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  • tocInhaltsverzeichnis
    Begrüßung der Präsidenten der Nationalver- sammlung der Republik Korea, Herr Park Kwan Yong . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 531 A Verabschiedung des Abgeordneten Dr. Ingo Wolf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 531 B Begrüßung der neuen Abgeordneten Gisela Pilz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 531 B Wahl der Abgeordneten Eckhardt Barthel (Berlin), Monika Griefahn, Michael Roth (Heringen), Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg, Günter Nooke, Annette Widmann-Mauz, Volker Beck und Hans- Joachim Otto (Frankfurt) als Mitglieder des Kuratoriums der „Stiftung Denkmal für die er- mordeten Juden Europas“ . . . . . . . . . . . . . . . . 531 B Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 531 C Tagesordnungspunkt 3: a) Abgabe einer Regierungserklärung: NATO-Gipfel am 21./22. November 2002 in Prag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 532 B b) Antrag der Abgeordneten Dr. Friedbert Pflüger, Dr. Wolfgang Schäuble, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Die NATO auf die neuen Gefahren ausrichten (Drucksache 15/44) . . . . . . . . . . . . . . . 532 B Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 532 C Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . . . . 535 C Markus Meckel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 539 B Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . 540 B Eckart von Klaeden CDU/CSU . . . . . . . . 540 D Dr. Werner Hoyer FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 541 D Dr. Ludger Volmer BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 543 C Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU . . . . . . . 544 D Dr. Gerd Müller CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 545 D Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . . 547 C Dr. Karl A. Lamers (Heidelberg) CDU/CSU 549 C Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 551 A Monika Heubaum SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 552 B Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . 553 C Tagesordnungspunkt 4: a) Erste Beratung des von den Abgeordne- ten Wolfgang Bosbach, Dr. Norbert Röttgen, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU eingebrach- ten Entwurfs eines Gesetzes zur Ver- besserung des Schutzes der Bevölke- rung vor Sexualverbrechen und anderen schweren Straftaten (Drucksache 15/29) . . . . . . . . . . . . . . . 554 C b) Antrag der Abgeordneten Wolfgang Bosbach, Dr. Norbert Röttgen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Sozialtherapeutische Maßnahmen für Sexualstraftäter auf den Prüfstand stellen (Drucksache 15/31) . . . . . . . . . . . . . . . 554 C Wolfgang Bosbach CDU/CSU . . . . . . . . . . . 554 D Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . 556 D Sibylle Laurischk FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 559 A Plenarprotokoll 15/10 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 10. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 14. November 2002 I n h a l t : Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 560 B Dr. Norbert Röttgen CDU/CSU . . . . . . . . . . 561 B Christine Lambrecht SPD . . . . . . . . . . . . . . . 564 B Dr. Norbert Röttgen CDU/CSU . . . . . . . . . . 565 D Christine Lambrecht SPD . . . . . . . . . . . . . . . 566 A Jörg van Essen FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 566 B Jerzy Montag BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 567 A Dr. Jürgen Gehb CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 568 B Joachim Stünker SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 570 B Zusatztagesordnungspunkt 2: Überweisung im vereinfachten Verfah- ren Antrag der Abgeordneten Eckhardt Barthel (Berlin), Ernst Bahr (Neuruppin), weiterer Abgeordneter der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Dr. Antje Vollmer, Grietje Bettin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Den Deutschen Musikrat stärken (Drucksache 15/48) . . . . . . . . . . . . . . . . . 572 D Zusatztagesordnungspunkt 8: Abschließende Beratung ohne Aus- sprache Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses zu der Streitsa- che vor dem Bundesverfassungsgericht 2 BVerfGE 3/02 (Drucksache 15/69) . . . . . . . . . . . . . . . . . 573 A Tagesordnungspunkt 5: Wahlen zu Gremien 5 a) Schriftführer gemäß § 3 der Ge- schäftsordnung (Drucksache 15/50) . . . . . . . . . . . . . 573 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Fraktion der CDU/CSU: Be- stimmung des Verfahrens für die Be- rechnung der Stellenanteile der Fraktio- nen im Ausschuss nach Art. 77 Abs. 2 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuss) (Drucksache 15/47) . . . . . . . . . . . . . . . . . 573 B in Verbindung mit 5 b) Ausschuss nach Art. 77 Abs. 2 des Grundgesetzes (Vermittlungsaus- schuss) (Drucksachen 15/51, 15/52, 15/53, 15/54) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 573 B Volker Kauder CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 573 C Wilhelm Schmidt (Salzgitter) SPD . . . . . . . . 574 B Zusatztagesordnungspunkt 4: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der FDP: Haltung der Bundesregierung zur Situation der öffentlichen Haushalte unter Berücksichtigung der zu erwar- tenden aktuellen Steuerschätzung und der damit möglichen Notwendigkeit ei- nes Haushaltssicherungsgesetzes . . . . . . 575 A Dr. Günter Rexrodt FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 575 A Karl Diller, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . 576 C Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 578 A Christine Scheel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 579 B Steffen Kampeter CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 580 B Joachim Poß SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 581 D Carl-Ludwig Thiele FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 583 A Antje Hermenau BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 584 A Ilse Aigner CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . 585 C Ortwin Runde SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 586 D Otto Bernhardt CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 588 A Walter Schöler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 588 D Norbert Schindler CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 590 B Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . 591 C Dr. Rainer Wend SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 592 B Tagesordnungspunkt 6: Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Fortentwick- lung der ökologischen Steuerreform (Drucksachen 15/21, 15/71, 15/72) . . . . . 593 B Reinhard Schultz (Everswinkel) SPD . . . . . . 593 D Dr. Michael Meister CDU/CSU . . . . . . . . . . 595 B Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 597 A Carl-Ludwig Thiele FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 598 A Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . . . . . . 599 A Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 601 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. November 2002II Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 603 A Dr. Christian Eberl FDP . . . . . . . . . . . . . 603 D Hans Michelbach CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 604 B Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . 605 D Rolf Hempelmann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 606 B Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 607 D Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 612 C Tagesordnungspunkt 7: Erste Beratung des von den Abgeordneten Peter Götz, Dr. Michael Meister, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Neuordnung der Gemeindefinanzen (Gemeindefinanzreformgesetz) (Drucksache 15/30) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 608 A Peter Götz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . 608 B Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 609 B Horst Schild SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 610 C Dr. Andreas Pinkwart FDP . . . . . . . . . . . . . . 614 B Christine Scheel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 615 D Peter Götz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 616 B Jochen-Konrad Fromme CDU/CSU . . . . 617 B Dr. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 618 D Dr. Andreas Pinkwart FDP . . . . . . . . . . . 619 D Georg Fahrenschon CDU/CSU . . . . . . . . . . . 620 C Bernd Scheelen SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 622 D Peter Götz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 623 D Tagesordnungspunkt 8: a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Regelung des Urheber- rechts in der Informationsgesell- schaft (Drucksache 15/38) . . . . . . . . . . . . . . 625 A b) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu den WIPO-Verträgen vom 20. Dezember 1996 über Urhe- berrecht sowie über Darbietungen und Tonträger (Drucksache 15/15) . . . . . . . . . . . . . . 625 B Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . 625 B Günter Krings CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 626 C Grietje Bettin BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 629 A Rainer Funke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 629 D Dirk Manzewski SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 630 C Tagesordnungspunkt 9: Antrag der Abgeordneten Dr. Werner Hoyer, Jörg van Essen, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der FDP: Rechtssi- cherheit für die bewaffneten Einsätze deutscher Streitkräfte schaffen – ein Ge- setz zurMitwirkung des Deutschen Bun- destages bei Auslandseinsätzen der Bun- deswehr einbringen (Drucksache 15/36) . . . . . . . . . . . . . . . . . 632 C Jörg van Essen FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 632 D Christine Lambrecht SPD . . . . . . . . . . . . . . . 634 A Thomas Kossendey CDU/CSU . . . . . . . . . . . 635 B Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 636 D Dr. Andreas Schockenhoff CDU/CSU . . . . . 638 B Ulrike Merten SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 639 B Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 640 A Dr. Christoph Zöpel SPD . . . . . . . . . . . . . . . 641 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 643 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 645 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. November 2002 III (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. November 2002 531 10. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 14. November 2002 Beginn: 9.00 Uhr
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    Dr. Christoph Zöpel Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. November 2002 645 (C)(A) Daub, Helga FDP 14.11.2002* Dr. Däubler-Gmelin, SPD 14.11.2002 Herta Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 14.11.2002 Fritz, Erich G. CDU/CSU 14.11.2002 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 14.11.2002 Gradistanac, Renate SPD 14.11.2002 Freiherr von und zu CDU/CSU 14.11.2002 Guttenberg, Karl-Theodor entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenografischen Bericht Hoffmann (Chemnitz), SPD 14.11.2002 Jelena Kubicki, Wolfgang FDP 14.11.2002 Lietz, Ursula CDU/CSU 14.11.2002 Möllemann, Jürgen W. FDP 14.11.2002 Nitzsche, Henry CDU/CSU 14.11.2002 Rossmanith, Kurt J. CDU/CSU 14.11.2002* * für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Christoph Zöpel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Sehr verehrte Kolleginnen und Kol-

    legen! Lassen Sie mich mit einer ganz allgemeinen Ein-
    sicht beginnen. Zu dem, was mich an Hinweisen während
    meiner jetzt langen administrativen wie parlamentari-
    schen Tätigkeit besonders beeindruckt hat, gehörte der
    Hinweis eines nordrhein-westfälischen Beamten kurz vor
    seiner Pensionierung. Er war liberal-konservativ einge-
    stellt und stark von Willi Weyer geprägt. Er hat mir ein-
    mal, als wir über ein Gesetz sprachen, gesagt: Herr Minis-
    ter, wenn es nicht notwendig ist, ein Gesetz zu machen,
    dann ist es notwendig, kein Gesetz zu machen.


    (Heiterkeit bei der SPD)

    Diesen ersten Gedanken würde ich über diese Diskussion
    stellen. Ist es notwendig, ein Gesetz zu machen?


    (Jörg van Essen [FDP]: Ja, leider!)

    Ich bin mir nicht sicher. Herr Kollege, ich bin bereit, mit
    Ihnen darüber nachzudenken, aber ich bin noch nicht
    überzeugt.

    Der konstitutive Beschluss des Bundestages zu Einsät-
    zen deutscher Soldaten im Ausland hat sich bewährt. Es
    ist vielleicht das Schönste in dieser Debatte, dass die Red-
    ner aller Fraktionen dies gesagt haben. Er hat sich weit da-
    rüber hinaus insofern bewährt, als er im Verfahren des
    Bundestages funktional ist. Er hat sich als ein Beitrag zur
    Stabilisierung von Demokratie in Deutschland und zur
    demokratischen Integration bewährt.

    Der schwierige Prozess öffentlich wirksamer Debatten
    hier im Hause darüber, was deutsche Soldaten – vor allem

    Christian Schmidt (Fürth)





    Dr. Christoph Zöpel
    nach 1989, als wir wieder eine andere Handlungsfähigkeit
    im globalen und internationalen Zusammenhang bekom-
    men haben – im Ausland dürfen oder nicht, war wichtig
    und unverzichtbar. So berechtigt es sein mag, sich heute
    vorzuhalten, was der eine vor einigen Jahren gesagt oder
    nicht gesagt hat, es gäbe ohne diesen intensiven Diskus-
    sionsprozess, der nur in Verbindung mit diesem konstitu-
    tiven Recht möglich war, heute nicht diese kritische und
    erforderlichenfalls auch zustimmende Haltung der großen
    Mehrheit der Gesellschaft der Bundesrepublik Deutsch-
    land bei schwierigen Weltlagen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Dass diese in Westdeutschland zurzeit etwas stärker ist als
    in Ostdeutschland, ist völlig begreifbar. An solchen Stel-
    len wird historisches Schicksal offenkundig, nämlich dass
    der, der sich erst später in diesen demokratischen Diskurs
    einschalten konnte, mehr Zeit braucht, um aufzuholen.

    Der erwähnte Prozess war und bleibt notwendig als ein
    Beitrag Deutschlands zur Diskussion innerhalb von und
    zwischen Demokratien über die Funktion von Mi-
    litäreinsätzen. Dass Deutschland besonders kritisch da-
    mit umgeht, bleibt historisch notwendig. Es gibt gar kei-
    nen Grund, nicht Stolz darauf zu sein, dass wir Deutschen
    die Lehre aus den verbrecherischen Möglichkeiten, Sol-
    daten in andere Länder zu schicken, gezogen haben und
    jetzt auf der internationalen Bühne besonders kritisch da-
    mit umgehen. Insoweit ist es kein Zufall, sondern ein
    Grund, berechtigt und dennoch wieder nachdenklich hin-
    sichtlich der eigenen Geschichte den deutschen Parla-
    mentsvorbehalt betreffend Soldateneinsätze international
    zu verteidigen und auch zu erklären.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wenn Deutschland hinsichtlich Krieg das nachdenk-
    lichste Land unter den Demokratien ist, dann ist das not-
    wendig und gut. Für den Alltag finde ich es schön, wenn
    der deutsche Vertreter im NATO-Rat bei den ersten Über-
    legungen über die NATO-Response-Force darauf hin-
    weist, es gebe in Deutschland den Parlamentsvorbehalt
    und an dem solle festgehalten werden. Ich halte das für ei-
    nen Beitrag zur demokratischen Kultur innerhalb der in-
    ternationalen Gemeinschaft.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Verschiedene Hinweise sind gegeben worden, worüber
    im Einzelnen nachgedacht werden kann. Ich komme noch
    darauf zurück.

    An einer Stelle möchte ich Ihnen zwar nicht direkt wi-
    dersprechen, Herr Kollege Kossendey, aber ich muss sa-
    gen, dass ich da nachdenklich geworden bin. Es geht um
    Ihren Hinweis, die Art der internationalen Zusammenarbeit
    in Fragen der Sicherheitspolitik müsse uns dazu veranlas-
    sen, zu überprüfen, wie ein solcher Parlamentsvorbehalt
    zur Geltung gebracht werden kann. Die Frage ist berechtigt.

    Ich will dazu sehr offen sagen: Die Notwendigkeit in-
    ternationaler Zusammenarbeit in der Sicherheitspoli-
    tik, in der Umweltpolitik, in der Wirtschaftspolitik und in

    vielen anderen Bereichen ist unumstritten. Diese Zusam-
    menarbeit ist notwendigerweise zunächst einmal eine Zu-
    sammenarbeit der Regierungen. Diese internationale
    Zusammenarbeit beschränkt sich aber nicht auf die Zu-
    sammenarbeit von Regierungen, sondern sie wird in vie-
    len Bereichen – das ist besonders kritisch im Bereich der
    Sicherheitspolitik zu sehen – zunehmend zu einer Auf-
    gabe sich verselbstständigender internationaler Büro-
    kratien.

    Ich will nicht von vornherein etwas gegen diejenigen
    Institutionen sagen, die sich um die Sicherheit kümmern.
    Aber wenn es richtig ist, dass die Frage von Krieg und
    Frieden eine Schicksalsfrage ist, dann muss man sich fra-
    gen, ob hinsichtlich der Sicherheit der öffentliche Diskurs
    und die parlamentarische Kontrolle reichen.

    Solange wir in Europa – natürlich auch weltweit – noch
    nicht darüber nachgedacht haben, wie eine parlamentari-
    sche Begleitung der von internationalen Institutionen ver-
    antworteten Politik möglich ist, sollten wir besonders an
    unserem konstitutiven Recht festhalten und es geradezu
    als Vehikel benutzen, zunächst in Europa und dann welt-
    weit darüber zu diskutieren, wie mehr parlamentarische
    Kontrolle gegenüber sich sonst verselbstständigenden in-
    ternationalen Bürokratien organisiert werden kann. Diese
    Frage stellt sich mir im Zusammenhang mit dem Punkt,
    den Sie angesprochen haben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Deswegen bin ich an dieser Stelle ganz besonders vor-
    sichtig.

    Die NATO-Response-Force ist aufgrund des Parla-
    mentsvorbehalts ein Problem. In diesem Punkt gab es eine
    gute Analyse und es wurden die richtigen Fragen gestellt.
    Meine Antwort lautet: Gerade bei der NATO-Response-
    Force sollten wir an dem Parlamentsvorbehalt festhalten
    und mit allen Alliierten darüber sprechen, wie er auch wo-
    anders eingeführt werden kann.

    Eine weitere Bemerkung. Der Umgang mit diesem
    Recht des Parlaments ist nicht immer einfach. Das mag
    von Regierung zu Regierung unterschiedlich sein, abhän-
    gig davon, von welchen Parteien sie gestützt werden. Ich
    glaube aber, dass alle Regierungen große Mühe aufwen-
    den mussten, entsprechende Beschlüsse zu erreichen. Ich
    nehme da keine Regierung aus.


    (Jörg van Essen [FDP]: Manchmal gab es auch handwerkliche Fehler!)


    – Wenn man lange in diesem Bereich tätig ist, weiß man,
    dass handwerkliche Fehler nie auszuschließen sind.


    (Jörg van Essen [FDP]: So ist es!)

    Wenn man zu viele handwerkliche Fehler macht, kann
    man daran scheitern. Man kann aber auch scheitern, wenn
    man sich nicht um eine ausreichende demokratische Le-
    gitimation bemüht.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Lassen Sie mich deshalb mehr an die Adresse meiner
    Partei und an die des Koalitionspartners sagen: Es war


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    642


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    anstrengend in der letzten Legislaturperiode, für be-
    stimmte Bundeswehreinsätze eine Zustimmung zu be-
    kommen. Ich denke, Bundeskanzler Gerhard Schröder und
    die Parlamentarischen Geschäftsführer waren manchmal
    nachdenklich. Aber mein Eindruck ist: Diese Debatten ha-
    ben sich gelohnt, weil sie die Demokratie stabilisiert haben


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    und die Legitimation außerhalb des Parlaments eingeholt
    haben. Auf diese Leistung, die auch in Zukunft notwendig
    ist, möchte ich nicht verzichten. Auch diesen Punkt sollte
    man sehen.

    Die Vorredner meiner Fraktion haben die Gesprächs-
    bereitschaft signalisiert. Ich schließe mich dem an. Lassen
    Sie mich deshalb aus meiner Sicht nur noch die Richtung
    nennen. Ich bin der festen Überzeugung, dass man über
    die Geschäftsordnung reden sollte: Wie kann man die
    Rechte des Parlaments respektieren, ohne die Abläufe zu
    verzögern? Es entspricht nämlich nicht der Lebenswirk-
    lichkeit, davon auszugehen, dass ein Parlament an 365 Ta-
    gen jeweils 24 Stunden zur Verfügung stehen kann. Auch
    das sollte man berücksichtigen.

    Ich als Nichtjurist bin sehr skeptisch, ob ein kasuisti-
    sches Gesetz, das regelt, was in welchem Fall eines inter-
    nationalen Vorfalls passieren sollte, überhaupt möglich
    ist. Stellen wir uns einmal vor, wir hätten dieses Gesetz
    vor fünf Jahren verabschiedet. Ich vermute; ein Großteil
    der dann vorgenommenen Legaldefinitionen würde der
    Situation nach dem 11. September nicht entsprochen ha-
    ben. Dann hätten wir jetzt eine neue Debatte. Reichen un-
    sere Definitionen? Das ist meine Hauptskepsis.

    Deshalb neige ich dazu, primär die Geschäftsordnung
    heranzuziehen und sich dann doch eines zu sagen: Wir
    sind auf der Grundlage unseres Grundgesetzes, interpre-
    tiert durch das Bundesverfassungsgericht, ganz ordentlich

    mit diesen Einsätzen umgegangen, mit vielen positiven
    Wirkungen: Alle Einsätze, die wir für nötig hielten, haben
    stattgefunden. Den Soldaten ist dabei meines Erachtens
    im Ergebnis nichts geschehen, was sie in Unsicherheit ge-
    bracht hätte. Die Legitimation in der Bevölkerung, die
    dadurch erzielt wurde, war erheblich.

    In der derzeitigen Lage haben wir den Eindruck, die Si-
    cherheitssituation könnte in zwölf Monaten wieder völlig
    anders sein als heute. Wer kann das so genau voraussa-
    gen? Die Abgrenzung zwischen dem Militär und der in-
    ternationalen Polizei mag Gegenstand eines neuen völ-
    kerrechtlichen und dann auch in den einzelnen Staaten zu
    beachtenden Gesetzesvorhabens sein. Lassen Sie uns vor
    diesem Hintergrund diese Angelegenheit eher in Ruhe be-
    trachten, als vorschnell etwas zu tun. Dennoch, Herr Kol-
    lege van Essen, Ihre Anregung ist richtig.

    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ich schließe damit die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf

Drucksache 15/36 an die in der Tagesordnung aufgeführ-
ten Ausschüsse vorgeschlagen. – Sie sind damit offen-
sichtlich einverstanden. Dann verfahren wir auch so. Die
Überweisung ist beschlossen.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tagesord-
nung. Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen
Bundestages auf morgen, Freitag, den 15. November
2002, 9 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.