Rede:
ID1500801200

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 42
    1. hat: 2
    2. der: 2
    3. Kollege: 2
    4. Ausweislich: 1
    5. des: 1
    6. Protokolls: 1
    7. HansBüttner: 1
    8. während: 1
    9. Rede: 1
    10. von: 1
    11. Friedbert: 1
    12. Pflüger: 1
    13. dazwi-schengerufen:: 1
    14. „Sie: 1
    15. sind: 1
    16. ein: 1
    17. Kriegshetzer!“: 1
    18. Lieber: 1
    19. Kol-lege: 1
    20. Büttner,: 1
    21. so: 1
    22. etwas: 1
    23. sollten: 1
    24. wir: 1
    25. uns: 1
    26. bei: 1
    27. aller: 1
    28. Auseinan-dersetzung: 1
    29. in: 1
    30. diesem: 1
    31. Parlament: 1
    32. nicht: 1
    33. antun.: 1
    34. Ich: 1
    35. erteileIhnen: 1
    36. einen: 1
    37. Ordnungsruf.Nun: 1
    38. Christian: 1
    39. Schmidt,: 1
    40. CDU/CSU-Frak-tion,: 1
    41. das: 1
    42. Wort.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Tagesordnungspunkt 3: Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung des Einsatzes bewaffneter deutscher Streitkräfte bei der Unterstützung der gemeinsamen Reaktion auf terroris- tische Angriffe gegen die USA auf Grundlage des Art. 51 der Satzung der Vereinten Nationen und des Art. 5 des Nordatlantikvertrags sowie der Resolu- tionen 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen (Drucksache 15/37) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 379 A Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVG . . . . 379 B Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU . . . . . . . . . . 380 C Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 383 C Günther Friedrich Nolting FDP . . . . . . . . . . . 385 C Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD . . . . . . . 386 C Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 388 D Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . 390 C Tagesordnungspunkt 4: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt (Drucksache 15/25) . . . . . . . . . . . . . . . 391 A b) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt (Drucksache 15/26) . . . . . . . . . . . . . . . 391 B c) Erste Beratung des von der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aktivierung kleiner Jobs (Kleine-Jobs-Gesetz) (Drucksache 15/23) . . . . . . . . . . . . . . . 391 B d) Erste Beratung des von den Abgeord- neten Karl-Josef Laumann, Dagmar Wöhrl, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum optima- len Fördern und Fordern in Vermitt- lungsagenturen (OFFENSIV-Gesetz) (Drucksache 15/24) . . . . . . . . . . . . . . . 391 C e) Antrag der Abgeordneten Rainer Brüderle, Dirk Niebel, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der FDP: Handeln für mehrArbeit (Drucksache 15/32) . . . . . . . . . . . . . . . 391 C Wolfgang Clement, Bundesminister BMWA 391 D Karl-Josef Laumann CDU/CSU . . . . . . . . . . 397 D Dr. Thea Dückert BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 400 B Rainer Brüderle FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 402 B Klaus Brandner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 403 D Peter Dreßen SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 404 D Dagmar Wöhrl CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 406 C Werner Schulz (Berlin) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 408 D Dirk Niebel FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 410 A Johannes Singhammer CDU/CSU . . . . . . . . 411 C Karin Roth (Esslingen) SPD . . . . . . . . . . . . . 413 B Robert Hochbaum CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 415 A Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . 417 B Plenarprotokoll 15/8 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 8. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 7. November 2002 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 7: Abschließende Beratungen ohne Aus- sprache: Antrag der Fraktionen der SPD, der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN: Erhöhung der Anzahl von Ausschussmitgliedern (Drucksache 15/22) . . . . . . . . . . . . . . . . . 418 B weitere Beratungen mit Aussprache Zusatztagesordnungspunkt 2: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der FDP: Hal- tung der Bundesregierung zur Eigen- heimzulage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 418 C Joachim Günther (Plauen) FDP . . . . . . . . . . . 418 C Dr. Barbara Hendricks, Parl. Staatssekretärin BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 419 D Eduard Oswald CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 421 C Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 422 C Peter Götz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . 423 D Horst Schild SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 425 A Dr. Hermann Otto Solms FDP . . . . . . . . . . . . 425 D Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 427 C Klaus-Peter Flosbach CDU/CSU . . . . . . . . . 428 C Gabriele Frechen SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 430 A Willi Zylajew CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 431 B Wolfgang Spanier SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 432 C Stefan Müller (Erlangen) CDU/CSU . . . . . . 433 C Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . 434 D Tagesordnungspunkt 5: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Sicherung der Beitragssätze in der gesetzlichen Kran- kenversicherung und in der gesetz- lichen Rentenversicherung (Beitrags- satzsicherungsgesetz – BSSichG) (Drucksache 15/28) . . . . . . . . . . . . . . . 435 B b) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Zwölften Gesetzes zur Ände- rung des Fünften Buches Sozialge- setzbuch (Zwölftes SGB V-Ände- rungsgesetz – 12. SGB V ÄndG) (Drucksache 15/27) . . . . . . . . . . . . . . . 435 B Helga Kühn-Mengel SPD . . . . . . . . . . . . . . . 435 C Andreas Storm CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 437 D Birgitt Bender BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 440 C Dr. Dieter Thomae FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 442 B Erika Lotz SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 443 B Wolfgang Zöller CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 445 A Bernd Schmidbauer CDU/CSU . . . . . . . . . . . 446 D Daniel Bahr (Münster) FDP . . . . . . . . . . . . . 448 C Franz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMGS . . 450 A Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . 452 C Dr. Hans Georg Faust CDU/CSU . . . . . . . . . 453 B Tagesordnungspunkt 6: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Fortentwicklung der ökologi- schen Steuerreform (Drucksache 15/21) . . . . . . . . . . . . . . . . . 455 A Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . . 455 B Heinz Seiffert CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 457 A Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 458 D Heinz Seiffert CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 459 B Carl-Ludwig Thiele FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 460 B Reinhard Schultz (Everswinkel) SPD . . . . . . 461 D Stefan Müller (Erlangen) CDU/CSU . . . . . . 463 C Margareta Wolf, Parl. Staatssekretärin BMU . 464 C Norbert Schindler CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 466 A Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . . . . . . 467 A Dr. Michael Meister CDU/CSU . . . . . . . . . . 468 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 470 C Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 470 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 471 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 8. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 7. November 2002II (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 8. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 7. November 2002 379 8. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 7. November 2002 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    (A) (B) (C) (D) 470 Berichtigungen 4. Sitzung, Seite 109 (B), zweiter Absatz, der erste Satz ist wie folgt zu lesen: „Der Tschet- schenien-Konflikt reicht in seinen Ursachen Jahrhunderte zurück und ist nach dem Zerfall der Sowjetunion und dem Entstehen der Russischen Föderation durch das Streben der Tschetsche- nen nach Unabhängigkeit in eine neue Dimension eingetreten. Es ist in erster Linie ein lokaler bzw. regionaler Konflikt, den es schon lange vor dem Entstehen des internationalen Terrorismus islamisch-fundamentalistischer Ausprägung gab.“ Seite 109 (C), zweiter Absatz, der zweite Satz ist wie folgt zu lesen: „Aus meiner Erfahrung im Rahmen des Europarates und aus vielen Gesprächen komme ich zu dem Schluss, dass der ge- wählte Präsident Tschetscheniens, Aslan Maschadow, eine so einflussreiche Person in der Re- gion ist, dass es ohne Verhandlungen mit ihm keine politische Lösung geben wird.“ Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 8. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 7. November 2002 471 (C)(A) Altmaier, Peter CDU/CSU 07.11.2002 Bury, Hans Martin SPD 07.11.2002 * Feibel, Albrecht CDU/CSU 07.11.2002 Gröhe, Hermann CDU/CSU 07.11.2002 Hoffmann (Chemnitz), SPD 07.11.2002 Jelena Lengsfeld, Vera CDU/CSU 07.11.2002 Lietz, Ursula CDU/CSU 07.11.2002 entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenografischen Bericht Möllemann, Jürgen W. FDP 07.11.2002 Dr. Pinkwart, Andreas FDP 07.11.2002 Roth (Heringen), SPD 07.11.2002 Michael Dr. Vollmer, Antje BÜNDNIS 90/ 07.11.2002 DIE GRÜNEN Volquartz, Angelika CDU/CSU 07.11.2002 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Gert Weisskirchen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lie-

    ber Kollege Pflüger, wenn man sich Ihre Rede hier an-
    gehört hat – ich würde Ihnen empfehlen, sie selber noch
    einmal nachzulesen –, dann war es jedenfalls für mich
    schmerzhaft und offensichtlich, wie sehr wir den ehema-
    ligen Sprecher der CDU/CSU-Fraktion für Außenpolitik,
    unseren verehrten Kollegen Karl Lamers, vermissen. Sie
    haben dazu einen Kontrapunkt gesetzt – und zwar keinen
    guten.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ich will Ihnen das auch belegen. Sie haben in relativ ver-
    kürzter Form das Thema des Terrorismus angesprochen.
    Auch ich glaube, dass wir es hier – das gestehe ich Ihnen
    durchaus zu –, mit einer neuen Form des Totalitarismus zu
    tun haben. Wir müssen hier aber genau differenzieren.
    Wenn es richtig ist, was Sie sagen, dass man die Gefolg-
    schaft, die Osama Bin Laden für sich gewinnen kann, zer-
    stören muss, dann geht das nicht dadurch, dass wir uns auf
    dem Pfad bewegen, den auch schon andere, wie zum Bei-
    spiel Samuel Huntington, analytisch beschrieben haben.
    Das, was Sie gesagt haben, hörte sich so an, als wenn wir
    uns in einem Clash of Civilisations, in einem Kampf der
    Kulturen, befänden. Aber in Wahrheit findet innerhalb des
    Islams ein kultureller Kampf statt. In dieser Hinsicht müs-
    sen wir differenzieren. Wir müssen durch den Dialog der
    Kulturen dafür sorgen, dass die gewaltbesetzte Form des
    Islamismus keine Chance hat. Diesem Aspekt haben Sie
    in Ihrer Rede aber leider nicht Rechnung getragen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Friedbert Pflüger [CDU/CSU]: Sie haben nicht zugehört, Herr Kollege!)



    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    386


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    Herr Kollege Nolting, Sie sind meines Wissens doch
    Mitglied des Verteidigungsausschusses. Ich glaube, Sie
    haben gestern genau über das debattiert, wozu Sie hier
    eben Fragen gestellt haben. Ich würde mir sehr wünschen,
    dass Sie das, was Ihnen der Verteidigungsminister gestern
    gesagt hat, wenigstens einmal zur Kenntnis nehmen und
    nicht genau die Fragen, die Sie gestern schon gestellt ha-
    ben, hier wiederholen. Das wäre intellektuell redlicher.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Günther Friedrich Nolting [FDP]: Ich habe die Tatsachen dargestellt!)


    Lieber Kollege Pflüger, es reicht nicht aus, voller Emo-
    tionen zu reden. Man darf sich durch Emotionen nicht hin-
    reißen lassen, sondern muss ein wenig differenzieren, da-
    mit man das, was andere als Gefahr sehen, nicht nur
    wiederholt und bestätigt. Man muss vielmehr die Frage
    prüfen – das müssen wir in den nächsten Tagen in unse-
    ren Ausschüssen machen –, was eigentlich das Wichtigste
    ist, worauf wir eine Antwort finden müssen. Die wichtigs-
    te Frage ist nicht die Frage nach der völkerrechtlichen
    Substanz. Die Grundlage des Beschlusses für Enduring
    Freedom hat sich nicht verändert. Dies sind Art. 51 der
    Charta der Vereinten Nationen sowie die beiden Resolu-
    tionen des Weltsicherheitsrats.

    Die wichtigste Frage lautet, warum der Kampf gegen
    den internationalen Terrorismus, wie er sich in seiner
    jüngsten Form zeigt, auch mit militärischen Mitteln fort-
    gesetzt werden muss. Ist nicht al-Qaida entscheidend ge-
    schwächt? Ist nicht die Diktatur der Taliban zerbrochen?
    Das ist geschehen. Die Diktatur der Taliban in Afghanis-
    tan in der Form, wie wir sie lange kannten, gibt es nicht
    mehr. Der hundertfache Tod auf Bali, die Anschläge, die
    wir auf Djerba erlebt haben, zeigen, dass sich der Terro-
    rismus neue Ziele sucht und dass er sich Touristen als Ziel
    aussucht. Diese grausamen Terrorakte machen deutlich:
    Der Kampf ist längst nicht zu Ende. Er ist deshalb nicht
    zu Ende, weil der Terrorismus seine Ziele noch nicht auf-
    gegeben hat.

    Ich würde Ihnen, Herr Kollege Pflüger, empfehlen,
    einmal nachzulesen, was Sadik Jalal al-Azm, Professor
    für Philosophie an der Universität in Damaskus, über die
    neue Form des Terrorismus, soweit sie sich aus islamis-
    tischen Versatzstücken speist, sowie darüber, wie er den
    Terrorismus empfindet, schreibt. Die jüngste Form des
    Terrorismus habe bestimmte Methoden. Dieser Terroris-
    mus greife auch auf Formen zurück, die wir in Europa
    kennen. Die Action directe werde als das einzig verblie-
    bene Mittel angesehen, die Menschheit aus dem Unglau-
    ben zu befreien. Der Westen verteidige den Unglauben, in
    Europa habe er seine Wurzeln. Der wirkliche Kampf, der
    hier geführt werde, richte sich dagegen – so dieser Kriti-
    ker des Islams, der selber aus dem Islam stammt –, dass
    die Moderne der arabischen Welt von außen aufgezwun-
    gen worden sei. Dagegen wehrt sich diese Form des Isla-
    mismus. Deswegen glaube ich, liebe Kolleginnen und
    Kollegen, dass wir sehr viel differenzierter mit diesem
    Problem umgehen müssen und sehr viel klarer erkennen
    müssen, welche Chancen es gibt, durch den Dialog der
    Kulturen dafür zu sorgen, dass diese Differenzierung in-

    nerhalb des Islams vorangetrieben wird. Das ist genauso
    wichtig, wenn nicht sogar viel wichtiger, als sich nur mi-
    litärisch mit dieser extremen, mit dieser terroristischen
    Form auseinander zu setzen.


    (Beifall bei der SPD – Dr. Friedbert Pflüger [CDU/CSU]: Das hat doch niemand bestritten, lieber Kollege!)


    Etwas anderes: Der Angriff ist auf die offene Gesell-
    schaft und auf die Freiheit, die wir leben, gerichtet. Die
    Touristen in Bali wollten ihre Form des Konsums und der
    Freiheit leben. Der Terrorismus hat sich dagegen gewehrt
    und meint, dass er die Form der Freiheit, die wir leben, an-
    greifen muss. Diese Auseinandersetzung steht uns wahr-
    scheinlich erst noch bevor. Dieser Auseinandersetzung
    richtig zu begegnen hat nicht allein etwas mit dem Instru-
    ment des Militärs zu tun.

    Herr Nolting, lassen Sie mich an diesem Punkt noch ei-
    nes sagen: Wir haben der Regierung mit der Entscheidung
    zu Enduring Freedom im letzten Jahr die Möglichkeit ge-
    geben, ein Mandat auszufüllen. Ich sage ganz klar: Ich
    finde es gut, wie die beiden Verteidigungsminister
    Rudolf Scharping und Peter Struck mit diesem Mandat
    umgegangen sind. Sie sind den Ängsten, die wir vor ei-
    nem Jahr hier erlebt haben, begegnet. Dieses Mandat ist
    in einer Form umgesetzt worden, dass der Rahmen nie-
    mals überschritten wurde. Die Angst, die hier zu hören
    war, es ginge um eine Militarisierung, hat sich nicht be-
    stätigt. Ich danke den Verteidigungsministern, die dafür
    gesorgt haben, dass dieses Mandat verantwortungsbe-
    wusst genutzt wurde.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Sie haben – das ist nicht zu vergessen – den Soldatin-
    nen und Soldaten die Möglichkeit gegeben, sich an einem
    multilateralen Prozess zu beteiligen. Die Koalition gegen
    den internationalen Terrorismus aufzubauen ist in der Tat
    eine wichtige Aufgabe unserer Zeit. Dafür brauchen wir
    aber auch die Fähigkeiten und das Können der Soldatin-
    nen und Soldaten. Ich bin dankbar, dass die Politik dafür
    gesorgt hat, dass die Soldatinnen und Soldaten ihre Fähig-
    keiten in einem Prozess, der zum Frieden führt, einsetzen
    können. Es ist heute die Aufgabe des Militärs, dafür zu
    sorgen, dass die Menschen eine Chance haben, innerhalb
    eines Rahmens der Sicherheit so zu leben, dass sie ihre
    gewünschte Form der Freiheit in der Region, in der sie le-
    ben, auch wirklich verwirklichen können.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Die Soldatinnen und Soldaten haben innerhalb des Man-
    dats von Enduring Freedom das erreicht, worauf es an-
    kommt; dafür danken wir ihnen.

    Der Auftrag – das wissen wir alle – ist voller Gefahren.
    Die Soldaten beweisen, dass die Bundesrepublik Deutsch-
    land im Kampf gegen den Terrorismus ein Partner in der
    internationalen Koalition ist. Liebe Kolleginnen und
    Kollegen, auf diese Bundesrepublik Deutschland ist Ver-
    lass. Wir sind die Nation, die nach den USA das stärkste
    Kontingent an Soldatinnen und Soldaten innerhalb der
    unterschiedlichen Mandate aufweist. Ich sage Ihnen: Die
    Isolierung, die Sie hier beschrieben haben, hat mit der

    Gert Weisskirchen (Wiesloch)





    Gert Weisskirchen (Wiesloch)

    Realität auf der Erde und mit der Realität der Mandate, die
    die UNO vergibt, absolut nichts zu tun. Das, was Sie hier
    produzieren, ist nichts anderes als Wahlkampfgetöse.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Von 3 900 möglichen Soldatinnen und Soldaten ist ge-
    genwärtig gerade einmal ein Drittel im Rahmen des Man-
    dats von Enduring Freedom tätig. Sie leisten etwas: Heute
    sehen wir, dass die territoriale Basis von al-Qaida in Af-
    ghanistan weitgehend zerschlagen werden konnte. Wir
    alle wissen, dass diese Basis noch nicht völlig zerstört
    wurde. Teilkräfte haben auch in Afghanistan begonnen,
    sich neu zu gruppieren. Wir sehen, dass an den Rändern
    Afghanistans – im Osten und im Süden – wieder neue
    Netze geknüpft werden. Dies ist nicht allein dort zu be-
    obachten. Die neue Form des Terrorismus fordert die in-
    ternationale Staatengemeinschaft auch weiterhin heraus.
    Sie muss Strategien gegen die Privatisierung von Gewalt
    und gegen die Privatisierung von Krieg entwickeln. En-
    during Freedom – eine militärische Operation – ist ein In-
    strument und nichts anderes.

    Gewiss, immer wird es Menschen geben, die hassen
    und töten, selbst wenn alle Ungerechtigkeiten beseitigt
    sein werden. Doch ist klar: Täter zu verhindern ist wich-
    tiger und wirkungsvoller, als Taten zu verhindern. In dem
    Moment, in dem es keine Täter gibt, wird es hoffentlich
    auch keine Taten geben. Deswegen ist richtig: Prävention
    kann den Kampf gegen den Terrorismus nicht ersetzen.
    Der beste Kampf gegen den Terrorismus ist, ihn gar nicht
    erst entstehen oder jedenfalls keinen neuen Terrorismus
    nachwachsen zu lassen.

    Man kann den Worten Kofi Annans zustimmen – ich
    zitiere –:

    Aber wenn die Welt beweisen kann, ... dass sie be-
    harrlich an der Schaffung einer stärkeren, gerechte-
    ren, gütigeren und noch internationaleren Gemein-
    schaft über alle Grenzen von Religion und Rasse
    hinweg arbeitet, dann wird der Terrorismus sein Ziel
    verfehlen.

    Es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sich regionale
    Konflikte entschärfen, dass wir uns für mehr Gerechtig-
    keit einsetzen. Wer dafür streitet, dass sich für alle Men-
    schen Chancen eröffnen, dass sie ihre Form der Freiheit
    leben können, der hilft mit, dass Terroristen nicht mehr
    gehört werden. Deswegen ist es so wichtig, dass zum Bei-
    spiel das Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit
    und Entwicklung beim Bau von Schulen und Kranken-
    häusern mithilft.

    DerAufbau einer zivilen Gesellschaft in Afghanistan
    ist nicht möglich, wenn Enduring Freedom nicht fortge-
    setzt wird. Aus diesem Grunde brauchen wir die Erneue-
    rung und Verlängerung des Mandats. Wir brauchen es, da-
    mit es eine Form der Sicherheit gibt, die durch Militär
    gewährleistet werden kann, damit die Menschen ihre Frei-
    heit in Afghanistan und in anderen Regionen dieses be-
    drohten Raumes wirklich durchsetzen können.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wer einmal – darum möchte ich alle bitten, die sich mit
    dem Gedanken tragen, lieber Kollege Ströbele, mögli-
    cherweise mit Nein zu stimmen – mit Menschen aus Af-
    ghanistan spricht, der sollte ihnen genau in die Augen
    schauen. Er sollte sich überlegen, woher die Angst
    kommt, die aus diesen Menschen spricht. Es ist die Angst
    von 22 Jahren Krieg, die sie erlitten haben, einer Kette
    von Bürgerkriegen. 1979 war der Einmarsch der Sowjets.
    Es folgte Krieg auf Krieg. Zehntausende von Menschen
    wurden ermordet. Hunderttausende sind geflohen. Ein
    Fünftel der afghanischen Bevölkerung hat bis zum letzten
    Jahr außerhalb Afghanistans leben müssen, weil es aus
    dieser Zone des Krieges und der Gewalt fliehen musste.

    Jetzt können die Menschen zurückkehren. Ist das nicht
    ein Zeichen dafür, dass diese Form der äußeren Sicherheit
    garantiert werden muss? Wenn sie von innen nicht ge-
    währleistet werden kann, dann muss die internationale
    Staatengemeinschaft dafür sorgen, dass die Flüchtlinge
    zurückkehren können. Das ist ein deutliches Zeichen des
    Erfolges. Das muss man denen sagen, die sich noch die
    Frage stellen, ob sie der Verlängerung des Mandats zu-
    stimmen werden.

    Mein letzter Punkt. Die Menschen in Afghanistan be-
    fürchten noch etwas. Ihre Angst ist: Werden wir das
    nächste Mal vergessen, wenn die Scheinwerfer der
    Weltöffentlichkeit nicht mehr auf Afghanistan gerichtet
    sind? Dieser doppelten Angst – Rückkehr des Krieges und
    die Furcht, vergessen zu werden, verlassen zu sein – be-
    gegnen wir, wenn wir Enduring Freedom zustimmen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Ausweislich des Protokolls hat der Kollege Hans

Büttner während der Rede von Friedbert Pflüger dazwi-
schengerufen: „Sie sind ein Kriegshetzer!“ Lieber Kol-
lege Büttner, so etwas sollten wir uns bei aller Auseinan-
dersetzung in diesem Parlament nicht antun. Ich erteile
Ihnen einen Ordnungsruf.

Nun hat Kollege Christian Schmidt, CDU/CSU-Frak-
tion, das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Christian Schmidt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Herr Präsident! Meine Kolleginnen und Kollegen! So

    ganz recht weiß ich nicht, was die aufgeregte Rede des
    Kollegen Weisskirchen bewerkstelligen sollte. Offen-
    sichtlich richtete sie sich vor allem an die eigene Koali-
    tion.


    (Günther Friedrich Nolting [FDP]: So ist es!)

    Offensichtlich hat man gemerkt, dass nicht mehr wie vor
    einem Jahr die Substanz vorhanden ist, nach dem eigenen
    Gewissen und der eigenen Gesinnung zu handeln und ei-
    nige zustimmen und einige ablehnen zu lassen, damit man
    sozusagen auf beiden Schultern Wasser tragen kann. Dies-
    mal müssen Sie schon alle mit an Bord nehmen.


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    388


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    Ich möchte Sie an dieser Stelle darauf hinweisen, dass
    Sie keine Carte blanche von uns bekommen. Sie müssen
    sich Ihre Mehrheit schon selbst besorgen.


    (Beifall des Abg. Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU])


    Wenn Sie der Meinung sind, dass die Fortsetzung dieses
    Mandats notwendig ist, klären Sie das bitte erst in Ihren
    eigenen Reihen ab, bevor Sie es als Antrag in das Plenum
    des Deutschen Bundestags einbringen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Um es noch einmal klarzustellen: Eine Carte blanche
    ist nicht erteilt worden. Die grundsätzliche Zustimmung,
    die der Kollege Pflüger signalisiert hat, hat mit unserer
    grundsätzlichen Übereinstimmung hinsichtlich der Er-
    kenntnis zu tun, dass Terrorismus bekämpft werden
    muss. Die handwerkliche Arbeit muss von Ihnen durch-
    geführt werden. Dann werden wir konkret entscheiden,
    wie wir uns dazu verhalten. Das wird nächste Woche der
    Fall sein.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Herr Kollege Weisskirchen, ich weiß, dass Professoren
    dazu neigen, Zensuren zu erteilen und professoral zu re-
    den, aber ich schlage Ihnen vor, die Zensuren, die Sie den
    Kollegen Pflüger und Nolting erteilt haben, wieder
    zurückzunehmen. Denn die Opposition hat nicht nur das
    Recht, sondern auch die Pflicht, im Interesse unseres Lan-
    des und der Soldaten Fragen zu stellen. Die Fragen, die
    der Kollege Nolting gestellt hat, sind durchaus noch zu
    beantworten. Dazu werden wir in den nächsten Tagen
    noch einiges hören wollen.

    Was das Problem betrifft, ob tatsächlich alle Fragen zur
    Zukunft des KSK, des Einsatzspektrums und zum Ein-
    satzgebiet am Horn von Afrika bereits geklärt worden
    sind, so sind zwar erste Hinweise erfolgt, aber ich sehe
    trotzdem gespannt der nächsten Woche entgegen, wenn
    der Verteidigungsminister, Herr Struck, nach Washington
    reisen wird – ich wünsche ihm eine gute Reise und gute
    Gespräche mit Herrn Rumsfeld – und wenn wir dann er-
    fahren werden, welche Ergebnisse er mitbringt und ob
    sich möglicherweise das eine oder andere in einem ande-
    ren Licht darstellen wird.

    Eines habe ich noch vergessen. Ich will Ihnen diese Ar-
    beit nicht abnehmen, Herr Verteidigungsminister, aber es
    sind eine Dankesschuld und auch Glückwünsche fällig.
    Möglicherweise wird Herr Rumsfeld keinen großen Wert
    darauf legen, dass Sie die besten Glückwünsche aus
    Deutschland zum Wahlsieg von Präsident Bush und sei-
    ner Partei bei den Zwischenwahlen ausrichten; deshalb
    gratuliere ich vorsichtshalber von dieser Stelle aus unse-
    ren Freunden in den USA.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Zu der sauberen handwerklichen Arbeit, über die wir

    zu sprechen haben, gehört auch, dass Sie, Herr Fischer,
    nicht den Eindruck erwecken, Sie würden die Außen- und

    Sicherheitspolitik nach dem Aktenbocksystem betreiben.
    Ihnen als Chef einer großen Behörde ist ja bekannt, dass
    es dort Aktenboten gibt, die für den Posteingang und den
    Postausgang zuständig sind. Die Weiterleitung der Post
    erfolgt nach dem Motto „First in, first out“, und entspre-
    chend wird gehandelt. So kann die Außenpolitik aber
    nicht funktionieren. Sie verbrämen Ihre Politik stets mit
    dem Begriff Prioritätensetzung nach dem Motto „Lasst
    uns zunächst die Operation Enduring Freedom zu Ende
    führen; dann schauen wir, was im Irak oder sonst ir-
    gendwo los ist“. Leider handelt es sich hierbei um Hy-
    dren, denen mehrere Köpfe wachsen. Das heißt, man
    muss zwar das eine tun, darf aber das andere nicht lassen.

    Sie werden sich auch nicht mit der Erklärung „Ohne
    mich! Ich mache dabei nicht mit“ aus der internationalen
    Entwicklung verabschieden können. Das ist eine Übung,
    die seit den 50er-Jahren bzw. seit den Ostermärschen Tra-
    dition hat und die Sie in den 70er- und 80er-Jahren in
    Frankfurt auf der Zeil dokumentiert haben. Das mag zwar
    Ihrem Verständnis von Außenpolitik entsprochen haben,
    geholfen hat es unserem Lande aber nicht.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Genauso wenig hilft es, diese „Ohne-mich-Haltung“ jetzt
    fortzusetzen. Sie sind doch gefordert festzustellen, wel-
    che Konsequenzen eine mögliche Resolution des Si-
    cherheitsrates der Vereinten Nationen hat, weil der
    Bundeskanzler, der offensichtlich bereits aus dieser De-
    batte geflüchtet ist, die große Chance vertan hat, die der
    Kollege Pflüger unterstrichen hat, nämlich die Chance ei-
    ner Annäherung an die französische Position und der Ent-
    wicklung einer europäischen Position, um im Sinne der
    Interessen unseres Landes wieder ins Spiel zu kommen.
    Nachdem er die vertan hat, stehen Sie doch außen vor. Sie
    wissen doch genauso gut wie wir, dass der zweite Teil von
    Enduring Freedom eben nicht abgesetzt von anderen in-
    ternationalen politischen Entwicklungen gesehen werden
    kann. Wenn sich im IrakEntwicklungen ergeben, was wir
    nicht anstreben, müssen doch folgende Fragen beantwor-
    tet werden: Was ist mit den Spürpanzern in Kuwait?


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Ist das passiv oder nehmen wir aktiv teil?


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Ja! Richtig!)

    Was ist, wenn Giftgas eingesetzt wird? Ich habe vor
    kurzem – der eine oder andere hat solche Bilder vielleicht
    auch schon einmal gesehen – mit dem Untersuchungsfüh-
    rer der Vereinten Nationen, einem Medizinprofessor aus
    Gent, Bilder über die Giftgaseinsätze von Saddam
    Hussein gegen den Iran gesehen, die einem den Appetit
    vergehen lassen. Da sind nüchterne Fragen gestellt, übri-
    gens bis hin zu der Frage, ob die Ausrüstung, auch die
    NATO-Ausrüstung, ausreicht, damit sich die Soldaten ge-
    gen solche Dinge, von denen wir alle wissen, dass sie in
    den Arsenalen von Herrn Saddam Hussein vorhanden
    sind, selber schützen können. Das gehört für mich zum
    Handwerk und das zähle ich zum Thema Aufrichtigkeit
    vor der Öffentlichkeit und vor uns selbst. Wenn Sie, Herr
    Außenminister, die Öffentlichkeit, die an den Fernsehern

    Christian Schmidt (Fürth)





    Christian Schmidt (Fürth)

    und sonst wo zuhört, schon ansprechen, dann müssen Sie
    auch diese Fragen beantworten.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Übrigens sind die wesentlichen Abrüstungsschritte der

    80er- und der 90er-Jahre von einer christlich-liberalen
    Koalition in diesem Lande mit nach vorne gebracht wor-
    den. Ich darf hier daran erinnern, dass sowohl das Atom-
    teststoppabkommen, das mit vielen Problemen behaftet
    war und leider – vor der jetzigen Administration – in
    Washington gescheitert ist, als auch einige andere Dinge
    von den Regierungen Kohl/Genscher und Kohl/Kinkel
    betrieben worden sind. Die Legenden, die Sie hier zu bil-
    den versucht haben, wollen wir gleich einmal zurückwei-
    sen und ablegen.

    Selbstverständlich geht es auch um die Sicherheit der
    Soldaten; das Thema muss fast an erster Stelle stehen.
    Der Verteidigungsminister hat, was ihm im Kabinett si-
    cherlich zur Ehre gereicht, diese Debatte eröffnet. Feder-
    führend ist allerdings der Außenminister. Ich habe ge-
    dacht, jetzt kommt jemand und sagt: Unsere Soldaten
    stehen unter diesen und jenen Gefährdungen, vielleicht
    unter mehr Gefährdungen als noch vor einem Jahr, und
    deswegen möchten wir diese und jene Schritte tun. Darü-
    ber werden wir noch einmal reden müssen, angefangen
    bei den Stehzeiten der Soldaten. Das alles mag uns hier als
    Lappalie erscheinen, aber sechs Monate in Afghanistan
    oder sonst wo fern der Heimat, mit allen familiären Proble-
    men, veranlassen uns schon – ich glaube, zu Recht – zu sa-
    gen: in Zukunft flexibler und vier Monate als Grundregel.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Eine letzte Bitte: In der Tat ist es gut, wenn die Solda-
    ten bei ihrem Einsatz wissen, dass wir alle hinter ihnen
    stehen und unsere Fürsorgepflicht wahrnehmen. Aber
    eine Bemerkung kann ich mir nun nicht verkneifen. Herr
    Kollege Weisskirchen, Sie haben die Entwicklungspolitik
    zitiert. Der amerikanische Präsident hat, übrigens von die-
    sem Pult aus, noch vor einigen Monaten den Appell an uns
    alle gerichtet, auch die Entwicklungspolitik als Instru-
    ment von Friedenspolitik zu sehen. Er leistet in diesem
    Bereich finanziell vielleicht mehr als diese Bundesregie-
    rung. Aber die Chefin des Entwicklungshilfeministeri-
    ums, Frau Ministerin Wieczorek-Zeul, hat, wenn ich mich
    richtig erinnere – das genaue Zitat habe ich nicht mehr im
    Kopf –, vor ziemlich genau einem Jahr, wie viele andere
    im rot-grünen Spektrum, noch vor Enduring Freedom, vor
    militärischen Eingriffen in Afghanistan gewarnt. Es gab
    das Wort von der drohenden humanitären Katastrophe.
    Heute hört sich das alles ganz anders an. Im besten Falle,
    Herr Weisskirchen, können Sie sagen: Ich, Weisskirchen,
    habe mit meinen Kollegen dazugelernt, ich bin schlauer
    geworden. Kein Mensch verhindert das, das passiert jeden
    Tag. Arbeiten Sie weiter daran; Sie haben noch viel zu tun.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)