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ID1501019700

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Begrüßung der Präsidenten der Nationalver- sammlung der Republik Korea, Herr Park Kwan Yong . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 531 A Verabschiedung des Abgeordneten Dr. Ingo Wolf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 531 B Begrüßung der neuen Abgeordneten Gisela Pilz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 531 B Wahl der Abgeordneten Eckhardt Barthel (Berlin), Monika Griefahn, Michael Roth (Heringen), Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg, Günter Nooke, Annette Widmann-Mauz, Volker Beck und Hans- Joachim Otto (Frankfurt) als Mitglieder des Kuratoriums der „Stiftung Denkmal für die er- mordeten Juden Europas“ . . . . . . . . . . . . . . . . 531 B Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 531 C Tagesordnungspunkt 3: a) Abgabe einer Regierungserklärung: NATO-Gipfel am 21./22. November 2002 in Prag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 532 B b) Antrag der Abgeordneten Dr. Friedbert Pflüger, Dr. Wolfgang Schäuble, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Die NATO auf die neuen Gefahren ausrichten (Drucksache 15/44) . . . . . . . . . . . . . . . 532 B Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 532 C Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . . . . 535 C Markus Meckel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 539 B Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . 540 B Eckart von Klaeden CDU/CSU . . . . . . . . 540 D Dr. Werner Hoyer FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 541 D Dr. Ludger Volmer BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 543 C Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU . . . . . . . 544 D Dr. Gerd Müller CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 545 D Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . . 547 C Dr. Karl A. Lamers (Heidelberg) CDU/CSU 549 C Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 551 A Monika Heubaum SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 552 B Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . 553 C Tagesordnungspunkt 4: a) Erste Beratung des von den Abgeordne- ten Wolfgang Bosbach, Dr. Norbert Röttgen, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU eingebrach- ten Entwurfs eines Gesetzes zur Ver- besserung des Schutzes der Bevölke- rung vor Sexualverbrechen und anderen schweren Straftaten (Drucksache 15/29) . . . . . . . . . . . . . . . 554 C b) Antrag der Abgeordneten Wolfgang Bosbach, Dr. Norbert Röttgen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Sozialtherapeutische Maßnahmen für Sexualstraftäter auf den Prüfstand stellen (Drucksache 15/31) . . . . . . . . . . . . . . . 554 C Wolfgang Bosbach CDU/CSU . . . . . . . . . . . 554 D Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . 556 D Sibylle Laurischk FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 559 A Plenarprotokoll 15/10 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 10. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 14. November 2002 I n h a l t : Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 560 B Dr. Norbert Röttgen CDU/CSU . . . . . . . . . . 561 B Christine Lambrecht SPD . . . . . . . . . . . . . . . 564 B Dr. Norbert Röttgen CDU/CSU . . . . . . . . . . 565 D Christine Lambrecht SPD . . . . . . . . . . . . . . . 566 A Jörg van Essen FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 566 B Jerzy Montag BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 567 A Dr. Jürgen Gehb CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 568 B Joachim Stünker SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 570 B Zusatztagesordnungspunkt 2: Überweisung im vereinfachten Verfah- ren Antrag der Abgeordneten Eckhardt Barthel (Berlin), Ernst Bahr (Neuruppin), weiterer Abgeordneter der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Dr. Antje Vollmer, Grietje Bettin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Den Deutschen Musikrat stärken (Drucksache 15/48) . . . . . . . . . . . . . . . . . 572 D Zusatztagesordnungspunkt 8: Abschließende Beratung ohne Aus- sprache Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses zu der Streitsa- che vor dem Bundesverfassungsgericht 2 BVerfGE 3/02 (Drucksache 15/69) . . . . . . . . . . . . . . . . . 573 A Tagesordnungspunkt 5: Wahlen zu Gremien 5 a) Schriftführer gemäß § 3 der Ge- schäftsordnung (Drucksache 15/50) . . . . . . . . . . . . . 573 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Fraktion der CDU/CSU: Be- stimmung des Verfahrens für die Be- rechnung der Stellenanteile der Fraktio- nen im Ausschuss nach Art. 77 Abs. 2 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuss) (Drucksache 15/47) . . . . . . . . . . . . . . . . . 573 B in Verbindung mit 5 b) Ausschuss nach Art. 77 Abs. 2 des Grundgesetzes (Vermittlungsaus- schuss) (Drucksachen 15/51, 15/52, 15/53, 15/54) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 573 B Volker Kauder CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 573 C Wilhelm Schmidt (Salzgitter) SPD . . . . . . . . 574 B Zusatztagesordnungspunkt 4: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der FDP: Haltung der Bundesregierung zur Situation der öffentlichen Haushalte unter Berücksichtigung der zu erwar- tenden aktuellen Steuerschätzung und der damit möglichen Notwendigkeit ei- nes Haushaltssicherungsgesetzes . . . . . . 575 A Dr. Günter Rexrodt FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 575 A Karl Diller, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . 576 C Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 578 A Christine Scheel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 579 B Steffen Kampeter CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 580 B Joachim Poß SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 581 D Carl-Ludwig Thiele FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 583 A Antje Hermenau BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 584 A Ilse Aigner CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . 585 C Ortwin Runde SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 586 D Otto Bernhardt CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 588 A Walter Schöler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 588 D Norbert Schindler CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 590 B Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . 591 C Dr. Rainer Wend SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 592 B Tagesordnungspunkt 6: Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Fortentwick- lung der ökologischen Steuerreform (Drucksachen 15/21, 15/71, 15/72) . . . . . 593 B Reinhard Schultz (Everswinkel) SPD . . . . . . 593 D Dr. Michael Meister CDU/CSU . . . . . . . . . . 595 B Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 597 A Carl-Ludwig Thiele FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 598 A Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . . . . . . 599 A Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 601 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. November 2002II Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 603 A Dr. Christian Eberl FDP . . . . . . . . . . . . . 603 D Hans Michelbach CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 604 B Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . 605 D Rolf Hempelmann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 606 B Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 607 D Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 612 C Tagesordnungspunkt 7: Erste Beratung des von den Abgeordneten Peter Götz, Dr. Michael Meister, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Neuordnung der Gemeindefinanzen (Gemeindefinanzreformgesetz) (Drucksache 15/30) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 608 A Peter Götz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . 608 B Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 609 B Horst Schild SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 610 C Dr. Andreas Pinkwart FDP . . . . . . . . . . . . . . 614 B Christine Scheel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 615 D Peter Götz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 616 B Jochen-Konrad Fromme CDU/CSU . . . . 617 B Dr. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 618 D Dr. Andreas Pinkwart FDP . . . . . . . . . . . 619 D Georg Fahrenschon CDU/CSU . . . . . . . . . . . 620 C Bernd Scheelen SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 622 D Peter Götz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 623 D Tagesordnungspunkt 8: a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Regelung des Urheber- rechts in der Informationsgesell- schaft (Drucksache 15/38) . . . . . . . . . . . . . . 625 A b) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu den WIPO-Verträgen vom 20. Dezember 1996 über Urhe- berrecht sowie über Darbietungen und Tonträger (Drucksache 15/15) . . . . . . . . . . . . . . 625 B Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . 625 B Günter Krings CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 626 C Grietje Bettin BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 629 A Rainer Funke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 629 D Dirk Manzewski SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 630 C Tagesordnungspunkt 9: Antrag der Abgeordneten Dr. Werner Hoyer, Jörg van Essen, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der FDP: Rechtssi- cherheit für die bewaffneten Einsätze deutscher Streitkräfte schaffen – ein Ge- setz zurMitwirkung des Deutschen Bun- destages bei Auslandseinsätzen der Bun- deswehr einbringen (Drucksache 15/36) . . . . . . . . . . . . . . . . . 632 C Jörg van Essen FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 632 D Christine Lambrecht SPD . . . . . . . . . . . . . . . 634 A Thomas Kossendey CDU/CSU . . . . . . . . . . . 635 B Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 636 D Dr. Andreas Schockenhoff CDU/CSU . . . . . 638 B Ulrike Merten SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 639 B Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 640 A Dr. Christoph Zöpel SPD . . . . . . . . . . . . . . . 641 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 643 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 645 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. November 2002 III (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. November 2002 531 10. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 14. November 2002 Beginn: 9.00 Uhr
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    Dr. Christoph Zöpel Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. November 2002 645 (C)(A) Daub, Helga FDP 14.11.2002* Dr. Däubler-Gmelin, SPD 14.11.2002 Herta Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 14.11.2002 Fritz, Erich G. CDU/CSU 14.11.2002 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 14.11.2002 Gradistanac, Renate SPD 14.11.2002 Freiherr von und zu CDU/CSU 14.11.2002 Guttenberg, Karl-Theodor entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenografischen Bericht Hoffmann (Chemnitz), SPD 14.11.2002 Jelena Kubicki, Wolfgang FDP 14.11.2002 Lietz, Ursula CDU/CSU 14.11.2002 Möllemann, Jürgen W. FDP 14.11.2002 Nitzsche, Henry CDU/CSU 14.11.2002 Rossmanith, Kurt J. CDU/CSU 14.11.2002* * für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Winfried Nachtwei


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Auslandseinsätze der Bundeswehr sind kein Mittel der


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    636


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    Politik wie viele andere, sie sind in der Regel besonders
    teuer, sie sind riskant und deshalb auch besonders be-
    gründungsbedürftig. Auch wenn es für uns immer um
    multilaterale Einsätze geht, so ist zugleich klar, dass die
    Entscheidung über eine deutsche Beteiligung an multi-
    lateralen Maßnahmen zur Krisenbewältigung nicht in
    New York, nicht in Washington und nicht in Brüssel fällt.
    Das Bundesverfassungsgericht hat in seinem Urteil vom
    12. Juli 1994 klargestellt, dass diese Verantwortung nicht
    allein der Bundesregierung überlassen werden darf. Es
    ist vielmehr der Deutsche Bundestag, der konstitutiv
    über den Einsatz bewaffneter deutscher Streitkräfte zu
    entscheiden hat.


    (Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])

    Die parlamentarische Entscheidungshoheit über den

    Einsatz der Streitkräfte ist eine fundamentale demokra-
    tische Errungenschaft. Der konstitutive Parlamentsvorbe-
    halt ist nicht nur verfassungsrechtlich vorgeschrieben,
    sondern auch politisch überaus sinnvoll.


    (Jörg van Essen [FDP]: Sehr richtig!)

    Er gewährleistete bisher eine besonders intensive parla-
    mentarische Beratung und trug, so meine ich, immer zu
    einer verantwortlichen Entscheidungsfindung und breiten
    Konsensbildung im Parlament und in der Gesellschaft bei.


    (Jörg van Essen [FDP]: Sehr richtig!)

    Der Parlamentsvorbehalt ist zugleich Eckstein der mi-
    litärpolitischen Zurückhaltung der Bundesrepublik, der
    sich, so glaube ich, weiterhin alle Fraktionen verpflichtet
    fühlen.

    Seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts von
    1994 haben wir umfassende Erfahrungen mit den ver-
    schiedensten Arten von Auslandseinsätzen der Bundes-
    wehr gemacht. Man kann wirklich sagen: Keiner war dem
    anderen gleich. Dabei ergaben sich zugleich bestimmte
    Anforderungen. Die wichtigste Anforderung an die Recht-
    mäßigkeit von Auslandseinsätzen ist selbstverständlich
    ihre völkerrechtliche Legalität. Diese war bei der Betei-
    ligung der Bundesrepublik an den NATO-Luftangriffen
    auf die Bundesrepublik Jugoslawien strittig. Es bestand
    und besteht in diesem Haus aber auch ein breiter Konsens
    darüber, dass das Übel der Nichtmandatierung durch den
    VN-Sicherheitsrat nicht als Präzedenzfall, sondern als
    Ausnahme in einem Wertekonflikt und bei Bestehen einer
    völkerrechtlichen Regelungslücke verstanden werden
    muss.


    (Jörg van Essen [FDP]: Sehr richtig!)

    Die Bundesregierung hat bewiesen, dass sie eine ein-
    deutige völkerrechtliche Legitimation seitdem immer zur
    Voraussetzung für Auslandseinsätze macht. Deshalb hat
    sie auch immer eine Mandatierung durch den VN-Sicher-
    heitsrat angestrebt.

    Neue Fragen ergeben sich allerdings bei der militä-
    rischen Bekämpfung des Terrorismus.Mit den einschlä-
    gigen Resolutionen, mit denen er das naturgegebene
    Recht zur individuellen und kollektiven Selbstvertei-
    digung bekräftigte, gab der UN-Sicherheitsrat eine Art
    Einstiegslegitimation. Immer deutlicher stellt sich aber

    die Frage nach den Grenzen dieses Selbstverteidigungs-
    rechts. Wenn zum Beispiel das Recht beansprucht wird,
    zu jeder Zeit und an jedem Ort gegebenenfalls mit
    Präemptionsangriffen gegen die terroristische Bedrohung
    vorzugehen, wird das völkerrechtliche Gewaltverbot der
    UN-Charta unterhöhlt und seine Beachtung de facto in
    das Belieben der Stärksten gestellt.

    Laut Urteil des Bundesverfassungsgerichts liegt ein
    Einsatz bewaffneter Streitkräfte dann vor, wenn Bundes-
    wehrsoldaten in – Zitat – „bewaffnete Auseinanderset-
    zungen einbezogen werden können“. Beobachtermissio-
    nen, wie zum Beispiel in Georgien, oder unbewaffnete
    Hilfseinsätze, wie vor einiger Zeit bei der Flutkatastrophe
    in Mosambik, fallen eindeutig nicht darunter.

    Abgrenzungsprobleme gibt es aber in der Tat bei
    Hilfseinsätzen mit Selbstschutzkomponente – Herr van
    Essen hat den Fall Afghanistan angesprochen – sowie bei
    bewaffneten Erkundungs- und Vorauskommandos.


    (Jörg van Essen [FDP]: Richtig!)

    In dem Bereich der vorbereitenden Maßnahmen und vor
    allem dann, wenn bewaffnete Streitkräfte sehr schnell ent-
    sandt werden sollen, gibt es sicherlich Klärungsbedarf.
    Das wird zurzeit vor allem im Kontext des US-Vorschlags
    einerNATO-Response-Force diskutiert. Bei der Klärung
    dieser Fragen ist allerdings zweierlei zu berücksichtigen:

    Erstens darf der konstitutiven Befassung des Bundes-
    tages nicht vorgegriffen werden; sie darf nicht präjudiziert
    werden.

    Zweitens sind die Erfahrungen mit VN-Friedensmis-
    sionen zu bedenken, wonach eine zügige Einsatzbereit-
    schaft der nationalen Kontingente und dabei – das sage
    ich ausdrücklich und ich betone es – der militärischen, po-
    lizeilichen und zivilen Komponenten entscheidend für
    ihre Wirksamkeit ist.

    Die aktuelle Diskussion um die Schnellst-Einsatzbe-
    reitschaft einer NATO-Response-Force und die An-
    führung angeblicher Probleme, die sich aufgrund der bis-
    herigen Parlamentsbeteiligung ergeben hätten, scheinen
    mir allerdings weitgehend an der Sache vorbeizugehen. In
    Not- und Rettungseinsätzen ist in der Tat eine Entsendung
    in kürzester Zeit notwendig. Wenn es auch keine ganz
    klare Regelung gibt, so gibt es doch zumindest eine ge-
    wisse abgesicherte Praxis. Bei allen anderen umfassenden
    Kriseneinsätzen sind das Vorliegen einer politischen Kon-
    zeption, die Abstimmung unter Partnern und die Flankie-
    rung durch nicht militärische Fähigkeiten unverzichtbar.
    Das braucht selbstverständlich eine gewisse Zeit. Ich
    meine, diese Zeit reicht allemal auch für eine fundierte
    Beteiligung des Bundestags.

    Die Streitkräfte und das Regierungshandeln in mi-
    litärischen Fragen unterliegen immer einer besonderen
    parlamentarischen Kontrolle durch den Verteidigungsaus-
    schuss, den Wehrbeauftragten und aufgrund des Budget-
    rechts des Parlaments. Der Einsatz von Spezialkräften
    erfordert eine besondere Geheimhaltung. Spezialsoldaten
    agieren praktisch immer verdeckt und auch in so genann-
    ten unkonventionellen Einsätzen, bei denen sich die Frage
    stellen kann, wie dabei die Regeln des Kriegsvölkerrechts
    eingehalten werden können.

    Winfried Nachtwei




    Winfried Nachtwei

    In der vorigen Legislaturperiode war meiner Erfahrung
    nach eine parlamentarische Kontrolle von Spezialeinsät-
    zen de facto nicht gewährleistet.


    (Jörg van Essen [FDP]: Richtig!)

    In der Koalitionsvereinbarung ist deshalb ausdrücklich
    festgehalten worden, dass die parlamentarische Kontrolle
    von Spezialeinsätzen gewährleistet werden muss. Nach
    meiner bisherigen Erfahrung in dieser Legislaturperiode
    erfolgt die Unterrichtung des Parlaments über die Obleute
    ordnungsgemäß. Nichtsdestoweniger meine ich, dass wir
    weiter darüber diskutieren sollten, ob in diesem Zusam-
    menhang nicht doch eine der Geheimdienstkontrolle ver-
    gleichbare Einrichtung des Parlaments angebracht wäre.

    Zur politischen Kontrolle der Auslandseinsätze gehört
    auch ihre regelmäßige politische Bewertung. Hierzu
    wurden vor allem im Rahmen von Enduring Freedom er-
    hebliche Fortschritte gemacht. Durch Vorlage eines zwei-
    ten bilanzierenden Gesamtberichts der Bundesregierung
    zur deutschen Beteiligung an Enduring Freedom ist das
    Parlament nun in ganz anderer Weise in der Lage, zu be-
    urteilen, wie wirksam dieser Einsatz tatsächlich war.

    Angesichts dieser Debatte meine ich, dass wir mit der
    Klärung der heute angesprochenen und zum Teil noch of-
    fenen Fragen gut vorankommen können.

    Danke schön.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie des Abg. Jörg van Essen [FDP])




Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Dr. Schockenhoff.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Andreas Schockenhoff


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

    Wir sind uns offensichtlich über alle Fraktionen des Hau-
    ses hinweg darüber einig, dass in bestimmten Fragen Re-
    gelungsbedarf besteht. Ich gehe davon aus, dass wir diese
    Fragen auch ziemlich ähnlich bewerten. Deswegen be-
    grüße ich die Initiative der FDP-Fraktion und bin nach
    dem bisherigen Verlauf der Debatte der Überzeugung,
    dass wir zu einvernehmlichen Regelungen kommen wer-
    den.

    Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts legt eindeu-
    tig fest, wer konstitutiv über Einsätze zu entscheiden hat,
    wer das Initiativrecht hat und wer die Umstände der
    Einsätze bestimmt. In dem Antrag wird zu Recht darauf
    verwiesen, dass im Urteil des Bundesverfassungsgerichts
    und seiner Begründung die Frage offen bleibt, was unter
    dem Einsatz bewaffneter Streitkräfte zu verstehen ist.
    Ich meine aber, dass das Bundesverfassungsgericht die
    genaue Definition oder Kategorisierung von Einsätzen
    nicht aus Nachlässigkeit unterlassen hat, Herr van Essen,
    sondern dass es aus gutem Grund so gehandelt hat, weil
    sich nämlich alle Einsätze voneinander unterscheiden.

    Der Kollege Kossendey hat darauf hingewiesen, dass
    wir seit mehr als zehn Jahren Erfahrungen mit der parla-

    mentarischen Befassung mit diesem Thema gesammelt
    haben. Aber bisher unterschied sich jeder einzelne Einsatz
    in seinem Charakter, seinen Risiken und auch hinsichtlich
    der jeweiligen Umstände von den anderen Einsätzen.
    Deswegen stehe ich der in dem Antrag enthaltenen For-
    derung, in einem Gesetzentwurf zu definieren, was unter
    dem Begriff „Einsatz bewaffneter Streitkräfte“ zu verste-
    hen ist, skeptisch gegenüber.

    Sie haben eine Unterscheidung zwischen zwölf Son-
    derfällen einschließlich des Einsatzes regulärer Streit-
    kräfte vorgeschlagen, die noch erweitert werden kann.
    Aber gerade das von Ihnen, Herr van Essen, genannte Bei-
    spiel der Bundeswehr-Mission in Afghanistan, die plötz-
    lich zur Erdbebenhilfe herangezogen wurde, zeigt, dass
    diese Einsätze im Zweifelsfall in keine bestimmte Kate-
    gorie hineinpassen. Dies kann auch dann eintreten, wenn
    wir einen relativ langen Katalog von bestimmten standar-
    disierten Einsatzmöglichkeiten vorsehen. Wenn die Ein-
    satzmöglichkeiten zu genau definiert sind und der Fall
    eintritt, dass sich der Charakter oder die Umstände des
    Mandats oder die Situation, in der dieser Einsatz stattfin-
    det, verändern: Muss sich dann der Bundestag damit er-
    neut befassen? Kommen wir dann nicht eher in Schwie-
    rigkeiten?

    Völlig zu Recht heißt es in dem Antrag, dass wir vor al-
    lem bei der Planung und Vorbereitung auch den zeitlichen
    Ablauf der Beratungen optimieren müssen. Das ist si-
    cherlich richtig. Dies gilt auch für Erkundungsmissionen.
    Wir werden morgen über die Verlängerung von Enduring
    Freedom diskutieren und abstimmen. Herr Nachtwei, Sie
    haben völlig Recht: Dazu gehört auch eine politische Be-
    wertung, die wir für jedes Mandat und auch für eine Man-
    datsverlängerung öffentlich und damit im Plenum vor-
    nehmen müssen.

    Als wir vor einem Jahr Enduring Freedom beraten und
    beschlossen haben, waren zur selben Zeit Soldaten schon
    in Kuwait, um sich vor Ort sachkundig zu machen. Aber
    sie waren dort nicht in Uniform, sondern in Zivil. Sie ha-
    ben deshalb zu manchen Informationen und zu manchen
    Stellen in Kuwait überhaupt keinen Zugang gehabt. Das
    war ineffektiv und im Grunde genommen für die Soldaten
    unwürdig. Deshalb spricht vieles dafür, der Bundesregie-
    rung für eine Erkundungsmission zur Vorbereitung und
    Planung eines Einsatzes mehr Spielraum zu lassen oder
    sie nach Vorliegen eines Kabinettsbeschlusses schon vor
    der Befassung der Gremien oder des gesamten Parlamen-
    tes handlungsfähiger zu machen.


    (Jörg van Essen [FDP]: Das zeigt, dass man die Einsätze definieren muss, weil es da noch kein Einsatz war!)


    – Gerade deswegen, Herr van Essen, glaube ich nicht,
    dass wir einen Einsatz genau definieren und in bestimmte
    Schubladen einsortieren können, weil im Zweifelsfall
    keine Schublade passt.
    Auf jeden Fall muss eine Wehrpflichtarmee immer eine
    Parlamentsarmee bleiben. Aus diese Grunde ist schon zu
    Recht gesagt worden, dass die Information und die Be-
    schlussfassung des Bundestages nur dann in einem Ge-
    heimgremium stattfinden sollten, wenn dies aus Sicher-


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    638


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    heitsgründen unabdingbar ist. Dies darf aber nicht die Re-
    gel werden.


    (Jörg van Essen [FDP]: So wollen wir das auch!)


    Wir dürfen jedenfalls nicht sagen: Eine Behandlung
    in einem Gremium ist manchmal weniger mühsam und
    von der Geschäftsordnung einfacher zu handhaben. Dies
    gilt ebenso für Zeiten, in denen es mit der parlamentari-
    schen Planung nur schwer in Einklang zu bringen ist,
    oder auch dann, wenn wir uns an Feiertagen zu Hause
    aufhalten und nicht im Plenum sind. – Zu diesen Argu-
    menten sage ich: Jeder Einsatz ist gefährlich und setzt
    die Soldaten Risiken aus. Deswegen muss jeder Einsatz
    – ich komme noch einmal auf Sie zurück, Herr Nachtwei –,
    wenn er nicht unabdingbar in einem Geheimgremium
    beraten werden muss, öffentlich bewertet und begründet
    werden. Daher muss die Behandlung im Plenum die Re-
    gel bleiben. Wir müssen die Verbesserungen, die der
    Regierung mehr Handlungsspielraum geben, und auch
    solche, die uns in die Lage versetzen, dies in der Ge-
    schäftsordnung leichter handhabbar zu machen, mitei-
    nander verbinden.

    Dazu ist die Initiative geeignet. Dafür finden wir über
    die Fraktionen hinweg bestimmt gute Regeln.

    Danke.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])