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    1. tocInhaltsverzeichnis
      Plenarprotokoll 15/36 BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2941 A Karin Rehbock-Zureich SPD . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Manfred Stolpe, Bundesminister BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Manfred Stolpe, Bundesminister BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jochen-Konrad Fromme CDU/CSU. . . . . . . . Dr. h. c. Manfred Stolpe, Bundesminister BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2: Fragestunde (Drucksache 15/724) . . . . . . . . . . . . . . . . . Zweck des rentenrechtlichen Nachteilsaus- gleichs nach § 13 des Beruflichen Rehabilitie- rungsgesetzes auf die Renten von politisch Verfolgten des SED-Regimes MdlAnfr 3 Günter Baumann CDU/CSU Antw PStSekr Franz Thönnes BMGS . . . . . . ZusFr Günter Baumann CDU/CSU . . . . . . . Unterhaltungsmaßnahmen für die Jahre 2003 und 2004 in den Liegenschaften des Bundes- amtes für Strahlenschutz, insbesondere in Salzgitter-Lebenstedt MdlAnfr 4 Albrecht Feibel CDU/CSU 2941 B 2941 B 2941 C 2941 C 2941 D 2941 D 2942 D 2944 A 2944 B Deutscher B Stenografisch 36. Sitz Berlin, Mittwoch, de I n h a l Tagesordnungspunkt 1: Befragung der Bundesregierung: Galileo – Das innovative europäische Satelliten- navigationssystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Manfred Stolpe, Bundesminister BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reinhard Weis (Stendal) SPD . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Manfred Stolpe, Bundesminister BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Manfred Stolpe, Bundesminister BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gabriele Groneberg SPD . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Manfred Stolpe, Bundesminister M D A Z V A f M D A Z A n 2939 A 2939 B 2940 B 2940 C 2940 D 2940 D 2941 A Rolle der zum Schutz von US-Militärliegen- schaften in Deutschland eingesetzten Soldaten undestag er Bericht ung n 2. April 2003 t : dlAnfr 1 r. Gesine Lötzsch fraktionslos ntw PStSekr Hans Georg Wagner BMVg . . usFr Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . erstärkung der in Kuwait eingesetzten ABC- bwehreinheiten der Bundeswehr als Ersatz ür die tschechischen ABC-Abwehreinheiten dlAnfr 2 r. Gesine Lötzsch fraktionslos ntw PStSekr Hans Georg Wagner BMVg . . usFr Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . uswirkungen der im Juli 2001 beschlosse- en weiteren Vergleichsberechnungen zum 2942 D 2943 A 2943 C 2943 D Antw PStSekr’in Simone Probst BMU . . . . . ZusFr Albrecht Feibel CDU/CSU . . . . . . . . . 2945 A 2946 C II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 Änderung des Kreislaufwirtschafts- und Ab- fallgesetzes bezüglich Abgrenzung zwischen Abfällen zur Beseitigung und Abfällen zur Verwertung MdlAnfr 5 Tanja Gönner CDU/CSU Antw PStSekr’in Simone Probst BMU . . . . . ZusFr Tanja Gönner CDU/CSU . . . . . . . . . . Erfolgsaussichten des Programms „Innovative Arbeitsgestaltung und Dienstleistung“ MdlAnfr 6 Uwe Schummer CDU/CSU Antw PStSekr Christoph Matschie BMBF . . . ZusFr Uwe Schummer CDU/CSU . . . . . . . . Geplante Maßnahmen zur versprochenen Bes- serstellung der SED-Opfer MdlAnfr 7 Günter Baumann CDU/CSU Antw PStSekr Fritz Rudolf Körper BMI . . . . ZusFr Günter Baumann CDU/CSU . . . . . . . . Vorabinformation ausgewählter Journalisten über die Antwort auf die Kleine Anfrage der FDP „Situation und Zukunft des Zivildienstes“ MdlAnfr 10 Ina Lenke FDP Antw PStSekr’in Christel Riemann- Hanewinckel BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . ZusFr Ina Lenke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . Freigabe der den Wohlfahrtsverbänden für 2003 zugesagten Zivildienstplätze MdlAnfr 11 Ina Lenke FDP Antw PStSekr’in Christel Riemann- Hanewinckel BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . ZusFr Ina Lenke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sanierungsmaßnahmen für die Liegenschaf- ten des Statistischen Bundesamtes, insbeson- dere in Wiesbaden MdlAnfr 12, 13 Kristina Köhler (Wiesbaden) CDU/CSU Antw PStSekr Achim Großmann BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ZusFr Dr. Ole Schröder CDU/CSU . . . . . . . . ZusFr Kristina Köhler (Wiesbaden) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rücktritt von Bundesminister Stolpe bei Nichtzustandekommen der Unterzeichnung d s b t M V A Z Z G d d m l f H S M P A Z C V s V W M H A B Z Z Z B r s d M K A B U f d M P A Z 2947 A 2947 A 2947 D 2948 A 2948 B 2948 C 2949 C 2949 C 2950 A 2950 B 2950 C, 2951 A 2950 D 2951 B er Finanzierungsvereinbarung mit der Deut- chen Bahn zum VDE 8.2 (Neuabschnitt Grö- ers–Erfurt) bis 1. Juli 2003; Fertigstellungs- ermin dlAnfr 14, 15 olkmar Uwe Vogel CDU/CSU ntw PStSekr’in Iris Gleicke BMVBW . . . . usFr Volkmar Uwe Vogel CDU/CSU . . . . . usFr Dr. Christoph Bergner CDU/CSU . . . espräch zwischen dem französischen und em deutschen Verkehrsminister am Rande er Ratssitzung der europäischen Verkehrs- inister am 27. und 28. März 2003 hinsicht- ich der baldigen Realisierung einer Verknüp- ung des deutschen und des französischen ochgeschwindigkeitsnetzes der Bahn über traßburg/Kehl dlAnfr 16, 17 eter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU ntw PStSekr’in Iris Gleicke BMVBW . . . usFr Peter Weiß (Emmendingen) DU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . erordnungen für den Vollzug des Waffenge- etzes; Rechtsqualität der „Hinweise zum ollzug des neuen Waffengesetzes durch die affenbehörden ab dem 1. April 2003“ dlAnfr 20, 21 artmut Koschyk CDU/CSU ntw PStSekr Fritz Rudolf Körper MI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usFr Hartmut Koschyk CDU/CSU . . . . . . . usFr Reinhard Grindel CDU/CSU . . . . . . . usFr Martin Hohmann CDU/CSU . . . . . . . eschränkungen für Lastkraftwagen an meh- eren Grenzübergängen der deutsch-tschechi- chen Grenze – z. B. Waldmünchen – nach er EU-Osterweiterung dlAnfr 22, 23 laus Hofbauer CDU/CSU ntw PStSekr Fritz Rudolf Körper MI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nterschiedliche Zahlenangaben über die Op- er von Tötungsdelikten von rechts seit der eutschen Einheit dlAnfr 24 etra Pau fraktionslos ntw PStSekr Fritz Rudolf Körper BMI . . . . usFr Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . 2951 C 2951 D 2952 C 2953 A, C 2953 A 2954 C, 2956 B 2954 D 2955 C 2955 D 2957 D, 2958 A 2958 B 2958 C Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 III Einrichtung einer bundesdeutschen Beobach- tungsstelle bezüglich rechtsextremer und fremdenfeindlicher Bestrebungen MdlAnfr 25 Petra Pau fraktionslos Antw PStSekr Fritz Rudolf Körper BMI . . . . ZusFr Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . Vorschlag Österreichs zur Drittstaatenrege- lung im Asylrecht MdlAnfr 26 Clemens Binninger CDU/CSU Antw PStSekr Fritz Rudolf Körper BMI . . . . Zahl der Asylbewerber in den letzten fünf Jahren sowie nach der EU-Osterweiterung MdlAnfr 27 Clemens Binninger CDU/CSU Antw PStSekr Fritz Rudolf Körper BMI . . . . ZusFr Clemens Binninger CDU/CSU . . . . . . EU-Richtlinien zur Regelung der Familienzu- sammenführung und des Zugangs dieses Per- sonenkreises zum Arbeitsmarkt MdlAnfr 28, 29 Dr. Ole Schröder CDU/CSU Antw PStSekr Fritz Rudolf Körper BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ZusFr Dr. Ole Schröder CDU/CSU Antibiotikavorräte; Existenz eines Notfall- und Verteilungsplans MdlAnfr 30, 31 Annette Widmann-Mauz CDU/CSU Antw PStSekr Fritz Rudolf Körper BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ZusFr Annette Widmann-Mauz CDU/CSU Definition der Vermittlung von Aupairs als Jobvermittlung oder Jugendbildungsmaß- nahme; Gefahr des Missbrauchs bei der Ver- mittlung MdlAnfr 36, 37 Rita Pawelski CDU/CSU Antw PStSekr Rezzo Schlauch BMWA . . . . . ZusFr Rita Pawelski CDU/CSU . . . . . . . . . . ZusFr Dirk Niebel FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . ZusFr Hartwig Fischer (Göttingen) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ZusFr Gitta Connemann CDU/CSU . . . . . . . G A f d w h M D A Z B t M A A Z Z D K D A G B C A S J S S J D D D B N A L 2959 B 2959 C 2960 A 2960 C 2960 C 2961 A, D 2961 B, 2962 A 2962 C, 2963 C 2962 D 2964 B 2965 B 2966 B 2967 B 2967 C esetzliche Grundlage einer Änderung der nrechnung von Zeitarbeitnehmern und be- ristet Beschäftigten auf den Schwellenwert es gesetzlichen Kündigungsschutzes; Aus- eitung der befristeten Beschäftigungsver- ältnisse dlAnfr 38 irk Niebel FDP ntw PStSekr Rezzo Schlauch BMWA . . . . . usFr Dirk Niebel FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . esetzung der Stelle des Unterabteilungslei- ers für pflanzliche Märkte im BMVEL dlAnfr 44 lbert Deß CDU/CSU ntw PStSekr Dr. Gerald Thalheim BMVEL usFr Albert Deß CDU/CSU . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 1: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Frak- tion der CDU/CSU: Haltung der Bundes- regierung zu einem drohenden zusätz- lichen Defizit von bis zu 15 Milliarden Euro durch Arbeitslosigkeit und Steuer- ausfälle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . arl Diller, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . r. Günter Rexrodt FDP . . . . . . . . . . . . . . . . ntje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ernhard Kaster CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . arsten Schneider (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . nja Hajduk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN teffen Kampeter CDU/CSU . . . . . . . . . . . . ohannes Kahrs SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . tefan Müller (Erlangen) CDU/CSU . . . . . . imone Violka SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ochen-Konrad Fromme CDU/CSU . . . . . . . r. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . r. Rainer Wend SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Günter Krings CDU/CSU . . . . . . . . . . . . erichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2968 A 2968 C 2969 B 2969 C 2970 A 2970 B 2971 D 2973 A 2974 C 2975 D 2976 D 2978 A 2979 B 2980 D 2982 A 2983 B 2984 D 2986 B 2987 B 2988 D 2990 B 2990 C 2991 A IV Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 Anlage 2 Jährliche Ökosteuereinnahmen seit deren Ein- führung sowie daraus verwendete Mittel für die Rentenversicherung MdlAnfr 32, 33 Hannelore Roedel CDU/CSU Antw PStSekr Karl Diller BMF . . . . . . . . . . . Anlage 3 Stand der Strukturreform in der Bundes- finanzverwaltung; Einsparvolumen MdlAnfr 34, 35 Klaus-Peter Willsch CDU/CSU Antw PStSekr Karl Diller BMF . . . . . . . . . . . Anlage 4 Förderinstrumente der Bundesanstalt für Ar- beit mit Ausrichtung auf die arbeitsmarktpoli- tischen Besonderheiten in den neuen Bundes- ländern MdlAnfr 41 Robert Hochbaum CDU/CSU Antw PStSekr Rezzo Schlauch BMWA . . . . . Anlage 5 Weisung der Bundesanstalt für Arbeit an die Arbeitsämter über die Einschränkung der Pflichtleistungen nach SGB II; Vereinbarkeit der Aussage über mehr Wettbewerb auf dem Weiterbildungsmarkt mit der Entschließung auf Drucksache 15/98 zum Ersten Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt (Hartz I, Drucksache 15/25) MdlAnfr 42, 43 Dr. Christoph Bergner CDU/CSU Antw PStSekr Rezzo Schlauch BMWA . . . . . 2991 B 2991 C 2992 D 2993 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 2939 (A) ) (B) ) 36. Sitz Berlin, Mittwoch, de Beginn: 13.0
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      Guten Tag, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Sit- zung ist eröffnet. Ich rufe Tagesordnungspunkt 1 auf: Befragung der Bundesregierung Die Bundesregierung hat als Thema der heutigen Ka- binettssitzung mitgeteilt: Galileo – das innovative eu- ropäische Satellitennavigationssystem. Das Wort für den einleitenden fünfminütigen Bericht hat der Bundesminister für Verkehr, Bau- und Woh- nungswesen, Dr. Manfred Stolpe. Dr. h. c. Manfred Stolpe, Bundesminister für Ver- kehr, Bau- und Wohnungswesen: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich habe eine gute Nachricht zu Galileo. Damit meine ich nicht den ehrwürdigen Gelehrten aus dem 16. Jahrhundert, sondern das Programm Galileo, das Sie alle kennen, an dem Sie schon mitgewirkt haben, durch das eine bedeu- tende Technologie entwickelt werden wird und das uns Zukunftschancen eröffnet. Im Rahmen von Galileo ha- ben wir die Möglichkeit, eine Infrastruktur aufzubauen, durch die in Zukunft vielfältige Dienstleistungen zur p W n M p h u s k 5 d d w d m r z Ü B i la n Redet Verfügung gestellt werden können. Bereits heute erleben wir, dass weltweit eine starke Nachfrage nach satellitengestützten Navigationssys- temen besteht. Auf diese Entwicklung geht man mit Galileo ein. Seit Jahren hat man in den entsprechenden europäischen Gremien darüber nachgedacht. Es hat sich gezeigt, dass viele erkannt haben, dass der Aufbau eines solchen Systems erhebliche Bedeutung für europäische Raumfahrtprojekte und darüber hinaus für die Wirtschaft der Staaten, die sich daran beteiligen, insgesamt haben wird. Schon beim Aufbau besteht für die Wirtschaft die Möglichkeit, sich stark zu engagieren. Dadurch können Arbeitsplätze geschaffen werden und es besteht die Chance für technische Weiterentwicklungen. erkannt worden, dass es für diejenigen e Chance ist, die sich daran beteiligen. Die euro dustrie hat sich bereits entsprechend engagiert (C (D ung n 2. April 2003 0 Uhr Es handelt sich um das erste gemeinsame Raumfahrt- rojekt der Europäischen Union und der europäischen eltraumorganisation ESA. Ich empfinde das als einen euen Ansatz zur Kooperation und hoffe, dass es die öglichkeit gibt, auch in weiteren wichtigen Zukunfts- rojekten zusammenzuarbeiten. Die Bundesregierung at dieses Vorhaben von Anfang an intensiv unterstützt nd sich dafür eingesetzt, dass die Beteiligung der deut- chen Industrie an dieser Technologie jetzt und in Zu- unft gesichert ist. Bereits die Entwicklung von Galileo soll mit je 50 Millionen Euro von der Europäischen Union und er ESA unterstützt werden. Es hat eine ganze Weile ge- auert, bis die ESA-Mittel freigegeben werden konnten, eil sich – das war einmalig – die einzelnen Länder mit er Höhe der Anteile überboten haben. Es haben sich ehrere Staaten, die an ESA beteiligt sind, in weit höhe- em Maße beteiligen wollen, als es nach den Prozentsät- en vorgesehen und zu erwarten war. Das Rätsel der berbietung ist schnell gelöst; denn nach Maßgabe der eteiligung wird die Chance bestehen, sich später an der ndustriellen Nutzung beteiligen zu können. Am Ende hat es noch einen Streit zwischen Deutsch- nd und Italien gegeben. Am 28. März wurde endlich, ach sehr intensiven Verhandlungen, eine Einigung er- ext reicht. Die Grundlage der Einigung ist, dass Frankreich, Italien, Großbritannien und Deutschland jeweils 17,5 Pro- zent einbringen. In Folgeverabredungen ist festgelegt worden, dass Deutschland beim Rückfluss mit 21 Pro- zent berücksichtigt werden wird und dass die wesent- lichen Teile des Gesamtsystems, zum Beispiel der Sitz des Industriekonsortiums, nach Deutschland kommen werden. Italien wird nach diesen Verabredungen einen weiteren Sitz erhalten. Damit wird die deutsche Industrie die industrielle Führung dieses Segments übernehmen. Daneben hat sie das Vorschlagsrecht für den CEO beim Industriekonsortium Galileo Industries. Mit dieser Lösung bezüglich der zukünftigen Schlüs- können für Deutschland industrielle en gesichert werden. In diesem Bereich erhafte Grundauslastung der deutschen trie gewährleistet werden, da das System Weithin ist ine große päische In- . seltechnologie Kernkompetenz kann eine dau Raumfahrtindus 2940 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 (A) ) (B) ) Bundesminister Dr. h. c. Manfred Stolpe natürlich auch der ständigen Weiterentwicklung, War- tung und Erneuerung bedarf. Das heißt im Ergebnis auch, dass damit hochwertige Arbeitsplätze in Deutsch- land geschaffen werden können. Darüber hinaus – auch das sei hier gesagt – eröffnet die Systemführerschaft der deutschen Industrie die Chance, bei dem späteren Aufbau und dem Betrieb von Galileo maßgeblich mitzuwirken; denn die Errichtung, der Betrieb und die Vermarktung des Systems sollen in einer öffentlich-privaten Partnerschaft durchgeführt wer- den. Ich sage in aller Zurückhaltung, dass hier derzeit noch gar nicht abschätzbare weltweite Marktpotenziale vorliegen. Die Bundesregierung geht davon aus, dass der gefun- dene Kompromiss jetzt zur Freigabe der ESA-Mittel führen wird und dass mit der Entwicklung des Systems durch diese europäische Gemeinschaftsleistung zügig begonnen werden kann. Für die deutsche Industrie sind damit die Grundlagen für eine gute Ausgangsposition beim Aufbau von Galileo geschaffen. Die Bundesregie- rung erwartet nunmehr auch ein massives Engagement der deutschen Privatwirtschaft, das dem Standort Deutschland zusätzliche wirtschaftliche Möglichkeiten sichert und gleichzeitig zum Entstehen neuer Arbeits- plätze beiträgt. Ich möchte die Gelegenheit zugleich nutzen, um al- len, die in diesem Hause an diesem Projekt mitgewirkt, es mitgetragen und befördert haben, zu danken. Ich danke auch den deutschen Unternehmen, die durch ihre Entwicklungskapazitäten mit dafür gesorgt haben, dass wir im europäischen Vergleich vorne liegen. Zugleich möchte ich auch dem Forschungsministerium für sein zähes Ringen um das Ergebnis, das wir erreicht haben, danken. Ich möchte hier nur kurz berichten, dass sich auch das Kanzleramt intensiv in die Schlussverhandlun- gen, die zu diesem Ergebnis geführt haben, eingeschaltet hat. Ich habe die Hoffnung, dass wir alle mit diesem Stand zufrieden sind. Ich wünsche dem europäischen Projekt Galileo unter maßgeblicher Mitgestaltung der deutschen Seite viel Erfolg. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Vielen Dank, Herr Bundesminister. – Ich bitte, zu- nächst Fragen zu stellen, die diesen Themenbereich be- treffen. Als Erstes bitte ich Kollegen Reinhard Weis um seine Frage. Reinhard Weis (Stendal) (SPD): Herr Minister, vielen Dank für diese Informationen, die, so glaube ich, auch für den Industriestandort Deutschland wichtig sind. Mich interessiert, ob dem gefundenen Kompromiss zwischen Deutschland und Italien von weiteren Staaten zugestimmt werden muss und wie der Zeitplan für die Umsetzung des Projektes Galileo aussieht. k t m k i k F d w s S G s A E J r d a v w l U i h u t b m k i a s e m G s s o (C (D Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Bitte schön, Herr Bundesminister. Dr. h. c. Manfred Stolpe, Bundesminister für Ver- ehr, Bau- und Wohnungswesen: Herr Abgeordneter, wir werden in der Tat gewährleis- en müssen, dass die anderen Staaten diesen Kompro- iss mittragen. Die Vorgespräche haben gezeigt, dass eine Barrieren mehr zu erwarten sind. Es war ein sehr ntensiver Prozess nötig, um zu dem jetzigen Ergebnis zu ommen. Die Hauptpartner, die dieses Projekt in der orschungsphase mitgestaltet haben und die es auch bei er künftigen Industrieproduktion mitgestalten werden, erden diesen Kompromiss mittragen. Zum Zeitplan ist nur Folgendes zu sagen: Ich hoffe ehr, dass wir noch in dieser Woche einen weiteren chritt bei den Personalentscheidungen hinsichtlich des emeinschaftsunternehmens, das zwischen der Europäi- chen Union und der ESA gebildet wird, gehen können. ll die Folgemaßnahmen, die jetzt nötig werden, um die ntwicklung voranzutreiben, sollten im Laufe weniger ahre zu einem Ergebnis führen. Wir hoffen, dass wir be- eits im Jahre 2005 etwas Handfestes sehen können. In er Zwischenzeit wird aber nicht geschlafen, sondern ge- rbeitet. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Die nächste Frage hat der Kollege Dr. Georg Nüßlein on der CDU/CSU-Fraktion. Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU): Herr Minister, der Hauptsitz von Galileo Industries ird aller Wahrscheinlichkeit nach in Bayern liegen. Das iegt aus unserer Sicht an einem strategisch richtigen mgang mit dem Zukunftsthema Luft- und Raumfahrt n Bayern. Wir haben jedoch insbesondere bei den Haus- altsberatungen eine andere Diskussion erlebt. Es ging m Kürzungen im Forschungsbereich und auch bei Mit- eln im Verkehrshaushalt, die sich konkret auf Galileo ezogen. Ich möchte Sie fragen: Wie passt das zusam- en? Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Bitte schön, Herr Bundesminister. Dr. h. c. Manfred Stolpe, Bundesminister für Ver- ehr, Bau- und Wohnungswesen: Herr Abgeordneter, ich glaube, ich muss noch einmal n aller Deutlichkeit sagen: Wir betrachten dieses Projekt ls eine Chance, die von Deutschland genutzt werden ollte. Für den Hauptsitz werden wir auf Standorte mit inem Vorlauf zurückgreifen. In Deutschland ist dies bei ehreren Standorten der Fall: Der Ort Ottobrunn im roßraum München ist durchaus zu einer Keimzelle die- er Entwicklung geworden. Ebenso haben wir einen ent- prechenden Vorlauf in Bremen. Gleiches gilt für einen stdeutschen Standort. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 2941 (A) ) (B) ) Bundesminister Dr. h. c. Manfred Stolpe Die einvernehmliche und enge Zusammenarbeit mit der deutschen Industrie wird dazu führen, dass die Standortsuche in einer optimalen Weise erfolgen wird. Das Entscheidende sind dabei der Effekt, die Nutzbar- machung der Möglichkeiten, die wir haben, und die Ver- meidung von Rivalitäten zwischen den Ländern; das ist meine Devise. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Die nächste Frage kommt von der Kollegin Gabriele Groneberg. Gabriele Groneberg (SPD): Herr Minister, können Sie mir sagen, ob die Nutzung von Galileo gebührenpflichtig sein wird? Dr. h. c. Manfred Stolpe, Bundesminister für Ver- kehr, Bau- und Wohnungswesen: Galileo ist ein vielschichtiges System. Dies ist ein Vorteil gegenüber dem schon bestehenden System, das weltweit wirksam ist, dem US-amerikanischen GPS. Galileo bietet mehrere Dienste an. Der Basisdienst wird gebührenfrei bleiben und kann allgemein genutzt wer- den. Er liegt in seiner technischen Ausstattung über dem Niveau dessen, was jetzt bei GPS genutzt werden kann. Darüber hinaus werden weitere Dienste sowohl für den Sicherheitsbereich als auch für spezielle Aufträge ange- boten, die dann verrechnet werden. Aber es wird in je- dem Fall ein gebührenfreies Grundangebot geben, das alle nutzen können. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Die nächste Frage kommt von der Kollegin Karin Rehbock-Zureich. Karin Rehbock-Zureich (SPD): Herr Minister, Sie bezeichnen dies als PPP-Projekt. Wie hoch werden die Kosten insgesamt sein? Wer trägt welchen Anteil am Kostenrahmen? Dr. h. c. Manfred Stolpe, Bundesminister für Ver- kehr, Bau- und Wohnungswesen: Wir wollen in der Tat erreichen, dass dieses Projekt sowohl von privaten als auch von öffentlichen Partnern finanziert und genutzt wird. Wir gehen davon aus, dass für die jetzige Entwicklung 1,1 Milliarden Euro zur Ver- fügung gestellt werden, 550 Millionen Euro von der ESA und 550 Millionen Euro durch die Zeichnung der Staaten im Rahmen der Europäischen Union. Bis zum Jahr 2015 könnten eventuell weitere Kosten in Höhe von 800 Millionen Euro anfallen. Wir werden zu dem stehen, was im Haushaltsplanent- wurf für dieses Jahr und in den Entwürfen der Finanzpla- nung für die Folgejahre vorgesehen ist. Der Bund wird alles daransetzen, damit es vorangeht. Im Übrigen habe ich nach all meinen vielen Gesprächen gar keinen Zwei- fel daran, dass sich die Wirtschaft hier stark und gerne engagieren wird. D h h s z G h g k e d m 4 w t 2 H w d v E k p w F z M F e w M n S i 3 W f k d n E (C (D Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Die nächste Frage kommt noch einmal vom Kollegen r. Georg Nüßlein. Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU): Ich möchte noch einmal auf meine Frage zum Haus- alt zurückkommen, die Sie mir leider nicht beantwortet aben. Beim Forschungshaushalt waren die Kürzungen o hoch, dass ein Wegfall der Bewilligungen bei GATE u befürchten war; es wurden Streichungen bei der alileo-Chip-Entwicklung erwartet. Im Verkehrshaus- alt wurden die Mittel für Galileo um 10 Millionen Euro ekürzt. Ich frage Sie erneut: Wie passt das zusammen? Dr. h. c. Manfred Stolpe, Bundesminister für Ver- ehr, Bau- und Wohnungswesen: Herr Abgeordneter, hier wurden Mittel vermutlich in iner Phase umgeschichtet, in der man auf den Fortgang ieses Projektes in einem greifbaren Zeitraum nicht ehr vertraut hat. Es ist aber gewährleistet, dass die 0 Millionen Euro, die wir in diesem Jahr benötigen erden, zur Verfügung gestellt werden, indem Verpflich- ungsermächtigungen abgerufen werden. Auch im Jahr 004 werden vonseiten des Bundes die nötigen Mittel in öhe von 30 Millionen Euro bereitgestellt. Im Jahr 2005 erden es 65 Millionen Euro sein. Es bleibt dabei: Was vonseiten des Bundes getan wer- en muss, um dieses wirklich wichtige Zukunftsprojekt oranzubringen, das wird auch getan. Galileo wird in der ntwicklungsgeschichte der Technik und der Kommuni- ation einen Spitzenrang einnehmen. Ich will nicht pro- hezeien, ob der Transrapid oder Galileo wichtiger sein ird, aber in diese Liga gehört das Projekt. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Gibt es noch Fragen zum Thema Galileo? – Gibt es ragen zu anderen Themen der heutigen Kabinettssit- ung? – Der Kollege Jochen-Konrad Fromme, bitte. Jochen-Konrad Fromme (CDU/CSU): Herr Minister, das Kabinett hat sich laut einer dpa- eldung heute auch mit Gemeindefinanzen und dem lutopfersolidaritätsfonds befasst. Können Sie mir rklären, wie diese Hilfe technisch schnell umgesetzt erden soll? Denn das bedeutet – Ihnen als ehemaliger inisterpräsident ist das klar – Eingriffe in das „Mi- enfeld“ des kommunalen Finanzausgleichs. Welche ummen sind übrig? Uns wurde im Finanzausschuss mmer erklärt, die Meldefrist für Schäden sei der 1. Mai und man könne den Umfang gar nicht absehen. ird gegebenenfalls der Bund diese Finanzlücke auf- üllen? Dr. h. c. Manfred Stolpe, Bundesminister für Ver- ehr, Bau- und Wohnungswesen: Der entscheidende Auslöser ist gewesen, dass wir uns arin einig sind, dass die Kommunen aufgrund ihrer Fi- anzsituation einer dringlichen Unterstützung bedürfen. s muss schnell Geld zur Verfügung stehen. Ich will kei- 2942 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 (A) ) (B) ) Bundesminister Dr. h. c. Manfred Stolpe nen Hehl daraus machen, dass für mich die sympa- thischste Lösung gewesen wäre, wenn man für beson- ders Not leidende Kommunen ein Zuschusssystem entwickeln könnte. Das wäre aber nach Lage der Dinge nicht ohne eine Neuverschuldung zu gestalten. Deshalb ist überlegt worden, wo man eine Entlastung vornehmen kann. Wir haben in der Tat noch keine abschließenden Zah- len über die Schadenshöhe der Hochwasserkatastrophe. Es ist aber denkbar, dass wir hier einen Spielraum haben. Deshalb habe ich mich bereit erklärt, im Rahmen des Einzelplans 12 dafür zu bürgen, dass eine Entlastung der Gemeinden in der Weise vorgenommen werden kann, dass sie ihre Leistungen, zu denen sie laut Gesetz in der Größenordnung von 800 Millionen Euro verpflichtet sind, nicht erbringen. Ich gehe davon aus, dass wir eine Möglichkeit zur Entlastung in dieser Größenordnung ha- ben. Das sollte aber nicht zulasten von Verkehrsbaumaß- nahmen gehen, die wir auch dringend nötig haben. Das heißt, dass wir für das, was den Gemeinden zugute kommt, auf der anderen Seite eine Entlastung im Einzelplan 12 vornehmen müssen, sollte der Fall eintre- ten. dass das Geld doch gebraucht wird. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Zusatzfrage, Kollege Fromme. Jochen-Konrad Fromme (CDU/CSU): Herr Minister, ich habe eine doppelte Zusatzfrage. Erstens. Sie haben meine Frage nicht beantwortet, wie diese Hilfe technisch schnell bei den Gemeinden ankom- men soll; denn es muss erst ein Bundesgesetz geändert werden und dann müssen die Gesetze zum kommunalen Finanzausgleich geändert werden. Das lässt sich vor dem Herbst gar nicht verwirklichen, sodass kein Kämmerer darauf vertrauen kann. Zweitens. Sie haben gesagt, Ihnen wäre ein Zuschuss- system für besonders bedürftige Gemeinden lieber ge- wesen. Wollen Sie damit sagen, dass Sie dafür plädieren, dass an den Ländern vorbei eine Bundeszuständigkeit für kommunale Finanzen eingeräumt werden soll? Dr. h. c. Manfred Stolpe, Bundesminister für Ver- kehr, Bau- und Wohnungswesen: Ich darf mit der Beantwortung der zweiten Frage be- ginnen. Ich habe nicht die Absicht, in direkter oder indi- rekter Weise die Grundfesten des Grundgesetzes anzu- tasten, denn das wäre in diesem Zusammenhang der Fall. Wir haben im Laufe der letzten Jahrzehnte Situationen gehabt, in denen in Absprache mit den Ländern Zu- schüsse zugunsten von Gemeinden geleistet worden sind. Das ist zum Teil in Ostdeutschland der Fall gewe- sen. Das könnte aber auch für ganz Deutschland er- schlossen werden. Das wäre jedenfalls mit zu beachten. Was die Frage der Schnelligkeit betrifft, so wird es entscheidend davon abhängen, wie wir damit im Gesetz- gebungsverfahren zurechtkommen. Wir werden natür- lich auch in den Bundesrat gehen. Ich werde jede Gele- genheit nutzen, um dafür zu werben, dass wir für dieses V K v s l e e s s M k N h E f g i U z E z i D m F H L B s n Z (C (D orhaben einen schnellen Weg wählen. Denn für die ommunen ist es von erheblicher Bedeutung, wenn sie on der Leistung absehen können, die ihnen jetzt per Ge- etz auferlegt worden ist. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Noch eine weitere Zusatzfrage. Das ist aber dann die etzte, Herr Kollege Fromme. Jochen-Konrad Fromme (CDU/CSU): Herr Minister, in der Öffentlichkeit wird der Eindruck rzeugt, dass die Kommunen um 870 Millionen Euro ntlastet werden sollen. Wie kommen Sie zu dieser Aus- age, wenn noch nicht feststeht, wie hoch die Schadens- umme ist? Denn wie Sie selbst bestätigt haben, läuft die eldefrist noch. Dr. h. c. Manfred Stolpe, Bundesminister für Ver- ehr, Bau- und Wohnungswesen: Wir müssen mit Angaben zur Schadenshöhe bzw. der otwendigkeit, dafür einzustehen, vorsichtig sein. Das alte ich für zwingend. Aber nach unseren bisherigen rkenntnissen gehe ich davon aus, dass wir in dem Ver- ahren im Zusammenhang mit den Solidarleistungen zu- unsten der Flutopfergeschädigten die Kommunen nicht n Anspruch nehmen müssen. Allerdings ist wegen der ngewissheit die Konstruktion gewählt worden, dass ugunsten der Gemeinden für den Gesamtvorgang der inzelplan 12 in Haftung tritt. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Gibt es über den Bereich der heutigen Kabinettssit- ung hinaus noch Fragen an die Bundesregierung? – Das st gegenwärtig wohl nicht der Fall. Ich beende damit die Regierungsbefragung. Vielen ank für Ihr Kommen, Herr Bundesminister. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 2 auf: Fragestunde – Drucksache 15/724 – Wir beginnen mit dem Geschäftsbereich des Bundes- inisteriums der Verteidigung. Zur Beantwortung der ragen steht uns der Parlamentarische Staatssekretär ans Georg Wagner zur Verfügung. Wir kommen zur Frage 1 der Kollegin Dr. Gesine ötzsch: Nehmen die zum Schutz von US-Militärliegenschaften in Deutschland eingesetzten Soldaten ihre Aufgaben, nachdem die USA den Krieg gegen den Irak begonnen haben, nach Auffassung der Bundesregierung analog der Polizei wahr oder sind sie in der Rolle militärischer Sicherer und Verteidiger? Hans Georg Wagner, Parl. Staatssekretär beim undesminister der Verteidigung: Ich beantworte die Frage wie folgt: Die Bundeswehr- oldaten nehmen die Wach- und Sicherheitsaufgaben ach dem Gesetz über die Anwendung unmittelbaren wanges durch die Bundeswehr wahr. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 2943 (A) ) (B) ) Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Frau Lötzsch, Zusatzfrage. Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos): Vielen Dank, Herr Präsident. – Ich würde gerne wis- sen, ob der Bundesregierung bekannt ist, was in den von der Bundeswehr bewachten US-Einrichtungen vorgeht, welche Handlungen dort vollzogen werden und ob von dort aus kriegsunterstützende Handlungen gegen den Irak durchgeführt werden. Hans Georg Wagner, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister der Verteidigung: Frau Kollegin, ich kann Ihnen von meinem Besuch in Ramstein berichten, bei dem ich feststellen konnte, dass die dort von der Bundeswehr durchgeführte Bewachung der Sicherheit der Baumaschinen und Baufirmen dient. Dort sind intensive Ausbaumaßnahmen im Gange, die zurzeit der Bewachung unterliegen. Sonstige Aktivitäten habe ich dort nicht feststellen können. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Weitere Zusatzfrage? Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos): Aus der Beantwortung meiner Frage ergibt sich eine weitere Zusatzfrage. Herr Staatssekretär, Sie haben in Ramstein eigene Beobachtungen angestellt. Haben Sie sich einen systematischen Überblick über die Vorgänge in Ramstein verschafft oder gibt es eine entsprechende systematische Unterrichtung der Bundesregierung durch US-amerikanische Behörden nicht? Hans Georg Wagner, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister der Verteidigung: Sie wissen, dass wir nach dem Gesetz über die An- wendung unmittelbaren Zwanges durch die Bundeswehr auch bei möglichen Straftaten gegen die Bundeswehr tä- tig werden müssen. Das gilt auch bei Straftaten gegen Angehörige der verbündeten Streitkräfte bzw. gegen mi- litärische Anlagen und Einrichtungen der verbündeten Streitkräfte. Diese sind nach dem Wortlaut des Gesetzes Straftaten gegenüber der Bundeswehr gleichzusetzen. Dieser Verpflichtung kommen wir nach. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Damit kommen wir zur Frage 2 der Kollegin Dr. Gesine Lötzsch: Wie beurteilt die Bundesregierung die Verstärkung der in Kuwait eingesetzten ABC-Abwehreinheiten der Bundeswehr als Ersatz für die tschechischen ABC-Abwehreinheiten, die die Kampfkraft der amerikanischen und britischen Angreifer erhöhen, in verfassungsrechtlicher Hinsicht vor dem Hinter- grund des Mandats des Deutschen Bundestages im Rahmen der Antiterroroperation Enduring Freedom und sieht die Bun- desregierung den nunmehrigen Einsatz der tschechischen Kräfte und ihre Ersetzung durch deutsche als Teil des Kamp- fes gegen den Terrorismus? B s g l D d k O T d r A N 1 l k l s s B f z I f n t v d d d A d B d d m n B S (C (D Hans Georg Wagner, Parl. Staatssekretär beim undesminister der Verteidigung: Die Operation Enduring Freedom und das militäri- che Vorgehen der Koalition gegen den Irak sind zwei etrennte militärische Operationen. Deutschland betei- igt sich nicht am militärischen Vorgehen gegen den Irak. ies gilt selbstverständlich auch für die deutschen Sol- aten und Fuchs-Spürpanzer in Kuwait. Das deutsche ABC-Abwehrkontingent in Kuwait ommt auch nach der Verstärkung nur im Rahmen der peration Enduring Freedom zum Einsatz. Es ist hierbei eil des bewaffneten Einsatzes deutscher Streitkräfte bei er Unterstützung der gemeinsamen Reaktion auf terro- istische Angriffe gegen die USA auf der Grundlage des rt. 51 der Charta der Vereinten Nationen und des Art. 5 ordatlantikvertrages sowie der Resolutionen 1368 und 373 des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen. Diesem Einsatz hat der Deutsche Bundestag bekannt- ich ausdrücklich zugestimmt. Auch die erfolgte Verstär- ung bewegt sich im Rahmen des vom Bundestag bewil- igten Kräftedispositivs. Die deutschen ABC-Abwehrkräfte sind nicht als Er- atz für tschechische ABC-Einheiten verstärkt worden, ondern sie haben die Verstärkung erfahren, um nach eginn des Irakkrieges die volle Einsatzbereitschaft ent- alten und alle sechs Spürpanzer dann in Einsatz bringen u können, wenn terroristische Angriffe vonseiten des rak auf die Bevölkerung oder auf Kuwait generell statt- inden. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Zusatzfrage, Frau Lötzsch? – Bitte. Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos): Vielen Dank, Herr Präsident. – Wie wir uns alle erin- ern, hat der damalige und jetzige Verteidigungsminis- er, Herr Peter Struck, im August vergangenen Jahres erkündet – er hat dies als Position der Bundesregierung argestellt –, dass bei einem eventuellen Krieg gegen en Irak die Bundesregierung entscheiden werde, die eutschen ABC-Spürpanzer aus Kuwait zurückzuziehen. uf welcher Grundlage und mit welcher Begründung ist iese Position der Regierung geändert worden? Hans Georg Wagner, Parl. Staatssekretär beim undesminister der Verteidigung: Die Position ist nicht geändert worden. Es gilt aus- rücklich der damalige Beschluss des Deutschen Bun- estages, an der Aktion Enduring Freedom teilzuneh- en. Das tut die Bundeswehr in Kuwait. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Danke schön, Herr Staatssekretär. Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesmi- isteriums für Gesundheit und Soziale Sicherung. Zur eantwortung der Fragen steht der Parlamentarische taatssekretär Franz Thönnes zur Verfügung. 2944 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 (A) ) (B) ) Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms Wir kommen zur Frage 3 des Kollegen Günter Baumann: Wie beurteilt die Bundesregierung die Auswirkungen der im Juli 2001 beschlossenen weiteren Vergleichsberechnun- gen zum Zweck des rentenrechtlichen Nachteilsausgleichs nach § 13 Abs. 1 a des Beruflichen Rehabilitierungsgesetzes auf die Renten von politisch Verfolgten des SED-Regimes? Franz Thönnes, Parl. Staatssekretär bei der Bundes- ministerin für Gesundheit und Soziale Sicherung: Herr Kollege Baumann, ich beantworte Ihre Frage wie folgt: Die weitere Vergleichsberechnung ist darauf gerichtet, dem Versicherten mindestens die Rente zu ge- währen, die er bei Weiterführung seiner beruflichen Tä- tigkeit ohne die Verfolgung erreicht hätte. Die Regelung begünstigt insbesondere die durch Verfolgungsmaßnah- men beruflich Benachteiligten, die aufgrund ihrer beson- deren beruflichen Qualifikation auch in der ehemaligen DDR überdurchschnittliche Entgelte erzielt hätten, wenn sie nicht politisch verfolgt worden wären. Wie bereits auf eine schriftliche Frage im Februar 2003 mitgeteilt wurde, prüft die Bundesregierung derzeit die Auswirkung des Zweiten Gesetzes zur Änderung und Ergänzung des Anspruchs- und Anwartschaftsüberfüh- rungsgesetzes auf die Ermittlung des rentenrechtlichen Nachteilsausgleichs nach dem Beruflichen Rehabilitie- rungsgesetz. Die Prüfung, die unter Beteiligung der Ren- tenversicherungsträger erfolgt, wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Eine Zusatzfrage, Kollege Baumann. Günter Baumann (CDU/CSU): Vielen Dank, Herr Staatssekretär. – Ist der Bundesre- gierung bekannt, dass diese im Juli 2001 eingeführte neue Vergleichsberechnung für 60 Prozent der Opfer des SED-Regimes überhaupt keine Erhöhung der Rente und für 20 Prozent lediglich eine Erhöhung von unter 25 Euro gebracht hat? Ich bin der Meinung, dass dies eine Verhöhnung der Opfer ist, und zwar auch vor dem Hintergrund, dass wir 1999 nach höchstrichterlichem Beschluss die Renten der staatsnahen Bediensteten der DDR, also der Täter, erhöht und sogar noch Nachzahlun- gen ermöglicht haben. Franz Thönnes, Parl. Staatssekretär bei der Bundes- ministerin für Gesundheit und Soziale Sicherung: Herr Kollege Baumann, es ist zutreffend, dass durch die Neuregelung nicht alle Personen mit Zeiten politi- scher Verfolgung gleichmäßig begünstigt werden. Dies war mit der Verbesserung des rentenrechtlichen Nach- teilsausgleichs für Zeiten politischer Verfolgung nicht möglich und ist auch vonseiten der Bundesregierung nicht in Aussicht gestellt worden. Nach den ursprünglichen Vorschriften des Berufli- chen Rehabilitierungsgesetzes konnten sich beim renten- rechtlichen Nachteilsausgleich dadurch unbefriedigende Ergebnisse einstellen, dass die anzuwendenden Tabel- lenwerte wegen der in der Lohndatenstatistik der ehema- l W n t D c t R d z z d L c – f s g r h m d t g R R b u h n m U t M a J d V J S m c S F (C (D igen DDR vorgenommenen Gruppierungen bestimmter irtschaftsbereiche in einigen Fällen zu Entgeltpositio- en führen, die hinter den individuell erzielten Verdiens- en vor der Verfolgungszeit deutlich zurückblieben. urch die Einführung des § 13 Abs. 1 a in das Berufli- he Rehabilitierungsgesetz wurden diese Mängel besei- igt. Bei der Bewertung ist darauf hinzuweisen, dass die egelungen des Beruflichen Rehabilitierungsgesetzes ie Vorschriften des Sechsten Buches Sozialgesetzbuch ugunsten politisch Verfolgter des SED-Regimes ergän- en. Sie müssen deshalb auch mit dem Sicherungsziel er gesetzlichen Rentenversicherung vereinbar sein. Für uns war daher klar – das haben damals auch die änder gefordert –, dass die Einführung eines einheitli- hen Entgeltpunktzuschlags für alle Verfolgungszeiten darauf zielt ja Ihre Frage ab – im Endeffekt dazu ge- ührt hätte, dass die gesetzliche Rentenversicherung aus- chließlich für diesen Personenkreis eine Entschädi- ungsfunktion übernommen hätte. Für die Einführung einer Entschädigungsleistungen sind Lösungen inner- alb der gesetzlichen Rentenversicherung jedoch nicht öglich. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Eine weitere Zusatzfrage, bitte schön. Günter Baumann (CDU/CSU): Herr Staatssekretär, teilen Sie meine Auffassung, dass ieser Versuch der Rehabilitierung der politisch Verfolg- en des DDR-Regimes – man kann es auch als Wieder- utmachung bezeichnen – im Rahmen des deutschen entenrechts gescheitert ist? Denn die Opfer, die in der egel Systemgegner waren, hatten schlecht bezahlte Ar- eitsverhältnisse, das heißt, sie waren Niedrigverdiener, nd der eigentliche Aufstieg, den sie vielleicht erfahren ätten, wird nach dem deutschen Rentenrecht überhaupt icht berücksichtigt. Franz Thönnes, Parl. Staatssekretär bei der Bundes- inisterin für Gesundheit und Soziale Sicherung: Nach meiner Auffassung ist auf der Grundlage des rteils des Bundesverfassungsgerichts der Versuch un- ernommen worden, die Ungleichheiten zu beseitigen. an ist aber nicht über die Vorgaben dieses Urteils hin- usgegangen, um nicht neue Ungleichheiten zu schaffen. etzt geht es darum, die Auswirkungen gemeinsam mit er Bundesversicherungsanstalt für Angestellte und dem erband der Rentenversicherungsträger im Laufe dieses ahres zu bewerten und dann daraus die notwendigen chlussfolgerungen zu ziehen. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Vielen Dank, Herr Staatssekretär. Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundes- inisteriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsi- herheit. Zur Beantwortung steht die Parlamentarische taatssekretärin Simone Probst zur Verfügung. Ich rufe die Frage 4 des Abgeordneten Albrecht eibel auf: Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 2945 (A) ) (B) ) Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms Welche Unterhaltungsmaßnahmen sind – Bezug nehmend auf die Antworten der Parlamentarischen Staatssekretärin beim Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicher- heit Simone Probst auf meine Fragen 10 und 11 in der Frage- stunde am 12. März 2003, Plenarprotokoll 15/30, Seite 2 283 – in den Liegenschaften des Bundesamtes für Strahlenschutz, insbesondere in Salzgitter-Lebenstedt, 2003/2004 geplant oder bereits realisiert und in welcher Höhe sind dafür Gelder vorge- sehen bzw. schon ausgegeben worden? Bitte schön, Frau Staatssekretärin. Simone Probst, Parl. Staatssekretärin beim Bundes- minister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit: Sehr geehrter Herr Kollege Feibel, Sie fragen nach Unterhaltungsmaßnahmen in Liegenschaften des Bun- desamtes für Strahlenschutz, insbesondere in Salzgitter- Lebenstedt, in den Jahren 2003 und 2004. Erlauben Sie mir, Herr Präsident, eine kleine Vorbemerkung: Eine Antwort auf diese Frage macht natürlich nur Sinn, wenn sie vollständig ist. Deshalb bitte ich die Zuhörerinnen und Zuhörer, meine Ausführlichkeit wohlwollend zur Kenntnis zu nehmen. Sie fragen insbesondere nach Salzgitter-Lebenstedt; deshalb beginne ich damit: Im Dienstgebäude Salzgitter- Lebenstedt sind als Bauunterhaltungsarbeiten für 2003 Maßnahmen in Höhe von 58 200 Euro vorgesehen. Das sind Maßnahmen gemäß Baubedarfsnachweisung – BBN – des Staatlichen Gebäudemanagements Braunschweig I in Höhe von 23 000 Euro. Die hauptsächliche Maßnahme in diesem Bereich ist die Überdachung des Behindertenauf- zuges. Hinzu kommen die Grünanlagenpflege als vertrag- liche Verpflichtung in Höhe von 22 200 Euro und Repa- raturen und Ersatzteile für die Hausinstallation in Höhe von 13 000 Euro. Im Dienstgebäude Berlin-Karlshorst sind Bauunter- haltungsarbeiten in Höhe von 113 000 Euro vorgesehen. Das teilt sich folgendermaßen auf – es sind Maßnahmen gemäß BBN des Bundesbauamtes Berlin III: Es betrifft insbesondere den Rückbau und die Sanierung defekter Abwasserleitungen, die Erneuerung der Batterieanlage des HBC – das ist ein Messsystem, mit dem man inkor- porierte Strahlung misst – und Fassadeninstandsetzungs- arbeiten in Höhe von 82 000 Euro. Hinzu kommt die Grünanlagenpflege, wiederum als vertragliche Ver- pflichtung, in Höhe von 11 000 Euro. 20 000 Euro sind für unvorhersehbare Reparaturarbeiten vorgesehen. Im Dienstgebäude in Neuherberg sind Maßnahmen in Höhe von insgesamt 80 000 Euro vorgesehen; dies sind Maßnahmen gemäß BBN des Staatlichen Hochbauamtes München II. Hier sind es insbesondere Malerarbeiten, Abwasserrohrleitungssanierung, Ventilatorversetzung und Reparatur von Jalousien in Höhe von 35 500 Euro, die Unterhaltung der Außenanlagen als vertragliche Ver- pflichtung in Höhe von 7 500 Euro, die Reparaturarbeiten an betriebstechnischen Anlagen in Höhe von 22 000 Euro und Hausinstallationsarbeiten in Höhe von 15 000 Euro. Für das Dienstgebäude in Freiburg sind Bauunterhal- tungsmaßnahmen in Höhe von 47 500 Euro vorgesehen. Das beinhaltet insbesondere die Ersatzbeschaffung der unterbrechungsfreien Stromversorgung im Rechnerraum. H M S g G 7 p R b 3 u h b b b L H B s s d g a s f v b s D t s s u P G H R 2 l n M t d S d p b v s d d (C (D Im Dienstgebäude in Rendsburg sind Maßnahmen in öhe von insgesamt 13 800 Euro vorgesehen; es sind aßnahmen gemäß BBN des Gebäudemanagements chleswig-Holstein. Dies sind insbesondere das Anbrin- en von Sonnenschutzvorrichtungen, Entrostungs- und rundierungsarbeiten im Heizungsraum in Höhe von 000 Euro, die Grünanlagenpflege als vertragliche Ver- flichtung in Höhe von 3 800 Euro und Reparaturen im ahmen der Hausinstallation in Höhe von 3 000 Euro. Im Dienstgebäude Bonn sind anteilige Reparaturar- eiten im mitgenutzten Dienstgebäude in Höhe von 800 Euro vorgesehen. Bei den Messcontainern geht es m Reparaturen an Dach, Elektrik, Lüftung und Außen- aut in Höhe von 8 500 Euro. Keine dieser Arbeiten ist isher fertiggestellt oder abgerechnet worden. Für das Jahr 2004, nach dem Sie ebenfalls gefragt ha- en, stellt sich die Situation folgendermaßen dar – ich eginne wiederum mit dem Dienstgebäude in Salzgitter- ebenstedt –: Hier sind Bauunterhaltungsmaßnahmen in öhe von 78 000 Euro vorgesehen. Maßnahmen gemäß BN des Staatlichen Gebäudemanagements Braun- chweig I: 41 000 Euro. Hauptsächliche Maßnahmen ind: Instandsetzung der Glasfassaden, Elektroarbeiten, ie Wasserenthärtungsanlage. Für die Grünanlagenpfle- e als vertragliche Verpflichtung werden 20 000 Euro ufgewendet. Für Reparaturen an Hausinstallationen ind das 17 000 Euro. Für das Dienstgebäude in Berlin-Karlshorst sind das ür das Jahr 2004 Maßnahmen in Höhe von 312 000 Euro orgesehen. Das sind Arbeiten gemäß BBN des Bundes- auamtes Berlin II. Die hauptsächlichen Maßnahmen ind: Außerbetriebnahme der Heizungsringleitung und irektanschluss der Gebäude; Rückbau nicht mehr benö- igter Abwasserleitungen; Erneuerung der Schmutzwas- ererhebungsanlage; Instandsetzung der Hauptfrischwas- erleitung; Einbau von Brandschutztüren; Sanierung ndichter Dächer; dringend erforderliche Maler- und utzarbeiten: 276 000 Euro. Dazu kommt wiederum die rünanlagenpflege als vertragliche Verpflichtung in öhe von 11 000 Euro. Verschiedene unvorhersehbare eparaturarbeiten bewegen sich in einem Rahmen von 5 000 Euro. Dienstgebäude in Neuherberg: Der Gesamtbetrag be- äuft sich auf 156 000 Euro. Davon entfallen auf Maß- ahmen gemäß BBN des Staatlichen Hochbauamtes ünchen II 94 500 Euro, insbesondere für Malerarbei- en, die Erneuerung der Filterkästen der Abluftanlage, ie Erneuerung der Anlage der unterbrechungsfreien tromversorgung als Notstromaggregat. Dazu kommt ie Unterhaltung der Außenanlagen als vertragliche Ver- flichtung in Höhe von 8 000 Euro und für Arbeiten an etriebstechnischen Anlagen sind Ausgaben in Höhe on 53 500 Euro vorgesehen. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Entschuldigung, Frau Staatssekretärin! Ich finde, dass ich diese Frage sehr gut schriftlich beantworten lässt; enn die Antwort ist nicht von allgemeinem Interesse für ieses Haus. Wie viel folgt denn noch? 2946 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 (A) ) (B) ) Simone Probst, Parl. Staatssekretärin beim Bundes- minister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit: Es sind noch drei Positionen. Ich habe mit dem Kolle- gen Feibel im Vorhinein vereinbart – das war sein aus- drücklicher Wunsch –, diese Frage mündlich zu beant- worten. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Aber es war sicherlich nicht der ausdrückliche Wunsch des Bundestages, all diese Details hier vorgetra- gen zu bekommen. (Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Ich möchte gern wissen: Wo ist die Heizung erneuert worden? – Dr. Uwe Küster [SPD]: Wie ist das mit dem Heizungs- kessel nun wirklich?) Simone Probst, Parl. Staatssekretärin beim Bundes- minister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit: Darüber müssen Sie entscheiden. Ich beantworte na- türlich auch Fragen nach Details. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Ich bitte den Kollegen Feibel, eine solche Frage in Zukunft schriftlich beantworten zu lassen. Bitte, fahren Sie fort. Simone Probst, Parl. Staatssekretärin beim Bundes- minister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit: Ich komme zu den letzten drei Positionen. Dienstgebäude in Freiburg: Es fallen Maßnahmen in Höhe von 28 100 Euro an. Bei den Maßnahmen gemäß BBN des Staatlichen Hochbauamtes Freiburg II geht es um die Erneuerung der Filterkästen der Abluftanlage – das heißt im Kontrollbereich der Radioaktivität –, den Aus- tausch der Anlage für unterbrechungsfreie Stromversor- gung und um diverse Malerarbeiten in Labor- und Büro- räumen. Ferner nenne ich die Bodenbeschichtung und die Edelstahlauskleidung. Dienstgebäude in Rendsburg: Es fallen Maßnahmen in Höhe von 31 000 Euro an. Dabei geht es um Maßnah- men gemäß BBN des Gebäudemanagements Schleswig- Holstein, insbesondere um die Erstellung einer Trenn- wand für die Elektronikwerkstatt und um diverse Maler- und Fußbodenarbeiten in Höhe von 23 500 Euro. Dazu kommen die Grünanlagenpflege als vertragliche Ver- pflichtung in Höhe von 3 800 Euro und Hausinstalla- tionsarbeiten in Höhe von 3 700 Euro. Als letzte Maßnahme, die geplant ist, nenne ich die Messcontainer. Für Dachreparatur-, Elektrik-, Lüftungs- und Malerarbeiten sind hier 8 500 Euro vorgesehen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) a n B n d s U w n j g s K z m u i m s 2 n g t s s V – f – (C (D Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Vielen Dank für die sorgfältige Arbeit. Sie war aber ls mündliche Antwort in der Fragestunde durchaus icht geeignet. (Dr. Uwe Küster [SPD]: Ja, wenn es der Kol- lege aber wünscht!) Herr Feibel, Sie haben das Wort zu einer Zusatzfrage. itte, überbeanspruchen Sie die Geduld Ihrer Kollegen icht! (Heiterkeit) Albrecht Feibel (CDU/CSU): Zunächst einmal will ich Folgendes sagen: Die Frage, ie ich an die Bundesregierung gerichtet habe, bezog ich nur auf die Liegenschaft Salzgitter-Lebenstedt. Der mfang der Frage, die in der Drucksache steht, hat ge- issermaßen lawinenartig zugenommen. Ich hätte mir ie erlaubt, eine so umfassende Frage zu stellen, wie sie etzt in der Drucksache steht. Ich kann das gerne bele- en. Ich habe im Zusammenhang mit Salzgitter-Leben- tedt eine Frage zur Präzisierung – vielen Dank, Frau ollegin, für die umfängliche Antwort –: Ist das Dienst- immer des Präsidenten in Salzgitter-Lebenstedt im Rah- en dieser Unterhaltungsmaßnahmen verlegt worden nd, falls ja, sind diese Kosten in den 58 200 Euro bzw. n den 78 000 Euro für 2004 enthalten? Simone Probst, Parl. Staatssekretärin beim Bundes- inister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit: Ich schlage vor, dass wir Ihnen eine detaillierte Auf- tellung zu den Kosten von 58 200 Euro, speziell zu den 3 000 Euro, die für Maßnahmen gemäß Baubedarfs- achweisung des Staatlichen Gebäudemanagements an- efallen sind, zur Verfügung stellen. Wenn es dann wei- ere Fragen geben sollte, können wir uns darüber icherlich schriftlich oder auch im Rahmen einer Frage- tunde austauschen. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Vielen Dank. Frau Staatssekretärin, das ist ein guter orschlag. So sollten wir es auch machen. (Albrecht Feibel [CDU/CSU]: Ich nehme den Vorschlag gern an, bitte die Staatssekretärin aber, insbesondere auf diesen einen Punkt ein- zugehen, weil das das eigentliche Petitum war!) Danke schön, Herr Kollege. Herr Fromme, möchten Sie jetzt noch eine Zusatz- rage stellen? (Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Das hat sich damit erledigt!) Das hat sich erledigt. Vielen Dank. Wir kommen zur Frage 5 der Kollegin Tanja Gönner: Wird die Bundesregierung aus den beiden aktuellen Ent- scheidungen des Europäischen Gerichtshofes in den Rechts- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 2947 (A) ) (B) ) Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms sachen C-458/00 und C-228/00 vom 13. Februar 2003 zur Ab- fallgesetzgebung Konsequenzen ziehen, und zwar im Sinne einer Änderung des Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes, und, wenn ja, wird zukünftig die Abgrenzung zwischen Ab- fällen zur Beseitigung und Abfällen zur Verwertung klar und deutlich geregelt, damit die bestehenden Unsicherheiten auf diesem Gebiet beseitigt werden können? Simone Probst, Parl. Staatssekretärin beim Bundes- minister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit: Sehr geehrte Kollegin Gönner, eine Kleine Anfrage der Fraktion der FDP mit gleichem Inhalt ist von der Bundesregierung am 27. März beantwortet worden. Ich gehe davon aus, dass diese Antwort den Fraktionen vor- liegt. Insofern nehme ich von einer eingehenden Sach- darstellung Abstand und versuche, nur die Quintessenz wiederzugeben: Die beiden Gerichtsurteile betreffen al- lein die Anwendung bzw. die Auslegung der EG-Abfall- verbringungsverordnung. Wir erkennen deshalb keinen unmittelbaren Bedarf zur Novellierung des deutschen Abfallrechts. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Zusatzfrage, Frau Kollegin Gönner. Tanja Gönner (CDU/CSU): Die Antwort auf jene Anfrage liegt mir vor. Sie ist bisher allerdings nicht über die Fraktionen verteilt wor- den. Über den Weg, auf dem sie zu mir gekommen ist, möchte ich nicht sprechen. (Christoph Matschie, Parl. Staatssekretär: Das wäre mal interessant!) – Es gibt Verbände, die sich sehr intensiv mit solchen Dingen beschäftigen. Wir sollten uns aber Gedanken machen, wenn Verbände die Antwort auf Anfragen vor den Parlamentariern haben. Ich halte das für sehr kri- tisch. Sie weisen in der Antwort auf jene Anfrage interes- santerweise darauf hin, dass Sie im europäischen Abfall- recht eine Klarstellung und Konkretisierung zur Abgren- zung zwischen Beseitigung sowie stofflicher und energetischer Verwertung wünschen. Warum wünschen Sie das auf europäischer Ebene, wollen es aber merk- würdigerweise nicht ins deutsche Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz übernehmen? Simone Probst, Parl. Staatssekretärin beim Bundes- minister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit: Durch die Gerichtsurteile sind wir in der Sache mit der Auslegung der EG-Abfallverbringungsverordnung konfrontiert. Das alleinige Initiativrecht bezüglich dieser Verordnung sowie der in Bezug genommenen EG-Ab- fallrahmenrichtlinie liegt bei der Europäischen Kommis- sion. Sie wissen, dass es im Abfallrecht um die Präzisie- rung der Vorgaben geht. Wir haben ein großes Interesse daran, dass es genau in diesem Bereich eine handhabbare Definition für die Abgrenzung gibt. Deshalb sind wir initiativ geworden, auch in den Gesprächen am 12. und 13. Februar. Die von Ihnen zitierte Passage in der Ant- wort auf die Kleine Anfrage erklärt sich von daher, dass e A s r f d K b s m i d b g c r m t r n d g m t C a B a t F g – D z d d m U s (C (D s um eine notwendige Präzisierung des europäischen bfallrechts geht. Tanja Gönner (CDU/CSU): Weitere Zusatzfrage – ich lasse nicht locker –: Warum ehen Sie nicht die Notwendigkeit, diese Definition be- eits vorab in das deutsche Kreislaufwirtschafts- und Ab- allgesetz zu übernehmen, zumal wir wissen, dass gerade as Nichtvorhandensein dieser Definitionen in unserem reislaufwirtschafts- und Abfallgesetz Schwierigkeiten ereitet, weshalb ja die Urteile so zustande gekommen ind, wie sie zustande gekommen sind? Simone Probst, Parl. Staatssekretärin beim Bundes- inister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit: Sie wissen, dass das deutsche Recht mit dem europä- schen Recht kompatibel zu sein hat. Hierbei geht es um ie Verbringung von Sonderabfällen in Zementfabriken zw. von Abfällen in Müllverbrennungsanlagen. Wir lauben, dass wir europaweit bessere Definitionen brau- hen, um die Fragen europarechtlich verbindlich und echtssicher zu klären. Sie wissen, dass die Frage, ob an beispielsweise den Heizwert, die Schadstoffbelas- ung oder die Vermischung von Abfällen zu einem Krite- ium machen kann, vom EuGH mit diesen Urteilen ver- eint worden ist. Hierauf muss der Vollzug des eutschen Abfallrechts durch eine EG-konforme Ausle- ung reagieren. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Vielen Dank, Frau Staatssekretärin. Wir kommen jetzt zum Geschäftsbereich des Bundes- inisteriums für Bildung und Forschung. Zur Beantwor- ung steht der Herr Parlamentarische Staatssekretär hristoph Matschie zur Verfügung. Ich rufe die Frage 6 des Kollegen Uwe Schummer uf: Welche Erfolgsaussichten sieht die Bundesregierung im Programm „Innovative Arbeitsgestaltung und Dienstleis- tung“, speziell im Hinblick auf die Schaffung neuer bzw. den Erhalt bestehender Arbeitsplätze, und mit welcher finanziel- len Ausstattung wird das Programm bis zum Ende der Legis- laturperiode gefördert? Bitte schön, Herr Staatssekretär. Christoph Matschie, Parl. Staatssekretär bei der undesministerin für Bildung und Forschung: Herr Kollege Schummer, Sie hatten nach den Erfolgs- ussichten des Programms „Innovative Arbeitsgestal- ung und Dienstleistung“ gefragt. Ich beantworte Ihre rage wie folgt: Die Erfolgsaussichten der beiden Pro- ramme Rahmenkonzept „Innovative Arbeitsgestaltung Zukunft der Arbeit“ und Förderkonzept „Innovative ienstleistungen“ sind inhaltlich gut. Dies zeigt sich um Beispiel an den ersten Ergebnissen bei den vor- ringlichen Maßnahmen, die begleitend zur Erstellung es Rahmenkonzepts aufgelegt wurden. So konnte etwa it dem Projektverbund „Arbeit in schnell wachsenden nternehmen“ das Spannungsverhältnis zwischen einer ich aus dem Wachstum ergebenden notwendigen For- 2948 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 (A) ) (B) ) Parl. Staatssekretär Christoph Matschie malisierung der Arbeits- und Unternehmensstrukturen dem Erhalt der Kreativität und Innovationskraft junger, aufstrebender Unternehmen gelöst und damit ein Beitrag zum Erhalt bzw. zur Schaffung neuer Arbeitsplätze ge- leistet werden. Auch mit der so genannten Demographie-Initiative, die insbesondere kleine und mittelständische Unterneh- men beim Umgang mit den Wirkungen des demographi- schen Wandels unterstützt und Beschäftigungsmöglich- keiten älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer verbessern hilft, wurden wichtige, von der Wirtschaft positiv aufgenommene Ergebnisse erzielt. Allen Maßnahmen ist gemeinsam, dass wir mit ihnen wesentliche Voraussetzungen für den Erhalt von Beschäf- tigung bzw. die Schaffung neuer Arbeitsplätze entwi- ckeln und erproben. Für die Mittelausstattung der beiden Förderprogramme sind im Haushalt 2003 31,4 Millionen Euro vorgesehen. Über die Mittelausstattung in den Fol- gejahren wird im Rahmen der Aufstellung des Haushalts 2004 und der neuen Finanzplanung noch zu entscheiden sein. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Zusatzfrage, Kollege Schummer? – Bitte. Uwe Schummer (CDU/CSU): Herr Staatssekretär, ist in dieses Programm auch die innovative Verzahnung von Erstausbildung und lebens- langem Lernen integriert? Christoph Matschie, Parl. Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung: Das kann ich Ihnen im Moment so konkret nicht be- antworten. Aber ich bin gern bereit, Ihnen eine Liste zur Verfügung zu stellen, aus der der Projektumfang, um den es hier in den einzelnen Bereichen geht, deutlich wird. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Vielen Dank, Herr Staatssekretär. Wir kommen damit zum Geschäftsbereich des Bun- desministeriums der Justiz. Zur Beantwortung steht der Parlamentarische Staatssekretär Fritz Rudolf Körper zur Verfügung. Wir kommen zur Frage 7 des Abgeordneten Günter Baumann: Welche Maßnahmen plant die Bundesregierung, um die im Koalitionsvertrag versprochene „Besserstellung der SED-Op- fer“ zu erreichen? Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- desminister des Innern: Nicht dass Sie, Herr Kollege Baumann, meinen, ich hätte das Ressort gewechselt. Ich beantworte diese Fra- gen nur in Vertretung der zuständigen Personen aus dem Bundesjustizministerium. t S K d r v z Z c d w g 6 g B K n r o M Z b b w d F g P r B F d e d f n w S G s 2 3 w t d (C (D Ich darf Ihre Frage wie folgt beantworten: Der Koali- ionsvertrag enthält keine Aussage zu den Opfern des ED-Regimes, wie Sie das in Ihrer Frage behaupten. Die oalitionsvereinbarung vom 16. Oktober 2002 weist in iesem Punkt vielmehr darauf hin, dass die Bundesregie- ung in der vergangenen Wahlperiode wichtige Initiati- en ergriffen hat, um eine Besserstellung der SED-Opfer u erreichen. In diesem Zusammenhang ist auf das weite Gesetz zur Verbesserung rehabilitierungsrechtli- her Vorschriften für Opfer der politischen Verfolgung in er ehemaligen DDR vom 17. Dezember 1999 zu ver- eisen, mit dem unter anderem die Kapitalentschädi- ung für Opfer der DDR-Strafjustiz auf einheitlich 00 DM pro Haftmonat erhöht wurde und die Leistun- en für die nächsten Angehörigen von Todesopfern, zum eispiel von Maueropfern, verbessert wurden. Für die Verfolgungsopfer, die bis dahin lediglich eine apitalentschädigung in Höhe von 300 DM pro Haftmo- at erhielten, hat sich durch diese Initiative der Bundes- egierung gleich zu Beginn der vergangenen Wahlperi- de der Betrag der Entschädigungsleistung verdoppelt. it diesen Verbesserungen hat die Bundesregierung ihre usage eingelöst, Härten der Rehabilitierungsgesetze zu eseitigen, und wichtigen Forderungen der Opferver- ände entsprochen. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Zusatzfrage, Herr Baumann? – Bitte. Günter Baumann (CDU/CSU): Vielen Dank, Herr Staatssekretär, dass Sie die Beant- ortung der Frage übernommen haben. Ich muss trotz- em nachfragen, da meine Frage ja in Verbindung zur rage 3 – berufliche Rehabilitierung und Rentenzahlun- en – zu sehen ist. Ich möchte deswegen konkret fragen: lant die Bundesregierung eine neue Lösung, weil die entenrechtliche Nachberechnung, wie wir anhand vieler eispiele wissen, in der Praxis nicht funktioniert, in orm einer nachvollziehbaren und einfachen Regelung, ie die Gerechtigkeitslücke zwischen Tätern und Opfern in Stück weit schließt? Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- esminister des Innern: Herr Kollege Baumann, ich will auf Ihre Frage wie olgt antworten: Sie wissen, dass die Fristen für Anträge ach dem Beruflichen Rehabilitierungsgesetz, dem Ver- altungsrechtlichen Rehabilitierungsgesetz und dem trafrechtlichen Rehabilitierungsgesetz zuletzt durch das esetz zur Änderung rehabilitierungsrechtlicher Vor- chriften geändert wurden. Das war am 20. Dezember 001. Bei dieser Änderung wurden die Fristen bis zum 1. Dezember 2003 verlängert. Die Bundesregierung ird nach entsprechender Prüfung rechtzeitig über wei- ere erforderliche Maßnahmen entscheiden. Ich glaube, as ist der richtige Weg. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Zweite Zusatzfrage? – Bitte schön. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 2949 (A) ) (B) ) Günter Baumann (CDU/CSU): Herr Staatssekretär, Sie sprachen von Verbesserun- gen, die bereits angedacht seien. Mir liegt eine Presse- mitteilung vor, nach der die Koalition mit ihrer Mehrheit am 12. Februar dieses Jahres im Haushaltsausschuss be- schlossen hat, die Mittel für die Stiftung zur Aufarbei- tung der SED-Diktatur um 130 000 Euro zu kürzen. Ich finde, dass wir gerade in diesem Jahr, in dem wir den 50. Jahrestag des Volksaufstandes in der DDR begehen, eine besondere moralische Verpflichtung haben, etwas zu tun. Ich meine besonders die Bereiche der beruflichen Rehabilitierung und der Rente. Wir sollten gerade in die- sem Jahr die Mittel für die Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur nicht reduzieren. Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- desminister des Innern: Herr Kollege Baumann, was die Frage der Antrags- fristen und der Fristen insgesamt anbelangt, habe ich Ih- nen die Position der Bundesregierung bereits deutlich gemacht. Die von Ihnen erwähnte Entscheidung des Haushaltsausschusses sollte man nicht in dem Sinne fehlinterpretieren, dass dieser Bereich nun weniger Be- achtung fände und nicht genügend gewürdigt und ge- schätzt würde. Man sollte die Beurteilung nicht von die- ser rein materiellen haushaltsrechtlichen Entscheidung abhängig machen. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Vielen Dank, Herr Staatssekretär. Es ist sehr kollegial von Ihnen, dass Sie die Kollegen aus dem Justizministe- rium vertreten haben. Von einem Gottesmann konnte man auch nichts anderes erwarten. Es wäre trotzdem schön, wenn die Vertreter des Justizministeriums dem Bundestag Bescheid gäben, wenn sie ihre Aufgaben nicht persönlich wahrnehmen können. Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- desminister des Innern: Herr Präsident, dann entschuldige ich mich vielmals für sie. Mir ist mitgeteilt worden, dass Ihnen das bekannt sei. Ich hoffe, ich habe die Aufgabe zur Zufriedenheit er- ledigt. (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Aber absolut! – Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP) Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Sehr gut. Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesmi- nisteriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Zur Beantwortung steht die Parlamentarische Staatsse- kretärin Christel Riemann-Hanewinckel zur Verfügung. Die Fragen 8 und 9 der Kollegin Maria Eichhorn sind zurückgezogen worden. tä F A D d w d e A a tä F e d r g w V r k M n B h w n I Z li (C (D Wir kommen zur Frage 10 der Kollegin Ina Lenke: Wie begründet die Bundesregierung ihr Vorgehen, ihre Antwort auf die Kleine Anfrage der Fraktion der FDP „Situa- tion und Zukunft des Zivildienstes“, Bundestagsdrucksache 15/502, bereits vor der Zuleitung an die parlamentarischen Gremien und die Fragesteller ausgewählten Journalisten – siehe zum Beispiel epd vom 21. März 2003, 12.34 Uhr – zu- gänglich zu machen? Christel Riemann-Hanewinckel, Parl. Staatssekre- rin bei der Bundesministerin für Familie, Senioren, rauen und Jugend: Frau Kollegin Lenke, die Bundesregierung hat die ntwort auf die Kleine Anfrage der Fraktion der FDP im eutschen Bundestag „Situation und Zukunft des Zivil- ienstes“ nicht an die Presse und auch nicht an ausge- ählte Journalistinnen oder Journalisten gegeben. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Zusatzfrage, Kollegin Lenke. Ina Lenke (FDP): Können Sie mir dann erklären, wieso ich als zivil- ienstpolitische Sprecherin von einer Journalistin einen ntsprechenden Anruf bekommen habe, bevor mir die ntwort auf die Anfrage zugegangen ist? Das kann nicht n mir liegen, sondern nur an Ihrem Ministerium. Christel Riemann-Hanewinckel, Parl. Staatssekre- rin bei der Bundesministerin für Familie, Senioren, rauen und Jugend: Das kann ich Ihnen nicht erklären. Ich habe Ihnen ben gesagt, dass die Antwort auf die Kleine Anfrage er FDP weder von der Bundesregierung noch von unse- em Ministerium an Journalistinnen oder Journalisten egeben worden ist. Vielleicht haben Sie eine Idee, bei elcher Quelle Sie einmal nachfragen könnten. (Ina Lenke [FDP]: Ich habe die Antwort ja gar nicht gehabt!) onseiten der Bundesregierung ist definitiv nichts he- ausgegeben worden. Deshalb kann ich auch keine Er- lärung dazu abgeben. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Weitere Zusatzfrage. Ina Lenke (FDP): Frau Staatssekretärin, wenn Sie die Anfrage in Ihrem inisterium beantwortet, mir die Antwort aber noch icht zugeschickt hatten und ich sie also nicht in meinem üro hatte, dann frage ich mich, wer die Information atte und wer sie weitergeben konnte. Es nützt nichts, enn Sie sagen, bei Ihnen sei das nicht passiert. Bei Ih- en lag die Antwort und nicht bei mir; also muss das in hrem Ministerium passiert sein. Es kann nicht ein werg im Faxgerät gewesen sein, der Kontakt zu Journa- sten hatte. 2950 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 (A) ) (B) ) Christel Riemann-Hanewinckel, Parl. Staatssekre- tärin bei der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Frau Kollegin Lenke, ich kann Ihnen nur sagen, dass vonseiten unseres Ministeriums und vonseiten der Bun- desregierung die Antwort auf Ihre Kleine Anfrage nicht herausgegeben worden ist. Sie wurde zunächst dem Par- lament zugänglich gemacht; Sie müssten sie als Erste er- halten haben. (Ina Lenke [FDP]: Nein!) – Es tut mir Leid. Ich kann Ihnen nichts anderes sagen. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Ich rufe die Frage 11 der Kollegin Ina Lenke auf: Wann werden die seitens der Bundesregierung – entgegen der Absprache mit den Wohlfahrtsverbänden – gesperrten Kontingente in Höhe von 20 Prozent der für 2003 zugesagten Zivildienstplätze freigegeben? Bitte schön, Frau Staatssekretärin. Christel Riemann-Hanewinckel, Parl. Staatssekre- tärin bei der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Dies wird nach In-Kraft-Treten des geänderten Zivil- dienständerungsgesetzes und nach In-Kraft-Treten des Bundeshaushaltes für das Jahr 2003 geschehen, also frü- hestens ab dem 11. April, wenn sich der Bundesrat mit dem Zivildienständerungsgesetz befasst hat. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Zusatzfrage, Kollegin Lenke. Ina Lenke (FDP): Frau Staatssekretärin, warum wurde das Erste Zivil- dienständerungsgesetz nach der Entscheidung des Ver- mittlungsausschusses am 20. März nicht auf die Tages- ordnung des Plenums in dieser Sitzungswoche gesetzt? Christel Riemann-Hanewinckel, Parl. Staatssekre- tärin bei der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Weil die Entscheidung des Vermittlungsausschusses zunächst vom Bundesrat behandelt werden muss. Erst wenn der Bundesrat darüber entschieden hat, kommt der Gesetzentwurf zurück ins Parlament. Dann können wir entscheiden. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Zweite Zusatzfrage. Ina Lenke (FDP): Sie wissen, dass wegen der gesperrten Kontingente keine Zivildienstleistenden mehr eingestellt werden kön- nen. Die Träger des Zivildienstes kommen in große Nöte. Können Sie nicht unabhängig von den eben ge- nannten Voraussetzungen die Kontingente vorher ent- sperren? tä F t d K n d Z k K d a u a v a g k n G b t s – d p m m v d f d z (C (D Christel Riemann-Hanewinckel, Parl. Staatssekre- rin bei der Bundesministerin für Familie, Senioren, rauen und Jugend: Das ist schlecht möglich, weil der Vorbehalt zur Kon- ingentierung haushaltsrechtlich begründet ist. Solange ie Voraussetzung nicht gegeben ist, können wir die ontingente nicht freigeben. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Gibt es weitere Fragen zu diesem Thema? – Das ist icht der Fall. Vielen Dank, Frau Staatssekretärin. Wir kommen dann zum Geschäftsbereich des Bun- esministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen. ur Beantwortung steht der Parlamentarische Staatsse- retär Achim Großmann zur Verfügung. Wir beginnen mit der Frage 12 der Kollegin Kristina öhler (Wiesbaden): In welchem baulichen Zustand befinden sich im Allgemei- nen die Liegenschaften des Statistischen Bundesamtes und seit wann ist der Bundesregierung vor diesem Hintergrund be- kannt, dass insbesondere das Dienstgebäude des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden dringend sanierungsbedürftig ist, weil die angegriffene Bausubstanz Asbest enthält, die Brand- schutzauflagen nicht mehr erfüllt sind, das Gebäude nicht be- hindertengerecht ist und an mehreren Stellen im Boden Stol- pergefahr besteht? Achim Großmann, Parl. Staatssekretär beim Bun- esminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen: Frau Kollegin Köhler, das Statistische Bundesamt ist n drei Standorten untergebracht: in Wiesbaden, Bonn nd Berlin. Die Gebäude der Bonner Liegenschaft sind b 1999 infolge des Regierungsumzugs sukzessive reno- iert und für die Nutzung durch das Statistische Bundes- mt hergerichtet worden. Die Maßnahmen sind weitest- ehend abgeschlossen. Auch am Standort Berlin besteht ein Sanierungsbedarf. Am Hauptstandort Wiesbaden besteht erheblicher Sa- ierungsbedarf in der bundeseigenen Liegenschaft ustav-Stresemann-Ring 11 am Bauteil A – Hochhaus –, elegt durch ein Gutachten aus dem Herbst 2001. Unmit- elbar nach Vorlage des Gutachtens wurde das Statisti- che Bundesamt beauftragt, Möglichkeiten zur Lösung zum Beispiel Sanierung, Nutzung einer anderen bun- eseigenen Liegenschaft, Neubau oder Anmietung – zu rüfen. Die Ergebnisse der Gutachten wurden im Rah- en der Aufstellung der Entscheidungsunterlage Bau ge- äß dem Verfahren der Richtlinie für die Durchführung on Bauaufgaben des Bundes im Zuständigkeitsbereich er Finanzbauverwaltung, Abschnitt E, zusammenge- asst. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Zusatzfrage? – Bitte. Dr. Ole Schröder (CDU/CSU): Ist die Regierung der Auffassung, dass sie angesichts er offensichtlich vorhandenen Baumängel ihrer Pflicht ur Fürsorge gegenüber den dort arbeitenden Angestell- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 2951 (A) ) (B) ) Dr. Ole Schröder ten und ihrer beamtenrechtlichen Fürsorgepflicht gerecht wird? Achim Großmann, Parl. Staatssekretär beim Bun- desminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen: Ich denke, ja. Warten Sie die Antworten auf die weite- ren Fragen ab. Dann haben Sie eine bessere Grundlage, zu entscheiden, ob es sinnvoll ist, diese Frage zu stellen. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Wir kommen zur Frage 13 der Kollegin Kristina Köhler (Wiesbaden): Welche Maßnahmen will die Bundesregierung ergreifen, um solche Mängel zu beseitigen, und welcher Zeitrahmen ist für die notwendigen Maßnahmen vorgesehen? Bitte schön, Herr Staatssekretär. Achim Großmann, Parl. Staatssekretär beim Bun- desminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen: Nach der Entscheidungsgrundlage Bau erwies sich die Sanierung aus baufachlicher Sicht als die wirtschaft- lichste Lösung. Sie wurde am 5. März 2003 vom Bun- desministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen genehmigt. Vor diesem Hintergrund wird derzeit die Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen unter Be- rücksichtigung weiterer geprüfter Alternativmöglichkei- ten vorbereitet. Der Beginn der Maßnahmen kann umge- hend nach Vorlage der haushaltsmäßigen Anerkennung erfolgen. Die Maßnahmen sollen so rasch wie möglich abgeschlossen werden. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Zusatzfrage, Frau Köhler. Kristina Köhler (Wiesbaden) (CDU/CSU): „So rasch wie möglich“ ist mir zu schwammig. Ich würde mich freuen, wenn Sie mir einen genaueren Zeit- rahmen nennen könnten, in dem mit der Behebung die- ser wirklich eklatanten Mängel gerechnet werden kann. Achim Großmann, Parl. Staatssekretär beim Bun- desminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen: Wir haben die entsprechenden Unterlagen an das Bundesministerium des Innern weitergeleitet. Dieses ist, wenn man so will, der Bauherr. Von dort werden sie über das BMF dem Haushaltsausschuss vorgelegt. Denn der Haushaltsausschuss muss die Gelder zur Verfügung stel- len. Ich kann also nur für die bautechnische Seite Aus- kunft geben und bin nicht Herr des Verfahrens im Parla- ment. Wir rechnen damit, dass die Sanierung der Bauteile A und C, also der Bereiche, die am dringends- ten zu sanieren sind, im ersten Bauabschnitt in den Jah- ren 2004 und 2005 erfolgen wird. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Es gibt keine weitere Zusatzfrage. – Vielen Dank, Herr Staatssekretär. s r V n d r V m w s s A K D r r d w Z v n K J h h m d m s (C (D Zur Beantwortung der nächsten Fragen zu diesem Ge- chäftsbereich steht die Parlamentarische Staatssekretä- in Iris Gleicke zur Verfügung. Ich rufe die Frage 14 des Kollegen Volkmar Uwe ogel auf: Wird der Bundesminister für Verkehr, Bau- und Woh- nungswesen, Dr. h. c. Manfred Stolpe, zurücktreten, wenn die Finanzierungsvereinbarung der Deutschen Bahn AG mit dem Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen zum VDE 8.2, Neubauabschnitt Gröbers-Erfurt, nicht bis zum 1. Juli 2003 – vergleiche „Thüringer Allgemeine” vom 7. Februar 2003 – unterzeichnet wird? Iris Gleicke, Parl. Staatssekretärin beim Bundesmi- ister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen: Ich würde gerne – mit Ihrer Erlaubnis, Herr Präsident – ie Fragen 14 und 15 des Herrn Kollegen Vogel wegen ih- es Sachzusammenhangs gemeinsam beantworten. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Dann rufe ich auch die Frage 15 des Kollegen olkmar Uwe Vogel auf: Mit welchem konkreten Fertigstellungstermin rechnet die Bundesregierung für den Fall, dass die Finanzierungsverein- barung nicht bis zum 1. Juli 2003 zustande kommt? Iris Gleicke, Parl. Staatssekretärin beim Bundes- inister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen: Herr Kollege Vogel, seitens der Bundesregierung erden alle Anstrengungen unternommen, um den Ab- chluss der Finanzierungsvereinbarung für die Neubau- trecke des Verkehrsprojektes „Deutsche Einheit“ 8.2, bschnitt Gröbers–Erfurt, möglichst zügig nach In- raft-Treten des Bundeshaushalts 2003 zu erreichen. ieses Vorhaben genießt sowohl bei der Bundesregie- ung als auch bei der Deutschen Bahn AG höchste Prio- ität. Die Bundesregierung ist daher zuversichtlich, dass ie Finanzierungsvereinbarung in Kürze abgeschlossen ird. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Herr Kollege, Sie können jetzt, wenn Sie wollen, vier usatzfragen stellen. Sie müssen dieses Recht aber nicht oll ausschöpfen. – Bitte schön. Volkmar Uwe Vogel (CDU/CSU): Frau Staatssekretärin Gleicke, das beantwortet aber icht die Frage, ob der Herr Bundesminister Dr. Stolpe onsequenzen zieht, wenn es nicht bis zum 1. Juli dieses ahres zu einer Finanzierungsvereinbarung kommt. Sie aben geantwortet: „in Kürze“. Kann man davon ausge- en, dass das ein Zeitpunkt vor dem 1. Juli sein wird? Iris Gleicke, Parl. Staatssekretärin beim Bundes- inister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen: Herr Kollege Vogel, ich sage noch einmal: Die Bun- esregierung und auch die Deutsche Bahn AG arbeiten it Hochdruck daran, diese Finanzierungsvereinbarung o schnell wie möglich abzuschließen. 2952 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 (A) ) (B) ) Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Eine weitere Zusatzfrage? Volkmar Uwe Vogel (CDU/CSU): Ja. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Bitte. Volkmar Uwe Vogel (CDU/CSU): Bedeutet der „in Kürze“ erfolgende Abschluss der Finanzierungsvereinbarung, dass im Hinblick auf das Gesamtvorhaben mit einem Fertigstellungstermin bis zum Jahre 2015 zu rechnen ist? Iris Gleicke, Parl. Staatssekretärin beim Bundesmi- nister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen: Wir halten an dem Fertigstellungstermin 2015, den ich Ihnen schon vor einigen Wochen im Plenum genannt habe, selbstverständlich fest. Ich habe Ihnen seinerzeit gesagt, wir würden die Angelegenheit gerne beschleuni- gen. Das hängt aber vom erreichbaren Baufortschritt und natürlich auch von den zur Verfügung stehenden finanzi- ellen Mitteln ab. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Dritte Zusatzfrage? Volkmar Uwe Vogel (CDU/CSU): Ja. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Bitte schön. Volkmar Uwe Vogel (CDU/CSU): Können Sie eine kurze Aussage dazu treffen, wie der derzeitige Stand der Prüfung der Finanzierungsvereinba- rung ist? Nach meinem Kenntnisstand liegt vonseiten der Bahn AG eine Vereinbarung vor, die derzeit von der Bundesregierung geprüft wird. Gibt es hier noch Ver- handlungsbedarf mit der Bahn AG oder ist damit zu rechnen, dass diese Prüfung positiv ausfällt? Iris Gleicke, Parl. Staatssekretärin beim Bundes- minister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen: Herr Kollege Vogel, es ist richtig: Die DB Netz AG hat beim Eisenbahn-Bundesamt einen entsprechenden Antrag gestellt. Nach erfolgter kurzer Prüfung wird die- ser Antrag derzeit von der DB Netz AG vervollständigt. Volkmar Uwe Vogel (CDU/CSU): Habe ich noch eine Frage? Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Eine haben Sie noch. e b g n s g r s s e A K d a n v w n w 1 t m B e d d w d w D v W (C (D Volkmar Uwe Vogel (CDU/CSU): Meine letzte Frage: Ist es theoretisch möglich, dass s, nachdem die Finanzierungsvereinbarung unterschrie- en worden ist, am Folgetag mit den Bauarbeiten weiter- eht? Iris Gleicke, Parl. Staatssekretärin beim Bundesmi- ister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen: Herr Kollege Vogel, Sie wissen, dass wir auf der ge- amten Strecke tätig sind; zum Teil wird auch schon ebaut. Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass wir bau- echtserhaltende Maßnahmen durchführen. Wir werden elbstverständlich so schnell wie möglich weiterbauen. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Eine weitere Frage des Kollegen Bergner. – Bitte chön. Dr. Christoph Bergner (CDU/CSU): Frau Staatssekretärin, es ist nicht ungewöhnlich, dass in Amtsträger, wenn er einem bestimmten politischen nliegen Nachdruck verleihen will, mit persönlichen onsequenzen droht. Sie sind der diesbezüglichen Frage es Kollegen Vogel etwas ausgewichen. Er bezieht sich uf eine klare Aussage, die in der „Thüringer Allgemei- en“ abgedruckt worden ist. Für uns, für die dieses Bau- orhaben sehr wichtig ist, ist auch von Bedeutung, mit elchem Nachdruck des zuständigen Ministers wir rech- en können. Deshalb möchte auch ich Sie fragen: Müssen wir, enn die Finanzierungsvereinbarung nicht bis zum . Juli dieses Jahres unterzeichnet wird, mit dem Rück- ritt eines Bundesministers rechnen? Iris Gleicke, Parl. Staatssekretärin beim Bundes- inister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen: Herr Kollege, ich habe Ihnen schon gesagt, dass die undesregierung dem Abschluss der Finanzierungsver- inbarung sehr hohe Priorität beimisst. Ich habe bereits en Fragen des Kollegen Vogel entnommen, dass Sie en Termin am liebsten mit Datum und Uhrzeit kennen ürden. Gehen Sie einfach mit mir davon aus, dass wir ie Finanzierungsvereinbarung in Kürze abschließen erden, und gehen Sie mit mir weiter davon aus, dass r. Manfred Stolpe als unser Bundesminister noch sehr iel für den Osten erreichen wird. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Vielen Dank. Wir kommen jetzt zur Frage 16 des Kollegen Peter eiß: Welches Ergebnis hat das Gespräch zwischen dem franzö- sischen Minister für Verkehr, Raumordnung, Wohnungsbau, Tourismus und Meeresfragen, Gilles de Robien, und dem Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, Dr. h. c. Manfred Stolpe, am Rande der Ratssitzung der euro- päischen Verkehrsminister am 27. und 28. März 2003 – ver- gleiche Ankündigung des französischen Ministers vom 4. März 2003 – hinsichtlich einer baldigen Realisierung einer Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 2953 (A) ) (B) ) Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms Verknüpfung des deutschen und des französischen Hochge- schwindigkeitsnetzes der Bahn über Straßburg/Kehl erbracht? Iris Gleicke, Parl. Staatssekretärin beim Bundes- minister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen: Herr Kollege Weiß, über den Inhalt vertraulicher Ge- spräche mit dem französischen Minister für Verkehr, Raumordnung, Wohnungsbau, Tourismus und Meeres- fragen, Gilles de Robien, kann die Bundesregierung keine Auskunft erteilen. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Zusatzfrage, Herr Weiß. Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU): Frau Staatssekretärin, der neben Ihnen sitzende Kollege Großmann hat am 25. März dieses Jahres der „Mittelbadischen Presse“ ein Interview gegeben. Dem Interview ist vorangestellt, dass die Bundesregierung nunmehr die Mittel für den Anschluss des französischen Hochgeschwindigkeitszugs TGV Est an das deutsche ICE-Netz und den Bau einer zweigleisigen Bahnbrücke über den Rhein bei Kehl im Bundeshaushalt eingeplant habe. Stimmt diese Meldung? Iris Gleicke, Parl. Staatssekretärin beim Bundes- minister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen: Diese Maßnahme ist im Bundesverkehrswegeplan – das haben Sie sicherlich auch gesehen – enthalten. Ich habe auf verschiedene Fragen in der letzten Fragestunde von Kolleginnen und Kollegen geantwortet, dass die Franzo- sen den Bau des Abschnitts Baudrecourt–Straßburg noch gar nicht terminiert haben. Vor dem Hintergrund der Tat- sache, dass dieser 17 Kilometer lange Abschnitt von Kehl nach Appenweier sehr teuer ist – es werden 150 Millio- nen Euro veranschlagt –, werden wir den Ausbau erst dann weiterführen, wenn die Franzosen ihre Baumaßnah- men – das ist der größere Teil – vollziehen. Das habe ich Ihnen zugesagt und das wird dann selbstverständlich auch im Bundeshaushalt geordnet. Insofern ist die Aus- sage vollkommen korrekt. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Zweite Zusatzfrage, Herr Weiß. Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU): Frau Staatssekretärin, damit bestätigen Sie den alten Zustand, dass die Bundesregierung so lange die notwen- digen Maßnahmen für den TGV-Anschluss Straßburg- Kehl–Appenweier nicht in Angriff nehmen will, wie die Strecke zwischen Baudrecourt und Straßburg nicht eben- falls als TGV-Strecke ausgebaut wird. Ich möchte Sie fragen: Ist Ihnen bekannt, dass diese zögerliche Haltung der Bundesregierung mittlerweile dazu Anlass gegeben hat, dass auf französischer Seite Experten vorschlagen, den Bau des zweiten Abschnitts der TGV-Strecke von Paris nach Straßburg, also den Teil zwischen Baudre- court und Straßburg, zurückzustellen? Mit diesem schö- nen Schwarzer-Peter-Spiel können wir das Thema auf ewige Zeiten vertagen. Hat die Bundesregierung die Ab- s g F m m m l N n w m d n d w n d A N b p K S s e r I d K l S z a a r M K w (C (D icht, das Vertagen so weiter fortzuführen, oder ist sie ewillt, einen Punkt zu setzen, um zusammen mit den ranzosen zu einer vernünftigen Entscheidung zu kom- en? Iris Gleicke, Parl. Staatssekretärin beim Bundes- inister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen: Herr Kollege Weiß, ich will noch einmal sehr deutlich achen, dass die französische Seite von Vaires – das iegt bei Paris – bis Baudrecourt baut und wir mit dem ordast über Saarbrücken und Kaiserslautern eine ver- ünftige Strecke bis 2007 bauen wollen. Daran arbeiten ir auch. Es ist aber doch klar, dass das mit den Bau- aßnahmen der französischen Seite zusammenhängt; iese hat den Abschnitt Baudrecourt–Straßburg eben och nicht terminiert. Wichtig ist, dass die Maßnahmen ann, wenn sie angepackt werden, vernünftig realisiert erden. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Wir kommen jetzt zur Frage 17 des Kollegen Weiß: Trifft die Aussage des Vorstandsvorsitzenden der DB Netz AG, Roland Heinisch, zu, dass die Anbindung des französischen TGV an das deutsche ICE-Netz über Straßburg/ Kehl erst für das Jahr 2020 geplant sei – vergleiche „Mittelba- dische Presse“ vom 17. März 2003 –, und, wenn ja, was sind die Gründe für diese zeitliche Verschiebung? Iris Gleicke, Parl. Staatssekretärin beim Bundesmi- ister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen: Herr Kollege Weiß, diese Aussage des Vorsitzenden es Vorstandes der DB Netz AG zum Zeitpunkt einer nbindung des französischen TGV an das deutsche ICE- etz ist nur durch den von Ihnen zitierten Presseartikel ekannt. Die Bundesregierung hat bezüglich des Zeit- unkts wiederholt versichert, dass die Strecke ehl–Appenweier zusammen mit der französischen trecke Baudrecourt–Straßburg ausgebaut und fertig ge- tellt werden soll. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Zusatzfrage, Herr Weiß. Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU): Frau Staatssekretärin, neben der Pressemeldung gibt s auch einen Augen- und Ohrenzeugen dieser Äuße- ung, und zwar mich. Ich möchte Sie gern Folgendes fragen: Sie haben in hren Antworten wiederholt darauf hingewiesen, dass ie Bundesregierung mit dem Ausbau der Strecke über ehl und Appenweier abwarten wolle, bis die eigent- iche Schnellbaustrecke zwischen Baudrecourt und traßburg gebaut wird. Ist Ihnen bekannt, dass die fran- ösische SNCF aber beabsichtigt, den TGV schon 2006 uf der bestehenden Strecke bis Straßburg zu führen, und uch bereit wäre, ihn auf der deutschen Seite weiterfah- en zu lassen, wenn die entsprechenden technischen aßnahmen an der Rheinbrücke Kehl, am Bahnhof ehl und auf der Strecke zwischen Kehl und Appen- eier auf deutscher Seite getätigt würden? Ist die Bun- 2954 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 (A) ) (B) ) Peter Weiß (Emmendingen) desregierung bereit, auf dieses Angebot der französi- schen Seite einzugehen und auf deutscher Seite die ersten Maßnahmen im Rahmen eines Stufenplans bereits bis zum Jahre 2006 zu realisieren? Iris Gleicke, Parl. Staatssekretärin beim Bundes- minister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen: Herr Kollege Weiß, auf der bestehenden Verbindung Straßburg–Kehl–Appenweier können für das deutsche Schienennetz ausgerüstete TGV bereits heute ohne Ein- schränkung verkehren. Es bestehen dort auf absehbare Zeit keine Kapazitätsengpässe. Die durch die vorgesehenen Ausbaumaßnahmen er- zielbaren Fahrzeitgewinne sind angesichts des relativ hohen Finanzmitteleinsatzes gering. Ausbaumaßnah- men auf dem kurzen deutschen Teilstück sind daher ver- kehrlich und wirtschaftlich nur bei den Zugzahlen sinn- voll, die erst nach Fertigstellung aller deutschen und französischen Arbeiten am POS-Südast erwartet werden können. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Zweite Zusatzfrage, Herr Weiß. Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU): Frau Staatssekretärin, könnten Sie mir angesichts der Tatsache, dass es sich hier um ein Verbindungsstück han- delt, das sich in die gesamteuropäische Magistrale von Paris nach Budapest einreiht, zustimmen, dass auf einer solch kurzen Strecke auch kleine Fahrzeitgewinne maß- geblich für das Funktionieren einer solchen Gesamtma- gistrale sind und dass kurze Fahrzeiten zu einem attrakti- ven Fahrangebot führen? Iris Gleicke, Parl. Staatssekretärin beim Bundesmi- nister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen: Selbstverständlich sehen wir den Ausbau der 17 Kilo- meter langen Strecke zwischen Kehl und Appenweier, der uns 150 Millionen Euro kostet, im Zusammenhang mit der Strecke Baudrecourt–Straßburg und natürlich wird es dadurch zu Fahrzeitverbesserungen kommen. Aber durch diese Maßnahmen wird auf der kurzen Strecke von 17 Kilometern ein – wenn ich mich recht entsinne – Fahrzeitgewinn von zwei oder drei Minuten erzielt. Dies rechtfertigt den hohen Mitteleinsatz nicht, wenn nicht auch die gesamte Strecke, auf französischer wie auf deutscher Seite, angepackt wird. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Vielen Dank, Frau Staatssekretärin. Die Fragen 18 und 19 sind zurückgezogen worden. Deswegen kommen wir jetzt zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums des Innern. Zur Beantwortung steht wiederum der Parlamentarische Staatssekretär Fritz Rudolf Körper zur Verfügung. Wir beginnen mit der Frage 20 des Kollegen Hartmut Koschyk: d I v e g d m b l n V i s e 2 t g E A s V d w h a d d d – S b i r D s e f b l g z i D (C (D Warum hat die Bundesregierung, obwohl das Gesetz be- reits am 14. Juni 2002 vom Deutschen Bundestag beschlossen wurde und alle Problemfelder angesichts der jahrelangen Be- ratungen hinreichend bekannt waren, bis heute nicht die für den Vollzug des am 1. April 2003 in Kraft tretenden Waffen- gesetzes erforderlichen Verordnungen erlassen? Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- esminister des Innern: Herr Kollege Koschyk, anlässlich der Beantwortung hrer Frage will ich ganz kurz auf den Gesetzgebungs- erlauf bezüglich der Novellierung des Waffenrechts ingehen. Sie wissen und haben es genau wie ich noch in uter Erinnerung, dass wir uns hier im Deutschen Bun- estag am 26. April 2002 in zweiter und dritter Lesung it der Novellierung dieses Waffengesetzes befasst ha- en. Fast zur gleichen Zeit fand der schreckliche Amok- auf in Erfurt statt. Aufgrund dieses schrecklichen Ereig- isses wurde dann hinsichtlich des Gesetzentwurfes ein ermittlungsverfahren eingeleitet, an dem Sie genau wie ch mitgewirkt haben. Es ging dabei um die Frage von Verboten, aber bei- pielsweise auch um die Notwendigkeit der Vorlage ines Gutachtens über die geistige Eignung von unter 5-jährigen Erwerbern von großkalibrigen Waffen. Letz- eres spielte im Übrigen – Sie können sich sicher noch ut daran erinnern – in dieser Form vorher keine Rolle. s ging darüber hinaus um die Frage eines möglichen usschlusses bestimmter Schusswaffen vom Schieß- port durch eine entsprechende Rechtsverordnung. Im erlauf der Gespräche zu den Verordnungen stellte sich ie Beantwortung der Frage nach der sicheren Aufbe- ahrung als relativ schwierig dar. Weil einige beste- ende Normen berührt waren – sowohl EU-Normen als uch Normen, die nur hier in Deutschland gelten –, ist ie Verordnung nicht ganz termingerecht fertig gewor- en. Es ist aus meiner Sicht aber ein Weg gefunden wor- en, wie damit umzugehen ist. Die an die Länder weitergeleiteten Vollzugshinweise danach fragen Sie in Ihrer zweiten Frage – haben den inn, Hilfestellungen in den Fragen zu geben, auf die im isherigen Waffengesetz nicht eingegangen wurde oder n denen das neue Waffenrecht substanzielle Verände- ungen gegenüber dem bisherigen Waffenrecht bringt. as Vorgehen wurde mit den Ländern im Übrigen abge- prochen. Diese haben dem Verfahren zugestimmt. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Herr Koschyk, Ihre Zusatzfrage bitte. Hartmut Koschyk (CDU/CSU): Herr Staatssekretär, Sie sind auf die Vorgeschichte ingegangen und haben erwähnt, wie es zum neuen Waf- enrecht kam. Dies ist uns, die wir daran mitgewirkt ha- en, natürlich sehr gut in Erinnerung. Ich kann es mir al- erdings nicht erklären, warum es bisher nicht möglich ewesen ist, die notwendige Ausführungsverordnung um neuen Waffengesetz zu erlassen, nachdem es bereits m Juni des vergangenen Jahres, also vor einem guten reivierteljahr, vom Deutschen Bundestag beschlossen Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 2955 (A) ) (B) ) Hartmut Koschyk worden ist. Ich möchte Sie deshalb heute fragen, wann die Betroffenen und diejenigen, die es vollziehen müs- sen, mit diesen Verordnungen rechnen können. Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- desminister des Innern: Herr Kollege Koschyk, gestatten Sie mir den Hin- weis, dass die Verzögerung nicht durch Faulheit des Mi- nisteriums oder durch mangelnde Fähigkeit zu erklären ist; sie ist vielmehr auf die schwer zu regelnde Materie zurückzuführen. Sie wissen, dass einige Punkte bei der Novellierung des Waffenrechtes schwierig zu lösen wa- ren und entsprechend auch bei der Erarbeitung der Ver- ordnung Schwierigkeiten gemacht haben. Ich nenne als Beispiel nur die Einführung des psychologischen Gut- achtens. Ich kann Ihnen aber gerne den Entwurf in die Hand geben. Sie wissen, dass wir die Novellierung des Waffenge- setzes im Dialog mit den Betroffenen erarbeitet haben. So etwas wird nämlich, wie wir wissen, nur dann gut, wenn die Betroffenen und diejenigen, die damit umge- hen müssen, eingebunden werden. Darauf haben wir bei der Erarbeitung der Verordnung geachtet. Ich will beken- nen, dass das zu einigen Verzögerungen geführt hat, die nicht unbedingt wünschenswert gewesen sind. Aber ich gehe davon aus, dass der Entwurf dieser Verordnung in wenigen Tagen komplett vorliegen wird. Wir befinden uns, wie man so schön sagt, in den letzten Zügen, auch hinsichtlich der Abstimmung. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Ihre zweite Zusatzfrage, Herr Koschyk. Hartmut Koschyk (CDU/CSU): Herr Staatssekretär, da Sie von „wenigen Tagen“ ge- sprochen haben, scheint die Meldung vom Wochenende in der „Welt am Sonntag“ nicht zutreffend zu sein, wo- nach der Entwurf erst Anfang 2004 vorliegen wird. In diesem Zusammenhang stellt sich mir die Frage, inwieweit sichergestellt ist, dass die Vollzugshinweise, die, wie Sie sagen, abgestimmt in Kraft gesetzt werden sollen, bundeseinheitlich angewendet werden. Mir ist zum Beispiel bekannt, dass es einzelne Länder gibt, die eigene Vollzugshinweise in Kraft setzen wollen. Da- durch gäbe es, bis die Verordnung in Kraft tritt, keine bundeseinheitliche Anwendung des fragmentarisch gel- tenden Waffenrechts. Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- desminister des Innern: Herr Kollege Koschyk, Sie wissen, dass die Frage der bundeseinheitlichen Anwendung ein ganz wichtiger As- pekt bei der Novellierung des Waffenrechtes war. Wir hatten die regionalen Unterschiede zu beachten und wollten sie beseitigen. Das war uns ganz wichtig. Ich habe mir erlaubt, im Zusammenhang mit Beratungen des Gesetzentwurfs im Bundesrat deutlich zu machen, dass der praktische Vollzug dieses Gesetzes nicht durch das Gesetz allein sichergestellt werden kann, sondern dass b G w d h h d E d V f w n g V m d s d d V H u e h R le t s e B M b A a (C (D eispielsweise die Behörden in den Ländern, die dieses esetz vollziehen müssen, entsprechend qualifiziert erden müssen. Es ist uns ein ganz wichtiges Anliegen, ass es zu dem, was Sie hier als Befürchtung eingeführt aben, nicht kommt. Deswegen werden wir uns bemü- en, die notwendigen Verordnungen relativ schnell auf en Tisch zu legen und sie auf den Weg zu bringen. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Eine weitere Frage des Kollegen Grindel. Reinhard Grindel (CDU/CSU): Herr Staatssekretär, Sie haben angesprochen, dass vor rlass der Verordnungen und nach der Verabschiedung es Gesetzes noch einmal Kontakt mit den betroffenen erbänden aufgenommen worden ist und Gespräche ge- ührt worden sind. Die Verbände beklagen, dass sich das, as im mündlichen Gespräch vereinbart wurde, nur an- äherungsweise in der schriftlichen Verordnung wieder- efunden hat. Inwieweit werden Sie den Entwurf der erordnung, von dem Sie gesprochen haben, nicht nur it den Bundesländern, sondern auch mit den Verbän- en, den Dachverbänden der Vereine noch einmal ab- timmen? Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- esminister des Innern: Herr Kollege Grindel, wir stimmen uns mit den Bun- esländern ab; das ist das eine. Die Abstimmung mit den erbänden findet heute um 16.30 Uhr statt. (Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Da haben un- sere Fragen doch etwas bewirkt!) Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Vielen Dank. – Eine weitere Frage des Kollegen ohmann. Martin Hohmann (CDU/CSU): Herr Staatssekretär, ich möchte noch einmal bei der nterschiedlichen Rechtshandhabung durch die Länder inhaken. Sie haben die bestehenden Schwierigkeiten erausgestellt. Mit Sicherheit ist es eine schwierige echtsmaterie, wobei eine besondere Schwierigkeit viel- icht auch mit einer einzelnen Persönlichkeit des Minis- eriums, die nicht ganz hoch angesiedelt, aber sehr wirk- am ist, verbunden ist. (Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär: Das sollte man nicht überbewerten! – Eckart von Klaeden [CDU/CSU], zu Parl. Staatssekretär Fritz Rudolf Körper gewandt: Aber es gibt sie!) Mir ist etwas zu Ohren gekommen, zu dem ich Sie um ine kurze Stellungnahme bitten möchte. Übereifrige eamte in Nordrhein-Westfalen handeln nach folgender aßregel: Wenn es ein Jäger unterlassen hat, seine Jagd- erechtigung innerhalb von drei Monaten nach deren blauf – also rechtzeitig – neu zu lösen, zieht man sofort lle Waffen dieser Person, die sie für ihr edles Weidwerk 2956 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 (A) ) (B) ) Martin Hohmann braucht, ein. Ich komme auf diese drei Monate zu spre- chen, weil in der Gesetzesbegründung ausdrücklich steht, dass selbst ein mehrjähriger Auslandsaufenthalt nicht dazu führen müsse, dass die Behörden davon aus- zugehen haben, dass derjenige seine Profession, sein Hobby nicht mehr ausüben wolle und die Waffen einzu- ziehen seien. Ist es aus Ihrer Sicht deswegen nicht misslich, dass es zu solchen Gesetzesanwendungen bzw. Anwendungen der Vollzugshinweise kommt, man also nach drei Mona- ten zugreifen will? Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- desminister des Innern: Herr Kollege Hohmann, es ist noch einmal festzuhal- ten, dass wir die bundeseinheitliche Anwendung dieser Waffenrechtsnovellierung erreichen wollen. Das ist ein ganz wichtiges Ziel. Sie haben zum Teil an den Beratun- gen teilgenommen und wissen, dass das angesichts der bisherigen Gesetzeslage auch notwendig ist. Ich finde, es ist ganz wichtig, dass wir das erreichen. Ich will nicht verhehlen, dass es mir lieber gewesen wäre, wenn wir zum 31. März fertig geworden wären. Wir werden aber zum Abschluss kommen: Dieses Ziel wird erreicht. Aufgrund der Beratungen wissen Sie, dass diese Ge- setzesmaterie mit unheimlich vielen Detailfragen belas- tet ist und dass oft die Neigung besteht, möglichst jeden individuellen Fall im Gesetz zu regeln. Das macht die Gespräche übrigens so schwierig. Unter dem Strich soll- ten wir dafür Sorge tragen – darauf werden wir Wert le- gen –, dass es nicht zu einer unterschiedlichen Handha- bung kommt. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Vielen Dank. – Wir kommen zur Frage 21 des Kolle- gen Koschyk: Welche Rechtsqualität haben die „Hinweise zum Vollzug des neuen Waffengesetzes durch die Waffenbehörden ab dem 1. April 2003“ und inwieweit sind Verlässlichkeit und einheit- licher Vollzug für Waffenbesitzer und Waffenbehörden ge- währleistet? Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- desminister des Innern: Herr Kollege Koschyk, diese Frage kann ich relativ kurz beantworten: Die vom Bundesministerium des Innern den Innenmi- nisterien der Länder übermittelten Vollzugshinweise ha- ben die Rechtsqualität einer Empfehlung. Diese Empfeh- lung wurde von den Innenministerien der Länder in verbindliche Erlasse gegenüber den Waffenbehörden umgesetzt. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Zusatzfrage des Kollegen Koschyk. Hartmut Koschyk (CDU/CSU): Herr Staatssekretär, Praktiker aus dem Bereich der Polizei und der sozialen Betreuung und Beratung Ju- g g z W s t w d V g t d n w k g g R d g b a d n d s b u a f d s d A K V l f d g A g m z a m D (C (D endlicher bemängeln, dass das, was der Gesetzgeber ewollt hat, vor allem wegen der Vorläufigkeit der Voll- ugshinweise beim kleinen Waffenschein in keiner eise umgesetzt werden kann, hier also eine Lücke be- teht. Wie stellen Sie sich zu diesem Vorwurf, der ges- ern und heute auch in der Presse wiederholt zu lesen ar? Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- esminister des Innern: Herr Kollege Koschyk, ich weiß nicht, ob bei diesen orwürfen immer genau differenziert wird, welche Re- elungen wir im Waffenrecht bezüglich des so genann- en kleinen Waffenscheins gefunden haben. Wir haben en Erwerb im Grunde frei gestaltet und das Führen ei- er solchen Waffe unter einen Vorbehalt gestellt. Das ar das, was wir gemeinsam erarbeitet haben. Manch einer, der sich mit der Frage des so genannten leinen Waffenscheins kritisch auseinander setzt, ist an- esichts dessen überrascht, wenn er sich mit dieser Re- elung im Detail befasst. Wir wissen, warum wir diese egelung so gestaltet haben. Das hat in erster Linie mit en nicht erfassbaren Altbeständen zu tun. Wir haben esagt: Von einer Regelung, die praktisch nicht umsetz- ar ist, sollten wir die Finger lassen. – Dazu haben uns uch die Praktiker geraten. Sie wissen, welche Linie wir abei vertreten. Ob der Vollzug in dem von uns getroffe- en Sinne ist, werden wir beobachten müssen. Wenn bei ieser Regelung Defizite auftauchen, werden wir sie elbstverständlich abstellen. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Eine zweite Zusatzfrage. Hartmut Koschyk (CDU/CSU): Das Thema meiner zweiten Zusatzfrage wird zurzeit ei den Anwendern sehr stark diskutiert; es geht mir m die gelbe Waffenbesitzkarte. Der Gesetzgeber – wir lle! – wollte, dass es beim materiellen Gehalt der Waf- enbesitzkarte bleibt, wohingegen die Vollzugshinweise ie Bedeutung der Waffenbesitzkarte doch deutlich ein- chränken. Vor allem die Sportschützenverbände müssen erzeit eine Art Bedürfnisprüfung durchführen, die vom ufwand her nicht zu leisten ist. Könnte bis zum In- raft-Treten der Verordnung durch einen ergänzenden ollzugshinweis eine praktikablere Regelung hinsicht- ich der so genannten gelben Waffenbesitzkarte geschaf- en werden? Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- esminister des Innern: Von der Vorgehensweise her neige ich dazu, keine Er- änzungen vorzunehmen, sondern die Verordnung zum bschluss zu bringen. In ihr müssen solche Fälle klar eregelt werden. Ich will nicht verhehlen, dass der The- enkomplex der Waffenbesitzkarte bzw. deren differen- ierter Bedeutung in Verordnung und Gesetz weit oben uf der Agenda steht. Herr Koschyk, bitte sehen Sie es ir nach, wenn ich Ihnen darauf keine Antwort gebe. as will ich heute Nachmittag klären. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 2957 (A) ) (B) ) Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Eine Zusatzfrage des Kollegen Grindel. Bitte schön. Reinhard Grindel (CDU/CSU): Herr Staatssekretär, eine der zentralen Fragen war, ob Jugendliche ab einer Altersgrenze von zehn oder von zwölf Jahren in Schützenvereinen im Umgang mit einer Waffe ausgebildet werden können. Wie wird dieses Pro- blem in der jetzigen Übergangszeit gelöst? Ist in der Ver- ordnung beabsichtigt, bei der psychologischen Begut- achtung das Verfahren, das in Bayern vorbildlich durchgeführt wird, für verbindlich zu erklären? Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- desminister des Innern: Welches Verfahren in Bayern meinen Sie? Reinhard Grindel (CDU/CSU): Ich meine die psychologische Begutachtung, bei der darüber entschieden wird, ob Kinder ab zehn Jahren in Schützenvereinen im Umgang mit einer Waffe ausgebil- det werden dürfen. Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- desminister des Innern: Herr Kollege Grindel, ich weiß nicht, ob ich Sie rich- tig verstanden habe. Die Frage der psychologischen Be- gutachtung (Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Es gibt einen Ausnahmetatbestand!) – lassen Sie mich diesen Gedanken bitte zu Ende führen –, die in der Verordnung geregelt ist, trifft insbesondere diejenigen, die in einem Alter von unter 25 Jahren eine so genannte großkalibrige Waffe erwerben wollen. Sie wissen, dass wir das in unserem ursprünglichen Entwurf – vor dem Ereignis in Erfurt – nicht hatten. Es war im Übrigen schwierig, dies praktisch umzusetzen, weil man damals noch keinerlei Erfahrung hatte. Was die Frage der Altersgrenze, ob zehn oder zwölf Jahre, anbelangt, so ist zu sagen, dass das geregelt ist. Wir hatten ursprünglich eine Altersgrenze von zehn Jah- ren, dann wieder eine von zwölf Jahren. Ich glaube, dass die Regelung, die wir gefunden haben, nicht strittig ist. Mir ist auch nicht bekannt, dass aufgrund der vorläufi- gen Hinweise diese Altersgrenze infrage gestellt worden wäre. Wenn das der Fall ist, dann nehme ich mich der Sache gern noch einmal an und gehe dem Hinweis nach. Mir ist das in dieser Form nicht bekannt. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Vielen Dank. Noch eine weitere Frage, Herr Kollege Hohmann, bitte schön. Martin Hohmann (CDU/CSU): Herr Staatssekretär, ich möchte verdeutlichen, wie ich die Frage von Herrn Grindel verstanden habe. In Bayern d b w w i s L F s s s d d s A s h z z „ W ic h h te is H d L n i v b R S b w R d m w b p m s r (C (D ürfen Kinder schon ab zehn Jahren unter Aufsicht von esonders ausgebildeten Schießlehrern mit Luftdruck- affen schießen, weil diese ungefährlich sind und so gut ie nichts passieren kann. Die Frage wäre, ob man auch n anderen Bundesländern die Rechtslage so gestalten oll, dass Kinder zwischen dem zehnten und zwölften ebensjahr schießen dürfen. Denn man könnte sich die rage stellen, ob die bayerischen Kinder bzw. die bayeri- chen Ausbilder so viel besser als in anderen Ländern ind, wenn das in anderen Bundesländern nicht möglich ein sollte. Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- esminister des Innern: Herr Hohmann, so weit meine Antwort: Sie wissen, ass diese Altersgrenze vorher eine gewichtige Rolle ge- pielt hat und insbesondere die Schützenverbände die ltersgrenze von zehn Jahren favorisiert haben. Ur- prünglich war eine Grenze von zwölf Jahren vorgese- en, dann hat man die Altersgrenze auf zehn Jahre redu- iert. Nach dem Vorfall von Erfurt wurde sie wieder auf wölf Jahre heraufgesetzt. Die bayerische Praxis, diese Ausnahmeregelung“, gab es in dieser Form meines issens nur in Bayern. Darüber hinaus war das, glaube h, selten der Fall. Jetzt geht es darum, eine bundesein- eitliche Praxis zu finden. Man muss einfach einmal se- en, wie sich das entwickelt, insbesondere was die Al- rsgrenze anbelangt. Die Altersgrenze von zwölf Jahren t festgeschrieben. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Jetzt kommen wir zur Frage 22 des Kollegen ofbauer. Werden die Beschränkungen für Lastkraftwagen an meh- reren Grenzübergängen der deutsch-tschechischen Grenze, zum Beispiel Waldmünchen, die einen Übertritt ausschließ- lich für den regionalen LKW-Verkehr vorsehen, nach der EU- Osterweiterung bestehen bleiben? Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- esminister des Innern: Herr Kollege Hofbauer, die Zulassung des regionalen KW-Verkehrs an im Einzelnen festgelegten, ansonsten ur für den Personenverkehr freigegebenen Übergängen st integraler Bestandteil des Abkommens vom 18. No- ember 1996 zwischen der Regierung der Bundesrepu- lik Deutschland und der Regierung der Tschechischen epublik über Grenzübergänge an der gemeinsamen taatsgrenze. Diese Vereinbarung trägt – das ist Ihnen ekannt – den Interessen von Handel und Wirtschaft so- ie den Belangen der Bevölkerung in der grenznahen egion in besonderer Weise Rechnung. Überdies wurde amit eine spürbare Entlastung anderer Grenzübergänge it Widmung für den Warenverkehr erzielt. Eine Er- eiterung – das ist, glaube ich, sehr wichtig für Sie – der estehenden Regionalisierung müsste mit dem Vertrags- artner auf der Grundlage des vorgenannten Abkom- ens im Einzelfall abgestimmt und einvernehmlich be- chlossen werden. Maßgeblich für diesbezügliche Entscheidungen wä- en die jeweiligen infrastrukturellen Gegebenheiten vor 2958 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 (A) ) (B) ) Parl. Staatssekretär Fritz Rudolf Körper Ort, beispielsweise Beschaffung der zum Übergang füh- renden Straßen, Ortsdurchfahrten, Abfertigungsanlagen und Ähnliches. Eine grundsätzliche Zulassung des LKW-Verkehrs über die derzeitige Regionalisierung hinaus nach der EU-Osterweiterung ist seitens der Bundesregierung nicht vorgesehen. Der Beitritt der Tschechischen Repu- blik zur Europäischen Union bedeutet nicht automatisch einen Wegfall der im bilateralen Regierungsabkommen festgeschriebenen Nutzungsarten. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Zusatzfrage, Herr Hofbauer? Klaus Hofbauer (CDU/CSU): Das ist eindeutig geklärt, keine Zusatzfrage. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Ich rufe die Frage 23 des Kollegen Hofbauer auf: Welche Änderungen bei den weiteren Verkehrsbeschrän- kungen an den Übergängen der deutsch-tschechischen Grenze sind nach der EU-Osterweiterung zu erwarten? Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- desminister des Innern: Herr Kollege Hofbauer, etwaige Änderungen bei den weiteren Verkehrsbeschränkungen an den Übergängen der deutsch-tschechischen Grenze nach der EU-Ost- erweiterung wären gleichfalls, wie vorstehend beschrie- ben, mit den für Grenzangelegenheiten im Verhältnis zur Bundesrepublik Deutschland zuständigen Stellen der tschechischen Regierung in Anlehnung an das einschlä- gige Regierungsabkommen einvernehmlich festzulegen. Das schließt sich an das an, was ich Ihnen in der vorher- gehenden Frage relativ ausführlich, glaube ich, in den einzelnen Schritten dargelegt habe. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Keine Zusatzfrage. Dann kommen wir zu Frage 24 der Kollegin Petra Pau: Wie erklärt die Bundesregierung die Tatsache, dass sie die Zahl der Opfer von Tötungsdelikten von rechts – seit der Wie- derherstellung der deutschen Einheit – auf lediglich 39 bezif- fert, während die Zeitungen „Tagesspiegel“ und „Frankfurter Rundschau“ für den gleichen Zeitraum – nach eingehenden und langjährigen Prüfungen – die Zahl der Todesopfer mit 99 be- nennen – vergleiche „Tagesspiegel” vom 7. März 2003 –, und welche Schritte hat die Bundesregierung bisher unternommen, diese erhebliche Differenz aufzuklären? Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- desminister des Innern: Frau Kollegin Pau, die Erfassung von Todesopfern rechter Gewalt von 1990 bis September 2000 war bereits Gegenstand der Kleinen Anfrage der Abgeordneten Ulla Jelpke und der Fraktion der PDS vom 29. November 2002 auf der Bundestagsdrucksache 14/4873. s Z w p w d v Z s t P U E v a P ä h T s t A a e t „ m d g s d l d d b z V g d s s h h h a a (C (D In ihrer Antwort vom 27. Dezember 2000 auf Druck- ache 14/5032 hat die Bundesregierung die in der uständigkeit der Länder liegende Erfassung und Be- ertung von Gewalttaten im Rahmen des kriminal- olizeilichen Meldedienstes eingehend erläutert. Dabei urden auch die Ergebnisse der auf Initiative der Bun- esregierung veranlassten Prüfung der in den Medien eröffentlichten Tötungssachverhalte dargelegt und die ahl der Todesopfer infolge rechter Gewalt mit 36 Per- onen beziffert. Diese Übersicht wird auf der Grundlage der Bewer- ung und Erfassung der örtlich und sachlich zuständigen olizeien der Länder sowie auf der Basis vorliegender rteile kontinuierlich aktualisiert. Hiernach wurden bis nde 2002 drei weitere Todesopfer infolge rechtsmoti- ierter Gewalt erfasst. In den vom „Tagesspiegel“ vom 7. März 2003 weiter ufgelisteten 13 Sachverhalten liegen auch nach erneuter rüfung durch die jeweils zuständigen Landeskriminal- mter nach deren Bewertung keine hinreichenden An- altspunkte für eine rechte Motivation der Tat bzw. des äters vor. In fünf Fällen liegen hierzu auch bereits ent- prechende, die Bewertung der Länder bestätigende Ur- eile vor. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Frau Pau, eine Zusatzfrage, bitte schön. Petra Pau (fraktionslos): Zum einen sind seit dem Jahr 2000, als die Kleine nfrage beantwortet wurde, zwei Jahre vergangen; zum nderen gibt es rechtskräftige Urteile, in denen die Täter indeutig als Täter mit einem rechten Hintergrund verur- eilt wurden. Das wird im „Tagesspiegel“ wie auch in der Frankfurter Rundschau“ belegt. Insoweit interessiert ich, inwieweit auf Bundesebene gegenüber den Lan- eskriminalämtern auf eine entsprechende Überprüfung edrängt wurde bzw. auf der Grundlage dieser Urteile elbst Korrekturen in der Statistik vorgenommen wur- en. 60 Menschenleben machen schließlich einen erheb- ichen Unterschied aus. Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- esminister des Innern: Frau Kollegin Pau, ich will zuerst einmal festhalten, ass die Bundesregierung kein Interesse daran hat, dies- ezüglich an irgendeiner Stelle etwas unter den Teppich u kehren. Vielmehr hat sich in dem von mir zitierten organg in der öffentlichen Darstellung eine Differenz ezeigt. Wir haben das aufgenommen und überprüft. Wir können im Übrigen nur das überprüfen, was uns iesbezüglich von den Ländern zugeleitet wird. Sie wis- en, die Erfassung liegt nicht bei uns, sondern wir erfas- en nur das, was uns die Länder jeweils mitteilen. Des- alb sind die Ergebnisse so, wie ich sie Ihnen dargelegt abe, und wir können die Differenz nicht bestätigen. Wir aben das sehr sorgfältig geprüft. Sie wissen, wir haben uch die Erfassung der rechtsmotivierten Gewalt neu ufgegriffen und mit den Ländern besprochen, sodass Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 2959 (A) ) (B) ) Parl. Staatssekretär Fritz Rudolf Körper wir zwischenzeitlich zu Verfahrensregelungen gekom- men sind, bei denen wir davon ausgehen, dass sie eine faktengerechte Erfassung gewährleisten. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Zweite Zusatzfrage. Petra Pau (fraktionslos): Das heißt, Sie teilen ausdrücklich nicht die Ansicht des innenpolitischen Sprechers der SPD-Fraktion, Herrn Wiefelspütz, der im „Tagesspiegel“ mit der Äußerung zitiert wird, dass dies eine Lücke sei, die prinzipiell un- erwünscht und – auch durch Beratung im Innenaus- schuss – dringend zu schließen sei? Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- desminister des Innern: Frau Kollegin Pau, ich habe diese Passage im „Tages- spiegel“ nicht gelesen. Aber der Begriff „Lücke“ ist an dieser Stelle falsch. Vielmehr haben wir in der öffentli- chen Darstellung eine Zahl vorgefunden und sind sach- und fachgerecht darangegangen, zu prüfen, ob diese Zahl korrekt ist und ob sich dabei tatsächlich eine Lücke ergeben hat. Ich kann Ihnen übrigens, wenn Sie wollen, an ein paar ganz konkreten Beispielen deutlich machen, warum man zu einem anderen Ergebnis gekommen ist, wenn man eine andere Kategorisierung vorgenommen hat. Das ist hochinteressant und zeigt sich immer wieder an Einzel- fällen. Ich sage ganz deutlich: Das ist das Ergebnis der Über- prüfung. Die Motivation war nicht, irgendetwas unter den Teppich zu kehren. Es ging vielmehr darum, objek- tiv zu beurteilen, wie sich das Ganze darstellt. Das haben wir Ihnen zur Kenntnis gegeben. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Vielen Dank. Wir kommen zur Frage 25 der Kollegin Pau: Plant die Bundesregierung im Hinblick auf den Antrag der Fraktionen der SPD, des Bündnisses 90/Die Grünen, der FDP und der PDS „Gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlich- keit, Antisemitismus und Gewalt“ aus der 14. Legislaturperi- ode, Bundestagsdrucksache 14/5456, die Einrichtung einer bundesdeutschen Beobachtungsstelle bezüglich rechtsextremer und fremdenfeindlicher Bestrebungen – analog zur Europä- ischen Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremden- feindlichkeit – und, wenn nein, aufgrund welcher Erwägun- gen und genauen Prüfungen wird das Ziel der Einrichtung einer derartigen Beobachtungsstelle nicht verfolgt? Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- desminister des Innern: Frau Kollegin Pau, die Frage nach der Einrichtung ei- ner nationalen Beobachtungsstelle – analog zur Europä- ischen Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Frem- denfeindlichkeit, EBRF – ist in dem Bericht über die aktuellen und geplanten Maßnahmen und Aktivitäten der Bundesregierung gegen Rechtsextremismus, Fremden- feindlichkeit, Antisemitismus und Gewalt, Drucksache 1 d u c l d w s B t a t s P a z t J v I f N f i k b n m d ü d Z e s g d d m v D s u (C (D 4/9519, sowie in der Antwort der Bundesregierung auf ie Kleine Anfrage der damaligen Abgeordneten Jelpke nd der PDS-Fraktion vom 9. Oktober 2001, Drucksa- he 14/7059, im Einvernehmen mit der EBRF ausführ- ich gewürdigt worden. Die darin dargestellte Position er EU-Agentur EBRF, wonach diese selbst keine Not- endigkeit der Einrichtung nationaler Beobachtungs- tellen in den EU-Mitgliedstaaten sieht, wird von der undesregierung respektiert. Im Interesse der EBRF liegt hingegen die Berichtstä- igkeit der von ihr selbst initiierten und mittlerweile in llen Mitgliedstaaten, auch in Deutschland, eingerichte- en nationalen Kontaktstellen zur Beobachtung von Ras- ismus und Fremdenfeindlichkeit. Die National Focal oints haben die Aufgabe, im Auftrag der EBRF jeweils uf nationaler Ebene entsprechende Daten zu sammeln, u registrieren, zu analysieren und die Ergebnisse wei- erzuleiten. Die EBRF beabsichtigt, bereits in diesem ahr eine Reihe von länderspezifischen Publikationen zu eröffentlichen, die auf diesem Berichtssystem basieren. n Deutschland fungiert derzeit das Europäische Forum ür Migrationsstudien an der Universität Bamberg als ational Focal Point. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Erste Zusatzfrage, Frau Pau. Petra Pau (fraktionslos): Nun ist die europäische Empfehlung das eine. Ich rage deshalb nach: Wann hat sich die Bundesregierung n welchem Gremium bzw. mit welcher Entscheidungs- ompetenz abschließend mit der vom Bundestag auf reiter Ebene unterstützten Empfehlung zur Prüfung och einmal beschäftigt und ist zu dem Ergebnis gekom- en, keine nationale Beobachtungsstelle einzurichten? Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- esminister des Innern: Ich glaube, der von mir dargelegte Sachverhalt gibt berhaupt keinen Anlass zu einer kritischen Bemerkung; enn so wie das Ganze organisiert ist, stellt es sich zur ufriedenheit dar, im Übrigen auch für diejenigen, die twas anderes gefordert hatten. Das Datum dieser Ent- cheidung kann ich Ihnen nicht nennen. Auch die Vorla- ennummer habe ich jetzt nicht präsent. Ich glaube aber, ass diese Entscheidung vernünftig ist und dass wir in er Sache keinen Streit haben. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Zweite Zusatzfrage, bitte. Petra Pau (fraktionslos): Meine Nachfrage war überhaupt nicht bewertend ge- eint. Mir ging es nur um die Aufklärung dieses Sach- erhalts, weil sich Bürgerinnen und Bürger aufgrund der ebatten, die wir in den vergangenen Jahren sehr inten- iv zum Thema „Bekämpfung von Rechtsextremismus nd Rassismus“ geführt haben, an mich gewandt haben. 2960 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 (A) ) (B) ) Petra Pau Ich wäre Ihnen für das Nachreichen der einen oder ande- ren Information dankbar. Ein weiterer Punkt: Gehe ich recht in der Annahme, dass die Bundesregierung in der Einrichtung einer natio- nalen Beobachtungsstelle als Ergänzung der genannten Institutionen kein geeignetes Mittel sieht, um diese Aus- einandersetzung zu befördern, sondern andere Maßnah- men vorzieht? Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- desminister des Innern: Frau Kollegin Pau, wir müssen immer aufpassen, dass wir nicht doppelte oder sogar dreifache Strukturen auf- bauen; denn diese sind häufig in der Sache nicht förder- lich. Das gilt auch in dieser Angelegenheit. Ich finde, wir sind verpflichtet, zu schauen, wo Arbeit effektiv und effizient erledigt wird. Deswegen sind wir mit der hier dargelegten Verfahrensweise und dem Ergebnis einver- standen. Ich gehe davon aus, Sie auch. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Wir kommen nun zur Frage 26 des Kollegen Clemens Binninger: Unterstützt die Bundesregierung den Vorschlag Öster- reichs – Ratsdokument des Rates der Europäischen Union 14712/02 – zur Drittstaatenregelung im Asylrecht? Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- desminister des Innern: Herr Kollege Binninger, ich darf Ihnen Folgendes ant- worten: Bundesminister Otto Schily hat beim JI-Rat im November 2002 den österreichischen Vorschlag unter- stützt. Der Vorschlag beinhaltete eine vorgezogene Re- gelung der Einreisen aus sicheren Drittstaaten im Wege einer EG-Verordnung, die bis zum In-Kraft-Treten der Richtlinie für Mindestnormen zum Asylverfahren Gel- tung haben sollte. Mit Ausnahme der Unterstützung durch einen weiteren Mitgliedstaat hat der österreichi- sche Vorschlag jedoch nicht die Zustimmung der ande- ren Mitgliedstaaten gefunden. Die anderen Mitgliedstaaten hatten sich dafür ausge- sprochen, dass eine Regelung zum sicheren Drittstaat im Rahmen des Richtlinienvorschlags für Mindestnormen zum Asylverfahren erfolgen und diese Frage dort priori- tär behandelt werden soll. Der Richtlinienvorschlag ent- hält Vorschriften zum sicheren Drittstaat. Die Verhand- lungen hierüber sind im Gange und die Richtlinie soll in diesem Jahr verabschiedet werden. Ob Österreich angesichts der jetzigen Befassung des Rates mit der Frage sicherer Drittstaaten im Rahmen des in diesem Jahr zu verabschiedenden Richtlinienvor- schlages noch einmal seinen Vorschlag für eine EG-Ver- ordnung, durch die die Drittstaatenfrage durch Vorabre- gelung abgeschichtet werden soll, dem Ministerrat unter- breiten wird, ist uns derzeit nicht bekannt. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Zusatzfrage? – Nein. B d b m G U T N r S p ü L D n n t t D d S S I w c n ü n w S (C (D Dann kommen wir zur Frage 27 des Kollegen inninger: Wie viele Asylbewerber sind insgesamt in den letzten fünf Jahren und wie viele werden nach Einschätzung der Bundes- regierung nach der EU-Osterweiterung insgesamt aus den dann noch verbleibenden fünf europäischen Drittstaaten jähr- lich durchschnittlich in die EU bzw. nach Deutschland kom- men? Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- esminister des Innern: Herr Kollege Binninger, von 1998 bis Ende 2002 ha- en in Deutschland insgesamt 431 735 Personen erst- als Asyl beantragt. Das hat die Recherche ergeben. Sichere Drittstaaten sind gemäß Art. 16 a Abs. 2 rundgesetz die Mitgliedstaaten der Europäischen nion sowie als so genannte Listenstaaten Polen, die schechische Republik, Norwegen und die Schweiz. ach der EU-Erweiterung verbleiben demnach – das ist elativ einfach auszurechnen – Norwegen und die chweiz. Sehen Sie mir bitte nach, dass auch ich keine rophetische Gabe besitze, die mir eine sichere Prognose ber die Zahl der in den nächsten fünf Jahren aus diesen ändern einreisenden Asylbewerber zukommen lässt. a könnte ich nur aus der Luft gegriffen irgendeine Zahl ennen. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Zusatzfrage, Kollege Binninger. Clemens Binninger (CDU/CSU): Herr Staatssekretär, ich habe eine Zusatzfrage. Kön- en wir diese Zahlen, die Sie genannt haben, nach Staa- en aufschlüsseln? Also wie viele der von Ihnen genann- en Zahl waren es in der Vergangenheit, die aus diesen rittstaaten nach Deutschland gekommen sind? Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- esminister des Innern: Das kann ich Ihnen jetzt nicht im Einzelnen nennen. ie kennen die Statistiken und übrigens auch die chwerpunktländer, aus denen die Personen kommen. ch denke, ich kann Ihnen gern eine Aufschlüsselung, enn Sie sie für diese vier Jahre haben wollen, nachrei- hen. Ihre Frage zielte auf die Länder ab, die der EU icht beitreten. Da bleiben in der Tat die zwei Genannten brig. Deswegen habe ich die Aufschlüsselung jetzt icht da. Ich wollte Ihre Frage trotzdem präzise beant- orten. (Clemens Binninger [CDU/CSU]: Das ist schon klar!) Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Jetzt kommen wir zur Frage 28 des Kollegen Dr. Ole chröder: Bleibt die Bundesregierung bei ihrer durch den Parlamen- tarischen Staatssekretär beim Bundesminister des Innern, Fritz Rudolf Körper, am 12. März 2003 in der Fragestunde des Deutschen Bundestages, Plenarprotokoll 15/30, Seite 2 290 D, dargestellten Auffassung, dass die Regelung der Fa- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 2961 (A) ) (B) ) Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms milienzusammenführung und die Regelung des Zugangs die- ses Personenkreises zum Arbeitsmarkt Gegenstand verschie- dener EU-Richtlinien sind? Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- desminister des Innern: Herr Kollege Schröder, Arbeitsmarktzugangsregelun- gen finden sich als Nebenregelungen, als Regelungen insgesamt, in folgenden Richtlinien, die bereits verab- schiedet oder politisch konsentiert worden sind: erstens in der Richtlinie über Mindestnormen für die Gewäh- rung vorübergehenden Schutzes im Falle eines Massen- zustroms von Vertriebenen und Maßnahmen zur Förde- rung einer ausgewogenen Verteilung der Belastung, die mit der Aufnahme dieser Personen und den Folgen die- ser Aufnahme verbunden sind, zweitens in der Richtlinie zur Festlegung von Mindestnormen für die Aufnahme von Asylbewerbern in den Mitgliedstaaten vom 27. Ja- nuar 2003 und drittens in dem Richtlinienvorschlag be- treffend das Recht auf Familienzusammenführung. Es gibt dann die allgemeine umfassende Arbeits- marktzugangsregelung in dem Vorschlag zu einer Richt- linie über die Bedingungen für die Einreise und den Auf- enthalt von Drittstaatsangehörigen zur Ausübung einer unselbstständigen oder selbstständigen Erwerbstätig- keit. Dieser Vorschlag liegt dem Rat seit dem 6. Septem- ber 2001 vor. Er wird übrigens nicht mit hoher Priorität behandelt. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Herr Schröder, eine Zusatzfrage, bitte. Dr. Ole Schröder (CDU/CSU): Danke schön, Herr Staatssekretär. Wir sind uns also einig, dass auch die Richtlinie zur Familienzusammenführung etwas mit dem Zugang zum Arbeitsmarkt zu tun hat. Inwieweit hat sich der Innenminister auf der letzten Sitzung des JI-Rats mit den anderen Innenministern bei Art. 14 Abs. 2 der Richtlinie des Rates betreffend das Recht auf Familienzusammenführung über den Zugang zum Arbeitsmarkt geeinigt? Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- desminister des Innern: Was die Verhandlungen zu diesem Artikel konkret an- belangt, entzieht sich meiner derzeitigen Kenntnis. Sie wissen, dass man zwischen dem allgemeinen Zugang und den Arbeitsbedingungen unterscheiden muss. Es ist unstreitig, dass die Entscheidung über den Arbeitsmarkt- zugang in der Kompetenz des jeweiligen Mitgliedstaates bleibt und dass die EU hinsichtlich der Arbeitsbedingun- gen für sich eine Regelungskompetenz in Anspruch nimmt. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Eine zweite Zusatzfrage, Herr Schröder. z R z g A w d d z r p M z g d j a B t Z R d K e h g s w v n d c a a z b r (C (D Dr. Ole Schröder (CDU/CSU): Ist die Bundesregierung bereit, bei der nächsten Sit- ung des JI-Rats eine Regelung in Art. 14 Abs. 2 der ichtlinie des Rates betreffend das Recht auf Familien- usammenführung zu akzeptieren, ohne dass die Mit- liedstaaten die Voraussetzungen für den Zugang zum rbeitsmarkt von zugezogenen Familienangehörigen eiterhin regeln dürfen? Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- esminister des Innern: Herr Kollege Schröder, können Sie diese Frage wie- erholen? Dr. Ole Schröder (CDU/CSU): Ist die Bundesregierung bereit, auf der nächsten Sit- ung des JI-Rats, wo über die Familienzusammenfüh- ungsrichtlinie endgültig entschieden wird, einen Kom- romiss zu akzeptieren, der darin besteht, dass die itgliedstaaten die Voraussetzungen für den Zugang um Arbeitsmarkt von zugezogenen Familienangehöri- en nicht mehr regeln dürfen? Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- esminister des Innern: Herr Kollege Schröder, diese Frage will ich Ihnen etzt nicht beantworten. Ich nehme diese Fragestellung ber gern aus dieser Sitzung mit. Sie wissen, dass die eantwortung dieser Frage von entscheidender Bedeu- ung ist. Sie wissen im Übrigen auch, dass bei uns das usammenwirken von Bundes- und Länderebene eine olle spielt. Ich verstehe Ihre Frage als Anregung. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Wir kommen zur Frage 29 des Kollegen Schröder: In welchem Umfang liegt nach Auffassung der Bundesre- gierung allgemein sowie bezogen auf Zuwanderer und Flücht- linge die Regelungskompetenz für den Zugang zum Arbeits- markt bei der EU? Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- esminister des Innern: Für den Arbeitsmarktzugang im Allgemeinen, Herr ollege Schröder, umfasst das Freizügigkeitsrecht als ine vom Gemeinschaftsrecht gewährleistete Grundfrei- eit das Recht für jeden Unionsbürger, bei Vorliegen der emeinschaftsrechtlichen Voraussetzungen seinen Wohn- itz im Hoheitsgebiet der Mitgliedstaaten der EU frei zu ählen. Dies schließt das Recht ein, den Arbeitsplatz frei on nationalen Behinderungen zu suchen und sich an ei- em frei gewählten Ort niederzulassen. Hier ist Art. 43 es EG-Vertrages zu nennen. Die Arbeitnehmerfreizügigkeit ist im gemeinschaftli- hen Sekundärrecht näher ausgestaltet. Danach genießen uch Familienangehörige von Unionsbürgern ein Recht uf Arbeitsmarktzugang; allerdings ist dieser nach der- eit geltendem Recht auf den Bereich der Kernfamilie eschränkt. Dies gilt unabhängig von der Staatsangehö- igkeit der Familienangehörigen. 2962 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 (A) ) (B) ) Parl. Staatssekretär Fritz Rudolf Körper Das Gemeinschaftsrecht kennt keine ausdrückliche Zuständigkeit für die Regelungen des Arbeitsmarktzu- ganges von Zuwanderern oder Flüchtlingen. Der Bun- desminister des Innern geht davon aus, dass keine um- fassende Gemeinschaftskompetenz für Regelungen des Zugangs zum Arbeitsmarkt besteht. Dieser Auffassung entsprechen auch die Ergebnisse der Verhandlung über eine Richtlinie zu den Mindestauf- nahmebedingungen für Asylbewerber und zur Familien- zusammenführung. Danach bestimmen jeweils die Mit- gliedstaaten – das knüpft an das an, was ich bereits vorhin gesagt habe – die Voraussetzungen, unter denen ein Zugang zum Arbeitsmarkt gewährt wird. Das schließt nicht aus, Verfahrensfragen oder Modalitäten des Arbeitsmarktzuganges auf europäischer Ebene zu re- geln. Der Zugang zu den nationalen Arbeitsmärkten liegt aber – gerade wegen der unterschiedlichen arbeitsmarkt- politischen Bedürfnisse – im Zuständigkeitsbereich der Mitgliedstaaten. Ich wiederhole hiermit, was wir bereits vorhin besprochen haben. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Zusatzfrage, Herr Schröder. Dr. Ole Schröder (CDU/CSU): Danke für diese klare Antwort. Die Bundesregierung ist also nicht der Auffassung, dass der Zugang ausländi- scher Arbeitskräfte zum Arbeitsmarkt grundsätzlich durch die EU geregelt werden kann. Ist die Bundesregierung denn bereit, diese Auffassung auch bei den Verhandlungen im Konvent zu vertreten mit dem Ziel, dass in der europäischen Verfassung dies- bezüglich eine Klarstellung hinsichtlich der Kompetenz vorgenommen wird? Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- desminister des Innern: Lieber Herr Kollege Schröder, jetzt könnten einige meinen, ich hätte diese Frage bei Ihnen bestellt; denn der Bundesaußenminister Fischer hat sich im Zuge der Kon- ventsdiskussion diesbezüglich geäußert. Ich zitiere ihn: Die Regelungen über den Zugang zum nationalen Ar- beitsmarkt liegen im Zuständigkeitsbereich der Mit- gliedstaaten. – Das ist eine präzise Aussage. (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Wir sind an Loya- lität zur Regierung nicht zu überbieten!) Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Zweite Zusatzfrage, Herr Schröder. Dr. Ole Schröder (CDU/CSU): Danach habe ich keine weitere Zusatzfrage. Wir wer- den aufmerksam beobachten, ob die Bundesregierung bei dieser Auffassung bleibt. Danke schön. d d W d m i M L B V A B i s k a s s e d w w d B r t z m B J d f d d g g s (C (D Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- esminister des Innern: Herr Kollege Schröder, wie ich Sie kenne, werden Sie as sogar tun. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Wir kommen jetzt zur Frage 30 der Kollegin Annette idmann-Mauz: Verfügt die Bundesrepublik Deutschland im Hinblick auf mögliche Gefährdungen der Bevölkerung über ausreichend Antibiotikavorräte? Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- esminister des Innern: Frau Kollegin Widmann-Mauz, bei Ihrer Frage merkt an einmal, wie breit die Zuständigkeiten des Bundes- nnenministeriums sind – oder auch nicht. Auf der Grundlage ihrer Zuständigkeit für allgemeine aßnahmen zum Schutz der Gesundheit bevorraten die änder Antibiotika für ihren jeweiligen Bedarf. Der und, zuständig für den Schutz der Zivilbevölkerung im erteidigungsfall, verfügt derzeit über keine Vorräte an ntibiotika im Hinblick auf mögliche Gefährdungen der evölkerung durch kriegerische Angriffe. Das Bundes- nnenministerium fördert zurzeit ein Vorhaben der Zivil- chutzforschung mit dem Titel „Sanitätsmittelverfügbar- eit in der Bundesrepublik Deutschland“, in dem die ktuelle Situation der Arzneimittelbevorratung unter- ucht wird und Lösungsmöglichkeiten für eine angemes- ene Verfügbarkeit von Arzneimitteln für Notsituationen ntwickelt werden sollen. Ergebnisse sollen im Herbst ieses Jahres vorliegen. Sie sollen als Grundlage für eitere Beratungen zwischen Bund und Ländern über eitere Bevorratungen dienen. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Zusatzfrage, Frau Kollegin Widmann-Mauz. Annette Widmann-Mauz (CDU/CSU): Herr Staatssekretär, ich habe mich darüber gewun- ert, dass Sie die Frage beantworten, zumal sich das undesministerium für Gesundheit und Soziale Siche- ung derzeit intensiv mit dieser Frage beschäftigt. Ich bin interessiert, von der Bundesregierung am heu- igen Nachmittag zu erfahren, wie sie denn die Bedarfs- ahl, die das Robert-Koch-Institut für den Krisenfall er- itteln soll, beurteilt. Geht sie davon aus, dass sich die edarfszahlbemessung von der vom November des ahres 2001 unterscheidet, und können Sie bestätigen, ass im Krisenfall höchstens 1 Million Menschen betrof- en sein könnten? Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- esminister des Innern: Frau Kollegin Widmann-Mauz, ich kann Ihnen an ieser Stelle gar nichts bestätigen. Ich will mir nur fol- enden Hinweis erlauben: Wir haben ein Problem damit, laube ich, dass für die Bevorratung und die damit zu- ammenhängenden Fragen die Länder zuständig sind. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 2963 (A) ) (B) ) Parl. Staatssekretär Fritz Rudolf Körper Sie könnten mir jetzt natürlich vorwerfen, das sei eine Ausrede. Es ist aber keine Ausrede. Es ist in der Tat so – Sie wissen das so gut wie ich –, dass diese Frage in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich gehand- habt wird, was ohne Zweifel eine gewisse Schwierigkeit darstellt. Ich will mir dann noch den Hinweis erlauben, dass die so genannte Sanitätsmittelbevorratung des Bundes im Jahr 1995 aufgehoben worden ist. Sie machen die der- zeitige Bundesregierung für vieles verantwortlich; für diese Entscheidung können Sie sie nicht verantwortlich machen. (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Das zeigt aber, dass alles andere berechtigt ist! – Heiter- keit bei der CDU/CSU!) Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Zweite Zusatzfrage, Frau Kollegin Widmann-Mauz. Annette Widmann-Mauz (CDU/CSU): Ich finde Ihre Beantwortung erstaunlich, zumal die Bundesregierung bei der Impfstoffbevorratung durchaus Handlungsbedarf gesehen hat und auch tätig geworden ist. Können Sie mir dann bestätigen, dass sich das Bun- desministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung in Gesprächen mit der pharmazeutischen Industrie und dem pharmazeutischen Großhandel befindet und dass dabei festgestellt wurde, dass die Bevorratung mit Antibiotika in der Bundesrepublik Deutschland im Krisenfall nicht in ausreichendem Maß gegeben ist? Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- desminister des Innern: Dass es diese Gespräche gibt, kann ich bestätigen. Ich kann Ihnen genauso bestätigen, dass bei Herbeiführung einer Lösung die Kompetenzfragen in diesem Bereich nicht unberücksichtigt bleiben werden, das heißt, dass die Zuständigkeit hierfür bei den Ländern bleibt. (Vorsitz: Vizepräsident Dr. Norbert Lammert) Sie wissen genauso gut wie ich, dass es darüber eine hochinteressante Debatte und Diskussion gibt – das ist nun einmal in einem System, das einen solchen födera- len Aufbau hat wie das unsere, so –, wer für welche Be- reiche im Hinblick auf den so genannten V-Fall oder den so genannten K-Fall Verantwortung trägt. Das sind span- nende Diskussionen. Ich denke, dass sich die Bundesre- gierung da entsprechend einklinkt und der Bund seiner Verantwortung auch gerecht wird. Insofern kann ich das bestätigen, was Sie im ersten Teil Ihrer Frage ausgeführt haben. Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Ich rufe die Frage 31 der Kollegin Widmann-Mauz auf: Existiert in der Bundesrepublik Deutschland ein abge- stimmter Notfall- und Verteilungsplan für Antibiotika bzw. ist d s s g B m w u r A h a w z d d i z n h F n w d u s d a u k m m B e u s (C (D eine entsprechende Logistik für die Verteilung von Antibio- tika vorhanden? Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- esminister des Innern: Die Verteilung von Arzneimitteln richtet sich grund- ätzlich nach § 47 des Arzneimittelgesetzes. Die Vor- chriften des Gesetzes finden für die Arzneimittelversor- ung der Bundeswehr, des Bundesgrenzschutzes und der ereitschaftspolizeien der Länder sowie auf die Arznei- ittelbevorratung für den Zivilschutz entsprechende An- endung. Die Organisation der Arzneimittelbevorratung nd -verteilung für den Gesundheitsschutz der Bevölke- ung fällt in die Zuständigkeit der Länder. Das Gesundheitsministerium erarbeitet Vorschläge zu rt und Menge der zu bevorratenden Antibiotika. Das aben Sie schon angesprochen. Sie haben auch schon ngesprochen, dass das Robert-Koch-Institut beauftragt orden ist, zu diesem Zwecke ein Gefährdungsszenario u erarbeiten. Ferner wurden Sondierungsgespräche mit er Industrie – auch das haben Sie angesprochen – und em Großhandel geführt, die zum Ergebnis hatten, dass m Bedarfsfall zunächst auf die dort bestehenden Vorräte urückgegriffen werden kann. Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Zusatzfrage? – Bitte schön. Annette Widmann-Mauz (CDU/CSU): Zunächst würde mich interessieren, ob Sie der Mei- ung sind, dass die bei der Industrie in Deutschland vor- andenen Antibiotika ausreichen. Ich wiederhole diese rage, zumal in den von Ihnen genannten Gesprächen icht von einer ausreichenden Anzahl ausgegangen urde. Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- esminister des Innern: Entschuldigung, Frau Kollegin. Wenn wir die Anzahl nd alles andere genau wüssten, bräuchten wir diese Ge- präche nicht zu führen und uns nicht mit entsprechen- en Fragestellungen zu beschäftigen. Weil es sich aber nders verhält, müssen wir diese Gespräche führen und ns mit diesen Fragestellungen auseinander setzen. Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Zweite Zusatzfrage. Annette Widmann-Mauz (CDU/CSU): Sind diese Gespräche mittlerweile zum Abschluss ge- ommen? Wenn sie zum Abschluss gekommen wären, üssten Sie ja die Bedarfszahlen nennen können und es üsste Einigung darüber erzielt worden sein, wie die evorratung abzulaufen hat, nämlich entweder in Form iner Vollbevorratung, die eine Anschaffung durch Bund nd Länder bedingt, oder über eine Aufstockung der Re- erven, für die dann monatlich Raten bezahlt werden. 2964 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 (A) ) (B) ) Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär beim Bun- desminister des Innern: Ich persönlich, da ich nicht das Gesundheitsministe- rium vertrete, sage dazu: Wenn man zu dem Ergebnis kommt, dass eine Bevorratung, beispielsweise mit Anti- biotika, wie Sie es angesprochen haben, notwendig sei, ist es, wenn ich die Gesetzesgrundlage richtig kenne, Aufgabe der Länder, nicht des Bundes, dies zu bewerk- stelligen. Darüber würde ich gerne eine Debatte führen, aber zunächst einmal erscheint es mir sehr wichtig, dies festzuhalten. Meines Wissens sind aber die Gespräche nicht been- det und damit die Frage, wie zu verfahren ist, noch nicht endgültig beantwortet. Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Vielen Dank, Herr Staatssekretär. Die Fragen 32 bis 35 aus dem Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Finanzen der Kollegin Hannelore Roedel und des Kollegen Klaus-Peter Willsch werden schriftlich beantwortet. Wir kommen dann zum Geschäftsbereich des Bun- desministeriums für Wirtschaft und Arbeit. Zur Beant- wortung der Fragen steht der Parlamentarische Staats- sekretär Rezzo Schlauch zur Verfügung. Ich rufe die Frage 36 der Abgeordneten Rita Pawelski auf: Handelt es sich bei der Vermittlung von Aupairs um eine Jobvermittlung oder um eine Jugendbildungsmaßnahme in Gastfamilien mit dem Zweck, individuelle Beziehungen unter Menschen aus unterschiedlichen Kulturen zu vertiefen sowie soziales, persönliches und interkulturelles Lernen zu fördern? Rezzo Schlauch, Parl. Staatssekretär beim Bundes- minister für Wirtschaft und Arbeit: Frau Kollegin, Herr Präsident, darf ich die Fragen 36 und 37 zusammen beantworten? Rita Pawelski (CDU/CSU): Ja, wenn ich dann auch vier Fragen habe. Rezzo Schlauch, Parl. Staatssekretär beim Bundes- minister für Wirtschaft und Arbeit: Selbstverständlich. Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Dann rufe ich auch die Frage 37 der Abgeordneten Rita Pawelski auf: Besteht vor dem Hintergrund der Deregulierung des Ar- beitsmarktes im März 2002 bei der Aupairvermittlung die Ge- fahr, dass Missbrauch unkontrolliert ausgeweitet wird und da- bei Aupairs über das Internet ungeprüft in völlig unbekannte Familien vermittelt werden? Rezzo Schlauch, Parl. Staatssekretär beim Bundes- minister für Wirtschaft und Arbeit: Frau Kollegin Pawelski, Sie fragen nach der rechtli- chen Einbettung der Vermittlung von Aupairs. Ich beant- w f S S B lu b u m m e u l B ti M ö l D k p B v s v f E t m p u lu r g d s t s h R d r l h a b A A h e g n s in f (C (D orte Ihre Frage 36 im Namen der Bundesregierung wie olgt: Die Aupairvermittlung ist Arbeitsvermittlung im inne des Dritten Buches des Sozialgesetzbuches, des GB III; denn es handelt sich dabei um Vermittlung in eschäftigungsverhältnisse im Sinne des Arbeitsvermitt- ngsrechtes, das die Vermittlung sowohl durch die Ar- eitsämter als auch durch die private Arbeitsvermittlung mfasst. Aupairs betreuen in der Regel die Kinder der Gastfa- ilien und helfen bei der täglichen Arbeit im Haushalt it. Im Gegenzug für diese Leistung stellt die Familie in Zimmer zur Verfügung, sorgt für die Verpflegung nd zahlt ein Taschengeld. Ein Beschäftigungsverhältnis iegt damit vor, auch wenn bei Aupairverhältnissen nicht eschäftigung und Arbeit, sondern das gesellschaftspoli- sche Anliegen im Vordergrund steht, nämlich jungen enschen über Grenzen hinweg die Möglichkeit zu er- ffnen, andere Sprachen und andere Kulturen kennen zu ernen, und die internationale Verständigung zu fördern. amit trägt zwar der Aupairaufenthalt zur Persönlich- eitsentwicklung und interkulturellen Bildung von Au- airs bei; dieser Bildungsaspekt, der auch auf andere eschäftigungsverhältnisse zutrifft, macht das Aupair- erhältnis jedoch nicht zu einer Maßnahme der außer- chulischen Jugendbildung. Da für die Aupairvermittlung die Regelungen der pri- aten Arbeitsvermittlung nach § 291 ff. SGB III gelten, inden damit auch nach der durch die Abschaffung des rlaubnisverfahrens erfolgten Deregulierung der priva- en Arbeitsvermittlung die für die private Arbeitsver- ittlung weiterhin geltenden Schutzvorschriften im Au- airbereich Anwendung. Solche Schutzvorschriften sind nter anderem das Schriftformerfordernis beim Vermitt- ngsvertrag, die Unwirksamkeit bestimmter Vereinba- ungen und die speziell zum Schutz von Aupairs gere- elte Vergütungsobergrenze in Höhe von 150 Euro bei er Vermittlung durch private Arbeitsvermittler. Die Überwachung der Einhaltung dieser Schutzvor- chriften unterliegt nach § 402 Abs. 1 Nr. 5 SGB III wei- erhin der Bundesanstalt für Arbeit, die festgestellte Ver- töße mit Bußgeldern ahnden kann. Darüber hinaus aben die Gewerbeämter nach der Gewerbeordnung das echt, bei Unzuverlässigkeit einer Vermittlungsagentur as Gewerbe teilweise oder ganz zu versagen. Ihre Frage 37 beantworte ich wie folgt: Durch die De- egulierung der privaten Arbeitsvermittlung einschließ- ich der Aupairvermittlung Ende März 2002 kann zwar eute jede Gastfamilie ohne Einschaltung einer Aupair- gentur Aupairs aus dem Ausland anwerben, indem sie eispielsweise das Internetangebot einer ausländischen gentur nutzt. Es ist aber weiterhin notwendig, dass bei upairs aus Nicht-EU- und -EWR-Staaten die aufent- alts- und arbeitserlaubnisrechtlichen Bestimmungen ingehalten werden. Einerseits benötigen drittstaatsangehörige Aupairs rundsätzlich schon für die Einreise eine Aufenthaltsge- ehmigung in Form eines Visums. Die jeweilige deut- che Auslandsvertretung ist gehalten, vor der Erteilung jedem Einzelfall zu prüfen, ob die Voraussetzungen ür die Visumserteilung – zum Beispiel gute Grund- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 2965 (A) ) (B) ) Parl. Staatssekretär Rezzo Schlauch kenntnisse in Deutsch – gegeben sind. Außerdem bedarf die Erteilung des Visums der vorherigen Zustimmung der für den vorgesehenen Aufenthaltsort in Deutschland zuständigen Ausländerbehörde – das heißt Zuständigkeit im Bereich der Gastfamilie – sowie der Zusicherung der Erteilung der Arbeitserlaubnis durch das Arbeitsamt. Das sind also zwei Voraussetzungen. Andererseits prüfen die Arbeitsämter vor der Zusiche- rung auf der Grundlage eines von den Gastfamilien aus- zufüllenden Fragebogens, ob die Voraussetzungen einer Aupairtätigkeit vorliegen. Der Fragebogen orientiert sich an den Voraussetzungen, die auch nach dem Europä- ischen Abkommen über die Aupairbeschäftigung dafür gelten. Die Arbeitserlaubnis ist vom Aupair nach der Einreise beim Arbeitsamt einzuholen. Die Ausländerbe- hörde erhält vom Arbeitsamt eine Mitteilung über die Erteilung der Arbeitserlaubnis. Über diese Verfahrensweisen hinaus wurden zusätzli- che Maßnahmen präventiver Art in die Wege geleitet. In Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium des Innern wird geprüft, wie Sachverhalten im Aupairbereich nach- gegangen werden kann, die auf einen illegalen Aufent- haltsstatus des Aupairs schließen lassen. Dabei wird auch der Frage nachgegangen, ob und wie erreicht wer- den kann, dass auf regionaler Ebene geeignete Instituti- onen die Aufgabe von Ansprechpartnern für Aupairs übernehmen können. Weiterhin wurde die Bundesanstalt für Arbeit im Sinne der Prävention aufgefordert, sicherzustellen, dass die Aupairs möglichst frühzeitig insbesondere über ihre Rechte und Pflichten informiert werden. Dazu wurde die Bundesanstalt für Arbeit aufgefordert, die Arbeitsämter anzuweisen, den Aupairs bei der Erteilung der Arbeits- erlaubnis in jedem Fall nachweislich das Merkblatt „‘Aupairs‘ bei deutschen Familien“ auszuhändigen und die Aupairs darauf hinzuweisen, dass sie sich bei Proble- men im Zusammenhang mit dem Aupairverhältnis an das Arbeitsamt wenden können. Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Herr Staatssekretär, Ihre umfangreiche Ausführung war von einer Regierungserklärung kaum noch zu unter- scheiden. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sehr gut!) Wenn die Kollegin Pawelski ähnlich gründlich nach- fragt, dann können sich die nachfolgenden Fragesteller für den Rest des Nachmittags etwas anderes vornehmen. (Rita Pawelski [CDU/CSU]: Ich glaube, eini- ges hat sich aus der Antwort ergeben!) – Frau Kollegin Pawelski, Sie haben jetzt vier Nachfra- gen. Rita Pawelski (CDU/CSU): Herr Staatssekretär, ist es richtig, dass jeder, der in Deutschland einen Gewerbeschein für die Arbeitsver- mittlung hat, auch Aupairs vermitteln kann, ohne auf eine besondere Eignung überprüft worden zu sein? m b w p z m m g A a R n i g N i u P P c S f m s s a s I g a s g (C (D Rezzo Schlauch, Parl. Staatssekretär beim Bundes- inister für Wirtschaft und Arbeit: Beim Vorliegen einer Erlaubnis für die private Ar- eitsvermittlung trifft das zu. Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Zweite Zusatzfrage. Rita Pawelski (CDU/CSU): Treffen die Schutzmechanismen, die Sie in Ihrer Ant- ort auf meine zweite Frage genannt haben, nur auf Au- airs aus Ländern außerhalb der Europäischen Union u? Rezzo Schlauch, Parl. Staatssekretär beim Bundes- inister für Wirtschaft und Arbeit: In erster Linie. Rita Pawelski (CDU/CSU): Das ist keine Antwort. Rezzo Schlauch, Parl. Staatssekretär beim Bundes- inister für Wirtschaft und Arbeit: Für jemanden aus Ländern der Europäischen Union ibt es nur wenige spezielle Schutzregeln im Bereich des rbeitsmarktes, da es in diesem Bereich ein hohes Maß n Freizügigkeit und – damit verbunden – großzügige egelungen gibt. Ich glaube daher, dass Schutzmecha- ismen für Aupairs aus Ländern der Europäischen Union m großen Umfang nicht notwendig sind. Ich bin aber erne bereit, einmal nachzuhaken, ob es dennoch diese otwendigkeit gibt. Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Nächste Zusatzfrage. Rita Pawelski (CDU/CSU): Warum hat die Bundesregierung für den innereuropä- schen Aupairvermittlungsverkehr so wichtige Kontroll- nd Informationsinstrumente wie zum Beispiel die flicht zur Information der Beteiligten über Rechte und flichten, Fragebögen für Gastfamilien sowie persönli- he Besuche durch Vermittler abgeschafft? Denn die chutzmechanismen, die Sie genannt haben, gelten nicht ür Aupairs aus Ländern der Europäischen Union. Rezzo Schlauch, Parl. Staatssekretär beim Bundes- inister für Wirtschaft und Arbeit: Für Aupairs aus Ländern der Europäischen Union be- teht keine Notwendigkeit, solche hohen Hürden zu chaffen, wie es sie bei der Arbeitserlaubnis von Aupairs us Ländern außerhalb der Europäischen Union gibt. In- ofern gibt es für sie auch weniger Schutzvorschriften. ch weiß nicht, ob diese Schutzinstrumente explizit ab- eschafft worden sind; deshalb kann ich Ihre Frage nicht d hoc beantworten. Ich bin aber – wenn dies der Fall ein sollte – gerne bereit, die Begründung, warum dies eschehen ist, nachzureichen. Ich kann mir vorstellen, 2966 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 (A) ) (B) ) Parl. Staatssekretär Rezzo Schlauch dass die Schutzinstrumente aufgrund der geltenden Rechtslage und der Freizügigkeit innerhalb der Länder der Europäischen Union nicht mehr notwendig sind. Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Letzte Zusatzfrage. Rita Pawelski (CDU/CSU): Aber Sie stimmen mir zu, dass es sich bei den Aupairs zumeist um weibliche Personen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren handelt und dass sie besonders schutz- bedürftig sind? Rezzo Schlauch, Parl. Staatssekretär beim Bundes- minister für Wirtschaft und Arbeit: Selbstverständlich stimme ich Ihnen zu. Sie müssen aber sehen, dass weibliche Aupairs mit 18 Jahren volljährig und damit voll geschäftsfähig sind. Daher sind beson- dere Schutzvorschriften nicht notwendig. Mir sind sol- che Vorfälle, wie sie sich beispielsweise in Großbritan- nien zugetragen haben, in Deutschland nicht bekannt. Wenn sich herausstellen sollte, dass es notwendig ist, solche Schutzvorschriften einzuführen oder auf ihre Ein- haltung zu achten, bin ich gerne bereit, diesem Punkt nachzugehen. Klar ist aber, dass es innerhalb der Euro- päischen Union eine Freizügigkeit mit all den daraus re- sultierenden Konsequenzen gibt. Auf der einen Seite fin- den wir es richtig, dass innerhalb der EU – das ist ja der Sinn der EU – Freizügigkeit besteht. Dass auf der ande- ren Seite die Gefahrenschwelle ein Stück weit höher ist, gestehe ich gerne zu. Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Nun gibt es zwei Nachfragen der Kollegen Niebel und Fischer. Dirk Niebel (FDP): Herr Präsident, mit Ihrer Erlaubnis würde ich gerne zwei Zusatzfragen stellen. Denn es waren ja zwei Fra- gen, auf die der Staatssekretär gemeinsam geantwortet hat. Ich habe also zu jeder dieser beiden Fragen eine Zu- satzfrage. Herr Staatssekretär, in der letzten Legislaturperiode haben wir uns aufgrund eines von mir initiierten Grup- penantrages sehr intensiv mit dem Aupairverhältnis be- schäftigt. Ich stimme Ihnen zu, dass es sich dabei um eine Arbeitsvermittlung im Sinne der Arbeitsvermitt- lungsvorschriften handelt. Wir sind allerdings interfrak- tionell, ohne dass es zu einer Abstimmung gekommen ist – es ging um die Frage, ob Aupairs sozialversicherungs- pflichtig werden müssten –, zu dem Schluss gekommen, dass es sich hierbei selbstverständlich um ein Beschäfti- gungsverhältnis, allerdings um eines besonderer Art, handelt, wie das auch in der diesbezüglichen EU-Richtli- nie von Mitte der 60er-Jahre festgestellt worden ist. Wir waren der Überzeugung: Aupairs müssen nicht sozial- versicherungspflichtig sein. Es handelt sich ja um ein über ein Beschäftigungsverhältnis hinausgehendes R v v F S e C E t w d D w P e d r v k A c m n d F h l m a g n k – d f h – G m W (C (D echtskonstrukt, das dem Jugendaustausch, der Völker- erständigung und Ähnlichem dient. Vor dem Hintergrund des tragischen Todesfalles, der or einiger Zeit in Bayern geschehen ist, lautet meine rage, ob die Bundesregierung aufgrund des besonderen chutzbedürfnisses in diesem Zusammenhang bei den tablierten Trägern der Aupairvermittlung, bei der aritas, der Diakonie, der „Au-pair Society“ und anderer inrichtungen, auf eine Art freiwillige Selbstverpflich- ung, gemeinsame Standards zu entwickeln, hinarbeiten ill, um die Beratung von Aupairs, die vielleicht auf an- erem Wege als über die etablierten Institutionen nach eutschland gekommen sind, zu gewährleisten und, enn es zum Beispiel mit der zugewiesenen Familie robleme gibt, eine Umvermittlung zu ermöglichen. Die zweite Frage in diesem Zusammenhang lautet, ob s überhaupt eine Möglichkeit rein technischer Art gibt, ie Vermittlung aus dem Ausland über Internetagentu- en, die nicht in der Bundesrepublik etabliert sind, zu erhindern oder in irgendeiner Weise darauf hinzuwir- en, dass zumindest überprüft wird, ob die betreffenden upairfamilien einen Mindeststandard an sozialer Si- herheit für junge Menschen gewährleisten können. Rezzo Schlauch, Parl. Staatssekretär beim Bundes- inister für Wirtschaft und Arbeit: Herr Präsident, ich wage einzuwerfen: Die Abgeord- eten sind in ihrer Fragestellung ähnlich ausführlich wie ie Regierung. Herr Kollege Niebel, den Hinweis in Ihrer ersten rage halte ich für schlüssig. Ich will dem gerne nachge- en, dass überprüft wird, ob nicht insgesamt eine Mög- ichkeit geschaffen werden kann, um das, was im Rah- en der Sozialversicherung geschützt werden soll, auf ndere Art und Weise – jedenfalls in Einzelfällen – gere- elt werden kann. Das tue ich gerne. Ich kann Ihnen aber icht versprechen, ob wir das in diesem Sinne realisieren önnen. (Dirk Niebel [FDP]: Keine Sozialversiche- rungspflicht! Gerade die haben wir verhin- dert!) Das meine ich. Sie wollen, wenn ich Sie recht verstan- en habe, etwas Ähnliches, einen Ersatz im Wege einer reiwilligen Verpflichtung der entsprechenden Träger. So abe ich Sie verstanden. (Dirk Niebel [FDP]: Das ist so nicht richtig!) Dann bitte ich um eine kürzere und präzisere Frage. (Dirk Niebel [FDP]: Darf ich das klarstellen, Herr Präsident?) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Das geht nur bei einer großzügigen Interpretation der eschäftsordnung. Aber wenn die Regierung die Parla- entarier um Präzision bittet, sollte man dem nicht im ege stehen. – Bitte schön. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 2967 (A) ) (B) ) Dirk Niebel (FDP): Vielen Dank, Herr Präsident. Es ging mir nicht um die Einführung einer Sozialver- sicherungspflicht – gerade die haben wir verhindert –, sondern darum, dass die Träger der Aupairvermittlung eine freiwillige Selbstverpflichtung zur Schaffung von Qualitätsstandards und zur Überprüfung der Familien, die Aupairs aufnehmen, vereinbaren, sodass die Arbeits- ämter einen Anhaltspunkt haben, welche Standards in Familien gewährleistet sein müssen, damit ein Aupair ordnungsgemäß untergebracht wird und diese Standards dann gegebenenfalls überprüft werden können. Es geht um die Unterbringung am Ort der Aupairdienstleistung. Rezzo Schlauch, Parl. Staatssekretär beim Bundes- minister für Wirtschaft und Arbeit: Auch das will ich gerne weitergeben. Das wäre eine freiwillige Verpflichtung. Das müssten die entsprechen- den Träger unter sich vereinbaren. Von unserer Seite würde dem nichts entgegenstehen. Ich bin gerne bereit, diese Anregung an die Träger weiterzugeben. Zu Ihrer zweiten Frage: Ich glaube, dass Sie selbst sehr genau wissen, dass eine Vermittlungstätigkeit über das Internet überhaupt nicht zu unterbinden ist. Deshalb sind die Hürden, zumindest die bezüglich der nicht EU- Angehörigen, so hoch. Ich habe sie Ihnen bereits im Ein- zelnen geschildert. Wenn also über das Internet Vermittlungen stattfin- den, dann ist zunächst einmal vom Heimatland aus über unsere Botschaft im Heimatland ein Visum zu besorgen. Dabei wird bereits geklärt, ob Aupairs eine Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung für die Stadt, in die sie ge- schickt werden sollen, erhalten. Dieser sehr bürokrati- sche Vorgang, bei dem sowohl in der Botschaft als auch im Ausländer- und Arbeitsamt in der deutschen Stadt sehr viel geprüft wird, ist mir persönlich bekannt. Mehr können wir nicht machen, um Missbräuche zu verhin- dern. Es ist klar, dass Missbräuche trotz dieser hohen Hür- den nicht gänzlich verhindert werden können. In solchen Fällen gibt es allerdings die Möglichkeiten, die ich be- reits bei der Beantwortung des zweiten Teils Ihrer Frage angesprochen habe: Aupairs können sich jederzeit an das Arbeitsamt etc. wenden. Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Herr Kollege Fischer, letzte Frage. Hartwig Fischer (Göttingen) (CDU/CSU): Herr Staatssekretär, da Sie auf die Zusatzfragen der Kollegin Pawelski mehrfach von Vorstellungen, die Sie haben könnten, gesprochen und manche Antworten mit „einerseits“ eingeleitet und mit „andererseits“ abge- schlossen haben, frage ich Sie, ob Sie vor dem Hinter- grund, dass man sich des Eindrucks nicht erwehren konnte, dass Sie nicht voll im Thema sind, bereit wären, diese Zusatzfragen schriftlich zu beantworten? m d R g d F s F g m C m g ü g r f v d m r m g t a g – l (C (D Rezzo Schlauch, Parl. Staatssekretär beim Bundes- inister für Wirtschaft und Arbeit: Ich glaube, dass ich zu diesem Thema sehr genau und etailliert – das hat sogar der Präsident angemerkt – ede und Antwort gestanden habe, sodass im Grunde enommen eine zusätzliche schriftliche Beantwortung er Zusatzfragen nicht notwendig ist. Wenn aber die rau Kollegin Pawelski das wünscht, werde ich das elbstverständlich tun; sie muss sich aber wegen Ihrer ürsorge mit Ihnen selbst auseinander setzen. (Rita Pawelski [CDU/CSU]: Ich wünsche es!) Selbstverständlich bin ich bereit, zusätzliche Anfra- en auch schriftlich zu beantworten. Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Herr Staatssekretär Schlauch, dürfen wir Ihren Groß- ut noch für eine letzte Zusatzfrage der Kollegin onnemann in Anspruch nehmen? Rezzo Schlauch, Parl. Staatssekretär beim Bundes- inister für Wirtschaft und Arbeit: Ich bin bereit, den ganzen Nachmittag Antworten zu eben. Gitta Connemann (CDU/CSU): Ihre Geduld ist grenzenlos, ich will sie dennoch nicht berstrapazieren. Ich habe eine Zusatzfrage: Unstreitig ibt es offensichtlich auch unter den Vermittlungsagentu- en schwarze Schafe. Hält es die Bundesregierung daher ür sinnvoll, wenn nicht sogar für notwendig, die Aupair- ermittlungsagenturen durch sinnvolle Qualitätsstan- ards besonders zertifizieren und kontrollieren zu lassen? Rezzo Schlauch, Parl. Staatssekretär beim Bundes- inister für Wirtschaft und Arbeit: Ich werde durch mein Haus prüfen lassen, ob dies ein ichtiger Ansatz ist, um Standards zu gewährleisten oder öglicherweise zu erhöhen. Ich werde dazu Ausführun- en auch an Sie im Rahmen der schriftlichen Beantwor- ung der Zusatzfragen Ihrer Kollegin machen. Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Wir sind damit am Ende der Fragestunde. Die nicht ufgerufenen Fragen werden entsprechend unseren Re- elungen schriftlich beantwortet. Ich rufe nun Zusatzpunkt 1 auf. (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Der Herr Staatssekretär ist doch da! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Die Aktuelle Stunde soll um 15.35 Uhr beginnen!) Wir unterbrechen die Sitzung bis – – (Dirk Niebel [FDP]: Der Herr Staatssekretär könnte doch noch Fragen beantworten, er ist doch noch da!) Ich stehe dem überhaupt nicht im Wege. Es besteht al- erdings die Regelung, dass die Fragestunde genau zwei 2968 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 (A) ) (B) ) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert Stunden dauern soll. Die Zeit war abgelaufen, deswegen hatte ich vorhin bereits die freundliche Genehmigung zu weiteren Zusatzfragen eingeholt. Es spricht aus meiner Sicht überhaupt nichts dagegen, dass wir die bis zum Be- ginn der Aktuellen Stunde verbleibende Zeit nutzen, um Fragen von Kollegen – soweit anwesend – durch anwe- sende Mitglieder der Bundesregierung beantworten zu lassen. – Dazu gibt es offenkundig allgemeines Einver- nehmen. Dann rufe ich die Frage 38 des Kollegen Niebel auf: Auf welches Gesetz bezieht sich der Bundeskanzler, Gerhard Schröder, in seiner Regierungserklärung vor dem Deutschen Bundestag am 14. März 2003, wenn er ändern will, dass zukünftig Zeitarbeitnehmer und befristet Beschäftigte nicht mehr auf den Schwellenwert des gesetzlichen Kündi- gungsschutzes angerechnet werden sollen – Plenarprotokoll 15/32, Seite 2 485 C –, und wie begründet die Bundesregie- rung die geplante Möglichkeit zur Ausweitung der befristeten Beschäftigungsverhältnisse, da durch Gesetz die befristeten Beschäftigungen stark eingeschränkt wurden, weil sie zur Umgehung des Kündigungsschutzes beitragen? Rezzo Schlauch, Parl. Staatssekretär beim Bundes- minister für Wirtschaft und Arbeit: Herr Kollege Niebel, ich beantworte Ihre Frage nach der Handhabung des Kündigungsschutzgesetzes im Hin- blick auf die Schwelle von fünf Arbeitnehmern wie folgt: Der Schwellenwert des gesetzlichen Kündigungs- schutzes ist in § 23 Abs. 1 Kündigungsschutzgesetz ge- regelt. Notwendige Änderungen, die diesen Schwellen- wert betreffen, werden an dieser Stelle vorzunehmen sein. Die von Bundeskanzler Gerhard Schröder angekün- digte Erleichterung befristeter Einstellungen für Exis- tenzgründer ist Bestandteil des Konzepts, mehr Flexibili- tät für die Unternehmen zu schaffen und gleichzeitig die Interessen der Arbeitnehmer und der Arbeitsuchenden zu wahren. Diesem Ziel dienen die bestehenden Befris- tungsregelungen. Sie lassen Ausnahmen vom Grundsatz der unbefristeten Beschäftigung dann zu, wenn sie wirt- schaftlich und beschäftigungspolitisch erforderlich und sozial vertretbar sind. Um Neueinstellungen zu fördern, wurde die sach- grundlose Befristung, also die Befristung, für die kein sachlicher Grund dargelegt werden muss, bis zu zwei Jahren als Dauerregelung gestaltet. Damit haben einer- seits die Unternehmen die Möglichkeit, auf eine unsi- chere Auftragslage flexibel zu reagieren und neu einge- stellte Arbeitnehmer zu erproben. Andererseits werden im Interesse der Arbeitnehmer entsprechend den europä- ischen Vorgaben Kettenbefristungen verhindert. Von ei- ner starken Einschränkung der befristeten Beschäfti- gung, von der Sie in Ihrer Frage reden, kann deshalb keine Rede sein. Nach den vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufs- forschung jährlich vorgelegten Zahlen über den Umfang und die Struktur befristeter Arbeitsverhältnisse, die auf der Auswertung des Mikrozensus des Statistischen Bun- desamtes beruhen, war der Anteil der befristeten Ar- beitsverhältnisse an den Arbeitsverhältnissen insgesamt im Jahr 2000 und im Jahr 2001, dem Jahr des In-Kraft- T w J t s j s w A l t U d g r b d g e z e B h – g L g w k m a s z B g (C (D retens des Teilzeit- und Befristungsgesetzes, mit je- eils rund 8 Prozent gleich. Die Zahlen für das ahr 2002 liegen bislang nicht vor. Eine darüber hinausgehende Erleichterung der befris- eten Beschäftigung gibt es für ältere Arbeitnehmer. Ent- prechend dem Vorschlag der Hartz-Kommission können etzt bereits mit Arbeitnehmern ab dem 52. Lebensjahr achgrundlose Befristungen vereinbart werden. Damit erden älteren Arbeitsuchenden, deren Situation auf dem rbeitsmarkt besonders schwierig ist, bessere Einstel- ungschancen eröffnet. Die in der Regierungserklärung angekündigte Erwei- erung der Befristungsmöglichkeiten in neu gegründeten nternehmen soll Existenzgründern und Arbeitsuchen- en gleichermaßen helfen. Sie sieht vor, dass Existenz- ründer in der Aufbauphase, also in den ersten vier Jah- en nach der Gründung des Unternehmens, Arbeitnehmer efristet einstellen können, ohne dass sie einen Grund für ie Befristung darlegen müssen. Damit wird Existenz- ründern die Entscheidung zu Einstellungen erheblich rleichtert. Entsprechend den Erfahrungen ist davon aus- ugehen, dass eine zunächst befristete Beschäftigung für inen großen Teil der betreffenden Arbeitnehmer eine rücke in eine Dauerbeschäftigung sein wird. Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Herr Niebel. Dirk Niebel (FDP): Vielen Dank, Herr Staatssekretär. Der Bundeskanzler at in der Regierungserklärung am 14. März 2003 gesagt mit der Erlaubnis des Präsidenten zitiere ich –: Deswegen hat der Wirtschafts- und Arbeitsminister ein anderes Modell entwickelt, das vorsieht, dass die Zahl derjenigen, die befristet eingestellt werden – Sie kennen die diesbezüglichen Regelungen –, und die Zahl derjenigen, die als Leih- und Zeitar- beiter eingestellt werden, nicht auf die Obergrenzen für die Betriebe angerechnet werden. Meine erste Zusatzfrage: Mit welcher rechtlichen Re- elung hat die Bundesregierung dafür gesorgt, dass eih- und Zeitarbeitnehmer in Betrieben auf die Ober- renzen nach dem Kündigungsschutzgesetz angerechnet erden oder liegt hier eine Fehlinformation des Bundes- anzlers vor? Rezzo Schlauch, Parl. Staatssekretär beim Bundes- inister für Wirtschaft und Arbeit: Ich habe die Rechtslage auswendig nicht im Kopf, ber nach meiner Kenntnis ist die derzeitige Rechtslage o, dass Leiharbeitnehmer dem Schwellenwert nicht hin- ugerechnet werden. Dirk Niebel (FDP): Demnach war also der Kanzler fehlinformiert. Meine zweite Zusatzfrage: Die Sozialdemokraten und ündnis 90/Die Grünen haben sich immer vehement ge- en befristete Beschäftigungsverhältnisse ausgesprochen Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 2969 (A) ) (B) ) Dirk Niebel und sie als prekäre Beschäftigungsverhältnisse bezeich- net. Mit welchem Grund werden diese so genannten pre- kären Beschäftigungsverhältnisse gegenüber dauerhaf- ten Beschäftigungsverhältnissen bevorzugt, gerade vor dem Hintergrund, dass sich nach Ablauf der maximal möglichen Befristung wieder das Problem der Über- schreitung des Schwellenwertes stellt? Denn bei Ablauf der maximal möglichen Befristungszeit müssen die klei- nen Betriebe wieder entscheiden, ob sie den bisher be- fristet Beschäftigten fest einstellen und so den Schwel- lenwert beim Kündigungsschutz überschreiten oder ob sie den schon eingearbeiteten befristet Beschäftigten nicht weiter beschäftigen und für ihn einen anderen Ar- beitnehmer befristet einstellen. Rezzo Schlauch, Parl. Staatssekretär beim Bundes- minister für Wirtschaft und Arbeit: Mir ist nicht klar, wo Sie eine Bevorzugung des be- fristeten Beschäftigungsverhältnisses sehen. Das ist mir nicht schlüssig. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: So ist es! Das ist eine zusätzliche Variante!) Wir beabsichtigen – das ist Intention unseres Hauses; das haben wir angekündigt –, dass befristete Arbeitsverhält- nisse hinsichtlich des Schwellenwertes beim Kündi- gungsschutz nicht mitgerechnet werden. Deshalb ist ein befristetes Beschäftigungsverhältnis aber noch lange nicht bevorzugt; es handelt sich nach wie vor um ein be- fristetes oder um ein, wie Sie es genannt haben, prekäres Beschäftigungsverhältnis. Eine Bevorzugung kann ich nicht erkennen. Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Die Fragen 39 bis 43 aus diesem Geschäftsbereich werden schriftlich beantwortet. Die Antworten zu den Fragen 39 und 40 werden als Anlage zum Stenografi- schen Bericht über die 37. Sitzung abgedruckt. Ich rufe nun den Geschäftsbereich des Bundesminis- teriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirt- schaft auf. Zur Beantwortung steht der Parlamentarische Staatssekretär Thalheim zur Verfügung. Ich rufe die Frage 44 des Kollegen Deß auf: Trifft es zu, dass der international anerkannte Experte für Tierseuchenbekämpfung Prof. Dr. W. Z. im Bundesministe- rium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, BMVEL, als Unterabteilungsleiter für pflanzliche Märkte ein- gesetzt wird – vergleiche „top agrar” 3/2003 –, und, wenn ja, ist eine solche sach- und fachfremde Besetzung angesichts knapper Haushaltsmittel mit den Grundsätzen einer sparsa- men Personalbewirtschaftung zu vereinbaren? Dr. Gerald Thalheim, Parl. Staatssekretär bei der Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft: Herr Kollege Deß, die Frage war bereits im Juli 2002 Gegenstand einer Anfrage der CDU/CSU-Fraktion des Deutschen Bundestages zur Personalpolitik des BMVEL. I d U f g d a f t r m e a s P s i i g B L Z d D b v t U s g g (C (D (Albert Deß [CDU/CSU]: Was?) ch bin jedoch gerne bereit, Ihnen erneut Auskunft über en Einsatz von Professor Dr. W. Z. zu geben. Professor Dr. W. Z. war bis Februar 2003 in der nterabteilung 42 des BMVEL als Unterabteilungsleiter ür Angelegenheiten des Milchmarktes und Planungs- rundlagen zuständig. Seit Februar 2003 leitet er nach em altersbedingten Ausscheiden des bisherigen Unter- bteilungsleiters alleine die Unterabteilung 41 – Märkte ür pflanzliche Erzeugnisse – Allgemeine Angelegenhei- en der Agrarmärkte. Die Funktion eines Unterabteilungsleiters besteht vor- angig darin, Führungsaufgaben wahrzunehmen. Er uss grundsätzlich in der Lage sein, diese flexibel und ngagiert, auch in unterschiedlichen Aufgabenbereichen, uszuüben. Ein Widerspruch zu den Prinzipien der spar- amen Personalbewirtschaftung ist nicht erkennbar. Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Eine Zusatzfrage, bitte. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie ha- ben Sorgen, Herr Deß! Mann oh Mann!) Albert Deß (CDU/CSU): Herr Staatssekretär Thalheim, Sie wissen genau, dass rofessor Zwingmann – ich nenne den Namen – unbe- tritten einer der besten Veterinäre in Ihrem Ministerium, m BMVEL, ist. Ist es zu verantworten, dass jemand, der n seinem Fachgebiet europaweit anerkannt ist, in einem anz anderen Fachbereich eingesetzt wird? (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist unglaublich! Natürlich!) Dr. Gerald Thalheim, Parl. Staatssekretär bei der undesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und andwirtschaft: Herr Kollege Deß, Sie wissen, dass Herr Professor wingmann in der Zeit Verantwortung getragen hat, in er vermutlich der Eintrag des BSE-Erregers nach eutschland erfolgt ist. Sie kennen den Ausgang. Ich itte Sie deshalb, aus Gründen der Höflichkeit darauf zu erzichten, dieses Thema an dieser Stelle weiter zu erör- ern. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sehr gut!) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Eine weitere Zusatzfrage, bitte. Albert Deß (CDU/CSU): Herr Staatssekretär Thalheim, kennen Sie bereits das rteil eines Verwaltungsgerichtes, in dem Herrn Profes- or Zwingmann bestätigt worden ist, dass er in der An- elegenheit, in der ihm Frau Künast damals Vorwürfe emacht hat, unschuldig ist? 2970 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 (A) ) (B) ) Dr. Gerald Thalheim, Parl. Staatssekretär bei der Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft: Herr Kollege Deß, natürlich kenne ich das Urteil. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das muss hier nicht ausgebreitet werden!) Doch das betrifft meine politische Aussage in keiner Weise. Es ist nicht möglich – ich bitte, darauf zu verzich- ten, näher auf die Hintergründe, die insbesondere die BSE-Problematik angehen, einzugehen –, den damals zuständigen Unterabteilungsleiter von der Verantwor- tung auszunehmen, als viele Personen auf vielen Ebenen einschließlich der politischen Ebene Verantwortung tra- gen mussten. Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Ich schließe die Fragestunde, die wir – darauf hatten wir uns verständigt – über die generelle Regelung der zweistündigen Dauer hinaus bis zum Beginn der Aktuel- len Stunde verlängert haben. Ich bitte um Nachsicht, dass trotzdem noch einige wenige Fragen schriftlich be- antwortet werden müssen. Die Antworten werden als Anlage zum Stenografischen Bericht über die 37. Sit- zung abgedruckt. Ich rufe nun den Zusatzpunkt 1 der Tagesordnung auf: Aktuelle Stunde Haltung der Bundesregierung zu einem drohen- den zusätzlichen Defizit von bis zu 15 Milliar- den Euro durch Arbeitslosigkeit und Steueraus- fälle Diese Aktuelle Stunde hat die Fraktion der CDU/CSU beantragt. (Beifall des Abg. Steffen Kampeter [CDU/CSU] und des Abg. Dr. Günter Rexrodt [FDP]) Ich erteile als erstem Redner in dieser Aktuellen Stunde das Wort dem Kollegen Dietrich Austermann, CDU/CSU-Fraktion. (Beifall bei der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das 17. Aufwärmpro- gramm, Herr Austermann!) Dietrich Austermann (CDU/CSU): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Kol- lege Schmidt, nein, wir werden heute etwas sagen, was möglicherweise auch für Sie neu ist. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Da bin ich ja gespannt!) Ein Vierteljahr nach Beginn des Jahres 2003 stellen wir fest, dass wir bis heute keinen gültigen Haushalt ha- ben. Der Haushalt, der vom Bundestag vor nicht einmal vor 14 Tagen beschlossen worden ist, ist schon heute Makulatur. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das stimmt nicht!) E S b l s K h – w B g – j 2 W I d R d e u 1 1 v j v B e g D – d h l S B (C (D r ist Schrott, gewissermaßen also Haushaltsschrott. (Lachen bei der SPD – Zuruf von der CDU/ CSU: Das ist wohl wahr!) Wenn Sie sich die Situation ansehen, dann erkennen ie, dass auch in den Reihen der Bundesregierung darü- er diskutiert wird, einen Nachtragshaushalt aufzustel- en. Bevor der eigentliche Haushalt also in Kraft ist, wird chon der nächste für das gleiche Jahr gemacht. Herr ollege Schmidt – und das ist neu –, dieser Nachtrags- aushalt ist aus unserer Sicht auch deshalb nötig, weil es das haben wir errechnet – im laufenden Haushaltsent- urf ein Loch von mindestens 15 Milliarden Euro gibt. (Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: So etwas hat es noch nie gegeben! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Dann beschweren Sie sich doch nicht! – Dr. Rainer Wend [SPD]: Aber es gibt doch gar keinen!) ereits nach einem Vierteljahr ist diese Abweichung rößer als die im Nachtragshaushalt des letzten Jahres. Ich will Ihnen das auch begründen. (Johannes Kahrs [SPD]: Wo sollen die denn herkommen?) Das will ich Ihnen sagen. – Zum einen sind es kon- unkturbedingte Steuermindereinnahmen in Höhe von Milliarden Euro. Dies kann man ganz leicht errechnen. irtschaftsforschungsinstitute, die EU-Kommission, der WF und die Bundesbank – das sind ja nicht alles ver- ächtige Zeugen der Union, sondern auch solche, die der egierung gerne helfen; ich denke an den Chef der Bun- esbank – sagen, dass das Wachstum, wenn es überhaupt ines gibt, deutlich unter dem liegt, welches im Haushalt nterstellt worden ist. Dort geht man nach wie vor von ,5 Prozent aus, wenn auch behauptet wird, es sei nur Prozent. Wir werden mindestens 1 Prozent unter dem eranschlagten Wachstum liegen. Das hat natürlich kon- unkturbedingte Steuerausfälle zur Folge. Darüber hinaus werden – das weiß jeder – bestimmte, on Ihnen vorgesehene Regelungen nicht durch den undesrat kommen. Ich nenne das so genannte Steuer- hrlichkeitsgesetz und das so genannte Steuervergünsti- ungsabbaugesetz. Beide werden nicht in Kraft treten. as macht zusammen 3,6 Milliarden Euro aus. (Simone Violka [SPD]: Daran sind Sie schuld, nicht wir! Stimmen Sie doch zu!) Ja, gut. Sie müssen sich mit der Realität abfinden, dass ie Union nicht bereit ist, Ihnen die Hand für Steuerer- öhungen zu reichen, die die Wirtschaft noch mehr be- asten, als das bereits jetzt der Fall ist. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Der Kardinalfehler Ihrer Politik liegt doch darin, dass ie im Entwickeln ständig neuer Belastungen für die ürger und die Betriebe sehr findig sind. (Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Das ist richtig! – Simone Violka [SPD]: Sie diskutieren doch über eine Mehrwertsteuererhöhung! – Weiterer Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 2971 (A) ) (B) ) Dietrich Austermann Zuruf von der SPD: Ja, Herr Böhmer von der CDU!) Ich nenne die Erbschaftsteuer. Drei Bundesländer – die üblichen Verdächtigen – sind schon wieder dabei, an der Steuerschraube zu drehen. (Zuruf der Abg. Simone Violka [SPD]) – Warum keifen Sie eigentlich ständig im Plenum he- rum? – Sie sind sehr findig, wenn es darum geht, sich neue Belastungen auszudenken, aber sehr einfallslos, wenn es darum geht, dafür zu sorgen, die Konjunktur in Deutschland wieder in Gang zu bringen. (Beifall bei der CDU/CSU – Johannes Kahrs [SPD]: Und Herr Müller erhöht die Mehrwert- steuer!) Durch den Zuschuss an die Bundesanstalt für Arbeit wird es zu einer zusätzlichen Belastung von 6 Milliar- den Euro kommen. Im März werden wir die höchste Arbeitslosigkeit seit der Wiedervereinigung haben. Es werden 500 000 Arbeitslose mehr als im gleichen Vor- jahresmonat sein. (Albert Deß [CDU/CSU]: Dabei ist die Statis- tik noch geschönt!) Das bedeutet natürlich, dass Sie ohne Zuschüsse an die Bundesanstalt nicht auskommen werden. Bei der Ar- beitslosenhilfe wird es zu einem weiteren Fehlbetrag von 2 Milliarden Euro kommen. Die globale Minderausgabe, die Sie bisher nicht ausgeplant haben, wird 1 Milliarde Euro betragen. Wie wollen Sie eigentlich den Gemeinde- zuschuss für die Fluthilfe decken? Hinzu kommen noch 820 Millionen Euro an humanitärer Hilfe, über die wir eben im Ausschuss gesprochen haben. Insgesamt hat dies alles eine Größenordnung von 15 Milliarden Euro. (Zuruf von der SPD: Sie wollen doch 3 Milli- arden mehr ausgeben!) Ich denke, Sie werden sich wieder hier hinstellen und fragen, wer wann und wo bei der Prognose richtig gele- gen hat. Nach mir redet ja der Kollege Diller. Er wird wieder sagen, dass die Union einmal daneben gelegen hat. So hoch wie Sie haben wir aber noch nie daneben gelegen. Ich erinnere an die Abweichung in Höhe von 11 Milliarden Euro im letzten Jahr, die Sie im Nach- tragshaushalt ausgleichen mussten. (Beifall bei der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie liegen immer noch da- neben! – Johannes Kahrs [SPD]: Sie liegen ständig daneben!) Die Milliardenlöcher zeigen: Auch ohne den Irak- krieg wäre es dazu gekommen. Das ist aber der Grund, weshalb Sie die Wahrheit heute noch nicht auf den Tisch legen wollen. Wenn Sie bei der Steuerschätzung im Mai die Zahlen bekannt geben, werden Sie sagen, dass das et- was mit dem Irakkrieg zu tun hat. Nein, das hat mit dem Irakkrieg nichts zu tun. Sie begehen hier Ihren zweiten Wahlbetrug, indem Sie täuschen, betrügen, tricksen, lü- gen und die Wahrheit unterdrücken. Das muss so deut- lich gesagt werden. s g W f k s n h m h j D Z m a a s k s K d H d n 1 K d f A s (C (D (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Hört! Hört! – Zuruf von der SPD: Typisch Austermann!) In dem jüngsten Bericht des Bundesfinanzministers teht: Der Haushalt 2003 ist eine eindrucksvolle Bestäti- ung des Konsolidierungskurses der Bundesregierung. (Heiterkeit bei der CDU/CSU) enn man das hört, dann kann man sich nur an den Kopf assen. Das bestätigt meine Worte über die Ernsthaftig- eit und die Ehrlichkeit dieser Koalition. Im Finanzausschuss des Bundesrates wurde festge- tellt, dass der vorgelegte Haushalt mit Fantasie, aber ichts mit der Realität zu tun hat. In diesem Zusammen- ang möchte ich an das Jahr 1995 erinnern. Sie haben it Ihrer damaligen Mehrheit im Bundesrat den Haus- alt abgelehnt. Ich kann den Bundesrat nur auffordern, etzt das Gleiche zu tun und den Haushalt abzulehnen. anach muss neu über ihn verhandelt werden, um so zu ahlen zu kommen, die den Menschen zeigen: Wir neh- en die wirtschaftliche Entwicklung ernst und treffen uf der Basis der Realität die richtigen Entscheidungen. (Beifall bei der CDU/CSU) Die Regierung braucht den Mut zu Reformen und vor llen Dingen zur Wahrheit; denn ohne Wahrheit erreicht ie nicht das, was sie braucht, nämlich Vertrauen in die ünftige Entwicklung und damit Investitionen und ver- tärkten Konsum der Bürger, was wir uns alle wünschen. Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der FDP) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Das Wort hat der Parlamentarische Staatssekretär arl Diller. (Johannes Kahrs [SPD]: Das ist auch gut so!) Karl Diller, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister er Finanzen: Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Vor mir hat der größte Fehleinschätzer des Bun- eshaushaltes aller Zeiten gesprochen. (Heiterkeit und Beifall bei der SPD – Zurufe von der CDU/CSU: Wo ist denn der Eichel?) Erinnern wir uns – dabei brauchen wir unser Gedächt- is gar nicht allzu sehr zu strapazieren –: Am 6. Dezember 2002, 14 Tage vor Jahresende, hat der ollege Austermann für die Unionsfraktionen verkün- et, der Jahresabschluss des Haushaltes 2002 liege bei ast 40 Milliarden Euro neuer Schulden. (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: 11 Milli- arden Euro zusätzlich! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Das ist leider nichts Neues!) m Schluss waren es 31 Milliarden Euro Schulden. Wer ich innerhalb von 14 Tagen um 8 Milliarden Euro ver- 2972 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 (A) ) (B) ) Parl. Staatssekretär Karl Diller schätzt, der sollte künftig das Thema besser meiden; denn er hat in dieser Frage kein Renommee mehr. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Wir sind heute also wieder gezwungen, uns mit der Kaffeesatzleserei des Kollegen Austermann auseinander zu setzen. (Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Der soll in Schleswig-Holstein in sich gehen und an der Küste spazieren gehen!) Angesichts der völlig ungewissen Entwicklung im Irak (Zurufe von der CDU/CSU: Aha! – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Ein neuer Verschie- bebahnhof!) sind die direkten und indirekten Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung in unserem Land und den Staatshaushalt nicht abzusehen. Deswegen ist die Lage in der Tat ernst. Unsere Befürchtungen über die Dauer und Härte der militärischen Auseinandersetzungen so- wie die Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung schei- nen bedauerlicherweise einzutreffen. Die geopolitischen Folgen dieses Konfliktes sind überhaupt nicht abschätz- bar. Die konjunkturelle Lage bleibt angespannt. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist eine euphemistische Umschreibung!) Weitere weltwirtschaftliche Verschlechterungen können nicht ausgeschlossen werden. Gerade dieser Tage war aus Amerika die Nachricht zu hören, dass sich das Kon- sumentenvertrauen in den Vereinigten Staaten weiter ab- geschwächt hat. Aktienkurse sind eingebrochen. Die Entwicklung der Ölpreise ist ungewiss. Im Euroland ist das Wirtschafts- wachstum weiterhin sehr gedämpft. Alle wichtigen Indi- katoren verschlechtern sich. Wir beobachten derzeit den stärksten Vertrauenseinbruch seit den Anschlägen vom 11. September 2001. Der Bundesfinanzminister und die Haushälter der Koalitionsfraktionen haben vor wenigen Wochen in der zweiten und dritten Lesung des Bundeshaushaltes 2003 übereinstimmend darauf hinge- wiesen. Übrigens, Kollege Austermann, es gab nie einen Haushalt, der nach den Wahlen zu Beginn des betref- fenden Jahres nicht vom neuen Parlament beraten und beschlossen worden ist. Insofern sind wir von dieser 50-jährigen Tradition in dieser Republik überhaupt nicht abgewichen. (Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Das war bei Kohl auch immer so!) Auch deswegen ist das eine unterschwellige Falschaus- sage. Wir haben vor wenigen Wochen in der zweiten und dritten Lesung auf die außerordentlich schwierige ge- samtwirtschaftliche Lage hingewiesen und haben von den bestehenden Risiken Kenntnis genommen, die ins- besondere auf dem Arbeitsmarkt und beim Steuerauf- kommen bestehen. Angesichts des Anstiegs der saisonbereinigten Ar- beitslosigkeit im Januar und Februar dieses Jahres ist die E A u A r A m A k m g u s P s D J F E M k n z s A m u g tu n e m a d F s (C (D ntscheidung, einen Zuschuss für die Bundesanstalt für rbeit nicht vorzusehen, die von der Bundesregierung nd dem Bundestag getroffen worden ist, sehr ehrgeizig. (Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Falsch!) ber die eingeleiteten Reformen und die mit der Regie- ungserklärung des Bundeskanzlers eingeleitete genda 2010 werden zu einer Wende auf dem Arbeits- arkt beitragen. Darüber hinaus ist die Bundesanstalt für rbeit aufgefordert, ihre Effizienz und Wirtschaftlich- eit in noch stärkerem Maße den Anforderungen einer odernen Arbeitsmarktpolitik anzupassen. Im Übrigen ist seit gestern das neue Zinsverbilli- ungsprogramm der KfW für Kommunen einerseits (Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Ach Gott!) nd Private andererseits, was die Wohnungsbaumoderni- ierung angeht, angelaufen. Wir schaffen mit diesem rogramm in einer Größenordnung von Milliarden zu- ätzliche Impulse für den Arbeitsmarkt. (Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Strohfeuer!) Auch für das Steueraufkommen verbleiben Risiken. ennoch: Dem Zurückbleiben der Steuereinnahmen im anuar, das auch kassentechnisch bedingt war, steht im ebruar ein deutlich stabileres Aufkommen gegenüber. s gibt erste Signale, dass sich diese Entwicklung im ärz fortgesetzt haben könnte. In zwei bis drei Wochen ennen wir dann die genauen Eingänge und können Ih- en darüber berichten. Verantwortungsvolle Haushalts- und Finanzpolitik (Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Sieht anders aus!) eichnet sich angesichts bestehender großer geopoliti- cher Unsicherheiten dadurch aus, dass, Herr Kollege ustermann, nicht im wöchentlichen Wechsel Stim- ungslagen und Daten verändert werden (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie ignorieren doch die Wahrheiten!) nd Sie nicht immer wieder neue Spekulationen über an- ebliche Haushaltslöcher äußern. Wir haben im Jahreswirtschaftsbericht unsere Wachs- mserwartung auf real 1 Prozent reduziert. Diese An- ahme ist risikobehaftet. Aber wir tun gut daran, uns an ingeübte Abläufe zu halten, und machen das wie im- er. Das heißt, wir werden die Steuerschätzung im Mai bwarten, bis belastbares neues Material vorliegt, mit em man arbeiten kann. (Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Wir warten, bis wir ganz abgesoffen sind, und ver- suchen dann, uns zu retten!) Was die Opposition angeht, verehrter Herr Kollege romme, möchte ich noch einmal auf folgenden Um- tand hinweisen. Wer sich heute hier hinstellt (Zuruf von der CDU/CSU: Wie Herr Diller! – Lachen bei der CDU/CSU) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 2973 (A) ) (B) ) Parl. Staatssekretär Karl Diller und den Abschluss des Haushalts infrage stellt, der muss sich auch daran erinnern lassen, dass die CDU/CSU noch vor wenigen Wochen in der zweiten und dritten Le- sung des Bundeshaushaltes (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Hört! Hört!) Anträge auf Mehrausgaben in einer Größenordnung von 2 Milliarden Euro gestellt hat. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) – Dietrich Austermann (CDU/ CSU]: Und Minderausgaben!) Deswegen muss ich sagen: Was Sie hier abziehen, ist nichts als Theater und hat keinen Anspruch auf Seriosi- tät. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Eine erbärmliche Rede war das! – Wei- terer Zuruf von der CDU/CSU: Sie sind der Haushaltskiller!) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Das Wort hat der Abgeordnete Günter Rexrodt, FDP- Fraktion. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) Dr. Günter Rexrodt (FDP): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Kol- lege Diller, es ist Ihnen lästig, dass wir zehn Tage nach der Haushaltsdebatte im Bundestag schon wieder über dieses Thema sprechen. Ich kann Ihnen versichern: Die- ses Thema wird noch sehr oft und immer wieder auf der Tagesordnung stehen. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) Wir haben Ihnen gesagt, dass der Haushaltsentwurf, den Sie vorgelegt haben, nicht das Papier wert ist, auf dem er steht. Das hat sich bewahrheitet und es erhärtet sich jeden Tag, Herr Diller. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) Es ist das vornehme Recht des Parlaments, über Dinge zu entscheiden, die Hand und Fuß haben. Dieser Haushalt hat weder Hand noch Fuß. Sie werden das jede Sitzungswoche immer wieder hören, bis die Dinge in Ordnung sind. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) Dass Sie selbst bezüglich des Haushalts 2003 unsi- cher sind, hat der Herr Bundesfinanzminister schon durch die Bedingungen deutlich werden lassen, die er formuliert hat. (Johannes Kahrs [SPD]: Wir sind eben ehr- lich!) – Ihr seid eben nicht ehrlich. Ihr seid ängstlich, täuscht und trickst. (Beifall bei der FDP) D s s 1 k S a S W D d a c f e i W a d l D t d r w e r v E E i z D s w (C (D er Kollege Austermann hat das mit vollem Recht ge- agt. Da stellt sich der Herr Bundesfinanzminister hin und agt, der Haushalt werde nur einzuhalten sein, wenn wir Prozent Wirtschaftswachstum hätten, die Arbeitslosig- eit nicht signifikant steige, die Einnahmen aus dem teuervergünstigungsabbaugesetz 1,6 Milliarden Euro usmachten und die Einnahmen aus der so genannten teueramnestie 2,1 Milliarden Euro betrügen. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wenn im Himmel Jahrmarkt ist!) as sind das für Bedingungen? (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das ist ein Nullsummenspiel!) amit soll uns von vornherein etwas vorgemacht wer- en. Dass Sie – das sage ich an die Kollegen aus der Ko- lition gewandt – sich dazu bereit erklären, einen sol- hen Haushalt zu verabschieden, ist ein Armutszeugnis ür das Parlament. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) Wer glaubt denn – leider, muss ich sagen – noch an in Wirtschaftswachstum von 1 Prozent in diesem Jahr n Deutschland? Das ist überhaupt nicht drin. (Johannes Kahrs SPD]: Reden Sie doch unser Land nicht immer schlecht! Das ist eine unpa- triotische Veranstaltung hier!) er glaubt denn daran, dass es bei einem Nullzuschuss n die Bundesanstalt für Arbeit bleibt? In den ersten bei- en Monaten hat die Bundesanstalt für Arbeit ein zusätz- iches Defizit in Höhe von 1,5 Milliarden Euro gemacht. as ist ein Faktum. Wer glaubt denn daran, dass durch das Steuervergüns- igungsabbaugesetz 1,6 Milliarden Euro eingespart wer- en? Wenn wir Glück haben, ist es 1 Milliarde. Die Steueramnestie ist zwar schön und geht in die ichtige Richtung. Aber wer ist – leider, muss ich sagen, eil ich diese Art der Steuerverschiebung immer bedau- rt habe – so töricht, sein Geld nach Deutschland zu- ückzubringen, wenn ihm von vornherein 25 Prozent da- on abgezogen werden? Das wird keine 2,1 Milliarden uro für den Haushalt bringen. (Dr. Rainer Wend [SPD]: Sollen wir die drauf- geben, Herr Rexrodt?) s ist der Beweis dafür, dass dieser Haushalt Makulatur st. Es ist ein Armutszeugnis, dass Sie diesem Haushalt ugestimmt haben, meine Damen und Herren. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) Es geht noch viel weiter. (Zuruf von der SPD: Aber nicht mit der FDP!) as Ganze wird nämlich in einer erhöhten Nettoneuver- chuldung resultieren. Deshalb müssen Sie vorgeführt erden, Herr Diller. 2974 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 (A) ) (B) ) Dr. Günter Rexrodt (Beifall bei der FDP – Wilhelm Schmidt [Salz- gitter] [SPD]: Das ist doch Ihr einziges Ziel! Das ist doch eine reine Showveranstaltung!) Was haben Sie sich aufgeblasen, nachdem Sie 1998 die Verantwortung übernommen hatten: Einen Schulden- staat hätten Sie übernommen; (Johannes Kahrs [SPD]: Das haben wir doch auch!) jetzt werde abgebaut und konsolidiert. (Simone Violka [SPD]: Wir konsolidieren doch gerade den Haushalt!) Wissen Sie, dass die Verschuldung immer weiter gestie- gen ist, dass Sie Ihre Ziele und Ankündigungen nicht in Ansätzen erreicht haben und dass Sie auch in diesem Jahr die Maastricht-Kriterien verletzen? (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Die ver- letzen noch mehr!) Und dann stellen Sie fest, die Maastricht-Kriterien muss man interpretieren können. Das ist eine Schande! (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) Wer die Maastricht-Kriterien interpretiert, der zerstört das Vertrauen. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Plustern Sie sich doch nicht so auf!) Deutschland und die deutsche Wirtschaft leiden unter ei- ner Vertrauenskrise. Das ist der entscheidende Punkt. Die Bürger investieren nicht und sie konsumieren nicht. (Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Die Schulden bei der FDP sind die größte Schande, Herr Rexrodt! Bringen Sie das in Ordnung!) Herr Diller redet jetzt von dem Krieg im Irak. Die Deut- schen investieren und konsumieren nicht, weil Sie eine miese Politik betrieben haben. Deshalb werden der Haushaltsrahmen überschritten und die Maastricht-Kri- terien verletzt. Das ist ein Faktum. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) Schreiben Sie sich das ins Stammbuch! Sie werden die- ses Thema in jeder Sitzungswoche erneut auf der Tages- ordnung finden. Schönen Dank. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Johannes Kahrs [SPD]: Die FDP hat doch die Schulden! – Weitere Zurufe von der SPD) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Verehrte Kolleginnen und Kollegen, Zwischenrufe sind nur halb so schön, wenn sie nicht im Protokoll er- scheinen können, weil zu viele gleichzeitig vorgetragen werden. (Heiterkeit) D d w h H i h z K R D b H d 4 h e F t D g a D h s d t d K d S n k G w r k h s A h (C (D eswegen empfehle ich eine gewisse Abstimmung in en Fraktionen, um unabhängig vom Lärmpegel diesen ichtigsten Zweck eines Zwischenrufs realisieren zu elfen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP) Nun erteile ich das Wort der Kollegin Antje ermenau, Bündnis 90/Die Grünen. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN und der SPD) Antje Hermenau (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich bin mmer für eine leidenschaftliche Debatte über den Haus- alt zu haben, aber sich dabei aufzuplustern und in Pose u werfen ist dem Thema nicht ganz angemessen, Herr ollege Rexrodt. Es ist schon richtig, dass es in diesem Haushalt eine eihe von Risiken gibt. (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das Risiko sind Sie!) as hat niemand aus der Koalition je bestritten. Wir ha- en das in jeder Debatte wiederholt. Aber zu der Ehrlichkeit, die Sie angemahnt haben, err Austermann, ist anzumerken: Im April 1991 stieg er Beitragssatz für die Arbeitslosenversicherung von ,3 Prozent auf 6,8 Prozent. Dieser sprunghafte Anstieg atte mit der deutschen Einheit zu tun. Es ist durchaus in Ausdruck von Ehrlichkeit, wenn man sich jetzt die rage stellt, wo bei der Absenkung der Lohnnebenkos- en und der Reduzierung des strukturellen Defizits in eutschland die Probleme liegen und wie sie zustande ekommen sind. Eine solche ehrliche Debatte haben Sie ber verweigert. Herr Rexrodt meint, die Verschuldung eutschlands sei im vergangenen Jahr eingetreten; vor- er habe es keine gegeben. Dabei haben wir die Ge- chwindigkeit der Neuverschuldung um zwei Drittel re- uziert. Das war schon ein Kraftakt. Jetzt gibt es noch mehr zu tun. Wenn hier ein Opposi- ionsredner Mut zu Reformen verlangt, wenn ich daran enke, welch schwierige Entscheidungen gerade in den oalitionsfraktionen zu treffen sind, und wenn ich mir as Durcheinandergeschwätz von Frau Merkel, Herrn toiber, Herrn Seehofer und von anderen, die nicht ge- annt werden möchten, im Vergleich dazu anhöre, dann ann ich Ihnen nur empfehlen: Sie sollten lieber einen ang runterschalten. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD) Die Probleme, die in Folge des Irakkrieges auftreten erden, werden genau dort behandelt, wohin sie gehö- en, nämlich auf der EU-Ebene. Es macht aber überhaupt einen Sinn – auch das gehört zur Ehrlichkeit –, sich inter den bevorstehenden EU-Entscheidungen zu ver- tecken, wenn es um die eigenen Hausaufgaben beim bbau des strukturellen Defizits geht. Deswegen wird ier auch kein nationaler Alleingang propagiert, wie Sie Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 2975 (A) ) (B) ) Antje Hermenau ihn vorgeschlagen haben, Herr Austermann. Ein solcher Alleingang wäre absurd; denn er würde verschleiern, welche strukturpolitischen Hausaufgaben wir zu lösen haben. Man könnte sich nämlich mit dem Hinweis auf die Vorbereitung auf eventuelle Entscheidungen der EU herausreden. Das fände ich völlig falsch. Ich werde in meiner Auffassung durch Herrn Profes- sor Remsperger, (Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Wer ist denn das? – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wer hat Ihnen das denn aufgeschrieben?) Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank, bestä- tigt. Er hat am 17. März dieses Jahres im „Bloomberg TV“ gesagt: Die Koalition und die Regierung müssen Kurs halten und das strukturelle Defizit muss abgebaut werden. Er ist dieser Logik weiter gefolgt und hat ge- sagt: Es ist nicht sinnvoll, einen nationalen Alleingang zu machen, hektisch irgendwelche Kurskorrekturen vor- zuschlagen – so sind Sie jahrelang beim Haushalt ver- fahren –, eine „geborgte Konjunktur“ zu initiieren und Pessimismus zu verbreiten. Es kommt vielmehr darauf an, langfristig Wachstum zu generieren. Damit sind wir wieder beim strukturellen Defizit und bei den Strukturproblemen. (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Sonder- parteitag!) Diese haben wir– das ist in den Debatten schon öfter festgestellt worden – über Jahrzehnte gemeinsam ange- häuft, weil wir glaubten, dass das Wachstum ständig steigen würde. Wenn es eine ernsthafte Lehre aus der Irakkrise gibt, dann ist es die, dass das Wirtschafts- wachstum anhaltend schlecht sein wird, und zwar nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Wenn man sich vor Augen führt – das ist wichtig –, dass Amerika aufgrund des Krieges sein Haushaltsdefizit – auch nach Maastricht-Kriterien bewertet – auf circa 4 Prozent hoch schraubt, dass das die Außenhandelsbi- lanz der Amerikaner massiv beeinflussen wird und dass infolgedessen der Dollar – davon darf man ausgehen – ab- gewertet werden wird, dann stellt man fest, dass das welt- weite Wirtschaftswachstum bei minus 0,2 Prozent liegen wird. Auch das wird uns – wir reden ja nicht nur über die- ses Jahr – noch über Jahre hinweg Probleme bereiten, die ab 2004 auftauchen werden. Es wäre wichtig gewesen, wenn Sie sich konstruktiv an der Debatte beteiligt hätten, wie wir uns zügig auf diese Situation einstellen und Strukturreformen durchführen können, die es uns ermög- lichen, die nächsten schwierigen Jahre durchzustehen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Wir machen vorher keinen Sonderpar- teitag, Frau Hermenau!) Stattdessen tun Sie so, als hätten Sie immer alles bes- ser gewusst. Sie haben es aber jahrelang nicht besser ge- macht. Das strukturelle Defizit hat, wie gesagt, auch mit Ihrer Entscheidung von 1991 zu tun – damals waren Sie definitiv an der Regierung –, die deutsche Einheit auf Pump zu finanzieren. Wir tragen jetzt die Schulden ab. I z n – R M e s F t z B V s S A u is d n g w m n (C (D ch habe das an dem sprunghaften Anstieg der Beiträge ur Arbeitslosenversicherung deutlich gemacht. Sie kön- en die Zahlen nicht runterreden. (Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Das ist Miesma- cherei!) Da können Sie rumbrüllen, wie Sie wollen, Herr exrodt. Sie haben gerade eine Show abgezogen. (Dr. Rainer Wend [SPD]: Eine schlechte! – Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Das weise ich mit Empörung zurück!) an kann Sie gar nicht ernst nehmen. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN und der SPD) Ich denke, wir setzen das Gespräch mit Vernunft bei inem Glas Bier fort; denn in dieser Runde ist offen- ichtlich kein vernünftiges Gespräch möglich. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Fastenzeit!) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Ich weise noch einmal darauf hin, dass die meisten raktionen mit mehreren Rednern in der Debatte vertre- en sind. Es müssen deshalb nicht alle Beiträge gleich- eitig vorgetragen werden. (Heiterkeit) Als Nächstem erteile ich das Wort dem Kollegen ernhard Kaster für die CDU/CSU-Fraktion. (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Rainer Wend [SPD]: Das klingt vielversprechend!) Bernhard Kaster (CDU/CSU): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Eine kurze orbemerkung zur vorangegangenen Rede: Es er- chreckt mich schon, wie angesichts der dramatischen ituation mit den Fakten umgegangen wird. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Mich er- schreckt, dass Sie zu so einem Mist eine Aktu- elle Stunde beantragen!) Das drohende dramatische Milliardendefizit durch rbeitslosigkeit und Steuerausfälle – das ist das Thema nd der Anlass der heutigen Aktuellen Stunde – (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist doch kein Anlass!) t mehr als aktuell, aber nicht im Sinne von neu; denn ie dramatische Entwicklung hat sich ja bereits seit Mo- aten mit alarmierender Stetigkeit abgezeichnet. Das anze finanzielle Desaster wird so richtig deutlich, wenn ir uns die letzten vier, fünf Monate anschauen. Dazu öchte ich ein paar Fakten nennen. Im Dezember wird der Haushalt 2002 unter Zuhilfe- ahme eines verfassungswidrigen Nachtragshaushaltes (Beifall bei der CDU/CSU) 2976 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 (A) ) (B) ) Bernhard Kaster mit einer Nettoneuverschuldung von 31,9 Milliarden Euro, das heißt mit einer zusätzlichen Verschuldung von rund 11 Milliarden Euro, gegen die Wand gefahren. Ich betone nochmals: Es ist ein verfassungswidriger Haushalt. Entgegen dem Gebot des Art. 115 des Grund- gesetzes lag die Neuverschuldung mit 7 Milliarden Euro weit über der Investitionsquote. (Zuruf von der SPD: Wie war das denn Ende der 90er-Jahre?) Sie sind mit unserer Verfassung – wir sprechen über un- sere Verfassung bzw. Art. 115 des Grundgesetzes – so selbstgefällig umgegangen, als würde es sich hierbei um eine drittrangige Verwaltungsvorschrift handeln. Das ist skandalös! (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der FDP – Widerspruch bei der SPD) Das Gleiche gilt für die Maastricht-Defizit-Kriterien: (Zuruf von der SPD: Wer hat Ihnen das aufge- schrieben?) Die Grenzmarke liegt hier bei 3 Prozent, nicht bei 3,75 Prozent. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) Bei einem solchen Haushaltsabschluss 2002 – es wundert mich schon, Herr Staatssekretär Diller, dass Sie darauf auch noch einmal eingehen – ist es aus meiner Sicht ein nicht überbietbares Stück an Dreistigkeit und – durch Ihre Formulierungen – Volksverdummung, sich dafür zu rühmen, dass das Haushalts-Ist-Ergebnis die Schreckenszahlen des Nachtragshaushaltes wenigstens nicht ganz erreicht hat. Man muss doch einmal sagen, über was für einen Haushaltsabschluss wir hier spre- chen, (Widerspruch bei der SPD) wenn man dann glaubt, ein wenig Verbesserung erreicht zu haben. Dem Debakel 2002 folgte dann die Haushaltsberatung 2003. Was erlebten wir hier? Sie folgten dem Prinzip: Ich bastle mir eine Wachstumsprognose so, wie ich sie gerade brauche; was schert mich die Realität? Die Ein- nahmeprognosen, die Sie diesem Haushalt zugrunde ge- legt haben, waren an Seriosität von jeder Wettervorher- sage zu überbieten. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der FDP – Zuruf von der SPD: Was sa- gen Sie zu Kochs Vermittlungsvorschlägen?) Hier kommt unausweichlich ein Milliardendefizit auf uns zu. Auf die unzähligen Unseriositäten im Haushalt haben wir von der Union immer wieder aufmerksam ge- macht: sei es die Entwicklung bei der Arbeitslosenhilfe, sei es das Milliardenloch bei der Bundesanstalt für Ar- beit oder die konjunkturell bedingten Steuereinbrüche, die schon mehrfach genannt worden sind. Aber der Gipfel von Unseriosität – man kann es auch Naivität nennen – ist die Veranschlagung von 2 Milliar- d li Z d e n e t g g i m M h d h g n E v D S k I h w m r S S S u S K 1 (C (D en Euro an Einnahmen aus dem Gesetz zur Steuerehr- chkeit. (Zuruf der Abg. Antje Hermenau [BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN]) ur Ehrlichkeit bei dieser Steuer gehört es, zu sagen, ass kein seriöser Finanzexperte davon ausgeht, dass ine Rückführung von Summen in dieser Größenord- ung erfolgt. Lassen Sie mich kurz bemerken: Ich habe s ziemlich lächerlich gefunden, drei Tage vor Bera- ungsschluss noch eine mathematische Korrektur anzule- en und dadurch locker 125 Millionen Euro draufzule- en. Es war unmöglich, wie man damit umgegangen ist. (Beifall bei der CDU/CSU) Hinzu kommt, dass Sie nicht nur den Bundeshaushalt ns Defizit fahren; Sie reißen insbesondere unsere Kom- unen mit. Ich bin ja ein durchaus optimistischer ensch. Aber nachdem ich mir erklären ließ, was man ier als Alternative für die Kommune versteht, dass nach er wortgewaltigen Kanzlererklärung nunmehr im Haus- altsausschuss ein kommunales Verschuldungspro- ramm aufgelegt worden ist, muss ich doch fragen: Ken- en Sie die Wirklichkeit vor Ort nicht mehr? 7 Milliarden uro zinsverbilligte Kredite sollen in unseren ohnehin erschuldeten Gemeinden für neue Investitionen sorgen. as klappt so nicht. Dieses Beispiel zeigt aus meiner icht am meisten, dass Sie von der Wirklichkeit vor Ort eine Ahnung haben. Sprechen Sie mit Ihren Vertretern in hren Gemeinden! (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der FDP) Wir appellieren an Sie: Reißen Sie das Ruder rum! Es elfen keine täglichen Pressekonferenzen oder wortge- altige Kanzlerreden. Hier im Bundestag (Zuruf von der SPD: Im Bundesrat!) üssen endlich die notwendigen Reformen zur Sanie- ung der Wirtschaft, des Arbeitsmarktes und auch der ozialversicherung beschlossen werden. (Zuruf von der SPD: Welche? – Antje Hermenau [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vorschläge!) ie wissen, dass die Zahlen stimmen. Das ist keine chwarzmalerei. Es ist bitterer Ernst. Wir sind in Sorge m unser Land. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Ich erteile das Wort dem Kollegen Carsten Schneider, PD-Fraktion. (Beifall bei der SPD) Carsten Schneider (SPD): Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und ollegen! Der Bundeskanzler hat in diesem Hause am 4. März dieses Jahres Mut zu Reformen gefordert. Die Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 2977 (A) ) (B) ) Carsten Schneider Bundesregierung und die sie tragenden Fraktionen von SPD und Grünen haben Mut zu diesen Reformen, (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) weil sie für die Erhaltung der Zukunftsfähigkeit der Bun- desrepublik Deutschland wichtig sind. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das war aber höchstens die Aufforderung zum Tanz!) Wenn ich mir die Beantragung dieser Aktuellen Stunde vor Augen führe und Ihre Beiträge, Herr Austermann, heute höre, kann ich nur sagen: Sie haben Angst vor der Zukunft. Das ist aber das Letzte, was wir jetzt gebrauchen können. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Lachen bei der CDU/CSU) Wir haben vor nicht einmal zwei Wochen den Bun- deshaushalt 2003 verabschiedet. Wir haben in unseren Reden immer wieder dargestellt, dass er in einem finanz- politisch schwierigen und höchst unsicheren Umfeld zu- stande gekommen ist. Die wirtschaftliche Lage hat sich rapide verändert. Denken Sie nur an die Wachstumspro- gnosen, von denen wir bei der Aufstellung des Haushal- tes im vergangenen Jahr ausgegangen sind! Wir konnten bei den Beratungen angesichts des von Konjunkturexperten prognostizierten Wirtschaftswachs- tums leider nicht alle Wünsche erfüllen. Aber dieser Haushalt gilt für das Jahr 2003 und er verschafft Pla- nungssicherheit. (Bernhard Kaster [CDU/CSU]: Augen zu und durch!) Eines ist natürlich klar – das wissen auch wir –: Wir sind beim Haushaltsvollzug in hohem Maße von der welt- weiten Konjunktur abhängig; das gilt sowohl für die Steu- ereinnahmen als auch für die Ausgaben der Bundesanstalt für Arbeit. Die Konjunktur kann sprunghaft sein: Wer von uns weiß denn, wann der Krieg im Irak tatsächlich be- endet sein wird? Wer weiß, wie die befriedete Situation danach sein wird? Niemand! Beides hat aber sowohl auf die Weltkonjunktur als auch auf das Wirtschaftswachs- tum in Deutschland Einfluss. (Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Weltkonjunk- tur? Der Export boomt nach wie vor!) Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Opposition, ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie an unserer Stelle anders handeln würden. (Widerspruch bei der CDU/CSU) Es ist natürlich das Recht und die Pflicht der Opposition, die Regierung zu beäugen und zu kritisieren. Aber mit Ihrem permanenten Genöle werden Sie bei den Men- schen in Deutschland kein nachhaltiges Verständnis fin- den. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Es ist unanständig, die Zukunft Deutschlands immer nur schwarz zu malen. H m s A e b d A d 5 5 – k N D m h tu D g o li s S f W s d b t A K d S h (C (D (Johannes Kahrs [SPD]: Genau! Rot!) err Austermann, Sie sind ein Experte für Berufspessi- ismus. Damit kommen Sie wirklich nicht weiter. Sie chaden Deutschland. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Herr Diller ist auf die Prognosen von Herrn ustermann schon eingegangen. Wenn man sie immer rnst nähme, dann könnte einem wirklich angst und ange werden. Zum Glück sind es nur Prophezeiungen, ie nie stimmen. Ich erinnere hier nur daran, dass Herr ustermann im Dezember vergangenen Jahres die Höhe es Bundeszuschusses zur BA um sage und schreibe Milliarden Euro zu hoch geschätzt hat. Das waren 0 Prozent mehr, als tatsächlich geflossen sind. (Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Er telefoniert gerade der Frage nach!) Vielleicht versucht er ja, das Protokoll von damals zu orrigieren. – Außerdem hat er sich im Hinblick auf die ettokreditaufnahme um 8 Milliarden Euro verschätzt. as sind Belege dafür, dass Ihre Aussagen eher schwarz- alerische Prophezeiungen sind, die dem Land nicht elfen und es auch nicht nach vorne bringen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP) Wir brauchen Politiker, die handeln und Verantwor- ng übernehmen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Jürgen Koppelin [FDP]) aher mein Appell: Stimmen Sie dem Steuervergünsti- ungsabbaugesetz im Bundesrat zu! Tun Sie nicht so, als b Sie den Kommunen immer helfen wollten! Schließ- ch verschafft allein das Steuervergünstigungsabbauge- etz den Kommunen 7 Milliarden Euro; dennoch lehnen ie es ab. Ich bin gespannt, ob die Front der unionsge- ührten Länder im Bundesrat halten wird. (Bernhard Brinkmann [Hildesheim] [SPD]: Sie bröckelt schon!) ir glauben es nicht. Aus diesem Grund werden wir die- en Haushalt aufrechterhalten und umsetzen. (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Die Steuer muss doch jemand zahlen!) Am 14. März hat der Bundeskanzler die Leitlinien für ie nächsten politischen Projekte in den Bereichen Ar- eitsmarkt, Gesundheitsreform, Gemeindefinanzen, Mit- elstand und Handwerk angesprochen. (Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Nur ein Pfeifen im Walde!) ll diese Projekte werden ihren Teil zur Belebung der onjunktur beitragen. Noch wichtiger: Diese Projekte okumentieren, dass Deutschland reformfähig ist. Wir, PD und Grüne, werden die entsprechenden Vorlagen ier, im Deutschen Bundestag, verabschieden. 2978 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 (A) ) (B) ) Carsten Schneider Ich hoffe, dass Sie, die Opposition, sich der vor uns liegenden Debatte nicht entziehen und sich an ihr kon- struktiv beteiligen werden. Ich hoffe, dass Sie Ihrer Ver- antwortung, die Sie in den Ländern und aufgrund Ihrer Mehrheit im Bundesrat haben, gerecht werden. Gerieren Sie, die Opposition, sich nicht als das, als was Sie sich derzeit darstellen, nämlich als das größte Haushaltsri- siko! (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Lachen bei der CDU/CSU) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Das Wort hat nun die Kollegin Anja Hajduk, Bünd- nis 90/Die Grünen. Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Dieser Debatte könnte man die Überschrift „Ak- tuelle Stunde gerne, aber Aktionismus nein“ geben. (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Sie erzählt jetzt, warum ein Sonderparteitag kommt!) Ich möchte auf das eingehen, was die Kollegen Austermann und Rexrodt hier gesagt haben. Sie haben sich hier hingestellt und verkündet, Sie wüssten genau, welche Wachstumsprognosen dem Haushalt zugrunde zu legen seien. Sie haben dann aber nicht den Mut, eine genaue Zahl zu sagen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD) Ich will Ihnen auch erklären, warum: (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Doch, „15 Milliarden“ haben wir gesagt!) weil sich im Moment kein Wissenschaftler hinstellt und behauptet, er könne schon die Folgen des aktuellen Irak- konflikts absehen. Bei der Heftigkeit, mit der Sie hier agieren und uns vorwerfen wollen, dass wir ein großes Risiko im Haushalt haben, setzen Sie sich wirklich dem Verdacht aus, dass Sie den Irakkrieg und die Verunsiche- rung, die es aufgrund des Irakkrieges gibt, instrumentali- sieren wollen. (Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Unglaub- lich! – Weitere Zurufe von CDU/CSU) Das ist für eine Fraktion, die sich in der Sache des Irak- krieges noch nicht einmal eindeutig verhalten konnte, richtig peinlich und hat einen schlechten Beigeschmack. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Zuruf des Abg. Hans Michelbach [CDU/CSU]) – Ich wollte nur sagen: Bei der Heftigkeit, mit der Sie sich hier aufspielen, setzen Sie sich diesem Verdacht aus. Vor zwei Wochen haben wir vonseiten der die Regie- rung tragenden Fraktionen sehr wohl gesagt, dass in die- sem Haushalt große Risiken liegen. Wir haben ausdrück- lich auf das ehrgeizige Ziel bei der Bundesanstalt für A s d r I a l a w G – m w s d l z a S z V a v S W A w s e d w le s S (C (D rbeit verwiesen. Ich habe Ihnen gesagt, dass wir bereit ind, dieses Risiko einzugehen, weil wir den Reform- ruck hinsichtlich der Strukturen im Arbeitsmarktbe- eich für richtig halten. (Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: Ihr ver- schleiert eure Schulden!) n der Sache stellen Sie sich gern hinter uns und sagen, uch Sie wollten Reformen, aber die Konsequenzen wol- en Sie nicht tragen. Das ist Ihr Problem! (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Zuruf von der CDU/CSU: Herr Diller sagt doch, der Irakkrieg sei schuld!) Es ist unstreitig, dass wir ein großes Risiko haben, ber unter den Wissenschaftlern ist auch unstreitig, dass ir in einer Zeit der Prognoseunsicherheit leben. (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Nein, die Prognosen sind ziemlich eindeutig!) erade in einer Zeit der ökonomischen Verunsicherung Sie haben auch auf Vertrauensdefizite hingewiesen – uss die Politik Führung beweisen. Wir tun es, indem ir nicht sagen: „Weil die Konjunktur schwierig ist, chrauben wir einfach die Haushaltszahlen hoch“, son- ern indem wir uns daran messen lassen, ob wir tatsäch- ich Strukturreformen auf den Weg bringen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) Was richtig putzig ist: Herr Austermann benennt in- wischen selbst den Risikofaktor Union und beziffert ihn uf exakt 3,6 Milliarden Euro. (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Wachs- tumseinbuße!) ie stellen sich hier hin und sagen: Sie müssen halt ak- eptieren, dass wir von bestimmten steuergesetzlichen orstellungen, die Sie haben, nicht überzeugt sind. – Das kzeptiere ich. Aber dann müssen Sie auch Alternativen orlegen! (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Steuern senken!) Ich will Ihnen einmal sagen, was es bedeutet, wenn ie keine Alternativen vorlegen. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Haben wir!) enn Sie im Hinblick auf die 3,6 Milliarden Euro keine lternativen vorlegen, dann heißt das, dass Sie gar nicht illens oder in der Lage sind, das größte langfristige Ri- iko, das wir in unserer Gesellschaft haben – wir teilen s leider mit anderen europäischen Staaten –, nämlich ie unglaublich hohe Staatsverschuldung – das sagen iederum nicht nur wir, sondern auch alle Wissenschaft- r –, anzugehen, (Albrecht Feibel [CDU/CSU]: Sie doch auch nicht!) ondern dass Sie sich verweigern. Passen Sie auf, dass ie nicht in der Ecke landen, von der gesagt wird: Da sit- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 2979 (A) ) (B) ) Anja Hajduk zen die Blockierer. – Das können Sie sich in diesen Zei- ten nicht leisten. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das Loch ist schon besetzt!) Herr Austermann, vielleicht haben Sie sich hier auch nur so präsentiert, weil Sie in der Union schon ganz schön isoliert sind. Ich höre nämlich mit Interesse, wie die Ländervertreter bei der Änderung der Körperschaft- steuer deutlich Akzente setzen wollen. Man ist wohl doch bereit, da ein Stück mitzumachen. Insofern ist das von Herrn Austermann errechnete Risiko – 3,6 Milliar- den Euro – mal wieder falsch, (Antje Hermenau [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Makulatur!) um mehr als 1 Milliarde Euro danebengegriffen, (Antje Hermenau [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: So ist er!) aber das kennen wir ja schon von ihm. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) Ich möchte wie folgt schließen. Wir geben zu: Wir ha- ben große Risiken im Haushalt. Wir wissen, dass wir in 14 Tagen seitens der Experten neue Wachstumsprogno- sen bekommen. (Jürgen Koppelin [FDP]: Wachstum?) Wir werden sie zeitnah verarbeiten. Wir geben auch zu, dass wir in unsicheren Zeiten in Deutschland unsere ei- genen Hausaufgaben machen müssen. Ich habe schon immer gesagt: Sie beteiligen sich daran noch nicht ein- mal mit eigenen Vorschlägen. Sie jammern nur und las- sen nicht nach darin, zu sagen, dass alles ganz schwierig ist. Lösungsangebote: Null. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Nächster Redner ist der Abgeordnete Steffen Kampeter, CDU/CSU-Fraktion. (Beifall bei der CDU/CSU) Steffen Kampeter (CDU/CSU): Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es war kaum zu erwarten, dass die Vertreter der Regierungskoalition zur Sache und zur Wahrheit spre- chen. Deswegen müssen hier einige Tatsachenverdre- hungen gerade gerückt werden. Die erste Tatsache ist, dass die von der CDU/CSU bei der Beratung des Haushaltes 2003 gestellten Anträge be- züglich Mehrbelastungen und Entlastungen unterm Strich zu einer um 900 Millionen Euro niedrigeren Net- tokreditaufnahme geführt hätten, (Beifall bei der CDU/CSU – Bettina Hagedorn [SPD]: Absoluter Quatsch!) k V L d B c d D t u H d s S z S S H d S c e e H h e k N s p c a t S (C (D einesfalls zu einer stärkeren Belastung des Haushalts. on daher gehen alle Angriffe gegen die Union hier ins eere. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Lachen bei Abgeordneten der SPD) Zweite Tatsache: Die Kollegin Hermenau hat hier für ie sozialdemokratische Regierungspolitik unter grüner eteiligung den Begriff Schuldenabbau verwandt. Tatsa- he ist: 100 Milliarden Euro zusätzliche Schulden, seit- em Rot-Grün dieses Land in den Ruin treibt. (Zuruf von der CDU/CSU: Trotz 50 Milliarden an UMTS-Erlösen!) as ist die Wahrheit! (Beifall bei der CDU/CSU – Antje Hermenau [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Statt 300 Milliarden!) Dann kommt Herr Schneider aus Thüringen, hält eine olle flotte Rede (Zustimmung bei der SPD) nd sagt: Wir sind für den Kanzler. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) err Schneider, Thüringen ist doch der Landesverband er Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, der die- es Reformwerk, das der thüringische Abgeordnete chneider hier gerade vehement verteidigt hat, mit drei u 20 Stimmen abgelehnt hat. (Beifall bei der CDU/CSU) ie sind in schwerem Wetter, Herr Schneider. Hier blasen ie sich zum Stellvertreter des Bundeskanzlers auf, zu ause werden Sie mit 20 Gegenstimmen im eigenen Lan- esvorstand zerfetzt. „Setzen!“, kann ich da nur sagen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Matschie auch!) Es ist schon abenteuerlich, wenn der Abgeordnete chneider uns hier vorwirft, wir würden die wirtschaftli- he Situation schlechtreden. Waren Sie, Herr Schneider, igentlich in den letzten ein bis zwei Jahren überhaupt inmal in einem Betrieb, wo anständig gearbeitet wurde? aben Sie sich einmal mit Beschäftigten darüber unter- alten, wie die Auftragslage ist? Waren Sie vielleicht inmal im Handel, der unter der schwersten Nachfrage- rise seit dem Zweiten Weltkrieg leidet? (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) icht wir reden die Situation schlecht, sondern die Men- chen merken: Es geht in diesem Land nicht weiter; die olitischen Signale sind falsch gestellt. Deswegen brau- hen wir keine Rede, wo es ein wenig rucken soll, dann ber doch nichts ruckt, sondern wir brauchen einen Poli- ikwechsel für Deutschland. Den haben Sie, lieber Herr chneider, hier in keiner Weise erkennen lassen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) 2980 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 (A) ) (B) ) Steffen Kampeter Es mutet schon lustig an, wenn sich die Grünen hier hinstellen und sagen: Jetzt machen wir das mit Kraft für Deutschland. Waren die Grünen nicht die Partei, wo sich gegen die Rede des Bundeskanzlers, die ein laues Lüft- chen war, schon 50 Kreisverbände ausgesprochen haben und gefordert haben, einen Sonderparteitag mit dem Ziel anzusetzen, den Kanzler zu stoppen? Dort wird wahr- scheinlich die gesamte grüne Parteiführung all ihre Überredungskünste aufwenden müssen, um die Partei wieder auf Linie, sprich auf Kanzlerkurs, zu bringen. (Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Im Gegenteil!) Weder Frau Hermenau noch Frau Hajduk sprechen hier eigentlich für ihre Partei, wenn sie den Kurs des Kanz- lers unterstützen. (Antje Hermenau [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Doch!) Erst der Sonderparteitag wird das zeigen. Auch hier würde ich sagen: Etwas weniger Aufblasen und mehr bei der Wahrheit bleiben. Eine solche Darstellung wäre der Realität näher. (Beifall bei der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: War das jetzt ein Selbstge- spräch? – Weiterer Zuruf von der SPD: Und jetzt die Konzepte!) Wie sehr es diese Regierung mit dem Sparen ernst meint, kann man der „Süddeutschen Zeitung“ entnehmen. Da wird von einem Treffen zwischen Bundeskanzler und Gewerkschaftern berichtet, wo der Bundeskanzler zu- sätzliche Maßnahmen zur Förderung im Sozialbereich in milliardenschwerer Größenordnung versprochen hat. Auf der einen Seite werden wir hier kritisiert, weil wir darauf drängen, dass der Bundeszuschuss an die Bundes- anstalt für Arbeit niedrig gehalten wird, auf der anderen Seite trifft sich der Bundeskanzler mit den Gewerkschaf- ten und verspricht milliardenschwere Programme zur Förderung von Benachteiligten. Meine sehr verehrten Damen und Herren, das ist keine konsistente Politik. Das kritisieren wir und werden es, wie der Kollege Rexrodt gesagt hat, jede Woche kritisieren, wenn die Politik für unser Land nicht besser wird und es deshalb nötig ist. (Beifall bei der CDU/CSU) Jetzt habe ich auch noch die Rede des Staatssekretärs Diller im Ohr. Er hat zum Maastricht-Kriterium gesagt, man wisse noch nicht, wie es da weitergeht usw. Herr Diller, wenn man Zeitung liest, ist man besser infor- miert, als wenn man Ihre Reden hört. Die Europäische Kommission hat den Entwurf zum Defizitkriterium fer- tig gestellt, über den am 8. April entschieden wird. Der Entwurf liegt vor. Wer heute die „Börsen-Zeitung“ gele- sen hat, der weiß: EU rechnet für 2003 mit neuerlichem Defizitver- stoß Deutschlands. Ich will Ihnen das einmal vortragen, vielleicht wissen Sie das wirklich nicht. Dort steht, dass für Deutschland eine Etatlücke von 3,6 Prozent und ein Wirtschafts- wachstum von 0,4 Prozent angenommen wird und dass d 6 k t k m s W Z S t s w s i h J d i f c D t K a g n b e m (C (D er Schuldenstand, der noch vor zwei Jahren bei rund 0 Prozent lag, bei knapp 63 Prozent liegen wird. Das önnen Sie heute in der Zeitung lesen. (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Doppelver- stoß!) Sie aber, Herr Diller, stellen sich hier hin und behaup- en, man könne die Kriterien erfüllen. Diese Angaben önnen doch nur in Abstimmung mit dem Bundesfinanz- inisterium bei der EU-Kommission gemacht worden ein. (Zustimmung bei der CDU/CSU) ollen Sie uns eigentlich für dumm verkaufen? Die ahlen liegen auf dem Tisch, aber Sie tun hier so, als ob ie noch nicht wüssten, dass Deutschland das Defizitkri- erium und das Schuldenstandkriterium verfehlt. Sie ver- uchen hier, eine verfehlte Politik zu verbrämen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der FDP) Eine letzte Anmerkung. Man könnte ja froh sein, enn bezüglich der Kriterien wenigstens die Richtung timmen würde. Aber diese Regierung müsste, wenn sie m Jahre 2006 tatsächlich einen ausgeglichenen Staats- aushalt vorlegen wollte, die Nettokreditaufnahme jedes ahr um einen halben Prozentpunkt des Bruttoinlandpro- ukts abbauen. Das ist nicht erkennbar. Deutschland ist n schwierigem Fahrwasser und die Regierung ist auf alschem Kurs. Das ist eine Analyse, die wir ausspre- hen müssen. Deutschland braucht dringend vor allen ingen einen Politikwechsel. Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Ich erteile dem Kollegen Johannes Kahrs, SPD-Frak- ion, das Wort. (Jürgen Koppelin [FDP]: Der versteht doch gar nichts von dem Thema!) Johannes Kahrs (SPD): Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und ollegen! Die CDU/CSU hat hier eine Aktuelle Stunde ngemeldet. Wir haben drei Redner von der CDU/CSU ehört. Als Hanseat sage ich: Das war weder anständig och redlich, gediegen oder gar reell, das war ein aufge- lasenes, hohles Nichts. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der CDU/ CSU – Zuruf von der SPD: Aber davon war es viel!) Herr Kampeter, Sie wissen doch genau: Im Zweifel ntscheidet die Wirklichkeit. Das sollten Sie einfach ein- al zur Kenntnis nehmen. (Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Sie sollten die Wirklichkeit zur Kenntnis neh- men!) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 2981 (A) ) (B) ) Johannes Kahrs Wir haben hier drei Redner gehört, die eines gemeinsam hatten: (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie waren gut!) Sie haben gemeckert und genölt, aber sie haben keine ei- genen Konzepte und keine eigenen Ideen gebracht. (Albrecht Feibel [CDU/CSU]: Wo sind denn Ihre Konzepte?) Wir, SPD und Grüne, haben Konzepte, um die wir ringen, kämpfen und über die wir diskutieren. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Lachen bei der CDU/CSU) Wir haben Konzepte für dieses Land und wir wissen, wohin wir wollen. Wir sind nicht, wie in der Regel Ihre Parteivorsitzende, lauwarm. Das werden Sie bei der So- zialdemokratischen Partei Deutschlands nicht erleben. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Von uns bekommen Sie klare Aussagen. Wenn wir ei- nen Haushalt präsentieren, dann ist der natürlich an Be- dingungen geknüpft. Das war in der Vergangenheit so und das ist heute so. Um auf meine erste Bemerkung zu- rückzukommen: Wer das nicht akzeptiert, ist weder red- lich noch anständig. Wir alle wissen doch genau: Wenn man einen Haus- halt beschließt, dann ist er an Bedingungen geknüpft. Ein Jahr entwickelt sich und Dinge geschehen. Aber es muss ein Haushalt beschlossen werden. Das haben wir getan, und zwar vor zwölf Tagen. Jetzt fragt man sich natürlich, was Sie geritten hat, (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie haben vor zwölf Tagen die Unwahrheit gesagt!) welche neuen Erkenntnisse Sie in diesen zwölf Tagen gewonnen haben, Herr Kampeter. Mich würde einmal interessieren, was Sie in diesen zwölf Tagen gemacht ha- ben. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Man denkt, Sie würden vielleicht mit den Unwägbarkei- ten des Irakkonfliktes argumentieren. Das könnte ich noch nachvollziehen. Ihre Position ist schwammig; das ist schon gesagt worden. Man könnte auch sagen: Sie ist lauwarm oder erbärmlich. Aber das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist: Sie argumentieren hier mit Fakten, deren Auswirkungen schon bekannt waren, aber Ihre Zahlen sind nicht korrekt. Herr Austermann, Sie wirken korrekt; ich habe auch immer gedacht, dass Sie es sind. Aber die Zahlen, die Sie hier vorgetragen haben, waren es nicht. (Antje Hermenau [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Makulatur!) Ich habe stundenlang in den Haushaltsberatungen ge- sessen und jedes Mal kam die Union (Zuruf von der FDP) – F w D s D e n L m k d w D n I g h g s t – w t B l d g e h c d ü h a v (C (D die FDP nicht immer, nur manchmal – und hat neue orderungen auf den Tisch gelegt, die alle nicht gedeckt aren. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie sagen be- wusst die Unwahrheit!) a fragt man sich doch, was diese ganze Veranstaltung oll! (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) as ist nicht nur unredlich, das ist auch unanständig; re- ll ist es schon gar nicht. Es war von Verantwortung die Rede. Natürlich über- immt die Regierung Verantwortung. Wir reden unser and nicht schlecht, wir sagen nicht, dass Deutschland orgen gegen die Wand fährt. Wir organisieren die Zu- unft dieses Landes, (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) ie Zukunft, die Sie in die Grütze geritten haben und die ir seit viereinhalb Jahren wieder zu retten versuchen. as sollten auch Sie langsam merken. Angesichts der Zahlen muss man sagen, dass wir ei- en vernünftigen Haushalt vorgelegt haben. Jeder von hnen hat sich im Vorfeld, was die Neuverschuldung an- ing, verschätzt. Wir Sozialdemokraten und die Grünen aben einen Haushalt abgeliefert, der unter den zurzeit eltenden Bedingungen (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Zu Ihren Bedin- gungen!) olide und reell ist. Natürlich kennt keiner die langfris- ige Entwicklung. (Zuruf des Abg. Hans Michelbach [CDU/ CSU]) Brüllen Sie doch nicht immer dazwischen! Dadurch ird Ihr Nichts auch nicht größer. (Heiterkeit bei der SPD – Hans Michelbach [CDU/ CSU]: Der Einzige, der brüllt, sind Sie!) Natürlich müssen wir sehen, wie wir gemeinsam wei- er vorankommen. In der Vergangenheit haben wir als asis für solche Aktuellen Stunden – bei Ihnen gab es al- erdings nicht viel Aktuelles – die Steuerschätzungen für ie Monate Mai und November genommen. Die vorlie- enden Zahlen waren die Grundlage für eine offene und hrliche Debatte. Da gab es kein Gefasel, wie wir es eute von Ihnen geboten bekommen haben. Ich weiß nicht, was Sie mit Ihrem Verhalten bezwe- ken. Wenn wir uns auf Ihre Spielchen einlassen wür- en, Herr Austermann, dann müssten wir wöchentlich ber die veränderte wirtschaftliche Lage, Nachtrags- aushalte und anderes mehr debattieren. Das bringt uns ber nicht weiter. Gut gemeint – dass das so ist, setze ich oraus – ist noch lange nicht gut gemacht. (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Laut ge- brüllt ist noch lange nicht gut geredet!) 2982 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 (A) ) (B) ) Johannes Kahrs Wir können feststellen: Die Realität gibt uns Recht. Lassen Sie sich noch eines sagen. Die CDU/CSU ver- hält sich so wie die Tante, von der Alexander Moszkowski vor circa 100 Jahren geschrieben hat: „Die sitzt auf dem Sofa und nimmt übel.“ Vielen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Herr Ober, eine Brechstange, der Witz klemmt!) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Das Wort hat nun der Abgeordnete Stefan Müller, CDU/CSU-Fraktion. (Beifall bei der CDU/CSU) Stefan Müller (Erlangen) (CDU/CSU): Herr Präsident! Meine verehrten Kolleginnen und Kollegen! „Wir haben konsolidiert und wir konsolidie- ren weiter“, verkündete uns Herr Eichel (Johannes Kahrs [SPD]: Guter Mann!) in seiner Rede zum Haushalt am 18. März dieses Jahres. Wenn man diese Aussage hört, dann fragt man sich schon, wer im letzten Jahr Bundesfinanzminister gewe- sen ist. Vielleicht habe ich irgendetwas nicht verstanden, (Zuruf von der SPD: Das kann sein!) aber ich glaube zu wissen, dass ein blauer Brief aus Brüssel nicht unbedingt ein Qualitätssiegel für einen ausgeglichenen Haushalt darstellt. (Beifall bei der CDU/CSU – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Der nächste ist un- terwegs!) Ich habe die Befürchtung, dass wir angesichts Ihrer Haushaltsplanungen in diesem Jahr wieder mit einem Defizitverfahren rechnen müssen. (Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben immer Angst! Das ist Ihr Problem!) Zumindest scheint auch bei Ihrem Haushalt 2003 eher der Wunsch Vater des Gedankens gewesen zu sein als die Realität. Wir haben dieses Spiel schon einmal erlebt; ich erzähle Ihnen da nichts Neues. Im letzten Jahr ist der Bundesfinanzminister aus allen Wolken gefallen, als er plötzlich – Wunder, oh Wunder – festgestellt hat, dass aufgrund der viel zu positiven Pro- gnose sein vermeintlicher Konsolidierungshaushalt in sich zusammengebrochen ist. Sie haben monatelang der deutschen Öffentlichkeit vorgegaukelt, Sie würden das Maastricht-Kriterium von 3 Prozent halten können. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Alles Lüge!) Nach der Wahl mussten Sie dies korrigieren. Die Neu- verschuldung im Jahr 2002 in Höhe von fast 36 Mil- liarden Euro war die zweitgrößte Nettokreditaufnahme und die größte Schuldenzielverfehlung in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. l e v n d s S k b d A W I k A d 4 s 4 T B b u d k e k S d r k t b c u m m w t (C (D Anstatt aus Ihren Fehlern des vergangenen Jahres zu ernen und die Warnungen der Experten, die teilweise in Wirtschaftswachstum von deutlich unter 1 Prozent orhersagen, ernst zu nehmen, baut sich Herr Eichel ei- en Haushalt, der bereits drei Monate nach Jahresbeginn as Papier nicht mehr wert ist, auf dem er gedruckt ist. (Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Eigene Konzepte auf den Tisch!) Herr Eichel hat auch verkündet: Wenn wir ein Wirt- chaftswachstum von 1 Prozent haben und wenn das teuervergünstigungsabbaugesetz durch den Bundesrat ommt, halten wir unser Defizit unter 3 Prozent. – Von eiden Bedingungen wussten Sie schon zum Zeitpunkt es Beschlusses, dass sie nicht erfüllt werden. (Johannes Kahrs (SPD): Na, na! – Jochen- Konrad Fromme (CDU/CSU): Das war Vor- satz!) Ich bin nun wirklich kein pessimistischer Mensch. ber angesichts der zu erwartenden Haushalts- und irtschaftslage müsste man schon ein Träumer sein, um hrem Haushalt überhaupt noch eine Chance geben zu önnen. Dem Haushaltsentwurf liegt eine angenommene rbeitslosigkeit von 3,8 Millionen zugrunde. Die Bun- esregierung selbst geht heute davon aus, dass sie bei ,2 Millionen liegen wird. Jeden Monat werden immer chlechtere Zahlen aus Nürnberg gemeldet, zuletzt über ,6 Millionen. (Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist falsch, was Sie sagen! Das sind falsche Zahlen!) rotzdem bleibt die Bundesregierung dabei, dass die undesanstalt für Arbeit in diesem Jahr keinen Zuschuss ekommen soll – (Johannes Kahrs [SPD]: Das sagt sie selber!) nd das obwohl die Bundesanstalt selber davon ausgeht, ass sie in diesem Jahr einen Zuschuss benötigen wird. (Johannes Kahrs [SPD]: Das ist nicht wahr!) Man braucht keine besonderen hellseherischen Fähig- eiten zu haben, um vorherzusagen, dass Sie auch 2003 inen Nachtragshaushalt werden vorlegen müssen. Ich ann mir schon heute vorstellen, mit welchen Ausreden ie uns am Ende dieses Jahres beglücken werden, um iese desaströse Kassenlage zu erklären: mit der aus Ih- er Sicht wahrscheinlich unerwartet hohen Arbeitslosig- eit, vielleicht einmal wieder mit der falschen Geldpoli- ik der Europäischen Zentralbank, natürlich mit der wie ereits im letzten Jahr für alles verantwortlich zu ma- henden Weltkonjunktur (Manfred Grund [CDU/CSU]: Mit der deut- schen Einheit!) nd mit der bösen Opposition, die Ihren Unsinn im Rah- en des Steuervergünstigungsabbaugesetzes nicht mit- acht, weil dieses Gesetz, wenn es in Kraft treten ürde, die ohnehin schon schwache Konjunktur endgül- ig abwürgen würde. (Beifall bei der CDU/CSU) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 2983 (A) ) (B) ) Stefan Müller (Erlangen) Genau darin liegt das Problem: Jeder Ihrer steuerpoli- tischen Vorschläge, die Sie in das Hohe Haus einbringen, dient einzig und allein dazu, Ihre Haushaltsprobleme in den Griff zu bekommen. (Johannes Kahrs [SPD]: Wo sind denn Ihre Vorschläge?) So ist nicht auszuschließen, dass wir in diesem Jahr über weitere Steuererhöhungen sprechen werden. (Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was wollen Sie denn?) Ihr Fraktionskollege Gernot Erler hat wieder einmal die Mehrwertsteuer ins Gespräch gebracht. (Zurufe von der SPD: Das war der Müller aus dem Saarland!) – Ja, ja. – Über die Zinsabgeltungsteuer, über die wir in Kürze beraten werden, diskutiert Ihre Seite nur unter rein fiskalischen Gesichtspunkten und nicht unter ordnungs- politischen Gesichtspunkten. Meine Damen und Herren, ich halte fest: Dass die Lage in den öffentlichen Haushalten so schlimm ist, liegt einzig und allein daran, dass Sie in den letzten Jahren eine falsche Wirtschafts-, Arbeitsmarkt- und Sozialpoli- tik betrieben haben. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist eine Ignoranz!) Ich fordere Sie auf: Passen Sie Ihren Haushalt endlich der Realität an! Ansonsten bleibt uns nur das Prinzip Hoffnung und die stirbt bekanntlich zuletzt. Wir jeden- falls wollen sie nicht beerdigen. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der FDP) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Ich erteile der Kollegin Violka, SPD-Fraktion, das Wort. (Beifall bei der SPD – Johannes Kahrs [SPD]: Jetzt stell das mal alles wieder richtig!) Simone Violka (SPD): Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Müller, ich muss zunächst einmal etwas richtig stellen: Es ist nicht richtig, dass die Bundesanstalt für Arbeit keinen Zuschuss bekommen soll. Richtig ist, dass sie den ganz einfach nicht will. (Lachen bei der CDU/CSU und der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ein bisschen Kompetenz wäre schön!) – Es ist schön, dass man Sie mit der Wahrheit so erhei- tern kann. Sie sollten jetzt aber weiter zuhören. Christoph Kannengießer, der bisherige Verwaltungs- chef der BA, hat in der „Welt“ – das ist eine Zeitung; ich weiß nicht, ob Sie die ab und zu lesen – unterstrichen, d le k D u W a V w k P h s k e I a F w n H s R w s z u – e v s (C (D ass der Haushalt der Bundesanstalt für Arbeit selbst bei icht erhöhten Arbeitslosenzahlen ohne Zuschüsse aus- ommen kann. (Manfred Grund [CDU/CSU]: Das ist ein Hammer!) as ist ein ehrgeiziges Ziel. Das sollten wir unterstützen nd darauf muss hingewiesen werden. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Diesen Text müsste man mal aktualisie- ren!) Das ist auf jeden Fall realer als Ihre Kaffeesatzleserei. enn Sie wollen, dann sammeln wir einmal den ganzen lten Kaffeesatz. (Manfred Grund [CDU/CSU]: Sammeln Sie Verstand!) ielleicht bekommen Sie mit mehr Kaffeesatz irgend- ann einmal eine realere Politik hin als das, was Sie hier rümelhaft loslassen. Es ist richtig, dass aufgrund der Lage im Irak eine hase der Unsicherheit eingetreten ist. Dies ist im Haus- alt mitberücksichtigt worden. Unser politischer An- pruch ist es aber, durch richtige Entscheidungen und onsequentes Handeln über Reformen diesen Risiken ntgegenzusteuern. (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Es gibt den fünften Jahresplan!) ch kann Sie nur einladen, daran mitzuarbeiten. Ein erster Schritt wäre es, das Steuervergünstigungs- bbaugesetz nicht rigoros abzulehnen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) ür den Fall, dass Sie sagen: „Das wollen und können ir nicht; das haben wir noch nie gewollt“, rate ich Ih- en, einen Blick in die eigenen Papiere zu werfen. In der amburger Erklärung steht – sie sollte Ihnen bekannt ein; das ist eine Erklärung aus dem Jahre 1994 aus Ihren eihen; (Manfred Grund [CDU/CSU]: Das ist fast zehn Jahre her!) enn ich mich richtig erinnere, haben Sie zu dieser Zeit ogar regiert –: Wir fordern, Steuervergünstigungen ab- ubauen. Wir wollen sämtliche Subventionen streichen sw., usw. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Und Steuer- sätze senken!) Herr Kampeter, die senken wir auch. Lesen Sie doch inmal Ihre Papiere nach! (Beifall bei der SPD) Sie sollten auch unsere Papiere nachlesen und sich or Augen führen, wie sehr zum Beispiel die Eingangs- teuersätze bereits gesunken sind und bis zum Jahre 2984 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 (A) ) (B) ) Simone Violka 2005 weiter sinken werden. Das sollten Sie nicht igno- rieren. (Beifall bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Reden wir einmal über Grenz- steuersätze!) Dieses Gesetz sorgt für mehr Steuerehrlichkeit und Steuergerechtigkeit. Mir ist es ein großes Rätsel, warum Sie sich so vehement dagegenstellen. Man kann natür- lich Böses ahnen, aber das will ich noch nicht einmal Ih- nen unterstellen. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Der Steinbrück hat schon einkassiert, was Sie hier verbreiten! Sie machen sich lächerlich!) – Das war jetzt ein schöner Hinweis, Herr Kampeter. Ich mache mich lächerlich? Es gibt einen Herrn Koch, der momentan mit einem Herrn Peer Steinbrück redet und einen Steuerkompromiss auf der Grundlage unseres Ge- setzentwurfs ausarbeitet. Es ist mit Sicherheit kein Zu- fall, dass man darüber in Ihren Reihen schäumt; schließ- lich hat Sie niemand gefragt. In Ihrer Partei macht momentan jeder nur das, was er gerne tun möchte. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Ihre Parteivorsitzende erzählt etwas und auch in Bay- ern gibt es jemanden, der etwas erzählt. Herr Koch redet mit Herrn Steinbrück und handelt irgendetwas aus. Dann heißt es, die Vorschläge von Steinbrück und Koch – er ist in der CDU – gehen weit über die Absprachen mit der Union hinaus. (Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Nur eine Falschmeldung! Sie sind eine Hehlerin! – Ge- genruf des Abg. Johannes Kahrs [SPD]: Lesen bildet!) Hört! Hört! Scheinbar sind Sie nicht in der Lage, mitein- ander zu reden. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Peter Ramsauer [CDU/ CSU]: Nur eine Falschmeldung!) CSU und FDP lehnen das 10-Milliarden-Projekt rigo- ros ab. (Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Sie verbreiten Falschmeldungen wider besseres Wissen!) Wir sind von Ihnen nichts anderes gewöhnt und werden auch nichts weiter erwarten. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Herr Austermann (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Guter Mann!) sagt hier wahrlich: Bitte lehnt den Haushalt ab! Herr Austermann, kommen Sie hierher und sagen Sie dem Mittelstand und der Wirtschaft, warum Sie die Investi- tionen stoppen wollen, (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) d H u li w g n m e D D S k S t h c b i w I n i m w S F b b (C (D enn diese sind im Haushalt enthalten. Wenn Sie den aushalt ablehnen, wollen Sie Investitionen stoppen – nd das in dieser Wirtschaftslage. Das ist unverantwort- ch! Ihre Vorsitzende ist sauer, (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Beruhigungs- tee gefällig?) eil wir beim Irakkrieg nicht mitspielen und sie auf- rund der von uns – Gott sei Dank – gewonnenen Wahl icht in der Lage ist, mit einem Koffer voll Geld, wie da- als Herr Waigel, nach Amerika zu fliegen und dafür in Küsschen von Herrn Bush zu bekommen. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist doch wohl zynisch!) as hätte sie nämlich gern, aber das kriegt sie nicht. eshalb ist sie sauer. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Manfred Grund [CDU/ CSU]: Sie sind doch dumm!) Sie werden nie müde, Steuersenkungen zu fordern. ie werden auch nie müde, Sonderregelungen, die Geld osten, einzufordern. (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Herr Prä- sident, ihr platzt gleich der Kopf!) ie werden auch nicht müde, in der Zeitung zu verbrei- en, das JUMP-Programm solle abgeschafft werden. Das ilft ja auch nur Jugendlichen; die können weg, die brau- hen wir ja nicht. Sie wollen, dass kinderlose nicht berufstätige Frauen ei der Rente bestraft werden. Das zeigt Ihre Kompetenz n der Familienpolitik wieder einmal eindeutig. Daneben ill die CDU die Mehrwertsteuer erhöhen. Da gibt es in hren Reihen einen Ministerpräsidenten Böhmer und ei- en Ministerpräsidenten Müller, die nicht müde werden, mmer wieder diese Forderung aufzustellen. Machen Sie Ihre Hausaufgaben! Arbeiten Sie zusam- en und versuchen Sie nicht permanent, durch irgend- elche Makulaturanträge den Anschein zu erwecken, ie wüssten, wovon Sie reden. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Johannes Kahrs [SPD]: Gute Rede!) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Nun redet der Kollege Fromme für die CDU/CSU- raktion. (Beifall bei der CDU/CSU) Jochen-Konrad Fromme (CDU/CSU): Frau Kollegin Violka, mit demjenigen, der ernsthaft ehauptet, die Bundesanstalt wolle keinen Zuschuss, raucht man sich nicht weiter auseinander zu setzen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 2985 (A) ) (B) ) Jochen-Konrad Fromme Wie hoch muss der Regierung eigentlich das Wasser stehen, wenn sie sich hinter einer Verleumdung der Op- position versteckt? Herr Kollege Diller, warum tragen Sie nicht vor, dass wir Deckungsvorschläge gemacht ha- ben, die aus der Haushaltsrechnung des Vorjahres abge- leitet und begründet waren? (Johannes Kahrs [SPD]: Das ist doch falsch! Das ist unanständig!) Wir haben dezidiert jede Mark belegt, die wir ausgeben wollen. (Beifall bei der CDU/CSU) Wer das leugnet, versucht zu vernebeln. Kein Redner der Koalition hat den Versuch unternom- men, darzulegen, dass hier kein neues Defizit entsteht. Sie haben zunächst unterstellt, dass wir Recht haben, sonst hätten Sie sich dagegen wehren müssen. (Beifall bei der CDU/CSU) Das, was Herr Kahrs vorgetragen hat – Hauptsache, wir haben einen Haushalt, es ist doch völlig egal, wie er wirkt und was darin steht; wir brauchen einen Haushalt und weiter nichts –, ist überhaupt keine Lösung. (Beifall bei der CDU/CSU) „Augen zu und durch“ kann doch keine Lösung sein. (Johannes Kahrs [SPD]: Wie war das denn bei Waigel? Wo sind Ihre Konzepte?) – Ich komme noch darauf zurück. Warten Sie doch ab! (Johannes Kahrs [SPD]: Ich habe schon drei Redner abgewartet!) Sie haben hier ein Bild gezeichnet – Sie sind für das Bild, das Sie zeichnen, auch verantwortlich –, das mit der Realität überhaupt nichts zu tun hat. Warum geben Sie nicht zu, dass Sie in Ihren eigenen Reihen bereits darüber nachdenken, die Wachstumsprognose zu korri- gieren? Müssen wir wieder erst einen Untersuchungs- ausschuss einsetzen, in dem dann von Herrn Eichel ab- gezeichnete Vermerke auftauchen, (Beifall bei der CDU/CSU – Lachen bei der SPD) in denen steht, was er alles zur Kenntnis genommen hat? (Simone Violka [SPD]: Das ist aber gründlich schief gelaufen!) Er hat dann gesagt: Ich bin nicht richtig gefragt worden. Sie sind aber doch für den Eindruck, den Sie vermitteln, verantwortlich und nicht für die Fragen. (Johannes Kahrs [SPD]: Wo sind Ihre Kon- zepte?) Ich sage Ihnen noch etwas: Auch wenn manches, was Herr Eichel gemacht hat, richtig war, gehört er schon deshalb abgelöst, weil er eine Prognose, die zu 100 Pro- zent zugetroffen hat, hinterher als völlig falsch verwor- fen hat. Sie haben die Grundsätze jedes Kämmerers und jedes Vereinskassenwarts verletzt, weil Sie die Einnah- m d – g a S W s g d A – m S I L u s e s W a m A k m D P d H (C (D en zu hoch veranschlagt haben. Sie wissen ganz genau, ass das der Fall ist. (Johannes Kahrs [SPD]: Das ist unredlich!) Sie müssen gerade mit „unredlich“ kommen. Sie belü- en das Volk von vorn bis hinten und plustern sich hier ls redlich auf. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Johannes Kahrs [SPD]: Das ist unanständig! – Weitere Zurufe von der SPD) ie stellen sich hier als Moralapostel hin und leugnen die ahrheit. Auf Ihre Frage nach unseren Rezepten kann ich nur agen: Die Bundesbankvertreter und die Sachverständi- en haben unser Regierungsprogramm, das wir in Dres- en beschlossen haben, abgeschrieben. Das ist unsere lternative. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Johannes Kahrs [SPD]: Wo ist jetzt Ihr Kon- zept?) Das habe ich Ihnen doch gerade gesagt. Vielleicht üssen Sie noch einmal in die erste Klasse gehen, damit ie in der Lage sind, das, was dort steht, nachzulesen. ch habe es jedenfalls lesen können. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Johannes Kahrs [SPD]: Sie haben keine Konzepte!) Jetzt kommen Sie mit zwei neuen Legenden. Die eine egende lautet: Der Krieg war es. Ich finde es schlimm nd halte es für moralisch verwerflich, (Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt!) ich sozusagen hinter den Menschen, die den Krieg mit- rleben, zu verstecken. Das ist das eine. Die zweite Legende lautet – so Herr Poß im Früh- tücksfernsehen –: (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Da vergeht mir der Appetit!) ir haben alles im Griff. Wenn es nicht läuft, liegt es nur n der bösen Opposition, die im Bundesrat noch zustim- en muss. (Beifall bei der SPD) Meine Damen und Herren, wenn Sie mit unsittlichen ngeboten wie dem Steuervergünstigungsabbaugesetz ommen, werden Sie unsere Zustimmung nicht bekom- en. (Beifall bei der CDU/CSU – Zurufe von der SPD) ieses Gesetz zerstört Wachstum. Deshalb ist es unsere flicht, unser Volk, unsere Kommunen und unsere Län- er davor zu bewahren, dass so etwas in Kraft tritt. Ihr err Steinbrück scheint das längst erkannt zu haben. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wohl wahr!) 2986 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 (A) ) (B) ) Jochen-Konrad Fromme Er hat das Gesetz bereits selber beerdigt. Es gibt allerdings eines, das wir ändern müssen. Die Unternehmen haben noch vor kurzem 23 Milliar- den Euro Körperschaftsteuer bezahlt. Das Gesamtsteuer- aufkommen des letzten Jahres war jedoch nur um 7 Milliarden Euro niedriger, obwohl 23 Milliarden Euro von der Wirtschaft fehlten. Sie haben also die Last von 16 Milliarden Euro auf die kleinen Leute und die kleinen Betriebe abgewälzt. Das ist unanständig. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Einer solchen Politik werden wir die Hand nicht rei- chen. Wenn Sie das als Blockade abstempeln, ist das Ausdruck Ihrer Denkweise in der Wahlperiode von 1994 bis 1998, die Sie noch nicht vergessen haben. (Johannes Kahrs [SPD]: Wo sind Ihre Kon- zepte? Sie haben keins!) Das war Ihr Konzept. Wir haben dem Hartz-Konzept zugestimmt, nachdem es aufgrund unserer Verhandlungen mit Ihnen zu etwas Vernünftigem geworden ist, so etwa den Regelungen der niedrigen Beschäftigungsverhältnisse. Immer dann, wenn ein Konzept vernünftig ist, werden wir zustimmen, und immer dann, wenn es falsch ist, werden wir nicht zu- stimmen. Einem Subventionsabbau- oder Steuererhö- hungsgesetz werden wir – bis auf diesen einen Punkt – nicht zustimmen. (Dr. Rainer Wend [SPD]: Bis auf zwei Drittel!) Was ist denn das für ein Ergebnis von fünf Jahren so- zialdemokratischer Politik, wenn Sie die Steuerlast in Höhe von 16 Milliarden Euro – einen ganzen Prozent- punkt der Steuerquote – von den so genannten Reichen auf die kleinen Leute verlagern? Das hätten wir einmal machen sollen. Das hätte einen Generalstreik ausgelöst, nichts anderes. (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Rainer Wend [SPD]: Klassenkampf!) Wir sind es im Übrigen auch leid, dass immer die Ar- beitslosen beschimpft werden. Darunter sind sehr viele, die gern arbeiten möchten. Durch Ihre Politik verhindern Sie Wachstum und hindern Sie diese Menschen, zu ar- beiten. Deswegen kann ich dem Kollegen Kampeter nur zustimmen, der gesagt hat: Wir brauchen dringend einen Politikwechsel. Bezogen auf den Haushalt sage ich: Das beste Konjunkturprogramm, das nichts kostet, wäre ein Rücktritt der Regierung. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Johannes Kahrs [SPD]: Und immer noch keine Konzepte!) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Ich erteile der Abgeordneten Frau Dr. Lötzsch das Wort. Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her- ren! Als hier vor 14 Tagen das Haushaltsgesetz für 2003 v g d m d h n k a d d w o r f tr w A r s O K S K 2 h u D p g te r g – m a u A z b g v C (C (D erabschiedet wurde, wusste jeder – egal ob er ihm zu- estimmt oder ob er es, wie wir als PDS, abgelehnt hat –, ass dieser Haushalt auf tönernen Füßen gebaut ist. Die Prognosen für das Wirtschaftswachstum wurden ehrmals nach unten korrigiert, (Simone Violka [SPD]: Planwirtschaft ist et- was anderes!) ie Haushaltszahlen blieben jedoch gleich. Bei der Haus- altsaufstellung völlig unberücksichtigt blieben die fi- anziellen Auswirkungen des von den USA lange ange- ündigten Krieges gegen den Irak. Als ich während der Haushaltsberatungen diese Frage ufgeworfen habe, bezeichnete Bundesminister Clement erartige Überlegungen als zynisch. Ausgerechnet von er Regierung in Nordrhein-Westfalen wurden dagegen enige Tage nach Kriegsbeginn verschiedene Szenarien ffiziell vorgestellt, die sogar schon durchgerechnet wa- en. Dieses Auseinanderklaffen der Positionen in der Öf- entlichkeit ist doch merkwürdig. Allen ist klar, dass uns dieser Krieg in die Rezession eiben und sich die Arbeitslosigkeit weiter erhöhen ird. Einige Ökonomen sprechen davon, dass 1 Million rbeitsplätze in Deutschland durch diesen Krieg verlo- en gehen könnten. Der Krieg ist also Gift für die Wirt- chaft. Deswegen wundert mich, dass die konservative pposition und die Arbeitgeberverbände gegen den rieg nicht Sturm laufen. (Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos]) ind sie nicht die Ersten, die den Zusammenbruch der onjunktur voraussagen, wenn die Beschäftigten 1 oder Prozent mehr Lohn und Gehalt wollen? Lohn- und Ge- altserhöhungen können wenigstens Nachfrage schaffen nd die Konjunktur ankurbeln. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Jetzt kommen Sie damit! Das ist schon 20 Jahre alt!) och der Krieg wird Deutschland, das extrem vom Ex- ort abhängig ist, besonders hart treffen. Das wissen Sie enauso gut wie ich. Aber nein, Ihre Vorsitzende, Frau Merkel, steht wei- rhin fest an der Seite von George W. Bush. SPD-Gene- alsekretär Olaf Scholz wünscht – das ist wirklich un- laublich – den USA bei ihrem Krieg noch viel Erfolg (Zuruf von der CDU/CSU: Wem denn sonst?) Ich kann Ihnen ganz genau sagen, worum es gehen uss. Es geht darum, dass sowohl die Regierung als uch Sie als konservative Opposition alles tun müssten, m diesen Krieg sofort zu beenden. (Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos]) m Donnerstag vor zwei Wochen haben hier die Vorsit- enden aller Fraktionen Erklärungen abgegeben. Sie ha- en sich zu der Zeit vor und zu der Zeit nach dem Krieg eäußert. Aber keiner der Fraktionsvorsitzenden, weder on der SPD noch von den Grünen noch von der CDU/ SU und der FDP, hat gesagt, was jetzt zu tun ist. Das Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 2987 (A) ) (B) ) Dr. Gesine Lötzsch war das Peinliche und das Schändliche an dieser De- batte. (Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt doch gar nicht!) – Genauso war es. Sehen Sie sich die Reden an! Alle ha- ben gesagt, was vorher war und was nachher sein soll. Dazu äußert sich auch die Bundesregierung. Aber nie- mand von Ihrer Seite hat dargestellt, was Sie jetzt tun wollen, um den Krieg zu beenden. Wo sind Ihre Aktivi- täten? Diese können Sie einmal vorstellen. Vielleicht tut das morgen ja der Bundeskanzler. Die Krönung angesichts der gegenwärtigen finanziel- len Situation ist, dass der Bundeskanzler ankündigt, den Verteidigungshaushalt zu erhöhen, und dass der Verteidi- gungsminister – offensichtlich hat die Bundeswehr noch immer zu viel Geld – den US-Militärs Schnellboote zur Unterstützung anbietet. Dabei wissen Sie, dass diese Vorschläge der Bundesregierung nicht auf die Unterstüt- zung der Bundesbürger stößt. Eine Forsa-Umfrage hat gezeigt, dass eine wesentliche Mehrheit der Bundesbür- ger die Erhöhung des Verteidigungsetats ablehnt. Ich muss zum Schluss kommen. Das eigentliche Thema, dem sich die Bundesregierung widmen müsste, wäre die Erhöhung der Einnahmen. Sie verzichten auf wesentliche Einnahmequellen, zum Beispiel auf die Ein- nahmen aus der Körperschaftsteuer – die Zahlen sind Ih- nen bekannt – oder die Einnahmen aus der Vermögen- steuer. (Johannes Kahrs [SPD]: Und die Wähler haben auf Sie verzichtet! Das ist auch gut so!) Ich denke, wir hätten wesentlich mehr Geld im Haushalt, wenn sich die Bundesregierung ihrer Aufgabe, die Ein- nahmen zu erhöhen, widmen würde. Dann müssten wir nicht so häufig über Defizite sprechen, wie das leider der Fall ist. Danke schön. (Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos]) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Nächster Redner ist der Kollege Dr. Wend, SPD-Frak- tion. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Der Ausschuss- vorsitzende müsste eigentlich wissen, wie es in der Wirtschaft aussieht!) Dr. Rainer Wend (SPD): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her- ren! Ich habe mich in dieser Aktuellen Stunde über Vie- les geärgert. Aber mit dem, was Sie gesagt haben, Frau Lötzsch, schlagen Sie dem Fass den Boden aus. Sie ha- ben unseren Generalsekretär schon fast als Kriegsver- herrlicher dargestellt und gesagt, er wünsche sich einen Erfolg Amerikas. Angesichts dessen muss ich mit aller Deutlichkeit sagen: Aufgrund der militärischen Situation wird Amerika am Ende siegen. Wir alle, die wir einen humanistischen Standpunkt haben, können uns nur wün- s d h d s n h e D a I b D d t b s h g S T k S s G g p s h D S n d S d d R (C (D chen, dass dieser Sieg möglichst errungen wird, damit as unselige Leiden der Bevölkerung im Irak ein Ende at. Das meint unser Generalsekretär und nichts anderes. (Beifall bei der SPD) Zur ökonomischen Situation unseres Landes, die in er Tat schwierig ist: Sie ist deshalb schwierig, weil un- ere Wachstumserwartungen aus verschiedenen Gründen icht erfüllt werden konnten. Die Arbeitslosigkeit ist och und sie ist weiter gestiegen. Das führt zu Minder- innahmen, verbunden mit den bekannten Problemen. arüber hinaus kommt hinzu – es gibt keinen Grund, so bfällig zu lachen, wie Sie das eben getan haben –: Der rakkrieg wird Konsequenzen für unsere Wirtschaft ha- en. Je länger er dauert, umso problematischer wird es. as müssen wir im Auge haben. Wenn die Lage unseres Landes so problematisch ist, ann frage ich Sie: Was ist unsere Aufgabe als demokra- ische Parteien? – Unsere Aufgabe ist es, in einen Wett- ewerb der besten Ideen einzutreten, wie wir diese wirt- chaftliche Lage in den Griff bekommen können. Sie aben heute nicht einmal den Hauch einer Idee vorgetra- en. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Was haben Sie getan? (Johannes Kahrs [SPD]: Gar nichts!) ie haben sich bei Ihren Beschimpfungen überboten: äuschen, Betrügen und Lügen – all das waren Ihren Vo- abeln. (Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Weil es so ist!) ie genießen geradezu jede schlechte Nachricht. Je chlechter sie ist, desto besser. Sie haben aber nicht das eringste dafür anzubieten, wie wir aus dieser schwieri- en Situation herauskommen können. Das ist einer Op- osition unwürdig. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Ich weiß allerdings auch, warum das so ist. Ein we- entlicher Grund ist: Man kann sich fragen, ob Sie über- aupt ein Konzept haben. (Johannes Kahrs [SPD]: Nein!) ie meisten Sozialdemokraten bezweifeln das. (Johannes Kahrs [SPD]: Alle!) elbst wenn Sie eines hätten, wären Sie sich über dieses icht einig. Das wollen Sie heute nicht ans Tageslicht ringen lassen. (Beifall bei der SPD) Als Beispiel nenne ich das Gesetz zum Abbau von teuervergünstigungen, das wir beschlossen haben. Da- urch erhöhen wir die Einnahmen um etwa 15 Milliar- en Euro. Was steht heute in den Tickermeldungen? – oland Koch und Peer Steinbrück einigen sich in einem 2988 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 (A) ) (B) ) Dr. Rainer Wend Kompromisspaket auf Mehreinnahmen von mindestens 10 Milliarden Euro. (Antje Hermenau [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Das ist ja schon mal etwas!) Das sind immerhin zwei Drittel der 15 Milliarden; das ist gar nicht so schlecht. Es geht aber weiter: CSU und FDP lehnten das 10-Milliarden-Paket rigoros ab, erklärte der CSU-Finanzpolitiker Hans Michelbach. (Beifall bei der FDP – Johannes Kahrs [SPD]: Wer ist denn Michelbach?) Sie wissen nicht, was Sie wollen. Koch sagt hü und Michelbach sagt hott. Bei Union und FDP herrscht Ori- entierungslosigkeit. Das sollte durch Ihre Polemik heute nicht zutage kommen. Es kommt aber zutage, weil es deutlich wird. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wir sind immer noch eigenständig!) Ich kann bei anderen Dingen weitermachen. Der Kanzler hat einen Weg, der auch in unseren Reihen schwierig genug ist – wer will das bestreiten –, aufge- zeigt, durch den diese wirtschaftlichen Dinge angepackt werden, nämlich die Agenda 2010. Bei einem Punkt geht es um die kommunalen Finanzen. Wir brauchen eine Verstetigung der Gewerbesteuereinnahmen, damit die Kommunen ihre Finanzbasis erhalten können. Ich frage Sie: Wie stehen Sie zu dem Vorschlag, auch die Einkommen der Freiberufler der Gewerbesteuer zu un- terwerfen? Warum ist es richtig, dass die Tischlerei im Erdgeschoss Gewerbesteuer zahlt, die Arztpraxis im ers- ten Stock aber nicht? Das können Sie uns nicht erklären. Wir sind für eine Verbreiterung der Bemessungsgrund- lage. Bei Ihnen sagen die einen, dass man das tun kann, und die anderen, dass das Verrat an den Freiberuflern ist. Sie wissen nicht, was Sie wollen. Den Kommunen hel- fen Sie mit dem, was Sie vortragen, jedenfalls nicht. (Beifall bei der SPD – Johannes Kahrs [SPD]: Den Bürgern auch nicht!) Ich komme zum nächsten Punkt. Es fällt uns schwer genug, den Bezugszeitraum für das Arbeitslosengeld zu kürzen, um die Lohnnebenkosten zu drücken. (Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Wen entlasten Sie denn nun?) Wir wissen, dass die hohen Lohnnebenkosten ein Pro- blem sind. Die einen von Ihnen sagen, dass ihnen der verkürzte Bezugszeitraum für die Älteren auf 18 Monate nicht ausreiche; es werden 12 Monate gefordert. Ein an- derer, Herr Laumann, sagt im „Focus“, dass die Fraktion die Kürzung des Arbeitslosengeldes nicht mitmacht. (Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Was wollen Sie denn? Sie als Regierung sind ge- fragt!) Fazit: Auch hier herrscht bei der Union blanke Orientie- rungslosigkeit. Sie wissen nicht, wo Sie hinwollen. (Beifall bei der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit g w V s A e g u m n s h B s k S b t D H S r h g s w K m h (C (D Steinen werfen! – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Sie wissen gar nichts!) Bei meinem letzten Punkt geht es um Transferleistun- en, um Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe. Es ist wohl ahr: Die Staatsschulden sind hoch genug. – Nur der ollständigkeit halber: Zwischen 1982 und 1998 haben ie sich vervierfacht. – Wir müssen die Dinge anpacken. ber auch hier sagen die einen auf Ihrer Seite, dass das iner Aushöhlung des Sozialstaates gleichkommt, und ehen gemeinsam mit der CDA zu den Gewerkschaften nd machen sich lieb Kind. Die anderen gehen zum BDI, achen sich dort lieb Kind und sagen, dass das alles och nicht reicht. Das nenne ich blanke Orientierungslo- igkeit. (Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Es är- gert Sie wohl, dass wir bei den Gewerkschaf- ten besser angesehen sind als Sie!) Was Sie heute in der Aktuellen Stunde hier geboten aben, waren – ich wiederhole es – (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nein, bitte nicht wiederholen!) eschimpfungen, ein Schlechtermachen, als es ohnehin chon ist, und kein einziges Konzept, weil Sie entweder eines haben oder untereinander so zerstritten sind, dass ie es nicht darstellen können. Im Wettbewerb um die esten Ideen fallen Sie aus. Eine solch traurige Opposi- ion haben wir lange nicht gesehen! (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Johannes Kahrs [SPD]: Viel zu häufig!) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: Als letzter Redner in dieser Debatte hat der Kollege r. Günter Krings für die CDU/CSU-Fraktion das Wort. (Beifall bei der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Jetzt wird es endlich wieder gut!) Dr. Günter Krings (CDU/CSU): Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren Kollegen! Lieber Herr Kollege Wend, (Johannes Kahrs [SPD]: Er war gut, nicht wahr?) ie haben offenbar bei uns – so habe ich es jedenfalls he- ausgehört – das Positive in der Bewertung Ihrer Haus- alts- und Wirtschaftspolitik vermisst. Dazu fällt mir die ute Frau ein, die einst Erich Kästner gefragt hat: Sie chreiben hervorragende Romane, Herr Kästner. Aber o bleibt bei Ihnen das Positive? – Darauf antwortete ästner: Ja, wo bleibt es denn? (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: War das jetzt ein Gespräch in Ihren ei- genen Reihen?) Eine solche Haushalts- und Wirtschaftspolitik kann an wirklich nur mit fundamentaler Kritik belegen. Ich ätte zum Beispiel auch gerne von Ihnen ein paar Worte Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 2989 (A) ) (B) ) Dr. Günter Krings dazu gehört, warum beispielsweise der SPD-Bundespar- teitag abgesagt worden ist (Simone Violka [SPD]: Machen Sie doch eine Aktuelle Stunde dazu!) und warum der Kanzler landauf, landab Regionalpartei- tage veranstalten muss, um die Regierungspolitik zu er- klären. Offenbar haben Sie vor Ihrer eigenen Basis große Angst. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Wie vor den Gewerkschaften!) Der Bundesfinanzminister hat von dieser Stelle aus und auch andernorts mehrfach erklärt, der aktuelle Haus- halt sei auf Kante genäht. Wenn die Aktuelle Stunde heute ein Ergebnis hervorgebracht hat, dann ist es die Er- kenntnis, (Johannes Kahrs [SPD]: Dass Sie kein Kon- zept haben!) dass diese Naht endgültig geplatzt ist, und zwar kaum drei Monate, nachdem dieser Haushaltskittel angezogen worden ist. Wer bei seiner Haushaltsplanung blauäugig von nur gut 4 Millionen Arbeitslosen ausgeht, wer bei seinen Be- rechnungen für den Finanzbedarf der Bundesanstalt für Arbeit illusorische Zahlen von 1 bis 1,5 Prozent Wirt- schaftswachstum zugrunde legt, während er es mit seiner eigenen Politik zugrunde richtet, wer schließlich auf diese Weise für die Bundesanstalt einen Zuschuss von null errechnet, obwohl schon nach zwei Monaten ein Defizit von 3,5 Milliarden Euro aufgelaufen ist, der hat solide Finanzpolitik endgültig gegen das Prinzip Hoff- nung eingetauscht. (Beifall bei der CDU/CSU – Johannes Kahrs [SPD]: Wo ist denn Ihr Konzept?) – Warten Sie ab! Dazu werde ich noch sprechen. (Lachen bei der SPD) Diese rot-grüne Politik ist das exakte Gegenteil einer nachhaltigen oder generationengerechten Haushalts- und Finanzpolitik. Mir als Vorsitzenden der Jungen Gruppe meiner Frak- tion klingen noch die Worte des Kanzlers vor drei Wo- chen an dieser Stelle in den Ohren, (Johannes Kahrs [SPD]: Wo ist jetzt Ihr Kon- zept?) die EU-Stabilitätskriterien dürften nicht statisch inter- pretiert werden. (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Hört! Hört!) Während der Finanzminister landauf, landab noch Durchhalteparolen ausgibt, hat der Kanzler (Johannes Kahrs [SPD]: Guter Mann!) längst Abschied von einer stabilen Finanzpolitik genom- men. Ein Stabilitätspakt, der nicht statisch ist und keine k s D m r i m d n B r S D d f s I q J d u m t f g n g M w r e – e m v (C (D laren Grenzen kennt, ist eben nicht stabil und verdient einen Namen nicht mehr. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Was hat das mit der Jungen Gruppe zu tun? – Johannes Kahrs [SPD]: Wo ist Ihr Konzept?) iese Bundesregierung scheint etwas grundlegend issverstanden zu haben. Nicht die Verschuldungskrite- ien des Maastricht-Vertrages, sondern das Arbeitsrecht st es, das flexibilisiert werden muss: Mehr Menschen üssen in Arbeit kommen, damit wir den Zuschuss an ie Bundesanstalt wirklich auf null zurückfahren kön- en. Die junge Generation in diesem Land nimmt es dieser undesregierung nicht mehr ab, wenn sie in Sonntags- eden von Nachhaltigkeit spricht und montags neue chulden macht. (Zuruf von der CDU/CSU: Sehr richtig!) ie Zukunftschancen der heute 20- und 30-Jährigen wer- en von einem stetig ansteigenden Finanzbedarf der öf- entlichen Haushalte verfrühstückt. Die Höhe der Ver- chuldung wird auch in diesem Jahr die Summe der nvestitionen im Ergebnis übersteigen. Die Investitions- uote bewegt sich bei einer Schamgrenze von 10 Prozent. eder sechste Euro dieses Haushaltes wird inzwischen für ie Zahlung von Zinsen verwandt. (Johannes Kahrs [SPD]: Wo ist denn Ihr Kon- zept?) Wir haben in Deutschland nur noch wenige Jahre Zeit, m unsere Haushalts- und Arbeitsmarktpolitik dem de- ographischen Wandel anzupassen. Wenn wir den Sta- us-quo-Verteidigern auf der linken Seite dieses Hauses olgen, wird in 30 Jahren jeder Arbeitnehmer – statistisch esehen – seinen Rentner mit nach Hause nehmen kön- en und die Lohnzusatzkosten werden bei 65 Prozent lie- en. Das ist keine Politik mit Zukunft. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- neten der FDP) Wenn in der SPD-Fraktion Kollegen wie Franz üntefering oder Olaf Scholz (Johannes Kahrs [SPD]: Guter Generalsekre- tär! Er kommt aus Hamburg!) eiterhin grundlegende Reformen in der Sozialversiche- ung blockieren, wandeln sie den Generationenvertrag in inen Vertrag zulasten der jungen Generation um. (Johannes Kahrs [SPD]: Wo ist denn Ihr Kon- zept, junger Mann?) Hören Sie am besten einmal zu! Sie können hier noch twas lernen. – Die wenigen von morgen können un- öglich die Schulden zurückzahlen, die ihnen die vielen on heute hinterlassen werden. (Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das sagen Sie einmal Ihrer eigenen Partei!) 2990 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 (A) (C) (B) (D) Dr. Günter Krings Eine Politik, die sich das Prädikat Nachhaltigkeit ver- dienen will, (Johannes Kahrs [SPD]: Das ist unser Konzept!) muss daher endlich ernsthaft den Hebel auf der Ausga- benseite ansetzen. Das haben Sie bis heute nicht verstan- den. (Zurufe von der SPD) – Sie wollten doch etwas Konzeptionelles von mir hö- ren. Hören Sie zu, damit Sie etwas lernen! Am besten schreiben Sie mit. (Johannes Kahrs [SPD]: Dann kommen Sie doch mal mit Ihrem Konzept!) Sie muss bereit sein, staatliche Aufgaben ernsthaft auf den Prüfstand zu stellen, statt immer neue Aufgaben zu übernehmen. (Johannes Kahrs [SPD]: Welche?) Sie muss beispielsweise die Sozialhilfe so ausgestalten, dass sie wieder dazu dient, ku überbrücken – das ist ihr ursp dauerhaft zu alimentieren. W endlich damit aufhören, Geld zu stecken und damit Steuern ren. Meine Damen und Herren, eigene Fraktion. Dann werden die Jüngeren bei Ihnen längst mit dieser generationenun- gerechten Politik unzufrieden sind. Ich würde mich freuen, wenn die Regierungsjugend, die bei Ihnen ja bis etwa 50 geht, nicht nur schöne, kluge Papiere produzie- ren, sondern sich auch einmal gegen die verbalen Beton- mischer in den eigenen Reihen durchsetzen würde. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) Die Union will den fairen Ausgleich zwischen den Generationen. Das gilt auch für die Haushaltspolitik. Ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben, dass wir in Ihren Reihen, auf der linken Seite des Hauses, vielleicht doch noch den einen oder anderen Mitstreiter gewinnen wer- den. Danke schön. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir sind ganz viele!) Vizepräsident Dr. Norbert Lammert: ndet. Wir sind damit am ung. g des Deutschen Bundes- den 3. April 2003, 9 Uhr, 1 Uhr) Berichtig 34. Sitzung, Seite 2815 zweite Satz ist wie folgt zu le rauf hin: Während das Soll d genüber 2002 um 1,7 Prozent des Einzelplans 23 um runde Euro.“ ung (C), dritter Absatz, der sen: „Aber ich weise da- es Gesamthaushaltes ge- sinkt, steigt der Plafond 2 Prozent, 70 Millionen rzfristige Lebenskrisen zu rünglicher Zweck –, statt ir müssen in der Politik in Industrien von gestern von morgen zu produzie- horchen Sie einmal in Ihre Sie feststellen, dass auch Die Aktuelle Stunde ist bee Schluss der heutigen Tagesordn Ich berufe die nächste Sitzun tages auf morgen, Donnerstag, ein. Die Sitzung ist geschlossen. (Schluss: 17.0 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 2991 (A) ) (B) ) lich die Rentenversicherung zu stärken, tatsächlich verwandt? Es ist vorgesehen, in diesem Arbeitsbereich insgesamt der Einführung der Ökosteuer zu dem geplanten Zweck, näm- b eitskräfte verteilen sich auf insgesamt 101 Standorte. Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Karl Diller auf die Fragen der Abgeordneten Hannelore Roedel (CDU/CSU) (Druck- sache 15/724, Fragen 32 und 33): Wie hoch ist seit der Einführung der Ökosteuer das daraus resultierende jährliche Aufkommen? Wie viele der Ökosteuereinnahmen wurden jährlich seit Z t 2 1 n s u d Z w d 1 i b b d d t A d A s Z f t B g h H 5 P H s t 3 z f Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bätzing, Sabine SPD 02.04.2003 Bindig, Rudolf SPD 02.04.2003* Deittert, Hubert CDU/CSU 02.04.2003* Fahrenschon, Georg CDU/CSU 02.04.2003 Freiherr von und zu Guttenberg, Karl- Theodor CDU/CSU 02.04.2003* Hedrich, Klaus-Jürgen CDU/CSU 02.04.2003* Hörster, Joachim CDU/CSU 02.04.2003* Jäger, Renate SPD 02.04.2003* Jonas, Klaus Werner SPD 02.04.2003* Dr. Köhler, Heinz SPD 02.04.2003 Kramme, Anette SPD 02.04.2003 Letzgus, Peter CDU/CSU 02.04.2003* Lintner, Eduard CDU/CSU 02.04.2003* Dr. Lucyga, Christine SPD 02.04.2003* Möllemann, Jürgen W. fraktionslos 02.04.2003 Riester, Walter SPD 02.04.2003* Dr. Scheer, Hermann SPD 02.04.2003* Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 02.04.2003 Tritz, Marianne BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.04.2003* Wegener, Hedi SPD 02.04.2003* Welt, Jochen SPD 02.04.2003 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht u Frage 32: Das rechnerische Aufkommen aus der Ökosteuer be- rug: 4,3 Milliarden Euro in 1999; 8,8 Milliarden Euro in 000; 11,8 Milliarden Euro in 2001 und geschätzte 4,6 Milliarden Euro in 2002. Das endgültige Aufkommen für das Jahr 2002 steht och nicht fest, weil der Ökosteueranteil des Mineralöl- teueraufkommens nur rechnerisch ermittel werden kann nd die dafür erforderlichen statistischen Mengendaten erzeit noch nicht endgültig vorliegen. u Frage 33: Im Zusammenhang mit der Einführung der Ökosteuer urden der Rentenversicherung Mehrleistungen aus em Bundeshaushalt in Höhe von: 4,5 Milliarden Euro 999; 8,4 Milliarden Euro in 2000; 11,2 Milliarden Euro n 2001 und 13,7 Milliarden Euro in 2002 zugeführt. Sie asieren überwiegend auf betragsmäßigen Festschrei- ungen im SGB VI, die ab dem Jahr 2004 entsprechend er Veränderungsrate der Bruttolohn- und -gehaltssumme ynamisiert werden, sowie den Regelungen über die Be- räge für Kindererziehungszeiten. nlage 3 Antwort es Parl. Staatssekretärs Karl Diller auf die Fragen des bgeordneten Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU) (Druck- ache 15/724, Fragen 34 und 35): Wie weit ist die Strukturreform in der Bundesfinanzver- waltung umgesetzt? Welchen Teil des bis 2003 geplanten Einsparvolumens von rund 360 Millionen Euro hat die Strukturreform in der Bundesfinanzverwaltung bislang erbracht? u Frage 34: Die seit Beginn des Jahres 2002 in der Umsetzung be- indliche Strukturreform in der Bundesfinanzverwal- ung ist entsprechend den Vorgaben des Ende 2001 von undesminister Eichel vorgelegten Feinkonzepts voran- ebracht worden. In den verschiedenen Verwaltungsbereichen sind bis- er konkret folgende Maßnahmen umgesetzt worden: In der Zollverwaltung wurde die Zahl der klassischen auptzollämter zum 1. Januar 2002 von 84 um 30 auf 4 reduziert. Ferner wurden die 21 Hauptzollämter für rüfungen aufgehoben und in 31 der verbleibenden auptzollämter integriert. Von den bis ins Jahr 2000 be- tehenden 227 Binnenzollämtern und 164 Grenzzolläm- ern, also insgesamt 391 Zollämtern, sind bislang bereits 1 Binnenzollämter aufgehoben worden. Bei 37 Haupt- ollämtern wurden eigenständige Sachgebiete „Bekämp- ung der illegalen Beschäftigung“ eingerichtet. Die Ar- 2992 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 (A) ) (B) ) 2 500 Beamte einzusetzen. Zurzeit sind rund 2 100 der eingerichteten Dienstposten besetzt. Im Zuge der Neustrukturierung der Zollverwaltung sind vier weitere Mobile Kontrollgruppen eingerichtet worden. Die Gesamtzahl beläuft sich heute auf 45 Grup- pen mit rund 700 Beschäftigten. Die Umsetzung der organisatorischen Neustrukturie- rung des Zollfahndungsdienstes ist im Wesentlichen vollzogen. Die verbliebenen acht Zollfahndungsämter wurden mit In-Kraft-Treten des Gesetzes zur Neurege- lung des Zollfahndungsdienstes am 24. August 2002 dem Zollkriminalamt unterstellt. Die Umsetzung inter- ner Strukturmaßnahmen, das heißt insbesondere die ver- stärkte Ausrichtung auf die Bekämpfung der schweren Kriminalität und der Erscheinungsformen der organisier- ten Kriminalität, ist mittelfristig angelegt und bedarf noch weiterer personalwirtschaftlicher und fachlicher Konsolidierungsmaßnahmen. Mit Wirkung vom 1. Juli 2002 wurde unter Zusam- menführung von sechs Rechenzentren der Bundesfinanz- verwaltung ein neues Zentrum für Informations- und Da- tentechnik der Bundesfinanzverwaltung mit Hauptsitz in Frankfurt errichtet. Von den zu Beginn der Neuorganisation des Kassen- wesens bestehenden 17 Bundeskassen mit einer Außen- stelle sind acht Bundeskassen mit sieben Außenstellen verblieben. Die derzeitigen Außenstellen werden sukzes- sive bis Ende 2004 aufgehoben. Die drei bisherigen Bildungszentren wurden zum 1. Januar 2002 zu einer zentralen Bildungseinrichtung zusammengeführt. Personalwirtschaftlich ist die Strukturreform in allen Verwaltungsbereichen auf der Grundlage von entwickel- ten Grundsätzen der Sozialverträglichkeit umgesetzt worden. Um auch im Zusammenhang mit der EU-Ost- erweiterung einen sozialverträglichen Personalabbau zu gewährleisten, ist bei den betroffenen Beschäftigten eine Sozialabfrage durchgeführt worden. Den Beschäftigten, denen nach dem Ergebnis dieser Abfrage ein Einsatz im gesamten Bundesgebiet zugemutet werden kann, wurden mittels einer ersten umfangreichen Stellenausschreibung bundesweit vielfältige Möglichkeiten eines künftigen Einsatzes aufgezeigt. Eine weitere Stellenausschreibung steht kurz vor der Veröffentlichung. Für die Beschäftig- ten, denen aufgrund ihrer bei der Abfrage ermittelten so- zialen Situation ein heimatferner Einsatz nicht zugemutet werden soll, wird derzeit geprüft, inwieweit unter ande- rem durch Aufgabenverlagerung zusätzliche heimatnahe Verwendungsmöglichkeiten geschaffen werden können. Auf der Grundlage der Ergebnisse des Projektes NIMBUS (Neuordnung des Immobilienmanagements des Bundes im Geschäftsbereich des Bundesministeri- ums der Finanzen) soll die Bundesvermögensverwaltung mit rund 6 900 Beschäftigten zum 1. Januar 2004 in eine unternehmerisch geführte Anstalt des öffentlichen Rechts überführt werden. Im Projekt NIMBUS galt es, die Organisationsstrukturen der Bundesvermögensver- waltung an die veränderte Aufgabenstellung anzupassen. Zugleich sollten die Rahmenbedingungen für eine effek- tive Aufgabenerledigung verbessert werden. o g li b Z m s v ä d B m lu u F li B m F d R K v s d u d m l s g m d F f g d d z Z s l b A d d ( s l (C (D An die Stelle der dreistufig gegliederten Verwaltungs- rganisation soll ein fachgesteuerter, unternehmerisch eführter Betrieb in der Rechtsform einer Anstalt öffent- chen Rechts mit ergebnisverantwortlichen Geschäfts- ereichen treten. Die neue Organisationsform soll in eine entrale und regionale Geschäftsbereichsvertretungen it ausgelagerten Arbeitseinheiten vor Ort gegliedert ein. Im Bereich der Oberbehörden der Bundesfinanz- erwaltung wurden die Aufgaben der Bundesaufsichts- mter für das Kreditwesen, das Versicherungswesen und en Wertpapierhandel in der zum 1. Mai 2002 errichteten undesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht zusam- engeführt. In einem Folgeprojekt der Strukturentwick- ng werden zurzeit die Planungsvorgaben konkretisiert, m gegen Mitte dieses Jahrzehnts das Bundesamt für inanzen auf die Wahrnehmung ausschließlich steuer- cher Aufgaben auszurichten sowie die Aufgaben des undesamtes zur Regelung offener Vermögensfragen it den Aufgaben zentrale Dienste des Bundesamtes für inanzen zu einer Oberbehörde für zentrale Dienste in er Bundesfinanzverwaltung zu verschmelzen. In diesem ahmen werden auch die Grundlagen für eine stärkere onzentration der IT-Einrichtungen der Bundesfinanz- erwaltung gelegt. Die Umsetzung der Verwaltungsreform hat selbstver- tändlich auch Auswirkungen auf die Struktur des Bun- esministeriums der Finanzen selbst. So wurde die Zoll- nd Verbrauchsteuerabteilung im vergangenen Jahr um rei Referate gestrafft. Zudem sollen die nicht unbedingt inisteriellen Aufgaben der Steuerabteilung unter Auf- ösung von einer Unterabteilung und fünf Referaten bis pätestens 2008 an das Bundesamt für Finanzen verla- ert werden. Mit Errichtung der Bundesanstalt für Im- obilienaufgaben Anfang des kommenden Jahres wird ie Liegenschaftsabteilung des Bundesministeriums der inanzen aufgelöst; die verbleibenden zwei bis drei Re- erate werden einer anderen Abteilung angegliedert. Ins- esamt konnte der Höchstbestand an Referaten im Bun- esministerium der Finanzen von 187 Referaten Ende es Jahres 1998 um 24 Referate auf derzeit 163 Referate urückgeführt werden. u Frage 35: Die in der Finanzplanung bis 2003 vorgesehenen Ein- parungen im Zusammenhang mit der Strukturentwick- ung Bundesfinanzverwaltung wurden vollständig er- racht. nlage 4 Antwort es Parl. Staatssekretärs Rezzo Schlauch auf die Frage es Abgeordneten Robert Hochbaum (CDU/CSU), Drucksache 15/724, Frage 41) Gibt es Förderinstrumente der BA, die speziell auf die ar- beitsmarktpolitischen Besonderheiten der neuen Bundeslän- der ausgerichtet sind und nur dort Gültigkeit haben? Der Bundesanstalt für Arbeit stehen keine Förderin- trumente zur Verfügung, die nur in den neuen Bundes- ändern Gültigkeit besitzen. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 36. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 2993 (A) (C) (B) ) Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rezzo Schlauch auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Christoph Bergner (CDU/CSU) (Drucksache 15/752, Fragen 42 und 43): Kann die Bundesregierung die Behauptung bestätigen, die BA habe den Arbeitsämtern Weisung erteilt, Pflichtleistungen nach dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch (SGB II) einzu- schränken? Inwiefern ist die Aussage in der Pressemitteilung Nr. 16/03 der BA vom 11. März 2003 „Der Gesetzgeber will ... mehr Wettbewerb auf dem Weiterbildungsmarkt erreichen und nimmt eine damit verbundene Marktbereinigung in Kauf“ mit der Entschließung des Deutschen Bundestages vom 15. No- vember 2002 auf Bundestagsdrucksache 15/98 zum Ersten Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt, „Hartz I“ – Bundestagsdrucksache 15/25, vereinbar, mit der die Bundesregierung unter anderem aufgefordert wird, sicher- zustellen, dass sich bei der Anwendung der neuen Regelungen über die Weiterbildungsförderung bewährte Bildungsstruktu- ren positiv weiterentwickeln können? Zu Frage 42: bei der geförderten beruflichen Weiterbildung – auch wegen der dafür aufgewendeten Mittel – die Eingliede- rung in den Arbeitsmarkt im Vordergrund stehen müsse. Maßstab sei die Eingliederung, nicht die Auslastung der Bildungsinstitute. Ich teile diese Auffassung im Grund- satz. Wir wollen durch berufliche Weiterbildung die Ein- gliederungschancen so verbessern, dass Arbeitslose wie- der in den ersten Arbeitsmarkt kommen. Hier sehe ich keinen Widerspruch zu der Entschließung des Deutschen Bundestages. Ich verkenne nicht, dass die Situation für die Bil- dungsträger momentan schwierig ist, da die neuen Bil- dungsgutscheine, die gestiegenen Anforderungen an die Effizienz beruflicher Weiterbildung und die Haushalts- mittelsituation zusammenkommen. Ich gehe aber davon aus, dass die Bemühungen zur Verbesserung der Effi- zienz beruflicher Weiterbildung die Eingliederungschan- cen nach Weiterbildung trotz der insgesamt schwierigen Arbeitsmarktsituation voraussichtlich deutlich verbessern werden. Davon profitieren Teilnehmer an Weiterbildung, die Beitragszahler zur Arbeitsförderung und letztlich Auf Pflichtleistungen nach dem Dritten Buch Sozial- gesetzbuch (nicht Zweites Buch Sozialgesetzbuch) be- steht bei Vorliegen der Leistungsvoraussetzungen ein Rechtsanspruch, der nicht eingeschränkt werden kann. Die Bundesanstalt für Arbeit hat bei Pflichtleistungen auch keinen Ermessensspielraum. Die genannte Be- hauptung kann ich in Bezug auf die Hauptstelle der Bundesanstalt für Arbeit nicht bestätigen. Mir ist je- doch bekannt geworden, dass ein Arbeitsamt (Arbeits- amt Bad Oldesloe) mit amtsinternen Regelungen für seinen Bereich Regelungen aufgestellt hat, die nicht im Einklang mit geltendem Recht standen. Diese Rege- lung ist nach Bekanntwerden sofort außer Kraft ge- setzt worden. Zu Frage 43: Die Bundesanstalt für Arbeit hat in der von Ihnen ge- nannten Pressemitteilung deutlich herausgestellt, dass a d z V f i d t t B f g s ß m g m (D uch Weiterbildungsträger. Dass mit den Neuregelungen er Wettbewerb gestärkt werden sollte, ist im Übrigen utreffend und entspricht einer Forderung, die in der ergangenheit von vielen Seiten erhoben worden ist. Sie inden die Aussage in Bezug auf mehr Wettbewerb auch n der Gesetzesbegründung zum Ersten Gesetz für mo- erne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt auf Bundes- agsdrucksache 15/25 (zu § 77 auf Seite 29). Dass es eine Bestandsgarantie für einzelne Bildungs- räger nicht geben kann, versteht sich von selbst. Die undesregierung geht davon aus, dass bisher gut und er- olgreich arbeitende Weiterbildungsträger die Situation emeinsam mit der Bundesanstalt meistern werden. Ich ehe insoweit auch keinen Widerspruch zu der Entschlie- ung des Deutschen Bundestages, räume aber ein, dass an in der momentan schwierigen und für Bildungsträ- er auch neuen Situation Pressemitteilungen auch mit ehr Einfühlungsvermögen verfassen kann. 36. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 2. April 2003 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5
    Rede von Dr. Hermann Otto Solms
    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)