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    Gratulation der Abgeordneten Ernst Hinsken und Rainer Eppelmann zum 60. Geburtstag 1873 A Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 1873 A Begrüßung des Parlamentspräsidenten Herrn Halilow aus Usbekistan und seiner De- legation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1884 A Zusatztagesordnungspunkt 3: Abgabe einer Regierungserklärung zur aktuellen internationalen Lage . . . . . . . 1874 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Dr. Friedbert Pflüger, Dr. Wolfgang Schäuble, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Europa und Amerika müssen zu- sammenstehen (Drucksache 15/421) . . . . . . . . . . . . . . . . 1874 A Gerhard Schröder Bundeskanzler . . . . . . . . . . 1874 A Dr. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 1879 D Joseph Fischer Bundesminister AA . . . . . . . . 1884 B Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . 1887 D Gernot Erler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1889 D Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 1891 C Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . . 1894 C Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . 1895 C Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . . . . . . . 1896 B Günther Friedrich Nolting FDP . . . . . . . . 1896 D Dr. Wolfgang Gerhardt FDP . . . . . . . . . . . . . 1898 B Dr. Ludger Volmer BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1899 C Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . . . . 1901 C Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD . . . . . . . 1904 D Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1906 B Dr. Christoph Zöpel SPD . . . . . . . . . . . . . . . 1907 A Namentliche Abstimmungen . . . . . . . . . . . 1909 A, B Ergebnisse der namentlichen Abstimmungen . . . . . . . . . . . . . . . . 1910 A, 1914 D Tagesordnungspunkt 3: – Zweite und dritte Beratung über den von den Abgeordneten Peter Götz, Dr. Michael Meister, weiteren Abgeord- neten und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Neu- ordnung der Gemeindefinanzen (Ge- meindefinanzreformgesetz) (Drucksache 15/30) . . . . . . . . . . . . . . . 1909 C – Zweite und dritte Beratung über den vom Bundesrat eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Neuordnung der Gemeindefinan- zen (Gemeindefinanzreformgesetz) (Drucksachen 15/109, 15/384, 15/385, 15/386) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1909 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Ge- meindefinanzen dauerhaft stärken (Drucksache 15/433) . . . . . . . . . . . . . . . . 1909 D Plenarprotokoll 15/25 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 25. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 13. Februar 2003 I n h a l t : Bernd Scheelen SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1912 A Peter Götz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1917 A Kerstin Andreae BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1918 D Dr. Andreas Pinkwart FDP . . . . . . . . . . . . . . 1920 B Horst Schild SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1921 B Otto Bernhardt CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 1923 A Christine Scheel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1924 D Gisela Piltz FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1925 D Dr. Hans-Ulrich Krüger SPD . . . . . . . . . . . . 1926 D Hans Michelbach CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 1928 B Dr. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1929 C Bernhard Kaster CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 1931 B Namentliche Abstimmungen . . . . . . 1932 D, 1935 B Ergebnisse der namentlichen Abstimmungen . . . . . . . . . . . . . . . . 1933 C, 1938 C Zusatztagesordnungspunkt 6: Antrag der Abgeordneten Dr. Hermann Otto Solms, Hans-Joachim Otto (Frank- furt), weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der FDP: Finanzplatz Frankfurt stärken (Drucksache 15/369) . . . . . . . . . . . . . . . . 1935 D Tagesordnungspunkt 14: a) – c) Beschlussempfehlungen des Petitionsaus- schusses: Sammelübersicht 11, 12 und 13 zu Petitionen (Drucksachen 15/363, 15/364 und 15/365) 1936 A Zusatztagesordnungspunkt 1: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktio- nen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Zukunftsprogramm Bildung und Betreuung für Ganztagsschulen . . . 1936 B Edelgard Bulmahn Bundesministerin BMBF 1936 B Uwe Schummer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 1940 B Grietje Bettin BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1941 D Christoph Hartmann (Homburg) FDP . . . . . . 1943 A Ute Berg SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1944 B Dr. Christoph Bergner CDU/CSU . . . . . . . . . 1945 B Ekin Deligöz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1946 C Heinz Schmitt (Landau) SPD . . . . . . . . . . . . 1947 C Marion Seib CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 1948 C Andrea Wicklein SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1949 D Hannelore Roedel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 1950 D Caren Marks SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1952 A Markus Grübel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 1952 D Dr. Ernst Dieter Rossmann SPD . . . . . . . . . . 1954 A Tagesordnungspunkt 4: Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Verlängerung der Ladenöffnung an Samstagen (Drucksache 15/396) . . . . . . . . . . . . . . . . 1955 B Dr. Ditmar Staffelt, Parl. Staatssekretär BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1955 B Dr. Hermann Kues CDU/CSU . . . . . . . . . . . 1957 A Hubert Ulrich BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1958 C Dirk Niebel FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1959 C Gudrun Kopp FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1960 C Wolfgang Grotthaus SPD . . . . . . . . . . . . . . . 1961 D Gudrun Kopp FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1963 B Dirk Niebel FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1964 A Wolfgang Grotthaus SPD . . . . . . . . . . . . . . . 1964 C Johannes Singhammer CDU/CSU . . . . . . . . 1965 A Manfred Helmut Zöllmer SPD . . . . . . . . . . . 1966 B Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . . . . . . . . . 1967 C Tagesordnungspunkt 5: Erste Beratung über den vom Bundesrat eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Sicherung der Hilfsmittelversorgung von Pflegebedürftigen (Hilfsmittelsicherungs- gesetz – HSG) (Drucksache 15/308) . . . . . . . . . . . . . . . . 1969 A Dr. Erika Ober SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1969 B Matthias Sehling CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 1970 C Petra Selg BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . 1972 C Daniel Bahr (Münster) FDP . . . . . . . . . . . . . 1973 A Tagesordnungspunkt 6: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Verkehr, Bau- und Wohnungs- wesen zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundes- regierung über Maßnahmen auf dem Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 25. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Februar 2003II Gebiet der Unfallverhütung im Straßen- verkehr und Übersicht über das Ret- tungswesen 2000 und 2001 – Unfallverhü- tungsbericht Straßenverkehr 2000/2001 – (Drucksachen 14/9730, 15/99 Nr. 1.1, 15/388) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1974 A Angelika Mertens, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1974 B Gero Storjohann CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 1975 B Ursula Sowa BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1976 D Horst Friedrich (Bayreuth) FDP . . . . . . . . . . 1977 D Heidi Wright SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1979 A Klaus Hofbauer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 1980 B Tagesordnungspunkt 7: Antrag der Abgeordneten Annette Widmann-Mauz, Dr. Norbert Röttgen, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Versorgungsausgleich umge- hend regeln – Keine Schlechterstellung von Frauen bei der Alterssicherung (Drucksache 15/354) . . . . . . . . . . . . . . . . 1981 D Annette Widmann-Mauz CDU/CSU . . . . . . 1982 A Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . 1983 D Sibylle Laurischk FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 1985 C Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1986 C Ute Granold CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 1987 B Christine Lambrecht SPD . . . . . . . . . . . . . . . 1988 D Tagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Detlef Parr, Dr. Dieter Thomae, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Für ein Ge- samtkonzept zur Verbesserung der Früherkennung und Behandlung von Demenz (Drucksache 15/228) . . . . . . . . . . . . . . . . 1990 B Detlef Parr FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1990 C Hilde Mattheis SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1991 B Verena Butalikakis CDU/CSU . . . . . . . . . . . 1993 A Petra Selg BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . 1994 D Tagesordnungspunkt 9: Antrag der Abgeordneten Dr. Christian Ruck, Dr. Friedbert Pflüger, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Gegen Terror, Völkermord und Hungerkatastrophe in Simbabwe, um Destabilisierung des südlichen Afri- kas zu vermeiden (Drucksache 15/353) . . . . . . . . . . . . . . . . 1995 D in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 7: Antrag der Abgeordneten Brigitte Wimmer (Karlsruhe), Walter Riester, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Thilo Hoppe, Hans- Christian Ströbele, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Hungerkatastrophe in Sim- babwe weiter bekämpfen – Internationa- len Druck auf die Regierung Simbabwes aufrechterhalten (Drucksache 15/428) . . . . . . . . . . . . . . . . 1996 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Markus Löning, Ulrich Heinrich, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der FDP: Gemeinsame europäisch-afrikanische Initiative zur Lösung der Krise in Simbabwe starten (Drucksache 15/429) . . . . . . . . . . . . . . . . 1996 A Hans Martin Bury, Staatsminister für Europa 1996 B Dr. Christian Ruck CDU/CSU . . . . . . . . . . . 1997 B Walter Riester SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1998 D Markus Löning FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2000 A Dr. Uschi Eid, Parl. Staatssekretärin BMZ . . . 2001 A Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU . . . . . . . . . 2002 D Brigitte Wimmer (Karlsruhe) SPD . . . . . . . . 2003 D Dr. Egon Jüttner CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 2004 C Dr. Uschi Eid, Parl. Staatssekretärin BMZ . . . 2005 C Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU . . . . . . . . . 2006 A Zusatztagesordnungspunkt 9: Erste Beratung über den von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurf eines Ge- setzes zur Neuordnung des gesellschaftlichen Spruchverfahrens (Spruchverfahrensneu- ordnungsgesetz) (Drucksache 15/371) . . . . . . . . . . . . . . . . 2006 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2006 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2007 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 25. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Februar 2003 III Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Hans-Ulrich Klose (SPD) zu den namentlichen Abstimmungen über die Anträge der Fraktio- nen der CDU/CSU: – Zu der Abgabe einer Erklärung durch den Bundeskanzler: Zur aktuellen internationalen Lage (Drucksache 15/434) – Europa und Amerika müssen zusammenstehen (Drucksache 15/421) (Zusatztagesordnungspunkt 4) . . . . . . . . . . . . 2007 B Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung über den Bericht des Entwurfs eines Gesetzes zur Neuordnung des gesellschaftlichen Spruchverfahrens (Spruchverfahrensneuord- nungsgesetz) (Zusatztagesordnungspunkt 9) 2007 C Bernhard Brinkmann (Hildesheim) SPD . . . . 2007 C Dr. Jürgen Gehb CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 2008 B Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2009 C Rainer Funke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2010 B Alfred Hartenbach SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 2010 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 25. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Februar 2003IV (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 25. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Februar 2003 1873 25. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 13. Februar 2003 Beginn: 9.00 Uhr
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    (A) (B) (C) (D) 2006 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 25. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Februar 2003 2007 (C) (D) (A) (B) Andres, Gerd SPD 13.02.2003 Breuer, Paul CDU/CSU 13.02.2003 Dobrindt, Alexander CDU/CSU 13.02.2003 Göbel, Ralf CDU/CSU 13.02.2003 Günther (Plauen), FDP 13.02.2003 Joachim Janssen, Jann-Peter SPD 13.02.2003 Kaupa, Gerlinde CDU/CSU 13.02.2003 Künast, Renate BÜNDNIS 90/ 13.02.2003 DIE GRÜNEN Dr. Lippold CDU/CSU 13.02.2003 (Offenbach), Klaus W. Mayer (Baiersbronn), CDU/CSU 13.02.2003 Conny Meckelburg, Wolfgang CDU/CSU 13.02.2003 Müller (Köln), Kerstin BÜNDNIS 90/ 13.02.2003 DIE GRÜNEN Dr. Nüßlein, Georg CDU/CSU 13.02.2003 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 13.02.2003 Repnik, Hans-Peter CDU/CSU 13.02.2003 Ronsöhr, CDU/CSU 13.02.2003 Heinrich-Wilhelm Thiele, Carl-Ludwig FDP 13.02.2003 Volquartz, Angelika CDU/CSU 13.02.2003 Wettig-Danielmeier, SPD 13.02.2003 Inge Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Hans-Ulrich Klose (SPD) zu den namentlichen Abstimmungen über die An- träge der Fraktion der CDU/CSU: – Zu der Abgabe einer Erklärung durch den Bundeskanzler: Zur aktuellen internationalen Lage (Drucksache 15/434) – Europa und Amerika müssen zusammenste- hen ((Drucksache 15/421) (Zusatztagesordnungspunkt 4) entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenografischen Bericht Aus politischen Gründen werde ich mich an den Ab- stimmungen über die beiden CDU/CSU-Anträge zur Außenpolitik nicht beteiligen. Anlage 3 Zu Protokoll gegeben Reden Zur Beratung des Berichts des Entwurfs ei- nes Gesetzes zur Neuordnung des gesellschaftli- chen Spruchverfahrens (Spruchverfahrensneu- ordnungsgesetz) (Zusatztagesordnungspunkt 9) Bernhard Brinkmann (Hildesheim) (SPD):Am Ende einer umfangreichen Tagesordnung der heutigen Plenar- sitzung befassen wir uns mit der ersten Lesung des Spruchverfahrensneuordnungsgesetzes. Worum geht es dabei? Das gesellschaftliche Spruchverfahren ist im Akti- engesetz und im Umwandlungsgesetz vorgesehen, um bei so genannten unternehmerischen Strukturmaßnahmen den Minderheitsgesellschaftern, die einen Anspruch auf angemessenen Ausgleich bzw. Abfindung haben, mög- lichst effektiven Rechtsschutz zu gewähren, ohne dass die jeweiligen Strukturmaßnahmen durch Anfechtungskla- gen blockiert werden können. Die bisherige Praxis hat allerdings gezeigt, dass diese Verfahren übermäßig lange dauern und damit nicht ver- tretbare Zeitverzögerungen entstehen. So liegt die durch- schnittliche Verfahrensdauer bei etwa fünf Jahren. In ein- zelnen Fällen dauerten die Spruchverfahren sogar erheblich länger. Daher wurde in jüngster Zeit verstärkt an den Gesetzgeber appelliert, hier möglichst schnell für Ab- hilfe zu sorgen. Die hierfür erforderlichen Aktivitäten wurden auch durch die Regierungskommission „Corporate Gover- nance“ unterstützt und darüber hinaus wurden durch die Kommission auch konkrete Lösungsvorschläge unter- breitet. Durch den vorliegenden Gesetzentwurf wird die Bundesregierung der Reformforderung gerecht und folgt ebenfalls den Empfehlungen der „Corporate Gover- nance“-Kommission. Dabei geht es auch um eine Verbes- serung des Anlegerschutzes. Im Abschlussbericht der Kommission wird unter anderem auch darauf hingewie- sen und eine Reform des Beschlussverfahrens empfohlen. Ziel des Gesetzentwurfes ist es, durch verbesserte Ver- fahrensstrukturen auf der Grundlage der bewährten Teile der bisherigen Regelung ein gestrafftes und erheblich ver- kürztes Gerichtsverfahren zu ermöglichen. Dabei sollen die bisher geltenden Vorschriften behutsam überarbeitet und auch punktuell verbessert werden. Im Einzelnen sind insbesondere folgende Maßnahmen vorgesehen, auf die ich näher eingehen möchte: Es ist dies zum einen die ge- nerelle Einführung der gerichtlichen Auswahl und Bestel- lung der sachverständigen Prüfer bei so genannten Umstrukturierungsmaßnahmen wie zum Beispiel Unter- nehmensvertrag, Eingliederung, Umwandlung. Nach Möglichkeit soll es keine Erstellung flächendeckender Gesamtgutachten, sondern stattdessen die gezielte Beur- teilung spezieller Einzelfragen geben. Hiermit wird die Rolle der Sachverständigen im Spruchverfahren neu ge- regelt und damit auch der zeitliche Ablauf gestrafft. Es wird eine Neugestaltung der Kostenvorschriften durch Einführung eines Mindestwertes und einer Obergrenze für die Gerichtskosten bei gleichzeitiger Verdoppelung der Gebühren und eine stärkere Unterscheidung zwischen den Gerichtskosten und außergerichtlichen Kosten bei der Kostenverteilung geben. Lassen Sie mich abschließend noch auf die Empfeh- lungen des Bundesrates und die diesbezügliche Stellung- nahme der Bundesregierung zu sprechen kommen, die sich mit der Kostensituation befasst: Ich zitiere: „Bund und Kommunen werden durch die Gegenäußerung nicht mit Kosten belastet. Auch für die Länderhaushalte ent- stehen keine zusätzlichen Kosten. Wegen der Sorge des Bundesrates, es könnte zu einer Verringerung des Ge- richtsgebührenaufkommens kommen, wird sich die Bun- desregierung im weiteren Gesetzgebungsverfahren für eine Anhebung der im Regierungsentwurf vorgesehenen Mindest- und Höchstbeträge des für die Gerichtsgebühren maßgeblichen Geschäftswertes einsetzen.“ Damit dürften auch diese Bedenken des Bundesrates ausgeräumt sein. Ich würde mich daher freuen, wenn dieser Gesetzent- wurf die gesamte Zustimmung des hohen Hauses finden würde. Dr. Jürgen Gehb (CDU/CSU): Seit dem vergangenen Jahr können erstmals in unserer Rechtsordnung Minder- heitsaktionäre auch gegen ihren Willen durch einen Hauptaktionär aus einem Unternehmen ausgeschlossen werden. Im Rahmen eines so genannten „Squeeze-out“ können diese Kleinaktionäre, sofern es sich nur noch um Splitterbesitz handelt, aus einem Unternehmen gegen eine Barabfindung „herausgequetscht“ werden. In diesem „Squeeze-out“-Verfahren darf selbstver- ständlich der Kleinaktionär nicht unter die Räder geraten. Daher gibt es ein gesetzlich fundiertes Recht des Minder- heitsaktionärs, einen angemessenen – und aus seinem Blickwinkel bedeutet dies natürlich einen möglichst hohen – Ausgleich für die Veränderungen zu seinen Las- ten zu erhalten. Dass der Mehrheitsaktionär seine Auf- wendungen möglichst klein halten möchte, bedarf auch keiner besonderen Ausführungen. Damit ist der Interes- senkonflikt strukturell angelegt, und es bedarf aus diesem Grunde auch Regeln zur Lösung dieses Konfliktes. Doch nicht nur im neuen „Squeeze-out“-Verfahren, sondern auch bei der Verschmelzung oder der Auf- und Abspaltung von Gesellschaften, bei den Abschlüssen von Beherrschungs- oder Gewinnabführungsverträgen oder der Vermögensübertragung, um nur einige wenige Bei- spiele zu nennen, sind Regeln und Verfahren für einen fai- ren Interessenausgleich nötig. Der Gesetzgeber hat daher das so genannte Spruchver- fahren ins deutsche Gesellschaftsrecht eingeführt. Es han- delt sich hierbei um ein so genanntes echtes Streitverfahren der Freiwilligen Gerichtsbarkeit. Dies geschah zunächst für den Bereich des Umwandlungsrechts. Seit fast vier Jahrzehnten finden wir dieses Verfahren aber auch in un- serem Aktiengesetz wieder. Ich darf uns alle nochmals an den Sinn dieses gesell- schaftsrechtlichen Spruchverfahrens erinnern. Es geht um den Rechtsschutz des Aktionärs gegenüber der Gesell- schaft, es geht um seinen Kapital- und Anlagenschutz, ohne die Gesellschaft durch langwierige Gerichtsverfah- ren handlungsunfähig zu machen. Wie sah denn nun die Praxis in den vergangenen Jah- ren aus? Zum einen hat sich das Spruchverfahren gerade für die Kleinaktionäre bewährt. Denn in vielen Fällen hat- ten die Minderheitsgesellschafter in diesen Verfahren Er- folg. Sie erstritten eine höhere Kompensation, als ur- sprünglich von den Gesellschaften festgelegt wurde. Zum anderen häuften sich doch vermehrt die Klagen über gewisse Unzulänglichkeiten des Spruchverfahrens. Beklagt wurde beispielsweise durchgängig die Dauer der Verfahren, die im Durchschnitt um die fünf Jahre lagen – in manchen Fällen allerdings auch erheblich länger dau- erten. Ich kann daher schon Verständnis für manch drastische Formulierung der Kritiker der gegenwärtigen Rechtslage und Rechtspraxis aufbringen. Ob wir allerdings wirklich eine Situation bei der Verfahrensdauer haben, „die derzeit mitunter praktisch auf Rechtsverweigerung hinausläuft“, so die Formulierung im Bericht der Regierungskommis- sion „Corporate Governance“ – Drucksache 14/7515, Sei- te 83 – will ich einmal dahingestellt sein lassen. Unstrit- tig ist die lange Verfahrensdauer ein Ärgernis, das es möglichst mit der Reform des Spruchverfahrens abzustel- len gilt. Der Reformdebatte nahm sich auch der 63. Deutsche Juristentag im September 2000 an. Die wirtschaftsrechtli- che Abteilung forderte uns als Gesetzgeber mit großer Mehrheit auf, das geltende Recht zu überprüfen. Wir Christdemokraten begrüßen es daher, dass die Bun- desregierung sich diesem Bereich des Gesellschaftsrechts endlich zugewandt und nunmehr einen Gesetzentwurf zur Neuordnung des Spruchverfahrens auch vorgelegt hat, nachdem dies für die vergangene Legislaturperiode be- reits geplant war. Die grundsätzliche Zustimmung zu einer Neuregelung ist auch bei den betroffenen Verbänden und in der wis- senschaftlichen Fachdiskussion gegeben, wenn ich das richtig überschaue. Wer soll auch etwas dagegen haben, dass endlich die Zersplitterung der gesetzlichen Regelung für das Spruch- verfahren beseitigt wird? Wer wird sich darüber beschwe- ren, dass wir eine Konzentration aller Vorschriften und Regeln anwenderfreundlich in einem eigenen Spruchver- fahrensgesetz erhalten? Hier dürfen Sie selbstverständlich auch unserer Zuneigung sicher sein. Allerdings wird es Sie nicht wundern, dass die Zu- stimmung im Grundsatz nicht die Kritik im Detail aus- schließt. In dieser Form hat sich auch der Bundesrat dem vorliegenden Entwurf im ersten Durchgang angenom- men. In konstruktiver Weise wurden eine Vielzahl von einzelnen Änderungswünschen gegenüber dem Regie- rungsentwurf eingebracht, über die es sich lohnt, auch Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 25. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Februar 20032008 (C) (D) (A) (B) ernsthaft während der weiteren parlamentarischen Bera- tungen nachzudenken. Ich nenne nur beispielhaft die Zuständigkeitsregelung in § 2 Spruchverfahrensgesetz. Hier sollte präzise geregelt werden, wenn bei einer Verschmelzung mehrerer Antrag- steller verschiedener Rechtsträger mit unterschiedlichem Sitz vorhanden sind. Bisher wird dies nicht befriedigend gelöst. Auch über die Kostenregelung in § 15, die wesent- lich neue Elemente enthält und auch die Länder nicht un- wesentlich tangiert, sollte noch einmal gesprochen wer- den. Etwas intensiver möchte ich allerdings einen anderen Punkt in dieser Debatte noch ansprechen. Wir alle wissen, dass die Spruchverfahren weitgehend Gutachterprozesse sind. Völlig zu Recht sollen die Berichte und das Spezial- wissen der sachverständigen Prüfer, die im Vorfeld mit der Umstrukturierung befasst und nach den geltenden Vorschriften des Aktiengesetzes und Umwandlungsgeset- zes auch einzuschalten waren, stärker im Spruchverfahren Berücksichtigung finden. Folgerichtig sollen die vom Ge- richt bestellten Sachverständigen auch nicht mehr um- fangreiche Gesamtgutachten erstellen, sondern eher ge- zielt Einzelfragen beurteilen. Ich halte dies für ziemlich unstrittig und teile die Hoffnung, dass hierdurch eine Be- schleunigung des Verfahrens eintreten wird. Die ver- schiedenen Regelungen hierzu im vorliegenden Entwurf zählen sicherlich zu den Kernelementen der Reform. Ein wenig überrascht war ich allerdings, dass in § 7 Abs. 6 keine Regelung hinsichtlich der Vergütung des vom Gericht beauftragten Sachverständigen vorgesehen ist. Auf den ersten Blick mag dies als ein unwichtiger Punkt angesehen werden. Allerdings auch nur auf den ers- ten Blick, denn die Qualität und nicht zuletzt die Schnel- ligkeit, in der Gutachten dann in der Praxis erstellt wer- den, ist hiervon wesentlich abhängig und damit im Interesse letztendlich aller Beteiligten. In diesem Kontext will ich noch einmal auf den Bericht der Regierungskommission „Corporate Governance“ zu- rückkommen, um auch die Regierungsfraktionen noch ein wenig für dieses Anliegen zu sensibilisieren. Dort heißt es: Um die Verfahrensdauer zu verkürzen, ist des Weite- ren eine angemessene, verkehrsübliche Vergütung der Sachverständigen unerlässlich. Eine Vergütung von grundsätzlich 50 bis höchstens 150 DM pro Stunde, wie sie das Gesetz über die Entschädigung von Zeugen und Sachverständigen für gerichtlich be- auftragte Sachverständige vorsieht, stellt regelmäßig keinen hinreichenden Kostendeckungsbeitrag dar und bietet erst recht keinen hinreichenden Anreiz, den Prüfungsbericht zügig zu erstatten. Qualifizierte Wirtschaftsprüfer oder vergleichbare Sachverstän- dige sind zu derartigen Konditionen nicht zu haben. In der Praxis sind in den Spruch(stellen)verfahren daher häufig Gutachter geringerer Güte tätig. ... Die Regierungskommission ist vor diesem Hintergrund der Auffassung, dass eine verkehrsübliche Vergü- tung der Sachverständigen gewährleistet sein muss. Sie spricht sich insoweit dafür aus, dass mit der vor- geschlagenen gerichtlichen Bestellung des Sachver- ständigen künftig ein gesetzlich geregeltes Rechts- verhältnis auftragsähnlicher Art zwischen diesem und der Gesellschaft zustande kommen sollte, etwa nach dem Vorbild der §§ 306 Abs. 4 Satz 6 Aktien- gesetz, 308 Abs. 2 Satz 1 Umwandlungsgesetz, aus dem der Sachverständige sodann einen Anspruch auf angemessene, verkehrsübliche Vergütung gegen die Gesellschaft hätte. – Drucksache 14/7515, Seite 83 – Ich bin mir bewusst, dass eine verkehrsübliche Vergü- tung der Sachverständigen im vorliegenden Gesetzent- wurf auch eine Ausstrahlung auf andere Bereiche entfal- ten könnte. Vielleicht ist diese auch einer der Gründe, warum im Regierungsentwurf keine Regelung hinsicht- lich der Vergütung des vom Gericht beauftragten Sach- verständigen vorgesehen ist? Ich würde mir wünschen, wenn wir in unseren Beratungen diesen Punkt noch ein- mal aufgreifen und das Für und Wider intensiv diskutie- ren würden. Meine Fraktion hält den vorliegenden Gesetzentwurf insgesamt für diskussionswürdig. Wir Christdemokraten bieten allen Seiten des Hauses eine zügige Beratung an, damit den Betroffenen recht bald ein effektives Spruch- verfahren zur Verfügung steht. Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Der heute beratene Gesetzentwurf mit dem etwas spröde klingenden Titel kommt praktischen Bedürfnissen der Wirtschaft sowie Forderungen in Rechts- und Verwal- tungslehre nach. Das Spruchverfahren soll bei Umstrukturierungsmaß- nahmen von Gesellschaften nach dem Aktien- oder Um- wandlungsgesetz Minderheitsaktionären im Streit um Kompensationszahlungen effektiven Rechtsschutz ge- währleisten, ohne die unternehmerische Handlungsfrei- heit der Gesellschaften zu beeinträchtigen. In der Vergangenheit wurde oft kritisiert, das Spruch- verfahren dauere zu lange, lasse rechtsmissbräuchliche Anrufungen des Gerichts sowie kostentreibende Ver- schleppungstaktik zu und die verstreuten Verfahrensvor- schriften seien schlecht handhabbar. Der 63. Deutsche Juristentag 2000 forderte daher eine Überprüfung; die Regierungskommission „Corporate Governance“ emp- fahl eine Modernisierung bzw. Neuordnung. Solche Re- form wurde noch dringlicher auch zum Anlegerschutz, seit durch das Übernahmegesetz 2001 Mehrheits- aktionären ermöglicht wurde, Minderheitsaktionäre ge- gen Abfindung aus einer AG oder Kommandit-AG auszu- schließen. Der Entwurf der Bundesregierung fasst die bislang ver- streuten Einzelregelungen in einem Gesetz zusammen. Die Zuständigkeit für das Spruchverfahren bleibt beim Landgericht konzentriert. Die Regelungen zum Antrags- gegner, Bekanntmachung etc. wurden vereinheitlicht. Für die nicht antragstellenden, aber im Streit um Aus- gleich und Abfindung mit betroffenen Anteilseigner soll das Gericht auch künftig „gemeinsame Vertreter“ bestel- len könne, aber zur Kostenminderung regelmäßig nur noch einen statt mehrere. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 25. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Februar 2003 2009 (C) (D) (A) (B) Ferner wird das Verfahren gestrafft und beschleunigt. Obligatorisch soll zur raschen Aufklärung des Sachver- halts eine mündliche Verhandlung stattfinden. Die An- tragsteller müssen ihre Einwände gegen die angebotenen Ausgleichs- oder Abfindungszahlungen nun binnen ver- längerter Frist konkret begründen. Allerdings sollte die Regelung noch verdeutlichen, dass Abweichungen mög- lich sind, wo Antragsteller wegen mangelnder Informa- tion noch nicht spezifiziert vortragen können. Verspätetes oder andere Beteiligte benachteiligendes Vorbringen soll das Gericht zurückweisen können, was grundsätzlich zu begrüßen ist. Doch soweit der Entwurf dies bisher schon bei einfachem Verschulden ermöglichen will und die Kriterien hierfür erst durch die Rechtspre- chung entwickelt werden sollen, muss die Vorlage nach unserer Auffassung noch einmal überdacht werden. Meine Fraktion neigt stark dazu, stattdessen auf grobe Fahrlässigkeit abzustellen und dazu die bewährte Vor- schrift des § 296 Abs. 2 ZPO wörtlich in § 10 Abs. 2 Spruchgesetz zu übernehmen. Ferner sieht der Entwurf zwecks Verfahrensbeschleu- nigung vor, dass das Gericht den mündlichen Verhand- lungstermin umfassend vorzubereiten hat. Dabei kann es etwa geheimhaltungsbedürftige Unternehmensunterlagen auch „in camera“ beiziehen und verwenden, ohne sie an andere Beteiligte zu übermitteln. Der Amtsermittlungsgrundsatz wird zwecks Verfah- rensstraffung eingeschränkt, indem die Parteien selbst Tatsachen rechtzeitig und vollständig vorbringen müssen. Das Verhältnis zum Beibringungsgrundsatz bedarf hier al- lerdings noch größerer Klarstellung: Denkbar wäre, die richterliche Aufklärungspflicht gemäß § 139 ZPO für ent- sprechend anwendbar zu erklären. Flankierend schafft der Entwurf attraktive Möglichkei- ten zu einer gütlichen Einigung bzw. einem Vergleich. Zahlt das Unternehmen auf den gefundenen Spruch hin nicht, bleibt für die dann notwendige Leistungsklage sinnvollerweise das schon sachkundige Spruchgericht zu- ständig. Ferner soll der so genannte sachverständige Prüfer bes- ser in das Spruchverfahren eingebunden werden, um teure und zeitraubende Zweitgutachten zu vermeiden. Die neue abgewogene Kostenregelung wird rechtsmissbräuchliche und mutwillige Spruchverfahrensanträge verhindern helfen. Insgesamt meine ich, dass die Bundesregierung einen sehr durchdachten Entwurf vorgelegt hat zur Regelung ei- nes Wirtschaftsbereichs mit zunehmender praktischer Re- levanz. Mit den zahlreichen ergänzenden Vorschlägen des Bundesrats werden wir uns in der Ausschussberatung sorgfältig auseinander setzen. Rainer Funke (FDP): Die FDP-Fraktion begrüßt den Gesetzentwurf zur Neuordnung des gesellschaftlichen Spruchverfahrens. Insbesondere begrüßt die FDP-Frak- tion das Ziel des Entwurfes, durch verbesserte Verfah- rensstrukturen auf der Grundlage der bewährten bisheri- gen Regelung, ein gestrafftes und erheblich verkürztes Gerichtsverfahren zu ermöglichen. In der Tat dauern die Verfahren viel zu lange. Dies ist auch nachteilig für den Finanzmarkt Deutschland. Bei allem guten Willen gegenüber dem Gesetzentwurf der Bundesregierung, den wir sehr begrüßen, sind in dem bereits nachgebesserten Entwurf einige Schwachstellen zu beseitigen. Dies wird bei gutem Willen aller Beteilig- ten im Rechtsausschuss und im Berichterstattergespräch auch gelingen. So könnte der in § 1 geregelte Anwendungsbereich zum Beispiel auch für die Anfechtung eines Sachkapita- lerhöhungsbeschlusses erweitert werden. Auch die Zu- ständigkeit könnte noch stärker als bisher vorgesehen auf ein Landgericht konzentriert werden. Die Antragsfrist könnte von drei auf zwei Monate verkürzt werden und die Konzentration auf einen gemeinsamen Vertreter gemäß §6 wäre eher zweckmäßig und könnte der Kostenerspar- nis dienen. In diesem Zusammenhang sollten die Kosten- regelungen des § 15 überprüft werden. Wichtig scheint mir vor allem, die Rolle des unabhän- gigen Sachverständigen, der sein Gutachten in meinen Augen auf die streitigen Teile zu beschränken hat, zu stär- ken. Die Bestellung des Sachverständigen sollte auch zü- gig erfolgen, um das Verfahren weiter zu beschleunigen. Ich bin mir sicher, dass wir bei den Beratungen im Rechtsausschuss zu vernünftigen Lösungen gelangen wer- den. Dann ist es jedoch für die Umsetzung dieses Gesetzes ganz besonders wichtig, dass die Landesjustizverwaltun- gen gerade für dieses Spruchverfahren eine Konzentration auf bestimmte Spezialkammern beim Landgericht oder auf die Kammern für Handelssachen ermöglichen. Hier müssen die qualifiziertesten Richter eingesetzt werden, die auch über betriebswirtschaftliche und bilanzrechtliche Kenntnisse verfügen müssen. Hier zu investieren lohnt sich, denn langjährige Verfahren schaden nicht nur den betroffenen Aktionären, sondern vor allem den Unterneh- men mit ihrer Investitionsbereitschaft und damit der Schaffung von Arbeitsplätzen. Bei dieser Gelegenheit lassen Sie mich auch sagen, dass wir von der Bundesregierung nunmehr alsbald erwarten, dass die Vorschläge der Baums-Kommission zu Corporate Governance umgesetzt werden. Einer dieser Vorschläge war auch eine Novellierung des Spruchverfahrens. Bei der weiteren Umsetzung der Baums-Vorschläge sollten wir je- doch eine in sich geschlossene Regelung bevorzugen. Punktuelle Lösungen sollten wir ablehnen. Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär bei der Bun- desministerin der Justiz: Sie beraten heute in erster Le- sung über den Entwurf eines Gesetzes zur Neuordnung des gesellschaftsrechtlichen Spruchverfahrens. Mit der Neuregelung greifen wir wesentliche Empfehlungen der Regierungskommission „Corporate Governance“ aus dem Jahr 2001 auf. Die Novelle ist ein wichtiger Beitrag zur Mo- dernisierung und Beschleunigung gerichtlicher Verfahren. Oberstes Ziel ist es, die Verfahrensdauer spürbar zu verkürzen und damit den Rechtsschutz für Aktionäre er- heblich zu verbessern. Mehr Übersichtlichkeit und Trans- parenz schafft der Entwurf, indem die bisher in verschie- denen Gesetzen geregelten Verfahrensvorschriften in einem neuen Verfahrensgesetz konzentriert werden. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 25. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Februar 20032010 (C) (D) (A) (B) Im gesellschaftsrechtlichen Spruchverfahren können Minderheitsaktionäre, die nach dem Aktien- oder Um- wandlungsgesetz Ausgleichs- oder Abfindungszahlungen erhalten, die Höhe dieser Kompensation vor dem zustän- digen Landgericht überprüfen lassen. Ein solcher An- spruch auf Abfindungs- oder Ausgleichszahlung besteht bei Strukturmaßnahmen, wie zum Beispiel der Umwand- lung von Gesellschaften oder dem Ausschluss von Min- derheitsaktionären im Wege des so genannten Squeeze- out. Bei der Überprüfung der Kompensation trifft das Ge- richt seine Bewertung in der Regel aufgrund einer umfas- senden Unternehmensbewertung. Die Neuregelung sieht nun vor, dass das Gericht nicht regelmäßig neue, zeitrau- bende Gutachten in Auftrag geben muss, sondern ver- stärkt auf die bereits nach den Vorschriften des Aktien- und Umwandlungsgesetzes zur Vorbereitung der Struk- turmaßnahme erstellten Berichte und Prüfungsberichte zurückgreifen kann. Damit diese Unterlagen einen höhe- ren Beweiswert für das spätere Spruchverfahren erlangen, werden die vorbereitenden Prüfungsberichte künftig zwingend durch gerichtlich bestellte unabhängige Prüfer erstellt. Dies wirkt dem Eindruck einer Parteinähe des Be- richts von vornherein entgegen und erhöht die Akzeptanz der Prüfungsergebnisse auch für die Minderheitsaktio- näre. Zusätzliche Begutachtungsaufträge an Sachverstän- dige im Spruchverfahren können dann gezielt auf die Klärung verbliebener Streitpunkte beschränkt werden. Das wird zu einer erheblichen Verfahrensbeschleunigung führen. Das Spruchverfahren wird zudem durch neu einge- führte Verfahrensförderungspflichten für die Beteiligten geordnet und gestrafft. So muss der Minderheitenaktionär beispielsweise künftig umfassend darlegen und begrün- den, in welchen Punkten er die Berechnungsgrundlagen seiner Kompensation angreift. Durch die Reform soll die derzeit durchschnittliche Verfahrensdauer von rund fünf Jahren spürbar verkürzt werden. Dies entlastet die Gerichte und die Anleger kom- men so schneller zu ihrem Recht. Die wichtigsten Punkte der Neuregelung lassen sich wie folgt zusammenfassen: Es werden ausschließlich vom Gericht ausgewählte und bestellte sachverständige Prüfer tätig. Der Einsatz von Sachverständigengutachten im Spruchverfahren wird auf Streitpunkte begrenzt und so ef- fizienter gestaltet. Den Beteiligten werden bei gleichzeiti- ger Rückführung des Amtsermittlungsgrundsatzes Verfah- rensförderungspflichten auferlegt. Die Kostenvorschriften werden neu gestaltet, um eine ausgewogene Risikovertei- lung sicherzustellen, die den Minderheitsaktionär nicht benachteiligt, gleichzeitig aber Missbrauchsfällen vor- beugt. Und die bisher verstreuten Regelungen werden in einem neuen Verfahrensgesetz zusammengestellt. Der Bundesrat hat sich am 20. Dezember 2002 mit dem Gesetzentwurf befasst und eine Reihe sehr nützlicher Än- derungshinweise gegeben. Ich denke, dass diese zum größten Teil im weiteren Gesetzgebungsverfahren aufge- griffen werden können. Dies gilt insbesondere auch für die vom Bundesrat angesprochenen Mindest- und Höchst- geschäftswerte zur Berechnung der Gerichtskosten. Ich bin zuversichtlich, dass wir dieses Reformgesetz in den weiteren Beratungen schnell und parteiübergreifend auf den Weg bringen können. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 25. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Februar 2003 2011 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Joseph Fischer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir disku-

    tieren heute auf der Grundlage der Regierungserklärung
    des Bundeskanzlers über eine der gefährlichsten Krisen der
    vergangenen Jahre. Sie, Frau Merkel – das hat Ihre Lan-
    dung beim Kündigungsschutz klar gemacht –, haben dage-
    gen eine ausschließlich innenpolitische Rede gehalten.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Bei allem Respekt: Hätte ich nicht nachgelesen, was Sie
    bislang gesagt haben und was beim Abendessen in Mün-
    chen Herr Stoiber gesagt hat, wäre mir die Haltung der Uni-
    onsfraktion nicht bewusst. Ehrlich gesagt, sie ist mir nach
    Ihrer heutigen Rede nicht klarer geworden. Mich erstaunt
    schon, dass Sie nichts dazu gesagt haben, dass sowohl Sie
    als auch – beim Abendessen in München – Herr Stoiber er-
    klärt haben, Sie seien, wenn es nicht anders gehe und eine
    militärische Aktion notwendig sei, für eine militärische Be-
    teiligung Deutschlands. Das, Frau Merkel, hätten Sie heute
    vor dem Deutschen Bundestag sagen sollen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


    Exakt darauf hat sich der Bundeskanzler bezogen. Ich
    kann Ihnen nur sagen: Hier ist der Unterschied völlig klar.
    Ihr Kollege Pflüger war ja in München von herzerfri-
    schender Deutlichkeit. Denn dort hat er gesagt: Wenn wir
    gewonnen hätten – Konjunktiv! –, dann hätten wir den
    Brief der Acht unterschrieben. Nun sage ich Ihnen: Sie

    haben nicht gewonnen. Wenn Sie aber diese Position of-
    fen im Bundestagswahlkampf vertreten hätten, dann hät-
    ten Sie noch ganz anders verloren. Denn eines müssen Sie
    wissen: Für diese Position gibt es in Deutschland keine
    Mehrheit.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Kommen wir zurück zum eigentlichen Thema. Sie ha-
    ben fast die ganze Zeit nur über Stilfragen geredet. Wir
    müssen aber über die Frage reden, wie wir die Krise lösen
    können, und zwar so, dass es nach Möglichkeit nicht zu
    einer weiteren Destabilisierung kommt. Das ist die ent-
    scheidende Frage. Wir müssen Alternativen zum Krieg
    finden und eine Politik machen, die diese Alternativen ge-
    meinsam mit unseren internationalen Partnern durch- und
    umsetzen will.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Wir haben nichts gegen innenpolitische Kontrover-
    sen. Ich weiß, dass Sie und eine große Anzahl von Kolle-
    gen sich Sorgen machen. Schließlich rede auch ich im
    Ausschuss mit den Kollegen, und zwar nicht nur kon-
    frontativ, sondern auch vertrauensvoll unter vier, sechs
    oder acht Augen. Die Sorge ist, dass wir langfristige Ent-
    scheidungen treffen, wenn es zum Krieg kommt. Ich
    möchte Ihre Gegenargumente gerne ernst nehmen – das
    ist nicht der entscheidende Punkt –, zumal sie auch „va-
    lable“ sind. Nur, lassen Sie uns nicht auf der Ebene dis-
    kutieren, die Sie vorgegeben haben. Lassen Sie uns viel-
    mehr ringen um eine Reduktion der Risiken und um einen
    Weg zum Frieden. Darum geht es doch.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Für mich ist entscheidend: Wir sind dem Frieden ver-
    pflichtet, Frau Merkel. Dazu haben Sie leider nichts Kon-
    kretes gesagt. Sie haben sich lediglich abstrakt dazu be-
    kannt. Aber wo ist das Angebot der Unionsfraktion, alles
    zu tun – ich werde Ihnen nachher unsere Alternativen im
    Einzelnen darstellen –, damit die nicht kriegerischen Mit-
    tel ausgeschöpft werden können? Wenn die Opposition
    ein entsprechendes Angebot machen würde, wäre ihre Po-
    sition wesentlich glaubwürdiger. Ich weiß, dass viele von
    Ihnen und vor allen Dingen auch Ihre Wählerinnen und
    Wähler dies teilen; denn anders ist es nicht zu erklären,
    dass 71 Prozent der deutschen Bevölkerung einen Krieg
    ablehnen. Eine solch eindeutige ablehnende Haltung gibt
    es nicht nur in Deutschland, sondern auch in Großbritan-
    nien und in Frankreich, wo die Zahlen genauso hoch sind.
    Als wir gestern in Spanien waren, habe ich gelesen, dass
    91 Prozent der dortigen Bevölkerung einen Krieg ableh-
    nen. Es ist doch nicht wahr, dass die europäischen Bevöl-
    kerungen plötzlich antiamerikanisch geworden sind. Das
    sind keine antiamerikanischen Mehrheiten!


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Man muss begreifen, dass vielen Menschen nicht klar
    ist, wie wir nach dem 11. September, wie wir nach der tief
    empfundenen Solidarität mit unseren angegriffenen ame-
    rikanischen Partnern zu einer friedlichen Entscheidung


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    1884


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    im Fall des Irak kommen können. Das ist durch Ihre Rede
    nicht klar geworden. Es ist auch den meisten Europäern
    nicht klar. Wenn es darauf keine Antwort gibt, werden Sie
    die Ablehnung nicht überwinden können. Bis heute habe
    ich darauf keine wirklich überzeugende Antwort gehört.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Schauen wir uns die Risiken an! Wir sind durch das
    Grundgesetz verpflichtet, alles zu tun, um Krieg zu ver-
    meiden, auch wegen der schlimmen humanitären Folgen.
    Wir wissen doch: Wenn es zu einer bewaffneten Aktion im
    Irak kommt, müssen viele unschuldige Menschen sterben.
    Genau das muss uns doch verpflichten, alles zu tun, um
    Alternativen zu finden.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos] und der Abg. Petra Pau [fraktionslos])


    Das Zweite ist die regionale Stabilität. Dazu kann ich
    Ihnen versichern: Diese Bundesregierung unter Bundes-
    kanzler Schröder wird alles tun und tut alles, um das Exis-
    tenzrecht und die Sicherheit Israels und seiner Menschen
    zu schützen. Darüber gibt es mit uns überhaupt keine Dis-
    kussion.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Deswegen haben wir auch die Patriot-Raketen geliefert,
    und zwar nicht erst, nachdem der Ernstfall eingetreten ist.
    Für uns war und ist es eine Selbstverständlichkeit, dass
    wir solidarisch zu Israel stehen.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Und die Türkei?)


    – Auf die Türkei komme ich noch zu sprechen.
    Die Frage der regionalen Stabilität ist eine sehr ernste.

    Dazu kann ich nur noch einmal sagen: In der Welt nach
    dem 11. September hätte ich mir – das war der erste Dis-
    senspunkt – eine andere Prioritätensetzung gewünscht.
    Im Fall von Afghanistan gab es keine Alternative, weil
    Afghanistan die staatliche Basis des Terrors von al-Qaida
    war. Insofern war völlig klar, dass wir eine sehr schwie-
    rige Entscheidung zu treffen haben würden, und wir
    haben sie getroffen. Unsere Soldaten leisten dort eine
    unverzichtbare, eine riskante, aber für den Frieden zwin-
    gende Arbeit. Es gilt, ihnen dafür zu danken.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Ich will Ihnen in dem Zusammenhang einmal etwas
    sagen, Frau Merkel. Es gab den Hubschrauberabsturz, bei
    dem sieben unserer Soldaten das Leben verloren haben.
    Es war eine bewegende Trauerfeier. Dort waren wir mit
    den Angehörigen zusammen. Ich habe mit der Ehefrau
    von einem der tödlich verunglückten Soldaten gespro-
    chen. Es fiel mir schwer, die richtigen Worte im privaten
    Gespräch zu finden, was Sie verstehen werden. Ich habe
    ihr unter dem Eindruck meines Besuchs dort 14 Tage vor-
    her gesagt, dass die Präsenz unserer Soldaten im Rahmen

    der friedenserhaltenden Maßnahmen der Vereinten Natio-
    nen in Kabul unverzichtbar ist. Die Ehefrau hat mir unter
    Tränen gesagt: Herr Fischer, auch wenn es bitter für mich
    ist: Wir alle am Standort wissen dies. Aber bitte, bitte
    nicht in den Irak! – Ich kann Ihnen versichern: Das war
    eine eher konservativ denkende Frau.

    Wir müssen doch zur Kenntnis nehmen, dass es eine
    tiefe Sorge der Menschen in diesem Land gibt. Eine Re-
    gierung kann sich davon nicht abkoppeln. Das ist aller-
    dings nicht der alleinige und zwingende Grund. Aber,
    Frau Merkel, Sie müssen dann schon sehr überzeugende
    Gründe für einen Einsatz haben, das heißt, alle friedlichen
    Mittel müssen wirklich ausgereizt sein. Der Bundeskanz-
    ler hat Ihnen heute dargestellt, dass dies mitnichten der
    Fall ist.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    In der Welt nach dem 11. September müssen wir uns
    mit der Frage des Terrors beschäftigen. Wenn es nach mir
    gegangen wäre, dann würden wir diese Frage an die
    Spitze der Prioritätenliste setzen und dort festhalten. Das
    ist der entscheidende, der erste Punkt. Die Lösung regio-
    nalerKrisen ist für mich der zweite Punkt. Wenn Sie sich
    die Genesis des Konflikts anschauen, dann werden Sie
    feststellen, dass die Ursache für den 11. September mit
    seiner ganzen menschenverachtenden Brutalität letztlich
    zusammengebrochene Strukturen in Afghanistan, ein ver-
    gessener Konflikt, verbunden mit dem Terror waren. Die
    Lösung regionaler Krisen hätte für mich also die zweite
    Priorität.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Damit komme ich zum Dritten, nämlich zur Verbin-
    dung mit Massenvernichtungswaffen. Das nehmen wir
    sehr, sehr ernst. Nur, wenn es so ist, dass Massenvernich-
    tungswaffen heute ganz anders zugeordnet werden als
    noch zu Zeiten des Kalten Krieges, als es sozusagen eine
    Stabilität des Schreckens gegeben hat, dann brauchen wir
    doch – der Bundeskanzler hat es mit dem Beispiel Nord-
    korea klar gemacht – international ein wirksames und
    nicht nur in einem Einzelfall wirkendes Nichtverbrei-
    tungsregime und Kontrollregime. Exakt das ist die He-
    rausforderung. In einer Welt wachsender Instabilität kön-
    nen wir doch nicht allen Ernstes Kriege zum Zweck der
    Abrüstung von Massenvernichtungswaffen zur Strategie
    erheben.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos] und der Abg. Petra Pau [fraktionslos])


    Exakt das ist der Punkt. Da nützt jegliche Warnung vor
    „Isolierung“ und „Sonderweg“ nichts.

    Herr Perle erzählt fünfmal die Woche, wir seien irrele-
    vant. Ich frage mich: Warum erzählt er das so oft, wenn
    wir tatsächlich so irrelevant sind?


    (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


    Bundesminister Joseph Fischer




    Bundesminister Joseph Fischer
    Es ist mindestens viermal zu viel. Sie wissen genauso gut
    wie ich, dass wir nicht irrelevant sind. Schauen Sie sich
    die Leistungen, die wir im Bündnis erbringen, an!
    Schauen Sie sich an, welche Handlungsmöglichkeiten das
    Bündnis ohne Deutschland hat! Sie wissen ganz genau,
    dass wir essenzielle Beiträge zur regionalen Stabilisie-
    rung, zur Abrüstung, zur Rüstungskontrolle und zur Frie-
    denserhaltung leisten und auch in Zukunft im Bündnis
    leisten werden, Frau Merkel.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Für uns ist ganz entscheidend, dass wir um den Frieden
    wirklich kämpfen und nicht kriegerische Alternativen so
    weit wie möglich ausreizen. Lesen Sie die deutsch-fran-
    zösisch-russische Erklärung! Der darin formulierten Posi-
    tion fühlen wir uns verpflichtet. Für diese Politik steht
    diese Bundesregierung und für diese Politik hat sie eine
    Mehrheit bekommen. Die Bundesregierung wird ihr
    Mandat erfüllen. Auch das kann ich Ihnen von dieser
    Stelle aus versichern.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ich sage das, damit bei Ihnen keine falschen Hoffnungen
    aufkommen.

    Wenn wir mit einer Alternative zum Krieg Ernst ma-
    chen wollen, dann müssen wir drei Elemente umsetzen
    – der Bundeskanzler hat sie vorhin dargestellt –:

    Erstens. Der Irak darf keine Massenvernichtungswaf-
    fen haben. Dazu muss er entsprechend den UN-Resolu-
    tionen 1284 und 1441 voll kooperieren. Das ist der ent-
    scheidende Punkt.


    (Zurufe von der CDU/CSU)

    – Jetzt frage ich einmal umgekehrt: Haben wir heute
    tatsächlich einen weiter gehenden Material Breach – die
    Herren Pflüger und Schäuble haben diese Auffassung im
    Ausschuss schon vertreten – und sollen deswegen Serious
    Consequences, das heißt kriegerische Mittel, eingesetzt
    werden? Wenn Sie dieser Meinung sind, dann hat das
    deutsche Volk, die deutsche Öffentlichkeit ein Recht da-
    rauf, das heute von Ihnen zu erfahren.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


    Wir sind nicht dieser Meinung.
    Wir sind vielmehr der Meinung, dass Saddam Hussein

    seinen Verpflichtungen voll und ganz nachkommen muss,
    was er noch nicht getan hat, und dass der Druck aufrecht-
    erhalten werden muss. Das Instrument dazu darf jetzt aber
    nicht der Abbruch der Inspektionen sein, sondern – das ist
    das zweite Element; das erste Element ist die volle Ko-
    operation Husseins – die Schärfung der Inspektionen.
    Das steht jetzt an. Die Arbeit von Blix, al-Baradei und
    ihren Teams bietet eine wirkliche Alternative zum Krieg.

    Unsere Risikoanalyse beruht auf der Beantwortung
    folgender Frage: Ist der Irak heute gefährlicher als noch
    vor einem Jahr oder gar in Zeiten des Golfkrieges? Wir
    wissen heute doch, dass wir es aufgrund der Inspektionen

    bereits mit einer erheblichen Risikominimierung zu tun
    haben. Können Sie der Bevölkerung erklären, warum wir
    bei fortschreitender Risikominimierung und einem klei-
    ner werdenden Kooperationsdefizit des Irak die Inspek-
    tionen abbrechen und einen Krieg beginnen sollen? Kön-
    nen Sie das begründen? Ich kann es nicht begründen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Das dritte Element steht im Zusammenhang mit der
    UN-Resolution 1284. Vor allen Dingen bei Biowaffen gibt
    es ein großes Problem. Wenn Sie sich die Details der Bio-
    waffenproduktion einmal genau anschauen, dann werden
    Sie feststellen: niedrige Drücke, niedrige Temperaturen,
    kleine Technologie. Das heißt, wir bewegen uns nahezu
    ausschließlich im Bereich der Dual-Use-Güter, also im Be-
    reich derjenigen Güter, die in hohem Maße zivil, in der
    Pharmazie, in der Medizin oder wo auch immer, genutzt
    werden. Eine Kontrolle, ob im Irak tatsächlich Biowaffen
    hergestellt werden, wird ohne ein langfristiges Verifika-
    tions- und Kontrollregime nicht möglich sein.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Ohne ein solches Regime nützt jegliche Ausfuhrkontrolle
    nichts.

    Ich habe mir das einmal im Detail angeschaut. Man
    müsste dort im Grunde genommen den ganzen Pharma-
    zie-, den ganzen Chemie- und vor allen Dingen den ganzen
    medizinischen Sektor lahm legen, was für die Menschen in
    diesem Land fatale Konsequenzen hätte. Wer tatsächlich
    Alternativen zum Krieg will, der kommt um ein langfristi-
    ges Verifikations- und Kontrollregime nicht herum.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Frau Merkel, ich sage Ihnen ganz offen: Unsere Alter-
    native zum Krieg ist, diese drei Elemente umzusetzen.
    Wir machen dahin gehend Druck, dass der Irak voll ko-
    operiert.


    (Dr. Friedbert Pflüger [CDU/CSU]: Wie?)

    – Ich kann Ihnen gern sagen, wie. Etwa bei meinem Be-
    such am Heiligen Stuhl in Rom habe ich mehr Bereit-
    schaft gefunden – –


    (Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)

    – Sehen Sie: Ihre Reaktion spricht wirklich für sich.


    (Lachen und Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Ich will Ihnen einmal sagen, welche große Befürchtung
    man am Heiligen Stuhl hatte. Die große Befürchtung ist,
    dass es zu einem Krieg der Zivilisationen und auf mittlere
    Sicht zu einer Islamisierung der arabisch-muslimischen
    Welt mit fatalen Konsequenzen unter dem Gesichtspunkt
    Terror kommt.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Deswegen hat der Heilige Stuhl einen Sonderbotschafter
    mit der klaren Botschaft nach Bagdad geschickt, dass es
    überhaupt keinen Spielraum mehr – das ist die Botschaft
    der Nachbarn, das ist auch unsere Botschaft – für etwas
    anderes als eine volle Kooperation mit Blix gibt.


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    1886


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    Sie dürfen sich die Frage stellen, warum Blix noch ein-
    mal eingeladen wurde und wie das im Zusammenhang mit
    einer Schärfung der Instrumente steht, wie sie unsere
    französischen Partner vorgeschlagen haben. Wenn wir
    hier noch die Mittel der langfristigen Kontrolle und der
    Verifikation hinzufügen, dann haben wir meines Erach-
    tens in der Tat einen systematischen Ansatz, der eine Al-
    ternative zum Krieg darstellt und auch an anderen Orten
    als im Irak zum Einsatz kommen kann.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


    Bezogen auf die NATO gebe ich Ihnen hier Folgendes
    zu bedenken: Wissen Sie, was der Unterschied zwischen
    Ihnen und uns ist? Wir haben von Anfang an – der Bun-
    deskanzler hat es dargestellt – erklärt, was wir für den
    Schutz der Türkei im Rahmen des Bündnisses zu leisten
    bereit sind, nicht bezogen auf eine Aktion gegen den Irak,
    sondern strikt defensiv im Rahmen des Bündnisses. Wir
    leisten mehr als viele, die uns heute kritisieren. Auch das
    muss man hinzufügen.


    (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das kannst du laut sagen!)


    Ich konnte ja in München Erfahrungen im Umgang mit
    dem Verteidigungsminister eines befreundeten Landes
    sammeln, in der Tat mehr als andere. Ich könnte Ihnen Ge-
    schichten von der weltlichen Seite von Rom erzählen. Da
    würden Sie sich wundern. Aber das will ich nicht tun. Aus
    meiner Sicht, Frau Merkel, ist der entscheidende Punkt:
    Wir müssen in der NATO zusammenbleiben.


    (Dr. Angela Merkel [CDU/CSU]: Ja, genau!)

    – Ja, jetzt passen Sie gut auf. – Ich war gestern bei Präsi-
    dent Chirac und habe ihm erzählt, wie viel die Union auf
    den Brief der Acht gibt. Das liegt hier ja heute in Form Ih-
    res Antrags vor. Unser Ziel ist es, Frankreich, so weit es
    geht, in der NATO mitzunehmen und für Zusammenhalt
    zu sorgen. Daran habe ich die vergangenen Tage hart ge-
    arbeitet.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Mit Ihrem Antrag, den Sie hier vorgelegt haben und der
    den Brief der Acht unterstützt, betreiben Sie, wenn Sie das
    ernst meinen, nichts anderes als die Isolation Frankreichs.
    Das wissen Sie so gut wie ich. Genauso wird das auch dort
    gesehen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Für uns ist von entscheidender Bedeutung: Wir werden
    im Rahmen des transatlantischen Bündnisses und der Eu-
    ropäischen Union unsere Politik, wirkliche Alternativen
    zum Krieg zu suchen und sie mit unseren Partnern auch
    umzusetzen, fortsetzen. Ein Bündnis freier Demokratien
    und freier Völker wird auf Dauer nicht ohne Schaden blei-
    ben, wenn man auf übergroße Mehrheiten in der Bevöl-
    kerung keine Rücksicht nimmt.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Demokratien sind oft eigenwillig, in Demokratien muss
    man Überzeugungsarbeit leisten und für eine Sache wirk-
    lich überzeugend eintreten. Ich kann da nur unterstrei-
    chen, was der Bundeskanzler gesagt hat, nämlich dass wir
    uns vor dem Hintergrund unserer Geschichte die Ent-
    scheidung von Krieg und Frieden schwer und bisweilen
    sogar extrem schwer machen. Darin sehe ich keinen Nach-
    teil, sondern eine Konsequenz, die sich aus unserer Ge-
    schichte ergibt. Trotzdem sind wir in der Lage, unsere
    Verantwortung wahrzunehmen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Unsere Politik ist deswegen Friedenspolitik in einer in-
    stabilen Welt. Wir wollen unseren Beitrag zum Kampf ge-
    gen den Terrorismus weiter leisten, und da, wo es keine an-
    deren Alternativen zum Zerbrechen dieser Strukturen gibt,
    auch unter dem Einsatz militärischer, polizeilicher und ge-
    heimdienstlicher Gewalt. Wir wollen regionale Konflikte
    lösen. Ich halte das für unverzichtbar. Das betrifft nicht nur
    den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern, der ge-
    fährlichste besteht zwischen den beiden Nuklearmächten
    Pakistan und Indien um Kaschmir. Aber auch der Kaukasus
    bereitet uns große Sorgen. Das alles sind regionale Kon-
    flikte, die morgen unsere Sicherheit bedrohen können. Wir
    müssen verhindern, dass Gruppen, die heute noch nicht
    kooperieren, in Zukunft kooperieren, weil wir Fehlent-
    scheidungen treffen. Wir müssen dem Terrorismus den
    Nährboden entziehen, indem wir mehr und mehr Menschen
    Perspektiven geben, indem wir Demokratie und Beteili-
    gung an der Globalisierung nicht nur in Sonntagsreden be-
    schwören, sondern Menschenrechte tatsächlich ernst neh-
    men. Das heißt also, wir müssen gerade in dieser uns direkt
    benachbarten Region einen langfristigen Ansatz verfolgen.
    Gleichzeitig müssen wir eine echte Abrüstung bei Massen-
    vernichtungswaffen durchsetzen und verhindern, dass sich
    Gewaltherrscher in den Besitz von Massenvernichtungs-
    waffen bringen. Dazu brauchen wir ein international wirk-
    sames Kontroll- und Abrüstungsregime, das auch Zähne
    zeigen und zubeißen kann.
    Frankreich hat dazu Vorschläge gemacht, die wir voll un-
    terstützen, und auch wir machen Vorschläge, dies als kon-
    krete Alternative zum Krieg im Irak umzusetzen. Das ist
    unsere Aufgabe im Sicherheitsrat. Wenn Sie Ihre Worte
    ernst meinen, dann müssen Sie uns unterstützen und dür-
    fen uns nicht angreifen.

    Ich danke Ihnen.

    (Lang anhaltender Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und bei der SPD)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Ich erteile das Wort dem Kollegen Guido Westerwelle,

FDP-Fraktion.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Guido Westerwelle


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

    ren! Wir alle haben nach dem 11. September 2001 schon

    Bundesminister Joseph Fischer




    Dr. Guido Westerwelle
    manche wichtige Debatte in diesem Hause geführt, gerade
    zur Außenpolitik. Herr Bundeskanzler, Sie haben sich in
    dieser gesamten Zeit in Fragen der Außenpolitik im
    Grunde genommen immer mehr auf die Opposition als
    auf Ihre eigenen Fraktionen verlassen können.


    (Widerspruch bei der SPD)

    Das Problem, das wir heute haben, ist ein Bundeskanzler,
    der der Opposition in diesem Hohen Hause vorwirft, sie
    sei – so wörtlich – „eine Allianz der Willigen zum Krieg“.
    Ein solcher Bundeskanzler hat den Tiefpunkt der Kultur
    in diesem Hause erreicht, meine sehr geehrten Damen und
    Herren.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Genau das ist es, was Sie beide mit Ihren Reden heute

    hier beabsichtigt haben: Sie wollen in diesem Lande eine
    Arbeitsteilung beginnen, bei der Sie als Friedensfreunde
    und wir von der Opposition als Kriegstreiber fungieren. In
    Wahrheit ist es genau umgekehrt:


    (Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Sie machen den Krieg wahrscheinlicher und wir sind
    mehr für den Frieden, als Sie es mit dieser Politik jemals
    erreichen können.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Sie haben hier von der Stärke des Rechts gesprochen;

    es gehe darum, dass nicht das Recht des Stärkeren siege.
    Das ist völlig richtig. Nur, wenn wir das Recht des Stär-
    keren verhindern wollen, dann – das hätten Sie gemäß der
    Tradition unseres Völkerrechts hinzufügen müssen –
    brauchen wir ein Gewaltmonopol der Vereinten Nationen;
    denn dann muss es jemanden geben, der das Recht durch-
    setzen kann. Ein Diktator lässt sich nicht mit guten Wor-
    ten entwaffnen. Sie haben nicht nur eine Verantwortung
    für den Frieden in Deutschland, Sie haben auch eine Ver-
    antwortung für die Sicherheit in Deutschland.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Sie haben hier darauf hingewiesen, Herr Bundes-

    außenminister, dass die große Mehrheit der Bevölkerung
    in Europa im Grunde genommen Ihrer Politik zustimmt.
    Das ist bemerkenswert. Wir alle wissen, wie solche Mei-
    nungsumfragen zustande kommen. Wenn Sie bei einer
    Meinungsumfrage die Frage stellen: „Sind Sie für den
    Frieden?“, dann wird es dafür mit Sicherheit eine große
    Zustimmung in diesem Lande geben. Auch jeder in die-
    sem Saal würde zustimmen. Aber wenn Sie weiterfragen:
    „Sind Sie der Meinung, dass Druck auf den Diktator aus-
    geübt werden muss, um ihn entwaffnen zu können?“, er-
    halten Sie ein sehr viel differenzierteres Bild. Politik ist
    eben nicht so einfach.

    Sie behaupten, Sie hätten die Mehrheit auf Ihrer Seite.
    Dabei haben Sie doch vor kurzem in Hessen und Nieder-
    sachsen für Ihre Politik – Friedenspolitik, wie Sie be-
    haupten – plakatiert und die Menschen haben sich gegen
    Sie entschieden, weil Friedenspolitik differenzierter und
    nicht mit solch einfachen Worten betrieben werden kann.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Manch einer in meiner Generation und diejenigen, die

    älter sind, werden sich noch an eine Diskussion Anfang

    der 80er-Jahre erinnern. Wir haben noch sehr genau in Er-
    innerung, wie damals für den NATO-Doppelbeschluss
    gestritten wurde, zunächst von Bundeskanzler Helmut
    Schmidt, der anschließend von den Sozialdemokraten im
    Stich gelassen wurde, und von Herrn Genscher und in
    Fortsetzung nach dem Regierungswechsel 1982/83 unter
    der Bundeskanzlerschaft von Helmut Kohl. Gegen diesen
    NATO-Doppelbeschluss, gegen die damalige Regierung
    hat es eine große Zahl von Demonstrationen gegeben. Es
    gab Sitzblockaden und Sie waren fleißig bei denjenigen,
    die Transparente getragen und mit Sitzblockierern zu-
    sammengearbeitet haben. Einige von Ihnen sind damals
    weggetragen worden.

    Die Geschichte hat etwas anderes gezeigt. Sie hat ge-
    zeigt, dass die Standhaftigkeit der damaligen Regierung,
    im Rahmen des NATO-Doppelbeschlusses das durchzu-
    setzen, was international richtig war, erstens den Frieden
    sicherer gemacht, zweitens die Vereinigung Deutschlands
    überhaupt erst ermöglicht und drittens den europäischen
    Prozess vorangebracht hat.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Sie haben damals Unrecht gehabt und in Wahrheit betrei-
    ben Sie diese falsche Politik von den Regierungsbänken
    weiter.

    Sie haben sich mit dem Hinweis auf Meinungsumfra-
    gen entlarvt, Herr Bundesaußenminister. Ihnen geht es
    nicht um die Außenpolitik, sondern darum, dass eine ins
    Schwanken geratene Regierung noch einmal einen Anker
    erwischt. Aber das geht schief.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Die Innenpolitik ist ein falsches Motiv für die Außenpoli-
    tik. Dementsprechend kann es nicht so weitergehen.

    Im Übrigen ist es spannend zu beobachten, mit welch
    unterschiedlichen Maßstäben Sie argumentieren. Zunächst
    einmal hat Ihr Bundeskanzler darauf hingewiesen, dass bei
    der Bewertung der Situation im Irak und bei der Bewer-
    tung von Nordkorea unterschiedliche Maßstäbe angelegt
    werden. Das, was Sie sagen, ist in der Tat richtig. Genau
    darin liegt das Problem. Wenn nämlich die Völkergemein-
    schaft zulässt, dass Nordkorea in den Besitz von Massen-
    vernichtungswaffen, in diesem Falle von Atomwaffen,
    kommt, und sie nicht mehr in der Lage ist, ein solches Re-
    gime zu entwaffnen, dann entsteht eine Bedrohung der
    Weltsicherheit und des Weltfriedens.

    Wir als Oppositionsabgeordnete wollen nicht, dass ein
    Diktator in unserer unmittelbaren Nachbarschaft jemals
    in den Besitz von Massenvernichtungswaffen kommt, die
    er auch hier in Mitteleuropa zum Einsatz bringen kann.
    Das ist die entscheidende Aufgabe wehrhafter Demokra-
    ten: Wer Hussein entwaffnen will, muss die Vereinten Na-
    tionen stärken. Er darf sie nicht durch einen nationalen Al-
    leingang – weder einen amerikanischen noch einen
    deutschen – schwächen.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Mit welcher Festigkeit Sie, Herr Bundeskanzler, hier

    vorgetragen haben, der Irak verfüge über keine entspre-
    chenden Trägersysteme, ist bemerkenswert. Hier gibt es
    eine Zahl von Abgeordneten, die Ende des letzten Jahres


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    1888


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    vom Bundesnachrichtendienst informiert worden sind.
    Sie haben bis heute nicht gestattet, dass diese Erkennt-
    nisse veröffentlicht werden. Geben Sie dem Bundesnach-
    richtendienst doch endlich die Erlaubnis, auch der deut-
    schen Öffentlichkeit seine Erkenntnisse zur Verfügung zu
    stellen! Ich bin sicher, das Meinungsbild wird dann anders
    sein.

    Weil Sie hiermit Politik machen, will ich es an dieser
    Stelle auch tun; denn ich kann nicht zulassen, dass die
    deutsche Öffentlichkeit hinter die Fichte geführt wird. Es
    ist eine konkrete Bedrohung, wenn ein irakischer Dikta-
    tor in unserer unmittelbaren Nähe an Trägersystemen ar-
    beitet, mit denen die Waffen auch uns in Mitteleuropa er-
    reichen können. Jeder, der Verantwortung für unser Land
    trägt, darf das nicht zulassen; er muss die Vereinten Na-
    tionen stärken. Denn dieser Diktator lässt sich nur über
    Druck entwaffnen. Sie rühmen sich der Waffeninspek-
    teure im Irak. Heute wäre kein einziger Inspekteur im
    Irak, wenn es nach Ihrer Politik gegangen wäre.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Das Allerschlimmste, was wir jetzt erleben, ist Ihre Be-

    handlung unseres NATO-Mitgliedes Türkei. Sie haben
    hier eine babylonische Sprachverwirrung eingeführt. Al-
    lein die Lieferung von Patriot-Raketen ist eine Realsatire.


    (Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Ja!)

    Weil Sie sie aus Rücksichtnahme auf Ihren grünen pazifis-
    tischen Koalitionspartner nicht liefern wollen, liefern Sie
    sie an die Niederlande, die sie dann liefern dürfen. Das ist
    in der Tat eine Windung in der Außenpolitik, die man er-
    wähnen sollte.

    Das Allerschlimmste aber ist: Gibt es eigentlich in der
    Außen- und Sicherheitspolitik noch irgendeine Linie? Ei-
    nerseits wollen Sie die Türkei in die Europäische Union
    hineinholen. Aber wenn das NATO-Mitglied Türkei um
    Schutz bittet, sind Sie nicht in der Lage, richtig zu ent-
    scheiden. Das ist ein Widerspruch in sich.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Ihre Außenpolitik ist nur noch Innenpolitik. Das hat man
    den Amerikanern früher zu Recht vorgeworfen.

    Wir erinnern uns daran, als auf Grenada eine Inter-
    vention der Amerikaner stattgefunden hat. Viele von de-
    nen, die heute auf den Oppositionsbänken sitzen, haben
    damals, in jüngeren Jahren, das Verhalten der Amerikaner
    kritisiert. Viele von uns haben den amerikanischen Ver-
    bündeten gesagt, dass das nicht der richtige Weg ist. Viele
    haben damals auch in Deutschland gesagt: Es kann nicht
    richtig sein, wenn Außenpolitik nur noch Instrument der
    Innenpolitik, Instrument von Wahlkämpfen wird. Das war
    richtig. Es war die deutsche Tradition, dass wir die Au-
    ßenpolitik nicht zum Instrument der Innenpolitik, zum
    Instrument von Wahlkämpfen gemacht haben.

    Sie haben eine weitere Tradition gebrochen. Große so-
    zialdemokratische Persönlichkeiten wie Bundeskanzler
    Willy Brandt und Helmut Schmidt sind in die deutsche Ge-
    schichte eingegangen, weil sie die Einbettung Deutsch-
    lands in die Völkergemeinschaft vorangebracht haben.
    Sie werden als Bundeskanzler der Sozialdemokratie in die

    Geschichte eingehen als jemand, der Deutschland aus der
    Völkergemeinschaft herausgeführt hat.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Es ist schäbig, Herr Bundeskanzler, dass Sie sich nicht ein
    wenig besser und geschichtsbewusster verhalten. Ihre Po-
    litik ist unhistorisch. Sie ignoriert die gesamte Linie der
    deutschen Außenpolitik der Kanzler, der Außenminister
    Walter Scheel, Hans-Dietrich Genscher und Klaus Kinkel.

    Ich frage mich nach der heutigen Rede, was eigentlich
    schlimmer ist: ein Bundeskanzler, der falsch redet, oder
    ein Bundesaußenminister, der es besser weiß und trotz-
    dem falsch redet, weil er fürchtet, dass seine Grünen näher
    an der radikal-fundamentalistischen Position des Bundes-
    kanzlers sind?


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Peter Dreßen [SPD]: Schämen Sie sich!)


    Das ist genau die Frage, über die wir zu entscheiden ha-
    ben. Sie sind Getriebene, Sie handeln nicht mehr. Diese
    Bundesregierung hat Deutschland wirtschaftspolitisch
    ruiniert und ist jetzt dabei, dieses Land auch noch außen-
    politisch zu isolieren. Das Beste für dieses Land wären zü-
    gige Neuwahlen. Dafür sollten Sie Ihren Platz frei ma-
    chen, meine sehr geehrten Damen und Herren.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Lachen bei der SPD)