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  • tocInhaltsverzeichnis
    Nachträgliche Glückwünsche zum Geburtstag des Bundesministers Dr. Peter Struck sowie des Abgeordneten Norbert Königshofen . . . . 1665 A Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Wolfgang Spanier . . . . . . . . . . . . . . . . 1665 A Erweiterung der Mitgliederzahl im Ausschuss für Kultur und Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1665 A Wiederwahl der Abgeordneten Ulrike Poppe als Mitglied des Beirats nach § 39 des Stasi- Unterlagen-Gesetzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1665 B Festlegung der Zahl der Mitglieder des Euro- päischen Parlaments, die an den Sitzungen des Ausschusses für die Angelegenheiten der Euro- päischen Union teilnehmen können . . . . . . . . 1665 B Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . . 1665 B Nachträgliche Ausschussüberweisungen . . . . 1666 A Tagesordnungspunkt 3: Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Offen- sive für den Mittelstand (Drucksache 15/351) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1666 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Dagmar Wöhrl, Karl-Josef Laumann, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der CDU/CSU: Grundsätzliche Kehrtwende in derWirt- schaftspolitik statt neuer Sonderregeln – Mittelstand umfassend stärken (Drucksache 15/349) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1666 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Rainer Brüderle, Dr. Hermann Otto Solms, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der FDP: Neue Chancen für den Mittelstand – Rahmen- bedingungen verbessern statt Förder- dschungel ausweiten (Drucksache 15/357) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1666 C Wolfgang Clement, Bundesminister BMWA 1666 D Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 1670 C Fritz Kuhn BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . 1674 A Rainer Brüderle FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1677 A Klaus Brandner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1679 B Dagmar Wöhrl CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 1681 D Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1684 A Gudrun Kopp FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1685 D Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . . 1687 B Christian Lange (Backnang) SPD . . . . . . . . . 1688 A Laurenz Meyer (Hamm) CDU/CSU . . . . . . . 1690 A Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk SPD . . . . . . . . . . . 1692 A Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 1694 B Reinhard Schultz (Everswinkel) SPD . . . . . . 1696 D Alexander Dobrindt CDU/CSU . . . . . . . . . . . 1698 D Tagesordnungspunkt 4: a) Erste Beratung des vom Bundesrat ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum optimalen Fördern und Fordern in Vermittlungsagenturen (OFFENSIV-Gesetz) (Drucksache 15/273) . . . . . . . . . . . . . . 1700 B Plenarprotokoll 15/22 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 22. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003 I n h a l t : b) Erste Beratung des vom Bundesrat ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Fördern und Fordern arbeits- fähiger Sozialhilfeempfänger und Ar- beitslosenhilfebezieher (Fördern-und- Fordern-Gesetz) (Drucksache 15/309) . . . . . . . . . . . . . . 1700 C c) Antrag der Abgeordneten Dr. Heinrich L. Kolb, Daniel Bahr (Münster), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Das Sozialhilferecht gerechter gestal- ten–HilfebedürftigeBürgereffizienter fördern und fordern (Drucksache 15/358) . . . . . . . . . . . . . . 1700 C Silke Lautenschläger, Staatsministerin (Hessen) 1700 D Gerd Andres, Parl. Staatssekretär BMWA . . . 1703 A Dirk Niebel FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1705 A Dr. Thea Dückert BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1706 B Dirk Niebel FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1708 B Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1709 B Johannes Singhammer CDU/CSU . . . . . . . . . 1710 B Thomas Sauer SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1712 A Dr. Heinrich L. Kolb FDP . . . . . . . . . . . . . . . 1713 D Walter Hoffmann (Darmstadt) SPD . . . . . . . . 1715 B Dr. Heinrich L. Kolb FDP . . . . . . . . . . . . 1716 C Wolfgang Meckelburg CDU/CSU . . . . . . . . . 1717 A Karin Roth (Esslingen) SPD . . . . . . . . . . . . . 1719 D Tagesordnungspunkt 12: Überweisungen im vereinfachten Ver- fahren Antrag der Abgeordneten Markus Löning, Daniel Bahr (Münster), weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der FDP: Westsahara- konflikt beilegen – UN-Friedensplan durchsetzen (Drucksache 15/316) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1721 D Tagesordnungspunkt 13: Abschließende Beratungen ohne Aus- sprache a) Zweite Beratung und Schlussabstim- mung über den von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 26. Juli 2001 zwi- schen der Bundesrepublik Deutsch- land und derTschechischen Republik über den Bau einer Grenzbrücke an der gemeinsamen Staatsgrenze in An- bindung an die Bundesstraße B 20 und die Staatsstraße I/26 (Drucksachen 15/12, 15/272) . . . . . . . . 1722 A b)–d) Beschlussempfehlungen des Petitions- ausschusses: Sammelübersichten 8, 9, 10 zu Petitionen (Drucksachen 15/320, 15/321, 15/322) 1722 A e) Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU/CSU, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP: Erneute Über- weisung von Vorlagen aus früheren Wahlperioden (Drucksache 15/345) . . . . . . . . . . . . . . 1722 C Tagesordnungspunkt 5: Wahlvorschlag der Fraktionen der SPD, der CDU/CSU, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP für die vom Deut- schen Bundestag zu entsendenden Mitglie- der des Beirats bei der Regulierungs- behörde für Telekommunikation und Post gemäß § 67 Abs. 1 des Telekommu- nikationsgesetzes (Drucksache 15/356) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1722 C Zusatztagesordnungspunkt 4: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Änderung der Vorschriften über die Straftaten gegen die sexuelle Selbst- bestimmung und zur Änderung anderer Vorschriften (Drucksache 15/350) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1722 D Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . 1722 D Dr. Norbert Röttgen CDU/CSU . . . . . . . . . . . 1724 D Dr. Wolfgang Götzer CDU/CSU . . . . . . . . . . 1725 A Jerzy Montag BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1726 D Jörg van Essen FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1729 A Michaela Noll CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 1730 A Joachim Stünker SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1731 D Siegfried Kauder (Bad Dürrheim) CDU/CSU 1733 D Tagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Dirk Fischer (Hamburg), Eduard Oswald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Transrapid-Projekt Berlin–Ham- burg unverzüglich wieder aufnehmen (Drucksache 15/300) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1735 D Dirk Fischer (Hamburg) CDU/CSU . . . . . . . . 1736 A Angelika Mertens, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1738 B Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 22. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003II Horst Friedrich (Bayreuth) FDP . . . . . . . . . . 1739 D Albert Schmidt (Ingolstadt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1740 D Norbert Königshofen CDU/CSU . . . . . . . . . . 1742 B Reinhard Weis (Stendal) SPD . . . . . . . . . . . . 1743 B Dirk Fischer (Hamburg) CDU/CSU . . . . . 1744 A Renate Blank CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 1746 A Tagesordnungspunkt 7: Antrag der Abgeordneten Hans-Michael Goldmann, Dr. Christel Happach-Kasan, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: EU-Richtlinie zur Haltung von Nutztieren in nationales Recht umsetzen (Drucksache 15/226) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1747 A Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . . . 1747 B Uwe Bartels, Minister (Niedersachsen) . . . . . 1748 C Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . 1750 A Peter H. Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 1751 A Gitta Connemann CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 1751 D Friedrich Ostendorff BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1753 B Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . . . 1755 A Friedrich Ostendorff BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1755 D Georg Schirmbeck CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 1756 A Tagesordnungspunkt 6: Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Norbert Röttgen, Cajus Caesar, weite- ren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Strafgesetz- buches – Graffiti-Bekämpfungsgesetz (Drucksache 15/302) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1757 B Dr. Jürgen Gehb CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 1757 C Hermann Bachmaier SPD . . . . . . . . . . . . . . . 1759 A Jörg van Essen FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1760 C Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1761 B Jörg van Essen FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 1762 C Dr. Christoph Bergner CDU/CSU . . . . . . . . . 1763 A Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1763 D Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär BMJ 1764 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1766 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 1767 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 22. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003 III (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 22. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003 1665 22. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    (A) (C) 1766 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 22. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003 1767 (C) (D) (A) (B) Berninger, Matthias BÜNDNIS 90/ 30.01.2003 DIE GRÜNEN Bindig, Rudolf SPD 30.01.2003* Burchardt, Ulla SPD 30.01.2003 Deittert, Hubert CDU/CSU 30.01.2003* Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 30.01.2003* Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 30.01.2003 Göppel, Josef CDU/CSU 30.01.2003 Granold, Ute CDU/CSU 30.01.2003 Haack (Extertal), Karl SPD 30.01.2003* Hermann Höfer, Gerd SPD 30.01.2003* Hoffmann (Chemnitz), SPD 30.01.2003* Jelena Jäger, Renate SPD 30.01.2003* Jonas, Klaus Werner SPD 30.01.2003* Kelber, Ulrich SPD 30.01.2003* Lanzinger, Barbara CDU/CSU 30.01.2003 Leibrecht, Harald FDP 30.01.2003* Lintner, Eduard CDU/CSU 30.01.2003* Dr. Lucyga, Christine SPD 30.01.2003* Möllemann, Jürgen W. FDP 30.01.2003 Müller (Düsseldorf), SPD 30.01.2003 Michael Rauber, Helmut CDU/CSU 30.01.2003* Rauen, Peter CDU/CSU 30.01.2003 Riester, Walter SPD 30.01.2003* Robbe, Reinhold SPD 30.01.2003 Rupprecht SPD 30.01.2003* (Tuchenbach), Marlene Dr. Scheer, Hermann SPD 30.01.2003* Schmidt (Fürth), CDU/CSU 30.01.2003 Christian Schröter, Gisela SPD 30.01.2003 Siebert, Bernd CDU/CSU 30.01.2003* Simm, Erika SPD 30.01.2003 Steenblock, Rainder BÜNDNIS 90/ 30.01.2003* DIE GRÜNEN Dr. Thomae, Dieter FDP 30.01.2003 Tritz, Marianne BÜNDNIS 90/ 30.01.2003* DIE GRÜNEN Volquartz, Angelika CDU/CSU 30.01.2003 Wegener, Hedi SPD 30.01.2003* Wicklein, Andrea SPD 30.01.2003 Dr. Wodarg, Wolfgang SPD 30.01.2003* * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenografischen Bericht Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Jörg van Essen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Herr Kollege Montag, wir führen ja die erste Lesung
    durch, weshalb es nicht um die Frage der Zustimmung
    zum Gesetzentwurf, sondern um eine erste Bewertung
    dessen, was Sie vorgelegt haben, geht.

    Vor einigen Wochen konnten wir in einem Hamburger
    Nachrichtenmagazin die Geschichte lesen, dass ein
    Kunsterzieher in einer niedersächsischen Stadt offen-
    sichtlich über 30 Jahre hinweg männliche Jugendliche se-
    xuell missbraucht hatte, ohne dass diese Tatsache in den
    30 Jahren irgendwann einmal zur Sprache gekommen und
    diesem Täter das Handwerk gelegt worden ist. Erst vor
    wenigen Monaten ist es durch Jugendliche, die miss-
    braucht worden sind, zur Anzeige gekommen.

    Das macht Folgendes deutlich: Der Schwerpunkt der
    Überlegungen bezüglich der notwendigen Verhinderung
    von sexuellem Missbrauch muss darin liegen, Kinder und
    Jugendliche, die Opfer sind, in ihrer Bereitschaft zu stär-
    ken, diese Taten anzuzeigen und sich dagegen zu wehren.


    (Beifall bei der FDP, der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Ich habe bereits in einer Debatte, die wir dazu vor einigen
    Monaten geführt haben, erklärt, dass für uns Liberale ein-
    deutig dort der Schwerpunkt liegt.

    Es hat mich gefreut, dass Sie, Frau Ministerin, aber
    auch einige meiner Vorredner dies heute angesprochen
    haben. Ich habe es bedauert, dass der Aspekt, Kinder stär-
    ker zu machen, beim Kollegen Götzer von der CDU/CSU
    leider überhaupt keine Rolle gespielt hat.


    (Dr. Wolfgang Götzer [CDU/CSU]: Doch!)

    Ich bin aber sicher – das habe ich auch Ihrem Beifall ent-
    nommen –, dass wir in diesem Punkt nicht auseinander
    sind.


    (Joachim Stünker [SPD]: Sehr gut!)

    Deshalb sollten wir das praktizieren, was wir in diesen

    Fragen in der Vergangenheit aus gutem Grunde praktiziert
    haben: sachlich und fair zu prüfen und das umzusetzen,
    was wirklich zu einem Fortschritt führt.


    (Beifall des Abg. Joachim Stünker [SPD])

    Ich will für die FDP deutlich signalisieren, dass es auch
    unser Interesse ist, dies zu tun. Sie werden unsere Unter-
    stützung für alle Maßnahmen bekommen, bei denen es
    wirklich einen Fortschritt in unserem Bemühen gibt, se-
    xuellen Missbrauch von Kindern so weit wie möglich zu
    verhindern.

    Ich weiß, dass wir die Fragen, die auch heute wieder
    zur Diskussion stehen, in den vergangenen Jahren sehr
    häufig diskutiert haben. Trotzdem sage ich: Wir sind in
    der Verpflichtung, alle aufgeworfenen Fragen immer wie-
    der neu zu prüfen. Wenn neue vernünftige Argumente vor-

    getragen werden, dann müssen wir möglicherweise zu ei-
    ner anderen Antwort kommen, als das vor zwei oder drei
    Jahren der Fall war.

    Dazu tragen natürlich auch technische Entwicklungen
    bei. Sie, Frau Ministerin, haben vorhin ein Beispiel ge-
    nannt. Dadurch, dass immer mehr Menschen Zugang zum
    Internet haben, ergibt sich ganz automatisch, dass zum
    Beispiel Kinderpornographie im Internet einen völlig an-
    deren Stellenwert hat, als das noch vor mehreren Jahren der
    Fall war. Darauf gehört eine strafrechtliche Antwort. Wenn
    wir sehen, dass zu diesem Punkt im Strafrecht Lücken sind,
    muss selbstverständlich dafür gesorgt werden, dass diese
    Lücken geschlossen werden. Wir sind dazu bereit.

    Im Übrigen erleben wir, dass in einem Bereich große
    technische Fortschritte gemacht werden, nämlich bei der
    Auswertung von Gendaten. Immer wieder können wir le-
    sen, dass beispielsweise Morde, die vor vielen Jahren ge-
    schehen sind, durch die Fortschritte in der Gentechnik
    aufgeklärt werden. Das ist gut so. Deshalb sind wir auch
    im Bereich der stärkeren Nutzung von Gentechnik offen
    für Gespräche.

    Ich will mich nicht zum Anwalt von Tätern machen.
    Wer weiß, dass ich von Haus aus Oberstaatsanwalt bin,
    dem ist klar, dass ich meinen Beruf verfehlt hätte, wenn
    das so wäre.


    (Joachim Stünker [SPD]: Sie sind unverdächtig!)


    Trotzdem will ich in dieser ersten Debatte ein paar Fragen
    in die Diskussion stellen. Der Strafrahmen soll erweitert
    werden. Einen Punkt, den Sie angesprochen haben, halte
    ich tatsächlich für nachdenkenswert, Herr Montag, näm-
    lich dass eine Geldstrafe kleinere und mittlere Krimina-
    lität signalisiert. Wir besitzen durchaus das Instrumenta-
    rium, auch kleineren Fällen gerecht zu werden. Deshalb
    finde ich es nachdenkenswert, in diesem Bereich auf
    Geldstrafe zu verzichten, weil das ein falsches Signal
    wäre.

    Wenn wir aber den Strafrahmen erweitern, wenn wir
    schärfere Strafen, so wie sie in der Bevölkerung nach
    Sexualstraftaten immer gefordert werden, in das Gesetz
    hineinschreiben, dann müssen wir dazu sagen, dass wir
    als Gesetzgeber keinerlei Möglichkeiten haben, dafür zu
    sorgen, dass diese schärferen Strafen verhängt werden.
    Das ist eine Entscheidung des Richters. Wir sollten nicht
    den Eindruck erwecken, dass wir für schärfere Strafen
    sorgen könnten. Wofür wir sorgen und wofür wir das Be-
    wusstsein schärfen können, ist, dass Richter diese Ange-
    legenheit nicht als Bagatelle ansehen. Ein Beispiel dafür
    habe ich gerade genannt. Herr Montag hat es ausgeführt.
    Ich brauche es nicht noch einmal zu tun.

    Ich habe aber das Gefühl – auch das will ich in dieser
    Debatte ansprechen –, dass im Regelfall Gott sei Dank im
    Bereich des sexuellen Missbrauchs von Kindern harte
    Strafen verhängt werden. Aus diesem Grunde werden wir
    sorgfältig prüfen, ob wir tatsächlich zu einer Verbesserung
    der Situation kommen.

    Ich möchte noch einen anderen Punkt mit einem Fra-
    gezeichen versehen. Ich möchte wie die Ministerin, die
    Koalition und die gesamte Opposition, dass Menschen




    Jörg van Essen
    Straftaten früher anzeigen. Ich möchte sie dazu ermuti-
    gen, dies zu tun. Ob wir das allerdings mit einem Straftat-
    bestand erreichen, möchte ich als fraglich ansehen. Die
    Menschen sind natürlich in einer Zwickmühle. Sagen sie
    zu früh etwas, wird möglicherweise der strafrechtliche
    Vorwurf der falschen Verdächtigung erhoben. Auf der
    anderen Seite besteht die Gefahr, dass sie etwas nicht an-
    zeigen. Ob hier aber das Schwert des Strafrechts richtig
    ist, erscheint mir fraglich.

    Wir sind für die Argumente offen, die in der Diskussion
    vorgebracht werden. Der bisherigen Debatte habe ich ent-
    nommen, dass wir alle den Wunsch haben, auf dem Weg,
    Kinder besser zu schützen, ein Stück voranzukommen.
    Wir werden dabei helfen.

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD, der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. h.c. Susanne Kastner
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Nächste Rednerin ist die Kollegin Michaela Noll,

CDU/CSU-Fraktion.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Michaela Tadjadod


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Frau Präsidentin! Liebe Kollegen und Kolleginnen!

    Der Umgang mit Sexualität stellt jede Gesellschaft auf die
    Probe. Umgang mit Sexualstraftaten ist die Zerreißprobe.
    „Wegschließen, und zwar für immer“ lautet ein Zitat ei-
    nes Juristen: von keinem Geringerem als dem Bundes-
    kanzler Schröder. Eine umstrittene Äußerung – unsach-
    lich, aber medienwirksam.

    Was wollen wir eigentlich? – Wir wollen eine von Hu-
    manität und christlichen Werten geprägte Gesellschaft,
    die den Straftäter menschlich behandelt. Insoweit muss
    sie zwingend auch den Sexualstraftäter menschlich be-
    handeln. Wir haben aber alle die Erfahrung machen müs-
    sen, dass gerade Sexualstraftäter immer wieder rückfällig
    wurden und neue Opfer schufen.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, nicht an ihren Wor-
    ten, sondern an ihren Taten sollt ihr sie erkennen. Bis vor-
    gestern tat sich gar nichts. Aber das hat sich buchstäblich
    über Nacht geändert.


    (Jörg van Essen [FDP]: Die christlich-liberale Koalition hat enorme Fortschritte gemacht!)


    Der Entwurf der Koalitionsfraktionen liegt nun vor. In
    einzelnen Vorschlägen finden wir von der Union uns wie-
    der. Das gibt Hoffnung.

    Die Vorgehensweise allerdings spricht nicht dafür, dass
    Sie tatsächlich an einer konstruktiven Zusammenarbeit
    mit der Union interessiert sind. Wie lässt es sich sonst er-
    klären, dass der Gesetzentwurf erst dpa vorgelegt wurde?


    (Joachim Stünker [SPD]: Stimmt doch gar nicht!)


    Nahe liegend wäre es, zu vermuten, dass es Ihnen auch
    hier nicht um die Sache, sondern nur um den Applaus in
    der Öffentlichkeit geht. Ist vielleicht der 2. Februar der

    Grund? Das ist kein guter parlamentarischer Stil, generell
    nicht und schon gar nicht in diesen speziellen Fragen.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie man es macht, ist es verkehrt!)


    Die Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs in sämt-
    lichen Formen ist uns doch allen ein gemeinsames Anlie-
    gen. Daher ist ein sachlicher Austausch im Interesse eines
    breiten politischen und gesellschaftlichen Konsenses zu
    empfehlen.

    Der Entwurf ist in zu vielen Punkten täterorientiert und
    zu wenig opferorientiert.


    (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Welcher?)


    Warum fällt es Ihnen so schwer, die Grundtatbestände des
    sexuellen Missbrauchs nach § 176 Abs. 1 und 2 StGB von
    Kindern als Verbrechen einzustufen? Durch diese Straf-
    schärfung würde zugleich erreicht, dass für diese Form
    des Kindesmissbrauchs bereits die Verabredung und der
    Anstiftungsversuch unter Strafe gestellt werden könnten.
    Ihre Erklärungsversuche, sehr geehrter Herr Montag, kön-
    nen wir an dieser Stelle nicht nachvollziehen. Der vorlie-
    gende Entwurf stellt in diesem Punkt nur einen Kompro-
    miss dar. Auf die generelle Anhebung wurde verzichtet.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, eines der wichtigsten
    Instrumente in unserem Strafrecht ist die Sicherungsver-
    wahrung.


    (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was? – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Völlig abwegig! – Joachim Stünker [SPD]: Das tut weh!)


    Warum hat die Ministerin in der Plenardebatte am 14. No-
    vember 2002 erklärt, dass sie es für richtig halte, die Si-
    cherungsverwahrung auch für Heranwachsende vorzuse-
    hen? Frau Ministerin, Sie haben doch erklärt, dass es
    besonders gefährliche frühkriminelle Haupttäter gebe und
    dass wir für solche Fälle eine Sicherungsverwahrung
    für Heranwachsende vorsehen sollten. Was tun Sie denn
    mit diesen tickenden Zeitbomben? Das wird im vorlie-
    genden Entwurf mit keinem Wort mehr erwähnt. Wie sieht
    es denn nun aus? Was ist denn Ihre Meinung dazu? Steht
    die SPD nach wie vor auf dem Standpunkt, die Siche-
    rungsverwahrung für Heranwachsende sei notwendig?
    Liegt es nicht nahe, dass dieser Punkt um des Koalitions-
    friedens willen geopfert wurde?


    (Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: So ist es!)

    Frau Ministerin, in Ihrem Interview in der „Bild am

    Sonntag“ haben Sie betont, Ihnen sei es ein besonderes
    Anliegen, sexuellen Missbrauch an Frauen, Kindern und
    Behinderten zu bekämpfen.


    (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und an Jungen!)


    Dem können wir nur zustimmen. Aber wir sollten nicht
    vergessen, dass die frühere CDU/CSU-geführte Bundes-
    regierung bereits 1998 ein umfassendes Strafrechtsän-
    derungsgesetz verabschiedet hat.


    (Joachim Stünker [SPD]: Bruch haben Sie gemacht!)



    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    1730


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    Darin ging es uns um zwei zentrale Punkte: Der eine be-
    traf den Schutz von Behinderten vor Kriminalität, der
    andere die Erweiterung der Sicherungsverwahrung. Das
    heißt, wir haben kontinuierlich für den Schutz der
    Schwächeren in unserer Gesellschaft gearbeitet.

    Was wollen Sie mit der Erweiterung der Ausnahme-
    regelung des § 139 Abs. 3 Satz 2 StGB wirklich schützen?
    Warum reicht Ihnen ein „ernsthaftes Bemühen“, die Tat ab-
    zuwenden, aus, um von einer Anzeigepflicht abzusehen?


    (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat der Kollege van Essen versucht zu erklären!)


    Warum wollen Sie einen so großen Personenkreis aus der
    Verantwortung entlassen? Wollen Sie tatsächlich den El-
    tern eines Opfers erklären: Der Psychotherapeut hat sich
    zwar bemüht, aber leider ist es dennoch zu der grauen-
    vollen Tat gekommen? Erwarten Sie für eine solche Er-
    klärung bitte kein Verständnis. Sie werden es nicht be-
    kommen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Sie müssen sich schon die Frage gefallen lassen, in-
    wieweit Sie dem Vertrauensverhältnis zum Täter einen
    höheren Stellenwert beimessen als der Verbrechensverhü-
    tung. Das, was Sie in ihrem Gesetzentwurf vorsehen, führt
    zu einer ausgesprochenen Täterorientierung. Die Opfer-
    orientierung kommt dagegen zu kurz.

    Leider ist auch bei dem jetzt vorliegenden Entwurf
    festzustellen, dass die jährlich Tausenden sexuellen Über-
    griffe auf Kinder und Frauen, die direkt hinter der Haustür
    geschehen, nicht wahrgenommen werden. Oftmals ge-
    schehen sie im so genannten sozialen Umfeld, im Nahfeld
    der Familie, im Verwandten- oder Bekanntenkreis.


    (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Meistens!)


    Im Bereich des sexuellen Missbrauchs von Kindern und
    Jugendlichen kommen rund 94 Prozent der Täter aus der
    Familie und ihrer Umgebung und nur 6 Prozent der Täter
    sind Fremde. Auch noch heute werden diese Formen der
    sexuellen Übergriffe in unserer Gesellschaft nicht wahr-
    genommen und tabuisiert. Diese Erkenntnis versucht die
    Bundesjustizministerin jetzt umzusetzen, indem sie einen
    wirksameren Schutz der Kinder dadurch erreichen
    möchte, dass sich alle in der Gesellschaft verantwortlich
    fühlen und kümmern. Der Altbundespräsident Roman
    Herzog, der Vorsitzende der Stiftung „Bündnis für Kin-
    der – gegen Gewalt“, hat sich in der gleichen Art und
    Weise geäußert. Er sagte:

    Wenn jeder mit wachem Auge auf seine Umgebung
    schaute, wäre es eher möglich, solche Verbrechen zu
    verhindern.

    Dem stimmen wir uneingeschränkt zu.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)

    Opferschutz vor Täterschutz, das muss besonders in

    den Fällen gelten, in denen der Täter aus dem unmittel-
    baren sozialen Umfeld des Kindes stammt. Das, was ich

    an diesem Punkt bei Ihnen vermisse, ist, dass auf den Ge-
    danken der Vorbeugung oder der Prävention eingegan-
    gen wird. Dabei ist gerade hier der Aspekt, Kinder stark
    zu machen, von grundlegender Bedeutung. Wir sind hier
    auf Ihrer Seite, Herr Kollege van Essen. Es ist wichtig,
    dass sich Kinder wehren, sich offenbaren und bereits bei
    den ersten Versuchen offensiv damit umgehen, also selbst
    aktiv werden, um sich zu schützen. Jeder Kriminalbeamte
    und Psychologe kann Ihnen bestätigen, dass es wichtig ist,
    einem potenziellen Täter gegenüber Selbstbewusstsein
    und Sicherheit auszustrahlen. Täter suchen keine Gegner.
    Täter suchen Opfer.


    (Jörg van Essen [FDP]: So ist es!)

    Kinder müssen auch ihren nahen Angehörigen Grenzen
    aufzeigen und den Mut haben, Nein zu sagen.

    Wir müssen im Bereich der Erziehung sowohl die Kin-
    der als auch die Eltern stärken. Das besondere Vertrau-
    ensverhältnis zwischen Eltern und Kindern ist die Grund-
    lage für eine erfolgreiche Prävention.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Aber diese wichtige Erkenntnis ist in Ihrem Entwurf voll-
    ständig unter den Tisch gefallen. Sie haben in der Debatte
    über unseren Gesetzentwurf am 14. November einen ver-
    besserten Opferschutz angekündigt. Ihr Gesetzentwurf
    lässt aber die Belange der Opfer nach meinem Dafür-
    halten außer Acht.

    Abschließend möchte ich feststellen: Ihr Gesetzent-
    wurf enthält zwar einige diskussionswürdige Punkte.
    Aber dem eigentlichen Ziel sind wir nur einen kleinen
    Schritt näher gekommen. Fazit: Ihr Koalitionsentwurf ist
    zwar umfangreich, aber nicht aufschlussreich. Mit Ihrem
    Gesetzentwurf haben Sie nicht alles getan, was Sie tun
    können. Handeln Sie endlich! Es ist höchste Zeit.

    Danke.

    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)