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ID1502000600

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Tagesordnungspunkt 13: Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Änderung von Fristen und Bezeichnungen im Neunten Buch Sozialgesetzbuch und zur Ände- rung anderer Gesetze (Drucksachen 15/124, 15/317) . . . . . . . . . 1559 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über die Beschäftigung schwerbehinderter Men- schen im öffentlichen Dienst des Bundes (Drucksache 15/227) . . . . . . . . . . . . . . . . 1559 B Helga Kühn-Mengel SPD . . . . . . . . . . . . . . . 1559 C Hubert Hüppe CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 1561 A Markus Kurth BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1562 D Daniel Bahr (Münster) FDP . . . . . . . . . . . . . 1564 A Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . 1565 B Barbara Lanzinger CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 1565 D Silvia Schmidt (Eisleben) SPD . . . . . . . . . . . 1567 A Tagesordnungspunkt 14: Erste Beratung des vom Bundesrat ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Jugendschutzgesetzes (JuSchGÄndG) (Drucksache 15/88) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1569 B Christa Stewens, Staatsministerin (Bayern) 1569 B Kerstin Griese SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1571 A Klaus Haupt FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1573 A Jutta Dümpe-Krüger BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1574 C Andreas Scheuer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 1575 C Sabine Bätzing SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1576 D Michaela Noll CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 1578 C Marieluise Beck, Parl. Staatssekretärin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1579 C Tagesordnungspunkt 15: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Zivildienstge- setzes (Erstes Zivildienständerungsge- setz) (Drucksache 15/297) . . . . . . . . . . . . . . . . 1580 C Anton Schaaf SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1580 C Willi Zylajew CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 1582 C Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1584 C Ina Lenke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1585 D Tagesordnungspunkt 16: a) Unterrichtung durch die Bundesregie- rung: Sondergutachten des Sozialbei- rats zur Rentenreform (Drucksache 14/5394) . . . . . . . . . . . . . 1587 B Plenarprotokoll 15/20 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 20. Sitzung Berlin, Freitag, den 17. Januar 2003 I n h a l t : b) Unterrichtung durch die Bundesregie- rung: Bericht der Bundesregierung über die gesetzliche Rentenversicherung, insbesondere über die Entwicklung der Einnahmen und Ausgaben, der Schwan- kungsreserve sowie des jeweils erfor- derlichen Beitragssatzes in den künfti- gen 15 Kalenderjahren gemäß § 154 SGB VI (Rentenversicherungsbericht 2001) und Gutachten des Sozialbei- rats zum Rentenversicherungsbe- richt 2001 (Drucksache 14/7639) . . . . . . . . . . . . . 1587 B c) Unterrichtung durch die Bundesregie- rung: Bericht der Bundesregierung über die gesetzliche Rentenversicherung, insbesondere über die Entwicklung der Einnahmen und Ausgaben, der Schwan- kungsreserve sowie des jeweils erfor- derlichen Beitragssatzes in den künfti- gen 15 Kalenderjahren gemäß § 154 SGB VI (Rentenversicherungsbericht 2002) und Gutachten des Sozial- beirats zum Rentenversicherungs- bericht 2002 (Drucksache 15/110) . . . . . . . . . . . . . . 1587 C Erika Lotz SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1587 D Andreas Storm CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 1589 A Birgitt Bender BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1591 B Dr. Heinrich L. Kolb FDP . . . . . . . . . . . . . . . 1593 A Peter Dreßen SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1594 B Hildegard Müller CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 1595 D Franz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMGS 1597 C Dr. Heinrich L. Kolb FDP . . . . . . . . . . . . 1599 A Andreas Storm CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 1599 C Gerald Weiß (Groß-Gerau) CDU/CSU . . . . . 1601 B Tagesordnungspunkt 17: Antrag der Abgeordneten Dr. Hermann Otto Solms, Dr. Andreas Pinkwart, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Zinsabgeltungsteuer einführen – Flucht- kapital zurückholen (Drucksache 15/217) . . . . . . . . . . . . . . . . 1603 A Dr. Andreas Pinkwart FDP . . . . . . . . . . . . . . 1603 B Gabriele Frechen SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1604 A Dr. Andreas Pinkwart FDP . . . . . . . . . . . 1605 A Otto Bernhardt CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 1606 C Christine Scheel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1607 B Jochen-Konrad Fromme CDU/CSU . . . . . . . 1608 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1609 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 1611 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1611 B Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 20. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Januar 20032 (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 20. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Januar 2003 1559 20. Sitzung Berlin, Freitag, den 17. Januar 2003 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Custode Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 20. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Januar 2003 1611 (C) (D) (A) (B) Altmaier, Peter CDU/CSU 17.01.2003 Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 90/ 17.01.2003 DIE GRÜNEN Fuchtel, Hans-Joachim CDU/CSU 17.01.2003 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 17.01.2003 Dr. Göhner, Reinhard CDU/CSU 17.01.2003 Hartnagel, Anke SPD 17.01.2003 Hasselfeldt, Gerda CDU/CSU 17.01.2003 Dr. Hoyer, Werner FDP 17.01.2003 Kasparick, Ulrich SPD 17.01.2003 Kossendey, Thomas CDU/CSU 17.01.2003 Laurischk, Sibylle FDP 17.01.2003 Lenke, Ina FDP 17.01.2003 Michelbach, Hans CDU/CSU 17.01.2003 Mogg, Ursula SPD 17.01.2003 Möllemann, Jürgen W. FDP 17.01.2003 Multhaupt, Gesine SPD 17.01.2003 Nitzsche, Henry CDU/CSU 17.01.2003 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 17.01.2003 Reiche, Katherina CDU/CSU 17.01.2003 Rupprecht (Tuchenbach), SPD 17.01.2003 Marlene Dr. Schockenhoff, CDU/CSU 17.01.2003 Andreas Dr. Solms, Hermann Otto FDP 17.01.2003 Dr. Stadler, Max FDP 17.01.2003 Straubinger, Max CDU/CSU 17.01.2003 Thiele, Carl-Ludwig FDP 17.01.2003 Volquartz, Angelika CDU/CSU 17.01.2003 Wissmann, Matthias CDU/CSU 17.01.2003 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 784. Sitzung am 20. De- zember 2002 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenografischen Bericht zuzustimmen, einen Antrag gemäß Artikel 77 Absatz 2 Grundgesetz nicht zu stellen bzw. einen Einspruch gemäß Artikel 77 Absatz 3 nicht einzulegen: – Zweites Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt Durch diesen Beschluss ist der vom Bundesrat gemäß Artikel 76 Abs. 1 GG eingebrachte Entwurf eines Ge- setzes zur Aktivierung kleiner Jobs (Kleine-Jobs-Ge- setz) gegenstandslos geworden. – Gesetz zur Einbeziehung beurlaubter Beamter in die kapitalgedeckte Altersversorgung – Gesetz zu dem Revisionsprotokoll vom 12. März 2002 zu dem Abkommen vom 11. August 1971 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und der Schweizerischen Eidgenossenschaft zur Vermei- dung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen – Gesetz über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 2002 (Nachtragshaushaltsgesetz 2002) Der Bundesrat hat ferner die nachstehende Entschlie- ßung gefasst: Der Bundesrat stellt fest, dass die Bundesregierung mit der Vorlage eines Nachtragshaushalts für 2002 erst jetzt auf Entwicklungen reagiert, die ihr bereits seit längerer Zeit bekannt sind. So steigt nunmehr die Neuverschul- dung des Bundes für das Jahr 2002 gegenüber der bishe- rigen Planung um rund zwei Drittel auf 34,6 Milliarden Euro. Der enorm gewachsene Fehlbetrag im Bundeshaus- halt führt dazu, dass Deutschland die EU-Defizitgrenze von 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in diesem Jahr nicht einhalten kann. Vielmehr wird für 2002 ein gesamt- staatliches Defizit von 3,8 Prozent des Bruttoinlandspro- dukts erwartet. Die Verantwortung hierfür hat allein der Bund, dessen Finanzierungsdefizit einschließlich Sozial- versicherungen, bezogen auf die dem Bundesbereich entsprechend der Vereinbarung im Finanzplanungsrat zuzu- ordnende Bemessungsgröße von 45 Prozent des Bruttoin- landsprodukts, rund 4,6 Prozent ausmacht. Darüber hinaus übersteigt die Neuverschuldung des Bundes in erheblichem Maße die nach Artikel 115 GG als Obergrenze normierte Summe der Investitionen. Nach Auffassung des Bundesrates sind die ungünstige Entwicklung der Bundesfinanzen und ihre negativen Fol- gewirkungen auf Fehler und Versäumnisse der Wirtschafts- , Steuer- und Finanzpolitik der Bundesregierung zurückzu- führen. Die Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation und vor allem die zunehmend pessimistischere Einschät- zung der ökonomischen Perspektiven durch die Wirt- schaft und die Bürger sind seit Monaten markant sichtbar gewesen. Gleichwohl hat die Bundesregierung diesbezüg- lich für ihre Haushalts- und Finanzplanung keine Konse- quenzen gezogen. Die Bundesregierung reagiert vielmehr erst jetzt und damit verspätet. Die Bundesregierung hat ihre Einschätzung, wonach 2002 die EU-Defizitobergrenze für den Gesamtstaat von 3 Prozent eingehalten wird, ständig wiederholt und be- kräftigt. Die Einleitung eines Frühwarnverfahrens durch die EU im Frühjahr 2002 verhinderte die Bundesregie- rung durch die Vereinbarung unrealistischer Zusagen. Bis unmittelbar nach den Wahlen zum Deutschen Bundestag im September beharrte die Bundesregierung auf ihrer Ein- schätzung. Der Bundesrat sieht hierin ein nicht hinnehm- bares Vorgehen, das allein wahltaktisch motiviert war. Er bedauert es, dass die Bundesregierung diese Zeit nicht ge- nutzt hat, um durch geeignete Maßnahmen steuernd ein- zugreifen, um zumindest das Ausmaß der Defizitüber- schreitung einzudämmen. Falsche Weichenstellungen im Bereich der Arbeits- marktpolitik, von übertriebener Regulierung bis hin zu starken Beschränkungen im Bereich der geringfügigen Beschäftigung, haben sich als deutliche Belastungsfakto- ren erwiesen. Verunsicherung im Bereich der Steuerpoli- tik durch sprunghafte Ankündigungen und unausgewo- gene Steuerrechtsänderungen, verbunden mit viel zu niedriger Einschätzung der finanziellen Folgen für das Steueraufkommen – insbesondere im Bereich der Körper- schaftsteuer – hat zu weiteren Beeinträchtigungen sowohl der gesamtwirtschaftlichen Situation, als auch für die öf- fentlichen Haushalte beigetragen. Die Überschreitung der Kreditfinanzierungsgrenze nach Artikel 115 GG ist auch eine Folge davon, dass die Bundesregierung ihre bisherige Haushalts- und Finanz- planung nicht vorausschauend und zukunftsorientiert ge- staltet hat. die Bundesregierung nimmt die Ausnahmere- gelung des Artikels 115 GG, die Abwehr einer Störung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts, in Anspruch, ob- wohl sie selbst in weiten Teilen für diese Störung selbst die Ursachen gesetzt oder es versäumt hat, rechtzeitig ge- eignete Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Der Vorsitzende des Ausschusses für Umwelt, Natur- schutz und Reaktorsicherheit hat mitgeteilt, dass der Aus- schuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der nachstehenden Vorlage absieht: – Unterrichtung durch die Bundesregierung Umweltradioaktivität und Strahlenbelastung im Jahr 2001 – Drucksachen 14/9995, 15/99 Nr. 1.14 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mit- geteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU-Vorla- gen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parla- ment zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat. Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Drucksache 15/103 Nr. 2.105 Drucksache 15/103 Nr. 2.125 Drucksache 15/103 Nr. 2.130 Ausschuss für Verkehr, Bau und Wohnungswesen Drucksache 15/103 Nr. 1.11 Drucksache 15/103 Nr. 2.12 Drucksache 15/103 Nr. 2.61 Drucksache 15/103 Nr. 2.70 Drucksache 15/103 Nr. 2.83 Drucksache 15/103 Nr. 2.85 Drucksache 15/103 Nr. 2.91 Drucksache 15/103 Nr. 2.95 Drucksache 15/103 Nr. 2.128 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 15/103 Nr. 2.114 Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe Drucksache 15/103 Nr. 1.4 Drucksache 15/103 Nr. 1.15 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 15/103 Nr. 2.59 Ausschuss für Tourismus Drucksache 15/103 Nr. 1.1 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 15/103 Nr. 1.4 Drucksache 15/103 Nr. 2.15 Drucksache 15/103 Nr. 2.57 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 20. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. Januar 20031612 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Markus Kurth


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich muss
    mich schon etwas darüber wundern, dass Herr Hüppe hier
    in dieser Art und Weise und so selektiv die Zahlen eines
    Bremer Instituts zitiert. Sie haben das auch schon im Aus-
    schuss getan und ich habe Ihnen dort entgegnet. Ich hätte
    nicht gedacht, dass Sie hier noch einmal so einseitig be-
    haupten würden, der Hauptgrund für die derzeitige Be-


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    1562


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    schäftigungssituation schwerbehinderter Menschen sei
    die Frühverrentung, und dass Sie die Erfolge, die wir hier
    erreicht haben, kleinreden würden.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Sie hätten nämlich, wenn Sie die Zahlen vollständig zi-
    tiert hätten, auch sagen müssen, dass wir die Arbeitslo-
    sigkeit in der Altersgruppe der 25- bis 35-Jährigen sowohl
    bei den Männern als auch – das erfreut mich insbesondere –
    bei den Frauen um jeweils zweistellige Raten reduziert
    haben. Natürlich haben wir das ehrgeizige 25-Prozent-
    Ziel nicht vollständig erreicht. Aber es ist schon ein ganz
    bemerkenswerter Erfolg, dass wir es geschafft haben, die-
    sem ehrgeizigen Ziel so nahe zu kommen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Insgesamt aber freue ich mich, dass wir in diesem
    Hause eine recht konstruktive Debatte über die berufli-
    che Eingliederung Schwerbehinderter führen. Auch
    bin ich erfreut darüber, dass wir diese Änderung des So-
    zialgesetzbuches IX im Ausschuss mit den Stimmen aller
    Fraktionen beschließen konnten.

    Für bemerkenswert halte ich allerdings nicht nur das
    Verfahren und den sachlichen Erfolg. Bereits bei der ers-
    ten Lesung des Gesetzentwurfes habe ich auf die Wirksam-
    keit der kooperativ ausgerichteten Steuerungsinstrumente in
    diesem Politikbereich hingewiesen und festgestellt, dass
    hier eine durchaus beispielhafte Philosophie gesetzgeberi-
    schen Handelns zum Tragen kommt, die auch bei der Re-
    form der sozialen Sicherungssysteme lohnend sein kann.

    Warum? Die Offensive für 50 000 neue Jobs für
    Schwerbehinderte hat gezeigt, dass man nicht allein mit
    monetären Anreizen effektive Politik betreiben kann.
    Denn die bis zum Jahr 2000 übliche Praxis einer stetigen
    Anhebung der Ausgleichsabgabe, um die Arbeitgeber al-
    lein über finanziellen Druck zu zwingen, Schwerbehin-
    derte einzustellen, hat sich als nur begrenzt wirksam er-
    wiesen. Wir haben nämlich – das ist bemerkenswert –
    einen neuen Akzent gesetzt, der ökonomische Anreize mit
    Aufklärungsarbeit und Beratung für die Unternehmen
    verknüpft und zusätzlich durch innovative Öffentlich-
    keitsarbeit begleitet hat. Heute können wir sagen: Der Ab-
    bau von Denkbarrieren, den wir erreicht haben, hat sich
    gegenüber der Regulation durch Zwang als mindestens
    ebenso wirksam, wenn nicht gar als wirksamer erwiesen.


    (Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Als wirksamer!)


    Auch darauf sollten wir achten.

    Diese Beratungsarbeit haben wir mit den Integrations-
    ämtern und Integrationsfachdiensten in den Betrieben ge-
    leistet. Wir haben die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber
    davon überzeugt, dass Menschen mit Behinderungen
    nicht zwangsläufig leistungsgemindert sind, sondern dass
    sie nur angemessene, ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen
    entsprechende Arbeitsplätze brauchen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie des Abg. Daniel Bahr [Münster] [FDP])


    Vor allen Dingen haben wir – das ist der große Unter-
    schied zu Ihrer Regierungszeit – den Arbeitgebern die ent-
    sprechenden Instrumente an die Hand gegeben: Arbeits-
    assistenzen, Dolmetscher für die Gebärdensprache und
    vieles andere mehr.

    Weil die Betriebe das Angebot der rot-grünen Bundes-
    regierung angenommen haben, können wir jetzt auf ein
    Anziehen der Schraube „Beschäftigungspflichtquote für
    Schwerbehinderte“ verzichten. Wir können allerdings
    nicht – Herr Hüppe, darin gebe ich Ihnen Recht – auf eine
    Verstärkung der gemeinsamen Anstrengungen der Politik
    – auch des Deutschen Bundestages – und der Wirtschaft
    verzichten, um auch in 2003 unsere ehrgeizigen beschäf-
    tigungspolitischen Ziele in diesem Bereich zu erreichen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Drei Punkte möchte ich besonders herausgreifen:

    Erstens: Tatsache ist leider, dass in 97,2 Prozent der
    kleinen und mittleren Betriebe mit unter 100 Beschäf-
    tigten keine Schwerbehinderten beschäftigt sind. Gerade
    bei kleinen und mittleren Betrieben müssen wir darum
    kämpfen, Einstellungshemmnisse abzubauen. Außer-
    dem müssen wir dort weiter massiv für die Beschäftigung
    Schwerbehinderter werben. Viele Arbeitgeber wissen im-
    mer noch nicht, welche Potenziale hier ungenutzt bleiben;
    denn häufig sind Menschen mit Behinderungen nicht nur
    gut ausgebildet, sondern auch sehr viel leistungsbereiter
    als Menschen ohne Behinderungen. Hier gilt es, gemein-
    sam mit den Unternehmen und dem Handwerk Informa-
    tionsdefizite und Vorurteile abzubauen.

    Zweitens. Die mehr als 180 Integrationsfachdienste,
    die aus der Ausgleichsabgabe finanziert werden, leisten
    eine wichtige Vermittlungshilfe bei der Überzeugung und
    Beratung der Arbeitgeber. Dies zeigt, dass man durch ent-
    schlossenes Engagement – nicht zuletzt durch finanziel-
    les Engagement – auch denjenigen Arbeitsuchenden hel-
    fen kann, die bisher als nicht vermittelbar oder gar als
    nicht arbeitsfähig gegolten haben.

    Im Rahmen der Gesetze für moderne Dienstleistun-
    gen am Arbeitsmarkt muss und wird in diese Richtung
    weitergegangen werden. Wir brauchen – die Antworten
    des Ministeriums auf schriftliche Anfragen im Aus-
    schuss ermutigen mich – eine sinnvolle Verzahnung von
    Integrationsfachdiensten und Personal-Service-Agentu-
    ren.

    Drittens. Zur erfolgreichen Fortsetzung der bisherigen
    Behindertenpolitik ist es überdies notwendig, dass die
    Bundesanstalt für Arbeit auch nach der Neustrukturierung
    der Ministerien die Belange der Menschen mit Behinde-
    rungen wie bisher mit Nachdruck unterstützt. Bei der Mit-
    telvergabe ist es unbedingt erforderlich, sicherzustellen,
    dass die Bundesanstalt neben den Mitteln aus dem Aus-
    gleichsfonds auch eigene Mittel zur beruflichen Wieder-
    eingliederung einsetzt. Gerade im Europäischen Jahr der
    Menschen mit Behinderungen werden wir Parlamentarier
    – da bin ich mir sicher – die weitere Entwicklung ge-
    meinsam genau beobachten.

    Meine Damen und Herren, unser Modell der Integra-
    tion von Menschen mit Behinderungen in den ersten

    Markus Kurth





    Markus Kurth

    Arbeitsmarkt ist international anerkannt. Aus diesem
    Grund werden wir den Erfahrungsaustausch auf lokaler,
    nationaler und europäischer Ebene stärken. Durch unsere
    Erfolge und Erfahrungen wollen wir in diesem Jahr, dem
    Europäischen Jahr der Menschen mit Behinderungen, an-
    deren europäischen Staaten Impulse geben. Ich würde mich
    freuen, wenn wir das in dieser Frage weiterhin ebenso ein-
    mütig wie entschlossen tun könnten.

    Danke.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


Ich erteile dem Kollegen Daniel Bahr, FDP-Fraktion,
das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Daniel Bahr


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

    freue mich, dass wir uns gleich in der ersten Sitzungs-
    woche des neuen Jahres, des Europäischen Jahres der
    Menschen mit Behinderungen, der Situation behinderter
    Menschen in Deutschland widmen. Wir sollten dieses Jahr
    als Ansporn nutzen, notwendige Verbesserungen auf den
    Weg zu bringen. Insofern kann ich dem Kollegen Hüppe
    nur Recht geben: Wir sollten uns nicht auf etwaigen Er-
    folgen ausruhen, sondern uns gegenseitig anspornen. Das
    ist die Devise für dieses Jahr.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Die FDP will sowohl die größtmögliche Freiheit als auch
    ein höchstmögliches Maß an Eigenverantwortung für jeden
    einzelnen Menschen. Diese Prinzipien sind auch Richt-
    schnur einer liberalen Politik für Menschen mit Behinde-
    rungen. Für Liberale ist Behindertenpolitik keine Sparten-
    oder gar Nischenpolitik. Nein, sie ist Bürgerrechtspolitik.


    (Beifall bei der FDP)

    Es ist in diesem Hause unser gemeinsames Anliegen,

    dass mehr behinderte Menschen auf dem ersten Arbeits-
    markt eine Chance erhalten. Ich finde es schön, dass Red-
    ner aller Fraktionen dieses gemeinsame Anliegen hier
    betont haben. Für jeden Bürger ist die Aufnahme einer be-
    zahlten Beschäftigung ein wichtiger Beitrag zu mehr
    Selbstständigkeit und Selbstsicherheit. Wir alle in diesem
    Hause sind uns darüber einig, dass die Arbeitslosigkeit bei
    behinderten Menschen mit 14,2 Prozent in 2002 und im
    Dezember mit über 15 Prozent immer noch viel zu hoch
    ist.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Eine schlimme Entwicklung!)


    Dennoch freuen wir uns alle, dass diese Arbeitslosen-
    quote in den letzten Jahren gesunken ist. Ich will gar nicht
    verhehlen, Herr Kollege Kurth, dass das insgesamt ein
    guter Rückgang ist. Wenn man aber versucht, 20- bis
    25-Jährige gegen über 55-Jährige auszuspielen, dann darf
    man nicht vergessen, dass ein ganz eklatanter Anteil am
    Rückgang der Arbeitslosigkeit auf den Rückzug der über
    55-Jährigen zurückzuführen ist. Es sollte uns nachdenk-
    lich stimmen, ob wir bei jungen behinderten Menschen

    genügend Anstrengungen unternehmen, um sie in Arbeit zu
    bringen. Deswegen müssen wir hier weitere Ansätze finden.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Ich möchte bei dieser Gelegenheit von dieser Stelle aus
    all denen danken, die ihren Beitrag zu dieser Entwicklung
    geleistet haben. Insbesondere die Arbeitgeber, die Bun-
    desanstalt für Arbeit, das Handwerk und die Verbände ha-
    ben daran einen ganz großen Anteil; denn bei den Arbeit-
    gebern und im Handwerk entstehen die Arbeitsplätze.
    Deswegen sollten wir ihnen ganz besonders danken.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    Die FDP unterstützt den vorliegenden Gesetzentwurf
    der Koalition. Die gesunkene Arbeitslosigkeit bei behin-
    derten Menschen in dem Zeitraum, in dem die Pflicht-
    quote gesenkt wurde, zeigt, dass eben nicht die Höhe der
    Ausgleichsabgabe entscheidend ist. Vielmehr kommt es
    auf die Motivation, Einsicht und Überzeugung der Ar-
    beitgeber an, behinderte Menschen einzustellen. Eine er-
    neute Fristsetzung mit Androhung einer erhöhten Aus-
    gleichsabgabe ab dem 1. Januar 2004 ist daher unnötig.


    (Beifall bei der FDP)


    Das Entscheidende ist die Einsicht und Motivation der Ar-
    beitgeber. Dort müssen wir weitere Anstrengungen unter-
    nehmen.

    Dazu zählen neben der wichtigen Aufklärungsarbeit,
    dass Menschen mit Behinderungen meist sehr zuverläs-
    sige, hoch motivierte und eben auch produktive Arbeit-
    nehmer sind, auch vermehrte Anreize für Unternehmen,
    Menschen mit Behinderungen einzustellen. Staatlicher
    Dirigismus führt nicht weiter. Gefragt sind individuelle
    Konzepte, die die berechtigten Interessen von Menschen
    mit Behinderungen und die berechtigten Interessen von
    Arbeitgebern zusammenführen.

    Ich möchte auch etwas zur Situation schwerbehinderter
    Menschen im öffentlichen Dienst des Bundes sagen. Der
    vorliegende Bericht zeigt leider eine negative Entwick-
    lung. Die Beschäftigungsquote der mit schwerbehinderten
    Menschen besetzten Arbeitsplätze ist nämlich rückläufig.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist unglaublich!)


    Sie ist von 6,5 auf 6,4 Prozent gesunken. Übrigens be-
    fürchte ich, dass sich diese Entwicklung fortsetzen wird.
    Wenn wir uns die Neueinstellungen anschauen, dann stel-
    len wir fest, dass in den Jahren 2000 mit 4,4 Prozent und
    2001 mit 4,7 Prozent der Anteil schwerbehinderter Men-
    schen bei den Neueinstellungen unter der schon gesenk-
    ten Pflichtquote von 5 Prozent liegt.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist bedenklich!)


    Hier enttäuscht der Bund die Erwartungen. Wir werden
    die Entwicklung kritisch verfolgen und sie daran messen.


    (Beifall bei der FDP)


    Ich möchte bei der ersten behindertenpolitischen De-
    batte in dieser Legislaturperiode noch ein anderes Thema
    ansprechen. Die SPD hat im Bundestagswahlkampf 2002


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    1564


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    durch ihre Kandidaten und Fraktionsmitglieder ein Leis-
    tungsgesetz für Menschen mit Behinderung in dieser
    Wahlperiode versprochen.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sie hat viele Versprechen nicht gehalten!)


    Gerade vor diesem Hintergrund ist es schwer enttäu-
    schend, dass ein Leistungsgesetz im Koalitionsvertrag
    nicht vorgesehen und nach Auskunft von Ministerin
    Schmidt in der letzten Fragestunde auch nicht geplant ist.
    Ebenso wenig sind Ansätze zu erkennen. Wir werden die
    Regierung an ihren Versprechungen messen. Wir erwar-
    ten von ihr, dass in dieser Legislaturperiode ein solches
    Gesetz im Bundestag eingebracht wird.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Die FDP hat sich seit jeher dafür eingesetzt, den Ge-
    setzes- und Vorschriftendschungel gerade auch im Be-
    reich der Behindertenpolitik zu lichten. Es hilft nämlich
    niemandem und den behinderten Menschen und ihren An-
    gehörigen erst recht nicht, wenn nur schwer nachvollzieh-
    bar und eben nicht eindeutig ist, von wem welche Hilfe-
    leistung zu erwarten ist. Gerade in der Behindertenpolitik
    brauchen wir klare Zuständigkeiten, verständliche Regeln
    und vor allem Transparenz.


    (Beifall des Abg. Dr. Heinrich L. Kolb [FDP])


    Deswegen möchte ich zum Schluss betonen, dass die
    FDP-Fraktion diesem Gesetzentwurf zustimmen wird.
    Lassen Sie uns in diesem Europäischen Jahr der Men-
    schen mit Behinderungen gemeinsam weitere Anstren-
    gungen unternehmen, damit mehr behinderte Menschen
    auf dem ersten Arbeitsmarkt eine Chance erhalten. Da-
    rüber werden wir gemeinsam im Bundestag hoffentlich
    noch viele Vorschläge diskutieren.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)