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    Nachträgliche Glückwünsche zum Geburtstag des Bundesministers Dr. Peter Struck sowie des Abgeordneten Norbert Königshofen . . . . 1665 A Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Wolfgang Spanier . . . . . . . . . . . . . . . . 1665 A Erweiterung der Mitgliederzahl im Ausschuss für Kultur und Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1665 A Wiederwahl der Abgeordneten Ulrike Poppe als Mitglied des Beirats nach § 39 des Stasi- Unterlagen-Gesetzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1665 B Festlegung der Zahl der Mitglieder des Euro- päischen Parlaments, die an den Sitzungen des Ausschusses für die Angelegenheiten der Euro- päischen Union teilnehmen können . . . . . . . . 1665 B Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . . 1665 B Nachträgliche Ausschussüberweisungen . . . . 1666 A Tagesordnungspunkt 3: Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Offen- sive für den Mittelstand (Drucksache 15/351) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1666 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Dagmar Wöhrl, Karl-Josef Laumann, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der CDU/CSU: Grundsätzliche Kehrtwende in derWirt- schaftspolitik statt neuer Sonderregeln – Mittelstand umfassend stärken (Drucksache 15/349) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1666 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Rainer Brüderle, Dr. Hermann Otto Solms, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der FDP: Neue Chancen für den Mittelstand – Rahmen- bedingungen verbessern statt Förder- dschungel ausweiten (Drucksache 15/357) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1666 C Wolfgang Clement, Bundesminister BMWA 1666 D Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 1670 C Fritz Kuhn BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . 1674 A Rainer Brüderle FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1677 A Klaus Brandner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1679 B Dagmar Wöhrl CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 1681 D Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1684 A Gudrun Kopp FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1685 D Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . . 1687 B Christian Lange (Backnang) SPD . . . . . . . . . 1688 A Laurenz Meyer (Hamm) CDU/CSU . . . . . . . 1690 A Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk SPD . . . . . . . . . . . 1692 A Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 1694 B Reinhard Schultz (Everswinkel) SPD . . . . . . 1696 D Alexander Dobrindt CDU/CSU . . . . . . . . . . . 1698 D Tagesordnungspunkt 4: a) Erste Beratung des vom Bundesrat ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum optimalen Fördern und Fordern in Vermittlungsagenturen (OFFENSIV-Gesetz) (Drucksache 15/273) . . . . . . . . . . . . . . 1700 B Plenarprotokoll 15/22 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 22. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003 I n h a l t : b) Erste Beratung des vom Bundesrat ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Fördern und Fordern arbeits- fähiger Sozialhilfeempfänger und Ar- beitslosenhilfebezieher (Fördern-und- Fordern-Gesetz) (Drucksache 15/309) . . . . . . . . . . . . . . 1700 C c) Antrag der Abgeordneten Dr. Heinrich L. Kolb, Daniel Bahr (Münster), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Das Sozialhilferecht gerechter gestal- ten–HilfebedürftigeBürgereffizienter fördern und fordern (Drucksache 15/358) . . . . . . . . . . . . . . 1700 C Silke Lautenschläger, Staatsministerin (Hessen) 1700 D Gerd Andres, Parl. Staatssekretär BMWA . . . 1703 A Dirk Niebel FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1705 A Dr. Thea Dückert BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1706 B Dirk Niebel FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1708 B Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1709 B Johannes Singhammer CDU/CSU . . . . . . . . . 1710 B Thomas Sauer SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1712 A Dr. Heinrich L. Kolb FDP . . . . . . . . . . . . . . . 1713 D Walter Hoffmann (Darmstadt) SPD . . . . . . . . 1715 B Dr. Heinrich L. Kolb FDP . . . . . . . . . . . . 1716 C Wolfgang Meckelburg CDU/CSU . . . . . . . . . 1717 A Karin Roth (Esslingen) SPD . . . . . . . . . . . . . 1719 D Tagesordnungspunkt 12: Überweisungen im vereinfachten Ver- fahren Antrag der Abgeordneten Markus Löning, Daniel Bahr (Münster), weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der FDP: Westsahara- konflikt beilegen – UN-Friedensplan durchsetzen (Drucksache 15/316) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1721 D Tagesordnungspunkt 13: Abschließende Beratungen ohne Aus- sprache a) Zweite Beratung und Schlussabstim- mung über den von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 26. Juli 2001 zwi- schen der Bundesrepublik Deutsch- land und derTschechischen Republik über den Bau einer Grenzbrücke an der gemeinsamen Staatsgrenze in An- bindung an die Bundesstraße B 20 und die Staatsstraße I/26 (Drucksachen 15/12, 15/272) . . . . . . . . 1722 A b)–d) Beschlussempfehlungen des Petitions- ausschusses: Sammelübersichten 8, 9, 10 zu Petitionen (Drucksachen 15/320, 15/321, 15/322) 1722 A e) Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU/CSU, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP: Erneute Über- weisung von Vorlagen aus früheren Wahlperioden (Drucksache 15/345) . . . . . . . . . . . . . . 1722 C Tagesordnungspunkt 5: Wahlvorschlag der Fraktionen der SPD, der CDU/CSU, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP für die vom Deut- schen Bundestag zu entsendenden Mitglie- der des Beirats bei der Regulierungs- behörde für Telekommunikation und Post gemäß § 67 Abs. 1 des Telekommu- nikationsgesetzes (Drucksache 15/356) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1722 C Zusatztagesordnungspunkt 4: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Änderung der Vorschriften über die Straftaten gegen die sexuelle Selbst- bestimmung und zur Änderung anderer Vorschriften (Drucksache 15/350) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1722 D Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . 1722 D Dr. Norbert Röttgen CDU/CSU . . . . . . . . . . . 1724 D Dr. Wolfgang Götzer CDU/CSU . . . . . . . . . . 1725 A Jerzy Montag BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1726 D Jörg van Essen FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1729 A Michaela Noll CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 1730 A Joachim Stünker SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1731 D Siegfried Kauder (Bad Dürrheim) CDU/CSU 1733 D Tagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Dirk Fischer (Hamburg), Eduard Oswald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Transrapid-Projekt Berlin–Ham- burg unverzüglich wieder aufnehmen (Drucksache 15/300) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1735 D Dirk Fischer (Hamburg) CDU/CSU . . . . . . . . 1736 A Angelika Mertens, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1738 B Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 22. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003II Horst Friedrich (Bayreuth) FDP . . . . . . . . . . 1739 D Albert Schmidt (Ingolstadt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1740 D Norbert Königshofen CDU/CSU . . . . . . . . . . 1742 B Reinhard Weis (Stendal) SPD . . . . . . . . . . . . 1743 B Dirk Fischer (Hamburg) CDU/CSU . . . . . 1744 A Renate Blank CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 1746 A Tagesordnungspunkt 7: Antrag der Abgeordneten Hans-Michael Goldmann, Dr. Christel Happach-Kasan, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: EU-Richtlinie zur Haltung von Nutztieren in nationales Recht umsetzen (Drucksache 15/226) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1747 A Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . . . 1747 B Uwe Bartels, Minister (Niedersachsen) . . . . . 1748 C Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . 1750 A Peter H. Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 1751 A Gitta Connemann CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 1751 D Friedrich Ostendorff BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1753 B Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . . . 1755 A Friedrich Ostendorff BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1755 D Georg Schirmbeck CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 1756 A Tagesordnungspunkt 6: Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Norbert Röttgen, Cajus Caesar, weite- ren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Strafgesetz- buches – Graffiti-Bekämpfungsgesetz (Drucksache 15/302) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1757 B Dr. Jürgen Gehb CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 1757 C Hermann Bachmaier SPD . . . . . . . . . . . . . . . 1759 A Jörg van Essen FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1760 C Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1761 B Jörg van Essen FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 1762 C Dr. Christoph Bergner CDU/CSU . . . . . . . . . 1763 A Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1763 D Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär BMJ 1764 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1766 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 1767 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 22. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003 III (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 22. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003 1665 22. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003 Beginn: 9.00 Uhr
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    (A) (C) 1766 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 22. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003 1767 (C) (D) (A) (B) Berninger, Matthias BÜNDNIS 90/ 30.01.2003 DIE GRÜNEN Bindig, Rudolf SPD 30.01.2003* Burchardt, Ulla SPD 30.01.2003 Deittert, Hubert CDU/CSU 30.01.2003* Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 30.01.2003* Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 30.01.2003 Göppel, Josef CDU/CSU 30.01.2003 Granold, Ute CDU/CSU 30.01.2003 Haack (Extertal), Karl SPD 30.01.2003* Hermann Höfer, Gerd SPD 30.01.2003* Hoffmann (Chemnitz), SPD 30.01.2003* Jelena Jäger, Renate SPD 30.01.2003* Jonas, Klaus Werner SPD 30.01.2003* Kelber, Ulrich SPD 30.01.2003* Lanzinger, Barbara CDU/CSU 30.01.2003 Leibrecht, Harald FDP 30.01.2003* Lintner, Eduard CDU/CSU 30.01.2003* Dr. Lucyga, Christine SPD 30.01.2003* Möllemann, Jürgen W. FDP 30.01.2003 Müller (Düsseldorf), SPD 30.01.2003 Michael Rauber, Helmut CDU/CSU 30.01.2003* Rauen, Peter CDU/CSU 30.01.2003 Riester, Walter SPD 30.01.2003* Robbe, Reinhold SPD 30.01.2003 Rupprecht SPD 30.01.2003* (Tuchenbach), Marlene Dr. Scheer, Hermann SPD 30.01.2003* Schmidt (Fürth), CDU/CSU 30.01.2003 Christian Schröter, Gisela SPD 30.01.2003 Siebert, Bernd CDU/CSU 30.01.2003* Simm, Erika SPD 30.01.2003 Steenblock, Rainder BÜNDNIS 90/ 30.01.2003* DIE GRÜNEN Dr. Thomae, Dieter FDP 30.01.2003 Tritz, Marianne BÜNDNIS 90/ 30.01.2003* DIE GRÜNEN Volquartz, Angelika CDU/CSU 30.01.2003 Wegener, Hedi SPD 30.01.2003* Wicklein, Andrea SPD 30.01.2003 Dr. Wodarg, Wolfgang SPD 30.01.2003* * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenografischen Bericht Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Petra Pau


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es

    geht darum, „Erwerbsarbeit ... zu fördern und nicht ... Ar-
    beitslosigkeit zu finanzieren.“ So heißt es im vorliegen-
    den Gesetzentwurf des Bundesrates. Wer will das nicht?

    Berlins Sozialsenatorin Heidi Knake-Werner, PDS, hat
    in dieser Woche die ersten drei regionalen Jobcenter vor-
    gestellt. Sie sollen helfen, Sozialhilfeempfänger schneller
    in Arbeit zu vermitteln – und das ist auch gut so, um ein
    geflügeltes Berliner Wort zu verwenden.

    Auch das gehört zum Problem: Sozialhilfekosten fallen
    in den Kommunen an. Wir alle wissen – nicht erst seit den
    jüngsten Stellungnahmen des Städte- und Gemeindetages –,
    dass über allzu vielen Dörfern und Städten der Pleitegeier
    kreist. Jede Sozialhilfeempfängerin, die in Erwerbsarbeit
    kommt, ist daher auch für die gebeutelten Stadt- und Ge-
    meindekassen eine willkommene Entlastung.

    Die Frage ist nur: Welche Besserung bietet der nun vor-
    liegende Gesetzentwurf? Der Bundesrat will, dass die
    Zwänge zur Arbeitssuche, die damit verbundenen Zumu-

    tungen und die angedrohten Sanktionen noch größer wer-
    den, als sie es ohnehin schon sind. Das ist der Kern der
    vorliegenden Gesetze.

    Man geht von erwerbslosen Sozialhilfeempfängern
    aus, denen der Sinn nach Arbeit abhanden gekommen ist,


    (Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Das ist völlig falsch gelesen!)


    nicht zuletzt deshalb, weil das bestehende Arbeitslosen-
    hilfesystem zum Faulenzen und Schmarotzen ermutige.


    (Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Das ist ein Teil des Problems!)


    – Auch wenn es Ihnen längst aus den Ohren quillt, Herr
    Kollege, sage ich Ihnen: Wer so argumentiert, hat vom
    Osten dieses Landes überhaupt keine Ahnung. – Das ist
    der erste Grund dafür, dass wir diese Gesetzentwürfe ab-
    lehnen.


    (Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


    Sozialhilfeempfänger sollen verschärft nachweisen,
    dass sie sich hinreichend um einen Job bemühen. Wie
    wäre es denn einmal mit einer Umkehrung der Beweis-
    last – ich weiß, es ist polemisch –, also damit, dass Re-
    gierung, Banken und Unternehmen verpflichtet wären,
    nachzuweisen, dass sie sich ausreichend um die Schaf-
    fung von Arbeitsplätzen bemühen?


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das wäre Populistik!)


    Wie wäre es mit entsprechenden Sanktionen für den Fall,
    dass sie den dafür notwendigen Eifer nicht aufbringen?


    (Dirk Niebel [FDP]: Machen Sie es wie in der DDR: keine Arbeitslosen und keine Produktivität!)


    Damit es nicht nur polemisch bleibt, will ich es Ihnen an
    einem Beispiel illustrieren, Kollege Niebel. Am Beginn der
    Arbeitslosigkeit und vor einer so genannten Sozialhilfekar-
    riere steht inzwischen allzu häufig die schlichte Tatsache,
    dass Jugendliche nicht einmal einen Ausbildungsplatz be-
    kommen, weil es an Angeboten mangelt. Auch deshalb for-
    dert die PDS seit Jahren eine Umlagefinanzierung.Mit ihr
    würden Betriebe begünstigt, die ausbilden, und Unterneh-
    men zur Kasse gebeten, die sich verweigern.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist auch nichts anderes als eine Abgabenerhöhung!)


    Sie lehnen eine Umlagefinanzierung ab und be-
    schwören stattdessen das freiwillige Engagement der Un-
    ternehmer. Das beschreibt die Scheinmoral in dieser
    ganzen Debatte: Zwang bei den Betroffenen und Freibriefe
    für die Zuständigen. – Das ist der zweite Grund dafür, dass
    wir die vorliegenden Gesetzentwürfe ablehnen.

    Nun ein dritter Grund. Nahezu alles, was CDU/CSU
    hier via Bundesrat anstrebt, ist längst geregelt. SPD und
    Grüne haben es gerade noch einmal bestätigt, und zwar
    – wenn ich die Redebeiträge richtig verstanden habe –
    nicht ohne Stolz.


    (Dirk Niebel [FDP]: Seit wann glauben Sie denen denn?)


    Dr. Thea Dückert




    Petra Pau

    Der vierte Grund dafür, dass wir Nein sagen, ist ganz
    simpel. Sozialhilfe gilt als Mindeststandard für ein men-
    schenwürdiges Leben. Wer diesen Mindeststandard zur
    Disposition stellt, spielt mit der Würde des Menschen.
    Sie tun das mit diesen Gesetzentwürfen.

    Wir können gern einmal darüber reden, dass es Men-
    schen gibt, die sich am Sozialstaat bereichern – ich kenne
    da ebenfalls Beispiele –,


    (Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Aha!)

    und zuweilen sollen auch Sozialhilfeempfänger darunter
    sein. Aber: Den großen Reibach machen in dieser Gesell-
    schaft andere. Deshalb mein Angebot: Wenn der Bundes-
    rat hier einen Gesetzentwurf zur Wiedereinführung der
    Vermögensteuer vorlegt, wird die PDS im Bundestag zu-
    stimmen. Soziale Gerechtigkeit hat bekanntlich auch im-
    mer etwas mit Steuergerechtigkeit zu tun. Im Berliner Ab-
    geordnetenhaus haben die SPD, die PDS und Bündnis 90/
    Die Grünen gemeinsam für die Wiedereinführung der
    Vermögensteuer gestimmt. Warum soll das nicht auch hier
    im zuständigen Bundestag geschehen? Das würde der
    PDS im Bundestag einmal die Möglichkeit geben, aus
    vollem Herzen Ja zu sagen.


    (Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])




Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Johannes

Singhammer.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Johannes Singhammer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Her-

    ren! Der Redner der Bundesregierung, Herr Staatssekretär
    Andres, und Frau Dr. Dückert haben kritisiert, dass diese
    Debatte hier stattfindet, und gesagt, das alles sei ein Wie-
    derholungseffekt, die vorgelegten Gesetzentwürfe seien
    unnötig und im Übrigen sei die Problematik bereits gere-
    gelt. Ich sage Ihnen Folgendes: Wir werden nach exakt
    viereinhalb Jahren rot-grüner Bundesregierung am Ende
    dieses Monats exakt 4,5 Millionen Arbeitslose haben.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Oh, wenn man das hochrechnet!)


    Deshalb halte ich diese Problematik nicht für geregelt. Es
    geht um die Schicksalsfrage für Deutschland. Wir müssen
    uns Gedanken darüber machen, wie es besser wird.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dirk Niebel [FDP]: Hoffentlich regieren die nicht acht Jahre! Wenn man das hochrechnet!)


    Die Debatte ist Ihnen unangenehm, weil alle Ihre Re-
    zepte erkennbar gescheitert sind. Wäre es anders, hätten
    wir nicht das ständige Wachsen der Arbeitslosenzahlen.
    Auch der Jahreswirtschaftsbericht von gestern war alles
    andere als hoffnungweckend. Der Bundeswirtschaftsmi-
    nister hat die Wachstumsprognosen korrigiert. Prognos-
    tiziert wird nun ein Wachstum von 1 Prozent.

    Ich möchte an dieser Stelle erinnern: Noch vor weni-
    gen Wochen, nämlich am 5. Dezember, hat der gleiche

    Bundeswirtschaftsminister an dieser Stelle an die Opposi-
    tion gewandt erklärt:

    Nicht einmal 1,5 Prozent Wachstum, wie Sie es,
    meine Damen und Herren von der Opposition, im
    Schnitt zwischen 1995 und 1998 trotz boomender
    US-Konjunktur eingefahren haben – das ist einfach
    zu wenig.

    Meine Damen und Herren, das erwartete Wachstum von
    1 Prozent ist auch zu wenig. Es wird wahrscheinlich noch
    weniger werden. Allein bei einem um ein halbes Prozent
    geringeren Wachstum sind 3Milliarden Euro an Steueraus-
    fällen und eine gesamtstaatliche Belastung von fast 5 Mil-
    liarden Euro zu erwarten. Das bedeutet: mehr Arbeitslose,
    noch weniger Beschäftigung, mehr Steuerausfälle und
    mehr Finanzprobleme. Die Arbeitsmarktkatastrophe und
    die Wirtschaftsmisere dulden keinen Aufschub mehr.

    Wir haben in Deutschland kein Analyseproblem, son-
    dern wir haben ein Umsetzungsproblem. Deshalb bringen
    wir heute diese zwei Gesetzentwürfe in den Bundestag
    ein: das Gesetz zum optimalen Fördern und Fordern in
    Vermittlungsagenturen und das Gesetz zum Fördern und
    Fordern arbeitsfähiger Sozialhilfeempfänger und Arbeits-
    losenhilfebezieher. Dahinter steckt eine klare Konzep-
    tion: Wer arbeitet, soll immer mehr in der Tasche haben
    als derjenige, der nicht arbeitet. Wer die Ärmel aufkrem-
    pelt und mitmacht, der soll besser leben als jemand, der
    von staatlichen Transferleistungen lebt.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Das ist ein geschlossenes Konzept. Deshalb bitten wir Sie
    eindringlich, nicht bei halben Sachen zu bleiben.

    Sie haben immerhin zwei Säulen unseres vorgeschla-
    genen Drei-Säulen-Modells akzeptiert, und zwar die Steu-
    erbefreiung bei Mini-Jobs bis 400 Euro und das so ge-
    nannte Einschleifmodell, das heißt, mit geringeren
    Lohnnebenkosten zu beginnen, um den Einstieg in ein re-
    guläres Arbeitsverhältnis zu erleichtern. Das ist gut so. Ich
    bitte Sie jetzt aber, auch die dritte Säule – darum geht es in
    diesem Gesetzespaket –, nämlich das Lohnabstands-
    gebot zu regeln. Ohne die dritte Säule werden die beiden
    anderen nicht die gewünschte Wirkung haben. Deshalb ist
    das so entscheidend und deshalb legen wir so viel Wert da-
    rauf, dass heute auch diese dritte Säule auf den Weg ge-
    bracht wird.

    Im Übrigen brauchen Sie nicht allzu weit zurückzu-
    blicken. Sie haben unsere Anträge zu dem früheren 630-
    DM-Gesetz und zur Scheinselbstständigkeit zunächst
    auch immer abgelehnt, sie für überflüssig erachtet, sie als
    Teufelszeug bezeichnet, und dann haben Sie zugestimmt.
    Ich zitiere noch einmal den Kollegen Peter Dreßen; er hat
    am 12. November 1999 gesagt:

    Der Gipfel Ihrer Alternativvorschläge ist ... , dass ...
    wir das 630-DM-Gesetz zurückziehen sollen.

    Sie haben weitere drei Jahre gebraucht und unermess-
    licher Schaden ist in Deutschland eingetreten, dann haben
    Sie es zurückgezogen. Warten Sie bei der dritten Säule
    nicht so lange, sondern schließen Sie sich unserem Pro-
    gramm an, meine sehr verehrten Damen und Herren!


    (Beifall bei der CDU/CSU)



    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    1710


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    Die Ziele unserer Entwürfe sind klar:
    Erstens. Statt eines Daueraufenthalts im zweiten Ar-

    beitsmarkt – bei ABM und bei ständiger Fort- und Wei-
    terbildung – wollen wir einen Wiedereintritt in den ersten
    Arbeitsmarkt fördern.

    Zweitens. Wir wollen die Arbeitsaufnahme finanzie-
    ren, anstatt die Arbeitslosigkeit zu subventionieren.

    Drittens. Eigeninitiative soll belohnt, eigene Leistung
    und staatliche Gegenleistung sollen stärker miteinander
    verknüpft werden.

    Viertens. Mit einer sinnvollen Verzahnung von Löhnen
    und Zuschuss – so genannten Kombilöhnen – wollen wir
    die Bereitschaft arbeitsfähiger Hilfeempfänger stärken,
    selbst aktiv zu werden, selbst mitzumachen.

    Wir erheben keinen Anspruch auf das politische Copy-
    right. Uns liegt Deutschland am Herzen. Wenn Sie unsere
    Entwürfe Punkt für Komma so übernehmen, wie wir sie
    vorschlagen, dann wird sich die Situation in Deutschland
    bessern. Darüber würden wir uns freuen.

    Es ist aber auch klar, dass Deutschland nicht allein
    durch die Umsetzung dieser Pläne wieder eine blühende
    Landschaft wird. Zuallererst ist es deshalb nötig, dafür
    Sorge zu tragen, dass uns nicht weitere falsche Entschei-
    dungen in eine wirtschaftspolitisch falsche Richtung
    führen. Vor kurzem ist vom Chef des Deutschen Gewerk-
    schaftsbundes öffentlich eine Reihe von Vorschlägen ge-
    macht worden. Diese werden von der Bundesregierung
    immer sehr ernst genommen, denn viele Kolleginnen und
    Kollegen der SPD-Bundestagsfraktion gehören dem DGB
    an. Der DGB-Chef Sommer hat vor kurzem erklärt: „Ar-
    beitnehmer, die es sich leisten können, sollten weniger ar-
    beiten.“ Dies stellt man sich wie folgt vor: Zwischen
    1 und 1,5 Millionen Arbeitnehmer verzichten für einige
    Zeit auf 20 Prozent ihres Einkommens. Mit den so gespar-
    ten Personalkosten schaffen die Unternehmer neue Jobs.

    Diesem Unsinn und der dahinter stehenden Philosophie
    müssen Sie ernsthaft und deutlich wiedersprechen!
    Deutschland braucht nicht die Stückelung der Arbeit,
    nicht die Mangelverwaltung bei Jobs, nicht weniger Arbeit,
    sondern ausschließlich und allein mehr Wachstum. Dies ist
    die richtige Weichenstellung für eine bessere Zukunft.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Dass in Deutschland genügend Arbeit vorhanden ist,

    zeigt die Schwarzarbeit. Von 350 Milliarden Euro

    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: 370 Milliarden Euro!)

    – ja, bis 370 Milliarden Euro – Umsatz und einem Wachs-
    tum von 6 Prozent im Jahr ist die Rede. Schwarzarbeit ist
    also eine boomende Branche. Die dort geleisteten Ar-
    beitsstunden entsprechen umgerechnet mittlerweile mehr
    als 9 Millionen Vollzeitjobs. Wenn die Rechnung erlaubt
    wäre, könnte man sagen: Bei 4,5 Millionen Arbeitslosen
    könnte man jedem Arbeitslosen zwei Jobs zur Auswahl
    geben, wenn die Schwarzarbeit entsprechend zurückge-
    führt werden könnte. Genau hier liegt das Problem, näm-
    lich bei den hohen Lohnnebenkosten. Deshalb müssen Sie
    diese drei Säulen in einem Zusammenhang sehen.

    Der Bundeswirtschaftsminister ist heute exakt 100Tage
    im Amt und hat sich einen Ruf als Medienstar erworben.
    Er gibt sich als politischer Pferdeflüsterer.


    (Zuruf von der SPD: Aua!)

    Er erzählt, was er alles tun will, wie nett er ist und wie
    leicht all diese Probleme anzupacken seien.


    (Peter Dreßen [SPD]: Das tut euch weh!)

    Herr Clement – das gestehe ich ihm zu – muss einen Groß-
    teil des Riestererbes abtragen. Aber wenn es Ihnen wirk-
    lich ernst ist, dann räumen Sie nicht nur das fehlgeleitete
    Scheinselbstständigkeitsgesetz und das unselige 630-
    Mark-Gesetz weg, sondern machen mit mindestens drei
    ganz konkreten Maßnahmen weiter: Das als Wundermit-
    tel gepriesene Job-AQTIV-Gesetz,welches Sie noch vor
    wenigen Monaten als das Heilmittel für den Arbeitsmarkt
    gepriesen haben, hat die Erwartungen nicht erfüllt. Von
    den 180 000 ausgegebenen Vermittlungsgutscheinen wur-
    den bis Ende 2002 gerade einmal 11 000 bei privaten Ver-
    mittlern eingelöst. Die Hilfen und Wirkungen, die Sie sich
    versprochen haben, sind nicht eingetreten.

    Auch die Bilanz Ihres nächsten Vorzeigeprojektes, des
    Mainzer Modells, könnte nicht dürftiger sein: In gerade
    einmal 7 000 Fällen ist dieses Fördermodell umgesetzt
    worden. Selbst die Bundesanstalt für Arbeit bescheinigt
    dem rot-grünen Vorzeigemodell offiziell das Versagen.
    Kurz und bündig wird festgestellt, „ ... die in dieses Pro-
    gramm gesetzten Erwartungen sind nicht erfüllt“.

    Das JUMP-Programmwar ebenfalls ein Flop. Hier ist
    nirgends gesprungen worden.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Aber viel Geld ausgegeben worden!)


    Vielmehr gab es mit diesem Programm eine harte Bauch-
    landung. Wie immer, wenn man auf englische Bezeich-
    nungen ausweicht, zeigt sich, dass mehr vernebelt als
    Klarheit in der Sache geschaffen werden soll.


    (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das liegt an dem Wetter dort drüben!)


    Wenn Sie wirklich effizient und wirksam eine Verrin-
    gerung der Arbeitslosenzahlen erreichen wollen, müssen
    Sie all die Gesetze, die Sie in den vergangen vier Jahren
    beschlossen haben, die aber wirkungslos geblieben sind,
    korrigieren und zurücknehmen.


    (Dirk Niebel [FDP]: Das wird so sein!)

    Die Zeit läuft uns davon. Viel Zeit bleibt nicht mehr

    und die Menschen in Deutschland spüren dies. Sie, meine
    Damen und Herren, werden dies bei den Wahlen am
    Sonntag zu spüren bekommen. Im Jahre 2004 werden sich
    die Grenzen der EU für 75 Millionen Osteuropäer öffnen.
    In Deutschland wird es eine wachsende Niedriglohnkon-
    kurrenz geben. Kapital wird in die Niedriglohngebiete
    des Ostens abwandern. Die Herausforderungen werden
    wachsen und nicht geringer.

    Wir sind der Meinung, dass Deutschland die Kraft für ei-
    nen neuen Aufbruch hat. Die Arbeitnehmer in unserem Land
    sind fleißig und hervorragend ausgebildet. Die Unterneh-
    mer sind kenntnisreich und brauchen den internationalen

    Johannes Singhammer




    Johannes Singhammer
    Wettbewerb nicht zu scheuen. Deutschlands Substanz ist
    intakt. Aber sie darf nicht Tag für Tag durch die falschen
    Rahmenbedingungen dieser Regierung aufgezehrt wer-
    den. Wir brauchen einen anderen wirtschaftlichen Rah-
    men. Dann geht es mit Deutschland auch wieder aufwärts.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)