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ID1502202200

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Nachträgliche Glückwünsche zum Geburtstag des Bundesministers Dr. Peter Struck sowie des Abgeordneten Norbert Königshofen . . . . 1665 A Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Wolfgang Spanier . . . . . . . . . . . . . . . . 1665 A Erweiterung der Mitgliederzahl im Ausschuss für Kultur und Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1665 A Wiederwahl der Abgeordneten Ulrike Poppe als Mitglied des Beirats nach § 39 des Stasi- Unterlagen-Gesetzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1665 B Festlegung der Zahl der Mitglieder des Euro- päischen Parlaments, die an den Sitzungen des Ausschusses für die Angelegenheiten der Euro- päischen Union teilnehmen können . . . . . . . . 1665 B Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . . 1665 B Nachträgliche Ausschussüberweisungen . . . . 1666 A Tagesordnungspunkt 3: Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Offen- sive für den Mittelstand (Drucksache 15/351) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1666 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Dagmar Wöhrl, Karl-Josef Laumann, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der CDU/CSU: Grundsätzliche Kehrtwende in derWirt- schaftspolitik statt neuer Sonderregeln – Mittelstand umfassend stärken (Drucksache 15/349) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1666 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Rainer Brüderle, Dr. Hermann Otto Solms, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der FDP: Neue Chancen für den Mittelstand – Rahmen- bedingungen verbessern statt Förder- dschungel ausweiten (Drucksache 15/357) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1666 C Wolfgang Clement, Bundesminister BMWA 1666 D Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 1670 C Fritz Kuhn BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . 1674 A Rainer Brüderle FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1677 A Klaus Brandner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1679 B Dagmar Wöhrl CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 1681 D Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1684 A Gudrun Kopp FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1685 D Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . . 1687 B Christian Lange (Backnang) SPD . . . . . . . . . 1688 A Laurenz Meyer (Hamm) CDU/CSU . . . . . . . 1690 A Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk SPD . . . . . . . . . . . 1692 A Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 1694 B Reinhard Schultz (Everswinkel) SPD . . . . . . 1696 D Alexander Dobrindt CDU/CSU . . . . . . . . . . . 1698 D Tagesordnungspunkt 4: a) Erste Beratung des vom Bundesrat ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum optimalen Fördern und Fordern in Vermittlungsagenturen (OFFENSIV-Gesetz) (Drucksache 15/273) . . . . . . . . . . . . . . 1700 B Plenarprotokoll 15/22 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 22. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003 I n h a l t : b) Erste Beratung des vom Bundesrat ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Fördern und Fordern arbeits- fähiger Sozialhilfeempfänger und Ar- beitslosenhilfebezieher (Fördern-und- Fordern-Gesetz) (Drucksache 15/309) . . . . . . . . . . . . . . 1700 C c) Antrag der Abgeordneten Dr. Heinrich L. Kolb, Daniel Bahr (Münster), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Das Sozialhilferecht gerechter gestal- ten–HilfebedürftigeBürgereffizienter fördern und fordern (Drucksache 15/358) . . . . . . . . . . . . . . 1700 C Silke Lautenschläger, Staatsministerin (Hessen) 1700 D Gerd Andres, Parl. Staatssekretär BMWA . . . 1703 A Dirk Niebel FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1705 A Dr. Thea Dückert BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1706 B Dirk Niebel FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1708 B Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1709 B Johannes Singhammer CDU/CSU . . . . . . . . . 1710 B Thomas Sauer SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1712 A Dr. Heinrich L. Kolb FDP . . . . . . . . . . . . . . . 1713 D Walter Hoffmann (Darmstadt) SPD . . . . . . . . 1715 B Dr. Heinrich L. Kolb FDP . . . . . . . . . . . . 1716 C Wolfgang Meckelburg CDU/CSU . . . . . . . . . 1717 A Karin Roth (Esslingen) SPD . . . . . . . . . . . . . 1719 D Tagesordnungspunkt 12: Überweisungen im vereinfachten Ver- fahren Antrag der Abgeordneten Markus Löning, Daniel Bahr (Münster), weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der FDP: Westsahara- konflikt beilegen – UN-Friedensplan durchsetzen (Drucksache 15/316) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1721 D Tagesordnungspunkt 13: Abschließende Beratungen ohne Aus- sprache a) Zweite Beratung und Schlussabstim- mung über den von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 26. Juli 2001 zwi- schen der Bundesrepublik Deutsch- land und derTschechischen Republik über den Bau einer Grenzbrücke an der gemeinsamen Staatsgrenze in An- bindung an die Bundesstraße B 20 und die Staatsstraße I/26 (Drucksachen 15/12, 15/272) . . . . . . . . 1722 A b)–d) Beschlussempfehlungen des Petitions- ausschusses: Sammelübersichten 8, 9, 10 zu Petitionen (Drucksachen 15/320, 15/321, 15/322) 1722 A e) Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU/CSU, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP: Erneute Über- weisung von Vorlagen aus früheren Wahlperioden (Drucksache 15/345) . . . . . . . . . . . . . . 1722 C Tagesordnungspunkt 5: Wahlvorschlag der Fraktionen der SPD, der CDU/CSU, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP für die vom Deut- schen Bundestag zu entsendenden Mitglie- der des Beirats bei der Regulierungs- behörde für Telekommunikation und Post gemäß § 67 Abs. 1 des Telekommu- nikationsgesetzes (Drucksache 15/356) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1722 C Zusatztagesordnungspunkt 4: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Änderung der Vorschriften über die Straftaten gegen die sexuelle Selbst- bestimmung und zur Änderung anderer Vorschriften (Drucksache 15/350) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1722 D Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . 1722 D Dr. Norbert Röttgen CDU/CSU . . . . . . . . . . . 1724 D Dr. Wolfgang Götzer CDU/CSU . . . . . . . . . . 1725 A Jerzy Montag BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1726 D Jörg van Essen FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1729 A Michaela Noll CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 1730 A Joachim Stünker SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1731 D Siegfried Kauder (Bad Dürrheim) CDU/CSU 1733 D Tagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Dirk Fischer (Hamburg), Eduard Oswald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Transrapid-Projekt Berlin–Ham- burg unverzüglich wieder aufnehmen (Drucksache 15/300) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1735 D Dirk Fischer (Hamburg) CDU/CSU . . . . . . . . 1736 A Angelika Mertens, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1738 B Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 22. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003II Horst Friedrich (Bayreuth) FDP . . . . . . . . . . 1739 D Albert Schmidt (Ingolstadt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1740 D Norbert Königshofen CDU/CSU . . . . . . . . . . 1742 B Reinhard Weis (Stendal) SPD . . . . . . . . . . . . 1743 B Dirk Fischer (Hamburg) CDU/CSU . . . . . 1744 A Renate Blank CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 1746 A Tagesordnungspunkt 7: Antrag der Abgeordneten Hans-Michael Goldmann, Dr. Christel Happach-Kasan, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: EU-Richtlinie zur Haltung von Nutztieren in nationales Recht umsetzen (Drucksache 15/226) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1747 A Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . . . 1747 B Uwe Bartels, Minister (Niedersachsen) . . . . . 1748 C Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . 1750 A Peter H. Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 1751 A Gitta Connemann CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 1751 D Friedrich Ostendorff BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1753 B Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . . . 1755 A Friedrich Ostendorff BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1755 D Georg Schirmbeck CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 1756 A Tagesordnungspunkt 6: Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Norbert Röttgen, Cajus Caesar, weite- ren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Strafgesetz- buches – Graffiti-Bekämpfungsgesetz (Drucksache 15/302) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1757 B Dr. Jürgen Gehb CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 1757 C Hermann Bachmaier SPD . . . . . . . . . . . . . . . 1759 A Jörg van Essen FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1760 C Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1761 B Jörg van Essen FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 1762 C Dr. Christoph Bergner CDU/CSU . . . . . . . . . 1763 A Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1763 D Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär BMJ 1764 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1766 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 1767 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 22. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003 III (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 22. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003 1665 22. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    (A) (C) 1766 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 22. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003 1767 (C) (D) (A) (B) Berninger, Matthias BÜNDNIS 90/ 30.01.2003 DIE GRÜNEN Bindig, Rudolf SPD 30.01.2003* Burchardt, Ulla SPD 30.01.2003 Deittert, Hubert CDU/CSU 30.01.2003* Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 30.01.2003* Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 30.01.2003 Göppel, Josef CDU/CSU 30.01.2003 Granold, Ute CDU/CSU 30.01.2003 Haack (Extertal), Karl SPD 30.01.2003* Hermann Höfer, Gerd SPD 30.01.2003* Hoffmann (Chemnitz), SPD 30.01.2003* Jelena Jäger, Renate SPD 30.01.2003* Jonas, Klaus Werner SPD 30.01.2003* Kelber, Ulrich SPD 30.01.2003* Lanzinger, Barbara CDU/CSU 30.01.2003 Leibrecht, Harald FDP 30.01.2003* Lintner, Eduard CDU/CSU 30.01.2003* Dr. Lucyga, Christine SPD 30.01.2003* Möllemann, Jürgen W. FDP 30.01.2003 Müller (Düsseldorf), SPD 30.01.2003 Michael Rauber, Helmut CDU/CSU 30.01.2003* Rauen, Peter CDU/CSU 30.01.2003 Riester, Walter SPD 30.01.2003* Robbe, Reinhold SPD 30.01.2003 Rupprecht SPD 30.01.2003* (Tuchenbach), Marlene Dr. Scheer, Hermann SPD 30.01.2003* Schmidt (Fürth), CDU/CSU 30.01.2003 Christian Schröter, Gisela SPD 30.01.2003 Siebert, Bernd CDU/CSU 30.01.2003* Simm, Erika SPD 30.01.2003 Steenblock, Rainder BÜNDNIS 90/ 30.01.2003* DIE GRÜNEN Dr. Thomae, Dieter FDP 30.01.2003 Tritz, Marianne BÜNDNIS 90/ 30.01.2003* DIE GRÜNEN Volquartz, Angelika CDU/CSU 30.01.2003 Wegener, Hedi SPD 30.01.2003* Wicklein, Andrea SPD 30.01.2003 Dr. Wodarg, Wolfgang SPD 30.01.2003* * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenografischen Bericht Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Laurenz Meyer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wenn

    man diese Debatte verfolgt – das sage ich insbesondere an
    die Adresse der Kollegen aus der SPD-Fraktion –, kommt
    sie einem ein bisschen gespenstisch vor; das muss ich Ih-
    nen offen sagen. Haben Sie eigentlich seit Beginn der Le-
    gislaturperiode nicht einmal mit irgendeinem Mittelständ-
    ler vor Ort über das, worüber Sie hier reden, gesprochen?


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die Stimmung draußen hat mit dem, was Sie hier vor-

    tragen, nicht das Geringste zu tun. Das hätten Sie spätes-
    tens im Dezember zumindest an den Zahlen erkennen
    können. Das Ifo-Institut hat im Dezember 1100 Unter-
    nehmen befragt und dabei festgestellt, dass 28,9 Prozent
    der Unternehmen überlegen, ihren Standort ganz oder
    teilweise ins Ausland zu verlagern.


    (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

    77,2 Prozent werden Investitionen einschränken oder auf-
    schieben oder wollen im Ausland investieren.


    (Klaus Brandner [SPD]: Alles Mittelstand? Was ist der Mittelstand für Sie, Herr Meyer?)


    – Haben Sie das nicht zur Kenntnis genommen? Herr
    Brandner, wenn mich in Zukunft draußen ein Mittelständler
    anspricht und mir seine Sorgen vorträgt, werde ich ihm sa-
    gen: In der SPD-Fraktion sind so wichtige Leute wie Herr
    Brandner und Herr Lange dafür zuständig und Herr Kuhn
    hat diese Aufgabe bei den Grünen übernommen. Ihr braucht
    euch überhaupt keine Sorgen zu machen. Die haben das un-
    heimlich gut im Griff, die wissen, wohin es gehen soll.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Der Wirtschaftsminister, der draußen große Töne spuckt,

    hat den ganzen Quatsch, die Steuer- und Abgabener-
    höhungen und die Belastungen, die hier beschlossen wer-
    den sollen und teilweise schon beschlossen worden sind,
    mitgetragen.


    (Klaus Brandner [SPD]: Der Generalagitator!)

    Bei der Vorbereitung auf diese Debatte ist mir etwas

    aufgefallen – und ich bitte Sie, Herr Wirtschaftsminister,
    in Ihrem eigenen Laden noch einmal nachzusehen –: An-
    fang der Woche hat mir ein Mittelständler, ein Modell-
    bauunternehmer, eine neue Verordnung aus Ihrem Hause
    zugeschickt, in der auf dreieinhalb Seiten nur Gebühren-
    erhöhungen für mittelständische Unternehmen aufgelistet
    sind. Gucken Sie sich diese Verordnung einmal an! Sie
    stand am 23. Dezember letzten Jahres im Bundesgesetz-
    blatt, von Ihnen unterschrieben.


    (Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD]: Das sind doch keine Steuern!)


    Und dann stellen Sie sich hier hin und sagen: weniger
    Bürokratie, weniger Abgaben für den Mittelstand. Wo ist
    denn da die Glaubwürdigkeit?


    (Wolfgang Clement, Bundesminister: Bei Ihnen, weil Sie uns das alles hinterlassen haben!)


    Wer soll Ihnen das noch abnehmen?

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Draußen im Scheinwerferlicht reden Sie von Mittel-
    standsoffensive, während Sie in Wirklichkeit immer nur
    die Hand aufhalten und abkassieren. Das ist, leider Gottes,
    die ganze Wahrheit, Herr Clement. Das wird hier im Bund
    schneller auffallen als in Nordrhein-Westfalen, das Sie
    rechtzeitig verlassen haben. Das war gut für das Land,
    aber schlecht für die Bundesrepublik Deutschland.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, 80 Prozent der Unterneh-

    men beklagen, dass sie heute nur noch ein halbes Jahr
    Planungssicherheit für Investitionen haben. Wie soll
    das denn gehen? Der Zeitraum von einem halben Jahr
    reicht nicht aus. Die Unternehmen sollten für wenigstens
    zwölf Monate Planungssicherheit haben. Das war schon
    wenig genug in der früheren Zeit.

    Wir müssen sehen, was die SPD-Fraktion mit den Grü-
    nen zusammen macht. Herr Schulz, ich sage es Ihnen ganz
    offen: Ich weiß ja, dass Sie untereinander Streit hatten we-
    gen dieses Antrags, dass der eine oder andere bei Ihnen
    weitergehen wollte. Ich wundere mich, dass Sie sich dann
    wirklich darauf verständigt haben, gestern einen Antrag
    einzubringen, der im Text und in den Überschriften der
    Internetseite des Wirtschaftsministeriums entspricht, die
    seit dem 5. Januar als Public-Relations-Maßnahme für je-
    dermann zugänglich ist. Sie trauen sich allen Ernstes, das
    als Mittelstandsoffensive von SPD und Grünen hier im
    Plenum einzubringen. Schämen Sie sich dabei wirklich
    nicht? Tun Sie sich bei den Sorgen, die der Mittelstand
    hat, nicht wenigstens schwer, wenn Sie so etwas machen?


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der SPD)


    – Herr Brandner, dass Sie dabei nervös werden, kann ich
    verstehen.


    (Klaus Brandner [SPD]: Ich bin überhaupt nicht nervös! Wir packen es an!)


    Das ist wirklich eine geistige Glanzleistung, die Sie voll-
    bracht haben.

    Das Einzige, was Sie geschafft haben, ist, die Reihen-
    folge der Kapitel Ausbildung und Innovationsoffensive
    für den Mittelstand zu vertauschen; es sei dahingestellt,
    ob bei der Arbeit geschlampt worden ist oder ob das be-
    absichtigt war.


    (Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Das haben sie nicht einmal gemerkt!)


    Außerdem haben Sie aus dem alten Absatz „Verbesserung
    der Zahlungsmoral“ in Clements Mittelstandsoffensive
    ein neues Kapitel gemacht und fertig ist die Laube. Das ist
    alles an geistiger Arbeit, was Sie als Offensive für den
    Mittelstand eingebracht haben!

    Sagen Sie einmal ehrlich, Herr Kuhn: Muss man sich
    nicht schlecht fühlen, wenn man so etwas vertreten soll?
    Ihrer Rede hat man das auch angemerkt und noch deut-
    licher wurde es bei Ihrem Kollegen, der die Opposition für
    alles verantwortlich gemacht hat.


    (Klaus Brandner [SPD]: Und jetzt kommt der Beitrag, den Sie leisten! Jetzt haben Sie genug geredet! Was kommt von Ihnen?)



    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    1690


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    Gestern fand eine Tagung des Bundes der Selbststän-
    digen statt, an der auch einige von Ihnen teilgenommen
    haben. Wir – der Kollege Schauerte war auch anwesend –
    haben bei dieser Gelegenheit gefragt,


    (Klaus Brandner [SPD]: Was wollen Sie denn jetzt?)


    wer von dem Vorhaben der Bundesregierung betroffen ist,
    für Unternehmen bis zu einer Umsatzgröße von 17500 Euro
    bzw. 35 000 Euro eine hälftige Betriebsausgabenpau-
    schale einzuführen.


    (Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD]: Wir sind doch schon dabei!)


    Wir erhielten darauf zur Antwort, dass von dem, was Sie
    als Großoffensive für den Mittelstand ankündigen, zwar
    eine Avon-Beraterin betroffen wäre,


    (Klaus Brandner [SPD]: Die freut sich auch!)

    dass aber niemand davon betroffen wäre, der in Deutsch-
    land Arbeitsplätze schafft. Das ist aber angesichts der
    Situation in Deutschland zu wenig.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Das Thema Kündigungsschutz – der einzige Punkt, mit

    dem Herr Clement in den vergangenen Wochen positiv
    bei den Wirtschaftsverbänden aufgefallen ist – ist in dem
    Antrag zu der Offensive für den Mittelstand mit keinem
    Wort erwähnt.


    (Ulrich Heinrich [FDP]: Das darf er nicht!)

    Das macht deutlich, in welche Richtung der Weg führt.
    Deswegen glaube ich persönlich nicht daran, dass mit die-
    ser Bundesregierung auch nur eine einzige Offensive bzw.
    eine einzige ernsthafte Maßnahme für den Mittelstand auf
    den Weg gebracht werden kann. Bei Ihrem Vorhaben han-
    delt es sich um weiße Salbe. Weniger als 10 Prozent der
    Unternehmen im Mittelstand – die Kollegin Wöhrl hat da-
    rauf hingewiesen – sind davon betroffen.

    Es wird keinen einzigen zusätzlichen Existenzgründer
    geben, wenn die Rahmenbedingungen für den Mittelstand
    nicht geändert werden. Wie sollen angesichts von 38000 Fir-
    menpleiten – in diesem Jahr soll die Zahl noch zunehmen –
    Existenzgründer überleben, wenn unter den Rahmenbe-
    dingungen, die Sie zu verantworten haben, schon beste-
    hende Betriebe Pleite gehen?

    Ich habe kürzlich davon gesprochen – das hat mir hin-
    terher Leid getan –, dass die Bundesregierung handwerk-
    lich schlechte Arbeit leistet. Die Handwerker haben dage-
    gen protestiert und mir verboten, in dieser Debatte im
    Zusammenhang mit dieser Bundesregierung weiterhin
    das Wort „handwerklich“ zu erwähnen, weil sie sich da-
    durch beleidigt fühlen.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Zu Recht!)


    Ich kann das nachvollziehen.

    (Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD]: Olle Kamellen! – Klaus Brandner [SPD]: Sie haben keine einzige Maßnahme vorgetragen!)


    Sie brauchen sich nur die Zahlen vor Augen zu halten.
    Herr Müntefering, Sie haben angekündigt, es müsse we-

    niger Geld für den Konsum und mehr für den Staat aus-
    gegeben werden. In Zukunft können Sie den Menschen
    vorrechnen, was Sie darunter verstehen. Sie haben es
    nämlich in nur zwei Jahren geschafft, dass die Menschen
    neun Tage länger für den Staat arbeiten müssen, als es
    noch im Jahr 2001 der Fall war. Sie müssen neun Tage
    mehr für Steuern und Abgaben arbeiten. Sie haben den
    Menschen innerhalb von zwei Jahren neun Tage geklaut,
    die sie zuvor für Familie, Urlaub, Kleidung und ihre Kin-
    der zur Verfügung hatten.


    (Zuruf von der SPD: Was für ein Quatsch!)

    Das haben Sie zu verantworten und das werden wir nicht
    unerwähnt lassen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Ein Punkt hat mich bei der Vorbereitung dieser Debatte
    besonders nachdenklich gemacht. Vor zwei Tagen hat der
    DGB seine Ausbildungsbilanz vorgelegt. Das haben Sie
    gar nicht mitbekommen, weil Sie die Sorgen der Jungen
    nicht mehr zur Kenntnis nehmen. Niemand von der SPD
    hat darauf reagiert,


    (Franz Müntefering [SPD]: Seien Sie nicht so aufgeregt, Herr Meyer! Ruhe!)


    dass die Zahl der Ausbildungsplätze um 7,1 Prozent ge-
    sunken ist. Im vergangenen Jahr sind 43 000 Ausbil-
    dungsverträge weniger zustande gekommen. Niemand
    von Ihnen hat darauf reagiert. Das ist die soziale Haltung,
    die Sie an den Tag legen!


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    186 von Ihren 251 Abgeordneten sind Gewerkschaftsmit-
    glied, aber niemand hat zu dieser desaströsen Bilanz des
    DGB Stellung genommen.

    Sie wollen die Wirklichkeit nicht mehr zur Kenntnis
    nehmen. Das ist soziale Kälte, die heute in Deutschland
    herrscht. Diese soziale Kälte nehmen die Menschen wahr.
    Das werden Sie am kommenden Sonntag merken.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Sie diskutieren immer wieder – die Grünen sollten noch

    einmal ernsthaft darüber nachdenken – über den großen
    Befähigungsnachweis.


    (Hubertus Heil [SPD]: Sie sind doch für Deregulierung!)


    Dazu sage ich Ihnen im Zusammenhang mit der Ausbil-
    dung: Wer im Handwerk soll eigentlich in Zukunft noch
    die Ausbildung gewährleisten und die damit verbundenen
    großen Leistungen erbringen, wenn Sie auch den Meis-
    terbrief, der eine Grundlage für das Handwerk ist, infrage
    stellen? Lassen Sie die Finger davon, wenn Sie nicht noch
    mehr Ausbildungsplätze gefährden wollen!


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Es ist wirklich Zeit, dass Sie einen Kurswechsel ein-

    leiten. Dazu sollten Sie aber zumindest zugeben, dass Sie
    die ersten 100 Tage Ihrer Regierungszeit in den Sand ge-
    setzt haben. Dafür sollten Sie nicht die Opposition und das
    Ausland verantwortlich machen, sondern sich ernsthaft

    Laurenz Meyer (Hamm)





    Laurenz Meyer (Hamm)

    fragen, was bei Ihnen falsch gelaufen ist. Dies ist not-
    wendig, damit die Menschen wieder Zutrauen zu dem,
    was in diesem Parlament geschieht, bekommen und
    Deutschland zumindest wieder in die erste Reihe der
    Wirtschaftsnationen gelangt. Wir wollen nicht unbedingt
    die Ersten sein, aber nach vorne kommen, anstatt das
    Schlusslicht zu sein. So wie Sie bisher vorgegangen sind,
    werden Sie dies nicht schaffen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Typisch Meyer! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Jetzt klatschen sie sich auch noch Mut an!)




Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Herr Kollege Meyer, den Sitten des Hauses entspre-

chend gratuliere ich auch Ihnen zur Ihrer Rede, die man
aber nicht so recht als Jungfernrede bezeichnen kann. Sie
sind ja ein geübter Redner.


(Beifall)

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Sigrid Skarpelis-

Sperk.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich war

    gespannt auf die Rede des Kollegen Meyer.

    (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Was? – Volker Kauder [CDU/CSU]: Mit Recht!)

    Ich habe mir gedacht: Vielleicht wird er ja mit seiner
    Jungfernrede einen realistischen, vernünftigen Debatten-
    beitrag liefern.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Aber er ist seinem Ruf als Wadenbeißer gerecht geworden.


    (Beifall bei der SPD)

    Ich habe mir schon überlegt, ob ich ihn Kampfhund nen-
    nen soll. Aber ehrlich gesagt, dafür waren seine Bisse nicht
    wirksam genug. Er hat gekläfft wie ein Wadenbeißer.

    Ich muss feststellen: Die bisherige Debatte enthielt
    nichts anderes als – entschuldigen Sie – olle Kamellen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Das sollte nicht der Ton sein, in dem wir in diesem Hause
    über eine schwierige Wirtschaftssituation und die keines-
    wegs einfache Lage der mittelständischen Unternehmen
    diskutieren.

    Herr Merz, ich sage Ihnen eines: Wenn Sie die Feier in
    Versailles in der vergangenen Woche nur dazu genutzt ha-
    ben sollten, Fotos zu machen und gut zu essen, anstatt mit
    den französischen Kollegen über deren Besorgnisse im
    Hinblick auf die Verschlechterung der Wirtschaftslage in
    Frankreich zu sprechen, dann hat der Ausflug nach Ver-
    sailles ein bisschen zu wenig gebracht.


    (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Haben Sie das so gemacht?)


    Ich möchte Sie auf Folgendes hinweisen: Im gesamten
    Euroraum hat sich die Wirtschaftslage deutlich ver-
    schlechtert. Die Länder, die immerhin 72 Prozent des Brut-
    toinlandsprodukts der Eurozone produzieren – Deutsch-
    land, Frankreich und Italien –, stehen vor den gleichen
    Problemen. Dies ist nicht deshalb der Fall, weil die unter-
    schiedlichen Regierungen das gleiche wirtschaftspolitische
    Instrumentarium verwenden. Dazu haben vielmehr die
    weltwirtschaftliche Lage und die Verschlechterung im
    Euroraum beigetragen. Wenn Sie jede Woche einen apo-
    kalyptischen Reiter durch das Land jagen, dann werden
    Sie damit keine Verbesserung des Vertrauens erzielen, wie
    Sie dies soeben verlangt haben.


    (Beifall bei der SPD)

    Uns dagegen geht es um etwas anderes, nämlich darum,

    in einer keineswegs einfachen Situation zu fragen: Wie
    können wir dem Mittelstand wirklich helfen? In diesem
    Zusammenhang möchte ich über etwas sprechen, was
    Minister Clement und auch mein Kollege von den Grünen
    kurz angesprochen haben: die Finanzierungsbedingungen
    und die größer gewordenen Finanzierungsprobleme der
    deutschen Wirtschaft schlechthin, aber vor allem die der
    mittelständischen Unternehmen. Es ist keine Frage: Viele
    Wirtschaftsunternehmen haben erhebliche Schwierigkei-
    ten, schon ihre normale Wirtschaftstätigkeit zu finanzie-
    ren. Viele kleine und mittlere Unternehmen, selbst recht
    solide Unternehmen mit guter Absatzlage und Expan-
    sionsaussichten haben Probleme, von ihren Hausbanken
    eine Verlängerung ihrer bisherigen Kreditlinie zu erhalten,
    geschweige denn frisches Geld für neue Investitionen.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist doch Ihre Schuld! – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Machen Sie mal was!)


    Viele, vor allem kleine Existenzgründer, stehen vor ge-
    schlossenen Banktüren.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Machen Sie mal was!)


    Dabei ist es besonders beunruhigend, dass nicht nur die
    privaten Großbanken kleine Unternehmen zurückweisen
    – das ist nichts Neues –, sondern zunehmend auch Spar-
    kassen, Raiffeisenbanken und Genossenschaftsbanken.

    Zwar sprechen die Deutsche Bundesbank und auch der
    Sachverständigenrat davon, dass es keine Kreditklemme
    gebe, aber die im vergangenen Jahr durchgeführten Um-
    fragen der Kreditanstalt für Wiederaufbau bei den Unter-
    nehmen zeigen sehr deutlich eine andere Situation: Ein
    Drittel der Unternehmen klagt über erhebliche Finanzie-
    rungsprobleme und darüber, dass sie abgewiesen würden,
    ein Drittel sagt, es habe sich nichts geändert, und ein Drit-
    tel hat zum Teil sogar verbesserte Konditionen bekommen.
    Das ist aber nur die Crème de la Crème des Mittelstandes.

    Die Ursachen für dieses Besorgnis erregende Vorgehen
    der deutschen Banken und Kreditinstitute sind schlicht
    folgende – dass Herr Merz darauf mit keinem Wort ein-
    gegangen ist,


    (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Weil es so nicht stimmt! Sie können nicht alle über einen Leisten schlagen!)



    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    1692


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    erscheint mir, entschuldigen Sie bitte, schlicht provinziell,
    Herr Hinsken –: Der internationale Wettbewerb im Ban-
    kensektor hat stark zugenommen, wobei insbesondere die
    Privatbanken von der Globalisierung und den Risiken der
    internationalen Kapitalmärkte betroffen sind. Sie sind von
    den weltweiten Rückgängen an den Aktienbörsen ange-
    schlagen. Es ist einfach eine Tatsache, dass das, was in
    den letzten zwei Jahren passiert ist, die größte Kapital-
    vernichtung seit der großen Weltwirtschaftskrise im ver-
    gangenen Jahrhundert gewesen ist. Das hat riesige Verlus-
    te bei den Banken und bei vielen Pensionsfonds gebracht,
    aber auch bei den Immobiliengeschäften in Deutschland
    und weltweit.

    Die Banken stehen inmitten gewaltiger Wertberichti-
    gungen bei den Unternehmenskrediten, vom Neuen Markt
    zur E-Commerce-Blase, von der Kirch-Pleite in Bayern bis
    zu den Auswirkungen der Bilanzfälschungen in den USA.
    Die deutschen Banken rationalisieren in scharfem Tempo
    und bauen massiv Beschäftigte und Filialen ab, um ihre
    Renditen wieder zu erhöhen und diese Verluste wenigstens
    teilweise auszugleichen. Aber, verdammt noch einmal, das
    ist doch nicht die Schuld dieser Bundesregierung,


    (Lachen bei der CDU/CSU)

    wenn einige auf internationaler Ebene an den Börsen ge-
    spielt haben und die Renditen zurückgehen! Sie tun so, als
    wären wir dafür verantwortlich, wenn hier gezockt wor-
    den ist.


    (Beifall bei der SPD)

    Übrigens sprechen Sie die Probleme nie an, die im Un-

    ternehmenssektor entstanden sind und die international
    anstehen, weil es zu unbequem ist, sich damit auseinander
    zu setzen und zu fragen, wie man Lösungen für diese
    schwierigen Fragen findet.

    Die Sparkassen, die typischerweise die kleinen und
    mittleren Unternehmen bedienen, sind durch den von der
    EU-Kommission erzwungenen Wegfall der Gewährträ-
    gerhaftung getroffen und schränken die Kreditvergabe an
    ihre traditionellen Kunden ein. Es war übrigens ein kon-
    servativer Kommissar der EU-Kommission, der uns diese
    Schwierigkeiten eingebrockt hat.


    (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Aha, auch wieder jemand anderes!)


    Die neuen internationalen Eigenkapitalrichtlinien,
    kurz Basel II, sind für das Vorgehen von Banken und
    Sparkassen mehr Ausrede als wahrer Grund; denn richtig
    ist, dass die Banken neue, computergestützte Ratingver-
    fahren entwickeln und anwenden, damit sie ihre Risiken
    und Kosten besser überschauen können. Dabei sortieren
    sie jetzt alles aus, was ihnen keinen Mindestprofit mehr
    bringt. Es wäre wichtig, danach zu fragen.

    Definitiv falsch ist, wenn die Banken ihr restriktives
    Verhalten in der Kreditvergabe im Allgemeinen und ge-
    genüber kleinen und mittleren Unternehmen im Besonde-
    ren mit Basel II begründen. Bei der ersten Vorlage der
    neuen Richtlinien waren diese Befürchtungen berechtigt,
    aber mittlerweile hat die deutsche Verhandlungsführung
    in Basel gewaltige und auch dringend notwendige Zuge-
    ständnisse herausgeholt. Der Deutsche Bundestag hat
    zweimal mit einstimmig verabschiedeten Resolutionen

    wichtige Verbesserungen gefordert und damit der Bun-
    desregierung und der deutschen Delegation sichtbar und
    nachhaltig den Rücken gestärkt.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Das internationale Finanzkapital hat durch diese

    Bemühungen übrigens gelernt, neben den deutschen Wör-
    tern Kindergarten und Heimweh nun auch noch das Wort
    Mittelstand zu buchstabieren, und das ist gut so.

    Trotzdem sollten wir die Ergebnisse der Quantitative-
    Impact-Study 3, QIS 3, das heißt die Simulationen zu der
    Frage, wie sich die neuen Regeln auf die Banken und da-
    mit auf die Unternehmen tatsächlich auswirken, abwar-
    ten, bevor wir grünes Licht für ein Ja in Basel geben. Das
    sind wir dem Mittelstand und den vielen Hunderttausend
    Selbstständigen, Freiberuflern, Handwerkern und Exis-
    tenzgründern und Bauern schuldig.

    Ein weiterer Punkt sind – wenn ich das offen sagen
    darf – die hohen Realzinsen, die wir in Deutschland zahlen.
    Die Zinsen für den Euroraum werden mittlerweile zentral
    festgelegt. Unsere Preissteigerungsraten sind deutlich
    niedriger. Damit muss Deutschland und müssen deutsche
    Unternehmen ein Stabilitätsopfer bringen, das heißt
    höhere Realzinsen bezahlen.

    Deswegen brauchen wir mehrere Schritte, um die
    Finanzierungsbedingungen zu verbessern:

    Erstens brauchen wir eine weitere Senkung der Zinsen
    durch die Europäische Zentralbank, um die hohen Real-
    zinsen zu senken und so die Unternehmen von der Kos-
    tenseite her zu entlasten. – Da könnten Sie von der rech-
    ten Seite auch einmal klatschen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Das ist eine Forderung an eine andere Organisation, nicht
    an die Bundesregierung.


    (Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Ach so!)


    Also überwinden Sie sich doch einmal!
    Zweitens – ich bin gespannt, ob Sie imstande sind, da

    zu klatschen – brauchen wir die zügige Weitergabe der
    Zinssenkungen durch die Banken an kleine und mittlere
    Unternehmen.


    (Beifall bei der SPD – Laurenz Meyer [Hamm] [CDU/CSU]: Ihr Kollege hat doch gerade kritisiert, dass sie nicht stattfindet!)


    – Auch hier fehlt natürlich der Beifall von der rechten
    Seite; denn damit würden Sie sich bei einigen Vorständen
    unbeliebt machen. – Es geht nicht an, dass die Zinssen-
    kungen der Europäischen Zentralbank nicht unver-
    züglich an die Kunden weitergegeben werden. Wir kriti-
    sieren hart, dass der Vorsitzende des Aufsichtsrats der
    Deutschen Bank, Herr Breuer, die Banken auch noch dazu
    aufgefordert hat, die Zinssenkungen nicht weiterzugeben.


    (Beifall des Abg. Ludwig Stiegler [SPD])

    Zu Recht ermittelt das Bundeskartellamt in dieser Frage
    und auch das Parlament wird sich mit diesem Vorgang
    ernsthaft befassen und gegebenenfalls als Gesetzgeber
    handeln müssen.

    Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk




    Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk

    Wir appellieren an die deutschen Banken, auch in die-
    ser Situation ihrer Verantwortung gerecht zu werden und
    den deutschen Mittelstand angemessen zu finanzieren,
    wie dies in früheren Zeiten der Fall gewesen ist. Exis-
    tenzgründer sind künftige Kunden; viele von ihnen sind
    erfolgversprechend und werden den Banken auch Profite
    einbringen.


    (Beifall bei der SPD – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Das ist eine gnadenlose Abrechnung mit den Banken! Das ganze Bankensystem wird aus den Angeln gehoben!)


    Die Bundesregierung hat mit den vorgeschlagenen
    Finanzierungsbedingungen, der Schaffung einer Mittel-
    standsbank, dem Programm der Kreditanstalt für Wieder-
    aufbau „Kapital für Arbeit“ und dem Programm der Deut-
    schen Ausgleichsbank für Mikrodarlehen entscheidende
    Schritte gemacht, bringt wirkliche Hilfen und – entschul-
    digen Sie bitte – nicht nur die ollen Kamellen, die Sie hier
    anbieten. Wir haben den Mittelstand in den vergangenen
    Jahren massiv entlastet.


    (Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Kaputtgemacht! – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Davon hat der nur nichts gemerkt!)


    Wir müssen jetzt darüber sprechen, konkrete Hilfestel-
    lungen über die neue Mittelstandsbank zu geben, und
    überlegen, wie wir mit neuen Instrumenten die Eigenka-
    pitalbasis stärken.


    (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Bei denen wird es nur noch schlechter!)


    Darüber werden wir noch konkret reden. Ich hoffe, dass
    das, wenn wir unter Ausschluss der Öffentlichkeit spre-
    chen, auch einmal konstruktiv und vernünftig geht. In der
    Verantwortung für den Mittelstand sollte uns das gele-
    gentlich gelingen. Ich fordere Sie nachdrücklich dazu auf.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)