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  • tocInhaltsverzeichnis
    BegrüßungderneuenAbgeordnetenDr.Christel Happach-Kasan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1181 A Begrüßung der Abgeordneten Ulla Burchardt als Mitglied des Kuratoriums „Wissenschafts- zentrum Berlin für Sozialforschung“ . . . . . . . 1181 A Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 1181 B Absetzung der Tagesordnungspunkte 5 c, e und 5 l . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1181 D Nachträgliche Ausschussüberweisungen . . . . 1182 A Tagesordnungspunkt 3: a) Abgabe einer Regierungserklärung durch den Bundeskanzler: zu den Er- gebnissen des Europäischen Rates in Kopenhagen am 12. und 13. Dezem- ber 2002 b) Antrag der Abgeordneten Peter Hintze, Dr. Gerd Müller, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Der Weg für die Osterweiterung ist frei: Abschluss der Beitrittsverhandlun- gen auf dem Europäischen Rat in Ko- penhagen (Drucksache 15/195) . . . . . . . . . . . . . . . . 1182 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Daniel Bahr (Münster), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Historischer Erweite- rungsgipfel verstärkt Druck auf innere Reformen der Europäischen Union (Drucksache 15/216) . . . . . . . . . . . . . . . . 1182 B Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . 1182 C Dr. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 1187 A Dr. Angelica Schwall-Düren SPD . . . . . . . . . 1192 A Dr. Wolfgang Gerhardt FDP . . . . . . . . . . . . . 1194 C Rainder Steenblock BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1196 C Peter Hintze CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 1199 A Hans Martin Bury, Staatsminister AA . . . . . . . 1200 D Sabine Leutheusser-Schnarrenberger FDP 1202 D Anna Lührmann BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1204 A Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . 1205 A Michael Roth (Heringen) SPD . . . . . . . . . . . 1205 D Dr. Gerd Müller CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 1207 D Dr. Ludger Volmer BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1209 D Matthias Wissmann CDU/CSU . . . . . . . . . . . 1210 D Günter Gloser SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1212 C Markus Meckel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1214 B Tagesordnungspunkt 4: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über die Lage der freien Berufe (Drucksache 14/9499) . . . . . . . . . . . . . . . 1215 C Rezzo Schlauch, Parl. Staatssekretär BMWA 1215 D Plenarprotokoll 15/16 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 16. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 19. Dezember 2002 I n h a l t : Dr. Rolf Bietmann CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 1217 B Christian Lange (Backnang) SPD . . . . . . . . . 1219 D Carl-Ludwig Thiele FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 1222 A Walter Hoffmann (Darmstadt) SPD . . . . . . . 1223 C Detlef Parr FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1225 A Walter Hoffmann (Darmstadt) SPD . . . . . . . 1225 B Johannes Singhammer CDU/CSU . . . . . . . . 1225 D Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk SPD . . . . . . . . . . 1226 D Jochen-Konrad Fromme CDU/CSU . . . . . . . 1228 A Tagesordnungspunkt 18: Überweisungen im vereinfachten Ver- fahren: a) Erste Beratung des vom Bundesrat ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Neuordnung der Gemeindefinanzen (Gemeinde- finanzreformgesetz) (Drucksache 15/109) . . . . . . . . . . . . . . 1230 A b) Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschät- zung gemäß § 56 a der Geschäfts- ordnung: Technikfolgenabschätzung; hier: TA-Projekt: E-Commerce (Drucksache 14/10006) . . . . . . . . . . . . 1230 A Tagesordnungspunkt 12: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Errichtung einer Verkehrsinfrastruktur- finanzierungsgesellschaft zur Finanzierung von Bundesverkehrswegen (Verkehrsinfra- strukturfinanzierungsgesellschaftsgesetz – VIFGG) (Drucksache 15/199) . . . . . . . . . . . . . . . . 1230 A Tagesordnungspunkt 19: Abschließende Beratungen ohne Aus- sprache: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu der Verord- nung der Bundesregierung: Verord- nung zur Änderung der Verordnung über Verbrennungsanlagen für Ab- fälle und ähnliche brennbare Stoffe und weiterer Verordnungen zur Durchführung des Bundes-Immis- sionsschutzgesetzes (Drucksachen 15/14, 15/99 Nr. 2.1, 15/229) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1230 B b) Beschlussempfehlung des Petitionsaus- schusses: Sammelübersicht 6 zu Peti- tionen (Drucksache 15/162) . . . . . . . . . . . . . . 1230 C c) Beschlussempfehlung des Petitionsaus- schusses: Sammelübersicht 7 zu Peti- tionen (Drucksache 15/163) . . . . . . . . . . . . . . 1230 C d) Beschlussempfehlung des Rechtsaus- schusses: Übersicht 1 über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfas- sungsgericht (Drucksache 15/170) . . . . . . . . . . . . . . 1230 D Zusatztagesordnungspunkt 3: Weitere abschließende Beratung ohne Aussprache (Ergänzung zu TOP 19) Antrag der Bundesregierung: Ausnahme von dem Verbot der Zugehörigkeit zu ei- nem Aufsichtsrat für Mitglieder der Bundesregierung (Drucksache 15/220) . . . . . . . . . . . . . . . . 1230 D Tagesordnungspunkt 5: Wahlen zu Gremien a) Vertreter der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentari- schen Versammlung des Europarates (zugleich Vertreter in der Versamm- lung der Westeuropäischen Union) gemäß Art. 1 und 2 des Gesetzes über die Wahl der Vertreter der Bundesre- publik Deutschland zur Parlamenta- rischen Versammlung des Europa- rates (Drucksache 15/204) . . . . . . . . . . . . . . 1231 A b) Kontrollausschuss beim Bundesaus- gleichsamt gemäß § 313 Abs. 1 und 2 des Lastenausgleichsgesetzes (Drucksache 15/205) . . . . . . . . . . . . . . 1231 B d) Kunstbeirat (grafische Gestaltung von Postwertzeichen) beim Bundes- ministerium der Finanzen (Drucksache 15/207) . . . . . . . . . . . . . . 1231 B f) Kuratorium der Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen in der DDR (Drucksache 15/208) . . . . . . . . . . . . . . 1231 C g) Parlamentarischer Beirat der Stif- tung für das sorbische Volk (Drucksache 15/209) . . . . . . . . . . . . . . 1231 C Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 16. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Dezember 2002II h) Stiftungsrat der Stiftung CAESAR (Centre of Advanced European Stu- dies and Research) (Drucksache 15/210) . . . . . . . . . . . . . 1231 C i) Stiftungsrat der Deutschen Stiftung Friedensforschung (DSF) (Drucksache 15/211) . . . . . . . . . . . . . . 1231 D j) Senat des Vereins Hermann von Helmholtz – Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren e. V. (Drucksache 15/212) . . . . . . . . . . . . . 1231 D k) Verwaltungsrat bei der Bundesan- stalt für Finanzdienstleistungsauf- sicht (Drucksache 15/213 [neu]) . . . . . . . . . 1231 D weitere Beratungen mit Aussprache: Tagesordnungspunkt 17: Vereinbarte Debatte: zu Wirtschaft, Ar- beitsmarkt und sozialer Sicherung . . . . 1232 A Wolfgang Clement, Bundesminister BMWA 1232 A Karl-Josef Laumann CDU/CSU . . . . . . . . . . 1235 A Wolfgang Meckelburg CDU/CSU . . . . . 1235 B Dr. Thea Dückert BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1237 A Dirk Niebel FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1238 D Klaus Brandner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1240 A Dr. Reinhard Göhner CDU/CSU . . . . . . . . . 1241 B Dr. Heinrich L. Kolb FDP . . . . . . . . . . . . . . . 1243 A Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . 1244 A Ulla Schmidt, Bundesministerin BMGS . . . . . 1244 D Dirk Niebel FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1245 B Dr. Heinrich L. Kolb FDP . . . . . . . . . . . . 1246 A Horst Seehofer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 1247 C Zusatztagesordnungspunkt 4: Beschlussempfehlung des Ausschusses nach Art. 77 des Grundgesetzes (Vermitt- lungsausschuss) zu dem Ersten Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt (Drucksachen 15/25, 15/77, 15/91, 15/132, 15/201) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1250 A Zusatztagesordnungspunkt 5: Beschlussempfehlung des Ausschusses nach Art. 77 des Grundgesetzes (Vermitt- lungsausschuss) zu dem Zweiten Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt (Drucksachen 15/26, 15/77, 15/91, 15/133, 15/202) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1250 B Tagesordnungspunkt 6: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 2002 (Nachtragshaus- haltsgesetz 2002) (Drucksachen 15/149 und 15/182) . . . . . . 1250 C Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . 1250 D Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 1253 B Anja Hajduk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1256 A Jürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1258 A Manfred Carstens (Emstek) CDU/CSU . . . . 1260 B Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1261 C Volker Kröning SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1262 A Kurt J. Rossmanith CDU/CSU . . . . . . . . . . . 1264 C Tagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Annette Faße, Anke Hartnagel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abge- ordneten Rainder Steenblock, Dr. Reinhard Loske, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Seeschifffahrtssicherheit verbessern – Ölkatastrophen vermeiden (Drucksache 15/198) . . . . . . . . . . . . . . . . 1266 D in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: Antrag der Abgeordneten Wolfgang Börnsen (Bönstrup), Dirk Fischer (Ham- burg), weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der CDU/CSU: Seesicherheit opti- mieren – nationaler und europäischer Handlungsbedarf nach Tankerunter- gang der „Prestige“ (Drucksache 15/192) . . . . . . . . . . . . . . . . 1267 A Dr. Christine Lucyga SPD . . . . . . . . . . . . . . 1267 A Wolfgang Börnsen (Bönstrup) CDU/CSU 1268 B Rainder Steenblock BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1270 A Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . . . 1271 A Anke Hartnagel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1272 B Tagesordnungspunkt 9: Erste Beratung des von den Abgeordneten Gudrun Kopp, Rainer Brüderle, weiteren Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 16. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Dezember 2002 III Abgeordneten und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung des Ladenschlussge- setzes (Drucksache 15/106) . . . . . . . . . . . . . . . . 1273 D in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 7: Antrag der Abgeordneten Dagmar Wöhrl, Karl-Josef Laumann, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der CDU/CSU: Ladenschlussgesetz modernisieren (Drucksache 15/193) . . . . . . . . . . . . . . . . 1274 A Gudrun Kopp FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1274 A Wolfgang Grotthaus SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 1275 A Gudrun Kopp FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1275 D Hubert Ulrich BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 1277 B Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 1279 A Jella Teuchner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1281 D Max Straubinger CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 1282 C Gerd Andres, Parl. Staatssekretär beim Bun- desminister für Wirtschaft und Arbeit: . . . . . . 1284 C Ernst Hinsken CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 1286 A Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . . . . . . . . 1286 B Gudrun Kopp FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1286 C Gerd Andres, Parl. Staatssekretär beim Bun- desminister für Wirtschaft und Arbeit: . . . . . . 1286 D Tagesordnungspunkt 15: – Zweite und dritte Beratung und Verab- schiedung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs ei- nes Gesetzes zur Einbeziehung beur- laubter Beamter in die kapitalgedeckte Altersversorgung (Drucksache 15/97) . . . . . . . . . . . . . . . 1287 A – Zweite und dritte Beratung und Verab- schiedung des von den Abgeordneten Wolfgang Bosbach, Hartmut Koschyk, weiteren Abgeordneten und der Frak- tion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Korrektur des Versorgungsänderungs- gesetzes 2001 (Drucksachen 15/45, 15/214 und 15/232) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1287 B Horst Schild SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1287 C Clemens Binninger CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 1289 A Birgitt Bender BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . 1291 B Ernst Burgbacher FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1291 D Zusatztagesordnungspunkt 8: Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Michael Meister, Otto Bernhardt, wei- teren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung des Vermögen- steuergesetzes (Drucksache 15/196) . . . . . . . . . . . . . . . . 1292 C Dr. Michael Meister CDU/CSU . . . . . . . . . . . 1292 D Manfred Grund CDU/CSU zur GO . . . . . . . . . 1295 B Bernd Scheelen SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1295 C Dr. Michael Meister CDU/CSU . . . . . . . . . . . 1297 A Carl-Ludwig Thiele FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 1298 C Christine Scheel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1299 B Tagesordnungspunkt 10: Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Berufe in derKrankenpflege sowie zur Änderung des Krankenhaus- finanzierungsgesetzes (Drucksache 15/13) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1300 C Monika Brüning CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 1300 D Tagesordnungspunkt 11: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Neuregelung des Energiewirtschafts- rechts (Drucksache 15/197) . . . . . . . . . . . . . . . . 1302 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1302 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 1303 A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung ei- nes Entwurfs eines Gesetzes über die Berufe in der Krankenpflege sowie zur Änderung des Krankenhausfinanzierungsgesetzes (Tagesord- nungspunkt 10) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1303 B Dr. Margrit Spielmann SPD . . . . . . . . . . . . . . 1303 B Petra Selg BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . 1304 B Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 16. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Dezember 2002IV Detlef Parr FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1305 C Marion Caspers-Merk, PStS BMGS . . . . . . . . 1306 A Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Neuregelung des Energiewirt- schaftrechts (Tagesordnungspunkt 11) . . . . . . 1306 D Rolf Hempelmann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1306 D Dr. Joachim Pfeiffer CDU/CSU . . . . . . . . . . . 1307 B Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1308 D Gudrun Kopp FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1309 D Dr. Ditmar Staffelt, PStS BMWA . . . . . . . . . . 1310 A Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Petra Pau (fraktionslos) zur Beratung: – Entwurf eines Gesetzes zur Einbeziehung beurlaubter Beamter in die kapitalgedeckte Altersversorgung – Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Korrek- tur des Versorgungsänderungsgesetzes 2001 (Tagesordnungspunkt 15) . . . . . . . . . . . . . . . . 1311 A Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christel Humme, Hilde Mattheis, Elke Ferner, Ingrid Arndt-Brauer, Dr. Axel Berg, Renate Gradistanac, Angelika Graf (Rosenheim), Karin Kortmann, Horst Kubatschka, Christine Lehder, Gabriele Lösekrug-Möller, Dr. Christine Lucyga, Lothar Mark, Florian Pronold, Renè Röspel, Dr. Ernst Dieter Rossmann, Anton Schaaf, Marlene Rupprecht (Tuchenbach), Silvia Schmidt (Eisleben), Rita Streb-Hesse, Brigitte Wimmer (Karlsruhe), Waltraud Wolff (Wolmirstedt), Willi Brase, Bettina Hagedorn, Hans-Ulrich Klose und Christoph Strässer (alle SPD) zur Abstimmung über die Be- schlussempfehlung des Ausschusses nach Art. 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsaus- schuss) zu dem Zweiten Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt (Zusatzta- gesordnungspunkt 5) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1311 B Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 16. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Dezember 2002 V (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 16. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Dezember 2002 1181 16. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 19. Dezember 2002 Beginn: 9.00 Uhr
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    (A) (B) (C) (D) 1302 1 Anlage 2 2 Anlage 3 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 16. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Dezember 2002 1303 (C) (D) (A) (B) Bonde, Alexander BÜNDNIS 90/ 19.12.2002 DIE GRÜNEN Brüderle, Rainer FDP 19.12.2002 Dr. Däubler-Gmelin, SPD 19.12.2002 Herta Eichstädt-Bohlig, BÜNDNIS 90/ 19.12.2002 Franziska DIE GRÜNEN Eppelmann, Rainer CDU/CSU 19.12.2002 Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 19.12.2002 Fischer (Frankfurt), BÜNDNIS 90/ 19.12.2002 Joseph DIE GRÜNEN Hedrich, Klaus-Jürgen CDU/CSU 19.12.2002 Janssen, Jann-Peter SPD 19.12.2002 Kolbe, Manfred CDU/CSU 19.12.2002 Künast, Renate BÜNDNIS 90/ 19.12.2002 DIE GRÜNEN Lehn, Waltraud SPD 19.12.2002 Möllemann, Jürgen W. FDP 19.12.2002 Pfeiffer, Sibylle CDU/CSU 19.12.2002 Spahn, Jens CDU/CSU 19.12.2002 Dr. Stadler, Max FDP 19.12.2002 Dr. Stinner, Rainer FDP 19.12.2002 Storm, Andreas CDU/CSU 19.12.2002 Dr. Westerwelle, Guido FDP 19.12.2002 Dr. Wetzel, Margrit SPD 19.12.2002 Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über die Berufe in der Krankenpflege sowie zur Än- derung des Krankenhausfinanzierungsgesetzes (Tagesordnungspunkt 10) Dr. Margrit Spielmann (SPD): Krankenschwestern und -pfleger leisten heute einen unermesslich großen Bei- trag in der medizinischen Versorgung und Pflege kranker und alter Menschen. Sie sind eine tragende Säule unseres entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenografischen Bericht Gesundheitswesens und Ihnen allen sollte man von dieser Stelle auch einmal danken. Das Berufsbild und das Aufgabenfeld der Kranken- schwester hat sich im Verlauf dieses Jahrhunderts gewan- delt: von den durch christliche Nächstenliebe geprägten Ordensschwestern hin zu einem eigenständigen Beruf, in dem heute – wenn auch in der Minderheit – auch Männer arbeiten. Mit diesem hier vorgelegten Gesetzentwurf schaffen wir die dringend notwendige Anpassung der Krankenpflegeberufe an die heutige Pflegewirklichkeit. Dieses Gesetz wird eine Antwort – übrigens eine längst überfällige Antwort; die heutige Ausbildung fußt im We- sentlichen auf den Bestimmungen von 1985 – an die ver- änderten Berufsanforderungen, an Pflegeinhalte, an neue Methoden und vor allen Dingen an hohe Qualitätskrite- rien in der Krankenpflege. Der vorliegende Gesetzentwurf ist aber auch unter fol- genden Faktoren unerlässlich: Erstens. Er ist vor dem Hintergrund der demographi- schen Entwicklung in unserem Lande zu sehen: Mit einer wachsenden Zahl älterer Menschen wird die Bedeutung der Pflege in Zukunft weiterhin zunehmen. Schon heute ist für viele Menschen ein Leben außerhalb des Kranken- hauses ohne die professionelle Unterstützung von Kran- kenpflegerinnen und -pflegern unvorstellbar. Zweitens. Die verschiedenen Neuerungen im Sozial- versicherungsrecht haben in den vergangenen zwei Jahr- zehnten eine enorme Ausweitung des Krankenpflegebe- reichs möglich gemacht. Neben der stationären Pflege im Krankenhaus gibt es ebenso teilstationäre Einrichtungen und eine Vielzahl ambulanter Pflegeangebote. Wir unter- stützen diese Entwicklung sehr; denn auch im Bereich der Pflege gilt: ambulant vor stationär! Drittens. Mithilfe von qualifizierten Fachkräften ist es in vielen Fällen möglich, dass auch Schwerstkranke die letzte Zeit ihres Lebens zu Hause sein können und auch zu Hause sterben können. Die Krankenschwestern und -pfle- ger leisten einen unermesslich wichtigen Beitrag zur Le- bensqualität der Betroffenen und sind wichtige Partner bei der Begleitung und Unterstützung von Angehörigen. Diese unterschiedlichen Formen der Pflege, die sich in den vergangenen Jahren qualitativ und quantitativ verän- dert haben, haben auch die Anforderungen an die Kran- kenpflegerinnen und -pfleger verändert. Krankenpflege- rinnen und -pfleger müssen ausreichend auf die sehr unterschiedlichen Pflegesituationen vorbereitet sein. Sie müssen das notwendige Rüstzeug in Theorie und Praxis haben, um mit verschiedenen, häufig auch sehr belasten- den Pflegesituationen, zum Beispiel in der Palliativmedi- zin, fertig zu werden. Sie brauchen auch die notwendige Schulung und Qualifikation, um die geforderte Qualität in der Krankenpflege, sowohl im ambulanten Bereich als auch in Pflegeeinrichtungen oder im Krankenhaus zu er- bringen. Lassen Sie mich noch auf weitere wichtige Punkte ein- gehen, die diesen Gesetzentwurf unbedingt notwendig machen. Wir haben in den vergangenen Jahren einen enormen Wissenszuwachs im Bereich der Pflegewissen- schaften zu verzeichnen. Die gewonnenen Erkenntnisse müssen auch in der Krankenpflegeausbildung zum Tra- gen kommen. Es gilt die Ressourcen, die in der professio- nellen Pflege liegen, noch weiter zu nutzen und zu ver- bessern. Für die zukünftige Ausbildung sollen besonders präventive, gesundheitsfördernde, rehabilitative und pal- liative Aspekte noch stärker als bisher in den Vordergrund gerückt und gelehrt werden. Als wichtige Bezugspersonen für Kranke haben Kran- kenschwestern und -pfleger vielfältige Möglichkeiten, auf die Wiedererlangung, die Verbesserung, die Förde- rung und die Erhaltung der Gesundheit der Patientinnen und Patienten Einfluss zu nehmen. – Genauso sind sie wichtige Partner bei der Beratung und Begleitung von An- gehörigen. Unsere Zielsetzung ist es, dass zukünftige Krankenschwestern und -pfleger ein ganzheitliches Pfle- geverständnis während der Ausbildung erwerben. Das ist eine ganz wichtige Neuerung, die wir mit diesem Gesetz unterstreichen. Was wir zukünftig brauchen, sind gut ausgebildete, praxiserprobte und selbstbewusste Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und -pfleger, die in der Lage sind, kooperativ mit einem multiprofessionellen Team zusam- menzuarbeiten, die in der Lage sind, die physische und psychische Gesundheit von Patientinnen und Patienten zu fördern und damit die vierte Säule der Gesundheitsver- sorgung – die Prävention – gestalten zu helfen. Für die weiteren Beratungen hier im Parlament wün- sche ich mir eine gute Zusammenarbeit und einen kon- struktiven Dialog! Petra Selg (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):Momenta- ner Regelungsstand für die Krankenpflegeberufe ist 1985. Eine Anpassung an die in den letzten knapp 20 Jahren er- folgten Veränderungen im Pflegebereich ist nicht erfolgt. Deshalb besteht dringend Regelungsbedarf. Mit der Gesetzesänderung werden folgende Ziele ver- folgt: Erstens. Anpassung der Ausbildungsinhalte an die neuen Anforderungen in der Pflege. Zweitens. Verbesserung der Ausbildungsqualität. Drittens. Steigerung der Attraktivität des Berufs. Aus eigener Erfahrung – Krankenschwester seit 24 Jahren – kann ich bestätigen, dass es bei allen drei Punkten viel Potenzial für positive Veränderungen gibt. Das Gesetz enthält viele Regelungen, die in der Praxis enorme Verbesserungen bringen werden. Die wichtigsten möchte ich kurz vor dem Hintergrund des Problems, das sie jeweils lösen, darstellen. Erstens. Anpassung der Ausbildungsinhalte. Problem 1: Die Pflegenden werden immer noch zu stark als die Erfüllungsgehilfen der Ärzte wahrgenommen – nettes Beiwerk, das bei Visiten die Patientenakten hält. Aber der Großteil der Pflege wird unabhängig von ärztli- cher Einflussnahme erbracht. Unsere Lösung: Ausweisung eines eigenständigen Aufgabenbereichs im Gesetz – aber keine Vorbehaltsauf- gaben – zur Schärfung des Berufsprofils. Problem 2: Ausdifferenzierung des Aufgabenspek- trums in der Pflege – palliative, rehabilitative und endlich präventive Maßnahmen. Unsere Lösung: Explizite Einbeziehung dieser Berei- che in die Ausbildung. Das Gesetz bietet endlich eine in- novative Perspektive. Problem 3: Häufig noch rein mechanistische Wahrneh- mung von Pflege – Waschen, Verbände wechseln, Pillen verteilen. Diverse Filme, Seifenopern, tragen dazu bei. Pflege geht heute aber weit darüber hinaus, hat psychoso- ziale Dimension. „Na, wie geht’s dem Bauch?“ fragt der Arzt bei der Arztvisite. Fachchinesisch schwirrt herum, erklären wird später die Pflegekraft. Unsere Lösung: Durch Einbeziehung pflegewissen- schaftlicher Forschung und damit die Stärkung theoreti- scher Ausbildungsinhalte Entwicklung eines besseren Verständnisses für komplexe soziale Prozesse, außerdem Ausrichtung der Ausbildung auf die individuelle Situation und die Bedürfnisse der zu Pflegenden. Soziale Kompe- tenz und Interaktion werden endlich honoriert, was für die Zukunft äußerst wichtig werden wird. Problem 4: Die praktische Ausbildung ist zu stark auf Krankenhäuser zugeschnitten. Krankenpflege findet aber zunehmend außerhalb der Krankenhäuser statt. Unsere Lösung: Zukünftig praktische Ausbildung auch in Reha- und ambulanten Einrichtungen sowie stationären Pflegeeinrichtungen, was das Spektrum erweitert und dem in Zukunft immer wichtiger werdenden ambulanten Bereich gerecht wird. Zweitens. Verbesserung der Ausbildungsqualität. Nichts gegen meine eigenen Ausbilderinnen. Sie waren vor 24 Jahren hervorragend. Aber die Zeiten haben sich geändert. Damit wird man den heutigen und vor allem zukünftigen Zielen der Pflege nicht mehr gerecht. Problem 1: Den Lehrkräften fehlen oft didaktische und vor allem pädagogische Fähigkeiten. Meist handelt es sich um Pflegekräfte, die im Rahmen einer Fortbildung ihre Lehrberechtigung erworben haben. Unsere Lösung: Leitungs- und Lehrkräfte müssen zukünftig im Rahmen einer Hochschulausbildung ent- sprechende pädagogische und fachliche Kenntnisse er- worben haben. Neben einer Verbesserung der Ausbil- dungsqualität erreichen wir damit auch eine Annäherung an europäische Standards. Und das ist besonders wichtig. Problem 2: Heute fehlt sehr oft die Integration zwi- schen praktischer und theoretischer Ausbildung. Unsere Lösung. Deshalb wird zukünftig die Gesamt- verantwortung für theoretische und praktische Ausbil- dung bei den Schulen liegen. Die Praxisanleitung wird weiterhin durch Mitarbeiter der entsprechenden Einrich- tungen gewährleistet, aber die Schulen begleiten diese praktische Anleitung in enger Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern der Einrichtungen. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 16. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Dezember 20021304 (C) (D) (A) (B) Drittens. Steigerung der Attraktivität des Berufs. Problem 1: Die bisherige strikte Trennung der Pflege in drei Berufsbilder – Alten-, Kranken- und Kinderkranken- pflege – führt in der Regel zu einer beruflichen Festlegung auf einen Bereich. Damit wird die berufliche Flexibilität eingeschränkt, die Möglichkeit, Neues auszuprobieren und sich beruflich verschieden zu orientieren, wird beschnitten. Der bayerische Staatssekretär für Soziales hat zum Al- tenpflegegesetz ausgeführt, er halte die Ausrichtung des Bundesaltenpflegegesetzes nach wie vor für falsch (wie immer ist Bayern da ein bisschen rückständig, aber alles Veto hat nichts genützt), da es langfristig die Unterschei- dung zwischen Altenpflege und Krankenpflege aufheben werde. Mit der Entscheidung gehe die Identität der Alten- pflege mit ihrem eigenständigen sozialpflegerischen Pro- fil ein Stück weit verloren. – Weitere so rückwärts ge- wandte Ausführungen erspare ich uns allen hier. Unsere Lösung: Das neue Gesetz ist der erste Schritt zu einer integrierten Pflegeausbildung. Zum einen wird die Ausbildung künftig in eine generalistische Grundausbil- dung für beide Berufsbilder – Kranken-, Kinderkranken- pflege – und eine Differenzierungsphase unterteilt. Zum anderen enthält das Gesetz eine Modellklausel, die Mo- dellversuche hinsichtlich der Zusammenlegung von Al- ten- und Krankenpflegeausbildung möglich macht. Des- halb sehe ich den Gesetzentwurf im Gegensatz zum bayerischen Sozial-Staatssekretär als den Schritt in eine Zukunft der Pflegeberufe. Problem 2 – bereits erwähnt –: Ein unscharfes Berufs- bild führt auch zu niedrigerer Attraktivität des Berufs. Hier spielt auch die starke Abhängigkeit von den Ärzten eine Rolle. Lösung: Definition des eigenständigen Bereichs, stär- kere Loslösung der Ausbildung von ärztlicher Einfluss- nahme – zum Beispiel Prüfungsverordnung. Endlich nicht mehr Ärzte, sondern mindestens zwei Lehrkräfte, ein Praxisanleiter und nur noch ein Arzt – das ist deutlich bes- ser als zuvor. Problem 3: Bisher fehlen in den Pflegeberufen Auf- stiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten. Unsere Lösung: Durch die stärkere Betonung der Pfle- gewissenschaft und der akademischen Anforderung für Lehrpersonal werden zukünftig an den Universitäten mehr Entwicklungsmöglichkeiten für Pflegepersonal entstehen. Fazit: Das neue Gesetz wird hinsichtlich aller drei ge- nannten Ziele die Situation deutlich verbessern. Die Aus- bildungsinhalte werden modernisiert. Hinsichtlich der Ausbildungsqualität werden deutliche Verbesserungen möglich. Außerdem wird die Attraktivität des Berufs er- höht, was angesichts eines drohenden Pflegenotstands er- forderlich ist. Prognosen sprechen von einem Mehrbedarf von 80 000 Pflegefachpersonen bis zum Jahre 2010, allein im stationären Bereich 20 000 bis 30 000. Die Zahl der Personen, die Hilfe und Pflege brauchen, wird sich bis 2010 um 17 Prozent erhöhen, wobei sich der Anteil der über 65-Jährigen sogar um 25 Prozent erhöhen wird. Von Alzheimer und Demenzerkrankungen möchte ich hier gar nicht sprechen. Und ausdrücklich möchte ich hier beto- nen, dass diese Prognosen auf einer einfachen Fortschrei- bung der Entwicklung auf dem Niveau von 1990 beruhen. Die geringe Verweildauer in den Berufen der Pflege ist ebenfalls bestens allen hier bekannt und das bei Aus- bildungsplatzkosten in der Krankenpflege von circa 17 000 Euro, in der Altenpflege von 12 000 Euro jährlich, macht bei 120 000 Auszubildenden in den Pflegeberufen pro Jahr circa 2 Milliarden Euro. Deshalb wäre im Sinne aller deutschen Pflegekräfte die Unterstützung dieses Ge- setzentwurfes durch alle Fraktionen das richtige Signal. Pflege vom Ansatz bei der Ausbildung neu denken kann sich in der Tat nämlich auch neu rechnen. Ich hoffe sehr, dass dies von allen hier so gesehen wird. Detlef Parr (FDP): Gut Ding will Weile haben! Die Befolgung dieser Volksweisheit ist selten geworden in Berlin. Der vorliegende Gesetzentwurf hebt sich wohltu- end von den überstürzten, aktionistischen und selten zu Ende gedachten Initiativen von Rot-Grün im Gesund- heitsbereich ab, die wir nach dem 22. September in die- sem Hause zu ertragen haben. Die FDP begrüßt das Vorhaben, die Ausbildung des Pflegeberufs zu modernisieren. Es ist richtig, dass die ku- rative Pflege durch gesundheitsfördernde, präventive, re- habilitative und palliative Maßnahmen ergänzt werden muss. Der Pflegeberuf ist ein anderer geworden. Die Aus- bildung muss den neuen Herausforderungen für das Pfle- gepersonal angepasst werden, besonders wenn wir an die wachsende Nachfrage nach ambulanter Pflege denken. Ist es aber auch richtig, dass – ich zitiere aus dem Ge- setzestext – „die Verbesserung der Qualität der Ausbil- dung vor dem Hintergrund des demographischen Wandels in der Gesellschaft gleichzeitig eine Steigerung der At- traktivität der Berufe bewirkt“? Über eine bessere Ausbil- dung erhält man schwerlich eine höhere Attraktivität der Berufe. Dies – und dies ist in der Tat dringend erforder- lich – schafft man nur durch bessere Bezahlung und bes- sere Arbeitsbedingungen in den Krankenhäusern. Die hohe Drop-out-rate in den Pflegeberufen und die immer früher nach Berufseintritt auftauchenden Burn- out-Symptome müssen uns mindestens genauso intensiv beschäftigen wie die Qualität der Ausbildung. Und hier, verehrte Frau Ministerin, müssen wir leider erneut fest- stellen: Ihre aktuellen Notstandsgesetze laufen genau in die entgegengesetzte Richtung. Sie verordnen der Mehr- heit unserer Krankenhäuser eine Nullrunde gleich Minus- runde. Sie verschärfen damit die Arbeitsbedingungen dort, statt für eine humanere Betreuung der Patientinnen und Patienten zu sorgen und die Zufriedenheit des Pfle- gepersonals zu steigern. Denken Sie an die in kürzester Zeit mobilisierten über 15 000 Krankenschwestern, Krankenpfleger, Apotheken- helferinnen, die Ihnen vor wenigen Tagen hier drüben – am Brandenburger Tor – die Leviten gelesen haben. Sie dürfen sie nicht im Stich lassen, Frau Ministerin. Wie sol- len denn die Krankenhäuser vor diesem Hintergrund die durch das Gesetz in guter Absicht entstehenden Mehrkos- ten auch noch verkraften können? Und die Krankenkassen? Durch Ihr Beitragssatzsiche- rungsgesetz sind bereits vor In-Kraft-Treten deutliche Bei- tragssteigerungen zu verzeichnen. Die Ausnahme wird zur Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 16. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Dezember 2002 1305 (C) (D) (A) (B) Regel. Und Sie sagen in der Begründung des Gesetzes la- pidar – ich zitiere: „Gemessen am Gesamtvolumen der Ausgaben der GKV im Jahr 2000 – im Jahr 2000! – sind die Mehrausgaben jedoch von geringer Bedeutung.“ 100 Millionen Euro sind berechnet. Bundesrat und DKG haben bereits Zweifel angemeldet. So steht ein guter Gesetzentwurf auf tönernen Füßen durch leichtfertig ver- änderte in sich nicht schlüssige Rahmenbedingungen. Wir werden dennoch konstruktiv in die Beratungen gehen, können dem Gesetzentwurf aber nur zustimmen, wenn er Teil einer ordnungspolitischen glasklaren Gesundheitsre- form wird. Marion Caspers-Merk, Parl. Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Gesundheit und Soziale Sicherung: Gute Versorgungsqualität benötigt gut ausgebildete Fach- kräfte in allen Bereichen – vor allem auch in der Pflege. Das geltende Gesetz über die Krankenpflegeausbildung ist seit 17 Jahren nicht verändert, nicht modernisiert wor- den. Es war höchste Zeit, die Ausbildung den neuen An- forderungen in der Pflege anzupassen. Mit unserem Gesetzentwurf zur Novellierung der Krankenpflegeaus- bildung verfolgen wir dieses Ziel. Sie wissen, dass sich in den letzten Jahren und Jahr- zehnten die Arbeit der Pflegenden stark verändert hat. Die sozialversicherungsrechtlichen Rahmenbedingungen ha- ben sich – insbesondere durch die Einführung der Pflege- versicherung – stark verändert. Hinzu kommen die He- rausforderungen einer älter werdenden Gesellschaft. Die Vernetzung von stationärer, teilstationärer und am- bulanter Versorgung und die interdisziplinäre Zusammen- arbeit sind notwendiger denn je. Weil die Weichen für die Pflege der Zukunft in der Gegenwart gestellt werden, no- vellieren wir das Gesetz über die Krankenpflegeausbil- dung, damit auch morgen eine optimale Pflege gewähr- leistet werden kann. Für diese Novellierung gibt es aber auch einen weite- ren wichtigen Grund: Angesichts der derzeitigen Perso- nal- und Ausbildungssituation muss die Krankenpflege- ausbildung auch für die Zukunft konkurrenzfähig gemacht werden. Damit sich die derzeit schon in einigen Bereichen be- stehenden Engpässe nicht zu einem Fachkräftenotstand ausweiten, bauen wir vor und wollen die Pflegeberufe at- traktiver für junge Frauen und Männer machen, die Qua- lität steigern und den Auszubildenden eine neue, erwei- terte Perspektive geben. Die wesentlichen Neuerungen sind: Prävention, Reha- bilitation und Palliativmedizin werden künftig in das Aus- bildungsziel mit einbezogen. Das entspricht einem neuen, einem umfassenden Verständnis von Pflege. Daher wer- den auch andere Einrichtungen des Gesundheitswesens, zum Beispiel Rehabilitationseinrichtungen, künftig in die praktische Ausbildung mit einbezogen. Die schulische und praktische Ausbildung wird stärker miteinander ver- netzt. Die Schule trägt die Verantwortung für die gesamte Ausbildung in Theorie und Praxis. Qualifizierte Fach- kräfte sollen die Schülerinnen und Schüler in der Praxis anleiten. Es bleibt bei zwei Berufsbildern für die Kran- ken- und Kinderkrankenpflege, aber die Ausbildung wird weitgehend gemeinsame Ausbildungsinhalte haben und sich zukünftig nur noch in einer Phase unterscheiden. Da- mit kommen wir unserem langfristigen Ziel, die Ausbil- dung in den Pflegeberufen auf eine gemeinsame Grund- lage zu stellen, ein großes Stück näher. Schließlich werden die neuen Berufsbezeichnungen – „Gesundheits- und Krankenpfleger/in“ und „Gesundheits- und Kinder- krankenpfleger/in“ – dem neuen, umfassenderen Ansatz in der Pflege angepasst. Das neue Gesetz über die Ausbildung der Kranken- pflege ist ein erster wichtiger Schritt, den Pflegeberuf für junge Menschen attraktiver zu machen und damit einem möglichen Pflegefachkräftenotstand vorzubeugen. Selbst- verständlich muss aber auch eine ausreichende Anzahl von Ausbildungsplätzen zur Verfügung stehen. Die Fi- nanzierung der Ausbildung soll in einer modifizierten, für die ausbildenden Einrichtungen attraktiveren Form wei- terhin über das Krankenhausfinanzierungsgesetz erfol- gen. Dabei sollen die durch die notwendige Reform beding- ten Mehrkosten berücksichtigt werden. Die ausbildenden Einrichtungen sollen im Rahmen des Fallpauschalensys- tems keine Nachteile durch die Umstrukturierung der Ausbildung haben. Durch das neue budgetneutrale Umla- geverfahren und damit die Entkoppelung von den Pflege- satzverhandlungen werden unsachgemäße Lösungen ver- mieden. Der vorliegende Gesetzentwurf ist nach ausführlichen Beratungen mit den Ländern sowie den Berufsverbänden erarbeitet worden. Die Stellungnahme des Bundesrates weist Zustimmung zu den Grundsätzen der Reform aus. Lassen Sie uns gemeinsam dieses Gesetz bald verab- schieden und in die Tat umsetzen. Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Entwurfs eines Ersten Geset- zes zur Änderung des Gesetzes zur Neuregelung des Energiewirtschaftrechts (Tagesordnungs- punkt 11) Rolf Hempelmann (SPD): Der vorliegende Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Energiewirtschaftsrech- tes lag bereits in der letzten Legislaturperiode vor. Wenn es nach den Koalitionsfraktionen gegangen wäre, wäre dieses wichtige Vorhaben bereits vor einem halben Jahr zu einem guten Abschluss gekommen. Leider hatten damals die Oppositionsfraktionen das Gesetz abgelehnt und durch eine übertriebene Serie von Anhörungen verzögert. Schließlich wurde es dann im Bundesrat gestoppt, sodass eine Verabschiedung in der 14. Legislaturperiode nicht mehr möglich war. Die, die heute schreien: „Haltet den Dieb!“, sollten aufpassen; denn sie haben die Finger selbst noch in der Registrierkasse. Wir haben den Gesetzentwurf unverändert wieder ein- gebracht, weil er nach unserer Auffassung eine vernünf- tige Umsetzung der europäischen Gasrichtlinie in deut- sches Recht beinhaltet und weil er einige grundsätzliche Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 16. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Dezember 20021306 (C) (D) (A) (B) energie- und wettbewerbsrechtliche Lücken schließt, die in der Energiewirtschaftsgesetznovelle von 1998 ihren Ursprung haben. Nach intensivem Dialog mit der Energiewirtschaft ebenso wie mit der energieverbrauchenden Wirtschaft können wir diesen Gesetzentwurf vorlegen. In ihm ist eine klare Definition des Gasversorgungsnetzes enthalten, die insbesondere dafür sorgt, dass auch Speicherkapazitäten, soweit sie für den Netzzugang notwendig sind, inkludiert sind. Die im Gesetz formulierten Durchleitungsbedingun- gen sind an Klarheit und Einfachheit nicht zu übertreffen. Gefordert ist hier die gute fachliche Praxis. Sie wird als gegeben unterstellt, wenn die Verbändevereinbarung ein- gehalten wird. Anders als in allen anderen EU-Mitgliedstaaten bleibt es in Deutschland bei dem System des verhandelten Netz- zugangs. Dieser deutsche Sonderweg kann aber nachhal- tig nur funktionieren, wenn die eben zitierte gute fachliche Praxis und damit die Einhaltung der Verbändevereinbarung zur Regel wird. Kommt es dennoch zu Uneinigkeiten, ist die Streitschlichtung beim Bundeswirtschaftsministerium angesiedelt. Sollte entgegen unseren Hoffnungen und Er- wartungen die Verbändevereinbarung nicht dazu führen, dass faire Durchleitungsbedingungen entstehen, kann der Bundeswirtschaftsminister von der im Gesetz enthaltenen Verordnungsermächtigung Gebrauch machen und ord- nungsgemäße Durchleitungsbedingungen sicherstellen. Die in den übrigen EU-Mitgliedstaaten übliche Regulie- rungsbehörde, die auch von der Europäischen Kommis- sion gegenüber dem deutschen Sonderweg favorisiert wird, ist in unserem Gesetz nicht vorgesehen. Bei Schei- tern des deutschen Weges würde hier sicher auch auf Druck Brüssels eine solche Behörde durch ein entspre- chendes Gesetz folgen müssen. So weit ist es aber noch nicht. Zur besseren Bekämpfung missbräuchlicher Behinderungen des Netzzugangs ist al- lerdings durch dieses Gesetz die sofortige Vollziehbarkeit von behördlichen Sanktionen ermöglicht und insbesondere die Position des Bundeskartellamtes gestärkt worden. Die Wirtschaft ist in der Pflicht, die von ihr selbst ent- wickelte Verbändevereinbarung mit Leben zu füllen. Die Opposition im Bundestag und ihre Vertreter im Bundesrat sind in der Pflicht, durch rasche Beratung eine schnelle Verabschiedung des Gesetzes zu ermöglichen. Auf diese Art kann am schnellsten die fachlich unsaubere Energie- rechtsnovelle aus der Ära Kohl/Rexrodt in den Archiven verschwinden. Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU): Bei der Problem- analyse und dem Ziel sind wir uns weitestgehend einig. Insbesondere in der Gaswirtschaft ist der Wettbewerb noch nicht hinreichend entwickelt. Ebenso ist durch wei- tere Verbesserungen der rechtlichen Rahmenbedingungen die Intensivierung des Wettbewerbs in der Stromwirt- schaft zu forcieren. So weit, so gut! Doch bei den Instrumenten zur Umsetzung und Ziel- erreichung liegen wir in vielen Feldern noch – zum Teil weniger weit, zum Teil weit – auseinander. Wie in den meisten wirtschaftspolitischen Fragestel- lungen fehlt Rot-Grün auch in der Energiepolitik der rich- tige ordnungspolitische Kompass. Und weil das so ist, sind Sie einmal mehr auf dem falschen Dampfer. Zudem haben Sie in der vergangenen Legislaturperi- ode zuerst die Novellierung des Energiewirtschaftsgeset- zes verschleppt oder vertrödelt. Damit haben Sie Vorteile für Bürger und Kleinverbraucher ebenso wie für die mit- telständische Wirtschaft bei der Strom- und Gasversor- gung verschleppt. Also gerade zum Nachteil derer, die sie eh schon mit der Ökosteuer benachteiligen. Darüber hinaus und unnötigerweise ist diese Bundes- regierung durch ihr Nichtstun mal wieder und einmal mehr in Europa vertragsbrüchig geworden. Zuletzt hatten sie am Ende der letzten Legislatur nicht einmal mehr die Kraft aufgebracht, dieses Gesetz im Bun- destag durchzubringen. Daher sehen wir uns hier und heute in derselben Angelegenheit wieder wie bereits in diesem Frühjahr. Und sie haben offensichtlich nichts da- zugelernt. Mit Ausnahme marginaler Änderungen zum ei- nen bei der Frage der Elektrizitätsimporte aus Drittstaaten und zum anderen mit der Einführung des Monitoring bringen sie wieder das gleiche Gesetz ein, mit dem sie schon einmal gegen die Wand gelaufen sind. So weit, so schlecht! Was sind aus unserer Sicht die Knackpunkte? Erstens. „Verrechtlichung“ der Verbändevereinbarung. Für die Union ist grundsätzlich der frei am Markt verhan- delte Netzzugang der richtige Weg. Dies ist ordnungspo- litisch sauber und mobilisiert über die Kräfte des Marktes eine optimale Allokation der Ressourcen und führt damit zu einem mikro- und makroökonomisch effektiven und effizienten Ergebnis. Sie schlagen uns in § 6 EnWG vor, dass zukünftig die Durchleitungsbedingungen in der Energiewirtschaft der so genannten „guten fachlichen Praxis“ entsprechen sollen. Dies bedeutet, dass die Ein- haltung der Verbändevereinbarung II plus die Erfüllung dieses Kriteriums „der guten fachlichen Praxis“ gesetz- lich vermutet wird. Wir sehen die Gefahr, dass durch die Verrechtlichung der Verbändevereinbarung mit dem darin enthaltenen Kalkulationsleitfaden dies tendenziell und systematisch zu höheren Netznutzungsentgelten führt. Dies gilt sowohl für Gas als auch Elektrizität. Aus wettbewerblicher Sicht – und das hat nicht zuletzt das Kartellamt in seiner Stellungnahme eindeutig festge- stellt – würde die Flexibilitäts- und Anreizfunktion der Verbändevereinbarung wesentlich besser durch eine Berücksichtigungslösung als durch die von Ihnen vorge- schlagene Vermutungsregelung erreicht. Das EnWG darf kein wettbewerbsrechtliches Niemandsland werden. Des- halb können wir diesen Vorschlag so nicht mittragen. Zweitens. Wirksame Aufsicht über Netzzugangsbedin- gungen. Eine gesamtwirtschaftlich vorteilhafte Liberali- sierung der Strom- und Gasmärkte erfordert den konse- quenten Abbau von Marktzugangsbarrieren. Hierzu ist eine wirksame Aufsicht über Netzzugangsbedingungen erforderlich. Diese ist aus Sicht der Union am besten bei den Kartellbehörden aufgehoben. Wir wollen keine neue wie auch immer geartete Behörde – auch keinen Regula- tor –, was letztlich wieder nur mehr Bürokratie und Staatswirtschaft zur Folge hätte. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 16. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Dezember 2002 1307 (C) (D) (A) (B) Drittens. Daher begrüßen wir den Sofortvollzug, also die Einführung der sofortigen Vollziehbarkeit von Kar- tellamtsentscheidungen bei missbräuchlichen Netzzu- gangsverweigerungen. Dies ist ein hartes Instrument! Da- her schlagen wir vor, eventuell eine zeitliche Befristung mit Auslaufdatum einzuführen. Nur so kann erreicht wer- den, dass Netzbetreiber, die sich missbräuchlich verhal- ten, Wettbewerber nicht durch langjährige Rechtsstreitig- keiten vom Marktzutritt abhalten. Die Regelung stärkt die Kräfte des Marktes. Viertens. Reziprozitätsklausel. Protektionismus ist der falsche Weg. Sie wollen jetzt nicht nur, wie ursprünglich vorgesehen, eine solche Schutzklausel bei Elektrizitäts- importen aus anderen EU-Staaten, sondern auch bei Elek- trizitätsimporten aus Drittstaaten. CDU/CSU lehnen dies ab. Versorgungssicherheit und hohe Umweltstandards sind nicht durch Importverbote und staatliche Marktab- schottung sondern nur durch freien Wettbewerb zu errei- chen. Eine solche Regelung führte zu bürokratischen Her- kunftsnachweispflichten sowie zu Nachteilen für den Handel über Strombörsen und damit letztlich zu Nachtei- len für den Verbraucher. An dieser Stelle möchte ich einen kurzen Exkurs zum EEG machen. Wir hätten eigentlich erwartet, dass Sie mit der heutigen Einbringung des EnWG auch etwas zum EEG sagen oder vorschlagen. Die Wirtschaft – insbeson- dere energieintensive Branchen – stehen vor einer neuen Kostenexplosion. Mit Ihrer Politik schnüren sie den Un- ternehmen die Luft zum Atmen und zum Überleben nun vollends ab. Lassen sie mich das Beispiel illustrieren: Ein mittel- ständischer Betrieb aus der Aluminiumbranche mit über 600 Beschäftigten. Von 2000 bis 2003 vervierfacht sich hier die Belastung aus dem EEG, dem KWK und der Öko- steuer. Ich bin gespannt, was Sie dazu sagen. In Zahlen be- deutet dies bei diesem Betrieb einen Anstieg der Belas- tung von 3,52Millionen Euro pro Jahr in 2000 auf 15,6Millionen Euro in 2003. Die Mehrbelastung steigt re- lativ von zum Beispiel 1,5 Prozent vom Umsatz in 2000 auf 5,7 Prozent in 2003. Wenn sich hier nicht schnell etwas ändert, bleibt die- sem Unternehmen nur der Gang zum Insolvenzverwalter oder ins Ausland. Das sind die Früchte Ihrer Wirtschafts- politik. Sie vernichten oder vertreiben Unternehmen an- statt sie zu fördern. Zurück zum EnWG. Fünfter Knackpunkt. EU-Ent- wicklung und Rechtslage. Die Bundesregierung muss sich auch fragen, ob ihr Vorgehen letztlich zielführend ist. Ihr Vorschlag für die Neuregelung des Energie wirtschaftsrechts missachtet die Verfassung und das Eu- roparecht. Sie müssen sich fragen, ob sie nicht den ver- fassungsrechtlichen Spielraum überschreiten und die Unternehmensfreiheit der Strom- und Gashändler nicht unzulässig einschränken. Ein solcher Eingriff in die grundrechtlich abgesicherte Berufsfreiheit ist mit der Ver- fassung unvereinbar. Darüber hinaus stellt sich nicht nur die Frage nach der Vereinbarkeit mit dem bestehenden, sondern insbeson- dere mit dem zukünftigen EU-Recht. Und zu guter Letzt bin ich der Meinung, dass die Neu- regelung kein Einspruchsgesetz darstellt, sondern zustim- mungsbedürftig ist. Diese Ansicht teilen übrigens nicht nur CDU-geführte, sondern auch SPD-geführte Bundes- länder. Jetzt neigt die Bundesregierung offensichtlich dazu, solche Punkte in Vogel-Strauß-Manier zu übergehen. Nur, wohin das führt, haben Sie allein in den letzten beiden Ta- gen bei Eon/Ruhrgas und beim Zuwanderungsgesetz zweimal erlebt. Die Bundesregierung muss sich schon fragen lassen, ob sie ihr Geschäft mit der nötigen Sorgfalt betreibt. Vor wenigen Tagen haben Sie in der Frage der Ministerer- laubnis in Sachen Eon/Ruhrgas gerichtlich bestätigt be- kommen, dass Sie gleich zweimal formale Fehler began- gen haben. Ich lasse jetzt die wirtschafts- und/oder ordnungspoli- tische Fragestellung, ob eine Ministererlaubnis sinnvoll ist, einmal außen vor. Sie als Bundesregierung schaden der Wirtschaft durch handwerkliche Unfähigkeit. Nichts ist für die betroffenen Unternehmen schlimmer als monatelange Ungewissheit. Sie haben ihnen letztlich einen Bärendienst erwiesen. Und beim Zuwanderungsgesetz sind Sie ebenso will- kürlich gegen die Wand gefahren. Daher rufe ich Sie auf: Zeigen, Sie sich lernfähig. Wir setzen darauf, dass Ihre Lernbereitschaft und Lernfähig- keit – ähnlich wie bei den Mini-Jobs und der Attraktivie- rung des Niedriglohnbereichs – auch hier vorhanden ist. Nützen Sie das parlamentarische Verfahren bereits hier im Bundestag, um einen Kompromiss zu finden. Wir sind be- reit dazu. Sehen Sie die Beratung in diesem Hause nicht nur als Abstimmungsmaschinerie, um das Gesetz durch- zupeitschen. Im Übrigen spart es Zeit, wenn Sie sich nicht erst über den Bundesrat zu ernsthaften Verhandlungen zwingen lassen. Die Union steht einer zügigen Umset- zung nicht im Wege. Die CDU/CSU ist auch in dieser Frage – im Interesse der Wirtschaft und der Verbraucher – bereit zum konstruktiven Diskurs. Ergreifen sie die Chance! Michaele Hustedt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Wir bringen heute das Energiewirtschaftsgesetz in unver- änderter Form neu ein. Die Grünen erweisen sich damit als verlässlicher Koalitionspartner, die Koalition als ver- lässlicher Partner gegenüber der Stromwirtschaft und den Verbänden. Die schnelle Verabschiedung dieses Gesetzes ist notwendig, da wir immer noch säumig sind in der Um- setzung der EU-Gasrichtlinie. Frankreich ist schon verur- teilt. Wir sind angeklagt. Das kann teuer werden. Zudem setzen wir den Sofortvollzug des Kartellamts um. Ein wichtiger Punkt, das Kartellamt zu stärken und in strittigen Fällen die Entscheidungen zu beschleunigen. Darüber hinaus verrechtlichen wir die Verbändevereinba- rungen Strom und Gas. Daran gibt es Kritik. – Verständ- lich! –, da insbesondere die Verbändevereinbarung Gas bei weitem nicht einen echten und fairen Wettbewerb er- möglicht. Allerdings werden diese Verbändevereinbarun- gen nur bis Ende 2003 verrechtlicht. Damit sagen wir Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 16. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Dezember 20021308 (C) (D) (A) (B) deutlich: Soll es bei dem verhandelten Netzzugang blei- ben, muss es hier zu sehr weitgehenden Verbesserungen kommen. Ich will auch nicht meine Besorgnis verhehlen über den Stand des Wettbewerbs in Deutschland. Im Gasbe- reich gibt es ihn schlichtweg noch gar nicht. Es ist bisher nur zu vereinzelten Durchleitungen gekommen. Notwen- dig ist ein Paradigmenwechsel wie beim Strom: Wir brau- chen Durchleitungsbedingungen, die von der konkreten Transaktion unabhängig sind. Und die Zeit drängt: Die EU will 2005 den Erfahrungsbericht von Deutschland auswerten, inwieweit der Weg des verhandelten Netzzu- gangs zu gleich guten Ergebnissen führte wie der regu- lierte, den alle anderen Länder in der EU praktizieren. Wir müssen den Nachweis erbringen, dass auch so eine faire und kostengünstige Durchleitung durch die Gas- und Stromnetze möglich ist. Für diesen Erfahrungsbericht müssen wir Erfahrungen sammeln. In Konsequenz be- deutet das, dass die neue Verbändevereinbarung schon im April und nicht erst im September 2003 unter Dach und Fach sein muss. In diesem Zusammenhang möchte ich darauf hinwei- sen, dass es wesentlich mehr Vertrauen zu der Verbände- vereinbarung vonseiten der Politik und auch der Gesell- schaft geben würde, wenn nicht nur die Energiewirtschaft mit der Großindustrie verhandeln würde, sondern auch die neuen Anbieter, die Händler, der Mittelstand und die Verbraucher mit am Tisch säßen. Der Wettbewerb in der Gaswirtschaft hat noch gar nicht begonnen, in der Stromwirtschaft ist er stark rück- läufig. Zwar ist der Markt rechtlich schon bis zum End- kunden geöffnet, faktisch ist er aber fast genau so abge- schottet wie in Frankreich. Das Endkundengeschäft ist gescheitert, neue Akteure ziehen sich zurück, durch Fu- sionen schlittern wir in ein Oligo- bzw. Monopol. Folge: Die Gewinne der Stromkonzerne wachsen wieder auf Mo- nopolniveau, die Preise für Verbraucher und Industrie lie- gen wieder über dem Niveau vor der Liberalisierung. Der VIK hat die Entgelte der deutschen Stromnetzbe- treiber für die Benutzung ihrer Netze untersucht und da- bei festgestellt, dass 28 Prozent der Hoch-, 9 Prozent der Mittel- und 13 Prozent der Niederspannungsnetzbetreiber zu teuer sind. Als Kriterien dienen die Strukturklassen der VVII plus. Aus diesem Grund hat das Kartellamt gegen zehn Netzbetreiber auch Verfahren eingeleitet. Es gibt also guten Grund, anzunehmen, dass hier immer noch überhöhte Netzentgelte genommen werden, schlimmer noch, dass es auch zu Quersubventionierungen kommt und damit zu Wettbewerbsverzerrungen. Zu Recht schaut deshalb die EU-Kommission skep- tisch auf Deutschland (und nicht nur auf Frankreich). Die neue EU-Richtlinie, die am 25. November 2002 be- schlossen wurde, stellt uns deshalb vor die Herausforde- rung, auch in Deutschland nachzulegen. Das Strom- und Gasnetz sind die natürlichen Monopole, von denen jeder Lieferant abhängig ist. Die Strom- und Gasnetze organi- satorisch von den Produzenten und Lieferanten zu tren- nen, ist deshalb der unbürokratischste Weg zum fairen Netzzugang. Der Beschluss der EU-Minister wird wieder Wettbewerbsdynamik in die Gas- und Strommärkte brin- gen. Davon profitieren Verbraucher und Industrie. Wir werden die EnWG-Novelle aus der letzten Legis- laturperiode unverändert zügig beschließen. Darin enthal- ten ist ein unbefristeter Sofortvollzug für das Kartellamt und eine auf Ende 2003 befristete Verrechtlichung der Verbändevereinbarungen. Wenn bei den Verhandlungen zu den nachfolgenden Verbändevereinbarungen kein deutlicher Fortschritt erzielt wird bzw. sie sogar zum Bei- spiel im Gasbereich scheitern, werden wir um eine stär- kere staatliche Regulierung ex ante nicht herum kommen. Deshalb wächst die Debatte über das „Wie“ einer gege- benenfalls nötigen Regulierung. Unbundling ist ein unbürokratischer Weg, fairen Netz- zugang zu gewährleisten, weil damit die Möglichkeit zur Quersubventionierung von Netzgebühren zur Produktion reduziert bzw. abgeschafft wird. Deshalb senkt es auch das Misstrauen, dass Netzgebühren überhöht sind. Eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Zukunftsinvestionen ins Netz refinanziert werden können. Die Ausnahme für die Stadtwerke bis 100 000 End- kunden macht Sinn, da ab einer gewissen Organisations- größe die Trennung von Netz und Produktion/Vertrieb zu übermäßigen Kosten führen würde. Damit hat sich aber dann auch das Argument erledigt, dass Deutschland eine andere Struktur in der Energiewirtschaft als andere Län- der hat. Ich gehe deshalb abschließend davon aus, dass wir noch in dieser Legislaturperiode ein zweites Mal das Energie- wirtschaftsgesetz novellieren müssen, um mehr Wettbe- werbsintensität in den Markt zu bringen. Gudrun Kopp (FDP): Auch die Energiepolitik war vom Bundeskanzler zur „Chefsache“ erklärt worden. Er hat die Themen, die Rot-Grün am Herzen lagen, vorangetrieben. Planwirtschaft und Dirigismus haben mit dem Erneuerbare- Energien-Gesetz und dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz wieder Eingang in die Energiepolitik gefunden. Auf Herausforderungen der deutschen Energiepolitik im Zuge der Globalisierung und Liberalisierung der Märkte hat die Bundesregierung jedoch nur zögerlich rea- giert. Offensichtlich gehören diese Themen nicht zum Kernbereich sozialdemokratischer und grüner Politik. Dabei ist es erst vier Jahre her, dass der damalige liberale Bundeswirtschaftsminister die Energiemärkte geöffnet und dereguliert und damit die Voraussetzungen für mehr Wettbewerb in den Energiemärkten geschaffen hat. Die Stromabnehmer haben davon profitiert. Die Liberalisie- rungsgewinne in Höhe von 7,5 Milliarden Euro pro Jahr haben dem Standort Deutschland gut getan. Obwohl Brüssel die Umsetzung der EU-Gasrichtlinie als zweiten konsequenten Schritt nach der erfolgreichen Umsetzung der EU-Stromrichtlinie in 1998 angemahnt hat, hat der Bundeskanzler die Hände in den Schoß gelegt und ein Vertragsverletzungsverfahren in Kauf genom- men. Brüssel hat dieses Verfahren am 19. Oktober 2002 gegenüber Deutschland eingeleitet. Es birgt ein erhebli- ches finanzielles Sanktionsrisiko, für das der deutsche Steuerzahler geradestehen muss. Viel zu spät hat die Bun- desregierung am 20. Dezember 2000 einen Gesetzent- wurf vorgelegt, der auf starken Widerstand aller Betei- ligter stieß und durch weitere rot-grüne Forderungen Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 16. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Dezember 2002 1309 (C) (D) (A) (B) „verschlimmbessert“ worden ist. Das Gesetzgebungsver- fahren ist bis September 2002 verschleppt worden. Rot- Grün fehlte die Kraft, den Einspruch des Bundesrates zurückzuweisen. Die heutige Neuauflage verspricht nichts Gutes, denn die Koalitionsfraktionen bringen nichts wirklich Neues ein. Es ist der alte Regierungsentwurf, der zwar endlich die Umsetzung der EU-Gasrichtlinie vorsieht und damit die Öffnung der Gasmärkte ermöglicht. Aber er birgt wei- terhin die alten Fehler. Den Koalitionsentwurf nochmals kritisch zu hinterfra- gen wird Aufgabe der parlamentarischen Beratungen sein. Dabei ist die FDPoffen für Verbesserungsvorschläge. Ins- besondere Fragen des Sofortvollzuges und der Notwen- digkeit einer Beweislastumkehr müssen zentrale Punkte der Beratungen sein. Weitere zeitliche Verzögerungen darf es nicht geben. Deutschland braucht offene Ener- giemärkte. Deutschland braucht faire Wettbewerbspreise für Strom und Gas. Sie sind das Fundament einer gut funktionierenden Wirtschaft am Standort Deutschland. Sie sind eine wesentliche Voraussetzung für die Verbrau- cher und Verbraucherinnen, die über Ökosteuer und an- dere Abgaben zur Genüge gebeutelt sind. Lassen Sie uns gemeinsam an einer schnellen und sachgerechten Lösung arbeiten. Die FDP ist dazu bereit! Dr. Ditmar Staffelt, Parl. Staatssekretär beim Bundes- ministerium für Wirtschaft und Arbeit: Die Koalitionsfrak- tionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen bringen heute die Novelle des Energiewirtschaftsrechts erneut in das par- lamentarische Verfahren ein. Die Novelle konnte in der vergangenen Legislaturperiode nicht mehr abschließend behandelt werden. Dieses wichtige Projekt muss nunmehr rasch abgeschlossen werden. Denn die Energierechts- novelle ist erforderlich für die Entwicklung von Wettbe- werb auf den Energiemärkten, und zwar vor allem auf dem Gasmarkt – hier sind die Impulse besonders wichtig. Daher ist das Recht auf diskriminierungsfreien Zugang zum Gasversorgungsnetz für Dritte ein Kernelement des Gesetzgebungsvorhabens. Ergänzt wird es im Gasbereich durch eine klare Netzdefinition, durch umfassende Veröf- fentlichungspflichten des Netzbetreibers sowie durch Re- geln zur Trennung der Rechnungslegung. Und wir brauchen die Novelle auch, damit wir hand- lungsfähig sind, falls die Verhandlungen der Verbände zur Weiterentwicklung der Verbändevereinbarung Gas nicht erfolgreich sind. Denn der Gesetzentwurf enthält die Er- mächtigungsgrundlage für den Erlass einer Netzzugangs- verordnung bei Gas. Wir haben die Partner der Verbändevereinbarung Gas aufgefordert, ihre Vereinbarung zügig weiterzuent- wickeln. Funktioniert dies nicht, werden wir die im Ge- setz vorgesehene Ermächtigungsgrundlage auch nutzen. Und schließlich kommen wir mit dem Gesetzentwurf unserer Verpflichtung gegenüber Brüssel zur vollständi- gen Umsetzung der EU-Gasrichtlinie nach; damit wird sich auch das von der Europäischen Kommission einge- leitete Vertragsverletzungsverfahren erledigen. Mit dieser Novelle setzen wir den Weg des verhandel- ten Netzzugangs konsequent fort und bauen ihn system- gerecht aus. Denn der Weg des verhandelten Netzzugangs findet in Deutschland weiterhin breite Zustimmung. Und bei den Verhandlungen zu den neuen Binnenmark- trichtlinien für Strom und Gas ist es dem Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit, Wolfgang Clement, auf dem En- ergieministerrat am 25. November gelungen, wichtige Spielräume für den verhandelten Netzzugang zu erhalten. Der so genannte verhandelte Netzzugang bewegt sich dabei keineswegs in einem rechtsfreien Raum. Es sollte sich niemand von der Bezeichnung „verhandelt“ täuschen lassen. Auch unser System bewegt sich in einem staat- lichen Ordnungsrahmen, zu dem insbesondere unser aus- gefeiltes modernes Kartellrecht gehört. Das Recht verbietet die missbräuchliche oder diskrimi- nierende Nutzung des Leitungseigentums. Und Behörden und Gerichte können dies auch durchsetzen. Dies ge- schieht – nur eben nicht mit großem bürokratischen Auf- wand. Diesen bewährten Ordnungsrahmen wollen wir mit der Energierechtsnovelle weiter verbessern. Wir schlagen da- her vor, das Kartellrecht dort zu verschärfen, wo es not- wendig ist. Und das bedeutet: Die Entscheidungen der Kartellbehörden in Netzzugangsfällen werden mit sofor- tiger Wirkung ausgestattet. Wir wollen nicht, dass neue Wettbewerber monatelang auf die Wirksamkeit von Entscheidungen der Kartellbehör- den warten müssen. Zugleich straffen wir den rechtlichen Ordnungsrahmen, indem die Verbändevereinbarungen für Strom und Gas mit größerer rechtlicher Verbindlichkeit für alle Marktteilnehmer ausgestattet werden. Es war Wunsch der Verbände, das Instrumentarium der Verbändevereinbarung im Energiewirtschaftsgesetz zu ver- ankern, um ein Stück mehr Verbindlichkeit zu erreichen. Ich habe Verständnis für dieses Anliegen – wir alle soll- ten Verständnis für dieses Anliegen insbesondere der kommunalen Unternehmen haben, einen verlässlicheren Rahmen für ihre wirtschaftliche Tätigkeit zu erhalten. Wer sich an die oft mühsam ausgehandelten Vereinbarun- gen hält, sollte auch etwas davon haben. Mit der zur Verrechtlichtung der Verbändevereinba- rungen vorgeschlagenen Formulierung sind aber keine grundlegenden Eingriffe in kartellbehördliche Zuständig- keiten verbunden. Denn das Instrument der Miss- brauchsaufsicht hat sich bewährt. Es soll auch weiterhin die „schwarzen“ von den „weißen Schafen“ trennen. Und durch die begrenzte Laufzeit der Verrechtlichung bis Ende 2003 können wir darüber hinaus praktische Er- fahrungen mit diesem Instrument sammeln und gegebe- nenfalls auch rasch nachsteuern. Das Ziel ist, eine funktionstüchtige wettbewerbliche Ordnung für den Energiemarkt zu schaffen. Und dieses Ziel rechtfertigt die Anstrengungen aller Beteiligten. Die Ver- bände sind jetzt aufgefordert, die Chance zu nutzen, allen zu beweisen, dass Verbändevereinbarungen ein Erfolgskon- zept für Liberalisierung sind. Und dafür müssen wir das vor- liegende Gesetzgebungspaket jetzt zügig verabschieden. Ich bitte daher um Unterstützung für den Gesetzent- wurf. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 16. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Dezember 20021310 (C) (D) (A) (B) Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christel Humme, Hilde Mattheis, Elke Ferner, Ingrid Arndt-Brauer, Dr. Axel Berg, Renate Gradistanac, Angelika Graf (Rosenheim), Karin Kortmann, Horst Kubatschka, Christine Lehder, Gabriele Lösekrug-Möller, Dr. Christine Lucyga, Lothar Mark, Florian Pronold, René Röspel, Dr. Ernst Dieter Rossmann, Anton Schaaf, Marlene Rupprecht (Tuchenbach), Silvia Schmidt (Eisle- ben), Rita Streb-Hesse, Brigitte Wimmer (Karls- ruhe), Waltraud Wolff (Wolmirstedt), Willi Brase, Bettina Hagedorn, Hans-Ulrich Klose und Christoph Strässer (alle SPD) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Ausschusses nach Artikel 77 des Grundgesetzes (Vermitt- lungsausschuss) zu dem Zweiten Gesetz für mo- derne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt (Zu- satztagesordnungspunkt 5) Wir stimmen dem oben genannten Gesetz trotz erheb- licher Bedenken zu. Wir begrüßen die zügige Umsetzung der Ergebnisse der Hartz-Kommission. Wir unterstützen alle Maßnahmen, die dazu geeignet sind, Arbeitslosigkeit abzubauen und exi- stenzsichernde Beschäftigungsverhältnisse aufzubauen. Dennoch haben wir hinsichtlich der Regelungen zu den Mini-Jobs und der Arbeitsverhältnisse zwischen 401 und 800 Euro erhebliche Bedenken. 1. Wir befürchten eine Ausweitung und Verfestigung des Niedriglohnsektors speziell für Frauen. 2. Wir befürchten eine erneute Aufsplittung und Beseiti- gung regulärer sozialversicherungspflichtiger Be- schäftigungsverhältnisse. 3. Wir befürchten, dass damit das Ziel einer eigenständi- gen Alterssicherung für Frauen in diesen Beschäfti- gungsverhältnissen nicht erreicht werden kann. Wir erwarten von der Bundesregierung, dass sie die Entwicklung im Niedriglohnsektor sorgfältig beobachtet und analysiert und ein Bericht vorgelegt wird, in dem die Auswirkungen der Neuregelungen auch unter ge- schlechtsspezifischen Gesichtspunkten dargelegt werden. Anlage 5 Erklärung nach § 31 der Abgeordneten Petra Pau (fraktionslos) – Entwurf eines Gesetzes zur Einbeziehung be- urlaubter Beamter in die kapitalgedeckte Altersversorgung – Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Korrektur des Versorgungsänderungsgesetzes 2001 (Tagesordnungspunkt 15) Worum geht es eigentlich? Der Entwürfe sehen eine Einbeziehung derjenigen Beamten in die Riester-Rente vor, die weder Besoldung noch Versorgung bekommen. Das betrifft circa 40 000 Beamte bei Post, Telekom und Bahn, die aus dienstlichen Gründen beurlaubt sind. Sie ar- beiten vielfach in Tochtergesellschaften oder werden in- nerhalb der Unternehmen „insichbeurlaubt“. Dort erwer- ben sie zum Teil Ruhegehaltansprüche, werden aber in die Riester-Förderung nicht einbezogen. Auch an kollektiven Vereinbarungen können sie nicht teilhaben und sie unter- liegen nicht dem Betriebsrentenrecht. Der Entwurf soll diese Lücke schließen. Eigentlich war das mit dem Versorgungsänderungsge- setz ja so gedacht: Die Versorgung kann nicht mehr bezahlt werden, also wird sie gesenkt. Dafür baut jeder Beamte privat eine zweite Säule auf. Aber dabei wurden die Beurlaubten vergessen. Die PDS im Bundestag bleibt gegen den „Einstieg in den Ausstieg“ aus der solidarischen Alterssicherung mit der Riester-Rente, aber: Als wären die Versorgungsein- schnitte, zuletzt durch das Versorgungsänderungsgesetz 2001, nicht schon schlimm genug, wurde von der Bun- desregierung auch noch glatt eine große Gruppe bei der Einbeziehung in die fantastische Riester-Förderung vergessen. Einschnitte ja, Förderung nein. Aus den Augen, aus dem Sinn? Wiederum trifft dies die unteren und mittleren Besol- dungsgruppen besonders hart. Zwar wird diese Gruppe mit ihren geringen Bezügen nicht die Möglichkeit haben, entscheidend etwas zu ihrer Altersvorsorge beizutragen (zusätzlich beizutragen, weil unserer Ansicht nach Vor- leistungen der Beamten durch das Versorgungsänderungs- gesetz sowieso nicht ausreichend berücksichtigt wurden), und obwohl wir die Einführung der privaten Säule grund- sätzlich kritisieren und auch immer noch nicht wissen, ob das überhaupt verfassungsgemäß ist, sind wir trotzdem für Gerechtigkeit für die aus dienstlichen Gründen be- urlaubten Beamten, die schließlich auch Bundesbeamte sind und nicht anders behandelt werden dürfen als andere. Der Titel des CDU-Entwurfs lässt vermuten, dass wei- tere Korrekturgesetze folgen werden. Das finden wir gut, denn im Versorgungsänderungsgesetz gibt es noch viele Ungerechtigkeiten zu beseitigen, zum Beispiel die Ab- senkung großer Teile des Beamtentums auf die Min- destversorgung, die bessere Berücksichtigung von Vor- leistungen, den Verzicht auf Versorgungsabschläge bei Dienstunfähigkeit, Besonderheiten des Vollzugsdienstes, Vordienstzeiten aus der DDR usw. Außerdem bleibt un- klar, wann endlich ausreichende Versorgungsrücklagen gebildet werden oder wie die Bundesregierung die Ver- sorgung sonst künftig bezahlten will. Und zur Trans- parenz und besseren Planbarkeit der Riester-Rente wollen wir eine Versorgungsauskunft einführen. Geld kostet das Ganze übrigens nicht zusätzlich, weil die Beurlaubten ursprünglich schon mit eingerechnet waren. Weiterhin müssen die aus dienstlichen Gründen beurlaubten Be- amten den Anspruch auf Altersteilzeit erhalten. Das geht nach der bisherigen Regelung nicht (§ 72 BBG). Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 16. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Dezember 2002 1311 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Norbert Lammert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Um es klarzustellen: Zwischenrufe sind ohne Voranmel-

    dung möglich. Sie müssen im Unterschied zu den zugelas-
    senen Zwischenfragen auch nicht beantwortet werden.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: 19,5 Prozent „auf Kante genäht“!)


    Ulla Schmidt, Bundesministerin für Gesundheit und
    Soziale Sicherung:

    Zur zweiten Frage. 19,5 Prozent habe ich vorgeschla-
    gen, nachdem ich mit dem Verband der Rentenversiche-
    rungsträger und mit der BfA gesprochen hatte. Wir haben
    dabei auch die Einnahmesituation bedacht. Ich habe Ihnen
    gestern schon gesagt,


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ich war gestern schon nicht überzeugt!)



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    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 16. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Dezember 2002 1247

    dass wir im Gegensatz zu den Annahmen aller Experten,
    die bei der Lohnentwicklung im kommenden Jahr von
    2,8 Prozent ausgehen, nur 2,4 Prozent als Grundlage ge-
    nommen haben und dass mit dem, was wir jetzt auf den
    Weg bringen, im kommenden Jahr die Rentenauszahlung
    zu jedem Zeitpunkt gesichert ist.

    Herr Kollege Kolb, dass man einen Bundeszuschuss
    vorziehen kann, geht auf Ihre Regierungszeit zurück.
    Selbst wenn es so wäre, wäre das kein Drama.


    (Klaus Brandner [SPD]: Herr Kolb ist schon so schwach, dass er sich setzen muss!)


    Auch in der gesetzlichen Krankenversicherung wer-
    den wir Sparmaßnahmen auf den Weg bringen müssen.
    Sie wissen, dass in dem Gesetz festgelegt ist, dass die
    Krankenkassen ihre Beiträge nur dann anheben dürfen,
    wenn das zwingend notwendig ist. Es wird Beitragssatz-
    anhebungen geben. Aber mit dem Gesetz erreichen wir,
    dass die Anhebungen so gering wie möglich ausfallen und
    dass wir von dem jetzigen Beitragssatz von durchschnitt-
    lich 14,05 Prozent im Januar auf maximal 14,3 Prozent
    kommen werden. Wir brauchen die Gesetze, die für das
    kommende Jahr ein Einsparvolumen von 3,5 Milliar-
    den Euro vorsehen, damit wir trotz der Einnahmeausfälle
    auf der einen und der zu hohen Ausgaben auf der anderen
    Seite eine tragfähige Regelung finden.

    Ich kann nur an Sie appellieren, meine Damen und
    Herren von der CDU/CSU. Das eine Gesetz ist zustim-
    mungsfrei und kann verabschiedet werden. Aber für das
    zweite Gesetz brauchen wir Ihre Zustimmung. Mit ihm
    wollen wir den Krankenkassen eine Nullrunde bei ihren
    Verwaltungskosten verordnen, wie wir das auch von an-
    deren Leistungsanbietern in diesem System verlangen.

    Damit wird ein Weg beschritten, der in dieser Woche
    vom Bundesverfassungsgericht bestätigt wurde. Danach
    sind die Kassen durchaus in der Lage und im Sinne des
    Wirtschaftlichkeitsgebotes auch verpflichtet, über Fest-
    betragsregelungen dafür zu sorgen, dass die Ausgaben in
    der gesetzlichen Krankenversicherung nur moderat an-
    steigen.

    Gleichzeitig korrigieren wir einen Fehler, der auf Ihr
    Gesetz von 1996 zurückzuführen ist. Wir wollen zwar In-
    novationen schützen; aber jeder, der in diesem Sektor
    tätig ist, weiß, dass wir etwas tun müssen, um die Ausga-
    ben für so genannte Scheininnovationen und Me-too-Pro-
    dukte zu begrenzen. Für Produkte, die am Markt mit dem
    gleichen therapeutischen Nutzen und mit dem gleichen
    Wirkungsbereich vorhanden sind, muss die Krankenkasse
    nicht mehr bezahlen. Sie müssen den Weg frei machen,
    damit wir endlich auch auf diesem Gebiet Festbeträge ein-
    führen können. Dann werden die Menschen auch morgen
    noch an den wirklichen Innovationen teilhaben können.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Sie müssen schon gute Gründe finden, um deutlich zu ma-
    chen, warum Sie dies nicht mittragen wollen.

    Ich kann nur an Sie appellieren, diesen Gesetzen mor-
    gen zuzustimmen und mit dafür zu sorgen, dass wir im
    kommenden Jahr die Ausgaben begrenzen können. So

    können wir den Weg für die notwendigen Strukturrefor-
    men im Sinne von mehr Patientenorientierung, mehr Qua-
    lität, mehr Wettbewerb und mehr Prävention frei machen.
    Dann sorgen wir gemeinsam dafür, dass in diesem System
    jeder Euro effizient und effektiv ausgegeben wird.

    Die Begrenzung der Lohnnebenkosten gehört zu dem
    Paket, zu dem Sie sich eben positiv geäußert haben. Es ist
    nicht nachvollziehbar, wenn Sie bei den Sozialversiche-
    rungsbeiträgen nicht mitmachen.

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist der

Kollege Horst Seehofer, CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Horst Seehofer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Her-

    ren! Auch wenn ich diesem Parlament schon lange an-
    gehöre, so kann ich mich doch an kaum eine Situation er-
    innern, in der ich während einer Debatte auf der Seite der
    großen SPD-Fraktion in so viele trübsinnige, gepeinigte
    Gesichter gesehen habe, wie es bei der Rede von Karl-
    Josef Laumann zu den Minijobs der Fall war.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Lachen bei der SPD – Klaus Brandner [SPD]: Das hättet ihr gern gehabt! Das Redemanuskript ist zum falschen Zeitpunkt geschrieben worden!)


    Das war für mich ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk.
    Wir haben ein Kontrastprogramm erlebt: Wir haben er-

    fahren, wozu Politik in diesem Lande in der Lage ist,
    wenn man, wie es in dem Teilbereich Minijobs der Fall
    war, zur Vernunft zurückkehrt, Herr Wirtschafts- und Ar-
    beitsminister. Wir haben aber auch erfahren, wohin es in
    unserem Lande führt, wenn man, so wie Frau Schmidt,
    störrisch bleibt und an einer falschen Politik festhält.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Heinrich L. Kolb [FDP] – Hans-Werner Bertl [SPD]: Zweimal sind Sie gescheitert!)


    Frau Schmidt, eine Faustregel trifft bei Ihnen ziemlich
    genau zu: Die Realität ist immer exakt das Gegenteil des-
    sen, was Sie uns hier erzählen. Das Institut für Demosko-
    pie in Allensbach hat in dieser Woche eine Umfrage ver-
    öffentlicht, bei der die deutschen Bevölkerung zu der
    Frage, was sie über die Sozialsysteme denkt, Stellung
    nehmen sollte. Auf die Frage, ob die Renten gesichert
    seien, haben 89 Prozent der Bevölkerung gesagt, dass sie
    Zweifel haben, ob dem so ist.


    (Klaus Brandner [SPD]: „Die Renten sind sicher“, hat Blüm gesagt! So unsicher wie damals waren sie nie!)


    Auf die Frage, ob sie Verschlechterungen bei der Versor-
    gung im Krankheitsfall befürchten, antworten vor allem

    Bundesministerin Ulla Schmidt

    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 16. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Dezember 2002
    Horst Seehofer
    Personen aus den sozial schwächeren Kreisen überwie-
    gend – in einer Größenordnung von 68 Prozent –, dass sie
    im Krankheitsfall befürchten, nicht ausreichend versorgt
    zu sein.


    (Hans-Werner Bertl [SPD]: Was sagen Sie denen denn, Herr Seehofer? Sagen Sie denen doch mal etwas!)


    Fast alle in der Bevölkerung sagen im fünften Jahr der
    rot-grünen Koalition: Die Renten sind nicht sicher.
    68 Prozent aus sozial schwachen Verhältnissen befürchten
    im Krankheitsfall, medizinisch nicht mehr ausreichend
    versorgt zu werden.


    (Dr. Wolfgang Wodarg [SPD]: Die haben mit Ihnen schlechte Erfahrungen gemacht! – Dirk Niebel [FDP]: Da sieht man mal, wie clever das Volk ist!)


    Das ist das Ergebnis Ihrer Politik in den letzten vier Jah-
    ren.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Mit der Bilanz kann man nur Konkurs anmelden!)


    Dies sind die Ergebnisse, obwohl Sie der Bevölkerung
    zusätzlich riesige soziale Lasten aufgebürdet haben.


    (Klaus Brandner [SPD]: Zu Ihrer Zeit, Herr Seehofer!)


    Frau Schmidt, allein in den letzten zwölf Monaten haben
    Sie die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung
    und zur Rentenversicherung um über einen Prozentpunkt
    angehoben. Wenn man sich nur die Prozentpunkte an-
    schaut, klingt das relativ bescheiden. Wenn man sich aber
    die Zahlen ansieht, die dahinter stehen, stellt man fest,
    dass Sie den Menschen allein in diesem Jahr – bis zum
    1. Januar 2003 –durch Beitragserhöhungen in der Kran-
    kenversicherung und in der Rentenversicherung – ich
    muss es in D-Mark ausdrücken, weil die Zahl dann plas-
    tischer wird – über 20 Milliarden DM oder 10 Milliarden
    Euro aus der Tasche ziehen.


    (Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Unglaublich!)


    Dabei ist noch nicht berücksichtigt, dass Sie in der Pfle-
    geversicherung seit dem Jahre 2001 von der Rücklage
    leben, die wir Ihnen übergeben haben. Dabei ist noch
    nicht berücksichtigt die Erhöhung der Beitragsbemes-
    sungsgrenzen, die die Menschen 2 Milliarden Euro kos-
    tet. Dabei ist noch nicht berücksichtigt der wiederholte
    Griff in die Rentenreserven, die irgendwann zurückge-
    zahlt werden müssen und über 5 Milliarden Euro im
    Jahr ausmachen. Dabei ist auch noch nicht berücksich-
    tigt der Beitrag an der Tankstelle mit über 30 Milliarden
    DM.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: So ist das!)

    Wenn man das alles zusammenfasst, ergibt sich die Bi-

    lanz, dass Sie die Rentenleistungen massiv verschlechtert
    haben, dass Sie die medizinische Versorgung weiter Be-
    völkerungskreise verschlechtert haben und dass Sie
    gleichzeitig den Menschen über 50 Milliarden DM aus
    der Tasche gezogen haben. So viele negative politische

    Ziele hat noch keine Regierung in der Geschichte der
    Bundesrepublik Deutschland gleichzeitig erreicht.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Meine Damen und Herren, es wird so weitergehen,

    wenn die Regierung bei dem Krebsübel bleibt, das die ei-
    gentliche Ursache für diese Entwicklungen in den letzten
    vier Jahren ist. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Müntefering
    hat dieses Politikverständnis dankenswerterweise noch
    einmal auf den Punkt gebracht, indem er gesagt hat: Wir
    müssen den Staat stark machen und auf privaten Konsum
    verzichten. – Genau diese Denke steht hinter der rot-grü-
    nen Politik, auch hinter der Gesundheits- und Renten-
    politik.


    (Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Völliger Quatsch!)


    Sie halten in allen Bereichen an dem Irrglauben fest, dass
    jeder denkbare Sachverhalt durch einen Paragraphen,
    durch Richtlinien und durch Dirigismus geregelt werden
    muss.


    (Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So hätten Sie es gerne!)


    Die Folge davon ist, dass am Ende alles teurer und in der
    Versorgung alles schlechter wird. Das ist das typische Er-
    gebnis einer Planwirtschaft.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wie wirkungslos die Planwirtschaft letzten Endes ist,

    sehen Sie doch an dieser Gesetzesvorschrift: Die Kran-
    kenkassen in Deutschland dürfen die Beiträge nicht er-
    höhen. Obwohl dies mit einem Stichtag ins Gesetz ge-
    schrieben worden ist, erhöhen die Krankenkassen
    flächendeckend die Beiträge.


    (Detlef Parr [FDP]: Da wird die Ausnahme zur Regel!)


    In unserer Zeit haben wir es nicht ins Gesetz geschrieben
    und die Beiträge sind nicht erhöht worden.


    (Lachen bei der SPD)

    Sie schreiben ins Gesetz, die Beiträge werden nicht er-
    höht, und sie werden erhöht.

    Ein weiteres Paradebeispiel für die Perspektiv- und
    Hilflosigkeit Ihrer Politik, Frau Schmidt, ist Ihr Eingriff
    zulasten der Zahntechniker. Man muss schon lange brü-
    ten, bis einem Folgendes einfällt: Man senkt per Gesetz
    die Preise für die zahntechnischen Leistungen – das
    trifft die Zahntechniker.


    (Zuruf von der FDP: Ja, Staatswirtschaft!)

    Gleichzeitig erhöht man per Gesetz die Mehrwertsteuer
    für zahntechnische Leistungen von 7 auf 16 Prozent – das
    trifft nicht nur die Zahntechniker, sondern auch die Pa-
    tienten, weil sie beim Zahnersatz 50 Prozent Selbstbetei-
    ligung haben und deshalb die Hälfte dieser Mehrwert-
    steuererhöhung mitzahlen. Deshalb ist es falsch, wenn Sie
    der deutschen Öffentlichkeit pausenlos erzählen, Sie wür-
    den die Selbstbeteiligung nicht erhöhen. Sie erhöhen die
    Selbstbeteiligung über die Mehrwertsteuer!


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



    (A)



    (B)



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    (A)



    (B)



    (C)



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    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 16. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 19. Dezember 2002 1249

    Das hat die Auswirkung, dass die Zahntechniker mas-
    senhaft in ihrer Existenz bedroht werden. Die Preissen-
    kung zulasten der Zahntechniker und der Ausgleich über
    die Erhöhung der Mehrwertsteuer nützt nur einem, näm-
    lich dem Bundesfinanzminister. Die einzige Freude an der
    Operation kann der Bundesfinanzminister haben.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Leider wahr!)

    Jetzt erklären Sie einmal der deutschen Öffentlichkeit,
    dass die Patienten mehr zuzahlen sollen und dass 20 000
    bis 30 000 zahntechnische Praxen kaputt gehen, nur damit
    der Bundesfinanzminister seinen verkorksten Haushalt
    sanieren kann.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dirk Niebel [FDP]: Das ist Wegelagerei!)


    Nächstes Beispiel für die Folgen des Staatsdirigismus
    sowie einer unverantwortlichen und auch nicht zukunfts-
    orientierten Politik: Die Beitragsbemessungsgrenze in
    der Rentenversicherung wird von 4 500 auf 5 100 Euro
    erhöht. Das heißt für die Betroffenen: monatlich 135 Euro
    mehr an Beitragsbelastung. Nur, das ist eine Anleihe bei
    den Betroffenen; denn in der Rentenversicherung werden
    Sie zeitversetzt in der Zukunft diese Rentenanwartschaf-
    ten aufgrund der Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze
    wieder ausbezahlen müssen. Das nenne ich eine unver-
    antwortliche, auf Kosten der jungen Generation ausge-
    legte Politik, wenn Sie die Lasten der Zukunft dadurch
    finanzieren, dass Sie die Beitragsbemessungsgrenze er-
    höhen und damit noch höhere Rentenanwartschaften für
    die Zukunft ins Gesetz schreiben. Dabei brauchten wir in
    der Zukunft angesichts des demographischen Wandels ei-
    gentlich eine Entlastung der Rentenversicherung.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Arzneimittel und Apotheken:Auf dem Arzneimittel-

    sektor erleben wir jetzt den sechsten Versuch in der Ära
    Schmidt, die Kosten in den Griff zu bekommen. Der erste
    Versuch war die Einführung des Budgets. Das Budget hat
    Frau Schmidt wieder abgeschafft. Dann hat sie mit den
    Ärzten Zielgrößen zur Einhaltung der Arzneimittel-
    verordnung vereinbart. Gescheitert! Daraufhin hat sie die
    Aut-idem-Regelung ins Gesetz geschrieben. Die meisten
    wissen gar nicht, was das ist. Sie müssen es auch nicht
    lernen, weil es in der Praxis wirkungslos war. Dann hat sie
    die Pharmaindustrie in das Kanzleramt eingeladen und hat
    sie zu einem Bakschisch von 200 Millionen Euro verur-
    teilt. Wirkungslos für die Arzneimittelausgaben! Budgets
    eingeführt, Budgets abgeschafft. Zielgrößen eingeführt,
    keine Wirkung. Aut-idem-Regelung eingeführt, ohne jede
    Wirkung in der Praxis. Bakschisch, wirkungslos.

    Jetzt kommt der nächste Versuch, und zwar mit einem
    Eingriff des Staates in die Preisgestaltung der Apotheken,
    des Großhandels und der Pharmaindustrie. Frau Schmidt,
    in einem Jahr, wenn Sie dann noch im Amt sind, werden
    Sie wieder hier stehen und uns erklären, warum Sie nach
    sechs erfolglosen Instrumenten dem Deutschen Bundes-
    tag das siebte Instrument vorschlagen. Sie werden wieder
    zum Budget zurückkehren. Das nenne ich Flickschuste-
    rei. Sie stehen vor einem Scherbenhaufen und erreichen
    nichts anderes als eine Existenzgefährdung vieler Apo-
    theker, eine Gefährdung der Arzneimittelsicherheit, eine

    Gefährdung der Versorgung auf dem flachen Land und
    den Verlust vieler zukunftsorientierter Arbeitsplätze,
    nämlich solcher für pharmazeutische Fachkräfte. Das ist
    das Ergebnis Ihres Preiseingriffs.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Das Gleiche gilt für die Krankenhäuser und die Arzt-

    praxen. Ich sage noch einmal: Nullrunden sind Minus-
    runden. Wenn in den Krankenhäusern die Personalkosten
    steigen, die Krankenhäuser aber nur eine Nullrunde be-
    kommen – die Ausgaben des laufenden Jahres sind die
    Vorgabe für das nächste Jahr –, dann heißt das, dass sie
    weniger zur Verfügung haben. Genauso ist es bei den
    Arztpraxen.

    Das Allerschlimmste ist: Wenn Sie einen staatlich ver-
    ordneten Kostenstopp erlassen, dann wird dem Kosten-
    stopp ein Leistungsstopp zulasten von kranken Men-
    schen folgen. Das Unsoziale Ihrer Gesundheitspolitik ist,
    dass sie immer stärker zulasten der Versorgung von kran-
    ken Menschen geht.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Dieses ganze Regelwerk mit Reglementierung, Bud-
    getierung, Paragraphen, staatlichen Preissenkungen und
    willkürlichen Maßnahmen ist nicht ein Beitragssatzsiche-
    rungsgesetz; es ist nichts anderes als ein Raubrittergesetz,
    das Arbeitsplätze gefährdet und den Patienten schadet.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)