Rede:
ID1425200000

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 222
    1. der: 10
    2. die: 8
    3. in: 8
    4. und: 7
    5. des: 7
    6. mit: 5
    7. zu: 5
    8. wir: 3
    9. sich: 3
    10. uns: 3
    11. nicht: 3
    12. haben: 3
    13. heute: 3
    14. es: 3
    15. als: 3
    16. den: 3
    17. Beratung: 3
    18. Beschlussfassung: 3
    19. Ausschusses: 3
    20. nach: 3
    21. Art.: 3
    22. 77des: 3
    23. Grundgesetzes: 3
    24. Berichterstattung:Abgeordneter: 3
    25. Dr.: 3
    26. Norbert: 3
    27. Die: 2
    28. ist: 2
    29. unserer: 2
    30. weil: 2
    31. am: 2
    32. 11.: 2
    33. September: 2
    34. von: 2
    35. auf: 2
    36. das: 2
    37. World: 2
    38. York: 2
    39. Pentagon: 2
    40. dass: 2
    41. konfrontiert: 2
    42. wurden,: 2
    43. gedenken: 2
    44. über: 2
    45. Anschlägen: 2
    46. sei: 2
    47. oder: 2
    48. auch: 2
    49. ihrer: 2
    50. dem: 2
    51. noch: 2
    52. unsere: 2
    53. im: 2
    54. Solidarität: 2
    55. Gesetz: 2
    56. zur: 2
    57. Guten: 1
    58. Tag,: 1
    59. liebe: 1
    60. Kol-leginnen: 1
    61. Kollegen!: 1
    62. Sitzung: 1
    63. eröffnet.Bevor: 1
    64. Arbeit: 1
    65. beginnen,: 1
    66. darf: 1
    67. ich: 1
    68. Sie: 1
    69. bit-ten,: 1
    70. erheben.\n: 1
    71. Fassungslos: 1
    72. nahezu: 1
    73. sprachlos,: 1
    74. Wortefehlten,: 1
    75. erfuhren: 1
    76. 2001: 1
    77. denterroristischen: 1
    78. Angriffen: 1
    79. Trade: 1
    80. Center: 1
    81. inNew: 1
    82. Washington.: 1
    83. Erst: 1
    84. derFolgezeit: 1
    85. wurde: 1
    86. klar,: 1
    87. diese: 1
    88. ungeheuerlichen: 1
    89. Ver-brechen: 1
    90. nur: 1
    91. New: 1
    92. Washington,: 1
    93. nurden: 1
    94. USA,: 1
    95. sondern: 1
    96. gesamten: 1
    97. zivilisierten: 1
    98. Welt: 1
    99. galten.Die: 1
    100. schrecklichen: 1
    101. Bilder,: 1
    102. denen: 1
    103. wieder: 1
    104. undwieder: 1
    105. tief: 1
    106. unaus-löschlich: 1
    107. unser: 1
    108. aller: 1
    109. Bewusstsein: 1
    110. eingegraben.Wir: 1
    111. 3: 1
    112. 000: 1
    113. Menschen,: 1
    114. beidiesen: 1
    115. furchtbaren: 1
    116. 2001ihr: 1
    117. Leben: 1
    118. verloren,: 1
    119. Passagier: 1
    120. einem: 1
    121. ent-führten: 1
    122. Flugzeuge,: 1
    123. Büros: 1
    124. TradeCenter: 1
    125. Feuerwehrleute.: 1
    126. Wirgedenken: 1
    127. Toten,: 1
    128. aber: 1
    129. Angehörigen,: 1
    130. ur-plötzlich: 1
    131. Unfassbaren: 1
    132. undwir: 1
    133. derer,: 1
    134. Behandlung: 1
    135. be-dürfen,: 1
    136. sie: 1
    137. erlittenen: 1
    138. Trauma: 1
    139. fertigwerden.Der: 1
    140. Deutsche: 1
    141. Bundestag: 1
    142. hat: 1
    143. bereits: 1
    144. unmittelbar: 1
    145. nachden: 1
    146. terroristischen: 1
    147. deutlich: 1
    148. gemacht,: 1
    149. wiralle: 1
    150. ureigene: 1
    151. Aufgabe: 1
    152. ansehen,: 1
    153. Ver-einigten: 1
    154. Staaten: 1
    155. Amerika: 1
    156. Kampf: 1
    157. gegen: 1
    158. Terro-rismus: 1
    159. beizustehen,: 1
    160. ihnenzum: 1
    161. Ausdruck: 1
    162. gebracht.: 1
    163. Diese: 1
    164. gilt: 1
    165. weiterhinuneingeschränkt.Der: 1
    166. Jahrestag: 1
    167. dieser: 1
    168. ganzen: 1
    169. Be-deutung: 1
    170. immer: 1
    171. unfassbaren: 1
    172. Ereignisse: 1
    173. gibt: 1
    174. al-len,: 1
    175. Amerikanern: 1
    176. wie: 1
    177. Europäern,: 1
    178. Gelegenheit,: 1
    179. Geden-ken: 1
    180. an: 1
    181. Opfer: 1
    182. Verantwortung: 1
    183. für: 1
    184. dieZukunft: 1
    185. möglichen: 1
    186. Konsequenzen: 1
    187. bedenken,: 1
    188. diefür: 1
    189. Sicherung: 1
    190. einer: 1
    191. menschenwürdigen: 1
    192. Zivilisationfür: 1
    193. alle: 1
    194. Menschen: 1
    195. ziehen: 1
    196. sind.Sie: 1
    197. Ehren: 1
    198. Toten: 1
    199. erhoben.: 1
    200. Ich: 1
    201. dankeIhnen.Interfraktionell: 1
    202. vereinbart: 1
    203. worden,: 1
    204. verbundeneTagesordnung: 1
    205. erweitern.: 1
    206. Punkte: 1
    207. sind: 1
    208. Ihnenvorliegenden: 1
    209. Zusatzpunktliste: 1
    210. aufgeführt:1: 1
    211. Bundesfernstraßengesetzes: 1
    212. \n: 1
    213. Wieczorek2: 1
    214. Änderung: 1
    215. Telekommunikationsgesetzes\n: 1
    216. Wieczorek3: 1
    217. Einrichtung: 1
    218. eines: 1
    219. Registers: 1
    220. unzuverlässige: 1
    221. Unter-\n: 1
    222. Wieczorek\n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Gedenken an die Opfer der Anschläge am 11. September 2001 in den Vereinigten Staa- ten von Amerika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25459 B Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 25459 C Begrüßung des Vorsitzenden der UNP- Fraktion in der Assemblée Nationale, Herrn Jacques Barrot . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25459 D Nachträgliche Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeordneten Detlef Parr und Volker Neumann (Bramsche) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25470 B Tagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2003 (Haushaltsgesetz 2003) (Drucksache 14/9750) . . . . . . . . . . . . . 25459 D b) Unterrichtung durch die Bundesregie- rung: Finanzplan des Bundes 2002 bis 2006 (Drucksache 14/9751) . . . . . . . . . . . . . 25460 A Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . 25460 A Tagesordnungspunkt 2: a) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zur Änderung steuerrechtli- cher Vorschriften und zur Errich- tung eines Fonds „Aufbauhilfe“ (Flutopfersolidaritätsgesetz) (Drucksachen 14/9894, 14/9934, 14/9935, 14/9936) . . . . . . . . . . . . . 25470 C – Zweite und dritte Beratung des von der Fraktion der PDS eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Aus- gleich der von der Hochwasserkata- strophe im August 2002 verursachten Eigentumsschäden (Hochwasser- schaden-Ausgleichsgesetz) (Drucksachen 14/9895, 14/9934, 14/9935, 14/9936) . . . . . . . . . . . . . 25470 C b) Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzausschusses – zu dem Antrag der Fraktion der CDU/CSU: Schnelle Hilfe für die Flutopfer – zu dem Antrag der Fraktion der PDS: Stärkere Beteiligung von Großunternehmen an der Bewäl- tigung von Hochwasserschäden durch Körperschaftsteuer auf Ver- äußerungsgewinne – zu dem Antrag der Fraktion der PDS: Stärkere Beteiligung von Kapitalgesellschaften an der Be- wältigung von Hochwasserschä- den durch Erhöhung der Körper- schaftsteuersätze – zu dem Antrag der Fraktion der PDS: Bewältigung der Flutkata- strophe gerecht finanzieren – Ver- mögensabgabe erheben – zu dem Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Günter Rexrodt, Dr. Hermann Otto Solms, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: zu der Abgabe einer Plenarprotokoll 14/252 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 252. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 12. September 2002 I n h a l t : Regierungserklärung durch den Bundeskanzler: Den Opfern hel- fen – Gemeinsinn stärken: Maß- nahmen zur Bewältigung der Hochwasserkatastrophe (Drucksachen 14/9905, 14/9899, 14/9900, 14/9901, 14/9908, 14/9934) . . . . . . . . 25470 D in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 3: a) Antrag der Abgeordneten Dr. Irmgard Schwaetzer, Rainer Brüderle, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP:Handeln fürmehrArbeit – sinn- volle Reformvorschläge der Hartz- Kommission jetzt beraten und um- setzen (Drucksache 14/9891) . . . . . . . . . . . . . 25471 A b) Antrag der Abgeordneten Klaus Brandner, Franz Thönnes, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Dr. Thea Dückert, Ekin Deligöz, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion des BÜND- NISSES 90/DIE GRÜNEN: Neue Be- schäftigung – schnelle Vermittlung – erstklassiger Service; Reformvor- schläge der Hartz-Kommission un- verzüglich umsetzen (Drucksache 14/9946) . . . . . . . . . . . . . 25471 A c) Antrag der Abgeordneten Horst Seehofer, Peter Rauen, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Zeit fürTaten – Offensive fürmehrBe- schäftigung (Drucksache 14/9944) . . . . . . . . . . . . . 25471 B d) Antrag der Abgeordneten Roland Claus, Christa Luft, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der PDS: Neue Arbeitsplätze statt Druck auf Ar- beitslose – Beschäftigungspolitik mit sozialem Augenmaß tut Not (Drucksache 14/9940) . . . . . . . . . . . . . 25471 B in Verbindung mit den Einzelplänen 08, 11, 09 und 12 Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 25471 B Joachim Poß SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25477 D Dr. Günter Rexrodt FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 25480 C Oswald Metzger BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25482 B Dr. Christa Luft PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25485 C Hans Georg Wagner SPD . . . . . . . . . . . . . . . 25487 A Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 25489 A Antje Hermenau BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25491 A Rainer Brüderle FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25493 A Roland Claus PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25495 A Walter Riester, Bundesminister BMA . . . . . . 25495 C Dr. Wolfgang Böhmer, Ministerpräsident (Sachsen-Anhalt) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25498 C Dr. Werner Müller, Bundesminister BMWi 25501 A Hartmut Schauerte CDU/CSU . . . . . . . . . . . 25504 C Dr. Werner Müller, Bundesminister BMWi 25505 A Franz Thönnes SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25506 A Johannes Singhammer CDU/CSU . . . . . . . . 25507 D Franz Thönnes SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25508 A Zusatztagesordnungspunkt 1: Beschlussempfehlung des Ausschusses nach Art. 77 des Grundgesetzes zu dem Fünften Gesetz zur Änderung des Bundesfern- straßengesetzes (5. FStrÄndG) (Drucksachen 14/8448, 14/8911, 14/9535, 14/9795, 14/9888, 14/9937) . . . . . . . . . . . . . . 25509 B Zusatztagesordnungspunkt 2: Beschlussempfehlung des Ausschusses nach Art. 77 des Grundgesetzes zu dem Ersten Gesetz zur Änderung des Telekommunika- tionsgesetzes (Drucksachen 14/9194, 14/9237, 14/9711, 14/9793, 14/9889, 14/9938) . . . . . . . . . . . . . . 25509 C Zusatztagesordnungspunkt 3: Beschlussempfehlung des Ausschusses nach Art. 77 des Grundgesetzes zu dem Gesetz zur Einrichtung eines Registers über unzuver- lässige Unternehmen (Drucksachen 14/9356, 14/9710, 14/9794, 14/9798, 14/9939) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25509 D Tagesordnungspunkt 7: Abschließende Beratungen ohne Aus- sprache a) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union – zu dem Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Reform durch Verfas- sung: Für eine demokratische, Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 252. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 12. September 2002II solidarische und handlungsfähige Europäische Union – zu dem Antrag der Abgeordneten Peter Hintze, Christian Schmidt (Fürth), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Not- wendige Reformen für die zukünftige EU: Forderungen an den Konvent – zu dem Antrag der Abgeordneten Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Ina Albowitz, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der FDP: Die Zukunft Europas liegt in den Händen des Konvents – zu dem Antrag der Abgeordneten Uwe Hiksch, Dr. Klaus Grehn, Roland Claus und der Fraktion der PDS:Ein anderes Europa ist mög- lich – Im Konvent die Weichen für eine demokratische, solida- rische und zivile Europäische Union stellen (Drucksachen 14/9047, 14/8489, 14/9044, 14/9046, 14/9500) . . . . . . . . . . . . . . . 25509 D b) Beschlussempfehlung des Rechtsaus- schusses:Übersicht 13 a über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfas- sungsgericht (Drucksache 14/9932) . . . . . . . . . . . . 25510 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 4: Weitere abschließende Beratung ohne Aussprache (Ergänzung zu TOP 7) Beschlussempfehlung des Petitionsaus- schusses: Sammelübersicht 412 zu Peti- tionen (Drucksache 14/9915) . . . . . . . . . . . . . . . 25510 C Tagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Horst Seehofer, Karl-Josef Laumann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Klarheit über finanzielle Situation in der gesetz- lichen Renten- und Krankenversiche- rung vor der Bundestagswahl schaffen (Drucksache 14/9945) . . . . . . . . . . . . . . . 25510 D in Verbindung mit den Einzelplänen 16, 10 und 15 Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 25511 A Birgit Homburger FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 25513 D Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 25514 A Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 25514 D Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . . . . . . 25515 C Eva Bulling-Schröter PDS . . . . . . . . . . . . . . 25517 D Dr. Irmgard Schwaetzer FDP . . . . . . . . . . . . 25518 A Dr. Ruth Fuchs PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25519 D Ulla Schmidt, Bundesministerin BMG . . . . . 25521 A Detlef Parr FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25523 A Ulla Schmidt, Bundesministerin BMG . . . . . 25523 C Horst Seehofer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 25524 B Dr. Martin Pfaff SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25527 A Horst Seehofer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 25527 D Renate Künast, Bundesministerin BMVEL 25528 C Peter H. Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU 25531 C Einzelpläne 30 und 17 Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF 25533 B Dr. Dagmar Schipanski, Ministerin (Thüringen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25536 D Ulrike Flach FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25539 C Maritta Böttcher PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25541 B Dr. Christine Bergmann, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25542 A Ina Lenke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25545 A Dr. Christine Bergmann, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25545 D Katherina Reiche CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 25546 B Ekin Deligöz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 25548 B Katherina Reiche CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 25548 D Petra Bläss PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25549 A Einzelpläne 06 und 33 sowie 07 und 19 Otto Schily, Bundesminister BMI . . . . . . . . . 25550 A Sylvia Bonitz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 25552 B Dr. Günther Beckstein, Staatsminister (Bayern) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25553 A Sabine Leutheusser-Schnarrenberger FDP 25556 A Dr. Dietmar Bartsch PDS . . . . . . . . . . . . . . . 25557 C Dr. Herta Däubler-Gmelin, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25558 D Wolfgang Bosbach CDU/CSU . . . . . . . . . . . 25561 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 252. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 12. September 2002 III Tagesordnungspunkt 5: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung zu dem Antrag der Ab- geordneten Christian Lange (Backnang), Dr. Hans-Peter Bartels, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Katrin Göring-Eckardt, Kerstin Müller (Köln), Rezzo Schlauch und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Änderung der Geschäftsord- nung des Deutschen Bundestages – Ver- haltensregeln für Mitglieder des Deut- schen Bundestages (Drucksachen 14/9100, 14/9933) . . . . . . . 25562 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25563 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 25565 A Anlage 2 Vollständiger Abdruck der Liste der entschul- digten Abgeordneten (250. Sitzung) . . . . . . . . 25565 C Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Änderung der Geschäftsordnung: Verhaltens- regeln (Tagesordnungspunkt 5) . . . . . . . . . . . 25568 C Anni Brandt-Elsweier SPD . . . . . . . . . . . . . . 25568 D Christian Lange (Backnang) SPD . . . . . . . . . 25569 C Eckart von Klaeden CDU/CSU . . . . . . . . . . . 25570 D Steffi Lemke BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 25572 A Jörg van Essen FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25572 C Dr. Ruth Fuchs PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25573 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 252. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 12. September 2002IV Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 252. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 12. September 2002
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 252. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 12. September 2002 Vizepräsidentin Petra Bläss 25563 (C)(A) 1) Anlage 3 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 252. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 12. September 2002 25565 (C) (D) (A) (B) Dr. Bauer, Wolf CDU/CSU 12.09.2002 Dr. Blens, Heribert CDU/CSU 12.09.2002 Dietert-Scheuer, Amke BÜNDNIS 90/ 12.09.2002 DIE GRÜNEN Dr. Doss, Hansjürgen CDU/CSU 12.09.2002 Fischer (Berlin), BÜNDNIS 90/ 12.09.2002 Andrea DIE GRÜNEN Fischer (Frankfurt), BÜNDNIS 90/ 12.09.2002 Joseph DIE GRÜNEN Frick, Gisela FDP 12.09.2002 Dr. Jens, Uwe SPD 12.09.2002 Klinkert, Ulrich CDU/CSU 12.09.2002 Kubatschka, Horst SPD 12.09.2002 Dr. Meyer (Ulm), SPD 12.09.2002 Jürgen Ohl, Eckhard SPD 12.09.2002 Ostrowski, Christine PDS 12.09.2002 Dr. Protzner, Bernd CDU/CSU 12.09.2002 Reiche, Katherina CDU/CSU 12.09.2002 Schauerte, Hartmut CDU/CSU 12.09.2002 Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 12.09.2002 Hans Peter Schösser, Fritz SPD 12.09.2002 Schulhoff, Wolfgang CDU/CSU 12.09.2002 Simm, Erika SPD 12.09.2002 Steiger, Wolfgang CDU/CSU 12.09.2002 Dr. Thomae, Dieter FDP 12.09.2002 Vaatz, Arnold CDU/CSU 12.09.2002 Weißgerber, Gunter SPD 12.09.2002 Wimmer (Neuss), Willy CDU/CSU 12.09.2002 Dr. Wolf, Winfried PDS 12.09.2002 entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Vollständiger Ausdruck der Liste der entschuldigten Abgeordneten (250. Sitzung) entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Adler, Brigitte SPD 25.07.2002 Andres, Gerd SPD 25.07.2002 Austermann, Dietrich CDU/CSU 25.07.2002 Barnett, Doris SPD 25.07.2002 Beck (Bremen), BÜNDNIS 90/ 25.07.2002 Marieluise DIE GRÜNEN Dr. Berg, Axel SPD 25.07.2002 Dr. Bergmann-Pohl, CDU/CSU 25.07.2002 Sabine Dr. Blens, Heribert CDU/CSU 25.07.2002 Dr. Blüm, Norbert CDU/CSU 25.07.2002 Bodewig, Kurt SPD 25.07.2002 Bohl, Friedrich CDU/CSU 25.07.2002 Dr. Böhmer, Maria CDU/CSU 25.07.2002 Bonitz, Sylvia CDU/CSU 25.07.2002 Dr. Bötsch, Wolfgang CDU/CSU 25.07.2002 Brähmig, Klaus CDU/CSU 25.07.2002 Brüderle, Rainer FDP 25.07.2002 Brudlewsky, Monika CDU/CSU 25.07.2002 Brunnhuber, Georg CDU/CSU 25.07.2002 Bühler (Bruchsal), CDU/CSU 25.07.2002 Klaus Bulling-Schröter, Eva PDS 25.07.2002 Burgbacher, Ernst FDP 25.07.2002 Buwitt, Dankward CDU/CSU 25.07.2002 Caesar, Cajus CDU/CSU 25.07.2002 Caspers-Merk, Marion SPD 25.07.2002 Catenhusen, SPD 25.07.2002 Wolf-Michael Dautzenberg, Leo CDU/CSU 25.07.2002 Dehnel, Wolfgang CDU/CSU 25.07.2002 Dörflinger, Thomas CDU/CSU 25.07.2002 (C) (D) (A) (B) entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 252. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 12. September 200225566 Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 90/ 25.07.2002 DIE GRÜNEN Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 25.07.2002 Falk, Ilse CDU/CSU 25.07.2002 Dr. Fink, Ulf CDU/CSU 25.07.2002 Flach, Ulrike FDP 25.07.2002 Forster, Hans SPD 25.07.2002 Frankenhauser, Herbert CDU/CSU 25.07.2002 Friedrich (Bayreuth), FDP 25.07.2002 Horst Dr. Friedrich (Hof), CDU/CSU 25.07.2002 Hans-Peter Dr. Fuchs, Ruth PDS 25.07.2002 Funke, Rainer FDP 25.07.2002 Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 25.07.2002 Gilges, Konrad SPD 25.07.2002 Girisch, Georg CDU/CSU 25.07.2002 Götz, Peter CDU/CSU 25.07.2002 Graf (Friesoythe), SPD 25.07.2002 Günter Griefahn, Monika SPD 25.07.2002 Dr. Grygier, Bärbel PDS 25.07.2002 Günther (Duisburg), CDU/CSU 25.07.2002 Horst Günther (Plauen), FDP 25.07.2002 Joachim Hacker, Hans-Joachim SPD 25.07.2002 Freiherr von Hammerstein, CDU/CSU 25.07.2002 Carl-Detlev Hartnagel, Anke SPD 25.07.2002 Haupt, Klaus FDP 25.07.2002 Dr. Haussmann, Helmut FDP 25.07.2002 Heinen, Ursula CDU/CSU 25.07.2002 Heise, Manfred CDU/CSU 25.07.2002 Helling, Detlef CDU/CSU 25.07.2002 Hemker, Reinhold SPD 25.07.2002 Hilsberg, Stephan SPD 25.07.2002 Hofbauer, Klaus CDU/CSU 25.07.2002 Hoffmann (Chemnitz), SPD 25.07.2002 Jelena Höfken, Ulrike BÜNDNIS 90/ 25.07.2002 DIE GRÜNEN Hohmann, Martin CDU/CSU 25.07.2002 Dr. Höll, Barbara PDS 25.07.2002 Hollerith, Josef CDU/CSU 25.07.2002 Holzhüter, Ingrid SPD 25.07.2002 Homburger, Birgit FDP 25.07.2002 Dr. Hornhues, CDU/CSU 25.07.2002 Karl-Heinz Hörster, Joachim CDU/CSU 25.07.2002 Hüppe, Hubert CDU/CSU 25.07.2002 Janssen, Jann-Peter SPD 25.07.2002 Jelpke, Ulla PDS 25.07.2002 Dr. Jens, Uwe SPD 25.07.2002 Jünger, Sabine PDS 25.07.2002 Dr. Kahl, Harald CDU/CSU 25.07.2002 Kampeter, Steffen CDU/CSU 25.07.2002 Karwatzki, Irmgard CDU/CSU 25.07.2002 Kauder, Volker CDU/CSU 25.07.2002 Dr. Kohl, Helmut CDU/CSU 25.07.2002 Dr. Kolb, Heinrich L. FDP 25.07.2002 Kopp, Gudrun FDP 25.07.2002 Körper, Fritz Rudolf SPD 25.07.2002 Kors, Eva-Maria CDU/CSU 25.07.2002 Kortmann, Karin SPD 25.07.2002 Koschyk, Hartmut CDU/CSU 25.07.2002 Kramme, Anette SPD 25.07.2002 Kraus, Rudolf CDU/CSU 25.07.2002 Dr. Kues, Hermann CDU/CSU 25.07.2002 Kumpf, Ute SPD 25.07.2002 Dr. Küster, Uwe SPD 25.07.2002 Kutzmutz, Rolf PDS 25.07.2002 Lambrecht, Christine SPD 25.07.2002 Laumann, Karl-Josef CDU/CSU 25.07.2002 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 252. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 12. September 2002 25567 (C) (D) (A) (B) entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Leidinger, Robert SPD 25.07.2002 Lengsfeld, Vera CDU/CSU 25.07.2002 Letzgus, Peter CDU/CSU 25.07.2002 Lintner, Eduard CDU/CSU 25.07.2002 Dr. Lippold (Offenbach), CDU/CSU 25.07.2002 Klaus W. Louven, Julius CDU/CSU 25.07.2002 Dr. Luther, Michael CDU/CSU 25.07.2002 Maaß (Wilhelmshaven), CDU/CSU 25.07.2002 Erich Maier, Pia PDS 25.07.2002 Marquardt, Angela PDS 25.07.2002 Marschewski (Reckling- CDU/CSU 25.07.2002 hausen), Erwin Dr. Meister, Michael CDU/CSU 25.07.2002 Dr. Merkel, Angela CDU/CSU 25.07.2002 Mertens, Angelika SPD 25.07.2002 Dr. Meyer (Ulm), Jürgen SPD 25.07.2002 Michelbach, Hans CDU/CSU 25.07.2002 Mosdorf, Siegmar SPD 25.07.2002 Dr. Müller, Gerd CDU/CSU 25.07.2002 Müller (Berlin), PDS 25.07.2002 Manfred Müller (Köln), Kerstin BÜNDNIS 90/ 25.07.2002 DIE GRÜNEN Naumann, Kersten PDS 25.07.2002 Neuhäuser, Rosel PDS 25.07.2002 Neumann (Bramsche), SPD 25.07.2002 Volker Neumann (Bremen), CDU/CSU 25.07.2002 Bernd Nickels, Christa BÜNDNIS 90/ 25.07.2002 DIE GRÜNEN Niebel, Dirk FDP 25.07.2002 Nolte, Claudia CDU/CSU 25.07.2002 Ostrowski, Christine PDS 25.07.2002 Otto (Frankfurt), FDP 25.07.2002 Hans-Joachim Palis, Kurt SPD 25.07.2002 Parr, Detlef FDP 25.07.2002 Pau, Petra PDS 25.07.2002 Pfeifer, Anton CDU/CSU 25.07.2002 Philipp, Beatrix CDU/CSU 25.07.2002 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 25.07.2002 Pretzlaff, Marlies CDU/CSU 25.07.2002 Rachel, Thomas CDU/CSU 25.07.2002 Reiche, Katherina CDU/CSU 25.07.2002 Rennebach, Renate SPD 25.07.2002 Dr. Rexrodt, Günter FDP 25.07.2002 Dr. Riesenhuber, Heinz CDU/CSU 25.07.2002 Romer, Franz CDU/CSU 25.07.2002 Roos, Gudrun SPD 25.07.2002 Dr. Rössel, Uwe-Jens PDS 25.07.2002 Roth (Gießen), Adolf CDU/CSU 25.07.2002 Dr. Röttgen, Norbert CDU/CSU 25.07.2002 Rübenkönig, Gerhard SPD 25.07.2002 Rühe, Volker CDU/CSU 25.07.2002 Schäfer, Anita CDU/CSU 25.07.2002 Dr. Schäfer, Hansjörg SPD 25.07.2002 Scharping, Rudolf SPD 25.07.2002 Schauerte, Hartmut CDU/CSU 25.07.2002 Scherhag, Karl-Heinz CDU/CSU 25.07.2002 Schindler, Norbert CDU/CSU 25.07.2002 Schmidt (Mülheim), CDU/CSU 25.07.2002 Andreas Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 25.07.2002* Hans Peter Schneider, Carsten SPD 25.07.2002 Freiherr von CDU/CSU 25.07.2002 Schorlemer, Reinhard Schösser, Fritz SPD 25.07.2002 Schröter, Gisela SPD 25.07.2002 Schulhoff, Wolfgang CDU/CSU 25.07.2002 Schultz (Everswinkel), SPD 25.07.2002 Reinhard Schulz, Gerhard CDU/CSU 25.07.2002 (C) (D) (A) (B) entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 252. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 12. September 200225568 Schur, Gustav-Adolf PDS 25.07.2002 Schwanitz, Rolf SPD 25.07.2002 Dr. Schwarz-Schilling, CDU/CSU 25.07.2002 Christian Seehofer, Horst CDU/CSU 25.07.2002 Seib, Marion CDU/CSU 25.07.2002 Seiffert, Heinz CDU/CSU 25.07.2002 Dr. h. c. Seiters, Rudolf CDU/CSU 25.07.2002 Siemann, Werner CDU/CSU 25.07.2002 Singhammer, Johannes CDU/CSU 25.07.2002 Dr. Solms, Hermann FDP 25.07.2002 Otto Späte, Margarete CDU/CSU 25.07.2002 Spranger, Carl-Dieter CDU/CSU 25.07.2002 Dr. Stadler, Max FDP 25.07.2002 Steiger, Wolfgang CDU/CSU 25.07.2002 Steinbach, Erika CDU/CSU 25.07.2002 Dr. Freiherr von CDU/CSU 25.07.2002 Stetten, Wolfgang Storm, Andreas CDU/CSU 25.07.2002 Störr-Ritter, Dorothea CDU/CSU 25.07.2002 Straubinger, Max CDU/CSU 25.07.2002 Streb-Hesse, Rita SPD 25.07.2002 Dr. Süssmuth, Rita CDU/CSU 25.07.2002 Thiele, Carl-Ludwig FDP 25.07.2002 Dr. Thomae, Dieter FDP 25.07.2002 Dr. Tiemann, Susanne CDU/CSU 25.07.2002 Titze-Stecher, Uta SPD 25.07.2002 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ 25.07.2002 DIE GRÜNEN Dr. Vollmer, Antje BÜNDNIS 90/ 25.07.2002 DIE GRÜNEN Dr. Volmer, Ludger BÜNDNIS 90/ 25.07.2002 DIE GRÜNEN Wegener, Hedi SPD 25.07.2002 Weis (Stendal), SPD 25.07.2002 Reinhard Weiß (Groß-Gerau), CDU/CSU 25.07.2002 Gerald Weiß (Emmendingen), CDU/CSU 25.07.2002 Peter Wettig-Danielmeier, SPD 25.07.2002 Inge Dr. Wieczorek, Norbert SPD 25.07.2002 Wieczorek (Böhlen), SPD 25.07.2002 Jürgen Willsch, Klaus-Peter CDU/CSU 25.07.2002 Wissmann, Matthias CDU/CSU 25.07.2002 Wittlich, Werner CDU/CSU 25.07.2002 Wöhrl, Dagmar CDU/CSU 25.07.2002 Wülfing, Elke CDU/CSU 25.07.2002 * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union. Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Änderung der Geschäftsord- nung: Verhaltensregeln (Tagesordnungspunkt 5) Anni Brandt-Elsweier (SPD):Machen wir uns nichts vor! Es ist leider so: Der Berufsstand des Politikers glänzt nicht gerade durch ein gutes Image. Der schlechte Ruf lässt sich durch Umfragen belegen: Wir gelten als nicht ehrlich, machtversessen und nur an unserem eigenen Vor- teil interessiert. Im Nachgang zu Spendenaffären, Bestechungsskan- dalen und Miles-and-More-Desaster gibt ein beachtlicher Teil der Bürgerinnen und Bürger die Schuld für Poli- tikverdrossenheit den Politikern, und zwar mit dem Vor- wurf moralischer Defizite – wir seien halt keine Vorbil- der. Und angesichts der genannten Affären fällt es schwer, auf Einzelfälle hinzuweisen und vehement zu wi- dersprechen. Das schlechte Image unseres Berufsstandes verdanken wir jedoch nicht nur diversen Affären, sondern auch der immer wieder aufkeimenden Diskussion über Neben- tätigkeiten und Einkünfte der Abgeordneten, über die in der Bevölkerung diffuse Vorstellungen existieren. Viele E-Mails, die ich im Zusammenhang mit der furchtbaren Flutkatastrophe bekommen habe, zeugen davon, dass die Bürgerinnen und Bürger eine unrealistische Vorstel- lung über die Einkommensverhältnisse von Abgeordneten haben. So wurde zum Beispiel des Öfteren der Vorschlag ge- macht, die Parlamentarier sollten angesichts der Not doch einfach auf ein oder zwei Monatseinkommen verzichten, dann kämen die erforderlichen Milliarden für den Wie- deraufbau ja wohl recht schnell zusammen. Dabei wird mit großer Selbstverständlichkeit davon ausgegangen, dass alle Politiker nicht nur ihre Diäten beziehen, sondern auch über erhebliche sonstige Einkünfte verfügen. Dies mag bei einigen von uns durchaus so sein, jedoch noch lange nicht bei allen. Deshalb wollen wir mehr Transparenz erreichen. Nur wenn für jeden ersichtlich ist, in welchen Interessen- beziehungen ihre Vertreter im Bundestag stehen, wird ein Teil des Misstrauens, das uns entgegengebracht wird, ab- gebaut werden können. Dabei geht es nicht um die Schaffung des so genannten „gläsernen Abgeordneten“, der seine gesamten privaten, beruflichen und wirtschaftlichen Verhältnisse offen zu le- gen hat. Auch der Abgeordnete hat Anspruch auf Wahrung seiner Grundrechte. Jedoch muss der Wähler die Mög- lichkeit haben, zu erkennen, in welchen Interessenbezie- hungen ein Abgeordneter steht, und selbst beurteilen, ob er diese für dessen politische Entscheidung für erheblich betrachtet oder nicht. In diesem Sinne nehmen wir mit un- seren Änderungsvorschlägen eine systemgerechte Aus- weitung der Veröffentlichungspflicht im Rahmen der bis- herigen Anzeigepflichten vor. Der zur Abstimmung vorliegende Antrag der Koalition vom 15. Mai 2002 wurde am 27. Juni 2002 in erster Le- sung beraten und dem Geschäftsordnungsausschuss zur Federführung überwiesen. Auf der Sitzung am 25. Juli hat der 1. Ausschuss eine öffentliche Anhörung mit fünf Sach- verständigen beschlossen, die am 10. September 2002 stattgefunden hat. Der mitberatende Rechtsausschuss hat dem Antrag mit Mehrheit zugestimmt, ebenso der feder- führende 1. Ausschuss – allerdings mit der Maßgabe, dass die Regelung auf die laufende Legislaturperiode keine Anwendung findet. Durch die Änderung der Verhaltensregeln gewinnen die Bürgerinnen und Bürger zukünftig einen Überblick, ob der Abgeordnete während seines Mandates durch Verträge über Beratung, Vertretung oder ähnliche Tätigkeiten gebunden ist oder welche Tätigkeiten er neben Mandat und Beruf aus- übt. Dies bedeutet, dass zukünftig veröffentlichungspflich- tig sind: Verträge über Beratungen, Vertretungen oder ähn- liche Tätigkeiten, soweit diese nicht in Ausübung eines bereits angezeigten Berufes erfolgen; Tätigkeiten, die neben dem Beruf und dem Mandat ausgeübt werden, insbesondere die Erstattung von Gutachten, sowie publizistische und Vor- tragstätigkeiten; das Halten und die Aufnahme von Beteili- gungen an Kapital- oder Personengesellschaften, wenn da- durch ein wesentlicher wirtschaftlicher Einfluss auf das Unternehmen begründet wird. Durch diese Neuregelung ist sichergestellt, dass Bür- gerinnen und Bürger in Zukunft über wirtschaftliche Ein- flussmöglichkeiten von dritter Seite auf einen Abgeord- neten informiert sind. Ich möchte hier jedoch noch einmal ausdrücklich be- tonen, dass diese Veröffentlichungspflicht nur gilt, wenn zum Beispiel ein Beratungsvertrag nicht in Ausübung ei- nes bereits angezeigten Berufes abgeschlossen worden ist. Damit sind alle Tätigkeiten bzw. Verträge, die im Rah- men der Berufsausübung anfallen, weder anzeige- noch veröffentlichungspflichtig – so, wie bereits jetzt geregelt. Es ist somit den Freiberuflern wie zum Beispiel Rechts- anwälten, Notaren, Ärzten und Wirtschaftsprüfern weiter- hin unbenommen, für den Bundestag zu kandidieren, ohne dass Nachteile zu befürchten sind. Darüber hinaus enthält der Antrag auch keine neue Regelung bezüglich der Einkünfte aus beruflichen oder sonstigen Tätigkeiten. Die Höhe der Einkünfte ist bei be- stimmten Tätigkeiten dem Bundestagspräsidenten anzu- zeigen; jedoch nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Ich erwähne dies ausdrücklich noch einmal, da dies in den Me- dien wiederholt falsch wiedergegeben worden ist. Ich bin der Auffassung, dass wir damit die gegenwär- tigen Verhaltensregeln öffentlichkeitswirksamer gestaltet haben. So hat denn auch die Sachverständigenanhörung ergeben, dass diese Regelung überwiegend begrüßt wird, wobei § 44 a Abgeordnetengesetz als ausreichende Ge- setzesgrundlage angesehen wurde. Damit haben wir mit der vorliegenden Regelung auch einen guten Ausgleich zwischen dem Recht auf Datenschutz, das auch jedem Mitglied des Bundestags zusteht, den Rechten Dritter und dem Recht der Bürgerinnen und Bürger auf angemessene Information über die wirtschaftlichen Verflechtungen ih- rer Volksvertreter gefunden. Ich bitte Sie, dem Antrag zuzustimmen. Christian Lange (Backnang) (SPD): Vier Jahre Ar- beit und Kampf haben sich gelohnt. Seit meiner Wahl in den Bundestag 1998 ist es mir ein ganz besonderes Anlie- gen, dass Abgeordnete die Tätigkeiten, die sie neben Man- dat und Beruf ausüben, auch der Öffentlichkeit und den interessierten Bürgerinnen und Bürgern anzuzeigen ha- ben. Bisher waren Nebentätigkeiten lediglich gegenüber dem Bundestagspräsidenten offen zu legen. Neu ist nun die Pflicht zur Veröffentlichung auch im amtlichen Hand- buch des Bundestages und damit auch im Internet. Durch die Ausweitung der Offenlegungspflichten für Mitglieder des Deutschen Bundestages werden wir außer- parlamentarische Interessenbeziehungen des einzelnen Ab- geordneten parlamentsintern und für die Öffentlichkeit transparenter als bisher machen. Somit werden diese Infor- mationen für jedermann zugänglich und jeder Bürger bzw. Wähler kann sich umfassend über wirtschaftliche Ein- flüsse Dritter, zum Beispiel von Firmen oder Verbänden, auf Parlamentarier informieren. Bei der Ausgestaltung der Verhaltensregeln werden die verfassungsrechtliche Stellung des Abgeordneten – Art. 38 des Grundgesetztes – und die Grundrechte, die auch für die Mitglieder des Deutschen Bundestages gelten, berück- sichtigt. Diesbezügliche Sorgen sind völlig unbegründet. Das hat auch die Anhörung vorgestern eindeutig bestätigt. Die formelle Verfassungsmäßigkeit wie auch die materi- elle Verfassungsmäßigkeit sind gegeben. Der gläserne Abgeordnete, der seine Einkommensteuerbescheide vor- legt, ist nicht das Ziel – auch aufgrund verfassungsrecht- licher Bedenken nicht. Ich betone nochmals, dass die Änderungen nicht auf die Schaffung des „gläsernen Abgeordneten“ zielen, der seine gesamten persönlichen, beruflichen und wirtschaft- lichen Verhältnisse offen zu legen hat. Es geht vielmehr darum, dass es für den Bürger in Zukunft transparenter ist, Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 252. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 12. September 2002 25569 (C) (D) (A) (B) ob ein Abgeordneter während seines Mandats durch Ver- träge über Beratung, Vertretung oder ähnliche Tätigkeiten gebunden ist. Damit ist kein Selbstständiger, ob Rechtsan- walt oder Bäckermeister, verpflichtet, seine Einkünfte oder seine Geschäftspartner zu offenbaren. Über Tätigkeiten, die ein Abgeordneter neben dem Beruf und dem Mandat ausübt, insbesondere über gutachterliche, publizistische und Vortragstätigkeiten, wird die Öffentlich- keit zukünftig eingehend informiert. Ebenso werden die Beteiligungen an Kapital- oder Personengesellschaften dann veröffentlicht, wenn sie einen wesentlichen wirt- schaftlichen Einfluss auf das Unternehmen begründen. Diejenigen, die, wie CDU/CSU und FDP, Bedenken formulieren, wollten noch nie Transparenz, weder in den letzten Legislaturperioden, als Norbert Gansel und Peter Conradi sich dafür einsetzten, noch heute und schon gar nicht in Zukunft. Deshalb ist auch vorgeschoben, dass die Abgrenzung zwischen beruflicher Tätigkeit und Ne- bentätigkeit schwer falle. Alle, die hier ein Problem sehen, müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, dass sie sich be- reits heute nicht an Recht und Gesetz halten. Denn dieses Abgrenzungsproblem besteht bereits heute. Bereits heute müssen wir unsere Nebentätigkeiten gegenüber dem Prä- sidenten angeben. Neu ist nur, dass der Präsident in Zu- kunft nicht seinen Tresor verschließt, sondern veröffent- licht. Und genau das wollen Sie nicht, meine Damen und Herren von CDU/CSU und FDP. Deshalb lehnen Sie diese Regelung ab. Dann sagen Sie auch, dass Sie die Bürger weiterhin über die wirtschaftlichen Verhältnisse der Ab- geordneten im Dunkeln lassen wollen. Mit den Änderungen der Verhaltensregeln wird endlich ein angemessener Ausgleich zwischen dem berechtigten Interesse der Öffentlichkeit auf Offenlegung von Ne- bentätigkeiten der Mitglieder des Deutschen Bundestages und dem Schutz der individuellen Grundrechte des einzel- nen Abgeordneten – unter besonderer Berücksichtigung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts – erreicht. Die bis- herige Systematik der Verhaltensregeln wird dabei beibe- halten. Bisher scheiterte die gute Idee immer wieder an den Wi- derständen und Bedenken insbesondere bei der Union und der FDP, deren Einwände aber altbekannt sind und schon in früheren Debatten gebetsmühlenartig geltend gemacht wurden. Unsere Initiative enthält ja eben nicht die Offenle- gung der Einkommensteuererklärung. Denn auch wir wol- len, dass weiterhin Bäcker, Ärzte oder Rechtsanwälte für den Bundestag kandidieren. Diesbezügliche Kritik zeigt doch nur, dass unser Antrag nicht genau gelesen wurde. Dass der Eurobetrag nicht genannt wird, sondern nur die Vertragsbeziehung, liegt daran, dass – das hat die Anhörung ergeben – dies eine gesetzliche Regelung notwendig ma- chen würde. Das Abgeordnetengesetz müsste geändert wer- den. Das ist jedoch zustimmungspflichtig und im Bundesrat könnten Sie es blockieren. Deshalb behalten wir uns nach der gewonnenen Bundestagswahl und weiteren gewonne- nen Landtagswahlen vor, die Verhaltensregeln durch die ge- setzliche Regelung zu komplettieren. Bei der Bevölkerung dürfte dieser Antrag breite Zu- stimmung auslösen: Man kann endlich sehen, ob und in welcher Weise der zuständige Abgeordnete äußeren Ein- flüssen ausgesetzt ist. Ist er etwa ein verkappter Lobbyist? Vertritt er die Interessen eines Verbandes oder einer Firma? Hier wird endlich offen gelegt, was Parteienkritiker seit langem verlangen und was den Bürger interessiert und bei seiner Entscheidungsfindung bei Bundestagswahlen be- einflussen wird. Die Bedeutung des Antrags zeigt sich beispielswei- se am Fall des CSU-Abgeordneten Hollerith, wie am 24. Juni 2002 in der „Süddeutschen Zeitung“ nachzulesen war. Dem CSU-Bundestagsabgeordneten wird teuer be- zahlter Lobbyismus vorgeworfen, weil er gleichzeitig als Aufsichtsrat und Berater bei dem Unternehmen MWG Biotech tätig war. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat er neben seinen Einkünften als Aufsichtsratsmitglied zusätz- lich 204 517 Euro netto dafür erhalten, dass er dem in sei- nem Wahlkreis ansässigen Unternehmen staatliche För- dermittel und Kredite vermittelt hat. Dass dieser Antrag freilich im Zusammenhang mit der Hunzinger-Affäre plötzlich großes Aufsehen erregt hat, liegt mehr an der Prominenz der Betroffenen denn am Sinngehalt des Antrags. Aber das ist ein Problem unserer Mediengesellschaft. Dass sich Union und FDP gegen eine solche Regelung wehren, ist ein Trauerspiel. Der Vorschlag der Koalition schützt Selbstständige mit Blick auf das Grundgesetz vor unziemlicher Einsicht in interne Geschäftsabläufe. Insofern drängt sich der Verdacht auf, dass die Opposition mit ihrer Geheimniskrämerei allein parteipolitische Klientelinteres- sen vertritt. Die Wähler werden daraus ihre Schlüsse zu zie- hen haben. Ich bin der Ansicht, dass sich Offenheit letztlich für alle Beteiligten auszahlen wird, ganz bestimmt aber für ei- nen demokratischen Parlamentarismus, der von Glaub- würdigkeit lebt. Eckart von Klaeden (CDU/CSU): Zum ersten Mal in der Geschichte des Deutschen Bundestages sollen heute Verhaltensrichtlinien verabschiedet werden, die nicht im Konsens zwischen den Fraktionen erarbeitet worden sind, sondern gegen die bürgerliche Opposition in diesem Haus durchgesetzt werden. Einen besonders schalen Eindruck macht dabei der Umstand, dass die Regie der derzeitigen Parlamentsmehrheit von SPD und Grünen dafür gesorgt hat, dass durch die späte Einbringung die Zeit für ein ge- regeltes Gesetzgebungsverfahren gefehlt hat. Das ist deswegen besonders bemerkenswert, weil so- wohl FDP als auch CDU/CSU der Ansicht sind, dass es zur Erweiterung der hier in Rede stehenden Publizitäts- pflichten eines Gesetzes bedurft hätte. Die Folge der schon formellen Verfassungswidrigkeit der neuen Verhal- tensregeln ist ihre Unverbindlichkeit. Dafür tragen SPD und Grüne die politische Verantwortung, die ohne Not dieses Verfahren so arrangiert haben. Die Folge wird der Ansehensverlust des gesamten Parlaments sein. Um die unterschiedlichen Ansichten verstehen zu kön- nen, müssen wir uns klar machen, dass den Verhaltens- regeln unterschiedliche idealtypische Abgeordnetenbilder zugrunde liegen. Es gibt ein eher sozialdemokratisch-grün geprägtes Abgeordnetenbild und ein eher von bürgerlichen Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 252. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 12. September 200225570 (C) (D) (A) (B) Vorstellungen geprägtes. Deswegen war bisher die Praxis, zwischen den Fraktionen einen Kompromiss zu finden, nicht nur für die Akzeptanz der Regeln nötig, sondern auch von der Sache her geboten. Bei den Sozialdemokraten und den Grünen ist eher die Vorstellung verbreitet, dass Abgeordnete neben ihrem Mandat keinen weiteren Tätigkeiten nachgehen sollten. Insbesondere die Sozialdemokraten rekrutieren ihre Abge- ordneten zu einem deutlich höheren Maße als die bürger- lichen Parteien aus dem öffentlichen Dienst und der Ge- werkschaftsbewegung. Und für die Grünen sind politische Karrieren, die in dem Protest gegen den demokratischen Staat und die bürgerliche Gesellschaft begonnen haben – man sehe die beachtliche Karriere von Bundesminister Joschka Fischer – und bei denen die demokratische Sozia- lisierung in den Parlamenten stattgefunden hat, nicht un- typisch. Das Selbstverständnis der Grünen ist vielleicht nicht mehr von der Vorstellung geprägt, dass es besonders de- mokratisch sei, die freie Entscheidung des Abgeordneten durch ein imperatives Mandat der Partei auszuschließen. Insbesondere bei ihnen will man aber doch die Abhängig- keit der Abgeordneten von Entscheidungen der Partei auf Vollversammlungen besonders stark halten. Man denke nur an das früher bei den Grünen obligatorische Rota- tionsprinzip. Ähnliche Vorstellungen über das prinzipielle Verhältnis von Partei und Mandat gibt es auch bei den So- zialdemokraten. Nach bürgerlichen Vorstellungen steht die Unabhängig- keit des Abgeordneten im Vordergrund. Diese Unabhän- gigkeit kann sich jedoch nur dann politisch einigermaßen auswirken, wenn auch noch eine materielle Unabhängig- keit des Abgeordneten vorhanden ist. Diese materielle Un- abhängigkeit kann entweder durch Vermögen oder durch eine bürgerliche, berufliche Existenz gesichert werden. Nun haben wir nichts gegen Personen, die vermögend sind und sich für ein Mandat im Deutschen Bundestag bewer- ben. Wichtig sind uns aber insbesondere Kolleginnen und Kollegen, die als Freiberufler und Selbstständige mit den Kolleginnen und Kollegen aus dem öffentlichen Dienst zu- sammenarbeiten und dabei ihre Erfahrungen und Vorstel- lungen einbringen. Dabei wollen wir insbesondere dieje- nigen für die Mitarbeit im Parlament gewinnen, die in ihrem Beruf besonders erfolgreich sind. Auf der anderen Seite ist selbstverständlich der Wunsch von SPD und Grünen richtig, die Öffentlichkeit über die wirtschaftlichen Tätigkeiten der Abgeordneten jedenfalls so weit zu informieren oder die Information der Öffent- lichkeit möglich zu machen, dass verdeckte Einflussnah- men eingeschränkt und nach Möglichkeit vermieden wer- den. Mit der vorgeschlagenen Veröffentlichung von gutach- terlichen, publizistischen und Vortragstätigkeiten, die ne- ben dem Beruf oder Mandat ausgeübt werden, und insbe- sondere mit dem Vorhaben, über Anteile an Kapital- und Personengesellschaften öffentlich zu informieren, wenn dadurch ein wesentlicher wirtschaftlicher Einfluss auf das Unternehmen begründet wird, wird nicht nur die Rechts- stellung des Abgeordneten verändert, sondern unmittelbar in Rechte Dritter, also von Nichtabgeordneten, eingegrif- fen. Insbesondere die Publizitätspflichten hinsichtlich der Anteile an Personengesellschaften gehen über die bisher bestehenden Publizitätspflichten des Wirtschafts- und Unternehmensrechts hinaus. Es hätte deshalb jedenfalls eines Gesetzes bedurft. Ich zitiere dazu Professor Dr. Martin Morlock, der in der Anhörung vor wenigen Tagen als Sachverständiger der Sozialdemokraten aufgetreten ist, sich aber bereits 1996 als Sachverständiger geäußert hat, als es um die Überprü- fung der derzeit noch geltenden Regelung ging. Er sagte in dieser Anhörung: Deutlich gesagt, die jetzige Rechtslage ist glatt ver- fassungswidrig, weil keine hinreichende gesetzliche Grundlage besteht. § 44 a des Abgeordnetengesetzes sagt nur, dass es Ver- haltensregeln gibt. Der wesentliche Gehalt von Rege- lungen, die in ein Grundrecht eingreifen, muss aber im Gesetz selbst festgelegt werden. Was bei den Abge- ordneten schon höchst bedenklich ist, wird auf alle Fälle nicht mehr tolerabel im Hinblick auf berührte Dritte. ... Das stellt für diese Dritten eine grundrecht- liche Belastung dar, die jedenfalls einer gesetzlichen Grundlage bedarf. Es ist außerordentlich bedauerlich, dass die Sozialde- mokraten nicht nur im Inhalt, sondern auch im Verfahren dieser grundlegenden und richtigen Ansicht ihres eigenen Berichterstatters nicht gefolgt sind. Auch vom Regelungsinhalt her gilt für die hier vorge- schlagene Änderung, dass in der Politik häufig das Gegen- teil von „gut“ nicht „schlecht“ ist, sondern „gut gemeint“. Denn die Regelungen tragen die Missbrauchsmöglichkei- ten auf der Stirn. So sollen nur diejenigen gutachterlichen, beratenden oder publizistischen Tätigkeiten veröffentlichungspflich- tig sein, die neben dem Mandat oder dem Beruf ausgeübt werden. Es ist daher ein Leichtes, einen nicht gesetzlich geschützten Beruf wie den des Unternehmensberaters oder Journalisten anzugeben, um gerade die Tätigkeit, über die die Öffentlichkeit nach dem Regelungszweck der Vor- schläge Auskunft erhalten soll, nicht angeben zu müssen. Diesem Problem wird man auch nicht durch eine noch so ausgeklügelte Sophistik von Haupt- und Nebentätigkeiten gerecht werden können. Denn solange die Verfassung mit gutem Grund die Möglichkeit vorsieht, neben dem Man- dat beruflich tätig zu sein, wird man den Abgeordneten auch nicht durch Parlamentsbinnenrecht das Recht neh- men können, ihre Berufstätigkeit während der Mandats- ausübung oder jedenfalls kurz vor einer erneuten Kandi- datur zu wechseln. Die Publizitätspflichten beziehen sich zudem insbe- sondere auf die Einkünfte, die aus freiberuflicher oder selbstständiger Tätigkeit erlangt werden. Andere Ein- kunftsarten oder Vermögensverhältnisse, die in anderer Weise viel mehr die Abhängigkeit von Abgeordneten be- gründen können, bleiben in dem Antrag von SPD und Grünen bewusst ausgeklammert. Wie steht es zum Bei- spiel mit Geschenken, die Abgeordnete erhalten, zum Beispiel Kleidungsstücke im Wert von erheblichen fünf- stelligen Eurobeträgen? Oder lehrt uns nicht ein anderes Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 252. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 12. September 2002 25571 (C) (D) (A) (B) Beispiel der jüngsten Vergangenheit – ich bedauere, dies hier erwähnen zu müssen, weil ich mich dem betroffenen Kollegen freundschaftlich verbunden fühle –, dass die Frage, bei wem, in welcher Höhe und zu welchem Zins- satz ein Abgeordneter verschuldet ist, wesentlich mehr Einfluss auf die Unabhängigkeit seiner Mandatsausübung haben kann? Es ist sicherlich nicht gemutmaßt, wenn man angesichts dieser jüngsten Ereignisse annehmen muss, dass der Antrag von SPD und Grünen zu diesen Umstän- den bewusst schweigt. Ich will hier auch ganz persönlich sagen: Ich teile das Anliegen, die Vorschriften zur Transparenz der Einkünfte und Vermögensverhältnisse der Abgeordneten auch im Lichte der jüngsten Erfahrungen zu betrachten, zu untersu- chen und gegebenenfalls zu überarbeiten. Wir wollen aber insbesondere Abgeordnete, die neben ihrem Mandat ihre berufliche, bürgerliche Existenz nicht nur erhalten, sondern auch aus- oder aufbauen können. Nur so kann gewährleis- tet sein, dass die ohnehin schon negative Tendenz hin zu ei- nem Parlament, das sich zu immer größer werdenden Teilen aus dem öffentlichen Dienst und aus Verbandsfunktionären, namentlich der Gewerkschaften, zusammensetzt, Einhalt geboten wird. Ich will auch Abgeordnete, die sich mit der Mentalität eines Unternehmers den öffentlichen Angele- genheiten widmen. Die hier vorgelegten Vorschläge sind in Form und In- halt nicht geeignet, ihren selbstgesteckten Zielen zu die- nen. CDU und CSU lehnen sie daher ab. Steffi Lemke (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Der An- trag der Koalitionsfraktionen verschärft die Offenlegungs- pflichten der Abgeordneten in Bezug auf Nebentätigkeiten bzw. finanzielles Engagement. Dies betrifft Tätigkeiten als Beraterin oder Berater, Gutachterin oder Gutachter, Auto- rin oder Autor oder Ähnliches sowie wesentliche Beteili- gungen an Kapital- und Personengesellschaften. Diese Sachverhalte mussten bisher lediglich dem Präsidenten des Bundestages mitgeteilt werden. In Zukunft werden sie – wie zuvor bereits die Angaben über Hauptberuf, Funk- tionen in Verbänden, Vorständen etc. – auch im Amtlichen Handbuch sowie auf der Internet-Homepage des Bundes- tages veröffentlicht werden. Einkünfte aus der hauptberuflichen Tätigkeit sind auch weiterhin weder dem Bundestagspräsidenten mitzuteilen noch zu veröffentlichen. Auch Einzelheiten zu Auftragge- bern, Vertragsinhalten etc. werden hier weder erfasst noch publiziert. Eine Benachteiligung von Freiberuflern wird es daher nicht geben. FDPund CDU behaupten wider bes- seres Wissen das Gegenteil. Sie können nicht an einer Stelle unseres Antrages belegen, wo diese Benachteili- gung entstehen sollte. Schon in der letzten Wahlperiode haben sie unsere Initiativen in diesem Bereich blockiert. Wenn Sie gegen mehr Transparenz und Information der Öffentlichkeit bezüglich der Nebeneinkünfte von Ab- geordneten sind, sollten Sie das aber wenigstens als tatsächlichen Grund für ihre Ablehnung angeben. Offen- sichtlich scheint in Ihren Fraktionen eine existenzielle Furcht vor den geplanten Änderungen zu bestehen. Die vorliegenden Änderungen der Verhaltensregeln stellen mehr Transparenz über die Art und Weise von Nebentätigkeiten von Abgeordneten her. Sie sind ein sinn- voller erster Schritt. Wir wollen in der nächsten Legislatur- periode eine umfassende Überprüfung der Verhaltens- regeln. Dabei wäre auch zu untersuchen, ob nicht unter verfassungsrechtlichen Gesichtspunkten eine Regelung im Gesetz – statt, wie bisher, in einem Anhang der Geschäfts- ordnung und in den Ausführungsbestimmungen – anzu- streben wäre. Eine solche Neufassung würde zugleich eine verfassungsrechtlich stabile Grundlage für eine weitere Ausdehnung der Veröffentlichungspflichten darstellen. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und insbesondere der Kollege Gerald Häfner haben sich bereits in der letzten Legislaturperiode für noch weiter gehende Veröffentli- chungspflichten eingesetzt, von der auch die durch die Nebentätigkeiten erzielten Einkünfte erfasst sein sollen. Hierfür spricht vor allem, dass die Nennung von Beträgen ein wichtiges Kriterium für eine angemessene Bewertung und für Vergleichbarkeit von wirtschaftlichen Interessen- verknüpfungen ist. Die jetzt praktizierte Mitteilung der Einkünfte an den Bundestagspräsidenten erfüllt keine er- sichtliche Funktion. Sie ist zur Aufdeckung problemati- scher Konstellationen ungeeignet und entzieht sich jegli- cher effektiver Kontrolle. Die Öffentlichkeit hat einen Anspruch darauf zu erfah- ren, welchen Tätigkeiten Abgeordnete neben ihrem Mandat nachgehen und wie viel Geld sie damit verdienen. Diesem Ziel kommen wir heute ein entscheidendes Stück näher. Jörg van Essen (FDP): Die Verfehlungen zahlrei- cher Politiker in der vergangenen Zeit sind bereits nach jetzigem Recht rechtswidrig. Es lagen offensichtlich Ver- stöße gegen die Verhaltensregeln des Bundestages oder gegen das Bundesministergesetz vor. Das Problem liegt daher im fehlerhaften Umgang mit den Regeln. Es liegt nicht am Fehlen von Regeln. Der Bundestag hat mit den Verhaltensregeln für seine Mitglieder bislang gute Erfah- rungen gemacht. Es muss vielmehr streng darauf geachtet werden, dass die bereits bestehenden Vorschriften einge- halten werden und dass Verstöße Konsequenzen haben müssen. Es wird in der aktuellen Diskussion der Eindruck vermittelt, als stehe die geplante Änderung der Verhal- tensregeln in Zusammenhang mit den Affären der letzten Zeit. Dies ist nicht der Fall. Die Änderung der Verhal- tensregeln geschieht völlig ohne Anlass. Schon heute bestehen zu Recht umfangreiche Offenle- gungspflichten für Abgeordnete. Sie sind notwendig und dienen der Transparenz. Die FDP widersetzt sich aber al- len Forderungen nach Einführung des „gläsernen Abge- ordneten“. Es gibt keinen Grund, wegen der Sünden ein- zelner Abgeordneter alle unter Generalverdacht zu stellen. Es gibt auch keinerlei Erkenntnisse, dass Regelverstöße bei Politikern häufiger sind als in der Wirtschaft oder an- deren gesellschaftlichen Bereichen. Ein anderer Eindruck entsteht bei Politikern deshalb, weil sie zu Recht unter starker öffentlicher Beobachtung stehen. Die vorgeschlagene Regelung ist zu unbestimmt. In be- ratenden Berufen kann im Zweifelsfall eine Abgrenzungs- schwierigkeit bestehen, ob die konkrete Tätigkeit im Rah- men des ausgeübten Berufes erfolgt oder nicht. Eine nicht gerechtfertigte Ungleichbehandlung gegenüber anderen Berufsgruppen wäre die Folge. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 252. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 12. September 200225572 (C) (D) (A) (B) Zu beachten ist darüber hinaus der Schutz der Grund- rechte Dritter. Diese können bereits berührt sein, wenn par- lamentarische Offenlegungspflichten, womöglich noch im Internet, zu einem Bekanntwerden eines geschäftlichen Kontaktes zu einem Abgeordneten führen. Spätestens aber dort, wo die Tatsache des Kontaktes zu einem Abgeordne- ten in seinem Beruf unter eine Verschwiegenheitspflicht fällt, sind Grenzen der Offenlegungspflichten zu ziehen. Kollisionen mit dem Standesrecht der freien Berufe sind hier vorprogrammiert. Gerade aufgrund der Grundrechts- relevanz für Dritte ist es notwendig, dass die Änderung der Verhaltensregeln gesetzlich geregelt wird. Eine bloße Än- derung der Geschäftsordnung ist hierfür nicht ausreichend. Für freiberuflich und selbstständig tätige Abgeordnete entstehen durch die Neuregelung Wettbewerbsnachteile bei der Offenlegung von Nebentätigkeiten. Die Konkur- renten erhalten Einblick in deren unternehmerische Tätig- keiten. Damit ist die Freiheit des Mandats berührt. Die Zusammensetzung des Bundestages zeigt bereits heute, dass der öffentliche Dienst überrepräsentiert ist. Wenn wir aber einen Querschnitt der Bevölkerung als Abgeordnete haben wollen, dann brauchen wir mehr Selbstständige und Angehörige der freien Berufe. Es muss doch in unse- rem Interesse liegen, dass auch Freiberufler ihr politisches Engagement einbringen. Wir wollen schließlich keinen Bundestag der Beamten und Gewerkschaftsfunktionäre, sondern des ganzen Volkes. Der Antrag ist in der Praxis untauglich und kein geeig- neter Beitrag zur Reform des Parlamentsrechts. Dr. Ruth Fuchs (PDS): In der voraussichtlich vor- letzten Sitzung des 14. Bundestages entscheiden wir über eine Änderung der Verhaltensregeln für Mitglieder des Bundestages und vollziehen damit als Gesetzgeber – im- merhin neun Monate nach der Einführung des Euro als gesetzliches Zahlungsmittel – die Währungsumstellung in unserer eigenen Geschäftsordnung. Erst vor zwei Tagen fand zu dem Koalitionsantrag eine Anhörung statt. 30 Minuten später verabschiedete der Geschäftsordnungsausschuss die Beschlussempfehlung dazu. Tatsache ist, dass die Vorschläge von SPD und Grünen zur Veränderung der Verhaltensregeln weit hinter den Erfordernissen und auch hinter dem Diskussionsstand der 13. Wahlperiode zurückbleiben. Ich empfehle allen Inte- ressierten, sich das Protokoll der Anhörung des Geschäfts- ordnungsausschusses vom 12. Juni 1996 und der Anträge der damaligen Oppositionsfraktionen SPD und Grüne an- zusehen. Trotzdem wird die PDS dem Koalitionsantrag zustim- men, ist doch die Veröffentlichung von Nebentätigkeiten ein erster Schritt auf dem Weg zur Schaffung von mehr Transparenz über Abhängigkeiten von Abgeordneten. Die Öffentlichkeit hat zum einen den Anspruch auf mehr Transparenz hinsichtlich der außerparlamentari- schen Einkünfte ihrer Volksvertreter und zum anderen auf eine gesetzliche Minimierung der Gefahren der di- rekten, korruptiven Einflussnahme der Wirtschaft auf die Politik. Politiker sollen für und daher auch von der Politik le- ben. Es darf daher nicht sein, dass sonstige Einkünfte die Diäten im Einzelfall um ein Mehrfaches übersteigen. Die „Erarbeitung“ von Nebeneinkünften steht außerdem ab einer bestimmten Größenordnung auch der Mandatsaus- übung entgegen, da ein Abgeordneter bei verantwor- tungsbewusster Wahrnahme seines Mandats in jeder Hin- sicht voll gefordert, das heißt ausgelastet ist. Die Praxis belegt die Gefahr der Einflussnahme der „Ne- beneinkunftgeber“ auf den einzelnen Abgeordneten und seine Partei bzw. Fraktion – sei es in Gestalt konkreter An- liegen oder schlechthin der Schaffung einer „positiven“ At- mosphäre des gegenseitigen Gebens und Nehmens, wo Er- wartungshaltungen schließlich zu Erwartungserfüllungen führen. Wir Politikerinnen und Politiker sind in einer Glaub- würdigkeitskrise. Parteispendenskandale, die so genannte Hunzinger-Affäre und die private Nutzung von dienst- lichen Bonusmeilen haben dem Ansehen des Parlamentes großen Schaden zugefügt. Auch deswegen ist es gut, wenn dieser Schritt noch in dieser Wahlperiode gegangen wird. Bereits in der Debatte im Jahr 1996 wurde deutlich, dass es nicht reicht, nur über Nebentätigkeiten zu infor- mieren. Notwendig sind auch eine Veröffentlichung von Nebeneinkünften und eine deutliche Absenkung der so genannten Bagatellgrenzen. Auch die Frage, ob diese Regeln in einer Anlage zur Geschäftsordnung und Ausführungsbestimmungen des Bundestagspräsidenten zu dieser Anlage oder in einem Gesetz festzuschreiben sind, ist nicht neu. Leider haben SPD und Grüne auf einen Gesetzentwurf verzichtet und in ihrem Antrag die Frage der Nebenein- künfte unter den Tisch fallen lassen. Dies ist unverständlich, zumal es auch erklärterWille in der SPD war, nicht nur Nebentätigkeiten, sondern auch Nebeneinkünfte zu veröffentlichen. So hat sich Bundes- justizministerin Herta Däubler-Gmelin im Tagesgespräch in SWR 2 am 30. Juli 2002 unmissverständlich für eine völlige Offenlegung der Einkünfte von Abgeordneten ausgesprochen.Auch derBundeskanzler hielt es in einem Nachrichtensender für vernünftig, Nebeneinkünfte zu veröffentlichen. Die Grenzen, ab wann dem Präsidenten Nebenein- künfte anzuzeigen sind, sollen laut Koalitionsantrag trotz der aktuellen Erfahrungen nicht gesenkt, sondern sogar auf 3 000 Euro Nebeneinkünfte pro Monat bzw. 18 000 Euro pro Jahr erhöht werden. Die Koalitionsfraktionen wollen den Betrag, ab wel- chem Spenden desselben Spenders an einen Abgeordneten vom Präsidenten des Deutschen Bundestages zu veröffent- lichen sind, bei 10 000 Euro belassen, obwohl eine Gleich- setzung von Parteispenden mit Spenden an einzelne Abge- ordnete nicht sachgerecht ist. Notwendig ist nach Auffassung der PDS zumindest eine Absenkung der Grenze auf 1 000 Euro, zumal die Entgegennahme von Spenden ähnliche Abhängigkeiten schaffen kann wie andere Nebeneinkünfte von Abgeord- neten. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 252. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 12. September 2002 25573 (C) (D) (A) (B) Deswegen hat die PDS einen Änderungsantrag einge- bracht und sich dabei bewusst auf zwei Punkte konzen- triert: erstens auf die Veröffentlichung der schon jetzt anzeigepflichtigen Nebeneinkünfte nach § 1 Abs. 3 der Verhaltensregeln und zweitens auf die Absenkung der so genannten Bagatellgrenzen bei anzeigepflichtigen Spen- deneinnahmen und Nebeneinkünften. Damit werden die allgemeinen Persönlichkeitsrechte der Abgeordneten nicht infrage gestellt. Auch die behaupteten rechtlichen Beden- ken sind eher politische Abwehrkämpfe und Ausreden. NatürlichbleibenFragenoffen.SolltemanmitBlickauf § 9 der Verhaltensregeln – unzulässige Bezüge – nicht ge- nerell Spenden an Abgeordnete untersagen? Sollten nicht auch Einkünfte aus beruflicher Tätigkeit nach § 1 Abs. 2 Nr. 1 derVerhaltensregeln demBundestagspräsidenten an- gezeigt und veröffentlicht werden?Diese undweitere Fra- genmüssen einerweiter gehendenReformderVerhaltens- regeln durch den 15. Bundestag vorbehalten bleiben. Wir sollten damit nicht wieder erst zum Ende derWahlperiode beginnen. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 252. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 12. September 200225574 (C)(A) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Guten Tag, liebe Kol-
leginnen und Kollegen! Die Sitzung ist eröffnet.

Bevor wir mit unserer Arbeit beginnen, darf ich Sie bit-
ten, sich zu erheben.


(Die Anwesenden erheben sich)

Fassungslos und nahezu sprachlos, weil uns die Worte

fehlten, erfuhren wir am 11. September 2001 von den
terroristischen Angriffen auf das World Trade Center in
New York und auf das Pentagon in Washington. Erst in der
Folgezeit wurde uns klar, dass diese ungeheuerlichen Ver-
brechen nicht nur New York und Washington, nicht nur
den USA, sondern der gesamten zivilisierten Welt galten.

Die schrecklichen Bilder, mit denen wir wieder und
wieder konfrontiert wurden, haben sich tief und unaus-
löschlich in unser aller Bewusstsein eingegraben.

Wir gedenken heute der über 3 000 Menschen, die bei
diesen furchtbaren Anschlägen am 11. September 2001
ihr Leben verloren, sei es als Passagier in einem der ent-
führten Flugzeuge, sei es in den Büros des World Trade
Center oder des Pentagon oder als Feuerwehrleute. Wir
gedenken der Toten, aber auch ihrer Angehörigen, die ur-
plötzlich mit dem Unfassbaren konfrontiert wurden, und
wir gedenken derer, die noch heute der Behandlung be-
dürfen, weil sie mit dem erlittenen Trauma nicht fertig
werden.

Der Deutsche Bundestag hat bereits unmittelbar nach
den terroristischen Anschlägen deutlich gemacht, dass wir
alle es als unsere ureigene Aufgabe ansehen, den Ver-
einigten Staaten von Amerika im Kampf gegen den Terro-
rismus beizustehen, und haben unsere Solidarität mit ihnen
zum Ausdruck gebracht. Diese Solidarität gilt weiterhin
uneingeschränkt.

Der Jahrestag dieser auch heute in ihrer ganzen Be-
deutung noch immer unfassbaren Ereignisse gibt uns al-
len, Amerikanern wie Europäern, Gelegenheit, im Geden-
ken an die Opfer und in unserer Verantwortung für die
Zukunft die möglichen Konsequenzen zu bedenken, die
für die Sicherung einer menschenwürdigen Zivilisation
für alle Menschen zu ziehen sind.

Sie haben sich zu Ehren der Toten erhoben. Ich danke
Ihnen.

Interfraktionell ist vereinbart worden, die verbundene
Tagesordnung zu erweitern. Die Punkte sind in der Ihnen
vorliegenden Zusatzpunktliste aufgeführt:

1 Beratung der Beschlussfassung des Ausschusses nach Art. 77
des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuss) zu dem Fünften
Gesetz des Bundesfernstraßengesetzes (5. FStrÄndG)


(Drucksachen 14/8448, 14/8911, 14/9535, 14/9795, 14/9888, 14/9937)

Berichterstattung:
Abgeordneter Dr. Norbert Wieczorek

2 Beratung der Beschlussfassung des Ausschusses nach Art. 77
des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuss) zu dem Ersten
Gesetz zur Änderung des Telekommunikationsgesetzes

(Drucksachen 14/9194, 14/9237, 14/9711, 14/9793, 14/9889, 14/9938)

Berichterstattung:
Abgeordneter Dr. Norbert Wieczorek

3 Beratung der Beschlussfassung des Ausschusses nach Art. 77
des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuss) zu dem Gesetz
zur Einrichtung eines Registers über unzuverlässige Unter-

(Drucksachen 14/9356, 14/9710, 14/9794, 14/9798, 14/9939)

Berichterstattung:
Abgeordneter Dr. Norbert Wieczorek


(Ergänzung zu TOP 7)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: ()
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Sammelübersicht 412 zu Peti-
    tionen (Drucksache 14/9915)


    Sind Sie damit einverstanden? – Ich höre keinen Wi-
    derspruch. Dann ist so beschlossen.

    Zunächst möchte ich den Vorsitzenden der UMP-Frak-
    tion in der Assemblée Nationale, Herrn Jacques Barrot,
    herzlich in unserem Hause begrüßen. Seien Sie uns will-
    kommen!


    (Beifall)

    Ich rufe die Tagesordnungspunkte 1 a und 1 b auf:
    a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-

    gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Fest-
    stellung des Bundeshaushaltsplans für das Haus-
    haltsjahr 2003 (Haushaltsgesetz 2003)

    – Drucksache 14/9750 –
    Überweisungsvorschlag:
    Haushaltsausschuss

    25459


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    252. Sitzung

    Berlin, Donnerstag, den 12. September 2002

    Beginn: 10.00 Uhr

    b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundes-
    regierung
    Finanzplan des Bundes 2002 bis 2006
    – Drucksache 14/9751
    Überweisungsvorschlag:
    Haushaltsausschuss

    Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für die
    heutige Aussprache im Anschluss an die Einbringung des
    Haushalts fünfeinhalb Stunden vorgesehen. Für Morgen
    ist eine vierstündige Debatte zum Etat des Bundeskanz-
    leramtes und weiterer Geschäftsbereiche vereinbart. –
    Dagegen erhebt sich kein Widerspruch. Dann ist so be-
    schlossen.

    Das Wort zur Einbringung des Haushalts hat der Bun-
    desminister der Finanzen, Hans Eichel.


    (von der SPD sowie von Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN mit Beifall begrüßt)

    sehr verehrten Damen und Herren! Als das Bundeskabinett
    am 19. Juni den Haushaltsplanentwurf für das Jahr 2003
    verabschiedete, konnte niemand mit der Flutkatastrophe
    rechnen, die im vergangenen Monat so viel zerstört hat.
    Wir wissen immer noch nicht, wie hoch der Schaden letzt-
    lich sein wird. Aber bereits jetzt steht eine zweistellige
    Milliardensumme als Hilfe für die Betroffenen bereit.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Die Schäden erreichen Dimensionen, die wir nicht al-
    lein der enormen Spendenbereitschaft der Bevölkerung
    sowie der Selbsthilfe und Nachbarschaftshilfe der Betrof-
    fenen überlassen können. Hier muss der gesamte Staat
    helfend eingreifen. Ich bin froh, dass es in diesem Punkte
    zwischen den politischen Parteien keinen Dissens gab.
    Die Deutschen in Ost und West standen und stehen zu-
    sammen wie selten zuvor. Wir alle haben auf beein-
    druckende Art gelernt, wie weit die deutsche Einheit wie-
    derhergestellt ist, viel weiter, als mancher Skeptiker
    befürchtet hat. Solidarität wurde von vielen durch Spen-
    den und direkte Hilfe praktiziert. Niemand hat zuerst ge-
    fragt: Bin ich betroffen? Im Gegenteil, alle haben gefragt:
    Wo kann ich helfen? Dafür ist allen zu danken.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP und der PDS)


    Jetzt müssen wir schnell den Weg zurück zur Norma-
    lität finden. Die Beseitigung der Flutschäden ist bereits in
    vollem Gange. Die Gelder des Staates fließen in die be-
    troffenen Regionen und an die Geschädigten. Anpacken
    statt verzagen, lautet jetzt die Devise. Aus dieser Situation
    können eine neue Chance und ein neuer Anschub für den
    Aufbau in den betroffenen Regionen entstehen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Bei allem Konsens: Große Unterschiede gab und gibt
    es in der Art und Weise, wie die einzelnen Parteien das
    staatliche Hilfspaket finanzieren wollen. Selten zuvor tra-
    ten die prinzipiellen Unterschiede in der Finanzpolitik so

    klar hervor wie bei dieser Gelegenheit. Die Bundesregie-
    rung setzt auf eine solide Finanzierung unter Verzicht auf
    neue Schulden. Die Opposition wollte auf das Instrument
    zurückgreifen, das dieses Land in den 90er-Jahren in eine
    enorme finanzpolitische Schräglage gebracht hat: auf im-
    mer mehr Schulden.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Die Verschuldungspolitik, durch die bis 1998 beim
    Bund ein Schuldenberg von rund 750 Milliarden Euro an-
    gehäuft wurde, wäre nach dem Willen der Union und der
    FDP fortgesetzt worden, wenn wir das zugelassen hätten.
    Schulden sind ein süßes Gift. Wie Süchtige sind ihm
    Union und FDP verfallen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNE – Lachen bei Abgeordneten der FDP)


    – Ich weiß, dass Sie an dieser Stelle jedes Mal unruhig
    werden. Sie werden noch an anderen Stellen unruhig wer-
    den, wenn ich Ihnen den Spiegel vorhalte.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir dürfen die für den Schuldenberg Verantwortlichen
    nicht schon wieder ans Werk lassen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Die schleichende Vergiftung fortzusetzen hat unser Land
    nicht verdient. Würden wir den Finanzierungsvorschlag
    der Opposition akzeptieren, käme uns das sehr teuer zu
    stehen. Die zusätzlichen Schulden hätten pro Jahr
    400 Millionen Euro an Zinsen zur Folge, und zwar für
    viele Jahre. Das sind jahrein, jahraus mehr als 1 Mil-
    lion Euro pro Tag. Davon ließen sich jeden Tag fünf sehr
    schöne Einfamilienhäuser bezahlen. Dieses Geld würden
    wir sozusagen nachträglich in die Fluten werfen und es
    damit zusätzlich zu den bereits entstandenen Schäden ver-
    nichten. Das kann kein vernünftiger Mensch wollen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Stoiber hat mit seiner Behauptung, Zinsen zu zah-
    len sei besser, als Steuern nicht zu senken, Unrecht.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Sagen Sie mal etwas über den Haushalt!)


    Das Gegenteil stimmt! Niedrige Schulden sind die Vo-
    raussetzung für niedrige Zinsen und einen stabilen Euro.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Auch Zinsen müssen schließlich aus Steuern bezahlt wer-
    den. Das ist nicht, wie Sie vielleicht früher gedacht
    haben, erst ab morgen, sondern ab sofort notwendig.
    Höhere Zinsausgaben heute erzwingen höhere Steuern
    morgen.

    Meine Damen und Herren von der Opposition, ich
    ziehe aus Ihren Vorschlägen eine entscheidende Schluss-
    folgerung: Sie haben den europäischen Stabilitäts- und




    Präsident Wolfgang Thierse
    25460


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Wachstumspakt zwar herbeigeführt, ihn aber nicht ver-
    standen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Lachen bei der CDU/CSU und der FDP – Friedrich Merz [CDU/CSU]: Das ist eine Dreistigkeit sondergleichen!)


    – Seien Sie vorsichtig! Ich kenne eine ganze Reihe Fi-
    nanzminister in Europa, die dem konservativen Lager an-
    gehören und Sie als ein Risiko für den europäischen Sta-
    bilitäts- und Wachstumspakt ansehen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Friedrich Merz [CDU/CSU]: Ach du lieber Gott! Nennen Sie doch mal Namen! Einen Namen nur, Herr Eichel! – HansPeter Repnik [CDU/CSU]: Ross und Reiter!)


    – Fragen Sie die europäischen Finanzminister aus Ihrem
    Lager,


    (Hans-Peter Repnik [CDU/CSU]: Nein, hier bitte! – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: So eine schöne Einbringung habe ich noch nie erlebt!)


    was sie von Ihren Vorschlägen in diesem Wahlkampf hal-
    ten!

    Die Fluthilfe muss solide finanziert werden. Deswegen
    werden wir die für das nächste Jahr geplante Entlastung
    bei der Einkommensteuer um ein Jahr verschieben und
    parallel dazu, auf ein Jahr befristet, den großen Unterneh-
    men durch eine Anhebung des Körperschaftsteuersatzes
    um 1,5 Prozentpunkte einen Solidarbeitrag abverlangen.
    Die dadurch frei werdenden Mittel stehen zur Beseitigung
    der Schäden der Flutkatastrophe zur Verfügung.

    Die Flutkatastrophe erfordert eine Änderung des Bun-
    deshaushalts an einigen wenigen Stellen. Zur Bündelung
    der Mittel wird der Fonds „Aufbauhilfe“ gegründet. Trotz
    der Zahlungen in diesen Fonds wird die Nettokreditauf-
    nahme des Bundes in den nächsten Jahren, wie angekün-
    digt, weiter sinken. Nach 21,1 Milliarden Euro in diesem
    Jahr bleibt es bei der für 2003 geplanten Neuverschuldung
    in Höhe von 15,5 Milliarden Euro. An diesem Wert wer-
    den wir festhalten.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Unser Land ist leistungsfähig. Wir können die entstan-
    denen Schäden überwinden, ohne zukünftige Generatio-
    nen in die Pflicht zu nehmen. Der Schaden ist jetzt ent-
    standen und wir müssen ihn jetzt beseitigen. Wenn die
    Versicherungen, die bereits jetzt eine Zunahme der Schä-
    den konstatieren, mit ihrer Voraussage Recht haben, dass
    es künftig noch mehr solcher Schäden geben wird, frage
    ich Sie: Wollen Sie diese Schäden jedes Mal wieder durch
    eine Neuverschuldung finanzieren? Wohin soll das
    führen, meine Damen und Herren?


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Zukünftige Generationen werden eigene Herausforde-
    rungen zu meistern haben, die vor allem aus einer altern-
    den Bevölkerung und aus sinkenden Bevölkerungszahlen
    resultieren. Wir können den zukünftigen Generationen

    nicht auch noch unsere Lasten aufbürden. Deshalb wird es
    mit uns keine Schuldenlösung geben.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Deshalb bleibt es bei dem eingeschlagenen Konsolidie-
    rungskurs mit dem Ziel, im Jahr 2006 einen Haushalt
    ohne neue Schulden vorzulegen. Er wird durch die Flut-
    katastrophe nicht gefährdet, weil wir die Schadensbesei-
    tigung solide finanzieren.

    Mit dem Bundeshaushalt 2003 haben wir die Netto-
    kreditaufnahme im Vergleich zu 1998 fast halbiert. Die
    eingeplanten 15,5 Milliarden Euro stellen den niedrigsten
    Wert seit der Wiedervereinigung dar.

    Alles, was unsere Finanzpolitik auszeichnet, ist für die
    Union ein Fremdwort: Solidität, Nachhaltigkeit, Ausga-
    benkontrolle und Rückführung der Neuverschuldung.
    Das lässt sich belegen, wenn man einen Blick zurück-
    wirft: Von 1995 bis 1998 – in den letzten vier Jahren, die
    Sie zu verantworten hatten – hat der Bund rund 230 Mil-
    liarden Euro neue Schulden gemacht. Das ist eine gewal-
    tige Summe: 230 Milliarden Euro. Von 1999 bis 2002 wa-
    ren es nur – dabei lasse ich an dieser Stelle die Erlöse aus
    der Versteigerung der UMTS-Lizenzen außen vor, weil
    sie nicht eingeplant waren – 80 Milliarden Euro. Das ist
    ein Unterschied von mehr als 150 Milliarden Euro, und
    das trotz der riesigen Schulden- und Zinsbelastung, die
    uns die Regierung Kohl hinterlassen hat.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Umso froher bin ich darüber, dass wir die Entschei-
    dung durchgesetzt haben, die nicht geplanten Erlöse aus
    der Versteigerung der UMTS-Lizenzen für die Schulden-
    tilgung einzusetzen. Wie ich Sie kenne, hätten Sie auch
    diese Mittel noch ausgegeben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Ludwig Stiegler [SPD]: Herr Stoiber wollte sie verjubeln!)


    Mindestens 2,5 Milliarden Euro weniger Zinsen jedes
    Jahr sind die Konsequenz dieser Entscheidung. Die durch
    unsere Ausgabendisziplin gesparten Zinsen nutzen wir
    jetzt für Zukunftsinvestitionen. Wir können uns wieder
    etwas mehr leisten. Ohne den Regierungswechsel 1998
    wäre Deutschland heute ärmer.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Lachen bei der CDU/CSU)


    Von 1994 bis 1998 hat der Bund im Durchschnitt
    13 Prozent seiner Ausgaben durch Schulden finanziert.
    Von 1998 bis 2001 – ich lasse dabei die UMTS-Erlöse wie-
    der außen vor – waren es nur rund 10 Prozent. In diesem
    Jahr werden es nur noch rund 8,5 Prozent sein. Das ist der
    niedrigste Stand seit 1989. Der Bundeshaushalt 2003 sieht
    eine Schuldenquote von nur noch 6,3 Prozent vor. Inner-
    halb von fünf Jahren haben wir also die Schuldenquote fast
    halbiert. Das ist der niedrigste Wert seit 1974.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Das bedeutet rund 14 Milliarden Euro – ich betone:
    14 Milliarden Euro – weniger Schulden. Eine ganze




    Bundesminister Hans Eichel

    25461


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Kreisstadt könnte so Millionär werden, ohne sich den Fra-
    gen von Günther Jauch aussetzen zu müssen.


    (Heiterkeit bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Diesen Schuldenrückgang haben wir erreicht, obwohl
    der Anteil des Bundes am Steueraufkommen insgesamt
    gesunken ist. 1994 bekam der Bund noch 48 Prozent der
    gesamten Steuereinnahmen. 2002 waren es nur noch
    knapp 43 Prozent. So viel zu der Mär, dass wir den Bun-
    deshaushalt auf Kosten der Länder und Gemeinden sa-
    niert hätten!


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Die volkswirtschaftliche Steuerquote wird in diesem
    Jahr mit 21,5 Prozent einen historischen Tiefststand errei-
    chen. Wir haben nicht über die Einnahmeseite konsoli-
    diert, wie Sie nicht müde werden, als Märchen im Lande
    zu verbreiten. Wir haben vielmehr die Ausgaben kontrol-
    liert. Nach unserer Finanzplanung werden die Ausgaben
    im Jahr 2003 trotz zusätzlicher finanzieller Belastungen
    durch den Wiederaufbau in den Katastrophengebieten
    – ich betone das – unter dem liegen, was wir 1999 im Zu-
    kunftsprogramm 2000 hinsichtlich der Konsolidierung
    geplant hatten.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Das kommt natürlich nicht von ungefähr. Das ist das
    Ergebnis unserer harten Arbeit, das man nicht mit der ein-
    maligen Aufstellung eines Haushalts erreichen kann. Die
    Bundesregierung und der Bundeskanzler haben zum Bei-
    spiel bei den Verhandlungen über die Agenda 2000 er-
    reicht, dass das, was Deutschland an den EU-Haushalt
    abführen muss, gesenkt worden ist. Auch das war eine der
    Hypotheken, die wir von Ihnen übernommen haben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Außerdem hat der beständige Kampf mit allen Betei-
    ligten darum, dass der EU-Haushalt nicht in so starkem
    Maße wächst, dazu geführt, dass Deutschland weniger an
    die EU abführen muss. Sie wollen nun die Mittel, die aus
    dem EU-Haushalt in den Bundeshaushalt zurückgeführt
    werden, für neue Ausgaben einsetzen. Davor kann ich Sie
    allerdings nur warnen. Denn diese Mittel sind erstens in
    den Steuerschätzungen schon berücksichtigt. Zweitens
    muss man bedenken, dass noch nicht alle Mittel der Struk-
    turfonds ausgezahlt worden sind. Hier werden in den
    nächsten Jahren noch Ausgaben auf uns zu kommen. Wer
    also heute die aus dem EU-Haushalt zurückgeführten
    Mittel ausgeben will, wird später doppelt so viele Pro-
    bleme haben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Es war des Weiteren ein großer Kampf – hier hat der
    Bundeskanzler persönlich außerordentlich viel erreicht –,
    Russland dazu zu bringen, seine Situation im Pariser
    Club so zu sehen wie jedes Land, das wirtschaftlich stark
    ist und seinen Verpflichtungen voll nachkommt. Das hilft
    uns natürlich. Ich muss keine zusätzlichen Ausgaben ein-

    planen, wenn Russland ein solider Schuldner ist und seine
    Schulden bedient.

    Wenn ich nur daran denke, welche Sorgen uns dieser
    Tage Brasilien bereitet hat! Hier kommt wieder eine Auf-
    gabe auf uns zu, die wir erledigen müssen. Deswegen ist
    die deutsche Bundesregierung im IWF intensiv tätig ge-
    wesen; denn wenn dort etwas passierte, hätten wir wie-
    derum ein Haushaltsrisiko in Höhe von mehreren Hundert
    Millionen Euro Jahr für Jahr zu tragen. Wer also mit der
    Konsolidierung vorankommen will, muss in der Tat das
    ganze Jahr über an den Positionen des Haushalts arbeiten.

    Mit allen Konsolidierungsbemühungen haben wir zu-
    gleich in die Zukunft investiert, wobei nicht nur das, was
    in Beton und Asphalt, sondern auch das, was in die Köpfe
    investiert worden ist, als Investitionen anerkannt werden
    muss.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Aber selbst wenn ich den herkömmlichen Investitionsbe-
    griff zugrunde lege, ist festzustellen, dass die Investi-
    tionsquote 1998 bei 11 Prozent lag und im nächsten Jahr
    schon bei 12,7 Prozent liegen wird. Allein die Verkehrs-
    investitionen steigen – ich betone das – von 1998 bis 2003
    um fast 32 Prozent.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    All diese Zahlen belegen, auf welchem finanzpolitischen
    Treibsand die Unionskonzepte aufgebaut sind. Schulden
    schaden!

    Die Vorschläge der FDP sind auch nicht besser. Sie ru-
    fen gerne laut nach pauschalen Subventionskürzungen,
    trauen sich aber nicht, auch nur eine Maßnahme konkret
    zu nennen.


    (Widerspruch bei der FDP)

    Allenfalls verlangen Sie – das haben Sie in der Vergan-
    genheit immer wieder getan – die Kürzung der Steinkoh-
    lesubventionen. Ich sage Ihnen dazu nur: Diese Subven-
    tionen – die haben wir von Ihnen geerbt – werden als
    Einzige immer stärker abgebaut. Wir mussten dafür sor-
    gen, dass der Vertrag, den Sie in diesem Zusammenhang
    geschlossen hatten, eingehalten wird.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Schaut man diesbezüglich in die Vergangenheit, dann weiß
    man auch, warum Sie keine Vorschläge machen. An der
    Vorgängerregierung war schließlich auch die FDPbeteiligt.

    Von 1994 bis 1998 stiegen die im Haushalt veran-
    schlagten Subventionen um 1,8Milliarden Euro. Seit wir
    an der Regierung sind, sanken sie um mehr als 3 Milliar-
    den Euro. Wir reden nicht nur, wir handeln.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Die finanzpolitischen Kennzahlen sprechen eine eindeu-
    tige Sprache. Bis 1998 gab es viel finanzpolitisches Ge-
    rede. Ab 1999 war die Zeit für Taten.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Lachen bei der CDU/CSU)





    Bundesminister Hans Eichel
    25462


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    – Sehen Sie, so kann sich Ihr eigener Wahlkampfslogan
    gegen Sie kehren, meine Damen und Herren. Sie hatten
    doch 16 Jahre Zeit für Taten und das weiß auch die Be-
    völkerung.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)


    Den Wiederaufbau der hochwassergeschädigten Re-
    gionen bezahlen wir parallel zu den Leistungen im Rah-
    men des Solidarpakts II. Von 2005 bis 2019 wird der Bund
    den ostdeutschen Ländern insgesamt rund 156 Milliar-
    den Euro zum Abbau der teilungsbedingten Sonderlasten
    zur Verfügung stellen. Danach müsste die teilungsbe-
    dingte Infrastrukturlücke zum Westen geschlossen sein.

    Ab 2005 übernimmt der Bund außerdem die Verbind-
    lichkeiten des Fonds „Deutsche Einheit“. Mit Ablauf des
    Jahres 2019 wird der Fonds aufgelöst. Den Aufbau Ost
    stellen wir damit auf eine verlässliche finanzielle Grund-
    lage und sorgen durch den neuen Aufbaufonds dafür, dass
    der Aufbau Ost nicht gefährdet wird.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Wir werden die Schäden schnell beseitigen. Das Hoch-

    wasser soll den Aufholprozess Ostdeutschlands nicht ge-
    fährden. Das Entscheidende aber ist das Vertrauen der
    Menschen; denn sie müssen es machen. Wir können ihnen
    beistehen. Wir können finanzielle Rahmenbedingungen
    schaffen. Dafür schnell, klar und solidarisch zu sorgen ist
    unsere gemeinsame Aufgabe. Auch das muss heute hier
    entschieden werden.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Auch wenn es am Bau noch immer Probleme gibt, und
    zwar erhebliche, so kommt dieser Aufholprozess insge-
    samt doch gut voran. Die Industrieproduktion wuchs in
    Ostdeutschland von 1997 bis 2001 dreimal schneller als
    in Westdeutschland. Die internationale Konkurrenzfähig-
    keit ist gleichzeitig enorm gestiegen. Der Exportanteil am
    Umsatz stieg von 14,6 Prozent auf 23,2 Prozent. In der
    ostdeutschen Industrie gibt es heute rund 50 000 Be-
    schäftigte mehr als 1997.

    Wir haben im Einzelplan für den Verkehr als Folge der
    Hochwasserkatastrophe Umstrukturierungen vorgesehen.
    Die hochwassergeschädigten Regionen werden zusätzlich
    1 Milliarde Euro bekommen. Das ändert aber nichts am
    Gesamtvolumen. Die Verkehrsträger erhalten in 2003
    12 Milliarden Euro für Investitionen. Bis 2006 steigt die
    Summe auf 12,3Milliarden Euro. Damit besteht über eine
    längere Zeit Planungssicherheit.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Erstmals sind auch die Einnahmen aus der LKW-Maut im
    Haushalt berücksichtigt. Damit kann das Anti-Stau-Pro-
    gramm anlaufen, mit dem volkswirtschaftlich schädliche
    Engpässe auf den Autobahnen beseitigt werden.

    Der Bundeswehreinsatz an den Deichen wird vom
    Bund bezahlt. Der Verteidigungsminister wird Mittel aus
    seinem Einzelplan dafür einsetzen. Im Jahr 2003 wie in

    den folgenden Jahren bis 2006 stehen für den Verteidi-
    gungshaushalt je 24,6Milliarden Euro zur Verfügung. Die
    767 Millionen Euro für Antiterrormaßnahmen, die wir
    auch in diesem Jahr eingeplant hatten, werden in den
    Verteidigungshaushalt integriert. Das Geld reicht für die
    Fortführung der Bundeswehrreform aus.

    Der Aufschwung in Deutschland hat bereits eingesetzt.

    (Lachen bei der CDU/CSU – Hans-Peter Repnik [CDU/CSU]: Eichels Märchenstunde!)

    – Zahlen dazu werde ich Ihnen gleich vorhalten. Daran
    kann man richtig schön studieren, wie Sie mit der Realität
    umgehen, nur weil Sie sich einen Wahlkampfvorteil da-
    von versprechen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Für das Gesamtjahr 2002 erwarte ich weiterhin eine
    reale Wachstumsrate von einem Dreiviertelprozent. Da-
    mit liegen wir in der Mitte des Prognosespektrums.

    Wer hat denn dem Unionskandidaten aufgeschrieben,
    wir hätten in Deutschland ein Minuswachstum? Davon
    kann überhaupt keine Rede sein. Jetzt werde ich Ihnen
    einmal vorführen, was Sie an dieser Stelle betreiben: Wir
    hatten zweimal ein Minus im Vergleich zum Vorquartal,
    nämlich im dritten und vierten Quartal des vergangenen
    Jahres. Seit dem ersten Quartal dieses Jahres wächst die
    Wirtschaft wieder: im ersten Quartal und auch im zweiten
    Quartal um jeweils 0,3 Prozent im Vergleich zum jeweili-
    gen Vorquartal. Anders sieht der Vergleich mit dem Vorjahr
    aus: Im ersten Quartal dieses Jahres waren es im Vergleich
    zum ersten Quartal 2001 minus 1,2 Prozent. Sie sprechen
    davon, im ersten Halbjahr seien es minus 0,4 Prozent ge-
    wesen. Das ist auch nicht verkehrt; Sie unterschlagen nur
    eines: Bereits im zweiten Quartal dieses Jahres liegen wir
    im Wachstum mit 0,5 Prozent wieder über dem zweiten
    Quartal des vergangenen Jahres. Wir befinden uns also auf
    einem gesicherten Wachstumspfad. Nur, Sie können das
    für Ihre Propaganda nicht gebrauchen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Lachen bei der CDU/CSU – Widerspruch bei der FDP)


    Da Sie die Zahlen nicht bestreiten können, müssen Sie
    zu dem Kunstgriff greifen, den Unterschied zwischen
    dem zweiten Quartal 2001 und dem zweiten Quartal 2002
    zu kaschieren. Mit diesem Kunstgriff behaupten Sie, wir
    steckten noch im Minus. Tatsächlich liegen wir im Wachs-
    tum bereits wieder deutlich über dem vergangenen Jahr.
    Machten Sie eine verantwortliche Wirtschaftspolitik,
    würden Sie die Fakten nicht derart leugnen, meine Damen
    und Herren, sondern auch die andere Hälfte, die etwas mit
    Psychologie zu tun hat, ernst nehmen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ihre Methode aber ist die folgende: erst das Land schlecht
    regieren und dann, wenn Sie nicht mehr regieren dürfen,
    das Land schlechtreden. So, meine Damen und Herren,
    darf man mit diesem Land nicht umgehen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)





    Bundesminister Hans Eichel

    25463


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Damit alle wissen, wo wir stehen, füge ich hinzu: Auch
    im vergangenen Jahr war bei uns das Wachstum stärker
    als in den Vereinigten Staaten und in Japan. Das haben Sie
    noch gar nicht zur Kenntnis genommen; aber das sollten
    Sie sich einmal zu Gemüte führen. Das einzig Bemer-
    kenswerte in Amerika ist dabei, wie schön am Anfang die
    Statistiken aussehen und was wirklich herauskommt,
    wenn sie hinterher bereinigt sind.

    Ich wiederhole: In den letzten beiden Quartalen gab es
    ein reales Wachstum. Es war genau so stark wie im
    Durchschnitt der Europäischen Union. Vom Wiederverei-
    nigungsboom 1992 bis 1996 hat uns eine unionsgeführte
    Bundesregierung an das Ende der Wachstumstabelle in
    Europa gebracht und dort verankert. Aufgrund unserer
    Politik sind wir im Moment wieder mitten im Geleitzug
    und können weiter nach vorn kommen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zurufe von der CDU/CSU)


    – Ich weiß, das tut Ihnen weh. Ihnen wäre es am liebsten,
    die Geschichte begänne erst mit diesem Jahr und Sie könn-
    ten verschleiern, in welchem Zustand sich diese Republik
    1998 befand, als Sie die Regierung verlassen haben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Damit diese Debatte endlich einmal zu Ende gebracht
    wird, mache ich Sie auf das „Handelsblatt“ von gestern
    aufmerksam. Dort heißt es:

    Unter den führenden Industrienationen bleibt Italien
    wie schon nach den definitiven Zahlen des ersten
    Quartals das Schlusslicht. In Deutschland und den
    USA war das Wachstum mit jeweils 0,3 Prozent
    etwas größer als in Italien.

    So viel zu Ihrer Schlusslichtdebatte, meine sehr verehrten
    Damen und Herren!

    Wir kommen weiter nach vorne. Die Preise sind stabil.
    Im August hatte Deutschland die niedrigste Preissteige-
    rungsrate in der Europäischen Union und im Euroraum.
    Deutschland ist überhaupt der Stabilitätsanker in der Eu-
    ropäischen Union.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)


    – Die Zahlen sind jedenfalls immer dieselben.
    Der Export lief bislang recht gut. Noch im Mai gab es

    ungewöhnlich viele Auslandsaufträge, während sich im
    Juni und Juli erste Bremsspuren aufgrund der gestiegenen
    weltwirtschaftlichen Risiken zeigten. Die Inlandsaufträge
    haben dagegen das zuvor erreichte Niveau annähernd be-
    hauptet. Die Industrieproduktion ist im Zweimonats-
    durchschnitt um 1,1 Prozent gewachsen.


    (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Wo leben Sie denn?)


    – Das sind alles offizielle Zahlen.
    Ohne die Hochwasserkatastrophe, die im Osten die

    Stimmung gedrückt hat, wäre auch die Einschätzung der

    Wirtschaftslage sicherlich positiver. Dabei besteht im
    Osten kein Grund zur Beunruhigung.


    (Hans-Peter Repnik [CDU/CSU]: Die Weltkonjunktur!)


    Mit den Hilfsprogrammen, die wir solide finanzieren,
    wird ein Abrutschen der betroffenen Gebiete vermieden
    und entsteht neue Wachstumsdynamik.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Gefährdet ist der Aufschwung nur, wenn der Irak-
    konflikt eskaliert. Dann könnte der Ölpreis explodieren
    und viele Planungen über den Haufen werfen. Die Ent-
    wicklung des Ölpreises, die wir jetzt erleben, resultiert
    bereits aus dieser Diskussion und hat keine realen
    Gründe in den Fördermengen und in der Nachfrage am
    Ölmarkt.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Die Bundesregierung wird sich jedenfalls dafür einsetzen,
    dass es nicht so weit kommt. Wir nehmen die Warnungen
    des Internationalen Währungsfonds an dieser Stelle
    außerordentlich ernst.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Meine Damen und Herren, der Unionskanzlerkandidat
    spricht öffentlich von hohen Investitionen deutscher Un-
    ternehmen im Ausland und begründet damit seine Be-
    hauptung, wir hätten ein schlechtes Wirtschaftsumfeld. So
    ist das, wenn man auf einem Auge blind ist; das ganz Bild
    kann man dann wohl nicht sehen. Im vergangenen Jahr
    haben Ausländer mehr in Deutschland investiert als je zu-
    vor. Es gibt einen neuen Rekord bei den Direktinvestitio-
    nen.

    Sehen Sie sich die Zahlen noch einmal an: Von 1994
    bis 1998 erfolgten in Deutschland ausländische Direkt-
    investitionen in Höhe von 53 Milliarden Euro; von 1999
    bis 2001 waren es 300 Milliarden Euro. Selbst wenn Vo-
    dafone nicht einbezogen wird, stiegen die ausländischen
    Direktinvestitionen in Deutschland während unserer Re-
    gierungstätigkeit enorm an.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    1998 wurden 58 Milliarden Euro mehr von Deutschen
    im Ausland investiert als von Ausländern in Deutschland,
    weil die Union das Land in den Reformstau getrieben
    hatte. Allein im ersten Halbjahr 2002 haben Ausländer
    20 Milliarden Euro mehr in Deutschland investiert als
    Deutsche im Ausland. Das heißt: Arbeitsplätze entstehen
    hier und nicht im Ausland, wie es zu Zeiten der Unions-
    regierung der Fall war.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der CDU/ CSU)


    Das zeigt das verbesserte Umfeld an. Dafür haben wir ge-
    sorgt, insbesondere mit der Steuerreform, mit der Haus-
    haltskonsolidierung und mit der Rentenreform.


    (Widerspruch bei der CDU/CSU)





    Bundesminister Hans Eichel
    25464


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Zu einem weiteren Fehler des Unionskanzlerkandida-
    ten: In diesem Jahr gibt es über 1,1Millionen Beschäftigte
    mehr als 1998 und keinesfalls weniger.


    (Manfred Grund [CDU/CSU]: Nicht eine Stunde wird mehr gearbeitet!)


    Sie versuchen das kleinzureden, indem Sie völlig bewusst
    die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und die
    Beschäftigten verwechseln. Es gab 1,1 Millionen Be-
    schäftigte mehr.


    (Hans-Peter Repnik [CDU/CSU]: Statistisch!)

    Das hat nichts mit der Umstrukturierung der geringfügi-
    gen Beschäftigungsverhältnisse zu tun.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Das Arbeitsvolumen, das in Ihrer Zeit zurückgegan-
    gen ist – im ersten Halbjahr 1998 im Vergleich zum ers-
    ten Halbjahr 1994 um 884 Millionen Arbeitsstunden –, ist
    in unserer Zeit wieder gestiegen. Im ersten Halbjahr 2002
    lag das Arbeitsvolumen um 190 Millionen Stunden über
    dem Arbeitsvolumen des ersten Halbjahres 1998, das Sie
    noch zu verantworten hatten.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Manfred Grund [CDU/CSU]: Das ist nicht wahr!)


    Innerhalb der letzten vier Jahre sind im Vergleich zu den
    vier Jahren davor, in denen die Union regierte, mehr als
    zehnmal so viel neue Arbeitsplätze entstanden.


    (Friedrich Merz [CDU/CSU]: Bei diesen Zahlen müssten wir ja Vollbeschäftigung haben!)


    Dabei müsste eigentlich zusätzlich berücksichtigt wer-
    den, dass die Regierung Kohl die Zahl der ABM-Stellen
    vor den Wahlen um 280 000 über den heutigen Stand hi-
    naus erhöhte, um die Arbeitslosenstatistik zu schönen.
    Solche Tricks machen wir nicht.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Im nächsten Jahr erwarten wir wie alle Prognostiker,
    dass die Zahl der Arbeitslosen wieder zurückgehen wird.
    Gleichzeitig steigt die Zahl der beschäftigten Arbeitneh-
    mer wieder an. Das führt zu höheren Beitragseinnahmen
    und niedrigeren Ausgaben für das Arbeitslosengeld. Ne-
    ben der verbesserten Konjunktur ist dies auf arbeitsmarkt-
    politische Maßnahmen der Bundesregierung zurückzu-
    führen.


    (Hans-Peter Repnik [CDU/CSU]: Eichels Märchenstunde!)


    Das Job-AQTIV-Gesetz, das Mainzer Modell und die Re-
    form der Bundesanstalt für Arbeit tragen hier ihre Früchte.

    Diese Erfolge werden durch die schnelle Umsetzung
    des Hartz-Konzepts unterstützt.


    (Hans-Peter Repnik [CDU/CSU]: Das sieht Herr Gerster aber anders!)


    „Fördern und fordern“ ist der Grundgedanke des
    Konzepts. Die Vermittlung wird verbessert; die Zumut-
    barkeitsregeln werden im Gegenzug verschärft. Auf pau-

    schale Leistungskürzungen brauchen wir nicht zurückzu-
    greifen, individuelle sind aber möglich. Eine Vielzahl von
    Maßnahmen wird den Arbeitsmarkt beleben und entlas-
    ten. Die Wirtschaft behauptet, sie habe um die 1,5 Milli-
    onen unbesetzte Stellen. Diese können wir schnell beset-
    zen. Ich appelliere an die Unternehmen, freie Stellen
    schnell zu melden, und ich appelliere an die Fortbil-
    dungsinstitutionen, ihre Arbeit so auszurichten, dass sie
    sich wirklich an den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes ori-
    entiert.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Im Übrigen: Es ist schon bemerkenswert, wie Sie mit
    dem Konzept der Hartz-Kommission umgehen. Das ist
    dasselbe Hin und Her, wie wir es bei allen zentralen Fra-
    gen der letzten Wochen erlebt haben. Mal sind Sie dafür,
    mal sind Sie dagegen und dann halten Sie wiederum ein-
    zelne Dinge für ungeeignet. Man weiß überhaupt nicht,
    wo Sie eigentlich hin wollen.


    (Franz Thönnes [SPD]: Das wissen die auch nicht!)


    Das, was Ihr Kanzlerkandidat gemacht hat, geht nun wirk-
    lich überhaupt nicht. In dieser Kommission saßen Vertre-
    ter der Wirtschaftsverbände, der Unternehmen und des
    Arbeitgeberlagers sowie Gewerkschaftler, Landes- und
    Kommunalpolitiker und Wissenschaftler, also Leute über
    alle gesellschaftlichen Gruppengrenzen und über Partei-
    grenzen hinweg. Diese haben es in der heißen Phase des
    Wahlkampfes fertig gebracht, ein gemeinsames Konzept
    zu präsentieren. Das hat eine andere Antwort verdient als
    die von Herrn Stoiber, der das mit dem Wort „Gequat-
    sche“ vom Tisch gewischt hat. Damit disqualifiziert man
    sich selbst, wenn man Kanzler werden will.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Es hat mich auch überrascht, mit welcher Nonchalance
    der Unionskanzlerkandidat die Bundesregierung für die
    Arbeitslosigkeit verantwortlich macht, die in der Regie-
    rungszeit Kohl entstanden ist.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Lachen bei der CDU/CSU)


    Den stärksten regionalen Anstieg der Arbeitslosigkeit ver-
    zeichnet schon seit Monaten Bayern.


    (Friedrich Merz [CDU/CSU]: Das musste ja kommen! Das ist ja nicht zu glauben! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU)


    – Ich weiß, dass Sie das alles nicht gerne hören. Es kann
    Ihnen aber nicht erspart werden.

    Allein im letzten Monat stieg dort die Zahl der Arbeits-
    losen gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres weit
    überdurchschnittlich um 19,5 Prozent an. Das muss einem
    Sorgen machen.


    (Friedrich Merz [CDU/CSU]: Oh je, oh je!)

    Die bayerische Wirtschaftspolitik verschlechtert die Ar-
    beitsmarktzahlen für ganz Deutschland. Daran sollten Sie
    arbeiten.




    Bundesminister Hans Eichel

    25465


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)



    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Friedrich Merz [CDU/CSU]: Ist ja nicht zu glauben! – Hans-Peter Repnik [CDU/CSU]: Dieser Mensch ist hemmungslos!)


    Noch etwas muss deutlich gesagt werden: Konserva-
    tive und Liberale fordern ständig eine wesentlich stärkere
    Flexibilisierung des Arbeitsmarktes,


    (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Richtig!)

    ohne jedoch präzise zu werden, wenn man nachfragt,
    was damit eigentlich gemeint ist. Sehen wir uns einmal
    die Vereinigten Staaten mit einem völlig flexibilisierten
    Arbeitsmarkt an. Ich bin dafür, genau hinzusehen. In
    den USA ist die Arbeitslosigkeit von Juni 2001 bis Juni
    dieses Jahres um 1,3 Prozentpunkte angestiegen, also
    um ein Vielfaches im Vergleich zu den Zahlen in
    Deutschland und den meisten Ländern der Europäischen
    Union.


    (Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Wie hoch ist sie denn?)


    Die Unionsvorschläge zur Flexibilisierung des Arbeits-
    marktes würden bei jeder konjunkturellen Delle massen-
    haft Arbeitslosigkeit produzieren. Wir sollten deutsche
    und europäische Errungenschaften nicht vorschnell über
    Bord werfen. Unser deutscher Weg ist gerade in der Sozi-
    alpolitik nicht der schlechteste; das zeigt sich in diesen
    Tagen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Meine Damen und Herren, größter Ausgabenblock im
    Bundeshaushalt bleibt der Zuschuss zur Rentenversiche-
    rung. Mit 77,2 Milliarden Euro finanziert der Bund im
    Jahr 2003 fast 37 Prozent der Rentenausgaben.


    (Friedrich Merz [CDU/CSU]: Tja!)

    Wir sind bei der Rente also längst bei der Drittelparität:
    Bund, Arbeitnehmer und Arbeitgeber finanzieren die
    Rente zu etwa gleichen Teilen.

    Ein Teil des Bundeszuschusses stammt aus der Öko-
    steuer. Ohne sie wären die Rentenversicherungsbeiträge
    und sicherlich auch die Arbeitslosigkeit deutlich höher.
    Herr Seehofer kennt die Mechanik, musste sie aber offen-
    sichtlich auf Weisung von Herrn Stoiber leugnen. Allein
    die Aussetzung der nächsten Stufe der Ökosteuer würde ei-
    nen Anstieg der Rentenversicherungsbeiträge um 0,2 Pro-
    zentpunkte bedeuten.


    (Hans-Peter Repnik [CDU/CSU]: Jetzt baut er schon vor!)


    Ich habe gelesen, dass Sie das über die Bundesanstalt für
    Arbeit refinanzieren wollen. Im Bundeshaushalt 2003
    gibt es keinen Zuschuss für die Bundesanstalt für Arbeit
    mehr. Das ist eine Konsequenz der Umsetzung des Job-
    AQTIV-Gesetzes und der Vorschläge der Hartz-Kommis-
    sion.


    (Lachen bei der CDU/CSU und FDP – Michael Glos [CDU/CSU]: Er ist ein Humorist und kein Finanzminister!)


    Meine Damen und Herren, wie Sie Geld aus der Bun-
    desanstalt für Arbeit in die Rentenversicherung bringen
    wollen, müssen Sie uns einmal erzählen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ich denke, rechtlich ist es gar nicht möglich. Wenn über-
    haupt, geht das nur über eine Steigerung des Arbeitslo-
    senversicherungsbeitrages. Das müssten Sie dann aber ir-
    gendjemand anderem erzählen.

    Mit der Rentenreform ist der Einstieg in die private Al-
    tersvorsorge gelungen. Das ist der größte Fortschritt seit
    Einführung der umlagefinanzierten Rente und es ist ein
    großer Schritt auf dem schwierigen Weg, die Lohnneben-
    kosten zu senken.

    Der Bund fördert den Aufbau der privaten Altersvor-
    sorge. Die Förderung ist dort am stärksten, wo sie am
    nötigsten ist: bei Familien und bei den Beziehern kleiner
    Einkommen. Natürlich sind auch die Mindereinnahmen
    aus der steuerlichen Förderung im Haushalt berücksich-
    tigt.

    Massiv steuerlich entlastet wurde in den vergangenen
    Jahren der Mittelstand. Neben Familien und Arbeitneh-
    mern zählt er zu den großen Gewinnern unserer Steuer-
    politik.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Alle Experten bestätigen das: der Sachverständigenrat,
    die Bundesbank, Arthur Andersen im Auftrag des „Han-
    delsblattes“, Professor Wagner vorgestern in der „Süd-
    deutschen Zeitung“ und Herr Braun, der Präsident des
    Deutschen Industrie- und Handelskammertages. Mit die-
    sem Herrn muss man zwar manchmal streiten; aber
    falsche Behauptungen setzt er nicht in die Welt. Das muss
    anerkannt werden.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Herr Braun sagt klar: Es gibt keine Benachteiligung des
    Mittelstandes in unserer Steuerreform. Wie sollte das
    übrigens der Fall sein, wo doch der Steuerexperte des
    Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Herr
    Kühn, der Vorsitzende der Kommission für die Erarbei-
    tung der Unternehmensteuerreform gewesen ist? Er hätte
    seinen Job beim DIHK verloren, wenn er einen Vorschlag
    präsentiert hätte, der den Mittelstand gegenüber den
    großen Gesellschaften benachteiligt.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ungeachtet dessen fahren Sie durch das Land und be-
    haupten das Gegenteil. Sie sagen den Menschen vorsätz-
    lich die Unwahrheit, um daraus politische Vorteile zu zie-
    hen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Im Übrigen müssen Sie sich schon entscheiden: Entweder
    ist die Steuerreform gut, dann sollten Sie für ihre Umset-
    zung stimmen, oder sie ist schlecht, dann kann für Sie die




    Bundesminister Hans Eichel
    25466


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Verschiebung der zweiten Stufe der Steuerreform um ein
    Jahr wirklich kein Problem sein.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ein wahrheitswidriges Propagandagebäude ist noch
    nie so schnell zusammengebrochen wie in dem Augen-
    blick, als das Bundeskabinett entschieden hat, zur
    Finanzierung des Aufbaus in den durch die Flutkatastro-
    phe geschädigten Gebieten die zweite Stufe der Steuerre-
    form um ein Jahr zu verschieben. Über Nacht war die Ver-
    schiebung der Steuerreform – diese Reform war vorher
    ein Teufelswerk und bedeutete eine Benachteiligung des
    Mittelstandes – um ein Jahr für 200 000 Entlassungen und
    für 25 000 Pleiten im Mittelstand verantwortlich, wie Herr
    Philipp sagte. Ja, was denn nun? Soll diese Reform für den
    Mittelstand vor der Flutkatastrophe etwa schlecht und
    hinterher gut gewesen sein? Sie haben nicht erwartet, dass
    Sie noch vor der Wahl den Beweis für die Wahrheit Ihrer
    haltlosen Propaganda antreten müssen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wir haben die Tür weit aufgemacht, um Ihnen die Zu-
    stimmung zu einer soliden Finanzierung des Aufbaus in
    den Katastrophengebieten zu ermöglichen. Wir haben ge-
    sagt: Wenn Sie mit unseren Plänen Probleme haben, dann
    legen Sie Vorschläge auf den Tisch.


    (Kerstin Müller [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Große Kapitalgesellschaften! Wo war denn der Vorschlag von Herrn Stoiber?)


    Ihre erste Forderung war: Die Körperschaften müssen be-
    teiligt werden. Diese Forderung hat dann auch der BDI er-
    hoben. Dem sind wir nachgekommen. Hinterher haben
    Sie gesagt: Das haben wir aber nicht gewollt.


    (Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)

    Ansonsten hat es Ihrerseits überhaupt keine Vorschläge
    gegeben. Das Propagandamärchen, dass die Steuerreform
    den Mittelstand benachteiligt – Sie hatten die Möglich-
    keit, eigene Vorschläge zu machen –, ist bereits vor der
    Wahl zusammengebrochen. Kein vernünftiger Mensch in
    diesem Lande glaubt Ihnen mehr.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hans-Peter Repnik [CDU/ CSU]: Fragen Sie einmal die Mittelständler!)


    Fest steht: Die Steuersätze aller Steuerzahler sind ge-
    sunken. Keiner will das Steuerrecht von 1998 zurück;
    sonst würde er nämlich viel mehr Steuern zahlen müssen.
    Die Besserstellung der Personengesellschaften ist auch
    am Gründungsgeschehen abzulesen. Die weitaus über-
    wiegende Zahl wählt die Personengesellschaft als Organi-
    sationsform auch deshalb, weil es – das wissen Sie ganz
    genau – die steuerlich bessere Alternative ist.

    Der bayerische Ministerpräsident verdreht die Realität,
    wenn er behauptet, den Menschen gehe es heute schlech-
    ter als vor vier Jahren.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Recht hat er!)

    Das Gegenteil ist richtig. Zwischen 1994 und 1998 sind
    die verfügbaren Nettoeinkommen der Arbeitnehmer jähr-

    lich real um 1,5 Prozent gesunken. Das entspricht
    930 Euro pro Arbeitnehmer. Seit 1998 steigen die Netto-
    einkommen wieder um durchschnittlich 1,2 Prozent pro
    Jahr. Die Nettolöhne lagen 2001 im Durchschnitt um
    580 Euro über dem Niveau des Jahres 1998. Das geht
    auch auf unsere Steuerpolitik und unsere Politik der so-
    zialen Gerechtigkeit zurück.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Die Union hat die Arbeitnehmer mit ihrer Politik in den
    90er-Jahren ärmer gemacht. Das ist die statistische und
    auch die gefühlte Wahrheit.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Wir geben den Menschen das jetzt Stück für Stück zurück.
    Wenn wir am 22. September dieses Jahres um ein neues
    Mandat bitten und dafür kämpfen, dann tun wir das auch,
    damit wir ihnen in der nächsten Wahlperiode erst einmal
    all das zurückgeben können, was Sie ihnen in den 90er-
    Jahren abgenommen haben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Es geht den Menschen in Deutschland – auch wenn wir
    alle Sorgen haben, die wir übrigens auch behalten werden;
    denn es wird in der Weltgeschichte nur wenige Schön-
    wetter-Perioden geben – heute besser als vor vier Jahren.
    Es gibt mehr Arbeitsplätze, nämlich 1,1 Millionen mehr
    Beschäftigte – das habe ich vorhin schon erwähnt –, und
    höhere Einkommen bei stabilen Preisen. Es gibt mehr Kin-
    dergeld und niedrigere Steuern. All dies können Sie über-
    haupt nicht bestreiten. Wir arbeiten dafür, dass es auch in
    Zukunft weiter aufwärts geht. Wenn ich den bayerischen
    Ministerpräsidenten über dieses Thema sprechen höre,
    denke ich manchmal: Er liest Akten und verdreht Fakten.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Meine Damen und Herren, bei aller Finanznot und
    trotz bzw. wegen strenger Ausgabenkontrolle ist es uns
    gelungen, neue Schwerpunkte zu setzen. Der wichtigste
    ist, denke ich, die Familienpolitik. 1998 hat der Bund für
    Familien 40,2 Milliarden Euro bereitgestellt. In diesem
    Jahr sind es über 59 Milliarden Euro. Das ist eine Steige-
    rung um 45 Prozent.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Dreimal haben wir das Kindergeld erhöht. Jetzt be-
    kommt eine Familie mit zwei Kindern 1 920 DM bzw.
    knapp 1 000 Euro netto. Das ist für viele, insbesondere in
    Ostdeutschland, wo die Einkommen noch niedriger sind,
    das 13. Monatsgehalt. Das hat es nach dem Zweiten Welt-
    krieg noch nie in einer Wahlperiode in der alten Bundes-
    republik und bisher auch nicht im wiedervereinigten
    Deutschland gegeben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Im Haushalt 2003 ergänzen wir diesen Ansatz durch
    verstärkte Investitionen in die Betreuungsinfrastruktur.




    Bundesminister Hans Eichel

    25467


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Wir wollen es den jungen Menschen ermöglichen, Fami-
    lie und Beruf besser zu vereinbaren. Es ist doch ein
    Drama, das wir in Deutschland zu vertreten haben, dass
    wir die jungen Frauen, statt ihnen die Möglichkeit zu bie-
    ten, Beruf und Familie zu vereinbaren, vor die Frage stel-
    len: Wollt ihr das eine oder das andere? Wer heute mit den
    jungen Frauen diskutiert, dem wird gesagt: Das größte Pro-
    blem ist nicht mehr das finanzielle, sondern die Frage: Wo-
    hin soll mein Kind, wenn es mittags aus der Schule kommt?
    Wir stellen daher 4 Milliarden Euro bereit, damit jede vierte
    Schule in Deutschland die Ganztagsschule anbietet. Das ist
    unsere Antwort für die nächste Wahlperiode.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wir halten sonntags keine schöne Reden darüber, wie
    wichtig es für das ganze Land ist, dass die Frauen Kinder
    bekommen und großziehen – übrigens wäre es auch gut,
    wenn sich die jungen Männer ein bisschen stärker daran
    beteiligten, als das in unserer Generation üblich war –,


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    und zwingen die Frauen montags, nur eine halbe Stelle an-
    zunehmen oder ganz aus dem Beruf auszuscheiden, um
    ihnen am Ende des Berufslebens nur eine geringe Rente
    zukommen zu lassen – als Dank des Vaterlands dafür, dass
    sie Kinder großgezogen haben. Meine Damen und Her-
    ren, das ist keine gerechte Gesellschaft und so wird man
    auch keine kinderfreundliche Gesellschaft.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ein weiterer Schwerpunkt dieses Haushaltes sind die
    Ausgaben für Forschung und Bildung. 1998 hat die Vor-
    gängerregierung dafür 7,3 Milliarden Euro bereitgestellt;
    das war übrigens weniger als noch ein paar Jahre zuvor.
    Für nächstes Jahr planen wir 9,3 Milliarden Euro ein, also
    2 Milliarden Euro mehr als im Jahre 1998, dem letzten
    Haushalt, den Sie von der CDU/CSU und der FDP zu ver-
    antworten hatten. Das ist der größte Forschungs- und Bil-
    dungshaushalt Deutschlands seit der Wiedervereinigung.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Wir wollen Deutschland auch langfristig an die Spitze

    von Forschung und Technologie marschieren sehen und
    den in den letzten Jahren erreichten hervorragenden Wett-
    bewerbsplatz halten. Allein an den Patentanmeldungen
    gemessen, gibt es nur noch drei kleine Länder in Europa,
    die etwas besser sind als wir. Wir stehen in diesem Be-
    reich vor allen großen Ländern und an der Spitze der
    G-7-Industrienationen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – HansPeter Repnik [CDU/CSU]: Und die besten sind Baden-Württemberg und Bayern)


    Die Ausgaben für Forschung und Bildung sind Zu-
    kunftsinvestitionen. Wer hier spart, gefährdet den Wohl-
    stand unserer Kinder. Darüber hätten Sie nachdenken sol-
    len, als Sie, doch wohl auch billigend, hingenommen
    haben, dass sich die Zahl der durch BAföG geförderten
    Studenten von 650 000 im Jahre 1990 auf 340 000 im

    Jahre 1998 fast halbiert hat. Das ist die schlimmste Un-
    terlassung, die Sie hinsichtlich Zukunftsinvestitionen zu
    verantworten haben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Deswegen haben wir die BAföG-Reform gemacht; des-
    wegen werden heute schon wieder 100 000 Studentinnen
    und Studenten mehr durch BAföG gefördert. Man kann
    nicht in drei Jahren all das, was Sie acht Jahre vorher ab-
    gebaut haben, wieder aufbauen. Man kann aber, meine
    Damen und Herren, die Weichen umlegen und in die rich-
    tige Richtung stellen. Danach muss man den eingeschla-
    genen Weg konsequent weiter gehen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Opposi-
    tion orientiert ihre Politik neuerdings ja an Quoten. Sie
    scheint mir geradezu quotenfixiert. Aber selbst an diesen
    zweifelhaften Maßstäben gemessen, ist unsere Politik
    überaus erfolgreich. Gegenüber 1998 haben wir die
    Staatsquote, die Abgabenquote und die Steuerquote ge-
    senkt. Das waren Nebenprodukte unserer Politik, mit der
    wir die Grundlage für eine erfolgreiche Zukunft gelegt
    haben, indem wir mit Investitionen in die Verkehrsinfra-
    struktur, die Familienförderung und die Bildung die Basis
    für künftiges Wachstum gelegt haben.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Sehen wir uns dagegen einmal Ihre dreimal 40 an: Die
    ersten 40 Prozent betreffen die Senkung der Staatsquote;
    das ist in überschaubarer Zeit völlig unrealistisch. In heu-
    tigen Zahlen heißt das: Der gesamte Bundeshaushalt wird
    dichtgemacht, es bleiben nur noch Zinszahlungen übrig –
    völlig unrealistisch.


    (Friedrich Merz [CDU/CSU]: Reden Sie doch nicht solch einen Unsinn! Das wissen Sie doch, dass das Quatsch ist!)


    Wenn Sie, meine Damen und Herren, das dann noch mit
    einer Politik, die Neuverschuldung forciert, kombinieren,
    ist damit das Ende jeglicher Handlungsfähigkeit des Staa-
    tes erreicht.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wenn man Quoten senken will, muss man zuerst dafür
    sorgen, dass der Staat handlungsfähig ist. Man kann nied-
    rigere Quoten anstreben, aber nur dann, wenn man vorher
    die Verschuldung gesenkt hat. Sonst wird der Staat hand-
    lungsunfähig.

    Die Senkung der Lohnnebenkosten auf 40 Prozent ist
    eine ganz richtige Zielsetzung. Ich sehe hier nur ein Pro-
    blem: In den 16 Jahren, als Sie an der Regierung waren,
    sind die Lohnnebenkosten nur gestiegen. Erst in der jetzi-
    gen Legislaturperiode unter dieser Regierung sinken sie
    zum ersten Mal wieder.


    (Friedrich Merz [CDU/CSU]: Unsinn! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Stimmt doch gar nicht!)





    Bundesminister Hans Eichel
    25468


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Sie können nun sagen, das bisher Erreichte reiche nicht.
    Das ist in Ordnung. Uns reicht das auch nicht. Aber Sie,
    die das dauernde Steigen der Lohnnebenkosten zugelas-
    sen haben, haben nicht das Recht, uns an dieser Stelle zu
    kritisieren.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hans-Peter Repnik [CDU/ CSU]: Das stimmt doch gar nicht! Das war doch in den ersten acht Jahren vor der Wiedervereinigung anders! Das ist eine glatte Lüge!)


    Die Logik desjenigen, der auf die Idee gekommen ist,
    neben den wichtigen Fragen der Senkung der Staatsquote
    und der Lohnnebenkosten – wobei ich glaube, dass Sie in
    einem Punkt falsch liegen – die Senkung des Spitzensteu-
    ersatzes zum dritten wichtigen Staatsziel zu erklären, er-
    schließt sich mir nicht. Das alleine charakterisiert voll-
    ständig Ihre Steuerpolitik, meine Damen und Herren!


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Im Übrigen möchte ich Ihnen, da wir schon so viel über
    Quoten diskutieren, zwei weitere 40-Prozent-Quoten ans
    Herz legen: zum einen die der Abiturientinnen und Abi-
    turienten in Bayern pro Jahrgang. Diese liegt gerade ein-
    mal bei 29 Prozent. Das ist 7 Prozent unter dem bundes-
    deutschen Durchschnitt. Mit solchen Quoten sind wir in
    Europa nicht konkurrenzfähig; da müssen Sie eine Menge
    tun.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: So würde ich nicht argumentieren!)


    – Nein, dort gibt es mehr Schlaue, verehrter Herr
    Dr. Gerhardt. In Bayern kommt diese Quote ja auf dem
    Lande zustande. Kinder, die in Bayern auf dem Lande
    leben, sind nicht dümmer als anderswo, sie haben nur
    weniger schulische Chancen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Lachen und Widerspruch bei der CDU/CSU und der FDP – Hans Michelbach [CDU/CSU]: PISA!)


    Man könnte auch über die Frauenquote reden; auch
    diese ist bezeichnend: 18 Prozent in Ihrer Bundestags-
    fraktion und 13 Prozent in der CSU-Landesgruppe. Sie
    haben noch einen weiten Weg vor sich, ehe Sie tatsächlich
    den Frauen klar gemacht haben, dass Sie ihnen die glei-
    chen Rechte in der Gesellschaft zugestehen wollen wie
    den Männern.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Widerspruch der Abg. Angelika Volquartz [CDU/CSU])


    Meine Damen und Herren, wir haben die Staatsver-
    schuldung eingedämmt. In Zukunft wird die Verfolgung
    dieses Zieles nicht leichter; das lässt keine Schönwetter-
    politik zu, sondern erfordert unter jeweils veränderten
    Rahmenbedingungen immer wieder neue schwierige Ent-
    scheidungen. Die Situation ist schwierig: Es gibt Zusatz-
    belastungen, die aber, wenn wir uns anstrengen, be-
    herrschbar sind.

    Wir stehen trotz aller Finanzenge fest zum europä-
    ischen Stabilitäts- und Wachstumspakt. Bei der Union
    habe ich da meine Zweifel und – ich wiederhole es – auch
    in Brüssel sind die Zweifel sehr ausgeprägt. Auch da über-
    legt man sich sehr genau, welcher Wahlausgang in
    Deutschland welche Konsequenzen für den europäischen
    Stabilitäts- und Wachstumspakt haben wird.

    Wer vollmundig ein Sofortprogramm ankündigt, das
    dem Staat zusätzliche Schulden aufhalsen würde – ich
    will, Herr Merz, gar nicht darüber streiten, ob es 10 oder
    20 Milliarden Euro sind; ich werde Ihnen aber Zahlen
    nennen –, steht in Wirklichkeit nicht hinter dem europä-
    ischen Stabilitäts- und Wachstumspakt. Mit diesem Pro-
    gramm reißt Deutschland die Latte garantiert.

    Die solide Finanzierung der Hochwasserhilfen will die
    Union kippen – Kosten: 7Milliarden Euro. Die Ökosteuer
    soll ausgesetzt werden – zusätzliche 3 Milliarden Euro.
    Der Niedriglohnbereich soll mit 3 Milliarden Euro sub-
    ventioniert werden. Die Gewerbesteuerumlage wollen Sie
    senken; das macht 2 Milliarden Euro. Für die Abschrei-
    bungsvergünstigungen benötigen Sie wiederum 2,5Milli-
    arden Euro. Und so geht es weiter. Den Bundeswehretat
    wollen Sie aufstocken, vorsichtshalber nennen Sie keine
    Zahl. Auf diese Weise sind wir in kürzester Zeit weit über
    den von Ihnen behaupteten 10 Milliarden Euro – obwohl
    es bei diesen Größenordnungen schon fast nicht mehr da-
    rauf ankommt.


    (Ludwig Stiegler [SPD]: Aber sie müssen es nicht machen, deshalb können sie so locker daherreden!)


    Alles ist mit Luft finanziert und genährt von der Hoff-
    nung, die US-amerikanische Wirtschaft komme schneller
    auf die Beine, wenn ein Bayer von München nach Berlin
    umzieht. Wer soll das ernst nehmen?


    (Heiterkeit bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Beifall bei der SPD)


    Wir bieten dagegen die Fortführung unserer soliden
    Haushaltspolitik an. Wir sind auf dem Weg zu einem ge-
    samtstaatlichen Haushalt ohne neue Schulden und zu ei-
    nem Bundeshaushalt ohne Neuverschuldung. Das erfor-
    dert große und jedes Mal wieder neue Anstrengungen,
    weil wir das in durchaus schwierigen Zeiten hinbekom-
    men müssen. Wenn wir das erreicht haben, können wir
    damit beginnen, den Schuldenberg Schritt für Schritt ab-
    zubauen.

    Wir haben soziale Gerechtigkeit wieder zu einem
    Leitmotiv der Politik gemacht. Deutschland ist in den ver-
    gangenen vier Jahren deutlich vorangekommen und wir
    werden es weiter stärken.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Wer glaubt das denn?)


    Der Bundeshaushalt 2003 ist eine wichtige Zwi-
    schenstation. Mit ihm geht es weiter auf dem Weg der
    Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, der Bekämpfung der
    Staatsverschuldung und der besseren Versorgung der ge-
    samten Bevölkerung.

    Wir halten auch in der nächsten Legislaturperiode an
    unserem finanzpolitischen Kurs der Sanierung der




    Bundesminister Hans Eichel

    25469


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Staatsfinanzen fest. Das ist die Voraussetzung dafür, dass
    wir unsere Arbeit bezüglich der Modernisierung unseres
    Landes erfolgreich fortführen können. Dafür haben wir
    uns in den kommenden Jahren noch viel vorgenommen.
    Wir werden den Arbeitsmarkt durch die Umsetzung der
    Hartz-Vorschläge – sie hat bereits begonnen – in Ordnung
    bringen. Die nötige Gemeindefinanzreform ist in Vor-
    bereitung. Wir werden weitere Schritte zur Reform des
    Gesundheitswesens unternehmen.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Versprochen, gebrochen!)


    Den Kapitalmarkt haben wir reformiert; er wird weiter
    modernisiert und den veränderten Bedingungen ange-
    passt. Der Aufbau Ost behält seine hohe Priorität. Darauf
    können die ostdeutschen Länder und die Menschen in je-
    nen Ländern setzen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Das Wichtigste: Unser Haushalt schafft die Grundlage
    für Wachstum und Beschäftigung. Die Investitionen
    sind wieder gestiegen, die Zukunftsbereiche werden ge-
    stärkt, die Verlässlichkeit schafft Vertrauen – Vertrauen,
    das sich auszahlt, für Unternehmen genauso wie für Ar-
    beitnehmer, Familien, Jung und Alt.

    Wer wie Sie bei der ersten unvorhergesehenen grö-
    ßeren Maßnahme wieder nichts anderes weiß, als in alte
    Schuldenpolitik zurückzufallen, der kann in schwierigen
    Zeiten nicht verlässlich das Land führen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wer in solchen Zeiten klaren Kurs hält, dabei weiß, dass
    nichts einfach ist, dass Politik keine Schönwetterveran-
    staltung ist und dass man jedes Jahr vor neuen schwieri-
    gen Entscheidungen steht, der kann das Land führen. Die
    Menschen haben gespürt, dass es diese Bundesregierung
    unter der Führung von Bundeskanzler Schröder schafft.


    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Auf Wiedersehen!)


    Ich bin sehr optimistisch, dass genau das am Anfang der
    nächsten Legislaturperiode hier im Deutschen Bundestag
    wieder sichtbar werden wird. Sie bleiben in der Opposition
    und wir werden unseren konsequenten Kurs fortsetzen.


    (Anhaltender Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)