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ID1502201800

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Nachträgliche Glückwünsche zum Geburtstag des Bundesministers Dr. Peter Struck sowie des Abgeordneten Norbert Königshofen . . . . 1665 A Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Wolfgang Spanier . . . . . . . . . . . . . . . . 1665 A Erweiterung der Mitgliederzahl im Ausschuss für Kultur und Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1665 A Wiederwahl der Abgeordneten Ulrike Poppe als Mitglied des Beirats nach § 39 des Stasi- Unterlagen-Gesetzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1665 B Festlegung der Zahl der Mitglieder des Euro- päischen Parlaments, die an den Sitzungen des Ausschusses für die Angelegenheiten der Euro- päischen Union teilnehmen können . . . . . . . . 1665 B Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . . 1665 B Nachträgliche Ausschussüberweisungen . . . . 1666 A Tagesordnungspunkt 3: Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Offen- sive für den Mittelstand (Drucksache 15/351) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1666 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Dagmar Wöhrl, Karl-Josef Laumann, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der CDU/CSU: Grundsätzliche Kehrtwende in derWirt- schaftspolitik statt neuer Sonderregeln – Mittelstand umfassend stärken (Drucksache 15/349) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1666 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Abgeordneten Rainer Brüderle, Dr. Hermann Otto Solms, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der FDP: Neue Chancen für den Mittelstand – Rahmen- bedingungen verbessern statt Förder- dschungel ausweiten (Drucksache 15/357) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1666 C Wolfgang Clement, Bundesminister BMWA 1666 D Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 1670 C Fritz Kuhn BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . 1674 A Rainer Brüderle FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1677 A Klaus Brandner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1679 B Dagmar Wöhrl CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 1681 D Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1684 A Gudrun Kopp FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1685 D Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . . 1687 B Christian Lange (Backnang) SPD . . . . . . . . . 1688 A Laurenz Meyer (Hamm) CDU/CSU . . . . . . . 1690 A Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk SPD . . . . . . . . . . . 1692 A Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 1694 B Reinhard Schultz (Everswinkel) SPD . . . . . . 1696 D Alexander Dobrindt CDU/CSU . . . . . . . . . . . 1698 D Tagesordnungspunkt 4: a) Erste Beratung des vom Bundesrat ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum optimalen Fördern und Fordern in Vermittlungsagenturen (OFFENSIV-Gesetz) (Drucksache 15/273) . . . . . . . . . . . . . . 1700 B Plenarprotokoll 15/22 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 22. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003 I n h a l t : b) Erste Beratung des vom Bundesrat ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Fördern und Fordern arbeits- fähiger Sozialhilfeempfänger und Ar- beitslosenhilfebezieher (Fördern-und- Fordern-Gesetz) (Drucksache 15/309) . . . . . . . . . . . . . . 1700 C c) Antrag der Abgeordneten Dr. Heinrich L. Kolb, Daniel Bahr (Münster), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Das Sozialhilferecht gerechter gestal- ten–HilfebedürftigeBürgereffizienter fördern und fordern (Drucksache 15/358) . . . . . . . . . . . . . . 1700 C Silke Lautenschläger, Staatsministerin (Hessen) 1700 D Gerd Andres, Parl. Staatssekretär BMWA . . . 1703 A Dirk Niebel FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1705 A Dr. Thea Dückert BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1706 B Dirk Niebel FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1708 B Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1709 B Johannes Singhammer CDU/CSU . . . . . . . . . 1710 B Thomas Sauer SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1712 A Dr. Heinrich L. Kolb FDP . . . . . . . . . . . . . . . 1713 D Walter Hoffmann (Darmstadt) SPD . . . . . . . . 1715 B Dr. Heinrich L. Kolb FDP . . . . . . . . . . . . 1716 C Wolfgang Meckelburg CDU/CSU . . . . . . . . . 1717 A Karin Roth (Esslingen) SPD . . . . . . . . . . . . . 1719 D Tagesordnungspunkt 12: Überweisungen im vereinfachten Ver- fahren Antrag der Abgeordneten Markus Löning, Daniel Bahr (Münster), weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der FDP: Westsahara- konflikt beilegen – UN-Friedensplan durchsetzen (Drucksache 15/316) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1721 D Tagesordnungspunkt 13: Abschließende Beratungen ohne Aus- sprache a) Zweite Beratung und Schlussabstim- mung über den von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 26. Juli 2001 zwi- schen der Bundesrepublik Deutsch- land und derTschechischen Republik über den Bau einer Grenzbrücke an der gemeinsamen Staatsgrenze in An- bindung an die Bundesstraße B 20 und die Staatsstraße I/26 (Drucksachen 15/12, 15/272) . . . . . . . . 1722 A b)–d) Beschlussempfehlungen des Petitions- ausschusses: Sammelübersichten 8, 9, 10 zu Petitionen (Drucksachen 15/320, 15/321, 15/322) 1722 A e) Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU/CSU, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP: Erneute Über- weisung von Vorlagen aus früheren Wahlperioden (Drucksache 15/345) . . . . . . . . . . . . . . 1722 C Tagesordnungspunkt 5: Wahlvorschlag der Fraktionen der SPD, der CDU/CSU, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP für die vom Deut- schen Bundestag zu entsendenden Mitglie- der des Beirats bei der Regulierungs- behörde für Telekommunikation und Post gemäß § 67 Abs. 1 des Telekommu- nikationsgesetzes (Drucksache 15/356) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1722 C Zusatztagesordnungspunkt 4: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Änderung der Vorschriften über die Straftaten gegen die sexuelle Selbst- bestimmung und zur Änderung anderer Vorschriften (Drucksache 15/350) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1722 D Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . 1722 D Dr. Norbert Röttgen CDU/CSU . . . . . . . . . . . 1724 D Dr. Wolfgang Götzer CDU/CSU . . . . . . . . . . 1725 A Jerzy Montag BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1726 D Jörg van Essen FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1729 A Michaela Noll CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 1730 A Joachim Stünker SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1731 D Siegfried Kauder (Bad Dürrheim) CDU/CSU 1733 D Tagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Dirk Fischer (Hamburg), Eduard Oswald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Transrapid-Projekt Berlin–Ham- burg unverzüglich wieder aufnehmen (Drucksache 15/300) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1735 D Dirk Fischer (Hamburg) CDU/CSU . . . . . . . . 1736 A Angelika Mertens, Parl. Staatssekretärin BMVBW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1738 B Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 22. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003II Horst Friedrich (Bayreuth) FDP . . . . . . . . . . 1739 D Albert Schmidt (Ingolstadt) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1740 D Norbert Königshofen CDU/CSU . . . . . . . . . . 1742 B Reinhard Weis (Stendal) SPD . . . . . . . . . . . . 1743 B Dirk Fischer (Hamburg) CDU/CSU . . . . . 1744 A Renate Blank CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 1746 A Tagesordnungspunkt 7: Antrag der Abgeordneten Hans-Michael Goldmann, Dr. Christel Happach-Kasan, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: EU-Richtlinie zur Haltung von Nutztieren in nationales Recht umsetzen (Drucksache 15/226) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1747 A Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . . . 1747 B Uwe Bartels, Minister (Niedersachsen) . . . . . 1748 C Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . 1750 A Peter H. Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 1751 A Gitta Connemann CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 1751 D Friedrich Ostendorff BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1753 B Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . . . 1755 A Friedrich Ostendorff BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1755 D Georg Schirmbeck CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 1756 A Tagesordnungspunkt 6: Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Norbert Röttgen, Cajus Caesar, weite- ren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Strafgesetz- buches – Graffiti-Bekämpfungsgesetz (Drucksache 15/302) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1757 B Dr. Jürgen Gehb CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 1757 C Hermann Bachmaier SPD . . . . . . . . . . . . . . . 1759 A Jörg van Essen FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1760 C Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1761 B Jörg van Essen FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 1762 C Dr. Christoph Bergner CDU/CSU . . . . . . . . . 1763 A Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1763 D Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär BMJ 1764 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1766 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 1767 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 22. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003 III (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 22. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003 1665 22. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003 Beginn: 9.00 Uhr
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    (A) (C) 1766 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 22. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 30. Januar 2003 1767 (C) (D) (A) (B) Berninger, Matthias BÜNDNIS 90/ 30.01.2003 DIE GRÜNEN Bindig, Rudolf SPD 30.01.2003* Burchardt, Ulla SPD 30.01.2003 Deittert, Hubert CDU/CSU 30.01.2003* Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 30.01.2003* Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 30.01.2003 Göppel, Josef CDU/CSU 30.01.2003 Granold, Ute CDU/CSU 30.01.2003 Haack (Extertal), Karl SPD 30.01.2003* Hermann Höfer, Gerd SPD 30.01.2003* Hoffmann (Chemnitz), SPD 30.01.2003* Jelena Jäger, Renate SPD 30.01.2003* Jonas, Klaus Werner SPD 30.01.2003* Kelber, Ulrich SPD 30.01.2003* Lanzinger, Barbara CDU/CSU 30.01.2003 Leibrecht, Harald FDP 30.01.2003* Lintner, Eduard CDU/CSU 30.01.2003* Dr. Lucyga, Christine SPD 30.01.2003* Möllemann, Jürgen W. FDP 30.01.2003 Müller (Düsseldorf), SPD 30.01.2003 Michael Rauber, Helmut CDU/CSU 30.01.2003* Rauen, Peter CDU/CSU 30.01.2003 Riester, Walter SPD 30.01.2003* Robbe, Reinhold SPD 30.01.2003 Rupprecht SPD 30.01.2003* (Tuchenbach), Marlene Dr. Scheer, Hermann SPD 30.01.2003* Schmidt (Fürth), CDU/CSU 30.01.2003 Christian Schröter, Gisela SPD 30.01.2003 Siebert, Bernd CDU/CSU 30.01.2003* Simm, Erika SPD 30.01.2003 Steenblock, Rainder BÜNDNIS 90/ 30.01.2003* DIE GRÜNEN Dr. Thomae, Dieter FDP 30.01.2003 Tritz, Marianne BÜNDNIS 90/ 30.01.2003* DIE GRÜNEN Volquartz, Angelika CDU/CSU 30.01.2003 Wegener, Hedi SPD 30.01.2003* Wicklein, Andrea SPD 30.01.2003 Dr. Wodarg, Wolfgang SPD 30.01.2003* * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenografischen Bericht Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Gesine Lötzsch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sehr ge-

    ehrte Gäste, ich bin Abgeordnete der PDS.

    (Klaus Brandner [SPD]: Ach was! Das hätten die auch so gemerkt!)

    – Es ist gut, dass Sie das wissen, das sollen aber auch die
    Gäste wissen.

    „Der Osten steht auf der Kippe“, erklärte Herr Thierse
    kurz vor der Wahl. Dafür wurde er vom Kanzler gerügt.
    Seitdem ist es ruhig um sein Engagement für den Osten
    geworden. Der Aufholprozess Ost ist seit Mitte der 90er-
    Jahre ins Stocken geraten; der Abstand zwischen Ost und
    West ist wieder größer geworden. Da bin ich auch schon
    bei einem wesentlichen Problem des Antrags der Regie-
    rungsfraktionen zur Mittelstandsoffensive: Die unter-
    schiedlichen Voraussetzungen und Bedingungen des Mit-
    telstandes in den neuen Ländern erfordern meiner
    Meinung nach auch entsprechend differenzierte gesetzli-
    che Regelungen. In Ostdeutschland haben 52 Prozent
    der Betriebe weniger als fünf Mitarbeiter. 1997 betrug die
    durchschnittliche Kreditquote, bezogen auf die Bilanz-
    summe, 66 Prozent. Diese liegt im Vergleich zu west-
    deutschen Unternehmen fast doppelt so hoch und sagt viel
    über die Wirtschaftskraft dieser Unternehmen aus.

    Ich denke, dass die Bundesregierung diesen unter-
    schiedlichen Rahmenbedingungen stärker Rechnung tra-

    gen muss. Schon der Begriff Mittelstand ist verwaschen.
    Man braucht sich nur die Spannbreite der Unternehmen
    vor Augen zu führen, die unter den Begriff kleine und
    mittlere Unternehmen gefasst werden. Man kann eben
    nicht ein etabliertes bayerisches Unternehmen mit mehre-
    ren 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit einem ost-
    deutschen Unternehmen mit fünf Mitarbeitern und fak-
    tisch keinem Eigenkapital in einen Topf werfen und
    vergleichen. Hier muss eine entsprechende Initiative er-
    griffen werden, damit stärker differenziert wird und die
    Besonderheiten Ostdeutschlands berücksichtigt werden.


    (Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

    Jetzt schon wissen wir, dass die Vorhaben der Bundes-

    regierung zur Flexibilisierung der Arbeit und zur Senkung
    der Lohnkosten nicht zu dem gewünschten Erfolg führen
    werden. Das, was ich hier vortrage, ist keine Weissagung,
    sondern eine in Ostdeutschland gemachte Erfahrung. Hier
    kann man nämlich vom Osten lernen, wie man es im Wes-
    ten nicht machen soll. In den 90er-Jahren wurde im Osten
    auf den Standortvorteil Lohnkosten gesetzt. Auf dem
    ostdeutschen Arbeitsmarkt herrscht so seit Jahren in der
    Realität eine hohe Flexibilität vor: niedrige Tarifbindung,
    ein hoher Anteil an betrieblichen Regelungen, untertarif-
    liche Bezahlung, hoher Anteil an befristeten Arbeitsver-
    hältnissen usw. Doch die gewünschten Arbeitsplatzef-
    fekte wurden dadurch eben nicht erzielt. Auch mit
    Großinvestitionen haben wir im Osten nicht unbedingt
    gute Erfahrungen gemacht. Herr Stolpe, der hier nicht an-
    wesend ist, es aber trotzdem weiß, kann davon ein Lied
    singen. Ich erinnere nur an Lausitzring, Flughafen Berlin-
    Schönefeld, Chipfabrik, Cargo-Lifter, Filmpark Babels-
    berg. Da wurden Milliarden versenkt, ohne entsprechende
    Arbeitsplatzeffekte zu zeitigen.

    Ein weiterer Punkt in Ihrem Antrag, meine Damen und
    Herren, gilt der Entbürokratisierung. Das ist richtig und
    klingt immer gut. Aber das eigentliche Problem liegt doch
    viel tiefer. Die Bundesrepublik ist mit der großen Industrie,
    mit Kohle, Stahl, Schiffbau usw., groß geworden. Viele Ver-
    fahren und Gesetze orientieren sich an diesen alten Indus-
    trien, die heute eben nicht mehr Arbeit schaffen, sondern
    eher Arbeitsplätze im Mittelstand bedrohen. Doch gerade
    Miniunternehmen, die in den letzten Jahren Arbeitsplätze in
    beachtlichen Größenordnungen geschaffen haben, werden
    von den Verwaltungen als lästig angesehen. Natürlich ist es
    für eine Verwaltung immer angenehmer und zeitsparender,
    den Inhalt eines Fördertopfes auf zwei oder drei Groß-
    unternehmen zu verteilen, als mit mehreren 100 oder gar
    1000 Miniunternehmen zu kommunizieren. Abgesehen da-
    von entspricht es der Mentalität von Politikern, gerade vor
    Wahlen, sich über die Generierung von Großprojekten einen
    Ruf zu erwerben. Das ist einfacher und schöner, als sich mit
    Miniunternehmen herumzuschlagen.

    Meine Damen und Herren, ich denke, es geht nicht ein-
    fach nur um Entbürokratisierung, sondern es geht um
    nicht mehr und nicht weniger als eine Neudefinition der
    Aufgaben des Staates.

    Wir, die PDS, schlagen zur Stärkung des Mittelstandes
    unter anderem Folgendes vor:


    (Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Enteignung! Abschaffung des Erbrechts! Das ist euer Kernvorschlag!)


    Gudrun Kopp




    Dr. Gesine Lötzsch
    erstens ein Infrastrukturprogramm der Bundesregie-
    rung, das vor allem die Infrastruktur von Städten und Ge-
    meinden stärkt, so wie es Herr Stolpe bereits aufgegriffen
    hat und jetzt praktisch umsetzen muss; zweitens einen
    neuen Finanzierungsschlüssel für die Gemeinschafts-
    aufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruk-
    tur“, der den Länderanteil von 50 auf 25 Prozent senkt. In
    meiner Heimatstadt Berlin ist es schon jetzt nicht mehr
    möglich, alle vom Bund zugestandenen Mittel der Ge-
    meinschaftsaufgabe abzurufen, da das Land in einer
    Haushaltsnotlage steckt, wodurch die Kofinanzierung
    nicht mehr möglich ist.

    Ich denke, die vorgeschlagenen Maßnahmen würden
    Aufträge für kleine und mittlere Unternehmen bringen
    und die Wirtschaft in den neuen Bundesländern beflügeln.
    Wir brauchen eine Mittelstandsoffensive, die sehr spezi-
    fische Vorschläge für Ostdeutschland enthält. Dann hätten
    Sie, Herr Minister Clement, auch unsere Unterstützung,
    aber nur dann.

    Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.

    (Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Ich erteile das Wort Kollegen Christian Lange, SPD-

Fraktion.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Christian Lange


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

    ren! Ich bin froh darüber, dass in die Wirtschaftspolitik
    der Bundesrepublik Deutschland wieder Realismus,
    Schwung und Dynamik statt Schwarzmalerei und oller
    Kamellen eingezogen sind.


    (Beifall bei der SPD)

    Warum sage ich „Realismus“? Frau Kollegin Wöhrl,

    wenn Sie sich hier hinstellen und in Ihrer Rede behaupten,
    in Deutschland gebe es kein Wachstum, dann sind Sie be-
    reits einer Lüge aufgesessen. Wenn Sie wenigstens so ehr-
    lich gewesen wären, zu sagen, wir hätten zu wenig Wachs-
    tum, dann hätten wir eine realistische Debatte haben
    können. Aber wenn Sie noch nicht einmal dazu bereit
    sind, sondern behaupten, wir hätten kein Wachstum, ob-
    wohl alle – Sachverständigenrat, Ifo, HWWA, IfW usw. –
    uns ein positives, wenn auch zu geringes Wachstum zu-
    gestehen, dann macht dies deutlich, dass Ihnen nicht an ei-
    ner realistischen Debatte, sondern nur an Schwarzmalerei
    und Polemik gelegen ist. Das brauchen der Standort
    Deutschland und der Mittelstand am wenigsten, meine
    Damen und Herren.


    (Beifall bei der SPD – Ludwig Stiegler [SPD]: Franz Josef Strauß lässt grüßen! Sonthofen!)


    Wenn wir dann von Ihrem stellvertretenden Fraktions-
    vorsitzenden hören müssen, dass die Bundesregierung al-
    lein die Weltwirtschaft für die wirtschaftliche Lage ver-
    antwortlich mache, obwohl der Minister kein einziges
    Wort dazu gesagt hat, dann finde ich das mehr als bemer-

    kenswert. Und wenn zugleich Ihre Kollegen das hohe Re-
    formtempo des Ministers kritisieren, dann muss ich Sie
    fragen: Was meinen Sie jetzt eigentlich?


    (Beifall bei der SPD)

    Ist allein die Weltwirtschaft verantwortlich oder spielen
    nicht doch auch die Probleme in Deutschland eine Rolle?
    Wir würden uns in der Tat treffen und über eine realisti-
    sche Wirtschaftspolitik sprechen können, wenn wir ge-
    meinsam die Weltwirtschaft auf der einen Seite und die
    Strukturprobleme in Deutschland auf der anderen Seite
    als Verantwortliche sehen würden.

    Genau aus diesem Grunde kommt die Mittelstands-
    offensive der Bundesregierung zum richtigen Zeitpunkt.
    Gerade in Zeiten tief greifenden Strukturwandels kann
    und wird Deutschland von einer mittelständisch gepräg-
    ten Wirtschaftsstruktur profitieren; denn es waren schon
    immer die mittelständischen Unternehmen, die in ökono-
    mischen Umbruchsituationen die Richtung vorgegeben
    und das Tempo bestimmt haben. Unsere Aufgabe ist es,
    dieses Tempo zu befördern und dafür zu sorgen, dass der
    Mittelstand Jobmotor Nummer eins in Deutschland ist
    und bleibt.

    Deshalb – da komme ich wieder zum Realismus Ihrer
    Wirtschaftspolitik zurück – finde ich es bemerkenswert,
    dass Sie die Steuerquoten in Deutschland kritisieren.
    Mein Kollege Brandner hat bereits auf die Zahlen des
    DIW hingewiesen. Ich will Ihnen nun die Zahlen der
    OECD vorhalten. Wenn Sie die gesamtwirtschaftliche
    Steuerquote der OECD im internationalen Vergleich 2001
    heranziehen, dann liegen wir mit 21,7 Prozent mehr als
    ordentlich, sogar ganz hervorragend. Schweiz, Spanien,
    USA, Irland, Portugal, Niederlande, Frankreich, Grie-
    chenland, Italien, Kanada, Österreich, Luxemburg, Groß-
    britannien, Belgien, Finnland, Norwegen, Schweden und
    Dänemark haben wesentlich höhere Quoten. Nehmen Sie
    das bitte schön endlich einmal zur Kenntnis und betreiben
    Sie keine Schwarzmalerei!


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    In Bezug auf den anderen Teil unseres Problems, näm-
    lich die Abgabenquote, muss ich in der Tat sagen: Hier
    gilt es weiterzuarbeiten. Da hat die Bundesregierung eini-
    ges auf den Weg gebracht. Die Steuer- und Abgabenquote
    im internationalen Vergleich rechtfertigt keinesfalls
    Schwarzmalerei, wie Sie es behaupten. Wir liegen hier auf
    einem ordentlichen Platz. Aber ich stimme Ihnen aus-
    drücklich zu, dass wir uns verbessern müssen. Es hat je-
    doch etwas mit Realismus zu tun und nichts mit Schwarz-
    malerei, wenn wir etwa die Steuer- und Abgabenquote von
    36,4 Prozent im internationalen Vergleich der OECD-Zah-
    len sehen und zur Kenntnis nehmen, dass Großbritannien,
    Niederlande, Griechenland usw. bis hin zu Schweden we-
    sentlich höhere Steuer- und Abgabenquoten aufweisen.

    Das heißt, wir müssen die Rahmenbedingungen ver-
    bessern und wir müssen die Strukturreformen voranbrin-
    gen. Deshalb wurde die Rürup-Kommission eingesetzt.
    Deshalb gehen wir die Reformen im Gesundheitswesen
    an. Deshalb machen wir bei der Riester-Rente weiter. All
    das werden wir tun. Aber es darf bitte schön keine
    Schwarz-Weiß-Malerei geben, als ob Deutschland am


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    1688


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    Ende und diese Bundesregierung dafür verantwortlich
    wäre. Diese hätte nichts mit der Wirklichkeit und mit der
    Situation des Mittelstandes in Deutschland zu tun.


    (Beifall bei der SPD)

    Ein wichtiger Bestandteil der Mittelstandsoffensive ist

    der Small-Business-Act – das will ich ausdrücklich un-
    terstreichen –, in dem alle Maßnahmen zusammengefasst
    werden, die der Verbesserung der Startbedingungen für
    Existenzgründer und Kleinstunternehmen dienen. Wir
    wollen eine Minimalbesteuerung und einfachste Buch-
    führungspflichten sowie bessere Finanzierungskonditio-
    nen und Erleichterungen des unternehmerischen Genera-
    tionswechsels herbeiführen.

    Zur Erleichterung des unternehmerischen Generations-
    wechsels werden wir die Unternehmensnachfolgeinitia-
    tive weiter ausbauen und ergänzen, die es bereits gibt. Ein
    Kollege hat behauptet, sie gebe es gar nicht. Sie kennen ja
    noch nicht einmal die Programme, die die Bundesregie-
    rung bereits in der vergangenen Legislaturperiode aufge-
    legt hat. Auch das sollten Sie endlich einmal nachlesen.


    (Ludwig Stiegler [SPD]: Die können nur polemisieren!)


    Alle Existenzgründer, also nicht nur die Ich-AGs, müs-
    sen von diesen Vereinfachungen profitieren. Dafür wurde
    eine sinnvolle Regelung gefunden. Bis zu einer Umsatz-
    größe von 17 500 Euro wird umgehend eine Betriebsaus-
    gabenpauschale von 50 Prozent für Existenzgründer
    eingeführt. Damit sind die Unternehmen nicht nur von der
    Umsatz- und Gewerbesteuerpflicht, sondern auch – so-
    fern sie keine sonstigen Einnahmen haben – von der Ein-
    kommensteuer befreit. Ab dem 1. Januar 2004 gilt diese
    Befreiung vorbehaltlich der notwendigen Zustimmung
    vonseiten der Europäischen Kommission bis zu einer
    Umsatzhöhe von 35 000 Euro.

    Wir wollen junge Existenzgründer in den ersten vier
    Jahren von Beitragszahlungen an die Industrie- und Han-
    delskammern sowie Handwerkskammern ausnehmen.
    Herr Kollege Brüderle, es ist eben nicht so, dass dies be-
    reits heute Realität ist. Ich gestehe Ihnen zu, dass bei den
    Industrie- und Handelskammern in der Vergangenheit ein
    sehr guter Fortschritt erreicht wurde. Dort gibt es sehr
    günstige Einstiegstarife und beitragsfreie Mitgliedschaf-
    ten. Aber im Bereich der Handwerkskammern muss noch
    nachgelegt werden. Der Minister hat schon angekündigt,
    dass wir dies gemeinsam mit dem Zentralverband des
    Deutschen Handwerks erreichen wollen. Deshalb bitte ich
    Sie, uns in diesem Punkt zu unterstützen und nicht nur zu
    kritisieren. Auch das hat etwas mit Realismus und Ehr-
    lichkeit in der Politik zu tun.

    Ein genauso wichtiger Beitrag für Existenzgründer ist
    die Verbesserung der sozialen Absicherung von Kleinst-
    unternehmern, angefangen bei der Einführung eines Pfän-
    dungsschutzes für die private Altersvorsorge von Selbst-
    ständigen. Ebenso soll die Handelsregistereintragung
    beschleunigt werden.


    (Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer)

    Lassen Sie mich auch noch ein Wort zu den handwerk-

    lichen Tätigkeiten und zur Handwerksordnung sagen.

    Wir haben bereits in der vergangenen Legislaturperiode
    mit den Leipziger Beschlüssen einen ersten Schritt in die
    Richtung von mehr Flexibilität getan. Wir werden in die-
    ser Richtung weitergehen. Ich freue mich, dass das Hand-
    werk grundsätzlich erklärt hat, es sei bereit dazu. Wenn wir
    im Bereich der einfachen Dienstleistungen mehr erreichen
    wollen, dann müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass diese
    Menschen, die sich selbstständig machen wollen, nicht
    Biotechunternehmer werden, sondern dass sie ganz einfa-
    che Tätigkeiten ausüben werden. Sie werden beispiels-
    weise im Gärtnereibereich oder im Malerbereich tätig wer-
    den. Wir brauchen flexiblere Lösungen. Die Punkte, die
    der Minister hier angedeutet hat – Anrechnungsfragen,
    Freischussregelungen, die Verkürzung der siebenjährigen
    Praxiszeit für Gesellen –, gehen in die Richtung, Vereinfa-
    chungen zu erreichen. Ich freue mich darauf, dass wir in
    diesem Punkt Ihre Unterstützung haben. Aber seien Sie
    bitte schön an dieser Stelle auch so fair, diese Maßnahmen
    zu begrüßen und nicht nur zu kritisieren! Auch das hat et-
    was mit Realismus in der Politik zu tun.


    (Beifall bei der SPD – Ernst Hinsken [CDU/ CSU]: Wir werden grundsätzlich an der Meisterprüfung festhalten!)


    Wir brauchen darüber hinaus eine Initiative zur Mo-
    dernisierung der Ausbildung. Auch hier ist die Bundes-
    regierung auf dem richtigen Weg.

    Wir brauchen Wachstum und Beschäftigung zunehmend
    auch bei innovativen mittelständischen Unternehmen, zum
    Beispiel in der Bio- und Informationstechnologie. Durch
    eine gezielte Ausrichtung der Förderprogramme und deut-
    liche Vereinfachung bei den Antragsverfahren konnte der
    Anteil von kleinen und mittleren Unternehmen an der For-
    schungsförderung des Bundes in den letzten Jahren um
    über 50 Prozent erhöht werden. Mit einer Initiative „Inno-
    vation und Zukunftstechnologien im Mittelstand“ soll die-
    ser Trend weiter verstärkt werden. Es gilt, dies insbeson-
    dere in den neuen Ländern und in den benachteiligten
    Regionen zu forcieren.

    Ich bin fest davon überzeugt, dass wir mit der Offen-
    sive für den Mittelstand zusätzliche Wachstumsimpulse
    für Existenzgründer, Handwerk und Mittelstand auslösen
    werden. Gleichzeitig werden wir mit der Umsetzung der
    Steuer- und Arbeitsmarktreformen Freiraum für mehr Ei-
    genverantwortung, Kreativität und Experimentierfreude
    schaffen. Die Wachstumskräfte unserer mittelständischen
    Wirtschaft werden wir aktivieren. Der Arbeitsmarkt erhält
    neuen Schwung.

    In diesem Sinne: mehr Realismus und weniger Schwarz-
    malerei, meine Damen und Herren der Opposition!

    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Ach Gott, Herr Lange!)