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ID1500802000

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Tagesordnungspunkt 3: Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung des Einsatzes bewaffneter deutscher Streitkräfte bei der Unterstützung der gemeinsamen Reaktion auf terroris- tische Angriffe gegen die USA auf Grundlage des Art. 51 der Satzung der Vereinten Nationen und des Art. 5 des Nordatlantikvertrags sowie der Resolu- tionen 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen (Drucksache 15/37) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 379 A Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVG . . . . 379 B Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU . . . . . . . . . . 380 C Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 383 C Günther Friedrich Nolting FDP . . . . . . . . . . . 385 C Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD . . . . . . . 386 C Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 388 D Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . 390 C Tagesordnungspunkt 4: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt (Drucksache 15/25) . . . . . . . . . . . . . . . 391 A b) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt (Drucksache 15/26) . . . . . . . . . . . . . . . 391 B c) Erste Beratung des von der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aktivierung kleiner Jobs (Kleine-Jobs-Gesetz) (Drucksache 15/23) . . . . . . . . . . . . . . . 391 B d) Erste Beratung des von den Abgeord- neten Karl-Josef Laumann, Dagmar Wöhrl, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum optima- len Fördern und Fordern in Vermitt- lungsagenturen (OFFENSIV-Gesetz) (Drucksache 15/24) . . . . . . . . . . . . . . . 391 C e) Antrag der Abgeordneten Rainer Brüderle, Dirk Niebel, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der FDP: Handeln für mehrArbeit (Drucksache 15/32) . . . . . . . . . . . . . . . 391 C Wolfgang Clement, Bundesminister BMWA 391 D Karl-Josef Laumann CDU/CSU . . . . . . . . . . 397 D Dr. Thea Dückert BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 400 B Rainer Brüderle FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 402 B Klaus Brandner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 403 D Peter Dreßen SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 404 D Dagmar Wöhrl CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 406 C Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 408 D Dirk Niebel FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 410 A Johannes Singhammer CDU/CSU . . . . . . . . 411 C Karin Roth (Esslingen) SPD . . . . . . . . . . . . . 413 B Robert Hochbaum CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 415 A Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . 417 B Plenarprotokoll 15/8 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 8. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 7. November 2002 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 7: Abschließende Beratungen ohne Aus- sprache: Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN: Erhöhung der Anzahl von Ausschussmitgliedern (Drucksache 15/22) . . . . . . . . . . . . . . . . . 418 B weitere Beratungen mit Aussprache Zusatztagesordnungspunkt 2: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der FDP: Hal- tung der Bundesregierung zur Eigen- heimzulage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 418 C Joachim Günther (Plauen) FDP . . . . . . . . . . . 418 C Dr. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 419 D Eduard Oswald CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 421 C Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 422 C Peter Götz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . 423 D Horst Schild SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 425 A Dr. Hermann Otto Solms FDP . . . . . . . . . . . . 425 D Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 427 C Klaus-Peter Flosbach CDU/CSU . . . . . . . . . 428 C Gabriele Frechen SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 430 A Willi Zylajew CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 431 B Wolfgang Spanier SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 432 C Stefan Müller (Erlangen) CDU/CSU . . . . . . 433 C Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . 434 D Tagesordnungspunkt 5: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Sicherung der Beitragssätze in der gesetzlichen Kran- kenversicherung und in der gesetz- lichen Rentenversicherung (Beitrags- satzsicherungsgesetz – BSSichG) (Drucksache 15/28) . . . . . . . . . . . . . . . 435 B b) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Zwölften Gesetzes zur Ände- rung des Fünften Buches Sozialge- setzbuch (Zwölftes SGB V-Ände- rungsgesetz – 12. SGB V ÄndG) (Drucksache 15/27) . . . . . . . . . . . . . . . 435 B Helga Kühn-Mengel SPD . . . . . . . . . . . . . . . 435 C Andreas Storm CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 437 D Birgitt Bender BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 440 C Dr. Dieter Thomae FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 442 B Erika Lotz SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 443 B Wolfgang Zöller CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 445 A Bernd Schmidbauer CDU/CSU . . . . . . . . . . . 446 D Daniel Bahr (Münster) FDP . . . . . . . . . . . . . 448 C Franz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMGS . . 450 A Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . 452 C Dr. Hans Georg Faust CDU/CSU . . . . . . . . . 453 B Tagesordnungspunkt 6: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Fortentwicklung der ökologi- schen Steuerreform (Drucksache 15/21) . . . . . . . . . . . . . . . . . 455 A Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . . 455 B Heinz Seiffert CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 457 A Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 458 D Heinz Seiffert CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 459 B Carl-Ludwig Thiele FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 460 B Reinhard Schultz (Everswinkel) SPD . . . . . . 461 D Stefan Müller (Erlangen) CDU/CSU . . . . . . 463 C Margareta Wolf, Parl. Staatssekretärin BMU . 464 C Norbert Schindler CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 466 A Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . . . . . . 467 A Dr. Michael Meister CDU/CSU . . . . . . . . . . 468 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 470 C Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 470 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 471 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 8. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 7. November 2002II (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 8. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 7. November 2002 379 8. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 7. November 2002 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    (A) (B) (C) (D) 470 Berichtigungen 4. Sitzung, Seite 109 (B), zweiter Absatz, der erste Satz ist wie folgt zu lesen: „Der Tschet- schenien-Konflikt reicht in seinen Ursachen Jahrhunderte zurück und ist nach dem Zerfall der Sowjetunion und dem Entstehen der Russischen Föderation durch das Streben der Tschetsche- nen nach Unabhängigkeit in eine neue Dimension eingetreten. Es ist in erster Linie ein lokaler bzw. regionaler Konflikt, den es schon lange vor dem Entstehen des internationalen Terrorismus islamisch-fundamentalistischer Ausprägung gab.“ Seite 109 (C), zweiter Absatz, der zweite Satz ist wie folgt zu lesen: „Aus meiner Erfahrung im Rahmen des Europarates und aus vielen Gesprächen komme ich zu dem Schluss, dass der ge- wählte Präsident Tschetscheniens, Aslan Maschadow, eine so einflussreiche Person in der Re- gion ist, dass es ohne Verhandlungen mit ihm keine politische Lösung geben wird.“ Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 8. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 7. November 2002 471 (C)(A) Altmaier, Peter CDU/CSU 07.11.2002 Bury, Hans Martin SPD 07.11.2002 * Feibel, Albrecht CDU/CSU 07.11.2002 Gröhe, Hermann CDU/CSU 07.11.2002 Hoffmann (Chemnitz), SPD 07.11.2002 Jelena Lengsfeld, Vera CDU/CSU 07.11.2002 Lietz, Ursula CDU/CSU 07.11.2002 entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenografischen Bericht Möllemann, Jürgen W. FDP 07.11.2002 Dr. Pinkwart, Andreas FDP 07.11.2002 Roth (Heringen), SPD 07.11.2002 Michael Dr. Vollmer, Antje BÜNDNIS 90/ 07.11.2002 DIE GRÜNEN Volquartz, Angelika CDU/CSU 07.11.2002 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Karl-Josef Laumann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

    Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
    Herr Minister Clement, Sie haben uns in Ihrer Rede mehr-
    fach angeboten, in schwierigen Fragen der Arbeitsmarkt-
    politik gemeinsam nach richtigen Lösungen zu suchen.
    Deshalb verstehe ich nicht, warum Sie auch gesagt haben,
    dass man in den nächsten Tagen noch mit vielen darüber
    reden müsse, wie das zu machen sei. Ich möchte Sie nur
    darauf hinweisen, welchen Zeitplan Ihre Fraktion vorge-
    geben hat:


    (Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP)


    Bundesminister Wolfgang Clement




    Karl-Josef Laumann
    am Dienstag Anhörung, am Mittwoch oder Donnerstag
    Abschluss und am Freitag dritte Lesung. Dieser Zeitplan
    ist so angelegt, dass er das Angebot ernsthafter Mitbera-
    tung und Gespräche über Lösungen, die sinnvoll und rich-
    tig sind und die vielleicht von vielen mitgetragen werden,
    an die Opposition als Worthülse erscheinen lässt.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Als ich begann, den Gesetzentwurf zu lesen, der am

    Dienstagabend gegen 19.30 Uhr in meinem Büro eintraf,
    wichen meine Hoffnungen, die ich mit der Umsetzung des
    Hartz-Konzeptes verbunden hatte, teilweise Erstaunen,
    Kopfschütteln und leider auch blankem Entsetzen.

    Ein erster Punkt: Es ist zwar richtig, dass wir das Ar-
    beitnehmerüberlassungsgesetz – im Volksmund heißt es
    Zeitarbeitsgesetz – liberalisieren wollen. Die Union hat in
    den 80er- und 90er-Jahren die Verantwortung für dieses
    Gesetz gehabt. Damals befand sich die Zeitarbeit noch in
    den Anfängen und die Strukturen waren sehr schwierig.
    Deshalb waren wir der Meinung, dass wir dem normalen
    Arbeitsrecht ein Arbeitsrecht speziell für diesen Bereich
    überstülpen müssen. Da sich die Zeitarbeit inzwischen
    etabliert hat und vernünftige Strukturen vorhanden sind,
    könnten wir dieses spezielle Arbeitsrecht – dieser Mei-
    nung sind wir schon lange – logischerweise ein Stück weit
    zurücknehmen. Ihre Fraktion hat sich bislang sehr schwer
    getan, dies zu tun. Was war das noch für ein Kampf, bis
    vor einem Dreivierteljahr die Verleihdauer von zwölf Mo-
    nate auf 24 Monate verlängert wurde!

    Sie wollen nun – das finde ich in Ordnung – diese Re-
    gelungen liberalisieren. Aber gleichzeitig wollen Sie auch
    die denkbar stärkste Restriktion gesetzlich festlegen:
    nämlich dass sich die Entlohnung der Zeitarbeitnehmer an
    der betriebsüblichen Entgeltstruktur – dazu gehört bei
    Audi unter Umständen auch das Jahreswagenprivileg –
    orientiert. Wenn man liberalisiert, dann muss man natür-
    lich auch über die Frage sprechen, ab wann tarifähnliche
    Strukturen im Entleihbetrieb gelten müssen; denn sonst
    kann Lohndumping entstehen. Auch ich kenne die Sorgen
    der Stammbelegschaften. Aber ich glaube, dass aufgrund
    der von Ihnen angestrebten restriktiven Lösung die Zeit-
    arbeitsjobs gerade im Segment der Helfer wegbrechen
    werden, also nicht dort, wo sehr qualifizierte Arbeitneh-
    mer benötigt werden, sondern dort, wo es um die Ver-
    mittlung von Langzeitarbeitslosen geht. Schließlich hat
    jeder zweite Langzeitarbeitslose keine abgeschlossene
    Berufsausbildung. Diese Einschätzung wird – das weiß
    ich auch aus Pressemitteilungen – vom Bundesverband
    Zeitarbeit geteilt.

    Wir, die CDU/CSU-Fraktion, werden in der kommen-
    den Woche im Ausschuss und in der dritten Lesung im
    Bundestag einen eigenen Entwurf zum AÜG einbringen.
    Wir werden uns bei der Erarbeitung unseres Gesetzent-
    wurfs von der Frage leiten lassen, inwieweit dieses Gesetz
    aufgelöst werden kann. Wir werden zwar daran festhalten,
    dass diejenigen, die bei Zeitarbeitsfirmen beschäftigt sind
    und die vom Entleihbetrieb übernommen werden können,
    relativ schnell von Zeitarbeit in reguläre Beschäftigung
    kommen, damit die Brückenfunktion der Zeitarbeit erhal-
    ten bleibt. Aber wir sind nicht der Meinung, dass vom ers-

    ten Tag an die gleichen Tarif- und Entlohnungsstrukturen
    gelten sollen.

    Wir werden wahrscheinlich die Zwölfmonatsfrist in
    den Gesetzentwurf hineinschreiben. Dies ist eine vernünf-
    tige Zeitspanne und schließlich hat auch Rot-Grün dies vor
    einem Dreivierteljahr noch so beschlossen. Natürlich soll-
    ten wir die mit den Leuten, die Erfahrung mit der Zeitar-
    beit haben, vernünftig über die richtige Frist reden. Ich
    biete Ihnen die Diskussion dazu ausdrücklich an.

    Aber wir sollten die Zeitarbeit nicht überschätzen. So
    lange wir so wenige Jobs und eine so schlechte Konjunk-
    turlage haben, in der es nichts zu vermitteln gibt, wird
    auch die Zeitarbeit keine Jobs vermitteln, das ist wahr.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Es gibt einige Leute in der Zeitarbeitsbranche, die sa-

    gen: Selbst wenn ihr alles ändern und uns jeden Wunsch
    erfüllen würdet, könnten wir euch zurzeit im Jahr viel-
    leicht 30 000 bis 50 000 zusätzliche Arbeitsplätze zusa-
    gen. Das macht uns schon besorgt und meine Vorsitzende
    hat mit dem, was sie in einem Interview mit dem Bonner
    „General-Anzeiger“ gesagt hat, schon Recht: Wenn wir
    die Zahlen der Hartz-Kommission sehen, haben wir die
    Angst, dass Menschen, die heute in der Arbeitslosenstatis-
    tik geführt werden, auch in Zukunft in Wahrheit gar nicht
    in Arbeit sind, sondern nur – Simsalabim – aus der Ar-
    beitslosenstatistik fallen, weil sie zu den PSA gehen und
    dort Umschulungen, Qualifizierungs- und Fortbildungs-
    maßnahmen, wie zum Beispiel das Üben von Bewer-
    bungsgesprächen, erhalten.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Das wird uns aber nichts nützen und es wird auch den

    Herrn Minister Clement einholen; denn am Ende werden
    wir daran gemessen, wie viele Menschen wir aus den
    staatlichen Transferleistungssystemen – es ist egal, wie
    die Systeme heißen und in welcher Statistik wir die Men-
    schen führen – in Arbeit bringen, damit sie selber, ohne
    den Staat zu belasten, einen großen Teil – oder besser
    noch: den gesamten Lebensunterhalt – verdienen können.
    Denn ansonsten bekommen wir die Entlastungen, die wir
    alle gemeinsam anstreben, nicht hin.

    Ich will einen zweiten Punkt nennen, der mich vom
    Kopfschütteln zum Entsetzen gebracht hat. Ich hatte mich
    durchaus gefreut, als Sie während des Wahlkampfs – die
    Hartz-Vorschläge waren gerade vorgelegt – gesagt haben:
    Wir müssen uns auch den Minijobs zuwenden. – Wir hat-
    ten damals einen Gesetzentwurf zur Förderung niedrig
    entlohnter Tätigkeiten eingebracht. Wir wollten zu einer
    Regelung kommen, die mehr Flexibilität bei Zusatzver-
    diensten – ich meine damit die alten 630-Mark-Jobs –
    schafft. Noch wenige Wochen zuvor wurde mir von den
    Leuten, die hier sitzen, gesagt: Das ist alles Quatsch, was
    ihr vorschlagt.


    (Dirk Niebel [FDP]: Sie haben es schlimmer formuliert!)


    Ich hatte also große Hoffnungen, als die Hartz-Kommis-
    sion von Minijobs sprach.


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    398


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    Ich war deshalb erstaunt, warum Sie diese Jobs auf den
    Haushalt begrenzen wollen. Warum sollen Minijobs nicht
    auch in anderen Branchen zulässig sein?


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ist denn der Minijob im Haushalt schlechter, besser, an-
    ders als anderswo in der Gesellschaft?


    (Hubertus Heil [SPD]: Ja!)

    Jetzt erwägen Sie, diese Jobs in „haushaltsnahen

    Dienstleistungen“ zuzulassen. Ich wette, dass wir bald
    den ersten Prozess in Deutschland über die Frage „Was ist
    eine haushaltsnahe Dienstleistung?“ haben werden. Dann
    werden sich Menschen, die viel mehr verdienen, als man
    je mit Minijobs verdienen könnte, mit der schönen Frage
    beschäftigen: Ist das Streichen einer Haustür haushalts-
    nah? – Wollen Sie vielleicht, dass das Gericht dann sagt:
    Das Streichen einer Haustür von innen ist haushaltsnah;
    aber wenn die Außenseite gestrichen wird, ist es haus-
    haltsfern? Solche Gesetze passen nicht in die Landschaft,
    wenn Sie Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt wollen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich komme aus dem Münsterland und kenne die Fami-

    lienbetriebe in der Gastronomie. Wie wollen Sie kontrol-
    lieren, ob eine Frau, die bei einer Gastwirtsfamilie arbei-
    tet, im Haushalt das Frühstück für den Gastwirt oder
    vorne in der Kneipe das Frühstück für den Urlauber rich-
    tet? Wie wollen Sie das kontrollieren?

    Wir haben unsere Vorschläge zum Niedriglohnsektor
    in dieser Lesung eingebracht und werden dies auch in den
    Ausschüssen tun. Ich glaube, dass unsere Überlegungen
    hierzu richtig sind. Von seinerzeit 630 DM wollen wir die
    Grenze auf 400 Euro erhöhen. Damit die Sozialversiche-
    rung nicht darunter leidet, wollen wir ihr im Gegensatz zu
    früher die Pauschalversteuerung zur Verfügung stellen.
    Das würde die Sozialversicherung im Übrigen nicht so
    belasten wie das, was Sie separat für den Haushaltsbe-
    reich vorsehen.

    Viel wichtiger ist es aber, dass der CDU/CSU-Gesetz-
    entwurf – es ist ja nicht alles verkehrt, nur weil CDU/CSU
    darauf steht – eine Antwort, nach der wir lange gesucht
    haben, gefunden hat. Die Frage war doch: Wie können wir
    die so genannte 630-Mark-Falle überwinden? Sie arbeiten
    für 325 Euro und verdienen ein wenig mehr, weil mehr zu
    tun ist, aber bekommen am Ende weniger ausbezahlt, als
    wenn Sie unter der Grenze geblieben wären. Das ist doch
    idiotisch. Es kann doch nicht sein, dass ein Mensch, der
    mehr gearbeitet und mehr brutto hat, netto weniger be-
    kommt, weil sofort 20 Prozent Sozialversicherungs-
    beiträge fällig werden. Wer das einmal im Leben gemacht
    hat, ist kuriert – oder er macht das „BAT“, was in diesem
    Fall aber „bar auf die Tatze“ heißt.

    Wir haben gesagt, wir wollen bei einem Verdienst in
    Höhe von 400 Euro langsam mit Sozialversicherungs-
    beiträgen beginnen und schleichend bei einem Verdienst
    von 800 Euro – die FDP nimmt 1 000 Euro als Grenze –
    auf 20 Prozent kommen.

    Ich glaube, dass das wirklich eine Lösung wäre, wie
    man in einem ersten Schritt für diejenigen, die es am meis-

    ten brauchen – die nämlich leider eine Arbeit verrichten
    müssen, bei der man wenig verdient –, Brutto- und Netto-
    verdienst in ein vernünftiges Verhältnis bringen könnte.
    Ich würde es gerade jenen gönnen, die für 6 oder 7 Euro
    in der Stunde arbeiten müssen. Das ist soziale Politik.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wenn Sie mit uns darüber reden wollen, was für den

    Arbeitsmarkt gut ist, Herr Clement, dann frage ich: Sind
    Sie bereit, mit Repräsentanten der CDU und CSU über
    unseren Gesetzentwurf zu den kleinen Jobs zu reden und
    mit ihnen zu überlegen, wie man das im Rahmen der Ge-
    samtkonzeption, die Sie heute dem Hohen Haus vorstel-
    len, umsetzen kann? Ich kann Ihnen nur sagen: Ich bin si-
    cher, dass die Repräsentanten meiner Fraktion zu jeder
    Tages- und Nachtzeit bereit sind, das zu tun, weil uns
    nämlich die Interessen der kleinen Leute sehr am Herzen
    liegen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich will einen dritten Punkt nennen, bei dem meine Re-

    aktion Entsetzen und Kopfschütteln war. Ich meine Ihren
    Vorschlag zur Abschmelzung der Vermögensfreigrenzen
    für Arbeitslosenhilfebezieher in Ihrem Gesetzentwurf. Ich
    mache es mir nicht so einfach, wie das früher in diesem
    Hause bei der Opposition war, als wir noch regiert haben.
    Jede Veränderung im Sozialsystem galt ja damals als so-
    zialpolitischer Kahlschlag; Sie können sich sicher an die
    Auseinandersetzungen bis 1998 erinnern. Ich bin schon
    der Meinung, dass wir, wenn wir die beiden Systeme zu-
    sammenführen wollen, auch darüber reden sollten. Das
    kann dann aber nicht auf dem Niveau der Arbeitslosen-
    hilfe geschehen. Das würde ich mittragen, auch wenn es
    nicht populär ist. Aber es sollte nicht so fantasielos ge-
    macht werden, dass man die Beträge einfach halbiert.


    (Lachen des Abg. Gerd Andres [SPD])

    Sie behandeln den Maurer, der mit 14 in die Lehre gegan-
    gen ist und mit 52 arbeitslos geworden ist, in Bezug auf
    die Vermögensfreigrenze genauso wie denjenigen, der mit
    14 in die Lehre gegangen ist und dann bis zum Alter von
    52 arbeitslos war. Ihre Art der Anrechnung berücksichtigt
    nicht eine Philosophie von Lebensleistungen und die
    Möglichkeiten, dass sich jemand etwas aufgebaut hat.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Ich frage: Wo ist eigentlich Ihre Philosophie, wenn es da-
    rum geht, dass das, was Menschen sich in einem langen
    Leben erarbeitet haben, geschützt wird?

    Ich komme jetzt zu meinem letzten Punkt; meine Re-
    dezeit geht langsam zu Ende. Wenn das ganze Haus der
    Meinung ist, dass wir dem solidarischen, gesetzlichen Si-
    cherungssystem Rente eine private, kapitalgedeckte Säule
    hinzufügen müssen – das ist ja vernünftig; es ist im
    Grundsatz ebenfalls vernünftig, es für kleine Einkommen
    zu fördern, wie es in der Riester-Rente geschehen soll; al-
    lerdings ist es in der Durchführung dadurch, dass es so
    kompliziert ist, unvernünftig –, dann müssen wir doch für
    denjenigen, der in seinem Leben viele Jahrzehnte gear-
    beitet hat und sich in diesen Systemen etwas geschaffen

    Karl-Josef Laumann




    Karl-Josef Laumann
    hat, eine andere Freigrenze gelten lassen als für denjeni-
    gen, der genauso alt ist, aber nie etwas geleistet hat.


    (Heinz Seiffert [CDU/CSU]: So ist es!)

    Sie haben meiner Meinung nach in diesem Bereich einen
    wunden Punkt. Ich wäre auch bereit, mit Ihnen, Herr
    Clement, darüber zu reden, damit wir eine Lösung finden,
    die es ermöglicht, dass diese Frage im Gesamtkonzept kos-
    tenneutral geregelt werden kann. Ich verstehe ja, dass Sie
    in der jetzigen Situation Einsparungen brauchen. Ich wäre
    dazu bereit und fordere Sie auf: Überlegen Sie, ob auch Sie
    bereit wären, einen solchen Weg mit uns zu gehen.

    Ich habe einige sehr konkrete Vorschläge genannt. Ich
    werde es in den nächsten Tagen und Wochen


    (Wolfgang Clement, Bundesminister: Tage!)

    ja erleben, ob Ihre Bereitschaft, mit uns darüber zu reden,
    was für den Arbeitsmarkt das Richtige ist, politische Rhe-
    torik oder ein ernst gemeintes Herzensanliegen ist.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Sie können sicher sein, dass das, was ich gesagt habe,
    ernst und auch ehrlich gemeint ist. Ich würde es toll fin-
    den, wenn die politische Klasse in Deutschland in der
    Lage wäre, etwas zu tun, von dem die Menschen in eini-
    gen Jahren sagen könnten: Die im Bundestag haben das
    getan, was Wohlstand, Arbeit, Zuverlässigkeit für unsere
    Familien und mehr Beschäftigung ermöglicht hat. Wir rei-
    chen Ihnen die Hand dazu. Ich bin gespannt, ob Sie in
    diese Hand einschlagen oder ob das Ganze nur Rhetorik
    war. Wenn Sie das wollen, müssten Sie das Beratungsver-
    fahren, wie es jetzt angedacht ist, aufhalten. Denn in fünf
    Tagen wird man das nicht leisten können.

    Schönen Dank.

    (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei der FDP)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Ich erteile das Wort der Kollegin Thea Dückert, Bünd-

nis 90/Die Grünen.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Thea Dückert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr

    Laumann, Ihr Beitrag hat gezeigt, in welchem Dilemma
    sich die Union befindet;


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Widerspruch bei der CDU/CSU)


    denn das, was Sie an Kritik am Hartz-Konzept und an sei-
    ner Umsetzung hier vorgetragen haben, ist doch eher eine
    Phantomdebatte als eine ernsthafte inhaltliche Kritik.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Ich will das an zwei Beispielen deutlich machen. Das
    eine Beispiel hat der Minister schon genannt. Sie reden
    hier darüber, dass es zum Beispiel keine Einstiegstarife

    bei der Arbeitnehmerüberlassung und bei der Zeitarbeit
    geben werde. Das ist definitiv falsch und steht anders im
    Gesetzentwurf.

    Sie reden hier davon, dass es ernsthafte Probleme bei
    den Minijobs, mit denen wir gegen Schwarzarbeit vorge-
    hen wollen, gibt, und führen als Beispiel den Streit an, ob
    die Tür außen nicht zum Haushalt gehört und ob die Tür
    innen zum Haushalt gehört. An diesem Beispiel wird die
    ganze Lächerlichkeit dieser Kritik an dem Ansatz deut-
    lich,


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    der im Grundsatz darauf gerichtet ist, die Menschen aus
    der Schwarzarbeit zu führen. Nein, Sie machen es sich zu
    einfach, so mit dem Hartz-Konzept umzugehen.

    Wir verkaufen das Hartz-Konzept nicht als eine Wun-
    derwaffe im Kampf um die Arbeitslosigkeit. Wir wissen,
    dass es das nicht ist. Jedem und jeder hier ist bekannt, dass
    die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eine zentrale
    Rolle spielen. Richtig ist aber, dass es die Hartz-Kom-
    mission geschafft hat, aus einer großen Krise am Arbeits-
    markt, nämlich aus der Krise der Bundesanstalt für Arbeit,
    eine Chance zu machen. Ich sage Ihnen: Wir werden diese
    Chance nutzen. Ich hoffe sehr, dass Sie angesichts dieser
    Minimalkritik, die Sie hier vorgetragen haben, mitmachen
    können.


    (Vorsitz: Vizepräsidentin Susanne Kastner)

    Meine Damen und Herren, es geht darum, Gerechtig-

    keit beim Zugang zum Arbeitsmarkt für diejenigen herzu-
    stellen, die daran bisher nicht teilhaben. Ihnen müssen wir
    eine Perspektive geben. Wir müssen uns für diejenigen
    stark machen, die es schwer haben, in den Arbeitsmarkt
    hineinzukommen.

    Deswegen ist die vergangene „Sündenbockdebatte“
    gerade bei der Union und bei der FDP fehl am Platz. Es
    muss darum gehen, dass den Arbeitslosen von uns, vom
    Staat, von den Unternehmen und von der Arbeitsvermitt-
    lung etwas geboten wird, um sie von dem Tropf der Äm-
    ter zu lösen und aus den Fluren der Ämter hinaus zu be-
    kommen. Sie müssen die Chance bekommen, wieder am
    Arbeitsmarkt teilzunehmen. Das ist übrigens auch ein
    Grund dafür, warum wir ihnen in den Jobcentern Hilfe aus
    einer Hand anbieten werden.

    Arbeitsmarktpolitik ist sehr viel mehr als Sozialpoli-
    tik. Wir müssen endlich dieses Kästchendenken überwin-
    den: die einen mit ihren neoliberalen Ansätzen, was letz-
    ten Endes nur zu Working Poor führt, und die anderen mit
    strukturkonservativen Ansätzen, was die Starrheit am Ar-
    beitsmarkt zementiert. Deswegen haben wir als Grüne vor
    zwei Jahren den Ansatz der „Flexicurity“ entwickelt. Das
    heißt: Wir wollen Flexibilität am Arbeitsmarkt und so-
    ziale Sicherheit für die Menschen, die von Arbeitslosig-
    keit betroffen sind, verbinden. Genau das ist der Kern.

    Es geht hier um mehr, nämlich darum, ein neues Den-
    ken in der Arbeitsmarktpolitik einzuführen. Hartz ist ge-
    nau das in seiner Kommission gelungen, nämlich wider-
    streitende Interessen, die auf der einen Seite aus der
    neoliberalen Schule kommen und auf der anderen Seite
    eher strukturkonservativ sind, zu einem Ansatz zusam-


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    400


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    menzuführen. Darin liegen zusammen mit den vielen
    neuen Elementen, die in den Konzepten verbunden sind,
    die Chancen.

    Sie haben im Wahlkampf immer wieder gesagt, das sei
    „Hartz-Gequatsche“. Das zeigt, dass Sie überhaupt nicht
    verstanden haben, worum es geht.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


    Vielleicht glauben Sie Lyndon B. Johnson eher, der schon
    in den 60er-Jahren die soziale Frage als eine Frage des
    „new border“, als ein neues Grenzgebiet beschrieben hat,
    was nichts anderes bedeutet, als dass man auch in diesem
    Bereich neue Ideen, Pioniergeist sowie Mut zur Verände-
    rung braucht und dass Innovationen angegangen werden
    müssen.
    Es geht eben um Bewegung und nicht um die Pflege von
    Anspruchsdenken.

    Fördern und Fordern – das ist ein zentrales Element
    in diesem neuen Konzept. Wir meinen damit alle und
    nicht nur die Arbeitslosen und die Arbeitsuchenden – die
    FDP konzentriert sich mit ihrer Sündenbocktheorie im-
    mer wieder nur auf diese Klientel –, also auch die Arbeit-
    geber, die beispielsweise eine Beschäftigungsbilanz zu er-
    stellen haben, weil sie Rechenschaft darüber abzulegen
    haben, wie sie mit ihren Belegschaften umgehen und ob
    sie eine Beschäftigungsverantwortung übernehmen.
    Diese müssen ihre Beschäftigten freistellen, wenn sie ih-
    nen die Kündigung ins Haus schicken, sodass hier prä-
    ventiv gehandelt, also vorgesorgt werden kann. Mit dem
    Fordern meinen wir insbesondere auch die Arbeitsver-
    waltung selbst, die vollständig umstrukturiert wird und
    sich an den Kunden, also den Arbeitslosen und auch den
    Unternehmen, ausrichten muss.

    Deswegen geht es um neue Instrumente rundum und
    darum, Bürokratien abzubauen. Es geht, weil die Dauer
    der Arbeitslosigkeit viel zu hoch ist, eben nicht nur um
    eine schnelle Vermittlung, sondern auch darum, die Eigen-
    aktivität der Menschen zu stärken, damit sie selbstständig
    wieder aus der Arbeitslosigkeit herauskommen können.

    Herr Laumann, ich muss Ihnen sagen, dass ich mir die
    Augen gerieben habe, als ich mir in den letzten Tagen die
    Presse angeschaut habe. Die Menschen erhalten mit der
    Ich-AG eine Chance, aus der Arbeitslosigkeit und gleich-
    zeitig auch aus der Schwarzarbeit herauszukommen. Mit
    dieser Diskussion spielen Sie die Arbeitslosen und das
    Handwerk gegeneinander aus. Damit zerstören Sie die
    Perspektiven für diese Menschen; Sie reden sie klein.


    (Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Quatsch! – Dagmar Wöhrl [CDU/CSU]: Blödsinn!)


    Meine Damen und Herren von der Union, Sie führen
    den Bürokratieabbau im Munde und machen sich mit
    Zähnen und Klauen auf, gerade in diesem Bereich den
    Meisterbrief zu verteidigen. Sie müssen sich beispiels-
    weise jemanden vorstellen, der am Morgen selbstständig
    Büros putzen will. Viele Frauen wollen dies tun. Diese
    müssen den Meister in der Gebäudereinigung gemacht
    haben. Stellen Sie sich jemanden vor, der seinen Bekann-
    ten oder den Menschen im Umfeld seines Wohnbereichs
    die Haare schneiden will. Dieser braucht den Friseur-

    Meisterbrief. Stellen Sie sich auch andere vor, die Fahr-
    räder oder Autos reparieren wollen. Diese werden syste-
    matisch daran gehindert.

    Ich denke, dass es gut ist, dass wir mit der Ich-AG end-
    lich einen Ansatz gefunden haben, wenigstens in einem
    kleinen Bereich, in dem sich aber viele Menschen aufhal-
    ten, dieses mittelalterliche Zunftdenken zu überwinden.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Mit der Ich-AG und den Minijobs holen wir die Arbeit aus
    der gesellschaftlichen Grauzone heraus in eine individu-
    elle Gewinnzone.


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Nennen Sie einmal eine Zahl!)


    Mit den Minijobs geben wir den Schwarzarbeiterinnen
    und Schwarzarbeitern in den Haushalten eine Perspek-
    tive, und zwar ohne Bürokratie. Das wird nur – darüber
    werden wir in den nächsten Tagen noch zu streiten ha-
    ben – mit Steuererleichterungen – die Haushalte brauchen
    nämlich einen Anreiz dafür, Menschen legal ein-
    zustellen – und mit Zuschüssen für die Dienstleistungs-
    agenturen funktionieren.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Das große M, Merz und Merkel, geht davon aus – Herr
    Laumann übrigens auch –, dass die Zeitarbeit, die unbe-
    stritten eine große Chance hat, als Brücke in den Arbeits-
    markt zu fungieren, zu einem staatlichen Monster ver-
    kommt. Ich habe eingangs schon gesagt, dass Sie wirklich
    nicht wissen, worüber Sie reden. Lesen Sie es einfach
    nach!


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wir werden es ja auch noch diskutieren. Es geht darum,
    dass in erster Linie private Zeitarbeitsfirmen auf der Ba-
    sis von Tarifverträgen die Chance erhalten, Menschen in
    Arbeit zu vermitteln.

    Die Chance und die Attraktivität, Herr Laumann – das
    wissen Sie ganz genau –, liegen für die entleihenden Un-
    ternehmen weniger in der niedrigeren Bezahlung, sondern
    ihnen wird die Möglichkeit gegeben, in schwierigen Si-
    tuationen, in denen normalerweise Überstunden anfallen,
    jemanden einzustellen, um diese Situation zu überwin-
    den. Dieser neue Angestellte, der durch die Personal-Ser-
    vice-Agentur vermittelt wurde, erhält den vollen Kündi-
    gungsschutz. Das ist praktisch umgesetzte „Flexicurity“:
    Menschen, die entliehen werden, genießen vollen Kündi-
    gungsschutz, diejenigen, die sie entleihen, können flexi-
    bel vorgehen. Darum geht es.

    In diesem Zusammenhang wurde der Marktführer
    Adecco genannt. Dieses „equal pay“, das wir zugrunde le-
    gen, hat ihn nicht daran gehindert, europaweit eine markt-
    führende Position zu erreichen. Ich weiß nicht, was Sie für
    einen Popanz im Umgang mit der Arbeitnehmerüberlas-
    sung aufbauen. Wir werden diese Chance nutzen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Dr. Thea Dückert




    Dr. Thea Dückert

    Leider bekomme ich allmählich Schwierigkeiten mit
    meiner Redezeit. Das Gesetzeswerk mit seinen neuen An-
    sätzen ist eben sehr umfassend.

    Abschließend möchte ich zwei Bemerkungen machen.
    Mehr Markt für den Arbeitsmarkt – das gilt auch für die
    Weiterbildung. Diese Möglichkeit müssen wir nutzen.
    Dabei geht es nicht darum, Arbeitslose in Warteschleifen
    oder arbeitsmarktpolitischen Parkhäusern unterzubrin-
    gen. Die neuen Strukturen machen eine Selbstbedienung
    möglich. Deswegen werden wir einen freien Marktzu-
    gang eröffnen und Bildungsgutscheine einführen, damit
    die betroffenen Menschen mit den Füßen darüber ab-
    stimmen können, wo sie eine ordentliche Ausbildung er-
    halten.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Den Paradigmenwechsel, den wir mit dem Job-
    AQTIV-Gesetz angefangen haben, führen wir weiter.
    Dazu gehört auch – das schreibe ich uns als Koalition ins
    Stammbuch – das Gender Mainstreaming. Dies muss
    auch für die Hartz-Konzeption, die PSA und alle anderen
    neuen Angebote gelten. Das Gender Mainstreaming muss
    überall Berücksichtigung finden.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)