Rede:
ID1500413700

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 9
    1. Ich: 1
    2. erteile: 1
    3. dem: 1
    4. Kollegen: 1
    5. Klaus: 1
    6. Lippold,: 1
    7. CDU/CSU-Fraktion,: 1
    8. das: 1
    9. Wort.\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Tagesordnungspunkt 1: Regierungserklärung des Bundeskanz- lers mit anschließender Aussprache . . . . . 51 A Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . 51 B Dr. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 61 B Franz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 D Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . . 74 B Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 77 D Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 81 C Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 81 D Ernst Bahr (Neuruppin) SPD . . . . . . . . . . . . . 82 B Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 84 C Sabine Bätzing SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 C Olaf Scholz SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 B Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 D Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 93 D Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . . . . 97 A Gernot Erler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 A Dr. Wolfgang Gerhardt FDP . . . . . . . . . . . . . . 102 A Dr. Angelica Schwall-Düren SPD . . . . . . . . . 104 B Peter Hintze CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 A Rudolf Bindig SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108 B Dr. Werner Hoyer FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 A Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . . 111 C Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 113 C Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . . 115 C Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 115 D Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 A Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU . . . . . . . . . . 117 A Reinhold Robbe SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 A Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministe- rin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120 C Dr. Christian Ruck CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 122 C Dr. Uschi Eid, Parl. Staatssekretärin BMZ . . . 123 D Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . . 124 D Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . 125 D Dr. Norbert Röttgen CDU/CSU . . . . . . . . . . . 127 D Dr. Dieter Wiefelspütz SPD . . . . . . . . . . . 130 C Hans-Joachim Hacker SPD . . . . . . . . . . . . . . 131 D Rainer Funke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 D Jerzy Montag BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 136 A Otto Schily, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . 137 D Wolfgang Bosbach CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 139 D Otto Schily SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 C Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 A Silke Stokar von Neuforn BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144 A Dr. Max Stadler FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145 C Wolfgang Bosbach CDU/CSU . . . . . . . . . 146 B Hartmut Koschyk CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 147 B Silke Stokar von Neuforn BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150 B Dr. Christina Weiss, Staatsministerin BK . . . . 150 C Dr. Norbert Lammert CDU/CSU . . . . . . . . . . 151 B Plenarprotokoll 15/4 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 4. Sitzung Berlin, Dienstag, den 29. Oktober 2002 I n h a l t : Monika Griefahn SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152 D Hans-Joachim Otto (Frankfurt) FDP . . . . . . . 154 C Günter Nooke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 155 C Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 157 B Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/CSU 158 C Ulrike Mehl SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 B Birgit Homburger FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163 A Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . . . . . . . 164 D Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 166 C Winfried Hermann BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 171 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 29. Oktober 2002II (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 29. Oktober 2002 51 4. Sitzung Berlin, Dienstag, den 29. Oktober 2002 Beginn: 10.00 Uhr
  • folderAnlagen
    (A) (B) (C) (D) 170 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 29. Oktober 2002 171 (C)(A) entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenografischen Bericht Beck (Bremen), BÜNDNIS 90/ 29.10.2002 Marieluise DIE GRÜNEN van Essen, Jörg FDP 29.10.2002 Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 29.10.2002 Meyer (Tapfheim), CDU/CSU 29.10.2002 Doris Möllemann, Jürgen W. FDP 29.10.2002 Niebel, Dirk FDP 29.10.2002 Nolting, Günther FDP 29.10.2002 Friedrich Pieper, Cornelia FDP 29.10.2002 Thiele, Carl-Ludwig FDP 29.10.2002 Violka, Simone SPD 29.10.2002 Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Der junge Kollege ist noch etwas heftig.

    Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Natur-
    schutz und Reaktorsicherheit:

    Er ist aber nicht der Erste, dem das passiert ist.
    Meine Damen und Herren, ich möchte zu drei Dingen

    etwas sagen. Erstmalig sind wir im Bereich der ökologi-
    schen Finanzreform nicht nur darangegangen, stärker
    für Gerechtigkeit beim Abbau von Subventionen zu sor-
    gen, sondern wir haben darüber hinaus auch ökologische
    Signale gesetzt.

    Ist es wirklich sinnvoll, dass beispielsweise bei der Be-
    steuerung mit Umsatzsteuer das Fliegen besser gestellt
    wird als der Erwerb von Nahrungsmitteln? Während für
    den Erwerb von Nahrungsmitteln nur der halbe Mehr-
    wertsteuersatz galt, musste beim Fliegen bisher gar keine
    Mehrwertsteuer gezahlt werden. Dies war insbesondere
    im Vergleich zu einem anderen Verkehrsträger, nämlich
    der Bahn, unvernünftig, weil das ökologisch vorteilhafte
    Verkehrsmittel höher besteuert wurde als das ökologisch
    unzweifelhaft nachteiligere. Das korrigieren wir mit un-
    serem Ansatz.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Ich frage die Kommunalpolitiker, ob es in Zeiten knap-
    per Kassen wirklich sinnvoll gewesen ist, diejenigen, die
    Wohneigentum aus dem Bestand erworben haben – das
    ist verkehrs-, kommunal- und auch steuerpolitisch ver-
    nünftig gewesen –, für dieses vernünftige Verhalten zu

    Günter Nooke




    Bundesminister Jürgen Trittin
    bestrafen, indem sie nur die halbe Eigenheimzulage erhiel-
    ten, während diejenigen, die auf der grünen Wiese neu ge-
    baut haben, die volle Eigenheimzulage bekamen. Auch hier
    haben wir in der Koalitionsvereinbarung gezeigt, wie man
    auch in der Steuerpolitik umweltpolitisch umsteuern kann.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Ich will ein drittes Beispiel nennen. Wir wollen das
    fortsetzen, was wir mit dem Erneuerbare-Energien-
    Gesetz auf den Weg gebracht haben. Wir wollen für die
    Offshore-Windanlagen in den nächsten Jahren ein gro-
    ßes Ausbauprogramm auflegen und den Weg zur ökologi-
    schen Modernisierung der Energiepolitik fortsetzen.

    Wir wollen das aber nicht nur in Deutschland machen
    – deswegen haben wir das Marktanreizprogramm für
    die erneuerbaren Energien vor die Klammern gezogen –,
    sondern wir wollen das auch international unterstützen.
    Das ist der Grund, warum wir uns dazu verpflichtet haben,
    nicht nur eine große Konferenz zu erneuerbaren Energien
    in den nächsten Jahren durchzuführen, sondern auch eine
    halbe Milliarde Euro allein dafür in die Hand zu nehmen,
    dass erneuerbare Energien in den Entwicklungsländern
    eine Zukunftschance erhalten. So packen wir drei Dinge
    zusammen: Armutsbekämpfung, Klimaschutz und ein
    Stück Standortpolitik für eine wachsende Branche in
    Deutschland.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Eine letzte Bemerkung: Ich wünsche mir für die
    nächste Klimakonferenz vom gesamten Haus die Unter-
    stützung, die wir beim Kioto-Protokoll erfahren haben.
    Wir stehen am Vorabend der Konferenz in Neu-Delhi vor
    der Situation, dass wir darüber neu verhandeln müssen,
    wie es weitergehen wird, wenn die erste Verpflichtungs-
    periode 2012 endet. Schon jetzt beginnen die Ansagen für
    die Zeit danach.

    Wir haben mit der Koalitionsvereinbarung ein interna-
    tional klares Signal gesetzt: Deutschland will weiter sei-
    ner Rolle als Vorreiter beim Klimaschutz gerecht wer-
    den. Wir sind bereit, wenn andere diesen Weg mitgehen
    – Vorreiter heißt nämlich nicht Stellvertreter –, bis zum
    Jahr 2020 um 40 Prozent zu reduzieren. Das heißt, wir
    werden das, was wir bisher erbracht haben, faktisch noch
    einmal verdoppeln.

    Unser Angebot zur Klimaschutzpolitik ist: Wir wollen
    international gemeinsam mit den Europäern, mit den In-
    dustrieländern und – ich füge hinzu – auch mit bestimm-
    ten Schwellenländern ein entsprechendes Signal setzen.

    Ich würde mich freuen, wenn wir dieses Haus jenseits al-
    len Streites, den wir immer wieder in dieser Frage haben
    werden, lieber Kollege Lippold, auf dem Weg des Klima-
    schutzes und der gemeinsamen Zielsetzung für die Bundes-
    republik Deutschland auch weiterhin so gemeinsam vertre-
    ten können, wie wir das zum Beispiel beim Kioto-Protokoll
    gemacht haben. Ich glaube, an dieser Stelle können wir auf
    das, was wir gemeinsam erreicht haben, stolz sein.

    Vielen Dank.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)




Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Ich erteile dem Kollegen Klaus Lippold, CDU/CSU-

Fraktion, das Wort.

(Albert Schmidt [Hitzhofen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Der Lippold ist wieder im Amt! Das ist toll!)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Klaus W. Lippold


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Es hätte euch etwas gefehlt, oder?
    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Her-

    ren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Bundesmi-
    nister, Sie haben Kioto zu Recht angesprochen. Ich
    komme gleich im Detail darauf zu sprechen, aber einlei-
    tend muss etwas gesagt werden: Ich kann Ihnen nicht an-
    kreiden, dass Sie hier wenig gesagt haben, weil Ihre Re-
    dezeit hier offensichtlich begrenzt war. Es wäre unfair,
    dies zu tun.


    (Horst Kubatschka [SPD]: Die ist immer begrenzt! Auch Ihre Redezeit ist begrenzt!)


    Wir werden eine Reihe von anderen Positionen später
    miteinander ausmachen müssen.

    Ihr Bundeskanzler hatte heute eigentlich hinreichend
    Zeit,


    (Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Hat er die genutzt?)


    etwas zur Umwelt zu sagen. Aber außer einer beiläufigen
    – ich würde fast sagen: abfälligen – Bemerkung zum
    Umweltschutz hat er überhaupt nichts dazu gesagt.


    (Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das war eine Null-Nummer!)


    Diese Thema ist von ihm systematisch nicht beachtet
    worden, was dafür spricht, Herr Bundesminister, dass Sie
    bei diesem Bundeskanzler nicht die Unterstützung haben,
    die Sie brauchen, um international wirklich durchstoßen
    zu können. Darauf kommt es aber letztendlich an.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Sie können sicher sein, Herr Minister, dass wir Ihnen

    für das, was auf der Konferenz in Delhi anzustreben ist,
    genauso Rückendeckung zusagen, wie wir dies seinerzeit
    für Kioto gemacht haben, weil wir konstruktive Kritik und
    keine negative Kritik üben.

    Der Sachverhalt ist aber der, dass man sich hier mit der
    Klimaschutzpolitik der Bundesregierung auseinanderset-
    zen muss. Wie sieht diese aus? Sachverhalt ist doch – ich
    komme auf Versäumnisse in Ihrer Koalitionsvereinbarung
    später noch detailliert zu sprechen –, dass Sie bei den ver-
    gangenen Konferenzen immer mit dem Minderungsziel
    von minus 25 Prozent bis 2005 durch die Gegend gezogen
    sind, welches wir aufgestellt haben, dass Sie gleichzeitig
    mit der Minderungsrate, die wir bei Kohlendioxidemis-
    sionen für Sie erreicht hatten, überall Eindruck geschun-
    den haben und jetzt unter Ihrer Regentschaft, wo Ihre Po-
    litik zu wirken anfängt, die Kohlendioxidemissionen
    steigen, Herr Minister.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    158


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    Dies müsste Sie eigentlich nachdenklich machen, aber
    nicht nur nachdenklich, sondern dies müsste Sie auch
    wesentlich selbstkritischer machen. Wenn Ihre Politik
    wirklich so erfolgreich wäre, wie Sie tun und Sie dies in
    Nebensätzen immer wieder sagen, würden die Kohlen-
    dioxidemissionen doch nicht wieder steigen. Ich könnte
    dies ja noch verstehen, wenn wir eine boomende Wirt-
    schaft hätten, die aus allen Nähten kracht, weil die Pro-
    duktion läuft, die Leute sich des Lebens freuen, das Leben
    genießen und dabei die Emissionen steigen.

    Sie aber sind doch gar nicht in der Lage, die Wirtschaft
    boomen zu lassen. Die katastrophale Lage der Wirtschaft
    und am Arbeitsmarkt, die Abnahme von Beschäftigung und
    die Zunahme von Arbeitslosigkeit sind doch alles Faktoren,
    die eigentlich dazu beitragen, dass die Emissionen sinken
    und nicht steigen. Trotz dieses Trends schaffen Sie es nicht,
    die Emissionen weiter sinken zu lassen, das, was wir auf den
    Weg gebracht haben, deutlich weiter nach vorn zu schieben.

    Deshalb verstehe ich auch, Herr Trittin, dass sich eine
    explizite Formulierung des 25-Prozent-Ziels, das Sie bis
    zum Jahre 2005 erreichen wollen, nicht in Ihrer Koaliti-
    onsvereinbarung findet. Dies haben Sie ganz schamhaft
    unter den Tisch fallen lassen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Wie vieles andere!)


    Da hilft auch nicht das Ablenkungsmanöver, dass Sie
    in fernen 20 Jahren um 40 Prozent reduziert haben wol-
    len. In 20 Jahren, Herr Minister, sind die Dinge alle ge-
    gessen.


    (Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schön wäre es!)


    Den vernünftigen Einstieg brauchen wir jetzt.
    Mit Blick auf Delhi muss man aber sagen, dass das,

    was wir bis zum Jahre 2005 erreichen wollen, die Basis
    ist. Wenn ich den ersten Teil des Gebäudes nicht ordent-
    lich baue, brauche ich mir über die erste Etage keine Ge-
    danken mehr zu machen. Das Fundament und das Erdge-
    schoss müssen richtig gebaut sein. Dies verpassen Sie im
    Moment aber. Sie schlampen in der Grundfrage der Re-
    duktion der Kohlendioxidemissionen. Auch bei den ande-
    ren Klimagasen haben Sie nicht zugelegt. Dies heißt also:
    Fehlanzeige auf der ganzen Linie.

    Dies finde ich bedauerlich, denn wer draußen wirken
    will – und das wollen Sie in Delhi –, der muss zu Hause
    Erfolge vorzeigen, wie Sie früher immer richtig gesagt ha-
    ben. Dies können Sie aber vor dem Hintergrund, wie ich
    ihn gerade skizziert habe, nicht.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Ich sage ganz offen, Herr Minister, dass es vor diesem

    Hintergrund schwer ist, andere zu überzeugen. Es ist not-
    wendig, dass in Delhi jetzt weitere möglichst konkrete
    Vorentscheidungen fallen, wie es über das Jahr 2012
    hinaus weitergehen soll. Es wäre ausgesprochen wichtig,
    dass wir in dieser Richtung jetzt klar von Ihnen hören, wo
    in Zukunft die Minderung liegen soll, wie Sie sich insbe-
    sondere die Zusammenarbeit mit den Entwicklungs-
    ländern und den Schwellenländern vorstellen. Wir müs-

    sen den Entwicklungsländern einen Zuwachs an Ener-
    gieverbrauch gönnen; ich glaube, das ist unstrittig. Bei
    dem Verbrauch, den wir haben, können wir andere nicht
    von der Verbesserung ihres Lebensstandards abhalten.

    Auf der anderen Seite ist unbestreitbar notwendig – ich
    bitte Sie, sich dafür einzusetzen –, dass wir die Schwel-
    lenländer in Delhi mit ins Boot bekommen; denn ohne die
    Schwellenländer werden wir das Klimaproblem, das ich
    für das gravierendste Umweltproblem überhaupt halte,
    nicht lösen können. Da ist jetzt Ihr Geschick gefragt. Ich
    habe manchmal das Gefühl, dass Sie jenseits der Kern-
    energiediskussion zu Hause nicht den nötigen Nachdruck
    auf internationale Verhandlungen legen und dieses Thema
    nicht entsprechend vertreten. Deshalb appelliere ich an
    Sie, Ihre Strategie und Ihre Vorgehensweise zu ändern.
    Genauso erwarte ich von Ihnen, dass Sie in Zukunft im
    europäischen Umweltschutz mehr Engagement zeigen,
    statt bei den gelegentlichen Umweltschutzvorstößen aus
    Europa bundesrepublikanisch noch draufzulegen und un-
    sere Wettbewerbsfähigkeit zu verschlechtern.


    (Beifall des Abg. Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU])


    Eine der Grundlinien, die wir vertreten, ist, den Um-
    weltschutz mit einer vernünftigen Wirtschaftspolitik
    und einer Politik, die arbeitsmarkt- und arbeitsplatzorien-
    tiert ist, zu verbinden.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Herr Trittin, was Sie gerade in Sachen Eigenheimzulage
    gesagt haben, ist in dieser Frage völlig kontraproduktiv.
    Ich sage es einmal so: Auch Ihre Baupolitiker schwelgen
    ja immer in der Vorstellung, dass man jungen Familien
    mehr Wohnraum zu vernünftigen Preisen usw. anbieten
    muss. Aber jetzt an der Eigenheimzulage so herumzu-
    basteln, wie Sie es tun, ist falsch, vor allem wegen der ne-
    gativen Folgen.

    Unsere Vorstellungen im Klimaschutzbereich waren
    ganz klar. Ich bedaure, dass wir sie jetzt nicht umsetzen
    können. Der Punkt ist, dass im Altbaubestand,wo in Be-
    zug auf die Klimapolitik das erheblichste Potenzial für die
    Reduktion von Kohlendioxidemissionen liegt, mit steu-
    erlichen Anreizen gearbeitet werden muss. Wir haben da
    ganz klare Vorstellungen entwickelt.

    Ich habe diese Passage mit den steuerlichen Zuschüs-
    sen oder steuerlichen Anreizen jetzt bei Ihnen wiederent-
    deckt, Herr Trittin. Ich sage Ihnen zu: Wenn Sie zu dem
    Thema steuerliche Anreize dynamisch etwas wirklich
    Profundes mit entsprechender Stoßkraft vorlegen, werden
    wir Sie unterstützen. Das ist gar keine Frage; denn das
    wäre produktiv in dem Sinne, dass mit einer Maßnahme
    sowohl Arbeitsplätze gesichert und geschaffen werden
    könnten und gleichzeitig etwas für den Umweltschutz ge-
    tan würde. Das ist eine Politik, wie ich sie mir vorstelle.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Aber das haben Sie nur schwach angedeutet.

    (Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Er hat ja auch kein Geld dafür!)


    Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach)





    Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach)

    Diese Positionen müssten bei Ihnen besser dargestellt sein,
    sonst ergeht es Ihnen in dieser Frage so wie bei den natio-
    nalen Nachhaltigkeitsstrategien. Die entsprechenden Ziel-
    setzungen haben Sie schon in die letzte Koalitionsverein-
    barung hineingeschrieben, aber nichts ist passiert. Sie
    wollten – auch das steht in der Koalitionsvereinbarung von
    1998 – ein Umweltgesetzbuch, aber nichts ist passiert.


    (Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist im Bundesrat an Ihnen gescheitert! – Horst Kubatschka [SPD]: Da habt ihr nicht mitgespielt! Da brauchen wir doch den Bundesrat!)


    Sie wollten die Novelle der Sommersmogverordnung,
    Sie wollten die Novelle der Verpackungsverordnung,
    aber nichts ist passiert. Alles steht de facto wieder in der
    Vereinbarung; manches haben Sie zwischenzeitlich auch
    wieder vergessen.


    (Horst Kubatschka [SPD]: Sie aber auch!)

    Das ist ein Punkt, den wir Ihnen nicht durchgehen las-

    sen: dass Sie von Mal zu Mal die gleichen Positionen brin-
    gen, die Sie schon in grauer Vorzeit realisieren wollten,
    und die Eiszeittiger, die Sie ausgraben, als völlig neue, le-
    bende Objekte verkaufen wollen. So geht das nicht. Da
    muss wirklich etwas Neues kommen.


    (Albert Schmidt [Hitzhofen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Säbelzahntiger, nicht Eiszeittiger!)


    Wir werden uns, Herr Trittin, wie ich das sehe, in Zu-
    kunft auch kritisch über die Instrumente auseinander set-
    zen. Wir meinen, dass wir marktwirtschaftliche Power
    nutzen müssen, um den Umweltschutz voranzubringen,
    national wie international. Die Selbstverpflichtung, die
    Sie langsam anfingen mitzutragen, findet sich in der
    neuen Koalitionsvereinbarung jetzt nur noch sehr ober-
    flächlich. Sie haben die Verhandlungen in Brüssel über
    die handelbaren CO2-Emissionen mit solcher Nachläs-sigkeit geführt, dass das Instrument der Selbstverpflich-
    tung gefährdet ist. Das ist falsch, Herr Minister, so kön-
    nen wir das nicht angehen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    So können wir nichts umsetzen. Dann haben Sie die salva-
    torische Klausel aufgenommen, dass die EU das Ganze so
    abschließen soll, dass Selbstverpflichtung möglich blei-
    ben könnte – Konjunktiv! –, nicht möglich bleiben muss.

    Diese Positionen lassen wir Ihnen so nicht durchgehen,
    Herr Minister, denn sie sind in Brüssel nicht mit dem
    Nachdruck verhandelt worden, wie sie hätten verhandelt
    werden müssen.

    Hier komme ich wieder auf die Querbeziehung zurück.
    Wenn ein Emissions Trading eingeführt wird, das die
    Arbeitsplätze in großen Teilen der Chemie und anderer In-
    dustrie nachhaltig gefährdet, dann werden wir Ihnen die
    Verantwortung dafür nicht abnehmen, sondern ganz klar
    sagen: Die Arbeitsplatzvernichter sitzen auf der Regie-
    rungsbank und auf der linken Seite des Parlaments.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Die Nachlässigkeit, mit der Sie diese Dinge gestrickt ha-
    ben, werden Sie noch aufzuarbeiten haben. Andere Länder
    wie die Niederlande oder England haben hier ganz anders
    vorgebaut, als Sie das getan haben. Ich meine, das muss
    deutlich angesprochen werden. Das geht nicht anders. Hier
    gibt es noch Punkte, über die diskutiert werden muss.

    Sie haben über die Energiewende gesprochen. Ich sage
    dazu nur so viel, da Kollege Paziorek noch näher auf die
    Frage der regenerativen Energien eingehen wird: Wir
    brauchen regenerative Energien. Sie unterstellen uns im-
    mer zu Unrecht, dass wir diese nicht wollten. Wir brau-
    chen aber wettbewerbsfähige regenerative Energien und
    nicht regenerative Energien um jeden Preis. Wir brauchen
    angepasste regenerative Energien und nicht Windkraft-
    werke an Standorten, an denen die Windgeschwindigkeit
    0,1 Meter pro Sekunde beträgt und dadurch die Subventi-
    onsdauer verlängert wird. Das kann es doch wohl nicht
    sein. In dieser Frage werden wir uns auseinander setzen
    müssen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wenn Sie das Ganze so angehen wollen, dann zitiere

    ich Altminister Müller, den ehemaligen Wirtschaftsminis-
    ter, den schon jetzt keiner mehr kennt. Ich habe ihm da-
    mals gesagt, Schröder würde ihn nicht wieder berufen.
    Das ist auch so gekommen und ich verstehe auch, warum.
    Aber ob derjenige, der neu gekommen ist, besser ist, da-
    rüber werden wir noch nachdenken müssen. Er ist näm-
    lich aus Nordrhein-Westfalen weggegangen, bevor man
    erkennen konnte, was er dort alles nicht geleistet hat. Der
    Bundeskanzler ist aus Niedersachsen weggegangen, be-
    vor ihn das Übel, das er dort angerichtet hat, eingeholt hat.

    Zurück zur Thematik. In diesem Punkt werden wir,
    wenn Sie das so angehen, das gewünschte Ziel nicht er-
    reichen. Eine Energieversorgung ohne Kernenergie nur
    mit regenerativen Energien schafft Zusatzkosten in der
    Größenordnung von 250Milliarden Euro für die nächsten
    Jahre. Angesichts des Etats, den Ihr Finanzminister hier
    vorlegt und angesichts der Perspektiven, die er hier ent-
    wickelt hat, können wir das vergessen. Ich sage ganz deut-
    lich: So wird das nicht funktionieren, wenn wir eine ver-
    nünftige Finanzpolitik auf der einen Seite und eine
    vernünftige Klimaschutzpolitik auf der anderen Seite ma-
    chen wollen. Also: Der Ausstieg aus der Kernenergie wird
    – das können Sie nicht ändern – teuer im Klimaschutz be-
    zahlt werden.

    Dabei wird natürlich auch deutlich, dass Ihr Instrument
    der Ökosteuer schlussendlich über die ganzen Jahre hin-
    weg nichts bewirkt hat.


    (Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ihre Redezeit ist abgelaufen!)


    Sie haben abkassiert, aber sie selbst hat kein ökologisches
    Ziel erreicht und hat zum Erreichen eines ökologischen
    Zieles nichts beigetragen.


    (Albert Schmidt [Hitzhofen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das Gegenteil ist richtig! – Horst Kubatschka [SPD]: Sie kennen wohl die Zahlen nicht! – Albert Schmidt [Hitzhofen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lesen Sie die Zahlen vom Mineralölwirtschaftsverband!)



    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    160


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    – Darüber könnten wir gerne im Detail diskutieren.
    Horst Kubatschka [SPD]: Da gehen Sie ganz

    schön ein!)
    Ich sage Ihnen aber, dass wir – unterfüttert bis hin zum
    Sachverständigenrat – deutlich machen können, dass dies
    so nicht läuft.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Unsere Strategie wird eine andere sein. Wir setzen auf
    marktwirtschaftliche Instrumente.


    (Horst Kubatschka [SPD]: Das ist doch Ökosteuer!)


    Wir setzen auf Selbstverpflichtungen. Wir setzen auf
    steuerliche Anreize, nicht auf ein Abkassieren durch die
    Ökosteuer. Wir wollen sicherstellen, dass europäisch im
    Gleichklang marschiert wird, dass wir nicht alles alleine
    tragen, sondern dass die anderen die ökologische Verant-
    wortung wesentlich stärker mit tragen. Das Gleiche wol-
    len wir auch auf internationaler Ebene. Auch in dieser
    Frage sind wir wesentlich flexibler. Hier gibt es noch In-
    strumente, die wir gemeinschaftlich diskutieren müssen.

    Ihnen, Herr Minister, wünsche ich trotzdem guten Er-
    folg in Delhi. Wir werden kritisch betrachten, was Sie dort
    erreicht haben. Ich wünsche Ihnen einen guten Flug.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)