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    Beratungen mit Aussprache Tagesordnungspunkt II: Dritte Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushalts- plans für das Haushaltsjahr 2002 Haus- haltsgesetz 2002 (Drucksachen 14/6800, 14/7537, 14/7301 bis 14/7320, 14/7321, 14/7322, 14/7323 20365 A Manfred Carstens (Emstek) CDU/CSU . . . . . 20365 B Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20365 D Joachim Poß SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20368 A Dr. Wolfgang Gerhardt FDP . . . . . . . . . . . . . . 20372 C Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20375 A Dr. Uwe-Jens Rössel PDS . . . . . . . . . . . . . . . 20378 C Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . 20380 B Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 20385 A Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . 20385 C Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 20385 D Namentliche Abstimmungen . . . . . . . . . . . 20389 B, C Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20390 C, 20392 D Tagesordnungspunkt III: – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜND- NISSES 90/DIE GRÜNEN einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Fortführung des Solidarpaktes, zur Neuordnung des bundesstaatlichen Finanzausgleichs und zur Abwicklung des Fonds „Deutsche Einheit“ (Soli- darpaktfortführungsgesetz) (Drucksache 14/7063) . . . . . . . . . . . . . 20395 A – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Fortführung des Solidarpaktes, zur Neuordnung des bundesstaatlichen Finanzausgleichs und zur Abwicklung des Fonds „Deutsche Einheit“ (Solidarpaktfortführungs- gesetz) (Drucksachen 14/7256, 14/7646, 14/7647) 20395 A Sabine Kaspereit SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20395 C Leo Dautzenberg CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 20397 D Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20399 C Gisela Frick FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20401 C Dr. Barbara Höll PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20402 D Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . 20404 A Heinz Seiffert CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 20406 B Jochen-Konrad Fromme CDU/CSU . . . . . . . 20408 D Zusatztagesordnungspunkt 3: – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Versorgungsänderungs- gesetzes 2001 (Drucksachen 14/7223, 14/7257, 14/7681, 14/7693) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20409 B – Zweite und dritte Beratung des von den FraktionenderSPDunddesBÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Plenarprotokoll 14/206 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 206. Sitzung Berlin, Freitag, den 30. November 2001 I n h a l t : Entwurfs eines Versorgungsände- rungsgesetzes 2001 (Drucksachen 14/7064, 14/7681, 14/7693) 20409 C – Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs ei- nes Gesetzes zur Änderung des Be- amtenrechtsrahmengesetzes (Drucksachen 14/6717, 14/7681, 14/7693) 20409 C Hans-Peter Kemper SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 20409 D Meinrad Belle CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 20411 A Helmut Wilhelm (Amberg) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20412 C Dr. Max Stadler FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20413 C Petra Pau PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20414 B Otto Schily, Bundesminister BMI . . . . . . . . . 20415 A Zusatztagesordnungspunkt 4: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der Straf- prozessordnung (Drucksachen 14/7008, 14/7258, 14/7679) 20417 A Dr. Eckhart Pick, Parl. Staatssekretär BMJ 20417 B Volker Kauder CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 20418 A Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20419 D Rainer Funke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20421 A Dr. Evelyn Kenzler PDS . . . . . . . . . . . . . . . . 20422 A Dr. Jürgen Meyer (Ulm) SPD . . . . . . . . . . . . . 20422 D Tagesordnungspunkt IV: – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Alfred Hartenbach, Hermann Bachmaier, weiteren Abge- ordneten und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Grietje Bettin, weiteren Abge- ordneten und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über Arbeitnehmererfindungen (Drucksachen 14/5975, 14/7573) . . . . 20424 C – Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs ei- nes Gesetzes zur Förderung des Pa- tentwesens an den Hochschulen (Drucksachen 14/5939, 14/7573) . . . . 20424 D Norbert Hauser (Bonn) CDU/CSU . . . . . . . . 20424 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20427 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 20429 A Anlage 2 Zu Protokoll gegeben Reden zur Beratung der Gesetzentwürfe: – Änderung des Gesetzes über Arbeitneh- mererfindungen – Förderung des Patentwesens an Hochschulen (Zusatztagesordnungspunkt 4) . . . . . . . . . . . . 20429 D Alfred Hartenbach SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 20429 D Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20430 B Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 20431 D Rainer Funke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20432 C Maritta Böttcher PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20433 A Anlage 3 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20433 D Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 206. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2001II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 206. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2001
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    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 206. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2001 Norbert Hauser (Bonn) 20427 (C) (D) (A) (B) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 206. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2001 20429 (C) (D) (A) (B) Altmann (Aurich), BÜNDNIS 90/ 30.11.2001 Gila DIE GRÜNEN Balt, Monika PDS 30.11.2001 Beck (Bremen), BÜNDNIS 90/ 30.11.2001 Marieluise DIE GRÜNEN Bohl, Friedrich CDU/CSU 30.11.2001 Brudlewsky, Monika CDU/CSU 30.11.2001 Buntenbach, Annelie BÜNDNIS 90/ 30.11.2001 DIE GRÜNEN Caesar, Cajus CDU/CSU 30.11.2001 Fischbach, Ingrid CDU/CSU 30.11.2001 Follak, Iris SPD 30.11.2001 Friedrich (Altenburg), SPD 30.11.2001 Peter Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 30.11.2001 Günther (Plauen), FDP 30.11.2001 Joachim Haschke CDU/CSU 30.11.2001 (Großhennersdorf), Gottfried Hauer, Nina SPD 30.11.2001 Heiderich, Helmut CDU/CSU 30.11.2001 Dr. Hendricks, Barbara SPD 30.11.2001 Hübner, Carsten PDS 30.11.2001 Kolbow, Walter SPD 30.11.2001 Kraus, Rudolf CDU/CSU 30.11.2001 Dr. Küster, Uwe SPD 30.11.2001 Lippmann, Heidi PDS 30.11.2001 Nachtwei, Winfried BÜNDNIS 90/ 30.11.2001 DIE GRÜNEN Nahles, Andrea SPD 30.11.2001 Ost, Friedhelm CDU/CSU 30.11.2001 Pieper, Cornelia FDP 30.11.2001 Rauber, Helmut CDU/CSU 30.11.2001 Roth (Gießen), Adolf CDU/CSU 30.11.2001 Rübenkönig, Gerhard SPD 30.11.2001 Dr. Schäfer, Hansjörg SPD 30.11.2001 Schenk, Christina PDS 30.11.2001 Schlee, Dietmar CDU/CSU 30.11.2001 Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 30.11.2001 Hans Peter Schröter, Gisela SPD 30.11.2001 Dr. Schuchardt, Erika CDU/CSU 30.11.2001 Schultz (Everswinkel), SPD 30.11.2001 Reinhard Dr. Schwarz-Schilling, CDU/CSU 30.11.2001 Christian Dr. Freiherr von CDU/CSU 30.11.2001 Stetten, Wolfgang Dr. Süssmuth, Rita CDU/CSU 30.11.2001 Thiele, Carl-Ludwig FDP 30.11.2001 Dr. Thomae, Dieter FDP 30.11.2001 Dr. Tiemann, Susanne CDU/CSU 30.11.2001 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ 30.11.2001 DIE GRÜNEN Wiesehügel, Klaus SPD 30.11.2001 Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung der Gesetzentwürfe: – Änderung des Gesetzes über Arbeitnehmer- erfindungen – Förderung des Patentwesens an Hochschulen (Tagesordnungspunkt 4) Alfred Hartenbach (SPD): Die Innovationszentren Deutschlands liegen nicht nur in der Industrie und deren Forschungsanstalten, sondern in hohem Maße auch bei den Hochschulen und Fachhochschulen. Leider konnte das Potenzial der dortigen geistigen Leistungen bisher nicht in dem Umfange auch wirtschaft- lich genutzt werden, wie dies wünschenswert, ja auch ge- radezu erforderlich wäre. Der Grund liegt darin, dass es bisher den Hochschullehrern und Fachhochschullehrern freigestellt war, ob sie eine Erfindung, die in ihrem Tätig- keitsbereich gelungen war, als Patent anmelden und ver- markten wollten oder ob sie davon Abstand nehmen. In aller Regel war die Kostenfrage, aber auch die Prozedur der Anmeldung ein eher abschreckender Faktor für die weniger dem Kommerziellen und dafür mehr dem Wis- senschaftlichen zugewandten Hochschullehrer. entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Damit sind sowohl der deutschen Wissenschaft als auch der deutschen Wirtschaft sehr häufig wertvolle Erfindungen verloren gegangen, die dann aus dem Aus- land heraus angemeldet und von dort aus auch verwertet wurden. Das Ausland macht uns längst vor, dass man mit den wissenschaftlichen Erfindungen an den Hochschulen auch anders verfahren kann. In vielen Ländern sind an den Hochschulen ganze Stabsabteilungen vorhanden, die dann die Erkenntnisse und Ergebnisse der Forschung in den Hochschulen auch vermarkten, in aller Regel sogar sehr gut vermarkten und damit auch für eine künftige bessere technische Ausstattung der Hochschulen sorgen können. Wir wollen dies mit unserem Gesetz auch für Deutsch- land ermöglichen. Dabei haben wir von den Koalitions- fraktionen allerdings einen sehr wesentlichen Unterschied zu dem, was die Länder wollen. Wir wollen, dass der Hochschullehrer nach wie vor entscheiden kann, ob er vermarktet oder nicht vermarktet. Dies sind wir dem ver- fassungsmäßigen Grundsatz der Freiheit von Wis- senschaft und Lehre schuldig. Wir sind allerdings über- zeugt, dass mit unserem Gesetz den Hochschullehrern der Zugang zu einer Patentanmeldung und damit auch einer Vermarktung wesentlich erleichtert wird. Künftig brau- chen sie sich nicht mehr um die Details zu kümmern; künftig brauchen sie nicht mehr Sorge zu tragen, welche Kosten ihnen entstehen, und künftig werden sie automa- tisch am Erfolg ihrer Forschung beteiligt werden. Wir wissen, dass wir damit Neuland betreten, und wir wissen auch, dass an den Hochschulen oder aber in dem jeweiligen Bundesland zentral erst noch Stellen errichtet werden müssen, die dann die Forschung auch zum Patent anmelden. Damit treten die Länder oder aber die Hoch- schulen dann in Konkurrenz zu bereits jetzt schon vor- handenen Unternehmern, die ihre Dienste schon seit län- gerem den Hochschullehrern anbieten und dafür auch in aller Regel – auch bei zu beachtender Mischkalkulation – gut verdienen. Dieser Konkurrenzeffekt ist durchaus ge- wollt. Er wird den Forscherdrang und den Drang zur Ver- öffentlichung von Forschungsergebnissen beflügeln und er wird dafür sorgen, dass künftig mehr Erkenntnisse aus deutschen Hochschulen auch wirtschaftlich verwertet werden können. Alles in allem ein gutes Gesetz, das die volle Zustim- mung des ganzen Hauses verdient hat. Jörg Tauss (SPD): Die Tatsache, dass auf der heuti- gen Tagesordnung – nachdem wir gestern einen abermals aufgestockten und zukunftsweisenden Etat für Bildung und Forschung verabschiedet haben – erneut das Thema Forschung angesetzt ist, ist eigentlich schon Beleg genug, dass die rot-grüne Bundesregierung und die sie tragenden Fraktionen in ihren Reformbemühungen für die dringend gebotene Modernisierung der Wissenschafts- und For- schungslandschaft nicht nachlassen. Ganz im Gegenteil: Es geht eben nicht allein um den bereitzustellenden Etat – Ihre jahrelangen Versäumnisse, die uns bis heute zu schaffen machen, haben wir gestern lang und breit disku- tiert –, es geht auch um strukturelle Reformen, zu denen Sie erst recht nicht in der Lage waren und für die es vie- lerorts die letzte Gelegenheit ist, meinen wir es ernst mit der Aussage, dass wir den Wissenschafts- und For- schungsstandort auf diesem hohen Niveau erhalten und im internationalen Wettbewerb fit machen wollen. Ziel des heute in zweiter und dritter Lesung zu bera- tenden Gesetzentwurfes der Koalitionsfraktionen ist es, die bisherige Regelung der Rechte an den Erfindungen von Hochschullehrern – das so genannte Hochschullehrer- privileg des § 42 Arbeitnehmererfindungsgesetzes – an die sich gravierend veränderten Rahmenbedingungen der Hochschulforschung anzupassen. Auch diese gesetzliche Änderung ist eine längst überfällige Anpassung an eine gänzlich veränderte Wirklichkeit und damit ein wichtiger Bestandteil der zwingend gebotenen strukturellen Refor- men und damit auch ein weiterer Baustein einer zukunfts- fähigen Innovationspolitik der rot-grünen Bundesregie- rung, die den Wissenschafts- und Forschungsstandort für die Herausforderungen der Zukunft wappnen will. Bei der angestrebten Verbesserung der Verwertung von Hochschulerfindungen sind vor allem vier Schwerpunkte das erklärte Ziel der Novelle: Zum einen soll das derzeit brachliegende Innovationspotenzial an den Hochschulen auch für die Hochschulen in einem deutlich höheren Maße genutzt werden, zugleich sollen die Hochschulen in ihrer Verantwortung für den Technologietransfer nachhal- tig gestärkt werden. Eng mit diesem Ziel verwoben ist die dringend gebotene Verbesserung des Technologietrans- fers zwischen den Hochschulen und der Wirtschaft. Alles in allem geht es also um die Sicherstellung und Stärkung des Wissenschafts- und Forschungsstandortes Deutsch- land in einem immer schwieriger werdenden globalen Wettbewerb. Dabei ist wiederum die Tatsache, dass es eine von Bund und Ländern gemeinsam gestartete Initia- tive war, die den Anstoß für die heute zu diskutierende Gesetzesänderung gab, ein wichtiger Beleg dafür, das diese rot-grüne Bundesregierung sich in Zusammenarbeit mit den Bundesländern – sofern sie es denn wollen – den immensen Herausforderungen stellt und wichtige Wei- chenstellungen vornimmt. Gegenstand der parlamentarischen Beratungen waren zwei Gesetzentwürfe. So gab es zum einen den Entwurf des Bundesrates, zum anderen den Entwurf der Koaliti- onsfraktionen. Stellt man die beiden Entwürfe nebenei- nander, so fällt auf, dass sie sich in der Zielsetzung nicht wesentlich unterscheiden. Die Ansätze, mit denen diese wichtigen und sicherlich unstrittigen Ziele verwirklicht werden sollen, unterscheiden sich dagegen schon an eini- gen Stellen. Der Grund, warum sich die Koalitionsfrak- tionen nicht dem Gesetzentwurf des Bundesrates angeschlossen habe, ist, dass der Entwurf der Koalitions- fraktionen das angestrebte Gesetzesziel besser verwirkli- chen kann und zudem dem zwingend zu beachtenden Ver- fassungsrecht, nämlich die Freiheit von Forschung und Lehre gemäß Art. 5 Abs. 3 Grundgesetz, in einem deutlich höheren Maße Rechnung trägt. Mit der nun vorgesehenen Neufassung des § 42 Ar- beitnehmererfindungsgesetz werden die Hochschulen künftig in der Lage sein, das oftmals ungenutzte Innova- tionspotenzial auch für die Hochschulen zu nutzen und Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 206. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 200120430 (C) (D) (A) (B) Erfindungen der Hochschullehrerinnen und -lehrer, der Dozenten und wissenschaftlichen Assistenten besser wirt- schaftlich zu verwerten. Nach den bisherigen Regelungen stand es allein im Ermessen der Erfinder, über die Paten- tierung und Verwertung von Erfindungen zu entscheiden. Das hatte zur Folge, dass ein erhebliches Innovationspo- tenzial an den Hochschulen schlichtweg brachlag, weil oftmals die mit der Patentierung verbundenen Kosten, der erhebliche Zeitaufwand und das wirtschaftliche Risiko gescheut wurde. Mit den nun vorgesehenen Regelungen werden die Hochschulen das Recht erhalten, die Erfindungen ihres wissenschaftlichen Personals zum Patent anzumelden und durch Lizenzen Einnahmen zu erzielen. Strittig war, wie die Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer hieran be- teiligt werden sollten. Der Gesetzentwurf des Bundesra- tes hatte hier einen etwas anderen Ansatz gewählt, der je- doch nach unserer Auffassung nicht tragfähig gewesen wäre. Während der Entwurf des Bundesrates ein Drittel der Nettoverwertungseinnahmen als Erfindervergütung vorsah und so den Streit vorprogrammiert hätte, welche Ausgabe den nun von den Bruttoeinnahmen seitens der Hochschule abgezogen werden dürfte, haben wir uns für einen anderen Weg entschieden: Der Gesetzentwurf sieht vor, dass den Erfindern als Vergütung 30 Prozent der Brut- toverwertungseinnahmen zustehen. Den Patentierungs- aufwand kann die Hochschule aus den ihr verbleibenden 70 Prozent decken. Sie sehen, auch hier verfolgen wir im Grundsatz das gleiche Ziel wie der Gesetzentwurf des Bundesrates, wir versuchen nur, zu sachgerechteren und auch vergleichbaren Lösungen zu kommen. Ich denke dennoch, dass auch die Länder mit der jetzigen Lösung le- ben können. In der öffentlichen Debatte gibt es – vor allem an den Hochschulen – offenbar noch ein paar kleine Unklarheiten hinsichtlich der Diensterfindungen bei Nebentätigkeit – und hier vor allem bei Drittmittelforschung. Die In- anspruchnahme des Rechtes des Dienstherren bei Dienst- erfindungen umfasst neben den Erfindungen aus wissen- schaftlicher Tätigkeit mit Mitteln der Hochschule auch die Forschung mit Mitteln Dritter im Sinne des § 25 des Hochschulrahmengesetzes. Erfindungen dagegen, die Wissenschaftler im Rahmen einer Nebentätigkeit ma- chen, sind dann frei, wenn es sich hierbei um keine Dienst- erfindungen im Sinne des § 4 Abs. 2 handelt. Für die Ab- grenzung im konkreten Einzelfall gelten die allgemeinen Grundsätze, ohne dass es hierfür einer Sonderregelung bedarf. Jedoch sind auch freie Erfindungen der Hoch- schule mitzuteilen. Für die Inanspruchnahme und das Ver- fahren gelten die gleichen Regelungen wie für Beschäf- tigte im privaten und öffentlichen Dienst. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass diese Gesetzesinitiative der Koalitionsfraktionen ein weiterer wichtiger Baustein bei der Modernisierung der Wissen- schafts- und Forschungslandschaft ist, die vor allem zum Ziel hat, die verkrusteten Strukturen in diesem Bereich aufzubrechen und die zweifellos vorhandenen Innovati- onspotenziale zu nutzen – im Interesse eines zukunfts- und wettbewerbsfähigen Wissenschafts- und Forschungs- standortes Deutschland. Zu einer wirklich verantwor- tungsvollen Forschungspolitik gehört eben die Stärkung der Hochschulen bei der Nutzung dieser Potenziale, wo- bei es aber eben nicht darum gehen kann, die Frage der wirtschaftlichen Verwertung allein zu thematisieren, son- dern auch die Wissenschaftsrechte und Wissenschaftler- rechte im Blick zu behalten. Dies ist meines Erachtens mit dem heute zur abschließenden Beratung anstehenden Ge- setzentwurf gelungen. Damit diese wichtigen Instrumente möglichst schnell greifen und Früchte tragen, wird diese Gesetzesinitiative der Koalitionsfraktionen durch eine Verwertungsinitiative der Bundesregierung flankiert. Bis zum Jahr 2004 stellt das Bundesministerium für Bildung und Forschung insgesamt 100 Millionen DM aus den UMTS-Zinsersparnissen zur Verfügung. Mit diesen Mit- teln sollen die Hochschulen professionelle Agenturen mit der Durchführung von Patentanmeldungen und der Ver- marktung und Verwertung der gemachten Erfindungen beauftragen können. Es ist ein schöner Brauch, am Schluss einer parlamen- tarischen Initiative allen hieran Beteiligten für ihr Enga- gement zu danken. Danken möchte ich den Fachpolitikern in den Arbeitsgruppen der Koalitionsfraktionen, den Staatssekretären und den Fachabteilungen in den beteilig- ten Bundesministerien. Diesen Dank betone ich umso mehr, als es bei den nicht immer einfachen Auseinander- setzungen und Abstimmungsprozessen zwischen For- schungs-, Rechts- und auch Sozialpolitikern oft genug da- rauf ankommt, die unterschiedlichen Interessen zu verbinden. Gestatten Sie mir am Schluss meiner Ausführungen noch darauf hinzuweisen, dass es ein besonderer Wunsch der Bundesländer und der Hochschulen ist, diese Geset- zesänderung nun möglichst rasch umzusetzen, weil damit ein deutlicher Anstieg der Patentanmeldungen zu erwar- ten ist. Aus diesem Grund ist es richtig, die besonderen Bestimmungen für Erfindungen an Hochschulen bereits jetzt und heute zu verabschieden und eben nicht auf den noch in einem frühen Stadium der Beratungen befindli- chen Gesetzentwurf über Arbeitnehmererfindungen zu warten. Ich werbe daher bei den Kolleginnen und Kolle- gen von der Opposition im Interesse des Wissenschafts- und Forschungsstandortes Deutschland und im Interesse der zwingend notwendigen Fortführung der Reformpro- zesse in diesem Bereich um die Zustimmung zu diesem Gesetzentwurf der Koalitionsfraktionen. Freuen Sie sich mit uns auf die Wiederentdeckung des allzu lange brach – liegenden Innovationspotenzials an unseren Hochschu- len. Die Zunahme der Patentierungen wird dies alsbald bestätigen. Dr. Reinhard Loske (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Nach intensiver Beratung mit Experten aus den Hoch- schulen und der Forschung können wir nun den Gesetz- entwurf der Koalitionsfraktionen zur abschließenden Le- sung vorlegen. Mit dem zu verabschiedenden Gesetz ist es uns gelungen, den Spagat zwischen der Gewährung der Forschungsfreiheit und einer effizienten Verwertung von Patenten an Hochschulen zu verwirklichen. Ziel ist es nun, die Patentverwertung an den Hochschulen so attrak- tiv zu gestalten, dass immer mehr Hochschullehrer ihre Hochschulen als Verwertungspartner sehen und nicht mehr die Industrie. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 206. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2001 20431 (C) (D) (A) (B) Erstens. Ausgangslage – brachliegende Innovationspo- tenziale: In der bisherigen Gesetzesstruktur gibt es weder für Wissenschaftler noch für die Hochschulen Anreize, Erfindungen in Patente umzusetzen und damit wirtschaft- lich zu verwerten. Auf der einen Seite verzichten die For- scher oft auf die Anmeldung zum Patent, da die Beantra- gung mühselig und die Finanzierung ungewiss ist. Statt sich mit bürokratischen Hürden auseinander zu setzen, konzentrieren sie sich lieber auf ihre eigene Stärke: das Forschen. Auf der anderen Seite profitieren Hochschulen im Gegensatz zu allen anderen Arbeitgebern und außer- universitären Forschungseinrichtungen bisher nicht von den Patenterlösen ihrer Arbeitnehmer. Demnach haben sie auch kein gehobenes Eigeninteresse an der Anmeldung und anschließenden Verwertung von Erfindungen. In der Konsequenz stehen wir vor dem Dilemma, dass das Inno- vationspotenzial an den deutschen Universitäten brach- liegt. Statt gute Ideen in Erfindungen umzusetzen und so- mit ökonomisch zu nutzen, bleiben sie im Getriebe der bürokratischen Universitätsstrukturen hängen. Zweitens. Ziel des Gesetzes – Stärkung des Patent- rechts der Universitäten: Mit der Reform des Hochschul- lehrerprivilegs werden wir diese verkrusteten Strukturen aufbrechen und das bisher brachliegende Innovationspo- tenzial an den Hochschulen nutzen. Mit dem neuen Ge- setz werden die Hochschulen zukünftig das Recht haben, die Erfindungen ihres Personals zu verwerten; innerhalb von zwei Monaten erhalten sie das Exklusivzugriffsrecht. Dies gilt auch für Forschung im Rahmen von Drittmitteln und Nebentätigkeiten. Die genaue Abgrenzung zwischen einer Diensterfindung und einer freien Erfindung muss dann im Einzelfall geregelt werden. Die Forscher werden im Gegenzug an den Patenterlösen mit 30 Prozent betei- ligt und brauchen sich nicht um finanzielle und bürokra- tische Fragen der Patentanmeldung und -verwertung zu kümmern. Entscheidende Verbesserungen stellen sich in drei Feldern ein: Zukünftig werden wieder mehr Patente angemeldet und verwertet. Gute ldeen bleiben nicht in Schubladen liegen. Den Hochschulen wird die Möglichkeit gegeben, aus ihren eigenen Investitionen auch Kapital zu schlagen – wenn sie anfangen, selbst aktiv zu werden. Zwischen Wirtschaft und Universität wird ein intensi- verer Wissens- und Technologietransfer stattfinden. Der Diffusionsgrad von Forschungsergebnissen aus den Unis in die Wirtschaft hinein wird erhöht. Drittens. Flankierende Maßnahme – Aufbau einer brei- ten Patent- und Verwertungsinfrastruktur: Bei der Reform des ArbNErfG geht es allerdings nicht darum, Inseln der Patentverwertung innerhalb der Hochschulen zu schaffen. Vielmehr sollen diese eng mit wirtschaftlichen Interessen verzahnt werden und an den Bedürfnissen gerade der klei- nen und mittleren Unternehmen orientiert sein. Die uni- versitären Patentverwertungsstrukturen müssen in ein wirtschaftliches Netzwerk eingebunden sein. Daher wird die rot-grüne Regierung parallel eine Verwertungsoffen- sive starten und den Aufbau einer breiten Patent- und Ver- wertungsstruktur an den deutschen Hochschulen unter- stützen. Hier gilt es, Kosten von Patentanmeldungen in der Anfangsphase zu bezuschussen, Mitarbeiter in einer Qualifizierungsoffensive für die Patentverwertungsstruk- turen auszubilden und die Verwertungslandschaft in Deutschland zu vernetzen und Kommunikations- und Ko- operationsplattformen aufzubauen. An dieser Stelle soll nicht unerwähnt bleiben, dass die Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen explizit da- rauf gedrängt hat, die Reform des Hochschullehrerprivi- legs einer allgemeinen Novelle des ArbNErfG vorzuzie- hen. Andernfalls hätte die Gefahr einer zeitlichen Verzögerung bestanden. In unseren Augen ist diese Re- form ein erster Schritt zu einer umfassenden Reform der Hochschulen, die auf mehreren Ebenen stattfinden muss. Die Verbesserung der Patentverwertung war überfällig und zwingend notwendig, ihr müssen jedoch weitere Re- formen folgen. Rainer Funke (FDP): Das Arbeitnehmererfindungs- gesetz ist praktisch seit 1957 unverändert. Seitdem hat sich in den Arbeitsabläufen Grundlegendes verändert. Mehr als bisher werden Erfindungen im Team gemacht. Erfindungen sind kapitalintensiv geworden, kurzum: Die Strukturen haben sich grundlegend verändert. Das gilt auch im Vergleich der nationalen Arbeitnehmererfindun- gen zu internationalen Regelungen. Außerdem müssen die Verbindungen in international tätigen Konzernen berücksichtigt werden. Deswegen fordert die FDP seit langem eine Neufassung des Arbeitnehmererfindungsge- setzes und, wie wir hören, will auch die Bundesregierung noch in diesem Jahr, spätestens Anfang Januar, eine ent- sprechende Kabinettsentscheidung herbeiführen. So hatte ja auch die Bundesregierung im März 2000 die beteilig- ten Kreise zu einer Anhörung geladen. Wenn die Bundesregierung eine grundlegende Über- arbeitung des Arbeitnehmererfindergesetzes vorsieht, be- steht überhaupt kein Anlass, für Hochschullehrer Sonder- regelungen, sozusagen Insellösungen, vorzusehen. Grundsätzlich sind Erfindungen im Hochschulbereich nicht wesentlich anders zu bewerten als im Bereich der freien Wirtschaft. In beiden Bereichen wollen wir, dass Eigeninitiative und Erfinderfreudigkeit des jeweiligen Mitarbeiters gefördert wird. Vorab eine Änderung des Hochschullehrerprivilegs vorzunehmen macht keinen Sinn, auch wenn sich die Bundesregierung von der Bun- desratsinitiative, die im Wesentlichen fiskalisch begrün- det wird, getrieben fühlt. Wenn schon eine Änderung des Arbeitnehmererfindungsgesetzes von der Bundesregie- rung vorgesehen wird, kann diese Hochschullehrerfrage auch im Rahmen eines Gesamtkonzeptes umgesetzt wer- den. Dies ist auch unter gesetzgeberischen Gesichtspunk- ten sinnvoll, weil nur so ein gerechter Interessenausgleich zwischen Bundestag und Bundesrat erfolgen kann. Nur wenn alle Fragen gemeinsam geregelt werden, besteht auch eine Chance, dass in dieser Legislaturperiode das Gesamtwerk von Bundestag und Bundesrat gemeinsam beschlossen wird. Wir werden darum gegen beide Gesetzesvorschläge, nämlich die von Bundesrat und Bundesregierung, stim- men. Auch inhaltlich sind Fragen offen geblieben, so ins- besondere die Frage der Teamvergütung und die Frage der Berechnungsmethode, von welchem Betrag die Erfinder Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 206. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 200120432 (C) (D) (A) (B) ihre Erfindervergütung im Hochschulbereich berechnen können. Für den Entwurf der Bundesregierung für eine In- sellösung im Hochschulbereich besteht insgesamt gese- hen nicht nur kein Anlass, sondern er dürfte einer Ge- samtlösung des Arbeitnehmererfindergesetzes sogar entgegenstehen. Maritta Böttcher (PDS): Der Deutsche Bundestag entscheidet heute über eine Reform des so genannten Hochschullehrerprivilegs im Arbeitnehmererfindungsge- setz aus dem Jahre 1957. Dieses Gesetz sieht grundsätz- lich vor, dass die von Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh- mern während ihrer Arbeit gemachten Erfindungen vom Arbeitgeber verwertet werden können – unbeschadet ei- ner angemessenen Vergütung für die Erfinderinnen und Erfinder. In seiner geltenden Fassung enthält das Gesetz jedoch eine gewichtige Ausnahme von diesem Grundsatz: Hoch- schullehrerinnen und Hochschullehrer an Universitäten dürfen ihre Erfindungen bisher selbst verwerten. Zur Be- gründung für diese Privilegierung der Universitätsprofes- soren wurde bisher stets das Grundrecht der Wissen- schaftsfreiheit in Art. 5 Abs. 3 des Grundgesetzes bemüht. Den vorliegenden Gesetzentwürfen der Koalitions- fraktionen und des Bundesrats liegt offensichtlich die Ein- sicht zugrunde, dass die Bedeutung der Wissenschafts- freiheit in dieser Hinsicht bisher überstrapaziert worden ist – wie ich meine, zu Recht. Denn: Professorinnen und Professoren haben keinen Alleinanspruch auf Wissen- schaftsfreiheit. Und: Das Grundrecht auf Wissenschafts- freiheit schließt nicht das Recht ein, wissenschaftliche Erfindungen zum ausschließlich eigenen Vorteil zu ver- werten, wenn diese der Nutzung der von der öffentlichen Hand bereitgestellten Infrastruktur zu verdanken sind. Dies dürfte bei Erfindungen von Hochschullehrerinnen und Hochschullehrern regelmäßig der Fall sein. Ich halte es daher für richtig, nicht nur den zu wissen- schaftlichen Innovationen führenden Aufwand, sondern auch die aus ihnen resultierenden Erträge zumindest teil- weise zu sozialisieren. Falsch wäre es, wenn weiterhin wie bisher die Kosten sozialisiert und Gewinne privati- siert würden. Ich halte den im Gesetzentwurf von SPD und Bündnis 90/Die Grünen gemachten Vorschlag, 30 Prozent der Verwertungserlöse den Erfinderinnen und Erfindern und den Rest den Hochschulen zukommen zu lassen, für eine brauchbare Lösung, die eine hemmungs- lose Privatisierung von Erträgen unterbindet, aber gleich- wohl den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern An- reize zu Innovationen und ihrer ökonomischen Nutzung gibt. Ich bevorzuge diese Lösung auch gegenüber dem Vorschlag des Bundesrats, der eine Beteiligung der Wis- senschaftlerinnen und Wissenschaftler erst nach Abzug der Patentierungskosten vorsieht. Diese Kosten dürften in vielen Fällen so hoch liegen, dass kein wirklicher Anreiz für die Verwertung von Erfindungen an den Hochschulen entstehen kann. Ich begrüße ferner ausdrücklich, dass die Gesetzent- würfe auch insoweit mit dem Hochschullehrerprivileg Schluss machen wollen, dass sie nicht nur Hochschullehre- rinnen und Hochschullehrer, sondern alle an einer Hoch- schule Beschäftigten, und zwar nicht nur an Universitäten, sondern auch an Fachhochschulen, in die wissenschaftsspe- zifischen Sonderregelungen des Patentrechts einbeziehen. In zweierlei Hinsicht weisen die vorliegenden Gesetz- entwürfe Defizite auf. Die PDS-Fraktion hat daher einen Änderungsantrag zum Gesetzentwurf der Koalitionsfrak- tionen vorgelegt. Zum einen geht es uns darum, dass selbstverständlich nicht nur Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an Hoch- schulen, sondern auch ihre Kolleginnen und Kollegen an außerhochschulischen Forschungseinrichtungen das Grundrecht auf Wissenschaftsfreiheit beanspruchen kön- nen. Wenn es also im Patentrecht Bedarf an besonderen wissenschaftsadäquaten Regelungen gibt, so müssen sich diese Ausnahmeregelungen auch auf die staatlichen und staatlich finanzierten Forschungseinrichtungen erstrecken. Zum anderen halten wir es für falsch, die Wissen- schaftlerinnen und Wissenschaftler zur patentrechtlichen Verwertung ihrer Erfindungen zu zwingen. Es ist zwar grundsätzlich richtig, den Beitrag der Hochschulen zu In- novationen zu stärken und die wirtschaftliche Verwertung dieser Innovationen zu fördern, wenn dies der Schaffung von Arbeitsplätzen oder der Verbesserung der Lebensqua- lität dient. Aber die Wissenschaftlerinnen und Wissen- schaftler müssen auch das Recht haben, ihre Erfindung weder geheim zu halten, was ihnen SPD und Grüne in ihrem Gesetzentwurf allein zugestehen möchten, noch sie von der Hochschule patentieren und verwerten zu lassen, sondern sie durch eine Veröffentlichung der kommerziel- len Nutzung ein für alle Mal zu entziehen. Alles andere wäre nach Auffassung der PDS mit dem Grundrecht der Wissenschaftsfreiheit unvereinbar, da das Prinzip der Öf- fentlichkeit geradezu konstitutiv für den modernen Wis- senschaftsprozess ist. Die PDS fordert daher ein uneingeschränktes Recht der Erfinderinnen und Erfinder, ihre Diensterfindungen im Rahmen ihrer Forschungs- oder Lehrtätigkeit jederzeit zu veröffentlichen. Dies ist zwingend erforderlich, um die Autonomie der Hochschulen gegenüber ökonomischen Verwertungszwängen zu sichern. Wir müssen den Wis- sens- und Technologietransfer zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft aktiv fördern, dürfen aber nicht den Fehler begehen, die Hochschulen den Fängen des Marktes auszuliefern. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mit- geteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU-Vorla- gen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parla- ment zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 14/6026 Nr. 2.6 Drucksache 14/6214 Nr. 1.5 Drucksache 14/6214 Nr. 1.8 Drucksache 14/6214 Nr. 2.12 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 206. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2001 20433 (C) (D) (A) (B) Innenausschuss Drucksache 14/5730 Nr. 2.34 Drucksache 14/5730 Nr. 2.36 Finanzausschuss Drucksache 14/5836 Nr. 2.24 Drucksache 14/6026 Nr. 2.20 Drucksache 14/6026 Nr. 2.21 Drucksache 14/6026 Nr. 2.32 Drucksache 14/6116 Nr. 1.5 Drucksache 14/6116 Nr. 1.6 Drucksache 14/6116 Nr. 1.7 Drucksache 14/6214 Nr. 1.4 Drucksache 14/6214 Nr. 2.15 Drucksache 14/6214 Nr. 2.16 Drucksache 14/6214 Nr. 2.17 Haushaltsausschuss Drucksache 14/5836 Nr. 2.1 Drucksache 14/6026 Nr. 2.3 Ausschuss fürWirtschaft und Technologie Drucksache 14/6026 Nr. 2.17 Drucksache 14/6026 Nr. 2.18 Drucksache 14/6214 Nr. 1.6 Drucksache 14/6214 Nr. 2.13 Drucksache 14/6214 Nr. 2.14 Drucksache 14/6214 Nr. 2.19 Drucksache 14/6214 Nr. 2.20 Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 14/1708 Nr. 2.5 Drucksache 14/4170 Nr. 2.47 Drucksache 14/4170 Nr. 2.52 Drucksache 14/6395 Nr. 2.19 Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Drucksache 14/309 Nr. 2.42 Drucksache 14/4092 Nr. 1.1 Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen Drucksache 14/4945 Nr. 1.2 Drucksache 14/4945 Nr. 1.3 Drucksache 14/5114 Nr. 2.4 Drucksache 14/5172 Nr. 2.62 Drucksache 14/5363 Nr. 2.10 Drucksache 14/6395 Nr. 1.1 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 14/5363 Nr. 1.2 Drucksache 14/5610 Nr. 1.4 Drucksache 14/5610 Nr. 1.7 Drucksache 14/5836 Nr. 2.5 Drucksache 14/5836 Nr. 2.10 Drucksache 14/5836 Nr. 2.14 Drucksache 14/6026 Nr. 3.1 Drucksache 14/6214 Nr. 3.1 Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe Drucksache 14/5836 Nr. 1.8 Drucksache 14/5610 Nr. 1.10 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 14/6026 Nr. 1.4 Drucksache 14/6214 Nr. 2.6 Drucksache 14/6395 Nr. 1.2 Drucksache 14/6395 Nr. 2.22 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 14/6026 Nr. 2.1 Drucksache 14/6214 Nr. 1.7 Drucksache 14/6214 Nr. 1.9 Ausschuss für Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 14/5281 Nr. 2.24 Drucksache 14/5363 Nr. 2.12 Drucksache 14/5503 Nr. 2.25 Drucksache 14/5610 Nr. 2.2 Drucksache 14/5730 Nr. 1.1 Drucksache 14/5730 Nr. 2.22 Drucksache 14/5730 Nr. 2.24 Drucksache 14/5730 Nr. 2.25 Drucksache 14/5836 Nr. 2.25 Drucksache 14/6026 Nr. 1.1 Drucksache 14/6026 Nr. 2.7 Drucksache 14/6026 Nr. 2.8 Drucksache 14/6214 Nr. 1.1 Drucksache 14/6214 Nr. 2.4 Finanzausschuss Drucksache 14/6508 Nr. 2.10 Drucksache 14/6508 Nr. 2.11 Drucksache 14/6508 Nr. 2.12 Drucksache 14/6508 Nr. 2.40 Drucksache 14/6615 Nr. 2.11 Ausschuss fürWirtschaft und Technologie Drucksache 14/6026 Nr. 2.19 Drucksache 14/6026 Nr. 2.25 Drucksache 14/6116 Nr. 1.3 Drucksache 14/6116 Nr. 1.4 Drucksache 14/6214 Nr. 1.2 Drucksache 14/6214 Nr. 2.18 Drucksache 14/6395 Nr. 2.15 Drucksache 14/6395 Nr. 2.16 Drucksache 14/6395 Nr. 2.17 Drucksache 14/6395 Nr. 2.23 Drucksache 14/6508 Nr. 2.13 Drucksache 14/6508 Nr. 2.15 Drucksache 14/6508 Nr. 2.33 Drucksache 14/6508 Nr. 2.35 Drucksache 14/6508 Nr. 2.37 Drucksache 14/6508 Nr. 2.41 Drucksache 14/6615 Nr. 2.8 Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 14/6116 Nr. 1.8 Drucksache 14/6508 Nr. 2.22 Ausschuss für Arbeit und Sozialordnung Drucksache 14/1016 Nr. 2.23 Drucksache 14/3050 Nr. 2.1 Drucksache 14/3146 Nr. 2.9 Drucksache 14/3146 Nr. 2.10 Drucksache 14/3146 Nr. 2.11 Drucksache 14/3146 Nr. 2.12 Drucksache 14/3146 Nr. 2.13 Drucksache 14/3146 Nr. 2.14 Drucksache 14/3146 Nr. 2.15 Drucksache 14/3146 Nr. 2.16 Drucksache 14/3146 Nr. 2.17 Drucksache 14/3146 Nr. 2.18 Drucksache 14/3341 Nr. 2.26 Drucksache 14/3428 Nr. 2.15 Drucksache 14/3576 Nr. 2.34 Drucksache 14/3576 Nr. 2.41 Drucksache 14/4170 Nr. 2.64 Drucksache 14/4170 Nr. 2.84 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 206. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 200120434 (C) (D) (A) (B) Drucksache 14/4309 Nr. 1.3 Drucksache 14/4309 Nr. 1.22 Drucksache 14/4309 Nr. 1.28 Drucksache 14/4441 Nr. 1.3 Drucksache 14/4441 Nr. 1.6 Drucksache 14/4665 Nr. 3.1 Drucksache 14/4945 Nr. 2.4 Drucksache 14/4945 Nr. 2.33 Drucksache 14/4945 Nr. 2.35 Drucksache 14/5114 Nr. 2.1 Drucksache 14/5114 Nr. 2.2 Drucksache 14/5172 Nr. 2.21 Drucksache 14/5172 Nr. 2.60 Drucksache 14/5610 Nr. 2.16 Drucksache 14/5610 Nr. 2.30 Drucksache 14/5610 Nr. 2.31 Drucksache 14/5610 Nr. 2.40 Drucksache 14/5730 Nr. 2.33 Drucksache 14/5836 Nr. 2.6 Drucksache 14/5836 Nr. 2.7 Ausschuss für Gesundheit Drucksache 14/5610 Nr. 2.53 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 14/5610 Nr. 1.3 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 14/6508 Nr. 1.3 Drucksache 14/6508 Nr. 2.3 Drucksache 14/6508 Nr. 2.23 Drucksache 14/6508 Nr. 2.34 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 14/6026 Nr. 2.2 Drucksache 14/6026 Nr. 2.10 Drucksache 14/6026 Nr. 2.29 Drucksache 14/6026 Nr. 2.31 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 206. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. November 2001 20435 (C)(A) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Prof. Dr. Jürgen Meyer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin!
    Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Gesetzentwurf der
    Bundesregierung, der heute in zweiter und dritter Lesung
    beraten und verabschiedet werden soll, erfüllt eine Forde-
    rung, die von der Koalition und der Opposition dieses
    Hauses gemeinsam erhoben worden ist. Ohne dieses Ge-
    setz würde die durch den bisherigen § 12 des Gesetzes
    über Fernmeldeanlagen den Strafverfolgungsbehörden
    eröffnete Möglichkeit, von verpflichteten Diensteanbie-
    tern Auskunft über Telekommunikationsverbindungen
    zu verlangen, am 31. Dezember dieses Jahres ersatzlos
    beendet. Verehrte Kolleginnen und Kollegen von der Op-
    position, Sie sollten sich also überlegen, ob Sie heute mit
    Nein stimmen können.


    (Rainer Funke [FDP]: Kommt das so ganz überraschend für Sie?)


    Unbestreitbar ist es aber für eine effektive Strafverfol-
    gung unverzichtbar, dass die Strafverfolgungsbehörden
    derartige Auskünfte zu Ermittlungs- und Fahndungs-
    zwecken auch weiterhin erhalten können. Die Nachfolge-
    regelung musste der Tatsache Rechnung tragen, dass die
    Ermittlungsmaßnahme einen Eingriff in mehrere Grund-
    rechte darstellt. Betroffen ist zum einen das Fern-




    Rainer Funke
    20422


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    meldegeheimnis gemäß Art. 10 Grundgesetz, zum ande-
    ren aber auch das Grundrecht auf informationelle Selbst-
    bestimmung gemäß Art. 2 Abs. 1 in Verbindung mit Art. 1
    Abs. 1 Grundgesetz.

    Die hier interessierenden Auskünfte betreffen nicht
    den Inhalt von Ferngesprächen, wohl aber technische Da-
    ten wie Zeitpunkt, Anschlussstelle und Ort des Ge-
    spräches. Ursprünglich – darauf haben mehrere Redner
    hingewiesen – sollten auch im Sachzusammenhang ste-
    hende Regelungen wie die Überwachung von Telefonge-
    sprächen gemäß § 100 a StPO systematisch neu geregelt
    werden. Leider hat sich dieses bis zum Zeitpunkt des Aus-
    laufens der Geltung von § 12 FAG als umöglich erwiesen.
    Darauf gehe ich noch ein, Herr Kollege Kauder.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Aber heftig!)

    Gleichwohl ist die Nachfolgeregelung unbestreitbar

    besser als die auslaufende Regelung. Dies stellt beispiels-
    weise der Bundesbeauftragte für den Datenschutz bei
    aller Einzelkritik in seinem Schreiben vom 12. November
    dieses Jahres zutreffend fest. Er hebt als positiv hervor:

    Erstens wird die Nachfolgeregelung aus systemati-
    schen Gründen in die StPO eingegliedert und damit auch
    inhaltlich in die Nähe der Telekommunikationsüberwa-
    chung gerückt.

    Zweitens werden die Anspruchsvoraussetzungen ange-
    hoben, indem – wenn die Tat nicht mittels einer Endein-
    richtung begangen worden ist – eine Straftat von erheb-
    licher Bedeutung vorliegen muss.

    Drittens wird die Harmonisierung mit den Vorschriften
    der Telekommunikationsüberwachung in den §§ 100 a,
    100 b StPO fortgesetzt, indem beispielsweise eine Anord-
    nung, die wegen Gefahr im Verzug durch einen Staatsan-
    walt erfolgte, außer Kraft treten soll, wenn sie nicht bin-
    nen drei Tagen vom Richter bestätigt wird.

    Die Tatsache, dass die Neuregelung bis zum 31. De-
    zember 2004 befristet wird, dient nicht zuletzt dem
    Zweck, spätestens zu diesem Zeitpunkt eine umfassende
    Regelung des Schutzes von Zeugnisverweigerungsrech-
    ten der Berufsgeheimnisträger vorzunehmen.


    (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Spätestens!)


    Die aus den Ausschussberatungen hervorgegangene
    Regelung umfasst zum Beispiel noch nicht das journalis-
    tische Zeugnigsverweigerungsrecht, dessen gesetzliche
    Neuregelung gegenwärtig noch Gegenstand eines Ver-
    mittlungsverfahrens ist. Nach meiner Auffassung wird in
    die spätestens 2004 erfolgende endgültige Regelung auch
    das Zeugnisverweigerungsrecht gemäß § 53 Abs. 1 Nr. 3
    StPO aufgenommen werden können.

    Ich gehe davon aus, dass mit der bevorstehenden Re-
    form für diesen Bereich bis dahin gute Erfahrungen ge-
    macht sein werden. Eine vorsichtige Bewertung des heute
    zu verabschiedenden Gesetzes kann nur lauten, dass es
    besser ist als § 12 FAG, dass es aber nicht das Ende der
    Diskussion bedeuten kann.

    Ich erinnere in diesem Zusammenhang daran, dass die
    Telefonüberwachung gemäß § 100 a StPO häufig Gegen-

    stand lebhafter Debatten, auch in diesem Hause, gewesen
    ist.


    (Jörg Tauss [SPD]: Zu Recht!)

    Dabei hat die CDU/CSU-Fraktion immer wieder eine Er-
    weiterung des Deliktskataloges verlangt, während die
    Koalition auf einer gleichzeitigen kritischen Überprüfung
    der derzeitigen Katalogtaten


    (Rainer Funke [FDP]: Was hätten Sie gemacht?)


    und der Einführung von Kontrollmaßnahmen analog den
    für die technische Wohnraumüberwachung vorgesehenen
    Kontrollen gemäß Art. 13 des Grundgesetzes bestanden
    hat.


    (Beifall bei der SPD)

    Grundlage der von allen Fraktionen gewünschten Re-

    form sollte ein rechtstatsächliches und rechtsvergleichen-
    des Gutachten des Freiburger Max-Planck-Instituts
    sein, das zwar vom Bundesjustizministerium im Dezem-
    ber 1999 in Auftrag gegeben worden ist, aber bis heute
    nicht fertig gestellt werden konnte. Der Grund dafür ist
    einfach und alles andere, Herr Kollege Kauder, als Anlass
    für Vorhaltungen etwa gegenüber der derzeitigen Bundes-
    regierung.


    (Jörg Tauss [SPD]: Unglaublich!)

    Die Herausgabe der Akten für die vereinbarte empirische
    Untersuchung bedurfte nämlich einer gesetzlichen
    Grundlage, die seit dem bekannten Volkszählungsurteil
    des Bundesverfassungsgerichts von 1983 längst hätte
    geschaffen werden müssen.


    (Alfred Hartenbach [SPD]: So ist es!)

    Leider haben der früheren Bundesregierung die 16 Jahre
    bis 1998 dafür nicht ausgereicht.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Aber Ihre drei auch nicht!)


    Der Flughafenkompromiss eines neuen Strafverfah-
    rensänderungsgesetzes vom August 1998 scheiterte letzt-
    lich am Widerstand der Bayerischen Landesregierung.
    Die Folge war, dass beispielsweise das FDP-geführte
    Justizministerium von Baden-Württemberg


    (Jörg Tauss [SPD]: Gekuscht hat!)

    verständlicherweise die Herausgabe der benötigten Akten
    zunächst abgelehnt hat, bis die überfällige gesetzliche
    Grundlage vorliegen würde.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Dann hatten Sie doch seit 1998 Zeit!)


    Bekanntlich ist unter der Federführung der jetzigen
    Bundesregierung das Projekt StVÄG zügig zu Ende ge-
    bracht worden,


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Im Schneckentempo geht das!)





    Dr. Jürgen Meyer (Ulm)


    20423


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    sodass die gesetzliche Grundlage für die Herausgabe der
    benötigten Akten im August des vergangenen Jahres in
    Kraft treten konnte.

    Anschließend, verehrte Kolleginnen und Kollegen von
    der CDU/CSU-Fraktion, kam es dann zu viel zu langen
    und teilweise von bürokratischer Bedenkenträgerei der
    Landesregierungen von Baden-Württemberg und Bayern


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Rainer Funke [FDP]: Ach, dann sind die schuld!)


    gekennzeichneten Verhandlungen zwischen dem Max-
    Planck-Institut und den genannten Bundesländern. Da-
    durch vergingen volle zwölf Monate, bis endlich im Au-
    gust dieses Jahres die Akten übergeben worden sind.

    Das ist der Sachverhalt, der zur Folge hat, dass wir
    heute lediglich eine vorläufige, wenn auch den alten § 12
    FAG verbessernde Regelung und nicht eine Gesamtrege-
    lung der Überwachung von Telekommunikation ver-
    abschieden können. Wenn also die von der Opposition in
    den Ausschussberatungen und heute erhobenen Vorwürfe
    ernst gemeint sein sollten, müssten sie auf die frühere
    Bundesregierung und die genannten CDU-FDP bzw.
    CSU-geführten Landesregierungen zurückfallen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Jürgen Gehb [CDU/ CSU]: Antizipierte Verantwortung! Sensationell!)


    Sobald im kommenden Jahr die rechtstatsächliche und
    rechtsvergleichende Untersuchung des Freiburger Max-
    Planck-Instituts vorliegt, werden die Beratungen über die
    Reform insbesondere von § 100 a StPO, die wir ja ge-
    meinsam wollen, intensiv aufzunehmen sein.


    (Jörg Tauss [SPD]: Und TKG!)

    Ich hoffe, dass dem Bundestag dann gelingt, was trotz
    mehrerer Anläufe der Justizministerkonferenz, auf die wir
    ursprünglich gesetzt hatten,


    (Alfred Hartenbach [SPD]: Und auch gehofft hatten!)


    nicht gelungen ist, nämlich ein Gesetz, das sowohl dem
    Grundrechtsschutz der Betroffenen als auch der Effektivität
    der Strafrechtspflege in vollem Umfang Rechnung trägt.

    Ich danke Ihnen.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Jürgen Gehb [CDU/ CSU]: Die Quadratur des Kreises sucht ihr ja überall, Herr Meyer!)




Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Ich schließe da-
mit die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun-
desregierung eingebrachten Gesetzentwurf zur Änderung
der Strafprozessordnung in der Ausschussfassung. Dazu
liegt ein Änderungsantrag der CDU/CSU auf Drucksache
14/7691 vor, über den wir zuerst abstimmen. Wer stimmt
für den Änderungsantrag der CDU/CSU? – Wer stimmt
dagegen? – Enthaltungen? – Der Änderungsantrag ist mit

den Stimmen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP und
PDSgegen die StimmenderCDU/CSUabgelehntworden.

Wer stimmt für den Gesetzentwurf in der Ausschuss-
fassung? – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Der Gesetz-
entwurf ist damit in zweiter Beratung mit den Stimmen
der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der gesam-
ten Opposition angenommen worden.

Dritte Beratung
und Schlussabstimmung. Wer dem Gesetzentwurf zu-
stimmen möchte, den bitte ich, sich zu erheben. – Wer
stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf
ist damit in dritter Lesung mit dem eben festgestellten
Stimmenverhältnis angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt IV auf:
Zweite und dritte Beratung des von den Abgeord-
neten Alfred Hartenbach, Hermann Bachmaier,
Doris Barnett, weiteren Abgeordneten und der
Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Volker
Beck (Köln), Grietje Bettin, Dr. Thea Dückert,
weiteren Abgeordneten und der Fraktion des
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten
Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Ge-
setzes über Arbeitnehmererfindungen
– Drucksache 14/5975 –

(Erste Beratung 170. Sitzung)

Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur För-
derung des Patentwesens an den Hochschulen
– Drucksache 14/5939 –

(Erste Beratung 170. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsaus-
schusses (6. Ausschuss)

– Drucksache 14/7573 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Alfred Hartenbach
Dr. Norbert Röttgen
Volker Beck (Köln)

Rainer Funke
Sabine Jünger

Zu dem Gesetzentwurf der Koalitionsfraktionen liegt
ein Änderungsantrag der Fraktion der PDS vor.

Erfreulicherweise haben die Kollegen Hartenbach,
Loske, Funke, Böttcher und Tauss ihre Reden zu Protokoll
gegeben.1) – Ich sehe, Sie sind damit einverstanden.

Herr Hauser, ich habe gehört, dass es Ihre letzte Rede
sein könnte. Wir werden Ihnen daher besonders aufmerk-
sam zuhören. Als einziger Redner in dieser Debatte hat
der Kollege Norbert Hauser das Wort.


(Jörg Tauss [SPD]: Wenn es die letzte ist, dann hören wir zu!)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Norbert Hauser


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsiden-
    tin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Seit einigen Tagen




    Dr. Jürgen Meyer (Ulm)

    20424


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    1) siehe Anlage 2

    läuft in unseren Kinos der Film „Harry Potter und der
    Stein der Weisen“.


    (Jörg Tauss [SPD]: Soll schön sein!)

    Herr Tauss, wenn Sie sich diesen Film angeschaut hätten,
    dann hätten Sie etwas lernen können. Offenbar haben Sie
    das nicht gemacht. Mit Ihrem Vorschlag zur Abschaffung
    des Hochschullehrerprivilegs haben Sie den Stein der
    Weisen jedenfalls nicht gefunden. So ist das eben, wenn
    sich „Bildungsmuggels“ austoben dürfen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Alle waren sich einig: Das Hochschullehrerprivileg ist

    ein Relikt aus der Kaiserzeit; daher ist es abzuschaffen. Es
    gibt den Professoren eine Vormachtstellung, die nicht
    zeitgemäß ist. Während sie von ihren Erfindungen finan-
    ziell profitieren können, geht die Universität, die die In-
    frastruktur und damit die Voraussetzungen für die Erfin-
    dungen zur Verfügung stellt, leer aus. Gerade in der
    heutigen Zeit, in der viele unserer Hochschulen finanziell
    am Stock gehen, ist ein solches Ungleichgewicht nicht ak-
    zeptabel.


    (Jörg Tauss [SPD]: Gut, da sind wir uns einig!)

    Den Hochschulen sind bessere Rechte bei der Ver-

    marktung von Patenten zu geben. Diesem Ziel wurde
    auch die Initiative des Bundesrats vom Dezember 2000
    gerecht. Sicherlich hätte man über diese Initiative geson-
    dert positiv abstimmen können; aber es herrschte die Auf-
    fassung, das Arbeitnehmererfindungsgesetz insgesamt sei
    zu novellieren. Auch die Bundesratsinitiative hätte in De-
    tailfragen noch überarbeitet werden müssen; allerdings
    stimmte zumindest einmal die Richtung.

    Sie von Rot-Grün gingen einen anderen Weg.

    (Alfred Hartenbach [SPD]: Das war der bes sere Weg!)

    Man brachte einen eigenen Gesetzesantrag ein. Dieser
    fand zwar kaum die Zustimmung der Betroffenen und der
    Verbände. Aber das war Ihnen, wie üblich, egal; Mehrheit
    ist Mehrheit. Sie hielten am einmal eingeschlagenen Kurs
    fest und zeigten sich, wie auch sonst, in vielen Fällen ab-
    solut beratungsresistent. Entsprechend schlecht durch-
    dacht ist das Ergebnis.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Bei den Beratungen hat wieder einmal die Bundesfor-

    schungsministerin Bulmahn verloren. Erst hakte es zwar
    zwischen den beteiligten Ministerien, sodass die Fraktio-
    nen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen einen eigenen
    Entwurf vorlegten; aber dann kam die Ministerin doch
    noch aus den Puschen.


    (Jörg Tauss [SPD]: Was?)

    Im Juli stimmte das Kabinett ihrem Vorstoß endlich zu
    und unsere Ministerin feierte sich selbst, wie sie es auch
    in diesen Tagen – dies wurde durch eine Pressemitteilung
    deutlich – wieder trefflich getan hat.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Zu Recht, sehr gute Arbeit! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Wenn man gut ar beitet, darf man sich feiern lassen! – Lothar Mark [SPD]: Sie hat gute Arbeit geleistet!)


    – Ich gebe gern zu: In dieser Disziplin ist sie Weltmeis-
    terin.


    (Jörg Tauss [SPD]: Und auch sonst!)

    Bei einigen anderen Disziplinen, auf die es eigentlich an-
    kommt, hat sie die Kreisklasse noch nicht erreicht.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Die Überschrift der Pressemitteilung hieß: „Bulmahn

    holt Erfindung aus den Schubladen“.

    (Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD] – Jörg Tauss [SPD]: Das ist ein gutes Ziel!)

    Ihr Problem ist allerdings: Es gab Zoff im Bundesrat, der
    seinen eigenen Vorschlag – zu Recht – für besser hielt,
    und Frau Bulmahn geriet in Zeitnot. Antwort Bulmahn:
    Zurück in die Schublade und schnell wieder vergessen.
    Das war der wegweisende Beitrag unserer Bundesfor-
    schungsministerin zur Abschaffung des Hochschullehrer-
    privilegs!


    (Alfred Hartenbach [SPD]: Haben Sie heute Morgen im Kaffeesatz gelesen, oder was?)


    Ob die Hochschulen bei der Umsetzung des rot-grünen
    Gesetzentwurfes besser fahren, ist allerdings auch zwei-
    felhaft. Zahlreiche Fachleute haben die heute vorliegende
    Regelung scharf kritisiert und darauf gedrängt, sie zu
    überarbeiten. Herausgekommen sind eine Fristverlänge-
    rung von einem Monat auf zwei Monate für die Offenba-
    rungsmöglichkeit nach vorher angezeigter Erfindung
    beim Dienstherrn und das Austauschen des Wortes „Ver-
    öffentlichung“ durch „Offenbarung“ in der Frage, was zu
    tun ist, wenn ein Erfinder die Preisgabe seiner Dienst-
    erfindung ablehnt.


    (Alfred Hartenbach [SPD]: Vielleicht hätten Sie das ein bisschen besser lesen sollen!)


    Meine Damen und Herren von Rot-Grün, diese Änderun-
    gen sind Marginalien. Sie müssen sich die Frage gefallen
    lassen, ob Sie die guten Ratschläge der Fachleute über-
    haupt zur Kenntnis genommen haben.

    Wie schwach Ihr Gesetzesvorschlag ist, erkennt man
    bereits an zwei Details:

    Die Frist zwischen der Anmeldung der Diensterfin-
    dung beim Dienstherrn und der Möglichkeit, sie zu offen-
    baren, wird von einem Monat auf zwei Monate verlängert.
    Zahlreiche Sachverständige haben bei dem Bericht
    erstattergespräch im Rechtsausschuss darauf gedrängt, die
    Frist auf vier Monate zu verlängern. Bei einer Frist von nur
    zwei Monaten ergeben sich Schwierigkeiten bei der Be-
    wertung der Erfindungsergebnisse und gravierende Pro-
    bleme bei der Zusammenarbeit mit der Wirtschaft. Im
    Übrigen beträgt die nach dem Arbeitnehmererfindungs-
    gesetz übliche Frist gemäß § 6 Abs. 2 vier Monate. Das
    heißt: Wird in der Wirtschaft geforscht, so hat der Arbeit-
    geber zwei Monate länger Zeit, als wenn eine Hochschule
    beteiligt ist. Warum Sie den Hochschulen nicht die gleiche
    Zeit einräumen wollen, konnten Sie nicht überzeugend
    darlegen.




    Norbert Hauser (Bonn)


    20425


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Völlig außer Acht gelassen haben Sie das Problem der
    Gemeinschaftserfindungen. Ohne eine Lösung dieser
    Frage in der Neufassung von § 42 des Arbeitnehmererfin-
    dungsgesetzes ist dieses jedoch nicht tragfähig.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Überregulierung!)


    – Sie werden hier noch eine Neuformulierung vornehmen,
    Herr Tauss.

    Wer glaubt, dass der Arbeitnehmer in der Hochschule
    in einem stillen Kämmerlein vor sich hin brütet, dann
    schreit: „Heureka, ich habe es!“, in das Rektorat rennt und
    sagt: „Hier ist meine Erfindung“, der denkt in Kategorien
    des 19. Jahrhunderts.

    Die Wirklichkeit sieht anders aus:

    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Heute wird im Team geforscht; oft sind unterschiedliche
    Träger beteiligt.


    (Jörg Tauss [SPD]: Die sind kooperativ! Deswegen spielt das auch keine Rolle, was Sie vortragen!)


    Es kann also sein, dass Hochschulen mit Forschungsein-
    richtungen und Abteilungen aus der Industrie gemeinsam
    Erfindungen hervorbringen und es bei der Offenbarung zu
    Problemen kommt. Was ist dann zu tun? Ihr Gesetzentwurf
    gibt darauf keine Antwort. Dies hat nicht nur für die Pa-
    tentierbarkeit von Hochschulerfindungen Folgen. Wenn
    diese alltäglichen Probleme nicht juristisch geklärt wer-
    den, wird es zu Schwierigkeiten sowohl bei der Zusam-
    menarbeit zwischen Hochschulen, zwischen Hoschschu-
    len und Instituten und zwischen Hochschulen und der
    Wirtschaft kommen als auch bei der Einwerbung dringend
    benötigter Drittmittel.

    Sie sollten nicht die Augen vor der Wirklichkeit ver-
    schließen. Sie halten aber trotz des Wissens, dass Ihr Ent-
    wurf von allen vorliegenden Entwürfen der schwächste
    ist,


    (Jörg Tauss [SPD]: Na, na, na! – Alfred Hartenbach [SPD]: Sie haben nicht einmal einen eigenen geschafft, Herr Hauser!)


    krampfhaft am eigenen Entwurf fest. Wahre Größe zeigt
    sich daran, wie man mit Kritik umgeht. Was das anbe-
    langt, Herr Tauss,


    (Jörg Tauss [SPD]: Ja, eben! Ich höre Sie mit Geduld an!)


    sind Sie bis heute noch nicht über einen Zwergenwuchs
    hinausgekommen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Ich bin 1,86 groß! Ich bitte Sie!)


    Meine Damen und Herren, die Koalition wird noch
    nicht einmal ihrem eigenen politischen Anliegen gerecht.
    Frau Bulmahn versprach in ihrer Pressemitteilung eine
    Unterstützung der wirtschaftlichen Verwertung von
    Hochschulpatenten. Dafür sollte es eine Gesetzesände-
    rung geben; zudem sollte ein 100-Millionen-Programm

    aufgelegt werden. Der Ansatz ist löblich, die Realisierung
    aber ist leider unzureichend. Dafür werden Agenturen ge-
    gründet bzw. bereits tätige Agenturen erhalten neue Auf-
    träge. Wenn ich den Forschungsgeist in den Hochschulen
    betrachte, dann glaube ich, dass sie Erfolg haben werden.
    Nach drei Jahren aber wird die Förderung seitens des
    Bundes eingestellt. Was passiert dann? Diese Frage be-
    antwortet der Gesetzentwurf nicht.

    Ohne eine weitere finanzielle Unterstützung durch den
    Bund werden die dann mühsam aufgebauten Strukturen
    abgebaut. Wenn Deutschland hinsichtlich der wirtschaft-
    lichen Verwertung von Hochschulpatenten konkurrenz-
    fähig sein will, muss die Förderung langfristig angelegt
    werden. Das heißt, es muss die Bereitschaft zu einem An-
    schlusskonzept geben.


    (Jörg Tauss [SPD]: Jetzt haben Sie schon eine Glaskugel und nicht mehr nur den Kaffeesatz!)


    Fehlt diese Bereitschaft, läuft man Gefahr, 100 Millionen
    in den Sand gesetzt zu haben.

    Meine Damen und Herren von der Koalition, Sie ver-
    fahren folgendermaßen: Erst setzt man Länder und Hoch-
    schulen an einen reich gedeckten Tisch, um ihnen nach
    der Vorspeise den Hauptgang wegzunehmen.


    (Jörg Tauss [SPD]: Was?)

    Was bleibt, ist Hunger.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Merkwürdige Bilder hat er!)


    Zum gleichen Ergebnis kommt auch der Bundesrat.
    Dieser hat am 27. September 2001 in seiner Stellung-
    nahme zum inzwischen eingestampften Gesetzentwurf
    der Bundesregierung festgestellt:

    Die in einigen Ländern noch aufzubauenden Patent-
    und Verwaltungsstrukturen werden jedoch voraus-
    sichtlich über die Dauer der auf drei Jahre befristeten
    Bundeshilfen hinaus defizitär bleiben. Deshalb for-
    dert der Bundesrat eine entsprechende Verlängerung
    der finanziellen Unterstützung durch den Bund.

    Aber auch dieser Appell hat die Ohren der Koalition
    nicht erreicht, obwohl


    (Alfred Hartenbach [SPD]: Sie sollten zum Schluss kommen!)


    – Herr Kollege, das ist Ihnen natürlich unangenehm –
    auch die Länder das mitverfasst haben, in denen die Lan-
    desregierungen von Ihnen getragen werden. Verschließen
    Sie also nicht die Augen vor der Wirklichkeit, stellen Sie
    die Weichen für eine dauerhafte Lösung! Gesetzestech-
    nisch wäre noch Zeit innerhalb der kompletten Novellie-
    rung des Arbeitnehmererfindungsgesetzes.


    (Jörg Tauss [SPD]: Ach was! In der nächsten Legislaturperiode!)


    Es wäre ja nicht das erste Mal, dass Sie innerhalb weniger
    Monate Ihre eigenen Gesetze überarbeiten müssten.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])





    Norbert Hauser (Bonn)

    20426


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Meine Damen und Herren, uns allen ist daran gelegen,
    die Hochschulen bei der wirtschaftlichen Vermarktung ih-
    rer Patente zu unterstützen. Wir liegen im internationalen
    Vergleich noch weit zurück. Hilfe seitens des Bundes ist
    dringend notwendig, sowohl als Geldgeber wie auch als
    Gesetzgeber.


    (Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])

    Wenn Sie heute das Arbeitnehmererfindungsgesetz in der
    vorliegenden Fassung beschließen, versagen Sie als Ge-
    setzgeber. Es bleibt zu hoffen, dass die Erfinder an unse-
    ren Hochschulen auch ohne rot-grüne Hilfe in der Lage
    sind, den Stein der Weisen zu finden.

    Ich wünsche Ihnen ein gutes Wochenende.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)