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ID1500408600

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Tagesordnungspunkt 1: Regierungserklärung des Bundeskanz- lers mit anschließender Aussprache . . . . . 51 A Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . 51 B Dr. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 61 B Franz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 D Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . . 74 B Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 77 D Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 81 C Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 81 D Ernst Bahr (Neuruppin) SPD . . . . . . . . . . . . . 82 B Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 84 C Sabine Bätzing SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 C Olaf Scholz SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 B Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 D Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 93 D Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . . . . 97 A Gernot Erler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 A Dr. Wolfgang Gerhardt FDP . . . . . . . . . . . . . . 102 A Dr. Angelica Schwall-Düren SPD . . . . . . . . . 104 B Peter Hintze CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 A Rudolf Bindig SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108 B Dr. Werner Hoyer FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 A Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . . 111 C Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 113 C Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . . 115 C Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 115 D Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 A Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU . . . . . . . . . . 117 A Reinhold Robbe SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 A Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministe- rin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120 C Dr. Christian Ruck CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 122 C Dr. Uschi Eid, Parl. Staatssekretärin BMZ . . . 123 D Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . . 124 D Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . 125 D Dr. Norbert Röttgen CDU/CSU . . . . . . . . . . . 127 D Dr. Dieter Wiefelspütz SPD . . . . . . . . . . . 130 C Hans-Joachim Hacker SPD . . . . . . . . . . . . . . 131 D Rainer Funke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 D Jerzy Montag BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 136 A Otto Schily, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . 137 D Wolfgang Bosbach CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 139 D Otto Schily SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 C Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 A Silke Stokar von Neuforn BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144 A Dr. Max Stadler FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145 C Wolfgang Bosbach CDU/CSU . . . . . . . . . 146 B Hartmut Koschyk CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 147 B Silke Stokar von Neuforn BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150 B Dr. Christina Weiss, Staatsministerin BK . . . . 150 C Dr. Norbert Lammert CDU/CSU . . . . . . . . . . 151 B Plenarprotokoll 15/4 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 4. Sitzung Berlin, Dienstag, den 29. Oktober 2002 I n h a l t : Monika Griefahn SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152 D Hans-Joachim Otto (Frankfurt) FDP . . . . . . . 154 C Günter Nooke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 155 C Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 157 B Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) CDU/CSU 158 C Ulrike Mehl SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 B Birgit Homburger FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163 A Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . . . . . . . 164 D Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 166 C Winfried Hermann BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 171 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 29. Oktober 2002II (A) (B) (C) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 29. Oktober 2002 51 4. Sitzung Berlin, Dienstag, den 29. Oktober 2002 Beginn: 10.00 Uhr
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    (A) (B) (C) (D) 170 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 4. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 29. Oktober 2002 171 (C)(A) entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage zum Stenografischen Bericht Beck (Bremen), BÜNDNIS 90/ 29.10.2002 Marieluise DIE GRÜNEN van Essen, Jörg FDP 29.10.2002 Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 29.10.2002 Meyer (Tapfheim), CDU/CSU 29.10.2002 Doris Möllemann, Jürgen W. FDP 29.10.2002 Niebel, Dirk FDP 29.10.2002 Nolting, Günther FDP 29.10.2002 Friedrich Pieper, Cornelia FDP 29.10.2002 Thiele, Carl-Ludwig FDP 29.10.2002 Violka, Simone SPD 29.10.2002 Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
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    Rede von Hans-Joachim Hacker


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

    Herren! Herr Röttgen, Sie haben Ihre Rede mit schönen
    Freundlichkeiten begonnen. Dies hat jedoch nicht lange
    angehalten, sondern Sie glitten ab in eine platte Agitation.
    Ich finde, das lässt für die nächsten vier Jahre, die vor uns
    liegen, nichts Gutes ahnen. Ich hätte schon gedacht, dass
    wir – auch im Rechtsausschuss – jetzt einen neuen Start
    suchen, um dort in einer konstruktiven Art und Weise an
    den Problemen zu arbeiten, die vor uns liegen,


    (Zuruf von der SPD: Herr Röttgen ist das Problem!)


    Dr. Norbert Röttgen




    Hans-Joachim Hacker
    statt in dieser populistischen Art und Weise miteinander
    zu streiten.


    (Wolfgang Bosbach [CDU/CSU]: Warten Sie einmal, bis ich gesprochen habe!)


    Ich glaube, Herr Röttgen, Sie haben den 22. September
    noch nicht richtig verarbeitet. Daran können Sie noch ein
    wenig arbeiten.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Dann können wir vielleicht auch hier im Plenum und im
    Rechtsausschuss auf einer anderen Ebene arbeiten, sodass
    am Ende auch etwas herauskommt.


    (Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Legen Sie los!)


    Ich lade Sie dazu ein, Herr Röttgen.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, hinter uns

    liegt eine Legislaturperiode, für die Rot-Grün eine erfolg-
    reiche Reformpolitik im Bereich der Innen- und Rechts-
    politik vorweisen kann. Die SPD-Bundestagsfraktion will
    diesen Weg gemeinsam mit Bündnis 90/Die Grünen wei-
    tergehen und das werden wir auch tun.

    Schreckliche Ereignisse und die Ausbreitung des in-
    ternationalen Terrorismus, für den die Anschläge des
    11. September 2001 stehen, haben auch auf die deutsche
    Politik Auswirkungen gehabt. Die Bundesregierung und
    die Koalitionsfraktionen haben gehandelt. Wir haben uns
    den Herausforderungen gestellt und wir haben überlegt
    gehandelt. Wir haben den Gruppierungen, von denen
    Terror und Gewalt ausgehen, den Kampf angesagt und
    gleichzeitig erklärt, dass – soweit es geht – die politi-
    schen und ökonomischen Wurzeln, aus denen sich
    Gewalt, Hass und Terror in diese Welt ergießen, beseitigt
    werden müssen. Hierfür und für den Wiederaufbau ehe-
    maliger Krisengebiete wendet die Bundesrepublik
    Deutschland enorme finanzielle und materielle Mittel
    auf. Die Koalition wird ihre erfolgreiche Politik zur
    Wahrung der inneren Sicherheit fortsetzen. Dies gilt
    für die Bekämpfung von Terrorismus und organisierter
    Kriminalität ebenso wie für die Bekämpfung der Alltags-
    kriminalität.

    Der europäische Raum der Sicherheit, der Freiheit
    und des Rechts muss entsprechend den Beschlüssen von
    Tampere ausgebaut werden. Das umfasst auch die weitere
    Harmonisierung der europäischen Flüchtlings- und Ein-
    wanderungspolitik. Die Zuwanderung in die Europäische
    Union muss sinnvoll gesteuert werden und die europä-
    ische Polizeibehörde Europol soll zu einer mit Ermitt-
    lungsbefugnissen ausgestatteten Gemeinschaftseinrich-
    tung ausgebaut werden. Die bilaterale und multilaterale
    Zusammenarbeit bei der Bekämpfung von Terrorismus
    und organisierter Kriminalität wird verstärkt werden.

    Wir meinen, dass Sicherheit und der Schutz vor Über-
    griffen, vor Verbrechen und Terror, ein Grundrecht für
    alle Bürgerinnen und Bürger ist. Dafür, dies zu garantie-
    ren, ist die Politik verantwortlich.

    Die Förderung von Toleranz, die Achtung von Minder-
    heiten und ihrer Rechte sowie die Ermöglichung von
    Selbstbestimmung der Menschen sind Leitziele unserer

    Politik. Wir handeln danach. Wir gestalten Einwande-
    rung, schützen Flüchtlinge und fördern Integration. Wir
    werden das Zuwanderungsgesetz im Sinne seiner Ziel-
    stellung zügig umsetzen.


    (Beifall bei der SPD sowie des Abg. HansChristian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Dabei sind wir uns der breiten Zustimmung und Unter-
    stützung aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Berei-
    chen wie den Gewerkschaften, den Arbeitgeberverbänden
    und den Kirchen sicher.


    (Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


    Sie, meine Damen und Herren von der Union, sollten end-
    lich – das sage ich hier mit Nachdruck – Ihre Blockade-
    haltung gegenüber einer modernen Zuwanderungspolitik
    aufgeben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Was haben wir mit dem Zuwanderungsgesetz beab-
    sichtigt und verwirklicht? Entscheidende Elemente sind
    einerseits die Steuerung und Begrenzung der Zuwande-
    rung, andererseits der humanitäre Schutz, die Integration,
    die Beschleunigung von Asylverfahren und – auch das
    gehört dazu – die verbesserte Durchsetzung von Ausrei-
    sepflichten.

    Darüber hinaus ist für uns die nachholende Integra-
    tion von in Deutschland lebenden Migrantinnen und Mi-
    granten eine wichtige Frage. Unsere Integrationspolitik
    ist Querschnittspolitik. Dazu gehört auch ein modernes
    Staatsangehörigkeitsrecht. Wir werden die Anstrengun-
    gen fortsetzen, mit einer umfassenden Integrationspolitik
    die Fehler und Versäumnisse der so genannten Gastarbei-
    terära zu korrigieren. Die Instrumentalisierung des The-
    mas durch die CDU im hessischen Wahlkampf war
    beispiellos und unerträglich. Sie haben mit dumpfen Ge-
    fühlen gespielt und bewusst Unwahrheiten verbreitet. Das
    darf sich nicht wiederholen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der CDU/CSU)


    Ich fordere die Opposition an dieser Stelle auf: Unterstüt-
    zen Sie unsere Politik, eine Politik des inneren Friedens in
    Deutschland.

    Zur Abwehr von Rechtsextremismus, Ausländerfeind-
    lichkeit und Antisemitismus werden wir Handlungs- und
    Vorbeugungsstrategien für Toleranz und gegen Gewalt
    weiter ausbauen. Wir werden die Korruption verstärkt
    bekämpfen. Die Zielsetzung, die wir mit der Gesetzes-
    initiative zur Einrichtung eines Korruptionsregisters ver-
    binden, verfolgen wir weiter und prüfen im Übrigen
    weitere konkrete Maßnahmen, die sich aus der Korrup-
    tionsrichtlinie der Bundesregierung ergeben.

    Wir wollen auch die demokratische Teilhabe der Be-
    völkerung an unserem demokratischen Gemeinwesen för-
    dern. Wir werden unser Ziel weiterverfolgen, Volksinitia-
    tive, Volksbegehren und Volksentscheid auf Bundesebene


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)


    132


    (A)



    (B)



    (C)



    (D)






    auf der Basis des Gesetzentwurfes aus der 14. Legislatur-
    periode einzuführen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir werden prüfen, wie der gesetzliche Rahmen für
    die Freiwilligenarbeit weiterentwickelt und verbessert
    werden kann und wie Initiativen zur Verbesserung des
    freiwilligen Engagements in der Gesellschaft auf eine
    breitere Grundlage gestellt werden können. Bürger-
    schaftliches Engagement ist für den Zusammenhalt in
    unserer Gesellschaft unverzichtbar. Wir wollen deshalb
    auch in Zukunft die Vielfalt dieses Engagements unter-
    stützen. Dazu wollen wir die Ergebnisse aus der Arbeit der
    Enquete-Kommission „Bürgerschaftliches Engagement“
    aufgreifen und damit die Erwartung der Bürgerinnen und
    Bürger in Deutschland sowie der Verbände und Vereine
    erfüllen, dass der Analyse konkrete Taten folgen. Das soll
    in den nächsten vier Jahren geschehen.


    (Beifall bei der SPD)

    Ich spreche hier ein weiteres Thema an, das nicht nur

    uns, sondern auch die breite Bevölkerung interessiert,
    nämlich den Sport.Dieses Thema spielt nicht nur am Wo-
    chenende eine Rolle. Wir können hier im Hohen Haus
    dazu einiges vorweisen. Wir wollen in diesem Bereich
    ganz konkrete Punkte nennen, an deren Umsetzung wir
    nach vier Jahren gemessen werden können.

    Die Regierungskoalition wird den Leistungssport wei-
    terhin auf hohem Niveau fördern. Das schließt die Förde-
    rung des Spitzensports durch die Bundeswehr und den
    Bundesgrenzschutz – oder wie immer der Bundesgrenz-
    schutz später einmal benannt werden wird, Herr Minis-
    ter – ein. Ebenso stärken wir den Behindertensport. Für
    mich ist auch wichtig, dass der Goldene Plan Ost verlän-
    gert wird. Damit wird sich die Sportstättensituation für
    den Breitensport in den neuen Ländern weiter verbessern.

    Darüber hinaus sind natürlich auch die neuen Länder
    aufgefordert, mit Finanzmitteln des Solidarpaktes II ver-
    stärkt Sportstätten zu modernisieren. Ich spreche das hier
    auch mit Blick auf die Länderbank ganz bewusst an; denn
    so können wir auch in diesem Bereich, der für uns eben-
    falls wichtig ist, einen aktiven Beitrag zur Angleichung
    der Lebensverhältnisse in Deutschland leisten.


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sehr gut!)


    Die Dopingbekämpfung werden wir auf hohem Ni-
    veau fortführen. Die Zahl der Dopingkontrollen soll er-
    höht werden. Die Nationale Doping-Agentur wird ihre
    Arbeit in Kürze aufnehmen.

    Meine Damen und Herren, ich spreche nun zu einem
    Themenbereich, den Herr Röttgen hier sehr kritisch be-
    leuchtet hat. Ich komme – das wird Sie nicht wundern –
    zu einem ganz anderen Ergebnis. Die Bundesregierung
    und die beiden Fraktionen können im Bereich der Rechts-
    politik für die 14. Legislaturperiode nämlich eine gute Bi-
    lanz vorlegen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Norbert Röttgen [CDU/ CSU]: Nein! Das glaube ich nicht!)


    Wir können Reformergebnisse vorweisen, die sich wirk-
    lich sehen lassen können. Diese will ich, Herr Röttgen,
    meine Damen und Herren von der Union, mit Blick auf
    die Uhr ganz kurz zusammenfassen: Wir haben die Hilfe
    für Schwächere in der Gesellschaft, insbesondere für Op-
    fer von Gewalt, Kriminalität und Rechtsextremismus
    durch das Gewaltschutzgesetz verstärkt.

    Wir haben die Toleranz gegenüber anderen Lebensfor-
    men gestärkt und Diskriminierungen abgebaut. Ich ver-
    weise insbesondere auf die Einführung der eingetragenen
    Lebenspartnerschaft für gleichgeschlechtliche Partner.
    Das war eine wichtige Gesetzgebung. Ich bitte Sie, auf
    diesem Weg mitzugehen.

    Wir haben die Modernisierung von zentralen Rechts-
    gebieten, wie des Zivilprozesses, des Schuld- und des Ak-
    tienrechts, im Auge gehabt. Durch die Modernisierungen,
    die wir vorgenommen haben, haben wir erreicht, dass die
    Regelungen transparenter und für die Beteiligten ver-
    ständlicher gestaltet wurden. Wir haben die europäische
    Zusammenarbeit im Rechtsbereich weiterentwickelt, eine
    wichtige Aufgabe, die in Zukunft an Bedeutung gewinnen
    wird.

    Herr Röttgen, Sie haben Recht.

    (Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Ja, das ist richtig!)

    – Was Recht ist, muss Recht bleiben. – In der letzten Le-
    gislaturperiode ist es nicht gelungen, die BRAGO zu no-
    vellieren.


    (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das machen wir jetzt!)


    Das besondere Problem der unterschiedlichen Gebüh-
    rensätze ist uns allen bekannt. Ich spreche hier insbeson-
    dere für die Kollegen im Rechtsbereich. Wir alle wissen
    aber auch – das haben Sie an dieser Stelle allerdings nicht
    angesprochen –, dass da ein inhaltlicher Zusammenhang
    zum Justizkostengesetz besteht.

    Ich will, ohne das Ganze auszuweiten, zwei Punkte an-
    sprechen, die aus meiner Sicht sehr wichtig sind und ge-
    klärt werden müssen, wenn wir zu einer Novellierung
    kommen wollen. Herr Funke, ich schaue dabei auch in
    Ihre Richtung.

    Zum einen müssen wir zu einem Konsens mit den Län-
    dern kommen. Wir alle wissen, dass dieses Gesetz durch
    den Bundesrat muss. Wenn wir eine Regelung vorlegen,
    die im Bundesrat nicht die Chance auf Annahme hat
    – Herr Funke, ich schaue noch einmal in Ihre Richtung –,
    dann ist unsere Mühe umsonst. Die Länder müssen also in
    die Konsensfindung eingebunden werden. Wir müssen
    eine Regelung vorlegen, die die Chance hat, im Bundes-
    rat akzeptiert zu werden.

    Zum anderen müssen die Vorschläge solide sein und
    dürfen nicht von vornherein darauf angelegt sein, dass sie
    ins Leere laufen. Mein Vorwurf geht in die Richtung der
    FDP, Herr Funke. Sie hatten Vorschläge unterbreitet, die
    im Bundesrat keine Chance gehabt hätten. Wir wären mit
    dieser Initiative gescheitert.


    (Rainer Funke [FDP]: Das müssen wir erst einmal sehen!)


    Hans-Joachim Hacker




    Hans-Joachim Hacker

    Ziehen wir aber nun einen Strich darunter, die 14. Le-
    gislaturperiode ist schließlich zu Ende; wird sind jetzt in
    der 15.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Jetzt machen Sie wieder vier Jahre nichts!)


    – Wir haben einen Teil der Gebührenangleichung schon
    durchgeführt. Das scheinen Sie nicht zu wissen. – Ich
    halte fest: Die Gebührenangleichung in der BRAGO spe-
    ziell für die neuen Länder bleibt ein zu lösendes Problem.
    Die SPD-Bundestagsfraktion signalisiert Gesprächs- und
    Lösungsbereitschaft. Dazu werden wir stehen. Wir bitten
    aber, fundierte Gespräche zu führen und Vorschläge zu
    unterbreiten, die am Ende die Chance haben, im Gesetz-
    blatt abgedruckt zu werden.

    Für den Bereich der Justizpolitik gilt: Rot-Grün bleibt
    dem Ziel treu, Deutschland weiter zu modernisieren und
    fit für den internationalen Wettbewerb zu machen. Der
    Schutz der Bürgerrechte ist und bleibt zentrales Thema
    unserer Justizpolitik.


    (Beifall des Abg. Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich komme
    am Ende meiner Rede auf zwei Punkte zu sprechen, die
    insbesondere aus der Sicht der neuen Länder eine Rolle
    spielen, die uns im Rechtsausschuss schon seit vielen
    Jahren beschäftigen und die hier aus historischer Verant-
    wortung heraus noch einmal angesprochen werden soll-
    ten.

    Der eine Punkt betrifft die Frage, wie wir mit den Op-
    fern der SED-Diktatur umgehen. Wir haben festgestellt,
    dass das, was die damalige Regierung vorgelegt hatte,
    fehlerhafte Gesetze zur Beseitigung von SED-Unrecht
    und zur Rehabilitierung waren. In der letzten Legislatur-
    periode haben wir die Zusagen eingelöst, die wir den
    Opferverbänden gegeben haben. Wir haben eine Novel-
    lierung in Kraft gesetzt, durch die die Opfer des SED-
    Regimes deutlich besser gestellt worden sind. Dafür haben
    wir einen Betrag von mehreren Millionen zur Verfügung
    gestellt. Das betrifft sowohl die Opfer des SED-Regimes
    als auch die Lösung von offenen Problemen auf dem Ge-
    biet des Kriegsfolgenrechts.


    (Hartmut Büttner [Schönebeck] [CDU/CSU]: Was ist denn mit der Opferrente? Warum habt ihr die denn abgelehnt?)


    – Herr Büttner, zu Ihnen sage ich: Die Vorschläge, die Sie
    jetzt, zwölf Jahre nach der deutschen Einheit, bringen,
    hätten Sie zwei Jahre nach der deutschen Einheit bringen
    können.


    (Beifall bei der SPD)

    Ich frage Sie: Warum haben Sie die 1994 nicht gebracht?
    Warum haben Sie die auch 1996 nicht gebracht? Sie brin-
    gen hier wieder – das ist eine unerträgliche Kombination –
    das AAÜG-Problem mit den Entschädigungsleistungen
    für die SED-Opfer in Verbindung. Das ist rechtsstaatlich
    nicht haltbar. Lassen Sie es; das gehört nicht zusammen.
    Sie hätten das längst – 1994 oder auch 1996 – regeln kön-
    nen.

    Sie wissen genau, dass die Systematik der Entschädi-
    gung der Opfer von staatlicher Gewalt und auch der Ent-
    schädigung der Opfer des Dritten Reiches in eine schwere
    Schieflage gekommen wäre, wenn wir Ihre Vorschläge
    aufgegriffen hätten. Allein deswegen konnten wir sie
    nicht aufgreifen. Ich bitte Sie: Kommen Sie von dem Po-
    pulismus ab, den Betroffenen wenige Wochen vor der
    Bundestagswahl Vorschläge zu unterbreiten, die Sie jah-
    relang – fast ein Jahrzehnt lang – nicht verfolgt haben.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Dieses Problem stellt sich in umgedrehter Weise aller-

    dings auch bei der Novellierung des Stasi-Unterlagen-
    Gesetzes. Ich muss an dieser Stelle noch einmal daran
    erinnern, dass es eine Koalition der Vernunft und Verant-
    wortung gab. Herr Büttner, diese haben Sie aufgegeben.


    (Hartmut Büttner [Schönebeck] [CDU/CSU]: Das ist ja wohl das Letzte! Wer hat sie denn aufgegeben? – Erwin Marschewski [Recklinghausen] [CDU/CSU]: Er hat keine Ahnung davon!)




Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

Herr Kollege Hacker, ich bitte Sie, zum Schluss zu

kommen.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Hans-Joachim Hacker


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Ich komme zum Schluss, Herr Vorsitzender. – Sie ha-

    ben einen Eiertanz vollführt. Ich bin froh, dass wir am
    Ende – auch unter Mitwirkung der FDP – noch eine No-
    vellierung erreicht haben. An die Adresse der Union sage
    ich: So kann es nicht weitergehen.

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, seit der deut-
    schen Einheit haben wir viel erreicht. Der Wähler hat Rot-
    Grün erneut die Mehrheit im Deutschen Bundestag ver-
    schafft. Wir stellen uns dieser Verantwortung. Ich lade
    insbesondere Sie von der Union, aber auch Sie von der
    FDPein, im Rechts- und im Innenausschuss in dem Sinne,
    wie es die Bundesministerin angeboten hat, Lösungen
    sachgerecht und problemorientiert zu diskutieren. Schla-
    gen Sie die ausgestreckte Hand bitte nicht aus.

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)