seine Ankün-
    igung, das Verhältnis zu Amerika zur Grundlage der
    ußen- und Sicherheitspolitik zu machen. Viele interna-
    ionale Fragestellungen sowie die großen Probleme in
    er Wirtschaft, in der Sozial-, in der Klimapolitik, aber
    nsbesondere auch bei der Terrorismusbekämpfung kön-
    en wir nur auf der Basis eines guten transatlantischen,
    uropäisch-amerikanischen Freundschaftsverhältnisses
    ngehen. Darin stimmen wir Ihnen hundertprozentig zu.
    Herr Bundesaußenminister, als Sie Ihre Ausführungen

    um Thema Wahlkampf gemacht haben – nach dem
    otto „Naja, da ist man halt ein Stück weit bereit, über
    as Ziel hinauszuschießen“ –, habe ich eine Zeit lang ge-
    acht: Jetzt zeigt der Mann Charakter. Heute früh hat der
    undeskanzler beim Thema Rente seinen Fehler einge-
    tanden. Wenn Sie, wie der Bundeskanzler, Ihren Fehler
    ingestanden und gesagt hätten, dass der deutsche Son-
    erweg einer Vorfestlegung in der Irakfrage auf einer
    ahlkampfkundgebung falsch war, dann hätten Sie Cha-

    akter gezeigt.

    (Beifall bei der CDU/CSU – Lothar Mark [SPD]: Es war richtig, dass er das gemacht hat!)


    o sind wir jetzt in einer Situation, in der es heißt – so
    in Sprecher des Auswärtigen Amtes –: Es kann nicht
    usgeschlossen werden, dass es bei der nächsten UN-
    ollversammlung zu einem Händedruck zwischen dem
    eutschen Bundeskanzler und dem US-Präsidenten
    ommt.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Ist ja toll!)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir rufen

    hnen zu: Bringen Sie das deutsch-amerikanische Ver-
    ältnis schnell wieder in Ordnung. Wir wollen Sie dabei
    nterstützen.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Lothar Mark [SPD]: Dazu gehören zwei Seiten!)


    In der Außen- und Europapolitik ist das grundlegende
    rinzip das Vertrauen der Partner zueinander. Sie haben
    m transatlantischen Verhältnis und im europäischen
    innenverhältnis – darauf komme ich noch zurück – viel






    (A) )



    (B) )


    Dr. Gerd Müller

    davon zerstört. Herr Gloser, bei den früheren Bundesre-
    gierungen war es auch so, dass es in der Außenpolitik
    Vertrauen im Parlament gab. Ihre Auslassungen, Herr
    Fischer, zur gestrigen Sitzung des Auswärtigen Aus-
    schusses und der Versuch, den Kollegen Schäuble hier
    vorzuführen, weil er nicht da war – er war in Paris und
    hat dort Gespräche geführt –, entsprachen nicht dem
    Verlauf der Sitzung. Auch darauf komme ich noch ein-
    mal zu sprechen.

    Wir müssen Europa vereinen, nicht spalten. Sie spalten.
    Auch innerhalb von Europa ist es Ihnen gelungen, Ver-
    trauen zu zerstören. Der Kollege Hintze hat darauf auf-
    merksam gemacht. Der „Pralinengipfel“ mit Belgien und
    Luxemburg – eine europäische Sicherheitsinitiative –, die
    Neuauflage des Achsendenkens – Paris–Berlin–Moskau –,


    (Peter Hintze [CDU/CSU]: Peking!)

    Ihr Verhalten gegenüber Österreich und das Urlaubsthea-
    ter des Bundeskanzlers gegenüber Italien:


    (Lothar Mark [SPD]: Sagen Sie mal was zu Berlusconi!)


    All diese Aktionen zerstören Vertrauen, insbesondere
    das Vertrauen unserer kleinen EU-Mitgliedspartner in
    Deutschland.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Deshalb ist die EU tief verunsichert. Es geht ein Riss
    durch die Staatengemeinschaft.

    Der Verfassungsentwurf ist eine gute Grundlage für
    die Regierungskonferenz. Wenn ich diesen Entwurf aber
    an Ihrer Rede in der Humboldt-Universität messe, für
    die Sie sich ja schon den Nobelpreis zuschreiben lassen
    wollten – als freier Bürger –,


    (Uta Zapf [SPD]: Ist doch was Gutes!)

    dann bin ich doch einigermaßen enttäuscht. Es kommt
    nicht von ungefähr, dass Sie selber acht Tage vor der
    Schlussberatung 56 Änderungsanträge in den Konvent
    eingebracht haben.

    Meine Damen und Herren, in welcher Demokratie le-
    ben wir eigentlich? Die Bundesregierung und der Bun-
    desaußenminister, der Spontidemokrat der früheren Jahr-
    zehnte, wollen uns, dem Parlament, verbieten, mit dem
    Volk in Dialog zu treten und dieses Verfassungswerk of-
    fen zu diskutieren. Demokratie heißt doch Dialog mit
    dem Bürger und nicht Geheimdiplomatie des Außenmi-
    nisters. Deshalb müssen wir, wenn wir beim Bürger Ak-
    zeptanz für den europäischen Verfassungsprozess erhal-
    ten wollen, den Dialog, das Gespräch und die Öffnung
    suchen. Man kann doch ganz offen miteinander reden.

    Es gibt natürlich noch offene Fragen. Darauf möchten
    wir hinweisen. 15 Mitgliedstaaten haben Änderungsbe-
    darf angekündigt. Deutschland dagegen sagt Nein, es
    werde das Paket nicht aufmachen. Es werde darüber
    nicht gesprochen, weder im Parlament noch in der Öf-
    fentlichkeit. Geschweige denn, dass eine Volksabstim-
    mung stattfinden werde.

    Brüssel bekommt gewaltige Macht. Die Bürger kön-
    nen das in der Praxis anhand des neuesten EuGH-Urteils

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    (C (D achvollziehen, nach dem 15 000 Ärzte zusätzlich einestellt werden müssen. Grund ist die Auslegung der Areitsrechtrichtlinien. Mit dem neuen Verfassungsentwurf ibt es so gut wie keinen Politikbereich – ich nenne nur ie Bereiche Kultur, Zivilschutz, Sport, Wirtschaftspoliik, Kompetenz für Zuwanderung, Daseinsvorsorge und ozialpolitik –, in dem die EU zukünftig nicht auschließliche oder konkurrierende Zuständigkeiten hat. as war nicht das ursprüngliche Ziel des Schäubleocklet-Entwurfes. Wir haben ein geschlossenes Geamtkonzept mit einer klaren Kompetenzabgrenzung er verschiedenen Ebenen vorgelegt. Wir sind der Meiung, dass in den Verhandlungsprozess an bestimmten unkten, die ich zum Teil genannt habe, durchaus deutche Positionen eingebracht werden müssten. Ich nenne ls Beispiel noch einmal die Daseinsvorsorge. Hierbei aben Sie uns im Europaausschuss im Übrigen ausrücklich unterstützt. Dass Sie das christliche Wertefundament Europas und inen Gottesbezug leugnen, das ist keine Überraschung. ass Sie sich mit aller Kraft für die Aufnahme der Türei stark machen, das ist auch keine Überraschung. Herr loser, das ist aber kein Wahlkampfthema. Ich verstehe die Erregung nicht. Ich komme gerade aus iner Diskussionsrunde mit türkischen Professoren. it den Türken kann man diese Frage viel vernünftiger iskutieren als mit der SPD-Bundestagsfraktion. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    (Zurufe von der SPD)


    (Uta Zapf [SPD]: Ganz normale Menschen!)


    In der Türkei wird durchaus der Standpunkt vertreten,
    ass dieser Prozess aus türkischer Sicht auch kritisch zu
    ewerten ist. Zum Beispiel müssten aufgrund des
    uGH-Urteils die Arbeitsrechtrichtlinien auch in der
    ürkei in den dortigen Krankenhäusern umgesetzt wer-
    en. Angesichts dessen möchte ich die Frage stellen, ob
    er acquis communautaire, diese 40 000 Gesetze und
    erordnungen, die wir in 45 Jahren in Europa entwickelt
    aben, aus heutiger Sicht wirklich die Antwort auf die
    ragen bezüglich der Entwicklung der Türkei in dem
    ommenden Jahrhundert ist. Ich bin der Meinung, dass
    r das nicht ist. Wir müssen an dieser Frage weiterarbei-
    en. Deswegen sagen wir Nein zur Aufnahme, bieten der
    ürkei aber eine privilegierte Partnerschaft, eine Zusam-
    enarbeit auf allen Feldern an.
    Im Rahmen der Haushaltsdebatte gäbe es noch viel in

    er Europapolitik anzumahnen. Wir treiben die Ost-
    rweiterung weiter voran. Es gibt jedoch kein Konzept
    ur Förderung der deutschen Grenzregionen, obwohl das
    on Bundeskanzler Schröder in Weiden groß verkündet
    urde. Es gibt keine Reform des Finanzsystems. Es gibt
    eine Reform der Strukturförderung. Wir haben eine
    öllig unzureichende Haushaltskontrolle. Ihre grüne EU-
    ommissarin erhält vom Europäischen Rechnungshof
    icht ein einziges Jahr das Testat der Zuverlässigkeit der
    echnungsführung. Das muss man sich einmal vorstel-
    en! Für 10 Prozent der europäischen Ausgaben im EU-






    (A) )



    (B) )


    Dr. Gerd Müller

    Haushalt gibt es nicht einmal einen Verwendungsnach-
    weis; und das unter Verantwortung einer grünen EU-
    Haushaltskommissarin. Das ist ein echter Skandal, den
    in Europa niemand wahrnimmt. Es scheint keine Rolle
    zu spielen.

    Einige Schlussbemerkungen zum Thema Auslands-
    einsätze der Bundeswehr: Wir teilen hier die von
    Wolfgang Schäuble vorgetragenen Positionen. Ich habe
    nicht ausreichend Zeit, Einzelheiten zu vertiefen.


    (Uta Zapf [SPD]: Gott sei Dank!)

    Vor einer Zustimmung müssen Sie uns aber natürlich

    noch entscheidende Fragen beantworten. Der Bürger
    möchte ein Gesamtkonzept. Welches ist die nationale In-
    teressenlage? Können unsere Soldaten die Belastungen
    überhaupt noch tragen? Terrorismusbekämpfung ist das
    wohl nicht in Kunduz. Drogenbekämpfung oder Be-
    kämpfung der Drogenbosse ist es ja wohl auch nicht. Für
    humanitäre Hilfe werden die Soldaten nicht gebraucht.

    Ich zitiere die „Berliner Zeitung“: „Wir werden miss-
    braucht für eine Politik der militärischen Symbolik“.
    Ferner sagt Ulrich Delius von der Gesellschaft für be-
    drohte Völker, „das eigentliche Ziel der Stationierung
    deutscher Truppen in Kunduz sei die Verbesserung der
    Beziehungen zu den USA“. Er nennt den Einsatz „ein
    idiotisches Konzept“. Ich nenne es kein idiotisches Kon-
    zept; denn ich sehe noch kein Konzept. Sie sind uns hier
    die Antworten auf die von Herrn Schäuble angemahnten
    Fragen schuldig geblieben. Dieser jetzt angestrebte Af-
    ghanistan-Einsatz darf aber kein Kompensationsgeschäft
    für eine Verweigerung im Irak sein. Er muss in sich sel-
    ber logisch begründet sein. Nur dann können Sie von uns
    eine Zustimmung erhalten.

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU)