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ID1502208700

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    7. Kollege: 1
    8. Stünker.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Nachträgliche Glückwünsche zum Geburtstag des Bundesministers Dr. Peter Struck sowie des Abgeordneten Norbert Königshofen . . . . 1665 A Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Wolfgang Spanier . . . . . . . . . . . . . . . . 1665 A Erweiterung der Mitgliederzahl im Ausschuss für Kultur und Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1665 A Wiederwahl der Abgeordneten Ulrike Poppe als Mitglied des Beirats nach § 39 des Stasi- Unterlagen-Gesetzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1665 B Festlegung der Zahl der Mitglieder des Euro- päischen Parlaments, die an den Sitzungen des Ausschusses für die Angelegenheiten der Euro- päischen Union teilnehmen können . . . . . . . . 1665 B Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . . 1665 B Nachträgliche Ausschussüberweisungen . . . . 1666 A Tagesordnungspunkt 3: Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Offen- sive für den Mittelstand (Drucksache 15/351) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1666 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Dagmar Wöhrl, Karl-Josef Laumann, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der CDU/CSU: Grundsätzliche Kehrtwende in derWirt- schaftspolitik statt neuer Sonderregeln – Mittelstand umfassend stärken (Drucksache 15/349) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1666 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Rainer Brüderle, Dr. Hermann Otto Solms, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der FDP: Neue Chancen für den Mittelstand – Rahmen- bedingungen verbessern statt Förder- dschungel ausweiten (Drucksache 15/357) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1666 C Wolfgang Clement, Bundesminister BMWA 1666 D Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 1670 C Fritz Kuhn BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . 1674 A Rainer Brüderle FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1677 A Klaus Brandner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1679 B Dagmar Wöhrl CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 1681 D Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1684 A Gudrun Kopp FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1685 D Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . . 1687 B Christian Lange (Backnang) SPD . . . . . . . . . 1688 A Laurenz Meyer (Hamm) CDU/CSU . . . . . . . 1690 A Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk SPD . . . . . . . . . . . 1692 A Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 1694 B Reinhard Schultz (Everswinkel) SPD . . . . . . 1696 D Alexander Dobrindt CDU/CSU . . . . . . . . . . . 1698 D Tagesordnungspunkt 4: a) Erste Beratung des vom Bundesrat ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum optimalen Fördern und Fordern in Vermittlungsagenturen (OFFENSIV-Gesetz) (Drucksache 15/273) . . . . . . . . . . . . . . 1700 B Plenarprotokoll 15/22 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 22. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003 I n h a l t : b) Erste Beratung des vom Bundesrat ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Fördern und Fordern arbeits- fähiger Sozialhilfeempfänger und Ar- beitslosenhilfebezieher (Fördern-und- Fordern-Gesetz) (Drucksache 15/309) . . . . . . . . . . . . . . 1700 C c) Antrag der Abgeordneten Dr. Heinrich L. Kolb, Daniel Bahr (Münster), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Das Sozialhilferecht gerechter gestal- ten–HilfebedürftigeBürgereffizienter fördern und fordern (Drucksache 15/358) . . . . . . . . . . . . . . 1700 C Silke Lautenschläger, Staatsministerin (Hessen) 1700 D Gerd Andres, Parl. Staatssekretär BMWA . . . 1703 A Dirk Niebel FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1705 A Dr. Thea Dückert BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1706 B Dirk Niebel FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1708 B Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1709 B Johannes Singhammer CDU/CSU . . . . . . . . . 1710 B Thomas Sauer SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1712 A Dr. Heinrich L. Kolb FDP . . . . . . . . . . . . . . . 1713 D Walter Hoffmann (Darmstadt) SPD . . . . . . . . 1715 B Dr. Heinrich L. Kolb FDP . . . . . . . . . . . . 1716 C Wolfgang Meckelburg CDU/CSU . . . . . . . . . 1717 A Karin Roth (Esslingen) SPD . . . . . . . . . . . . . 1719 D Tagesordnungspunkt 12: Überweisungen im vereinfachten Ver- fahren Antrag der Abgeordneten Markus Löning, Daniel Bahr (Münster), weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der FDP: Westsahara- konflikt beilegen – UN-Friedensplan durchsetzen (Drucksache 15/316) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1721 D Tagesordnungspunkt 13: Abschließende Beratungen ohne Aus- sprache a) Zweite Beratung und Schlussabstim- mung über den von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 26. Juli 2001 zwi- schen der Bundesrepublik Deutsch- land und derTschechischen Republik über den Bau einer Grenzbrücke an der gemeinsamen Staatsgrenze in An- bindung an die Bundesstraße B 20 und die Staatsstraße I/26 (Drucksachen 15/12, 15/272) . . . . . . . . 1722 A b)–d) Beschlussempfehlungen des Petitions- ausschusses: Sammelübersichten 8, 9, 10 zu Petitionen (Drucksachen 15/320, 15/321, 15/322) 1722 A e) Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU/CSU, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP: Erneute Über- weisung von Vorlagen aus früheren Wahlperioden (Drucksache 15/345) . . . . . . . . . . . . . . 1722 C Tagesordnungspunkt 5: Wahlvorschlag der Fraktionen der SPD, der CDU/CSU, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP für die vom Deut- schen Bundestag zu entsendenden Mitglie- der des Beirats bei der Regulierungs- behörde für Telekommunikation und Post gemäß § 67 Abs. 1 des Telekommu- nikationsgesetzes (Drucksache 15/356) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1722 C Zusatztagesordnungspunkt 4: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Änderung der Vorschriften über die Straftaten gegen die sexuelle Selbst- bestimmung und zur Änderung anderer Vorschriften (Drucksache 15/350) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1722 D Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . 1722 D Dr. Norbert Röttgen CDU/CSU . . . . . . . . . . . 1724 D Dr. Wolfgang Götzer CDU/CSU . . . . . . . . . . 1725 A Jerzy Montag BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1726 D Jörg van Essen FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1729 A Michaela Noll CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 1730 A Joachim Stünker SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1731 D Siegfried Kauder (Bad Dürrheim) CDU/CSU 1733 D Tagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Dirk Fischer (Hamburg), Eduard Oswald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Transrapid-Projekt Berlin–Ham- burg unverzüglich wieder aufnehmen (Drucksache 15/300) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1735 D Dirk Fischer (Hamburg) CDU/CSU . . . . . . . . 1736 A Angelika Mertens, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1738 B Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 22. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003II Horst Friedrich (Bayreuth) FDP . . . . . . . . . . 1739 D Albert Schmidt (Ingolstadt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1740 D Norbert Königshofen CDU/CSU . . . . . . . . . . 1742 B Reinhard Weis (Stendal) SPD . . . . . . . . . . . . 1743 B Dirk Fischer (Hamburg) CDU/CSU . . . . . 1744 A Renate Blank CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 1746 A Tagesordnungspunkt 7: Antrag der Abgeordneten Hans-Michael Goldmann, Dr. Christel Happach-Kasan, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: EU-Richtlinie zur Haltung von Nutztieren in nationales Recht umsetzen (Drucksache 15/226) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1747 A Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . . . 1747 B Uwe Bartels, Minister (Niedersachsen) . . . . . 1748 C Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . 1750 A Peter H. Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 1751 A Gitta Connemann CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 1751 D Friedrich Ostendorff BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1753 B Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . . . 1755 A Friedrich Ostendorff BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1755 D Georg Schirmbeck CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 1756 A Tagesordnungspunkt 6: Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Norbert Röttgen, Cajus Caesar, weite- ren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Strafgesetz- buches – Graffiti-Bekämpfungsgesetz (Drucksache 15/302) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1757 B Dr. Jürgen Gehb CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 1757 C Hermann Bachmaier SPD . . . . . . . . . . . . . . . 1759 A Jörg van Essen FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1760 C Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1761 B Jörg van Essen FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 1762 C Dr. Christoph Bergner CDU/CSU . . . . . . . . . 1763 A Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1763 D Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär BMJ 1764 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1766 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 1767 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 22. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003 III (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 22. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003 1665 22. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    (A) (C) 1766 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 22. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003 1767 (C) (D) (A) (B) Berninger, Matthias BÜNDNIS 90/ 30.01.2003 DIE GRÜNEN Bindig, Rudolf SPD 30.01.2003* Burchardt, Ulla SPD 30.01.2003 Deittert, Hubert CDU/CSU 30.01.2003* Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 30.01.2003* Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 30.01.2003 Göppel, Josef CDU/CSU 30.01.2003 Granold, Ute CDU/CSU 30.01.2003 Haack (Extertal), Karl SPD 30.01.2003* Hermann Höfer, Gerd SPD 30.01.2003* Hoffmann (Chemnitz), SPD 30.01.2003* Jelena Jäger, Renate SPD 30.01.2003* Jonas, Klaus Werner SPD 30.01.2003* Kelber, Ulrich SPD 30.01.2003* Lanzinger, Barbara CDU/CSU 30.01.2003 Leibrecht, Harald FDP 30.01.2003* Lintner, Eduard CDU/CSU 30.01.2003* Dr. Lucyga, Christine SPD 30.01.2003* Möllemann, Jürgen W. FDP 30.01.2003 Müller (Düsseldorf), SPD 30.01.2003 Michael Rauber, Helmut CDU/CSU 30.01.2003* Rauen, Peter CDU/CSU 30.01.2003 Riester, Walter SPD 30.01.2003* Robbe, Reinhold SPD 30.01.2003 Rupprecht SPD 30.01.2003* (Tuchenbach), Marlene Dr. Scheer, Hermann SPD 30.01.2003* Schmidt (Fürth), CDU/CSU 30.01.2003 Christian Schröter, Gisela SPD 30.01.2003 Siebert, Bernd CDU/CSU 30.01.2003* Simm, Erika SPD 30.01.2003 Steenblock, Rainder BÜNDNIS 90/ 30.01.2003* DIE GRÜNEN Dr. Thomae, Dieter FDP 30.01.2003 Tritz, Marianne BÜNDNIS 90/ 30.01.2003* DIE GRÜNEN Volquartz, Angelika CDU/CSU 30.01.2003 Wegener, Hedi SPD 30.01.2003* Wicklein, Andrea SPD 30.01.2003 Dr. Wodarg, Wolfgang SPD 30.01.2003* * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenografischen Bericht Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Joachim Stünker


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Meine Damen und Herren! Die bisherige Debatte hat
    mich in meiner tiefen Überzeugung bestätigt, dass der Ge-
    setzgeber mehrfach und gründlich nachdenken muss, be-
    vor er Änderungen im Strafrecht vornimmt; denn das
    Strafrecht ist – daran sollten wir uns immer erinnern – die
    Ultima Ratio des Staates, auf Fehlverhalten seiner Bürge-
    rinnen und Bürger zu reagieren. Dabei gilt es, immer die
    Balance zwischen den Freiheitsrechten jedes Einzelnen
    und seinem berechtigten Anspruch auf persönliche Si-
    cherheit und Unversehrtheit zu halten.

    Dabei müssen wir wiederum das verfassungsrechtliche
    Gebot der Verhältnismäßigkeit beachten. Ich gehe ein-
    mal davon aus, dass Sie diese Abwägung in den 16 Jahren,

    Michaela Noll




    Joachim Stünker
    in denen Sie regiert haben, immer vorgenommen haben;
    denn Sie haben entsprechende Verschärfungen des Se-
    xualstrafrechts – Stichwort Kindesmissbrauch – in dieser
    Zeit nicht vorgenommen. Um es einmal ganz deutlich zu
    sagen: Kindesmissbrauch gibt es nicht erst seit 1998, seit-
    dem wir regieren.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ich möchte auch sehr deutlich sagen – der Kollegin, die
    vor mir gesprochen hat, muss ich da widersprechen –: Wir
    begrüßen es sehr, dass die Bundesregierung gestern – pa-
    rallel zu den strafrechtlichen Regelungen, die wir Ihnen
    vorschlagen – den Aktionsplan zum besseren Schutz von
    Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt vorgelegt
    hat; denn die Frau Justizministerin und die Kollegin
    Schmidt werden mit diesem Aktionsplan der von Ihnen
    eingeforderten Prävention voll und ganz gerecht. Ich darf
    Ihnen sagen, Herr van Essen: Wir unterstützen diese ge-
    samtgesellschaftliche Offensive zum Opferschutz, zum
    besseren Schutz von Kindern, von Schutzbefohlenen und
    von widerstandsunfähigen Menschen. Es handelt sich so-
    zusagen um eine konzertierte Aktion in dem sehr sen-
    siblen Bereich des Sexualstrafrechts.

    Im Rahmen dieser konzertierten Aktion sind die Be-
    stimmungen des Strafrechts, über die wir heute reden, nur
    ein Mosaikstein von vielen. Wir bemühen uns um eine an-
    gemessene Strafandrohung und insbesondere um eine
    verstärkte Kriminalprävention.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Die Überschrift des Paketes, das wir Ihnen hier vorlegen,
    lautet – darin stimme ich Herrn van Essen zu –: Opfer-
    schutz.

    Lassen Sie mich nun etwas zu einem Ihrer Haupt-
    kritikpunkte sagen. Wir haben festgestellt, dass wir in vie-
    len Bereichen Gemeinsamkeiten haben. Während Sie in
    Ihrem Entwurf dem § 176 StGB dogmatisch einen Ver-
    brechenstatbestand zugrunde gelegt haben, liegt ihm in
    unserem Gesetzentwurf im Ergebnis weiterhin ein Ver-
    gehenstatbestand zugrunde. Man kann darüber sicherlich
    weidlich streiten.

    Was haben wir gemacht? Was schlagen wir Ihnen hier
    für die weitere Diskussion und auch für die Sachverstän-
    digenanhörung vor? Wir haben die Strafrahmen bei Miss-
    brauch heraufgesetzt. Zukünftig gibt es in Bezug auf die
    von mir genannten Personengruppen keinen minder
    schweren Fall des sexuellen Missbrauchs mehr. Das heißt,
    Täter kommen nicht mehr mit einer Geldstrafe davon. Ich
    denke, davon geht ein wichtiges Signal aus. Ihr Entwurf
    enthält eine solche Regelung nicht.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Wolfgang Götzer [CDU/ CSU]: Das stimmt doch nicht! Der minder schwere Fall ist selbstverständlich in unserem Entwurf enthalten!)


    – Nein, das ist nicht falsch.
    Des Weiteren wird in unserem Gesetzentwurf der ein-

    fache sexuelle Missbrauch von Kindern als besonders

    schwerwiegender Tatbestand bewertet. Dadurch sollen
    die Handlungen derjenigen erfasst werden, die bisher die
    Schwelle des Eindringens in den Körper nicht überschrit-
    ten haben. Der Bundesgerichtshof hat in diesem Zusam-
    menhang von allgemeinem Tatbestand gesprochen. Mit
    dieser Neuregelung werden die angesprochenen Fälle er-
    fasst. Die Täter werden zukünftig mit einer Freiheitsstrafe
    von – mindestens – einem Jahr bis zu 15 Jahren bestraft.
    Um genau diesen Tatbestand geht es Ihnen; allerdings
    wird dafür nicht die Bezeichnung Verbrechen verwendet.
    Dennoch erzielen wir dieselbe Wirkung.


    (Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: Nur im Strafrahmen, Herr Kollege!)


    – Natürlich.
    Unser Gesetzentwurf enthält zusätzlich den Straftat-

    bestand des Einwirkens auf ein Kind durch Schriften, um
    es zu sexuellen Handlungen zu bringen. Darüber hinaus
    wird sich künftig jemand strafbar machen, der ein Kind
    für einen Missbrauch anbietet, nachzuweisen verspricht
    oder sich mit anderen zu einer solchen Tat verabredet. Wir
    erreichen damit im Ergebnis diejenigen Fälle, um die es in
    der Praxis eigentlich geht, ohne dass wir damit den Tat-
    bestand strafrechtlich dogmatisch zum Verbrechen he-
    raufgestuft haben.

    Warum ist es sinnvoll, diesen Tatbestand nicht zum
    Verbrechen zu erklären? Ich will versuchen, Ihnen auch
    das darzulegen. Es ist deshalb sinnvoll, weil es gerade bei
    sexuellem Missbrauch Fälle gibt – wir alle wissen, dass
    die überwiegende Zahl dieser Taten im familiären Umfeld,
    im nahen persönlichen Umfeld der Opfer geschehen –, in
    denen es notwendig ist, dass man mit den Mitteln der
    §§ 153 ff. StPO – Täter-Opfer-Ausgleich und Ähnli-
    ches – reagieren kann. Entsprechend reagieren kann man
    nicht mehr, wenn ein Verbrechenstatbestand vorliegt.
    Wenn Sie das uns schon nicht glauben wollen, weil für Sie
    alles das, was von Rot-Grün kommt, irgendwie Teufels-
    zeug ist, dann glauben Sie Ihren eigenen Sachverstän-
    digen. Wir haben zu Ihrem Gesetzentwurf, der ja nicht neu
    ist, in der letzten Legislaturperiode, der 14., schon einmal
    eine Sachverständigenanhörung durchgeführt. Da haben
    Ihre Sachverständigen, zum Beispiel Professor Krey aus
    Trier, der ja nun nicht verdächtig ist, Sozialdemokraten
    sehr nahe zu stehen, genau darauf hingewiesen und ge-
    sagt: Seid vorsichtig und begebt euch nicht der Möglich-
    keiten von Mediation und Täter-Opfer-Ausgleich. Wenn
    ihr einen Verbrechenstatbestand schafft, habt ihr sie hin-
    terher nicht mehr. Genau das ist der Hintergrund.


    (Siegfried Kauder [Bad Dürrheim] [CDU/ CSU]: Stimmt doch gar nicht! Das geht auch beim Verbrechen! Das geht nach dem Gesetz!)


    – Lesen Sie das doch nach, Herr Kollege Kauder, dann
    werden Sie es feststellen. Wir können es ja in der Sach-
    verständigenanhörung diskutieren. Es verhält sich genau-
    so, wie ich es gesagt habe.


    (Siegfried Kauder [Bad Dürrheim] [CDU/CSU]: Es stimmt nicht!)


    – Doch.
    Einen weiteren Punkt möchte ich ansprechen: Wir sa-

    gen, dass sich in Zukunft jemand, der einen sexuellen


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    1732


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    Missbrauch, von dem er Kenntnis hat, nicht anzeigt, mög-
    licherweise strafbar macht. Das ist übrigens ein neuer
    Vorschlag von unserer Seite, der in Ihrem Entwurf nicht
    enthalten ist. Sie werfen uns nun vor, wir würden von die-
    sem möglichen Straftatbestand, den Sie gar nicht vorge-
    sehen haben, zu viele Personen ausnehmen. Das ist ja der
    Vorwurf, den Sie, Herr Götzer, heute Mittag hier erhoben
    haben. Wenn Sie in unseren Entwurf hineinschauen, wer-
    den Sie feststellen, dass wir genau den Personenkreis, der
    nach der Strafprozessordnung ein Zeugnisverweige-
    rungsrecht hätte, von der möglichen Strafbarkeit ausneh-
    men. Das ist auch sinnvoll. Sie können doch nicht sagen:
    Du machst dich zwar auf der einen Seite strafbar, wenn du
    das nicht anzeigst, auf der anderen Seite hättest du aber als
    Zeuge vor Gericht die Möglichkeit, das Zeugnis zu ver-
    weigern. Man muss die Zusammenhänge sehen, wenn
    man das Gesetz analysiert. Ich halte auch das für eine sehr
    sinnvolle Regelung und hoffe, dass wir uns darüber in der
    Diskussion noch verständigen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Dann lassen Sie mich noch etwas zu Ihrer Kritik an
    dem Punkt DNA-Analyse sagen. Wir machen meiner
    Meinung nach einen sehr sinnvollen Vorschlag, indem wir
    sagen, dass alle Straftaten, die gegen die sexuelle Selbst-
    bestimmung des Menschen gerichtet sind, zukünftig zum
    Anlass für eine DNA-Analyse genommen werden kön-
    nen, wenn der Richter aufgrund konkreter Tatsachen in
    seiner Prognose zu dem Ergebnis kommt, dieser Täter
    könne zukünftig schwere andere Straftaten begehen. Das
    ist in sich schlüssig. Was Sie wollen, wäre schwierig mit
    dem von mir vorhin schon genannten Gebot, dass Strafen
    oder in diesem Fall Eingriffe immer auch verhältnismäßig
    sein müssen, zu vereinbaren.


    (Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Prävention!)


    Nach Ihrer Konstruktion wäre der Diebstahl von Damen-
    unterwäsche ein Grund, eine DNA-Analyse durchzu-
    führen. Ich denke, unser Vorschlag ist sehr wohl verfas-
    sungsrechtlich ausgewogen. Ich bin gespannt, was die
    Sachverständigen zu unseren Vorschlägen sagen werden.
    Ich bin sehr sicher, dass wir hier auf einem guten Weg
    sind.

    Lassen Sie mich zum Schluss noch Anmerkungen zu
    Themen machen, die Sie auch heute wieder vorgetragen
    haben.

    Erstens. Ausweitung der Telefonüberwachung, § 100 a
    Strafprozessordnung, auf Fälle des sexuellen Missbrauchs.
    Zunächst ist es für mich schwer vorstellbar, wenn man
    meint, auf diese Weise Verabredungen oder Ähnliches am
    Telefon aufdecken zu können. Das erschließt sich mir
    schon vom Praktischen her nicht so ganz; rechtlich be-
    trachtet sage ich Ihnen, wir sollten hier sehr vorsichtig
    sein. Auch Sie kennen wohl das Gutachten, das in Biele-
    feld zum § 100 a der Strafprozessordnung vorgelegt wor-
    den ist, also wie in der Praxis mit diesem hohen Schutz-
    gut umgegangen wird. Wir sollten also sehr vorsichtig
    sein, ehe wir da Änderungen vornehmen. Darum bleiben
    wir dabei, dass wir, bevor nicht eine Gesamtschau der
    Auswirkungen des § 100 a StPO vorliegt, auch mithilfe

    des Gutachtens des Max-Planck-Instituts, hier keinerlei
    Veränderungen vornehmen werden.

    Zweitens zur Sicherungsverwahrung.Wir führen, wie
    ich glaube, heute die fünfte, sechste oder siebte Debatte
    zum Thema Sicherungsverwahrung. Sie bringen dieses
    Thema gebetsmühlenartig immer wieder auf den Tisch.


    (Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: Führen wir sie endlich in die Realität!)


    Nochmals: Die Frage der nachträglichen Sicherungsver-
    wahrung haben wir für uns endgültig mit dem Gesetz, das
    wir hier im letzten Sommer beschlossen haben, abge-
    schlossen. Da haben wir die vorbehaltene Sicherungs-
    verwahrung neu geregelt und ins Strafgesetzbuch aufge-
    nommen.


    (Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Das ist doch etwas anderes!)


    Wenn Sie da mehr wollen, müssen Sie sich an die Länder
    wenden, die für den Personenkreis, der von dieser Rege-
    lung nicht mehr erfasst wird, zuständig sind.


    (Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: Drücken Sie sich nicht vor der Verantwortung!)


    – Wieso? Was heißt „Verantwortung“? Es gibt verfas-
    sungsrechtliche Zuständigkeiten. Die Länder sind ja auch
    sonst immer sehr darauf bedacht, dass wir nicht in ihre
    Zuständigkeiten eingreifen. Das Problem ist nur – deshalb
    sind Sie so nervös –, dass Baden-Württemberg und Bay-
    ern Gesetze verabschiedet haben, die schlecht sind und
    gegenwärtig beim Bundesverfassungsgericht überprüft
    werden. Deshalb möchten Sie Regelungen vom Bundes-
    gesetzgeber haben.

    Einen Satz noch, Frau Präsidentin.



Rede von Dr. h.c. Susanne Kastner
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Aber nur einen kurzen Satz, Herr Kollege Stünker.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Joachim Stünker


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Was die Frage der Sicherungsverwahrung von Heran-

    wachsenden, die von den Gerichten nach allgemeinem
    Strafrecht beurteilt werden, angeht, sind wir der Mei-
    nung – damit gehen wir auch in die Sachverständigen-
    anhörung –, dass hier das von uns geschaffene Instrument
    der vorbehaltenen Sicherungsverwahrung genau die rich-
    tige Lösung ist.

    Schönen Dank.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)