Rede:
ID1421000400

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 8
    1. Ich: 1
    2. erteiledas: 1
    3. Wort: 1
    4. dem: 1
    5. Vorsitzenden: 1
    6. der: 1
    7. CDU/CSU-Fraktion,Friedrich: 1
    8. Merz.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Tagesordnungspunkt 1: Antrag der Bundesregierung: Beteiligung be- waffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz einer Internationalen Sicherheits- unterstützungstruppe in Afghanistan auf der Grundlage der Resolutionen 1386 (2001), 1383 (2001) und 1378 (2001) des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen (Drucksache 14/7930) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20821 A in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 2: Antrag der Abgeordneten Erika Reinhardt, Bernd Schmidbauer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Nothilfe für Afghanistan (Drucksache 14/7785) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20821 B Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . 20821 C Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 20823 C Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 20826 B Dr. Wolfgang Gerhardt FDP . . . . . . . . . . . . . 20828 B Roland Claus PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20829 D Tagesordnungspunkt 3: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- wärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz einer Internationalen Sicherheitsunterstützungs- truppe in Afghanistan auf der Grundlage der Resolutionen 1386 (2001), 1383 (2001) und 1378 (2001) des Sicherheitsrats der Ver- einten Nationen (Drucksachen 14/7930, 14/7936, 14/7937) 20831 A Dr. Peter Struck SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20831 B Volker Rühe CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 20833 A Rezzo Schlauch BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20835 C Ulrich Irmer FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20836 D Wolfgang Gehrcke PDS . . . . . . . . . . . . . . . . 20838 D Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg 20840 C Paul Breuer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 20842 B Rita Grießhaber BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20844 A Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU 20845 B Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundes- ministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20847 A Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20849 A Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 20849 C Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20850 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20852 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 20853 A Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO der Abgeordneten Winfried Hermann, Annelie Buntenbach, Steffi Lemke und Monika Knoche (alle BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung und den Bericht zu dem Antrag der Bundesregierung: Beteiligung be- waffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz Plenarprotokoll 14/210 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 210. Sitzung Berlin, Sonnabend, den 22. Dezember 2001 I n h a l t : einer Internationalen Sicherheitsunterstützungs- truppe in Afghanistan auf der Grundlage der Resolutionen 1386 (2001), 1383 (2001) und 1378 (2001) des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen (Tagesordnungspunkt 3 a und b) . . . . . . . . . . 20854 B Anlage 3 Erklärungen nach § 31 GO der Abgeordneten Harald Friese, Waltraud Wolff (Wolmirstedt), Rüdiger Veit, Klaus Barthel (Starnberg), Götz- Peter Lohmann (Neubrandenburg), Dr. Christine Lucyga, Thomas Sauer und Konrad Kunick (alle SPD) zur Abstimmung über die Beschlussemp- fehlung und den Bericht zu dem Antrag der Bun- desregierung: Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz einer Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe in Afghanistan auf der Grundlage der Resolutionen 1386 (2001), 1383 (2001) und 1378 (2001) des Si- cherheitsrats der Vereinten Nationen (Tagesordnungspunkt 3 a und b) . . . . . . . . . . 20855 A Anlage 4 Erklärungen nach § 31 GO der Abgeordneten Heinz Schmitt (Berg) und Dr. Edelbert Richter (beide SPD) zur Abstimmung über die Be- schlussempfehlung und den Bericht zu dem Antrag der Bundesregierung: Beteiligung be- waffneter deutscher Streitkräfte an dem Ein- satz einer Internationalen Sicherheitsunterstüt- zungstruppe in Afghanistan auf der Grundlage der Resolutionen 1386 (2001), 1383 (2001) und 1378 (2001) des Sicherheitsrats der Ver- einten Nationen (Tagesordnungspunkt 3 a und b) . . . . . . . . . . . 20855 D Anlage 5 Erklärungen nach § 31 GO zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung und den Bericht zu dem Antrag der Bundesregierung: Beteili- gung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz einer Internationalen Sicherheits- unterstützungstruppe in Afghanistan auf der Grundlage der Resolutionen 1386 (2001), 1383 (2001) und 1378 (2001) des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen (Tagesordnungspunkt 3 a und b) . . . . . . . . . . . 20856 C Wolfgang Börnsen (Bönstrup) CDU/CSU . . . 20856 D Dr. Uwe Jens SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20857 A Jürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20857 C Manfred Müller (Berlin) PDS . . . . . . . . . . . . 20857 D Helmut Rauber CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 20858 A Christa Reichard (Dresden) CDU/CSU . . . . 20858 D Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 210. Sitzung. Berlin, Sonnabend, den 22. Dezember 2001II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 210. Sitzung. Berlin, Sonnabend, den 22. Dezember 2001
  • folderAnlagen
    Dr. Ludger Volmer Sylvia Voß Helmut Wilhelm (Amberg) Margareta Wolf (Frankfurt) FDP Hildebrecht Braun (Augsburg) Ernst Burgbacher Jörg van Essen Ulrike Flach Paul K. Friedhoff Horst Friedrich (Bayreuth) Rainer Funke Dr. Wolfgang Gerhardt Hans-Michael Goldmann Dr. Karlheinz Guttmacher Klaus Haupt Dr. Helmut Haussmann Ulrich Heinrich Walter Hirche Birgit Homburger Dr. Werner Hoyer Ulrich Irmer Dr. Klaus Kinkel Dr. Heinrich L. Kolb Gudrun Kopp Ina Lenke Sabine Leutheusser- Schnarrenberger Dirk Niebel Günther Friedrich Nolting Detlef Parr Cornelia Pieper Dr. Edzard Schmidt-Jortzig Gerhard Schüßler Dr. Irmgard Schwaetzer Marita Sehn Dr. Hermann Otto Solms Dr. Dieter Thomae Nein SPD Gudrun Roos CDU/CSU Dr. Wolf Bauer Wolfgang Börnsen (Bönstrup) FDP Jürgen Koppelin PDS Monika Balt Dr. Dietmar Bartsch Petra Bläss Maritta Böttcher Eva Bulling-Schröter Roland Claus Heidemarie Ehlert Dr. Heinrich Fink Dr. Ruth Fuchs Wolfgang Gehrcke Dr. Klaus Grehn Dr. Gregor Gysi Uwe Hiksch Dr. Barbara Höll Carsten Hübner Gerhard Jüttemann Dr. Evelyn Kenzler Dr. Heidi Knake-Werner Ursula Lötzer Dr. Christa Luft Heidemarie Lüth Pia Maier Angela Marquardt Kersten Naumann Petra Pau Dr. Uwe-Jens Rössel Christina Schenk Gustav-Adolf Schur Dr. Ilja Seifert Dr. Winfried Wolf Fraktionslose Abgeordnete Christa Lörcher Enthalten SPD Dr. Uwe Jens René Röspel CDU/CSU Helmut Rauber BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN Annelie Buntenbach Winfried Hermann Monika Knoche Steffi Lemke PDS Manfred Müller (Berlin) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 210. Sitzung. Berlin, Sonnabend, den 22. Dezember 2001 Präsident Wolfgang Thierse 20852 (C) (D) (A) (B) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 210. Sitzung. Berlin, Sonnabend, den 22. Dezember 2001 20853 (C) (D) (A) (B) Albowitz, Ina FDP 22.12.2001 Altmann (Aurich), BÜNDNIS 90/ 22.12.2001 Gila DIE GRÜNEN Bachmaier, Hermann SPD 22.12.2001 Becker-Inglau, Ingrid SPD 22.12.2001 Beer, Angelika BÜNDNIS 90/ 22.12.2001 DIE GRÜNEN Dr. Berg, Axel SPD 22.12.2001 Dr. Blüm, Norbert CDU/CSU 22.12.2001 Bohl, Friedrich CDU/CSU 22.12.2001 Bosbach, Wolfgang CDU/CSU 22.12.2001 Brandt-Elsweier, Anni SPD 22.12.2001 Brüderle, Rainer FDP 22.12.2001 Carstens (Emstek), CDU/CSU 22.12.2001 Manfred Dehnel, Wolfgang CDU/CSU 22.12.2001 Elser, Marga SPD 22.12.2001 Dr. Fink, Heinrich PDS 22.12.2001 Fischer (Hamburg), CDU/CSU 22.12.2001 Dirk Follak, Iris SPD 22.12.2001 Frankenhauser, CDU/CSU 22.12.2001 Herbert Frick, Gisela FDP 22.12.2001 Graf (Rosenheim), SPD 22.12.2001 Angelika Hauer, Nina SPD 22.12.2001 Hedrich, Klaus-Jürgen CDU/CSU 22.12.2001 Dr. Hendricks, SPD 22.12.2001 Barbara Holetschek, Klaus CDU/CSU 22.12.2001 Holzhüter, Ingrid SPD 22.12.2001 Hörster, Joachim CDU/CSU 22.12.2001 Imhof, Barbara SPD 22.12.2001 Janz, Ilse SPD 22.12.2001 Jelpke, Ulla PDS 22.12.2001 Jünger, Sabine PDS 22.12.2001 Kampeter, Steffen CDU/CSU 22.12.2001 Dr. Kohl, Helmut CDU/CSU 22.12.2001 Kraus, Rudolf CDU/CSU 22.12.2001 Lehn, Waltraud SPD 22.12.2001 Dr. Lippold CDU/CSU 22.12.2001 (Offenbach), Klaus W. Marhold, Tobias SPD 22.12.2001 Dr. Meyer (Ulm), SPD 22.12.2001 Jürgen Müller (Düsseldorf), SPD 22.12.2001 Michael Nahles, Andrea SPD 22.12.2001 Neuhäuser, Rosel PDS 22.12.2001 Neumann (Bremen), CDU/CSU 22.12.2001 Bernd Oesinghaus, Günter SPD 22.12.2001 Ostrowski, Christine PDS 22.12.2001 Otto (Frankfurt), FDP 22.12.2001 Hans-Joachim Palis, Kurt SPD 22.12.2001 Philipp, Beatrix CDU/CSU 22.12.2001 Rachel, Thomas CDU/CSU 22.12.2001 Reinhardt, Erika CDU/CSU 22.12.2001 Roth (Gießen), Adolf CDU/CSU 22.12.2001 Rübenkönig, Gerhard SPD 22.12.2001 Schlee, Dietmar CDU/CSU 22.12.2001 Schloten, Dieter SPD 22.12.2001 Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 22.12.2001 Hans Peter Dr. Schwarz-Schilling, CDU/CSU 22.12.2001 Christian Simmert, Christian BÜNDNIS 90/ 22.12.2001 DIE GRÜNEN entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Dr. Stadler, Max FDP 22.12.2001 Steiger, Wolfgang CDU/CSU 22.12.2001 Strebl, Matthäus CDU/CSU 22.12.2001 Strobl (Amberg), SPD 22.12.2001 Reinhold Thiele, Carl-Ludwig FDP 22.12.2001 Dr. Tiemann, Susanne CDU/CSU 22.12.2001 Weißgerber, Gunter SPD 22.12.2001 Dr. Westerwelle, Guido FDP 22.12.2001 Dr. Wieczorek, Norbert SPD 22.12.2001 Wiesehügel, Klaus SPD 22.12.2001 Wimmer (Neuss), SPD 22.12.2001 Willy Wissmann, Matthias CDU/CSU 22.12.2001 Wohlleben, Verena SPD 22.12.2001 Wöhrl, Dagmar CDU/CSU 22.12.2001 Wolf (München), CDU/CSU 22.12.2001 Hanna Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Winfried Hermann, Annelie Buntenbach, Steffi Lemke und Monika Knoche (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstim- mung über die Beschlussempfehlung und den Be- richt zu dem Antrag der Bundesregierung: Betei- ligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz einer Internationalen Sicherheitsunter- stützungstruppe in Afghanistan auf der Grund- lage der Resolutionen 1386 (2001), 1383 (2001) und 1378 (2001) des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen (Tagesordnungspunkt 3 a und b) UN-Friedenseinheiten und von der UN legitimierte Schutztruppen können unter bestimmten Umständen wichtige Beiträge zur Beilegung von kriegerischen Kon- flikten leisten. Dies hängt allerdings wesentlich von der Vorgeschichte sowie von den Bedingungen vor Ort und den konkreten Aufgaben des Mandats ab. So sehr auch wir den Menschen in Afghanistan den Frieden wünschen, so bleiben doch erhebliche Bedenken am Zustandekommen wie auch am Friedenswert des Mandats selbst. Voraussetzung des Mandats ist der Krieg der USA zu- sammen mit Großbritannien unter dem Titel „Enduring Freedom“ gegen den internationalen Terrorismus, vor al- lem das al-Qaida-Netzwerk Osama bin Ladens, das Tali- banregime sowie das Land Afghanistan. Dabei wurde die Tötung vieler Menschen, auch unschuldiger Opfer billi- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 210. Sitzung. Berlin, Sonnabend, den 22. Dezember 200120854 (C) (D) (A) (B) gend in Kauf genommen. Das ohnehin durch jahrzehnte- langen Krieg ruinierte Land wurde durch Bomben und Raketen weiter zerstört. Das Talibanregime wurde beseitigt und große Teile der al-Qaida-Strukturen in Afghanistan sind inzwischen ge- schwächt. Mit aktiver Unterstützung durch militärische Kräfte in Afghanistan, vor allem mithilfe der in demokra- tischer und menschenrechtlicher Hinsicht fragwürdigen Nordallianz, wurde das Land zurückerobert. Osama bin Laden, der mutmaßliche Hauptverantwortliche terroristi- scher Anschläge, ist bisher allerdings nicht gefunden wor- den. Das anfängliche Hauptkriegsziel ist damit verfehlt. Ebensowenig kann mit den groben Militärschlägen in Af- ghanistan das Problem des internationalen Terrorismus gelöst werden. Die Gefahr ist groß, dass Terroristen nur vertrieben und unfreiwillig neue Sympathisanten geför- dert wurden. Während die Sicherheitsmission ihre Arbeit beginnt, führen die USA weiter Krieg und gefährden damit das Ziel dieser Mission, weitere Menschenleben und den Friedensprozess. Nicht friedensförderlich ist auch, dass Großbritannien als Kriegspartei die Führung der Truppe übernimmt. Zwar ist die Kommandogewalt dank der Intervention der deutschen Regierung von „Enduring Freedom“ formal getrennt, aber im Konfliktfall wird Großbritannien als „lead nation“ das Kommando nach ei- genem Bekunden an die USA abgeben. Die Entsendung einer Friedenstruppe bei gleichzeitiger Kriegführung, wenn auch auf kleiner Flamme, durch US- und britische Truppen in Afghanistan könnte diese diskreditieren und letztlich als Teil der Kriegführung erscheinen lassen. Die vom Anspruch her neutrale Schutztruppe gerät in Gefahr, Konfliktpartei zu werden. Es wächst der Eindruck einer hochproblematischen Arbeitsteilung: Die USA führen den (Anti-Terror-)Krieg aus der Luft unter Inkaufnahme ziviler Opfer und verfol- gen dabei auch eigene machtpolitische und ökonomische Interessen. Die UNO sorgt nachher für die Beseitigung der Trümmer mit tatkräftiger und finanzieller Unterstüt- zung anderer Länder. Es bleibt der Staatengemeinschaft der schwierige, fast nicht lösbare Auftrag, auf der Basis eines Gewaltfriedens Menschenrechten und Demokratie zum Durchbruch zu verhelfen, also wirklichen Frieden zu schaffen. Das lange Ringen um Art, Ausmaß, Funktion und Dauer des Mandats macht deutlich, wie schwierig die po- litische Lage ist. Die Interessen der verschiedenen afgha- nischen Gruppen wie auch der Staaten im Sicherheitsrat gehen weit auseinander. Auch wenn inzwischen die offi- zielle Zustimmung der künftigen afghanischen Über- gangsregierung vorliegt, lehnen wichtige bewaffnete Kräfte in Afghanistan innerhalb und außerhalb der Nord- allianz eine bewaffnete Friedenstruppe von mehr als sym- bolischer Größe weiterhin ab, sodass die Gefahr einer Konfrontation mit diesen Kräften besteht. Die im UN-Si- cherheitsrat beschlossene Beschränkung der Sicherheits- truppe auf Kabul und Umgebung löst diese Probleme nicht, sondern wirft eher die Frage auf, ob der Schutz der Regierungsgebäude nicht eventuell mit geringerem Auf- wand erreicht werden könnte. Ein Schutz der Zivilbevöl- entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich kerung vor rivalisierenden Warlords ist mit einer solchen Truppe und einem solchen Mandat nicht zu gewähr- leisten. Einer Truppenentsendung in ein hochriskantes Um- feld, in einen instabilen politischen Kontext, der zwischen Krieg und Frieden pendelt, mit einem teilweise unpräzi- sen und eher symbolischen Mandat, können wir nicht zu- stimmen. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Harald Friese, Waltraud Wolff (Wolmirstedt), Rüdiger Veit, Klaus Barthel (Starnberg), Götz-Peter Lohmann (Neu- brandenburg), Christine Lucyga, Thomas Sauer und Konrad Kunick (alle SPD) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung und den Bericht zu dem Antrag der Bundesregierung: Beteili- gung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz einer Internationalen Sicherheitsunter- stützungstruppe in Afghanistan auf der Grund- lage der Resolutionen 1386 (2001), 1383 (2001) und 1378 (2001) des Sicherheitsrats der Verein- ten Nationen (Tagesordnungspunkt 3 a und b) Unsere Zustimmung zur Entsendung deutscher Bun- deswehreinheiten nach Afghanistan gründet sich auf die Hoffnung einer Wende in der politischen, ökonomischen und sozialen Situation des kriegsgeschüttelten Landes und nicht auf die Billigung des bisherigen Vorgehens der USA im Rahmen der Aktion „Enduring Freedom“. Diese berechtigte Hoffnung wird genährt durch die Chancen, die sich durch die Einbeziehung der UNO, die Ergebnisse der Bonner Vereinbarungen und die Ansätze auf Bildung einer alle Bevölkerungsgruppen repräsentie- renden Regierung Afghanistans ergeben. Diese Chancen dürfen kein zweites Mal wie schon zu Beginn der 90er- Jahre verschenkt werden. Dennoch bleiben folgende Hauptkritikpunkte beste- hen: Dem Parlament fehlen für seine Entscheidung wesent- liche Informationsgrundlagen. Dies betrifft die tatsäch- liche militärische Lage und die strategischen Planungen der von den USA geführten Aktion „Enduring Freedom“, die Kräfteverhältnisse der afghanischen Kriegsparteien und die Rolle der Taliban, auch der mit ihnen bisher oder noch verbündeten Kräfte. Gleiches gilt für die humanitäre Situation, das Ausmaß an zivilen Opfern und Zerstörun- gen der Infrastruktur. Unsere Zweifel an der Sinnhaftigkeit, Verhältnis- mäßigkeit und Angemessenheit des bisherigen Verlaufes der amerikanischen Aktion sind auf der Grundlage der all- gemein zugänglichen Informationen nicht ausgeräumt. Die Bombardierung eines ganzen Landes mit Tausenden ziviler Opfer zur Bekämpfung eines terroristischen Net- zes und der sie stützenden politischen Struktur war weder angemessen noch wirksam im Sinne der Belangung der Hauptverantwortlichen und der Vermeidung der Gefahr weiterer Anschläge. Zunehmend gewinnt die These an Plausibilität, dass die bisherigen politischen, geheim- dienstlichen, polizeilichen und diplomatischen Fehler, die es schon bisher bei der Verfolgung Bin Ladens und seiner Helfer gab, sich fortsetzen. Offenbar planen die USA wei- tere militärische Schläge, auch gegen andere Staaten. Es wird ignoriert, dass der Charakter krimineller, terroris- tischer Netze gerade nicht vorrangig in Form militärischer harter Ziele besteht, sondern in Form militärisch unan- greifbarer Verbindungen. Zudem leidet die derzeitige Art der Terrorismusbekämpfung seitens der USA erheblich an Glaubwürdigkeit, insbesondere im Hinblick auf das Ver- halten der Regierung zum Palästinakonflikt. Die dort tatenlos zugelassene Eskalation, für die die von den USA gestützte Regierung Israels eine wesentliche Schuld trifft, bereitet künftigem Terrorismus den Boden. Der deutsche Beitrag steht in dem Widerspruch, einer- seits in „uneingeschränkter Solidarität“ an „Enduring Freedom“ als Konfliktpartei in Afghanistan beteiligt zu sein und gleichzeitig mit dem Ruf des unbeteiligten Neu- tralen in Kabul und Umgebung schlichtend und beru- higend einen Friedensprozess sichern zu sollen. Dies geschieht unter britischer Führung, der es an der notwen- digen militärischen und politischen Distanz zu krieg- führenden Einheiten und an historischer Unbelastetheit mangelt. Im Hinblick auf diese Verflechtungen, auf die Be- lastungen der Bundeswehr und die schwer einschätzbare Vorgehensweise der US-Regierung in der Zukunft ist das Mandat der Bundeswehr zur Teilnahme an „Enduring Fre- edom“ spätestens jetzt hinfällig. Die Frage hinsichtlich ei- ner offensichtlich vorhandenen Verknüpfung bzw. der zu fordernden strikten Trennung der militärischen Befehls- stränge konnte nicht befriedigend beantwortet werden. Die Kosten für das neue Mandat sind, soweit sie nicht durch Umschichtungen im Rahmen der Verteidigungs- ausgaben oder die Reduzierung anderer Mandate zu er- wirtschaften sind, keinesfalls zulasten anderer Ressorts aufzubringen. Im Übrigen bedarf die globale Terrorbekämpfung wei- terer politischer Anstrengungen, vor allem im Hinblick auf das Palästinaproblem, die Einrichtung eines allgemein anerkannten Internationalen Gerichtshofes, die Biowaf- fen-Konvention und den Zusammenhalt der Anti-Terror- Koaltition. Auch in ihrer Ablehnung einer Ausweitung der mili- tärischen Aktionen auf andere Staaten oder Gebiete un- terstützen wir nachdrücklich die Haltung der Bundesre- gierung. Anlage 4 Erklärungen nach § 31 GO der Abgeordneten Heinz Schmitt (Berg) und Dr. Edelbert Richter (beide SPD) zur Abstim- mung über die Beschlussempfehlung und den Bericht zu dem Antrag der Bundesregierung: Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz einer Internationalen Sicherheit- sunterstützungstruppe in Afghanistan auf der Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 210. Sitzung. Berlin, Sonnabend, den 22. Dezember 2001 20855 (C) (D) (A) (B) Grundlage der Resolution 1386 (2001), 1383 (2001) und 1378 (2001) des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen (Tagesordnungspunkt 3 a und b) Unsere Zustimmung zur Entsendung deutscher Bun- deswehreinheiten nach Afghanistan gründet sich auf die Hoffnung einer Wende in der politischen, ökonomischen und sozialen Situation des kriegsgeschüttelten Landes und nicht auf die Billigung des bisherigen Vorgehens der USA im Rahmen der Aktion „Enduring Freedom“. Diese berechtigte Hoffnung wird genährt durch die Chancen, die sich durch die Einbeziehung der UNO, die Ergebnisse der Bonner Vereinbarungen und die Ansätze auf Bildung einer alle Bevölkerungsgruppen repräsentie- renden Regierung Afghanistans ergeben. Diese Chancen dürfen kein zweites Mal wie schon zu Beginn der 90er- Jahre verschenkt werden. Dennoch bleiben folgende Hauptkritikpunkte bestehen: Dem Parlament fehlen für seine Entscheidung wesent- liche Informationsgrundlagen. Dies betrifft die tatsächli- che militärische Lage und die strategischen Planungen der von den USA geführten Aktion „Enduring Freedom“, die Kräfteverhältnisse der afghanischen Kriegsparteien und die Rolle der Taliban, auch der mit ihnen bisher oder noch verbündeten Kräfte. Gleiches gilt für die humanitäre Si- tuation, das Ausmaß an zivilen Opfern und Zerstörungen der Infrastruktur. Unsere Zweifel an der Sinnhaftigkeit, Verhältnis- mäßigkeit und Angemessenheit des bisherigen Verlaufs der amerikanischen Aktion sind auf der Grundlage der allgmein angenommenen Informationen eher gestiegen. Die Bombardierung eines ganzen Landes mit Tausenden ziviler Opfer zur Bekämpfung eines terroristischen Net- zes und der sie stützenden politischen Struktur war weder angemessen noch wirksam im Sinne der Belangung der Hauptverantwortlichen und der Vermeidung der Gefahr weiterer Anschläge. Zunehmend gewinnt die These an Plausibilität, dass die bisherigen politischen, geheim- dienstlichen, polizeilichen und diplomatischen Fehler, die es schon bisher bei der Verfolgung Bin Ladens und seiner Helfer gab, sich fortsetzen. Offenbar planen die USA wei- tere militärische Schläge, auch gegen andere Staaten. Es wird ignoriert, dass der Charakter krimineller, terroristi- scher Netze gerade nicht vorrangig in Form militärischer harter Ziele besteht, sondern in Form militärisch unan- greifbarer Verbindungen. Zudem leidet die derzeitige Art der Terrorismusbekämpfung seitens der USA erheblich an Glaubwürdigkeit, insbesondere im Hinblick auf das Ver- halten der Regierung zum Palästinakonflikt. Die dort ta- tenlos zugelassene Eskalation, für die die von den USA gestützte Regierung Israels eine wesentliche Schuld trifft, bereitet künftigem Terrorismus den Boden. Der deutsche Beitrag steht in dem Widerspruch, einer- seits in „uneingeschränkter Solidarität“ an „Enduring Freedom“ als Konfliktpartei in Afghanistan beteiligt zu sein und gleichzeitig mit dem Ruf des unbeteiligten Neu- tralen in Kabul und Umgebung schlichtend und beruhi- gend einen Friedensprozess sichern zu sollen. Dies ge- schieht unter britischer Führung, der es – wenn schon nicht direkt militärisch, so doch politisch – an der notwendigen Distanz zu kriegführenden Einheiten und an historischer Unbelastetheit mangelt. Im Hinblick auf diese Verflech- tungen, auf die Belastungen der Bundeswehr und die schwer einschätzbare Vorgehensweise der USA-Regie- rung in der Zukunft ist das Mandat der Bundeswehr zur Teilnahme an „Enduring Freedom“ spätestens jetzt hinfäl- lig. Die Frage hinsichtlich einer Verknüpfung bzw. der zu fordernden strikten Trennung der militärischen Befehls- stränge konnte nicht befriedigend beantwortet werden. Die Kosten für das neue Mandat sind, soweit nicht durch Umschichtungen im Rahmen der Verteidigungs- ausgaben oder die Reduzierung anderer Mandate zu er- wirtschaften sind, keinesfalls zulasten anderer Ressorts aufzubringen. Im Übringen bedarf die globale Terrorbekämpfung An- strengungen, vor allem im Hinblick auf das Palästinapro- blem, die Einrichtung eines allgemein anerkannten Inter- nationalen Gerichtshofes, die Biowaffen-Konvention und den Zusammenhalt der Anti-Terror-Koalition. Auch in ihrer Ablehnung einer Ausweitung der mi- litärischen Aktionen auf andere Staaten oder Gebiete un- terstützen wir nachdrücklich die Haltung der Bundesre- gierung. Anlage 5 Erklärungen nach § 31 GO Abstimmung über die Beschlussempfehlung und den Bericht zu dem Antrag der Bundesregierung: Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz einer Internationalen Sicherheitsun- terstützungstruppe in Afghanistan auf der Grund- lage der Resolutionen 1386 (2001), 1383 (2001) und 1378 (2001) des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen (Tagesordnungspunkt 3 a und b) Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU): Ich stim- me der Entscheidung aus Gewissensgründen nicht zu. Die Bundeswehr ist nach unserer Verfassung ganz ein- deutig eine Verteidigungsarmee. Der Einsatz in Kabul entspricht nicht der Verfassungslage. Darüber hinaus ist der auf Kabul beschränkte Einsatz von 5 000 Soldaten auf die Sicherheit von 2 Millionen Menschen in der Haupt- stadt und auf die Hilfe für sie beschränkt. 23 Millionen weitere Frauen, Kinder und Männer dieses Landes sind damit von humanitärer Hilfe ausgeschlossen. Mit dem Grundsatz der Einhaltung von Menschenrechten für alle Bürger ist diese sektorale Hilfe nicht vereinbar. Weder der Umfang noch der Zeitraum des Einsatzes, noch die Sicherheit der Soldaten sind gewährleistet. Nach Aussage von Militärexperten kann von einem tatsäch- lichen robusten Mandat nicht die Rede sein. Hier werden Leib und Leben Tausender von Soldaten einem unvertret- baren und unkalkulierbaren Risiko ausgesetzt. Auch aus diesem Grund kann es keine Zustimmung geben. Schließ- lich enthält eine Kabul-Zustimmung den Beginn eines Au- tomatismus für ständig weiteren weltweiten Einsatz deut- scher Soldaten, ohne dass die Verfassungslage geklärt, die Finanzierung der Bundeswehr gesichert und die Aufträge an politische Lösungen der Konflikte gebunden sind. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 210. Sitzung. Berlin, Sonnabend, den 22. Dezember 200120856 (C) (D) (A) (B) Die rot-grüne Bundesregierung hat mit ihrer mit dem nationalen Interesse nicht übereinstimmenden Ausrich- tung einer uneingeschränkten Solidarität eine Zwangs- beteiligung an kriegerischen Konflikten unverantwortlich eröffnet. Damit schadet sie dem Lande. Unabhängig da- von holt sie mit dieser Ausrichtung verstärkte Risiken durch Terroristen ins eigene Land. Diese Politik, die nicht zuerst von einer Friedenssiche- rung durch politische Lösungen ausgeht, lehne ich ab. Ge- rade unser Land sollte bei der Beteiligung an Kriegen, bedingt durch seine Vergangenheit, eine besondere Ver- antwortung zeigen, so, wie es die Kohl-Regierung bei ähnlichen Krisen getan hat. Dr. Uwe Jens (SPD): Warum ich der Entscheidung des UNO-Sicherheitsrats nicht zustimmen konnte und mich im Bundestag der Stimme enthalten habe: Meine grundsätzlichen Bedenken gegen den jetzt ge- planten Einsatz deutscher Soldaten im Rahmen einer in- ternationalen Friedenstruppe sind geringer als bei den vorherigen Entscheidungen des Deutschen Bundestages zum Kriegseinsatz in Afghanistan. Jedoch bleiben etliche ungeklärte Fragen und schwer wiegende Probleme beim jetzt geplanten Einsatz von 1 200 Bundeswehrsoldaten. Diese Mission ist kaum gefährlicher für Leib und Leben der Soldaten als die bisherigen Einsätze. Es gibt auch in diesem Fall für mich Bedenken von schwer wiegender Bedeutung, die ich kurz zum Ausdruck bringen muss. Erstens. Auch diese Entscheidung des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen ist nicht nachhaltig durch die Idee des Multilateralismus geprägt. Bei dem Hin und Her über die Ausgestaltung des Mandats sind die unterschiedlichs- ten Denk- und Handlungsweisen erneut zum Vorschein gekommen. Der Extraweg der US-Amerikaner, die in Kri- senfällen das Oberkommando behalten, zeigt sich in der einseitigen Kündigung des ABM-Vertrages, in der Ver- weigerung der Zustimmung zur Biowaffen-Konvention, in der Ablehnung von UNO-Beobachtern in Palästina und unter anderem in der bisherigen Nichtunterzeichnung ei- nes Vertrages über die Einrichtung des Internationalen Strafgerichtshofes. Meines Erachtens müssen wir jetzt die Weichen stellen für eine neue Weltordnung, die von der Gleichberechtigung aller Staaten ausgeht, unabhängig von ihrer Größe und dem Entwicklungsstand. Zweitens. Der Beginn des 21. Jahrhunderts kann Angst bereiten, die bekanntlich stets ein schlechter Ratgeber ist. Aber nach allem, was bisher getan und gesagt worden ist, ist die Ausweitung des Krieges auf andere Länder, insbe- sondere auf Somalia und/oder den Irak aus meiner Sicht ebenfalls nicht unwahrscheinlich. Das Erste, was in die- sen Zeiten schnell zerstört wird, ist das Bemühen um Wahrheit. Eine Ausweitung der Terrorismusbekämpfung mit militärischen Mitteln auf andere muslimische Staaten würde die weltweite Unsicherheit, die Gefahren eines Weltbrandes deutlich steigern. Dieser möglichen Entwicklung will ich mahnend ent- gegentreten. Deutschland muss verstärkt darauf aufmerk- sam machen, dass es nur begrenzte Kapazitäten hat, dass die Belastungsschwelle in finanzieller und personeller Hinsicht bereits jetzt überschritten ist. Solidarität kann nie- mals uneingeschränkt sein; sie kann sich stets nur auf ei- nen bestimmten Zeitraum und auf konkrete Fälle beziehen. Jürgen Koppelin (FDP): Die Bundeswehr ist nach meiner Auffassung für einen Einsatz in Afghanistan we- der ausgebildet noch ausgerüstet. Weder hat die Bundes- wehr akzeptable Transportkapazitäten noch die notwen- dige Logistik für diesen Einsatz. Das ist jedoch dringend notwendig, damit jederzeit ein Standortwechsel im Land vorgenommen werden könnte. Ebenso sind die Möglich- keiten eines schnellen Abzugs begrenzt. Für mich bleiben auch nach dem Beschluss des UN-Si- cherheitsrats die Aufgaben der Bundeswehr bei einem Einsatz in Afghanistan im Unklaren. Das trifft auch auf die Zeitdauer des Einsatzes zu. Für mich gibt es trotz der Konferenz in Bonn und de- ren Ergebnissen erhebliche Zweifel über die Friedensaus- sichten in Afghanistan. Unklar bleibt auch, welche Rolle die USAbei diesem Einsatz der Bundeswehr übernehmen – das heißt auch, Klarheit darüber zu haben, ob die USA wei- tere Militärschläge in Afghanistan beabsichtigen. Für mich stellt sich zusätzlich die Frage, warum sich andere Staaten wie Indonesien, Thailand oder Ägypten nicht an diesem Einsatz beteiligen oder warum sie nicht aufgefordert worden sind. Ich stimme diesem Einsatz der Bundeswehr auch nicht zu, weil die Bundeswehr mit dem Einsatz auf dem Balkan bereits am Rande ihrer Kapazitäten angekommen ist. Mit Sorge sehe ich, dass der Deutsche Bundestag da- rüber im Unklaren gelassen wird, wer nach einem drei- monatigen Einsatz in Afghanistan das Kommando über den Einsatz übernimmt. Als Abgeordneter des Deutschen Bundestages fühle ich mich durch die Bundesregierung über die Gefahren und die Konsequenzen dieses Einsatzes nicht ausreichend und umfassend informiert. Mit innerer Betroffenheit muss ich feststellen, dass Auslandseinsätze der Bundeswehr fast zu einer Routineangelegenheit werden. Für mich wird das niemals Routine sein. Manfred Müller (PDS): Abweichend vom Votum mei- ner Fraktion werde ich mich bei der Abstimmung über den Antrag der Bundesregierung auf „Beteiligung bewaffne- ter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz einer Internatio- nalen Sicherheitsunterstützungstruppe in Afghanistan auf der Grundlage der Resolutionen 1386 (2001), 1383 (2001) und 1378 (2001) des Sicherheitsrats der Vereinten Natio- nen“ der Stimme enthalten. Ich gebe dazu folgende per- sönliche Erklärung nach § 31 der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages ab. Ich teile die Kritik meiner Fraktion sowohl am Krieg in Afghanistan als auch an der konkreten Ausgestaltung des Mandats. Die UN-Friedensmission birgt, nicht zuletzt we- gen der fortgesetzten US-amerikanischen Kampfhandlun- gen, der ungeklärten Kommandostrukturen und einer nicht vorhandenen Exit-Strategie, erhebliche Risiken. Da- von abgesehen sehe ich jedoch keine grundsätzlichen Be- denken gegen die Beteiligung von Bundeswehreinheiten Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 210. Sitzung. Berlin, Sonnabend, den 22. Dezember 2001 20857 (C) (D) (A) (B) an einer von den Vereinten Nationen mandatierten Frie- densmission in Afghanistan. Es handelt sich um einen völkerrechtlich legitimierten Einsatz, der dem Ziel dient, die Umsetzung der Bonner Vereinbarungen abzusichern. Der Petersberger Prozess eröffnet Chancen für eine friedliche Zukunft Afghanis- tans, die nicht ungenutzt bleiben dürfen. Er bedarf – ge- rade angesichts der unsicheren Sicherheitslage vor Ort und der bekannten Rivalitäten innerhalb der Übergangs- regierung – substanzieller Absicherung von außen. In der Abwägung aller Chancen und Risiken kann ich mich der Ablehnung des Antrags durch meine Fraktion nicht anschließen, weil dies in der Konsequenz hieße, die Rolle der UNO bei der Stabilisierung Afghanistans ent- scheidend zu schwächen und damit die Chancen für eine friedliche Entwicklung des Landes zu mindern. Helmut Rauber (CDU/CSU): Es gibt niemanden, der Afghanistan, diesem über Jahrzehnte gequälten Land, keinen dauerhaften Frieden wünscht. Dies muss aber ein sich selbst tragender und kein Scheinfrieden sein. Es gibt gute Gründe, der Mandatierung zuzustimmen, aber auch ebenso gute Argumente, diese Form des Man- dats abzulehnen. Es geht mir nicht um eine Mandatierung ja oder nein, sondern um den Umfang unseres Engagements mit maxi- mal 1 200 Soldaten und einem Finanzvolumen von rund 680 Millionen DM. Mit einem weit geringeren Kontin- gent lassen sich die anzustrebenden Ziele genauso gut bzw. genauso wenig erreichen. Ich sehe folgende substanzielle Bedenken: Erstens. Afghanistan ist zweimal so groß wie die Bun- desrepublik Deutschland, besitzt aber mit 25 Millionen Einwohnern gerade mal ein Drittel unserer Größe. Zu glauben, mit circa 5 000 Soldaten Sicherheit in diesem Land zu schaffen und das in einem Zeitraum von 6 Mo- naten, ist schlicht eine Illusion. Zweitens. Schon jetzt ist die Bundeswehr überfordert und der Sechs-Monate-/Zwei-Jahres-Rhythmus ist bei Führungskräften, Spezialisten, Medizinern und Fernmel- desoldaten schon lange nicht mehr einzuhalten. Diese Be- lastung unserer Soldaten hat erhebliche Auswirkungen auf die Attraktivität und damit auf die Leistungsfähigkeit un- serer Bundeswehr. Spitzenkräfte werden unter diesen Be- dingungen nicht bereit sein, in der Bundeswehr zu dienen. Drittens. Die Warlords sind an einer Präsenz der UN, die ihre Kreise stört, nicht interessiert. Wir dürfen nicht über- sehen, dass es die Nordallianz war, die dieses Land zwi- schen 1992 und 1996 ruinierte, und dass das dazu führte, dass die Taliban, die „law and order“ brachten, als Be- freier begrüßt wurden. Jetzt sind wir dabei, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben. Karsai verdient Vertrauen, aber er besitzt keine Hausmacht und er ist auf die gleiche Nomenklatura der alten Machenschaften angewiesen. Viertens. Jeder Automatismus bei der Entsendung deutscher Truppen ins Ausland ist abzulehnen. Was aber eingefordert werden muss, sind Mindestbedingungen, die sich an den vitalen Interessen Deutschlands ebenso zu ori- entieren haben wie an einer klaren politischen Konzeption einschließlich einer Exit-Strategie mit einem zeitlichen und finanziellen Rahmen. Wer sich aus Gründen einer Friedensschaffung und Friedenssicherung in Afghanistan engagiert, der muss schon schlüssig die Frage beantwor- ten, warum dann nicht im Nahen Osten, in Kaschmir, in Indonesien, in Angola, in Ruanda, im Sudan, im Kongo, in Sri Lanka usw. Fünftens. Es passt nicht zusammen, wenn der Ent- wicklungshilfeetat, der eigentlich steigen müsste, um rund 100 Millionen Euro gekürzt wird und im nächsten Jahr no- minell und prozentual unter dem liegt, was die Regierung Kohl ausgegeben hat. Die FAO hat in ihrem jüngsten Be- richt deutlich gemacht, dass weltweit 815 Millionen Men- schen hungern. Der militärische Beitrag kostet die Bun- desregierung rund 700 Millionen DM, was fast 10 Prozent des Entwicklungshilfeetats ausmacht. Aufwand und Nutzen stehen in keinem Verhältnis. Wenn die Entwicklungshilfe- zahlungen an die Kooperationsbereitschaft der Warlords ge- koppelt werden, könnte ein größerer sicherheitspolitischer Gewinn erzielt werden. Sechstens. Bei diesem Mandat ist strikt zu trennen, was Deutschland bezüglich des Kampfes gegen den inter- nationalen Terrorismus versprochen hat und was ande- rerseits nicht nur in Afghanistan, sondern weltweit für den Staatsaufbau bzw. die wirtschaftliche Gesundung zu leis- ten ist. Dass Deutschland seine Verpflichtungen im Kampf gegen den internationalen Terrorismus erbringen muss, ist unstrittig. Wo bei diesem Mandat dieser Beitrag aber kon- kret liegt, ist nur schwer zu erkennen. In der Abwägung, was für bzw. gegen das vorliegende Mandat spricht, enthalte ich mich der Stimme. Christa Reichard (Dresden) (CSU/CSU): Der Betei- ligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz einer internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe in Afghanistan stimme ich zu, kann dies aber nur mit großem Bedenken tun, denn ich halte die Betreuungssituation für die Soldatenfamilien angesichts der steigenden Belastungen durch die Zunahme an Auslandseinsätzen für unzureichend. Mit meiner Zustimmung verbinde ich die dringende Auf- forderung an die Bundesregierung, schnellstmöglich das geplante flächendeckende Familienbetreuungsnetz mit 32 Familienbetreuungszentren mit je vier hauptamtlichen Dienstposten einzurichten und dieses Projekt nicht erst in zwei Jahren umzusetzen. Weiterhin fordere ich angemes- sene Rahmenbedingungen für die ehrenamtliche Betreu- ungsarbeit der Soldatenfrauen. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 210. Sitzung. Berlin, Sonnabend, den 22. Dezember 200120858 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Gerhard Schröder


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Es gehört für
    viele zu den bitteren Wahrheiten in dieser Zeit, dass der
    Frieden in Afghanistan nur durch Krieg näher gerückt ist.
    Es gehört zu den Lehren der jüngeren deutschen Ge-
    schichte, die wir alle miteinander erlebt haben, dass pseu-
    doreligiös legitimierte und motivierte Gewalt durch de-
    mokratisch legitimierte Gegengewalt außer Kraft gesetzt
    und überwunden werden musste.

    Exakt das ist der Inhalt der Resolution 1368 der Ver-
    einten Nationen. Ich finde, es ist auch richtig, in dieser Si-
    tuation festzustellen, dass die Vereinten Nationen in den
    letzten Monaten eine wirklich beeindruckende Rolle ge-
    spielt haben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Sie sind gestärkt worden. Das ist sicher Ergebnis des Wil-
    lens der Völkergemeinschaft. Das ist aber auch und vor al-
    lem Ergebnis einer behutsamen, klugen, aber gleichwohl
    entschiedenen Politik des VN-Generalsekretärs Kofi
    Annan.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Im Deutschen Bundestag ist über die Frage, ob es ver-
    antwortbar sei, sich an den Kriegshandlungen zu beteili-
    gen – in welcher Form auch immer –, wie nicht anders zu
    erwarten, sehr heftig gestritten worden. Es sind viele Ar-
    gumente ausgetauscht worden. Zum Beispiel wurde ge-
    sagt, dass Krieg immer auch Unschuldige trifft. Das ist
    wahr. Aber das Problem, dem wir uns heute stellen müs-
    sen, ist: Die Abwesenheit von demokratisch legitimierter
    Gewalt hat viel, viel mehr Unschuldige getroffen, hat sie
    rechtlos gemacht, zumal Frauen und Mädchen. Dass diese
    Situation überwunden werden konnte, hat mit der von uns
    verantworteten Entscheidung zu tun. In erster Linie hat es
    natürlich mit den Entscheidungen, die in den Vereinigten
    Staaten getroffen worden sind, dann aber auch mit der von
    uns gewährten Solidarität – nicht nur, aber auch in mi-
    litärischen Fragen – zu tun.

    Krieg trifft Unschuldige. Das ist keine Frage. Aber das
    Beispiel Afghanistan zeigt: Nur mithilfe militärischer Ge-
    walt konnte verhindert werden, dass auch in Zukunft Un-
    schuldige unendlich leiden müssen.

    Es hat weitere Argumente gegeben. Man hat gesagt,
    man dürfe zur Konfliktlösung nicht in erster Linie auf das
    Mittel der Gewalt setzen, auch wenn man es gebrauchen
    müsse. Wir haben das nicht getan. Während der kriegeri-
    schen Handlungen hat die Diplomatie, hat die Politik kei-
    neswegs geschwiegen. Das Beispiel der Petersberg-Kon-
    ferenz zeigt vielmehr: Wir waren aktiv und sind es
    geblieben. Beides zusammen – die Bereitschaft, Gegen-
    gewalt einzusetzen, und die Absicht, dabei immer auch
    politische Lösungen im Auge zu haben und sie konse-
    quent zu verfolgen – hat den Erfolg gebracht; jeder Aspekt
    einzeln für sich hätte ihn nicht gebracht. Auch das ist eine
    Lehre der Diskussion der letzten Monate.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Die internationale Friedenstruppe ist also die Kon-
    sequenz politisch entschiedenen Handelns. Sie ist die
    Konsequenz einer Solidarität, die ich – dabei bleibe ich –
    uneingeschränkt genannt habe, weil sie sich eben auch auf
    den Gebrauch militärischer Mittel bezog. Sie ist die Kon-
    sequenz dessen, was in den letzten Monaten an Möglich-
    keiten entwickelt und durchgesetzt worden ist.

    Weil das so ist, ist die Entscheidung, um die ich heute
    das ganze Haus bitten will, eine, die man in voller Ver-
    antwortung treffen kann. Ich denke, dass alle Punkte, die
    wir hinsichtlich des Mandats miteinander diskutiert ha-
    ben, so weit erfüllt sind, dass sich ein Ja von jedem Ein-
    zelnen rechtfertigen lässt.

    Was waren die Erwartungen? Unter uns war immer
    klar – ich habe das in den Gesprächen mit den Partei- und
    Fraktionsvorsitzenden immer deutlich gemacht –, dass
    wir ein robustes Mandat brauchen; also nicht eines nach
    Kapitel VI, sondern nach Kapitel VII der UN-Charta, weil
    nur auf dieser Basis ein angemessenes Maß an Eigensi-
    cherheit und Aufgabenerfüllung möglich ist. Der Sicher-
    heitsrat der Vereinten Nationen hat dieser Position, die
    auch immer die Position unserer Partner war, zugestimmt.

    Es hat die Erwartung gegeben, dass das Mandat be-
    grenzt sein müsse, was den Einsatzort angeht. Nicht zu-
    letzt hat es diese Erwartung deshalb gegeben, weil wir
    vielfach erlebt haben, über welche Einsatzorte spekuliert
    worden ist.


    (Michael Glos [CDU/CSU]: Von Herrn Scharping!)


    Das Mandat, dem zuzustimmen ich Sie heute bitte, be-
    zieht sich auf Kabul und Umgebung. „Umgebung“ meint
    in erster Linie den einzig brauchbaren Flughafen. Auch
    insoweit sind, denke ich, die Erwartungen vieler hier im
    Hohen Hause erfüllt worden.

    Es ist gefordert worden, das Mandat müsse zeitlich be-
    grenzt werden. Auch das geschieht. Man kann darüber
    streiten, ob die sechs Monate eine zureichende Begren-
    zung sind. Aber das ist nun einmal Gegenstand des
    Sicherheitsratsbeschlusses gewesen. Ich denke, wir soll-

    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 210. Sitzung. Berlin, Sonnabend, den 22. Dezember 2001

    Bundeskanzler Gerhard Schröder

    20822


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    ten jetzt keine abstrakten Diskussionen über die Frage
    führen, ob sechs Monate ausreichen oder nicht, sondern
    deutlich machen: Es handelt sich um ein von den Aufga-
    ben her, vom Einsatzort her und von der Zeit her be-
    grenztes Mandat.

    Es ist vielfach diskutiert worden – auch in Afghanistan
    selbst, in der provisorischen Regierung –, wie groß diese
    internationale Truppe sein müsse. Da war von 1 000 Mann
    und von weit mehr die Rede. Mein Eindruck ist, dass jene
    maximal 5 000, die jetzt ins Auge gefasst sind, in der Lage
    sein werden, ihre Aufgabe so zu erfüllen, dass ihre eigene
    Sicherheit wie auch die Sicherheit bei der Aufgabenerfül-
    lung gewährleistet werden kann.

    In diesem Zusammenhang war in den Debatten hier
    immer die Frage außerordentlich wichtig: Kann man die
    Aufgaben und die Führung der Friedenstruppe von den
    gebotenen weitergehenden Kriegshandlungen in Afgha-
    nistan trennen? Es gibt zwei Kommandostränge: einen,
    der nach wie vor die vorwiegend amerikanischen Einsätze
    organisiert und befehligt – also Centcom –, und einen an-
    deren, davon unabhängigen, der sich auf die Friedens-
    truppe und ihre Aufgaben bezieht. Es gibt eine klare Tren-
    nung zwischen beiden, was in diesem Haus quer durch
    alle Parteien immer wieder gefordert worden ist. Das ist
    also erreicht worden.

    Dass es insbesondere für Gefahrensituationen, die
    nicht aus eigener Kraft beherrschbar sind, eine enge Zu-
    sammenarbeit geben muss, liegt auf der Hand. Auch das
    ist gewährleistet. Die Trennung ist also gewährleistet,
    aber Vorsorge für Gefahrensituationen ist gleichwohl ge-
    troffen worden. Auch insoweit – denke ich – ist die Ent-
    scheidung des Sicherheitsrates angemessen.

    Was ist der deutsche Anteil? Im Antrag, der Ihnen vor-
    liegt und dem zuzustimmen ich Sie bitte, ist von maximal
    1 200 Einsatzkräften die Rede, wobei wir davon ausge-
    hen, dass wir nicht unbedingt alle brauchen werden. Wir
    werden eher unter dieser Zahl bleiben, als dass wir sie er-
    reichen.

    Meine Damen und Herren, wir haben immer miteinan-
    der und über die Parteigrenzen hinweg diskutiert und ge-
    fordert, das, was wir dort tun müssen und tun wollen, zu
    europäisieren. Mir ist besonders wichtig, dass wir das in
    dem Rahmen, in dem es objektiv möglich ist, erreicht ha-
    ben; jedenfalls haben wir uns dem angenähert. Teil des
    deutschen Kontingents werden Einsatzkräfte aus den
    Niederlanden und aus Dänemark sein. Ganz weg sind
    die Erinnerungen an das vorige Jahrhundert mit seinen
    Kriegen ja noch nicht. Insofern glaube ich, dass es vor
    dem Hintergrund unserer gemeinsamen Geschichte in Eu-
    ropa ein wirklicher Erfolg ist – den man auch deutlich ma-
    chen sollte –, dass deutsche, niederländische und dänische
    Truppen gemeinsam in einem fernen Land für Frieden
    sorgen. Das ist etwas, was wir nicht unterschätzen sollten.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Meine Bitte ist also, dass Sie, meine Damen und Her-
    ren, dem Antrag zustimmen. Ich verbinde das mit meinem
    ungeteilten Respekt, meiner Anerkennung und meinen

    guten Wünschen für diejenigen, die auf der Basis unserer
    demokratischen Entscheidung sehr bald in Afghanistan
    Dienst tun müssen. Es ist kein einfacher Dienst – wir wis-
    sen das wohl –, aber es ist ein verantwortbarer Dienst, der
    im Interesse der Menschen in unserem Land ist und den
    wir deswegen beschließen sollten, weil wir ihn be-
    schließen müssen.

    Ich will das mit dem Dank an die Soldaten verbinden,
    die im Zusammenhang mit den Beschlüssen zu „Enduring
    Freedom“ oder auch auf dem Balkan ihren schweren
    Dienst tun. Sie tun das für uns alle. Deswegen gehört un-
    ser Respekt all denjenigen, die diesen schweren Dienst
    tun. In diesem Sinne bitte ich um Zustimmung.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)




Rede von Dr. Rudolf Seiters
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Ich erteile
das Wort dem Vorsitzenden der CDU/CSU-Fraktion,
Friedrich Merz.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Friedrich Merz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine
    sehr geehrten Damen und Herren! Als wir uns vor drei
    Monaten einig waren, dass gegen den internationalen
    Terror entschlossenes Handeln gefordert ist, haben wir
    nicht zu hoffen gewagt, dass es zum Ende des Jahres ge-
    lingen könnte, das Zentrum des Terrors in Afghanistan
    weitgehend zu zerstören und das Talibanregime zu besei-
    tigen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Wir können heute feststellen, dass vor allem unsere
    amerikanischen Freunde etwas fertig gebracht haben, was
    viele ihnen nicht zugetraut haben. Sie haben mit Bedacht
    und Umsicht, aber auch mit Entschlossenheit und mit
    massiver militärischer Kraft eine Operation vorbereitet
    und durchgeführt, die binnen sehr kurzer Zeit erfolgreich
    war. Dafür sind wir den Amerikanern Dank schuldig;
    denn sie haben mit diesem Einsatz auch im Interesse un-
    seres Landes und unserer Sicherheit gehandelt.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Die Strategie der USA war richtig und sie ist unverän-
    dert richtig. Die al-Qaida ist weitgehend – jedenfalls in
    Afghanistan – zerschlagen. Die weltweite Antiterroral-
    lianz hat bis heute gehalten. Die internationalen Hilfs-
    organisationen haben endlich gesicherten Zugang zu
    Afghanistan. Die Lage der Flüchtlinge hat sich verbessert,
    auch wenn immer noch Tausende von Hunger und Tod
    bedroht sind.

    Der Kampf gegen den Terror ist damit aber noch längst
    nicht beendet. Er ist in Afghanistan nicht beendet und
    er ist an vielen anderen Orten der Welt nicht beendet. Er
    wird Jahre dauern und er wird auch uns Deutschen noch
    mehr abfordern als den Transport von Wolldecken von
    Ramstein in die Türkei; denn viel mehr ist es bisher nicht

    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 210. Sitzung. Berlin, Sonnabend, den 22. Dezember 2001

    Bundeskanzler Gerhard Schröder

    20823


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    gewesen, was Deutschland geleistet hat. Ich kritisiere das
    nicht, Herr Bundeskanzler, auch wenn es aus der Rück-
    schau einigermaßen grotesk anmutet, dass darüber fast
    das rot-grüne Bündnis zerbrochen wäre.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Nun wird heute – vermutlich jedenfalls – eine Fraktion
    in diesem Parlament erneut einem Einsatz nicht zustim-
    men: Das ist die PDS-Fraktion.


    (Michael Glos [CDU/CSU]: Koalitionspartner!)


    Dies wäre der besonderen Erwähnung nicht wert, wenn
    nicht zum gleichen Zeitpunkt, zu dem wir heute einen
    Bundeswehreinsatz entscheiden


    (Widerspruch bei Abgeordneten der SPD)


    – ich weiß, dass Ihnen das nicht gefällt –, Ihre Partei, Herr
    Bundeskanzler, eine Koalition mit dieser PDS in Berlin
    eingehen würde – genau zum selben Zeitpunkt.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Kleine Münze!)


    Sie, Herr Bundeskanzler, haben von Paris aus – bezeich-
    nenderweise in einer französischen Zeitung – erklärt, dass
    es nicht Ihr Wunsch sei, dass diese Koalition eingegangen
    wird. Das mag man glauben oder nicht. Aber die Tatsache,
    dass das zum selben Zeitpunkt geschieht, schadet dem
    Ansehen unseres Landes und Ihrer Glaubwürdigkeit, Herr
    Bundeskanzler.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Heute geht es darum, dem über Jahrzehnte geschun-
    denen Land Afghanistan und seinen Menschen eine
    Perspektive des Friedens und der Stabilität aus eigener
    Kraft zu eröffnen.


    (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Gut, dass Sie zum Thema kommen!)


    Die Übergangsregierung in Kabul, die heute ihre Arbeit
    aufnehmen soll, braucht Hilfe. Sie braucht sie gegen die
    vielen Tausend Gegner im eigenen Land, etwa gegen die
    große Zahl der Talibankämpfer, die noch nicht gefasst und
    entwaffnet sind, sowie gegen Straßenbanden und Fana-
    tiker. Die Friedenstruppe ist also in Afghanistan nur be-
    grenzt willkommen. Das müssen wir wissen. Das müssen
    aber vor allem unsere Soldaten wissen.

    Der Aufbau einer zivilen Regierung und einer zivilen
    Verwaltung wird lange dauern und wird viel Kraft kosten.
    Die internationale Staatengemeinschaft hat sich dieser
    Verantwortung gestellt und mit dem UN-Mandat eine
    völkerrechtlich einwandfreie Grundlage für eine interna-
    tionale Sicherheitsunterstützungstruppe geschaffen.

    Wir werden dem Antrag, den die Bundesregierung
    heute gestellt hat und der vorsieht, dass wir uns mit bis zu
    1 200 Bundeswehrsoldaten an dieser Truppe beteiligen,
    heute Nachmittag zustimmen. Ich will Ihnen, Herr Bun-
    deskanzler, allerdings nicht verhehlen, dass uns die Zu-
    stimmung außergewöhnlich schwer fällt.


    (Zurufe von der SPD)


    – Bitte, Sie wollen sie doch haben. Wenn man sich Ihre
    Reihen anschaut, dann stellt man fest, dass nicht nur die
    Pairingpartner, sondern auch eine ganze Reihe anderer of-
    fensichtlich fehlen.


    (Widerspruch bei der SPD)


    Sie hätten ohne unsere Zustimmung die Mehrheit im
    Deutschen Bundestag nicht. Deswegen bitte ich Sie da-
    rum, dass Sie sich mit Ihren Zwischenrufen etwas zurück-
    halten.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Ich möchte Ihnen auch die Gründe sagen, warum es
    uns schwer fällt, dem Antrag der Bundesregierung zuzu-
    stimmen. Schon die Vorbereitung der Entscheidung des
    Sicherheitsrates der Vereinten Nationen hat ein fatales
    Licht vor allem auf die Europäer geworfen. Offensicht-
    lich sind sich die drei großen europäischen Nationen,
    nämlich Frankreich, Großbritannien und Deutschland,
    über die Ausformulierung des Mandats bis zum Schluss
    nicht einig gewesen. Von einer gemeinsamen Politik der
    Europäer in der UNO, von einer gemeinsamen europä-
    ischen Außen- und Sicherheitspolitik war in diesem Zu-
    sammenhang nichts, aber auch gar nichts zu spüren.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Welchen Sinn, Herr Bundeskanzler, machen eigentlich
    alle Beschlüsse über eine europäische Eingreiftruppe,
    wenn man noch nicht einmal politisch Einigkeit darüber
    erzielen kann, wie ein solches Sicherheitsmandat ausse-
    hen soll, wer es wie lange führen soll, wer wie viele Trup-
    penanteile stellen soll und wie lange der Einsatz über-
    haupt dauern soll?


    (Beifall bei Abgeordneten der FDP)


    Die Europäische Union hat erneut praktisch keine Rolle
    bei dieser für Afghanistan, aber auch für uns in Europa so
    wichtigen Aufgabe gespielt.

    Ich weiß, es ist heute nicht der Tag, um über Europa zu
    sprechen. Aber ich möchte doch wenigstens unserer Sorge
    darüber Ausdruck verleihen, dass die Europäische Union
    von Anfang an, seit dem 11. September, bis heute auch
    nicht annähernd die Gemeinsamkeit aufgebracht hat, die
    ihrer Größe, ihrer Leistungsfähigkeit und vor allem ihrem
    eigenen politischen Anspruch entspricht.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Es stellen sich eine Reihe von anderen und zum Teil bis
    jetzt nicht oder nur unzureichend beantworteten Fragen:
    Wie wird die Frage der „lead nation“ beantwortet, wenn
    die Briten nach drei Monaten gehen? Ist es sicher, dass
    dann etwa die Türkei das Kommando übernehmen wird?
    Wird der Grundsatz „Zusammen rein und zusammen
    raus“ von allen beteiligten Nationen eingehalten? Ist ge-
    währleistet, dass ausreichende Rettungs- und Transport-
    kapazitäten zur Verfügung stehen, wenn sich die Lage
    zuspitzt? Wie sind die Kommandostrukturen? Wie ist
    – dies ist besonders wichtig – die Kooperation mit den
    amerikanischen Kampftruppen geregelt? Es heißt ja, es
    handele sich um „distinct operations“, aber „Enduring

    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 210. Sitzung. Berlin, Sonnabend, den 22. Dezember 2001

    Friedrich Merz

    20824


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Freedom“, also das amerikanische Kommando, besitze
    im Konfliktfall „authority“. Was heißt das konkret?

    Meine Damen und Herren von der Koalition, mit die-
    sem Einsatzbeschluss, den die Regierung uns heute vor-
    gelegt hat, ist wohl die Grenze zur Überforderung der
    Bundeswehr und ihrer Soldaten endgültig erreicht, wenn
    nicht schon überschritten.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Dieser Einsatz macht auf erschreckende Weise deutlich,
    was in den letzten Jahren versäumt wurde, um die Bun-
    deswehr auf die Aufgaben, die ihr gestellt wurden – –


    (Dr. Peter Struck [SPD]: Das ist ja ein Ding! Verteidigungsminister Rühe! – Weitere Zurufe von der SPD)


    – Ich habe mit diesen Zwischenrufen gerechnet. Der Bun-
    deskanzler hat der „Süddeutschen Zeitung“ ein Interview
    gegeben – es ist heute abgedruckt – und sich zu diesem
    Sachverhalt wie folgt geäußert:

    Der Satz von der chronischen Unterfinanzierung der
    Bundeswehr bezieht sich auf einen längeren Zeit-
    raum als nur auf diese Regierung und er ist nach un-
    seren Maßnahmen nicht mehr gerechtfertigt.


    (Lachen des Abg. Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP])


    Herr Bundeskanzler, ich frage Sie: Was ist das eigentlich
    für eine Logik?


    (Michael Glos [CDU/CSU]: Hybris!)


    Sie gestehen zu, dass es eine Unterfinanzierung der Bun-
    deswehr gibt. Dann entziehen Sie ihr 18,6 Milliarden DM
    und sagen, jetzt sei die Unterfinanzierung nicht mehr vor-
    handen. Was ist das eigentlich für eine Logik, mit der Sie
    uns hier hinters Licht führen wollen?


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Meine Damen und Herren, da halten Sie sich mit solchen
    Zwischenrufen zurück!

    Heute wird erneut deutlich, dass Sie der Bundeswehr
    noch nicht einmal das zur Verfügung stellen wollen, was
    Sie selbst mit der Bundeswehrreform beschlossen haben.

    In diesem Zusammenhang sage ich Ihnen auch Fol-
    gendes: Es mag ja sein, dass Sie Gründe haben, Ihren Ver-
    teidigungsminister im Amt zu belassen.


    (Michael Glos [CDU/CSU]: Keiner kennt die Gründe mehr!)


    Aber wenn Sie dem Land solche Peinlichkeiten wie die in
    den letzten Tagen weiter zumuten, dann wird das die Au-
    torität nicht nur Ihrer Regierung, sondern auch die des
    ganzen Landes im Bündnis gefährden.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Herr Bundeskanzler, ersparen Sie uns und anderen die
    Fortsetzung dieser Peinlichkeiten! Nehmen Sie ihn über
    den Jahreswechsel in aller Stille aus dem Amt! Lassen Sie
    ihn lange in die Karibik fahren! Sorgen Sie dafür, dass ein

    Verteidigungsminister ins Amt kommt, der Autorität und
    Ansehen auch bei den Soldaten der Bundeswehr genießt!


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Merkwürdige Art, diese Debatte zu führen!)


    Damit aus dem, was ich kritisch zur Ausstattung der
    Bundeswehr sage, kein Missverständnis entsteht: Dies ist
    keine Kritik an den Soldaten.


    (Widerspruch bei Abgeordneten der SPD)


    – Entschuldigung! Auch das mag Ihnen nicht gefallen,
    aber unsere Soldaten haben in den letzten Jahren, insbe-
    sondere im zu Ende gehenden Jahr 2001, weit überdurch-
    schnittliche Leistungen vollbracht, insbesondere in den
    Auslandseinsätzen, in die wir sie geschickt haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Detlev von Larcher [SPD]: Sie haben eine bessere Opposition verdient!)


    – Das mit der besseren Opposition können Sie im nächs-
    ten Jahr selbst probieren, Herr Kollege. Dann sind Sie
    dran, Opposition zu machen.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Detlev von Larcher [SPD]: Machen Sie sich keine Hoffnungen!)


    Unsere Soldaten haben wirklich höchste Anerkennung
    verdient. Sie und ihre Familien verdienen es aber auch,
    dass der Dienstherr seiner Fürsorgepflicht ihnen gegen-
    über gerecht wird.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Die Verantwortung dafür nimmt Ihnen, Herr Bundes-
    kanzler, das Parlament mit seiner Zustimmung heute,
    wenn sie denn erteilt wird, nicht ab. Sie als Bundeskanzler
    tragen auch dann noch die Verantwortung dafür, dass al-
    les, aber auch wirklich alles getan wird, um unsere Solda-
    ten im Einsatz bestmöglich zu schützen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Der Einsatz in Afghanistan ist mit erheblichen Risi-
    ken verbunden. Nach Bosnien, dem Kosovo und Maze-
    donien ist es jetzt endgültig an der Zeit, dass Sie, Herr
    Bundeskanzler, Ihre Politik korrigieren, Ihre Bundes-
    wehrplanung gründlich überarbeiten und neu ausrichten.
    Der Bundeswehr fehlen schon heute rund 7 000 Unterof-
    fiziere und Feldwebel. Die Zusage, dass Soldaten bei Aus-
    landseinsätzen maximal sechs Monate in der Auslands-
    verwendung und anschließend zwei Jahre ohne eine
    solche Auslandsverwendung sind, kann bei einer immer
    größer werdenden Zahl von Soldaten aller Dienstgrade
    nicht mehr eingehalten werden.

    Herr Bundeskanzler, Sie können spätestens nach dem
    heutigen Beschluss den Fragen nicht mehr ausweichen,
    die wir Ihnen seit Ihrem Amtsantritt seit drei Jahren stel-
    len – ich will sie zusammenfassen –: Welche regionalen
    und globalen strategischen Aufgaben sind Europa und vor
    allem der Europäischen Union gestellt? Welchen Beitrag
    will und kann Deutschland im Rahmen einer europäischen
    Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik dazu leis-
    ten? Was sind die realistischen Kosten eines solchen

    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 210. Sitzung. Berlin, Sonnabend, den 22. Dezember 2001

    Friedrich Merz

    20825


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    deutschen Beitrags und wie bringen wir sie auf? Schließ-
    lich: Welche Perspektiven und welche Sicherheit haben
    unsere Soldaten in Zukunft in ihrem Beruf?

    Auf diese Fragen, Herr Bundeskanzler, müssen Sie
    Antwort geben. Dem können Sie nicht ausweichen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


    Ich sage deshalb noch einmal: Mit dem heutigen Be-
    schluss ist endgültig die Zeit für eine Wende in der Poli-
    tik für die Bundeswehr gekommen. Wenn Sie sich dieser
    Herausforderung mit einer Kurskorrektur in Ihrer bisheri-
    gen Politik nicht stellen, wenn Sie die Bundeswehr wei-
    terhin in immer mehr internationale Einsätze schicken
    und ihr dafür immer weniger Geld zur Verfügung stellen,
    dann werden Sie, Herr Bundeskanzler, und Ihre Regie-
    rung der gewachsenen internationalen Verantwortung un-
    seres Landes ebenso wenig gerecht wie der Pflicht, den
    Soldaten der Bundeswehr ein fürsorgender und verant-
    wortlicher Dienstherr zu sein.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Wir stimmen dem Einsatz der Bundeswehr heute
    Nachmittag trotz all unserer Bedenken – sie sind in den
    letzten Tagen nicht kleiner geworden – zu. Wir stimmen
    zu, weil wir dem afghanischen Volk, den Menschen und
    vor allem den vielen Hunderttausend Kindern in diesem
    Land, helfen und ihnen eine Perspektive geben wollen.
    Wir stimmen aber auch zu, weil Sicherheit in Afghanistan
    auch ein Beitrag zum Schutz unseres Landes vor terroris-
    tischen Anschlägen fanatischer Extremisten ist.

    Wir wünschen unseren Soldaten eine gute und vor al-
    lem eine gesunde Heimkehr. Unsere Soldaten und ihre Fa-
    milien sollen wissen, dass wir, die Abgeordneten des
    Deutschen Bundestages, diese Entscheidung heute, zwei
    Tage vor dem Weihnachtsfest, hier, in Berlin, nach sorg-
    fältiger und gewissenhafter Prüfung treffen. Wir treffen
    sie, weil wir damit gemeinsam auch einen Beitrag zur Si-
    cherheit in Deutschland leisten.

    Herzlichen Dank.


    (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei der FDP)