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ID1502205000

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    Nachträgliche Glückwünsche zum Geburtstag des Bundesministers Dr. Peter Struck sowie des Abgeordneten Norbert Königshofen . . . . 1665 A Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Wolfgang Spanier . . . . . . . . . . . . . . . . 1665 A Erweiterung der Mitgliederzahl im Ausschuss für Kultur und Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1665 A Wiederwahl der Abgeordneten Ulrike Poppe als Mitglied des Beirats nach § 39 des Stasi- Unterlagen-Gesetzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1665 B Festlegung der Zahl der Mitglieder des Euro- päischen Parlaments, die an den Sitzungen des Ausschusses für die Angelegenheiten der Euro- päischen Union teilnehmen können . . . . . . . . 1665 B Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . . 1665 B Nachträgliche Ausschussüberweisungen . . . . 1666 A Tagesordnungspunkt 3: Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Offen- sive für den Mittelstand (Drucksache 15/351) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1666 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Dagmar Wöhrl, Karl-Josef Laumann, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der CDU/CSU: Grundsätzliche Kehrtwende in derWirt- schaftspolitik statt neuer Sonderregeln – Mittelstand umfassend stärken (Drucksache 15/349) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1666 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Rainer Brüderle, Dr. Hermann Otto Solms, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der FDP: Neue Chancen für den Mittelstand – Rahmen- bedingungen verbessern statt Förder- dschungel ausweiten (Drucksache 15/357) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1666 C Wolfgang Clement, Bundesminister BMWA 1666 D Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 1670 C Fritz Kuhn BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . 1674 A Rainer Brüderle FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1677 A Klaus Brandner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1679 B Dagmar Wöhrl CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 1681 D Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1684 A Gudrun Kopp FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1685 D Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . . 1687 B Christian Lange (Backnang) SPD . . . . . . . . . 1688 A Laurenz Meyer (Hamm) CDU/CSU . . . . . . . 1690 A Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk SPD . . . . . . . . . . . 1692 A Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 1694 B Reinhard Schultz (Everswinkel) SPD . . . . . . 1696 D Alexander Dobrindt CDU/CSU . . . . . . . . . . . 1698 D Tagesordnungspunkt 4: a) Erste Beratung des vom Bundesrat ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum optimalen Fördern und Fordern in Vermittlungsagenturen (OFFENSIV-Gesetz) (Drucksache 15/273) . . . . . . . . . . . . . . 1700 B Plenarprotokoll 15/22 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 22. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003 I n h a l t : b) Erste Beratung des vom Bundesrat ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Fördern und Fordern arbeits- fähiger Sozialhilfeempfänger und Ar- beitslosenhilfebezieher (Fördern-und- Fordern-Gesetz) (Drucksache 15/309) . . . . . . . . . . . . . . 1700 C c) Antrag der Abgeordneten Dr. Heinrich L. Kolb, Daniel Bahr (Münster), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Das Sozialhilferecht gerechter gestal- ten–HilfebedürftigeBürgereffizienter fördern und fordern (Drucksache 15/358) . . . . . . . . . . . . . . 1700 C Silke Lautenschläger, Staatsministerin (Hessen) 1700 D Gerd Andres, Parl. Staatssekretär BMWA . . . 1703 A Dirk Niebel FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1705 A Dr. Thea Dückert BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1706 B Dirk Niebel FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1708 B Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1709 B Johannes Singhammer CDU/CSU . . . . . . . . . 1710 B Thomas Sauer SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1712 A Dr. Heinrich L. Kolb FDP . . . . . . . . . . . . . . . 1713 D Walter Hoffmann (Darmstadt) SPD . . . . . . . . 1715 B Dr. Heinrich L. Kolb FDP . . . . . . . . . . . . 1716 C Wolfgang Meckelburg CDU/CSU . . . . . . . . . 1717 A Karin Roth (Esslingen) SPD . . . . . . . . . . . . . 1719 D Tagesordnungspunkt 12: Überweisungen im vereinfachten Ver- fahren Antrag der Abgeordneten Markus Löning, Daniel Bahr (Münster), weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der FDP: Westsahara- konflikt beilegen – UN-Friedensplan durchsetzen (Drucksache 15/316) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1721 D Tagesordnungspunkt 13: Abschließende Beratungen ohne Aus- sprache a) Zweite Beratung und Schlussabstim- mung über den von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 26. Juli 2001 zwi- schen der Bundesrepublik Deutsch- land und derTschechischen Republik über den Bau einer Grenzbrücke an der gemeinsamen Staatsgrenze in An- bindung an die Bundesstraße B 20 und die Staatsstraße I/26 (Drucksachen 15/12, 15/272) . . . . . . . . 1722 A b)–d) Beschlussempfehlungen des Petitions- ausschusses: Sammelübersichten 8, 9, 10 zu Petitionen (Drucksachen 15/320, 15/321, 15/322) 1722 A e) Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU/CSU, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP: Erneute Über- weisung von Vorlagen aus früheren Wahlperioden (Drucksache 15/345) . . . . . . . . . . . . . . 1722 C Tagesordnungspunkt 5: Wahlvorschlag der Fraktionen der SPD, der CDU/CSU, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP für die vom Deut- schen Bundestag zu entsendenden Mitglie- der des Beirats bei der Regulierungs- behörde für Telekommunikation und Post gemäß § 67 Abs. 1 des Telekommu- nikationsgesetzes (Drucksache 15/356) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1722 C Zusatztagesordnungspunkt 4: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Änderung der Vorschriften über die Straftaten gegen die sexuelle Selbst- bestimmung und zur Änderung anderer Vorschriften (Drucksache 15/350) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1722 D Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . 1722 D Dr. Norbert Röttgen CDU/CSU . . . . . . . . . . . 1724 D Dr. Wolfgang Götzer CDU/CSU . . . . . . . . . . 1725 A Jerzy Montag BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1726 D Jörg van Essen FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1729 A Michaela Noll CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 1730 A Joachim Stünker SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1731 D Siegfried Kauder (Bad Dürrheim) CDU/CSU 1733 D Tagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Dirk Fischer (Hamburg), Eduard Oswald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Transrapid-Projekt Berlin–Ham- burg unverzüglich wieder aufnehmen (Drucksache 15/300) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1735 D Dirk Fischer (Hamburg) CDU/CSU . . . . . . . . 1736 A Angelika Mertens, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1738 B Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 22. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003II Horst Friedrich (Bayreuth) FDP . . . . . . . . . . 1739 D Albert Schmidt (Ingolstadt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1740 D Norbert Königshofen CDU/CSU . . . . . . . . . . 1742 B Reinhard Weis (Stendal) SPD . . . . . . . . . . . . 1743 B Dirk Fischer (Hamburg) CDU/CSU . . . . . 1744 A Renate Blank CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 1746 A Tagesordnungspunkt 7: Antrag der Abgeordneten Hans-Michael Goldmann, Dr. Christel Happach-Kasan, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: EU-Richtlinie zur Haltung von Nutztieren in nationales Recht umsetzen (Drucksache 15/226) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1747 A Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . . . 1747 B Uwe Bartels, Minister (Niedersachsen) . . . . . 1748 C Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . 1750 A Peter H. Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 1751 A Gitta Connemann CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 1751 D Friedrich Ostendorff BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1753 B Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . . . 1755 A Friedrich Ostendorff BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1755 D Georg Schirmbeck CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 1756 A Tagesordnungspunkt 6: Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Norbert Röttgen, Cajus Caesar, weite- ren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Strafgesetz- buches – Graffiti-Bekämpfungsgesetz (Drucksache 15/302) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1757 B Dr. Jürgen Gehb CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 1757 C Hermann Bachmaier SPD . . . . . . . . . . . . . . . 1759 A Jörg van Essen FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1760 C Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1761 B Jörg van Essen FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 1762 C Dr. Christoph Bergner CDU/CSU . . . . . . . . . 1763 A Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1763 D Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär BMJ 1764 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1766 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 1767 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 22. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003 III (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 22. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003 1665 22. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    (A) (C) 1766 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 22. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003 1767 (C) (D) (A) (B) Berninger, Matthias BÜNDNIS 90/ 30.01.2003 DIE GRÜNEN Bindig, Rudolf SPD 30.01.2003* Burchardt, Ulla SPD 30.01.2003 Deittert, Hubert CDU/CSU 30.01.2003* Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 30.01.2003* Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 30.01.2003 Göppel, Josef CDU/CSU 30.01.2003 Granold, Ute CDU/CSU 30.01.2003 Haack (Extertal), Karl SPD 30.01.2003* Hermann Höfer, Gerd SPD 30.01.2003* Hoffmann (Chemnitz), SPD 30.01.2003* Jelena Jäger, Renate SPD 30.01.2003* Jonas, Klaus Werner SPD 30.01.2003* Kelber, Ulrich SPD 30.01.2003* Lanzinger, Barbara CDU/CSU 30.01.2003 Leibrecht, Harald FDP 30.01.2003* Lintner, Eduard CDU/CSU 30.01.2003* Dr. Lucyga, Christine SPD 30.01.2003* Möllemann, Jürgen W. FDP 30.01.2003 Müller (Düsseldorf), SPD 30.01.2003 Michael Rauber, Helmut CDU/CSU 30.01.2003* Rauen, Peter CDU/CSU 30.01.2003 Riester, Walter SPD 30.01.2003* Robbe, Reinhold SPD 30.01.2003 Rupprecht SPD 30.01.2003* (Tuchenbach), Marlene Dr. Scheer, Hermann SPD 30.01.2003* Schmidt (Fürth), CDU/CSU 30.01.2003 Christian Schröter, Gisela SPD 30.01.2003 Siebert, Bernd CDU/CSU 30.01.2003* Simm, Erika SPD 30.01.2003 Steenblock, Rainder BÜNDNIS 90/ 30.01.2003* DIE GRÜNEN Dr. Thomae, Dieter FDP 30.01.2003 Tritz, Marianne BÜNDNIS 90/ 30.01.2003* DIE GRÜNEN Volquartz, Angelika CDU/CSU 30.01.2003 Wegener, Hedi SPD 30.01.2003* Wicklein, Andrea SPD 30.01.2003 Dr. Wodarg, Wolfgang SPD 30.01.2003* * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenografischen Bericht Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Johannes Singhammer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Her-

    ren! Der Redner der Bundesregierung, Herr Staatssekretär
    Andres, und Frau Dr. Dückert haben kritisiert, dass diese
    Debatte hier stattfindet, und gesagt, das alles sei ein Wie-
    derholungseffekt, die vorgelegten Gesetzentwürfe seien
    unnötig und im Übrigen sei die Problematik bereits gere-
    gelt. Ich sage Ihnen Folgendes: Wir werden nach exakt
    viereinhalb Jahren rot-grüner Bundesregierung am Ende
    dieses Monats exakt 4,5 Millionen Arbeitslose haben.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Oh, wenn man das hochrechnet!)


    Deshalb halte ich diese Problematik nicht für geregelt. Es
    geht um die Schicksalsfrage für Deutschland. Wir müssen
    uns Gedanken darüber machen, wie es besser wird.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dirk Niebel [FDP]: Hoffentlich regieren die nicht acht Jahre! Wenn man das hochrechnet!)


    Die Debatte ist Ihnen unangenehm, weil alle Ihre Re-
    zepte erkennbar gescheitert sind. Wäre es anders, hätten
    wir nicht das ständige Wachsen der Arbeitslosenzahlen.
    Auch der Jahreswirtschaftsbericht von gestern war alles
    andere als hoffnungweckend. Der Bundeswirtschaftsmi-
    nister hat die Wachstumsprognosen korrigiert. Prognos-
    tiziert wird nun ein Wachstum von 1 Prozent.

    Ich möchte an dieser Stelle erinnern: Noch vor weni-
    gen Wochen, nämlich am 5. Dezember, hat der gleiche

    Bundeswirtschaftsminister an dieser Stelle an die Opposi-
    tion gewandt erklärt:

    Nicht einmal 1,5 Prozent Wachstum, wie Sie es,
    meine Damen und Herren von der Opposition, im
    Schnitt zwischen 1995 und 1998 trotz boomender
    US-Konjunktur eingefahren haben – das ist einfach
    zu wenig.

    Meine Damen und Herren, das erwartete Wachstum von
    1 Prozent ist auch zu wenig. Es wird wahrscheinlich noch
    weniger werden. Allein bei einem um ein halbes Prozent
    geringeren Wachstum sind 3Milliarden Euro an Steueraus-
    fällen und eine gesamtstaatliche Belastung von fast 5 Mil-
    liarden Euro zu erwarten. Das bedeutet: mehr Arbeitslose,
    noch weniger Beschäftigung, mehr Steuerausfälle und
    mehr Finanzprobleme. Die Arbeitsmarktkatastrophe und
    die Wirtschaftsmisere dulden keinen Aufschub mehr.

    Wir haben in Deutschland kein Analyseproblem, son-
    dern wir haben ein Umsetzungsproblem. Deshalb bringen
    wir heute diese zwei Gesetzentwürfe in den Bundestag
    ein: das Gesetz zum optimalen Fördern und Fordern in
    Vermittlungsagenturen und das Gesetz zum Fördern und
    Fordern arbeitsfähiger Sozialhilfeempfänger und Arbeits-
    losenhilfebezieher. Dahinter steckt eine klare Konzep-
    tion: Wer arbeitet, soll immer mehr in der Tasche haben
    als derjenige, der nicht arbeitet. Wer die Ärmel aufkrem-
    pelt und mitmacht, der soll besser leben als jemand, der
    von staatlichen Transferleistungen lebt.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Das ist ein geschlossenes Konzept. Deshalb bitten wir Sie
    eindringlich, nicht bei halben Sachen zu bleiben.

    Sie haben immerhin zwei Säulen unseres vorgeschla-
    genen Drei-Säulen-Modells akzeptiert, und zwar die Steu-
    erbefreiung bei Mini-Jobs bis 400 Euro und das so ge-
    nannte Einschleifmodell, das heißt, mit geringeren
    Lohnnebenkosten zu beginnen, um den Einstieg in ein re-
    guläres Arbeitsverhältnis zu erleichtern. Das ist gut so. Ich
    bitte Sie jetzt aber, auch die dritte Säule – darum geht es in
    diesem Gesetzespaket –, nämlich das Lohnabstands-
    gebot zu regeln. Ohne die dritte Säule werden die beiden
    anderen nicht die gewünschte Wirkung haben. Deshalb ist
    das so entscheidend und deshalb legen wir so viel Wert da-
    rauf, dass heute auch diese dritte Säule auf den Weg ge-
    bracht wird.

    Im Übrigen brauchen Sie nicht allzu weit zurückzu-
    blicken. Sie haben unsere Anträge zu dem früheren 630-
    DM-Gesetz und zur Scheinselbstständigkeit zunächst
    auch immer abgelehnt, sie für überflüssig erachtet, sie als
    Teufelszeug bezeichnet, und dann haben Sie zugestimmt.
    Ich zitiere noch einmal den Kollegen Peter Dreßen; er hat
    am 12. November 1999 gesagt:

    Der Gipfel Ihrer Alternativvorschläge ist ... , dass ...
    wir das 630-DM-Gesetz zurückziehen sollen.

    Sie haben weitere drei Jahre gebraucht und unermess-
    licher Schaden ist in Deutschland eingetreten, dann haben
    Sie es zurückgezogen. Warten Sie bei der dritten Säule
    nicht so lange, sondern schließen Sie sich unserem Pro-
    gramm an, meine sehr verehrten Damen und Herren!


    (Beifall bei der CDU/CSU)



    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    1710


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    Die Ziele unserer Entwürfe sind klar:
    Erstens. Statt eines Daueraufenthalts im zweiten Ar-

    beitsmarkt – bei ABM und bei ständiger Fort- und Wei-
    terbildung – wollen wir einen Wiedereintritt in den ersten
    Arbeitsmarkt fördern.

    Zweitens. Wir wollen die Arbeitsaufnahme finanzie-
    ren, anstatt die Arbeitslosigkeit zu subventionieren.

    Drittens. Eigeninitiative soll belohnt, eigene Leistung
    und staatliche Gegenleistung sollen stärker miteinander
    verknüpft werden.

    Viertens. Mit einer sinnvollen Verzahnung von Löhnen
    und Zuschuss – so genannten Kombilöhnen – wollen wir
    die Bereitschaft arbeitsfähiger Hilfeempfänger stärken,
    selbst aktiv zu werden, selbst mitzumachen.

    Wir erheben keinen Anspruch auf das politische Copy-
    right. Uns liegt Deutschland am Herzen. Wenn Sie unsere
    Entwürfe Punkt für Komma so übernehmen, wie wir sie
    vorschlagen, dann wird sich die Situation in Deutschland
    bessern. Darüber würden wir uns freuen.

    Es ist aber auch klar, dass Deutschland nicht allein
    durch die Umsetzung dieser Pläne wieder eine blühende
    Landschaft wird. Zuallererst ist es deshalb nötig, dafür
    Sorge zu tragen, dass uns nicht weitere falsche Entschei-
    dungen in eine wirtschaftspolitisch falsche Richtung
    führen. Vor kurzem ist vom Chef des Deutschen Gewerk-
    schaftsbundes öffentlich eine Reihe von Vorschlägen ge-
    macht worden. Diese werden von der Bundesregierung
    immer sehr ernst genommen, denn viele Kolleginnen und
    Kollegen der SPD-Bundestagsfraktion gehören dem DGB
    an. Der DGB-Chef Sommer hat vor kurzem erklärt: „Ar-
    beitnehmer, die es sich leisten können, sollten weniger ar-
    beiten.“ Dies stellt man sich wie folgt vor: Zwischen
    1 und 1,5 Millionen Arbeitnehmer verzichten für einige
    Zeit auf 20 Prozent ihres Einkommens. Mit den so gespar-
    ten Personalkosten schaffen die Unternehmer neue Jobs.

    Diesem Unsinn und der dahinter stehenden Philosophie
    müssen Sie ernsthaft und deutlich wiedersprechen!
    Deutschland braucht nicht die Stückelung der Arbeit,
    nicht die Mangelverwaltung bei Jobs, nicht weniger Arbeit,
    sondern ausschließlich und allein mehr Wachstum. Dies ist
    die richtige Weichenstellung für eine bessere Zukunft.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Dass in Deutschland genügend Arbeit vorhanden ist,

    zeigt die Schwarzarbeit. Von 350 Milliarden Euro

    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: 370 Milliarden Euro!)

    – ja, bis 370 Milliarden Euro – Umsatz und einem Wachs-
    tum von 6 Prozent im Jahr ist die Rede. Schwarzarbeit ist
    also eine boomende Branche. Die dort geleisteten Ar-
    beitsstunden entsprechen umgerechnet mittlerweile mehr
    als 9 Millionen Vollzeitjobs. Wenn die Rechnung erlaubt
    wäre, könnte man sagen: Bei 4,5 Millionen Arbeitslosen
    könnte man jedem Arbeitslosen zwei Jobs zur Auswahl
    geben, wenn die Schwarzarbeit entsprechend zurückge-
    führt werden könnte. Genau hier liegt das Problem, näm-
    lich bei den hohen Lohnnebenkosten. Deshalb müssen Sie
    diese drei Säulen in einem Zusammenhang sehen.

    Der Bundeswirtschaftsminister ist heute exakt 100Tage
    im Amt und hat sich einen Ruf als Medienstar erworben.
    Er gibt sich als politischer Pferdeflüsterer.


    (Zuruf von der SPD: Aua!)

    Er erzählt, was er alles tun will, wie nett er ist und wie
    leicht all diese Probleme anzupacken seien.


    (Peter Dreßen [SPD]: Das tut euch weh!)

    Herr Clement – das gestehe ich ihm zu – muss einen Groß-
    teil des Riestererbes abtragen. Aber wenn es Ihnen wirk-
    lich ernst ist, dann räumen Sie nicht nur das fehlgeleitete
    Scheinselbstständigkeitsgesetz und das unselige 630-
    Mark-Gesetz weg, sondern machen mit mindestens drei
    ganz konkreten Maßnahmen weiter: Das als Wundermit-
    tel gepriesene Job-AQTIV-Gesetz,welches Sie noch vor
    wenigen Monaten als das Heilmittel für den Arbeitsmarkt
    gepriesen haben, hat die Erwartungen nicht erfüllt. Von
    den 180 000 ausgegebenen Vermittlungsgutscheinen wur-
    den bis Ende 2002 gerade einmal 11 000 bei privaten Ver-
    mittlern eingelöst. Die Hilfen und Wirkungen, die Sie sich
    versprochen haben, sind nicht eingetreten.

    Auch die Bilanz Ihres nächsten Vorzeigeprojektes, des
    Mainzer Modells, könnte nicht dürftiger sein: In gerade
    einmal 7 000 Fällen ist dieses Fördermodell umgesetzt
    worden. Selbst die Bundesanstalt für Arbeit bescheinigt
    dem rot-grünen Vorzeigemodell offiziell das Versagen.
    Kurz und bündig wird festgestellt, „ ... die in dieses Pro-
    gramm gesetzten Erwartungen sind nicht erfüllt“.

    Das JUMP-Programmwar ebenfalls ein Flop. Hier ist
    nirgends gesprungen worden.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Aber viel Geld ausgegeben worden!)


    Vielmehr gab es mit diesem Programm eine harte Bauch-
    landung. Wie immer, wenn man auf englische Bezeich-
    nungen ausweicht, zeigt sich, dass mehr vernebelt als
    Klarheit in der Sache geschaffen werden soll.


    (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das liegt an dem Wetter dort drüben!)


    Wenn Sie wirklich effizient und wirksam eine Verrin-
    gerung der Arbeitslosenzahlen erreichen wollen, müssen
    Sie all die Gesetze, die Sie in den vergangen vier Jahren
    beschlossen haben, die aber wirkungslos geblieben sind,
    korrigieren und zurücknehmen.


    (Dirk Niebel [FDP]: Das wird so sein!)

    Die Zeit läuft uns davon. Viel Zeit bleibt nicht mehr

    und die Menschen in Deutschland spüren dies. Sie, meine
    Damen und Herren, werden dies bei den Wahlen am
    Sonntag zu spüren bekommen. Im Jahre 2004 werden sich
    die Grenzen der EU für 75 Millionen Osteuropäer öffnen.
    In Deutschland wird es eine wachsende Niedriglohnkon-
    kurrenz geben. Kapital wird in die Niedriglohngebiete
    des Ostens abwandern. Die Herausforderungen werden
    wachsen und nicht geringer.

    Wir sind der Meinung, dass Deutschland die Kraft für ei-
    nen neuen Aufbruch hat. Die Arbeitnehmer in unserem Land
    sind fleißig und hervorragend ausgebildet. Die Unterneh-
    mer sind kenntnisreich und brauchen den internationalen

    Johannes Singhammer




    Johannes Singhammer
    Wettbewerb nicht zu scheuen. Deutschlands Substanz ist
    intakt. Aber sie darf nicht Tag für Tag durch die falschen
    Rahmenbedingungen dieser Regierung aufgezehrt wer-
    den. Wir brauchen einen anderen wirtschaftlichen Rah-
    men. Dann geht es mit Deutschland auch wieder aufwärts.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)




Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Thomas Sauer.


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    Rede von Thomas Sauer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

    Herren! Auch wenn hier zu Recht bemerkt wurde, dass
    wir heute Gesetzentwürfe diskutieren, die schon öfter auf
    der Tagesordnung standen, muss ich sagen: Ich bin froh
    darüber, dass wir heute wieder einmal Gelegenheit haben,
    über einen wichtigen Politikbereich zu sprechen.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ich auch!)

    Wenn ich Ihre Vorschläge Revue passieren lasse und

    unsere Initiativen, die wir in den letzten Jahren unter-
    nommen haben und die wir in den kommenden Jahren un-
    ternehmen werden, gegenüberstelle, dann schneiden wir
    gut ab und brauchen eine Diskussion nicht zu scheuen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Dass die Union bis heute kein wirklichkeitstaugliches
    Konzept hat, das zeigen die Gesetzentwürfe, die wir dis-
    kutieren und die Sie, wie schon gesagt wurde, zum dritten
    Mal in die Beratungen des Bundestages einbringen. Die
    Opposition musste in der Öffentlichkeit einen Nachweis
    für Aktivitäten auch in Bezug auf Reformen des Ar-
    beitsmarktes abliefern; das verstehe ich. Sie sollte aber
    dennoch in der Lage sein, den aktuellen Stand der Regie-
    rungspolitik wenigstens zur Kenntnis zu nehmen. Auch da
    hapert es. Sie kann – Frau Lautenschläger ist nicht mehr
    da und nimmt an der Debatte nicht mehr teil


    (Walter Hoffmann [Darmstadt] [SPD]: Sie kommt gleich wieder!)


    – alle möglichen Dinge nutzen; sie sollte aber angesichts
    ihrer eigenen Untätigkeit nicht mit dem Finger auf die
    Bundesregierung zeigen.

    Offensichtlich ist die Opposition bei dem Reform-
    tempo, das wir vorlegen, leider überfordert.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Haben Sie Fieber, Herr Kollege? Sie fantasieren!)


    Sonst würde sie kaum einen Entwurf erneut diskutieren,
    der nur abgestandene Vorschläge aufwärmt und in der
    Substanz nichts Neues zu bieten hat.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    In Wahrheit ist es noch viel schlimmer; Herr Andres hat
    das vorgestellt. Denn wenn wir Ihren Vorschlägen tatsäch-
    lich folgen würden, dann würden wir das Reformtempo
    bei einer an den Interessen derArbeitslosen orientierten
    Reform des Arbeitsmarktes, die so dringend notwendig

    ist, drosseln und Gefahr laufen, in die Stagnation zurück-
    fallen, wie wir sie aus der letzten Zeit der Kohl-Ära noch
    in schlechter Erinnerung haben. Die Zeiten des Aussitzens
    und der halbherzigen Experimente ist vorbei. Zumindest
    sind wir Sozialdemokraten nicht bereit, neue Verzögerun-
    gen hinzunehmen, wie Sie sie uns heute vorschlagen. Wir
    halten an einer seriösen und zügigen Umsetzung der Re-
    formen am Arbeitsmarkt fest.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Im Kern wollen wir die Beschäftigungschancen von
    Arbeitslosenhilfe- und erwerbsfähigen Sozialhilfebezie-
    hern weiter verbessern und damit die Arbeitslosigkeit ab-
    bauen. Die schnelle und effiziente Integration von ar-
    beitslosen und erwerbsfähigen Sozialhilfebeziehern war
    das Ziel unserer Politik in der vergangenen Legislaturpe-
    riode und sie ist es auch in der jetzigen. Von dieser Kraft-
    anstrengung werden wir nicht abrücken. Das haben die
    Beratungen und Gesetze für moderne Dienstleistungen
    am Arbeitsmarkt gezeigt, die wir in den vergangenen Mo-
    naten verabschiedet haben. Das werden auch unsere Ini-
    tiativen zeigen, die wir noch in diesem Jahr auf den Weg
    bringen werden.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Dabei fällt allerdings ein wirklich wichtiger Unter-
    schied zwischen Regierung und Opposition ins Auge
    – Frau Dückert hat das dankenswerterweise schon ange-
    sprochen –: Wir wollen zusammen mit den Akteuren in
    erster Linie Anreize und Förderungen schaffen, um An-
    strengungen zu generieren, die Arbeitslose zurück ins Er-
    werbsleben bringen. Wir wollen alle Akteure motivieren,
    die Anforderungen zu meistern. Das wollen wir aber nicht
    gegen die betroffenen Menschen tun. Auch Arbeitslose
    und Sozialhilfeempfängermüssen – das ist richtig – An-
    reize und Förderung erfahren, um wieder in Arbeit zu
    kommen. Das ist Gegenstand unserer Politik. Aber es sind
    in erster Linie der Mangel an Arbeitsplätzen und die ver-
    krusteten Strukturen, die es zu modernisieren gilt und die
    schuld sind an der viel zu hohen und zu langen Arbeitslo-
    sigkeit. Es sind nicht die Arbeitslosen selber, wie es im-
    mer wieder aus den Papieren von Union und FDP heraus-
    zulesen ist.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Es ist einigermaßen frech, wenn die Union und die
    FDP vorgeben, sie wollten mit ihrer Politik die Akzeptanz
    der Sozial- und der Arbeitslosenhilfe in der Bevölkerung
    stärken. Sie provozieren doch durch Ihre Politik einen Ge-
    neralverdacht gegenüber den Leistungsbeziehern. Frau
    Lautenschläger, Sie haben im Bundesrat das böse Wort
    „soziale Hängematte“ gebraucht.


    (Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)


    Ich glaube, das macht deutlich, dass Sie in erster Linie ein
    Schwergewicht auf die Sanktion von Arbeitslosen und
    Leistungsbeziehern legen wollen.


    (Dirk Niebel [FDP]: Hat nicht der Bundeskanzler den Begriff erfunden?)



    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    1712


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    Wir brauchen eine ausgewogene Politik des Förderns
    und Forderns, und zwar genau in dieser Reihenfolge.


    (Dirk Niebel [FDP]: Ich meine, das war sogar Ihr Kanzler!)


    Wir wollen alle erwerbsfähigen Menschen fördern und
    die Brocken wegräumen, die einer erfolgreichen Integra-
    tion in das Erwerbsleben im Weg stehen. Deshalb können
    wir zielführende Eigenbemühungen erwarten und diese
    mit Instrumenten einfordern.

    Nach dem Vorschlag der Union sollen die Sozialhilfe-
    bezieher, die ein Anrecht auf Arbeitslosengeld erworben
    haben, zukünftig keine Ansprüche mehr auf erneutes Ar-
    beitslosengeld erwerben können. Das geht nicht. Man
    kann vieles diskutieren. Man kann aber keine Vorschläge
    ernsthaft in die Diskussion einbringen, die eine Bevölke-
    rungsgruppe so eklatant vom Gleichheitsgrundsatz aus-
    schließt, wie Sie es mit Ihrem Vorschlag tun.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Im Gegenteil: Ich denke, wir müssen in diesem Bereich
    darauf achten, dass die kommunalen Beschäftigungs-
    strukturen und die kommunale Beschäftigungspolitik er-
    halten bleiben, um Arbeit statt Sozialhilfe zu organisieren.
    Eine wichtige Reform für eine bessere und schnellere Ver-
    mittlung sehen wir in der Schaffung von Jobcentern als
    integrierten Anlaufstellen für alle erwerbsfähigen und er-
    werbslosen Personen. Das wurde im Hartz-Konzept vor-
    geschlagen; wir setzen dies um. Auf diese Art und Weise
    können und sollen schlanke Verwaltungsstrukturen ge-
    schaffen und Verschiebebahnhöfe vermieden werden so-
    wie eine effiziente Vermittlung, orientiert am ersten Ar-
    beitsmarkt, erfolgen.

    Die Vermittlungsorientierung ist durch die Entbürokra-
    tisierung von uns bereits gestärkt worden. Aus meiner
    Sicht besteht weitgehend Einigkeit darüber, dass durch
    die einheitliche Verantwortung eine bessere und schnel-
    lere Vermittlung möglich wird. Ihr Offensivgesetz stellt
    dies nicht sicher.

    Die Vermittlung wird zukünftig einsetzen, sobald die
    Kündigung des betroffenen Arbeitnehmers ausgespro-
    chen wurde, und nicht mehr erst Monate später, wenn die
    Arbeitslosigkeit eingetreten ist. Wir setzen auf eine hö-
    here Mobilität derjenigen, die mobil sein können, um die
    regionalen Arbeitsmarktdifferenzen für die Vermittlung
    zu nutzen. Wir stärken die Qualifizierung und Weiterbil-
    dung und setzen den Akzent deutlich auf die Vermittlung
    in den ersten Arbeitsmarkt und nicht auf die Verwaltung
    von Arbeitslosigkeit.

    Sie haben die Idee ins Spiel gebracht, Meldekontrollen
    wieder einzuführen. Das zeigt mir, dass Sie den Weg in
    die erneute Bürokratie gehen wollen. Mit Ihrer Idee, die
    Meldekontrollen wieder einzuführen, zeigen Sie, dass
    Ihnen bürokratische Verwaltungsvorgänge wichtiger
    sind als die Arbeitsvermittlung. Die Erfahrung hat uns
    doch gezeigt, dass dieses Verfahren nicht zu mehr Ver-
    mittlungen führt. Es belastet die Arbeitsämter nur mit
    neuen Aufgaben und lenkt sie von ihrer Kernfunktion,
    nämlich auf unbürokratische Art und Weise Arbeit zu
    vermitteln, ab.

    Der Vorsitzende der Bundesanstalt für Arbeit, Herr
    Gerster, hat im Wirtschaftsausschuss sehr interessante
    Ausführungen gemacht.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Er ist bei Ihnen aber in Ungnade gefallen!)


    Er hat gesagt, er sei dem Gesetzgeber dankbar dafür, dass
    er ihm und seiner Bundesanstalt die Arbeit erleichtert hat;
    er beabsichtige, in den kommenden Jahren 5 000 Mitar-
    beiter durch Umschichtung von der Verwaltung in die
    Vermittlung zu bringen.


    (Dirk Niebel [FDP]: 3 000 davon sind Neueinstellungen!)


    Diesen Weg müssen wir gehen: weniger Bürokratie und
    mehr Vermittlung und nicht umgekehrt, wie es in Ihrem
    Offensivgesetz vorgeschlagen wird.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Mir läuft komischerweise die Zeit davon.

    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Dieses Schicksal teilen Sie mit Ihrer Regierung!)

    Meine Damen und Herren, die Union schlägt vor, die

    Finanzierungslasten der Arbeitsmarktpolitik länderfreund-
    lich auszugestalten und einseitig auf den Haushalt der
    Bundesanstalt und auf den Bundeshaushalt zu verschie-
    ben. Gleichzeitig sollen dem Bund Steuerungskompe-
    tenzen entzogen werden. Das mag aus der Sicht eines
    Wettbewerbsföderalismus folgerichtig sein. Es zeigt viel-
    leicht aber auch nur, dass Sie in erster Linie an Länder-
    interessen denken, solange Sie im Bund keine Verantwor-
    tung tragen. Ich glaube, wir müssen dieses Lagerdenken
    im Interesse der betroffenen Menschen und des sozialen
    Zusammenhalts überwinden.

    Lassen Sie mich abschließend sagen: Die Regierung
    und die sie tragenden Parteien wissen, dass die Probleme
    auf dem Arbeitsmarkt nur mit einem Bündel von Maß-
    nahmen beseitigt werden können.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Aber Sie tun nichts!)


    Hinter den nackten Zahlen der Arbeitsmarktstatistik ver-
    bergen sich Menschen, denen wir uns verpflichtet fühlen.
    Die kommenden Jahre werden auf dem Feld der Arbeits-
    marktpolitik zu weiteren wesentlichen Neuerungen füh-
    ren. Wir haben diesen Reformprozess produktiv eingeleitet
    und wir werden ihn im Sinne der Arbeitslosen fortsetzen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)