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ID1501202400

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    Vokabeln: 8
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    7. Spiller,: 1
    8. SPD-Frak-tion.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 733 A Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2003 (Haushaltsgesetz 2003) (Drucksache 15/150) . . . . . . . . . . . . . . 733 D b) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 2002 (Nach- tragshaushaltsgesetz 2002) (Drucksache 15/149) . . . . . . . . . . . . . . 733 D c) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht über den Stand und die voraussichtliche Ent- wicklung der Finanzwirtschaft des Bundes (Drucksache 15/151) . . . . . . . . . . . . . . 734 A in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zum Abbau von Steuervergünstigungen und Ausnahmeregelungen (Steuervergüns- tigungsabbaugesetz – StVergAbG) (Drucksache 15/119) . . . . . . . . . . . . . . . . . 734 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: Antrag der Abgeordneten Dr. Hermann Otto Solms, Dr. Andreas Pinkwart, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Weniger Staat – weniger Steuern (Drucksache 15/122) . . . . . . . . . . . . . . . . 734 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Dr. Hermann Otto Solms, Jürgen Koppelin, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der FDP: Keine Erhöhung der Mehrwertsteuer (Drucksache 15/123) . . . . . . . . . . . . . . . . 734 B Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . 734 C Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 745 C Joachim Poß SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 750 D Dr. Günter Rexrodt FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 754 A Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 755 D Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 758 D Walter Schöler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 762 D Dr. Hermann Otto Solms FDP . . . . . . . . . . . . 766 A Anja Hajduk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 768 A Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . 770 B Bartholomäus Kalb CDU/CSU . . . . . . . . . . . 771 C Jörg-Otto Spiller SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 773 C Dr. Hermann Otto Solms FDP . . . . . . . . . 776 A Dr. Michael Meister CDU/CSU . . . . . . . . . . 776 D Lothar Binding (Heidelberg) SPD . . . . . . . . . 779 C Plenarprotokoll 15/12 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 12. Sitzung Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 7: a) Beratung des Antrags der Bundesregie- rung: Beteiligung bewaffneter deut- scher Streitkräfte an dem NATO- geführten Einsatz auf mazedoni- schem Territorium zur weiteren Sta- bilisierung des Friedensprozesses und zum Schutz von Beobachtern internationaler Organisationen im Rahmen der weiteren Implementie- rung des politischen Rahmenabkom- mens vom 13. August 2001 auf der Grundlage des Ersuchens des maze- donischen Präsidenten Trajkovski vom 21. November 2002 und der Re- solution 1371 (2001) des Sicherheits- rates der Vereinten Nationen vom 26. September 2001 (Drucksache 15/127) . . . . . . . . . . . . . . 782 A b) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 18. Februar 2002 zwischen derRegie- rung der Bundesrepublik Deutsch- land und derRegierung derRepublik Polen über die Zusammenarbeit der Polizeibehörden und derGrenzschutz- behörden in den Grenzgebieten (Drucksache 15/11) . . . . . . . . . . . . . . . 782 B c) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 26. Juli 2001 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen Republik über den Bau einer Grenz- brücke an der gemeinsamen Staats- grenze in Anbindung an die Bundes- straße B 20 und die Staatsstraße I/26 (Drucksache 15/12) . . . . . . . . . . . . . . . 782 C d) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuregelung des inter- nationalen Insolvenzrechts (Drucksache 15/16) . . . . . . . . . . . . . . . 782 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Weitere Überweisung im vereinfachten Verfahren (Ergänzung zu TOP 7): Beratung des Antrags der Bundesregie- rung: Fortsetzung der Beteiligung be- waffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz einer Internationalen Sicher- heitsunterstützungstruppe in Afghanis- tan auf Grundlage der Resolutionen 1386 (2001) vom 20. Dezember 2001, 1413 (2002) vom 23. Mai 2002 und 1444 (2002) vom 27. November 2002 des Si- cherheitsrates der Vereinten Nationen (Drucksache 15/128) . . . . . . . . . . . . . . . . 782 C Tagesordnungspunkt 8: a) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelüber- sicht 1 zu Petitionen (Drucksache 15/57) . . . . . . . . . . . . . . . 782 D b) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelüber- sicht 2 zu Petitionen (Drucksache 15/58) . . . . . . . . . . . . . . . 783 A c) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelüber- sicht 3 zu Petitionen (Drucksache 15/59) . . . . . . . . . . . . . . . 783 A d) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelüber- sicht 4 zu Petitionen (Drucksache 15/61) . . . . . . . . . . . . . . . 783 A e) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelüber- sicht 5 zu Petitionen (Drucksache 15/62) . . . . . . . . . . . . . . . 783 B Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 783 B Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 784 D Elke Ferner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 787 A Birgit Homburger FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 789 B Horst Kubatschka SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 790 C Arnold Vaatz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 792 A René Röspel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 793 A Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 794 B Dr. Christian Eberl FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 795 C Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker SPD . . . . . . 796 D Albrecht Feibel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 798 C Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 800 C Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 801 D Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 802 B Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF 802 B Dr. Maria Böhmer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 805 D Ekin Deligöz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 806 C Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 807 C Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002II Hans-Josef Fell BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 809 C Christoph Hartmann (Homburg) FDP . . . . . 811 A Ulla Burchardt SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 812 B Katherina Reiche CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 815 B Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 817 B Eckart von Klaeden CDU/CSU . . . . . . . . 818 C Grietje Bettin BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 819 B Cornelia Pieper FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 820 D Ulrich Kasparick SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 822 B Marion Seib CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 823 B Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 825 B Cornelia Pieper FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 825 D Renate Schmidt, Bundesministerin BMFSFJ 826 A Ina Lenke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 829 B Maria Eichhorn CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 829 D Ekin Deligöz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 832 B Ina Lenke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 833 A Otto Fricke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 833 D Christel Humme SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 835 A Antje Tillmann CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 837 A Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 840 A Klaus Haupt FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 841 B Marlene Rupprecht (Tuchenbach) SPD . . . . 842 C Thomas Dörflinger CDU/CSU . . . . . . . . . . . 844 C Zusatztagesordnungspunkt 4: Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zurAuf- hebung des Gesetzes zur Modulation von Direktzahlungen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik und zur Än- derung des GAK-Gesetzes (Drucksache 15/108) . . . . . . . . . . . . . . . . 846 D Renate Künast, Bundesministerin BMVEL . . 847 A Gerda Hasselfeldt CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 848 D Matthias Weisheit SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 850 B Peter H. Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 851 C Hans-Michael Goldmann FDP . . . . . . . . . . . 852 B Gabriele Hiller-Ohm SPD . . . . . . . . . . . . . . . 853 D Ursula Heinen CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 855 A Matthias Berninger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 855 D Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 857 A Gudrun Kopp FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 859 D Waltraud Wolff (Wolmirstedt) SPD . . . . . . . 860 A Helmut Heiderich CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 861 C Cornelia Behm BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 863 B Albert Deß CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 864 B Peter H. Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 865 B Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . . . . . . 866 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 868 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 869 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 III (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 733 12. Sitzung Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 Beginn: 10.00 Uhr
  • folderAnlagen
    (A) (C) 868 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 869 (C)(A) Adam, Ulrich CDU/CSU 03.12.2002* Borchert, Jochen CDU/CSU 03.12.2002 Bury, Hans Martin SPD 03.12.2002 Büttner (Schönebeck), CDU/CSU 03.12.2002 Hartmut Dr. Däubler-Gmelin, SPD 03.12.2002 Herta Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 03.12.2002 Gradistanac, Renate SPD 03.12.2002 Gröhe, Hermann CDU/CSU 03.12.2002 Großmann, Achim SPD 03.12.2002 Hörster, Joachim CDU/CSU 03.12.2002* Hofbauer, Klaus CDU/CSU 03.12.2002 Kubicki, Wolfgang FDP 03.12.2002 Lintner, Eduard CDU/CSU 03.12.2002* Dr. Lucyga, Christine SPD 03.12.2002* Möllemann, Jürgen W. FDP 03.12.2002 Dr. Pinkwart, Andreas FDP 03.12.2002 Rauber, Helmut CDU/CSU 03.12.2002** Schild, Horst SPD 03.12.2002 Dr. Stadler, Max FDP 03.12.2002 Wellenreuther, Ingo CDU/CSU 03.12.2002 * für die Teilnahme an den Sitzungen der Westeuropäischen Union ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des OSZE entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenografischen Bericht Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Bartholomäus Kalb


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

    Herren! Alle Fantasie, auch alle Böswilligkeit und Miss-
    gunst, zu denen man vielleicht fähig sein könnte, hätten
    nicht ausgereicht, um das vorhersagen zu können, was Sie
    kurz nach der Wahl an Verwirrung, an Verunsicherung
    und an Chaos in Deutschland angerichtet haben. Das
    Schlimmste aber ist: Sie haben das Vertrauen der Bürger
    missbraucht, das Vertrauen der Wirtschaft zerstört,


    (Widerspruch des Abg. Peter Dreßen [SPD])

    das Vertrauen der Anleger und Investoren verloren und
    insbesondere auch das Vertrauen ausländischer Freunde
    mit Füßen getreten.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zurufe von der SPD: Oh!)


    Eine der Hauptursachen, wenn nicht die Hauptursache,
    für die desolate Situation in Deutschland ist der Verlust
    von Vertrauen und Glaubwürdigkeit, wie es das gegen-
    über einer Regierung wohl bisher noch nie gegeben hat.
    Dieses wird Ihnen jeden Tag in allen Medien immer wie-
    der bescheinigt.

    Renommierte Kommentatoren wie Helmut Maier-
    Mannhart werfen Ihnen mittlerweile arglistige Wähler-
    täuschung und Bürgerverdummung vor, beklagen aber
    zudem ebenso wie die Sachverständigen die fehlende Per-
    spektive. Wörtlich schreibt Maier-Mannhart in einem
    Beitrag für die „Passauer Neue Presse“:

    Dass man die Wähler arglistig getäuscht hat, ist aber
    im Vergleich zu den nunmehr sichtbaren Problemen
    das kleinere Übel. ... Was die Lage so desolat macht,
    ist die Perspektivlosigkeit, mit der die Regierung
    Schröder in ihre zweite Amtsperiode geht. Für nie-
    manden ist ein Konzept erkennbar, wie die Struktur-
    probleme als die eigentlichen Ursachen der Misere
    angegangen werden sollen.

    (Dr. Elke Leonhard [SPD]: Das hätten Sie vor zehn Jahren vorlesen müssen!)

    Was sollen die Menschen von all Ihren Aussagen hal-

    ten, wenn sie vor der Wahl in nicht vorstellbarer Weise mit
    der Unwahrheit bedient worden sind? Es ist ja ganz drol-
    lig, wenn jetzt Herr Gabriel aus Niedersachsen, der ver-
    mutlich Nachfolger von Hans Eichel wird,


    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Ja, genau!)


    in einem Redeschwall bei Frau Christansen kundtut, alle
    hätten seit dem Frühsommer gewusst oder zumindest wis-
    sen können, wie die tatsächliche Lage ist. Peinlich ist nur,
    dass der Chefbuchhalter der Republik – zumindest sollte
    er das sein –, Hans Eichel, noch in einem Interview für die
    „Wirtschaftswoche“ vom 24. Oktober 2002 erklärt hat:

    Dass wir mit 3 Prozent Neuverschuldung in diesem
    Jahr nicht auskommen, weiß ich auch erst, seit die
    Steuereingänge des Monats September vorliegen.

    Dr. Gesine Lötzsch

    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002
    Bartholomäus Kalb
    So weit Eichel. Sie verstricken sich immer mehr in
    Falschaussagen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Carl-Ludwig Thiele [FDP])


    Im Übrigen war es eine psychologisch raffinierte Art,
    die Herr Eichel an den Tag gelegt hat. Immer wenn ihn
    Gesprächspartner mit den härtesten Fakten konfrontiert
    haben, hat er all diese mit der Miene des Biedermannes
    und einem leichten Anflug von Entrüstung mit der Be-
    hauptung zurückgewiesen: Das ist schlicht falsch. So
    auch in der Sendung von Frau Christiansen und in dem
    vorhin erwähnten Interview in der „Wirtschaftswoche“.
    Damit wurde jeder, der die Angaben der Regierung in
    Zweifel zog, mit dem Etikett „unseriös“ versehen und in
    eine bestimmte moralische Ecke gestellt.

    Wir lassen uns nicht vorwerfen, wir hätten unsererseits
    nicht rechtzeitig und umfassend auf die Probleme hinge-
    wiesen. Ich verweise auf die Stellungnahmen der
    CDU/CSU-Haushälter – Kollege Austermann hat das
    schon vorgetragen –, in denen wir Ihnen schon im Früh-
    sommer nachgewiesen haben, dass der seinerzeit vorge-
    legte Haushaltsentwurf und das zugrunde gelegte Zahlen-
    werk keiner Nachprüfung standhalten.


    (Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Sehr wahr!)

    All diese Hinweise haben Sie mit Empörung zurückge-
    wiesen.

    Als beispielsweise Horst Seehofer vor der Wahl pro-
    gnostiziert hat, dass die Rentenbeitragshöhe nicht zu hal-
    ten sei, hat ihm Herr Riester, den heute kaum noch jemand
    kennt, sofort das Wort im Munde herumgedreht und die
    Behauptung aufgestellt, CDU und CSU wollten die Ren-
    tenbeiträge erhöhen. Was ist daraus geworden?


    (Peter Dreßen [SPD]: Wir haben Ihnen nicht das Wort verboten!)


    Aber es geht nicht nur um die Zeit vor der Wahl 2002.
    Wir nehmen für uns in Anspruch, frühzeitig auf die zu-
    nehmenden Probleme unseres Landes – nicht zuletzt in-
    folge von Globalisierung und der Veränderungen im Al-
    tersaufbau – hingewiesen und notwendige Maßnahmen
    eingeleitet zu haben. Wir haben die 1997 und 1998 be-
    schlossenen Reformen in den Bereichen Steuern – diese
    haben sie im Bundesrat blockiert –, Gesundheit und Rente
    nicht aus Lust am Untergang beschlossen, sondern aus der
    Überzeugung, dass nur mit tief greifenden Reformen und
    strukturellen Veränderungen die Wettbewerbsfähigkeit
    Deutschlands gesichert und die Lasten zwischen den Ge-
    nerationen gerecht aufgeteilt werden können. Sie dagegen
    haben so getan, als könnte sich Deutschland dem interna-
    tionalen Wettbewerb entziehen. Sie haben seinerzeit nicht
    zuletzt auch damit die Wahl gewonnen. Hierfür muss jetzt
    bitter bezahlt werden.

    Wenn jetzt häufig so getan wird, als hätten die Politiker
    insgesamt die Probleme des Landes verniedlicht, lassen wir
    das so nicht durchgehen. Wir haben immer wieder darauf
    hingewiesen, dass wir im Hinblick auf die internationale
    Wettbewerbsfähigkeit tief greifende Reformen in der
    Steuer- und Sozialgesetzgebung für dringend notwendig
    halten. Die strukturellen Probleme in unseren Sozialsyste-

    men, insbesondere bei der Rente, werden nicht allein mit ei-
    ner höheren Steuerfinanzierung zu lösen sein. Es ist meines
    Erachtens falsch, wenn behauptet wird, die Lohnnebenkos-
    ten wären ohne die Ökosteuer um den Betrag, der in diesem
    Zusammenhang eingenommen wird, höher. Niemand hat
    bis jetzt untersucht, wie viele Arbeitsplätze durch die Öko-
    steuer vernichtet oder wie sehr zumindest die Schaffung
    von neuen Arbeitsplätzen verhindert worden ist.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Niemand führt sich vor Augen, wie eng für einen großen
    Teil der Bevölkerung, für viele kleine Leute die finanziel-
    len Spielräume geworden sind und wie sehr deswegen die
    Nachfrage eingebrochen ist.

    Darüber hinaus muss gesehen werden, dass mittler-
    weile, wenn wir alle gesetzlichen Rentenversicherungs-
    systeme zusammennehmen, ein Betrag von rund 80 Milli-
    arden Euro – das ist etwa ein Drittel des Bundeshaushaltes
    und rund 40 Prozent der Rentenleistungen – über den Bun-
    deshaushalt bereitgestellt wird. Die Beitragsbezogenheit
    der Rente geht immer mehr verloren. Sie wird damit im-
    mer mehr zur Staatsrente und von der Staatsrente ist der
    Weg zur Einheitsrente nicht weit. Ich befürchte, dass sich
    hier in den nächsten Jahren und Jahrzehnten schleichend
    eine riesige Enteignung der Beitragszahler vollzieht.

    Ich möchte auf die Frage eingehen, was wir alternativ
    zu Ihrem Durchwursteln tun würden, wenn wir in der Ver-
    antwortung wären. Wir würden das tun, was wir vor der
    Wahl angekündigt haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir hätten das Scheinselbstständigengesetz bereits abge-
    schafft. Wir hätten das 325-Euro-Gesetz nicht um eine
    weitere verkorkste Variante bereichert, sondern im Be-
    reich der Geringverdiener eine klare 400-Euro-Regelung
    eingeführt. Wir würden das Betriebsverfassungs- und das
    Mitbestimmungsrecht mittelstandsfreundlich ändern und
    vor allen Dingen nicht nur von Vereinfachung sprechen,
    sondern Bürokratie auch abbauen. Wir würden nicht, wie
    es Herr Eichel vor einigen Wochen getan hat, ankündigen,
    20 000 Steuervorschriften abzuschaffen, und gleichzeitig
    jede Woche hier im Bundestag neue Verkomplizierungen
    einbringen und beschließen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    In einem zweiten Schritt würden wir ebenso, wie vor
    der Wahl angekündigt, umfassende Reformen des Steuer-
    rechts, des Gesundheitswesens, der Rente, des Arbeits-
    marktes, der Arbeitslosenhilfe und der Sozialhilfe bis hin
    zu einer Gemeindefinanzreform gründlich und solide vor-
    bereiten und dann nach eingehender Beratung entspre-
    chend beschließen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Wir würden mehr auf den Sachverstand innerhalb des

    Bundestages und weniger auf den außerhalb des Bundes-
    tages zurückgreifen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Es ist ein Unding, dass der Bundestag einerseits wesent-
    lich verkleinert und andererseits die Zahl der Entschei-


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    772


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 773

    dungsträger durch die Einsetzung von immer mehr Kom-
    missionen willkürlich ausgeweitet wird.

    Es kann nicht angehen – das betrifft jeden Parlamenta-
    rier –, dass, unterstützt durch den öffentlichen Druck, von
    den Abgeordneten verlangt wird, sie sollten die Ergebnisse
    der jeweiligen Kommissionen 1 : 1 umsetzen. Neuerdings
    spricht der Generalsekretär der SPD sogar von 2 : 1.


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Genau!)

    – Herr Kollege Gerhardt, ich habe diese Rechnung nicht
    ganz kapiert.


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Ich auch nicht!)


    Natürlich ist es richtig, sich das Wissen von Sachver-
    ständigen und Experten zu erschließen und in die Gesetz-
    gebung einfließen zu lassen. Ich bin aber sehr wohl der
    Meinung, dass es auf allen Seiten dieses Hauses durchaus
    eine Vielzahl von Kolleginnen und Kollegen gibt, die über
    beachtliches Fachwissen verfügen und bereit sind, sich in
    komplizierte Sachverhalte einzuarbeiten. Es kann auch
    nicht schaden, wenn in die Gesetzgebungsarbeit Erfah-
    rungen aus der Praxis und der Lebenswirklichkeit und der
    gesunde Menschenverstand Eingang finden.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Im Übrigen müssen sich die Experten und Wissen-

    schaftler nicht vor dem Bürger verantworten. Für all das,
    was im Bundestag beschlossen wird und in die Gesetzge-
    bung Eingang findet, müssen sich vielmehr die Abgeord-
    neten dieses Parlamentes vor den Bürgern und in der Öf-
    fentlichkeit verantworten. Die Entscheidungen des
    Gesetzgebers dürfen nicht immer mehr zu einer
    außerparlamentarischen Angelegenheit werden.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wir müssen gründlich und solide über Gesetzentwürfe

    und Vorlagen beraten und dürfen sie nicht einfach durch-
    peitschen. Vieles von dem, was Ihnen die Medien entge-
    genhalten, ist darauf zurückzuführen, dass Sie Ihre Vor-
    schläge einfach durchpeitschen und keine soliden
    Grundlagen, keine solide Datenlage haben und nicht wis-
    sen, was die Ausschüsse letztlich beschließen.

    Dass der Herr Finanzminister heute wieder wie bei der
    Aussprache zur Regierungserklärung einfach mit falschen
    Zahlen operiert und beispielsweise sagt, die Grenzsteuer-
    belastung des Mittelstandes habe 1998 bei 69 Prozent ge-
    legen – ich habe dazu eine schriftliche Anfrage gemacht
    und Frau Hendricks musste mir bestätigen, dass die
    Grenzsteuerbelastung 1998 nicht bei 69 Prozent, sondern
    bei 57,99 Prozent gelegen hat; ich habe daraus groß-
    zügigerweise 58 Prozent gemacht –, zeigt, dass es hier
    vom Kern weg fehlt; den niederbayerischen Ausdruck, es
    fehlt vom Bein weg, will ich hier nicht gebrauchen.

    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)




Rede von Dr. h.c. Susanne Kastner
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Das Wort hat der Kollege Jörg-Otto Spiller, SPD-Frak-

tion.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Jörg-Otto Spiller


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

    Herren! „Der Staat muss sicherstellen, dass jeder einen
    seiner Leistungsfähigkeit entsprechenden Beitrag im
    Rahmen einer gerechten und sinnvollen Besteuerung des
    Einkommens aus Arbeit und Vermögen leistet.“ Das ha-
    ben wir in unserem Wahlprogramm verkündet und daran
    halten wir uns.


    (Beifall bei der SPD)

    Wir haben in unserem Wahlprogramm auch angekün-

    digt, dass wir Subventionen abbauen werden. Wir haben
    immer gesagt, dass wir die Politik der Haushaltskonsoli-
    dierung und der Entlastung der Bürger mit dem Abbau
    von Sonderregelungen und Subventionen kombinieren
    wollen. Darüber bestand nie ein Zweifel.

    Ich kann überhaupt nicht verstehen, dass uns das, was
    wir jetzt mit dem Gesetzesvorhaben, das heute einge-
    bracht wird, tun, Ihren Vorwurf, wir hätten die Wähler
    getäuscht, einbringen kann. Wir haben nur das umgesetzt,
    was wir während des Wahlkampfes angekündigt haben.
    Die Bürger haben sich damit auch auseinander gesetzt.
    Sie haben mehrheitlich diesen Weg gewählt. Das darf man
    nicht beiseite schieben.


    (Beifall bei der SPD)

    Dass es Sie ärgert, dass Sie mit Ihren Sprüchen nicht
    durchgekommen sind, kann ich zwar verstehen, aber
    trotzdem liegen Sie mit Ihrem Vorwurf, wir hätten ir-
    gendjemanden getäuscht, völlig daneben.

    Ich erinnere, was Herr Stoiber am 29. August während
    der Debatte über die Entschädigung der Hochwasserge-
    schädigten im Deutschen Bundestag angekündigt hat. Er
    hat gesagt: Warum sollten wir die Entlastung der Bürger
    um ein Jahr verschieben und die Stufe der Steuerreform,
    die für 2003 vorgesehen war, auf 2004 verlegen? Das
    könne man doch alles auch durch die Anhebung der
    Verschuldung machen. Er hat dann den sagenhaften Satz
    gesprochen:

    Denn höhere Zinsen sind ein kleineres Übel als
    höhere Steuern.

    Das war das Konzept der Union und ich habe von Ihnen,
    Herr Austermann, damals keinen Widerspruch dagegen
    gehört.


    (Zurufe von der CDU/CSU)

    Den Weg in die Verschuldung, den Ausweg, neue

    Schulden zu machen, den Sie immer gewählt haben, so-
    bald es schwierig wurde, den gehen wir nicht mit.


    (Beifall bei der SPD – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Was? Bei diesem Haushalt? – Weitere Zurufe von der CDU/CSU)


    An diesem Konzept – Hans Eichel hat das immer die bei-
    den Leitplanken genannt –, Haushaltskonsolidierung und
    Entlastung der Bürger, aber auch Durchsetzung des Steu-
    eranspruchs des Staates sowie – das muss man in einer
    solchen konjunkturellen Situation allerdings tun – vo-
    rübergehendes Wirkenlassen der automatischen Stabilisa-
    toren, halten wir fest. Deswegen nehmen wir hin, dass die

    Bartholomäus Kalb

    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002
    Jörg-Otto Spiller
    Neuverschuldung in diesem Jahr höher sein wird, als ur-
    sprünglich geplant.

    Da Sie systematisch versuchen, die Bürger zu täu-
    schen, möchte ich jetzt noch einmal darlegen, wie sich die
    steuerliche Belastung für Normalbürger in Deutsch-
    land selbst unter Einschluss der Sozialabgaben wirklich
    entwickelt hat. Jeder, der vergleicht, wie es ihm 1998 er-
    gangen ist und wie es ihm heute, 2002, geht,


    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Bricht in Tränen aus!)


    kann daraus seine Schlüsse ziehen. Ich nehme als Beispiel
    einen verheirateten Arbeitnehmer mit zwei Kindern. Dem
    verblieben von seinem Bruttoeinkommen von 5 000 DM
    im Jahre 1998 77,3 Prozent netto. Wenn man das in Euro
    umrechnet,


    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Oder in Zloty!)


    um in das heutige Schema zu kommen, dann war es im
    Jahre 1998 ein Bruttoeinkommen von 2 514 Euro, von
    dem 1 944 Euro, 77,3 Prozent, verblieben. In diesem Jahr,
    2002, hat der gleiche Arbeitnehmer unter Einbeziehung
    der durchschnittlichen tariflichen Steigerungen


    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Ach so!)

    ein Bruttoeinkommen von 2 751 Euro, von dem ihm
    2248 Euro, 81,7 Prozent, netto verbleiben.


    (Beifall bei der SPD)

    Im Jahre 1998 blieben einem durchschnittlichen Arbeit-
    nehmerhaushalt mit zwei Kindern also 77,3 Prozent netto


    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Sie haben die Ökosteuer vergessen!)


    und im Jahre 2002 bei uns 81,7 Prozent.

    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Was ist mit der Ökosteuer?)

    Das haben die Leute wahrgenommen und Ihnen deswegen
    kein Vertrauen geschenkt.


    (Beifall bei der SPD – Zuruf von der CDU/CSU: Aber euch haben sie viel geschenkt, ja?)


    Was in dem Gesetzentwurf, der heute zur Debatte steht,
    im Kern angekündigt wird, ist nicht eine Erhöhung von
    Steuern,


    (Lachen bei der CDU/CSU – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Steuerterror ist das! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Da müssen Sie ja selber lachen!)


    sondern es ist die Anwendung des Rechts, die Durchset-
    zung des Rechts.


    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Steuerterror!)


    – „Steuerterror“, sagt Herr Austermann.

    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Jawohl!)


    Ich sage Ihnen einmal, was er damit meinen muss: Im
    Jahre 2001 war das Aufkommen der Körperschaft-

    steuer gleich null und das Gleiche gilt für das erste Halb-
    jahr 2002,


    (Zurufe von der CDU/CSU: Ja!)

    obwohl die Erträge der Unternehmen insgesamt solide
    waren. Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf werden wir
    Gestaltungsmöglichkeiten der Unternehmen einschrän-
    ken, beispielsweise über Organschaften oder über den so
    genannten Mantelkauf, bei dem Verluste einer anderen
    Gesellschaft eingekauft werden, um eigene Gewinne vor
    dem Finanzamt verschwinden zu lassen. Damit werden
    wir erreichen, dass Unternehmen, die Gewinne machen,
    auch Steuern zahlen.


    (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Die wenigen, die noch Gewinne machen! – Arnold Vaatz [CDU/ CSU]: Das ist ja was ganz Neues!)


    – Dass Sie besonders naiv sind, weiß ich ja, aber Sie soll-
    ten damit nicht den Betrieb des Deutschen Bundestages
    aufhalten.

    Dass sich ein Unternehmen vor dem Finanzamt sozu-
    sagen arm rechnen kann, indem es Verluste aus früheren
    Geschäftsjahren so in den Jahresabschluss des laufenden
    Geschäftsjahres einbringt, dass nie eine Steuerpflicht ent-
    steht, ist eine Manipulation, die man auf Dauer nicht hin-
    nehmen kann. Deswegen schlagen wir vor, dass es eine
    Mindestbesteuerung des Gewinns gibt und der Verlust-
    vortrag


    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Abgeschafft wird!)


    gestreckt wird.

    (Lachen bei der CDU/CSU)


    – Lachen Sie nur. Das Schöne ist nämlich, dass die Fi-
    nanzminister auch Ihrer Landesregierungen das


    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Nüchtern sehen!)


    sehr interessant finden.
    Wir haben einen zweiten Bereich im Gesetzentwurf:

    die Mehrwertsteuer. Seit eh und je gilt der Grundsatz:
    Den ermäßigten Mehrwertsteuersatz gibt es für Nah-
    rungsmittel, für Verlagserzeugnisse und für den öffentli-
    chen Personennahverkehr.


    (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Und für Tierfutter!)


    Bei einigen Dingen fragt man sich: Warum eigentlich?
    Herr Eichel hat vorhin gefragt, warum beispielsweise Ba-
    bywindeln mit dem vollen Mehrwertsteuersatz


    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Überraschungseier, Weihnachtsbäume!)


    und Schnittblumen mit dem halben Mehrwertsteuersatz
    belegt werden. Sie müssten sich einmal erkundigen – ich
    weiß nicht, ob Sie mit ihm noch reden –, wie Herr Uldall
    das sieht. Der Grundsatz, dass man Steuern nicht durch
    alle möglichen Sonderregelungen durchlöchert, schien in
    diesem Hause eigentlich mehrheitsfähig zu sein. Aber ich
    bemerke, es trifft nicht zu, dass alle Fraktionen dahinter-
    stehen. Sie sind weiterhin dafür, dass man viele Ausnah-


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    774


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002 775

    men und Sonderregelungen einführt, je nachdem, wie es
    passt.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Wie halten Sie es mit Hundefutter, Katzenfutter?)


    Kommen wir zum Bereich der direkten Subventionen.
    Wir haben immer gesagt, wir werden Subventionen auf
    den Prüfstand stellen. Und das muss auch regelmäßig ge-
    schehen.


    (Beifall bei der SPD)

    Subventionen haben normalerweise für eine gewisse Zeit
    ihre Berechtigung; aber dann gehören sie auf den Prüf-
    stand.

    Ein Beispiel dafür ist die Eigenheimzulage. Natürlich
    ist es vernünftig, auch den Bau von Eigenheimen zu för-
    dern. Aber das muss doch nicht heißen, dass man auf
    Dauer, unabhängig von der Wohnungsmarktlage, unab-
    hängig auch von den öffentlichen Kassen festlegt: Die Ge-
    samtheit der Bürger verschuldet sich etwas mehr, damit
    sich Häuslebauer nicht so stark verschulden müssen.
    Dafür braucht man jeweils eine Begründung. Wir haben
    uns entschieden, wir konzentrieren Eigenheimförderung
    auf Familien mit Kindern. Das ist voll gerechtfertigt.


    (Friedrich Merz [CDU/CSU]: Können Sie noch etwas zu den Überraschungseiern sagen? – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Halbierung!)


    Es gibt noch einige solche Bereiche im Einkommen-
    steuerrecht. Einer ist von einem Ihrer Redner genannt
    worden: Firmenwagen.Als wäre es etwas besonders Ver-
    werfliches, sich über die Besteuerung der privaten Nut-
    zung von Firmenwagen zu unterhalten! Es geht um die
    Besteuerung nur der privaten Nutzung eines Firmenwa-
    gens.


    (Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Das sind doch Überraschungseier!)


    Ich mache die derzeitige Regelung an einem Beispiel
    deutlich. Ein Arbeitnehmer hat von seiner Firma


    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Ein Überraschungsei bekommen! – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Eine Dose Schappi geschenkt bekommen!)


    einen komfortablen Mittelklassewagen im Wert von
    30 000 Euro zur Verfügung gestellt bekommen, den er un-
    entgeltlich auch privat nutzen darf. Heute hat er monatlich
    1 Prozent davon – das sind 300 Euro – als geldwerten Vor-
    teil zu versteuern. Bei einem Grenzsteuersatz von 40 Pro-
    zent – unterstellen wir einmal, es ist jemand, der ein bes-
    seres Einkommen hat – heißt das, dass er 120 Euro im
    Monat für einen komfortablen Mittelklassewagen zahlt,
    der ihm voll zur Verfügung steht.

    Jetzt vergleichen Sie dies einmal mit dem, was jemand
    aus einem versteuerten Einkommen für ein gleichwerti-
    ges Auto für private Zwecke aufwenden muss.


    (Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Das ist noch teurer! – Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Er hat ja auch noch ein bisschen dienstlich zu fahren!)


    Das ist wesentlich mehr. Wenn wir diese Steuer also um
    50 Prozent von 120 Euro auf 180 Euro anheben, ist das
    immer noch eine wesentlich günstigere Behandlung, als
    wenn das entsprechende Bruttoentgelt direkt als Arbeits-
    einkommen ausgezahlt würde.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Letzter Punkt: Besteuerung von


    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Überraschungseiern!)


    Kapitalerträgen und Veräußerungsgewinnen. In
    Deutschland besteht seit eh und je eine Steuerpflicht für
    Kapitalerträge.


    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Genau!)

    Es besteht auch seit langem eine Steuerpflicht für Ver-
    äußerungsgewinne, die innerhalb gewisser Fristen erzielt
    werden. Es besteht bloß ein deutlicher Mangel


    (Friedrich Merz [CDU/CSU]: An Überraschungseiern!)


    bei der Durchsetzung des Rechts.
    In Amerika ist es seit eh und je gang und gäbe,

    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Da gibt es gar keine Überraschungseier!)

    dass Kapitalerträge steuerpflichtig sind. Auch findet kein
    US-Bürger etwas Negatives daran, dass dem Finanzamt
    mitgeteilt wird: Dies ist ein erfolgreicher Mensch, er hat
    auch Kapitalerträge.

    Vorhin hat Herr Solms gesagt, hiermit wäre ein uner-
    träglicher Aufwand verbunden. Merkwürdigerweise geht
    dies in Amerika schon seit langem hervorragend. Ich habe
    auch noch nie gehört, dass die Kapitalmärkte in den USA
    besonders schwach wären


    (Dr. Hermann Otto Solms [FDP]: Die haben Vertrauen in die Regierung!)


    und dass es dort überhaupt nicht funktioniert, dass bei-
    spielsweise Kapital nicht einer produktiven Verwendung
    zugeführt wird. Es funktioniert dort.

    Den Einwand, der dann kommt, nämlich sie hätten an-
    geblich – bei näherer Betrachtung ist dies so deutlich
    nicht – eine niedrigere Gesamtsteuerbelastung, kann man
    auch umdrehen: Professor Kirchhof argumentiert völlig
    zu Recht, unsere Steuern seien in Deutschland auch des-
    wegen höher als in Amerika, weil Kapitalerträge nicht
    oder zumindest nicht zuverlässig erfasst würden.


    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Was lehrt uns das jetzt?)


    Viele Bürger nehmen schon heute die Erträgnisaufstel-
    lung ihrer Bank als Serviceleistung in Anspruch, wenn sie
    ihre Steuererklärung machen. Die Masse der Bürger ist
    steuerehrlich und gibt dies auch beim Finanzamt an, ohne
    dass sich irgendjemand kontrolliert fühlt, wenn die Bank
    eine Erträgnisaufstellung macht.

    Es gibt aber eben auch Bürger, die nicht steuerehrlich
    sind. Vor die stellen Sie sich, Herr Austermann


    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Ja!)


    Jörg-Otto Spiller

    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. Dezember 2002
    Jörg-Otto Spiller
    und Herr Solms. Auf die Spitze getrieben hat dies Herr
    Gerhardt. Herr Gerhardt, der Fraktionsvorsitzende der
    FDP, hat sich nicht geschämt, in einer Diskussion zu er-
    klären, er unterstütze den Vorschlag, Finanzbeamte mit
    Telefonterror zu belästigen, um damit die Finanzverwal-
    tung lahm zu legen. Herr Gerhardt sagte weiter: Zitat

    Die Lahmlegung eines Finanzamtes ist der schönste
    zivile Protest, den ich mir vorstellen kann.


    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Wie Fischer 1975!)