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ID1501001600

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Begrüßung der Präsidenten der Nationalver- sammlung der Republik Korea, Herr Park Kwan Yong . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 531 A Verabschiedung des Abgeordneten Dr. Ingo Wolf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 531 B Begrüßung der neuen Abgeordneten Gisela Pilz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 531 B Wahl der Abgeordneten Eckhardt Barthel (Berlin), Monika Griefahn, Michael Roth (Heringen), Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg, Günter Nooke, Annette Widmann-Mauz, Volker Beck und Hans- Joachim Otto (Frankfurt) als Mitglieder des Kuratoriums der „Stiftung Denkmal für die er- mordeten Juden Europas“ . . . . . . . . . . . . . . . . 531 B Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 531 C Tagesordnungspunkt 3: a) Abgabe einer Regierungserklärung: NATO-Gipfel am 21./22. November 2002 in Prag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 532 B b) Antrag der Abgeordneten Dr. Friedbert Pflüger, Dr. Wolfgang Schäuble, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Die NATO auf die neuen Gefahren ausrichten (Drucksache 15/44) . . . . . . . . . . . . . . . 532 B Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 532 C Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . . . . 535 C Markus Meckel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 539 B Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . 540 B Eckart von Klaeden CDU/CSU . . . . . . . . 540 D Dr. Werner Hoyer FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 541 D Dr. Ludger Volmer BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 543 C Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU . . . . . . . 544 D Dr. Gerd Müller CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 545 D Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . . 547 C Dr. Karl A. Lamers (Heidelberg) CDU/CSU 549 C Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 551 A Monika Heubaum SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 552 B Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . 553 C Tagesordnungspunkt 4: a) Erste Beratung des von den Abgeordne- ten Wolfgang Bosbach, Dr. Norbert Röttgen, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU eingebrach- ten Entwurfs eines Gesetzes zur Ver- besserung des Schutzes der Bevölke- rung vor Sexualverbrechen und anderen schweren Straftaten (Drucksache 15/29) . . . . . . . . . . . . . . . 554 C b) Antrag der Abgeordneten Wolfgang Bosbach, Dr. Norbert Röttgen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Sozialtherapeutische Maßnahmen für Sexualstraftäter auf den Prüfstand stellen (Drucksache 15/31) . . . . . . . . . . . . . . . 554 C Wolfgang Bosbach CDU/CSU . . . . . . . . . . . 554 D Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . 556 D Sibylle Laurischk FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 559 A Plenarprotokoll 15/10 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 10. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 14. November 2002 I n h a l t : Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 560 B Dr. Norbert Röttgen CDU/CSU . . . . . . . . . . 561 B Christine Lambrecht SPD . . . . . . . . . . . . . . . 564 B Dr. Norbert Röttgen CDU/CSU . . . . . . . . . . 565 D Christine Lambrecht SPD . . . . . . . . . . . . . . . 566 A Jörg van Essen FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 566 B Jerzy Montag BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 567 A Dr. Jürgen Gehb CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 568 B Joachim Stünker SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 570 B Zusatztagesordnungspunkt 2: Überweisung im vereinfachten Verfah- ren Antrag der Abgeordneten Eckhardt Barthel (Berlin), Ernst Bahr (Neuruppin), weiterer Abgeordneter der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Dr. Antje Vollmer, Grietje Bettin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Den Deutschen Musikrat stärken (Drucksache 15/48) . . . . . . . . . . . . . . . . . 572 D Zusatztagesordnungspunkt 8: Abschließende Beratung ohne Aus- sprache Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses zu der Streitsa- che vor dem Bundesverfassungsgericht 2 BVerfGE 3/02 (Drucksache 15/69) . . . . . . . . . . . . . . . . . 573 A Tagesordnungspunkt 5: Wahlen zu Gremien 5 a) Schriftführer gemäß § 3 der Ge- schäftsordnung (Drucksache 15/50) . . . . . . . . . . . . . 573 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Fraktion der CDU/CSU: Be- stimmung des Verfahrens für die Be- rechnung der Stellenanteile der Fraktio- nen im Ausschuss nach Art. 77 Abs. 2 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuss) (Drucksache 15/47) . . . . . . . . . . . . . . . . . 573 B in Verbindung mit 5 b) Ausschuss nach Art. 77 Abs. 2 des Grundgesetzes (Vermittlungsaus- schuss) (Drucksachen 15/51, 15/52, 15/53, 15/54) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 573 B Volker Kauder CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 573 C Wilhelm Schmidt (Salzgitter) SPD . . . . . . . . 574 B Zusatztagesordnungspunkt 4: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der FDP: Haltung der Bundesregierung zur Situation der öffentlichen Haushalte unter Berücksichtigung der zu erwar- tenden aktuellen Steuerschätzung und der damit möglichen Notwendigkeit ei- nes Haushaltssicherungsgesetzes . . . . . . 575 A Dr. Günter Rexrodt FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 575 A Karl Diller, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . 576 C Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 578 A Christine Scheel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 579 B Steffen Kampeter CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 580 B Joachim Poß SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 581 D Carl-Ludwig Thiele FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 583 A Antje Hermenau BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 584 A Ilse Aigner CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . 585 C Ortwin Runde SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 586 D Otto Bernhardt CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 588 A Walter Schöler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 588 D Norbert Schindler CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 590 B Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . 591 C Dr. Rainer Wend SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 592 B Tagesordnungspunkt 6: Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Fortentwick- lung der ökologischen Steuerreform (Drucksachen 15/21, 15/71, 15/72) . . . . . 593 B Reinhard Schultz (Everswinkel) SPD . . . . . . 593 D Dr. Michael Meister CDU/CSU . . . . . . . . . . 595 B Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 597 A Carl-Ludwig Thiele FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 598 A Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . . . . . . 599 A Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 601 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. November 2002II Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 603 A Dr. Christian Eberl FDP . . . . . . . . . . . . . 603 D Hans Michelbach CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 604 B Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . 605 D Rolf Hempelmann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 606 B Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 607 D Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 612 C Tagesordnungspunkt 7: Erste Beratung des von den Abgeordneten Peter Götz, Dr. Michael Meister, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Neuordnung der Gemeindefinanzen (Gemeindefinanzreformgesetz) (Drucksache 15/30) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 608 A Peter Götz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . 608 B Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 609 B Horst Schild SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 610 C Dr. Andreas Pinkwart FDP . . . . . . . . . . . . . . 614 B Christine Scheel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 615 D Peter Götz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 616 B Jochen-Konrad Fromme CDU/CSU . . . . 617 B Dr. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 618 D Dr. Andreas Pinkwart FDP . . . . . . . . . . . 619 D Georg Fahrenschon CDU/CSU . . . . . . . . . . . 620 C Bernd Scheelen SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 622 D Peter Götz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 623 D Tagesordnungspunkt 8: a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Regelung des Urheber- rechts in der Informationsgesell- schaft (Drucksache 15/38) . . . . . . . . . . . . . . 625 A b) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu den WIPO-Verträgen vom 20. Dezember 1996 über Urhe- berrecht sowie über Darbietungen und Tonträger (Drucksache 15/15) . . . . . . . . . . . . . . 625 B Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . 625 B Günter Krings CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 626 C Grietje Bettin BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 629 A Rainer Funke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 629 D Dirk Manzewski SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 630 C Tagesordnungspunkt 9: Antrag der Abgeordneten Dr. Werner Hoyer, Jörg van Essen, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der FDP: Rechtssi- cherheit für die bewaffneten Einsätze deutscher Streitkräfte schaffen – ein Ge- setz zurMitwirkung des Deutschen Bun- destages bei Auslandseinsätzen der Bun- deswehr einbringen (Drucksache 15/36) . . . . . . . . . . . . . . . . . 632 C Jörg van Essen FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 632 D Christine Lambrecht SPD . . . . . . . . . . . . . . . 634 A Thomas Kossendey CDU/CSU . . . . . . . . . . . 635 B Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 636 D Dr. Andreas Schockenhoff CDU/CSU . . . . . 638 B Ulrike Merten SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 639 B Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 640 A Dr. Christoph Zöpel SPD . . . . . . . . . . . . . . . 641 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 643 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 645 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. November 2002 III (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. November 2002 531 10. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 14. November 2002 Beginn: 9.00 Uhr
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    Dr. Christoph Zöpel Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. November 2002 645 (C)(A) Daub, Helga FDP 14.11.2002* Dr. Däubler-Gmelin, SPD 14.11.2002 Herta Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 14.11.2002 Fritz, Erich G. CDU/CSU 14.11.2002 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 14.11.2002 Gradistanac, Renate SPD 14.11.2002 Freiherr von und zu CDU/CSU 14.11.2002 Guttenberg, Karl-Theodor entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenografischen Bericht Hoffmann (Chemnitz), SPD 14.11.2002 Jelena Kubicki, Wolfgang FDP 14.11.2002 Lietz, Ursula CDU/CSU 14.11.2002 Möllemann, Jürgen W. FDP 14.11.2002 Nitzsche, Henry CDU/CSU 14.11.2002 Rossmanith, Kurt J. CDU/CSU 14.11.2002* * für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Werner Hoyer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr

    Kollege Meckel, Sie haben dem Kollegen Schäuble vor-
    geworfen, er habe auf „Bild“-Zeitungs-Niveau argumen-
    tiert, als er vom deutschen Abstiegsplatz gesprochen hat.
    Ich glaube, Sie tun nicht nur ihm Unrecht, sondern sich
    selbst, weil ich weiß, dass Sie auch andere Gazetten die-
    ser Welt lesen. Beim Lesen der Weltpresse werden Sie
    feststellen, dass die Weltöffentlichkeit fassungslos vor der
    Tatsache steht, dass Deutschland seine Führungsposition
    in der Weltwirtschaft aufgrund eigener Reformunfähig-
    keit aufs Spiel setzt oder bereits verspielt hat und darüber

    Markus Meckel




    Dr. Werner Hoyer
    hinaus sich noch der Möglichkeit begibt, große weltpoli-
    tische Entscheidungen mit zu beeinflussen, wie wir das
    bei der Irak-Resolution der Vereinten Nationen gesehen
    haben. Bei dieser Irak-Resolution ist festzustellen, dass
    der Weltsicherheitsrat und die dort Tätigen ein Meister-
    stück diplomatischer Kunst abgeliefert haben und das Er-
    gebnis nicht zuletzt dem beharrlichen Verhandlungsge-
    schick sowohl unserer amerikanischen, aber vor allen
    Dingen auch einiger unserer europäischen Freunde, ins-
    besondere in Frankreich und auch in Russland, zu ver-
    danken ist. Die Bundesrepublik Deutschland hat sich von
    vornherein jeder Möglichkeit begeben, hierzu einen Bei-
    trag zu leisten. Dieses hätte eine Sternstunde europäischer
    Diplomatie sein können;


    (Beifall bei der FDP)

    es ist eine Sternstunde französischer Diplomatie gewor-
    den, weil Deutschland darauf verzichtet hat mitzuwirken.

    Der NATO-Gipfel ist sicherlich viel mehr als ein Er-
    weiterungsgipfel. Es ist gut, dass die Entscheidungen über
    die weiteren Beitritte jetzt in trockene Tücher kommen.
    Das ist eine große Entscheidung für Europa. Ich würde,
    Herr Meckel, von Vollendung aber erst sprechen, wenn
    auch die Dimension der Europäischen Union dazukommt.
    Wir sollten das immer zusammen sehen und den Schluss-
    strich erst ziehen, wenn Kopenhagen ebenfalls unter Dach
    und Fach ist. Wichtig ist auch, dass die NATO Wort ge-
    halten hat. Die Tür ist nach der ersten Erweiterungsrunde,
    als die ersten drei Staaten beitreten konnten, nicht zuge-
    schlagen worden, wie es viele Partner in Europa befürch-
    teten.

    Prag ist viel mehr als nur Erweiterung. Die öffentliche
    Diskussion in Deutschland wird natürlich von der Irak-
    Frage geprägt. Gleichzeitig erwarten viele fasziniert,
    wie die Verbiegungen aussehen werden, die die Herren
    Schröder, Struck und Fischer auf sich nehmen, wenn sie
    ihre Versuche der Wiederannäherung an die Vereinigten
    Staaten, an unsere amerikanischen Freunde, unterneh-
    men. Wir drohen dabei die wirkliche Substanz des NATO-
    Gipfels zu verschlafen.

    Die Amerikaner gehen mit klaren Vorstellungen nach
    Prag. Sie wollen zwölf Jahre nach Ende des Kalten Krie-
    ges eine neue NATO aus der Taufe heben, eine NATO, in
    der die europäischen Partner bereit sind, mehr Lasten zu
    tragen, vor allen Dingen aber eine NATO, in der die Eu-
    ropäer für ihre amerikanischen Freunde auch militärisch
    relevant sind. Das ist für die Amerikaner sicherlich ein
    wichtiger Punkt. Die Tatsache, dass die militärisch-tech-
    nologische Kluft in den letzten Jahren immer breiter ge-
    worden ist, muss endlich Konsequenzen haben. Genau
    davon ist bei dieser Bundesregierung nichts zu spüren.


    (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Dr. Gerd Müller [CDU/CSU])


    Wir Europäer sind von den neuen Sicherheitsbedrohun-
    gen – sie sind ja schon von zwei Rednern dargestellt wor-
    den – mindestens so stark betroffen wie unsere Freunde
    jenseits des Atlantiks, wenn nicht deutlich stärker. Wir
    Europäer brauchen als Antwort auf diese neuen Bedro-
    hungen die NATO dringender als die Amerikaner; das
    muss uns stets bewusst sein.

    Umgekehrt müssen wir sehen: Wer über so viel Macht
    und militärische Überlegenheit verfügt wie die Amerika-
    ner, der ist natürlich ständig versucht, dem Unilateralis-
    mus das Wort zu reden. Wir spüren das seit dem Ende des
    Kalten Krieges immer wieder. Dennoch haben sich die
    Amerikaner letztendlich doch als bereit und bemüht er-
    wiesen, sich den neuen Bedrohungen multilateral zu stel-
    len. Das ist ihnen auch aufgrund der innenpolitischen De-
    batte nicht immer leicht gefallen, aber wir sollten
    anerkennen, dass sie es am Ende getan haben, übrigens
    auch nach dem 11. September, als viele in diesem Hause
    der Meinung gewesen sind, die Amerikaner würden ohne
    Rückkoppelung blindwütig draufschlagen. Hinterher wa-
    ren sie erstaunt, wie sehr sie sich rückgekoppelt haben,
    wie sehr sie Allianzen geschmiedet und eine weltweite
    Aktion ermöglicht haben. Das haben am Anfang manche
    hier nicht für möglich gehalten.

    Die Amerikaner sagen aber auch: In unserer neuen
    Strategie spielt die NATO eine wichtige Rolle. Die Ame-
    rikaner sind also durchaus bereit, der NATO eine Rolle
    zuzuweisen. Wir Europäer müssen hingegen sehr viel
    mehr tun, als uns eine Nische zuweisen zu lassen. Wir sel-
    ber müssen die europäische Rolle in der NATO definieren
    und die eigene Handlungsfähigkeit im Rahmen der euro-
    päischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik herstellen.
    Wir müssen uns auf der Basis eines fundierten, gewisser-
    maßen mit konzeptioneller Klarheit und militärischer
    Hardware unterlegten europäischen Selbstbewusstseins
    der Strategiedebatte mit unseren amerikanischen Freun-
    den stellen. Wie weit sind wir davon eigentlich entfernt?

    Damit sind wir nach der wachsenden militärtechnolo-
    gischen bei der zweiten, möglicherweise noch gefährli-
    cheren transatlantischen Kluft. Das sicherheitspolitische
    und das militärstrategische Denken in den USAhat sich in
    den letzten Monaten entscheidend weiterentwickelt. Die
    Bush-Doktrin enthält neben Bekenntnissen zur friedli-
    chen Krisenprävention und Krisenbeilegung, zur Allianz
    und zum Völkerrecht das Prinzip der militärischen
    Präemption als eine zwingende Handlungsalternative.
    Amerika will sich angesichts der neuen Bedrohungen
    nicht mehr ausschließlich auf die Wirksamkeit militäri-
    scher Abschreckung verlassen. Es will sich dann, wenn
    diese zu versagen droht, militärische Präventiveinsätze
    vorbehalten. Verglichen damit sind wir Europäer, speziell
    wir Deutschen, noch in der militärstrategischen Diskus-
    sion der 50er-Jahre gebunden. Die Amerikaner dürften
    mit ihren Analysen so Unrecht nicht haben. Nukleare und
    konventionelle Abschreckung, komplizierte konsensuale
    Entscheidungsprozesse und eine Beschränkung auf den
    Wendekreis des Krebses mögen beim Umgang mit inter-
    national agierenden Terroristen, mit Problemen der Proli-
    feration von Massenvernichtungswaffen und mit Regio-
    nalkonflikten an ganz fernen Enden der Welt, die
    gleichwohl zu uns herüberschwappen können, nicht mehr
    ausreichen. Dennoch dürfen wir das Kind nicht mit dem
    Bade ausschütten.


    (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Ernst Hinsken [CDU/CSU])


    Das Beharren auf der Herrschaft des Völkerrechts, auf
    dem Gewaltmonopol der Vereinten Nationen, auf dem
    Vorrang friedlicher Konfliktlösung und Prävention ist et-


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    542


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    was anderes als das Verharren in schönen europäischen
    Illusionen. Das ist der epochale Fortschritt vor allem in der
    zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts, der aus unserer
    Kultur und vor allen Dingen aus unseren historischen
    Lernprozessen gespeist wurde. Man mag dies nicht 1 : 1
    auf den Rest der Welt übertragen können. Aber man darf
    diesen Fortschritt auch nicht leichtfertig über Bord gehen
    lassen. Das bedeutet auch, dass dann, wenn Präemption
    oder Prävention erforderlich sein sollten, die völker-
    rechtliche Einbindung wichtiger denn je und die Rolle
    der Vereinten Nationen von größerer Bedeutung als je zu-
    vor sind.


    (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Markus Meckel [SPD])


    Noch ein Wort zur NATO-Response-Force: Natürlich
    ist eine solche Truppe im Prinzip zu begrüßen. Aber ent-
    scheidende Fragen sind noch unbeantwortet. Es ist zum
    Beispiel nicht klar, welche Rolle die NATO-Response-
    Force im strategischen Konzept der Vereinigten Staaten
    spielen soll. Die „New York Times“ schreibt von einer
    „Fremdenlegion des Pentagon“. Das kann es ja wohl nicht
    sein. Wir stellen uns darunter mehr vor. Die Frage, wie die
    NATO-Response-Force zu den geplanten europäischen
    Krisenreaktionskräften passt, ist ebenfalls unbeantwortet.
    Es darf ja wohl nicht sein, dass mit dem einen Projekt das
    andere unterlaufen wird.


    (Beifall des Abg. Harald Leibrecht [FDP])

    Wir müssen unsere eigenen Vorstellungen klar definieren.
    Wir müssen deutlich machen, dass wir uns hier nicht ab-
    koppeln lassen, und aufpassen, dass sich die amerikani-
    sche Lokomotive nicht von dem abkoppelt, was in Europa
    geschieht. Wenn wir aber einen Platz im Führerhäuschen
    der Lokomotive beanspruchen, dann müssen wir auch
    starke Beiträge leisten.

    Wenn sich die NATO – damit komme ich zum
    Schluss – wirklich zu einer neuen NATO entwickelt, wer-
    den viele Partner, sicherlich auch wir, an verfassungs-
    rechtliche Grenzen stoßen. Wir werden uns bald fragen
    müssen, ob der NATO-Vertrag wirklich all das hergibt,
    was die NATO tut und tun muss. Ich kenne das Argument,
    dass man einen besseren NATO-Vertrag so leicht nicht be-
    kommen werde. Auch ich sehe, dass Rot-Grün aus gutem
    Grunde eine Debatte über eine möglicherweise notwen-
    dige Anpassung des Grundgesetzes an die neuen Heraus-
    forderungen scheut wie der Teufel das Weihwasser; denn
    sonst würden alte Konflikte sehr schnell wieder aufbre-
    chen. Aber die Rechtsgrundlagen unseres Handelns sind
    nicht unbegrenzt dehnbar. Denken Sie nur an die verfas-
    sungsrechtliche Rolle des Bundestages bei jedem Mili-
    täreinsatz! Sie gilt auch für eine NATO-Response-Force
    oder eine EU-Truppe.


    (Beifall der Abg. Sabine LeutheusserSchnarrenberger [FDP])


    Aus diesem Grund empfehle ich Ihnen sehr, sich mit
    dem Antrag, den die Fraktion der FDP zu der Frage der
    Beteiligung des Deutschen Bundestages bei Entscheidun-
    gen über Einsätze der Bundeswehr eingebracht hat, zu be-
    schäftigen. Wir werden die Rechte des Parlaments, das für
    eine Parlamentsarmee verantwortlich ist, zu wahren ha-

    ben, wenn die neuen Vorstellungen der NATO über ihre
    eigene Zukunft Wirklichkeit werden.

    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Ich erteile das Wort dem Kollegen Ludger Volmer,

Bündnis 90/Die Grünen.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Ludger Volmer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

    ren! In der Rede von Herrn Schäuble war genau eine Er-
    kenntnis richtig, nämlich dass alles mit allem irgendwie
    zusammenhängt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Das hat er bestens ausgedrückt. Aber es haperte schon an
    der Analyse, wie genau die Zusammenhänge aussehen.


    (Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist richtig!)


    Herr Schäuble, Sie haben richtig erkannt: Die Außen-
    politik ist ein äußerst komplexes Gebiet. Sie haben aber
    nicht erkannt, dass man deshalb einzelne Bereiche be-
    trachten muss. Der Bundestag hat sich eine Tagesordnung
    gegeben, in der einzelne Aspekte behandelt werden. Wir
    behandeln heute den NATO-Gipfel und nicht alle Aspekte
    der Sicherheitspolitik. Das haben wir am letzten Mitt-
    woch in der Debatte um Enduring Freedom getan und
    werden es auch morgen tun. Ich bin mir sicher, dass der
    Außenminister morgen eine umfassende Grundlinie zur
    Bekämpfung des internationalen Terrorismus vorstel-
    len wird. Das hat er im Auswärtigen Ausschuss übrigens
    schon getan. Wir haben auch gestern im Ausschuss, dem
    Sie ja angehören, darüber diskutiert. Als Herr Hanning da-
    vor warnte, Gerüchte über eine angebliche Bedrohung in
    Deutschland in die Welt zu setzen,


    (Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Das war geheim und Sie haben es gesagt!)


    haben Sie gefehlt. Sie tun heute genau das, wovor der
    Auswärtige Ausschuss gestern gewarnt hat. Deshalb fällt
    die Kritik, die Sie an der Bundesregierung geäußert ha-
    ben, auf Sie zurück.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Jeder ist sich darüber im Klaren, dass der Kampf gegen
    den Terrorismus eine militärische Dimension braucht. Das
    sagen auch diejenigen, die in der Vergangenheit militäri-
    schen Optionen außerordentlich zurückhaltend gegenüber-
    gestanden haben. Wir wissen aber auch, dass die Hauptele-
    mente des Kampfes gegen den Terrorismus politische sein
    müssen und dass sich schon bei der Fragestellung entschei-
    det, wie die dazugehörige Strategie aussehen wird. Auch in
    diesem Punkt hat es in Ihrer Rede ganz erheblich gehapert.
    Wenn wir – darin sind wir uns völlig einig – den internatio-
    nalen Terrorismus als die Bedrohung Nummer eins ansehen
    und wenn wir festhalten, dass der Irak in den letzten Jahren
    eine massive Sicherheitsbedrohung dargestellt hat, dann

    Dr. Werner Hoyer




    Dr. Ludger Volmer
    müssen wir uns die Frage stellen, in welchem Zusammen-
    hang die Bedrohung, die vom Irak ausgeht, mit dem inter-
    nationalen Terrorismus steht. Gedanken hierzu haben in
    Ihrer Rede völlig gefehlt.

    Wenn man diese Frage stellt, dann ergibt sich notwen-
    digerweise die Antwort, dass es im Moment alles andere
    als sinnvoll wäre, die Gefährdung, die vom Irak ausgeht,
    ins Zentrum der internationalen Politik zu stellen. Das war
    die Analyse, die die Bundesregierung – wie ich finde: völ-
    lig zu Recht – dazu gebracht hat, vor einem militärischen
    Angriff auf den Irak zu warnen. Wie richtig diese Politik
    ist, hat sich spätestens gestern herausgestellt, als der Dik-
    tator Saddam Hussein den Brief bei der UNO hinterlegt
    hat, in dem er zugesteht, dass die Inspekteure nun endlich
    ins Land kommen können.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Werner Hoyer [FDP]: Aber Herr Volmer, das hat Sie aber beeindruckt! – Dr. Friedbert Pflüger [CDU/CSU]: Das hat er doch wegen des Drucks gemacht!)


    Es waren unsere Politik, die Politik der Bundesregie-
    rung, die völlig klaren Äußerungen des Bundeskanzlers
    und des Außenministers, die dazu geführt haben, dass die
    vor einigen Monaten anschwellende Diskussion darüber,
    ob man nicht militärisch eingreifen sollte, um Saddam
    Hussein zu stürzen, nicht etwa um Inspektoren ins Land zu
    bringen, abgeflaut ist und dass der multilaterale Weg, ver-
    mittelt über die UNO, eingeschlagen wurde, der vorsieht,
    die Inspekteure ins Land zu bringen, damit die Waffenar-
    senale von Saddam Hussein vernichtet werden können.
    Das ist ein Erfolg, den auch die deutsche Politik zusammen
    mit den Franzosen erzielt hat, die ständig konsultiert wur-
    den, die im Gegensatz zu uns Mitglied des Sicherheitsrates
    sind und deswegen an der Resolution mitarbeiten konnten.
    Ich meine, der Bundestag sollte der Bundesregierung für
    die klare Haltung zur Irakpolitik Respekt zollen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Herr Schäuble, Sie lassen, um es wohlwollend auszu-
    drücken, im Unklaren, ob Sie für Präventivschläge sind.
    Ich denke, dies impliziert, dass Sie Präventivschläge im
    Prinzip für möglich halten. Sie haben – genauso wie Ihr
    Kanzlerkandidat während des Wahlkampfs – eine Nicht-
    Position bezogen. Herr Stoiber hat nie klar gesagt, ob er
    militärische Optionen gegen den Irak für nötig hält. Statt-
    dessen hat er alles dazu gesagt: Anfangs fand er sie nötig,
    dann blies ihm die öffentliche Meinung ins Gesicht und er
    war dagegen. Dann wurde er fischig und schlängelte sich
    durch, indem er sagte: Eigentlich sind wir dagegen, wenn
    aber alle anderen dafür sind, machen wir irgendwie mit. –
    Das war auch Ihre Position heute.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Wofür sind Sie denn nun? Sind Sie für eine militärische
    Option gegenüber dem Irak oder nicht?

    Wenn Sie dagegen sind und das aussprechen, haben Sie
    ein Diskussionsproblem mit unseren wichtigsten Freun-
    den und Partnern.


    (Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Diese Geschichtsklitterung ist unerträglich! Seien Sie doch ruhig und denken Sie doch einmal nach! – Dr. Werner Hoyer [FDP]: Der Mann ist nicht von dieser Welt!)


    Im Moment gibt es einen sehr begrenzten Disput, der das
    grundlegend gute Verhältnis zu den Vereinigten Staaten
    nicht berührt und nicht nachhaltig beeinträchtigt, wie wir
    bei den Besuchen des Außenministers und des Verteidi-
    gungsministers in Washington jetzt erleben konnten.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Das trifft auf Sie selbst! Sie sind das Problem!)


    Herr Schäuble, wenn Sie Präventivschläge für möglich
    halten, frage ich Sie: Wo führen diese eigentlich hin?
    Wem wollen Sie denn präventiv begegnen? Wer sind ei-
    gentlich die Länder oder Regionen, in denen die Gefähr-
    dungen, die Sie per Präventivschlag ausschalten wollen,
    am stärksten sind? Führt Sie Ihre Präventivschlagoption
    tatsächlich gegen den Irak oder gibt es nicht ganz andere
    Kandidaten, die ebenfalls auf der Liste stehen müssten?