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ID1502303600

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Tagesordnungspunkt 9: a) Unterrichtung durch die Bundesregie- rung: Bericht über den Stand der Markteinführung und der Kosten- entwicklung von Anlagen zur Erzeu- gung von Strom aus erneuerbaren Energien (Erfahrungsbericht zum EEG) (Drucksache 14/9807) . . . . . . . . . . . . . 1769 B b) Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschät- zung gemäß § 56 a der Geschäftsord- nung: Technikfolgenabschätzung; hier: Endbericht des TA-Projekts „Bioenergieträger und Entwick- lungsländer“ (Drucksache 14/9953) . . . . . . . . . . . . . 1769 B Marco Bülow SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1769 C Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/CSU 1771 C Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 1772 D Dr. Christian Eberl FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 1774 A Anke Hartnagel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1775 C Doris Meyer (Tapfheim) CDU/CSU . . . . . . . 1776 C Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1778 A Rudolf Kraus CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 1778 D Rolf Hempelmann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 1780 B Axel E. Fischer (Karlsruhe-Land) CDU/CSU 1781 B Tagesordnungspunkt 10: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Hermann Otto Solms, Jürgen Koppelin, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der FDP: Keine Erhöhung der Mehrwertsteuer (Drucksachen 15/123, 15/269) . . . . . . 1782 B b) Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Hermann Otto Solms, Dr. Andreas Pinkwart, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der FDP: Weniger Staat – weniger Steuern (Drucksachen 15/122, 15/271) . . . . . . 1782 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Eine Mehrwertsteuererhöhung ist abzulehnen (Drucksache 15/387) . . . . . . . . . . . . . . . . 1782 C Joachim Poß SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1782 C Jürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . . . 1783 A Dr. Hermann Otto Solms FDP . . . . . . . . . . . . 1785 C Christine Scheel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1788 A Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . . . . . . . 1788 B Peter Rzepka CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 1791 A Dr. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1793 C Carl-Ludwig Thiele FDP . . . . . . . . . . . . . 1795 C Peter Rzepka CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 1796 C Stefan Müller (Erlangen) CDU/CSU . . . . . . 1797 C Plenarprotokoll 15/23 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 23. Sitzung Berlin, Freitag, den 31. Januar 2003 I n h a l t : Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1799 C Carl-Ludwig Thiele FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 1800 C Horst Schild SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1801 D Jürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1803 B Horst Schild SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1803 B Norbert Schindler CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 1803 C Dr. Barbara Hendricks SPD . . . . . . . . . . . 1804 A Florian Pronold SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 1805 B Namentliche Abstimmungen . . . . . . . . . . . 1806 B, C Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1809 C, 1811 D Tagesordnungspunkt 11: Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Ent- wurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Zivildienstgesetzes (Erstes Zivildienst- änderungsgesetz) (Drucksachen 15/297, 15/375) . . . . . . . . . 1806 D Christel Riemann-Hanewinckel, Parl. Staats- sekretärin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1807 A Willi Zylajew CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 1814 A Jutta Dümpe-Krüger BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1815 C Ina Lenke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1816 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1817 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 1819 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Reinhard Göhner (CDU/CSU) zur nament- lichen Abstimmung über die Beschlussempfeh- lung zu dem Antrag: Keine Erhöhung der Mehr- wertsteuer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1819 D Anlage 3 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1820 B Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 23. Sitzung. Berlin, Freitag, den 31. Januar 2003II (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 23. Sitzung. Berlin, Freitag, den 31. Januar 2003 1769 23. Sitzung Berlin, Freitag, den 31. Januar 2003 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Ina Lenke Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 23. Sitzung. Berlin, Freitag, den 31. Januar 2003 1819 (C) (D) (A) (B) Binninger, Clemens CDU/CSU 31.01.2003 Burchardt, Ulla SPD 31.01.2003 Deittert, Hubert CDU/CSU 31.01.2003* Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 31.01.2003* Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 31.01.2003 Göppel, Josef CDU/CSU 31.01.2003 Granold, Ute CDU/CSU 31.01.2003 Haack (Extertal), SPD 31.01.2003* Karl Hermann Hochbaum, Robert CDU/CSU 31.01.2003 Höfer, Gerd SPD 31.01.2003* Jäger, Renate SPD 31.01.2003* Jonas, Klaus Werner SPD 31.01.2003* Karwatzki, Irmgard CDU/CSU 31.01.2003 Lanzinger, Barbara CDU/CSU 31.01.2003 Laurischk, Sibylle FDP 31.01.2003 Leibrecht, Harald FDP 31.01.2003* Lintner, Eduard CDU/CSU 31.01.2003* Lips, Patricia CDU/CSU 31.01.2003 Michelbach, Hans CDU/CSU 31.01.2003 Möllemann, Jürgen W. FDP 31.01.2003 Müller (Düsseldorf), SPD 31.01.2003 Michael Müller (Köln), Kerstin BÜNDNIS 90/ 31.01.2003 DIE GRÜNEN Nolte, Claudia CDU/CSU 31.01.2003 Pieper, Cornelia FDP 31.01.2003 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 31.01.2003 Rauber, Helmut CDU/CSU 31.01.2003* Rauen, Peter CDU/CSU 31.01.2003 Riegert, Klaus CDU/CSU 31.01.2003 Riester, Walter SPD 31.01.2003* Robbe, Reinhold SPD 31.01.2003 Rupprecht SPD 31.01.2003* (Tuchenbach), Marlene Dr. Scheer, Hermann SPD 31.01.2003* Schily, Otto SPD 31.01.2003 Schmidbauer, Bernd CDU/CSU 31.01.2003 Schmidt (Fürth), CDU/CSU 31.01.2003 Christian Schröder, Gerhard SPD 31.01.2003 Schröter, Gisela SPD 31.01.2003 Dr. Schwanholz, Martin SPD 31.01.2003 Siebert, Bernd CDU/CSU 31.01.2003* Simm, Erika SPD 31.01.2003 Spahn, Jens CDU/CSU 31.01.2003 Steenblock, Rainder BÜNDNIS 90/ 31.01.2003* DIE GRÜNEN Dr. Thomae, Dieter FDP 31.01.2003 Tritz, Marianne BÜNDNIS 90/ 31.01.2003* DIE GRÜNEN Vogt (Pforzheim), Ute SPD 31.01.2003 Volquartz, Angelika CDU/CSU 31.01.2003 Wegener, Hedi SPD 31.01.2003* Wellenreuther, Ingo CDU/CSU 31.01.2003 Wicklein, Andrea SPD 31.01.2003 Dr. Wodarg, Wolfgang SPD 31.01.2003* * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Reinhard Göhner (CDU/ CSU) zur namentlichen Abstimmung über die Beschlussempfehlung zu dem Antrag: Keine Er- höhung der Mehrwertsteuer (Tagesordnungs- punkt 10 a) Ich stimme dem Antrag der FDP (Bundestagsdrucksache 15/123) nicht zu. Selbstverständlich ist eine Mehrwert- steuererhöhung als solche völlig indiskutabel. Das gilt erst entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenografischen Bericht recht vor dem Hintergrund der verfehlten Wirtschafts- und Finanzpolitik der Bundesregierung. Jede Steuererhöhung ist Gift für die Konjunktur. Wir befinden uns in einer an- haltenden Stagnation und einer Rezessionsgefahr, die durch jede Steuererhöhung verschärft wird. Eine Mehr- wertsteuererhöhung kann erst recht nicht in Betracht kommen vor dem Hintergrund geplanter anderer Steuer- erhöhungen und vor dem Hintergrund der bereits vollzo- genen Steuererhöhungen in den Jahren 2002 und 2003. Gleichwohl macht es keinen Sinn, prinzipiell eine Mehr- wertsteuererhöhung auszuschließen, weil wir eine Schief- lage innerhalb des Steuersystems im Verhältnis zwischen direkten und indirekten Steuern haben. Die produktiven Faktoren Arbeit und Kapital werden in Deutschland mit Abstand zu hoch besteuert. Wenn eine nachhaltige, über die Steuerreformstufen 2004 und 2005 weit hinausge- hende Entlastung bei den direkten Steuern erfolgen würde, könnte ein Teil dieser Steuerentlastung durch die Mehrwertsteuer ausgeglichen werden. Unter dem Strich müsste aber als Voraussetzung einer solchen steuersyste- matischen Verschiebung eine Entlastung der Steuerzahler stehen. Ähnliches gilt für Überlegungen im Zusammen- hang mit Strukturreformen in den Sozialversicherungen. Wenn es nachhaltige, ausgabenreduzierende Strukturre- formen der Sozialversicherung gäbe und ein Einsparvolu- men von mindestens 30 Milliarden Euro realisiert würde, um bei den Beitragssätzen unter 40 Prozent zu kommen, wäre eine weiter gehende Umfinanzierung ebenfalls denkbar. Beide theoretischen Konstellationen – eine Ver- änderung im Verhältnis von direkten und indirekten Steu- ern im Rahmen einer Steuersenkung, eine Umfinanzie- rung von Sozialversicherungslasten als Bestandteil einer ausgabenreduzierenden Strukturreform – sind ganz offen- sichtlich mit den Zielen der jetzigen Regierungspolitik nicht vereinbar. Insofern kann eine Mehrwertsteuer- erhöhung in der Tat nicht als vertretbar oder auch nur dis- kutabel erscheinen. Gleichwohl sind Veränderungen im Steuersystem bei Vollzug einer vollständigen Kurskorrektur denkbar, unter den genannten Umständen sogar sinnvoll. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mit- geteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der nachstehenden Vorlage absieht: Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die Delegation der Interparlamentarischen Gruppe der Bundesrepublik Deutschland über die 171. Sitzung des Interparlamentarischen Rates vom 25. bis 27. September 2002 in Genf/Schweiz – Drucksachen 15/104, 15/171 Nr. 2 – Innenausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht derBundesregierung überden Stand derAbwicklung des Fonds für Wiedergutmachungsleistungen an jüdische Verfolgte – Stand 30. Juni 2002 – – Drucksachen 14/9942, 15/99 Nr. 1.12 – Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2002 Außerplanmäßige Verpflichtungsermächtigung bei Kapitel 1202 Titel 53251 – Ausgaben für den Einzug der strecken- bezogenen Straßenbenutzungsgebühren für LKW durch Private – – Drucksachen 14/9770, 15/99 Nr. 1.15 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2002 Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 06 40 Titel 68112 – Eingliederungshilfen und Entschädigungen – – Drucksachen 14/9892, 15/99 Nr. 1.16 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2002 Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 30 03 Titel 681 05 – Förderung der beruflichen Aufstiegsfortbildung – und bei Kapitel 09 02, allgemeine Bewilligungen, Titel 681 61 – För- derung der beruflichen Aufstiegsfortbildung – – Drucksachen 14/9981, 15/99 Nr. 1.18 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2002 Außerplanmäßige Verpflichtungsermächtigung bei Kapi- tel 06 02 Titel 532 08 – BundOnline 2005 – – Drucksachen 14/9986, 15/99 Nr. 1.19 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2002 Außerplanmäßige Ausgabe und außerplanmäßige Verpflich- tungsermächtigung bei Kapitel 1112 Titel 893 02 – Arbeits- marktprogramm Hochwasserhilfe, Deichbau 2002/2003 – – Drucksachen 14/9987, 15/99 Nr. 1.20 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2002 Einwilligung in eine überplanmäßige Ausgabe bei Kapi- tel 1112 Titel 616 31 – Zuschuss an die Bundesanstalt für Arbeit – – Drucksachen 14/9999, 15/99 Nr. 1.21 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2002 Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 1113 Titel 636 22 – Erstattung von Aufwendungen der BfA aufgrund der Überführung von Zusatzversorgungssystemen in die Ren- tenversicherung in den neuen Ländern (einschließlich ehe- maliges Ost-Berlin) – – Drucksachen 14/10003, 15/99 Nr. 1.22 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2002 Einwilligung in eine überplanmäßige Ausgabe bei Kapi- tel 08 03 Titel 636 02 – Verwaltungskostenerstattung für die Zentrale Stelle der Bundesversicherungsanstalt für Ange- stellte (BfA) zurDurchführung des Altervermögensgesetzes – – Drucksachen 15/9, 15/99 Nr. 1.23 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2002 Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 06 29 – THW – Titel 53204 – Einsätze bei Katastrophen, Unglücksfällen und öffentlichen Notständen – – Drucksachen 15/39, 15/99 Nr. 1.24 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2002 Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 1113 Titel 636 85 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 23. Sitzung. Berlin, Freitag, den 31. Januar 20031820 (C) (D) (A) (B) – Zuschüsse zu den Beiträgen zur Rentenversicherung der in Werkstätten beschäftigten behinderten Menschen – – Drucksachen 15/40, 15/99 Nr. 1.25 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2002 Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 1112 Titel 681 01 – Arbeitslosenhilfe – – Drucksachen 15/41, 15/99 Nr. 1.26 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2002 Überplanmäßige Ausgaben bei Kapitel 30 04 Titel 632 11 BAföG – Zuschüsse an Studierende – – Drucksachen 15/129, 15/171 Nr. 4 – DieVorsitzendender folgendenAusschüssehabenmitge- teilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU-Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur KenntnisgenommenodervoneinerBeratungabgesehenhat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 15/103 Nr. 1.8 Drucksache 15/103 Nr. 1.13 Drucksache 15/103 Nr. 2.39 Ausschuss fürWirtschaft und Arbeit Drucksache 15/103 Nr. 2.8 Drucksache 15/103 Nr. 2.10 Drucksache 15/103 Nr. 2.42 Drucksache 15/103 Nr. 2.77 Drucksache 15/103 Nr. 2.100 Drucksache 15/173 Nr. 2.31 Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 15/103 Nr. 2.58 Drucksache 15/103 Nr. 2.116 Drucksache 15/103 Nr. 2.117 Drucksache 15/103 Nr. 2.119 Drucksache 15/103 Nr. 2.133 Drucksache 15/173 Nr. 2.49 Drucksache 15/268 Nr. 2.12 Drucksache 15/268 Nr. 2.23 Drucksache 15/268 Nr. 2.26 Ausschuss für Verkehr, Bau und Wohnungswesen Drucksache 15/173 Nr. 2.59 Drucksache 15/173 Nr. 2.74 Drucksache 15/173 Nr. 2.84 Drucksache 15/173 Nr. 2.93 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 15/103 Nr. 2.50 Drucksache 15/103 Nr. 2.101 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 15/173 Nr. 2.68 Ausschuss für Kultur und Medien Drucksache 15/103 Nr. 1.10 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 23. Sitzung. Berlin, Freitag, den 31. Januar 2003 1821 (C)(A) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Peter Rzepka


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der ordnungs-
    politische Ansatz des FDP-Antrages „Weniger Staat – we-
    niger Steuern“, um den es heute geht, geht in die richtige
    Richtung. Folgerichtig ist damit auch der Antrag, die
    Mehrwertsteuer nicht zu erhöhen. Die Haltung der
    CDU/CSU-Bundestagsfraktion ist ganz klar: Mit uns
    wird es keine zusätzlichen Belastungen der Bürger und
    Unternehmen durch Steuererhöhungen geben.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Was sagen Sie denn zu Herrn Müller und Herrn Böhmer?)


    – Herr Poß, klären Sie diese Frage erst einmal in Ihrer Ko-
    alition; denn Frau Scheel hat, wie ich mich erinnere, in der
    „FAZ“ vom 29. Januar eine Erhöhung der Mehrwertsteuer
    nicht ausgeschlossen.


    (Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! Sie sollten das gescheit nachlesen!)


    Wir werden in der Abstimmung sehen, wie Sie sich ver-
    halten.

    Als Herr Müntefering weniger Geld für den privaten
    Konsum und mehr Geld für den Staat forderte – er sprach
    damit weiten Teilen der SPD offenbar aus dem Herzen –,
    war die Marschrichtung klar: mehr Staat, mehr Steuern.
    Das ist der neue alte Weg der SPD.


    (Hubert Ulrich [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und von Peter Müller!)


    Noch mehr Staat, noch mehr Geld für öffentliche Aufga-
    ben, weniger Selbstverantwortung, weniger unternehme-
    rische Risikobereitschaft, weniger Investitionen, weniger
    Wirtschaftswachstum, weniger Arbeitsplätze, Lähmung,

    Stillstand – das sind die Ergebnisse Ihrer Politik. Das ist
    das neue alte Staatsverständnis der SPD.

    Diese Auffassung findet ihren Niederschlag in einer
    ausufernden Steuerorgie, wie wir sie noch nie erlebt haben.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Sie besteuern alles und jeden. Wenn Ihnen die Einnahmen
    aus den ertragsabhängigen Steuern nicht mehr ausreichen,
    dann greifen Sie zu den ertragsunabhängigen Steuern.
    Obwohl Ihnen alle Sachverständigen sagen, dass die Be-
    steuerung der Substanz von Unternehmen und privaten
    Personen Wirtschaftswachstum und die Schaffung neuer
    Arbeitsplätze verhindert, greifen Sie auch zu diesen ver-
    meintlichen Einnahmequellen.

    Die vorgesehenen Einschränkungen der Verlustver-
    rechnungsmöglichkeiten durch die geplanten Regelungen
    zu Mindestbesteuerung, Mantelkauf, körperschaftsteuer-
    licher und gewerbesteuerlicher Organschaft, zu stillen
    Gesellschaften, zu Spaltungen und Verschmelzungen sind
    steuersystematisch verfehlt und gesamtwirtschaftlich ne-
    gativ.

    Aus steuersystematischer Sicht darf der Staat nicht nur
    auf die Gewinne zugreifen, sondern er muss sich auch
    unbeschränkt und zeitnah an den Verlusten beteiligen.
    Andernfalls wird den Unternehmen dringend benötigte
    Liquidität entzogen und damit die Eigenkapitalbasis mit
    allen negativen Folgen und Auswirkungen auf die unter-
    nehmerische Risikobereitschaft, die Investitionen, das
    Wirtschaftswachstum und die Beschäftigung geschwächt.

    Mit den geplanten Maßnahmen zerstören Sie des Wei-
    teren das dringend notwendige Vertrauen in staatliches
    Handeln und nehmen den Unternehmen im ohnehin
    schwierigen wirtschaftlichen Umfeld die erforderliche
    Planungssicherheit. Hinsichtlich der Planungssicherheit
    haben Sie bereits viel Vertrauen zerstört. Es gibt viele An-
    zeichen dafür, dass allein wegen der derzeitigen Pläne der
    Bundesregierung und der Diskussionen darüber Unter-
    nehmer Investitionen in Deutschland zurückgestellt oder
    ganz aufgegeben haben.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Wir wollen von Ihnen heute auch wissen, ob folgende
    weitere Steuererhöhungspläne in den Schubladen liegen,
    die bis zum 2. Februar, dem Tag der Landtagswahlen in
    Hessen und Niedersachsen, zurückgehalten werden: zum
    Beispiel die Halbierung der Entfernungspauschale für Ar-
    beitnehmer, die Absenkung des Sparerfreibetrages um ein
    Drittel auf 500 Euro für Ledige und 1 000 Euro für Ver-
    heiratete, die Besteuerung der Erträge aus Kapitallebens-
    versicherungen, die Kappung des Ehegattensplittings, die
    Anhebung der Erbschaftsteuer und – die Diskussion da-
    rüber ist in Ihren Reihen ja immer noch nicht beendet –
    die Wiedereinführung der Vermögensteuer.

    Meine Damen und Herren, speisen Sie uns nicht mit
    dem Griff in die Trickkiste ab, wie es unser Finanzminis-
    ter, der sich zu einem wahren Meister im Verwirrspiel mit
    Zahlen entwickelt und gerne auf die gerade passende Sta-
    tistik zurückgreift, gerne tut. Wenn es um die Steuer- und

    Christine Scheel




    Peter Rzepka
    Abgabenlast in Deutschland geht, bemüht er in der Öf-
    fentlichkeit die OECD-Statistik, nach der die Gesamt-
    abgabenquote bei 36,4 Prozent liegt. Wenn es aber um
    realistischere Ergebnisse geht, beispielsweise beim Stabi-
    litätsbericht an die EU-Kommission, nimmt der Finanz-
    minister die Bundesbankzahlen, nach der die Gesamt-
    abgabenquote bei 42,1 Prozent liegt,


    (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: So ist das!)

    weil er weiß, dass diese aus der volkswirtschaftlichen Ge-
    samtrechnung abgeleiteten Daten aussagekräftiger sind.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der CDU/CSU: Zahlen nach Belieben!)


    Die richtige Lösung für Deutschland sieht daher anders
    aus als Ihr Konzept – soweit man das, was Sie zurzeit pla-
    nen, überhaupt Konzept nennen kann. Wir fordern, dass
    die Steuern und Abgaben nicht durch 48 Einzelmaßnah-
    men im Volumen von 70 Milliarden Euro erhöht werden.


    (Joachim Poß [SPD]: Was wollen Sie denn tun? Erzählen Sie uns das heute Morgen doch einmal!)


    Herr Poß, dabei ist es egal, ob Sie das Steuervergünsti-
    gungsabbau oder sonst wie nennen. In Ihren Augen ist es
    offenbar schon eine Steuervergünstigung, wenn der Ar-
    beitnehmer von seinem Lohn und der Unternehmer von
    seinem Gewinn überhaupt noch etwas behalten dürfen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Joachim Poß [SPD]: Nennen Sie uns mal Ihr Finanzierungskonzept!)


    In Wirklichkeit sollen die Bürger und Unternehmen
    zukünftig mehr zahlen. Dagegen hilft auch kein dürftiges
    35 bis 60 Millionen Euro umfassendes Mittelstandspro-
    gramm. Das ist nur ein Ablenkungsmanöver, welches
    von den wahren Dimensionen der geplanten Steuererhö-
    hungen ablenken soll.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Helfen wird dieses Mittelstandsprogramm nicht. Man
    muss keine prophetischen Gaben besitzen, um ein Schei-
    tern vorherzusehen. Der Mittelständler wird weiterhin die
    Zeche der Steuererhöhungen mit einem Vielfachen dessen
    bezahlen, was er später – wenn er es als Unternehmer
    überhaupt noch erlebt – möglicherweise zurückbekommt.

    Sie müssen die Steuern senken und dürfen die Men-
    schen nicht weiter belasten. Schaffen Sie Freiräume!
    Hören Sie doch auf die Experten der Bundesbank, die
    – wie fast alle Experten – in der Anhörung des Finanz-
    ausschusses zum Steuervergünstigungsabbaugesetz ein
    vernichtendes Urteil über Ihre Planungen bezüglich der
    Unternehmensbesteuerung, insbesondere in Bezug auf
    die Verlustverrechnungen, gefällt haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Herr Kollege, als Panikredner sind Sie überhaupt nicht geeignet! Da müssen Sie andere herschicken! – Dr. Uwe Küster [SPD]: Der panikpolitische Sprecher!)


    Hören Sie auf die Wirtschaftsweisen, die kritisieren, dass
    in dem Koalitionsvertrag keine eindeutigen ökonomi-
    schen Prioritäten gesetzt werden und dass in dem Re-

    gierungsprogramm keine überzeugende langfristige Per-
    spektive im Hinblick auf das Wachstumsziel aufgezeigt
    wird. Hören Sie auf die Stimmung der Menschen, die am
    Wochenende Gelegenheit haben werden, ganz klar zu sa-
    gen, wie sie Ihre Politik bewerten.

    Ihre Steuergesetzgebung bedeutet nicht zuletzt auch
    mehr Regulierung. Frau Kollegin Scheel hat sich gerade
    für den Abbau von Bürokratie eingesetzt. Doch was ist die
    Wirklichkeit? Ich nenne die Stichworte Bauabzugsteuer,
    die neben Unternehmen auch private Vermieter trifft,
    Kontrollmitteilungen und Erträgnisbescheinigungen bei
    der Besteuerung von Erlösen aus privaten Veräußerungs-
    geschäften und von Kapitalerträgen, Dokumentations-
    pflichten für Verrechnungspreise, die international erfolg-
    reiche kleine und mittlere Unternehmen kaum werden
    erfüllen können. Die Liste ließe sich beliebig verlängern.

    Sehen Sie, das ist der falsche Weg. Schauen Sie sich an,
    was in anderen Ländern gemacht wurde und welche Er-
    folge damit erzielt wurden! Sie werden feststellen, dass
    erfolgreiche Länder Steuern senken und trotzdem die
    Staatsverschuldung abbauen und die Staatsquote verrin-
    gern. Dafür gibt es viele Beispiele. Ein Blick über die
    Grenzen genügt. Auch in der Europäischen Union haben
    Staaten erhebliche Steuersenkungen umgesetzt, ohne dass
    der blaue Brief aus Brüssel auf dem Fuß folgte.


    (Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)


    Vor dem Hintergrund der verfehlten Steuerpolitik der
    letzten Jahre hat auch der Antrag der FDP-Fraktion, die
    Mehrwertsteuer nicht zu erhöhen, seine volle Berechti-
    gung.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Nachdem Sie diesen Antrag noch vor kurzem im Finanz-
    ausschuss abgelehnt haben, reagieren Sie heute auf unse-
    ren Druck und den Druck der öffentlichen Diskussion.
    SPD und Bündnis 90/Die Grünen kündigen aber mit dem
    vorliegenden Antrag indirekt doch eine Mehrwertsteuer-
    erhöhung an. Der Antrag der Koalition enthält zahlreiche
    Hintertüren. Danach soll eine Erhöhung der allgemeinen
    Mehrwertsteuer wegen der aktuellen konjunkturellen
    Lage ausgeschlossen und der bisherige Kurs der Bundes-
    regierung fortgesetzt werden. Die CDU/CSU-Bundes-
    tagsfraktion lehnt einen solchen Antrag geschlossen ab.

    Was meint die SPD mit „der aktuellen konjunkturellen
    Lage“? Diese kann sich schon nächste Woche ändern.


    (Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Richtig!)

    Was ist dann? Was meinen Sie mit „der allgemeinen
    Mehrwertsteuer“? Damit sind Anhebungen der ermäßig-
    ten Mehrwertsteuersätze nicht ausgeschlossen. Damit be-
    ginnen Sie schon bei Ihrem Entwurf des Steuervergüns-
    tigungsabbaugesetzes.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    So sollen beispielsweise die Leistungen der Zahntechni-
    ker nicht mehr mit dem ermäßigten Satz, sondern mit dem
    Regelsatz besteuert werden. Das kostet die Kranken-
    kassen nach Ihren eigenen Angaben 200 Millionen Euro.
    Wie soll das finanziert werden?


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    1792


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    Der bisherige Kurs der Bundesregierung wird von der
    CDU/CSU-Bundestagsfraktion abgelehnt. Er ist von
    Konzeptionslosigkeit und mangelnden Ideen gekenn-
    zeichnet. Außer dem Griff in die Taschen der Bürger fällt
    der Koalition nichts ein.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Sie haben mehrfach die Ökosteuer erhöht. Sie haben
    die Steuerreformgesetze verschoben, die mit weiteren
    Entlastungen für 2003 schon im Bundesgesetzblatt stan-
    den, Frau Kollegin Scheel.


    (Dr. Uwe Küster [SPD]: Das kann doch nicht wahr sein, was er da für ein Zeug erzählt!)


    Das zeigt, wie viel wir von Ihren Ankündigungen zu hal-
    ten haben. Damit haben Sie vielen Familien die dringend
    notwendigen Entlastungen vorenthalten.


    (Dr. Uwe Küster [SPD]: Wie wollten Sie die Folgen der Flutkatastrophe finanzieren?)


    Zurzeit versuchen Sie mit dem so genannten Steuerver-
    günstigungsabbaugesetz, wieder einmal massive Steuer-
    erhöhungen durchzusetzen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Dr. Uwe Küster [SPD]: Himmel, Arsch und Wolkenbruch! Wie kann man nur so einen Blödsinn erzählen? Meinungsfreiheit ja, aber nicht solchen Blödsinn!)


    Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion lehnt Ihre durch-
    sichtigen politischen Manöver ab und fordert durchgrei-
    fende Reformen statt Steuererhöhungen. Deshalb wird sie
    dem FDP-Antrag, der eine Mehrwertsteuererhöhung – an-
    ders als in Ihrem Antrag – ohne Wenn und Aber ablehnt,
    zustimmen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP– Dr. Uwe Küster [SPD]: Sie hatten keine Flut in Berlin! Ihnen steht das Wasser bis zum Hals, aber Sie hatten keine Flut!)


    Was Deutschland braucht, ist ein einfacheres und ge-
    rechteres Steuerrecht mit niedrigeren Steuerbelastungen,
    vor allem auch mit Rechts- und Planungssicherheit für die
    Unternehmen und die Bürger, damit Anreize für Investi-
    tionen geschaffen werden und mehr Wirtschaftswachs-
    tum und Beschäftigung in Deutschland erreicht werden.

    Im Jahre 2002 musste als Ergebnis Ihrer Politik eine
    Störung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts fest-
    gestellt werden. Wenn Sie weitermachen wie bisher, wer-
    den wir 2003 die Zerstörung des gesamtwirtschaftlichen
    Gleichgewichts feststellen müssen.

    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)




Rede von Dr. h.c. Susanne Kastner
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Herr Kollege Rzepka, ich gratuliere Ihnen sehr herz-

lich zu Ihrer ersten Rede in diesem Hohen Hause und
wünsche Ihnen persönlich und politisch alles Gute.


(Beifall)


Nächste Rednerin in der Debatte ist die Parlamentari-
sche Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks.

D
  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Barbara Hendricks


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)



    Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-
    legen! Wer dreht denn nun wirklich an der Mehrwertsteu-
    erschraube? Diese Frage sollten wir uns als erste stellen.
    Hier sind die Fakten: Mit dem Steueränderungsgesetz
    1992 wurde die Mehrwertsteuer von 14 auf 15 Prozent er-
    höht. Hauptgrund für diese Steuererhöhung war, dass man
    noch mehr Geld für den Golfkrieg brauchte, nachdem
    man zu diesem Zweck schon die Mineralölsteuer um
    50 Pfennig je Liter erhöht hatte.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Die Initiatoren dieser Steuererhöhung waren die FDP und
    die CDU/CSU. Der Nachschlag kam dann – Herr Solms
    hat in seiner Rede auf wundersame Weise die Verantwor-
    tung dafür von sich geschoben – im Jahr 1998.


    (Dr. Hermann Otto Solms [FDP]: Überhaupt nicht! Ich habe lediglich darauf hingewiesen!)


    Damals wurde die Mehrwertsteuer zum 1. April auf
    16 Prozent erhöht. Die Initiatoren waren wiederum FDP
    und CDU/CSU.


    (Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Und ihr habt fröhlich mitgemacht!)


    Der Deckname für diese Steuererhöhungsaktionen war
    das so genannte Rentenfinanzierungsgesetz.

    Vor diesem Hintergrund mutet es schon verwegen an,
    dass gerade die Freidemokraten, die in wenigen Jahren
    und allein aus fiskalischen Gründen die Mehrwertsteuer
    erhöht haben, heute vor einer Steuererhöhung warnen.


    (Dr. Hermann Otto Solms [FDP]: Sie haben doch damals mitgestimmt! – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das hat er alles erklärt!)


    Man muss dann doch fragen: Wo war Ihr ökonomischer
    Sachverstand 1992 und 1998 und was wollen Sie mit der
    heutigen Debatte wirklich erreichen? Zu Ihren Gunsten
    unterstelle ich einmal, dass wir es nur mit Aktionismus,
    Stimmungsmache und Wahlkampfgetöse zu tun haben;
    denn sonst müsste ich Ihnen auf Dauer ökonomischen
    Sachverstand absprechen. Zum Glück sind ja wir und
    nicht Sie seit Herbst 1998 in der Regierungsverantwor-
    tung. Deshalb hat Deutschland nach wie vor einen der
    niedrigsten Mehrwertsteuersätze in Europa und sogar
    weltweit.


    (Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Das wollt ihr ändern!)


    Darüber hinaus haben wir die größte Steuerreform in
    der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland umge-
    setzt. Mit insgesamt 56 Milliarden Euro werden die
    Steuerzahler massiv entlastet. Herr Kollege Solms, wenn
    Sie das Brutto- und das Nettoeinkommen eines Arbeiters
    aus Wolfsburg im Jahr 1998 mit dem vergleichen, was er
    heute brutto und netto verdient, dann werden Sie feststel-
    len, dass es ihm heute Gold geht. Das vergessen Sie immer.


    (Beifall bei der SPD)


    Peter Rzepka




    Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks
    Wir haben bereits heute wesentlich günstigere und leis-
    tungsfreudlichere Einkommen- und Körperschaft-
    steuersätze als in den 16 Jahren, die in Ihrer Verantwor-
    tung lagen. Wenn es Probleme gab, dann kannten Sie in
    16 Jahren nur eine einzige Antwort: Schulden und Steuer-
    erhöhungen. Daran wird das gesamte deutsche Volk noch
    auf lange Zeit laborieren.


    (Beifall bei der SPD)

    Ich weiß, dass es wehtut, wenn man an seine Untaten

    erinnert wird. Ich bin mir darüber im Klaren, dass Sie
    gerne das Image der Steuererhöhungspartei loswerden
    möchten. Folglich wundert es mich nicht, dass Sie alles
    unter den Tisch kehren wollen, auch Ihre Steuerlügen. Der
    Öffentlichkeit wollen Sie glauben machen, dass nur Sie
    das richtige Rezept zur Steuerentlastung haben.


    (Dr. Hermann Otto Solms [FDP]: Sprechen Sie für die Bundesregierung? – Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Das ist eine Wahlkampfrede!)


    In dem so genannten neuen Steuerkonzept der FDP ist un-
    ter anderem Folgendes zu lesen:

    Das Einkommensteuerrecht wird im Übrigen durch
    den Wegfall von Sondertatbeständen, Steuerbefrei-
    ungen und Steuervergünstigungen vereinfacht.

    Prima Idee! Das haben Sie wohl von uns abgeschrieben.

    (Lachen bei der CDU/CSU und der FDP – Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Von Ihnen kann man nichts übernehmen!)


    Das, was Sie jetzt fordern – Papier ist ja geduldig –, setzen
    wir seit Jahren – selbstredend gegen Ihren Widerstand –
    in die Tat um. Aktuelles Beispiel ist das Steuervergüns-
    tigungsabbaugesetz. Damit schaffen wir Sondertatbe-
    stände, Steuerbefreiungen und Steuervergünstigungen ab
    und vereinfachen das Steuerrecht. Was tun Sie? Sie kön-
    nen sich plötzlich nicht mehr an Ihr eigenes Steuerkonzept
    erinnern und sind schon aus Prinzip gegen die von uns
    vorgeschlagenen Änderungen. Etwas Inkonsequenteres
    als Ihre Steuerpolitik kann es in der Tat nicht geben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Sie selbst haben, wenn man Ihren öffentlichen Bekun-
    dungen trauen darf, wider besseres Wissen die Mehrwert-
    steuer mehrfach erhöht. Wenn wir Ihrem Ratschlag folgen
    und das Steuerrecht durch den Abbau von Vergünstigun-
    gen und Ausnahmen tatsächlich vereinfachen, passt es Ih-
    nen natürlich auch wieder nicht.

    Man muss sich ernsthaft fragen, warum dieser Antrag
    der FDP eigentlich gestellt wurde. Die Antwort ist ganz
    einfach: Es läuft hier natürlich – das ist ganz klar – auf
    eine plumpe Wahlkampfaktion hinaus.


    (Beifall des Abg. Horst Schild [SPD])

    Die FDP agiert hier nach dem Motto: Was ich denk‘ und
    tu, das trau‘ ich auch den anderen zu. Also: Die FDP-Ex-
    perten für Mehrwertsteuererhöhungen unterstellen der
    Bundesregierung und den Koalitionsfraktionen unter Be-
    rufung auf so genannte Insiderinformationen geheime
    Steuererhöhungspläne, Wahlkampfmanöver und Wähler-
    betrug.

    Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Die FDP führt näm-
    lich regelmäßig vor Landtagswahlen den gleichen Zirkus
    auf. Jetzt bitte ich die beiden Redner der FDP in dieser De-
    batte, die beiden Hauptmatadore in der Finanzpolitik die-
    ser kleinen Fraktion, Herrn Solms und Herrn Thiele, auf-
    zumerken. Es passt gut, dass ich gerade Sie zitieren
    werde. Zum Beweis zitiere ich aus der FDP-Pressemit-
    teilung vom 18. Februar 1999. Dort behauptet Hermann
    Otto Solms:

    Das belegen auch die heutigen Meldungen, nach de-
    nen Rot-Grün nun doch insgeheim eine Mehrwert-
    steuererhöhung um bis zu drei Prozentpunkte plant.
    Publik gemacht werden sollen die Pläne jedoch erst
    nach den Wahlen in Bremen im Juni. Das riecht nach
    Wahlbetrug.


    (Beifall bei der FDP)

    Sie sehen: Auch da haben Sie langfristig vorgearbeitet.

    Schon im Februar 1999 haben Sie uns unterstellt, wir wür-
    den im Juni, nach den Wahlen in Bremen, die Mehrwert-
    steuer erhöhen. Infolgedessen ist Ihr Hinweis, Ihr Antrag
    sei mittlerweile schon zwei Monate alt, ebenfalls obsolet.
    Damals haben Sie diese Unterstellungen schon vier Mo-
    nate vor der Wahl in die Welt gesetzt. Sie produzieren
    Wahlkampfgetöse. Auch nach den Wahlen in Bre-
    men 1999 ist die Mehrwertsteuer nicht erhöht worden.
    Darauf weise ich hin.

    In der Pressemitteilung der FDP vom 8. Mai 2000 be-
    hauptet Carl-Ludwig Thiele:

    Ich halte es für falsch, die Erhöhung der Mehrwert-
    steuer überhaupt zu diskutieren. Wir können doch
    nicht auf der einen Seite behaupten – wie Finanz-
    minister Eichel das macht –, die Bürger durch die
    derzeitige Steuerreform zu entlasten, und auf der an-
    deren Seite schon wieder über Steuererhöhungen
    nachdenken.

    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Richtig!)

    Das Dementi des Bundesfinanzministeriums wirkt
    da schon eher wie Wahlkampf vor der Nordrhein-
    Westfalen-Wahl.

    Die war bekanntlich im Jahr 2000. Auch nach der Land-
    tagswahl in Nordrhein-Westfalen hat es keine Mehrwert-
    steuererhöhung gegeben, auch wenn Sie uns das vor der
    Wahl unterstellt haben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Diese beiden Zitate sind ein schlagender Beweis dafür,
    dass Sie es schon seit Jahren immer wieder mit derselben
    Masche probieren und die Bürgerinnen und Bürger ver-
    unsichern.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Was Sie tun, verwundert also niemanden. Das Täterprofil
    ist eindeutig. Am Sonntag finden wieder Landtagswahlen
    statt, in Hessen und Niedersachsen. Gerüchte über eine
    Mehrwertsteuererhöhung machen wieder einmal die Run-
    de. Wie es der Zufall will, gibt es schon einen Antrag der


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    1794


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    geläuterten Steuererhöhungspartei FDP, eine höhere
    Mehrwertsteuer zu verhindern. Dieser Antrag ist im De-
    zember, also zwei Monate vor der Wahl, eingebracht wor-
    den; 1999 wurde er vier Monate vorher eingebracht.

    Meine Damen und Herren von der FDP, Ihr Geschwätz
    von einer anstehenden Mehrwertsteuererhöhung und das
    Horrorszenario, das Sie seit mehr als vier Jahren propa-
    gieren, nehmen wir einfach nicht mehr ernst.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Sie führen die Wählerinnen und Wähler bewusst hinters
    Licht. Sie verunsichern Arbeitnehmer, Unternehmer und
    Investoren, indem Sie dieses überflüssige Thema ohne ir-
    gendeinen konkreten Anlass permanent auf die Tagesord-
    nung bringen. Sie wissen, was Sie damit bewirken. Die
    eben zitierte Bemerkung des Kollegen Thiele aus dem
    Jahr 2000 – „Ich halte es für falsch, die Erhöhung der
    Mehrwertsteuer überhaupt zu diskutieren“ – beweist, dass
    Sie wissen, welche Wirkung Sie damit erzielen. Trotzdem
    tun Sie es ganz bewusst.

    Da Sie das Thema im Jahr 2003, also in diesem Jahr,
    offenbar nur aus wahltaktischen Gründen wieder auf die
    Agenda bringen, muss ich feststellen: So viel Zynismus
    ist kaum mehr zu überbieten. Scheinheilig werfen Sie der
    Bundesregierung vor, sie verunsichere die Wirtschaft. Ja
    klar, wiederum gilt: Was die FDP denkt und tut, das wirft
    sie anderen vor.

    Außerdem übertreffen Sie sich bei der Kritik am
    Standort Deutschland. Positive Entwicklungen werden
    schlechtgeredet. Ein Beispiel – es wurde in dieser De-
    batte bereits angesprochen –: Nach der aktuellen Studie
    der OECD belegt Deutschland im internationalen Ver-
    gleich der Steuerquoten eine Spitzenposition. Mit einer
    Steuerquote von 21,7 Prozent haben wir die niedrigste
    Steuerlast in ganz Europa. Im Vergleich mit anderen In-
    dustrienationen werden wir nur noch von Japan über-
    troffen. Nach den vorläufigen Ergebnissen für 2002, die
    demnächst endgültig vorliegen werden, wird die Steu-
    erquote, was die Geschichte der Bundesrepublik
    Deutschland angeht, einen historischen Tiefstand errei-
    chen. Um zu diesem Ergebnis zu kommen, ist es völlig
    gleichgültig, ob man die Daten der volkswirtschaftli-
    chen Gesamtrechnung zugrunde legt oder die Daten der
    OECD.


    (Joachim Poß [SPD]: So ist es!)

    Die Daten der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung sa-
    gen das Gleiche wie die der OECD aus.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)