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ID1500415300

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Tagesordnungspunkt 1: Regierungserklärung des Bundeskanz- lers mit anschließender Aussprache . . . . . 51 A Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . 51 B Dr. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 61 B Franz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 D Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . . 74 B Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 77 D Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 81 C Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 81 D Ernst Bahr (Neuruppin) SPD . . . . . . . . . . . . . 82 B Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 84 C Sabine Bätzing SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 C Olaf Scholz SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 B Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 D Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 93 D Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . . . . 97 A Gernot Erler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 A Dr. Wolfgang Gerhardt FDP . . . . . . . . . . . . . . 102 A Dr. Angelica Schwall-Düren SPD . . . . . . . . . 104 B Peter Hintze CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 A Rudolf Bindig SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108 B Dr. Werner Hoyer FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 A Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . . 111 C Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 113 C Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . . 115 C Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 115 D Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 A Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU . . . . . . . . . . 117 A Reinhold Robbe SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 A Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministe- rin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120 C Dr. Christian Ruck CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 122 C Dr. Uschi Eid, Parl. Staatssekretärin BMZ . . . 123 D Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . . 124 D Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . 125 D Dr. Norbert Röttgen CDU/CSU . . . . . . . . . . . 127 D Dr. Dieter Wiefelspütz SPD . . . . . . . . . . . 130 C Hans-Joachim Hacker SPD . . . . . . . . . . . . . . 131 D Rainer Funke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 D Jerzy Montag BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 136 A Otto Schily, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . 137 D Wolfgang Bosbach CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 139 D Otto Schily SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 C Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 A Silke Stokar von Neuforn BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144 A Dr. Max Stadler FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145 C Wolfgang Bosbach CDU/CSU . . . . . . . . . 146 B Hartmut Koschyk CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 147 B Silke Stokar von Neuforn BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150 B Dr. Christina Weiss, Staatsministerin BK . . . . 150 C Dr. Norbert Lammert CDU/CSU . . . . . . . . . . 151 B Plenarprotokoll 15/4 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 4. Sitzung Berlin, Dienstag, den 29. Oktober 2002 I n h a l t : Monika Griefahn SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152 D Hans-Joachim Otto (Frankfurt) FDP . . . . . . . 154 C Günter Nooke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 155 C Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 157 B Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/CSU 158 C Ulrike Mehl SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 B Birgit Homburger FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163 A Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . . . . . . . 164 D Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 166 C Winfried Hermann BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 171 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 29. Oktober 2002II (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 29. Oktober 2002 51 4. Sitzung Berlin, Dienstag, den 29. Oktober 2002 Beginn: 10.00 Uhr
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    (A) (B) (C) (D) 170 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 29. Oktober 2002 171 (C)(A) entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenografischen Bericht Beck (Bremen), BÜNDNIS 90/ 29.10.2002 Marieluise DIE GRÜNEN van Essen, Jörg FDP 29.10.2002 Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 29.10.2002 Meyer (Tapfheim), CDU/CSU 29.10.2002 Doris Möllemann, Jürgen W. FDP 29.10.2002 Niebel, Dirk FDP 29.10.2002 Nolting, Günther FDP 29.10.2002 Friedrich Pieper, Cornelia FDP 29.10.2002 Thiele, Carl-Ludwig FDP 29.10.2002 Violka, Simone SPD 29.10.2002 Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Michael Müller


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Meine Damen und Herren! Die Hochwasserkatastro-

    phe vor einiger Zeit hat schlagartig deutlich gemacht, wie
    wichtig die ökologische Modernisierung ist. Interessan-
    terweise hat die Öffentlichkeit so reagiert, wie sie reagie-
    ren musste. Sie standen auf einmal als eine Partei ohne
    Kompetenzen in den Umweltfragen da. Sie haben auf
    einmal ein schwarzes Loch gehabt. Das war die Wirklich-
    keit. Jetzt tun Sie so, als ob Sie Vorreiter der Umweltpoli-
    tik wären. Das glaubt Ihnen niemand, und zwar vor allen
    Dingen deshalb, weil Sie – um ein Beispiel zu nennen –
    bei den 18 klimaschutzrelevanten Maßnahmen der letzten
    Legislaturperiode nicht einmal Ja gesagt haben.


    (Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Zweimal!)

    – Sie haben im Bundestag nicht einmal Ja gesagt. Die
    Union hat zwar im Bundesrat zweimal zugestimmt. Aber
    hier haben Sie 18-mal Nein gesagt. Das ist die Wirklich-
    keit.

    Im Übrigen muss ich Ihnen, Frau Homburger, sagen,
    dass das, was Sie gesagt haben, überhaupt nicht zusam-
    menpasst. Sie haben gesagt, dass alles, was Herr Trittin in
    der Atompolitik mache – diese Politik betreibt nicht Herr
    Trittin allein, sondern die Koalition –, völlig unproblema-
    tisch sei. Warum haben Sie dann diese Politik bekämpft?


    (Birgit Homburger [FDP]: Was heißt „unproblematisch“?)



    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    164


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    – Sie haben doch vorhin behauptet, dass es sich bei dem
    Ganzen nur um ein Auslaufen handle. Demnach sei das al-
    les nicht problematisch.


    (Birgit Homburger [FDP]: Das habe ich überhaupt nicht gesagt!)


    Warum haben Sie dann aber unsere Atompolitik be-
    kämpft? Ich sage Ihnen, warum Sie sie bekämpft haben:
    Sie haben in der Umweltpolitik und insbesondere bei der
    ökologischen Modernisierung nichts zu bieten, weil Sie
    immer dann, wenn es darauf ankommt, umfallen und weil
    Sie zusammen mit den anderen Umweltpolitikern in Ihrer
    Fraktion in Wahrheit isoliert sind. Das ist die Wirklichkeit.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Birgit Homburger [FDP]: Das ist eine Fehleinschätzung!)


    – Das ist keine Fehleinschätzung, sondern leider die Wirk-
    lichkeit. Interessanterweise hat das Ergebnis der Bundes-
    tagswahl gezeigt – das war einer der wesentlichen Punkte –,
    dass die Bevölkerung genau das begriffen hat.

    Wir müssen trotzdem über das, was im Sommer ge-
    schehen ist, weiter diskutieren; denn die letzte Flutkata-
    strophe hat wie kaum ein anderes Ereignis gezeigt, dass
    Umweltpolitik kein Schönwetterereignis sein darf. Wir
    wissen, dass sich der Energiehaushalt in den letzten Jah-
    ren weiter dramatisch verschlechtert hat. Wir wissen
    auch, dass im Wasserkreislauf dramatische Verschiebun-
    gen stattfinden. Deshalb können wir bei dem Hochwasser
    nicht von einem singulären Ereignis ausgehen. Im Ge-
    genteil, alle zentralen Faktoren im Wasserkreislauf – sei
    es die Gletscherbildung, sei es die Verdunstung, seien es
    die Veränderung der ozeanischen Prozesse und auch das
    Abflussregime von Flüssen – verändern sich in einer
    Weise, die es erforderlich macht, dass wir noch sehr viel
    mehr handeln müssen, als wir das bisher schon tun. Wir
    kommen an diesem Punkt nicht vorbei und deshalb muss
    und wird die ökologische Modernisierung Markenzeichen
    dieser Regierung bleiben.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Aber ich will hinzufügen: Wir werden die ökologische
    Modernisierung erweitern. Im Kern – auch da besteht ein
    Unterschied zur Opposition – geht es für mich nicht mehr
    um traditionelle Umweltpolitik im klassischen Sinne.
    Vielmehr ist das, was wir machen müssen, Mitweltpolitik.
    Wenn ich den Bundeskanzler richtig verstanden habe, vor
    allem in seinen Ausführungen zur Zivilisierung der Welt-
    gesellschaft, war das für mich im klassischen Sinne Mit-
    weltpolitik.


    (Birgit Homburger [FDP]: Das war aber nicht heute Morgen!)


    – Doch, das hat er heute gesagt. Ich habe eben übrigens
    sowieso den Eindruck gehabt, dass die PISA-Schwäche
    bei Ihnen ziemlich durchschlägt;


    (Beifall des Abg. Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD])


    denn die Koalitionsvereinbarung haben Sie nicht richtig
    gelesen. Sonst hätten Sie beispielsweise zum Thema Ab-

    fall genauso wie zu anderen Punkten andere Schlussfol-
    gerungen ziehen müssen.

    Meine Damen und Herren, ich glaube, der eigentliche
    Punkt ist: Wir müssen die ökologische Modernisierung
    konzeptionell erweitern. Ich will hier einen zentralen
    Punkt herausstellen, der für uns ganz wichtig sein wird,
    nämlich die Frage der Verbindung von Arbeit und Um-
    welt.Wenn es so ist, dass sich die Bundesrepublik als Ex-
    portland vor allem durch eine ungeheuer hohe Arbeits-
    produktivität auszeichnet, dann kommen wir an der
    Tatsache nicht vorbei, dass Arbeit immer häufiger durch
    Technik ersetzt wird und es deshalb immer schwieriger
    wird, das Beschäftigungsproblem auf diesem Weg zu lö-
    sen. Wir kommen aus dieser Produktivitätsfalle nur heraus,
    wenn wir die Produktivität sehr viel stärker auf den ebenso
    wichtigen – kostenmäßig sogar sehr viel größeren – Fak-
    tor der Energie- und Ressourcenproduktivität lenken. Es
    wird dazu keine Alternative geben.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Ich würde das in einem historischen Bild so sehen: Das

    19. Jahrhundert war vor allem das Jahrhundert der Aus-
    beutung des Faktors Arbeit. Im 20. Jahrhundert haben wir
    das Beschäftigungsproblem zum Teil durch die Ausbeu-
    tung der Natur entschärft. Im 21. Jahrhundert erleben wir,
    dass sowohl die Umweltzerstörung fortgesetzt als auch
    der Faktor Arbeit durch die technologische Entwicklung
    verdrängt wird.

    Wir kommen nicht daran vorbei, die Energie- und Res-
    sourcenproduktivität als die Strategie zur Verbindung von
    Arbeit und Umwelt im 21. Jahrhundert zu begreifen. Das
    ist das Markenzeichen, das wir wollen. Es ist auch eine
    Vision, um beispielsweise durch hohe Energie- und Res-
    sourcenproduktivität dazu beizutragen, dass die Ressour-
    cen der Erde nicht mehr so ausgeplündert werden, dass die
    Kosten für die Umweltbelastungen geringer werden, dass
    wir die natürlichen Lebensgrundlagen schonen und dass
    wir vor allem mehr Arbeitsintensität schaffen; denn öko-
    logische Lösungen sind in der Regel arbeitsintensive Lö-
    sungen. Sie verlangen nämlich sehr viel mehr mensch-
    liche Kreativität und Dienstleistung. Und das ist der
    richtige Ansatz.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wir wollen ein Zukunftsmodell entwickeln. Es geht da-
    bei nicht mehr nur um einen verengten Umweltschutzan-
    satz. Der neue Ansatz ist aus meiner Sicht ganz wichtig für
    die von mir angesprochene Zivilisierung der Weltgesell-
    schaft. Wie Sie wissen, hat Francis Fukuyama, der Wis-
    senschaftsjournalist und Professor der John-Hopkins-Uni-
    versität, mit seiner These vom Ende der Geschichte einen
    Streit ausgelöst. Seine zentrale These ist, dass die Mensch-
    heit nach dem Zusammenbruch der bipolaren Welt sozu-
    sagen in der Mischung aus liberaler Gesellschaft und libe-
    ralem Kapitalismus das Ende der Geschichte gefunden hat.
    Meines Erachtens hat er in einer völligen Fehlinterpreta-
    tion von Hegel die Alternativlosigkeit mit der Konflikt-
    losigkeit verwechselt und liegt deshalb schief.

    Aber bei allem, was wir im letzten Jahr erlebt haben,
    beispielsweise mit der Entfaltung neuer Gewalt am

    Michael Müller (Düsseldorf)





    Michael Müller (Düsseldorf)

    11. September, beispielsweise mit den wachsenden Protes-
    ten gegen die Form der Globalisierung, beispielsweise mit
    dem völlig unzureichenden Vorankommen einer globalen
    Umweltpolitik – was leider ja auch in Johannesburg deut-
    lich wurde –, kann man nicht von der Alternativlosigkeit
    einer unilateralen ökonomischen Welt reden. Das wäre so-
    zusagen die Selbstaufgabe der Politik.

    Der ökologische Ansatz ist unter dem Gesichtspunkt
    der Nachhaltigkeit gerade deshalb so interessant, weil er
    im Kern auf eine Welt der Vielfalt und der Demokratien
    hinausläuft.


    (Beifall bei der SPD)

    Nachhaltigkeit – das ist der interessante Punkt – funktio-
    niert nur mit mehr Demokratie und Vielfalt. Nachhaltig-
    keit schafft einen Ansatz, um sehr viel stärker wieder
    spezifische Lösungen, die kulturellen Potenziale einer
    Gesellschaft und die technologischen Fähigkeiten für un-
    terschiedliche Lösungen zu entfalten. Nachhaltigkeit ist
    die richtige Antwort auf die Herausforderungen der Glo-
    balisierung. Die Alternative, eine globale Weltregierung,
    will ich nicht. Aus meiner Sicht ist sie bürgerfern, tech-
    nokratisch und letztlich nicht in der Lage, die Fähigkeiten,
    die wir vor allem für dezentrale Lösungen, also für sehr
    effiziente Lösungen vor Ort, brauchen, zu entfalten. Es
    gibt, glaube ich, eine Riesenchance für das europäische
    Modell, wenn Nachhaltigkeit zum Maßstab unserer Re-
    formpolitik wird. Das ist eine Vision, die wir übrigens
    auch in unsere Koalitionsvereinbarung hineingeschrieben
    haben.

    Ich will das wie folgt zusammenfassen: Aus meiner
    Sicht geht es heute eben nicht um ein paar Detailkorrek-
    turen. Wir sind am Beginn eines ganz neuen, sehr schwie-
    rigen und auch sehr unsicheren Weges. Deshalb plädiere
    ich sehr dafür – ich sage das in alle Richtungen –, damit
    aufzuhören, über die Herausforderungen zum Teil so
    kleinkariert zu reden, wie wir das oft tun. Die Herausfor-
    derungen, vor denen wir stehen, sind so gewaltig, dass wir
    aus meiner Sicht eine offene, kreative und vor allem auch
    intellektuell redliche Auseinandersetzung über Lösungs-
    strategien brauchen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wir diskutieren hier zum Teil nur rückwärts gewandt
    und rechthaberisch. Das darf man bei diesen Themen
    nicht. Ich glaube, dass die Nachhaltigkeit im Kern der
    Versuch war – angestoßen insbesondere durch die Ar-
    beiten von Olof Palme, von Willy Brandt und von Gro
    Harlem Brundtland –, auf der einen Seite die eigenstän-
    digen Kulturen, die eigenständigen Inhalte von Gesell-
    schaftsmodellen zu bewahren, sie aber auf der anderen
    Seite gleichzeitig mit dem zu verbinden, was heute not-
    wendig ist, nämlich dem Berücksichtigen globaler Anfor-
    derungen.

    Ich sage Ihnen: Diese Chance ist eine große Chance für
    unser Land. Wir werden die großen Herausforderungen
    nur bewältigen, wenn wir eine Vision haben, wenn wir
    eine große Idee davon haben, wo es hingeht, damit die
    Menschen wissen: Es ist das bessere, das gute Leben im
    Sinne von Adorno, das wir anstreben.

    Deshalb, meine Damen und Herren: Wir wollen eine
    Politik der Nachhaltigkeit betreiben. Wir können über ein-
    zelne Instrumente streiten, Sie können uns auch kritisie-
    ren, wenn wir in der einen oder anderen Frage vielleicht
    einmal falsch liegen, aber an dieser Grundlinie lassen wir
    nicht rütteln. Ich bin sicher: Wir werden diese Aufgabe
    besser erfüllen, als Sie das je können.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Ich erteile dem Kollegen Peter Paziorek, CDU/CSU-

Fraktion, das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Peter Paziorek


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr

    Müller, es war sehr interessant, was Sie zum Schluss an-
    gesprochen haben.


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Richtig vor allem!)


    Aber ich hatte auch den Eindruck, dass Sie den untaugli-
    chen Versuch unternommen haben, von all den Schwä-
    chen in Ihrer Umweltpolitik in den letzten vier Jahren ab-
    zulenken und vor allem von einer konkreten Diskussion
    darüber, was Sie in der Koalitionsvereinbarung nebulös
    und oberflächlich formuliert haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Birgit Homburger [FDP] – Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Jetzt fängt er schon wieder an!)


    – Herr Müller, zunächst zur Klimaschutzpolitik. Da ha-
    ben Sie in den letzten vier Jahren


    (Rudolf Bindig [SPD]: Wieder rückwärts gewandt!)


    – zu dem Vorwärtsgewandten komme ich noch – einen
    Abbau um zusätzlich 3 Prozent gegenüber 15 Prozent aus
    der Zeit der CDU/CSU-FDP-Regierung erreicht.

    In der letzten Koalitionsvereinbarung haben Sie fest-
    gelegt, dass Sie ein neues Gesetz zur Kreislaufwirtschaft
    und zur Abfallwirtschaft in Deutschland vorlegen wollen.


    (Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Machen wir auch! – Gegenruf der Abg. Birgit Homburger [FDP]: Wo denn?)


    Das Gesetz haben Sie in der letzten Legislaturperiode
    nicht vorgelegt. Sie haben gekniffen, obwohl Sie das ver-
    einbart hatten.

    Sie haben in der Koalitionsvereinbarung vor vier Jahren
    festgelegt, ein Fluglärmschutzgesetz vorzulegen. Dies-
    bezüglich hat sich Herr Trittin mit Herrn Bodewig gestrit-
    ten. Herr Trittin hat sich nicht durchgesetzt. Das Fluglärm-
    schutzgesetz ist in der Versenkung verschwunden.

    Sie haben in der letzten Koalitionsvereinbarung fest-
    gelegt, ein Konzept zur so genannten Entsiegelung des
    Bodens vorzulegen. Wir warten bis heute auf dieses Kon-
    zept.


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    166


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    Herr Müller, ich wollte all das gar nicht schildern. Ich
    hatte es schon gestrichen.


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Hätten Sie es mal so gelassen!)


    Nur, als Sie gerade anfingen, großartig zu philosophieren
    – ich bin gern bereit, mit Ihnen bei Stiftungen über diese
    Themen zu diskutieren –, habe ich das wieder hervorge-
    kramt. Philosophisch hört sich das alles großartig an, in
    der konkreten Formulierung der Aufgaben in der Um-
    weltpolitik aber haben Sie in den letzten vier Jahren ver-
    sagt.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Sie werden auch bei der Umsetzung der neuen Koali-

    tionsvereinbarung versagen. Sie hatten zum Beispiel an-
    gekündigt, ein Umweltgesetzbuch vorzulegen. Sie sind
    gescheitert,


    (Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: An Bayern und Baden-Württemberg!)


    weil Sie angeblich die wasserrechtlichen Kompetenzen
    nicht haben. Sie haben das Vorhaben jetzt wieder einge-
    baut. Ich will nur sagen: groß angekündigt, nichts erreicht.

    Ich kann durchaus verstehen, dass die „Berliner Zei-
    tung“ heute getitelt hat: „Koalition sucht klaren Kurs“.
    Das bezog sich auf die Wirtschafts- und auf die Sozialpo-
    litik. Nach der Koalitionsvereinbarung und nach dem,
    was Sie, Herr Müller, gerade gesagt haben, kann ich nur
    feststellen: Es ist klar, dass das nicht nur für die Wirt-
    schafts- und für die Sozialpolitik gilt, sondern leider auch
    für die Umweltpolitik in Deutschland. Das liegt an der
    schlechten Koalitionsvereinbarung, die Sie getroffen ha-
    ben.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Es ist offenkundig: Nachdem aus Ihrer Sicht das große

    Thema Atomausstieg – eigentlich ist es kein Atomaus-
    stieg; aber ich übernehme einmal Ihr Vokabular – erledigt
    ist, kommt nun die große umweltpolitische Leere; deshalb
    werden Sie nebulös.

    Sie sprechen in der Koalitionsvereinbarung davon,
    dass die Ökoeffizienz die Jobmaschine von morgen ist.


    (Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Sehr richtig!)


    Ich habe mir gedacht: Großartig! Jetzt bin ich einmal ge-
    spannt, wie ihr für Ökoeffizienz sorgen wollt. In einem
    zentralen Satz der Koalitionsvereinbarung steht, dass Sie
    Netzwerke fördern wollen, um Ihr Ziel zu erreichen. Ist
    das denn alles, was Ihnen zu diesem Thema einfällt?


    (Beifall der Abg. Birgit Homburger [FDP])

    Was dort steht, ist doch nur Romanformuliererei. Ihre
    ganze Umweltpolitik enthält nichts Konkretes.

    Des Weiteren sprechen Sie – das haben Sie, Herr
    Müller, und auch Minister Trittin heute Abend getan – von
    der ökologischen Modernisierung. Wer einmal konkret
    überprüft, was Sie darunter verstehen, der wundert sich,
    wie wenig konkret Ihre Politik ist. Es ist auch darauf hin-
    gewiesen worden – ich glaube, es waren Frau Mehl und

    der Minister –, in der Koalitionsvereinbarung sei das Ziel
    der Energieeinsparung festgelegt. In der Koalitionsver-
    einbarung steht:

    Zur Fortentwicklung der Energieeinsparung im Ge-
    bäudebereich werden ein Förderprogramm zur Er-
    richtung von Passivhäusern mit

    – jetzt kommt eine sensationelle Zahl –
    30 000 Wohneinheiten

    (Beifall der Abg. Michaele Hustedt [BÜND NIS 90/DIE GRÜNEN])

    und ein Anschlussprogramm zur energetischen Mo-
    dernisierung des Gebäudebestandes aufgelegt, das
    anstelle von zinsvergünstigten Krediten Zuschüsse
    oder Sonderabschreibungen beinhaltet.

    Das hatten wir doch schon einmal. Das ist beim letzten
    Mal doch schon einmal gescheitert.


    (Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Deswegen!)


    Dieses Programm ist doch gar nicht erfolgreich gewesen.
    Es war verdammt kompliziert.

    Mittlerweile haben Sie daraus natürlich gelernt und
    wollen es verbessern. Warum haben Sie denn nicht in die
    Koalitionsvereinbarung geschrieben, wie Sie das machen
    wollen? Ich kann Ihnen sagen: Ihnen ist dazu bis heute
    Abend nichts Neues eingefallen. Sie argumentieren ne-
    bulös, nur um von den tatsächlich vorhandenen schwarzen
    Löchern Ihrer Umweltpolitik abzulenken.

    Aus diesem Grunde wird es natürlich notwendig sein,
    in den nächsten vier Jahren ganz konkrete Fragen zu stel-
    len, zum Beispiel: Wie soll es in der Klimaschutz- und
    Energiepolitik weitergehen? Wie sehen Ihre Konzepte für
    eine nachhaltige Energiepolitik wirklich aus?

    Sie sprechen die erneuerbaren Energien an. Ich sage
    noch einmal ganz deutlich – ich will das fortsetzen, was
    der Kollege Lippold hier angesprochen hat –: Sie werden
    die Union immer an Ihrer Seite finden, wenn es darum
    geht, die erneuerbaren Energien sinnvoll zu fördern. Bei
    all den Problemen, die wir in der Klimaschutzpolitik ha-
    ben, sind auch wir der Ansicht, dass es darauf ankommen
    wird, die erneuerbaren Energien als eine wesentliche
    Säule unserer Energie- und Klimaschutzpolitik auszu-
    bauen. Deshalb sind auch wir dafür, darüber nachzuden-
    ken, im Rahmen des EEG die Offshoreförderung zeitlich
    zu verlängern. Darüber werden wir uns höchstwahr-
    scheinlich einigen.

    Wir sind nicht prinzipiell gegen die Anwendung der
    Windkraft; allerdings fragen wir uns, ob es richtig war
    – Sie haben das in den letzten vier Jahren gemacht –, mit
    – aus unserer Sicht – überzogenen Fördersätzen zu versu-
    chen, an ungeeigneten Standorten im Binnenland Wind-
    kraftanlagen anzusiedeln. Sie haben dabei die Proteste der
    Bevölkerung ignoriert. Am schlimmsten war, dass Sie
    überhaupt keine Rücksicht darauf genommen haben, dass
    es an vielen Stellen zu großen Konflikten mit dem Natur-
    schutz und dem Landschaftsschutz gekommen ist.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Dr. Peter Paziorek




    Dr. Peter Paziorek
    Sie als Umweltpolitiker haben diese Sichtweise einfach
    vernachlässigt. Das ist keine gute und sinnvolle Art und
    Weise, die Nutzung erneuerbarer Energien zu fördern.

    Es gibt im Rahmen erneuerbarer Energien Alternati-
    ven: Biomasse und Biogas. Man kann Biomasse- und
    Biogasanlagen landschaftsgerecht bauen. Man kann da-
    durch der Landwirtschaft helfen, wie Sie es im Zuge der
    Förderung der Nutzung der Windkraft wollten. Man muss
    feststellen, dass Sie die Anreizförderung im letzten Jahr
    gestrichen haben. Seitdem Sie diese Streichung im letzten
    Jahr durchgeführt haben, ist das Wirtschaften mit Bio-
    masse- und Biogasanlagen nicht mehr rentabel. Jetzt lie-
    gen Förderanträge und Baugenehmigungsanträge auf
    Halde, weil die Antragsteller sagen: Wir können das, was
    wir vorhatten, nur deswegen nicht mehr realisieren, weil
    Rot-Grün die Förderung gestrichen hat.

    Vor diesem Hintergrund müssen Sie doch unsere Skep-
    sis verstehen, die sich darin ausdrückt, dass wir sagen: Sie
    formulieren immer alles nebulös; aber wenn es darum
    geht, Biomasse- und Biogasanlagen ganz konkret zu för-
    dern, dann tauchen Sie ab. Ihre Politik war sogar gegen
    diese Anlagen gerichtet. Das war unverantwortlich, weil
    Sie damit nicht dafür gesorgt haben, dass zum Beispiel
    auch in interessanten Naturräumen erneuerbare Energien
    gefördert werden. Sie waren bei der Förderung erneuer-
    barer Energien ideologisch einseitig ausgerichtet. Eine
    solche Haltung lehnen wir ab.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Sie reden immer so groß von Nachhaltigkeit. Herr

    Müller, Ihre Rede enthielt einen interessanten Ansatz. Sie
    wissen, dass ich mit Ihnen über prinzipielle Fragen der
    Nachhaltigkeit immer sehr gerne diskutiere. Jetzt tun Sie
    so, als ob wir im Bundestag wirklich darüber diskutieren
    müssen. Schauen Sie sich doch einmal den Gang der Be-
    ratung des Berichts des Rats für Nachhaltigkeitsfragen in
    der letzten Legislaturperiode an. Die Beratung ist doch
    vollständig am Parlament und an seinem Umwelt-
    ausschuss vorbeigegangen. Uns wurde vom zuständigen
    Staatsminister gesagt, es müsse erst einmal auf der Staats-
    sekretärebene ein Papier zusammengebastelt werden,
    dann könne man darüber diskutieren.


    (Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: So ist das!)


    Wo war denn Ihr Versuch, Nachhaltigkeit ins Plenum
    zu bringen und die große öffentliche Diskussion zu die-
    sem Thema zu führen? Sie sind dieser Diskussion ausge-
    wichen und wundern sich danach, dass Ihre Politik nicht
    dazu geführt hat, dass der Begriff der Nachhaltigkeit ein
    wesentlicher Begriff auch unserer Umwelt- und Sozialpo-
    litik geworden ist. Sie haben in dieser Frage versagt und
    wir können nur sagen: Man sollte nicht die großen Reden
    schwingen, sondern dafür sorgen, dass wir hier im Ple-
    num über diese wesentlichen Fragen diskutieren. Das
    wäre ein wichtiger Ansatz zur Nachhaltigkeit.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wenn Sie davon sprechen, dass wir im Naturschutz

    weitermachen müssen, stimmen wir zu. Nur sage ich wie
    bei der Nachhaltigkeit: Über die Zielvorstellungen sind

    wir uns gar nicht so uneins. Aber eines ist doch klar: Sie
    meinen, Naturschutzpolitik könne im heutigen Zeitalter
    nur hoheitlich, von oben gemacht werden. Sie meinen,
    Naturschutzpolitik solle nicht mehr auf Instrumente
    zurückgreifen, die sich in vielen Regionen unseres Lan-
    des bewährt haben, etwa das Kooperationsprinzip: mit
    den Nutzern tatsächlich reden, freiwillige Vereinbarungen
    schließen.

    In den letzten Tagen sind Pressemeldungen von meh-
    reren interessierten Verbänden erschienen – nicht aus der
    Landwirtschaft, sondern zum Beispiel von der Wasser-
    wirtschaft. Es wird dafür geworben, eine Allianz zwi-
    schen Wasserwirtschaft, Umweltschutz und Landwirt-
    schaft zustande zu bringen. Wenn ich sehe, wie es bei
    Ihnen, Herr Göppel, in Bayern läuft und wie es bei mir in
    Westfalen läuft, dass wir vor Ort diese Allianzen haben,
    frage ich mich: Wo ist denn dieser wesentliche Grundsatz
    bei Ihnen in der Koalitionsvereinbarung? Warum sagen
    Sie nicht, wir wollen das Kooperationsprinzip im Natur-
    schutzbereich stärken, wir wollen die Allianzen stärken,
    wir wollen die Menschen mitnehmen? Nein, Ihre Koali-
    tionsvereinbarung ist immer noch geprägt von einem ho-
    heitlichen, obrigkeitsstaatlichen Ansatz. Und dann wun-
    dern Sie sich, wenn die Leute vor Ort sagen, wir fühlen
    uns überfahren. Sie schaden den Prinzipien, und deshalb
    sage ich: Schon vom Ansatz her ist Ihre Koalitionsverein-
    barung falsch, meine Damen und Herren.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der SPD)


    Zur Frage der verantwortungsbewussten Politik: Es ist
    sehr schade, dass Sie wieder nicht den Mut hatten, zum
    Bereich Endlager und Entsorgung eine klare Aussage
    zu treffen, unabhängig davon, wer nun die friedliche Nut-
    zung der Kernenergie in Deutschland eingeführt hat, ob es
    Sozialdemokraten oder Christdemokraten waren. Wir alle
    waren in den 60er-Jahren begeistert davon. Wir haben
    eine gemeinsame Verantwortung.


    (Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nicht alle, wir nicht!)


    – Die Grünen gab es damals als politische Kraft noch
    nicht, Frau Hustedt. – Wir müssen uns jetzt darum küm-
    mern, wohin mit dem so genannten Atommüll.


    (Ulrike Mehl [SPD]: Tun wir ja!)

    Wenn ich mir vor Augen führe, wie Sie sich in den letzten
    vier Jahren um eine klare Standortaussage gedrückt haben
    und jetzt wieder nebulös formulieren, kann ich nur sagen:
    Bei Ihnen scheint wiederum die Verantwortungslosigkeit
    um sich zu greifen. Auch das werden wir Ihnen nicht
    durchgehen lassen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Deshalb zum Schluss: Meine Damen und Herren, Sie

    haben in den letzten Jahren Ihre Koalitionsvereinbarung
    nicht sauber abgearbeitet. Warum sollen wir davon aus-
    gehen, dass Sie es jetzt besser machen? Es spricht, da Sie
    jetzt wieder vieles nebulös formuliert haben, alles dafür,
    dass Sie wieder wegtauchen werden. Die Bundesregie-
    rung hat mit der Koalitionsvereinbarung der sie tragenden
    Parteien zur Umweltpolitik die Chance vertan, die Wei-


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    (C)



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    (A)



    (B)



    (C)



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    chen für eine wirklich nachhaltige Umweltpolitik in
    Deutschland zu stellen. Das, was Sie sich in der Koali-
    tionsvereinbarung umweltpolitisch vorgenommen haben,
    lässt leider keine klare Handschrift erkennen, hat leider
    große Textlücken und wird den Umweltschutz in
    Deutschland leider nicht voranbringen.

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)