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    Absetzung des Tagesordnungspunktes 2 . . . . . 24980 C Gedenken für den verstorbenen ehemaligen Vorsitzenden der Fraktion der CDU/CSU, Dr. Alfred Dregger Vizepräsident Dr. h. c. Rudolf Seiters . . . . . . 24979 A Tagesordnungspunkt 1: Vereinbarte Debatte: Gewalt und Gesell- schaft – Ursachen erkennen, Werte ver- mitteln, friedliches Zusammenleben stärken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24980 C Wolfgang Thierse SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 24980 C Dr. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 24982 C Katrin Göring-Eckardt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24985 B Dr. Wolfgang Gerhardt FDP . . . . . . . . . . . . . 24987 B Petra Pau PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24989 A Dr. Edith Niehuis, Parl. Staatssekretärin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24990 A Dr. Bernhard Vogel, Ministerpräsident (Thüringen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24992 B Dr. Antje Vollmer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24995 C Dr. Karlheinz Guttmacher FDP . . . . . . . . . . . 24997 A Angela Marquardt PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . 24997 D Christoph Matschie SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 24999 A Maria Eichhorn CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 25000 D Michael Müller (Düsseldorf) SPD . . . . . . . . 25002 A Kerstin Griese SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25003 B Michael Roth (Heringen) SPD . . . . . . . . . . . 25004 D Carsten Schneider SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 25006 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25007 D Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25007 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 25009 A Anlage 2 Nachträglich zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung: – Große Anfrage: Forschungsförderung in Deutschland – Unterrichtung: Bericht zur technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands 2001 und Stellungnahme der Bundesregierung – Beschlussempfehlung und Bericht: – Förderung der Energiespeicherforschung – Gegen ein Forschungsverbot in der Gashydratforschung – Faktenbericht Forschung 2002 zum Bundesbericht Forschung 2000 – Beschlussempfehlung und Bericht: Mehr Frauen an die Spitze von Wissenschaft und Forschung – durch Gender Mainstreaming Frauen in Wissenschaft und Forschung stärken – Beschlussempfehlung und Bericht: Res- sortforschung überprüfen – Effizienz der Forschung steigern Plenarprotokoll 14/247 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 247. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 3. Juli 2002 I n h a l t : – Beschlussempfehlung und Bericht: – Die Brennstoffzelle – Technik des 3. Jahrtausends – Technikfolgenabschätzung: hier: TA- Projekt „Brennstoffzellen-Technolo- gie“ – Antrag: Eine neue Offensive für eine mo- derne Forschungspolitik – Antrag: Wissenschaft und Forschung als Motor der gesellschaftlichen Entwicklung und des wirtschaftlichen Aufschwungs in Deutschland nutzen (246. Sitzung, Tagesordnungspunkt 27, Zu- satztagesordnungspunkt 15 und 16) . . . . . . . . 25009 C Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25009 C Anlage 3 Rechtsgültigkeit der polnischen Rechtsakte zu Enteignung und Vertreibung von Personen deutscher Nationalität aus den damals deut- schen Ostgebieten MdlAnfr 1 Hartmut Koschyk CDU/CSU Antw StMin Dr. Christoph Zöpel AA . . . . . . . 25011 C Anlage 4 Auswirkungen des Gesetzes zur Eindämmung der illegalen Betätigung im Baugewerbe, ins- besondere der so genannten Bauabzugsteuer, für mittelständische Unternehmen; geplante Änderungen durch das BMF MdlAnfr 2, 3 Klaus Hofbauer CDU/CSU Antw PStSek’in Dr. Barbara Hendricks BMF 25012 A Anlage 5 Fortsetzung der Milchmengengarantierege- lung, Maßnahmen gegen den sinkenden Milch- preis MdlAnfr 4, 5 Dr. Gerd Müller CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Gerald Thalheim BMVEL 25012 C Anlage 6 Veränderung der Struktur von Arbeitsämtern, Schließung des Arbeitsamtes Coburg MdlAnfr 6 Hans Michelbach CDU/CSU Antw PStSekr Gerd Andres BMA . . . . . . . . . 25013 A Anlage 7 Freizeitmöglichkeiten für im Ausland in Feld- lagern stationierte deutsche Soldaten MdlAnfr 7 Günther Friedrich Nolting FDP Antw PStSekr’in Brigitte Schulte BMVg . . . 25013 B Anlage 8 Änderungen bei der Gewährung von Haus- haltshilfe durch die gesetzliche Krankenkasse MdlAnfr 8, 9 Maria Eichhorn CDU/CSU Antw PStSekr’in Gudrun Schaich-Walch BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25013 D Anlage 9 Aufnahme der Ortsumfahrung der B 179 in Kö- nigs Wusterhausen in Brandenburg sowie der Autobahnanbindung A13/B 246 in Bestensee in Brandenburg in den Bundesverkehrswegeplan MdlAnfr 10, 11 Maritta Böttcher PDS Antw PStSekr’in Angelika Mertens BMVBW 25013 D Anlage 10 Zustimmung zur Auflösung des Entwicklungs- ministerrates der EU; Eingliederung des BMZ in das AA MdlAnfr 12, 13 PeterWeiß (Emmendingen) CDU/CSU Antw StMin Hans Martin Bury BK . . . . . . . . 25014 B Anlage 11 Neukonzeption der Vertriebenenkulturarbeit zwecks Übereinstimmung mit § 96 Bundesver- triebenengesetz MdlAnfr 14 Hartmut Koschyk CDU/CSU Antw StMin Hans Martin Bury BK . . . . . . . . 25014 C Anlage 12 Anwendung des Programmpakets Public Admi- nistration Software System (PASS) eines Anbie- ters aus Nordrhein-Westfalen in Geschäftsberei- chen der Bundesregierung; Kostenaufwand MdlAnfr 15 Steffen Kampeter CDU/CSU Antw PStSekr Fritz Rudolf Körper BMI . . . . 25014 D Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 247. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 3. Juli 2002II Anlage 13 Anzahl der im Rahmen der Fußballweltmeister- schaft nach Japan und Südkorea gereisten Mitglie- der der Bundesregierung, Mitarbeiter des Bundes und Dritte auf Einladung des Bundes, Kosten MdlAnfr 13 Syliva Bonitz CDU/CSU Antw PStSekr Fritz Rudolf Körper BMI . . . . 25015 A Anlage 14 Hinweise auf mögliche Terroranschläge in Deutschland oder auf deutsche Staatsbürger oder Einrichtungen im Ausland; Gefahrenpo- tenzial von Schiffscontainern MdlAnfr 17 Sylvia Bonitz CDU/CSU Antw PStSekr Fritz Rudolf Körper BMI . . . . 25015 C Anlage 15 Finanzierung des neuen „Mitelstandspro- gramms“ der Bundesregierung MdlAnfr 18 Dietrich Austermann CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Ditmar Staffelt BMWi . . . 25015 D Anlage 16 Vereinbarkeit von „Markenausschreibungen“ mit den rechtlichen Bestimmungen für Verga- ben; Ausschluss des Mittelstandes vom Wettbe- werb MdlAnfr 19, 20 Max Straubinger CDU/CSU Antw PStSekr Dr. Ditmar Staffelt BMWi . . . 25016 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 247. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 3. Juli 2002 III Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 247. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 3. Juli 2002
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    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 247. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 3. Juli 2002 Carsten Schneider 25007 (C) (D) (A) (B) Berichtigung 245. Sitzung, Seite 24785 (B), Zweiter Absatz, der erste Satz ist wie folgt zu lesen: „Zur Ehrenrettung der geprüften Verwal- tungen sei allerdings gesagt: Jährlich verlassen den Hof und seine Prüfungsämter Hunderte von Prüfungsmitteilungen.“ Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 247. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 3. Juli 2002 25009 (C) (D) (A) (B) Bierwirth, Petra SPD 03.07.2002 Friedrich (Altenburg), SPD 03.07.2002 Peter Dr. Grygier, Bärbel PDS 03.07.2002 Hauer, Nina SPD 03.07.2002 Hilsberg, Stephan SPD 03.07.2002 Irmer, Ulrich FDP 03.07.2002 Dr. Lamers (Heidelberg), CDU/CSU 03.07.2002 Karl A. Leidinger, Robert SPD 03.07.2002 Mante, Winfried SPD 03.07.2002 Dr. Protzner, Bernd CDU/CSU 03.07.2002 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 03.07.2002 Seehofer, Horst CDU/CSU 03.07.2002 Thiele, Carl-Ludwig FDP 03.07.2002 Türk, Jürgen FDP 03.07.2002 Welt, Jochen SPD 03.07.2002 Dr. Westerwelle, Guido FDP 03.07.2002 Wieczorek (Duisburg), SPD 03.07.2002 Helmut Wiesehügel, Klaus SPD 03.07.2002 Anlage 2 Nachträglich zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung: – Große Anfrage: Forschungsförderung in Deutsch- land – Unterrichtung: Bericht zur technologischen Leis- tungsfähigkeit Deutschlands 2001 und Stellung- nahme der Bundesregierung – Beschlussempfehlung und Bericht: – Förderung der Energiespeicherforschung – Gegen ein Forschungsverbot in der Gashydrat- forschung – Faktenbericht Forschung 2002 zum Bundesbe- richt Forschung 2000 entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht – Beschlussempfehlung und Bericht: Mehr Frauen an die Spitze von Wissenschaft und Forschung – durch Gender Mainstreaming Frauen in Wissen- schaft und Forschung stärken – Beschlussempfehlung und Bericht: Ressortfor- schung überprüfen – Effizienz der Forschung stei- gern – Beschlussempfehlung und Bericht: – Die Brennstoffzelle – Technik des 3. Jahrtau- sends – Technikfolgenabschätzung: hier: TA-Projekt „Brennstoffzellen-Technologie“ – Antrag: Eine neue Offensive für eine moderne For- schungspolitik – Antrag: Wissenschaft und Forschung als Motor der gesellschaftlichen Entwicklung und des wirtschaft- lichen Aufschwungs in Deutschland nutzen (246. Sitzung, Tagesordnungspunkt 27, Zusatztages- ordnungspunkt 15 und 16) Jörg Tauss (SPD): Für ein rohstoffarmes Land wie Deutschland und für eine exportorientierte Wirtschaft hat die Innovationsfähigkeit von Wissenschaft und Wirtschaft eine kaum zu überschätzende zentrale Bedeutung. Eine hohe gesellschaftliche Innovationsfähigkeit setzt aller- dings nicht nur eine hohe Qualität der Aus- und Weiter- bildungseinrichtungen voraus, über die derzeit kontrovers diskutiert wird. Auch die technologische Leistungsfähig- keit eines Landes und die Qualität seiner Forschung sind wichtige Elemente der notwendigen Rahmenbedingun- gen für Innovationen und neue Arbeitsplätze, die nach- haltiges Wachstum fördern sowie den Strukturwandel be- schleunigen und zugleich bewältigbar halten. Erst eine moderne Forschungs- und Technologiepolitik stellt die Wissenschaft und die neuen Technologien in den Dienst der Menschen und schafft die Grundlagen für gesell- schaftliche Entwicklung, wirtschaftliches Wachstum und kulturelle Vielfalt. Diesem Ziel einer modernen Forschungs- und Techno- logiepolitik, die Wissenschaft und Technik nicht als Selbstzweck versteht, sondern als Chance und Mittel für eine positive gesamtgesellschaftliche Entwicklung, hat sich die rot-grüne Bundesregierung und haben sich die Koalitionsfraktionen seit 1998 verschrieben. Es verwun- dert daher nicht, dass heute am Ende der Legislaturperi- ode die Bilanz der rot-grünen Bundesregierung mehr als beeindruckend ist: Auch wenn Sie von der Opposition es nicht hören wol- len, wiederhole ich gern, dass diese Bundesregierung den Negativtrend der schwarz-gelben Koalition umgekehrt hat. Rot-Grün hat den Haushalt für Bildung und For- schung seit 1998 um über 21 Prozent erhöht, und das trotz der notwendigen und richtigen Politik einer Haushalts- konsolidierung. Zwischen 1993 und 1998 waren unter der CDU/CSU-FDP-Koalition die Ausgaben des BMBF noch um circa 360 Millionen Euro abgesenkt worden. Zudem ist diese Bundesregierung vom Gießkannen- prinzip weggegangen und hat zunehmend zielorientiert in zukunftsträchtige Schlüsselbereiche investiert und damit die zukünftige Leistungsfähigkeit Deutschlands gestärkt. So hat das BMBF seit 1998 die Projektförderung um über 43 Prozent erhöht. Diese Mittel fließen in innovative For- schungsfelder wie IT-Technologie, Biotechnologie und Medizin sowie in die Forschung für eine umweltgerechte nachhaltige Entwicklung. Diese Bundesregierung hat die notwendigen struktu- rellen Reformen der deutschen Forschungslandschaft an- gepackt, und dies sowohl institutionell – verwiesen sei auf die Fusion von Fraunhofer-Gesellschaft und GMD oder auf die Neuordnung der Helmholtz-Gemeinschaft – als auch instrumentell durch die Stärkung der Projektförde- rung gegenüber der institutionellen Förderung. Auch dies ist kein Selbstzweck. Vielmehr bedeutet Projektförderung mehr Flexibilität, mehr Wettbewerb und mehr Qualität. Zu den wichtigen strukturellen Reformen gehören auch die Einführung der Juniorprofessur und die Reform der Professorenbesoldung. Durch diese hat die Bundesre- gierung die Voraussetzungen geschaffen, damit die deut- schen Hochschulen und Forschungseinrichtungen durch attraktive Arbeitsbedingungen sowie flexiblere und leis- tungsorientierte Vergütungen die für ihre Forschung benötigten Spitzenkräfte – auch aus dem Ausland oder aus der Wirtschaft – gewinnen können. Diese Bundesregierung hat die wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Ressourcen in den neuen Ländern mit jährlich über 1,5 Milliarden Euro gestärkt und damit wichtige Impulse zum Ausbau regionaler Innovationspo- tenziale und zukunftsfähiger Arbeitsplätze gegeben. Diese Bundesregierung hat die Frauenförderung zu ei- ner vordringlichen Aufgabe gemacht, weil ein moderner Forschungsstandort darauf angewiesen ist, Frauen eine gleichberechtigte Teilhabe an Forschung und Lehre zu er- möglichen und das gesamte wissenschaftliche Potenzial der Gesellschaft zu nutzen. Der Antrag der Koalitions- fraktionen „Mehr Frauen an die Spitze von Wissenschaft und Forschung“, den wir heute mitberaten, zeigt einmal mehr, dass diese Koalition es nicht bei Lippenbekenntnis- sen belässt. Die Regierungskoalition hat von Anbeginn die zentrale Bedeutung einer modernen Bildungs- und Forschungspo- litik für eine innovationsfähige und auch innovationsfreu- dige Wissenschaft und Wirtschaft ernst genommen. So belegt auch der Bericht zur technologischen Leistungsfä- higkeit Deutschlands 2001 deutlich, dass sich auch die in- ternationale Wettbewerbssituation für das deutsche Inno- vationssystem seit 1998 deutlich verbessert hat. Zu den wichtigsten Einzelergebnissen zählen meines Erachtens fünf Punkte: Deutschland ist insbesondere im Automobilbau, im Maschinenbau und bei den wissensintensiven Dienstleis- tungen international Spitzenklasse. Fast schon traditionell sind wir der Lead Market sowohl für die Auto- als auch für die Maschinenbauindustrie. Der Maschinenbau ist oh- nehin mit fast einer Million Beschäftigten und 150 Milli- arden Euro Umsatz eine der Kernbranchen Deutschlands. Der deutsche Maschinenbau ist gemessen, an den Patent- anmeldungen der weltweit innovativste und nur folge- richtig mit fast 20 Prozent auch Weltmarktführer. Hier wie im Automobilbau zahlt sich insbesondere die intensive partnerschaftliche Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft aus. Der Verbundgedanke verbindet auf offenbar sehr erfolgreiche Weise innovative und techno- logische Leistungsfähigkeit mit der notwendigen Markt- orientierung und zahlt sich eben auch in Markterfolg und in hervorragenden Exportchancen aus. Gemessen am An- teil an der Wertschöpfung können wir sowohl bei den wis- sensintensiven Dienstleistungen mit 29 Prozent, als auch bei den forschungsintensiven Industrien mit 13 Prozent den Vergleich mit den USA bestehen. Die Wirtschaft hat ihre Aufwendungen für Forschung und Entwicklung dem Bericht zufolge 2001 nochmals um 4,5 Prozent erhöhen können. Die Innovationsaufwendun- gen der Industrieunternehmen erreichten 2001 mit circa 60 Milliarden Euro einen historischen Höchststand. Noch wichtiger ist in diesem Zusammenhang sogar, dass auch die gesamtwirtschaftliche FuE-Intensität auf 2,5 Prozent ange- stiegen ist. Laut Bericht sind seit 1998 die FuE-Aufwen- dungen der Unternehmen sogar um 23 Prozent gewachsen. Hierbei ist aber zu beachten, dass dieser Anstieg vor allem auf Kapazitätsausweitungen von Großunternehmen des Automobilbaus, der Elektro- und Pharmaindustrie und der Nachrichtentechnik zurückgeht und weniger auf KMUs. Dies ist auch auf den nach wie vor herrschenden Fachkräf- temangel zurückzuführen, der besonders die KMUs trifft. Der Bericht belegt, dass die deutsche Wirtschaft im Strukturwandel zur Wissenswirtschaft zunehmend an Dy- namik gewinnt und weiter vorankommt. Fast eine halbe Million neuer und zukunftssicherer Arbeitsplätze sind ist 1997 in den forschungsintensiven Industrien oder im wis- sensintensiven Dienstleistungsbereich entstanden. Hierzu haben nicht nur so genannte technologieorientierte Grün- dungen und Verwertungsgründungen – so genannte Spin- offs – beigetragen. Über 67 000 Gründungen in for- schungs- und wissensintensiven Branchen in 2000, davon allein 6 400 im Multimedia-Bereich, sprechen hier eine eindeutige Sprache, auch wenn erwartet werden muss, das diese Dynamik sich in 2001 abgeschwächt hat. Für den schnellen und marktorientierten Wissenstransfer von der Forschung in die Anwendung und die Produktion und da- mit für die Bewältigung des Strukturwandels ist diese Gründungsdynamik und sind gerade die Spin-offs von kaum zu überschätzender Bedeutung. Hier zahlt es sich zudem aus, dass diese Bundesregierung, wie gesagt, das Gießkannenprinzip aufgegeben hat und zunehmend dem Prinzip Projektförderung in identifizierten Schlüsseltech- nologien folgt. Damit sind wir in der Lage, uns gerade in den Technologiebereichen von morgen und übermorgen bereits heute eine hervorragende Ausgangslage zu er- arbeiten. Dies gilt derzeit insbesondere für den zukunfts- trächtigen Bereich der optischen Technologien, der sich anschickt, als neue Grundlagentechnologie eine große po- sitive wirtschaftliche Dynamik in zahlreichen Wirt- schaftsbranchen auszulösen. Auch hier sind wir also in ei- ner hervorragenden Ausgangslage. Deutlich dokumentiert der Bericht ebenfalls die beson- deren Probleme der ostdeutschen FuE-Landschaft. Nicht nur, dass noch immer lediglich 8 Prozent des FuE-Perso- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 247. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 3. Juli 200225010 (C) (D) (A) (B) nals oder auch nur 4,5 Prozent der FuE-Aufwendungen Deutschlands auf die neuen Länder entfallen, darüber hi- naus konnte auch die Kluft zur westlichen industriellen Forschung auch aufgrund der kleinbetrieblichen Unter- nehmensstruktur nicht verringert werden. Aber auch posi- tive Indizien sind ableitbar, etwa die Steigerungen der Auslandsumsätze forschungsintensiver Sektoren in den neuen Ländern um jährlich 19 Prozent seit 1993 oder auch die teilweise hohe und mit dem Westen vergleichbare For- schungsintensität in einigen Branchen – wenn auch diese noch ein zu geringes gesamtwirtschaftliches Gewicht ha- ben. Keiner kann und niemand will bestreiten, dass es hier noch einiges zu tun gibt. Schließlich belegt der Bericht auch den zunehmenden Trend der Internationalisierung von Entwicklung und Forschung. Dabei gehen überproportional die anwen- dungsorientierten Entwicklungsbereiche der Unterneh- men ins Ausland, wobei die forschungsintensiven Berei- che mit hoher Patentintensität überwiegend weiterhin in Deutschland bleiben. Dies belegt aber einmal mehr, dass wir im internationalen Wettbewerb zunehmend Anstren- gungen unternehmen müssen, um ausreichend und hinrei- chend qualifizierte Fachkräfte auszubilden und um auch aufgrund des akuten Fachkräftemangels die besten Köpfe an unsere Institute und in unsere Unternehmen zu holen. Die Attraktivität des Studien- und auch Forschungsstand- ortes Deutschland gilt es nachhaltig zu erhöhen und inter- national auszurichten. Noch wichtiger aber als diese aktuellen Zahlen und zu- gleich noch schmerzlicher sind meines Erachtens die Empfehlungen und Maßnahmenvorschläge der sechs For- schungsinstitute, die diesen Bericht verfasst haben: Diese Bundesregierung hat bereits mit der Umsetzung beinahe jeder Empfehlung oder jeder Forderung der Experten- gruppe begonnen, auf jede Frage haben wir bereits eine Antwort geben können. Wir haben Bildung und For- schung wieder dahingebracht, wo es hingehört, nämlich in den Mittelpunkt einer modernen Innovationspolitik. Diese Bundesregierung hat den Haushalt für Bildung und Forschung seit 1998 um 21 Prozent erhöht. Sie hat die Fördermittel für Bildung und Forschung in den neuen Län- dern auf 2 Milliarden Euro 2002 erhöht und für diese För- derprogramme wie „Inno-Regio“ und auch „NEMO“ ini- tiiert. Sie hat im Technologiebereich mit dem BTU- und dem Exist-Programm eine Gründungsdynamik ohne Bei- spiel begleitet. Sie hat auch die KMUs in ihrer Förderpo- litik durch die Erhöhung der Forschungsförderung um 50 Prozent seit 1998 und durch spezielle Förderpro- gramme wie zum Beispiel „Mikrosystemtechnik 2000+“ in den Mittelpunkt gestellt. Diese Bundesregierung hat be- reits wie gefordert besondere Programme für die Schlüs- seltechnologien für die Märkte von morgen aufgelegt, wie etwa jüngst „Optische Technologien – Made in Germany“ mit insgesamt 280 Millionen Euro für fünf Jahre. Sie hat sich in einer breiten IT-Offensive des akuten Fachkräftemangels angenommen und mit der Greencard- Initiative bisher 11 500 Arbeitverhältnisse sowie mit den neuen IT- und Medienberufen allein bis Ende 2001 über 70 000 Ausbildungsverträge ermöglicht. Last but not least hat diese Bundesregierung mit dem Zuwanderungsgesetz die Rahmenbedingungen für ausländische Studierende nachhaltig verbessert und strukturelle Reformen im Hochschulbereich und in der deutschen Forschungsland- schaft mit Nachdruck angepackt. Sie sehen, meine sehr verehrten Damen und Herren von der Opposition, während Sie bei offenen Fragen und beim unverbindli- chen „Man könnte mal“ stehen bleiben, hat diese Koali- tion bereits Antworten gegeben und Lösungen erarbeitet. Lassen Sie mich noch einmal zusammenfassen: Der vorgelegte Bericht zur technologischen Leistungsfähig- keit 2001 und auch der Faktenbericht Forschung be- schreiben Stärken und erfreuliche Entwicklungen des deutschen lnnovationssystems insgesamt. Sie belegen, dass sich die Position Deutschlands im internationalen Forschungs- und Technologiewettbewerb weiter verbes- sert hat. Dies trägt nicht nur zur Sicherung der wirtschaft- lichen und wissenschaftlichen Zukunft in Deutschland bei, sondern schafft zukunftssichere Arbeitsplätze und be- stätigt nachdrücklich die moderne Forschungs- und Tech- nologiepolitik der rot-grünen Bundesregierung. Unter dieser Bundesregierung haben Bildung und Forschung wieder die höchste Priorität erhalten. Bereits dies ist Grund genug, diesen erfolgreichen Weg weitere vier Jahre fortzusetzen. Anlage 3 Antwort des Staatsministers Dr. Christoph Zöpel auf die Frage des Abgeordneten Hartmut Koschyk (CDU/CSU) (Druck- sache 14/9635, Frage 1): Hat die Bundesregierung davon Kenntnis, dass laut „Frank- furter Allgemeine Zeitung“ vom 26. Juni 2002 die polnischen Rechtsakte, welche die Enteignung und Vertreibung von Personen deutscher Nationalität aus den damals deutschen Ostgebieten be- stimmt haben, schon im Jahr 1989 durch eine Entscheidung des polnischen Sejm aufgehoben worden sind, und wird sich die Bun- desregierung gegenüber der polnischen Regierung um Aufklärung dahingehend bemühen, welche Rechtsqualität und -gültigkeit die oben genannten Rechtsakte haben?1) Nach Kenntnis der Bundesregierung wurden in Polen in den vergangenen Jahrzehnten folgende, mit der Ver- treibung von Deutschen (neben deutschen Staatsan- gehörigen aus den ehemaligen Ostgebieten auch Deut- sche aus der ehemaligen Freien Stadt Danzig und Angehörige der deutschen Minderheit in Polen) in Zu- sammenhang stehende Rechtsakte aufgehoben: Das Dekret vom 6. Mai 1945 über „das verlassene und aufgegebene Vermögen“ wurde zunächst ersetzt durch das Dekret vom 8. März 1946 über „das verlassene und ehe- mals deutsche Vermögen“, das wiederum durch Art. 100 des „Gesetzes vom 29. April 1985 über die Bodenbewirt- schaftung“ (Polnisches Gesetzblatt Nr. 22/1985) mit Wir- kung für die Zukunft außer Kraft gesetzt wurde. Das Dekret vom 4. November 1944 über das Ergreifen von „Sicherheitsmaßnahmen im Zusammenhang mit Volks- verrätern“ wurde ebenso wie das Gesetz vom 6. Mai 1945 über den „Ausschluss feindlicher Elemente aus der Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 247. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 3. Juli 2002 25011 (C) (D) (A) (B) 1) siehe hierzu auch Frage 14 Gesellschaft“ durch das Dekret über die Abschaffung der Sonderstrafgerichte vom 17. Oktober 1946 (Polnisches Gesetzblatt 59/1946) aufgehoben. Das Gesetz vom 28. April 1946 über die „Staatsan- gehörigkeit des polnischen Staates (sic) von Personen pol- nischer Nationalität, die in den wiedererlangten Gebieten wohnhaft sind“ sowie das Dekret vom 13. September 1946 über den „Ausschluss von Personen deutscher Volkszugehörigkeit aus der Gesellschaft“ wurden aufge- hoben durch das Staatsangehörigkeitsgesetz vom 8. Mai 1951 (Polnisches Gesetzblatt 4/1951). Anlage 4 Antwort der Parl. Staatssekretärin Dr. Barbara Hendricks auf die Fragen des Abgeordneten Klaus Hofbauer (CDU/CSU) (Drucksache 14/9636, Fragen 2 und 3): Hat die durch das „Gesetz zur Eindämmung der illegalen Betätigung im Baugewerbe“ vom 30. August 2001 eingeführte Regelung des Steuervorabzuges bei Bauleistungen – so genannte Bauabzugsteuer – nach Kenntnis der Bundesregierung bei kleinen und mittelständischen Unternehmen zu Liquiditätsnachteilen und erheblich gesteigertem Verwaltungsaufwand geführt, und wie be- urteilt die Bundesregierung die Auswirkungen dieser Regelung? Welche Vereinfachungen für das Abzugs- und Anrechnungs- verfahren der Bauabzugsteuer beziehungsweise für die Erteilung der Freistellungsbescheinigungen wird das bereits für die erste Junihälfte 2002 vorgesehene zweite BMF-Schreiben – BMF: Bun- desministerium der Finanzen – zur Bauabzugsteuer beinhalten? Zu Frage 2: Der Bundesregierung ist nicht bekannt, dass durch den Steuerabzug bei Bauleistungen Liquiditätsnachteile und ein erheblich gesteigerter Verwaltungsaufwand bei kleinen und mittelständischen Unternehmen eingetreten seien. In den allermeisten Fällen kommt es gar nicht zu einem Steu- erabzug. Die Finanzämter erteilen die Freistellungsbe- scheinigungen kurzfristig und unbürokratisch. Es sind in- zwischen über 620000 Freistellungsbescheinigungen an die betroffenen Unternehmer ausgegeben worden. Damit ist eine flächendeckende Versorgung erreicht. Für die Un- ternehmer ergeben sich insoweit keine Liquiditätsnach- teile durch den Steuerabzug und auch kein erhöhter Ver- waltungsaufwand. Ferner wird ein wissenschaftliches Gutachten zur Eva- luierung des Gesetzes in Auftrag gegeben. Es bleibt abzu- warten, ob sich hieraus Erkenntnisse für Verbesserungen ergeben. Zu Frage 3: Zurzeit wird das BMF-Schreiben aus November 2001 zu Anwendungsfragen zum Steuerabzug in Zusammen- wirken mit den Ländern überarbeitet. Dabei werden aktu- elle Anwendungsfragen aufgegriffen, die sich zwi- schenzeitlich aus der Praxis ergeben haben. Gegenstand der Erörterungen sind unter anderem die Anpassung des BMF-Schreibens an zwischenzeitliche gesetzliche Ände- rungen, die Präzisierung von Aussagen und die Stellung- nahme zu einzelnen Sonderfragen, wie zum Beispiel zum Steuerabzug beim Erwerb von Bauträgern oder bei Insol- venz des Bauunternehmens. Durch die Überarbeitung des BMF-Schreibens wird die Praktikabilität des Steuerab- zugs insgesamt verbessert. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Gerald Thalheim auf die Fragen des Abgeordneten Dr. Gerd Müller (CDU/CSU) (Drucksache 14/9635, Fragen 4 und 5): Ist die Bundesregierung bereit, sich in Brüssel für eine Fort- setzung der Milchmengengarantieregelung einzusetzen? Welche Maßnahmen zur Marktstabilisierung ergreift die Bun- desregierung in Brüssel, um dem sinkenden Milchpreis entgegen- zuwirken? Zu Frage 4: Die Garantiemengenregelung Milch ist im Rahmen der Agenda 2000 bis zum 31. März 2008 verlängert worden. Die EU-Agrarminister haben sich verpflichtet, auf der Grundlage eines Berichtes der Kommission eine Zwi- schenbewertung mit dem Ziel vorzunehmen, das derzei- tige Quotenregime auslaufen zu lassen. Die EU-Kommission hat angekündigt, sich im Rah- men der anstehenden Zwischenbewertung nicht nur auf die Prüfung eines möglichen Quotenausstieges zu be- schränken. Vielmehr sollen darüber hinaus weitere – zu- sätzliche – Optionen für eine künftige Gestaltung der EU-Milchmarktordnung dargelegt und bewertet werden. Da sowohl im Hinblick auf die zeitliche Perspektive einer künftigen Neugestaltung der EU-Milchmarkt- ordnung wie auch im Hinblick auf die konkrete Aus- gestaltung einzelner Optionen und deren Auswirkungen Klärungsbedarf besteht, will die Bundesregierung zu- nächst den Bericht und die Erläuterungen der EU-Kom- mission hierzu abwarten. Erst wenn die Einzelheiten für die Gestaltung der einzelnen Optionen bekannt sind, wird die Bundesregierung hierzu Stellung nehmen. Zu Frage 5: Zur Marktstabilisierung sieht die gemeinsame Markt- organisation für Milch und Milcherzeugnisse unter ande- rem die Intervention von Butter und Magermilchpulver vor. Dementsprechend wurden seit September letzten Jahres 118 000 Tonnen Butter in der EU angekauft, davon in Deutschland 13 000 Tonnen seit Absinken des Markt- preises für Butter unter 92 Prozent des Interventionsprei- ses. Bei Magermilchpulver sind seit Eröffnung der saiso- nalen Intervention am 1. April 2002 insgesamt mehr als 109 000 Tonnen in der EU angekauft worden. Die Bundesregierung hat sich in Brüssel dafür einge- setzt, dass die EU-Kommission nicht von der damit gege- benen Möglichkeit Gebrauch macht, die Intervention aus- zusetzen, sondern diese im Ausschreibungsverfahren fortsetzt. Ferner hat die EU-Kommission, und zwar auch auf Drängen der deutschen Delegation, mehrfach die Exporterstattungen für Butter, Vollmilchpulver, Mager- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 247. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 3. Juli 200225012 (C) (D) (A) (B) milchpulver und Käse angehoben. Gleichwohl ist der Ex- port noch nicht wesentlich gesteigert worden, da auf dem Weltmarkt derzeit eine sehr geringe Nachfrage besteht. Ferner ist die Beihilfe für Magermilch zur Herstellung von Kasein und Kaseinat zweimal angehoben worden. Der Beimischungssatz von Magermilchpulver zur Tier- fütterung ist mit deutscher Unterstützung wieder auf 50 Prozent hochgesetzt worden. Diese Maßnahmen haben sich in einer leichten Verbes- serung der Marktlage für Butter und Magermilchpulver bereits ausgewirkt. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Gerd Andres auf die Frage des Abgeordneten Hans Michelbach (CDU/CSU) (Drucksache 14/ 9635, Frage 6): Gedenkt die Bundesregierung, insbesondere vor dem Hinter- grund des erwarteten Berichts der Hartz-Kommission, die Struk- turierung von Arbeitsämtern zu verändern, und wie steht die Bun- desregierung zur Herabstufung oder gar Schließung des Arbeitsamtes Coburg? Die so genannte Hartz-Kommission wird ihren Bericht am 16. August 2002 vorlegen. Erst danach wird die Bun- desregierung die im Bericht enthaltenen Vorschläge be- werten. Dies gilt auch für eventuelle Vorschläge zur Neu- strukturierung der Bundesanstalt für Arbeit. Nach dem geltenden Recht ist es allerdings nicht Sache der Bundesregierung, über die Abgrenzung von Arbeits- amtsbezirken zu befinden. Vielmehr legt § 378 Abs. 2 des Dritten Buches Sozialgesetzbuch fest, dass die Zustän- digkeit für die Abgrenzung der Bezirke der Arbeitsämter bei dem Verwaltungsausschüssen der Landesarbeitsämter liegt, die hierzu nur im Benehmen mit dem jeweiligen obersten Landesbehörden (Landesarbeitsministerien) Entscheidungen treffen zu können. Anlage 7 Antwort der Parl. Staatssekretärin Brigitte Schulte auf die Frage des Abgeordneten Günther Friedrich Nolting (FDP) (Drucksache 14/9635, Frage 7): Welche Freizeitmöglichkeiten stehen den im Ausland statio- nierten deutschen Soldaten in den Feldlagern zur Verfügung, und wo sieht die Bundesregierung Verbesserungsmöglichkeiten hin- sichtlich der freizeitlichen Infrastruktur für die Soldaten? In den mittlerweile langjährigen Einsätzen SFOR und KFOR haben die Qualität der Betreuung und die Mög- lichkeiten zur Freizeitgestaltung in den Feldlagern auf dem Balkan ein hohes Niveau erreicht. Die Palette der Freizeitmöglichkeiten reicht dabei grundsätzlich von der Einrichtung und dem Betrieb von Betreuungs- und Ge- meinschaftsräumen, über Truppenkino, Mediatheken, In- ternetarbeitsplätze, Versorgung mit regionalen bzw. überre- gionalen Zeitungen, Wochenmagazinen und Zeitschriften sowie Feldzeitungen, Betrieb von Soldatensendern bis hin zu vielfachen Spiel- und Sportmöglichkeiten. Im Feldlager der Taskforce FOX ist qualitativ ein glei- cher Standard gegeben. Im Rahmen der Operation „En- during freedom“ kann sich das etwa 50 Soldaten starke ABC Abwehr-Kontingent auf die Betreuungs- und Sporteinrichtungen der im gleichen Camp stationierten amerikanischen Streitkräfte abstützen. Dieses Angebot wird durch nationale Betreuungs- und Freizeitmöglich- keiten sinnvoll ergänzt. Die Möglichkeiten der Freizeit- gestaltung beim Marinekontingent entsprechen dem ge- wohnten Standard seegehender Einheiten. Für die im Rahmen der Operation ISAF in Afghanistan stationierten Soldaten ist beabsichtigt, gleiche, allerdings der dortigen Gefährdungslage angepasste Bedingungen für die Betreuung und Freizeitgestaltung zu schaffen wie auf dem Balkan. Dieses Ziel kann in allen wesentlichen Bereichen mit Abschluss der Verlegung des zweiten Kon- tingentes zu Ende August 2002 erreicht werden. Der Zulauf von weiterem Betreuungsgerät verbessert die Si- tuation kontinuierlich. Nach Abschluss der noch ausste- henden Maßnahmen für die in Afghanistan stationierten Soldaten sind damit die Freizeitmöglichkeiten in den Feldlagern insgesamt als angemessen, dabei qualitativ hochwertig und quantitativ ausgewogen zu bewerten. Der Standard der Betreuungs- und Freizeitmöglichkeiten auf dem Balkan hat ein überaus hohes Niveau erreicht. Die- ses Niveau soll auch für die Soldaten, die im Rahmen der Operationen „Enduring freedom“ und ISAF eingesetzt sind, erreicht werden. Die entsprechenden Maßnahmen sind bereits eingeleitet. Anlage 8 Antwort der Parl. Staatssekretärin Gudrun Schaich-Walch auf die die Fragen der Abgeordneten Maria Eichhorn (CDU/ CSU) (Drucksache 14/9635, Fragen 8 und 9): Treffen Pressemeldungen (Katholischer Deutscher Frauen- bund intern 5/02) zu, wonach die Bundesministerin für Gesund- heit, Ulla Schmidt, plant, die Bereitstellung einer Haushaltshilfe aus dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung herauszunehmen? Welche Änderungen plant die Bundesregierung konkret bei der Gewährung von Haushaltshilfe durch die gesetzlichen Kran- kenkassen? Es ist zutreffend, dass Überlegungen angestellt wer- den, wie versicherungsfremde Leistungen der gesetz- lichen Krankenversicherung anders und nicht durch Mittel der Solidargemeinschaft finanziert werden kön- nen. An eine Einengung des bisherigen Umfangs dieser Leistungen ist jedoch nicht gedacht, sodass entsprechende Befürchtungen gegenstandslos sind. Anlage 9 Antwort der Parl. Staatssekretärin Angelika Mertens auf die Fra- gen der Abgeordneten Maritta Böttcher (PDS) (Druck- sache 14/9635, Fragen 10 und 11): Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 247. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 3. Juli 2002 25013 (C) (D) (A) (B) Ist die Ortsumfahrung der Bundesstraße B 179 in Königs Wus- terhausen in Brandenburg verbindlich in den Bundesverkehrswege- plan eingeordnet, und wann ist mit ihrer Realisierung zu rechnen? Ist die Autobahnanbindung A 13–B 246 in Bestensee in Bran- denburg in den Entwurf des neuen Bundesverkehrswegeplans auf- genommen worden, und wenn ja, mit welchem Realisierungszeit- punkt? Zu Frage 10: Ja, die Ortsumgehung ist im derzeitig gültigen Be- darfsplan für die Bundesfernstraßen in der Stufe „Vordringlicher Bedarf“ eingeordnet. Das Projekt ist Ge- genstand der laufenden Überarbeitung des Bundesver- kehrswegeplans, in deren Rahmen die Bundesregierung den Ländern die vorläufigen Bewertungsergebnisse mit der Bitte übersandt hat, die Rohdaten auf Plausibilität und Belastbarkeit zu prüfen, sowie eine Priorisierung der Pro- jekte aus ihrer Sicht vorzunehmen. Auf dieser Basis wer- den die weiteren Abstimmungen erfolgen können, sodass bis Ende 2002 der Entwurf des Bundesverkehrswege- plans erstellt werden kann, der nach Abstimmung mit den Ländern und den übrigen zu Beteiligenden vom Bundes- kabinett beschlossen wird. Der Teil Bundesfernstraßen ist zugleich Entwurf des künftigen Bedarfsplans, der wie- derum Anlage der nachfolgenden Novelle zum Fern- straßenausbaugesetz wird. Zu Frage 11: Nein, der Neubau einer Anschlussstelle Bestensee (Bundesautobahn A 13/Bundesstraße B 246) stellt eine Ausbaumaßnahme dar und hat keine Relevanz für die Bundesverkehrswegeplanung. Anlage 10 Antwort des Staatsministers Hans Martin Bury auf die Fragen des Abgeordneten Peter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) (Drucksache 14/9635, Fragen 12 und 13): Warum hat die Bundesregierung beim EU-Gipfel am 21./ 22. Juni 2002 in Sevilla der Auflösung des Entwicklungsminister- rates der EU zugestimmt? Beabsichtigt die Bundesregierung die von ihr mitbeschlossene Neuregelung für die EU-Ministerräte dahin gehend auf die natio- nale Ebene zu übertragen, dass das Bundesministerium für wirt- schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in das Auswärtige Amt eingegliedert wird? Zu Frage 12: Es war Ziel der Bundesregierung, den Entwicklungs- ministerrat unabhängig vom Rat für Allgemeine Angele- genheiten und Außenbeziehungen zu erhalten, weil die Entwicklungszusammenarbeit für die Bundesregierung eine hohe politische Bedeutung besitzt. Mit der in Sevilla erzielten Reform des Europäischen Rates und des Rates ist aus Sicht der Bundesregierung gleichwohl ein ver- nünftiger Kompromiss erzielt worden, der die Effizienz und Kohärenz der Politik der Europäischen Union erhöht und der einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der politi- schen Führbarkeit der erweiterten Europäischen Union darstellt. Zu Frage 13: Nein. Anlage 11 Antwort des Staatsministers Hans Martin Bury auf die Frage des Abgeordneten Hartmut Koschyk (CDU/CSU) (Drucksache 14/9635, Frage 14): Wie bewertet die Bundesregierung die Rechtsansicht, wonach der tatsächliche Gesetzesvollzug des § 96 Bundesvertriebenenge- setz (BVFG) nicht seinem Wesensgehalt, auch mit Blick auf die durch den Bundeshaushalt zur Verfügung gestellten Fördermittel, entspricht (vergleiche das mir vorliegende Rechtsgutachten von Prof. Dr. Dr. Michael Silagi, Göttingen, vom 10. Mai 2002), und ist die Bundesregierung nunmehr bereit, ihre Neukonzeption der Vertriebenenkulturarbeit aus dem Jahr 2000 (Bundestagsdrucksa- che 14/4586), auch haushaltswirksam, so zu ändern, dass sie den gesetzlichen Vorgaben des § 96 BVFG entspricht?1) § 96 BVFG normiert eine gesetzliche Verpflichtung an Bund und alle 16 Bundesländer, entsprechend ihrer durch das Grundgesetz gegebenen Zuständigkeit das Kulturgut der Vertreibungsgebiete in dem Bewusstsein der Vertrie- benen und Flüchtlinge, des gesamten deutschen Volkes und des Auslandes zu erhalten. Da das Gesetz eine dreifache Wirkung gegenüber den Vertriebenen und Flüchtlingen, dem gesamten deutschen Volk und dem Ausland entfalten soll, ist erkennbar, dass ein allgemeiner Gesetzesauftrag vorliegt, der sich nicht an eine bestimmte Gruppe richtet. Zudem spricht § 96 BVFG vom „Kulturgut der Ver- treibungsgebiete“ und nicht von Kulturgut der Vertriebe- nen, was deutlich macht, dass sich die entsprechenden Fördermaßnahmen des Bundes an einem regionalge- schichtlichen Ansatz in Wissenschaft und Präsentation zu orientieren haben. Dies lassen die Berichte der Bundes- regierung erkennen, zuletzt der Bericht des Beauftragten der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und der Medien (BKM) vom 16. Mai 2002 (vergleiche Bun- destagsdrucksache 14/9163). Die Konzeption des BKM zur Erforschung und Prä- sentation deutscher Kultur und Geschichte des östlichen Europas vom 20. September 2000 entspricht dem gesetz- lichen Auftrag von § 96 BVFG, soweit er an den Bund ge- richtet ist. Sie stellt sicher, dass die Erforschung deutscher Kultur und Geschichte des östlichen Europas als gesamt- staatliche Aufgabe auf Dauer erhalten und fortgeführt werden kann. Die im Haushalt eingestellten Mittel er- möglichen dies. Anlage 12 Antwort des Parl. Staatssekretärs Fritz Rudolf Körper auf die Frage des Abgeordneten Steffen Kampeter (CDU/CSU) (Drucksache 14/9635, Frage 15): Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 247. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 3. Juli 200225014 (C) (D) (A) (B) 1) Siehe hierzu auch Frage 1 In welchen Geschäftsbereichen der Bundesregierung wird das Programmpaket Public Administration Software System (PASS) eines Anbieters aus Nordrhein-Westfalen ganz oder teilweise ver- wendet, das sich unter anderem mit Lager- und Materialwirt- schaft, Kosten- und Leistungsrechnung sowie Haushaltsmanage- ment beschäftigt, und mit welchem Kostenaufwand wurde es gegebenenfalls beschafft? Das Programmpaket Public Administration Software System (PASS) wird im Bundeskanzleramt (Beschaf- fungskosten 11 600 Euro) und im Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (Beschaffungskosten 208 686 Euro) eingesetzt. Anlage 13 Antwort des Parl. Staatssekretärs Fritz Rudolf Körper auf die Frage der Abgeordneten Sylvia Bonitz (CDU/CSU) (Druck- sache 14/9635, Frage 16): Wie viele Mitglieder der Bundesregierung, Mitarbeiter der Bundesregierung und Dritte auf Einladung der Bundesregierung sind im Rahmen der Fußballweltmeisterschaft nach Japan und Südkorea gereist, und welche Aufwendungen (inklusive gegebe- nenfalls Inanspruchnahme der Flugbereitschaft) sind hierfür zulasten öffentlicher Kassen entstanden? Der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, Herr Mayer-Vorfelder, hat Herrn Bundeskanzler und Herrn Bundesminister des Innern zum Besuch des WM-Final- spiels Brasilien – Deutschland nach Tokio eingeladen. Diese Einladung wurde angenommen. Zur Delegation des Herrn Bundeskanzlers und des Bundesministers des Innern gehörten nicht behinderte und behinderte Sportler, sozial engagierte Bürger, Abge- ordnete des Deutschen Bundestages der CDU/CSU-Frak- tion, SPD-Fraktion, Bündnis 90/Die Grünen und der PDS-Fraktion vor allem aus dem Bereich Sportpolitik so- wie Parlamentarier der Länder. In Begleitung befanden sich außerdem Beamte des Bundeskriminalamtes und Fachbeamte im notwendigen Umfang. Neben den Olympischen Spielen ist die Fußballwelt- meisterschaft das größte Sportereignis. Der Einzug der deutschen Mannschaft in das WM-Finale ist ein großarti- ger internationaler Erfolg, an dem die Öffentlichkeit großen Anteil nimmt. Besuche des Bundeskanzlers oder von Bundesministern als Vertreter der Bundesregierung bei herausgehobenen in- ternationalen Sportereignissen, bei denen deutsche Sportle- rinnen und Sportler für die Bundsrepublik Deutschland um sportliche Erfolge kämpfen, entsprechen zwischenstaatli- chen protokollarischen Gepflogenheiten und dienen der ge- samtstaatlichen Repräsentation Deutschlands. Ergänzend ist darauf hinzuweisen, dass die Bundes- republik Deutschland Gastgeber der Fußballweltmeister- schaft 2006 sein wird. Der Herr Bundeskanzler und der Herr Bundesminister des Innern nutzten ihre Reise nach Japan, um die Fußballfreunde der Welt nach Deutschland einzuladen. Kosten sind im üblichen Rahmen vergleichbarer Dele- gationsreisen angefallen. Wie von Ihnen angenommen, sind darin auch Kosten für die Inanspruchnahme der Flug- bereitschaft im Rahmen der veröffentlichten Richtlinien entstanden. Die Flugkosten wären ohnehin entstanden, da das Flug- zeug der Flugbereitschaft in jedem Fall nach Tokio fliegen musste, um den Herrn Bundeskanzler dort abzuholen. Anlage 14 Antwort des Parl. Staatssekretärs Fritz Rudolf Körper auf die Frage der Abgeordneten Sylvia Bonitz (CDU/CSU) (Druck- sache 14/9635, Frage 17): Welche Hinweise auf mögliche Terroranschläge in Deutschland oder auf deutsche Staatsbürger oder Einrichtungen im Ausland lie- gen der Bundesregierung auf der Grundlage der Erkenntnisse deut- scher Behörden vor, und wie bewertet die Bundesregierung in die- sem Zusammenhang ein von Schiffscontainern ausgehendes terroristisches Gefahrenpotenzial? Die Bundesregierung hat immer wieder darauf hinge- wiesen, dass seit den Anschlägen des 11. September 2001 von einer hohen Gefährdung israelischer, jüdischer, briti- scher und US-amerikanischer Einrichtungen auch in Deutschland auszugehen ist. An dieser Einschätzung hat sich nichts geändert. Der Bundesregierung liegen jedoch hinsichtlich mögli- cher Terroranschläge in Deutschland oder der Gefährdung deutscher Staatsangehöriger oder Interessen im Ausland keine gesicherten Erkenntnisse zu konkreten Anschlags- zielen, -orten oder -zeiten vor. Dies gilt auch in Bezug auf Schiffscontainer. Berichte in den Medien der Vereinigten Staaten von Amerika von Mitte Mai diesen Jahres, wonach Mitglieder des Netzwerkes der al-Qaida unter Zuhilfenahme von Schiffscontainern in die Vereinigten Staaten eingeschleust worden sein könnten, können sowohl seitens der Bundes- regierung als auch von US-amerikanischer Seite nicht be- stätigt werden. Nach Mitteilung der US-amerikanischen Sicherheitsbehörden sei diese Möglichkeit zwar im Zuge einer Schwachstellenanalyse diskutiert worden; jedoch lägen keine dahingehenden Erkenntnisse vor. Anlage 15 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ditmar Staffelt auf die Frage des Abgeordneten Dietrich Austermann (CDU/CSU) (Drucksache 14/9635, Frage 18): Wie und von wem (Bund oder Wirtschaft oder Deutsche Aus- gleichsbank) soll das neue „Mittelstandsprogramm“ der Bundes- regierung finanziert werden? Die vorgestellte Mittelstandspolitik für die nächsten vier Jahre enthält einen Katalog von Maßnahmen, die aus dem Haushalt des BMWi und durch Förderkredite der Deutschen Ausgleichsbank dargestellt werden sollen. Derzeit laufen die Vorbereitungen, um für Gründer und kleine Unternehmen mit einem geringen Investitionsbedarf als gezieltes Finanzierungsinstrument ein Mikrodarlehens- programm bis zu einer Größenordnung von 25000 Euro so Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 247. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 3. Juli 2002 25015 (C) (D) (A) (B) schnell wie möglich anbieten zu können. Die Finanzierung der zinsgünstigen Darlehen, die mit einer Haftungsfreistel- lung versehen sind, soll von der Deutschen Ausgleichsbank (DtA) über die Hausbanken angeboten werden. Anlage 16 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Ditmar Staffelt auf die Fra- gen des Abgeordneten Max Straubinger (CDU/CSU) (Drucksache 14/9635, Fragen 19 und 20): Mit welcher Begründung hält die Bundesregierung „Marken- ausschreibungen“, wie zum Beispiel von der BwFuhrparkService GmbH, Maarstraße 63, 53842 Troisdorf (aus: Bundesausschrei- bungsblatt vom 21. Juni 2002, Nr. 070 401) durchgeführt, mit den geltenden rechtlichen Bestimmungen für Vergaben verein- bar? Wie beurteilt die Bundesregierung die Tatsache, dass bei Mar- kenausschreibungen sich nur Hersteller beteiligen können und der Mittelstand vom Wettbewerb ausgeschlossen wird? Als öffentlicher Auftraggeber im Sinne von § 98 Nr. 2 des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen hat die BwFuhrparkService GmbH die von ihr benötigten Waren und Dienstleistungen unter Beachtung des Vergaberechts zu beschaffen. Nach den hierzu einschlägigen Bestim- mungen der Verdingungsordnung für Leistungen, Teil A (VOL/A) ist die Leistungsbeschreibung wettbewerbs- neutral zu gestalten; Markenausschreibungen sind daher grundsätzlich verboten. Hierzu schreibt die VOL/A im § 8 verbindlich vor, dass bestimmte Erzeugnisse oder Verfahren (zum Beispiel Mar- kennamen) nur ausnahmsweise und nur mit dem Zusatz „oder gleichwertiger Art“ verwendet werden dürfen. Die Beschreibung technischer Merkmale darf nach der vorge- nannten Vorschrift nicht dazu führen, dass bestimmte Un- ternehmen oder Erzeugnise bevorzugt oder ausgeschlos- sen werden, es sei denn, eine solche Beschreibung ist durch die zu vergebene Leistung gerechtfertigt. Sollte es im Einzelfall zwingend erforderlich sein, ein bestimmtes Produkt eines bestimmten Herstellers zu be- schaffen (zum Beispiel Nachkäufe, die mit der vorhande- nen Technik kompatibel sein müssen, Markenersatzteile für ein bestimmtes Produkt), so ist auch hier der Wett- bewerb nicht nur auf Hersteller begrenzt. Es können sich selbstverständlich auch kleine und mittelständische Händler um diesen Auftrag bewerben. Zur angemessenen Beteiligung des Mittelstandes hat der Gesetzgeber im vierten Teil des Gesetzes gegen Wett- bewerbsbeschränkungen „Vergabe öffentlicher Aufträge“ im § 97 unter der Überschrift „Allgemeine Grundsätze“ verbindlich vorgegeben, dass mittelständische Interessen vornehmlich durch Teilung der Aufträge in Fach- und Teillose angemessen zu berücksichtigen sind. Nähere Einzelheiten, wie dies zu erfolgen hat, sind im § 5 der Ver- dingungsordnung für Leistungen, Teil A (VOL/A) unter der Überschrift „Vergabe nach Losen“ geregelt. Bitte haben Sie dafür Verständnis, dass es in der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit nicht gelungen ist, den Sachverhalt detailliert aufzuklären und die Gründe für diese Art der Ausschreibung zu recherchieren. Sobald mir hierzu verbindliche Informationen vorliegen, komme ich unaufgefordert auf die Angelegenheit zurück. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 247. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 3. Juli 200225016 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Christoph Matschie


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Verehrte
    Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte zum Anlass unse-
    rer Debatte, zu der grausamen Gewalttat eines Schülers
    am 26. April dieses Jahres in Erfurt, zurückkommen.
    Dies war eine Tat, die wir nicht wirklich erklären können.
    Es gibt keine klar zugrunde liegende Kette von Ursachen
    und Wirkungen. Deshalb gibt es – das muss man einge-
    stehen – auch keine Sicherheit, so etwas in Zukunft ver-
    hindern zu können.

    Dennoch – dies möchte ich besonders an Frau Merkel
    gerichtet sagen – erwächst gerade aus dieser Tat in Erfurt
    eine doppelte Verpflichtung für all diejenigen, die poli-
    tische Verantwortung tragen, nämlich die Verpflichtung,
    die Frage nach den Ursachen von Gewalt immer wieder
    neu zu stellen, und die Verpflichtung, zu fragen, was po-
    litisches Handeln zur Eindämmung von Gewalt in unserer
    Gesellschaft beitragen kann.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ich will mich heute dabei besonders auf die Schule
    konzentrieren. Eine Nachricht hat mich in diesem Zu-
    sammenhang schockiert: Allein in Thüringen sind mitt-
    lerweile mehr als 80 Drohungen so genannter Trittbrett-
    fahrer aktenkundig. Jugendliche drohen ihren Lehrern mit
    Erfurter Verhältnissen, sie prahlen vor ihren Mitschülern
    mit dem Besitz von Waffen.

    Mit dem Thema Gewalt an Schulen müssen wir uns
    aber nicht erst seit dem Amoklauf in Erfurt auseinander
    setzen. Auch in Thüringen ist die Reihe alarmierender Ge-
    waltausbrüche lang. Vorgestern sind in Sondershausen
    zwei Schüler verurteilt worden, die im Januar eine Lehre-
    rin vor der Klasse mit dem Messer bedroht hatten, weil sie
    wegen Störung des Unterrichts aus dem Schulgebäude
    verwiesen worden waren. Im Mai wurde eine Schülerin
    aus Weimar verurteilt, weil sie nach einem Schulverweis
    an vier Stellen einer voll besetzten Schule Feuer gelegt
    hatte. Nur glückliche Umstände und ein beherztes Ein-
    greifen von Schülern verhinderten, dass jemand zu Scha-
    den kam.

    Die Ursachen für solche Gewalt liegen in den seltens-
    ten Fällen klar und eindeutig auf der Hand. Häufig sind
    dabei viele sich wechselseitig verstärkende Faktoren im
    Spiel. Trotzdem dürfen wir uns hinter dieser Komplexität
    nicht verstecken.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Im Geflecht der Ursachen und Erklärungen sind klare An-
    satzpunkte für ein politisches Handeln zu erkennen. Keiner
    dieser einzelnen Ansätze kann das Problem von Gewalt in
    der Gesellschaft für sich genommen lösen. Gemeinsam
    können sie aber zur Eindämmung von Gewalt beitragen.
    Deshalb wäre es falsch, hier einzelne Instrumente gegen-
    einander auszuspielen.

    Als Reaktion auf die Gräueltat in Erfurt war es richtig,
    das Waffengesetz unmittelbar zu verschärfen. Es war gut
    so.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Zur Aufrichtigkeit gehört aber auch, in diesem Hause
    noch einmal daran zu erinnern, dass dieser Verschärfung
    des Waffenrechts ein jahrelanger Streit vorausgegangen
    ist und dass die Union eine solche Verschärfung vorher
    verhindert hatte.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)


    Der Besitz einer Waffe darf kein Kinderspiel sein. Ich kann
    es nicht nachvollziehen, dass einzelne Schützen und Waf-
    fenfreunde gegen die Verschärfung des Waffenrechts heute
    mobilmachen. Die Sicherheit der Gemeinschaft muss Vor-
    rang vor jedem Interesse eines Waffenbesitzers haben.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)


    Es war richtig, auf die Einschränkung von Gewalt in
    den Medien zu drängen. Auch die Schule selbst muss aber
    noch einmal stärker in unser Blickfeld rücken. Es ist
    schon gesagt worden, dass dabei die Konsequenzen aus
    der PISA-Studie und aus Erfurt miteinander verbunden
    werden müssen. Das ist keine einfache Aufgabe; ihre Be-
    wältigung wird Zeit brauchen. Klar ist aber schon jetzt:
    Die Bewältigung dieser Aufgabe wird nur gelingen, wenn
    wir das Hühnerhofdenken in der Bildungspolitik über-
    winden und zu einer gemeinsamen nationalen Anstren-
    gung für eine bessere Bildung in Deutschland kommen.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)


    Neben dieser großen gemeinsamen Herausforderung,
    für die wir uns die nötige Zeit nehmen sollten, gibt es
    manche Bereiche in der Schulpolitik, die unmittelbar ent-
    schieden werden können. Ich sage das hier mit aller Deut-
    lichkeit: Der Amoklauf von Erfurt hat uns noch einmal
    mit aller Brutalität auf das Problem fehlender Schulab-
    schlüsse in Thüringen gestoßen,


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    das offenbar ein Hintergrund für den Amoklauf und auch
    für den Brandanschlag auf die Schule in Weimar gewesen
    ist.


    (Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Richtig! – Hubertus Heil [SPD]: Sehr richtig!)





    Angela Marquardt

    24999


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Ich sage das hier ganz klar: Ich bedauere es außerordent-
    lich, dass dazu noch keine Entscheidung im Thüringer
    Landtag gefallen ist.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS – Jörg Tauss [SPD]: Kein Wort!)


    Wenn so offenkundig notwendige und breit getragene
    Änderungen nicht zeitnah entschieden werden, führt das
    bei den Betroffenen nur zu einem weiteren Verlust des
    Vertrauens in die Handlungsfähigkeit der Politik.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)


    Gerade vor dem Hintergrund unserer heutigen Debatte
    müssen wir als politische Verantwortungsträger dafür
    Sorge tragen, dass das Vertrauen in die Problemlösungs-
    kompetenz der Demokratie gestärkt wird. Wir müssen
    dazu beitragen, dass Frustration, Ohnmachtsgefühle und
    Ausgrenzungen nicht verstärkt, sondern abgebaut wer-
    den. Das ist unsere politische Aufgabe.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)


    Ich komme noch einmal auf die Schule zurück. Es war
    hier viel von Vermittlung von Werten die Rede. Ich finde
    es richtig, dass wir darüber diskutieren. Ich gehöre aller-
    dings nicht zu denen, die der Überzeugung sind, dass in
    unserer Gesellschaft Mitmenschlichkeit und Wertorien-
    tierung den Bach hinuntergehen. Wer die gemeinsame
    Trauer um die Opfer in Erfurt erlebt hat, konnte spüren,
    dass Mitmenschlichkeit, Wärme und Solidarität in dieser
    Gesellschaft herrschen. Als Thüringer Abgeordneter bin
    ich für diese Erfahrung dankbar.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)


    Wer Werte vermitteln, wer erziehen will, braucht Au-
    torität; das ist eine einfache Weisheit. Es ist sicher richtig:
    Lehrer haben nur so viel Autorität, wie wir ihnen als Ge-
    sellschaft geben. Wenn die Gesellschaft Lehrer als Fuß-
    abtreter der Nation behandelt, dann werden auch Schüler
    Lehrer immer wieder so behandeln.


    (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Das ist nicht d i e Gesellschaft!)


    Aber zu dem Schritt, Lehrern einen höheren Wert in der
    Gesellschaft einzuräumen und ihre Erziehungskompetenz
    zu stärken, gehört auch, darüber nachzudenken, wie das
    Miteinander von Schülern, Eltern und Lehrern in der
    Schule besser organisiert werden kann, wie demokrati-
    sche Prozesse an der Schule gestärkt werden können, wie
    Problemlösungskompetenz an unseren Schulen eingeübt
    werden kann.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Schule ist Bildungsstätte und Ort sozialer Erfahrung
    und Prägung. Beides muss im Blick bleiben, wenn wir
    über die Konsequenzen aus der PISA-Studie beraten. Für
    beides muss Raum sein. Für beides müssen wir die not-

    wendigen Voraussetzungen schaffen. Ich denke, die zu-
    sätzlichen Mittel des Bundes helfen bei der Bewältigung
    dieser Aufgabe. Ich kann es nicht verstehen, dass die erste
    Reaktion auf das Angebot des Bundes, mehr für Ganz-
    tagsbetreuung zu tun, Störfeuer aus einzelnen Ländern
    und der Hinweis waren, das liege nicht in der Kompetenz
    des Bundes. So dürfen wir mit Bildungspolitik und Schule
    nicht umgehen.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)


    Lassen Sie mich zum Schluss noch eines zu bedenken
    geben. Am 11. Mai wurde der Amokschütze von Erfurt an
    einem unbekannten Ort beigesetzt. Nichts soll an ihn er-
    innern: kein Grabstein, kein Kreuz. Sein Name wird mit
    der Zeit wahrscheinlich in Vergessenheit geraten. Die ent-
    setzliche Tat dürfen wir aber nicht vergessen. Wir haben
    die Verantwortung, dafür zu sorgen, dass diese Tat nicht
    in Vergessenheit gerät und dass die Mahnung, die von Er-
    furt ausgeht, nicht im Nirgendwo der politischen Debatte
    untergeht, sondern dass diese Mahnung in Konsequenzen
    und politischen Entscheidungen endet. Das sind wir den
    Opfern schuldig.

    Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)




Rede von Dr. Rudolf Seiters
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Für die
CDU/CSU-Fraktion spricht die Kollegin Maria Eichhorn.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Maria Eichhorn


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine
    Damen und Herren! Aggressive und gewalttätige Jugend-
    liche werden nicht als solche geboren. Aufgerüttelt durch
    die schrecklichen Ereignisse am Gutenberg-Gymnasium
    in Erfurt rückt die Frage nach den Gründen von Gewalt
    wieder verstärkt ins Blickfeld. In Politik und Gesellschaft
    wird über Ursachen und Bekämpfungsmöglichkeiten dis-
    kutiert. Wieso ist ein wachsender Anteil von Jugendlichen
    bereit, sich durch Gewalt vermeintliche Anerkennung zu
    verschaffen?

    Gewalt kommt nicht von ungefähr und entsteht nicht
    im luftleeren Raum. Es gibt zum Beispiel die familiäre
    Situation. Familiärer Stress, der aus Arbeitslosigkeit ent-
    steht, schürt Konflikte. Auch Spannungen, die durch eine
    zerbrochene Ehe oder Partnerschaft entstehen, werden auf
    dem Rücken der Kinder ausgetragen. Kinder brauchen
    Grenzen. Daher ist es wichtig, dass Eltern Nein sagen
    können. In vielen Familien herrscht Sprachlosigkeit. Statt
    etwas miteinander zu unternehmen oder miteinander zu
    sprechen, werden die Kinder vor dem Fernseher abge-
    stellt. Aber Erziehung setzt Beziehung voraus.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Im Zusammenhang mit Erfurt wird viel über Schule

    gesprochen. Unter- oder Überforderung der Schüler, Ver-
    sagensängste oder ein schlechtes Schulklima sind ein
    Saatboden für Gewalt. Viele Kinder und Jugendliche ha-
    ben nicht gelernt, mit Konflikten umzugehen. Sprachlo-
    sigkeit im Elternhaus, Anonymität der Schule oder des
    Wohnumfeldes machen sie anscheinend hilflos. Sie flüch-




    Christoph Matschie
    25000


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    ten dann in die Gewalt. Der gesellschaftliche Druck ist
    enorm. Aber es wäre zu einfach, Gewalt nur mit Einflüs-
    sen von außen erklären zu wollen.

    Wir müssen für die nachwachsende Generation Per-
    spektiven schaffen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wenn 15-, 16-Jährige oder Abiturienten nach Beendigung
    der Schule auf der Straße stehen, ist das das Schlimmste,
    was ihnen passieren kann. Ausbildung und Arbeit geben
    jedem Menschen, insbesondere den jungen Menschen,
    einen Sinn. Sie spüren, dass sie in dieser Gesellschaft
    gebraucht werden. Deswegen ist die Bekämpfung der
    Jugendarbeitslosigkeit besonders wichtig.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: JUMP, jawohl!)


    Bildung und Erziehung heißen für uns, den jungen
    Menschen zu vermitteln, dass das Leben mehr als Kon-
    sum und Erfolg bietet. Ohne eine Vermittlung von Grund-
    werten, an denen sich ein Mensch bereits als Kind orien-
    tieren kann, ist es schwierig, sich in dieser fordernden
    Welt zurechtzufinden. Was aber können wir tun?

    Es gibt sicherlich verschiedene Ansatzpunkte, um der
    Gewalt von Kindern und Jugendlichen in unserer Gesell-
    schaft zu begegnen. Eine ernsthafte Auseinandersetzung
    mit den Ursachen von Gewalt ist ohne eine Diskussion
    über Wertvorstellungen nicht möglich. Eine Interven-
    tion gegen Gewalt ist vor allem dann erfolgversprechend,
    wenn sie möglichst früh einsetzt. Das heißt, dass Präven-
    tion nötig ist. Prävention bedeutet, Jugendliche gegenüber
    Gewalt zu stärken. Dazu gehört die Vermittlung von Wer-
    ten. Diese erfolgt in erster Linie im Elternhaus. Kinder
    machen in der Familie ihre ersten Erfahrungen, wie Men-
    schen miteinander umgehen. Dadurch werden sie auf
    Dauer geprägt. Kinder brauchen feste innerfamiliäre Be-
    ziehungen, die auch Belastungen standhalten. Damit er-
    halten sie das notwendige Selbstwertgefühl und Vertrauen
    in die Zukunft. Eltern sollten den Kindern gegenüber Part-
    ner sein, aber auch eine Autorität darstellen, die Grenzen
    setzt.

    Die Vermittlung von Werten wie Toleranz, Aufrichtig-
    keit und Respekt gehört untrennbar zur Erziehung. Das
    gilt auch für Zivilcourage, Verantwortungsbewusstsein
    und Verlässlichkeit. Die Achtung des anderen und die An-
    erkennung der menschlichen Würde bilden nach meiner
    Überzeugung wichtige Grundlagen für die Zukunft einer
    friedvollen Gesellschaft. Die moderne Arbeitswelt mit
    ihrem verstärkten Druck fordert auch von den Familien
    ihren Tribut. Die meisten Eltern wollen für ihre Kinder
    nur das Beste und dennoch – oder gerade deshalb – sind
    sie oft verunsichert. Daher müssen wir sie unterstützen.
    Dafür gibt es verschiedene Maßnahmen. Jungen Eltern
    oder jungen Paaren können in bereits bestehenden Ein-
    richtungen konkrete Tipps zur Erziehung und Hilfe ange-
    boten werden.

    Von besonderer Bedeutung ist die bessere Vernetzung
    aller an der Erziehung der Kinder beteiligten Personen:
    der Eltern, Lehrerinnen und Lehrer sowie der Erzieherin-
    nen und Erzieher. Durch die Zusammenarbeit zwischen

    dem Elternhaus und allen Einrichtungen vor Ort, die mit
    Familien zu tun haben, können Probleme frühzeitig er-
    kannt werden.

    Um der Gewalt zu begegnen, ist neben der Erziehung
    auch der Bildung der Kinder und Jugendlichen ein stär-
    keres Gewicht beizumessen. Bildung, Erziehung und
    Ausbildung müssen als Einheit begriffen werden. Jedes
    Element für sich ist wichtig, aber erst das Zusammenspiel
    ist die angemessene Antwort auf die Gewalttendenzen,
    die sich nicht erst jetzt abzeichnen.

    Unsere Bildungs- und Erziehungseinrichtungen haben
    nicht nur einen Bildungs-, sondern auch einen Erzie-
    hungsauftrag. Das ist zugegebenermaßen in großen Klas-
    sen nicht immer einfach. Das Gleiche gilt auch für Schu-
    len, in denen ein Großteil der Schüler nicht ausreichend
    Deutsch sprechen kann. Aber gerade hierbei helfen Res-
    pekt und Achtung Lehrern und Mitschülern gegenüber,
    dem Erziehungs- und Bildungsauftrag nachzukommen.

    Bildungs- und Erziehungsziele, die besonders zum
    Wertebewusstsein beitragen, müssen wir stärken. Ich
    meine damit nicht nur Religion, Philosophie oder ethische
    Grundfragen, sondern auch eine Neuorientierung politi-
    scher Bildung und Erziehung. Die nachwachsende Gene-
    ration wird dadurch die Bereitschaft entwickeln, die
    großen gesellschaftlichen, sozialen, technologischen und
    kulturellen Fragen anzugehen. Sie wird damit für die Ge-
    sellschaft eintreten, die von Freiheit, Demokratie, Rechts-
    staatlichkeit und Ächtung jeglicher Gewalt geprägt ist.
    Bildung und Erziehung müssen im Elternhaus, in Schule
    und Hochschule wieder die Bedeutung der Verantwortung
    für das eigene Leben, aber auch für das Leben anderer und
    für die Zukunft unserer Gemeinschaft fördern. Die Erzie-
    hung zu einer selbstbewussten Persönlichkeit, zum mün-
    digen Menschen kann nur gelingen, wenn Werte und Ein-
    stellungen vorgelebt werden. Das gute Beispiel der Eltern
    und aller anderen an der Erziehung Beteiligten ist durch
    keine noch so gute Theorie zu ersetzen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Karlheinz Guttmacher [FDP])


    Zum Bildungs- und Erziehungsprozess gehört auch die
    Auseinandersetzung mit anderen Meinungen, mit ande-
    ren Einstellungen und Mentalitäten. Kinder und Jugend-
    liche müssen lernen, diese Unterschiede auszuhalten.
    Dieser Bildungs- und Erziehungsauftrag muss sich selbst-
    verständlich in den Lehrplänen widerspiegeln: bei den
    Regelschulen und bei den Ganztagsschulen. Wenn Sie,
    meine Damen und Herren von den Regierungsfraktionen,
    jedoch in Ihrem Antrag so tun, als würde der Ausbau der
    Ganztagsschulen allein die Möglichkeit bieten, sinnvolle
    pädagogische Konzepte zu entwickeln, liegen Sie falsch.


    (Jörg Tauss [SPD]: Das hat doch kein Mensch gesagt!)


    – Das steht in Ihrem Antrag.
    Neben all dem darf man eines nicht vergessen: Kinder

    und Jugendliche sind tagtäglich einer Vielzahl von
    Gewaltdarstellungen ausgesetzt. Der Jugendmedien-
    schutz wurde aufgrund der Ereignisse von Erfurt vor
    kurzem sehr schnell geändert. Doch das reicht nicht. Leider




    Maria Eichhorn

    25001


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    ist die Bundesregierung unseren weitergehenden Forderun-
    gen nicht gefolgt. Es sind ja einige unserer Forderungen
    heute schon angeführt worden.


    (Jörg Tauss [SPD]: Und die Blockade von Bayern?)


    Es gibt inzwischen eindeutige wissenschaftliche Hin-
    weise, dass auch virtuelle Gewalt in erschreckender Weise
    abstumpfen lässt. Als Folge davon gehen Mitgefühl und
    Mitleidensfähigkeit verloren. Das dürfen wir doch nicht
    einfach hinnehmen.


    (Beifall des Abg. Wolfgang Dehnel [CDU/CSU])


    Wir müssen Kinder und Jugendliche vor diesen Einflüs-
    sen so weit als möglich schützen.

    Meine Damen und Herren, der Anlass, der zu dieser
    Debatte geführt hat, ist außergewöhnlich erschreckend
    und traurig. Trost wird es für die Hinterbliebenen der Op-
    fer nicht geben. Dennoch liegt in der Diskussion über Er-
    furt eine große Chance, damit sich ein solcher Wahnsinn
    nicht wiederholt.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Karlheinz Guttmacher [FDP])