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ID1501205700

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 733 A Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2003 (Haushaltsgesetz 2003) (Drucksache 15/150) . . . . . . . . . . . . . . 733 D b) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 2002 (Nach- tragshaushaltsgesetz 2002) (Drucksache 15/149) . . . . . . . . . . . . . . 733 D c) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht über den Stand und die voraussichtliche Ent- wicklung der Finanzwirtschaft des Bundes (Drucksache 15/151) . . . . . . . . . . . . . . 734 A in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zum Abbau von Steuervergünstigungen und Ausnahmeregelungen (Steuervergüns- tigungsabbaugesetz – StVergAbG) (Drucksache 15/119) . . . . . . . . . . . . . . . . . 734 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: Antrag der Abgeordneten Dr. Hermann Otto Solms, Dr. Andreas Pinkwart, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Weniger Staat – weniger Steuern (Drucksache 15/122) . . . . . . . . . . . . . . . . 734 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Dr. Hermann Otto Solms, Jürgen Koppelin, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der FDP: Keine Erhöhung der Mehrwertsteuer (Drucksache 15/123) . . . . . . . . . . . . . . . . 734 B Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . 734 C Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 745 C Joachim Poß SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 750 D Dr. Günter Rexrodt FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 754 A Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 755 D Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 758 D Walter Schöler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 762 D Dr. Hermann Otto Solms FDP . . . . . . . . . . . . 766 A Anja Hajduk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 768 A Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . 770 B Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . . . . . . . . . 771 C Jörg-Otto Spiller SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 773 C Dr. Hermann Otto Solms FDP . . . . . . . . . 776 A Dr. Michael Meister CDU/CSU . . . . . . . . . . 776 D Lothar Binding (Heidelberg) SPD . . . . . . . . . 779 C Plenarprotokoll 15/12 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 12. Sitzung Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 7: a) Beratung des Antrags der Bundesregie- rung: Beteiligung bewaffneter deut- scher Streitkräfte an dem NATO- geführten Einsatz auf mazedoni- schem Territorium zur weiteren Sta- bilisierung des Friedensprozesses und zum Schutz von Beobachtern internationaler Organisationen im Rahmen der weiteren Implementie- rung des politischen Rahmenabkom- mens vom 13. August 2001 auf der Grundlage des Ersuchens des maze- donischen Präsidenten Trajkovski vom 21. November 2002 und der Re- solution 1371 (2001) des Sicherheits- rates der Vereinten Nationen vom 26. September 2001 (Drucksache 15/127) . . . . . . . . . . . . . . 782 A b) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 18. Februar 2002 zwischen derRegie- rung der Bundesrepublik Deutsch- land und derRegierung derRepublik Polen über die Zusammenarbeit der Polizeibehörden und derGrenzschutz- behörden in den Grenzgebieten (Drucksache 15/11) . . . . . . . . . . . . . . . 782 B c) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 26. Juli 2001 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen Republik über den Bau einer Grenz- brücke an der gemeinsamen Staats- grenze in Anbindung an die Bundes- straße B 20 und die Staatsstraße I/26 (Drucksache 15/12) . . . . . . . . . . . . . . . 782 C d) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuregelung des inter- nationalen Insolvenzrechts (Drucksache 15/16) . . . . . . . . . . . . . . . 782 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Weitere Überweisung im vereinfachten Verfahren (Ergänzung zu TOP 7): Beratung des Antrags der Bundesregie- rung: Fortsetzung der Beteiligung be- waffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz einer Internationalen Sicher- heitsunterstützungstruppe in Afghanis- tan auf Grundlage der Resolutionen 1386 (2001) vom 20. Dezember 2001, 1413 (2002) vom 23. Mai 2002 und 1444 (2002) vom 27. November 2002 des Si- cherheitsrates der Vereinten Nationen (Drucksache 15/128) . . . . . . . . . . . . . . . . 782 C Tagesordnungspunkt 8: a) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelüber- sicht 1 zu Petitionen (Drucksache 15/57) . . . . . . . . . . . . . . . 782 D b) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelüber- sicht 2 zu Petitionen (Drucksache 15/58) . . . . . . . . . . . . . . . 783 A c) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelüber- sicht 3 zu Petitionen (Drucksache 15/59) . . . . . . . . . . . . . . . 783 A d) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelüber- sicht 4 zu Petitionen (Drucksache 15/61) . . . . . . . . . . . . . . . 783 A e) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelüber- sicht 5 zu Petitionen (Drucksache 15/62) . . . . . . . . . . . . . . . 783 B Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 783 B Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 784 D Elke Ferner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 787 A Birgit Homburger FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 789 B Horst Kubatschka SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 790 C Arnold Vaatz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 792 A René Röspel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 793 A Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 794 B Dr. Christian Eberl FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 795 C Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker SPD . . . . . . 796 D Albrecht Feibel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 798 C Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 800 C Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 801 D Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 802 B Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF 802 B Dr. Maria Böhmer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 805 D Ekin Deligöz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 806 C Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 807 C Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002II Hans-Josef Fell BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 809 C Christoph Hartmann (Homburg) FDP . . . . . 811 A Ulla Burchardt SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 812 B Katherina Reiche CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 815 B Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 817 B Eckart von Klaeden CDU/CSU . . . . . . . . 818 C Grietje Bettin BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 819 B Cornelia Pieper FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 820 D Ulrich Kasparick SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 822 B Marion Seib CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 823 B Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 825 B Cornelia Pieper FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 825 D Renate Schmidt, Bundesministerin BMFSFJ 826 A Ina Lenke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 829 B Maria Eichhorn CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 829 D Ekin Deligöz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 832 B Ina Lenke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 833 A Otto Fricke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 833 D Christel Humme SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 835 A Antje Tillmann CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 837 A Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 840 A Klaus Haupt FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 841 B Marlene Rupprecht (Tuchenbach) SPD . . . . 842 C Thomas Dörflinger CDU/CSU . . . . . . . . . . . 844 C Zusatztagesordnungspunkt 4: Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zurAuf- hebung des Gesetzes zur Modulation von Direktzahlungen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik und zur Än- derung des GAK-Gesetzes (Drucksache 15/108) . . . . . . . . . . . . . . . . 846 D Renate Künast, Bundesministerin BMVEL . . 847 A Gerda Hasselfeldt CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 848 D Matthias Weisheit SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 850 B Peter H. Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 851 C Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . . . 852 B Gabriele Hiller-Ohm SPD . . . . . . . . . . . . . . . 853 D Ursula Heinen CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 855 A Matthias Berninger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 855 D Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 857 A Gudrun Kopp FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 859 D Waltraud Wolff (Wolmirstedt) SPD . . . . . . . 860 A Helmut Heiderich CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 861 C Cornelia Behm BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 863 B Albert Deß CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 864 B Peter H. Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 865 B Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . . . . . . 866 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 868 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 869 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 III (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 733 12. Sitzung Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 Beginn: 10.00 Uhr
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    (A) (C) 868 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 869 (C)(A) Adam, Ulrich CDU/CSU 03.12.2002* Borchert, Jochen CDU/CSU 03.12.2002 Bury, Hans Martin SPD 03.12.2002 Büttner (Schönebeck), CDU/CSU 03.12.2002 Hartmut Dr. Däubler-Gmelin, SPD 03.12.2002 Herta Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 03.12.2002 Gradistanac, Renate SPD 03.12.2002 Gröhe, Hermann CDU/CSU 03.12.2002 Großmann, Achim SPD 03.12.2002 Hörster, Joachim CDU/CSU 03.12.2002* Hofbauer, Klaus CDU/CSU 03.12.2002 Kubicki, Wolfgang FDP 03.12.2002 Lintner, Eduard CDU/CSU 03.12.2002* Dr. Lucyga, Christine SPD 03.12.2002* Möllemann, Jürgen W. FDP 03.12.2002 Dr. Pinkwart, Andreas FDP 03.12.2002 Rauber, Helmut CDU/CSU 03.12.2002** Schild, Horst SPD 03.12.2002 Dr. Stadler, Max FDP 03.12.2002 Wellenreuther, Ingo CDU/CSU 03.12.2002 * für die Teilnahme an den Sitzungen der Westeuropäischen Union ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des OSZE entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenografischen Bericht Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Her-

    ren! Gestatten Sie mir nach diesem Austausch von Mei-
    nungen und den Schilderungen der Grundlinien der Um-
    weltpolitik durch den Herrn Minister ein paar Gedanken
    zur langfristigen Perspektive.

    Umweltpolitik ist heute notwendigerweise Langfrist-
    politik. Zu Recht beklagen die Menschen in unserem
    Land, dass der Politik der Sinn für die langfristige Orien-
    tierung verloren gegangen ist.

    Wenn vonseiten der Wirtschaft oder der Opposition
    dies heute medienwirksam mit beklagt wird, dann wird
    meistens nicht bedacht, dass es gerade die Wirtschaft und
    manche ideologische Stimmen aus der Opposition sind,
    die sich vehement für noch mehr Wettbewerb einsetzen.
    Es ist aber doch eindeutig der globale Wettbewerb, der
    uns in den letzten zehn Jahren die Luft zum Atmen für
    langfristige Umweltpolitik genommen hat.

    Langfristigkeit in den Zeiten der Globalisierung ist ge-
    radezu zum Luxusgut geworden. Eben dies ist eine Kata-


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    796


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 797

    strophe für die Umwelt. Wer nämlich kurzfristig dispo-
    niert, der kann vom Markt belohnt werden. Wer langfris-
    tig und ökologisch disponiert, eben nicht.

    Die Medien verstärken auch noch diesen Trend. Was
    älter als 24 Stunden ist, das ist für die heutigen Medien
    schon Mittelalter. Im Sinne der heutigen Medien ist eine
    gesunde Umwelt das Langweiligste von der Welt. Was
    gibt es da zu berichten? Da transportiert man dann lieber
    lautstark das Klagelied über den Verlust der Langzeitori-
    entierung.

    Auch Geld verdienen kann man übrigens mit einer ge-
    sunden Umwelt nicht so gut. Wenn heute jemand mit Um-
    welt Geld verdient, dann meistens, weil es der Umwelt
    nicht gut geht oder weil mindestens Risiken erkennbar
    werden. Dann kann man messen, steuern und regeln, man
    kann sanieren, filtern und rezyklieren, man kann mit Auf-
    lagen genehmigen und Risiken versichern.

    Aber das war im Wesentlichen die Phase der klassi-
    schen Umweltpolitik, als es der Umwelt so schlecht ging,
    dass man all diese Maßnahmen ergreifen musste. Das war
    die hohe Zeit der Umwelttechnik, vor 20 oder vor 30 Jah-
    ren, in den neuen Bundesländern noch vor zehn Jahren.
    Da war der Umweltschutz noch etwas Kurzfristiges. Es
    ging um unmittelbare Gefahrenabwehr, es ging um Trink-
    wasser, Badegewässer, die Luft zum Atmen, die Spiel-
    plätze der Kinder, die giftigen Holzschutzmittel und um
    unerträglichen Lärm. In dieser Zeit haben auch die Me-
    dien noch richtig mitgemacht.

    Wir können von Glück sagen, dass es unabhängig von
    der Parteizugehörigkeit der jeweiligen Umweltminister in
    diesen letzten 30 Jahren gelungen ist, die unmittelbaren
    Gefahren abzuwenden. Insofern ist es eigentlich ein gutes
    Zeichen, wenn wir es uns leisten können, die staatlichen
    Ausgaben für den Umweltschutz zurückzufahren. Ich darf
    auch Ihnen, lieber Herr Kollege Paziorek und lieber Herr
    Kollege Eberl, sagen: Es ist nicht unbedingt ein schlech-
    tes Zeichen für den Zustand der Umwelt, wenn dieser
    Haushalt zurückgefahren werden kann.


    (Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Aber erst nach einer ordentlichen Analyse, wie die Umweltsituation ist!)


    – Ja, die trage ich gerade vor. Das ist doch eine sehr or-
    dentliche Analyse.


    (Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Langfristig darf uns das natürlich noch nicht beruhi-
    gen. Wir müssen uns mit denjenigen Gefahren vermehrt
    auseinander setzen, die heute zum Teil schon sichtbar
    sind – Frau Eichstädt-Bohlig hat die Unwetterkatastro-
    phen angesprochen –, die zum größeren Teil aber noch
    nicht sichtbar sind, etwa die Endlagerung von radioakti-
    ven Abfällen, der Anstieg der Meeresspiegel, der Verlust
    der biologischen Vielfalt durch versäumten Naturschutz
    oder die ökologischen Langzeitrisiken der Agrargentech-
    nik.

    Über die langfristige Umweltpolitik, die notwendiger-
    weise über die Dauer von Legislaturperioden und sogar

    über die Dauer des Regierens von Regierungsbündnissen
    hinausgeht, muss man folglich einen großen gesellschaft-
    lichen Grundkonsens herstellen. Es tut nämlich nicht
    gut, wenn eine langfristig angelegte Politik im Falle eines
    Mehrheitswechsels in der Demokratie unterbrochen und
    womöglich geändert wird. Für uns, die Mitglieder der Re-
    gierungskoalition, bedeutet das, dass wir in vielen Punk-
    ten auf die Opposition zugehen; aber es bedeutet natürlich
    auch für Sie, dass Sie nicht um der Schlagzeilen willen
    jede Mücke zum Elefanten machen und versuchen, immer
    nur das Schlechte herauszupicken.

    Worauf können wir uns denn vernünftigerweise einigen?
    Diese langfristige Einigung kann in der Hauptsache eigent-
    lich nur darin bestehen, dass wir so etwas wie eine öko-
    logische Neuausrichtung des technischen Fortschritts
    lernen. Das ist sehr wohl möglich. Wir können zum Bei-
    spiel lernen, aus einer Kilowattstunde oder aus einem Fass
    Öl mindestens viermal so viel Wohlstand, mindestens
    viermal so viel Mobilität, mindestens viermal so viel be-
    hagliche Raumwärme in unseren Häusern usw. herauszu-
    holen, wie es heute der Fall ist, und zwar zusätzlich zum
    Ausbau der Erneuerbare-Energien-Quellen.

    Das mag 40 Jahre dauern; das sind zehn Legislaturpe-
    rioden heutiger Länge. Das ist sicher mehr, als eine Partei
    oder eine Koalition an der Regierung bleibt. Unabhängig
    von den politischen Mehrheiten muss dann die Energie-
    produktivität um 3 bis 4 Prozent pro Jahr gesteigert wer-
    den. Das können unsere Enkel und die Nichtgeborenen
    von unserer Generation verlangen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Das ist übrigens in keiner Weise utopisch. Das Statisti-
    sche Bundesamt hat erst vor ein paar Wochen neue Zahlen
    vorgelegt, die besagen, dass die Energieproduktivität in
    den letzten zehn Jahren jedes Jahr um 1,8 Prozent gestei-
    gert worden ist. Es geht also im Grunde genommen nur
    noch um eine Verdoppelung dessen, was ohnehin schon
    passiert ist. Das ist sehr wohl zu leisten. Es wird aber nicht
    stattfinden, wenn es der Politik nicht gelingt, einen lang-
    fristigen Rahmen zu setzen, damit es sich für die Privat-
    wirtschaft und natürlich auch für die öffentliche Hand
    lohnt, sich an einem solchen Pfad auszurichten.

    Frau Kollegin Ferner hat mit Recht schon darauf hinge-
    wiesen, dass ein großer Teil der heutigen Umweltpolitik
    gar nicht mehr im Umweltressort stattfindet, sondern in
    vielen anderen Ressorts. Die ökologische Neuausrichtung
    des technischen Fortschritts, also das, wovon ich hier spre-
    che, macht natürlich nur einen Teil der Aufgaben des Um-
    weltressorts aus. Das Technologieressort, das Verkehrsres-
    sort, das Agrarressort, das Ressort für Entwicklungspolitik
    und viele andere Ressorts haben damit ebenfalls zu tun.
    Bei der Diskussion des Haushalts des Umweltministers
    kommt es also darauf an, auch die Haushalte der anderen
    Ressorts systematisch anzuschauen. Das tun wir auch.

    Die ressortübergreifende Umweltpolitik ist natürlich
    der Kern der nachhaltigen Entwicklung. Wir werden da-
    rauf achten, dass diese Aufgabe nunmehr endlich auch auf
    der parlamentarischen Ebene entschlossen angegangen
    wird. Das ist ein Teil des Auftrags unserer Koalitionsver-
    einbarung. Ich persönlich werde mich dafür einsetzen,

    Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker

    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002
    Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker
    dass dieser Auftrag insbesondere vom Umweltausschuss
    kompetent und wirksam wahrgenommen wird.

    Besonders in wirtschaftlich schwierigen Zeiten besteht
    immer die Gefahr, dass das Nachhaltigkeitsdreieck
    „Ökologie, Ökonomie und Soziales“ ohne die Ökologie
    stattfindet. Wir müssen dafür sorgen, dass das Dreieck
    auch ökologisch ausgewogen ist. Dafür müssen wir aber
    die Konfrontation zwischen Ökologie und Ökonomie so
    weit wie möglich überwinden. Das gelingt insbesondere
    dann, wenn die Umweltpolitik noch wirtschafts- und so-
    zialverträglicher wird.

    Hier sehe ich zwei ganz unterschiedliche Baustellen.
    Das ist erstens – das habe ich bereits gesagt – die lang-
    fristige Neuausrichtung des technischen Fortschritts.
    Zweitens ist das etwas ganz anderes: Wir brauchen eine
    Entfrachtung der klassischen Umweltpolitik von einer für
    die Wirtschaft unnötig teuren und in dieser Form auch gar
    nicht mehr zeitgemäßen Bürokratie. Als es bei der Um-
    weltpolitik noch um unmittelbare gesundheitliche Gefah-
    renabwehr ging, zahlte man den Preis einer hohen Rege-
    lungsdichte einigermaßen klaglos – alles andere hätte ja
    zynisch ausgesehen. Heute aber, da die Emissionen der
    klassischen gesundheitsbedenklichen Schadstoffe radikal
    zurückgegangen sind, ist es mit Sicherheit möglich, bei
    Genehmigungen von Anlagen wesentlich unbürokrati-
    scher vorzugehen, als das früher der Fall war. So sind etwa
    befristete Genehmigungen denkbar, bei denen die Behör-
    den nicht mehr die Gewissheit suchen müssen, dass die
    Anlage auf alle Zukunft sicher dasteht.

    Danach ruft ja auch die Wirtschaft. Nur, wenn die Wirt-
    schaft nach dieser Art von Deregulierung ruft, dann muss
    sie wissen, dass auch das einen Preis hat, nämlich den
    Preis einer verschärften Umwelthaftung.


    (Vorsitz: Präsident Wolfgang Thierse)

    Es ist vollkommen inkonsistent, wenn man nach Deregulie-
    rung ruft, für die wir von der Regierungsseite sehr offen
    sind, dann aber gleichzeitig Umwelthaftung radikal ablehnt.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Die Entfrachtung der Umweltregulierung darf schließlich
    nicht zulasten der Umwelt gehen. Eine schlankere Rege-
    lung der Zuständigkeit für Gewässerschutz zwischen EU,
    Bund und Ländern schadet aber überhaupt nicht der Um-
    welt, sondern nützt ihr.

    Ich weiß mich mit den Handelnden sowohl in der Wirt-
    schaft als auch in der Umwelt einig darin, dass wir eine
    umwelt- und wirtschaftsverträgliche Deregulierung im
    Laufe der nächsten drei oder vier Jahre gewaltig voran-
    treiben können. Auch da sehe ich viele Gemeinsamkeiten
    zwischen der heutigen Regierungsseite und der heutigen
    Oppositionsseite.

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Ich erteile das Wort dem Kollegen Albrecht Feibel,

CDU/CSU-Fraktion.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Albrecht Feibel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

    gen! Auch ich will die Frage nach der intelligenten Poli-
    tik stellen, die die Kollegin angesprochen hat. Es wäre si-
    cherlich intelligente Politik, wenn wir eine effiziente
    Umweltpolitik, die zudem noch nachhaltig sein will,
    auch als gute Wirtschaftspolitik betrachten würden. Oder
    umgekehrt ausgedrückt: Eine verantwortungsvolle Wirt-
    schaftspolitik muss doch auch immer eine gute Umwelt-
    politik sein. Das Ziel sollte in jedem Fall sein, dass wir ne-
    ben der Umweltpolitik auch die Arbeitsplätze im Auge
    haben.


    (Franziska Eichstädt-Bohlig [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das haben wir!)


    Wenn ich da Bilanz ziehe, Frau Kollegin, dann muss ich
    sagen: Bei der Aufgabe, Arbeitsplätze im Umweltbereich
    zu schaffen, ist die Politik von Rot-Grün noch meilenweit
    von einem Erfolg entfernt.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich will ferner sagen: Wir fordern nicht immer mehr

    Geld. In dieser Debatte hat keiner von unseren Rednern
    von der CDU/CSU mehr Geld gefordert.


    (Elke Ferner [SPD]: Das hörte sich aber anders an!)


    Wir bewerten den Haushalt des Bundesumweltministers.
    Wir betrachten seine tatsächliche Aufgabenstellung und
    seine Zuständigkeit. Sie steht eigentlich im krassen Ge-
    gensatz zu den Ansprüchen, die der Umweltminister im-
    mer erhebt.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Er schmückt sich gern mit fremden Federn. Er verteilt
    massenweise Ökosiegel und begeht damit reihenweise
    Etikettenschwindel.

    Krassestes Beispiel dafür ist die ökologische Steuerre-
    form. Die so genannte Ökosteuer, die weder öko noch lo-
    gisch ist, dient ausschließlich dazu, die Löcher in der Ren-
    tenkasse und im Bundeshaushalt zu stopfen.


    (Elke Ferner [SPD]: Die Löcher, die Sie aufgerissen haben!)


    Sie wird ungerechterweise von allen Autofahrern an der
    Tankstelle kassiert. Mit dieser Steuer werden keine öko-
    logischen Projekte gefördert und wird kein neues ökolo-
    gisches Verhalten bewirkt.


    (Elke Ferner [SPD]: Natürlich!)

    In Wirklichkeit verteuert die Ökosteuer nur deutsche Pro-
    dukte, erschwert die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen
    Unternehmen und vernichtet somit Arbeitsplätze.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Bis heute ist es Ihnen, Herr Minister, leider nicht gelun-
    gen, eine echte Ökosteuer EU-weit gemeinsam mit Ihren
    Kollegen aus den anderen Mitgliedstaaten durchzusetzen,
    sodass die dramatische Wettbewerbsbenachteiligung un-
    serer Wirtschaft abgebaut werden könnte. Der Steue-
    rungseffekt Ihrer Ökosteuer liegt einzig und allein darin,
    dass die Autos billigere Tankstellen ansteuern – insbeson-


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    798


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 799

    dere im Grenzraum wird im Ausland getankt – und – das
    ist das Schlimme dabei – dass deutsche Unternehmen ihre
    Betriebe dorthin verlagern, wo die Produktion durch
    günstigere Energiekosten wettbewerbsfähiger wird. Des-
    halb ist Ihre Ökosteuer ein ökologischer, ein umweltpoli-
    tischer Flop.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Auch ihre Marktanreizprogramme für erneuerbare

    Energien sollten Sie einmal kritisch überprüfen. Einer-
    seits müssen finanzieller Aufwand und ökologischer Nut-
    zen gegeneinander abgewogen werden, andererseits sollte
    beispielsweise der Aufbau immer neuer Windkraftanla-
    gen nicht dazu führen, dass unsere Landschaft so ver-
    schandelt wird, dass sie für die Anwohner, aber auch für
    die Touristen abstoßend wirkt.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Außerdem mussten wir kürzlich von Umweltschützern
    hören, dass die bisher aufgebauten Windkrafträder jähr-
    lich etwa 500 000 Vögel töten.


    (Horst Kubatschka [SPD]: Oh!)

    Ein Umweltminister, der auch für den Naturschutz zu-
    ständig ist, müsste dieses Signal ernst nehmen und bei
    ihm müssten die Alarmglocken läuten. Dass wir uns rich-
    tig verstehen, meine Damen und Herren: Die CDU/CSU
    ist selbstverständlich für die Nutzung der Windkraft, al-
    lerdings muss die Frage erlaubt sein, ob es Sinn hat, mit-
    hilfe überzogener Fördersätze solche Anlagen an jeder be-
    liebigen Stelle zu errichten. Aber offensichtlich fehlt
    Ihnen auch in diesem Bereich das nötige Augenmaß. Des-
    halb meine Bitte, Herr Minister: Prüfen Sie doch einmal
    landschaftsfreundlichere Alternativen zur Energieerzeu-
    gung mit Windkrafträdern. Deren Förderung sollten Sie
    ins Auge fassen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Auch wenn Sie das hier immer wieder erwähnte so ge-

    nannte Sparpaket – in Wirklichkeit ist es ein Steuerer-
    höhungspaket – Ihres Kabinettskollegen Eichel betrach-
    ten, müssten Ihnen die Tränen kommen. Ist Ihnen
    eigentlich schon einmal aufgegangen, welches umwelt-
    politische Desaster sich hier anbahnt? Ich nenne einige
    Beispiele:

    Jahrelang haben Sie für umweltfreundliche Energie-
    nutzung geworben. Jetzt werden die Menschen zur Kasse
    gebeten und enttäuscht. Das Gleiche gilt für Nacht-
    speicheröfen.


    (Horst Kubatschka [SPD]: Du meine Güte! Das ist doch wirklich die Höhe! – Elke Ferner [SPD]: Das ist von vorgestern!)


    Ich habe mich vorhin gewundert, dass ein Kollege auf die
    50er- und 60er-Jahre Bezug genommen hat. Das war in
    den 70er-Jahren, als die Genossen so richtig energiegläu-
    big in Richtung Kernenergie geblickt haben.


    (René Röspel [SPD]: Da haben wir dazugelernt!)


    Da haben die Menschen Nachtspeicheröfen gekauft

    (Elke Ferner [SPD]: Im Gegensatz zu Ihnen haben wir dazugelernt! – Horst Kubatschka [SPD]: Haben Sie einmal was vom Wirkungsgrad gehört?)


    und sich darauf verlassen, dass Ihre Politik langfristig
    nachhaltig ist. Die Menschen, die das gemacht haben, sind
    heute die Betrogenen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich nenne ferner die Holzabfäller die Sie ebenfalls

    höher besteuern. Unter Holzabfällen kann sich ein Nor-
    malbürger kaum etwas vorstellen. Dahinter verbergen
    sich die so genannten Pellets, von der rot-grünen Regie-
    rung als neuer Energieträger für die Zukunft bejubelt.
    Auch wer sich darauf verlassen hat, zählt heute zu den
    Dummen, weil er zusätzlich steuerlich belastet wird.

    Dann noch ein Beispiel, das in die Advents- und Weih-
    nachtszeit passt:


    (René Röspel [SPD]: Kerzensteuer!)

    Sie wollen deutsche Weihnachtsbäume höher besteuern,
    während die importierten ungeschoren bleiben.


    (Lachen bei Abgeordneten der SPD)

    Darüber können Sie lachen, aber aus Polen und Dänemark
    importierte Weihnachtsbäume müssen über weite Strecken
    transportiert werden, in der Regel mit LKWs. Wenn das
    Ihr ökologisches Verständnis ist, dann weiß ich, warum
    Sie den Menschen dieses Geschenk auch noch unter den
    Weihnachtsbaum legen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Der Minister hat offensichtlich im Kabinett nicht den not-
    wendigen Mumm oder es ist ihm alles egal, wenn er das,
    was Eichel bestimmt, so passieren lässt.

    Nun noch kurz ein Blick auf den Einzelplan 16. Er lässt
    eigentlich nur einen Schluss zu, nämlich dass Ihr Minis-
    terium ganz wesentlich damit beschäftigt ist, sich selbst
    zu verwalten.


    (Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: So ist es!)

    Dieses Haus ist unter der rot-grünen Regierung zu einer
    echten Sich-Selbstverwaltungsbehörde verkommen. Beleg
    dafür ist die Tatsache, dass seit der Übernahme des Minis-
    teriums durch Herrn Trittin der Verwaltungshaushalt
    kontinuierlich gewachsen ist, während der Programm-
    haushalt, also die Förderung von Umweltprogrammen
    und Umweltaktivitäten, außerordentlich großen Schwan-
    kungen unterliegt. Tendenziell geht diese Förderung nach
    unten.


    (Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

    Unter der Bundesumweltministerin Merkel betrug der

    Verwaltungshaushalt 175 Millionen Euro und der Pro-
    grammhaushalt 194 Millionen Euro.


    (Elke Ferner [SPD]: Was ist dabei herumgekommen?)


    Heute beträgt der Verwaltungshaushalt, die globale Kür-
    zung eingerechnet, 222 Millionen Euro. Demgegenüber
    steht ein wesentlich niedrigerer Programmhaushalt.


    (Elke Ferner [SPD]: Wie viel hat Frau Merkel noch für Atomernergie aufwenden müssen?)


    Albrecht Feibel

    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002
    Albrecht Feibel

    Für den gesamten Einzelplan des Bundesumweltminis-
    ters ist eine Absenkung um 3 Prozent gegenüber 2002 ge-
    plant, während der Gesamthaushalt nur um 1,8 Prozent
    abnehmen soll. Der Programmhaushalt wird sogar um
    5 Prozent gekürzt. Das ist sicher kein Ausdruck der
    Durchsetzungsfähigkeit eines Ministers für Umwelt, Na-
    turschutz und Reaktorsicherheit


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Birgit Homburger [FDP])


    und kein Zeichen einer Akzentsetzung für eine angeblich
    nachhaltige Umweltpolitik.


    (Jörg Tauss [SPD]: Da würde ich mich mal zurückhalten!)


    Herr Minister, Sie schaffen es nicht einmal, im Kabinett
    eine Reduzierung Ihres Einzelplans in der Größenordnung,
    wie sie für den Gesamthaushalt vorgesehen ist, durchzu-
    setzen.

    Außerdem ist es mehr als bedauerlich, dass die meisten
    Umweltprogramme federführend von anderen Ministe-
    rien betreut werden. Dort werden die großen Summen
    ausgegeben, die die Qualität der Umweltpolitik ausma-
    chen. Der Minister redet immer sehr viel von Haushalts-
    kompetenz, aber er hat sie im Grunde genommen nicht.


    (Elke Ferner [SPD]: Gucken Sie sich einmal Ihren Kleingartenminister im Saarland an!)


    Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass mit
    dieser rot-grünen Politik ein massiver Bedeutungsverlust
    für das Umweltministerium verbunden ist.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Abschließend will ich noch ein besonders Problem an-

    sprechen. Bürger, Organisationen und Verbände, die sich
    größtenteils ehrenamtlich in den Dienst des Umwelt-
    schutzes stellen, werden von Ihnen offensichtlich
    zunächst einmal auf ihr politisches Wohlverhalten und auf
    ihre politische Übereinstimmung mit bündnisgrüner Ideo-
    logie überprüft, bevor eine Verbands- oder Projektförde-
    rung gewährt wird.


    (Waltraud Lehn [SPD]: Ha, ha!)

    Jüngstes Beispiel ist der Bund für Heimat und Umwelt,


    (Lachen der Abg. Waltraud Lehn [SPD])

    – lachen Sie ruhig! –, der unter seinem Dach 3 Millionen
    Mitglieder zählt. Ich denke, diese Zahl kann sich sehen
    lassen.


    (Waltraud Lehn [SPD]: Aber es ist ein Heimatverein!)


    Manche DGB-Gewerkschaft ist nicht so groß.

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Der Bund für Heimat und Umwelt bekam im Jahr 2000
    noch 184 576 Euro an institutioneller Förderung. 2001 ha-
    ben Sie die Förderung auf 138 560 Euro zurückgeführt.


    (René Röspel [SPD]: Was macht er denn damit?)


    Bis zum Jahr 2005 wird die Förderung auf null zurückge-
    führt.


    (Karsten Schönfeld [SPD]: Was haben die denn mit dem Geld gemacht?)


    Natürlich ist es richtig, die Frage zu stellen: Was ma-
    chen die damit?


    (Zuruf von SPD: Ja, genau!)

    Aber diese Frage müssen Sie auch den Verbänden stellen,
    die Ihnen besonders nahe stehen. Sie müssen überall kon-
    trollieren, was mit dem Geld gemacht wird.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wenn Sie das, was dieser Verband leistet, einmal ob-

    jektiv, unvoreingenommen und unideologisch betrachten,
    dann werden Sie feststellen, dass dort eine wichtige Ar-
    beit geleistet wird. Ich habe aber den Eindruck, dass das
    Wort „Heimat“ den Minister oder die rot-grüne Koalition
    arg stört. Deshalb muss dieser Verband abgestraft werden.
    Er ist offensichtlich nicht regierungskonform genug. Des-
    halb verdient Ihr Vorgehen unsere Kritik.

    Aber Kritik ist nicht nur in diesem Punkt, sondern all-
    gemein, wie ich es dargelegt habe, angezeigt. Es gibt zu
    viel Verwaltung und zu wenig Programm. Deshalb wer-
    den wir den Einzelplan 16 ablehnen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)