Rede:
ID1501001400

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 9
    1. Ich: 1
    2. erteile: 1
    3. das: 1
    4. Wort: 1
    5. dem: 1
    6. Kollegen: 1
    7. Werner: 1
    8. Hoyer,: 1
    9. FDP-Fraktion.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Begrüßung der Präsidenten der Nationalver- sammlung der Republik Korea, Herr Park Kwan Yong . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 531 A Verabschiedung des Abgeordneten Dr. Ingo Wolf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 531 B Begrüßung der neuen Abgeordneten Gisela Pilz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 531 B Wahl der Abgeordneten Eckhardt Barthel (Berlin), Monika Griefahn, Michael Roth (Heringen), Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg, Günter Nooke, Annette Widmann-Mauz, Volker Beck und Hans- Joachim Otto (Frankfurt) als Mitglieder des Kuratoriums der „Stiftung Denkmal für die er- mordeten Juden Europas“ . . . . . . . . . . . . . . . . 531 B Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 531 C Tagesordnungspunkt 3: a) Abgabe einer Regierungserklärung: NATO-Gipfel am 21./22. November 2002 in Prag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 532 B b) Antrag der Abgeordneten Dr. Friedbert Pflüger, Dr. Wolfgang Schäuble, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Die NATO auf die neuen Gefahren ausrichten (Drucksache 15/44) . . . . . . . . . . . . . . . 532 B Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 532 C Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . . . . 535 C Markus Meckel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 539 B Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . 540 B Eckart von Klaeden CDU/CSU . . . . . . . . 540 D Dr. Werner Hoyer FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 541 D Dr. Ludger Volmer BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 543 C Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU . . . . . . . 544 D Dr. Gerd Müller CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 545 D Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . . 547 C Dr. Karl A. Lamers (Heidelberg) CDU/CSU 549 C Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 551 A Monika Heubaum SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 552 B Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . 553 C Tagesordnungspunkt 4: a) Erste Beratung des von den Abgeordne- ten Wolfgang Bosbach, Dr. Norbert Röttgen, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU eingebrach- ten Entwurfs eines Gesetzes zur Ver- besserung des Schutzes der Bevölke- rung vor Sexualverbrechen und anderen schweren Straftaten (Drucksache 15/29) . . . . . . . . . . . . . . . 554 C b) Antrag der Abgeordneten Wolfgang Bosbach, Dr. Norbert Röttgen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Sozialtherapeutische Maßnahmen für Sexualstraftäter auf den Prüfstand stellen (Drucksache 15/31) . . . . . . . . . . . . . . . 554 C Wolfgang Bosbach CDU/CSU . . . . . . . . . . . 554 D Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . 556 D Sibylle Laurischk FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 559 A Plenarprotokoll 15/10 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 10. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 14. November 2002 I n h a l t : Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 560 B Dr. Norbert Röttgen CDU/CSU . . . . . . . . . . 561 B Christine Lambrecht SPD . . . . . . . . . . . . . . . 564 B Dr. Norbert Röttgen CDU/CSU . . . . . . . . . . 565 D Christine Lambrecht SPD . . . . . . . . . . . . . . . 566 A Jörg van Essen FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 566 B Jerzy Montag BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 567 A Dr. Jürgen Gehb CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 568 B Joachim Stünker SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 570 B Zusatztagesordnungspunkt 2: Überweisung im vereinfachten Verfah- ren Antrag der Abgeordneten Eckhardt Barthel (Berlin), Ernst Bahr (Neuruppin), weiterer Abgeordneter der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Dr. Antje Vollmer, Grietje Bettin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Den Deutschen Musikrat stärken (Drucksache 15/48) . . . . . . . . . . . . . . . . . 572 D Zusatztagesordnungspunkt 8: Abschließende Beratung ohne Aus- sprache Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses zu der Streitsa- che vor dem Bundesverfassungsgericht 2 BVerfGE 3/02 (Drucksache 15/69) . . . . . . . . . . . . . . . . . 573 A Tagesordnungspunkt 5: Wahlen zu Gremien 5 a) Schriftführer gemäß § 3 der Ge- schäftsordnung (Drucksache 15/50) . . . . . . . . . . . . . 573 B in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Antrag der Fraktion der CDU/CSU: Be- stimmung des Verfahrens für die Be- rechnung der Stellenanteile der Fraktio- nen im Ausschuss nach Art. 77 Abs. 2 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuss) (Drucksache 15/47) . . . . . . . . . . . . . . . . . 573 B in Verbindung mit 5 b) Ausschuss nach Art. 77 Abs. 2 des Grundgesetzes (Vermittlungsaus- schuss) (Drucksachen 15/51, 15/52, 15/53, 15/54) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 573 B Volker Kauder CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 573 C Wilhelm Schmidt (Salzgitter) SPD . . . . . . . . 574 B Zusatztagesordnungspunkt 4: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der FDP: Haltung der Bundesregierung zur Situation der öffentlichen Haushalte unter Berücksichtigung der zu erwar- tenden aktuellen Steuerschätzung und der damit möglichen Notwendigkeit ei- nes Haushaltssicherungsgesetzes . . . . . . 575 A Dr. Günter Rexrodt FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 575 A Karl Diller, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . 576 C Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 578 A Christine Scheel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 579 B Steffen Kampeter CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 580 B Joachim Poß SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 581 D Carl-Ludwig Thiele FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 583 A Antje Hermenau BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 584 A Ilse Aigner CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . 585 C Ortwin Runde SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 586 D Otto Bernhardt CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 588 A Walter Schöler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 588 D Norbert Schindler CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 590 B Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . 591 C Dr. Rainer Wend SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 592 B Tagesordnungspunkt 6: Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Fortentwick- lung der ökologischen Steuerreform (Drucksachen 15/21, 15/71, 15/72) . . . . . 593 B Reinhard Schultz (Everswinkel) SPD . . . . . . 593 D Dr. Michael Meister CDU/CSU . . . . . . . . . . 595 B Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 597 A Carl-Ludwig Thiele FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 598 A Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . . . . . . 599 A Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 601 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. November 2002II Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 603 A Dr. Christian Eberl FDP . . . . . . . . . . . . . 603 D Hans Michelbach CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 604 B Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . 605 D Rolf Hempelmann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 606 B Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 607 D Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 612 C Tagesordnungspunkt 7: Erste Beratung des von den Abgeordneten Peter Götz, Dr. Michael Meister, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Neuordnung der Gemeindefinanzen (Gemeindefinanzreformgesetz) (Drucksache 15/30) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 608 A Peter Götz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . 608 B Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 609 B Horst Schild SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 610 C Dr. Andreas Pinkwart FDP . . . . . . . . . . . . . . 614 B Christine Scheel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 615 D Peter Götz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 616 B Jochen-Konrad Fromme CDU/CSU . . . . 617 B Dr. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 618 D Dr. Andreas Pinkwart FDP . . . . . . . . . . . 619 D Georg Fahrenschon CDU/CSU . . . . . . . . . . . 620 C Bernd Scheelen SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 622 D Peter Götz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 623 D Tagesordnungspunkt 8: a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Regelung des Urheber- rechts in der Informationsgesell- schaft (Drucksache 15/38) . . . . . . . . . . . . . . 625 A b) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu den WIPO-Verträgen vom 20. Dezember 1996 über Urhe- berrecht sowie über Darbietungen und Tonträger (Drucksache 15/15) . . . . . . . . . . . . . . 625 B Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . 625 B Günter Krings CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 626 C Grietje Bettin BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 629 A Rainer Funke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 629 D Dirk Manzewski SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 630 C Tagesordnungspunkt 9: Antrag der Abgeordneten Dr. Werner Hoyer, Jörg van Essen, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der FDP: Rechtssi- cherheit für die bewaffneten Einsätze deutscher Streitkräfte schaffen – ein Ge- setz zurMitwirkung des Deutschen Bun- destages bei Auslandseinsätzen der Bun- deswehr einbringen (Drucksache 15/36) . . . . . . . . . . . . . . . . . 632 C Jörg van Essen FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 632 D Christine Lambrecht SPD . . . . . . . . . . . . . . . 634 A Thomas Kossendey CDU/CSU . . . . . . . . . . . 635 B Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 636 D Dr. Andreas Schockenhoff CDU/CSU . . . . . 638 B Ulrike Merten SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 639 B Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 640 A Dr. Christoph Zöpel SPD . . . . . . . . . . . . . . . 641 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 643 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 645 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. November 2002 III (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. November 2002 531 10. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 14. November 2002 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Dr. Christoph Zöpel Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 10. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 14. November 2002 645 (C)(A) Daub, Helga FDP 14.11.2002* Dr. Däubler-Gmelin, SPD 14.11.2002 Herta Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 14.11.2002 Fritz, Erich G. CDU/CSU 14.11.2002 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 14.11.2002 Gradistanac, Renate SPD 14.11.2002 Freiherr von und zu CDU/CSU 14.11.2002 Guttenberg, Karl-Theodor entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenografischen Bericht Hoffmann (Chemnitz), SPD 14.11.2002 Jelena Kubicki, Wolfgang FDP 14.11.2002 Lietz, Ursula CDU/CSU 14.11.2002 Möllemann, Jürgen W. FDP 14.11.2002 Nitzsche, Henry CDU/CSU 14.11.2002 Rossmanith, Kurt J. CDU/CSU 14.11.2002* * für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Versammlung Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Markus Meckel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Verehrter Kollege, die deutschen Soldaten tun dies in

    wichtigen Zusammenhängen der internationalen Sicherheit

    (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Es geht jetzt um die letzte Resolution des UN-Sicherheitsrates!)


    mit 10 000 Soldaten. Diese Zahl übersteigt bisherige Vor-
    stellungen weit. Jetzt übernehmen wir gemeinsam mit den
    Niederländern die Führung von ISAF in Afghanistan.
    Dies ist wahrhaftig ein Beweis dafür, dass wir genau dazu
    bereit sind.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    540


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    Meine Damen und Herren, ich will in der mir verblei-
    benden Redezeit auch noch auf Prag zu sprechen kom-
    men. Eines ist klar: Wir werden die Debatte zu den Fra-
    gen, die wir eben angesprochen haben, in Prag beginnen
    müssen; sie wird dort nicht abgeschlossen werden. Es er-
    scheint mir aber wichtig, den Rahmen der NATO zu nut-
    zen, um diese Debatte auch im Rahmen des Rates zu
    führen. Hier sehe ich übrigens große Defizite. Bisher ist
    es so, dass die Behandlung solcher Fragen im NATO-Rat
    eher abgewürgt als dass wirklich debattiert wird.

    Ich halte es auch für wichtig, dass die europäischen
    Länder, die natürlich ihre eigene Tradition und ihren ei-
    genen Zusammenhalt haben und im Rahmen der europä-
    ischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik ihre eigenen
    Strukturen entwickeln, versuchen, gemeinsame Positio-
    nen zu finden, und diese auch in der NATO miteinander
    vertreten. Dies ist bis heute leider nicht der Fall. Hier brau-
    chen wir neue Strukturen, einen stärkeren europäischen
    Zusammenhalt und einen stärkeren gemeinsamen europä-
    ischen Willen, diesen Herausforderungen zu begegnen.

    Zu den anderen Fragen – es gibt viele Fragen, die den
    Terrorismus betreffen, also gar nicht zuallererst militä-
    rische Fragen sind – wird es übrigens einen europäisch-
    amerikanischen Dialog auf ganz anderen Ebenen als der
    NATO-Ebene geben müssen.

    Auf Prag zurückkommend möchte ich doch noch auf
    etwas hinweisen, was der Herr Bundesaußenminister be-
    reits zu Beginn dieser Debatte gesagt hat, nämlich auf den
    wirklich historischen Schritt, den wir als NATO bei der
    Gestaltung Europasmiteinander gehen. Anders als 1997
    in Madrid, als es während des NATO-Gipfels viele Dis-
    kussionen über die Frage der Erweiterung gab, darüber,
    welche Staaten aufgenommen werden können oder nicht,
    gibt es jetzt schon im Vorfeld einen breiten Konsens, so-
    dass es dazu in Prag selber wohl keine große Debatte mehr
    geben wird. Es geht aber um eine gewaltige Erweiterung
    um sieben Staaten Ost- und Mitteleuropas, die früher dem
    kommunistischen Block angehörten. Damit wird eine völ-
    lig neue Gestaltung Europas vollendet. Dies ist etwas, was
    man sich vor zwölf oder 13 Jahren kaum hätte vorstellen
    können. Damit vollendet sich, was 1989/90 mit der Ver-
    änderung Europas begonnen hat, nämlich die Gestaltwer-
    dung einer europäischen Demokratie und Freiheit. Dies
    gilt auch für die Frage, wie wir als gemeinsames Europa
    künftig unser Verhältnis zu den Nachbarregionen und
    überhaupt in der ganzen Welt gestalten wollen.

    Wir haben – ich spreche hier als Ostdeutscher – schon
    1989/90 diese Perspektive klar beschrieben, indem wir
    gesagt haben: Wir als Ostdeutsche, die mit der deutschen
    Vereinigung unmittelbar Mitglied von EU und NATO
    wurden, wollen, dass unsere östlichen und südöstlichen
    Nachbarn auch die Chance bekommen, Teil dieser Struk-
    turen zu werden. Uns war klar, dass dies ein längerer Weg
    werden würde. In diesen Wochen werden wir auf diesem
    Weg auch im Rahmen der Europäischen Union weitere
    wesentliche Fortschritte machen, werden wir zu Ent-
    scheidungen kommen, sodass in zwei Jahren sowohl die
    EU als auch die NATO um weitgehend die gleichen Län-
    der erweitert sein werden. Dies ist ein wahrhaft histori-
    scher Schritt, den es trotz aller Debatten, die wir hier sonst

    miteinander führen, zu würdigen gilt. Darüber hinaus
    müssen wir aber auch sehen, wie wir gemeinsam mit die-
    sen Ländern dieser neuen Rolle und diesen neuen He-
    rausforderungen begegnen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Angesichts der neuen Herausforderungen, über die wir
    gesprochen haben, halte ich es für ausgesprochen wichtig,
    dass wir die alten und gewissermaßen traditionellen Kern-
    funktionen der NATO nicht aus dem Blick verlieren. Da-
    mit meine ich nicht nur die Frage der Verteidigung; dazu
    ist das Nötige gesagt worden. Diese bleibt natürlich eine
    wesentliche Grundlage. Gerade in den Umbruchzeiten
    1989/90 war es wichtig, dass die neuen Demokratien Ost-
    und Mitteleuropas nicht allein eine nationale Sicherheits-
    politik betrieben haben, sondern dass sie sich in inte-
    grierte Streitkräftestrukturen und in ein europäisches ge-
    meinsames Sicherheitsdenken hineinbegeben haben. Das
    internationale Krisenmanagement, das in den 90er-Jah-
    ren so ungeheuer wichtig war, um Friedensprozesse über-
    haupt erst in Gang zu setzen und auch heute noch zu si-
    chern, wird eine bleibende Aufgabe der NATO sein. Wie
    schon vom Bundesaußenminister dargestellt, wird es in
    Prag ebenfalls wichtig sein, die partnerschaftlichen Be-
    ziehungen zu Russland, zur Ukraine, zum Kaukasus und
    dem Mittelmeerraum zu pflegen.

    Ich denke, dass diese Aufgaben nun unsere Aufmerk-
    samkeit brauchen. Dann wird es auch wichtig sein, die
    neuen Kapazitäten – dazu werden andere Redner meiner
    Fraktion sprechen – so zu gestalten, dass wir unseren Bei-
    trag dazu sowohl im Rahmen der NATO als auch im Rah-
    men der Europäischen Union leisten können. Dies muss
    kompatibel sein.

    Auch muss klar bleiben: Die Bundeswehr, die diese
    Aufgaben für uns erfüllt, ist ein Heer dieses Parlaments
    und dieses Parlament hat über seine Einsätze zu entschei-
    den.

    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Ich erteile das Wort dem Kollegen Werner Hoyer, FDP-

Fraktion.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Werner Hoyer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr

    Kollege Meckel, Sie haben dem Kollegen Schäuble vor-
    geworfen, er habe auf „Bild“-Zeitungs-Niveau argumen-
    tiert, als er vom deutschen Abstiegsplatz gesprochen hat.
    Ich glaube, Sie tun nicht nur ihm Unrecht, sondern sich
    selbst, weil ich weiß, dass Sie auch andere Gazetten die-
    ser Welt lesen. Beim Lesen der Weltpresse werden Sie
    feststellen, dass die Weltöffentlichkeit fassungslos vor der
    Tatsache steht, dass Deutschland seine Führungsposition
    in der Weltwirtschaft aufgrund eigener Reformunfähig-
    keit aufs Spiel setzt oder bereits verspielt hat und darüber

    Markus Meckel




    Dr. Werner Hoyer
    hinaus sich noch der Möglichkeit begibt, große weltpoli-
    tische Entscheidungen mit zu beeinflussen, wie wir das
    bei der Irak-Resolution der Vereinten Nationen gesehen
    haben. Bei dieser Irak-Resolution ist festzustellen, dass
    der Weltsicherheitsrat und die dort Tätigen ein Meister-
    stück diplomatischer Kunst abgeliefert haben und das Er-
    gebnis nicht zuletzt dem beharrlichen Verhandlungsge-
    schick sowohl unserer amerikanischen, aber vor allen
    Dingen auch einiger unserer europäischen Freunde, ins-
    besondere in Frankreich und auch in Russland, zu ver-
    danken ist. Die Bundesrepublik Deutschland hat sich von
    vornherein jeder Möglichkeit begeben, hierzu einen Bei-
    trag zu leisten. Dieses hätte eine Sternstunde europäischer
    Diplomatie sein können;


    (Beifall bei der FDP)

    es ist eine Sternstunde französischer Diplomatie gewor-
    den, weil Deutschland darauf verzichtet hat mitzuwirken.

    Der NATO-Gipfel ist sicherlich viel mehr als ein Er-
    weiterungsgipfel. Es ist gut, dass die Entscheidungen über
    die weiteren Beitritte jetzt in trockene Tücher kommen.
    Das ist eine große Entscheidung für Europa. Ich würde,
    Herr Meckel, von Vollendung aber erst sprechen, wenn
    auch die Dimension der Europäischen Union dazukommt.
    Wir sollten das immer zusammen sehen und den Schluss-
    strich erst ziehen, wenn Kopenhagen ebenfalls unter Dach
    und Fach ist. Wichtig ist auch, dass die NATO Wort ge-
    halten hat. Die Tür ist nach der ersten Erweiterungsrunde,
    als die ersten drei Staaten beitreten konnten, nicht zuge-
    schlagen worden, wie es viele Partner in Europa befürch-
    teten.

    Prag ist viel mehr als nur Erweiterung. Die öffentliche
    Diskussion in Deutschland wird natürlich von der Irak-
    Frage geprägt. Gleichzeitig erwarten viele fasziniert,
    wie die Verbiegungen aussehen werden, die die Herren
    Schröder, Struck und Fischer auf sich nehmen, wenn sie
    ihre Versuche der Wiederannäherung an die Vereinigten
    Staaten, an unsere amerikanischen Freunde, unterneh-
    men. Wir drohen dabei die wirkliche Substanz des NATO-
    Gipfels zu verschlafen.

    Die Amerikaner gehen mit klaren Vorstellungen nach
    Prag. Sie wollen zwölf Jahre nach Ende des Kalten Krie-
    ges eine neue NATO aus der Taufe heben, eine NATO, in
    der die europäischen Partner bereit sind, mehr Lasten zu
    tragen, vor allen Dingen aber eine NATO, in der die Eu-
    ropäer für ihre amerikanischen Freunde auch militärisch
    relevant sind. Das ist für die Amerikaner sicherlich ein
    wichtiger Punkt. Die Tatsache, dass die militärisch-tech-
    nologische Kluft in den letzten Jahren immer breiter ge-
    worden ist, muss endlich Konsequenzen haben. Genau
    davon ist bei dieser Bundesregierung nichts zu spüren.


    (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Dr. Gerd Müller [CDU/CSU])


    Wir Europäer sind von den neuen Sicherheitsbedrohun-
    gen – sie sind ja schon von zwei Rednern dargestellt wor-
    den – mindestens so stark betroffen wie unsere Freunde
    jenseits des Atlantiks, wenn nicht deutlich stärker. Wir
    Europäer brauchen als Antwort auf diese neuen Bedro-
    hungen die NATO dringender als die Amerikaner; das
    muss uns stets bewusst sein.

    Umgekehrt müssen wir sehen: Wer über so viel Macht
    und militärische Überlegenheit verfügt wie die Amerika-
    ner, der ist natürlich ständig versucht, dem Unilateralis-
    mus das Wort zu reden. Wir spüren das seit dem Ende des
    Kalten Krieges immer wieder. Dennoch haben sich die
    Amerikaner letztendlich doch als bereit und bemüht er-
    wiesen, sich den neuen Bedrohungen multilateral zu stel-
    len. Das ist ihnen auch aufgrund der innenpolitischen De-
    batte nicht immer leicht gefallen, aber wir sollten
    anerkennen, dass sie es am Ende getan haben, übrigens
    auch nach dem 11. September, als viele in diesem Hause
    der Meinung gewesen sind, die Amerikaner würden ohne
    Rückkoppelung blindwütig draufschlagen. Hinterher wa-
    ren sie erstaunt, wie sehr sie sich rückgekoppelt haben,
    wie sehr sie Allianzen geschmiedet und eine weltweite
    Aktion ermöglicht haben. Das haben am Anfang manche
    hier nicht für möglich gehalten.

    Die Amerikaner sagen aber auch: In unserer neuen
    Strategie spielt die NATO eine wichtige Rolle. Die Ame-
    rikaner sind also durchaus bereit, der NATO eine Rolle
    zuzuweisen. Wir Europäer müssen hingegen sehr viel
    mehr tun, als uns eine Nische zuweisen zu lassen. Wir sel-
    ber müssen die europäische Rolle in der NATO definieren
    und die eigene Handlungsfähigkeit im Rahmen der euro-
    päischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik herstellen.
    Wir müssen uns auf der Basis eines fundierten, gewisser-
    maßen mit konzeptioneller Klarheit und militärischer
    Hardware unterlegten europäischen Selbstbewusstseins
    der Strategiedebatte mit unseren amerikanischen Freun-
    den stellen. Wie weit sind wir davon eigentlich entfernt?

    Damit sind wir nach der wachsenden militärtechnolo-
    gischen bei der zweiten, möglicherweise noch gefährli-
    cheren transatlantischen Kluft. Das sicherheitspolitische
    und das militärstrategische Denken in den USAhat sich in
    den letzten Monaten entscheidend weiterentwickelt. Die
    Bush-Doktrin enthält neben Bekenntnissen zur friedli-
    chen Krisenprävention und Krisenbeilegung, zur Allianz
    und zum Völkerrecht das Prinzip der militärischen
    Präemption als eine zwingende Handlungsalternative.
    Amerika will sich angesichts der neuen Bedrohungen
    nicht mehr ausschließlich auf die Wirksamkeit militäri-
    scher Abschreckung verlassen. Es will sich dann, wenn
    diese zu versagen droht, militärische Präventiveinsätze
    vorbehalten. Verglichen damit sind wir Europäer, speziell
    wir Deutschen, noch in der militärstrategischen Diskus-
    sion der 50er-Jahre gebunden. Die Amerikaner dürften
    mit ihren Analysen so Unrecht nicht haben. Nukleare und
    konventionelle Abschreckung, komplizierte konsensuale
    Entscheidungsprozesse und eine Beschränkung auf den
    Wendekreis des Krebses mögen beim Umgang mit inter-
    national agierenden Terroristen, mit Problemen der Proli-
    feration von Massenvernichtungswaffen und mit Regio-
    nalkonflikten an ganz fernen Enden der Welt, die
    gleichwohl zu uns herüberschwappen können, nicht mehr
    ausreichen. Dennoch dürfen wir das Kind nicht mit dem
    Bade ausschütten.


    (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Ernst Hinsken [CDU/CSU])


    Das Beharren auf der Herrschaft des Völkerrechts, auf
    dem Gewaltmonopol der Vereinten Nationen, auf dem
    Vorrang friedlicher Konfliktlösung und Prävention ist et-


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    542


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    was anderes als das Verharren in schönen europäischen
    Illusionen. Das ist der epochale Fortschritt vor allem in der
    zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts, der aus unserer
    Kultur und vor allen Dingen aus unseren historischen
    Lernprozessen gespeist wurde. Man mag dies nicht 1 : 1
    auf den Rest der Welt übertragen können. Aber man darf
    diesen Fortschritt auch nicht leichtfertig über Bord gehen
    lassen. Das bedeutet auch, dass dann, wenn Präemption
    oder Prävention erforderlich sein sollten, die völker-
    rechtliche Einbindung wichtiger denn je und die Rolle
    der Vereinten Nationen von größerer Bedeutung als je zu-
    vor sind.


    (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Markus Meckel [SPD])


    Noch ein Wort zur NATO-Response-Force: Natürlich
    ist eine solche Truppe im Prinzip zu begrüßen. Aber ent-
    scheidende Fragen sind noch unbeantwortet. Es ist zum
    Beispiel nicht klar, welche Rolle die NATO-Response-
    Force im strategischen Konzept der Vereinigten Staaten
    spielen soll. Die „New York Times“ schreibt von einer
    „Fremdenlegion des Pentagon“. Das kann es ja wohl nicht
    sein. Wir stellen uns darunter mehr vor. Die Frage, wie die
    NATO-Response-Force zu den geplanten europäischen
    Krisenreaktionskräften passt, ist ebenfalls unbeantwortet.
    Es darf ja wohl nicht sein, dass mit dem einen Projekt das
    andere unterlaufen wird.


    (Beifall des Abg. Harald Leibrecht [FDP])

    Wir müssen unsere eigenen Vorstellungen klar definieren.
    Wir müssen deutlich machen, dass wir uns hier nicht ab-
    koppeln lassen, und aufpassen, dass sich die amerikani-
    sche Lokomotive nicht von dem abkoppelt, was in Europa
    geschieht. Wenn wir aber einen Platz im Führerhäuschen
    der Lokomotive beanspruchen, dann müssen wir auch
    starke Beiträge leisten.

    Wenn sich die NATO – damit komme ich zum
    Schluss – wirklich zu einer neuen NATO entwickelt, wer-
    den viele Partner, sicherlich auch wir, an verfassungs-
    rechtliche Grenzen stoßen. Wir werden uns bald fragen
    müssen, ob der NATO-Vertrag wirklich all das hergibt,
    was die NATO tut und tun muss. Ich kenne das Argument,
    dass man einen besseren NATO-Vertrag so leicht nicht be-
    kommen werde. Auch ich sehe, dass Rot-Grün aus gutem
    Grunde eine Debatte über eine möglicherweise notwen-
    dige Anpassung des Grundgesetzes an die neuen Heraus-
    forderungen scheut wie der Teufel das Weihwasser; denn
    sonst würden alte Konflikte sehr schnell wieder aufbre-
    chen. Aber die Rechtsgrundlagen unseres Handelns sind
    nicht unbegrenzt dehnbar. Denken Sie nur an die verfas-
    sungsrechtliche Rolle des Bundestages bei jedem Mili-
    täreinsatz! Sie gilt auch für eine NATO-Response-Force
    oder eine EU-Truppe.


    (Beifall der Abg. Sabine LeutheusserSchnarrenberger [FDP])


    Aus diesem Grund empfehle ich Ihnen sehr, sich mit
    dem Antrag, den die Fraktion der FDP zu der Frage der
    Beteiligung des Deutschen Bundestages bei Entscheidun-
    gen über Einsätze der Bundeswehr eingebracht hat, zu be-
    schäftigen. Wir werden die Rechte des Parlaments, das für
    eine Parlamentsarmee verantwortlich ist, zu wahren ha-

    ben, wenn die neuen Vorstellungen der NATO über ihre
    eigene Zukunft Wirklichkeit werden.

    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)