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    Plenarprotokoll 15/37 Dr. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Gernot Erler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . Krista Sager BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . Uta Zapf SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Hintze CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . Claudia Roth (Augsburg) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . . . . . . . Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Karl-Josef Laumann, Dagmar Wöhrl, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Ausbildungsbereitschaft der Betriebe stärken – Verteuerung der Ausbildung verhindern (Drucksache 15/739) . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: 3001 C 3006 D 3008 C 3011 D 3015 B 3018 B 3020 A 3022 B 3024 C 3025 B 3026 D 3031 A Deutscher B Stenografisc 37. Sit Berlin, Donnerstag I n h a Nachträgliche Gratulation zum 60. Geburtstag des Abgeordneten Detlef Dzembritzki . . . . . Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . . Absetzung der Tagesordnungspunkte 13 und 18 a . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Begrüßung der neuen Abgeordneten Angelika Brunkhorst . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 3: Abgabe einer Erklärung durch den Bun- deskanzler zur internationalen Lage und zu den Ergebnissen des Eur opäischen Rates in Brüssel am 20./21. März 2003 Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . 2995 A 2995 A 2996 A 3001 C 2996 B 2996 B Günter Gloser SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg Vogelsänger SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3027 D 3029 D undestag her Bericht zung , den 3. April 2003 l t : Tagesordnungspunkt 4: a) Antrag der Abgeordneten Katherina Reiche, Thomas Rachel, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Reformen in der beruflichen Bildung vorantreiben – Lehrstellen- mangel bekämpfen (Drucksache 15/653) . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Cornelia Pieper, Christoph Hartmann (Hom- burg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Für die Stärkung der dualen Berufsausbildung in Deutschland – mehr Chancen durch Flexibilisierung und einen indivi- duellen Ausbildungspass (Drucksache 15/587) . . . . . . . . . . . . . . 3030 D 3031 A Antrag der Abgeordneten W illi Bras Jörg Tauss, weiterer Abgeordneter und d Fraktion der SPD sowie der Abgeordnete Grietje Bettin, Dr. Thea Dückert, weitere e, er n r II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 3. April 2003 Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Offen- sive für Ausbildung – Modernisierung der beruflichen Bildung (Drucksache 15/741) . . . . . . . . . . . . . . . . . Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kretschmer CDU/CSU . . . . . . . Dr. Michael Fuchs CDU/CSU . . . . . . . . . Katherina Reiche CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . Grietje Bettin BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Cornelia Pieper FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Willi Brase SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Pieper FDP . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Hinsken CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Thea Dückert BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Hinsken CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . Uwe Schummer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Jutta Dümpe-Krüger BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Werner Bertl SPD . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . Michael Kretschmer CDU/CSU . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann SPD . . . . . . . . . . Cornelia Pieper FDP . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 17: a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 31. Juli 2001 zwischen der Regie- rung der Bundesr epublik Deutsch- land und der Regierung des König- reiches Thailand über den Seeverkehr (Drucksache 15/716) . . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Siebenten Gesetzes zur Änderung des Gemeindefinanzreformgesetzes (Drucksache 15/510) . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 4: a) Antrag der Abgeordneten Maria Eichhorn, Hannelore Roedel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der 3031 A 3031 B 3033 B 3034 C 3035 C 3037 C 3038 C 3040 B 3040 C 3041 B 3042 D 3044 D 3045 D 3046 A 3046 C 3048 A 3049 A 3050 C 3051 B 3052 D 3053 D 3055 A 3055 A CDU/CSU: Benachteiligung von Frauen wirksam bekämpfen – Kon- sequenzen ziehen aus dem CEDAW- Bericht der Bundesregierung (Drucksache 15/740) . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Lothar Mark, Hans Büttner (Ingolstadt), wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Hans-Christian Ströbele, Dr . Ludger Volmer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN: Wiederbelebung des Friedensprozesses in Kolumbien (Drucksache 15/742) . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 18: b) Beschlussempfehlung des Rechtsaus- schusses: Übersicht 2 über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfas- sungsgericht (Drucksache 15/656) . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 5: Beschlussempfehlung des Ausschusses nach Art. 77 des Grundgesetzes (V er- mittlungsausschuss) zu dem Ersten Ge- setz zur Änderung des Gesetzes zur Neuregelung des Energiewirtschafts- rechts (Drucksachen 15/197, 15/432, 15/657, 15/712) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 5: Unterrichtung durch den W ehrbeauftrag- ten: Jahresbericht 2002 (44. Bericht) (Drucksache 15/500) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Willfried Penner, Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages . . . . . . . . . . . . . . Anita Schäfer (Saalstadt) CDU/CSU . . . . . . Walter Kolbow, Parl. Staatssekretär BMVg Helga Daub FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karin Evers-Meyer SPD . . . . . . . . . . . . . . . . Ursula Lietz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . Rolf Kramer SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christa Reichard (Dresden) CDU/CSU . . . . Ulrike Merten SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3055 A 3055 B 3055 C 3055 C 3055 D 3056 A 3058 A 3060 C 3062 B 3063 D 3065 B 3066 A 3067 A 3068 D 3070 A 3071 B Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 3. April 2003 III Tagesordnungspunkt 6: a) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Dr . Michael Meister, Otto Bernhardt, weiteren Ab- geordneten und der Fraktion der CDU/ CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung des Vermö- gensteuergesetzes (Drucksachen 15/196, 15/436) . . . . . . b) Erste Beratung des vom Bundesrat ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung des Vermögensteuer- gesetzes (Drucksache 15/408) . . . . . . . . . . . . . . Florian Pronold SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Meister CDU/CSU . . . . . . . . . . Hubert Ulrich BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Carl-Ludwig Thiele FDP . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 7: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Waldzustandsbericht 2002 – Ergebnisse des forstlichen Umweltmonitorings – (Drucksache 15/270) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gerald Thalheim, Parl. Staatssekretär BMVEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Cajus Caesar CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Behm BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christel Happach-Kasan FDP . . . . . . . . . Gabriele Hiller-Ohm SPD . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Dirk Niebel, Dr. Heinrich L. Kolb, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der FDP: Reform des Kündigungsschutzgesetzes zur Schaf- fung von me hr Arbeitsplätzen – V or- schlag des Sachverständigenrates jetzt aufgreifen (Drucksache 15/430) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wilfried Schreck SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Bietmann CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Fritz Kuhn BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . Dr. Heinrich L. Kolb FDP . . . . . . . . . . . . . . . Fritz Kuhn BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . Dr. Reinhard Göhner CDU/CSU . . . . . . . . . . Doris Barnett SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3072 D 3073 A 3073 A 3075 B 3078 B 3079 D 3080 D 3081 A 3081 D 3083 D 3084 D 3085 C 3086 D 3086 D 3088 C 3091 A 3093 A 3094 B 3095 A 3095 C 3097 A Tagesordnungspunkt 9: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Sondergutachten des Rates von Sach- verständigen für Umweltfragen – Für eine Stärkung und Neuorientierung des Naturschutzes (Drucksache 14/9852) . . . . . . . . . . . . . . . Astrid Klug SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Maria Flachsbarth CDU/CSU . . . . . . . . . Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . Angelika Brunkhorst FDP . . . . . . . . . . . . . . . Gabriele Lösekrug-Möller SPD . . . . . . . . . . Josef Göppel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 10: Antrag der Abgeordneten Henry Nitzsche, Arnold Vaatz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Stadtent- wicklung Ost – Mehr Effizienz und Fle- xibilität, weniger Regulierung und Bü- rokratie (Drucksache 15/352) . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: Antrag der Abgeordneten Joachim Günther (Plauen), Horst Friedrich (Bay- reuth), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Stadtumbau Ost – ein wichtiger Beitrag zum Aufbau Ost (Drucksache 15/750) . . . . . . . . . . . . . . . . Henry Nitzsche CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Ernst Kranz SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Günther (Plauen) FDP . . . . . . . . . . Peter Hettlich BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Manfred Grund CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Iris Gleicke, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 11: Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für wirtschaftliche Zusam- menarbeit und Entwicklung – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Christian Ruck, Dr . Friedbert Pflüger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Gegen Terror, Völkermord und Hunger- katastrophe in Simbabwe, um 3099 C 3099 C 3101 A 3103 A 3104 C 3105 D 3107 C 3108 D 3109 A 3109 A 3111 A 3113 D 3114 D 3116 A 3117 B IV Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 3. April 2003 Destabilisierung des südlichen Af- rikas zu vermeiden – zu dem Antrag der Abgeordneten Brigitte Wimmer (Karlsruhe), W alter Riester, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeord- neten Thilo Hoppe, Hans-Christian Ströbele, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN: Hungerkatastrophe in Simbabwe weiter bekämpfen – In- ternationalen Druck auf die Regie- rung Simbabwes aufrechterhalten – zu dem Antrag der Abgeordneten Markus Löning, Ulrich Heinrich, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Gemeinsame europäisch- afrikanische Initiative zur Lösung der Krise in Simbabwe starten (Drucksachen 15/353, 15/428, 15/429, 15/613) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Siegmund Ehrmann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . Rudolf Kraus CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . Markus Löning FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anke Eymer (Lübeck) CDU/CSU . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 12: a) Antrag der Abgeordneten Cornelia Pieper, Ulrike Flach, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der FDP: Die Europäische Spallations-Neutro- nenquelle (ESS) in Deutschland för- dern (Drucksache 15/472) . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Katherina Reiche, Thomas Rachel, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Sachgerechte Planungsent- scheidungen zum Bau einer Europäi- schen Spallations-Neutronenquelle ermöglichen (Drucksache 15/654) . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Pieper FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kasparick SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Pieper FDP . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christoph Bergner CDU/CSU . . . . . . . . . Dietmar Nietan SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3118 D 3119 B 3120 D 3122 A 3122 C 3123 C 3124 D 3124 D 3125 A 3126 A 3126 D 3127 B 3128 D Thomas Rachel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Anwendung des Grunds atzes der Bundes- anstalt für Arbeit für Fort- und W eiterbil- dungsmaßnahmen „Erst platzieren, dann qua- lifizieren“; Zuordnung der Arbeitssuchenden zu Personal-Service-Agenturen, Begleitung der Übernahme durch Fort- und W eiterbil- dungsmaßnahmen MdlAnfr 39, 40 (36. Sitzung) Ulrich Petzold CDU/CSU Antw PStSekr Rezzo Schlauch BMWA . . . . . Anlage 3 Kritik des BRH an der Stellenbewirtschaftung des BMVEL MdlAnfr 45 (36. Sitzung) Albert Deß CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Gerald Thalheim BMVEL Anlage 4 Maßnahmen gegen Preisdumping im Lebens- mittelhandel; Erlass gesetzlicher Vorschriften MdlAnfr 46, 47 (36. Sitzung) Gitta Connemann CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Gerald Thalheim BMVEL Anlage 5 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung über die Anträge – Die Europäische Spallations-Neutronen- quelle (ESS) in Deutschland fördern – Sachgerechte Planungsentscheidungen zum Bau einer Europäischen Spallations- Neutronenquelle ermöglichen (Tagesordnungspunkt 12 a und b) . . . . . . . . . Hans-Josef Fell BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 3130 C 3131 A 3132 C 3133 A 3133 B 3134 A 3134 A 3135 C 3135 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 3. April 2003 2995 (A) (C) (B) (D) 37. Sit Berlin, Donnerstag Beginn: 9
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    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 3. April 2003 3133 (A) (C) (B) (D) auf das Vorhandensein qualifizierter Arbeitskräfte Ansiedlun- gen befördern will? sonal-Service-Agentur betreut und eventuell auch qualifi- ziert werden. Dabei wird es sich jedoch in der Regel nicht sen einer Wirtschaftspolitik gerecht werden, die unter V erweis vice-Agentur zugewiesenen Arbeitnehmer durch die Per- Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen V ersamm- lung des Europarates Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rezzo Schlauch auf die Fragen des Abgeordneten Ulrich Petzold (CDU/CSU) (36. Sit- zung, Drucksache 15/724, Fragen 39 und 40): Inwieweit kann – aus Sicht der Bundesregierung – der Grundsatz der Bundesanstalt fü r Arbeit, BA, im Rahmen ihrer aktuellen Geschäftspolitik für Maßnahmen der Fort- und W ei- terbildung „Erst platzieren, dann qualifizieren“ den Erfordernis- Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bätzing, Sabine SPD 03.04.2003 Bindig, Rudolf SPD 03.04.2003* Deittert, Hubert CDU/CSU 03.04.2003* Fahrenschon, Georg CDU/CSU 03.04.2003 Götz, Peter CDU/CSU 03.04.2003* Haupt, Klaus FDP 03.04.2003 Höfer, Gerd SPD 03.04.2003* Irber, Brunhilde SPD 03.04.2003 Jäger, Renate SPD 03.04.2003* Jonas, Klaus Werner SPD 03.04.2003* Dr. Köhler, Heinz SPD 03.04.2003 Kramme, Anette SPD 03.04.2003 Leibrecht, Harald FDP 03.04.2003* Letzgus, Peter CDU/CSU 03.04.2003* Lintner, Eduard CDU/CSU 03.04.2003* Dr. Lucyga, Christine SPD 03.04.2003* Riester, Walter SPD 03.04.2003* Dr. Scheer, Hermann SPD 03.04.2003* Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 03.04.2003 Siebert, Bernd CDU/CSU 03.04.2003* Tritz, Marianne BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 03.04.2003* Anlagen zum Stenografischen Bericht Nach welchen Gesichtspunkten sollen Arbeitsuchende den aufzubauenden Personal-Service-Agenturen zugeordnet wer- den und inwieweit soll die Übernahme in Personal-Service- Agenturen durch Maßnahmen de r Fort- und W eiterbildung flankiert werden? Zu Frage 39: Dieser Grundsatz der Bundesanstalt für Arbeit ent- spricht dem geltenden Recht. § 4 des Dritten Buches Sozialgesetzbuch regelt wörtlich: „(1) Die Vermittlung in Ausbildung und Arbeit hat Vorrang vor den Leistungen zum Ersatz des Ar- beitsentgelts bei Arbeitslosigkeit. Der Vermittlungsvorrang gilt auch im Verhältnis zu den sonstigen Leistungen der aktiven Arbeitsförde- rung, es sei denn, die Leistung ist für eine dauerhaf- tere Eingliederung erforderlich.“ Wenn die Bundesanstalt für Arbeit also die V ermitt- lung in Arbeit einer Qualifiz ierung vorzieht, entspricht sie einem gesetzlichen Auftrag. Geschäftspolitisches Ziel der Bundesanstalt für Arbeit im Bereich der beruflichen W eiterbildungsförderung ist es, nun noch die T eilnahme an solchen Maßnahmen zu fördern, die mit hoher Wahrscheinlichkeit auch zu einer beruflichen Eingliederung fü hren. Eine strengere Aus- richtung der W eiterbildungsförderung an den betrieb- lichen und arbeitsmarktlichen Erfordernissen entspricht der von vielen Seiten geforderten Effizienzverbesserung und liegt sowohl im Interesse der T eilnehmer als auch der Unternehmen. Eine frühzeitige Einbeziehung der Bundesanstalt für Arbeit in Entscheidungsprozesse zu Neuansiedlungen kann in besonderer Weise dazu beitra- gen, die berufliche W eiterbildung an einem konkreten Qualifikationsbedarf auszurichten und hohe Eingliede- rungsquoten zu realisieren. Zu Frage 40: Entsprechend den Vorschlägen der Kommission Mo- derne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt über die Nut- zung der vermittlungsorientierten Arbeitnehmerüberlas- sung sollen die Personal-Service-Agenturen zum Abbau der Arbeitslosigkeit beitragen. Ziel ist die V ermittlung von Arbeitslosen, indem die Personal-Service-Agentu- ren Arbeitslose einstellen, um diese vorrangig zu verlei- hen. Verleihfreie Zeiten sollen für die Qualifizierung und Weiterbildung genutzt werden. W elche Arbeitslosen in eine Personal-Service-Agentur einmünden, richtet sich nach den Erfordernissen und den V oraussetzungen im Einzelfall. Hierüber entscheidet das örtliche Arbeitsamt. Arbeitslose mit geringer Qualifikation und/oder indivi- duellen Vermittlungshemmnissen sollen besonders ge- fördert werden (Bundestagsdrucksache 15/25, Seite 28 zu § 37c Abs. 2). In verleihfreien Zeiten sollen die der Personal-Ser- 3134 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 3. April 2003 (A) (C) (B) (D) um umfassende Qualifizierungsmaßnahmen handeln, da die Arbeitnehmer vorrangig verliehen werden sollen. Daraus folgt auch, dass eine Flankierung durch eine er- gänzende, durch das Arbeitsamt geförderte W eiterbil- dung im Regelfall nicht erfolgen wird. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr . Gerald Thalheim auf die Frage des Abgeordneten Albert Deß (CDU/CSU) (36. Sitzung, Drucksache 15/724, Frage 45): Hat die Bundesregierung Erkenntnisse darüber , dass der Bundesrechnungshof kürzlich ge gen die Stellenbewirtschaf- tung im BMVEL größte Bedenken angemeldet hat, und, wenn ja, was kritisiert der Bundesrechnungshof? Der Bundesrechnungshof prüft derzeit die V erwen- dung der neuen Stellen, die das BMVEL im Haushalt 2002 erhalten hat. Das Prüf verfahren ist noch nicht ab- geschlossen. Eine abschließende Äußerung ist daher ge- genwärtig nicht möglich. Es trifft jedoch zu, dass der Bundesrechnungshof in diesem Prüfverfahren bisher die Auffassung vertritt, BMVEL habe einen Teil dieser Stel- len nicht bestimmungsgemäß eingesetzt. Das Ministe- rium widerspricht dieser Auf fassung nachhaltig und hat ausführlich dargelegt, dass die Stellen zweckentspre- chend verwandt wurden. Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretär Dr. Gerald Thalheim auf die Fra- gen der Abgeordneten Gitta Connemann (CDU/CSU) (36. Sitzung, Drucksache 15/724, Fragen 46 und 47): Trifft der Bericht in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ vom 6. Februar 2003, Seite 12 zu, demzufolge die Bundesmi- nisterin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, Renate Künast, trotz des W iderstandes von Bundes kanzler Gerhard Schröder weiter gegen „Preisdumping“ im Lebens- mittelhandel vorgehen wolle, und sind weitere, über die in der Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs bei der Bundes- ministerin für V erbraucherschutz, Ernährung und Landwirt- schaft Matthias Berninger vom 13. März 2003 auf meine schrift- liche Frage in B undestagsdrucksache 15/730, Arb.-Nr . 2/280, geschilderten Gespräche mit betrof fenen Marktbeteiligten hi- nausgehende Maßnahmen geplant? Erwägt die Bundesregierung angesichts der wiederholten Ankündigung der Bundesministe rin für V erbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, Renate Künast, gegen Preis- dumping vor allem im Bereich des Verkaufs von Lebensmit- teln vorgehen zu wollen, den Erlass gesetzlicher Vorschriften, die über die auf Betreiben de r Fraktion der CDU/CSU 1998 eingeführte Vorschrift des § 20 Abs. 4 Satz 2 des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen – V erbot von Unter - Einstands-Verkäufen von Lebensmitteln – hinausgehen, und, wenn nein, warum nicht? Zu Frage 46: Der in der Frage genannte Bericht in der F AZ ver- deutlicht in zutreffender Weise, dass Preisdumping wei- terhin ein Thema für die Bundesministerin für V erbrau- cherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, Renate Künast, ist. Nähere Ausführungen der Ministerin zu den in diesem Zusammenhang mö glicherweise beabsichtig- ten Maßnahmen sind in dem Bericht nicht enthalten. Die derzeit im Zusammenhang mit der Thematik des Preisdumping angedachten Maßnahmen sind Ihnen be- reits in der Antwort auf ihre schriftliche Frage am 13. März 2003 durch den Parl . Staatssekretär im Bun- desministerium für V erbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, Matthias Berninger, mitgeteilt worden. Zu Frage 47: Die Bundesregierung erwägt nicht, gesetzliche V or- schriften zu erlassen, die über das bereits geltende Verbot des systematischen Verkaufs unter Einstandspreis hinaus- gehen. Wie die Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes im Falle Wal-Mart zeigt, ist dieses Verbot durchaus geeig- net, missbräuchlichen Niedrigpreisstrategien entgegen zu wirken. Es ist Aufgabe der Kartellbehörden, auf die Ein- haltung des Verbots zu achten und Verstöße durch Miss- brauchsverfahren zu ahnden. Anlage 5 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung über die Anträge: – Die Europäische Spallations-Neutronenquelle (ESS) in Deutschland fördern – Sachgerechte Planungsentscheidungen zum Bau einer Europäischen Spallatons-Neutro- nenquelle ermöglichen (Tagesordnungspunkt 12 a und b) Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Neutronenforschung ist unver zichtbar. Sie leistet einen wichtigen Beitrag zum Beispi el für die Biotechnologie, für die Materialforschung, für die Grundlagenforschung ganz allgemein. Eine mo derne Industrienation wie Deutschland braucht leistungsfähige Neutronenfor- schung, gerade auch für die Herausforderungen im welt- weiten Wettbewerb neuer Pr odukte. Deutschland hat eine gute Basis in der Neutronenforschung. Nach Auffassung von Bündnis 90/Die Grünen muss die Erzeugung von Neutronen in ihren gesamten gesell- schaftlichen Auswirkungen betrachtet werden. Dazu ge- hört auch die Proliferation. Eine existenzielle Vorgabe jeder Neutronenforschung muss es sein, keine Proliferationsgefahren durch hoch angereichertes Uran zu schaffen. Die momentanen weltpolitischen kriegerischen Ent- wicklungen, deren Ursache auch im V ersuch der Ein- dämmung von Massenvernichtungswaf fen liegt, zeigen die Berechtigung dieser Forderung. Aufgrund dieser Vorgabe besteht ein entsch eidender Unterschied zwi- schen den beiden Arten der Erzeugung von Forschungs- neutronen. Zunächst die Kernspaltungsreaktoren: Sie haben den Nachteil, dass zu ihrem Be trieb kernwaffentaugliches Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 37. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 3. April 2003 3135 (A) (C) (B) (D) Material wie hoch angereichertes Uran, HEU, besonders geeignet ist. Dieses HEU fi ndet die Begehrlichkeit von Terroristen oder Regimen, die ein Nuklearwaf fenarsenal aufbauen. Die USA haben aus diesem Grund bereits seit 1980 ein weltweit erfolgreiches Programm zur Umrüs- tung von Forschungsreakto ren auf nicht waf fentaug- liches, niedrig angereichertes Uran begonnen. Aus der Sicht der grünen Bundestagsfraktion ist es bedauerlich, dass die Bayeri sche Staatsregierung in den Verhandlungen mit der Bundes regierung sich weigerte, eine Umrüstung für den neuen Forschungsreaktor in Garching auf niedrig angereichertes Uran vor Inbetrieb- nahme durchzuführen. Eine solche Umrüstung vor Inbe- triebnahme wäre möglich gewesen. Die gerade in den USA neu in der Entwicklung be- findlichen hoch dichten ni edrig angereicherten Uran- brennstoffe eröffnen dafür eine technologische Option, die keinerlei Einschränkung für die Forschung bedeutet. Die zweite Form der Erzeugung von Neutronen ist die Spallation: Dafür sind keine waf fentauglichen Uran- brennstoffe erforderlich. Wir sehen daher in der Spalla- nal knappen Kassen lassen si ch nicht alle Projekte ver- wirklichen, die eine hohe Forschungsqualität aufweisen. Bündnis 90/Die Grünen wollen daher auch Großpro- jekte aus anderen Forschungszweigen in diese Diskussion einbeziehen. So wird beispielsweise die Fusionsforschung der Energieforschung zugeordnet. Fusionsener gie wird aber in den nächsten 50 Jahren nicht zur V erfügung ste- hen. Nach den Untersuchungen vieler W issenschaftler wird es in 50 Jahren aber möglich sein, den gesamten Energiebedarf aus erneuerbaren Energien zu decken. Die Forschung im Bereich der Fusionsener gie halten wir für überflüssig, wegen ihren hohen Kosten gar für schädlich. Wir schlagen daher vor , zur Erfüllung der Aufgaben der Grundlagenforschung die für den ITER vorgesehenen Mittel für die Erforschung von erneuerba- ren Energien sowie die Errichtung einer europäischen Spallationsquelle zu verwenden. Auch wenn die Anträge der Union und der FDP da- rauf abzielen, die Debatte über die ESS neu aufzurollen, können wir ihnen dennoch ni cht zustimmen. Union und FDP machen in ihren Anträgen – wie so oft – keinerlei tionsquelle die optimale Lösung zur Erzeugung von For- schungsneutronen. Bündnis 90/Die Grünen begrüssen daher seit langem die Entw icklung einer europäischen Spallationsquelle. Umso be dauerlich fanden wir , dass die Begutachtung des Wissenschaftsrates negativ ausfiel. Selbstverständlich akzeptieren wir dieses Votum als wis- senschaftlich fundiert. Allerdings sind wir der Meinung, dass in eine politische Entscheidung auch die nicht wis- senschaftlichen Argumente wie eben die Non-Prolifera- tion in die Entscheidungs findung einbezogen werden müssen. Wir sind uns allerdings be wusst, wie schwierig die Finanzierung wird. Sie kann nur im europäischen Kon- text stattfinden. Es ist daher erforderlich, auf nationaler und internationaler Ebene einen Abwägungsprozess über die Notwendigkeit verschie dener Formen der Grundla- genforschung voranzutreiben. Angesichts der internatio- Finanzierungsvorschläge. Wir von der grünen Bundes- tagsfraktion schlagen einen Verzicht auf den Fusions- energiereaktor ITER vor und liefern damit den Finanzie- rungsvorschlag für die ESS. Damit hätte auch der Osten Deutschland eine Chance, endlich eine Großforschungs- einrichtung zu bekommen. Auch wir halten dies zur Stärkung des Wissenschafts- und Technologiestandortes Ostdeutschland für erforderlich. Wir würden uns freuen, wenn auch die FDP diesen Vorschlag aufgreifen würde, damit eine wirkliche Reali- sierungschance entsteht. Für ITER gibt es keine realisti- sche Bewerbung eines ostdeutschen Standortes, damit gibt es auch keine V erwirklichung einer Großfor- schungseinrichtung für Ostdeutschland. Wir von Bünd- nis 90/Die Grünen dagegen haben einen konkreten V or- schlag und bitten Sie deshal b um Ihre Unterstützung in der Diskussion. 37. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 3. April 2003 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Angela Merkel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die T a-

    gesordnung des Europäischen Rates in Brüssel war stark
    vom Beginn des Irakkrieges überschattet. V ieles von
    dem, was sonst die Gemüter der Europäer bewegt hätte,
    erschien plötzlich belanglos oder kleinlich. Angesichts
    dieses Krieges stand umso größer das Versagen von Poli-
    tik und Diplomatie auch vor den Mitgliedstaaten der Eu-
    ropäischen Union.

    Krieg ist eine Niederlage von Politik und Diplomatie.
    Krieg ist deshalb eine Niederlage von Politik und Diplo-
    matie, weil Krieg den Tod von Menschen bedeutet, von
    Menschen, die mit dieser Politik und der Diplomatie
    nichts zu tun haben. Es ist eine Niederlage, weil es nicht
    gelungen ist, einen Diktat or durch die internationale
    Staatengemeinschaft friedlich zu entwaffnen, so wie wir
    es alle wollten, weil wir wussten, dass dieser Diktator
    Hunderttausende von Menschen auf dem Gewissen hat.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Jetzt ist dieser Krieg traurige Realität. In dieser Situa-
    tion hat mir der französische Ministerpräsident Raffarin,
    der ja aus dem Land von Fr eiheit, Gleichheit und Brü-
    derlichkeit kommt, aus der Seele gesprochen, als er die-
    ser Tage zum Irakkrieg gesagt hat: „Ich hof fe auf den
    Sieg der Demokratie über die Diktatur.“


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Ich denke, wir sind uns in diesem Hause alle einig:
    Wir hoffen, dass es einen Sieg der Demokratie über die
    Diktatur gibt. Wir können in dieser Auseinandersetzung






    (A) (C)



    (B) (D)


    Dr. Angela Merkel
    der alliierten Streitkräfte mit dem Diktator Saddam
    Hussein nicht neutral sein, sondern wir alle stehen an der
    Seite derer, die für die Demokratie kämpfen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Herr Bundeskanzler, ich habe mich gefreut, dass
    heute in diesem Hause nicht weiter einer Aufteilung zwi-
    schen Kriegswilligen und Friedenswilligen das Wort ge-
    redet wurde. Denn alle hier wollen und werden, sofern
    sie dazu beitragen können, doch alles unternehmen – ob
    Regierung oder Opposition –, damit unsere politischen
    Ziele mit friedlichen Mitteln durchgesetzt werden kön-
    nen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Heute ist der Tag, um mit dem Blick in die Zukunft über
    den eigentlichen Dissens in diesem Hause, der ja nicht
    zwischen Kriegswilligen und Friedenswilligen besteht,
    zu sprechen.

    Im November des letzten Jahres wurde im UN-
    Sicherheitsrat eine Resolution beschlossen, die auch die
    Bundesregierung mitgetragen hat. Diese Resolution ist
    eine Art Doppelbeschluss der UNO. Sie hat das klare
    Ziel, eine friedliche Entwaf fnung durch ernst gemeinte
    Drohung zu erreichen. Die Wirkung dieser Resolution
    lebte von Beginn an von der Glaubwürdigkeit beider Ele-
    mente dieser Resolution. Damit war weder die Position
    „auf jeden Fall militärische Gewalt“ vereinbart – wie Sie
    uns manchmal vielleicht unterstellt haben –, noch war
    die Position „auf keinen Fa ll militärische Gewalt“ ver-
    einbart. Die Mitte zu halten, Geschlossenheit zu wahren,
    das wäre nach meiner fest en Überzeugung die Aufgabe
    von Politik gewesen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Niemand von uns weiß, ob die Einigkeit im Druck
    auf Saddam Hussein ihn wirk lich zu einer friedlichen
    Entwaffnung hätte zwingen können. Aber eines weiß ich
    sehr wohl: Diese Einigkeit im Druck war die einzige
    Chance, die dieses Ergebnis hätte erzielen können.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Klaus Uwe Benneter [SPD]: Das hätte weiter geführt werden müssen!)


    Einigkeit im Druck schließt eben auch die damit verbun-
    denen Konsequenzen ein: mi litärische Mittel als Ultima
    Ratio


    (Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was war denn Ihre Ultima Ratio? – Weitere Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    und die Bereitschaft, eine Be fristung einer solchen letz-
    ten Chance zu akzeptieren.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Nun ein Wort zum Herrn Bundesaußenminister . – Er
    ist schon weg, aber das ist akzeptiert.

    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Da ist er!)


    – Der Bundesaußenminister muss in absehbarer Zeit
    nach Brüssel, wir unterstütz en das selbstverständlich.
    Deshalb habe ich zur Regierungsbank geschaut.

    Der Herr Bundesaußenminister hat angesichts der Ge-
    fährdungen immer und immer wieder die richtigen Fra-
    gen gestellt.


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie haben ja nicht einmal Fragen gestellt!)


    Natürlich sind militärische Auseinandersetzungen mit
    hohen Risiken verbunden. Natürlich ist dies eine beson-
    dere Region, in der man besonders aufpassen muss. Na-
    türlich muss man sich mit dem Verhältnis der Religionen
    befassen. Gerade deshalb war es doch so wichtig, alles
    daranzusetzen, den Druck – militärisch wie auch insge-
    samt – mit allen Optionen gemeinsam durchzuhalten.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Klaus Uwe Benneter [SPD]: Mit Ergebenheitsadressen!)


    Ich kann mich der Einschätzung, dass alle Anstren-
    gungen unternommen wurden, um eine friedliche Lö-
    sung zu erreichen, nicht anschließen.


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Was ist das für eine Logik? Das ist doch verquer!)


    Auch andere können sich dieser Einschätzung nicht an-
    schließen. Ich kann Ihnen daher ein Zitat aus einem
    „Zeit“-Artikel der vergangenen Woche nicht ersparen,


    (Zurufe von der SPD: Oh! – Franz Müntefering [SPD]: W er hat nicht alle Anstrengungen unternommen?)


    wo wiedergegeben wird, was die Inspekteure zum Kurs
    der Bundesregierung in der Irakfrage sagen:


    (Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Welche Inspekteure?)


    Hätte dieser Krieg verhindert werden können? Ja,
    sagen einige. Aber mit einer überraschenden Be-
    gründung: Deutschland, Frankreich und Russland
    hätten den Kriegsausbruch mit ihrer vermeintlichen
    Friedenspolitik unausweichlich gemacht.


    (Widerspruch bei der SPD)


    Gerhard Schröders kategorisches Nein zu einem
    Militäreinsatz sei schlicht „verrückt“ gewesen.
    „Vielleicht hätten wir unser Mandat erfüllen kön-
    nen“ ...


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: So ein Unsinn! Sie wissen doch ganz genau, dass der Bush sich nicht hätte aufhalten lassen!)


    Herr Bundeskanzler, ich denke, Sie werden sich auch
    in der Folgezeit mit diesem Zitat auseinander setzen
    müssen.






    (A) (C)



    (B) (D)



Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


Kollegin Merkel, gestatten Sie eine Zwischenfrage
der Kollegin Eichstädt-Bohlig?


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Angela Merkel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)



    Ich gestatte keine Zwischenfragen.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Zurufe von der SPD: Oh!)


    Herr Bundeskanzler, Sie werden sich mit diesem Zitat
    auseinander setzen müssen.


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie wissen genau, dass Hunderte andere Zitate dem entgegenstehen! – Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Von wem stammt das Zitat denn?)


    Der in diesem Artikel wieder gegebene Gedankengang
    hat mich dazu veranlasst, zu sagen: Sie haben als Bun-
    desregierung mit Ihrem V erhalten den Krieg nicht un-
    wahrscheinlicher, sondern wahrscheinlicher gemacht.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: So ein Unsinn! Das ist doch unglaublich! Lassen Sie diese Hetzerei! – Günter Gloser [SPD]: Sie haben nichts dazugelernt! – Weitere Zurufe von der SPD)


    Für mich gibt es keinen Zw eifel daran, dass niemand
    diesen Krieg gewollt hat. Aber mit Blick auf die Frage
    – nicht auf die Vergangenheit bezogen; der Krieg ist Re-
    alität –, was wir aus diesen V orgängen lernen müssen
    und welche Lehren wir daraus ziehen müssen,


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie lernen doch nichts dazu! Das ist doch nicht zu fassen!)


    will ich auf etwas verweisen, was Helmut Kohl einmal
    gesagt hat. Helmut Kohl hat einmal gesagt – ich stimme
    dem mit allem Nachdruck und in aller Ruhe zu –, die eu-
    ropäische Einigung sei letztlich eine Frage von Krieg
    und Frieden.


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Was immer das bedeutet!)


    Helmut Kohl ist für diesen Satz häufig belächelt worden.
    Wir alle miteinander haben in den letzten W ochen ein-
    drücklich erfahren müssen, wie schnell die Frage der eu-
    ropäischen Einigung zu einer Frage von Krieg und Frie-
    den werden kann.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Deshalb müssen wir – das haben Sie, Herr Bundes-
    kanzler, in Ihrer Regierungserklärung auch deutlich ge-
    macht – die vor uns liegende n Aufgaben, die weit über
    die Frage des Iraks hinausgehen, meistern. Sie haben ge-
    sagt, in jeder Krise liege ei ne Chance. Jawohl, in jeder
    Krise liegt eine Chance. Aber wir müssen uns sehr nüch-
    tern die Realität der heutigen Tage anschauen.
    Wir haben eine gravierende Spaltung der Europäi-
    schen Union und der NATO sowie einen Vertrauensver-
    lust in den Beziehungen zu den Vereinigten Staaten von
    Amerika erlebt. W ir mussten erkennen, dass bewährte
    Institutionen unserer Sicherheit im Augenblick der Krise
    ausgesprochen unfähig waren, so zu handeln, wie wir es
    uns alle gewünscht haben. Deshalb geht es nicht nur all-
    gemein darum, ob ein Wiederaufbau des Iraks stattfindet
    – natürlich muss das der Fall sein –, sondern wie dieser
    Wiederaufbau vonstatten ge ht. Er muss unter Beteili-
    gung der EU, der NATO und der UNO erfolgen.

    Natürlich müssen wir als Bundesrepublik Deutsch-
    land wieder eine verantwortliche Außen- und Sicher-
    heitspolitik aufbauen.


    (Gernot Erler [SPD]: Was heißt denn „wieder“?)


    Die Pfeiler der Außen- und Sicherheitspolitik aus der
    Vergangenheit gelten weiterhin: europäische und transat-
    lantische Einigung. Diese Pfeiler müssen nach der deut-
    schen Einheit, nach der Erlangung der Souveränität
    Deutschlands von unserer Generation neu begründet,
    neu formuliert und vor allen Dingen mit den Menschen
    dieses Landes neu diskutiert und besprochen werden.

    Lassen Sie mich das in sechs Punkten deutlich ma-
    chen:

    Erstens. Viele Bruchlinien – alte wie neue – durchlau-
    fen unseren europäischen Kontinent. Um die politische
    Einigung wirklich zu erre ichen, muss Deutschland eine
    kluge Politik, eine Politik des Ausgleichs


    (Franz Müntefering [SPD]: Dann ist es ja gut, dass Sie nicht regieren! – W ilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das machen wir ja!)


    zwischen alten und neuen sowie großen und kleinen EU-
    Mitgliedstaaten machen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Herr Bundeskanzler, Sie haben eben gesagt, es sei
    wahr, dass Europa in dieser Auseinandersetzung an vie-
    len Stellen nicht einig gewesen sei. Dann haben Sie ge-
    sagt, bei genauerem Hinseh en müsse man feststellen,
    dass in der Ablehnung des Krieges zwar nicht die Regie-
    rungen, aber die Gesellschaften einig gewesen seien.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Gernot Erler [SPD]: Stimmt immer noch!)


    Herr Bundeskanzler, ich frage Sie: Was bedeutet das für
    die Regierungen, die Ihre Meinung nicht geteilt haben?


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das wissen die ganz genau!)


    Was bedeutet das denn für die Erfahrung, die wir im
    Rahmen des Kosovo-Konfliktes gemeinsam in diesem
    Hause gemacht haben, als die Gesellschaften Europas
    auch die Angriffe auf Belgrad nicht wollten und wir sie
    dennoch aufgrund gemeinsamer Überzeugung für richtig
    gehalten haben? Ich halte Ihre Aussage an dieser Stelle
    für sehr gefährlich.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Dr. Angela Merkel
    Ich bin auch verunsichert,


    (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das merkt man! – W ilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Schon die ganze Zeit!)


    was Ihre Aussage angeht – ich sage es einmal ganz vor-
    sichtig –, das Europa der 25 werde komplizierter als das
    Europa der 15. Was sollen die neuen Mitgliedstaaten ge-
    rade in Bezug auf den Irakkonflikt – wir sprechen jetzt
    nicht über eine EU-Richtlinie zu Chemikalien – von ei-
    ner solchen Feststellung halten? Alle neuen Mitglieder
    der Europäischen Union sind Mitglieder der NA TO. Sie
    haben mit Sicherheit keinen Beitrag zu den jetzigen
    Schwierigkeiten geleistet. Vielmehr bestanden all diese
    Schwierigkeiten in der EU innerhalb der alten Mit-
    gliedstaaten der Europäisch en Union. Auch das gehört
    zur Wahrheit.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Deutschlands Rolle muss aus geographischen und aus
    historischen Gründen dergestalt sein, dass Deutschland
    zum Ausgleich beiträgt und ein Anwalt der kleinen Län-
    der ist.


    (Katrin Dagmar Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo leben Sie?)


    Wenn in diesen Tagen viel von einer Hegemonialmacht
    gesprochen wird – ich bin gegen jede Form von Hege-
    monialmachtstreben –,


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Nun wird es endgültig lächerlich! – Weitere Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    dann müssen wir als Deutsche aufpassen, ob die kleinen
    Staaten Europas nicht auch uns Großmannssucht vor-
    werfen könnten. Auch das gehört zur Realität des euro-
    päischen Alltags.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Aus seiner geschichtlichen Erfahrung und aus seiner
    geographischen Lage heraus hat Deutschland eine ganz
    besondere Aufgabe in Europa : den Ausgleich zu schaf-
    fen und die verschiedenen Interessen zu bündeln. W ir
    alle wissen doch, dass es Länder gibt, die Interesse an ei-
    nem großen Wirtschaftsraum Europa haben, dass es Län-
    der gibt, die ein großes Interesse an der V ertiefung der
    politischen Union haben, und dass es Länder gibt, die ei-
    nen größeren Schwerpunkt auf die Erhaltung des Struk-
    turausgleichs legen. Deutschland muss aus der von mir
    genannten Verpflichtung heraus die integrative Kraft
    sein, die Ausgleich schaf ft. Das hat Deutschland in den
    letzten Wochen nicht ausreichend getan.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Jörg van Essen [FDP])


    Deutschland darf keine Randposition und keine Maxi-
    malposition vertreten und keine Sonderwege gehen.
    Nach dem Ende des Kalten Kr ieges sollte es eine ge-
    meinsame Verpflichtung sein – mich persönlich bewegt
    das –, mit der Bevölkerung über diese Aufgaben zu spre-
    chen.

    Zweitens. Das Verhalten der Europäer im Irakkonflikt
    bringt uns zu einer zentrale n Lehre – da stimme ich mit
    Ihnen überein –: Ohne eine Gemeinsame Außen- und
    Sicherheitspolitik wird es keine europäische Einigung
    geben.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Was heißt das? W ir haben uns in den 90er -Jahren
    ganz stark auf die Gestaltung des europäischen Binnen-
    marktes konzentriert. Im Übrigen haben wir Europa
    durch die Einführung des Euro irreversibel, unumkehr-
    bar gemacht. Das waren mutige Entscheidungen – von
    Helmut Kohl, von Theo Waigel.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Joseph Fischer, Bundesminister: Edmund Stoiber!)


    Diese Entscheidung für den Euro, der von Ihnen seiner-
    zeit übrigens als kränkelnde Frühgeburt disqualifiziert
    wurde, ist nicht von der Mehrheit der Bevölkerung ge-
    kommen; vielmehr hat es di e Führung als ihre Aufgabe
    angesehen, dies der Bevölkerung nahe zu bringen. Heute
    wird sie von der Bevölkerung mit Überzeugung getra-
    gen. Dies wird bei wichtigen Entscheidungen immer
    wieder notwendig sein.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Es geht auch um den W illen, eine Gemeinsame Au-
    ßen- und Sicherheitspolitik durchzusetzen. Herr Bundes-
    kanzler, ich stimme mit Ihnen völlig überein: Es wird da-
    bei Fortschritte und Rückschl äge geben. Ich sage Ihnen
    aber auch: Ein Erlebnis wie das der Auseinandersetzung
    um den Irak verträgt die Ge meinsame Außen- und Si-
    cherheitspolitik Europas nicht alle Jahre wieder . Wir
    müssen Lehren ziehen und wir müssen den W illen ha-
    ben, Kompromisse und Gemeinsamkeiten zu finden,


    (Lothar Mark [SPD]: Das müssen Sie auch einmal lernen: Kompromisse eingehen!)


    so wie sie auf dem Sonderrat der Europäischen Union im
    Februar gefunden wurden. Da s war aber leider viel zu
    spät, das hätte früher geschehen müssen. Dies müssen
    wir in Zukunft beachten.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Jörg van Essen [FDP])


    Drittens. Eine weitere Lehre aus der Spaltung Europas
    muss sein: Eine Gemeinsame Außen- und Sicherheitspo-
    litik in Europa wird es niemals gegen die Vereinigten
    Staaten von Amerika, sondern nur mit ihnen und auf der
    Basis eines entsprechenden Vertrauens geben.

    Die Europäer haben spätestens – das ist eine noch nicht
    weit zurückliegende gemeinsame Erfahrung – im Zusam-
    menhang mit dem Kosovo-Konflikt erlebt, dass wir über-
    haupt nicht in der Lage sind , die militärischen Konflikte
    unseres Kontinents aus eigener Kraft zu lösen. Ich bin
    froh, dass es im Zusammenhang mit Mazedonien jetzt
    zum ersten europäischen Mandat gekommen ist. Das ist






    (A) (C)



    (B) (D)


    Dr. Angela Merkel
    keine Frage. Aber die eigentlichen militärischen Risiken
    sind in einer Auseinandersetzung getragen worden, bei
    der wir ohne die Amerikaner nicht in der Lage gewesen
    wären, das von uns allen gewünschte Ziel zu erreichen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Deshalb, Herr Bundeskanzler, brauchen wir die NA TO.
    Sie haben das auch gesagt. Ich hätte mir aber trotzdem
    gewünscht, Sie wären in der Frage, wie das aussehen
    soll, etwas konkreter geworden.

    In diesen Tagen entscheiden auch die Bilder . Wir ha-
    ben viele Strategietreffen des Bundesaußenministers mit
    dem französischen Außenmin ister und seinem russi-
    schen Kollegen erlebt. Aber wenn wir die Zukunft des
    Bündnisses NATO wollen, ist es wichtig, klar und deut-
    lich zu sagen, dass es eine Äquidistanz zwischen Europa
    und Amerika und zwischen Europa und Russland auf ab-
    sehbare Zeit nicht gibt. Di e transatlantische Partner-
    schaft beruht auf einem klareren W ertegerüst als unser
    Verhältnis zu Russland.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Damit spreche ich nicht gegen ein gutes V erhältnis zu
    Russland. Das ist überhaupt keine Frage. Ich bin aus vol-
    lem Herzen für die Kooperation der NA TO mit Russ-
    land. Aber in der Stunde des Risikos kommt es schon
    darauf an, dass man weiß, wo die gemeinsame Partner-
    schaft liegt.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Wenn man es mit diesem transatlantischen Bündnis,
    der NATO, ernst meint und es mal wieder zu einer Situa-
    tion käme, in der wir mit militärischem Druck eine UN-
    Resolution durchsetzen müssen, könnte – das wäre doch
    durchaus denkbar – auch ein europäisches Kontingent
    aus der NATO an dem Aufb au eines solchen militäri-
    schen Drucks mitarbeiten, um zum Schluss eine friedli-
    che Lösung dieses Konflikts zu erreichen. Ich glaube,
    den Amerikanern wäre es schwerer gefallen, bei Mitwir-
    kung aller europäischen NA TO-Mitglieder eine solche
    Entscheidung allein zu treffen.


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie sind vielleicht blauäugig! Das glauben Sie doch selbst nicht! Das ist doch naiv! – Franz Müntefering [SPD]: Der Krieg wäre vermeidbar gewesen!)


    Wir müssen V erantwortung im Risiko übernehmen,
    sonst wird die V erantwortungsgemeinschaft nicht zum
    Leben erweckt werden können.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Viertens. Wenn wir das schaffen wollen, dann müssen
    wir zuallererst zu einem gemeinsamen Verständnis kom-
    men, was die Bedrohungen sind, denen wir uns in dieser
    Welt gegenübersehen.


    (Franz Müntefering [SPD]: Frau Sandkastenspielerin!)

    Der Bundeskanzler hat hierzu – das danke ich ihm – Eini-
    ges gesagt. Er hat gesagt, er unterstütze die Ansicht, dass
    die Bedrohungen der heutigen Zeit zum einen vom Be-
    sitz von Massenvernichtungswaffen und zum anderen
    von nicht staatlichem T errorismus ausgehen. Viel-
    leicht sei eine der größten Bedrohungen, der wir in Zu-
    kunft gegenüberstehen, die V ermischung von beidem,
    nämlich der Proliferation von Massenvernichtungswaf-
    fen an terroristische Gruppen, die wiederum von staatli-
    chen Strukturen unterstützt werden.

    Wenn Sie sagen, wir brauch en deshalb eine gemein-
    same europäische Ausfuhrpolitik und müssen bei diesem
    Thema zu internationalen Standards kommen, dann
    stimme ich Ihnen zu; das ist keine Frage. Aber der Si-
    cherheitsbegriff ist, da er ni cht teilbar ist, nicht nur ein
    politischer, ökologischer oder kultureller , sondern er
    wird auch ein militärischer Begrif f bleiben. Vor dieser
    Erkenntnis können wir uns nicht drücken. Wir werden
    uns nicht damit herausreden, dass Blauhelme eingesetzt
    werden. Die Frage lautet vielmehr: W elche Strategie
    müssen wir ausarbeiten, um auf die modernen Bedro-
    hungen zu reagieren, bei der politische Lösungsmöglich-
    keiten und Abschreckung in adäquater Weise verbunden
    werden?


    (Beifall bei der CDU/CSU – Franz Müntefering [SPD]: Das können Sie alles Ihrer Fraktion erzählen, aber verschonen Sie uns damit! – Gegenruf des Abg. Dr . Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Dann gehen Sie doch!)


    Fünftens. Wenig ist gewonnen, wenn aus der gemein-
    samen Bedrohungsanalyse, von der ich sagen muss,
    dass wir sie nicht ausreichend durchgeführt haben, keine
    Schlüsse gezogen werden. W enn wir alle davon über-
    zeugt gewesen wären, dass keine Massenvernichtungs-
    waffen, Pockenviren oder Milzbranderreger in der Hand
    von Hussein sind, dann, Herr Bundeskanzler, hätten wir
    nicht klammheimlich 80 Millionen Dosen an Impfstof f
    gekauft. Wir hätten dann gemeinsam


    (Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    und offensiv unserer Bevölkerung gesagt, welche Ge-
    fährdung in diesem Lande tatsächlich für uns besteht.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist doch völlig abstrus!)


    Gemeinsam eine Analyse du rchzuführen ist schön und
    gut, aber es muss auch der gemeinsame, der wirkliche
    Wille bestehen, die notwendigen politischen und militä-
    rischen Mittel bereitzustellen.

    Ich hätte heute von Ihnen gerne wenigstens ein loben-
    des Wort zur NATO-Response-Force gehört. Ich hätte
    auch gerne gehört, dass man eine gemeinsame Politik
    machen wolle. Deutsch-französische oder deutsch-belgi-
    sche Initiativen sind okay, aber in diesen Tagen muss es,
    wie ich glaube, vor allen Di ngen Initiativen geben, die
    Brücken über die Gräben bauen. W ir brauchen deutsch-
    polnische oder deutsch-britisc he Initiativen. Das ist es,






    (A) (C)



    (B) (D)


    Dr. Angela Merkel
    worauf Europa wartet, wenn Deutschland wirklich eine
    ausgleichende Rolle spielen will.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Was fand denn gestern statt?)


    Meine Damen und Herren, wir müssen aufpassen,
    dass wir in diesem Lande fähig sind, unseren Willen, Be-
    drohungen zu begegnen – so er denn besteht –, auch ma-
    teriell durchzusetzen. Der Bundesaußenminister hat in
    einem bemerkenswerten Interview in der „Frankfurter
    Allgemeinen Zeitung“ gesagt, wir brauchten eine stär-
    kere militärische Kraft. Der Bundeskanzler hat sich
    dem angeschlossen. Deswegen haben wir schon erwar-
    tungsvoll auf einen Nachtragshaushalt gewartet.


    (Lachen bei der SPD)


    Anschließend hat der Bundeskanzler dem staunenden
    Publikum mitgeteilt, für die nächsten drei Jahre gelte das
    nicht.


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Wir brauchen eine Aktuelle Stunde!)


    Ich frage Sie: W er glaubt un s denn ernsthaft, dass den
    Bekenntnissen aus unseren Mündern wirklich Taten fol-
    gen? Darauf wartet doch Europa, auf Taten und nicht nur
    auf Worte.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist lächerlich!)


    Sechstens. Wir brauchen eine Stärkung der UNO
    und eine Legitimation ihrer Mechanismen, damit sie sich
    auf die neuen Bedrohungen einrichten kann. Die UNO
    soll – ich bin sofort dabei; daran will ich Sie erinnern –
    das Gewaltmonopol haben. W ir dürfen aber doch nicht
    die Augen davor verschließen, dass nicht die gesamte
    Welt demokratisch ist und es nicht gesichert ist, dass je-
    der unsere Grundeinstellungen teilt.


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das sollten Sie jetzt noch einmal richtig nachlesen!)


    – Herr Schmidt, da Sie dagegen protestieren,


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Ich mahne Sie nur zur Vorsicht!)


    erinnere ich Sie nur an die Tatsache, dass auch Sie – an-
    gesichts drohender Vetos von Russland und China – den
    Einsatz im Kosovo auf der Basis der NA TO für richtig
    befunden haben. Dabei handelte es sich natürlich auch
    um ein Versagen der UNO. Uns allen wäre es lieber ge-
    wesen, wenn die UNO das getan hätte.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: So ist es! – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Richtig!)


    Wir haben es aber trotzdem für richtig befunden. V er-
    schließen wir die Augen doch nicht vor der Realität.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Deshalb wird es auch in der Zukunft ein Unterschied
    sein, ob Bedrohungen von der UNO festgestellt wurden,
    ob es um die Durchsetzung von Resolutionen geht oder
    ob es überhaupt noch keine gemeinschaftliche internati-
    onale Bedrohnungsanalyse gibt. Angesichts dessen, was
    uns nach dem 1 1. September des Jahres 2001 begegnet
    ist, rate ich uns allen – niemand hier im Hause hat heute
    schon die fertigen Antworte n –, darüber nachzudenken,
    wie die internationalen Institutionen auch auf diese He-
    rausforderungen vorbereitet werden können.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Meine Damen und Herren, im Grundsatz teile ich all
    das, was Sie über die Zukunft des Iraks gesagt haben. Ich
    glaube, wir sollten alle Anstrengungen unternehmen, um
    dies unter dem Dach der UNO zu erreichen. Es ist selbst-
    verständlich, dass dem irakischen V olk, also den Men-
    schen dieses Landes, mehr als das heute der Fall ist nicht
    nur seine Territorien, sondern auch seine Bodenschätze
    und all das, was ihm gehört, zur Verfügung gestellt wer-
    den. In den nächsten Wochen werden wir uns mit dieser
    Frage beschäftigen. Ich sage Ihnen aber auch voraus: Vor
    allen Dingen werden wir un s viel grundsätzlicher und
    weitergehend mit außen- und sicherheitspolitischen Fra-
    gen beschäftigen müssen.

    Nach dem heutigen T ag sehe ich durchaus Gemein-
    samkeiten. Herr Bundeskanzler, wenn die Worte, die Sie
    hier bezüglich der Europäis chen Union, der NATO und
    der Zukunft der UNO gesagt haben, wirklich Gewicht
    bekommen sollen, dann wird ein großer politischer Füh-
    rungswille notwendig sein.


    (Zuruf von der SPD: Hat er doch!)


    Dieser politische Führungswille wird auch einschlie-
    ßen, dass wir bereit sein müssen, die Umfragewerte nicht
    immer und sofort auf unserer Seite haben zu wollen.


    (Lachen bei der SPD)


    Statt dessen müssen wir politisch verantwortlich ent-
    scheiden, weil wir uns auch um den Frieden in Freiheit
    und Gerechtigkeit von mor gen und übermor gen küm-
    mern wollen. Das ist das Anliegen der Union. Dafür ste-
    hen und arbeiten wir.

    Herzlichen Dank.


    (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei der FDP)