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ID1501313300

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 871 A Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2003 (Haushaltsgesetz 2003) (Drucksache 15/150) . . . . . . . . . . . . . . 871 B b) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 2002 (Nach- tragshaushaltsgesetz 2002) (Drucksache 15/149) . . . . . . . . . . . . . . 871 B c) Unterrichtung durch die Bundesregie- rung: Bericht über den Stand und die voraussichtliche Entwicklung der Fi- nanzwirtschaft des Bundes (Drucksache 15/151) . . . . . . . . . . . . . . 871 B Einzelplan 04 in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 5: Antrag des Abgeordneten Dr. Wolfgang Schäuble und der Fraktion der CDU/CSU: Für ein glaubwürdiges Angebot der EU an die Türkei (Drucksache 15/126) . . . . . . . . . . . . . . . . 871 C Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 871 D Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . 876 C Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . 886 D Franz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . 889 D Katrin Dagmar Göring-Eckardt BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . 891 A Dr. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 896 D Franz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 905 C Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . 908 D Steffen Kampeter CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 910 B Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 912 A Hans-Joachim Otto (Frankfurt) FDP . . . . . . . 913 A Dr. Christina Weiss, Staatsministerin BK . . . . 913 D Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . 915 B Günter Nooke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 916 B Eckhardt Barthel (Berlin) SPD . . . . . . . . . . . 917 C Bernhard Kaster CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 918 B Einzelplan 05 in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 3: a) Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN: Menschenrechte als Leitlinie der deutschen Politik (Drucksache 15/136) . . . . . . . . . . . . . . 920 B Plenarprotokoll 15/13 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 13. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 I n h a l t : b) Antrag der Abgeordneten Rainer Funke, Dr. Werner Hoyer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien nicht vergessen (Drucksache 15/64) . . . . . . . . . . . . . . . 920 B Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 920 C Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 921 C Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . . . . 923 B Dr. Peter Struck SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 924 D Gernot Erler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 928 A Ruprecht Polenz CDU/CSU . . . . . . . . . . 928 D Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 929 A Dr. Wolfgang Gerhardt FDP . . . . . . . . . . . . . . 930 B Dr. Christoph Zöpel SPD . . . . . . . . . . . . . . . 932 C Dr. Gerd Müller CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 934 A Dr. Ludger Volmer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 935 D Michael Roth (Heringen) SPD . . . . . . . . . . . 936 C Peter Hintze CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 937 D Christa Nickels BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 939 D Rudolf Bindig SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 940 D Arnold Vaatz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 941 B Rainer Eppelmann CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 942 B Rudolf Bindig SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 944 B Angelika Graf (Rosenheim) SPD . . . . . . . . . 944 C Einzelplan 14 Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . . 945 D Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 948 C Verena Wohlleben SPD . . . . . . . . . . . . . . 949 D Alexander Bonde BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 950 C Jürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 952 B Rainer Arnold SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 953 C Günther Friedrich Nolting FDP . . . . . . . . 954 A Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . 954 B Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 957 A Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 959 D Helga Daub FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 961 A Dr. Hans-Peter Bartels SPD . . . . . . . . . . . . . 962 A Thomas Kossendey CDU/CSU . . . . . . . . . . . 963 C Einzelplan 23 Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 965 C Dr. Christian Ruck CDU/CSU . . . . . . . . . . . 967 B Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD . . . . . . 969 D Thilo Hoppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 970 C Markus Löning FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 972 B Karin Kortmann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 973 B Arnold Vaatz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 974 D Karin Kortmann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 975 A Heidemarie Wieczorek-Zeul SPD . . . . . . . . . 975 C Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU . . . . 975 C Detlef Dzembritzki SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 977 B Einzelplan 06 Otto Schily, Bundesminister BMI . . . . . . . . . 979 A Thomas Strobl (Heilbronn) CDU/CSU . . . . . 981 B Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast SPD . . . . . 982 B Thomas Strobl (Heilbronn) CDU/CSU . . . . . 983 A Otto Schily SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 984 D Silke Stokar von Neuforn BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 986 A Dr. Max Stadler FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 988 A Dagmar Freitag SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 989 B Susanne Jaffke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 990 A Sebastian Edathy SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 991 C Stephan Mayer (Altötting) CDU/CSU . . . . . 993 A Einzelplan 07 Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . 994 B Dr. Wolfgang Götzer CDU/CSU . . . . . . . . . . 996 C Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 999 D Siegfried Kauder (Bad Dürrheim) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1001 B Otto Fricke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1002 B Joachim Stünker SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1003 C Norbert Barthle CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 1005 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1007 D Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1007 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 1009 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002II (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 871 13. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Norbert Barthle Berichtigung 12. Sitzung, Seite 744 (B), der letzte Absatz ist wie folgt zu lesen: Wir haben eine Menge getan, um die Eigenkapitalbildung des Mit- telstandes zu erleichtern. Aufgrund unserer Steuerreform ist inzwi- schen die obere Grenzbelastung – 1998 lag sie bei 69 Prozent – auf 51 Prozent gesenkt worden. So etwas haben sie in Ihrer Regierungs- zeit nie zuwege gebracht. Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 1009 (C)(A) Adam, Ulrich CDU/CSU 04.12.2002* Borchert, Jochen CDU/CSU 04.12.2002 Bury, Hans Martin SPD 04.12.2002 Büttner (Schönebeck), CDU/CSU 04.12.2002 Hartmut Caesar, Cajus CDU/CSU 04.12.2002 Dr. Däubler-Gmelin, SPD 04.12.2002 Herta Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 04.12.2002 Gradistanac, Renate SPD 04.12.2002 Großmann, Achim SPD 04.12.2002 Hörster, Joachim CDU/CSU 04.12.2002* Hofbauer, Klaus CDU/CSU 04.12.2002 Kubicki, Wolfgang FDP 04.12.2002 Lintner, Eduard CDU/CSU 04.12.2002* Dr. Lötzsch, Gesine fraktionslos 04.12.2002 Dr. Lucyga, Christine SPD 04.12.2002* Möllemann, Jürgen W. FDP 04.12.2002 Dr. Pinkwart, Andreas FDP 04.12.2002 Rauber, Helmut CDU/CSU 04.12.2002** Dr. Röttgen, Norbert CDU/CSU 04.12.2002 * für die Teilnahme an den Sitzungen der Westeuropäischen Union ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des OSZE entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenografischen Bericht
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Christian Schmidt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

    gen! Dem Kollegen Bonde möchte ich noch einen for-
    malen Glückwunsch zu seiner Jungfernrede sagen. Zum
    Inhaltlichen diesen Beitrags – „verhinderte Regierungs-
    erklärung der Grünen“ will ich nicht sagen –


    (Ute Kumpf [SPD]: Das war ein schlechter Aufschlag!)


    will ich mich jetzt nicht weiter äußern. Nur so viel: Allen
    Respekt vor Ihrer Rede! Sie haben die Linien aufgezeigt.

    Kollege Arnold, wir sind ja jetzt im Verteidigungsaus-
    schuss in der Verantwortung. Verteidigungspolitischer
    Sprecher Ihrer Fraktion zu sein, Herr Arnold, heißt aber
    nicht, dass Sie die Vergangenheit verteidigen müssen. Sie
    müssen nicht die Verteidigungspolitik von Herrn
    Scharping vertreten.


    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Der ist nicht mehr im Amt!)


    Die Zeiten sind vorbei. Ich habe fast den Eindruck: Sie
    schlagen die Schlachten von gestern.

    Weil Sie sich so sehr an die GEBB hängen, rate ich Ih-
    nen: Fragen Sie einmal vertrauensvoll Herrn Struck da-
    nach, was er von der GEBB und von den Ergebnissen der
    GEBB hält. Vielleicht können wir uns ja dann später ein
    paar Minuten Diskussion sparen.

    Es hat doch auch keinen Sinn, hier einen Investitions-
    anteil von 24,5 Prozent zu nennen, wenn der Verteidi-
    gungsminister ein paar Minuten vorher gesagt hat: Ich
    stelle eine große Sparliste auf. – Zwischen „schön reden“
    und „schönreden“ – ich weiß nicht, wie das jetzt nach der
    neuen Rechtschreibung geschrieben wird – ist dem Sinne
    nach sicherlich immer noch ein Unterschied. Man kann
    zwar schön reden, soll aber nicht schönreden. Darum bitte
    ich doch recht herzlich.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Sie haben gesagt, dass die Soldaten eine gute Leistung
    erbringen. Da treffen wir uns. Da sind wir uns einig. Kom-
    pliment an unsere Soldaten für das, was sie vor allem im
    Einsatz, aber auch in der Heimat unter erheblichen Belas-
    tungen leisten!


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Mir fallen aber sofort Diskussionen zum Beispiel über
    den Aufenthalt mit einer Dauer von sechs Monaten, über
    Stehzeiten und die Flexibilisierung ein. Dabei geht es im-
    mer auch um Kosten, über die geredet werden muss.

    Aber die Aussage, das Gerät könne so schlecht nicht sein,
    da unsere Soldaten gute Leistungen erbringen, erinnertmich
    ein klein wenig an den Satz von Christian Morgenstern:
    „Weil, so schließt er messerscharf, nicht sein kann, was
    nicht sein darf.“ Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Trotz
    teilweise mangelhaften Geräts oder mangelhafter Ausstat-
    tung werden gute Leistungen erbracht. Wenn Wirtschafts-
    gebäude aus hygienischen Gründen geschlossen werden
    müssen, weil sie den Bestimmungen nicht mehr entspre-
    chen, dann können sie vorher nicht den besten Glanz und
    die beste Sauberkeit aufgewiesen haben.


    (Ute Kumpf [SPD]: Vielleicht haben die Männer einfach nicht richtig geputzt!)


    Auf das Thema der Nachwuchskräfte, das Sie, Herr
    Verteidigungsminister, bereits angesprochen haben, wird
    sicherlich der Kollege Kossendey später noch eingehen.
    Ich will hierzu nur positiv anmerken, dass wir Ihre Aus-
    sage zur Wehrpflicht mittragen und unterstützen. Jeder
    weiß, dass es notwendig ist, qualifizierten Nachwuchs zu
    gewinnen. Jenseits der Fragen, die die Landesverteidi-
    gung betreffen, müssen wir deswegen eine breit angelegte
    Werbung für die Bundeswehr machen – Wehrpflicht ist
    Werbung für die Bundeswehr –, um qualifiziertes Perso-
    nal zu bekommen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich will auf die von Ihnen so beschwörend vorgetra-

    genen Formeln hinsichtlich der Fuchs-Spürpanzer, der
    Transportpanzer und anderer Panzer eingehen. Ich habe
    heute bereits bei anderer Gelegenheit gesagt: Ich bin
    durchaus bereit – das sage ich auch für meine Fraktion –,
    bei anständiger Information in aller Ernsthaftigkeit und in
    vollem Verantwortungsbewusstsein die Verpflichtungen
    und Möglichkeiten gegenüber Israel mitzutragen.

    Die Informationen, die einen bestimmten Status hatten,
    waren – das wurde bereits angesprochen – überraschen-
    derweise öffentlich. Das hat dazu geführt, dass sich der
    Verteidigungsminister wegen einer Panne entschuldigen
    musste. Man habe nicht gewusst, dass das Fax auf dem
    falschen Schreibtisch gelandet ist; außerdem sei die
    falsche Form gewählt worden. Ich stelle mir vor, dass auf
    einem Fax der Adressat und zum Beispiel folgender Satz
    stehen: „Sehr geehrter Herr X, Bezug nehmend auf unser
    Gespräch von vor einigen Wochen möchte ich noch ein-
    mal festhalten, dass ...“ Ich habe das Fax nicht gelesen,
    kann mir aber vorstellen, dass es so ausgesehen hat.

    Wenn es so war – das ist rein hypothetisch gedacht –
    und man den Gedanken weiterspinnt, dann kommt man

    RainerArnold

    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002
    Christian Schmidt (Fürth)

    von der Annahme einer lokalen Panne ab und es stellt sich
    eine wesentlich problematischere Frage: Was will man
    damit erreichen, wenn man dies in einer solchen Situation
    öffentlich macht? Man kommt zu den vermeintlichen
    Spürpanzern bzw. Transportpanzern und auf die Patriot-
    Raketen, bei denen die Regierung durchaus einen Erfolg
    erzielt hat. Ein Journalist hat mich gefragt, ob auch die
    Amerikaner Patriot-Raketen angefordert hätten oder nur
    die Israelis. Ich konnte Aufklärung verschaffen. Auch der
    Verteidigungsminister hat seine ursprünglich rabulistisch-
    falsche Aussage in dieser Frage korrigiert.


    (Dr. Peter Struck, Bundesminister: Quatsch!)

    – Sie haben das korrigiert.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Natürlich!)

    Es entsteht also der Eindruck, dass etwas ganz anderes

    dahinter steckt, wenn eine zwei Jahre alte Anfrage der
    Israelis nach einer zusätzlichen Ausrüstung mit Patriot-Sys-
    temen – sie haben selbst zwischenzeitlich ein Luftverteidi-
    gungssystem in Form des Arrow-Systems entwickelt –, von
    denen wir wissen, dass sie in der Ausführung, in der sie in
    Deutschland vorhanden sind, nur beschränkt zur Raketen-
    verteidigung fähig sind, hervorgeholt wird. Mit der schnel-
    len Bekanntgabe des Themas der Fuchs-Spürpanzer in der
    Öffentlichkeit und der bekannten Panne – oder was auch
    immer dahinter steckt – wollte man doch etwas ganz an-
    deres erreichen: Man wollte den Eindruck einer sicher-
    heitspolitischen Geschäftigkeit erwecken. Man wollte da-
    mit vertuschen, dass man die amerikanischen Anfragen
    nicht zu beantworten gedenkt.


    (Gernot Erler [SPD]: Die sind doch schon beantwortet!)


    Das ist der wahre Hintergrund, wieso sich der Herr Bun-
    deskanzler mit einer ungeahnten Auskunftsfreudigkeit
    geäußert hat. Das will ich unterstreichen.


    (Rainer Arnold [SPD]: Das ist eine richtig zukunftsweisende Rede!)


    Heute wurde schon eine ganze Reihe von Zitaten und
    Stellungnahmen vorgetragen. Ich will mich dem gerne
    anschließen und komme danach noch auf die Türkei zu
    sprechen.


    (Gernot Erler [SPD]: Wieder der Herr Glos?)

    – Ich empfehle Ihnen zuzuhören. – Im Frühjahr dieses
    Jahres gab es eine Unterrichtung der Fraktionsvorsitzen-
    den. Unser damaliger Fraktionsvorsitzender und der der
    FDP haben sich damals öffentlich darüber geärgert, dass
    sie sehr wenig Informationen bekommen haben. Dann
    wurde – von wem auch immer – ein Protokoll dieser Ver-
    anstaltung in der „FAZ“ abgedruckt. Es gab Vermutun-
    gen, diese Informationen kämen aus dem Kanzleramt. Ich
    zitiere – mit Genehmigung des Präsidenten – aus der
    „Welt“ vom 20. März dieses Jahres:

    Wie die „FAZ“ ferner berichtete, sagte Schröder sei-
    nen Gesprächspartnern, er sei entschlossen, die
    deutschen Spürpanzer vom Typ Fuchs auch dann in
    Kuwait zu lassen, wenn die Amerikaner „unilateral“

    – das heißt ohne Mandat der Vereinten Nationen –
    gegen den Irak vorgingen.

    – Auf Nachfragen beim Kanzleramt wurde diese Wieder-
    gabe als korrekt dargestellt.

    In dem Protokoll laute die Äußerung Schröders:
    „Niemand könne die Konsequenzen für das deutsch-
    amerikanische Verhältnis der nächsten 30 bis 50 Jahre
    verantworten, falls die Spürpanzer abgezogen wür-
    den und es dann tatsächlich zum Einsatz von ABC-
    Waffen käme.“

    (Ute Kumpf [SPD]: Was wollen Sie damit überhaupt sagen?)

    – Ich zitiere den Bundeskanzler.
    Vor der Wahl gab es eine Schriftstellersoiree.


    (Verena Wohlleben [SPD]: Zum Thema, Herr Schmidt! – Ute Kumpf [SPD]: Herr Schmidt, in der Schule würde es heißen: Thema verfehlt! Sechs! Setzen!)


    – Hören Sie einmal zu. – Er erklärte vor Schriftstellern, es
    gebe keine deutsche Beteiligung an einem Irak-Feldzug der
    USA. Nur die in Kuwait stationierten ABC-Spürpanzer
    würden mitmachen. Ich zitiere aus der „Welt am Sonntag“:

    Die Zuhörer – von Haus aus weder Logiker noch Lo-
    gistiker – nickten den Kanzler-Roman ab.


    (Zuruf der Abg. Ute Kumpf [SPD])

    – Das hat sehr wohl mit dem Thema zu tun. Es geht da-
    rum, wie man die Bundeswehr sieht. Ist sie Werkzeug der
    Vertuschung verfehlter Außenpolitik oder ist sie ein ver-
    antwortungsbewusstes und dem Parlament gegenüber of-
    fen eingesetztes Instrument, das dort zum Tragen kommt,
    wo man es politisch für notwendig und geboten hält?


    (Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wohl eher das Letztere!)


    Ich will Ihnen dazu sagen, dass wir über diese Frage
    deutlich reden werden. Wenn der Herr Bundeskanzler
    nicht den Mumm aufbringt, diese Dinge vor dem Grünen-
    Parteitag zu sagen, sondern sich hinter der vermeintlich
    rettenden Anfrage seitens Israels nach Fuchs-Spürpanzern
    zu verstecken versucht, dann zeigt das nur, wie weit wir
    bei der Parlamentsbeteiligung im Rahmen der Entschei-
    dung über Einsätze gekommen sind.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Wenn der Bundeskanzler dieser Ansicht ist, dann soll
    er, mit einem entsprechenden Mandat vorbereitet, dies
    dem Parlament darlegen. Er soll es nicht so machen, wie
    es Herr Ströbele bereits ausgeplaudert hat. Der Rettungs-
    anker wäre dann: Wenn Not am Mann ist, dann bleiben
    wir doch vor Ort, obwohl wir dafür kein Mandat haben.
    Die Grünen werden dann in eine Situation kommen, in der
    sie von ihrer eigenen Bundesregierung nicht einmal ge-
    fragt werden, ob sie bereit sind, das zu akzeptieren. Das
    ist der Skandal, den ich bereits jetzt ankündige. Ich warne
    die Bundesregierung dringend davor, so vorzugehen.


    (Lachen bei der SPD)

    Das Parlamentsrechtmuss gewährleistet sein. Darüber

    hinaus muss das Parlament in solchen Fällen wie bei


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    958


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002 959

    ISAF – darüber werden wir in zwei Wochen zu diskutie-
    ren haben – ausführlich über die Umstände des Mandats
    informiert werden. Ich sage ganz deutlich: Wir sind nicht
    die Feldherren, wir sind der Aufsichtsrat. Die Details ha-
    ben uns nicht in dem Sinne zu interessieren, dass wir über
    sie beschließen. Wir haben sie anzuhören und Erwartun-
    gen auszudrücken. Wenn die Sache einigermaßen in Ord-
    nung ist, dann kann man sie akzeptieren.

    Herr Verteidigungsminister, die Entsendung von
    2 500 Soldaten nach Afghanistan wird – das ist ein Stück
    Holz – hohe Kosten und großen Aufwand verursachen so-
    wie ein hohes Maß an Sicherheit voraussetzen. Wir haben
    von verschiedener Seite gehört, dass im Verteidigungs-
    haushalt kaum noch Bewegung möglich ist. Sie haben
    dargelegt, wie Sie das finanzieren. Sie haben von 51 Mil-
    liarden DM gesprochen. Sie meinten sicherlich: Euro,
    also 100 Milliarden DM.


    (Dr. Peter Struck, Bundesminister: Nein, Millionen!)


    –Wir sind uns also einig, dass es 100 Millionen DM sind.
    Bei diesen Zahlen stellt sich die Frage, ob das bei dem
    Umfang dieses Mandats ausreichen wird. Es wird nur
    dann ausreichen, wenn Sie jemanden finden, der nach
    sechs Monaten die Führung übernimmt. Ich wünsche es
    uns ebenso wie Ihnen und der Bundeswehr. Allerdings
    wird allein der Wunsch das Problem nicht lösen. Ich bitte
    Sie, viel Energie auf die Klärung dieser Frage zu verwen-
    den. Sie können sicher sein, dass die Opposition Sie dabei
    konstruktiv unterstützen wird.

    Die Frage der Exit-Strategie – der Kollege Müller hat
    es in der außenpolitischen Debatte bereits angesprochen –
    steht zur Diskussion. Eine weitere Frage ist, welche Aus-
    wirkungen die sich in Afghanistan offensichtlich verstär-
    kende Reorganisation von Taliban und al-Qaida-Kämp-
    fern mit sich bringt. Erst kürzlich ist es im Zusammenhang
    mit amerikanischen Soldaten zu Zwischenfällen gekom-
    men, die uns zu denken geben. Dies ist aber nicht der rich-
    tige Zeitpunkt, um vertieft darüber zu sprechen.

    Sie haben uns gegenüber eine Liste von Veränderungen
    bei Rüstungsprojekten angedeutet. Wenn ich Sie richtig
    verstehe, war das nicht die Liste, über die insgesamt zu
    diskutieren ist, und es wird die Presse nicht anders infor-
    miert werden. Ich wiederhole an dieser Stelle, dass wir In-
    formationen angemahnt haben. Wir haben die gewünsch-
    ten Informationen jetzt andeutungsweise hier im Plenum
    bekommen. Wir werden es aber nicht akzeptieren, dass
    die Öffentlichkeit durch die Medien informiert wird und
    wir das dann aus der Zeitung erfahren. In diesem Fall dür-
    fen Sie keinerlei Unterstützung von uns erwarten.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Hinsichtlich der verteidigungspolitischen Richtlinien

    müssen wir über Inhalte diskutieren. Dass Sie verteidi-
    gungspolitische Richtlinien vorlegen, ist notwendig und
    richtig. Fast möchte ich sagen: Sie haben eine Chance,
    den von Herrn Scharping begangenen Fehler wenigstens
    im Verfahren zu korrigieren. Ich unterstütze nicht alle Er-
    gebnisse der Weizsäcker-Kommission. Aber diese Kom-
    mission hat im analytischen Teil ihres Berichts eine
    Chance für eine breite sicherheitspolitische Debatte in der

    Gesellschaft unseres Landes über die Frage, welche Re-
    formmaßnahmen notwendig sind, geboten.

    Auch wenn der Verteidigungsminister hin und wieder
    relativ allein dasteht, muss er versuchen, gerade in der
    Frage der inneren und äußeren Sicherheit eine breite Zu-
    stimmung zu finden. Ich spreche ausdrücklich von der in-
    neren und äußeren Sicherheit, weil diese eigentlich getrenn-
    ten Bereiche durch den Terrorismus und die asymmetrische
    Kriegsführung der Taliban, der al-Qaida und der anderen
    potenziellen Beteiligten verschwimmen und wir mit ei-
    nem Strukturkonzept für Sicherheit und Verteidigung rea-
    gieren müssen. Das beinhaltet mehr Implikationen als die
    wenigen Einblicke in die verteidigungspolitischen Richt-
    linien erkennen lassen, die Sie uns bisher gewährt haben.

    Ich schlage vor: Legen Sie die Richtlinien auf den
    Tisch! Lassen Sie eine Diskussion darüber zu und wenden
    Sie sich dann der Frage zu, wie Sie das strukturell und ma-
    teriell umsetzen wollen! Machen Sie es nicht umgekehrt,
    sonst zäumen Sie das Pferd vom Schwanz her auf!


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Helga Daub [FDP])


    Bei dieser VPR-Diskussion werden Sie einen zwar kriti-
    schen, aber konstruktiven Dialog mit uns erwarten kön-
    nen. Uns liegt an der Sicherheit unseres Landes.


    (Beifall bei der CDU/CSU)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Ich erteile dem Kollegen Winfried Nachtwei, Fraktion

Bündnis 90/Die Grünen, das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Winfried Nachtwei


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ge-

    rade in der Sicherheitspolitik sind nüchterne Lagebilder
    ohne Verharmlosung und Verdrängung auf der einen Seite
    und ohne Dramatisierung auf der anderen Seite von zen-
    traler Bedeutung. Die bürgerliche Opposition bekommt
    das Kunststück hin, beide Extreme gleichzeitig darzustel-
    len. Einerseits verdrängen Sie im Hinblick auf einen et-
    waigen und hoffentlich noch zu verhindernden Irak-Krieg
    die möglichen Folgen und diffamieren geradezu die Dis-
    kussion darüber. Andererseits, wenn es um den Zustand
    der Bundeswehr geht, malen Sie schwarz – schwärzer
    geht es nicht mehr – und behaupten schriftlich und münd-
    lich in der Öffentlichkeit, die Bundeswehr habe ihre Ein-
    satz- und Bündnisfähigkeit verloren. Das behaupten Sie
    wider besseres Wissen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Bei Friedenseinsätzen auf dem Balkan und in Kabul
    sowie bei der Unterstützung der Terrorismusbekämpfung
    zeigt sich eine Einsatz- und Bündnisfähigkeit der Bun-
    deswehr, die allseits anerkannt wird. Vergleichen Sie die
    Bundeswehr im Einsatz mit anderen Partnerarmeen und
    überprüfen Sie, wie verlässlich diese einen Beitrag zur
    Bewältigung der verschiedenen Herausforderungen leis-
    ten, dann stellen Sie fest, dass sich die Bundesrepublik in
    keiner Weise verstecken muss. Ich finde es sehr bemer-
    kenswert, dass Sie zur gleichen Zeit, in der Sie über die

    Christian Schmidt (Fürth)


    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 13. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 4. Dezember 2002
    Winfried Nachtwei
    fehlende Einsatzbereitschaft der Bundeswehr klagen, zum
    Beispiel in Gestalt des Bremer Innensenators Böse for-
    dern, dass die Bundeswehr auch im Innern, zum Beispiel
    beim Objektschutz, eingesetzt werden soll. Darüber, wie
    das alles zusammenpassen soll, müssen Sie selbst nach-
    denken.

    Unbestreitbar ist aber, dass die Bundeswehr die Grenze
    ihrer Belastbarkeit erreicht hat und dass deshalb schon
    seit geraumer Zeit eine grundlegende Bundeswehrreform
    notwendig ist, die sie in die Lage versetzt, neue Aufgaben
    zu bewältigen. Mit einer solch grundlegenden Bundes-
    wehrreform hat Rot-Grün im Jahr 2000 begonnen. Wir
    setzen sie nicht nur fort, sondern versuchen, sie weiterzu-
    entwickeln.

    Die Eckdaten des Entwurfs des Einzelplans 14 belegen
    den Reformwillen der Koalition. Der Gesamtansatz wird
    verstetigt und bleibt damit verlässlich. Des Weiteren steigt
    die Investitionsquote – das ist für die Modernisierung der
    Bundeswehr von elementarer Bedeutung – von 22,2 Pro-
    zent auf 24,7 Prozent. Wir begrüßen ausdrücklich, dass es
    die politische und militärische Leitung der Bundeswehr
    schafft, mit begrenzten Mitteln mehr Output zu erzielen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Vor sechs Wochen haben SPD und Bündnis 90/Die
    Grünen in ihrer Koalitionsvereinbarung versprochen: Die
    Aufgabenstruktur, die Ausrüstung und die Mittel für die
    Bundeswehr werden wieder in ein ausgewogenes Verhält-
    nis gebracht. Dieses Verhältnis war in den gesamten 90er-
    Jahren aus nachvollziehbaren Gründen aus dem Lot gera-
    ten. Wir haben des Weiteren versprochen, unter Einhaltung
    der mittelfristigen Finanzplanung die Bundeswehr effizi-
    ent zu modernisieren sowie die Beschaffungsplanung,
    die materielle Ausstattung und den Personalumfang der
    Bundeswehr fortlaufend den künftigen Herausforderun-
    gen anzupassen. Der erste Schritt zur Anpassung der Be-
    schaffungsplanung steht nun unmittelbar bevor. Mit ihm
    nehmen wir von einer Planung Abschied, die teilweise
    mehr an Wünschen als an der Realität orientiert war. Wir
    kommen also jetzt bei der Beschaffungsplanung auf den
    Boden der Tatsachen zurück. Um dies durchzusetzen und
    durchzuhalten, bedarf es wohl erheblicher politischer
    Kraftanstrengungen. Ich möchte schon zum jetzigen Zeit-
    punkt der politischen und militärischen Spitze der Bun-
    deswehr ausdrücklich gratulieren; denn nach aller Erfah-
    rung muss man sich hier gegen einige Einzelinteressen
    durchsetzen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Wieso dankt er denn schon jetzt?)


    Des Weiteren sind Aufgabenstruktur und Perso-
    nalumfang anzupassen. Dabei werden Vorschläge der
    Weizsäcker-Kommission die Richtschnur bilden. Diese
    Kommission hatte bekanntlich einen militärischen Perso-
    nalumfang von 240 000 Soldaten empfohlen. Bei der Sen-
    kung des Personalumfangs wird es nicht nur um militäri-
    sche Zweckmäßigkeit, sondern auch darum gehen, die
    Zahl der Eingriffe in die Lebensplanung und die Grund-
    rechte junger Männer so weit wie möglich zu verringern.
    Wenn wir im Laufe der Legislaturperiode die Wehrver-

    fassung überprüfen, dann steht selbstverständlich auch
    die Wehrform zur Diskussion. Aufgrund meiner bisheri-
    gen Erfahrungen mit der Koalition in der laufenden Le-
    gislaturperiode kann ich sagen, dass wir diese Diskussion
    sehr sachbezogen und ohne Beachtung früherer Dogmen
    führen werden.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


    Herr Minister Struck, Sie haben zu Recht die Erar-
    beitung neuer verteidigungspolitischer Richtlinien
    angekündigt. Wir brauchen eine differenzierte und nüch-
    terne Analyse der Risiken, der Bedrohungen und der
    Chancen. Wir brauchen in Zeiten entgrenzter und un-
    sichtbarer Bedrohungen, des transnationalen Terroris-
    mus, privatisierter Gewalt und der Verbreitung von Mas-
    senvernichtungswaffen eine Verständigung über die
    Bedeutung der Selbstverteidigung. Wir brauchen eine
    Verständigung über die Gewichtung von Verteidigung,
    Krisenbewältigung und Terrorismusbekämpfung. Darauf
    müssen wir im Rahmen unserer Grundwerte, wie sie im
    Völkerrecht fixiert sind, und im Rahmen unseres Ver-
    ständnisses von umfassender gemeinsamer und vorbeu-
    gender Sicherheit sorgfältigere und genauere Antworten
    finden.

    Hier wirkt es für mich allerdings sehr irritierend, dass
    Kollege Schäuble zwar die richtigen Fragen stellt – eini-
    ges von ihm habe ich ja zitiert –, dass er aber bei diesen
    richtigen Fragen den Werte- und Normenrahmen der Ant-
    worten beschweigt. Damit setzen Sie sich einem Verdacht
    aus, den ich so äußern muss


    (Zuruf von der CDU/CSU: Müssen Sie nicht!)

    und der hoffentlich von Ihnen widerlegt wird, nämlich ei-
    ner Art offensiver Selbstverteidigung das Wort zu reden,
    die mit dem internationalen Gewaltverbot nicht mehr ver-
    einbar wäre.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Wir befinden uns in einem tief greifenden sicherheits-
    politischen Umbruch. Diesen werden wir politisch nur be-
    wältigen, wenn wir darüber nicht nur hier und in sicher-
    heitspolitischen Zirkeln, sondern auch in der Gesellschaft
    möglichst breit diskutieren. Die Chance einer solchen
    breiten gesellschaftlichen Debatte und Verständigung be-
    stand vor zwei Jahren im Kontext der Weizsäcker-Kom-
    mission, aber sie wurde damals leider nicht genutzt. Jetzt
    besteht erneut die Chance. Wir müssen sie deshalb nutzen,
    weil eine solche breite gesellschaftliche Debatte für den
    neuen sicherheitspolitischen Konsens, den wir brauchen,
    unverzichtbar ist.
    Danke schön.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)