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    Plenarprotokoll 15/33 1. Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundes- präsidialamt (Drucksachen 15/551, 15/572) . . . . . . . . . 2. Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksachen 15/552, 15/572) . . . . . . . . . 3. Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksachen 15/553, 15/572) . . . . . . . . . Bundesrechnungshof (Drucksachen 15/567, 15/572) . . . . . . . . . Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . Walter Schöler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Günter Rexrodt FDP . . . . . . . . . . . . . . . . Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . Rainer Brüderle FDP . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Andreas Pinkwart FDP . . . . . . . . . . . . . . Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ 2553 B 2553 C 2553 D 2554 A 2554 D 2558 D 2563 C 2566 C 2571 A 2573 D 2575 C 2577 D 2582 C Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 33. Sitzung Berlin, Dienstag, den 18. März 2003 I n h a l t : Tagesordnungspunkt I: Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2003 (Haushaltsgesetz 2003) (Drucksachen 15/150, 15/402) . . . . . . . . . Zur Geschäftsordnung: Carl-Ludwig Thiele FDP . . . . . . . . . . . . . . . . Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . Abschließende Beratung ohne Aussprache in Verbindung mit 5. Einzelplan 32 Bundesschuld (Drucksache 15/570) . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit 6. Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung (Drucksache 15/571) . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit 7. Einzelplan 20 2553 B 2554 B 2554 C 2554 A 2554 A 4. Einzelplan 08 Bundesministerium der Finanzen (Drucksachen 15/558, 15/572) . . . . . . . . . DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans Michelbach CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Bernhard Brinkmann (Hildesheim) SPD . . .2553 D 2583 D 2585 D 2588 B II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 18. März 2003 Dr. Michael Meister CDU/CSU . . . . . . . . . . Jörg-Otto Spiller SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . Klaas Hübner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8. Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung und Forschung (Drucksachen 15/569, 15/572) . . . . . . . . . Klaus-Peter Willsch CDU/CSU . . . . . . . . . . . Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Carsten Schneider SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . Ilse Aigner CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Pieper FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alexander Bonde BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Katherina Reiche CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kretschmer CDU/CSU . . . . . . . Christoph Hartmann (Homburg) FDP . . . . . . Hans-Josef Fell BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Martin Mayer (Siegertsbrunn) CDU/CSU Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Rachel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 2625 A Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2625 A 9. Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Drucksachen 15/565, 15/572) . . . . . . . . . Antje Tillmann CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Bettina Hagedorn SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . Ina Lenke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jutta Dümpe-Krüger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Maria Böhmer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Nicolette Kressl SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andreas Scheuer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . Renate Schmidt, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Maria Eichhorn CDU/CSU . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 10. Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern (Drucksachen 15/556, 15/572) . . . . . . . . . Beatrix Philipp CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Klaus Hagemann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Silke Stokar von Neuforn BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Susanne Jaffke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) SPD . . . . . . . . Dorothee Mantel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . Otto Schily, Bundesminister BMI . . . . . . . . . Thomas Strobl (Heilbronn) CDU/CSU . . . . . Otto Schily, Bundesminister BMI . . . . . . . . . Norbert Barthle CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Burgbacher FDP . . . . . . . . . . . . . . . 11. Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz (Drucksachen 15/557, 15/572) . . . . . . . . . in Verbindung mit 12. Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksachen 15/566, 15/572) . . . . . . . . . Norbert Barthle CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinz Köhler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Funke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Dr. Norbert Röttgen CDU/CSU . . . . . . . . . . Joachim Stünker SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Götzer CDU/CSU . . . . . . . . . . Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . 20. Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (Drucksachen 15/561, 15/572) . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2590 B 2594 A 2596 C 2598 B 2600 A 2600 B 2602 B 2603 C 2605 B 2607 C 2609 A 2610 C 2612 C 2615 A 2617 C 2618 A 2619 C 2621 A 2622 C 2623 B 2627 B 2627 C 2630 C 2634 C 2636 C 2638 A 2640 C 2642 B 2644 C 2645 A 2648 A 2649 B 2650 C 2652 D 2655 B 2657 B 2658 D 2660 A 2661 C 2663 C 2666 C 2667 C 2667 D 2668 D 2669 B 2671 B 2671 B 2671 C 2672 D 2674 A 2675 B 2676 B 2679 B 2680 D 2681 D 2683 C 2685 D 2686 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 18. März 2003 III Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Neuabdruck – aus technischen Gründen – einer zu Protokoll gegebenen Rede zur Be- ratung der Anträge: – Für eine nachhaltige Agrarpolitik und einen gerechten Interessenausgleich bei den laufenden WTO-Verhandlun- gen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – WTO-Verhandlungen – Europäisches Landwirtschaftsmodell absichern . . . . (31. Sitzung; Tagesordnungspunkt 11 und Zu- satztagesordnungspunkt 9) Reinhold Hemker SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung über den Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2003; hier: Einzelplan 12 – Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen . . . (Tagesordnungspunkt I.20) Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . . . . . . . . . Uwe Göllner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Friedrich (Bayreuth) FDP . . . . . . . . . Wolfgang Spanier SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . Arnold Vaatz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . Gunter Weißgerber SPD . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Fischer (Hamburg) CDU/CSU . . . . . . . Norbert Barthle CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Manfred Stolpe, Bundesminister BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2687 A 2687 B 2687 B 2687 C 2688 C 2688 C 2689 A 2689 D 2690 D 2692 B 2693 B 2694 D 2696 B 2697 C 2699 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 18. März 2003 2553 (A) (C) (B) (D) 33. Sitzung Berlin, Dienstag, den 18. März 2003 Beginn: 12.00 Uhr
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    1) Anlage 3 Nach einer interfraktionellen Vereinbarung waren für die Aussprache 90 Minuten vorgesehen. – Der Wider- spruch hält sich in Grenzen. Damit hätte das so beschlos- sen werden können, wenn die beteiligten Fraktionen und insbesondere die benannten Redner nicht großmütig da- rauf verzichtet hätten, ihre angedrohten Reden tatsäch- lich zu halten. (Beifall im ganzen Hause) Tatsächlich haben für die SPD die Kollegen Uwe Göllner, Wolfgang Spanier und Gunter Weißgerber, für die CDU/CSU die Kollegen Bartholomäus Kalb, Arnold Vaatz, Norbert Barthle und Dirk Fischer, für Bündnis 90/ Die Grünen die Kollegin Franziska Eichstädt-Bohlig, für die FDP der Kollege Horst Friedrich und schließlich auch der Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe ihre sorgfältig vorbereiteten Reden zu Protokoll gegeben.1) Dies ist ein beispielhafter Beitrag zur Humanisierung der Arbeitswelt, (Heiterkeit und Beifall im ganzen Hause) für den ich mich insbesondere im Namen all der Kolle- ginnen und Kollegen bedanken möchte, die ohnehin Änderungsantrag der Fraktion der CDU/CSU auf Drucksache 15/646: Wer stimmt für diesen Antrag? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Auch dies ist keine Mehrheit. Änderungsantrag der FDP auf Drucksache 15/641: Wer stimmt für diesen Antrag? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Abgelehnt. Wer stimmt für den Änderungsantrag der FDP auf Drucksache 15/642? – Wer stimmt dagegen? – Wer ent- hält sich? – Auch dieser Antrag hat nicht die ausrei- chende Mehrheit. Abstimmung über den Änderungsantrag der FDP auf Drucksache 15/643: Wer stimmt für diesen Antrag? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Dieser An- trag hat keine Mehrheit. Abstimmung über den Änderungsantrag der FDP auf Drucksache 15/645: Wer stimmt für diesen Antrag? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Das alles sieht mir sehr nach Absprache aus. (Heiterkeit) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 18. März 2003 2687 (A) (C) (B) (D) wirtschaftsmodell absichern (Tagesordnungspunkt 11 und Zusatztagesord- nungspunkt 9) Erstens. Im Jahre 1999 flossen nach Angaben der OECD über Steuern und andere Abgaben 118 Milliarden Euro direkt und indirekt in die Gemeinsame Agrarpoli- Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union Anlage 2 Neuabdruck, aus technischen Gründen, einer zu Protokoll gegebenen Rede Zur Beratung der Anträge: – Für eine nachhaltige Agrarpolitik und einen gerechten Interessenausgleich bei den lau- fenden WTO-Verhandlungen – WTO-Verhandlungen – Europäisches Land- Reinhold Hemker (SPD): Die Bemühungen Deutsch- lands im Rahmen des Strukturwandels in den ländlichen Regionen sind Teil einer Entwicklung, die zu einem glo- balen Agrarkonzept führen muss. Dabei muss deutlich sein: Die Prinzipien der Kohärenz und Komplementarität sind richtungsweisende, globale Elemente einer gesamt- politischen Ausrichtung der EU. Dieser Ausrichtung ist auch Deutschland verpflichtet. Die laufenden WTO-Ver- handlungen – nicht nur bezogen auf den Agrarteil in Kom- bination mit der Ernährungswirtschaft – legen wesent- liche Bedingungen für diese Entwicklung fest. Und unsere Landwirte und Landwirtinnen leisten in den verschiede- nen Regionen Deutschlands schon jetzt mit einer stand- ortgerechten und auch ökologischen Produktionsweise einen Beitrag dazu. Es geht darum, im Sinne des Dreiklangs der Nachhal- tigkeitskonzeption, die ökonomischen Kriterien mit dem Aufbau und Ausbau der Produktion, die ökologische Notwendigkeit für die Bewahrung der Schöpfung und die sozialen Ziele der Sicherung der Lebensverhältnisse bei der Schaffung und dem Erhalt der Ernährungssicher- heit zu berücksichtigen. Dies gilt für alle am WTO-Ver- handlungsprozess beteiligten Länder. Vor diesem Hinter- grund geht es darum, bei den Verhandlungen einen Ausgleich zwischen der Öffnung der Märkte und den be- rechtigten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Anlie- gen der WTO-Partner zu finden. Ich verweise in diesem Zusammenhang exemplarisch auf das EU-Ratsdokument Nr. 11658/02 mit dem inhalt- lichen Schwerpunkt der Bekämpfung der ländlichen Armut, das gestern noch im Ausschuss für Verbraucher- schutz, Ernährung und Landwirtschaft auf der Tages- ordnung stand. Es geht darum, die verschiedenen Poli- tikbereiche bei den WTO-Verhandlungen so aufeinander abzustimmen, dass die Lebensverhältnisse in den ländli- chen Räumen – unter besonderer Berücksichtigung der Agrar- und Ernährungswirtschaft – weiterentwickelt werden. Darum ist es wichtig, den Klärungsprozess zur Konkretisierung der EU-Position in unserem Bereich – also dem Bereich der Agrarwirtschaft – unter Einbe- ziehung der deutschen Interessen zu beeinflussen. Dazu dient unser Antrag und die heutige Debatte. Es ist festzustellen: Der im letzten Monat vorgelegte Modalitätenvorschlag des WTO-Agrarauschussvorsit- zenden Harbinson muss modifiziert werden. Allerdings ist klar, dass ein Erfolg am Ende der Gesamtrunde mit einem zukünftigen Agrarübereinkommen nur möglich sein wird, wenn alle am Verhandlungsprozess Beteilig- ten zu Zugeständnissen bereit sind, worauf Dr. Thalheim für die Bundesregierung bereits in der vergangenen Wo- che hingewiesen hat. Denn gegenwärtig steht die Praxis der internationalen Agrarpolitik noch einer Entwicklung im Sinne des Nachhaltigkeitsprinzipes entgegen. Dazu einige Fakten zur Erinnerung: Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bury, Hans Martin SPD 18.03.2003 Dr. Eberl, Christian FDP 18.03.2003 Falk, Ilse CDU/CSU 18.03.2003 Flach, Ulrike FDP 18.03.2003 Götz, Peter CDU/CSU 18.03.2003 Hartnagel, Anke SPD 18.03.2003 Hennrich, Michael CDU/CSU 18.03.2003 Höfer, Gerd SPD 18.03.2003* Jäger, Renate SPD 18.03.2003* Künast, Renate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.03.2003 Laurischk, Sibylle FDP 18.03.2003 Lengsfeld, Vera CDU/CSU 18.03.2003 Dr. Lucyga, Christine SPD 18.03.2003* Otto (Godern), Eberhard FDP 18.03.2003 Rauber, Helmut CDU/CSU 18.03.2003* Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 18.03.2003 Silberhorn, Thomas CDU/CSU 18.03.2003 Dr. Sonntag-Wolgast, Cornelie SPD 18.03.2003 Dr. Stadler, Max FDP 18.03.2003 Violka, Simone SPD 18.03.2003 Wettig-Danielmeier, Inge SPD 18.03.2003 2688 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 18. März 2003 (A) (C) (B) (D) tik, GAP, der EU. Der Umfang der Mittel für die öffentli- che Zusammenarbeit der EU, ODA-Mittel, betrug dage- gen 4,6 Milliarden Euro. Hinzu kommt, dass es nach wie vor große Behinderungen für die Entwicklungschancen durch hohe Subventionen gibt. Zweitens. Die Entwicklungsländer exportierten im Jahre 2001 Agrarprodukte im Wert von 128 Millarden US-Dollar, während die 27 OECD-Staaten ihren Agrar- sektor mit insgesamt 311 Milliarden US-Dollar subven- tionierten. Daran hat sich bis heute qualitativ und quanti- tativ kaum etwas verändert. Und wir alle wissen, dass insbesondere die Mehrheit der LLDCs – der am wenigsten entwickelten Ländern – zu 95 Prozent auf Agrarexporte angewiesen sind. Diese Fakten – ich denke, der Kollege Raabe wird dazu noch mehr sagen – und die damit zusammenhängenden Fehl- entwicklungen waren und sind Gegenstand der WTO- Verhandlungen und sie werden es bleiben. Das müssen wir, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Union, bei allem Verständnis für die von Ihnen vor- getragenen Forderungen vor Augen haben, wenn wir uns für die Interessen und die damit verbundene Absiche- rung bestimmter Produktionsbereiche einsetzen. Wenn deutlich ist, dass zum Beispiel durch die Ex- portsubventionierung von Milchpulverprodukten die Entwicklung einheimischer Märkte, wie beispielsweise in Tansania und Jamaika geschehen, behindert wird, dann muss man das im Kontext Ihrer Forderung nach „Beibehaltung der Mengensteuerung bei Milch und Zu- cker als vorhandenes Instrument zu Stabilisierung des Weltmarktes“ bewerten. Dabei ist mir klar, dass es nicht von heute auf morgen möglich ist, bisherige Regelungen zu beenden. Das Gleiche gilt für den Zuckerbereich, wo natürlich gegenüber dem Harbinson-Entwurf darauf hingearbeitet werden muss, dass es zu einer Differenzierung – etwa zwischen „kleinen“ Zuckerproduzenten, wie zum Bei- spiel Mauritius oder auch Kuba, und den großen am Zu- ckermarkt beteiligten Ländern wie Brasilien – kommen muss. Hier wird es – das sage ich auch mit Blick auf diese Forderung in Ihrem Antrag – natürlich zu Über- gangs- und auch Sonderregelungen für besonders schutzbedürftige kleinere, arme Länder kommen müs- sen, wie es auch in der Vergangenheit schon gewesen ist. Das gilt auch für den Rindfleischbereich, wobei hier klar sein muss: Deutschland wird sich mit seiner heuti- gen Produktionsweise und den damit verbundenen Men- gen in Zukunft nicht mehr so am Weltmarkt beteiligen können, wie es zurzeit noch geschieht. Welche Wege beschritten und welche Methoden im Übergang praktiziert werden müssen, wird auch im Zu- sammenhang der EU-Agrarreform noch unter quantitati- ven und qualitativen Aspekten zu entscheiden sein. Ich nenne nur Stichworte wie Mutterkuhhaltung, Entkopp- lung – und damit Einzelelemente im Rahmen des Struk- turwandels. Dazu gehören sicher auch andere Bewirt- schaftungsformen auf den Flächen, wo heute noch die Grundlagen für die Zuckerproduktion vorhanden sind. Es geht also auf der einen Seite um eine Neuorientierung der Landwirtschaft und der Lebensmittelproduktion im Sinne einer nachhaltigen Produktion sowie den damit verbundenen Umwelt- und Qualitätskriterien, die ja auch im CDU-Antrag angesprochen sind, sowie die Förde- rung der Entwicklungsziele der Entwicklungsländer, wozu Sascha Raabe noch etwas sagen wird, auf der an- deren Seite. Ich gehe davon aus, dass die Bundesregierung – Frau Ministerin – unter Einbeziehung des europäischen Mo- dells einer flächendeckenden, multifunktionalen und da- mit standortgerechten Landwirtschaft auf einen fairen Ausgleich bei den laufenden WTO-Agrarverhandlungen hinwirken wird. Dann wird es im September in Cancun zu einem angemessenen Ergebnis kommen. Ich freue mich auf die Fachdiskussionen auf der Basis der vorliegenden Anträge. Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden Zur Beratung über den Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2003; hier Einzelplan 12 – Bundesministerium für Ver- kehr, Bau- und Wohnungswesen (Tagesordnungspunkt I. 20) Bartholomäus Kalb (CDU/CSU): Mit Rücksicht auf den veränderten Debattenverlauf will ich nur einige wenige, mir sehr wichtig erscheinende Punkte anspre- chen: Wir erwarten in Kürze den Entwurf für einen neuen Bundesverkehrswegeplan. Er muss den verkehrs- politischen Notwendigkeiten Rechnung tragen und dann auch finanziell entsprechend unterlegt werden. Leis- tungsfähige Verkehrswege sind Grundvoraussetzung für eine leistungsfähige Wirtschaft und insbesondere für die Entwicklung strukturschwacher und revierferner Ge- biete. Das gilt für die neuen Länder ebenso wie für die Problemregionen in den westlichen Bundesländern. Entgegen anderer Behauptungen stehen für den Neu- und Ausbau von Bundesautobahnen und Fernstraßen ef- fektiv immer weniger Mittel zur Verfügung. Zugleich werden die Verkehrsteilnehmer steuerlich bis zur Grenze der Leistungsfähigkeit belastet. Demnächst wird die LKW-Maut eingeführt. Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass die LKW-Maut die Wirtschaft in revierfernen und peripheren Gebieten über- durchschnittlich belastet und deren Entwicklungschan- cen mindert. Völlig inakzeptabel ist die Mittelverwendung. Ur- sprünglich waren sich alle einig, das Aufkommen aus der LKW-Maut sollte für zusätzliche Investitionen zur Verfügung stehen. Mittlerweile kassiert den größten Teil der Finanzminister. Im Jahr 2003 wird ab 1. September mit Bruttoeinnahmen von rund 900 Millionen gerechnet, für den Fernstraßenbau werden aber gerade einmal 19 Millionen bereitgestellt. Das ist nicht akzeptabel, zu- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 18. März 2003 2689 (A) (C) (B) (D) mal die regulären Bundesmittel bereits im Vorgriff gekürzt wurden. Wir fordern daher mit einem Ände- rungsantrag, die Nettoeinnahmen aus der LKW-Maut in Höhe von rund 640 Millionen Euro vollständig für den Fernstraßenbau zur Verfügung zu stellen. Und es ist unabdingbar, dass für das nationale Fuhrgewerbe ein an- gemessener Ausgleich zur Abfederung der Wettbewerbs- nachteile geleistet wird. Ein ganz anderes Thema: Ich halte die Anwendung der Transrapid-Technologie in Deutschland für dringend erforderlich. Wir, die CDU/CSU-Fraktion, hielten das Aus für die Strecke Hamburg–Berlin für falsch. Jetzt geht es um die Realisierung alternativer Strecken. Ich bin dem Kollegen Weißgerber für seine Erklärung im Haushaltsausschuss und dem Kollegen Schöler für seine diesbezügliche Einlassung heute im Plenum dankbar, womit sie klar gestellt haben, dass bei der Beteiligung an den Planungskosten der Freistaat Bayern nicht schlech- ter behandelt werden solle als NRW und die Einstellung von Planungsmittel für Bayern im nächsten Haushalt vorgesehen sei. Ich hoffe, dass es letztendlich gelingt, eine in Deutschland für viel Geld erfolgreich entwickelte Tech- nologie auch hierzulande zum Einsatz zu bringen und marktfähig zu machen. Ich möchte nicht, dass der Trans- rapid wieder das gleiche Schicksal erleidet wie viele an- dere technische Entwicklungen: In Deutschland entwi- ckelt – in Asien und von Asien vermarktet. Uwe Göllner (SPD): Ich möchte beginnen mit mei- nem Dank an die Mitarbeiter des Ministeriums für Ver- kehr, Bau- und Wohnungswesen, die immer bereit wa- ren, alle notwendigen Informationen zu liefern und – wo gewünscht – auch mit Rat zur Verfügung zu stehen. Im Laufe der Beratungen ist mir der Vorwurf begeg- net, die Investitionen im Bereich Bau seien gekürzt wor- den, an den Zahlen könne man dies ablesen. Aber es ist nicht die ganze Wahrheit: Der marginal geringere Betrag von 0,3 Milliarden Euro – bei einem Investitionsvolu- men von immerhin 1,7 Milliarden Euro in eine leistungs- fähige Infrastruktur; das sind 30 Prozent der Gesamtaus- gaben im Baubereich – ist darauf zurückzuführen, dass die Baumaßnahmen durch den Umzug von Parlament und Teilen der Regierung von Bonn nach Berlin fast ab- geschlossen sind. Dieser Umzug ist entgegen vieler Be- fürchtungen, die ich zeitweise auch geteilt habe, im 1994 vereinbarten Kostenrahmen geblieben. Auch wir haben unseren Beitrag zur globalen Minder- ausgabe mit 150 Millionen Euro geleistet. Trotzdem konnten wir durch Umschichtungen innerhalb des Ein- zelplans für den Sozialen Wohnungsbau – und hier spe- ziell für Verdichtungsräume mit besonderem Wohnraum- bedarf in westdeutschen Großstädten – sogar noch etwas drauflegen. Der Bund verpflichtete sich in einer Ermäch- tigung über 50 Millionen Euro für die nächsten Jahre – Baransatz 2003: 7,5 Millionen Euro. Auch an diesem Beispiel können Sie erkennen, dass die nachhaltige kon- solidierende Finanzpolitik von Rot-Grün keine reine Sparpolitik ist. Mit sämtlichen Wohnungsbauprogram- men steigern wir nicht nur die Investitionsquote des Bundes, sondern verbessern wir gleichzeitig die Be- schäftigungssituation im Bau- und Energiegewerbe und forcieren unsere Anstrengungen im Bereich der Energie- einsparung. Ich nenne nur die CO2-Minderung durch Wärmedämmung an Wänden und Fenstern, die Hei- zungssanierung und die Umrüstung von Nachtspeicher- heizungen. Der weitere Aufbau Ost ist ein wichtiger Bestandteil dieses Haushaltes. Die Programme sind auf hohem Ni- veau verstetigt worden. Zu erwähnen sind das zum Bei- spiel Altschuldenhilfegesetz und das Sonderprogramm „Wohneigentumsbildung in innerstädtischen Altbauquar- tieren“. Wir haben im diesjährigen Einzelplan 12 unser Auf- gabenspektrum sogar noch erweitert: Das bei Groß und Klein beliebte Meereskundemuseum in Stralsund soll mit dem Ozeaneum den seit langem gewünschten Erwei- terungsbau bekommen. Die in diesem Haushalt enthal- tene Verpflichtungsermächtigung macht dies in den kommenden Jahren endlich möglich. Der Schwerpunkt des Haushaltes für Bau- und Woh- nungswesen wird künftig noch stärker in Richtung Erhalt und Sanierung bestehender Gebäude verlagert. Wir wer- den mit der Fortsetzung des Metropolenprogramms für die schwierigen Stadtteile in westdeutschen Ballungs- zentren zwar weiter auch Neubau fördern, aber Erhalt und Sanierung an öffentlichen und privaten Gebäuden muss weiter an Bedeutung in unserer Wohnungsbaupoli- tik gewinnen. Weniger Zersiedelung sowie bessere und lebenswertere Innenstädte sind wesentliche Eckpunkte für diese Politik. Der vorliegende Haushalt mit seinen vielfältigen Pro- grammen, in Verbindung mit dem erst vor wenigen Ta- gen aufgelegten Investitionsprogramm für die Städte und Gemeinden, bestehend aus dem Sonderfonds „Wachs- tumsimpulse l + II“ und dem Wohnraum-Modernisie- rungsprogramm, tragen wir der eben vorgetragenen Ten- denz bereits Rechnung. Franziska Eichstädt-Bohlig (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Der Haushalt für Verkehr, Bauen und Woh- nen ist der größte Investitionsetat des Bundeshaushalts, der für unsere Volkswirtschaft von wesentlicher Bedeu- tung ist. Zunächst zu den Fakten: Wir investieren in 2003 4,9 Milliarden Euro in die Straße, 4,6 Milliarden Euro in die Schiene, 700 Millionen Euro in die Binnenschiffahrt und 1,9 Milliarden Euro in Städte- und Wohnungsbau. Dabei noch nicht berücksichtigt ist das 15-Milliarden- Euro-Zinszuschussprogramm bei der KfW für Kommu- nen und Wohnungswirtschaft. Dieses Investitionsvolu- men ist eine große Leistung angesichts der Haushalts- zwänge, denen wir unterliegen. Der Opposition ist das natürlich alles nicht genug. Sie meint, dass sie sich im Haushalt ebenso wenig um die Defizitkriterien kümmern muss wie beim Steuervergüns- tigungsabbaugesetz. Sie hat die virtuellen Spendierhosen angezogen und Anträge über Mehrausgaben von über 1 Milliarde Euro zum Einzelplan 12 gestellt. Das nötige 2690 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 18. März 2003 (A) (C) (B) (D) Geld soll der liebe Gott als Manna vom Himmel regnen lassen. Der hat zurzeit aber ganz andere Sorgen. Die FDP möchte den Haushalt noch einmal ganz von vorne beraten – offenbar sind Sie beim Rechnen nicht so schnell mitgekommen – und die CDU/CSU betreibt wie- der einmal nur Augenwischerei. Grundsätzlich muss man sagen: Sie beschweren sich immer wieder, dass Rot-Grün zu wenig Spielraum für Investitionen schafft. Aber Sie selbst haben in der Kohl- Ära die Investitionsspielräume systematisch einge- schränkt. Sie haben vor allem seit der Vereinigung die sozialen Sicherungssysteme so stark mit versicherungs- fremden Leistungen belastet, dass der Bund heute allein die Rentenversicherung mit 78 Milliarden Euro jährlich bezuschussen muss. Und Sie haben sich laut darüber aufgeregt, dass wir die Rentenversicherungsbeiträge durch Zuzahlungen aus der Ökosteuer entlastet haben. Dabei müssten die Beiträge ohne die Ökosteuer in die- sem Jahr um 1,7 Prozent angehoben werden. Jetzt argu- mentieren Sie schon wieder gegen die Pläne des Kanz- lers und der rot-grünen Koalition, die Lohnnebenkosten zu senken, um Wachstumsimpulse in die Wirtschaft zu geben und gleichzeitig den Haushalt zu konsolidieren. Das wichtigste verkehrspolitische Projekt dieses Jah- res ist die Einführung der LKW-Maut. Mit dieser Maut kommen wir in der angemessenen Anlastung verursa- chergerechter Kosten für den LKW-Verkehr auf Auto- bahnen einen großen Schritt voran. Die Maut gilt für in- ländische und für ausländische LKWs gleichermaßen. Das ist für Deutschland als Transitland von großer Be- deutung. Die Differenzen, die es mit Brüssel über die Harmonisierungskosten gab, sind weitgehend ausge- räumt. Was die Mautgebühren angeht, kann es nicht sein, dass Brüssel sich gegen die für Deutschland gutachter- lich ermittelte Höhe stellt, wenn die Maut in Spanien und Portugal ebenso hoch oder höher ist. Mit der LKW-Maut steigen wir schrittweise auf nut- zerfinanzierte Verkehrsinvestitionen um. So weit geht der Konsens unter allen Fraktionen. Die Opposition möchte allerdings mit der Maut ausschließlich Straßen- bau finanzieren. Das wäre aber unverantwortlich; denn zum einen haben Sie jahrzehntelang den Straßenbau in hohem Maße begünstigt, zum anderen ist bis 2015 mit erheblichen Verkehrszuwächsen zu rechnen. Deshalb muss ein größerer Anteil am Gesamtverkehr auf die Schiene umgeleitet werden, und zwar sowohl im Perso- nen- als auch im Güterverkehr. Ansonsten würde der Straßenverkehr im Stau ersticken. Die Koalition verfolgt mit ihren Verkehrsinvestitio- nen insbesondere zwei Ziele: Die Gleichstellung von Schiene und Straße und die Stärkung der Bestandserneu- erung in allen Bereichen der Verkehrsinfrastruktur. Die- sen Prinzipien folgen wir auch bei der Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplans für die Zeit bis 2015. Dieser wird voraussichtlich Investitionen von über 150 Milliarden Euro für das gesamte Verkehrswegenetz enthalten. Daneben werden wir mit strengeren Wirt- schaftlichkeitskriterien, einer deutlich verbesserten Be- wertung von Umweltrisiken und einer Raumwirksam- keitsanalyse verbesserte Kriterien schaffen. Vor allem aber gilt: Wir werden die vorgesehenen Projekte und den vorhandenen Finanzrahmen in ein angemessenes Ver- hältnis setzen. So eine Fehlplanung wie den um 90 Milliarden DM unterfinanzierten Bundesverkehrswe- geplan der heutigen Opposition wird es bei uns nicht ge- ben. Lassen Sie mich noch einige Worte zum Bauetat sa- gen: Hier haben wir den harten Sparzwängen zum Trotz wichtige Schritte nach vorne getan. Erstens haben wir im Rahmen des sozialen Woh- nungsbaus wiederum das Metropolenprogramm mit ei- nem Verpflichtungsrahmen von 50 Millionen Euro für die westdeutschen Ballungsräume eingestellt. Den Län- dern Bayern, Baden-Württemberg und Hessen müssen wir aber auch ganz deutlich sagen, dass es unerträglich ist, wie sie nach der Wohnungsbauförderung des Bundes rufen, wenn sie gleichzeitig ihre eigene Bauförderung abschmelzen. Und den Bürgermeistern aus München und Stuttgart, die Bittbriefe um mehr Wohnungsbauför- derung an den Bund richten, muss man sagen: Der Bund hat seine Schuldigkeit getan. Die richtige Adresse zur Forderung umfassender Aufstockungen sind ihre eige- nen finanzstarken Länder. Als Zweites sieht der Haushalt mit 300 Millionen Euro Verpflichtungsrahmen fast eine Verdoppelung der Mittel für die Altschuldenentlastung von ostdeutschen Wohnungsunternehmen, die durch Leerstand in Exis- tenznot geraten sind, vor. Als Drittes haben wir eine deutliche Aufstockung und Ausweitung des CO2-Minderungsprogramms für den Wohnungsbestand vorgenommen, um 160 Millionen Euro jährlich, wie mit dem Ökosteuergesetz im Dezem- ber beschlossen. Zusammen mit dem bereits laufenden Programm von 204 Millionen Euro jährlich fördern wir Investitionen in Klimaschutz am Bau nunmehr mit Zins- subventionen in Höhe von 364 Millionen Euro jährlich. Das ist ein Rekord! Als vierten Schritt geben wir nun mit dem neuen In- vestitionsprogramm je zur Hälfte besondere Impulse für die Kommunen und für Wohnungsbestandserneuerung in einem Rahmen von insgesamt 15 Milliarden Euro. Dadurch stützen wir das regionale Baugewerbe und füh- ren das Wohnungsmodernisierungsprogramm fort, das Klimaschutz und Investitionen in Arbeit verbindet. Zu- sammen mit der vom Kanzler angekündigten Besserstel- lung der Kommunen auf der Einnahmeseite durch eine Gemeindesteuerreform werden wir mit diesem Pro- gramm dazu beitragen, dringend benötigte Infrastruktur- investitionen anzuschieben. Insgesamt ist uns mit dem Einzelplan 12 ein Etat ge- lungen, der trotz der Sparzwänge erhebliche Investitio- nen ermöglicht und sie in die richtigen Bereiche lenkt. Horst Friedrich (Bayreuth) (FDP): Der Einzelplan 12 ist ein Dokument der verkehrs- und wohnungspoliti- schen Konzeptionslosigkeit. Rot-grüne Verkehrspolitik – das bedeutet weiterhin „ideologisch“ motivierte Ein- griffe in den Wettbewerb der Verkehrsträger mit Mitteln der Verkehrsinfrastrukturfinanzierung und sonstigen Zu- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 18. März 2003 2691 (A) (C) (B) (D) weisungen aus dem Verkehrshaushalt. Wie sonst wäre es zu erklären, dass die Bahn mehr als zehnmal so viel Zu- wendungen erhält wie die Straße, wenn man dies ins Verhältnis zu den erbrachten Verkehrsleistungen setzt. Die Verteilung der Bundesausgaben in das Verkehrswe- sen stehen in einem grotesken Missverhältnis zum Ge- wicht der einzelnen Verkehrsträger im Verkehrssystem. Der Straßenverkehr ist aus ideologischen Gründen ohne- hin das Stiefkind rot-grüner Verkehrspolitik, aber auch die Binnenschifffahrt wird seit Jahren vernachlässigt, obwohl sie ein „ökologischer“ Verkehrsträger ist und ausreichend Potenziale besitzt, um weiteren Verkehr auf- zunehmen. Die Bundesregierung hängt vielmehr immer noch der Vorstellung an, eine nachhaltige Entlastung der Bundesfernstraßen sei durch Verkehrsverlagerungen auf die Schiene zu bewerkstelligen. Gleichzeitig erschöpft sich die Bahnpolitik allerdings darin, der Bahn Jahr für Jahr mehr Mittel zu geben, als sie überhaupt verbauen kann, und sie im Übrigen tun und machen zu lassen, was sie will. Klare Rahmenbedingungen, wie die bisher un- genutzten Potenziale der Bahn durch mehr Wettbewerb ausgeschöpft werden könnten, fehlen völlig, seit Kurt Bodewig mit seinen Ankündigungen von März 2001 total gescheitert ist. Doch bleiben wir zunächst bei einer verkehrsträger- übergreifenden Betrachtung. Die Konzeptionslosigkeit rot-grüner Verkehrspolitik zeigt sich darin, dass der viel- beschworene „Paradigmenwechsel“ bei der Infrastruk- turfinanzierung gründlich misslungen ist. Von einem echten Einstieg in die Umstellung von Haushaltsfinan- zierung auf Nutzerfinanzierung kann keine Rede sein. Das Trauerspiel um die LKW-Maut belegt dies ein- drucksvoll. Bei der Maut, die eine lupenreine Gebühr mit konsequenter Zweckbindung für den Verkehrswege- bau sein müsste, lassen Sie den Zugriff des Finanzminis- ters zu. Der lässt sich nicht nur die Einnahmeverluste aus der LKW-Vignette in Höhe von 450 Millionen Euro kompensieren, sondern bedient sich mit 750 Millionen Euro aus dem Gebührenaufkommen der LKW-Maut. Dieses Geld geht in allgemeine, verkehrsfremde Haus- haltszwecke. Eine konsequente Umstellung von Haus- haltsfinanzierung auf Nutzerfinanzierung würde auch bedeuten, dass die Einführung von Benutzerentgelten ih- ren Niederschlag in Entlastungen bei den Verkehrssteu- ern findet. Genau das ist bezeichnender Weise nicht der Fall. Die Bundesregierung hat zwar immer behauptet, dass sie wenigstens zu einem Teil das deutsche Güter- kraftverkehrsgewerbe von den Mehrkosten durch die LKW-Maut entlasten will. Aber „überraschenderweise“ ist genau dieser Teil nun aus den Maut-Verordnungen herausgestrichen worden, weil die Kompensationsrege- lungen nicht ordentlich mit Brüssel abgestimmt und nun von Frau Palacio beanstandet wurde. Sie können sich doch nicht ernsthaft beschweren, wenn man Ihnen angesichts dieser Tatsachen vorwirft, Sie hätten die Kompensation nie wirklich gewollt. Was Sie bei der Maut falsch gemacht haben, findet seine Fort- setzung bei der Infrastrukturfinanzierungsgesellschaft, die keine wirkliche Abkopplung vom Bundeshaushalt bringt. Die Finanzierungsgesellschaft bekommt eben nicht alle Einnahmen aus der LKW-Maut und schon gar nicht – was nötig wäre – die verbindliche Zuweisung zu- künftiger Gebühreneinnahmen. Sie bekommt nur das, was der Finanzminister ihr Jahr für Jahr zugesteht. Er hat bei Einnahmezuteilung das letzte Wort und schon jetzt ist klar, dass er sich reichlich für verkehrsfremde Zwecke bedienen wird. In die Bahn pumpen sie dagegen unverändert Geld, obwohl sie nicht einmal in der Lage ist, die zugewiese- nen Mittel zu verbauen. Was aber viel schlimmer wiegt, ist, dass Sie ihre Aufgaben als ordnungspolitischer Rah- mengeber und als Eigentümer der Bahn vernachlässigen. Es ist ein Irrglaube, anzunehmen, dass das Problem der Bahn alleine in einem Investitionsrückstand bestünde. Massive Investitionen sind kein Allheilmittel. Dieser Satz stammt von niemand Geringeren als dem früheren Bundeskanzler Helmut Schmidt, der schon vor 29 Jahren einen Beitrag zum Thema „Bundesbahn und Bundes- haushalt“ veröffentlicht hat, als er nämlich noch Finanz- minister war. In diesem Aufsatz kann man bereits genau beschrieben finden, was Sie heute wieder falsch machen, nämlich zu glauben, die ungenügende Ertragslage der Bahn könnte durch verstärkte Investitionen gesteigert werden – selbstverständlich auf Kosten des Steuerzah- lers. Das wurde doch alles versucht mit der Bahnreform. Die Bahn wurde vor 8 Jahren komplett entschuldet, das Anlagevermögen um 75 Prozent abgewertet und seither wurden über 75 Milliarden Euro Steuergelder für Inves- titionen, Zuschüsse und Bestellerentgelte an die DB ge- zahlt. Dazu kamen weitere 45 Milliarden Euro an das Bundeseisenbahnvermögen. Das Ergebnis im Jahr 2002: Die Bahn schreibt einen Verlust von fast 500 Millionen Euro vor Steuern. Bei einem Cashflow von weniger als 2 Milliarden Euro sind die Schulden auf rund 20 Milliar- den Euro angewachsen. Der Umsatz dagegen stagniert bei 15 Milliarden Euro. Eine Verkehrsverlagerung zur Schiene hat nicht stattgefunden. Der Marktanteil im Güterverkehr ist weiter gesunken, im Personenverkehr stagniert er auf niedrigem Niveau. Was wir Ihnen politisch vorwerfen, ist nicht die Ver- antwortung für dieses unternehmerische Debakel der Bahn, sondern dass Sie tatenlos zugeschaut haben, wie die Strategie des Bahnvorstands sich seit dem Jahr 2000 vom Kurs der Bahnreform abgewendet hat. Die von der EU und vom deutschen Gesetzgeber gewollte Liberali- sierung und Öffnung werden konterkariert. Es ist beschämend, mit welcher Blauäugigkeit Sie auf die falschen Versprechungen und Behauptungen des Bahn- vorstands hereinfallen. Wenn Ihnen Herr Mehdorn er- zählt, inzwischen würden mehr als 200 Eisenbahnen auf dem Netz der DB herumfahren, dann applaudieren Sie begeistert, statt auch nur den geringsten Versuch zu un- ternehmen, derartig lächerliche Zahlen zu hinterfragen. Auskunft darüber, wie viel Wettbewerb auf der Schiene stattfindet, geben nur die Bilanzzahlen des Netzes, die eindeutig belegen, dass das Aufkommen an Trassenge- bühren durch Dritte auf niedrigstem Niveau stagniert. Nichtbundeseigene Eisenbahnen gab es schon immer und nicht die Anzahl ist entscheidend, sondern die Frage, inwieweit Sie sich im echten Wettbewerb zur gro- ßen Bahn befinden. Da ist fast nichts. 2692 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 18. März 2003 (A) (C) (B) (D) Sie glauben alles und jedes, was Ihnen von der Bahn an Märchen präsentiert wird. Ein einfacher Blick in die Bilanzen der Bahn, würde Sie eines Besseren belehren. Von einem abzuarbeitenden Investitionsrückstand und einer im Jahr 2000 angelaufenen Investitionsoffensive kann in Wirklichkeit keine Rede sein. Abgesehen davon, dass bereits seit den 70er-Jahren auf konstant hohem Niveau investiert wird, nämlich rund 4 Milliarden Euro (in Preisen von 1995) – hat es eine Investitionsoffensive bei der Bahn seit dem Jahr 2000 nicht gegeben. Die Investitionen der Bahn liegen im Mittel der 90er-Jahre. Es hat lediglich eine Umstellung von Darlehen auf ver- lorenen Baukostenzuschüsse gegeben, die keinen Ab- schreibungsaufwand und keinen Zinsaufwand auslösen – allerdings spätere Bundeshaushalte auf Kosten des Steu- erzahlers belasten werden, weil es keine Rückflüsse aus zinslosen Darlehen gibt, mit denen nach den Vorstellun- gen des Bundesschienenwegeausbaugesetzes Schie- neninvestitionen eigentlich finanziert werden sollten. Es ist höchste Zeit, zum Konzept der Bahnreform zu- rückzukehren und sich auf die eigentlichen Ziele zu be- sinnen: mehr Verkehr auf die Schiene zu bringen, den Zuschussbedarf zu senken, die Holding überflüssig zu machen, die Wettbewerbsöffnung zu erreichen und schließlich die Verkehrsbereiche der Bahn zu privatisie- ren. Stattdessen finanzieren sie heute mit bedingungslos hingegebenen Milliardenzuwendungen eine Strategie der DB, die aus Angebotsreduzierungen, Machtkonzen- tration bei der Holding, Verhinderung von Wettbewerb und einem Pseudoziel „Kapitalmarktfähigkeit“ besteht. Leider ist das, was Sie Im Bereich des Wohnungsbau- wesen zustande gebracht haben, keinen Deut besser. Obwohl das von Rot-Grün schon in der letzten Legisla- turperiode geplante Tariftreuegesetz – zum Glück – ge- scheitert war, kündigen Sie nun an, diesem Unsinn neues Leben einzuhauchen. Für die ostdeutsche Bauwirtschaft und deren Arbeitnehmer ist dieses Gesetz Gift. Es scha- det dem Wettbewerb in der Bauwirtschaft und führt im Ergebnis zur Verteuerung der Bauaufträge für die Kom- munen. Das ist umso widersinniger, als Sie nun gleich- zeitig ein Konjunkturprogramm auflegen wollen, dass den Kommunen zinsverbilligte Kredite verschaffen soll. Abgesehen davon, dass dies den Kommunen nicht hel- fen wird, weil Sie gar nicht in der Lage sind und es Ihnen großenteils schon durch die Aufsichtsbehörde verboten wurde, weitere Kredite aufzunehmen, würden mögliche Effekte eines solchen Konjunkturprogramms durch das Tariftreuegesetz konterkariert. Weitere Todesstöße ver- passen Sie der Bauwirtschaft mit der Abschaffung der degressiven Gebäudeabschreibung, dem Zusam- menstreichen der Eigenheimzulage und der Begrenzung des Verlustabzuges. Ihnen ist offenbar nicht klar, dass diese Einschnitte bis zu 200 000 Arbeitsplätze in der Bauwirtschaft und in angrenzenden Bereichen kosten würde. Betroffen wären vor allem wieder Klein- und Handwerksbetriebe, aber die scheinen ja niemanden bei Rot-Grün zu interessieren. Wolfgang Spanier (SPD): Die Debatte über den Haushalt ist eine Gelegenheit, die Leitlinien der eigenen Politik darzustellen und zu prüfen, wie weit der Haushalt 2003 einen Beitrag leistet, um diese Leitlinien umzu- setzen. Deshalb werde ich nicht auf einzelne Haushalts- ansätze eingehen. Das fällt mir auch deswegen leicht, weil es uns gelungen ist, trotz der zwingend notwendi- gen Haushaltskonsolidierung die Mittelansätze des Jah- res 2002 zu verstetigen und in einem ganz wichtigen Punkt sogar deutlich aufzustocken, nämlich mit zusätz- lichen 300 Millionen Euro für die Härtefallregelung für von Insolvenz bedrohte Wohnungsunternehmen in den neuen Bundesländern. Leitlinie unserer Städtebau- und Wohnungspolitik ist die Nachhaltigkeit. Mit dem Stadtumbauprogramm Ost, dem Programm „Soziale Stadt“, dem Gesetz zur sozialen Wohnraumförderung und den deutlich verbesserten För- derprogrammen zur CO2-Senkung im Wohnungsbestand haben wir die Neuorientierung unserer Städtebau- und Wohnungspolitik eingeleitet. Wir werden dies ergänzen durch das zusätzliche KfW-Programm zur Wohnungs- baumodernisierung mit einem Volumen von 8 Milliarden Euro. Wir konzentrieren uns stärker auf den Woh- nungsbestand und seine Modernisierung, wir verzahnen Städtebau- und Wohnungspolitik, wir fördern integrative Ansätze, die auch die Arbeitsmarktpolitik, die Wirt- schaftsförderung, die Sozialpolitik mit einbeziehen. Wir dezentralisieren die Verantwortung und verlagern sie deutlich stärker auf die Kommunen. Das ist sehr abstrakt. Ich will das an einem Beispiel deutlich machen. Beim Stadtumbauprogramm Ost ist Voraussetzung die Erarbeitung von Stadtentwicklungs- konzepten, um eine Förderung zu bekommen. In 270 Ge- meinden hat man sich – in jeder Gemeinde ganz unter- schiedlich – mit den Zukunftsperspektiven der eigenen Stadt auseinander gesetzt und nach einem Fahrplan ge- sucht, wie man den besonders schwierigen Problemen in den ostdeutschen Kommunen entgegenwirken kann. Das erfordert ein Umdenken, das erfordert Kooperation, das erfordert ein ständig neues Nachdenken über die künf- tige Entwicklung der eigenen Stadt. In der Städtebau- und Wohnungspolitik müssen wir langfristige Konzepte entwickeln. Der demographische Wandel, dessen Auswirkungen wir bislang in erster Li- nie bei den sozialen Sicherungssystemen diskutiert ha- ben, hat auch tief greifende Veränderungen in der Städte- bau- und Wohnungspolitik zur Folge. Der Rückgang der Bevölkerung, die Veränderungen im Altersaufbau, ver- änderte Ansprüche an die Qualität des Wohnens müssen rechtzeitig berücksichtigt werden. Wir bauen nicht für vier oder fünf Jahre, sondern für 50 oder gar 100 Jahre. Deshalb gehören auch alle Förderinstrumente auf den Prüfstand. Das gilt auch für das Eigenheimzulagenge- setz, auch wenn es in diesem Haushalt keinen Nieder- schlag findet. Sie haben die fachliche Diskussion schlicht und einfach verweigert. Es wäre ein schwerwie- gender Fehler, wenn wir dieses Gesetz nicht strukturell veränderten. Wir können es uns nicht mehr leisten, fast 11 Milliarden Euro jährlich nach dem Gießkannenprin- zip zu verteilen. Wir können es uns nicht mehr leisten, das obere Drittel der Einkommensschichten üppig mit staatlichem Geld zu subventionieren. Wir können es uns nicht mehr leisten, die Zersiedelung und das Abwandern in das Umland der großen Städte zu fördern, schon gar Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 18. März 2003 2693 (A) (C) (B) (D) nicht in den neuen Bundesländern, wo wir ein riesiges Leerstandsproblem haben und gleichzeitig durch die Neubauförderung Fehlentwicklungen in den Städten för- dern, worauf der Bericht der Bauministerkonferenz aus- drücklich hinweist. Gebetsmühlenartig haben Sie immer nur wiederholt, die Struktur der Förderung muss bleiben, wie sie ist, diese Subvention darf nicht gekürzt werden, es muss sogar noch draufgesattelt werden. Aber es gibt auch Lichtblicke. Immerhin schlägt der Freistaat Sachsen vor, in den neuen Bundesländern die Neubauförderung zu halbieren und entsprechend die Förderung des Bestandserwerbs aufzustocken. Das belegt, dass wir mit der Veränderung der Bestands- förderung und der Neubauförderung richtig liegen. Entscheidend ist, dass wir uns grundsätzlich darüber ver- ständigen müssen, welche Ziele wir mit dem Eigenheim- zulagengesetz verfolgen. Ganz entscheidend kommt es auf die Städtebau- und wohnungspolitische Zielsetzung an. Eine der Nachhaltigkeit verpflichtete Städtebau- und Wohnungspolitik muss zu strukturellen Änderungen bei diesem Fördergesetz führen. In dieser Debatte haben Sie in den vergangenen Mo- naten kläglich versagt. Wieder besseres fachliches Wis- sen haben Sie in schlichtem Populismus gemacht. Die Beratungen im Bundesrat und im Vermittlungsausschuss sind noch einmal eine Chance, die fachlich orientierte Debatte über die Umgestaltung der Eigenheimzulage zu führen. Das schlechteste Ergebnis wäre, wenn es einfach bei der jetzt gültigen Regelung bliebe. Wir hätten eine Chance vertan, unseren Regionen, unseren Städten und Gemeinden zu helfen, neue Entwicklungsperspektiven zu entwickeln und Fehlentwicklungen zu vermeiden, aber auch, einen Beitrag zur Haushaltskonsolidierung zu leisten. Mit dem Haushalt 2003 haben wir dazu im Einzel- plan 12 einen Beitrag geleistet. Das muss uns auch bei der Eigenheimzulage beim Baugesetzbuch und anderen wichtigen Gesetzesvorlagen gelingen. Arnold Vaatz (CDU/CSU): Vorgelegt hat uns heute der Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswe- sen und Aufbau Ost seine Vorstellungen zur künftigen Gestaltung der Regierungspolitik. Er hat uns auch über die beabsichtigte Verwendung der Mittel in seinem Ge- schäftsbereich und über die wichtigsten Projekte berich- tet, die sein Ressort zu verantworten hat. Um es gleich vorwegzunehmen: Zufrieden sind wir nicht. Kollege Dirk Fischer hat das bereits in seinen Ausführungen deutlich zum Ausdruck gebracht. Gerade zur Verkehrsinfrastruktur in den neuen Bun- desländern hätte ich mir von einem Insider, wie Sie es sind, Herr Minister Stolpe, etwas mehr „Drive" und kon- krete Vorschläge zum Abbau des Infrastrukturdefizits gewünscht. Stattdessen kamen nur die altbekannten Po- sitionen und Ankündigungen. Lassen Sie mich nur einige wenige Beispiele für die Halbwertzeit Ihrer Ankündigungen bringen: Bei Ihrer Amtsübernahme haben Sie erklärt, der Osten werde im Bundesverkehrswegeplan einen Schwerpunkt bilden. Der neue BVWP liegt noch nicht vor, aber zwei Transra- pidprojekte in den alten Ländern mit erheblichem finan- ziellem Mehrbedarf sind von Ihnen bewilligt. Übrigens: Dass Sie sich für die Transrapidstrecke Hamburg–Berlin stark gemacht hätten, habe ich nicht vernommen. Aber dies hier nur am Rande. In einem Interview der Zeitung „Freies Wort“ kündig- ten Sie Anfang Januar 2003 an, die ICE-Strecke über Er- furt nach Nürnberg in den nächsten zwei Jahren beson- ders vorantreiben zu wollen. Genau einen Monat später musste Ihre Staatssekretärin Frau Gleicke in der gleichen Zeitung richtig stellen, dass die ICE-Trasse erst 2015 fertig wird, weil für einen schnelleren Abschluss das Geld fehlt. Am 24. Dezember letzten Jahres meldeten „Dresdner Neueste Nachrichten“ und „Leipziger Volkszeitung“ zu dem von der Schließung bedrohten sächsischen Bahn- werk Delitzsch an: „Rechtzeitig zum Fest wartete Ver- kehrsminister Stolpe mit einer guten Nachricht auf. Die Deutsche Bahn AG habe ein Einsehen gehabt und sei nun zur langfristigen Sicherung des Bahnwerkes De- litzsch bereit, teilte Manfred Stolpe mit.“ Am 23. Januar 2003 lief die Meldung über den Ti- cker: „Bahnchef Mehdorn sieht für die von der Schlie- ßung bedrohten sächsischen Bahnbetriebswerke keine Zukunft mehr im Konzern.“ Ich sage hier frei nach Goethe: Der Ankündigungen sind genug gehört, lasst uns von nun an Taten sehen! Es gibt mittlerweile eine ganze Reihe von Gutachten, wissenschaftlichen Abhandlungen, selbst Berichte der Bundesregierung über die Situation beim Aufbau Ost. Alle, insbesondere auch das Sachverständigengutachten, besagen: Defizite in der Verkehrsinfrastruktur sind Stand- ortdefizite. Standortdefizite müssen abgebaut werden. Leider leitet die Bundesregierung hier keinen erhöhten Handlungsbedarf für sich ab. Das Gegenteil ist der Fall: Der Kosten-Nutzen-Faktor, mit dem Ihr Haus die Bau- würdigkeit von Straßenbauvorhaben bewertet, wurde zu- ungunsten der neuen Länder verändert. Begonnene Pro- jekte werden nicht schnell genug fertig gestellt, weil Planungskapazitäten fehlen oder Geld gespart werden muss. Bestes – oder besser: schlechtes – Beispiel dafür: Bei der Fertigstellung des Projektes 17 VDE (Ostdeutsches Wasserstraßennetz mit Wasserstraßenkreuz Magdeburg – Investitionsvolumen: 2,3 Milliarden Euro, bis Ende 2002 verbaut: circa 1 Milliarden Euro) wird es zu Verzögerun- gen kommen. Zitat aus einem Papier des BMVBW: „Die Realisierung dieses Vorhabens genießt innerhalb des Wasserstraßennetzes höchste Priorität bei der Zuteilung von Haushaltmitteln. Trotzdem wird sich die Fertigstel- lung der Streckenabschnitte östlich und westlich der Elbe aufgrund der Haushaltkonsolidierung und der feh- lenden Planungskapazitäten verschieben.“ Ich appelliere an Sie, Herr Minister: Sorgen Sie dafür, dass die bestehenden Infrastrukturdefizite in den neuen Bundesländern schnellstmöglich abgebaut werden. Es 2694 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 18. März 2003 (A) (C) (B) (D) kann nicht sein, dass die Einsparungen der Bundesregie- rung zur Wachstumsbremse in Ostdeutschland werden. Besonders dringlich ist: Der größte, bisher noch auto- bahnfreie Raum in Deutschland (zwischen A 7 Hanno- ver–Hamburg, A 24 Hamburg–Berlin, A 10 Berliner Ring und A 2 Berlin–Hannover muss durch den Bau der A 14 schnellstmöglich erschlossen werden. Dabei muss die Finanzierung auf eine solide Basis gestellt werden und darf sich nicht zum Nachteil für andere Infrastruk- turprojekte in Sachsen-Anhalt auswirken. Eine wichtige Ost-West-Achse ist die A 16 von Leipzig nach Cottbus. Dem Vernehmen nach sollen statt dieser Autobahn zwei Bundesstraßen ausgebaut werden. Ich gebe hier zu be- denken: In den neuen Ländern sind die Wachstumskerne noch in der Entwicklung, die künftigen Verkehrsströme können gegenwärtig nur geschätzt werden. Die Planun- gen müssen aber diese Veränderungen berücksichtigen. Auch die Anbindung der regionalen Infrastruktur an die neuen Autobahnen muss gesichert sein. Die Zubrin- ger müssen in einen guten Zustand versetzt und, wenn nötig, neu gebaut werden. Besonders wichtig sind: Bau der B 178; die die Euroregion Neiße mit der A 4 von Gör- litz nach Dresden verbinden soll; Bau des Autobahnzu- bringers von Leipzig über die B 181 zur A 9 und Zubrin- ger vom thüringischen Altenburg über die B 7 zur A 72 Zubringer zur A 17 als Südumfahrung von Pirna. Überhaupt ist das Thema Finanzierung brisanter, als man ahnen könnte. Die Gesamtkosten für den Bau der A-38 Göttingen–Halle wurde auf circa 1,4 Milliarden Euro veranschlagt. Bis Ende 2002 wurden etwa 0,5 Milliarden Euro verbaut, die Streckenabschnitte in Sachsen-Anhalt und Thüringen sollen aber bis 2005 fer- tig gestellt werden. Auch bei VDE Nr. 9 (Schiene) Leipzig–Dresden und beim eingangs geschilderten VDE 8 (Schiene) Nürn- berg–Erfurt–Halle/Leipzig ist zu beobachten, dass bisher nur Teilsummen verbaut worden sind. Häufigste Gründe: fehlende Planungskapazitäten, spärlich fließende Gelder. Schon im Gemeinschaftsgutachten 1999/2000 der Forschungsinstitute über den infrastrukturellen Nachhol- bedarf in den neuen Bundesländern wurde festgestellt, dass die Defizite in der ostdeutschen Verkehrsinfrastruk- tur die Produktivität der ostdeutschen Betriebe um circa 20 Prozent drücken (Erbringen von Leistungen dauert länger und ist aufwändiger und teurer). Herr Minister Stolpe, die neuen Bundesländer brauchen dringend eine bessere und schneller machende Verkehrsinfrastruktur. Und die Bauwirtschaft in den neuen Ländern braucht Aufträge und Arbeit. Bringen Sie beides zusammen und schaffen Sie in Ostdeutschland Wachstum durch Abbau der Infrastrukturdefizite! Eine Stärkung der Investitionstätigkeit bringt Impulse zum Ankurbeln der wirtschaftlichen Dynamik. Machen Sie das Bauen schneller, indem Sie für die neuen Länder Öffnungsklauseln im bundesdeutschen Regelungs- dickicht zulassen. Deregulierung verbessert die Wachstums- bedingungen. Nicht zu verantworten ist der völlige Stopp aller Ar- beiten an den Wasserstraßen von Elbe und Saale. Gerade Wasserstraßen sind ein sehr umweltfreundlicher Trans- portweg, der bei intelligenter und behutsamer Nutzung die Belastung der Straßen durchaus mildern kann. Auch für die EU-Osterweiterung ist die Verkehrsin- frastruktur noch fit zu machen. Zwar gibt es recht unter- schiedliche Schätzungen zu den erwarteten Verkehrs- strömen (Gütertransporte und Personenverkehre); das ist jedoch kein Grund, abzuwarten und nichts zu tun. Das einzige grenzüberschreitende Projekt Richtung Osteuropa ist bislang die A 17. Darüber hinaus gibt es einige Projekte, die bis zur Staatsgrenze gebaut werden. Wie es hinter der Staatsgrenze weitergeht, bleibt vielfach aber offen. Hier ist die Bundesregierung aufgefordert, bei den Beitrittskandidaten klar zu machen, dass nicht nur die von ihnen geplanten Verkehrsachsen in Nord- Süd-Richtung, sondern auch in Ost-West- bzw. West- Ost-Richtung gebraucht werden. Das ist absolut notwen- dig, soll die EU-Osterweiterung gelingen. Auch die kommunale Infrastruktur weist noch immer erhebliche Lücken auf. Das Sachverständigengutachten weist ausdrücklich darauf hin, dass diese Rückstände Ur- sache für Wachstumsschwächen sind. Auch hier herrscht dringender Handlungsbedarf. Sie sollten sich daher als zuständiger Minister für den Aufbau Ost auch dafür einsetzen, dass die Gemein- schaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirt- schaftsstruktur“ erhalten und weiterentwickelt wird. Für viele Kommunen ist sie ein unverzichtbares Förder- instrument. Herr Minister Stolpe, die Bundesregierung ist zum Handeln gewählt. Ich erwarte, dass Sie die Ankündigun- gen in punkto Aufbau Ost künftig erfüllen. Das sind Sie den Wählern in den neuen Ländern schuldig. Das sind Sie auch den Menschen in den alten Ländern schuldig, die erwarten, dass es im Osten endlich zu ei- nem sich selbst tragenden Aufschwung kommt. Gunter Weißgerber (SPD): Der Einzelplan 12 ist mit seinen rund 26 Milliarden Euro Ausgabevolumen der drittgrößte Einzeletat im Bundeshaushalt. Gleichzei- tig ist der Einzelplan 12 der Investitionshaushalt an sich. Nahezu 50 Prozent der Bundesinvestitionen kommen aus dem Verkehrs- und Bauressort. In Zahlen sind das rund 11,5 Milliarden Euro für den Verkehrsbereich – zum Bereich Bau- und Wohnungswesen wird mein Kollege Uwe Göllner berichten. Natürlich gestaltete sich die Einzelplanberatung schwierig, mitunter sogar schmerzhaft. Aus der globalen Minderausgabe ergab sich für uns Haushälter die Auf- gabe, allein in diesem Einzelplan 151 Millionen Euro einzusparen. Leider ging das nicht ganz ohne die Bean- spruchung von Investitionstiteln ab. Das zur Erklärung der Schmerzen. Die Opposition sollte sich an dieser Stelle ehrlicher- weise zurückhalten. Wer 16 Jahre bedenkenlos auf Ver- schuldung des Bundeshaushaltes fuhr, der ist in der Pflicht, die notwendige Konsolidierung mitzutragen. Und kommen Sie nicht mit dem Märchen der Schulden- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 18. März 2003 2695 (A) (C) (B) (D) freiheit bei gleichzeitigen Steuersenkungen in den 80er- Jahren. Die sozialliberale Koalition hinterließ 1982 300 Milliarden DM Bundesschulden. 1989, vor der deut- schen Einheit belief sich die Bundesschuld bei Kohl und Waigel bereits auf 600 Milliarden DM. Das war also eine Verdopplung der Schulden in kürzester Zeit! Nach 1990 kamen dann großenteils einheitsbedingt weitere 900 Milliarden DM Schulden hinzu. So geht das aber nicht weiter. Selbst die Opposition, wäre Sie jetzt in Verantwortung, könnte die Bürger nicht mehr zulasten des Staates scheinentlasten. Denn in Wahr- heit haben Sie die Bürger damals nicht wirklich entlastet. Unter der Schuldenlast der öffentlichen Hand leiden seit- dem alle, auch die zuvor steuerlich Begünstigten. Allen fehlen die notwendigen Investitionen und wirtschaftsför- dernden Maßnahmen. Auch Ihnen, der jetzigen Opposi- tion, würde Brüssel heute in die Parade fahren. Auch Sie müssten konsolidieren und Schuldenabbau betreiben und bis 2006 ganz auf neue Schulden verzichten. Also tragen Sie die Aufgabe der Konsolidierung ehrlich mit uns, und dann haben wir auch gemeinsam die Chance, Deutsch- land auf einen besseren Weg zu bringen. Der Karren war 1998 schon im Morast. Das Herausziehen braucht seine Zeit. Machen Sie mit. An den Schwerpunkten im Verkehrshaushalt hat sich über die letzten Jahre nichts geändert. Die größten Bro- cken sind und bleiben die Ausgaben für die Bahn mit rund 10,6 Milliarden Euro, davon für die Investitionen in die Eisenbahnen des Bundes 4,4 Milliarden Euro, in die Bundesfernstraßen rund 5,5 Milliarden Euro davon 4,6 Milliarden Euro für Investitionen, in die Verbesse- rung der Verkehrsverhältnisse der Gemeinden rund 1,7 Milliarden Euro und in die Bundeswasserstraßen rund 1,5 Milliarden Euro (davon rund 700 Millionen Euro für Investitionen). Hinzu kommt mittelfristig, so- weit die Planfeststellungsverfahren in NRW und Bayern die Berechtigung geben, die Finanzierung der beiden ak- tuell in der Diskussion stehenden Transrapidstrecken. Zu einigen Schwerpunkten im Einzelnen: Erstens die Mittel für die Bahn. Wie bereits gesagt, werden 10,6 Milliarden Euro insgesamt und davon 4,4 Milliarden Euro für Investitionen bereitgestellt. Das sind gewaltige Anstrengungen. Dafür wollen wir natür- lich von der Bahn auch Gegenleistungen. Erstens warten wir auf die zugesagten schwarzen Zahlen der nächsten Jahre. Zweitens wollen wir Zugverspätungen, schlechten Service und die jetzigen Mängel des neuen Preissystems nur noch rückblickend diskutieren. Das alles muss schnell der Vergangenheit angehören. Drittens muss die Bahn, mindestens solange sie noch die Hand zum Bund hin aufhalten darf – und das wird bei Schienenwegein- vestitionen noch viele Jahre laufen müssen –, strukturpo- litische Hausaufgaben machen. Es kann nicht sein, dass ein einziges Bundesland so- zusagen stellvertretend für andere Bundesländer seine Bahnwerke flächendeckend einbüßt. Herrn Mehdorn kann ich nur sagen, da gibt es noch viel zu klären. Sich die Musik bezahlen lassen und die Titelfolge allein be- stimmen, läuft nicht. Was so auch nicht mehr laufen kann, ist der jährlich zu erwartende Ausgaberest bei den Mitteln für die Bahn. Wir sehen die Verbesserung der Situation, Noch 2001 stand ein mehrfacher Restbetrag der letztjährigen 150 Millionen Euro zu Buche. Doch auch die 150 Millionen Euro von 2002 hätten verbaut werden müssen, und sei es bei der Straße. Zweitens, die Mittel für die Straße belaufen sich auf 5,5 Milliarden Euro insgesamt. Auch das ist eine große und stetige Anstrengung, die Anerkennung verdient. Ziehen wir die nichtinvestiven Ausgaben ab, so investie- ren wir in diesem Jahr 4,6 Milliarden Euro in die Straße, davon 2,7 Milliarden Euro in die „Oststraßen“: Verkehrsprojekte deutsche Einheit, Erhaltungs- und Erweiterungsbauten, Ortsumgehungen usw. Das sind 60 Prozent der Straßeninvestmittel für Ostdeutschland. Betrachte ich Schiene und Straße gemeinsam, so bitte ich meine Grünen-Kollegin Eichstätt um Verständnis, dass ich es bedauere, dass wir uns nicht auf die gegensei- tige Deckungsfähigkeit von Schienen- und Straßentiteln verständigen konnten. Die eine – die Bahn – lässt Geld liegen und die anderen können nicht investieren. Das schmerzt mich. Wo investiert wird, da wird gearbeitet und findet Wertschöpfung sowie Zukunftssicherung statt. Vielleicht kommen wir da in den nächsten Jahren etwas besser zueinander. Wir steigern ja auch den Rad- wegebau in gemeinsamer Anstrengung. Dritter Schwerpunkt sind die Bundeswasserstraßen. Verkehr und Wasserstraßen – gehören weiterhin zusam- men; auch nach der Flut des letzten Jahres. Doch müssen wir sorgfältiger als bisher mit den Wasserstraßen und den ökologischen Erfordernissen umgehen: Wasser- strassen ja, Flutwellenbegünstigung nein. Der Prüfstand für alle Projekte ist richtig, zum Prellbock muss er dort werden, wo andere Mittel, Wege und Verfahren objektiv nicht greifen. Vierter Schwerpunkt der Transrapid. Der Fortschritt ist eine Schnecke, besonders auf dem ideologisch ver- minten Verkehrsgelände in Deutschland. Viele Argu- mente, die bereits vor ein, zwei Jahrzehnten gegen den ICE-Ausbau verschlissen wurden, werden seit Jahren ge- gen den Transrapid in Stellung gebracht. Etwas mehr Gelassenheit auch in diesen Dingen stünde uns allen bes- ser an. Dabei haben wir doch alle nach der deutschen Einheit eine Riesenchance verpasst. Wir hätten Deutsch- land statt mit dem ebenfalls sehr teuren ICE – ein über 150 Jahre altes Rad-Schiene-System – mit einem welt- weit höchst innovativen Magnetschwebebahnsystem verkehrstechnisch modern gestalten können. Das haben wir leider alle miteinander verpasst und können nun an- deren Ländern hinterher hecheln, obwohl die Innovation ein Kind unserer Wirtschaft ist. Doch wie gesagt, die Schnecke Fortschritt gibt es und sie lebt, wenn auch auf kleinen Strecken. Im Bundes- haushalt 2003 wird erstmals Geld für eine Transrapidin- vestition fließen. 80 Millionen Euro haben wir für das Metrorapidprojekt in NRW eingestellt. Mit Bayern und seinem Transrapid zum Flughafen Erding wird aufgrund des unterschiedlichen Vorlaufs im nächsten Haushalt ein Gleiches passieren, wenn auch in Anbetracht der halben 2696 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 18. März 2003 (A) (C) (B) (D) Investitionsgröße lediglich ein Betrag von 40 Millionen Euro. Jetzt liegt es an NRW und Bayern, wie es mit die- ser Technologie weitergeht. Wir stehen zu unserem Wort. Sind die Projekte wirtschaftlich vertretbar, dann werden sie auch gebaut. Allerdings kennen wir die Wirtschaftlichkeit erst, wenn die Planfeststellungen, die wir jetzt bezahlen, dies nachweisen. Also liebe Nordrhein-Westfalen und Bay- ern, der Ball liegt in eurer Spielhäfte. Fünfter Schwerpunkt, die Autobahnmaut. Die Rich- tung stimmt. Alle, die auf unseren Autobahnen nach, in und durch Deutschland fahren, müssen ihren Anteil an den Verkehrsinvestitionen tragen. Die Transporteure, die in Deutschland ihre KFZ-Steuer entrichten, müssen in Deutschland im Gegenzug entlastet werden. Das leisten wir, auch wenn noch immer manches Problem zu klären ist. Reicht die Entlastung? Ist sie in Brüssel akzeptiert? Müssen wir nochmals nachsteuern? Diese Fragen sind wichtig, liegen aber unterhalb der grundsätzlichen Fra- gestellung. Wir wollen die Maut und wollen damit un- sere Verkehrswege verbessern. Diese Grundsatzentschei- dung ist gefallen. Letzte Bemerkung zum Luftverkehr aus Sicht eines Regionalpolitikers: Berlin müht sich seit dem Ende des letzten Jahrtausends um einen neuen Großflughafen. Noch immer erfolglos. Geld hat das natürlich auch schon jede Menge gekostet und wird es noch kosten. Dabei ha- ben die Berliner ihren Großflughafen von Leipzig/Halle. Von Hongkong aus betrachtet, ist Leipzig ein Vorort von Berlin, der ICE Leipzig-Berlin demzufolge mit seinen 45 Minuten Reisezeit die Berliner Vorortbahn. Mit dem Transrapid wären es sogar nur 34 Minuten von Berlin zum Flughafen Leipzig/Halle. Liebe Berliner, denkt bitte mal darüber nach. Volks- wirtschaftlich würde es Sinn machen. Volkswirtschaft- lich macht es jedenfalls keinen Sinn, mit einem neuen milliardenschweren Großflughafen die bereits hervorra- gend funktionierenden Airports in Leipzig und Dresden zu Industriebrachen verkommen zu lassen. Die alte west- deutsche Überflussgesellschaft hat so etwas bedenkenlos getan. Die vereinigte, hochverschuldete Bundesrepublik Deutschland ist dazu nicht mehr in der Lage. Außerdem besitzt der Leipziger Flughafen die 24-Stunden-Flugge- nehmigung, die Schönefeld nie zugestanden wird. Was bleibt, ist der Dank an die Berichterstatter des Einzelplanes 12 sowie an den Minister und seine Mitar- beiter. Wir haben an der Sache entlang engagiert gear- beitet. Unser Ergebnis kann sich sehen lassen. Dirk Fischer (Hamburg) (CDU/CSU): Der rot-grü- nen Bundesregierung wird es recht sein, dass der Einzel- plan 12 aufgrund aktueller Ereignisse zu nachtschlafen- der Zeit behandelt wird. Seiner Bedeutung wird eine „Mondscheindebatte“ aber in keiner Weise gerecht! Es handelt sich um den drittgrößten Einzeletat und den größten Investitionshaushalt. Etwa die Hälfte aller Inves- titionen des Bundes werden aus diesem Haushalt geleis- tet. Trotz der späten Stunde ist das rot-grüne Versagen in der Verkehrspolitik aber nicht zu kaschieren: Erstens. Bedarfsgerechte Etatansätze für Ausbau und Unterhalt der Infrastruktur fehlen. Die in den Haushalts- entwurf eingestellten Investitionen in den Bundesfern- straßenbau sind völlig unzureichend. Schon heute ist der Substanzverzehr durch unterlassene Investitionen beim Verkehrsträger Straße größer als der Zuwachs durch In- vestitionen. Deshalb müssen die Einnahmen aus der stre- ckenbezogenen LKW-Maut nach Abzug der Systemkos- ten wieder vollständig zur Verbesserung der Straßen- verkehrsinfrastruktur reinvestiert werden. Die Bedarfs- planmaßnahmen „Bundesautobahnen“ müssen von 1,31277 Milliarden Euro auf 1,67277 Milliarden Euro um 360 Millionen Euro und die Bedarfsplanmaßnahmen „Bundesstraßen“ von 476,006 Millionen Euro auf 758,506 Millionen Euro um 282,5 Millionen Euro erhöht werden. Zudem müssen die Lärmsanierungsmaßnahmen an bestehenden Schienenwegen der Eisenbahnen des Bun- des durch eine Erhöhung der Verpflichtungsermächti- gung von 60 Millionen Euro um 93,39 Millionen Euro auf 153,39 Millionen Euro verstärkt werden, und zwar verteilt auf die Jahre 2004, 2005 und 2006 mit jeweils 51,13 Millionen Euro. Zweitens. Wo bleibt der seit Ende 1998 angekündigte neue Bundesverkehrswegeplan mit den dazugehörigen Ausbaugesetzen für die verschiedenen Verkehrsträger, um den gegenwärtigen gesetzlosen Zustand zu beenden, um die Verteilungsgerechtigkeit der Investitionsmittel nach Länderquoten wiederherzustellen und um den Län- dern Planungssicherheit zu geben? Drittens. Die Verkehrsprojekte „Deutsche Einheit“ kommen nur schleppend voran. Der Osten braucht aber eine zügige Planung und Finanzierung sowie die zeit- nahe Realisierung der für die neuen Bundesländer so wichtigen Verkehrsprojekte. Viertens. Rot-Grün vernichtet das deutsche LKW-Ge- werbe. Unsere überwiegend mittelständischen Trans- portunternehmen brauchen nämlich dringend einen Stopp der immer höheren fiskalischen Belastungen, eine Harmonisierung der EU-Wettbewerbsbedingungen so- wie schützende Übergangsregelungen bei der EU-Oster- weiterung. Fünftens. Der Luftverkehr wird stranguliert, mal durch Eichel mit der Mehrwertsteuer, mal durch Trittin mit überzogenen Vorstellungen für das Fluglärmschutz- gesetz. Es wäre auch verwunderlich, wenn Rot-Grün ei- nen Verkehrszweig ungeschoren davonkommen ließe! Sechstens. Inzwischen blockiert die Regierung Schröder auch die konsequente Durchführung der Bahnreform. Dadurch wird mehr Wettbewerb im Schienenverkehr verhindert und somit auch dort nicht mehr Verkehr abge- wickelt. Die EU-Vorgaben, den Schienenverkehrsbetrieb Institutionell von der Infrastruktur zu trennen oder aber zumindest auf eine neutrale Stelle zu überführen, sind bis heute nicht umgesetzt worden. Für das Ziel „Wettbe- werb“ ist dies kein befriedigendes Ergebnis. Die DB AG ist faktisch Monopolist im Schienenverkehrsmarkt mit Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 18. März 2003 2697 (A) (C) (B) (D) Marktanteilen im Personenfernverkehr von 99,5 Prozent, im Personennahverkehr von 91,5 Prozent und im Güter- verkehr von 97,2 Prozent. Die Anteile des Schienenpersonenverkehrs am Ge- samtverkehrsmarkt sind um nur 1 Prozent von 7 Prozent auf 8 Prozent zwischen 1994 und 2001 gestiegen. Im Schienengüterverkehr haben sich die Verhältnisse in die- sem Zeitraum sogar von 17 Prozent auf 14 Prozent ver- schlechtert. Im Gegensatz dazu ist der Anteil des Güter- verkehrs auf der Straße von 65 Prozent im Jahre 1994 auf 69 Prozent im Jahre 2001 angestiegen. Heißt das etwa „Mehr Güter auf die Schiene!“? Seit Beginn der Bahnreform sind dem Verkehrsträger Schiene 178 Milliarden Euro an Bundesmitteln zugeflos- sen. Ende 1993 wurden die Altschulden des Unterneh- mens in einer Gesamthöhe von 34 Milliarden Euro auf den Bundeshaushalt übernommen. Mit der zwischenzeit- lich bei der DB AG wieder aufgelaufenen Neuverschul- dung von ca. 18,2 Milliarden Euro beläuft sich die Ge- samtbelastung des Bundes auf deutlich mehr als 196 Mil- liarden Euro bis Ende 2001. Für das Jahr 2002 wird zu- dem ein Verlust von rund 500 Milliarden Euro erwartet. Gescheitert ist auch die Wohnungsbaupolitik der rot- grünen Bundesregierung: Wohnungsbaupolitik gestaltet nicht Minister Stolpe, Wohnungsbaupolitik diktiert Mi- nister Eichel. Das so genannte Steuervergünstigungsab- baugesetz ist ausschließlich fiskalpolitischen Überlegun- gen entsprungen. Rot-Grün fährt seit über vier Jahren auf einem Zickzackkurs: Die Bestandserneuerung wird angeblich gestärkt, aber der Vorkostenabzug als zentra- les Förderinstrument für Sanierung und Modernisierung bei der Eigenheimförderung wird abgeschafft. Die „sozi- ale Stadt“ wird großspurig propagiert, der soziale Woh- nungsbau wird aber auf das gesetzliche Minimum redu- ziert. Die Wohngeldleistungen gehen zwar rauf, aber auf Kosten der „Häuslebauer“. Als rot-grüne Grausamkeiten sind dabei zu nennen: die Einschränkung der Verlustver- rechnung, vermieterfeindliche Regelungen bei der Miet- rechtsreform, wettbewerbsverzerrende Regelungen für die Immobilienbranche bei der Förderung der privaten Altersvorsorge und die Kürzung der Einkommensgren- zen im Eigenheimzulagengesetz um ein Drittel. Energiesparkreditprogramme werden aufgelegt, den Investoren aber über die Ökosteuer das Geld aus der Ta- sche gezogen und das Programm „Stadtumbau Ost“ wird durch Überregulierung und Einsparungen bei der Städte- bauforderung und „Wirtschaftsförderung Ost“ zur Wir- kungslosigkeit verdammt. Wenigstens in diesem Punkt können Sie, meine Damen und Herren Koalitionäre, heute gegensteuern: Stimmen Sie dem vorliegenden Änderungsantrag der CDU/CSU- Bundestagsfraktion zu! Erhöhen Sie mit uns gemeinsam die Investitionen für städtebauliche Maßnahmen! Da- durch lässt sich ein hohes gesamtwirtschaftliches Investi- tionsvolumen auslösen, mit positiven Impulsen für Bau- handwerk und Beschäftigung. Von 1999 bis Ende 2001 hat die Bauwirtschaft bereits über 200 000 Arbeitsplätze abgebaut. Im Jahre 2002 sind im Bauhauptgewerbe nochmals gut 75 000 Arbeitsplätze laut Aussage vom Hauptverband der Bauindustrie ver- nichtet worden. Solange das Damoklesschwert „Steuer- vergünstigungsabbaugesetz“ noch schwebt, bleiben die Aussichten trübe: Die Bundesregierung selbst prognosti- ziert minus 1 Prozent bei den realen Bauinvestitionen, der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes sogar minus 2 Prozenz und den Abbau von weiteren 60 000 Ar- beitsplätzen in der Bauwirtschaft zuzüglich 50 000 auf- grund von Einschnitten bei der Eigenheimzulage. Die Liste der Baustellen im Verkehrs- und Baubereich ist lang. Es gibt viel zu tun, fangen Sie an! Norbert Barthle (CDU/CSU): Aller guten Dinge sind drei, also auf eine Neues: Im Einzelplan 12, den wir abschließend beraten, stellt der Bereich Wohnungswesen und Städtebau nur ein ein- ziges Kapitel dar, das Kap. 1225. Die Gesamtausgaben betragen 2003 insgesamt 4,986 Milliarden Euro und da- mit 391 Millionen Euro mehr als 2002. Schaut man je- doch auf den Gesamtetat von etwas über 26 Milliarden Euro, so wird deutlich, dass sich hinter diesem einen Ka- pitel fast ein Fünftel des Haushalts des BMVBW ver- birgt. Aufgrund seines großen Anteils an Zuschüssen und Investitionen ist dieser Bereich für die wirtschaftli- che Entwicklung unseres Landes von großer Bedeutung. Ich betone das deshalb, weil ich hoffe, dass Minister Stolpe sich in Zukunft eben auch als Städte- und Woh- nungsbauminister für ganz Deutschland versteht. Ich biete ihm jedenfalls die konstruktive Zusammenarbeit der CDU/CSU-Fraktion an, wenn es darum geht, im Be- reich des Wohnunqs- und Städtebaus zukunftsfähige Po- litik zu machen. Wenn ich die Beratungen zum Einzelplan 12 in die- sem Zusammenhang Revue passieren lasse, scheint un- sere Unterstützung notwendig zu sein. Es war eine ge- wisse Mut- und Konzeptlosigkeit bei den Vertretern der Regierungsfraktionen nicht zu übersehen, die sich auch in den im Vergleich zu 2002 verringerten Investitionen niederschlägt. Wie ist die Situation, vor allem in den westdeutschen Ballungszentren? Schaut man in Berichte aus den Kom- munen, so ist die Lage häufig dramatisch zu nennen. Die Wohnungsengpässe nehmen zu, die Mieten steigen, für viele Mieterinnen und Mieter gibt es in manchen Groß- städten keinen bezahlbaren Wohnraum mehr, ihnen bleibt als Reaktion nur noch der Wegzug ins Umland. Im letzten Jahr hatte die Bundesregierung die Anre- gungen der Union aufgegriffen und im Bereich der sozi- alen Wohnraumförderung das so genannte „Metropolen- programm“ aufgelegt und mit 70 Millionen Euro zusätzlich ausgestattet. Diesen Schritt in die richtige Richtung haben wir begrüßt und unterstützt. Inzwischen hat sich die Lage in den Ballungsräumen weiter verschärft, die von mir bereits beschriebenen Pro- bleme haben zugenommen. Was würde eine voraus- schauende und kluge Bundesregierung tun? Sie würde das Metropolenprogramm verstetigen und die Mittelaus- 2698 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 18. März 2003 (A) (C) (B) (D) stattung gegebenenfalls verbessern. Was macht Rot- Grün? Herr Stolpe überraschte uns mit dem Vorschlag, die Mitte für die soziale Wohnraumförderung wieder auf das bisherige Minimum von insgesamt 230 Millionen Büro zu reduzieren. Mit langfristig angelegter Politik hat das nichts zu tun. Aus diesem Grund hat die CDU/CSU-Fraktion bei den Haushaltsberatungen gefordert, das Metropolenpro- gramm auch in 2003 fortzusetzen und maßvoll aufzusto- cken. Mit insgesamt 100 Millionen Euro – 70 Millionen in den alten und 30 Millionen in den neuen Ländern – hätten deutliche Schritte zum Abbau der Probleme ange- gangen werden können. Leider wurden unsere Anträge abgelehnt. Dennoch begrüße ich Ihre Entscheidung, diese Titel statt um 70 Millionen nur um 20 Millionen Euro zu kürzen. 50 Millionen mehr als in Ihrem Haus- haltsentwurf vorgesehen sind für die Ballungszentren eine gute Botschaft und das ist auch ein Erfolg unseres Einsatzes. Doch die soziale Wohnraumförderung ist ja nicht alles: Meiner Fraktion kommt es zudem darauf an, ange- sichts der überragenden Bedeutung der Investitionen im Bereich des Städtebau- und Wohnungswesens deutliche und spürbare Verbesserungen zu erreichen. Deshalb ha- ben wir gefordert, die Titelgruppe 01, Förderung des Städtebaus, insgesamt um 375 Millionen Euro aufzusto- cken, 200 Millionen Euro für die alten und 175 Millio- nen Euro für die neuen Bundesländer. Mit unseren Vorschlägen, die Sie im Auschuss abge- lehnt haben, wollten wir „die konjunkturelle Entwicklung insbesondere der örtlichen Bauwirtschaft unterstützen und damit zur Stabilisierung des Bausektors beitragen. Dies ist an- gesichts der fragilen konjunkturellen Situation wichtig, denn Maßnahmen im Baubereich sind er- fahrungsgemäß immer mit größeren unmittel- und mittelbaren Beschäftigungs-, Einkommens- und da- mit auch Wachstumswirkungen verbunden." Die letzten beiden Sätze waren wörtliche Zitate aus der Tischvorlage des Bundesfinanzministeriums zur ges- trigen Haushaltsausschusssitzung, Thema: Finanzierung von Infrastrukturmaßnahmen und Modernisierungsmaß- nahmen im Wohnungsbestand durch zinsgünstige Darle- hen! Die Bundesregierung sieht also endlich ein, daß der Multiplikatoreffekt jedes einzelnen investierten Euro zu vielfachen zusätzlichen Investitionen im unmittelbaren und mittelbaren Baubereich führt. Nur: Das richtige Ziel erkennen heißt bei Rot-Grün nicht, dass auch der rich- tige Weg zu diesem Ziel eingeschlagen wird. Um es ganz deutlich zu sagen: Ihr jetziger Weg mit dem Wohnraum- Modernisierungsprogramm 2003/2004 ist falsch. Aus meiner Sicht wird ein kreditfinanziertes Strohfeuer ange- facht, das nicht alle Wirkungen erzielen wird, die Sie sich erhoffen. Auf der anderen Seite will die rot-grüne Bundesregierung mit dem so genannten Steuervergünsti- gungsabbaugesetz die Belastung der Immobilienwirt- schaft drastisch erhöhen. Das geht nicht zusammen, das ist ein Zickzackkurs, der von niemandem in Deutschland mehr verstanden wird. Ich bin froh, dass die CDU-Mi- nisterpräsidenten im Bundesrat dieses Mittelstandsab- baugesetz gestoppt haben! Ein weiterer Kritikpunkt, der die Unverständlichkeit der Kanzlerpläne belegt, ist folgender: Sie begründen die Abbaupläne bei der Eigenheimzulage vor allem damit, dass Sie soziale Mitnahmeeffekte vermeiden wollen – obwohl es dort eine Einkommensgrenze gibt. Jetzt legen Sie ein Programm auf, das Mitnahmeeffekten in keiner Weise vorbeugt oder sie verhindert. Fragwürdig ist auch, dass Sie in dem einen Fall den Eigentumserwerb der Bürger erschweren wollen, wäh- rend in dem anderen Fall, eben diesem Modernisierungs- und Sanierungsprogramm, dem, der Immobilienvermö- gen bereits besitzt, hilfreich unter die Arme gegriffen wird. Ich habe aus den Zeiten unserer Regierungsverant- wortung noch Ihre Umverteilungssprüche im Ohr, die ja derzeit zum Beispiel ein Herr Bsirske wieder aufwärmt, diesmal aber Sie meint. Dieses Programm betreibt doch ebenfalls Umverteilung von unten nach oben, finden Sie nicht? Schließlich sehe ich bei Ihrem Programm auch die Gefahr, dass vor allem kommunale und genossenschaft- liche Wohnungsbestände den warmen Geldsegen abbe- kommen. Die übergroße Mehrheit der Wohnungen in Deutschland wird aber von privaten Eigentümern be- wirtschaftet – und die dürfen nicht leer ausgehen. Oder sollte es etwa so sein, dass Ihnen die privaten Woh- nungseigentümer weniger am Herzen liegen als die ge- nossenschaftlichen? An die eigentlichen Ursachen der Probleme gehen Sie ohnehin nicht heran: Der Grund für die fehlende Bereit- schaft, in Immobilien zu investieren bzw. Wohnungsbe- stände zu sanieren, sind nicht zu hohe Zinsen; denn die Darlehens- und Hypothekenzinsen sind seit Monaten auf einem historisch niedrigen Niveau. Wenn trotzdem nicht oder nur wenig investiert wird, liegt das vor allem an den steuerlichen Rahmenbedingungen. Wer Wertzuwächse von Immobilien mit der geplanten Pauschalsteuer stärker besteuern will und die Altbausanierung mit den alten Re- geln zum anschaffungsnahen Aufwand behindert, sorgt selbst für die Zurückhaltung der Investoren. Hier liegen – unabhängig von diesem Haushalt – die wahren Ursa- chen für die schleppende Baukonjunktur. Hier müssen Sie was tun, da helfen keine Strohfeuer-Programme. Noch ein Wort zum Thema Wohngeld. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als hätten Sie aus dem zu niedrigen Mittelansatz in 2002 gelernt, die Erhöhung um 550 Mil- lionen DM erscheint mehr als ausreichend. Zieht man jedoch die 409 Millionen Euro ab, die Sie von den Wohngeldausgaben der Länder als Ausgleich für das Grundsicherungsgesetz im Alter übernehmen, bleibt nur noch eine Erhöhung von 141 Millionen Euro übrig. Ob dies den sich im Verhältnis zu 2002 weiter verschlechter- ten Konjunkturdaten gerecht wird, die mit einem erhöh- ten Berechtigtenkreis korrespondieren, bezweifle ich. Auch in diesem Jahr werden wir wieder mit überplanmä- ßigen Ausgaben in diesem Bereich zu rechnen haben. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 18. März 2003 2699 (A) (C) (B) (D) Alles in allem gibt das Wohnungs- und Städtebau- kapitel im Einzelplan 12 zu keinen Hoffnungen auf Bes- serung der Lage Anlass. Daher ist Ihnen unsere Ableh- nung gewiss. Dr. Manfred Stolpe, Bundesminister für Verkehr-, Bau- und Wohnungswesen: Die Infrastruktur ist unser stärkster Entwicklungshebel in Ost und West. Daher ist sie auch ein klarer Schwerpunkt der Investitionspolitik der Bundesregierung. Der Einzelplan 12 hat ein Volumen von über 26 Milliarden Euro, davon sind mehr als die Hälfte In- vestitionen. Solch ein Niveau hatten wir bislang noch nicht. 11,5 Milliarden Euro investieren wir in das Ver- kehrssystem. Das ist die Fortführung der Rekordinvesti- tionen des Vorjahres; 1,7 Milliarden Euro setzen wir für Wohnungs- und Städtebau ein und 7 Milliarden Euro wenden wir mit dem Fonds „Aufbauhilfe“ auf für die Beseitigung von Flutschäden in den Kommunen, bei Un- ternehmen und an Privatgebäuden, fast 1 Milliarden Euro davon für die Infrastruktur des Bundes. Politik für eine leistungsfähige Infrastruktur – das ist aktive Wirtschaftspolitik, sie stärkt den Wirtschafts- standort Deutschland und sichert die Zukunft unseres Landes. In der letzten Verkehrsdebatte an dieser Stelle, am 20. Februar, habe ich noch vorsichtig zugesagt, dass wir den Entwurf des neuen BVWP im ersten Halbjahr vorle- gen. Ich kann Ihnen sagen: Den Entwurf des Bundesver- kehrswegeplans 2003 werden wir Ende dieser Woche in die Ressortabstimmung geben. Gleichzeitig versenden wir ihn an die Länder. Die Fraktionen des Deutschen Bundestags bekommen ebenfalls den Entwurf. Mit dem Plan stellen wir aktuelle und belastbare In- formationen über die Perspektiven der deutschen Ver- kehrsinfrastruktur zur Verfügung. Denn wir haben sorg- fältig den Infrastrukturbedarf bis 2015 analysiert. Konkrete Angaben zu Einzelmaßnahmen und Länder- quoten werde ich heute nicht machen. Denn wir wollen ja zunächst noch in den Abstimmungsprozess mit den Ländern. Letztlich werden wir darüber im parlamentari- schen Verfahren beschließen. Dass ich über Einzelheiten gesprächsbereit bin, habe ich Ihnen bereits zugesichert. Aber mir ist wichtig, ei- nige Grundlinien zu erläutern. Denn wir dürfen bei allem verständlichen Für und Wider im Kleinen auf keinen Fall aus dem Blick verlie- ren, was wir mit dem Bundesverkehrswegeplan wollen: unser Land nach vorne bringen, Infrastruktur erhalten und modernisieren und die Mobilitätsadern am Pulsieren halten. Konkret geben wir damit Antwort auf die Herausfor- derungen der Zukunft wie der Osterweiterung der EU und der Globalisierung der Wirtschaft. Für mich persönlich ist ganz wichtig, dass weiterhin gilt: „Aufbau Ost und Ausbau West“ sind untrennbar miteinander verbunden. Wir können unser Land nur ge- meinsam vorwärts bringen. Ein wichtiger Bestandteil des BVWP 2003 werden die Eckpunkte für ein Zukunftsprogramm Mobilität sein, das das Bundeskabinett im März vergangenen Jahres be- schlossen hat. Ich möchte sie erneut kurz aufzählen: erstens. Beseiti- gung von Verkehrsengpässen: Unter anderem werden alle Maßnahmen des Anti-Stau-Programms ebenso wie die Betreibermodelle für den sechsstreifigen Autobahn- ausbau im vordringlichen Bedarf sein; zweitens. Ver- kehrsentlastung und Steigerung der Lebensqualität in Städten und Gemeinden durch den verstärkten Bau von Ortsumgehungen; drittens. Stärkung des maritimen Standortes. Wir machen das mit dem gezielten Ausbau der Hinterlandanbindungen; viertens. Stärkung der Infra- struktur in Ostdeutschland; dazu gehört unter anderem: A 14 Magdeburg-Schwerin; A 72 Leipzig–Chemnitz und Nachholbedarf bei Ortsumgehungen; fünftens: Un- terstützung und Förderung moderner Verkehrstechnolo- gien wie Transrapid oder Galileo. Der Finanzrahmen der BVWP 2003 orientiert sich an dem Spitzenniveau, auf das wir die Verkehrsinvestitio- nen gebracht haben. Dieses Investitionsniveau werden wir dauerhaft verstetigen. Damit ist der BVWP 2003 so- lide finanziert. Der Schwerpunkt der Investitionen muss auf dem Erhalt der bestehenden Infrastruktur liegen. Das zeigen wissenschaftliche Untersuchungen, aber auch die augenscheinliche Realität. Aber es wird natür- lich auch neu, und ausgebaut. Insgesamt schaffen wir da- mit Planungssicherheit für alle Beteiligten, für die Ver- kehrswirtschaft ebenso wie für die Mobilität der Bürgerinnen und Bürger. Meine Damen und Herren, wir brauchen in Deutsch- land Mut zu Veränderungen. Hier haben wir unsere Kar- ten auf den Tisch gelegt. Arbeit und Wirtschaft sind – darauf hat der Bundeskanzler am letzten Freitag hinge- wiesen – das Herzstück unserer Reform-Agenda. Wir legen dabei deutliche Akzente auf die Bau- und Wohnungswirtschaft. Das freut mich natürlich als ver- antwortlichen Ressortminister besonders. Wir sind da- bei, das Hartz–Konzept umzusetzen, wir öffnen und fle- xibilisieren den Arbeitsmarkt. Ich meine auch unsere Mittelstandsoffensive. Denn ohne den Mittelstand – also auch den Baumittelstand – ist eine erfolgreiche Politik für mehr Wachstum und Beschäftigung nicht möglich. Wir helfen, die Auftragslage zu verbessern, die Ei- genkapitallage zu stabilisieren und gegen Zahlungsrück- stände wirksamer vorzugehen. Wir packen den Abbau bürokratischer Belastungen an. Auch damit ölen wir den Wachstumsmotor. Und: Mit unserer neuen Außenwirt- schaftsoffensive haben wir kleine und mittlere Unterneh- men im Blick. Meine Damen und Herren, wir alle kennen die volks- wirtschaftliche Bedeutung einer stabilen und zuverlässi- gen Investitionspolitik. Das gilt besonders für wirtschaft- lich schwierige Zeiten, wie wir sie gerade erleben. Die 2700 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 33. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 18. März 2003 (A) (C) (B) (D) Bundesregierung und der Deutsche Bundestag unter- streichen das mit diesem Bundeshaushalt 2003. von rund 15 Milliarden Euro. Diese Programme laufen über die KfW. Die Gemeinden werden darüber hinaus mit der Neu- ordnung der Gemeindefinanzen in den nächsten Jahren um Milliarden entlastet und gewinnen zusätzlichen Spielraum für Investitionen. Außerdem werden wir, meine Damen und Herren, Haushaltsmittel in Höhe von rund 1 Milliarde Euro für die Vergabe zinsverbilligter Kredite zur Verfügung stellen. Damit können für dringend benötigte Investitionen in die kommunale Infrastruktur deutlich verbilligte Kredite gewährt werden. Mit dem gleichen Engagement gehen wir an die Förderung der Wohnungsmodernisierung he- ran. Insgesamt bewegen wir dazu ein Kreditvolumen tere Milliarde Euro für Kommunen vorgesehen, die in besonders strukturschwachen Gebieten liegen, Kommu- nen mit besonders hoher Arbeitslosigkeit. Für diese Kommunen wird der Zinssatz für drei Jahre noch einmal zusätzlich sehr stark verbilligt. Dieses Maßnahmenbündel ist vernünftige Politik, die den Kommunen, der Bauwirtschaft und natürlich den Bürgerinnen und Bürgern zugute kommt. Es ist zugleich vorausblickende Politik, weil wir mit Infrastrukturinves- titionen keinen Strohfeueraktionismus auslösen, sondern eine dauerhafte Grundlage bauen, auf der wirtschaftli- ches Wachstum gedeihen kann. den planmäßigen Wiederaufbau fehlt. aufgelegt. Zusätzlich zu diesen 6 Milliarden Euro ist eine wei- Aber wir wissen auch: Für nachhaltiges Wachstum brauchen wir eine moderne, funktionierende Infrastruk- tur. Hier sind vor allem die Kommunen gefordert. Von ihnen kommen zwei Drittel aller öffentlichen Bauinves- titionen. Auch dafür brauchen wir gesunde Finanzen. Dafür brauchen die Kommunen die entsprechenden Mit- tel. Der Bundeskanzler hat das am Freitag deutlich ge- macht: Die Bundesregierung bekennt sich zu ihrer Mit- verantwortung für die Finanzsituation der Kommunen. Deshalb wird sie Maßnahmen zur Verbesserung der kommunalen Einnahmen und zur Förderung notwendi- ger Investitionen ergreifen. Bei der Verbesserung der Einnahmen möchte ich aus- drücklich auf einen wichtigen Punkt hinweisen: Wir wollen die Kommunen von ihrem Beitrag zur Finanzie- rung des Flutopferfonds befreien. Hier geht es um rund 800 Millionen Euro Mehreinnahmen. Wir können das in der Gewissheit tun, dass deshalb kein einziger Euro für Erstens: „KfW-Wohnraum-Modernisierungsprogramm 2003/2004“. Mit diesem bundesweiten Programm wollen wir Anreize für Modernisierungs- und Sanierungsinvesti- tionen an selbstgenutzten und vermieteten Wohngebäuden in ganz Deutschland geben. Für das Programm ist ein Vo- lumen von 8 Milliarden Euro beabsichtigt. Damit sollen ausreichend zinsverbilligte Förderdarlehen vergeben wer- den. Betrachtet man die Erfahrungen mit anderen wohn- wirtschaftlichen Programmen, so ist mit einer Investiti- onssumme von ca. 14 Milliarden Euro zu rechnen. Pro Jahr bedeutet dies die Sicherung von etwa 125 000 Ar- beitsplätzen. Zweitens: der Sonderfonds „Wachstumsimpulse“, der auf dem KfW-Infrastrukturprogramm aufsetzt. Der Son- derfonds richtet sich insbesondere an die Kommunen und deren Eigengesellschaften. Durch die vom Bund getra- gene Zinsverbilligung für diesen Sonderfonds werden sehr günstige Zinskonditionen ermöglicht. Durch die KfW wird ein Kreditvolumen von insgesamt 6 Milliarden Euro 33. Sitzung Berlin, Dienstag, den 18. März 2003 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 3
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Carsten Schneider


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)



    Frau Aigner, die Antworten sind sehr einfach. Zum
    einen stellt sich beim Spaceshuttle nicht die Frage, ob
    wir uns an der Finanzierung beteiligen. Vielmehr lautet
    die Frage: Was ist mit der Zukunft der bemannten Raum-
    fahrt?


    (Zuruf von der SPD: ISS!)


    Aus diesem Grund habe ich am Anfang gesagt, dass man
    sehr wohl über eine Evaluierung der Ziele nachdenken
    muss.


    (Zuruf von der SPD: Ja, das hat er gesagt!)


    Damit möchte ich Ihre erste Frage beantwortet wissen.

    Nun komme ich zur Beantwortung Ihrer zweiten
    Frage bezüglich der Umschichtung. Jeder Forschungsbe-
    reich – vorhin sind ja einige Zahlen genannt worden –
    musste einen Beitrag zur Konsolidierung leisten. Wir ha-
    ben den ESA-Titel um 20 Millionen Euro gekürzt. Das
    ist vollkommen richtig. Auch haben wir den Titel „Nati-
    onales Weltraumprogramm“ gekürzt. Dies beruht auf
    Aussagen von Verbandsvertretern – Sie wissen ja, dass
    im Haushaltsverfahren zunächst höhere Kürzungen vor-
    gesehen waren –, die selbst gesagt haben, dass in diesem
    Bereich immer noch ein Spielraum in Höhe von 3, 4 oder
    5 Prozent besteht.


    (Zuruf von der SPD: Das ist es! Das habe ich ja gesagt!)


    Mir als Haushälter müssen Sie zugestehen, dass ich auf
    diese 3, 4 oder 5 Prozent nicht verzichte, wenn mir ein
    solches Angebot gemacht wird.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Es gibt aber auch eine ganze Reihe von erfreulichen
    Themen. Zumindest sehe ich mich als Haushälter und
    sieht sich auch meine Fraktion in einer solchen Rolle,
    dass wir nicht nur das abnicken, was uns von der Regie-
    rung vorgelegt wird, sondern dass wir auch selbst gestal-
    tend eingreifen. So haben wir in Abstimmung mit der
    Regierung zum Beispiel den Etat der Deutschen For-
    schungsgemeinschaft um 2,5 Prozent erhöht. Ich glau-
    be, dass dies in wirtschaftlich und auch haushaltspoli-
    tisch sehr schwierigen Zeiten eine Operation ist, die sich






    (A) (C)



    (B) (D)


    Carsten Schneider
    lohnt und durch die man auch die Prioritäten richtig
    setzt, indem man den Nachwuchsforschern in Deutsch-
    land eine bessere Chance gibt, sich zu entfalten.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: Das ist entgegen den Aussagen von Herrn Merz!)


    – Ja, diese Aussage ist ein ganz klarer Widerspruch zu
    den Zitaten, die Herr Merz vorgetragen hat. Vielleicht
    sollte er sich hier noch einmal informieren.


    (Jörg Tauss [SPD]: Er sollte Zahlen lesen!)


    Mit der Reform des Dienstrechts haben wir die
    strukturellen Voraussetzungen für einen erfolgreichen
    Generationswechsel an den Hochschulen geschaffen. Ich
    nenne nur das Programm der Juniorprofessuren, für das
    wir die Mittel in diesem Jahr verdreifacht haben. Auch
    sichern wir mit der Erhöhung gerade des DFG-Ansatzes
    die materiellen Voraussetzungen für den Nachwuchs an
    den Hochschulen. Die Klagen darüber, dass nicht auch
    die Mittel für die MPG, die HGF und die FhG erhöht
    werden konnten, gehen meines Erachtens fehl.

    Auch muss man deutlich sagen: Diese Mittel wurden
    nicht gekürzt, sondern sie sind überrollt worden. Ich
    kann nur sagen: Mir wäre es immer lieber, für diese Be-
    reiche mehr Geld einzustellen. Nur, wir sind mit dem
    Ziel angetreten, den Bundeshaushalt zu sanieren. Ich
    glaube, dass ein Jahr an Überrollung nach den spektaku-
    lären Steigerungen der vergangenen Jahre durchaus ver-
    tretbar ist. Nach der Ankündigung des Bundeskanzlers
    vom Freitag der letzten Woche haben die Forschungsein-
    richtungen für das nächste Jahr wieder Planungssicher-
    heit. Damit ist ganz klar gesagt, wohin die Fahrt mit der
    Bundesregierung gehen wird: vor allen Dingen zu einer
    Steigerung und Verstetigung der Ausgaben für Bildung
    und Forschung, damit Wissenschaftler in diesem Land
    eine Heimstatt haben.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, besonders hervor-
    heben möchte ich an dieser Stelle das Ganztagsschul-
    programm. Herr Willsch hat sehr intensiv darüber be-
    richtet. Ich kenne die entsprechenden Debatten ja nur aus
    den Geschichtsbüchern der 70-er Jahre. Es sind frappie-
    rende Ähnlichkeiten festzustellen. Ich dachte eigentlich,
    dass wir jetzt im 21. Jahrhundert einen Schritt weiter
    sind. Wir könnten unser Blickfeld durchaus einmal er-
    weitern und nicht nur über die Grenzen von Bundeslän-
    dern, sondern auch über unsere nationalen Grenzen hin-
    ausschauen und prüfen – das zeigen uns die PISA-
    Ergebnisse –, in welchen Ländern tatsächlich Erfolge er-
    zielt wurden.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Bayern! BadenWürttemberg!)


    Es ist unbestreitbar, dass dies nun einmal in Finnland
    der Fall war. Man kann sich daran anlehnen und versu-
    chen, Anregungen aufzunehmen. Dieser Politikbereich
    unterliegt zwar nicht der Bundeskompetenz, aber ich
    sage Ihnen: Die Frage, ob dieses Thema der Bundes-
    oder Länderkompetenz zugeordnet ist, ist mir egal, weil
    dieses Thema viel zu wichtig ist. Es handelt sich um eine

    nationale Aufgabe und ein nationaler Kraftakt ist nötig.
    Wenn wir uns nicht zumindest auf vergleichbare natio-
    nale Standards einigen können – die Kulturhoheit jedes
    Bundeslandes bleibt erhalten –, dann kann ich nur sagen:
    Gute Nacht, Deutschland! Gute Nacht, CDU, im Bil-
    dungsbereich!


    (Beifall bei der SPD)


    Wir haben unser Wahlversprechen mit dem Ganztags-
    schulprogramm mit einem Volumen von 300 Millionen
    Euro in diesem Jahr eingelöst.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Wahnsinn!)


    In den nächsten Jahren kommen noch 3,7 Milliarden
    Euro hinzu. Die Verwaltungsvereinbarung liegt den
    Ländern vor. Ich glaube auch, dass man einen ge-
    meinsamen Weg finden kann. Ich hoffe es zumindest
    sehr. Ich bekomme das Feedback aus meinem Wahlkreis,
    dass es gerade unter dem Gesichtspunkt der Chancen-
    gleichheit von Frauen wichtig ist, dass es dieses Angebot
    gibt. Es gibt ja keinen Zwang und es ist wichtig, dass wir
    dies umsetzen.

    Ein weiterer Punkt, der meines Erachtens sehr deut-
    lich die Erfolge der Politik der vergangenen Jahre mar-
    kiert, ist die Entwicklung der Studienanfängerquote. Von
    1998 bis 2002 hat sich die Studienanfängerquote pro
    Jahrgang von 28 auf 36 Prozent erhöht. Wenn man sich
    das unter gesamtwirtschaftlichen Bedingungen anschaut,
    dann wird man feststellen, dass diese Entscheidung eine
    der besten Voraussetzungen ist, um die technologische
    Führerschaft der Bundesrepublik zu erhalten und, ich
    hoffe, auszubauen. Es muss unterstützt werden, dass
    mehr Jugendliche ein Studium aufnehmen und auch ab-
    schließen. Wir haben das in den vergangenen Jahren ge-
    tan, indem wir eine BAföG-Reform durchgeführt ha-
    ben. Diese BAföG-Reform hat dazu geführt, dass wir
    allein im vergangenen Jahr zweimal überplanmäßige
    Ausgaben im Haushaltsausschuss genehmigen mussten.
    Ich glaube, das zeigt sehr deutlich den Erfolg dieser Re-
    form.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Damit sind wir dem Ziel näher gekommen, dem ich
    mich vor allem als Sozialdemokrat verbunden fühle,
    nämlich jedem Jugendlichen, egal aus welchem Haus er
    kommt und wie viel „Kohle“ seine Eltern haben, die
    Möglichkeit zu geben, ein Studium aufzunehmen, ohne
    in existenzielle Schwierigkeiten zu kommen. Ich glaube,
    dass das ein Grundansatz ist, den wir insgesamt hier tei-
    len müssten.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Aus diesem Grund mussten wir den BAföG-Titel noch
    einmal um 20 Millionen Euro erhöhen. Ich tue das gern,
    weil ich glaube, dass das ein Gebot der sozialen Gerech-
    tigkeit und der Zukunftssicherung der Wirtschaft in der
    Bundesrepublik ist.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







    (A) (C)



    (B) (D)


    Carsten Schneider
    Ein weiterer sehr wichtiger Punkt ist für mich die Ent-
    wicklung in den neuen Bundesländern. Herr Hübner hat
    vorhin schon angesprochen, dass der Titel Inno-Regio
    um 4,5 Prozent erhöht wird. Ich korrigiere ihn nur sehr
    ungern: Wir Haushälter haben ihn um 4,5 Prozent er-
    höht; aber die Regierung hat ihn vorher schon um
    80 Prozent erhöht. Ich glaube, das zeigt sehr deutlich,
    dass ein wichtiger Forschungsschwerpunkt – und das ist
    eine Zukunftsinvestition in den neuen Bundesländern –
    mit dem Programm Inno-Regio gelegt wurde. Die Bun-
    desregierung steht zu ihrer Zusage und beschränkt sich
    nicht nur auf passive Transferleistungen in den Osten,
    sondern tätigt Zukunftsinvestitionen und treibt die Ver-
    knüpfung und Vernetzung mit den dortigen Akteuren in
    der Wirtschaft voran und macht damit deutlich, dass der
    Osten Deutschlands durch diese Bundesregierung eine
    Zukunft hat.

    Ein weiterer wichtiger Punkt, den ich noch anspre-
    chen möchte, betrifft ebenfalls die neuen Bundesländer.
    Der Bundeskanzler hat in seiner Regierungserklärung
    auch zu der Situation auf dem Ausbildungsmarkt Stel-
    lung genommen. Auch ich bin der Meinung, dass es zu-
    allererst die Aufgabe der Wirtschaft ist, für ein ausrei-
    chendes Ausbildungsplatzangebot zu sorgen. Das muss
    sie vor allen Dingen im eigenen Interesse tun. Man darf
    nicht darüber klagen, dass man nicht genügend qualifi-
    zierte Arbeitskräfte oder Bewerber findet, sich aber
    gleichzeitig vor der Ausbildung im dualen System drü-
    cken und dem Staat die Kosten für die Ausbildung auf-
    lasten.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wenn aber aufgrund der fehlenden wirtschaftlichen
    Basis, wie es in den neuen Bundesländern der Fall ist, und
    aufgrund des großen Bewerberandrangs nicht die Mög-
    lichkeit besteht, alle Jugendlichen mit Ausbildungsplät-
    zen zu versorgen, dann muss meines Erachtens der Staat
    eingreifen. Wir haben das getan, indem wir das Sonder-
    programm zur Schaffung zusätzlicher Ausbildungsplätze
    in Ostdeutschland von 12 000 auf 14 000 Ausbildungs-
    plätze erhöht haben. Damit haben wir noch einmal
    2 000 Jugendlichen in den neuen Bundesländern eine
    Ausbildung gewährleistet. Das ist eine Investition in die
    Zukunft von 2 000 Menschen, die es verdient haben. Ich
    glaube, dass das auch mit Ihrer Unterstützung erfolgreich
    durchgeführt werden kann.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich möchte mich als
    Hauptberichterstatter zum Abschluss noch einmal bei
    den Mitberichterstattern bedanken. Auch den verant-
    wortlichen Mitarbeitern der Bundesregierung, Herrn
    Kleine Arndt vom BMBF, Herrn Hardt vom BMF und
    Herrn Klostermann vom Bundesrechnungshof danke ich
    recht herzlich für die gute Zusammenarbeit.

    Ich kann schlussendlich nur feststellen: Nicht Rot-
    Grün, sondern Schwarz-Gelb hat den Forschungsetat als
    Steinbruch für die Lösung von Haushaltsproblemen
    missbraucht.

    Von 1993 bis 1998 sanken die Ausgaben für Bildung
    und Forschung um 360 Millionen Euro. Dabei ist die In-

    flation noch nicht einmal berücksichtigt. Wir haben die
    Ausgaben für Bildung und Forschung seit 1998 um
    25 Prozent gesteigert. Ich glaube, dass das eine gute Vor-
    aussetzung ist, um Deutschland in den nächsten Jahren
    voranzubringen.

    Ich bedanke mich bei Ihnen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


Ich erteile der Kollegin Cornelia Pieper, FDP-Frak-
tion, das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Cornelia Pieper


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)



    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
    Kurz vor dem Frühlingsanfang beraten wir abschließend
    den Haushalt 2003. Das ist sehr spät. Jeder wird sich da-
    ran erinnern, dass diese Bundesregierung bereits vor den
    Bundestagswahlen einen Haushaltsplanentwurf vorge-
    legt hat.

    Seinerzeit haben Sie, sehr verehrte Frau Ministerin
    Bulmahn, mit Ihrem Mantra „Bildung und Forschung
    behalten Priorität“ versucht, die Forschung an dem
    Motto „Mit uns geht es jetzt nur noch bergauf!“ zu orien-
    tieren. Das hätten wir zwar durchaus begrüßt; aber ange-
    sichts der Regierungserklärung von Rot-Grün kommen
    einem bei Ihrem Kurs große Zweifel daran. Denn alle
    Versprechungen und Zusagen, die Sie im vergangenen
    Jahr, vor der Bundestagswahl oder noch danach, gege-
    ben haben, sind wie wahltaktische Seifenblasen zer-
    platzt.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Herr Schneider, es besteht große Einigkeit darüber,
    dass gerade die Bereiche Bildung und Forschung keine
    Themen sind, die man mit ideologischen Scheuklappen
    betreiben soll. Darin sind wir uns durchaus einig.


    (Beifall des Abg. Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Jörg Tauss [SPD]: Sehr gut!)


    Das heißt aber nicht, Herr Fell, dass wir als Opposition
    nun alles durch eine rosarote Brille sehen.


    (Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie setzen die Verschuldung fort!)


    Sie setzen bei Bildung und Forschung den Hobel an. Das
    ist gefährlich. Denn auf Höchst- und Hochtechnologien
    sowie auf die Leistungen des deutschen Wissenschafts-
    systems begründen sich die Hoffnungen auf einen wirt-
    schaftlichen Aufschwung, den Sie nicht herbeiführen
    werden, auch nicht mit diesem Haushalt.


    (Beifall bei der FDP)


    Ich erinnere Sie daran: Diese Bundesregierung hat der
    Entscheidung des Europäischen Rates vom März 2000
    zugestimmt, der sich in seiner Lissaboner Erklärung
    dazu geäußert hat, dass Europa bis zum Jahr 2010 zum






    (A) (C)



    (B) (D)


    Cornelia Pieper
    wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasier-
    ten Wirtschaftsraum der Erde werden soll. Das bedeutet
    allein für Deutschland eine Wachstumsrate von 3 Pro-
    zent und Strukturreformen. Es bedeutet auch, dass hö-
    here Investitionen in Wissenschaft und Forschung not-
    wendig sind.


    (Jörg Tauss [SPD]: Auch in Sachsen-Anhalt, Frau Kollegin, wo gerade gekürzt wird! 10 Prozent !)


    – Auch in Sachsen-Anhalt, Herr Kollege Tauss, wo nicht
    nur gekürzt wird, wo aber in einigen Bereichen Kürzun-
    gen vorgenommen werden müssen,


    (Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, was denn jetzt? Wird gekürzt oder nicht?)


    weil wir nach acht Jahren Höppner-Regierung ein Defi-
    zit von 1 Milliarde Euro übernommen haben.


    (Beifall bei der FDP)


    Deutschland liegt mit seinen Ausgaben für Forschung
    und Entwicklung bei 2,4 Prozent des Bruttoinlandspro-
    dukts. Will Deutschland das Ziel von Lissabon umset-
    zen, muss es unser Ziel sein, bis 2010 mindestens
    3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Forschung
    und Entwicklung zu investieren. Das bedeutet in der Tat
    eine Kraftanstrengung.

    Was aber macht die Bundesregierung 2003? Sie kürzt
    den Bildungs- und Forschungshaushalt.


    (Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch falsch!)


    Was Sie gesagt haben, ist nicht richtig, Herr Schneider.
    Von dem Versprechen, die Forschungs- und Bildungs-
    ausgaben sowie die Wissenschafts- und Technologieaus-
    gaben zu verdoppeln, ist nicht mehr viel übrig geblieben.


    (Beifall bei der FDP)


    Ich erinnere Sie daran, dass die gesamte Technologie-
    förderung jetzt dem Einzelplan 09 zugeordnet ist. Wenn
    man den Einzelplan 09 – Wirtschaft und Arbeit – und
    den Einzelplan 30 – Forschung und Bildung – zusam-
    menfasst, dann ergibt sich ein anderes Bild: Im Jahr 2003
    liegen die Ausgaben in diesem Bereich um 3,1 Milliarden
    Euro niedriger als 1998. Nehmen Sie das doch bitte zur
    Kenntnis!


    (Beifall bei der FDP)


    Betrachtet man die Ausgaben des Bundes allein im
    Bereich Bildung und Forschung, so sind auch hier Ihre
    Versprechungen einer Verdoppelung der Ausgaben nicht
    eingehalten worden. Die Ausgaben lagen 1998 bei
    7,3 Milliarden Euro. Heute liegen sie bei 9,1 Milliarden
    Euro.

    Schmerzlich für uns, aber auch für die Wissenschaft-
    ler in Deutschland sind die Einschnitte, die Sie bei den
    Forschungseinrichtungen vorgenommen haben,


    (Beifall bei der FDP)


    und das, obwohl es eine andere Vereinbarung der Bund-
    Länder-Kommission gegeben hat. Betroffen sind vor allem

    die Max-Planck-Gesellschaft und die Fraunhofer-Gesell-
    schaft, aber auch die Helmholtz- und die Leibniz-Gemein-
    schaft. So fehlen der Max-Planck-Gesellschaft 14 Millio-
    nen Euro und der Fraunhofer-Gesellschaft 17 Millionen
    Euro. Ich möchte auch erwähnen, dass 40 der 80 Institute
    der Leibniz-Gemeinschaft in den neuen Bundesländern
    sind. Ausgerechnet in diesem Bereich kürzen Sie. Das be-
    deutet riesige Einschnitte in die Forschung und auch, dass
    Nachwuchswissenschaftler in geringerem Maße als bisher
    oder gar nicht mehr gefördert werden können. Das ist Ihre
    Politik, meine Damen und Herren von der Regierung. Das
    können wir nicht mittragen. Deswegen haben wir entspre-
    chende Änderungsanträge gestellt.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Bitte werfen Sie einen Blick in den Bericht der
    Bundesbank, um einen wichtigen Indikator für die
    Bewertung der Entwicklung der Innovationskraft in
    Deutschland zu entdecken: die technologische Dienst-
    leistungsbilanz. Sie hat heute einen bisher nicht gekann-
    ten negativen Rekordsaldo erreicht. Lag der Saldo im
    Jahr 1990 noch bei knapp 0,5 Milliarden Euro, so stieg
    er im Jahr 2000 ruckartig auf knapp 5 Milliarden Euro,
    also auf das Zehnfache, und schnellte im Jahr 2001 auf
    7,5 Milliarden Euro hoch. Dieser überproportional starke
    Anstieg begann 1999 und setzte sich unverändert fort.
    Das sind die Ergebnisse Ihrer Technologiepolitik, meine
    Damen und Herren von der Regierungskoalition.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Das ist das falsche Signal. So wird Deutschland im inter-
    nationalen Wettbewerb nicht bestehen können.


    (Jörg Tauss [SPD]: Frau Flach wäre ehrlicher gewesen! Schade, dass sie nicht da ist!)


    – Frau Flach wäre gerne hier gewesen. Sie hätte die glei-
    che Rede gehalten, Herr Tauss.


    (Jörg Tauss [SPD]: Nein! Die hat auf die Fehler hingewiesen! Die ist ehrlicher!)


    Ihr Bekenntnis im Koalitionsvertrag, die neuen Bun-
    desländer in besonders starkem Maße zu fördern, ist
    halbherzig. Das Inno-Regio-Programm ist zwar her-
    vorragend und findet unsere volle Unterstützung.


    (Jörg Tauss [SPD]: Inno-Regio halbherzig?)


    Aber als die Ministerin ihren Bericht über die Großfor-
    schungsgeräte und die Grundlagenforschung erstattet
    hat, haben wir festgestellt, dass von den 975 Millionen
    Euro gerade einmal 25 Millionen Euro in die neuen Bun-
    desländer fließen. Ich frage Sie, Frau Ministerin: Warum
    haben Sie den Antrag für eine europäische Neutronen-
    spallationsquelle bei der EU zurückgezogen? Warum
    unterstützen Sie nicht die Initiative von Sachsen und
    Sachsen-Anhalt, die in ihre Länderhaushalte, die auch
    konsolidiert werden müssen, entsprechende Mittel ein-
    gestellt haben? Sie setzen falsche Signale.