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  • tocInhaltsverzeichnis
    Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 871 A Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2003 (Haushaltsgesetz 2003) (Drucksache 15/150) . . . . . . . . . . . . . . 871 B b) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 2002 (Nach- tragshaushaltsgesetz 2002) (Drucksache 15/149) . . . . . . . . . . . . . . 871 B c) Unterrichtung durch die Bundesregie- rung: Bericht über den Stand und die voraussichtliche Entwicklung der Fi- nanzwirtschaft des Bundes (Drucksache 15/151) . . . . . . . . . . . . . . 871 B Einzelplan 04 in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Antrag des Abgeordneten Dr. Wolfgang Schäuble und der Fraktion der CDU/CSU: Für ein glaubwürdiges Angebot der EU an die Türkei (Drucksache 15/126) . . . . . . . . . . . . . . . . 871 C Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 871 D Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . 876 C Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . 886 D Franz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . 889 D Katrin Dagmar Göring-Eckardt BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . 891 A Dr. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 896 D Franz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 905 C Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . 908 D Steffen Kampeter CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 910 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 912 A Hans-Joachim Otto (Frankfurt) FDP . . . . . . . 913 A Dr. Christina Weiss, Staatsministerin BK . . . . 913 D Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . 915 B Günter Nooke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 916 B Eckhardt Barthel (Berlin) SPD . . . . . . . . . . . 917 C Bernhard Kaster CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 918 B Einzelplan 05 in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 3: a) Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN: Menschenrechte als Leitlinie der deutschen Politik (Drucksache 15/136) . . . . . . . . . . . . . . 920 B Plenarprotokoll 15/13 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 13. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 I n h a l t : b) Antrag der Abgeordneten Rainer Funke, Dr. Werner Hoyer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien nicht vergessen (Drucksache 15/64) . . . . . . . . . . . . . . . 920 B Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 920 C Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 921 C Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . . . . 923 B Dr. Peter Struck SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 924 D Gernot Erler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 928 A Ruprecht Polenz CDU/CSU . . . . . . . . . . 928 D Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 929 A Dr. Wolfgang Gerhardt FDP . . . . . . . . . . . . . . 930 B Dr. Christoph Zöpel SPD . . . . . . . . . . . . . . . 932 C Dr. Gerd Müller CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 934 A Dr. Ludger Volmer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 935 D Michael Roth (Heringen) SPD . . . . . . . . . . . 936 C Peter Hintze CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 937 D Christa Nickels BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 939 D Rudolf Bindig SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 940 D Arnold Vaatz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 941 B Rainer Eppelmann CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 942 B Rudolf Bindig SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 944 B Angelika Graf (Rosenheim) SPD . . . . . . . . . 944 C Einzelplan 14 Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . . 945 D Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 948 C Verena Wohlleben SPD . . . . . . . . . . . . . . 949 D Alexander Bonde BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 950 C Jürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 952 B Rainer Arnold SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 953 C Günther Friedrich Nolting FDP . . . . . . . . 954 A Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . 954 B Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 957 A Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 959 D Helga Daub FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 961 A Dr. Hans-Peter Bartels SPD . . . . . . . . . . . . . 962 A Thomas Kossendey CDU/CSU . . . . . . . . . . . 963 C Einzelplan 23 Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 965 C Dr. Christian Ruck CDU/CSU . . . . . . . . . . . 967 B Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD . . . . . . 969 D Thilo Hoppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 970 C Markus Löning FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 972 B Karin Kortmann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 973 B Arnold Vaatz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 974 D Karin Kortmann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 975 A Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD . . . . . . . . . 975 C Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU . . . . 975 C Detlef Dzembritzki SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 977 B Einzelplan 06 Otto Schily, Bundesminister BMI . . . . . . . . . 979 A Thomas Strobl (Heilbronn) CDU/CSU . . . . . 981 B Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast SPD . . . . . 982 B Thomas Strobl (Heilbronn) CDU/CSU . . . . . 983 A Otto Schily SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 984 D Silke Stokar von Neuforn BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 986 A Dr. Max Stadler FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 988 A Dagmar Freitag SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 989 B Susanne Jaffke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 990 A Sebastian Edathy SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 991 C Stephan Mayer (Altötting) CDU/CSU . . . . . 993 A Einzelplan 07 Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . 994 B Dr. Wolfgang Götzer CDU/CSU . . . . . . . . . . 996 C Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 999 D Siegfried Kauder (Bad Dürrheim) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1001 B Otto Fricke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1002 B Joachim Stünker SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1003 C Norbert Barthle CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 1005 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1007 D Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1007 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 1009 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002II (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 871 13. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Norbert Barthle Berichtigung 12. Sitzung, Seite 744 (B), der letzte Absatz ist wie folgt zu lesen: Wir haben eine Menge getan, um die Eigenkapitalbildung des Mit- telstandes zu erleichtern. Aufgrund unserer Steuerreform ist inzwi- schen die obere Grenzbelastung – 1998 lag sie bei 69 Prozent – auf 51 Prozent gesenkt worden. So etwas haben sie in Ihrer Regierungs- zeit nie zuwege gebracht. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 1009 (C)(A) Adam, Ulrich CDU/CSU 04.12.2002* Borchert, Jochen CDU/CSU 04.12.2002 Bury, Hans Martin SPD 04.12.2002 Büttner (Schönebeck), CDU/CSU 04.12.2002 Hartmut Caesar, Cajus CDU/CSU 04.12.2002 Dr. Däubler-Gmelin, SPD 04.12.2002 Herta Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 04.12.2002 Gradistanac, Renate SPD 04.12.2002 Großmann, Achim SPD 04.12.2002 Hörster, Joachim CDU/CSU 04.12.2002* Hofbauer, Klaus CDU/CSU 04.12.2002 Kubicki, Wolfgang FDP 04.12.2002 Lintner, Eduard CDU/CSU 04.12.2002* Dr. Lötzsch, Gesine fraktionslos 04.12.2002 Dr. Lucyga, Christine SPD 04.12.2002* Möllemann, Jürgen W. FDP 04.12.2002 Dr. Pinkwart, Andreas FDP 04.12.2002 Rauber, Helmut CDU/CSU 04.12.2002** Dr. Röttgen, Norbert CDU/CSU 04.12.2002 * für die Teilnahme an den Sitzungen der Westeuropäischen Union ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des OSZE entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenografischen Bericht
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Helga Daub


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Ja. – Wir haben keine Zeit mehr für Probeläufe. Die

    Soldaten sind jetzt im Einsatz und fast jede Woche be-
    schließen wir hier die Verlängerung eines Mandats. Die
    Familien brauchen professionelle, vertrauensvolle und
    kontinuierliche Betreuung. Sie brauchen auch die kon-
    struktive Zusammenarbeit von Regierung und Opposi-
    tion. Die FDP ist dazu bereit, Herr Minister.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002



Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Liebe Kollegin Daub, ich darf auch Ihnen zu Ihrer ers-

ten Rede herzlich gratulieren.

(Beifall)


Ich erteile nun das Wort dem Kollegen Hans-Peter
Bartels, SPD-Fraktion.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hans-Peter Bartels


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Her-

    ren! Liebe Kollegen von der Opposition, es ist immer wie-
    der ein kostbares Gefühl, in älteren Protokollen zu blät-
    tern und zu sehen, wie sich Ihre Argumentation seit
    damals verändert hat. Da lesen wir im Stenografischen
    Bericht über die Haushaltsberatungen 1997 in der Rede
    von Herrn Kollegen Austermann:

    Die notwendige Modernisierung der Bundeswehr
    muss wegen der veränderten Finanzsituation ge-
    streckt werden.


    (Dr. Elke Leonhard [SPD]: Hört! Hört!)

    Kollege Rühe sagte:
    Das, was eingespart werden muss, muss bei den Be-
    schaffungen eingespart werden. Einige Sachen müs-
    sen gestrichen werden und andere Sachen müssen
    gestreckt werden.

    So war das mit den Sachen 1997. Streichen, Strecken und
    Deckeln, das war Ihre Politik nach 1990. Ohne Struktur-
    konzept! Bundeswehrpolitik nach Kassenlage! Damit ha-
    ben wir Schluss gemacht.


    (Beifall bei der SPD – Dietrich Austermann [CDU/ CSU]: Und ohne internationale Einsätze!)


    Noch einmal ein Zitat von Volker Rühe, diesmal zur
    Rechtfertigung des Haushalts 1998:

    Welche Größenordnung eine Armee auch immer hat,
    sie wird immer knapp bei Kasse sein, und – das wird
    Sie vielleicht wundern – in einem gewissen Umfang
    ist es auch notwendig. Ich kenne keine Armee auf der
    ganzen Welt, die finanziell üppig versorgt wäre.

    Wo er Recht hat, hat er Recht.
    Üppig war es nicht, üppig ist es nicht und üppig wird

    es auch in Zukunft nicht sein. Diese Realität sollten auch
    Sie heute anerkennen. Wenn Sie für die Bundeswehr mehr
    verlangen, dann sollten Sie sagen, wo Sie das heute bei
    veränderter Kassenlage – sie verändert sich immer; das
    war so in Ihrer Zeit und ist zu unserer natürlich auch so –
    hernehmen wollen. Sagen Sie, wie Sie Mehrausgaben für
    die Bundeswehr finanzieren wollen! Es nur zu fordern ist
    einfach und billig.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zuruf des Abg. Dietrich Austermann [CDU/CSU])


    – Für Kiel immer.
    Wir haben für die Jahre 2003 bis 2006, also für die

    nächsten Jahre, eine verlässliche, stabile Haushaltslinie:
    24,4Milliarden Euro. Stabil viermal dieselbe Summe! Da-

    mit steigt der Anteil des Verteidigungsetats am Gesamt-
    haushalt wieder; denn die Gesamtausgaben des Bundes
    werden sinken. Sie müssen sinken, weil wir die Einkom-
    mensteuersätze und die Nettoneuverschuldung weiter sen-
    ken. Gegenüber 2002 gehen die Gesamtausgaben des
    Bundes 2003 um 1,5 Prozent zurück. Wenn man den
    Nachtragshaushalt berücksichtigt, den wir in dieser Wo-
    che beschließen, dann wird der Rückgang von 2002 auf
    2003 sogar bei 1,8 Prozent liegen.

    Der Bundeswehretat bleibt dagegen stabil. Die Bun-
    deswehr bleibt ganz solide finanziert, wenn wir jetzt die
    Strukturreform und insbesondere die Beschaffungen
    langfristig nachjustieren. Die Bundeswehr braucht an ih-
    rer finanziellen Basis Verlässlichkeit und Planbarkeit. Ge-
    nau das garantiert die Politik, die wir jetzt machen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Uns allen miteinander muss klar sein, dass die Bun-
    deswehr keine Universalarmeewerden kann. Sie war nie
    eine Universalarmee, sie ist keine und sie muss es auch in
    Zukunft nicht sein. Natürlich gibt es hier und da – in der
    Politik und auch in den Streitkräften – noch das absolute
    Souveränitätsdenken, wonach deutsches Militär alles
    selbst können muss. Nach diesem Ideal streben wir nicht.
    Wir müssen uns nicht entschuldigen, wenn wir es nicht er-
    reichen; denn es ist nicht die regulative Idee unserer
    Sicherheitspolitik.

    Wir Deutsche waren, als es vor allem um unsere eigene
    Sicherheit ging, auf starke Bündnispartner angewiesen,
    auf Bündnispartner, die über die Mittel verfügten, die See-
    wege über den Atlantik und den Himmel über Deutsch-
    land offen zu halten. Wir konnten, wollten und mussten
    uns im Kalten Krieg nicht allein auf uns selbst verlassen.
    Warum sollten wir dann jetzt, da wir vor allem ein Partner
    für andere sind, den Anspruch erheben, ganz allein han-
    deln zu können? Die Bundeswehr muss nicht alles können.

    Klar ist aber auch: Sie muss heute anderes können. Sie
    muss verlegefähiger, durchhaltefähiger und zusammenar-
    beitsfähiger sein. Deshalb war die Bundeswehrreform
    2000 ein Aufbruch zu neuen Ufern. Ich glaube, im Grund-
    satz bestreitet niemand in diesem Hause, dass die Rich-
    tung stimmt. Über die Frage der Mittel, der finanziellen
    und der militärischen, lohnt es sich immer wieder nach-
    zudenken. Als Konsequenz des Denkens lohnt es sich
    außerdem, nachzusteuern.

    Wenn wir eine gewisse Arbeitsteilung in Europa und
    in der NATO – beide werden in absehbarer Zeit größer
    sein – wollen, dann müssen wir etwas tun, was Soldaten
    gewiss ungern tun: erklären, was wirklich unsere Stärken
    sind, was wir in Bündnisse und Koalitionen besonders
    einbringen wollen und wo wir uns stärker auf die Fähig-
    keiten anderer verlassen wollen.

    Ich glaube, dass es uns dabei gut ansteht, bei der Be-
    wältigung der besonders komplexen, der besonders an-
    spruchsvollen Aufgaben voranzugehen, gemeinsam mit
    Frankreich, Großbritannien oder Italien. Marinefliegerei,
    Sanitätsversorgung, Aufklärung oder auch moderne, mo-
    bile bodengebundene Luftabwehr werden für andere eu-
    ropäische Bündnispartner noch schwerer bereitzustellen
    sein als für uns. Deshalb sind das vor allem unsere Auf-
    gaben.


    (A)



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    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 963

    Also: Der Mut zur Erweiterung der NATO wird nur
    dann praktisch, wenn wir uns auch zutrauen, zu differen-
    zieren, das heißt, die Fähigkeiten der einzelnen Partner in-
    nerhalb des neuen Ganzen zu spezialisieren. Das hat
    Grenzen; das ist völlig klar. Es muss Redundanzen geben.
    Aber dies ist die Richtung: Integration und Differenzie-
    rung. Das – nicht die einsame deutsche Universalarmee –
    soll die regulative Idee unserer Sicherheitspolitik auf
    lange Sicht sein.

    Einige Worte zu unseren amerikanischen Freunden.
    Manchmal, wenn man die Verlautbarungen der europä-
    ischen wehrtechnischen Industrie zur Kenntnis nimmt
    oder manche politische Stimme diesseits des Atlantiks
    hört, könnte man meinen, wir stünden kurz vor dem Be-
    ginn eines neuen Wettrüstens mit unserem größten Ver-
    bündeten, wir Europäer müssten alles, was die Amerika-
    ner haben, auch haben – um ernst genommen zu werden,
    heißt es dann. Dieses transatlantische Konkurrenzdenken
    geht meines Erachtens in die Irre. Wir brauchen gewiss
    manch neue, andere und zusätzliche Fähigkeit in den
    europäischen Streitkräften, aber nicht immer mehr von
    genau dem, was der amerikanischen Politik zur Verfü-
    gung steht.

    Niemand sollte sich teuren Illusionen hingeben: Die
    wirklich großen Konflikte dieser Welt sind ohne oder ge-
    gen die USA nicht lösbar. Sie sind aus unserer Sicht auch
    kaum in erster Linie militärisch lösbar. Wenn aber doch,
    dann werden es kaum die Europäer sein, die ohne ameri-
    kanische Beteiligung oder gar gegen den Rat der USA
    selbst militärisch intervenieren. Deshalb gilt im Verhält-
    nis zu den USA: mehr Selbstständigkeit ja, gerechtere
    Lastenverteilung – Burden Sharing – ja, aber keine Ver-
    dopplung oder Verdreifachung von Kapazitäten aus Prin-
    zip, keine ehrpusselige Konkurrenz.

    Der Historiker Heinrich August Winkler schreibt in ei-
    nem Zeitschriftenbeitrag über die neue NATO:

    Amerika militärisch einzuholen und selbst Super-
    macht zu werden: Niemand käme auf den Gedanken,
    der EU ein derart unrealistisches Ziel anzusinnen.

    Aber nötig sei
    ein Mindestmaß gemeinsamer militärischer Kapa-
    zitäten, um in Fragen der eigenen Sicherheit nicht
    nur auf die USA angewiesen zu sein.

    Zu diesem Minimum gehören ohne Zweifel das neue
    europäische Transportflugzeug A400M, der NH90, der
    Tiger, wenn auch vielleicht – der Panzerbedrohung hier
    und anderswo entsprechend – in verringerter Stückzahl,
    der Eurofighter mit der entsprechenden Bewaffnung Me-
    teor und Iris-T, der Schützenpanzer 3, die neuen U-Boote
    und Korvetten, Seefernaufklärer und Aufklärungssatelli-
    ten – immer der Maßgabe des Vorvorgängers Rühe fol-
    gend: Es ist nie genug, aber nicht alles ist finanzierbar. Ich
    bin dankbar dafür, dass dies auch innerhalb der Bundes-
    wehr so gesehen wird. Unsere Soldaten sind Realisten.

    Vor einigen Wochen habe ich das deutsche Marine-
    kontingent in Dschibuti besucht. Das ist keine schöne
    Gegend, der Dienst dort ist nicht leicht, aber die Einstel-
    lung vieler Soldaten ist erstaunlich. Sie sind auch an die-
    sem Ende der Welt neben ihrem eigentlichen Auftrag,

    dem Antiterrorkampf, gute Botschafter unseres Landes.
    Sie helfen bei der medizinischen Versorgung, sammeln
    Geld für das örtliche Waisenhaus, lassen sich, auch wenn
    das nicht ganz ungefährlich ist, in der Stadt sehen und ar-
    beiten mit vielen lokalen Institutionen zusammen. Sie
    sind auch in der Fremde Staatsbürger in Uniform, dank in-
    nerer Führung frei zum Kontakt mit der Außenwelt.

    Ich will damit sagen, dass bei allen Fähigkeiten, die
    von der Ausrüstung und der Struktur der Bundeswehr ab-
    hängen, eine Fähigkeit ganz kostengünstig ist bzw. gar
    nicht zu bezahlen wäre: Das ist das Selbstbewusstsein un-
    serer Soldaten. Darauf baut alles andere auf. Dafür sollten
    wir hier gemeinsam sorgen.

    Schönen Dank.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)