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    Gratulation der Abgeordneten Ernst Hinsken und Rainer Eppelmann zum 60. Geburtstag 1873 A Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 1873 A Begrüßung des Parlamentspräsidenten Herrn Halilow aus Usbekistan und seiner De- legation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1884 A Zusatztagesordnungspunkt 3: Abgabe einer Regierungserklärung zur aktuellen internationalen Lage . . . . . . . 1874 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Dr. Friedbert Pflüger, Dr. Wolfgang Schäuble, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Europa und Amerika müssen zu- sammenstehen (Drucksache 15/421) . . . . . . . . . . . . . . . . 1874 A Gerhard Schröder Bundeskanzler . . . . . . . . . . 1874 A Dr. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 1879 D Joseph Fischer Bundesminister AA . . . . . . . . 1884 B Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . 1887 D Gernot Erler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1889 D Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 1891 C Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . . 1894 C Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . 1895 C Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . . . . . . . 1896 B Günther Friedrich Nolting FDP . . . . . . . . 1896 D Dr. Wolfgang Gerhardt FDP . . . . . . . . . . . . . 1898 B Dr. Ludger Volmer BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1899 C Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . . . . 1901 C Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD . . . . . . . 1904 D Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1906 B Dr. Christoph Zöpel SPD . . . . . . . . . . . . . . . 1907 A Namentliche Abstimmungen . . . . . . . . . . . 1909 A, B Ergebnisse der namentlichen Abstimmungen . . . . . . . . . . . . . . . . 1910 A, 1914 D Tagesordnungspunkt 3: – Zweite und dritte Beratung über den von den Abgeordneten Peter Götz, Dr. Michael Meister, weiteren Abgeord- neten und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Neu- ordnung der Gemeindefinanzen (Ge- meindefinanzreformgesetz) (Drucksache 15/30) . . . . . . . . . . . . . . . 1909 C – Zweite und dritte Beratung über den vom Bundesrat eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Neuordnung der Gemeindefinan- zen (Gemeindefinanzreformgesetz) (Drucksachen 15/109, 15/384, 15/385, 15/386) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1909 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Ge- meindefinanzen dauerhaft stärken (Drucksache 15/433) . . . . . . . . . . . . . . . . 1909 D Plenarprotokoll 15/25 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 25. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 13. Februar 2003 I n h a l t : Bernd Scheelen SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1912 A Peter Götz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1917 A Kerstin Andreae BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1918 D Dr. Andreas Pinkwart FDP . . . . . . . . . . . . . . 1920 B Horst Schild SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1921 B Otto Bernhardt CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 1923 A Christine Scheel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1924 D Gisela Piltz FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1925 D Dr. Hans-Ulrich Krüger SPD . . . . . . . . . . . . 1926 D Hans Michelbach CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 1928 B Dr. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1929 C Bernhard Kaster CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 1931 B Namentliche Abstimmungen . . . . . . 1932 D, 1935 B Ergebnisse der namentlichen Abstimmungen . . . . . . . . . . . . . . . . 1933 C, 1938 C Zusatztagesordnungspunkt 6: Antrag der Abgeordneten Dr. Hermann Otto Solms, Hans-Joachim Otto (Frank- furt), weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der FDP: Finanzplatz Frankfurt stärken (Drucksache 15/369) . . . . . . . . . . . . . . . . 1935 D Tagesordnungspunkt 14: a) – c) Beschlussempfehlungen des Petitionsaus- schusses: Sammelübersicht 11, 12 und 13 zu Petitionen (Drucksachen 15/363, 15/364 und 15/365) 1936 A Zusatztagesordnungspunkt 1: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktio- nen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Zukunftsprogramm Bildung und Betreuung für Ganztagsschulen . . . 1936 B Edelgard Bulmahn Bundesministerin BMBF 1936 B Uwe Schummer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 1940 B Grietje Bettin BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1941 D Christoph Hartmann (Homburg) FDP . . . . . . 1943 A Ute Berg SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1944 B Dr. Christoph Bergner CDU/CSU . . . . . . . . . 1945 B Ekin Deligöz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1946 C Heinz Schmitt (Landau) SPD . . . . . . . . . . . . 1947 C Marion Seib CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 1948 C Andrea Wicklein SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1949 D Hannelore Roedel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 1950 D Caren Marks SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1952 A Markus Grübel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 1952 D Dr. Ernst Dieter Rossmann SPD . . . . . . . . . . 1954 A Tagesordnungspunkt 4: Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Verlängerung der Ladenöffnung an Samstagen (Drucksache 15/396) . . . . . . . . . . . . . . . . 1955 B Dr. Ditmar Staffelt, Parl. Staatssekretär BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1955 B Dr. Hermann Kues CDU/CSU . . . . . . . . . . . 1957 A Hubert Ulrich BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1958 C Dirk Niebel FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1959 C Gudrun Kopp FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1960 C Wolfgang Grotthaus SPD . . . . . . . . . . . . . . . 1961 D Gudrun Kopp FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1963 B Dirk Niebel FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1964 A Wolfgang Grotthaus SPD . . . . . . . . . . . . . . . 1964 C Johannes Singhammer CDU/CSU . . . . . . . . 1965 A Manfred Helmut Zöllmer SPD . . . . . . . . . . . 1966 B Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . . . . . . . . . 1967 C Tagesordnungspunkt 5: Erste Beratung über den vom Bundesrat eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Sicherung der Hilfsmittelversorgung von Pflegebedürftigen (Hilfsmittelsicherungs- gesetz – HSG) (Drucksache 15/308) . . . . . . . . . . . . . . . . 1969 A Dr. Erika Ober SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1969 B Matthias Sehling CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 1970 C Petra Selg BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . 1972 C Daniel Bahr (Münster) FDP . . . . . . . . . . . . . 1973 A Tagesordnungspunkt 6: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Verkehr, Bau- und Wohnungs- wesen zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundes- regierung über Maßnahmen auf dem Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 25. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Februar 2003II Gebiet der Unfallverhütung im Straßen- verkehr und Übersicht über das Ret- tungswesen 2000 und 2001 – Unfallverhü- tungsbericht Straßenverkehr 2000/2001 – (Drucksachen 14/9730, 15/99 Nr. 1.1, 15/388) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1974 A Angelika Mertens, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1974 B Gero Storjohann CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 1975 B Ursula Sowa BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1976 D Horst Friedrich (Bayreuth) FDP . . . . . . . . . . 1977 D Heidi Wright SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1979 A Klaus Hofbauer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 1980 B Tagesordnungspunkt 7: Antrag der Abgeordneten Annette Widmann-Mauz, Dr. Norbert Röttgen, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Versorgungsausgleich umge- hend regeln – Keine Schlechterstellung von Frauen bei der Alterssicherung (Drucksache 15/354) . . . . . . . . . . . . . . . . 1981 D Annette Widmann-Mauz CDU/CSU . . . . . . 1982 A Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . 1983 D Sibylle Laurischk FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 1985 C Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1986 C Ute Granold CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 1987 B Christine Lambrecht SPD . . . . . . . . . . . . . . . 1988 D Tagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Detlef Parr, Dr. Dieter Thomae, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Für ein Ge- samtkonzept zur Verbesserung der Früherkennung und Behandlung von Demenz (Drucksache 15/228) . . . . . . . . . . . . . . . . 1990 B Detlef Parr FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1990 C Hilde Mattheis SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1991 B Verena Butalikakis CDU/CSU . . . . . . . . . . . 1993 A Petra Selg BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . 1994 D Tagesordnungspunkt 9: Antrag der Abgeordneten Dr. Christian Ruck, Dr. Friedbert Pflüger, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Gegen Terror, Völkermord und Hungerkatastrophe in Simbabwe, um Destabilisierung des südlichen Afri- kas zu vermeiden (Drucksache 15/353) . . . . . . . . . . . . . . . . 1995 D in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 7: Antrag der Abgeordneten Brigitte Wimmer (Karlsruhe), Walter Riester, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Thilo Hoppe, Hans- Christian Ströbele, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Hungerkatastrophe in Sim- babwe weiter bekämpfen – Internationa- len Druck auf die Regierung Simbabwes aufrechterhalten (Drucksache 15/428) . . . . . . . . . . . . . . . . 1996 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Markus Löning, Ulrich Heinrich, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der FDP: Gemeinsame europäisch-afrikanische Initiative zur Lösung der Krise in Simbabwe starten (Drucksache 15/429) . . . . . . . . . . . . . . . . 1996 A Hans Martin Bury, Staatsminister für Europa 1996 B Dr. Christian Ruck CDU/CSU . . . . . . . . . . . 1997 B Walter Riester SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1998 D Markus Löning FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2000 A Dr. Uschi Eid, Parl. Staatssekretärin BMZ . . . 2001 A Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU . . . . . . . . . 2002 D Brigitte Wimmer (Karlsruhe) SPD . . . . . . . . 2003 D Dr. Egon Jüttner CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 2004 C Dr. Uschi Eid, Parl. Staatssekretärin BMZ . . . 2005 C Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU . . . . . . . . . 2006 A Zusatztagesordnungspunkt 9: Erste Beratung über den von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurf eines Ge- setzes zur Neuordnung des gesellschaftlichen Spruchverfahrens (Spruchverfahrensneu- ordnungsgesetz) (Drucksache 15/371) . . . . . . . . . . . . . . . . 2006 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2006 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 2007 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 25. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Februar 2003 III Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Hans-Ulrich Klose (SPD) zu den namentlichen Abstimmungen über die Anträge der Fraktio- nen der CDU/CSU: – Zu der Abgabe einer Erklärung durch den Bundeskanzler: Zur aktuellen internationalen Lage (Drucksache 15/434) – Europa und Amerika müssen zusammenstehen (Drucksache 15/421) (Zusatztagesordnungspunkt 4) . . . . . . . . . . . . 2007 B Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung über den Bericht des Entwurfs eines Gesetzes zur Neuordnung des gesellschaftlichen Spruchverfahrens (Spruchverfahrensneuord- nungsgesetz) (Zusatztagesordnungspunkt 9) 2007 C Bernhard Brinkmann (Hildesheim) SPD . . . . 2007 C Dr. Jürgen Gehb CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 2008 B Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2009 C Rainer Funke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2010 B Alfred Hartenbach SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 2010 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 25. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Februar 2003IV (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 25. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Februar 2003 1873 25. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 13. Februar 2003 Beginn: 9.00 Uhr
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    (A) (B) (C) (D) 2006 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 25. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Februar 2003 2007 (C) (D) (A) (B) Andres, Gerd SPD 13.02.2003 Breuer, Paul CDU/CSU 13.02.2003 Dobrindt, Alexander CDU/CSU 13.02.2003 Göbel, Ralf CDU/CSU 13.02.2003 Günther (Plauen), FDP 13.02.2003 Joachim Janssen, Jann-Peter SPD 13.02.2003 Kaupa, Gerlinde CDU/CSU 13.02.2003 Künast, Renate BÜNDNIS 90/ 13.02.2003 DIE GRÜNEN Dr. Lippold CDU/CSU 13.02.2003 (Offenbach), Klaus W. Mayer (Baiersbronn), CDU/CSU 13.02.2003 Conny Meckelburg, Wolfgang CDU/CSU 13.02.2003 Müller (Köln), Kerstin BÜNDNIS 90/ 13.02.2003 DIE GRÜNEN Dr. Nüßlein, Georg CDU/CSU 13.02.2003 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 13.02.2003 Repnik, Hans-Peter CDU/CSU 13.02.2003 Ronsöhr, CDU/CSU 13.02.2003 Heinrich-Wilhelm Thiele, Carl-Ludwig FDP 13.02.2003 Volquartz, Angelika CDU/CSU 13.02.2003 Wettig-Danielmeier, SPD 13.02.2003 Inge Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Hans-Ulrich Klose (SPD) zu den namentlichen Abstimmungen über die An- träge der Fraktion der CDU/CSU: – Zu der Abgabe einer Erklärung durch den Bundeskanzler: Zur aktuellen internationalen Lage (Drucksache 15/434) – Europa und Amerika müssen zusammenste- hen ((Drucksache 15/421) (Zusatztagesordnungspunkt 4) entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenografischen Bericht Aus politischen Gründen werde ich mich an den Ab- stimmungen über die beiden CDU/CSU-Anträge zur Außenpolitik nicht beteiligen. Anlage 3 Zu Protokoll gegeben Reden Zur Beratung des Berichts des Entwurfs ei- nes Gesetzes zur Neuordnung des gesellschaftli- chen Spruchverfahrens (Spruchverfahrensneu- ordnungsgesetz) (Zusatztagesordnungspunkt 9) Bernhard Brinkmann (Hildesheim) (SPD):Am Ende einer umfangreichen Tagesordnung der heutigen Plenar- sitzung befassen wir uns mit der ersten Lesung des Spruchverfahrensneuordnungsgesetzes. Worum geht es dabei? Das gesellschaftliche Spruchverfahren ist im Akti- engesetz und im Umwandlungsgesetz vorgesehen, um bei so genannten unternehmerischen Strukturmaßnahmen den Minderheitsgesellschaftern, die einen Anspruch auf angemessenen Ausgleich bzw. Abfindung haben, mög- lichst effektiven Rechtsschutz zu gewähren, ohne dass die jeweiligen Strukturmaßnahmen durch Anfechtungskla- gen blockiert werden können. Die bisherige Praxis hat allerdings gezeigt, dass diese Verfahren übermäßig lange dauern und damit nicht ver- tretbare Zeitverzögerungen entstehen. So liegt die durch- schnittliche Verfahrensdauer bei etwa fünf Jahren. In ein- zelnen Fällen dauerten die Spruchverfahren sogar erheblich länger. Daher wurde in jüngster Zeit verstärkt an den Gesetzgeber appelliert, hier möglichst schnell für Ab- hilfe zu sorgen. Die hierfür erforderlichen Aktivitäten wurden auch durch die Regierungskommission „Corporate Gover- nance“ unterstützt und darüber hinaus wurden durch die Kommission auch konkrete Lösungsvorschläge unter- breitet. Durch den vorliegenden Gesetzentwurf wird die Bundesregierung der Reformforderung gerecht und folgt ebenfalls den Empfehlungen der „Corporate Gover- nance“-Kommission. Dabei geht es auch um eine Verbes- serung des Anlegerschutzes. Im Abschlussbericht der Kommission wird unter anderem auch darauf hingewie- sen und eine Reform des Beschlussverfahrens empfohlen. Ziel des Gesetzentwurfes ist es, durch verbesserte Ver- fahrensstrukturen auf der Grundlage der bewährten Teile der bisherigen Regelung ein gestrafftes und erheblich ver- kürztes Gerichtsverfahren zu ermöglichen. Dabei sollen die bisher geltenden Vorschriften behutsam überarbeitet und auch punktuell verbessert werden. Im Einzelnen sind insbesondere folgende Maßnahmen vorgesehen, auf die ich näher eingehen möchte: Es ist dies zum einen die ge- nerelle Einführung der gerichtlichen Auswahl und Bestel- lung der sachverständigen Prüfer bei so genannten Umstrukturierungsmaßnahmen wie zum Beispiel Unter- nehmensvertrag, Eingliederung, Umwandlung. Nach Möglichkeit soll es keine Erstellung flächendeckender Gesamtgutachten, sondern stattdessen die gezielte Beur- teilung spezieller Einzelfragen geben. Hiermit wird die Rolle der Sachverständigen im Spruchverfahren neu ge- regelt und damit auch der zeitliche Ablauf gestrafft. Es wird eine Neugestaltung der Kostenvorschriften durch Einführung eines Mindestwertes und einer Obergrenze für die Gerichtskosten bei gleichzeitiger Verdoppelung der Gebühren und eine stärkere Unterscheidung zwischen den Gerichtskosten und außergerichtlichen Kosten bei der Kostenverteilung geben. Lassen Sie mich abschließend noch auf die Empfeh- lungen des Bundesrates und die diesbezügliche Stellung- nahme der Bundesregierung zu sprechen kommen, die sich mit der Kostensituation befasst: Ich zitiere: „Bund und Kommunen werden durch die Gegenäußerung nicht mit Kosten belastet. Auch für die Länderhaushalte ent- stehen keine zusätzlichen Kosten. Wegen der Sorge des Bundesrates, es könnte zu einer Verringerung des Ge- richtsgebührenaufkommens kommen, wird sich die Bun- desregierung im weiteren Gesetzgebungsverfahren für eine Anhebung der im Regierungsentwurf vorgesehenen Mindest- und Höchstbeträge des für die Gerichtsgebühren maßgeblichen Geschäftswertes einsetzen.“ Damit dürften auch diese Bedenken des Bundesrates ausgeräumt sein. Ich würde mich daher freuen, wenn dieser Gesetzent- wurf die gesamte Zustimmung des hohen Hauses finden würde. Dr. Jürgen Gehb (CDU/CSU): Seit dem vergangenen Jahr können erstmals in unserer Rechtsordnung Minder- heitsaktionäre auch gegen ihren Willen durch einen Hauptaktionär aus einem Unternehmen ausgeschlossen werden. Im Rahmen eines so genannten „Squeeze-out“ können diese Kleinaktionäre, sofern es sich nur noch um Splitterbesitz handelt, aus einem Unternehmen gegen eine Barabfindung „herausgequetscht“ werden. In diesem „Squeeze-out“-Verfahren darf selbstver- ständlich der Kleinaktionär nicht unter die Räder geraten. Daher gibt es ein gesetzlich fundiertes Recht des Minder- heitsaktionärs, einen angemessenen – und aus seinem Blickwinkel bedeutet dies natürlich einen möglichst hohen – Ausgleich für die Veränderungen zu seinen Las- ten zu erhalten. Dass der Mehrheitsaktionär seine Auf- wendungen möglichst klein halten möchte, bedarf auch keiner besonderen Ausführungen. Damit ist der Interes- senkonflikt strukturell angelegt, und es bedarf aus diesem Grunde auch Regeln zur Lösung dieses Konfliktes. Doch nicht nur im neuen „Squeeze-out“-Verfahren, sondern auch bei der Verschmelzung oder der Auf- und Abspaltung von Gesellschaften, bei den Abschlüssen von Beherrschungs- oder Gewinnabführungsverträgen oder der Vermögensübertragung, um nur einige wenige Bei- spiele zu nennen, sind Regeln und Verfahren für einen fai- ren Interessenausgleich nötig. Der Gesetzgeber hat daher das so genannte Spruchver- fahren ins deutsche Gesellschaftsrecht eingeführt. Es han- delt sich hierbei um ein so genanntes echtes Streitverfahren der Freiwilligen Gerichtsbarkeit. Dies geschah zunächst für den Bereich des Umwandlungsrechts. Seit fast vier Jahrzehnten finden wir dieses Verfahren aber auch in un- serem Aktiengesetz wieder. Ich darf uns alle nochmals an den Sinn dieses gesell- schaftsrechtlichen Spruchverfahrens erinnern. Es geht um den Rechtsschutz des Aktionärs gegenüber der Gesell- schaft, es geht um seinen Kapital- und Anlagenschutz, ohne die Gesellschaft durch langwierige Gerichtsverfah- ren handlungsunfähig zu machen. Wie sah denn nun die Praxis in den vergangenen Jah- ren aus? Zum einen hat sich das Spruchverfahren gerade für die Kleinaktionäre bewährt. Denn in vielen Fällen hat- ten die Minderheitsgesellschafter in diesen Verfahren Er- folg. Sie erstritten eine höhere Kompensation, als ur- sprünglich von den Gesellschaften festgelegt wurde. Zum anderen häuften sich doch vermehrt die Klagen über gewisse Unzulänglichkeiten des Spruchverfahrens. Beklagt wurde beispielsweise durchgängig die Dauer der Verfahren, die im Durchschnitt um die fünf Jahre lagen – in manchen Fällen allerdings auch erheblich länger dau- erten. Ich kann daher schon Verständnis für manch drastische Formulierung der Kritiker der gegenwärtigen Rechtslage und Rechtspraxis aufbringen. Ob wir allerdings wirklich eine Situation bei der Verfahrensdauer haben, „die derzeit mitunter praktisch auf Rechtsverweigerung hinausläuft“, so die Formulierung im Bericht der Regierungskommis- sion „Corporate Governance“ – Drucksache 14/7515, Sei- te 83 – will ich einmal dahingestellt sein lassen. Unstrit- tig ist die lange Verfahrensdauer ein Ärgernis, das es möglichst mit der Reform des Spruchverfahrens abzustel- len gilt. Der Reformdebatte nahm sich auch der 63. Deutsche Juristentag im September 2000 an. Die wirtschaftsrechtli- che Abteilung forderte uns als Gesetzgeber mit großer Mehrheit auf, das geltende Recht zu überprüfen. Wir Christdemokraten begrüßen es daher, dass die Bun- desregierung sich diesem Bereich des Gesellschaftsrechts endlich zugewandt und nunmehr einen Gesetzentwurf zur Neuordnung des Spruchverfahrens auch vorgelegt hat, nachdem dies für die vergangene Legislaturperiode be- reits geplant war. Die grundsätzliche Zustimmung zu einer Neuregelung ist auch bei den betroffenen Verbänden und in der wis- senschaftlichen Fachdiskussion gegeben, wenn ich das richtig überschaue. Wer soll auch etwas dagegen haben, dass endlich die Zersplitterung der gesetzlichen Regelung für das Spruch- verfahren beseitigt wird? Wer wird sich darüber beschwe- ren, dass wir eine Konzentration aller Vorschriften und Regeln anwenderfreundlich in einem eigenen Spruchver- fahrensgesetz erhalten? Hier dürfen Sie selbstverständlich auch unserer Zuneigung sicher sein. Allerdings wird es Sie nicht wundern, dass die Zu- stimmung im Grundsatz nicht die Kritik im Detail aus- schließt. In dieser Form hat sich auch der Bundesrat dem vorliegenden Entwurf im ersten Durchgang angenom- men. In konstruktiver Weise wurden eine Vielzahl von einzelnen Änderungswünschen gegenüber dem Regie- rungsentwurf eingebracht, über die es sich lohnt, auch Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 25. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Februar 20032008 (C) (D) (A) (B) ernsthaft während der weiteren parlamentarischen Bera- tungen nachzudenken. Ich nenne nur beispielhaft die Zuständigkeitsregelung in § 2 Spruchverfahrensgesetz. Hier sollte präzise geregelt werden, wenn bei einer Verschmelzung mehrerer Antrag- steller verschiedener Rechtsträger mit unterschiedlichem Sitz vorhanden sind. Bisher wird dies nicht befriedigend gelöst. Auch über die Kostenregelung in § 15, die wesent- lich neue Elemente enthält und auch die Länder nicht un- wesentlich tangiert, sollte noch einmal gesprochen wer- den. Etwas intensiver möchte ich allerdings einen anderen Punkt in dieser Debatte noch ansprechen. Wir alle wissen, dass die Spruchverfahren weitgehend Gutachterprozesse sind. Völlig zu Recht sollen die Berichte und das Spezial- wissen der sachverständigen Prüfer, die im Vorfeld mit der Umstrukturierung befasst und nach den geltenden Vorschriften des Aktiengesetzes und Umwandlungsgeset- zes auch einzuschalten waren, stärker im Spruchverfahren Berücksichtigung finden. Folgerichtig sollen die vom Ge- richt bestellten Sachverständigen auch nicht mehr um- fangreiche Gesamtgutachten erstellen, sondern eher ge- zielt Einzelfragen beurteilen. Ich halte dies für ziemlich unstrittig und teile die Hoffnung, dass hierdurch eine Be- schleunigung des Verfahrens eintreten wird. Die ver- schiedenen Regelungen hierzu im vorliegenden Entwurf zählen sicherlich zu den Kernelementen der Reform. Ein wenig überrascht war ich allerdings, dass in § 7 Abs. 6 keine Regelung hinsichtlich der Vergütung des vom Gericht beauftragten Sachverständigen vorgesehen ist. Auf den ersten Blick mag dies als ein unwichtiger Punkt angesehen werden. Allerdings auch nur auf den ers- ten Blick, denn die Qualität und nicht zuletzt die Schnel- ligkeit, in der Gutachten dann in der Praxis erstellt wer- den, ist hiervon wesentlich abhängig und damit im Interesse letztendlich aller Beteiligten. In diesem Kontext will ich noch einmal auf den Bericht der Regierungskommission „Corporate Governance“ zu- rückkommen, um auch die Regierungsfraktionen noch ein wenig für dieses Anliegen zu sensibilisieren. Dort heißt es: Um die Verfahrensdauer zu verkürzen, ist des Weite- ren eine angemessene, verkehrsübliche Vergütung der Sachverständigen unerlässlich. Eine Vergütung von grundsätzlich 50 bis höchstens 150 DM pro Stunde, wie sie das Gesetz über die Entschädigung von Zeugen und Sachverständigen für gerichtlich be- auftragte Sachverständige vorsieht, stellt regelmäßig keinen hinreichenden Kostendeckungsbeitrag dar und bietet erst recht keinen hinreichenden Anreiz, den Prüfungsbericht zügig zu erstatten. Qualifizierte Wirtschaftsprüfer oder vergleichbare Sachverstän- dige sind zu derartigen Konditionen nicht zu haben. In der Praxis sind in den Spruch(stellen)verfahren daher häufig Gutachter geringerer Güte tätig. ... Die Regierungskommission ist vor diesem Hintergrund der Auffassung, dass eine verkehrsübliche Vergü- tung der Sachverständigen gewährleistet sein muss. Sie spricht sich insoweit dafür aus, dass mit der vor- geschlagenen gerichtlichen Bestellung des Sachver- ständigen künftig ein gesetzlich geregeltes Rechts- verhältnis auftragsähnlicher Art zwischen diesem und der Gesellschaft zustande kommen sollte, etwa nach dem Vorbild der §§ 306 Abs. 4 Satz 6 Aktien- gesetz, 308 Abs. 2 Satz 1 Umwandlungsgesetz, aus dem der Sachverständige sodann einen Anspruch auf angemessene, verkehrsübliche Vergütung gegen die Gesellschaft hätte. – Drucksache 14/7515, Seite 83 – Ich bin mir bewusst, dass eine verkehrsübliche Vergü- tung der Sachverständigen im vorliegenden Gesetzent- wurf auch eine Ausstrahlung auf andere Bereiche entfal- ten könnte. Vielleicht ist diese auch einer der Gründe, warum im Regierungsentwurf keine Regelung hinsicht- lich der Vergütung des vom Gericht beauftragten Sach- verständigen vorgesehen ist? Ich würde mir wünschen, wenn wir in unseren Beratungen diesen Punkt noch ein- mal aufgreifen und das Für und Wider intensiv diskutie- ren würden. Meine Fraktion hält den vorliegenden Gesetzentwurf insgesamt für diskussionswürdig. Wir Christdemokraten bieten allen Seiten des Hauses eine zügige Beratung an, damit den Betroffenen recht bald ein effektives Spruch- verfahren zur Verfügung steht. Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Der heute beratene Gesetzentwurf mit dem etwas spröde klingenden Titel kommt praktischen Bedürfnissen der Wirtschaft sowie Forderungen in Rechts- und Verwal- tungslehre nach. Das Spruchverfahren soll bei Umstrukturierungsmaß- nahmen von Gesellschaften nach dem Aktien- oder Um- wandlungsgesetz Minderheitsaktionären im Streit um Kompensationszahlungen effektiven Rechtsschutz ge- währleisten, ohne die unternehmerische Handlungsfrei- heit der Gesellschaften zu beeinträchtigen. In der Vergangenheit wurde oft kritisiert, das Spruch- verfahren dauere zu lange, lasse rechtsmissbräuchliche Anrufungen des Gerichts sowie kostentreibende Ver- schleppungstaktik zu und die verstreuten Verfahrensvor- schriften seien schlecht handhabbar. Der 63. Deutsche Juristentag 2000 forderte daher eine Überprüfung; die Regierungskommission „Corporate Governance“ emp- fahl eine Modernisierung bzw. Neuordnung. Solche Re- form wurde noch dringlicher auch zum Anlegerschutz, seit durch das Übernahmegesetz 2001 Mehrheits- aktionären ermöglicht wurde, Minderheitsaktionäre ge- gen Abfindung aus einer AG oder Kommandit-AG auszu- schließen. Der Entwurf der Bundesregierung fasst die bislang ver- streuten Einzelregelungen in einem Gesetz zusammen. Die Zuständigkeit für das Spruchverfahren bleibt beim Landgericht konzentriert. Die Regelungen zum Antrags- gegner, Bekanntmachung etc. wurden vereinheitlicht. Für die nicht antragstellenden, aber im Streit um Aus- gleich und Abfindung mit betroffenen Anteilseigner soll das Gericht auch künftig „gemeinsame Vertreter“ bestel- len könne, aber zur Kostenminderung regelmäßig nur noch einen statt mehrere. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 25. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Februar 2003 2009 (C) (D) (A) (B) Ferner wird das Verfahren gestrafft und beschleunigt. Obligatorisch soll zur raschen Aufklärung des Sachver- halts eine mündliche Verhandlung stattfinden. Die An- tragsteller müssen ihre Einwände gegen die angebotenen Ausgleichs- oder Abfindungszahlungen nun binnen ver- längerter Frist konkret begründen. Allerdings sollte die Regelung noch verdeutlichen, dass Abweichungen mög- lich sind, wo Antragsteller wegen mangelnder Informa- tion noch nicht spezifiziert vortragen können. Verspätetes oder andere Beteiligte benachteiligendes Vorbringen soll das Gericht zurückweisen können, was grundsätzlich zu begrüßen ist. Doch soweit der Entwurf dies bisher schon bei einfachem Verschulden ermöglichen will und die Kriterien hierfür erst durch die Rechtspre- chung entwickelt werden sollen, muss die Vorlage nach unserer Auffassung noch einmal überdacht werden. Meine Fraktion neigt stark dazu, stattdessen auf grobe Fahrlässigkeit abzustellen und dazu die bewährte Vor- schrift des § 296 Abs. 2 ZPO wörtlich in § 10 Abs. 2 Spruchgesetz zu übernehmen. Ferner sieht der Entwurf zwecks Verfahrensbeschleu- nigung vor, dass das Gericht den mündlichen Verhand- lungstermin umfassend vorzubereiten hat. Dabei kann es etwa geheimhaltungsbedürftige Unternehmensunterlagen auch „in camera“ beiziehen und verwenden, ohne sie an andere Beteiligte zu übermitteln. Der Amtsermittlungsgrundsatz wird zwecks Verfah- rensstraffung eingeschränkt, indem die Parteien selbst Tatsachen rechtzeitig und vollständig vorbringen müssen. Das Verhältnis zum Beibringungsgrundsatz bedarf hier al- lerdings noch größerer Klarstellung: Denkbar wäre, die richterliche Aufklärungspflicht gemäß § 139 ZPO für ent- sprechend anwendbar zu erklären. Flankierend schafft der Entwurf attraktive Möglichkei- ten zu einer gütlichen Einigung bzw. einem Vergleich. Zahlt das Unternehmen auf den gefundenen Spruch hin nicht, bleibt für die dann notwendige Leistungsklage sinnvollerweise das schon sachkundige Spruchgericht zu- ständig. Ferner soll der so genannte sachverständige Prüfer bes- ser in das Spruchverfahren eingebunden werden, um teure und zeitraubende Zweitgutachten zu vermeiden. Die neue abgewogene Kostenregelung wird rechtsmissbräuchliche und mutwillige Spruchverfahrensanträge verhindern helfen. Insgesamt meine ich, dass die Bundesregierung einen sehr durchdachten Entwurf vorgelegt hat zur Regelung ei- nes Wirtschaftsbereichs mit zunehmender praktischer Re- levanz. Mit den zahlreichen ergänzenden Vorschlägen des Bundesrats werden wir uns in der Ausschussberatung sorgfältig auseinander setzen. Rainer Funke (FDP): Die FDP-Fraktion begrüßt den Gesetzentwurf zur Neuordnung des gesellschaftlichen Spruchverfahrens. Insbesondere begrüßt die FDP-Frak- tion das Ziel des Entwurfes, durch verbesserte Verfah- rensstrukturen auf der Grundlage der bewährten bisheri- gen Regelung, ein gestrafftes und erheblich verkürztes Gerichtsverfahren zu ermöglichen. In der Tat dauern die Verfahren viel zu lange. Dies ist auch nachteilig für den Finanzmarkt Deutschland. Bei allem guten Willen gegenüber dem Gesetzentwurf der Bundesregierung, den wir sehr begrüßen, sind in dem bereits nachgebesserten Entwurf einige Schwachstellen zu beseitigen. Dies wird bei gutem Willen aller Beteilig- ten im Rechtsausschuss und im Berichterstattergespräch auch gelingen. So könnte der in § 1 geregelte Anwendungsbereich zum Beispiel auch für die Anfechtung eines Sachkapita- lerhöhungsbeschlusses erweitert werden. Auch die Zu- ständigkeit könnte noch stärker als bisher vorgesehen auf ein Landgericht konzentriert werden. Die Antragsfrist könnte von drei auf zwei Monate verkürzt werden und die Konzentration auf einen gemeinsamen Vertreter gemäß §6 wäre eher zweckmäßig und könnte der Kostenerspar- nis dienen. In diesem Zusammenhang sollten die Kosten- regelungen des § 15 überprüft werden. Wichtig scheint mir vor allem, die Rolle des unabhän- gigen Sachverständigen, der sein Gutachten in meinen Augen auf die streitigen Teile zu beschränken hat, zu stär- ken. Die Bestellung des Sachverständigen sollte auch zü- gig erfolgen, um das Verfahren weiter zu beschleunigen. Ich bin mir sicher, dass wir bei den Beratungen im Rechtsausschuss zu vernünftigen Lösungen gelangen wer- den. Dann ist es jedoch für die Umsetzung dieses Gesetzes ganz besonders wichtig, dass die Landesjustizverwaltun- gen gerade für dieses Spruchverfahren eine Konzentration auf bestimmte Spezialkammern beim Landgericht oder auf die Kammern für Handelssachen ermöglichen. Hier müssen die qualifiziertesten Richter eingesetzt werden, die auch über betriebswirtschaftliche und bilanzrechtliche Kenntnisse verfügen müssen. Hier zu investieren lohnt sich, denn langjährige Verfahren schaden nicht nur den betroffenen Aktionären, sondern vor allem den Unterneh- men mit ihrer Investitionsbereitschaft und damit der Schaffung von Arbeitsplätzen. Bei dieser Gelegenheit lassen Sie mich auch sagen, dass wir von der Bundesregierung nunmehr alsbald erwarten, dass die Vorschläge der Baums-Kommission zu Corporate Governance umgesetzt werden. Einer dieser Vorschläge war auch eine Novellierung des Spruchverfahrens. Bei der weiteren Umsetzung der Baums-Vorschläge sollten wir je- doch eine in sich geschlossene Regelung bevorzugen. Punktuelle Lösungen sollten wir ablehnen. Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär bei der Bun- desministerin der Justiz: Sie beraten heute in erster Le- sung über den Entwurf eines Gesetzes zur Neuordnung des gesellschaftsrechtlichen Spruchverfahrens. Mit der Neuregelung greifen wir wesentliche Empfehlungen der Regierungskommission „Corporate Governance“ aus dem Jahr 2001 auf. Die Novelle ist ein wichtiger Beitrag zur Mo- dernisierung und Beschleunigung gerichtlicher Verfahren. Oberstes Ziel ist es, die Verfahrensdauer spürbar zu verkürzen und damit den Rechtsschutz für Aktionäre er- heblich zu verbessern. Mehr Übersichtlichkeit und Trans- parenz schafft der Entwurf, indem die bisher in verschie- denen Gesetzen geregelten Verfahrensvorschriften in einem neuen Verfahrensgesetz konzentriert werden. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 25. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Februar 20032010 (C) (D) (A) (B) Im gesellschaftsrechtlichen Spruchverfahren können Minderheitsaktionäre, die nach dem Aktien- oder Um- wandlungsgesetz Ausgleichs- oder Abfindungszahlungen erhalten, die Höhe dieser Kompensation vor dem zustän- digen Landgericht überprüfen lassen. Ein solcher An- spruch auf Abfindungs- oder Ausgleichszahlung besteht bei Strukturmaßnahmen, wie zum Beispiel der Umwand- lung von Gesellschaften oder dem Ausschluss von Min- derheitsaktionären im Wege des so genannten Squeeze- out. Bei der Überprüfung der Kompensation trifft das Ge- richt seine Bewertung in der Regel aufgrund einer umfas- senden Unternehmensbewertung. Die Neuregelung sieht nun vor, dass das Gericht nicht regelmäßig neue, zeitrau- bende Gutachten in Auftrag geben muss, sondern ver- stärkt auf die bereits nach den Vorschriften des Aktien- und Umwandlungsgesetzes zur Vorbereitung der Struk- turmaßnahme erstellten Berichte und Prüfungsberichte zurückgreifen kann. Damit diese Unterlagen einen höhe- ren Beweiswert für das spätere Spruchverfahren erlangen, werden die vorbereitenden Prüfungsberichte künftig zwingend durch gerichtlich bestellte unabhängige Prüfer erstellt. Dies wirkt dem Eindruck einer Parteinähe des Be- richts von vornherein entgegen und erhöht die Akzeptanz der Prüfungsergebnisse auch für die Minderheitsaktio- näre. Zusätzliche Begutachtungsaufträge an Sachverstän- dige im Spruchverfahren können dann gezielt auf die Klärung verbliebener Streitpunkte beschränkt werden. Das wird zu einer erheblichen Verfahrensbeschleunigung führen. Das Spruchverfahren wird zudem durch neu einge- führte Verfahrensförderungspflichten für die Beteiligten geordnet und gestrafft. So muss der Minderheitenaktionär beispielsweise künftig umfassend darlegen und begrün- den, in welchen Punkten er die Berechnungsgrundlagen seiner Kompensation angreift. Durch die Reform soll die derzeit durchschnittliche Verfahrensdauer von rund fünf Jahren spürbar verkürzt werden. Dies entlastet die Gerichte und die Anleger kom- men so schneller zu ihrem Recht. Die wichtigsten Punkte der Neuregelung lassen sich wie folgt zusammenfassen: Es werden ausschließlich vom Gericht ausgewählte und bestellte sachverständige Prüfer tätig. Der Einsatz von Sachverständigengutachten im Spruchverfahren wird auf Streitpunkte begrenzt und so ef- fizienter gestaltet. Den Beteiligten werden bei gleichzeiti- ger Rückführung des Amtsermittlungsgrundsatzes Verfah- rensförderungspflichten auferlegt. Die Kostenvorschriften werden neu gestaltet, um eine ausgewogene Risikovertei- lung sicherzustellen, die den Minderheitsaktionär nicht benachteiligt, gleichzeitig aber Missbrauchsfällen vor- beugt. Und die bisher verstreuten Regelungen werden in einem neuen Verfahrensgesetz zusammengestellt. Der Bundesrat hat sich am 20. Dezember 2002 mit dem Gesetzentwurf befasst und eine Reihe sehr nützlicher Än- derungshinweise gegeben. Ich denke, dass diese zum größten Teil im weiteren Gesetzgebungsverfahren aufge- griffen werden können. Dies gilt insbesondere auch für die vom Bundesrat angesprochenen Mindest- und Höchst- geschäftswerte zur Berechnung der Gerichtskosten. Ich bin zuversichtlich, dass wir dieses Reformgesetz in den weiteren Beratungen schnell und parteiübergreifend auf den Weg bringen können. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 25. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 13. Februar 2003 2011 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Gerhard Schröder


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Her-

    ren! Deutschland trägt Verantwortung, Verantwortung im
    Kampf gegen den internationalen Terrorismus, Verantwor-
    tung für die Durchsetzung einer bedingungslosen Abrüs-
    tung des Irak, Verantwortung für den Frieden. Deutsch-
    land trägt diese Verantwortung gemeinsam mit den
    anderen Staaten der Vereinten Nationen und an dieser Ver-
    antwortung für den Frieden halten wir unbeirrt fest.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Deutschland steht zu seinen Bündnispflichten in der
    NATO.


    (Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Wenn ein Partner angegriffen wird, dann werden wir ihn
    verteidigen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Das haben wir bewiesen – nicht erst, aber vor allem – als
    es um die Zustimmung zur Operation Enduring Free-
    dom ging, und das haben wir bewiesen, als wir diese Ope-
    ration verlängert haben. Das wird so bleiben.

    Mir kommt es darauf an, dass den Bürgerinnen und
    Bürgern unseres Landes, aber auch den Partnern in der
    Welt klar wird: 10 000 Frauen und Männer der Bundes-
    wehr sind mittlerweile an internationalen Einsatzorten
    – auf dem Balkan, in Afghanistan – stationiert, um Men-
    schen dort Freiheit und Sicherheit zu gewährleisten. Dafür

    gebühren diesen Soldatinnen und Soldaten unsere Hoch-
    achtung und – mehr noch – unser tief empfundener Dank.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Aber wir tun auch unsere Pflicht für den Frieden und
    für die friedliche Entwaffnung des Irak. Gemeinsam mit
    Frankreich, mit Russland und mit anderen unternimmt die
    Bundesregierung alle Anstrengungen, um den Konflikt im
    und um den Irak auf friedlichem Wege zu lösen. Das ist
    möglich und darum kämpfen wir!


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ich füge hinzu – dies sage ich klar und deutlich unseren
    Bürgerinnen und Bürgern, aber auch unseren amerikani-
    schen Freunden –: Das verstehe ich unter meiner Verant-
    wortung als Bundeskanzler.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Meine Damen und Herren, der Kampf gegen den inter-
    nationalen Terrorismus, gegen das, was man aus guten
    Gründen die asymmetrische Bedrohung unserer Welt
    nennt, erfordert nach wie vor die höchste Aufmerksamkeit.
    Wir können und wir müssen diesen Kampf gewinnen: im
    Interesse der Sicherheit der Menschen und des Friedens in
    der Welt. Vor dem Hintergrund dieses Interesses wollen
    wir ihn gewinnen. Wir haben ihn aber keineswegs bereits
    gewonnen. Auch wenn die Auseinandersetzung gegenwär-
    tig durch andere gewiss wichtige Themen überlagert wird,
    ist zu sagen: Diese Bedrohung besteht fort und sie muss in
    den Mittelpunkt der politischen Anstrengungen, die wir
    miteinander auf uns nehmen, gestellt werden.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Auch das gilt es zu erwähnen: Das ist der Grund dafür,
    dass unsere Special Forces, also unsere Spezialtruppen,
    übrigens Seite an Seite mit den Amerikanern, in Afgha-
    nistan gegen den internationalen Terrorismus kämpfen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Am Montag dieser Woche haben die deutschen Solda-
    ten zusammen mit den niederländischen in Kabul das
    offizielle Kommando über die ISAF-Schutztruppe der
    Vereinten Nationen übernommen. Auch das muss in die
    deutsche Öffentlichkeit: Bis zu 2 500 Soldaten werden
    dort ihre Arbeit leisten; und sie leisten sie gut. Ohne
    Deutschland würde in diesem so schwierigen Gebiet sehr
    viel weniger gehen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Weil das so ist, will ich, dass wir das unserem Volk, aber
    auch unseren Partnern in der NATO und in den Vereinten
    Nationen selbstbewusst sagen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Wenige NATO-Mitglieder leisten, was wir leisten. Das
    darf nicht vergessen werden!


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    1874


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    Mit der Entsendung dieser Soldaten haben wir als Re-
    gierung, aber auch als Abgeordnete des Deutschen Bun-
    destages gegenüber den Betroffenen und ihren Angehöri-
    gen eine große Verantwortung übernommen. Unsere
    Bevölkerung und die Menschen in aller Welt haben ein
    Recht darauf, zu wissen: Wir werden uns die Entschei-
    dung über militärische Gewalt und die Entsendung von
    Truppen niemals leicht machen. Das war so und das muss
    so bleiben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wir werden niemals einen Zweifel daran lassen, dass wir
    solche Entscheidungen, die für jeden von uns zu den
    schwierigsten gehören, die man sich vorstellen kann, auf
    der Grundlage fester Prinzipien treffen. Diese Prinzipien
    sind universell; von ihnen lassen wir uns in unserem Han-
    deln, aber auch in unseren Bündnissen leiten: Prinzipien
    der Freiheit, des Friedens und des Rechts. Es wird und es
    muss aber auch deutlich werden, dass wir diese Entschei-
    dungen souverän, das heißt in unserer Verantwortung, zu
    treffen haben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Die Bundesrepublik – auch das gilt es in aller Welt klar
    zu machen – hat in einem Maße internationale Verant-
    wortung übernommen, wie es vor einigen Jahren kaum
    vorstellbar gewesen wäre: Verantwortung auf dem Bal-
    kan, vor allen Dingen aber auch Verantwortung nach den
    verheerenden Terroranschlägen des 11. September 2001
    in New York und Washington.

    Den deutschen Beitrag, um den Frieden zu erhalten,
    gegen diese asymmetrische Bedrohung zu kämpfen und
    die Regionen in der Welt, die besonders bedroht sind, zu
    stabilisieren, haben wir seit 1998 verzehnfacht: von
    200 Millionen Euro im Jahr auf 2 Milliarden Euro im
    Jahr 2002. Niemand in Deutschland muss sich angesichts
    dieser enormen Leistungen verstecken und niemand muss
    sein Licht unter den Scheffel stellen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Deutschland stellt heute nach den Vereinigten Staaten
    von Amerika das zweitgrößte Truppenkontingent in
    internationalen Einsätzen zur Sicherung und Wah-
    rung des Friedens. Insgesamt haben seit 1998 mehr als
    100 000 deutsche Soldatinnen und Soldaten in solchen
    Einsätzen ihr Leben und allemal ihre Gesundheit riskiert.
    Wir haben immer gewusst, dass es zu dieser Politik der
    Solidarität keine Alternative geben konnte und vor allen
    Dingen keine geben durfte.

    Solidarität, wie wir sie geleistet haben und nach wie
    vor leisten, schafft aber auch das Recht, ja die Pflicht, zu
    differenzieren.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Dass angesichts der fortbestehenden Gefahr durch den in-
    ternationalen Terrorismus, etwa der al-Qaida, alle Maß-
    nahmen und Entscheidungen auch daraufhin überprüft
    werden müssen, ob sie dem Kampf gegen diesen Terroris-

    mus nützen oder schaden, das sollte für uns alle selbst-
    verständlich sein.

    Das gilt auch bezogen auf die aktuelle Irakkrise. Wer
    diese Krise mit militärischen Mitteln lösen will, muss eine
    Antwort auf die Frage haben, ob das die weltweite Allianz
    gegen den Terrorismus, der auch mehr als 50 überwiegend
    muslimische Nationen angehören, voranbringt oder ob es
    diese Allianz gefährden und vielleicht sogar sprengen
    könnte; denn das hätte verheerende Folgen für den Kampf
    gegen den internationalen Terrorismus.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Noch etwas anderes muss bedacht werden, wenn man
    in dieser Situation verantwortungsvoll reden und entschei-
    den will. Ich will ein Beispiel nennen, das mich bewegt,
    weil ich Schwierigkeiten habe,


    (Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Wohl wahr!)

    die unterschiedlichen Betrachtungsweisen zu erklären,
    nämlich Nordkorea.Kein Zweifel, in Nordkorea herrscht
    ein diktatorisches Regime. Es gibt keinen Zweifel daran,
    dass Nordkorea über Anlagen zur Herstellung atomarer
    Sprengköpfe verfügt. Die Vereinigten Staaten sagen so-
    gar, so jüngst ihr Sicherheitschef, dass es dort bereits ato-
    mare Sprengköpfe gibt. Es besteht kein Zweifel, dass
    Nordkorea über Trägersysteme verfügt, die diese Spreng-
    köpfe in Ziele bringen können. Die Wahrscheinlichkeit,
    dass man dort in der Lage ist, atomare und biologische
    Waffen herzustellen, ist groß.

    Dieses Land hat die internationalen Inspektoren des
    Landes verwiesen und dieses Land erhält für eine fried-
    liche Lösung der Krise das Angebot eines Dialogs, im
    Einklang mit dem internationalen Recht.


    (Michael Glos [CDU/CSU]: Was würden Sie denn machen, Herr Bundeskanzler?)


    – Ich bin mit einem solchen Dialogangebot einverstanden.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

    Schauen wir uns jetzt den Irak an; denn da liegt mein

    Problem. Der Irak wird ohne Zweifel von einem Diktator
    beherrscht, den jeder von uns lieber heute als morgen los-
    würde, gar keine Frage.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Der Irak verfügt definitiv über keine atomaren Waffen und
    definitiv über keine weit reichenden Trägersysteme, die das,
    was er nicht hat, in Ziele bringen könnten. Es gibt Hinweise
    darauf, dass der Irak in der Lage sein könnte, andere Mas-
    senvernichtungsmittel herzustellen. Deshalb haben wir ge-
    sagt – darin liegt die innere Begründung –: Die Inspekteure,
    die dort arbeiten, müssen weiter arbeiten können. Wir müs-
    sen wissen, ob der Irak über Waffen verfügt und über wel-
    che. Wir müssen dafür sorgen, dass Waffen, wenn er über
    solche verfügt, im Einklang mit der Resolution 1441 ver-
    nichtet werden. Das ist die Aufgabe, die wir haben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Bundeskanzler Gerhard Schröder




    Bundeskanzler Gerhard Schröder

    Wir haben immer klargemacht, dass die Politik der
    Bundesregierung eine Friedenspolitik ist. Das gilt für den
    Wiederaufbau in Afghanistan wie auch für unsere
    Bemühungen – darin dürfen wir nicht nachlassen – um
    dauerhaften Frieden und dauerhafte Sicherheit im Nahen
    Osten. Die vornehmste Aufgabe internationaler Politik
    ist, Kriege zu verhüten. Daran orientieren wir uns.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Keine Realpolitik und keine Sicherheitsdoktrin dürfen
    dazu führen, dass wir uns gleichsam schleichend daran
    gewöhnen, Krieg als normales Mittel der Politik


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    oder, wie es einmal gesagt worden ist, als die Fortsetzung
    der Politik mit anderen Mitteln zu begreifen. Nein, wer
    militärische Gewalt anordnet, der kann das nur auf der Ba-
    sis ganz bestimmter Prinzipien und Möglichkeiten tun,
    die in der Charta der Vereinten Nationen festgehalten
    sind.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wir wissen: Auch als letztes Mittel der Konfliktlösung
    unterliegt die Anwendung militärischer Gewalt strengsten
    Beschränkungen. Ausnahmen bilden namentlich die
    Selbstverteidigung gegen einen unmittelbar bevorstehen-
    den bewaffneten Angriff, wie es in der Charta heißt, oder
    die vom Sicherheitsrat mandatierte Abwehr einer unmit-
    telbaren schweren Gefahr für den internationalen Frieden.
    In diesem Sinne hat sich das Völkerrecht in einem über
    Jahrhunderte währenden Prozess herausgebildet. Die Sat-
    zung der Vereinten Nationen beruht auf diesem Grundsatz
    des Gewaltverbots.

    Übrigens, treibende Kraft dabei waren immer wieder
    die Vereinigten Staaten von Amerika; denken wir an Na-
    men wie Wilson oder Roosevelt. Kern dieses Prozesses ist
    das Prinzip, die Stärke des Rechtes an die Stelle des
    Rechts des Stärkeren zu setzen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ungeachtet aller aktuellen Meinungsverschiedenheiten
    ist dies das gemeinsame Wertefundament, das uns fest mit
    unseren amerikanischen Freunden verbindet. Die trans-
    atlantische Freundschaft war nie eine eng oder egois-
    tisch verstandene Zweckgemeinschaft. Sie ist und sie
    bleibt eine Wertegemeinschaft. Diese Wertegemeinschaft
    kann auch bei gelegentlichen Meinungsverschiedenheiten
    in ihrer Substanz nicht berührt werden.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Deutsche und Amerikaner verbindet längst nicht mehr
    nur die Dankbarkeit, die wir für die Befreiung von der
    Nazidiktatur und die Chance für den demokratischen
    Wiederaufbau empfinden. Nein, uns verbindet mehr. Uns
    verbindet eine kulturelle Zusammengehörigkeit, die weit
    in den Alltag unserer Völker hineinreicht. Und uns eint
    eine Freundschaft, die auf gegenseitigem Respekt und der
    Verfolgung gemeinsamer Ziele beruht und in der wir des-

    halb zu unterschiedlichen Meinungen kommen und dies
    ertragen können.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wir streiten heute nicht um Details der Sicherheits-
    politik, nicht um vordergründigen strategischen oder öko-
    nomischen Nutzen. Wir streiten übrigens auch nicht über
    Sein oder Nichtsein der NATO. Es geht uns darum, ob
    Willensbildung multilateral bleibt. Bei dieser Frage geht
    es auch um die gegenwärtige, vor allem aber um die künf-
    tige Rolle Europas, und zwar des ganzen Europas. Dass
    dieser Kontinent, dieses unser Europa, ohne engste Zu-
    sammenarbeit zwischen Frankreich und Deutschland
    seine Rolle nicht spielen kann, war immer eine gemein-
    same Erkenntnis in diesem Hause.

    Mir scheint, dass die Union vor dem Hintergrund der
    aktuellen Probleme und Meinungen bereit ist, diese fun-
    damentale Position aus taktischen Gründen aufzugeben.
    Würde das der Fall sein, dann wäre das schlimm für Eu-
    ropa und schlimm für Deutschlands Interessen in Europa.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Kein Zweifel, heute stellt sich die Frage der Verant-
    wortung, von der ich gesprochen habe, vor allen Dingen
    in der Golfregion. Ebenso wenig kann ein Zweifel daran
    bestehen, dass verantwortlich dafür das Regime in Bag-
    dad ist, über dessen Natur sich niemand – aber auch wirk-
    lich niemand – Illusionen macht. Wir haben also dafür zu
    sorgen, dass der Irak die Hindernisse ausräumt, die das
    Regime einer friedlichen Entwicklung und der Herrschaft
    des Rechts entgegenstellt. Wir unterstützen daher vorbe-
    haltlos die Forderungen der internationalen Gemeinschaft
    nach einer bedingungslosen Abrüstung des Irak und nach
    seiner vollen und aktiven Kooperation mit den Waffen-
    inspekteuren.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Der Weltsicherheitsrat hat in seiner Resolution 687 im
    April 1991 als Ziel und Rahmen eine ausgewogene und
    umfassende Rüstungskontrolle in der Region und die Ein-
    richtung einer von Massenvernichtungswaffen freien
    Zone im Nahen und Mittleren Osten verbindlich festge-
    schrieben – wohlgemerkt, in der gesamten Region. Die
    dem irakischen Regime aufgegebene Abrüstung ist dem-
    nach nur ein erster Schritt auf dem Weg zu diesem Ziel,
    das der Sicherheitsrat definiert hat. Durch seine wieder-
    holten Verstöße gegen UN-Resolutionen steht der Irak
    bisher diesen Zielen im Wege. Das ist der Grund, warum
    der Weltsicherheitsrat in seiner Resolution 1441 vom
    8. November 2002 einstimmig beschlossen hat, dass der
    Irak lückenlos Bericht zu erstatten und verbliebene Po-
    tenziale an Massenvernichtungswaffen vorbehaltlos und
    nachprüfbar abzurüsten hat.

    Diese Resolution trägt Deutschland mit. Wir haben ak-
    tiv an ihrer Umsetzung mitgewirkt. Wir haben Personal,
    Ausrüstung und Informationen – und zwar vollständige In-
    formationen – für die Waffeninspekteure bereitgestellt. Wir
    unterstützen die Resolution 1441 und ihr Ziel als Mitglied
    und derzeitiger Vorsitzender des Weltsicherheitsrates.


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    1876


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    Genauso klar ist: Diese Resolution enthält keinen Au-
    tomatismus zur Anwendung militärischerGewalt – kei-
    nen Automatismus!


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos] und der Abg. Petra Pau [fraktionslos])


    Wenn die Vorsitzende der CDU, wie sie das bei der Mün-
    chener Sicherheitskonferenz getan hat, das Gegenteil be-
    hauptet, dann irrt sie. Wenn sie dabei bleibt, dann führt sie
    die Menschen in die Irre.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Die letzte Mission der Inspekteure in Bagdad hat, nach
    allem, was wir bisher wissen, durchaus zu Fortschritten
    geführt. Die Inspekteure, die morgen dem Weltsicher-
    heitsrat erneut Bericht erstatten werden, haben nie einen
    Zweifel am notwendigen Umfang ihrer Mission gelassen.
    Unsere Verantwortung ist es, diese Inspekteure zu befähi-
    gen, ihre Aufgabe erfolgreich zu Ende zu bringen.

    Wie wir in unserer gemeinsamen Erklärung mit Frank-
    reich und Russland, die von China unterstützt wird und
    auf der Linie weiterer Mitglieder des Sicherheitsrats liegt,
    betont haben, muss es darum gehen, sämtliche Möglich-
    keiten für eine friedliche Lösung des Konfliktes auszu-
    schöpfen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


    Das bedeutet: Die Inspektionen müssen fortgesetzt und
    ausgeweitet werden.

    Meine Damen und Herren, wir wissen aus unserer ei-
    genen Geschichte, dass tief greifende Veränderungen oft
    nur durch langfristige Prozesse erreicht werden können.
    Das glückliche Ende des Kalten Krieges ist eben auch ein
    Erfolgsbeweis für die Politik der Eindämmung und der
    Abschreckung. Ohne dass je eine militärische Option zu
    Gebote gestanden hätte, konnten am Ende die Ziele von
    Freiheit, Frieden und Rechtsstaatlichkeit erreicht werden.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Entscheidend war in diesem Prozess das beharrliche Ein-
    treten für unsere Werte und Prinzipien im Rahmen des
    Bündnisses.

    Auch damals gab es mitunter Meinungsverschieden-
    heiten und vielen, die damals dabei waren, ist das auch
    sehr wohl bewusst. Aber genauso wie heute stand die
    prinzipielle Einigkeit im Ziel einer freiheitlichen, fried-
    lichen Ordnung unseres Kontinents nie infrage. Auch
    heute bekennen wir uns ausdrücklich zu unseren Bünd-
    nisverpflichtungen und nehmen sie auch wahr.

    Das Bündnis hilft Partnern, die in Gefahr sind. Das be-
    zieht sich ausdrücklich auch auf die Türkei, die sich auf
    unsere Solidarität bei einer Gefahrenabwehr jederzeit ver-
    lassen kann.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ich möchte auch sagen: Den Forderungen innerhalb der
    NATO, die in dieser Hinsicht erhoben worden sind, haben
    wir tatsächlich längst entsprochen. So habe ich schon im
    Dezember öffentlich zugesagt – daran darf kein Zweifel be-
    stehen; gelegentlich ist er aus anderer Richtung geäußert
    worden –, dass die deutschen AWACS-Besatzungsmitglie-
    der für den Schutz des Bündnisgebietes, damit auch für den
    Schutz der Türkei, zur Verfügung stehen. Ich habe zugleich
    darauf hingewiesen, dass es keine direkte oder indirekte Be-
    teiligung an einem Krieg geben wird, und dabei bleibt es.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Zusammen mit den Niederlanden stellen wir der Tür-
    kei das modernste Gerät zur Raketenabwehr zur Verfü-
    gung, das es in Europa zurzeit gibt, nämlich die Patriot-
    Systeme. Übrigens: Wir haben diese Systeme auch nach
    Israel geliefert. Ich denke, wir sind uns jedenfalls insoweit
    einig, dass das eine notwendige und richtige Entschei-
    dung gewesen ist.

    Hinzu kommt – auch das müssen wir unseren Partnern
    gelegentlich sagen –: Soldaten der Bundeswehr beschüt-
    zen seit Ende Januar amerikanische Kasernen, Flug-
    plätze und Einrichtungen. Etwa 1 000 deutsche Solda-
    ten sind bereits für diese Aufgaben eingesetzt und es
    werden deutlich mehr werden. Auch aufgrund der Tatsa-
    che, dass wir diese Leistungen erbringen, halten wir mit
    unseren Freunden aus Frankreich und Belgien einen
    förmlichen Beschluss darüber vor den Erörterungen des
    Sicherheitsrates für nicht angemessen


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    und haben uns im Einklang mit unseren Partnern in Frank-
    reich genau so verhalten.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Für uns steht die Solidarität mit der Türkei und die So-
    lidarität in der Allianz außer Frage; doch wir halten – an-
    ders als die Opposition – die Aktionseinheit mit Frank-
    reich gerade in der jetzigen Situation für unverzichtbar.
    Wir sagen daher deutlich: In der deutschen Politik kann es
    niemals darum gehen, diese Solidarität mit Frankreich
    aufzukündigen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Friedbert Pflüger [CDU/ CSU]: Das haben Sie doch gemacht!)


    Wir alle wollen die Entwaffnung des Irak. Unter-
    schiedlicher Meinung sind wir hinsichtlich der Wahl der
    Mittel zur Durchsetzung und der Zeitvorstellung zur Er-
    reichung des Ziels.

    Meine Damen und Herren, der Bundesaußenminister
    hat im Weltsicherheitsrat darauf hingewiesen, dass
    während der Inspektionen von 1991 bis 1998 nachweis-
    lich mehr Massenvernichtungswaffen im Besitz des Irak
    abgerüstet worden sind als während des gesamten Golf-
    krieges. Es spricht also alles dafür, dass kontrollierte
    Abrüstung und wirksame Inspektionen ein durchaus taug-
    liches Mittel zur Beseitigung der Gefahr, die von Mas-
    senvernichtungswaffen ausgeht, sind.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Bundeskanzler Gerhard Schröder




    Bundeskanzler Gerhard Schröder

    Wer angesichts dessen heute einer militärischen Option
    den Vorzug gibt, muss glaubhaft machen, dass es keine
    Alternative zum Krieg gibt. Die Bundesregierung – ich
    sage es bewusst noch einmal – ist gemeinsam mit Frank-
    reich, Russland, China und zahlreichen anderen Staaten
    ausdrücklich nicht der Meinung, dass es keine friedliche
    Alternative gibt. Es gibt eine und wir kämpfen darum, sie
    zu realisieren.


    (Anhaltender Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos] und der Abg. Petra Pau [fraktionslos])


    Ebenso wie unsere europäischen Partner und die Ver-
    einigten Staaten wollen wir dazu beitragen, auch im Na-
    hen Osten eine dauerhafte und stabile Friedensordnung zu
    schaffen. Dazu gehört die Sicherheit Israels ebenso wie
    ein unabhängiger, lebensfähiger und demokratischer
    Staat der Palästinenser.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Eine militärische Auseinandersetzung im Irak würde nach
    unserer Einschätzung diesen Prozess nicht erleichtern,
    sondern deutlich verlängern und deutlich erschweren.
    Eine militärische Konfrontation und die Besetzung des
    Irak würden im Übrigen die Reform- und Dialogbereit-
    schaft in islamischen Ländern vermutlich weiter blockie-
    ren und die Gefahr terroristischer Anschläge deutlich er-
    höhen.

    Wenn ich – und mit mir der Außenminister – so lei-
    denschaftlich dafür kämpfe, dem Frieden eine Chance zu
    geben


    (Lachen bei der CDU/CSU – Volker Kauder [CDU/CSU]: Der wird auch einmal erwähnt!)


    – Sie werden das heute schon noch erleben; seien Sie da
    ganz sicher –,


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    dann geschieht das eben auch aus Sorge um die Folgen für
    die Region und aus Sorge um die Folgen für Israel. Eine
    neue Welle des Kamikazeterrors mit seinen entsetzlichen
    Opfern unter dem israelischen Volk und als Folge der Ver-
    geltungsschläge auch unter dem palästinensischen Volk
    müssen gerade wir vermeiden helfen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Einer der wesentlichen Gründe, warum es den Verei-
    nigten Staaten und uns nach dem 11. September 2001 ge-
    lungen ist, eine breite Koalition gegen den Terror zu
    schmieden, war die Ablehnung der Idee, es könne sich um
    einen Kampf der Kulturen oder um einen Feldzug des
    Westens gegen den Islam handeln.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wenn wir jetzt den Prozess der Abrüstung des Irak und der
    politischen Befriedung für gescheitert erklärten, würden
    wir, befürchte ich, Fanatikern, die diese Konfrontation der

    Kulturen herbeipredigen und mit ihren schändlichen At-
    tentaten auch herbeibomben wollen, Zulauf und Bestäti-
    gung bescheren.

    Dagegen beharren wir auf der Integrität einer jeden Zi-
    vilisation gegen die Gewalt von Terroristen und auf der
    Überlegenheit einer Friedensordnung des Rechts. Gerade
    deshalb ist es unsere Pflicht und Schuldigkeit, jeden Stein
    wirklich zweimal umzudrehen, um eine friedliche Lösung
    zu erreichen. Das ist die Position der Bundesregierung
    und ihrer Partner.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Die Alternative heißt eben nicht: Krieg oder Nichtstun.
    Wer den Krieg ablehnt, ist nicht zum Appeasement ver-
    dammt. Unser unmittelbares Vorgehen orientiert sich im
    Wesentlichen an fünf Punkten:

    Erstens. Die Resolution 1441 enthält keinen Automa-
    tismus zur Anwendung militärischer Gewalt. Vordring-
    liche Aufgabe ist es, sämtliche Mittel zur friedlichen Kon-
    fliktlösung auszuschöpfen und in ihrer Anwendung zu
    optimieren.

    Zweitens. Irak muss umfassend und aktiv mit dem
    Weltsicherheitsrat und den Waffeninspektoren kooperie-
    ren. Wir brauchen eindeutige Klarheit über Massen-
    vernichtungsmittel des Irak und, so es sie gibt, über deren
    endgültige Abrüstung.

    Drittens. Die Entscheidungskompetenz über den Fort-
    schritt der Inspektionen und über sämtliche Konsequen-
    zen liegt beim Sicherheitsrat der Vereinten Nationen.

    Viertens. Entscheidendes Instrument für die Beseiti-
    gung verbotener irakischer Rüstungsprogramme ist und
    bleibt ein wirksames Inspektions- und Verifikations-
    regime. Es muss ausgebaut und den Erfordernissen ent-
    sprechend verstärkt werden.

    Fünftens. Unser Ziel ist es, dauerhafte Strukturen für
    die Eindämmung von vom Irak ausgehenden Gefahren
    sowie für Abrüstung und Stabilität in der gesamten Re-
    gion zu schaffen.

    Der französische Außenminister hat am 5. Februar im
    Weltsicherheitsrat Vorschläge gemacht, die auf die Schaf-
    fung eines effektiveren Inspektionsregimes abzielen.
    Diese Vorschläge hat Frankreich inzwischen weiter kon-
    kretisiert. Im Kern geht es darum, die Zahl der Inspekto-
    ren zu verdoppeln oder zu verdreifachen, ihre Ausstattung
    mit technischem Material, Infrastruktur und speziell qua-
    lifiziertem Personal aufzustocken und zu diversifizieren
    sowie die Koordinations-, Aufklärungs- und Eingriffs-
    möglichkeiten der Inspektoren zu präzisieren und zu ver-
    stärken. Diese Vorschläge werden von der Bundesregie-
    rung ausdrücklich unterstützt.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Parallel dazu arbeiten wir gemeinsam mit Frankreich
    und anderen Partnern an Vorschlägen zur friedlichen,
    vollständigen und dauerhaften Abrüstung. Diese Vor-
    schläge beinhalten unter anderem die dauerhafte Über-
    wachung einschlägiger Anlagen und wirksame Kontrol-


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    1878


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    len des Exports, aber auch des Endverbleibs kritischer
    Güter unter Einbeziehung vor allem – aber durchaus nicht
    nur – der Anrainerstaaten.

    Inspektionen und Kontrollen sollten auch dazu führen,
    dass wir Erkenntnisse über den Handel mit verbotenen
    Kampfstoffen und Komponenten sowie Erkenntnisse
    über die entsprechenden Vertriebswege zum weltweiten
    Kampf gegen die Verbreitung von Massenvernichtungs-
    mitteln wirksam nutzen können. Vor allem die Anrainer-
    staaten des Irak müssen stärker als bisher eingebunden
    werden. Die explosive Lage in der Region sowie die dort
    vorhandenen Waffenpotenziale erfordern eine umfas-
    sende Kooperation. Wir dürfen und wollen die Nachbar-
    staaten des Irak und seine Partner in der Arabischen Liga
    nicht aus ihrer Verantwortung für eine friedliche Lösung
    entlassen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ich hoffe, es ist sichtbar: Wir stellen uns unserer Verant-
    wortung für den Erhalt des Friedens. Es kann nicht verkehrt
    sein, selbst für die allergeringste Friedenschance auch au-
    ßergewöhnliche Anstrengungen auf sich zu nehmen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos] und der Abg. Petra Pau [fraktionslos])


    Diese Einschätzung wird im Übrigen auch von der Mehr-
    heit unserer europäischen Nachbarn sowie von der Mehrheit
    der Sicherheitsratsmitglieder geteilt. Auch aus diesem
    Grunde unterstützen wir den Vorschlag der griechischen
    EU-Präsidentschaft zur Einberufung eines Sondergipfels
    am kommenden Montag. Ich denke, dass wir es schaffen
    müssen – wie es Anfang Februar auch die 15 europäischen
    Außenminister geschafft haben –, zu einer gemeinsamen
    europäischen Position zurückzukommen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Deutschland ist bereit, alle Mittel, die wir für ein nach-
    haltiges, verschärftes Inspektionsregime zur lückenlosen
    Abrüstungskontrolle mobilisieren können, zur Verfügung
    zu stellen.

    Welches die besten Mittel sind, werden wir in enger
    Absprache mit den Inspekteuren und mit unseren Part-
    nern im Sicherheitsrat beraten. Dabei sind wir fest davon
    überzeugt: Es gibt noch Alternativen; es ist nicht zu spät,
    die Entwaffnung des irakischen Regimes friedlich zu er-
    reichen. Nicht nur im Sicherheitsrat, nicht nur in der Eu-
    ropäischen Union, sondern auch im Bundestag, hier im
    Hohen Hause, werden wir uns weiter um eine breite
    Mehrheit für eine gemeinsame Position in dieser Hin-
    sicht einsetzen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Darüber hinaus, meine Damen und Herren, haben auch
    die Bürgerinnen und Bürger ebenso wie unsere Freunde
    und Verbündeten nach wie vor einen Anspruch darauf,
    von uns eine Antwort darauf zu erhalten, ob wir uns an ei-
    ner Militäraktion beteiligen oder nicht. Diese Bundes-

    regierung hat diese Frage mit Nein beantwortet und dabei
    bleibt es.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos] und der Abg. Petra Pau [fraktionslos])


    Vor allem aber wollen die Bürgerinnen und Bürger
    – sie müssen darauf vertrauen und sie können darauf ver-
    trauen –, dass wir alle erdenklichen Anstrengungen unter-
    nehmen, um den Frieden auch in jener Region stabiler zu
    machen, um eine friedliche Lösung des Konfliktes zu er-
    reichen. Ich will nicht akzeptieren, dass es nur darum
    geht, Krieg zu führen mit den Freunden oder dem Frieden
    eine Chance zu geben ohne sie. Wir können den Irak ent-
    waffnen ohne Krieg.


    (Widerspruch bei der CDU/CSU und der FDP)

    Diese Chance zu nutzen verstehe ich als Inhalt meiner
    Verantwortung, meine sehr verehrten Damen und Herren.


    (Lebhafter Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Gewiss – ich weiß darum –, es gibt auch in unserem
    Land eine Koalition der Willigen für einen Krieg. Nach
    den Erklärungen aus jüngster Zeit gehört die CDU/CSU
    dazu.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der CDU/ CSU)


    – Das haben Sie doch gesagt. – Denen, die die Chancen,
    die ich erläutert habe, nicht nutzen wollen, setzen wir mit
    der Mehrheit in unserem Volk den Mut zum Frieden ent-
    gegen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos] und der Abg. Petra Pau [fraktionslos])


    Dieser Mut zum Frieden ist das Mandat von Rot-Grün,
    das uns am 22. September 2002 gewährt worden ist. Und
    exakt an dieses Mandat werden wir uns halten, meine Da-
    men und Herren.

    Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.

    (Anhaltender Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Die Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN erheben sich – Zurufe von der CDU/ CSU: Oh!)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Ich erteile das Wort Kollegin Angela Merkel, CDU/

CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Angela Merkel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Heute

    schauen Millionen Menschen in Deutschland auf uns und

    Bundeskanzler Gerhard Schröder




    Dr. Angela Merkel
    hören dieser Debatte zu. Sie machen sich Sorgen, ob wir,
    die Politiker – egal ob Regierung oder Opposition –, un-
    ser Land durch eine schwierige Zeit, insbesondere durch
    den Irakkonflikt und durch den Kampf gegen den Terro-
    rismus mit Klugheit und Weisheit führen können.

    Die Menschen in diesem Lande wollen keinen Krieg.

    (Hans-Werner Bertl [SPD]: Das ist wahr!)


    Diejenigen, die in diesem Saale sitzen, wollen auch kei-
    nen Krieg.


    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, wie sehr Sie inner-
    lich unter Druck stehen, hat man schon an der Lautstärke
    Ihrer Stimme gemerkt.


    (Lachen bei der SPD)

    Dass Sie es aber nötig haben, die Opposition dieses Hau-
    ses als Kriegstreiber zu verleumden,


    (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Pfui!)

    zeigt, in welcher Ecke Sie stehen. Aus dieser Ecke werden
    Sie nicht herauskommen können.


    (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Wer als Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutsch-
    land den Eindruck erweckt, irgendjemand würde sich die
    Entscheidung über Krieg und Frieden leicht machen und
    die letzte Chance aus der Hand geben, der, sehr geehrter
    Herr Bundeskanzler, hat nicht erfasst, worum es geht.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich sage Ihnen: Sie sind seit Wochen auf einem Irrweg.

    Das Schlimmste ist – das sage ich mit großem Ernst; das
    ist meine feste Überzeugung –, dass insbesondere Ihr Ver-
    halten auf dem Marktplatz von Goslar den Krieg im Irak
    leider nicht unwahrscheinlicher, sondern wahrschein-
    licher gemacht hat; denn Sie haben den Druck auf Saddam
    Hussein verringert.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lothar Mark [SPD]: Das ist unglaublich! – Weitere Zurufe von der SPD)


    Im Gegensatz zu Ihnen war ich in München und weiß, was
    ich gesagt habe. Niemand hat behauptet, dass es aufgrund
    der Resolution 1441 einen Automatismus der Gewalt
    gibt.


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Richtig! So ist es!)


    Sie haben es auf dem Marktplatz von Goslar aber für not-
    wendig erachtet, der Weltöffentlichkeit mitzuteilen, dass
    Sie unter gar keinen Umständen – Ihnen ist es also egal,
    was die Inspekteure herausfinden und worum sie bitten –
    bereit sind, dafür zu sorgen, dass die Resolution 1441 mit
    letzter Konsequenz umgesetzt werden kann.


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: So ist es!)

    Das ist der Dissens und um den drücken Sie sich herum.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Nun versuchen Sie mit zum Teil abenteuerlichen, di-
    lettantischen Mitteln, über größere deutsche Zeitungen
    aus dieser Ecke wieder herauszukommen.


    (Widerspruch bei der SPD)

    Sie müssen sich einmal vorstellen, was in München ab-
    gelaufen ist. Dort standen ein Außenminister, der von
    nichts wusste, und ein Verteidigungsminister, der gesagt
    hat, dass wir durch die Regierungserklärung des Bundes-
    kanzlers am heutigen Donnerstag über die Blauhelme in-
    formiert werden. Fehlanzeige, Herr Bundeskanzler! Da-
    von habe ich nichts gehört.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Des Weiteren waren dort eine Verteidigungsministerin aus
    Frankreich, die erstaunt geguckt hat, ein portugiesischer
    Verteidigungsminister und ein amerikanischer Verteidi-
    gungsminister, mit denen natürlich auch niemand gespro-
    chen hat, anwesend. Das ist das, was wir kritisieren. Herr
    Bundeskanzler, ich glaube, wir tun dies zu Recht.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Krieg zu vermeiden ist ein richtiger Wunsch. Die Poli-

    tik ist ihm verpflichtet. Ich sage aber auch: Sie vermengen
    die Dinge. Sie selber stehen angeblich dazu, dass die
    NATO eine Wertegemeinschaft ist.


    (Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Was heißt hier „angeblich“?)


    Sie selber wollen die Position der UNO stärken. Es ist
    doch ganz natürlich, dass es hin und wieder Meinungs-
    verschiedenheiten gibt. Ich kann Ihnen im Übrigen sagen,
    dass ich mit den Amerikanern viele Verhandlungen über
    Klimaschutzabkommen geführt habe.


    (Lachen bei der SPD – Zuruf von der SPD: Wissen Sie noch, wo Sie stehen?)


    – Entschuldigung, wenn Sie vor lauter Selbstverliebtheit
    nicht mehr außer Landes kommen, wird man doch noch
    davon berichten dürfen, wie man mit den Amerikanern
    verhandelt hat.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Herr Bundeskanzler, wir streiten hier über die Frage:

    Wie kann ich in einer Gemeinschaft von Freunden, denen
    ich mich durch gemeinsame Werte verpflichtet fühle, ei-
    nen möglichst großen Teil meiner eigenen Vorstellungen
    umsetzen? Das kann ich nicht dadurch, dass ich Dinge
    verkünde, ohne mich abzusprechen, und Teilbündnisse
    schließe, ohne andere zu informieren.


    (Hans-Werner Bertl [SPD]: Sagen Sie, was Sie wollen, Frau Merkel!)


    Damit schwäche ich die Europäische Union, die NATO,
    die UNO, den Sicherheitsrat und die Arbeit der Inspek-
    teure.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Weil Sie sich so verhalten haben, wie Sie sich verhal-

    ten haben, haben Sie außenpolitischen Schaden ange-
    richtet. Wenn ich von Schaden spreche, können Sie sicher
    sein, dass ich mir das gut überlegt habe. Ich erinnere an
    eine Gemeinsamkeit von Konrad Adenauer über Willy


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    1880


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    Brandt und Helmut Schmidt bis Helmut Kohl, die sich
    jenseits aller innenpolitischen Auseinandersetzungen im-
    mer einem Ziel verpflichtet gefühlt haben: Nie wieder
    Krieg! Das heißt in der Umsetzung: Nie wieder ein deut-
    scher Sonderweg!


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Herr Bundeskanzler, Sie versuchen den Eindruck zu

    erwecken, Sie seien mit Frankreich und anderen Ländern
    einer Meinung.


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Das bleibt nicht so!)


    Der große Unterschied ist, dass sich der Präsident der
    Französischen Republik seinen diplomatischen Hand-
    lungsspielraum erhalten hat. Sie haben Ihren aufgegeben
    und damit Deutschland in eine gewichtslose Klasse hi-
    neingeführt, die nicht mehr das bewegen kann, was sie ei-
    gentlich bewegen müsste.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die „Süddeutsche Zeitung“ schrieb gestern:


    (Zuruf von der SPD: Sie müssen die von heute lesen!)


    Deutschland ist in einer Sackgasse angekommen und
    hat, anders als Frankreich oder Russland, keine Hin-
    tertüren offen. Solange Schröder in Berlin regiert,


    (Franz Müntefering [SPD]: Ist alles gut!)

    wird Washington ihn als Gegner sehen, in Paris und
    London gilt er als überambitionierter Amateur.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Herr Bundeskanzler, Sie können die „Süddeutsche Zei-

    tung“ in Ihrer Parteitagsdiktion nicht als Helfershelfer der
    Opposition bezeichnen. Deshalb rate ich Ihnen: Nehmen
    Sie diese Worte ernst! Wenn es nicht um so viel ginge,
    dann wäre die Sache mit dem „überambitionierten Ama-
    teur“ sogar zum Lachen. Aber es geht hier nicht um eine
    ganz normale Auseinandersetzung, sondern um das Ver-
    halten Deutschlands in der Zukunft und damit um weit
    mehr als nur um einen Konflikt.

    Ich sage Ihnen sehr persönlich: 1990, als wir in Frieden
    und Freiheit die deutsche Einheit in Übereinstimmung mit
    Frankreich, Russland, den Vereinigten Staaten und Groß-
    britannien erhalten haben, als ein Kollege aus Ihren Rei-
    hen, Markus Meckel, genauso in die Zwei-plus-Vier-Ver-
    handlungen wie viele andere eingebunden war, haben wir
    uns nicht träumen lassen, dass Deutschland heute einen
    Beitrag dazu leistet, dass Bündnisse geschwächt wer-
    den und die transatlantische Partnerschaft gegen die
    deutsch-französische Freundschaft ausgespielt wird.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP– Widerspruch bei der SPD – Katrin Dagmar GöringEckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ja wohl die Höhe!)


    Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, ich mache bei die-
    sem Spiel nicht mit.


    (Hans-Werner Bertl [SPD]: Das ist kein Spiel, Frau Merkel! – Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Das ist ernst, kein Spiel!)


    – Das ist allerdings sehr ernst. Ich war bisher gegenüber
    dem Bundeskanzler sehr freundlich.

    Dass es der Bundeskanzler wagt, zu behaupten, dass
    wir das Verhältnis zu Frankreich infrage stellen, um die
    transatlantische Partnerschaft zu pflegen, ist eine Unge-
    heuerlichkeit. Ich kann es Ihnen auch auf diese Art und
    Weise sagen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Herr Bundeskanzler, seit dem Bundestagswahlkampf

    schüren Sie sehr subtil einen bestimmten Antiamerika-
    nismus.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Widerspruch bei der SPD)


    Sie haben im Wahlkampf festgestellt: Mit mir sind Aben-
    teuer nicht zu machen. Was soll das bedeuten? Mit wem
    auf dieser Welt sind Abenteuer zu machen?


    (Zurufe von der SPD: Mit Ihnen!)

    Der Senator McCain hat auf der Sicherheitskonferenz

    in München – die Sie vielleicht besser auch besucht hät-
    ten, Herr Bundeskanzler – sehr deutlich darauf hingewie-
    sen, dass er es ernst nimmt, wie eine große Zahl von Men-
    schen in Deutschland denkt.


    (Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nicht nur in Deutschland!)


    – Auch in Europa. – Derselbe Senator hat uns eindringlich
    gebeten, unsererseits ernst zu nehmen, in welcher psy-
    chologischen Situation sich die Menschen in den Verei-
    nigten Staaten von Amerika befinden.


    (Katrin Dagmar Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das tun wir, Frau Merkel!)


    Sie befinden sich nach dem 11. September in einer Phase,
    in der sie bedroht und angegriffen werden. Ich rate uns
    allen dringend, gemeinsam – ich betone: gemeinsam – im
    Bündnis nach Lösungen zu suchen, statt Sonderwege zu
    beschreiten.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Herr Bundeskanzler, wer entscheidet eigentlich über
    die Legitimität von Wünschen? Sie sind dem Wunsch
    der Amerikaner umgehend nachgekommen – ich unter-
    stütze das –, deutsch-amerikanische Einrichtungen in
    Deutschland zu schützen. Warum kommen Sie dem
    Wunsch der türkischen Regierung, ihr Land bzw. Ihren
    Bündnispartner zu schützen, nicht nach, und zwar an
    dem Tage – –


    (Widerspruch bei der SPD – Hans-Werner Bertl [SPD]: Haben Sie eben nicht zugehört, Frau Merkel? Es ist eine klare Aussage gemacht worden! Nehmen Sie doch mal zur Kenntnis, was hier gesagt wird! – Zurufe von der CDU/CSU)