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  • tocInhaltsverzeichnis
    Nachruf auf das ehemalige Mitglied des Deut- schen Bundestages Bundesminister a. D. Dr. Gerhard Stoltenberg . . . . . . . . . . . . . . . . . 19917 A Tagesordnungspunkt I: a) Zweite Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2002 (Haushaltsgesetz 2002) (Drucksachen 14/6800, 14/7537) . . . . 19917 B b) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unter- richtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2001 bis 2005 (Drucksachen 14/6801, 14/7324, 14/7538) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19917 C 1. Einzelplan 01 Bundespräsident undBundespräsidialamt (Drucksachen 14/7301, 14/7321) . . . . . . . 19917 D 2. Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksachen 14/7302, 14/7321) . . . . . . . 19917 D 3. Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksachen 14/7303, 14/7321) . . . . . . . 19918 A 4. Einzelplan 08 Bundesministerium der Finanzen (Drucksachen 14/7308, 14/7321) . . . . . . . 19918 A in Verbindung mit 5. Einzelplan 32 Bundesschuld (Drucksache 14/7319) . . . . . . . . . . . . . . . 19918 B in Verbindung mit 6. Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung (Drucksache 14/7320) . . . . . . . . . . . . . . . 19918 B in Verbindung mit 7. Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Drucksache 14/7321) . . . . . . . . . . . . . . . 19918 C Tagesordnungspunkt 8: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Bekämpfung von Steu- erverkürzungen bei der Umsatzsteuer und anderen Steuern (Steuerverkürzungs- bekämpfungsgesetz) (Drucksachen 14/6883, 14/7085, 14/7470, 14/7471, 14/7536) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19918 C in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 9: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über die Entwicklung der Finanzhilfen des Bun- des und der Steuervergünstigungen gemäß § 12 des Gesetzes zur Förderung Plenarprotokoll 14/203 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 203. Sitzung Berlin, Dienstag, den 27. November 2001 I n h a l t : der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft (StWG) vom 8. Juni 1967 für die Jahre 1999 bis 2002 (18. Subventions- bericht) (Drucksache 14/6748) . . . . . . . . . . . . . . . 19918 D in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 10: Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Dietrich Austermann, Heinrich-Wilhelm Ronsöhr, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Nachtragshaushalt zur Korrektur der Entwicklung der Bundesfinanzen vorlegen (Drucksachen 14/5449, 14/6339) . . . . . . . 19919 A Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 19919 A Hans Georg Wagner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 19923 B Dr. Uwe-Jens Rössel PDS . . . . . . . . . . . . 19924 C Dr. Günter Rexrodt FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 19928 D Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 19932 A Dr. Christa Luft PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19937 A Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . 19939 A Peter Rauen CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 19947 D Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 19951 C Peter Rauen CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 19952 A Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19952 B Jürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19954 B Heidemarie Ehlert PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . 19956 B Hans-Eberhard Urbaniak SPD . . . . . . . . . . . . 19957 B Hans Jochen Henke CDU/CSU . . . . . . . . . . . 19958 B Lydia Westrich SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19960 B Susanne Jaffke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 19961 C Jörg-Otto Spiller SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19963 B Hansgeorg Hauser (Rednitzhembach) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19964 C Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 19966 D Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19967 C 11. Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz (Drucksachen 14/7307, 14/7321) . . . . . . . 19970 B in Verbindung mit 12. Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksache 14/7321) . . . . . . . . . . . . . . . 19970 B Albrecht Feibel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 19970 C Carsten Schneider SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 19972 A Rainer Funke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19974 C Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19976 A Dr. Evelyn Kenzler PDS . . . . . . . . . . . . . . . . 19978 A Dr. Herta Däubler-Gmelin, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19979 A Albrecht Feibel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 19979 D Norbert Geis CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 19982 B Carsten Schneider SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 19984 C 13. Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern (Drucksachen 14/7306, 14/7321) . . . . . . . 19984 D in Verbindung mit 14. Einzelplan 33 Versorgung (Drucksachen 14/6800, 14/7537) . . . . . . . 19984 D Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19985 A Gunter Weißgerber SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 19987 A Dr. Werner Hoyer FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19988 D Cem Özdemir BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 19991 D Ulla Jelpke PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19994 D Otto Schily, Bundesminister BMI . . . . . . . . . 19996 C Erwin Marschewski (Recklinghausen) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19997 C Dieter Wiefelspütz SPD . . . . . . . . . . . . . . 19998 B Wolfgang Bosbach CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 20001 B Helmut Wilhelm (Amberg) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20003 B Lothar Mark SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20004 A Erwin Marschewski (Recklinghausen) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20005 B Otto Schily SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20006 B Dieter Wiefelspütz SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 20008 A Sylvia Bonitz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 20009 B Hartmut Koschyk CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 20012 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 203. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 27. November 2001II 15. Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Senio- ren, Frauen und Jugend (Drucksachen 14/7316, 14/7321) . . . . . . . 20013 C Dr. Michael Luther CDU/CSU . . . . . . . . . . . 20013 D Antje-Marie Steen SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 20015 C Ina Lenke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20018 A Christian Simmert BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20019 D Monika Balt PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20021 A Maria Eichhorn CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 20022 B Dr. Christine Bergmann, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20023 D Dr. Maria Böhmer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 20027 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20029 D Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20029 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 20031 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Rüdiger Veit, Konrad Gilges, Harald Friese, Klaus Barthel (Starnberg), Reinhold Hemker, Konrad Kunick, Götz-Peter Lohmann (Neubrandenburg), Dr. Christine Lucyga, Adolf Ostertag, Renate Rennebach, Gudrun Roos, René Röspel, Horst Schmidbauer (Nürnberg), Ottmar Schreiner, Sigrid Skarpelis-Sperk und Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (alle SPD) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung zu dem An- trag der Bundesregierung zum Einsatz be- waffneter deutscher Streitkräfte bei der Un- terstützung der gemeinsamen Reaktion auf terroristische Angriffe gegen die USA auf Grundlage des Art. 51 der Satzung der Ver- einten Nationen und des Art. 5 des Nordat- lantikvertrags sowie der Resolution 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen verbunden mit dem Antrag des Bundeskanzlers gem. Art. 68 des Grundgesetzes (201. Sitzung, Tagesord- nungspunkt 3 und Zusatztagesordnungs- punkt 4) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20031 D Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 203. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 27. November 2001 III Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 203. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 27. November 2001
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    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 203. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 27. November 2001 Dr. Maria Böhmer 20029 (C) (D) (A) (B) Berichtigung 201. Sitzung, Seite 19843 (B), 1. Absatz, der erste Satz ist wie folgt zu lesen: „Für sehr bedeutsam hält die PDS-Fraktion in diesem Zusammenhang, dass im Rahmen der Beratungen über den Gesetzentwurf im federführenden Bundestagshaushaltsaus- schuss auch eine grundlegende Neuordnung der parlamentarischen Kontrolle auf dem Gebiet der Schuldenpolitik des Bundes einvernehmlich zwischen allen Fraktionen durchgesetzt werden könnte.“ Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 203. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 27. November 2001 20031 (C) (D) (A) (B) Altmann (Aurich), BÜNDNIS 90/ 27.11.2001 Gila DIE GRÜNEN Beck (Bremen), BÜNDNIS 90/ 27.11.2001 Marieluise DIE GRÜNEN Behrendt, Wolfgang SPD 27.11.2001 Buntenbach, Annelie BÜNDNIS 90/ 27.11.2001 DIE GRÜNEN Follak, Iris SPD 27.11.2001 Friedrich (Altenburg), SPD 27.11.2001 Peter Dr. Grehn, Klaus PDS 27.11.2001 Großmann, Achim SPD 27.11.2001 Haack (Extertal), SPD 27.11.2001 Karl-Hermann Hauer, Nina SPD 27.11.2001 Heiderich, Helmut CDU/CSU 27.11.2001 Hornung, Siegfried CDU/CSU 27.11.2001 Hörster, Joachim CDU/CSU 27.11.2001 Jünger, Sabine PDS 27.11.2001 Dr. Kohl, Helmut CDU/CSU 27.11.2001 Kramme, Anette SPD 27.11.2001 Kraus, Rudolf CDU/CSU 27.11.2001 Dr. Küster, Uwe SPD 27.11.2001 Lennartz, Klaus SPD 27.11.2001 Lippmann, Heidi PDS 27.11.2001 Lüth, Heidemarie PDS 27.11.2001 Maaß (Wilhelmsha- CDU/CSU 27.11.2001 ven), Erich Müller (Berlin), PDS 27.11.2001** Manfred Nahles, Andrea SPD 27.11.2001 Nolte, Claudia CDU/CSU 27.11.2001 Ostrowski, Christine PDS 27.11.2001 Reiche, Katherina CDU/CSU 27.11.2001 Ronsöhr, CDU/CSU 27.11.2001 Heinrich-Wilhelm Rossmanith, Kurt J. CDU/CSU 27.11.2001 Roth (Gießen), Adolf CDU/CSU 27.11.2001 Rübenkönig, Gerhard SPD 27.11.2001 Rühe, Volker CDU/CSU 27.11.2001 Schenk, Christina PDS 27.11.2001 Schlee, Dietmar CDU/CSU 27.11.2001 Schultz (Everswinkel), SPD 27.11.2001 Reinhard Dr. Freiherr von CDU/CSU 27.11.2001 Stetten, Wolfgang Dr. Süssmuth, Rita CDU/CSU 27.11.2001 Dr. Thomae, Dieter FDP 27.11.2001 Wiesehügel, Klaus SPD 27.11.2001 Wolf (Frankfurt), BÜNDNIS 90/ 27.11.2001 Margareta DIE GRÜNEN Dr. Zöpel, Christoph SPD 27.11.2001 ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Rüdiger Veit, Konrad Gilges, Harald Friese, Klaus Barthel (Starnberg), Reinhold Hemker, Konrad Kunick, Götz-Peter Lohmann (Neubrandenburg), Dr. Christine Lucyga, Adolf Ostertag, Renate Rennebach, Gudrun Roos, René Röspel, Horst Schmidbauer (Nürnberg), Ottmar Schreiner, Sigrid Skarpelis- Sperk und Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (alle SPD) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung zu dem Antrag der Bundesregierung zum Ein- satz bewaffneter deutscher Streitkräfte bei der Unterstützung der gemeinsamen Reaktion auf terroristische Angriffe gegen die USA auf Grundlage des Art. 51 der Satzung derVereinten Nationen und des Art. 5 des Nordatlantikver- trags sowie der Resolution 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheitsrates der Vereinten Natio- nen verbunden mit dem Antrag des Bundes- kanzlers gem. Art. 68 des Grundgesetzes (Tagesordnungspunkt 3 und Zusatzpunkt 4) entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Wir erklären, dass wir dem Antrag des Bundeskanzlers gem. Art. 68 GG, den er in Verbindung mit dem Antrag der Bundesregierung „Einsatz bewaffneter deutscher Streit- kräfte bei der Unterstützung der gemeinsamen Reaktion auf terroristische Angriffe gegen die USA auf Grundlage des Art. 51 der Satzung der Vereinten Nationen und des Art. 5 des Nordatlantikvertrages sowie der Resolutionen 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen“ gestellt hat, zustimmen. Wir stim- men zu in Anbetracht der Konsequenzen einer Ablehnung für die politische, soziale und wirtschaftliche Entwick- lung, die weiter dazu führen könnten, dass die von uns un- eingeschränkt getragene sozialdemokratisch-bündnis- grüne Bundesregierung an ihr Ende kommen könnte. Eine andere Regierungskoalition würde die politische, soziale und wirtschaftliche Lage für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, für die gesellschaftlich Benachteiligten si- cher verschlechtern und sie zu den Leidtragenden einer nach rechts rückenden politischen Konstellation machen. Das können und wollen wir nicht verantworten! Uns ist der Konflikt zwischen der Regierungsfähigkeit der rot-grünen Koalition und unserer entschiedenen Ab- lehnung des Antrages auf „Einsatz bewaffneter deutscher Streitkräfte ...“ aufgezwungen worden. Doch wird sich bei unserer Bejahung der Fortsetzung der sozialdemokra- tisch-bündnisgrünen Regierung nichts an unserem grund- sätzlichen Nein gegen den Einsatz der Bundeswehr außer- halb des NATO-Vertragsgebietes ändern. Erstens. Krieg ist nach unserer Überzeugung kein ge- eignetes Mittel im Kampf gegen den internationalen Ter- rorismus. Wir zweifeln im Bewusstsein der Folgen des Krieges, die für die Beteiligten und Unbeteiligten immer eine große Katastrophe bis zum Tode bedeuten, an dem Sinn der kriegerischen Maßnahmen. Zweitens. Aus prinzipiellen Gründen lehnt die Mehr- heit der Unterzeichner ab, dass die Bundeswehr außerhalb des NATO-Vertragsgebietes zu Kampfhandlungen bereit- gestellt und eingesetzt wird. Drittens. Wir weisen die Bevollmächtigung der Bun- desregierung (Exekutive) über eine Bereitstellung von Kampfverbänden durch den Deutschen Bundestag zu- rück. Damit wird die Verantwortung des Parlaments (Legislative) über den Einsatz von Soldaten auf die Bun- desregierung übertragen und damit seine verfassungs- rechtlich gesicherte Verantwortung für ein verfassungs- gemäßes Gebot abgetreten. Viertens.Wir stehen in der Tradition der SPD, die stolz darauf ist, dass in der fast 140-jährigen Geschichte „die SPD das deutsche Volk nie in einen Krieg geführt hat“. Wir unterstellen damit nicht, dass die Entscheidung für die Bereitstellung der 3 900 Soldaten an die Regie- rung das Ende dieser Tradition bedeutet. Wir sehen viel- mehr die große Gefahr der Eskalation in der genannten Region. Fünftens. Wir haben berücksichtigt, dass die Legitima- tion für die kriegerischen Handlungen auf Grundlage des Art. 51 der Satzung der Vereinten Nationen und des Art. 5 des Nordatlantikvertrages sowie der Resolutionen 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheitsrates der Verein- ten Nationen gegeben ist, aber die Mehrheit der Unter- zeichner zweifelt wegen des Verstoßes gegen den völker- rechtlich anerkannten Grundsatz der Verhältnismäßigkeit der Mittel die völkerrechtliche Legitimität des Bombar- dements auf afghanischem Gebiet an. Wir fordern im Rahmen dieser Erklärung nochmals nachdrücklich die Bundesregierung auf, alle ihre Mög- lichkeiten wahrzunehmen, um das menschliche Elend, was durch das Talibanregime sowie durch andere auto- ritäre und menschenverachtende Systeme in dieser Re- gion entstanden ist, zu lindern. Aus unserer eigenen eu- ropäischen Tradition der Aufklärung haben wir erfahren, dass die Emanzipation der Völker sowie ihrer Bürgerinnen und Bürger einer demokratischen und ins- besondere einer sozialen Grundlage sowie der Herstel- lung von Menschenrechten und sozialen Rechten be- darf. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 203. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 27. November 200120032 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Werner Hoyer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Liebe Kol-
    leginnen und Kollegen! Nie waren Innen- und Außen-
    politik so eng miteinander verwoben wie gegenwärtig.


    (Zuruf von der FDP: Sehr richtig!)





    GunterWeißgerber
    19988


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Das gilt selbst für eine solch epochale Situation wie die
    am 9. November 1989 nicht. Auch damals befanden wir
    uns mitten in den Haushaltsberatungen. Aber wir hatten
    noch nicht einmal eine grobe Vorstellung davon, was das,
    was sich damals anbahnte, eines Tages in Haushalts-
    größen bedeuten könnte.


    (Hans-Peter Kemper [SPD]: Das ist wahr!)

    Deswegen ist beim Haushalt 2002 alles anders im Ver-
    gleich zu den Haushalten der vergangenen Jahre.

    Als die Bundesregierung ihren Haushaltsentwurf be-
    schloss, glaubte sie noch, die Bereiche der inneren und der
    äußeren Sicherheit quasi zu Sparkassen des Bundeshaus-
    halts machen zu können. Es ist schon erstaunlich, wer al-
    les seit dem denkwürdigen 11. September sein Herz für
    die Bundeswehr, die NATO, aber auch für die Polizei und
    die Sicherheitsdienste entdeckt hat.


    (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Das kann man laut sagen! – Hans-Peter Kemper [SPD]: Wir hatten das schon immer!)


    Spät, aber immerhin! Aber glaubwürdig wird das Ganze
    erst dann, wenn es sich im konkreten Handeln nieder-
    schlägt, das heißt auch bei den Haushaltsentscheidungen.

    Übrigens gilt das besonders krass für die Nachrich-
    tendienste. Lassen Sie mich dazu eine Anmerkung ma-
    chen. Bis vor kurzem hörte man im Zusammenhang mit
    BND, Verfassungsschutz und MAD nur solche Ausdrücke
    wie „Schlapphut“, „Abbau“, „weitgehend überflüssig“
    und Ähnliches.


    (Zuruf von der SPD: Die Stellen habt ihr abgebaut!)


    Nebenbei bemerkt: Welche Häme gab es erst, wenn es um
    den Zivilschutz ging?

    Der Bundestag kontrolliert die Nachrichtendienste
    über das Parlamentarische Kontrollgremium und das Gre-
    mium nach § 10 der Bundeshaushaltsordnung, das Ver-
    trauensgremium. Diese Kontrolle ist gerade für uns Libe-
    rale von essenzieller Bedeutung.


    (Beifall bei der FDP)

    Geheimdienste dürfen sich niemals verselbstständigen.
    Die Gefahr ist immanent, und zwar völlig unabhängig von
    irgendeinem Vorwurf gegen einzelne Personen. Deswe-
    gen ist es wichtig, festzustellen – ich glaube, dass ich das
    in Übereinstimmung mit meinen Kolleginnen und Kolle-
    gen aus dem Gremium tun kann –: Erstens. Bei allen Ver-
    säumnissen, die sich nach meiner Auffassung wohl alle
    Geheimdienste dieser Welt anrechnen lassen müssen, ist
    es wichtig zu wissen, dass der BND auch im Vergleich zu
    anderen Diensten in der aktuellen Situation durchaus
    keine schlechte Figur gemacht hat. Diejenigen von uns,
    die einem der beiden Gremien angehören und daher logi-
    scherweise nicht über das sprechen dürfen, was sie dort
    erfahren, sollten dies festhalten; denn wir tragen hier eine
    große Verantwortung für Rechtsstaatlichkeit auf der einen
    Seite und für viel Steuerzahlergeld auf der anderen Seite.

    Eine zweite Bemerkung ist für mich als Liberalen
    ebenso wichtig: Die parlamentarische Kontrolle funktio-

    niert. Nach allem, was an nach meiner Auffassung leicht-
    fertiger Rhetorik in den letzten Jahren zu diesem Thema
    gesagt worden ist, ist es wichtig, auch das festzuhalten.

    Die FDP tritt für eine wirksame und entschlossene
    Bekämpfung des nationalen wie des internationalen Ter-
    rorismus ein. Deshalb haben wir auch den meisten Maß-
    nahmen zugestimmt, die die Bundesregierung bereits
    vorgelegt hat. Ich nenne die Abschaffung des Religions-
    privilegs im Vereinsrecht und den neuen Straftatbestand
    der Mitwirkung in einer ausländischen terroristischen
    Vereinigung.

    Zurückhaltender sind wir bei manchem, was sich im
    Entwurf des Terrorismusbekämpfungsgesetzes findet. Er
    enthält neben Maßnahmen, die unbestreitbar notwendig
    sind, eine Reihe von Punkten, die noch einer sehr sorg-
    fältigen Prüfung bedürfen. Als Beispiel nenne ich die Aus-
    kunftsbefugnisse der Dienste gegenüber Banken, Post-
    dienstleistern, Telekommunikationsunternehmen und
    Fluggesellschaften.


    (Hans-Peter Kemper [SPD]: Die Fürsorge ist falsch, Herr Hoyer!)


    Dasselbe gilt für die Frage der Referenzdatei bei der Auf-
    nahme von biometrischen Daten in Pässen und Personal-
    ausweisen. Darüber wird ebenso wie über den ausländer-
    rechtlichen Teil des Gesetzentwurfs – ich denke hier
    insbesondere an die gravierende Einschränkung des
    Rechtsschutzes bei staatlichen Ausweisungsmaßnahmen –
    noch zu reden sein.


    (Beifall bei der FDP sowie der Abg. Ulla Jelpke [PDS])


    Wir wollen uns dem nicht versperren, aber wir wollen
    darüber sauber diskutieren. Bei diesen Themen ist ein er-
    heblicher Beratungsbedarf vorhanden. Deshalb hat sich die
    FDP immer für eine umfangreiche Anhörung zu diesem
    zweiten Sicherheitspaket ausgesprochen, die Ende dieser
    Woche auch stattfinden wird. So weit, so gut. Skandalös ist
    dagegen, dass sich die Regierungsfraktionen bei der weite-
    ren parlamentarischen Beratung des Gesetzentwurfs
    dem Diktat der Innenminister der Länder und des Bun-
    desinnenministers gebeugt haben. Am 12. Dezember soll
    der Innenausschuss in einer einzigen Sitzung abschließend
    über das Vorhaben beraten. Zwei Tage später soll bereits die
    zweite und dritte Lesung im Plenum stattfinden. Am
    20. Dezember soll der Bundesrat sein abschließendes Vo-
    tum abgeben. Wahrscheinlich wird bei der Beratung des In-
    nenausschusses nicht einmal das Protokoll der Anhörung
    vorliegen. Das nenne ich keine sorgfältige parlamentari-
    sche Beratung, sondern einen beispiellosen Parforceritt, der
    bei einem derart bedeutsamen Gesetzgebungsvorhaben al-
    les andere als angemessen ist.


    (Beifall bei der FDP und der PDS)

    Ein ähnlich unverantwortliches Vorgehen haben die

    Kolleginnen und Kollegen im Innenausschuss heute beim
    Thema Beamtenversorgung erlebt.


    (Dieter Wiefelspütz [SPD]: Sie waren doch gar nicht dabei!)





    Dr. Werner Hoyer

    19989


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    – Nein, ich war nicht dabei. Ich arbeite in vielen Aus-
    schüssen mit und kann nicht auch noch Mitglied des
    Innenausschusses sein.


    (Dieter Wiefelspütz [SPD]: Hat Herr Stadler gepetzt?)


    Aber hier reden wir über Innenpolitik. Ich diskutiere nicht
    über dieses Thema im Stil der Erbsenzählerei, der uns
    Haushältern immer gern vorgeworfen wird, sondern ich
    diskutiere es politisch.

    Beim Beamtenversorgungsänderungsgesetz handelt es
    sich nach unserer Auffassung um einen Text, der nicht nur
    falsch, sondern auch überflüssig ist. Darüber hinaus – das
    hat heute der Rechtsausschuss festgestellt, dem ich auch
    nicht angehöre; gleichwohl weiß ich, was dort gelaufen
    ist – halten wir den Gesetzentwurf auch für verfassungs-
    rechtlich hochbedenklich.

    Meine Damen und Herren, zum einen haben die Ko-
    alitionsfraktionen der letzten Legislaturperiode durch das
    Dienstrechtsreformgesetz 1997 und das Versorgungs-
    rechtsreformgesetz 1998 die Beamtenversorgung über
    das Jahr 2020 hinaus gesichert. Viel ärgerlicher noch ist
    für mich aber die Unredlichkeit der Argumentation, wie
    wir sie heute Morgen auch wieder vom Finanzminister
    hören konnten. Angeblich soll mit dem Gesetz soziale
    Symmetrie erzielt werden. Aber die Absenkung des Ren-
    tenniveaus im Rahmen der Rentenreform 2000 betrifft nur
    die Grundversorgung, die hier anstehende Neufassung
    hingegen die Vollversorgung. Eine erheblich geringere
    Absenkung der Beamtenversorgung hätte also ausge-
    reicht, um das vorgegebene Ziel zu erreichen.


    (Beifall bei der FDP)

    Diese Form einer Mogelpackung, diese Verletzung des

    Vertrauensschutzes derer, die nach einem langen Arbeits-
    leben für diesen Dienstherren jetzt nicht mehr ausweichen
    können, haben bei vielen Betroffenen Frust und Zorn her-
    vorgerufen und gestern so viele Polizisten und Soldaten
    auf dem Gendarmenmarkt zusammengeführt. Ich melde
    im Übrigen auch verfassungsrechtliche Bedenken zum ei-
    nen wegen des Vertrauensschutzes und zum anderen we-
    gen der das Alimentationsprinzip verletzenden Auswir-
    kungen vor allem bei der Witwenversorgung an.

    Zurück zum Etat 2002: Diesmal ist wirklich alles an-
    ders, denn natürlich wurde der Regierungsentwurf durch
    das Antiterrorpaket noch entscheidend verändert, ohne
    dass sich das im Einzelplan von Herrn Schily nieder-
    schlagen würde. Das schmerzt viele Betroffene in den
    verschiedenen Ressorts und in den Fachausschüssen. Ich
    halte es trotzdem für richtig und vertretbar, denn man
    muss als Haushälter bei diesen Dingen einfach miss-
    trauisch sein. Was da so alles unter der Überschrift „Anti-
    terrorpaket“ verkauft wird, geht teilweise wirklich nicht
    mehr auf die berühmte Kuhhaut.


    (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Exakt so ist es!)


    Vieles ist durchsetzbar und möglich geworden, was oh-
    nehin erforderlich gewesen wäre und jetzt endlich durch-
    gesetzt werden kann, was aber mit Terrorbekämpfung nun
    wirklich nichts zu tun hat.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


    Oder will jemand behaupten, wie es so manche „Kriegs-
    gewinnler“ hier tun, dass die zusätzlichen Laptops bei der
    Zollverwaltung nicht auch sonst erforderlich gewesen
    wären? Oder will jemand sagen, dass die Verbesserung
    der Situation an den Grenzübergängen zu Polen nicht
    auch sonst notwendig gewesen wäre? Meine Damen und
    Herren, diese Aufzählung könnte man verlängern. Hier
    sollte der Haushälter vorsichtig sein. Es sollte genau ge-
    prüft werden, welche dieser Maßnahmen – –


    (Zuruf des Bundesministers Otto Schily)

    – Sie haben nichts mit dem Zoll zu tun, aber diese Kritik
    gilt für das gesamte Antiterrorpaket. Ich kann aus Ihrem
    Bereich genauso viel aus der Ausstattung des Bundes-
    grenzschutzes nennen. Das wäre überhaupt kein Problem,
    Herr Schily.


    (Otto Schily, Bundesminister: Wo denn?)

    – Geben Sie mir 20 Minuten mehr. Dann könnte ich Ihnen
    das ganz genau auflisten. Sie wissen doch ganz genau,
    dass ich es Ihnen im Ausschuss aufgelistet habe.

    Meine Damen und Herren, folgende Feststellung ist
    wichtig: Wir haben in diesen Fragen ein erhebliches
    Handlungs- und Vollzugsdefizit. Es ist viel größer als das
    Defizit hinsichtlich der Gesetzgebung. Es kann durch das
    Antiterrorpaket ein klein wenig gemildert werden, was im
    normalen Haushaltsverfahren nicht möglich gewesen
    wäre und bezüglich dessen Sie sich innerhalb der Haus-
    haltsberatungen der Bundesregierung auch nicht durchge-
    setzt hatten.

    Man muss genau überprüfen, was dauerhaft erforder-
    lich ist – dies wird man im nächsten Jahr endgültig in den
    Einzelplan 06 einstellen müssen –, was vorübergehend er-
    forderlich war und jetzt abgearbeitet ist und was auch aus
    Gründen, die nicht mit der Terrorismusbekämpfung zu
    tun haben, erforderlich ist und eingesetzt werden sollte
    und – schließlich – was sich erledigt hat. Diese Differen-
    zierung war so kurzfristig nicht zu leisten. Deswegen habe
    ich auch für die Etatisierung im Einzelplan 60 plädiert.

    Einer der größten Schwachpunkte in Ihrem Etat sind
    seit Jahren die Stellenkürzungen nach dem Rasenmäher-
    prinzip im Verwaltungsbereich der Sicherheitsorgane,
    insbesondere bei BGS und BKA. Das hat katastrophale
    Auswirkungen. Nach wie vor ist in Deutschland insge-
    samt eine fünfstellige Anzahl von Polizeivollzugsbeam-
    ten – der Bund ist zu 20 Prozent daran beteiligt – mit Ver-
    waltungstätigkeiten belastet. Das führt mittlerweile zu
    ganz erheblichen Defiziten im Vollzugsbereich. Wir ver-
    suchen seit nunmehr vier Jahren, dies abzubauen. Ich
    habe es viermal vorgetragen; ich hole mir jetzt ein weite-
    res Mal eine blutige Nase, obwohl mir alle Kolleginnen
    und Kollegen in den Fachdebatten immer bestätigen, ich
    hätte Recht. Das merken die Betroffenen mittlerweile
    auch. Sie haben in diesem Punkt ein riesiges Glaubwür-
    digkeitsproblem, Herr Minister.

    Das vielleicht größte Haushaltsrisiko – Kollege von
    Hammerstein hat es angesprochen – Ihres Etats liegt in
    zwei ebenso gigantischen wie dringlichen Projekten im
    Kommunikationsbereich, nämlich INPOl (neu) und digi-
    taler Funk. Das bestehende INPOL-neu-System ist ein
    Vierteljahrhundert alt, die Software ist veraltet, die Ver-




    Dr. Werner Hoyer
    19990


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    träge laufen aus, das Nachfolgesystem ist mehr als drin-
    gend erforderlich. In den letzten Wochen ist klar gewor-
    den, dass das Projekt möglicherweise kurz vor dem Schei-
    tern steht, weil es aufgrund völlig überzogener
    Anforderungen der Bedarfsträger aus 16 Landespolizeien
    und der Nutzer aus dem Bereich des Bundes so nicht rea-
    lisierbar ist.


    (Zuruf der Abg. Ute Vogt [Pforzheim] [SPD])

    – Ich streite mich überhaupt nicht über die Frage der
    Schuld. Ich stelle die Fragen nach dem Projektmanage-
    ment zu diesem Projekt,


    (Zuruf der Abg. Ute Vogt [Pforzheim] [SPD])

    und zwar nicht nur, verehrte Frau Kollegin, im Bereich
    der Polizeivollzugsbehörden. Ich halte es für unfair, aus-
    schließlich eine Polizeibehörde des Bundes im Regen ste-
    hen zu lassen. Hier haben offensichtlich nicht nur das Pro-
    jektmanagement und das Finanzcontrolling im BKA
    gefehlt, sondern auch die Fachaufsicht im Bundesminis-
    terium des Innern. Das muss sich der Bundesminister
    schon anrechnen lassen.


    (Zuruf von der SPD)

    – Von mir aus bei Kanther, aber jetzt reden wir seit über
    drei Jahren von Minister Schily.

    Es steht fest, dass wir das System brauchen, wie auch
    Kollege Weißgerber zu Recht sagte, wahrscheinlich in ab-
    gespeckter Form. Es steht ebenso fest, dass der Bun-
    desinnenminister bis Ostern wissen muss, was er will.
    Vermutlich ist bereits ein dreistelliger Millionenbetrag in
    den Sand gesetzt worden.

    Ich spreche das Thema digitaler Funk hier nur an, da-
    mit nicht in Vergessenheit gerät, dass hier das nächste
    Fiasko ähnlicher Dimension droht. Auch dieses System ist
    dringend erforderlich. Hierbei kommen zum Bund-Län-
    der-Problem Schwierigkeiten bei der europäischen Zu-
    sammenarbeit hinzu, auf die frühzeitig aufmerksam ge-
    macht werden soll.

    Ich habe nicht mehr die Zeit, ausführlich auf das Zu-
    wanderungsgesetz einzugehen. Ich begrüße es, dass sich
    die Bundesregierung und die Koalition bewegen. Das
    könnte uns auch aus der unseligen Situation befreien, eine
    Greencard-Regelung nach der anderen zu bekommen.
    Wir sind bereit, daran konstruktiv mitzuwirken.


    (Beifall der Abg. Sabine LeutheusserSchnarrenberger [FDP] sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Entscheidende Kriterien sind: Aufnahmefähigkeit, Inte-
    gration und, nebenbei bemerkt, eine möglichst unbüro-
    kratische Regelung bei der Arbeitsmarktzuwanderung.


    (Beifall bei der FDP)

    Ich hoffe, dass die Union ihre internen Qualen bald

    überwinden und an diesem Gesetzgebungswerk auch
    konstruktiv mitarbeiten wird.


    (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Damit sollte man nicht rechnen! – Zuruf von der CDU/CSU: Macht euch nicht unsere Gedanken!)


    Ich habe das Gefühl, dass zwischen Totalablehnung und
    Bekenntnis zur Zusammenarbeit noch Raum für einen
    Funken Hoffnung bleibt, obwohl die Drohung mit einer
    Bürgerbefragung zu diesem Thema einen nicht gerade
    hoffnungsvoll stimmen kann. Ich hoffe, dass Sie das noch
    einmal sehr sorgfältig überdenken.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Was haben Sie gegen Bürgerbeteiligung?)


    – Lieber Kollege, ich habe nichts gegen mehr Bürgerbe-
    teiligung. Ich habe aber etwas dagegen, wenn das Thema
    Bürgerbeteiligung immer nur dann mobilisiert wird, wenn
    es einem gerade in den Kram passt, aber dann abgelehnt
    wird, wenn es möglicherweise Ergebnisse zeitigen
    könnte, die einem nicht passen.


    (Beifall bei der FDP und der SPD)

    Meine Damen und Herren, Sie werden verstehen, dass

    ich mich zunächst auf Bemerkungen als FDP-Berichter-
    statter beschränkt habe. Als Hauptberichterstatter möchte
    ich aber auch nicht versäumen, mich bei den Kolleginnen
    und Kollegen herzlich für die sehr gute Zusammenarbeit
    zu bedanken. Im Haushaltsausschuss ist ja das Ange-
    nehme, dass man als Opposition hin und wieder – für den
    Innenbereich gilt das allemal – das Erfolgserlebnis hat,
    dass Anregungen nicht von vornherein abgebügelt wer-
    den und dass man gemeinsam zu Entscheidungen kommt,
    so in der uns allen nicht leicht gefallenen Sperre bei
    INPOL (neu), in der Frage der Einrichtung eines Fonds
    für die Unterstützung von DDR-Dopingopfern oder in
    ähnlichen Fragen. Da bin ich für die Zusammenarbeit aus-
    gesprochen dankbar. Ich schließe in diesen Dank die
    Haushaltsabteilung und das ganze Haus ein. Sie haben uns
    bei unserer Arbeit gut unterstützt.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)




Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Als
nächster Redner hat der Kollege Cem Özdemir vom
Bündnis 90/Die Grünen das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Cem Özdemir


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Herr
    Präsident! Meine Damen und Herren! Der Kollege Hoyer


    (Zuruf von der CDU/CSU: „Dr. Hoyer“! So viel Zeit muss sein!)


    – ich korrigiere: Dr. Hoyer – hat bereits darauf hingewie-
    sen, dass nach dem 11. September die innere und die
    äußere Sicherheit kaum noch voneinander getrennt wer-
    den können. Wir alle haben nach dem 11. September zur
    Kenntnis nehmen müssen, dass wir von international or-
    ganisierten nicht staatlichen Organisationen bedroht sind.
    Ein neue Form der Konfrontation und Bedrohung mit mo-
    dernster Technik kommt auf unsere Gesellschaften zu.
    Die alten Konfrontationen, wie wir sie kennen, die Kriege
    zwischen Staaten, werden hoffentlich der Vergangenheit
    angehören; nichtsdestotrotz sind wir von dieser neuen Ge-
    fahr bedroht und das macht auch vor der Innenpolitik der
    Bundesrepublik Deutschland keinen Halt. Wir haben es in
    der Vergangenheit hier schon mehrfach diskutiert.




    Dr. Werner Hoyer

    19991


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Allerdings hat die Debatte um die innere Sicherheit
    und um die Sicherheitspakete gezeigt, wie wichtig es ist,
    dass wir in diesen Tagen eine Bundesregierung haben, die
    in der Frage der Sicherheitspolitik und der Sicherheitspa-
    kete eine klare bürgerrechtliche Handschrift hat.


    (Lachen bei Abgeordneten der PDS)

    Alle Eingriffe in Freiheitsrechte müssen mit dem Si-
    cherheitsgewinn, der dadurch entsteht, abgewogen wer-
    den. Ich glaube, dass uns die Balance gegenwärtig gut ge-
    lungen ist. Wir müssen darauf achten, dass sie uns auch in
    Zukunft so gut gelingt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Ulla Jelpke [PDS]: Hoffentlich nicht!)


    Die Notwendigkeit der Wachsamkeit zeigt sich, wenn
    man sich in diesen Tagen die Stellungnahme des Bun-
    desrates zum Sicherheitspaket einmal genau durchliest.
    Es ist eine sehr bemerkenswerte Allianz zwischen Ham-
    burg und Bayern entstanden. Das scheint die neue Connec-
    tion im Bundesrat zu sein. Ich finde es ganz bemerkens-
    wert, dass Herr Schill die CSU ganz offensichtlich so
    gnadenlos kopieren möchte, dass das eine Art Nordallianz
    der CSU in Hamburg wird.


    (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Und ihr habt die Talibansteuer eingeführt!)


    – Genau.
    Wenn man sich die Maßnahmen einmal im Einzelnen

    anschaut, dann stellt man fest, dass da vom Grundkonsens
    des Grundgesetzes nicht mehr sehr viel übrig bleibt. Ein
    Ausländer soll künftig bereits bei Verdacht, Terrorist zu
    sein, ausgewiesen werden können. Wenn man den Plänen
    aus Hamburg und aus Bayern folgt, wird die Unschulds-
    vermutung quasi abgeschafft. Aber auch das, was Sie den
    Sicherheitsdiensten an weiteren Befugnissen geben wol-
    len – über das hinaus, was wir bereits im Sicherheitspaket
    vorhaben –, verbunden mit einer weiteren Einschränkung
    der Kontrollbefugnisse, geht weit über das hinaus, was
    notwendig und mit unserer Grundordnung verträglich ist.
    Damit, meine Kolleginnen und Kollegen von der Union,
    geben Sie gerade das auf, was Sie, wie wir alle, doch ver-
    teidigen wollen, nämlich die offene Gesellschaft. Frei-
    heitsrechte der Bürgerinnen und Bürger müssen gerade in
    der offenen Gesellschaft besonders stark sein.

    Ich finde es ferner sehr bemerkenswert, dass die Union
    in Hamburg gemeinsam mit ihrem neuen Freund, Herrn
    Schill, einen sehr wesentlichen Beitrag zur inneren Si-
    cherheit darin sieht, dass sie für 8 Millionen DM – ich
    wiederhole: für 8 Millionen DM – neue Uniformen ganz
    in Blau einführt.


    (Dr. Werner Hoyer [FDP]: Wir können die Grünen einfach nicht mehr sehen!)


    Wenn das Ihr Beitrag zur inneren Sicherheit ist, dann kann
    man die Union auch auf diesem Gebiet nicht mehr ernst
    nehmen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Ein Blick über die Grenzen der Bundesrepublik
    Deutschland hinaus lohnt sich. Auch dort ist nicht alles
    Gold, was glänzt. Ich denke beispielsweise an die Maß-
    nahmen – darüber konnten wir in diesen Tagen lesen –, die
    Großbritannien beabsichtigt, nämlich Verdächtige ohne
    gerichtliche Überprüfung auf unbestimmte Zeit gefangen
    zu halten. Damit kündigt Großbritannien die Habeas-Cor-
    pus-Akte auf. Man muss sich das einmal vorstellen: Das
    Land der Magna Charta verabschiedet sich von justiziel-
    len Rechten. Ich kann das nicht verstehen. Ich hoffe, dass
    sich in Großbritannien diejenigen Kräfte durchsetzen
    werden, die dieses Vorgehen ebenfalls nicht für richtig er-
    achten.


    (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Sozialistische Internationale!)


    Auch ein Blick in die USA – einer unserer wichtigsten
    Bündnispartner – ruft bei uns aufgrund der Maßnahmen,
    die dort getroffen werden, Besorgnis hervor. Ich denke
    beispielsweise an die jüngste Ankündigung, dass geheime
    Militärgerichte Personen sollen verurteilen dürfen, die
    wegen Terrorismus angeklagt sind. Das ist meines Erach-
    tens in höchstem Maße bedenklich. Auch ein Mensch, der
    schlimmste Verbrechen begangen hat – ich hoffe, dass wir
    uns in diesem Punkt einig sind –, hat das Recht auf einen
    fairen Prozess. Er muss vor Gericht gestellt und bestraft
    werden. Das steht außer Frage. Dennoch hat er das Recht
    auf einen fairen Prozess in Ländern wie den unseren, die
    wir angetreten sind, die Demokratie zu verteidigen. Dabei
    geht es auch um die demokratischen Rechte derer, die
    unsere Demokratie infrage stellen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    In den USAdürfen Ausländer, die des Terrorismus ver-

    dächtigt werden, ebenfalls ohne richterliche Überprüfung
    gefangen gehalten werden. Auch dadurch ist die offene
    Gesellschaft in Gefahr.


    (Wolfgang Zeitlmann [CDU/CSU]: Reden Sie jetzt über deutsche Innenpolitik?)


    Ich erinnere an die ersten Debatten, die wir geführt ha-
    ben, nachdem Bin Laden diesen schrecklichen, feigen An-
    griff auf die USA verübt hat. Wir, die Mitglieder aller
    Fraktionen, haben hier gesagt, dass Bin Laden nicht sieg-
    reich sein darf. Wir haben festgestellt, dass wir nicht mit
    dafür sorgen dürfen, dass Bin Laden sein Ziel, nämlich
    unsere offenen Gesellschaften zu verändern, erreicht, in-
    dem wir selbst die offene Gesellschaft erschüttern. Diese
    Gesellschaften sind stark und stabil. Sie haben sich in
    Jahrzehnten bewährt. Darum werden wir diesen Verbre-
    chern den Gefallen nicht tun, dass wir unsere Freiheits-
    rechte aufgeben. Wir werden diese Rechte vielmehr gegen
    Gefahren von innen wie von außen verteidigen.


    (Beifall des Abg. Sebastian Edathy [SPD])

    Aus Bayern hören wir von Herrn Stoiber die Ankündi-

    gung, möglicherweise Unterschriften gegen das neue Zu-
    wanderungsgesetz, das die Bundesregierung auf den
    Weg bringen möchte, zu sammeln. Ich möchte mich zu
    der Debatte, zu der sich bereits der Innenminister und an-
    dere geäußert haben, ob die Union das „hohe C“ zu Recht
    oder zu Unrecht trägt, nicht äußern. Ich glaube, dass mir




    Cem Özdemir
    19992


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    als gebürtigem Muslim ein Urteil dazu nicht zusteht. Das
    sage ich mit allem Respekt.


    (Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Jawohl!)

    Ich möchte jedoch folgende Frage stellen: Was, bitte

    schön, ist falsch daran, wenn die Bundesregierung, unter-
    stützt von vielen aus der Union, beispielsweise von Frau
    Süssmuth, künftig dafür sorgen möchte, dass alle, die zu
    uns ins Land kommen, einen verbindlichen Sprach- und
    Orientierungskurs absolvieren? Was ist daran falsch?
    Über fehlende Sprach- und Orientierungskenntnisse be-
    klagen sich doch Lehrer, Eltern und viele Bürgerinnen
    und Bürger.


    (Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Deshalb sind wir doch nicht gegen das Gesetz, Herr Özdemir!)


    Wir müssen dagegen vorgehen, dass die Sprachkenntnisse
    abnehmen. Unterstützen Sie uns doch dabei, dass wir al-
    len, die zu uns ins Land kommen, einen Sprachkurs an-
    bieten.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


    Unterstützen Sie uns aber auch dabei – auch hier kann ich
    Sie nicht verstehen –, die Bedürfnisse unserer Wirtschaft
    auf diesem Gebiet – in eingeschränkter Form – zu berück-
    sichtigen, wenn wir Hochqualifizierten den Zuzug in die
    Bundesrepublik Deutschland ermöglichen.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


    Ich erinnere Sie in diesem Zusammenhang an die Debatte
    über die Einführung der Greencard. Es waren auch andere
    Stimmen aus Ihren Reihen zu hören. Auch in diesem
    Punkt kann ich Ihre Politik nicht verstehen. Genauso we-
    nig kann ich verstehen, dass Sie dagegen opponieren, dass
    Frauen aus Ländern, in denen sie grausam unterdrückt
    werden – wir kämpfen gemeinsam gegenAfghanistan, ein
    Land, in dem die Frauenrechte bis vor kurzem grausam
    unterdrückt worden sind –, bei uns einen sicheren Auf-
    enthaltstitel erhalten. Was daran falsch sein soll, habe ich
    nicht verstanden. Ich bin mir sicher, die Frauen in Ihrer
    Fraktion verstehen es auch nicht. Ich bitte Sie, auch auf
    diesem Gebiet Ihre Bedenken zurückzustellen und uns zu
    helfen, dass das für unser Land Notwendige gemacht
    wird. Stellen Sie bitte in dieser Frage Ihre Parteiinteres-
    sen nicht vor die Interessen der Bundesrepublik Deutsch-
    land.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Herr Kollege Marschewski hat sich ja nun schon auf
    Großbritannien als Vorbild berufen, auf Großbritannien,
    das den Notstand ausgerufen hat und die Europäische
    Menschenrechtskonvention in einzelnen Punkten aus-
    setzen bzw. davon abweichen möchte. Ich halte die Euro-
    päische Menschenrechtskonvention für eine Errungen-
    schaft Europas. Gerade in schweren Zeiten müssen die
    Menschenrechte bestätigt und verteidigt werden.

    Aber, liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie mich
    neben dem Bereich der Terrorismusbekämpfung, der

    zweifelsohne wichtig ist und auch einen wichtigen Stel-
    lenwert in der Innenpolitik einnimmt, die anderen Felder
    nicht vergessen. Ich bin froh, dass einige Kollegen vorher
    schon darauf eingegangen sind, dass die Innenpolitik auch
    aus anderen Feldern besteht.

    Ich möchte die Gelegenheit nutzen, weil ja morgen der
    zehnte Jahrestag der Birthler-Behörde, wie wir sie heute
    nennen, begangen wird, daran zu erinnern, dass das Stasi-
    Unterlagen-Gesetz uns wieder eingeholt hat. Wir haben
    uns jüngst hier damit beschäftigt und werden uns auch in
    Zukunft damit beschäftigen. Der Innenausschuss wird
    eine Anhörung dazu machen, es gab verschiedene Treffen,
    auch die Berichterstatter beschäftigen sich mit diesem
    Thema seit einiger Zeit. Ich glaube, dass wir alle gemein-
    sam – hier sitzen ja noch einige Kollegen, die vor zehn
    Jahren bei der Beschlussfassung über dieses Gesetz dabei
    waren –, aufgefordert sind, eine ausgewogene neue Rege-
    lung auf den Weg zu bringen, die genau definiert, wer Be-
    troffener nach dem Gesetz ist. Dabei muss eines klar sein:
    Täter dürfen nicht geschützt werden. Das Gesetz muss
    und wird auch in Zukunft ein Ärgernis bleiben für die
    falschen Propheten des Schlussstrichs, die meinen, dass
    zehn Jahre nach Einführung dieses Gesetzes der Bedarf
    nicht mehr besteht und wir diese Akten schließen können.
    Wir werden diese Akten nicht schließen.


    (Zurufe von der CDU/CSU: Bravo! – Sehr richtig!)


    Das sind wir all denen schuldig, die die friedliche Revo-
    lution in den neuen Ländern möglich gemacht


    (Zuruf von der CDU/CSU: Da hat er Recht!)

    und sich dafür eingesetzt haben, dass wir heute in einem
    Parlament sitzen,


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der CDU/CSU)


    in dem Kolleginnen und Kollegen aus allen Teilen der
    Bundesrepublik Deutschland sich gemeinsam Abgeord-
    nete des Deutschen Bundestages nennen dürfen. Das gilt
    allerdings auch für Personen der Zeitgeschichte. Deren
    Akten müssen unter Auslassung alles Privaten für For-
    schung und Publizistik nutzbar bleiben. Auch hier sind
    wir uns einig. Das hat nichts zu tun mit Untersuchungs-
    ausschüssen und anderen Dingen. Ich glaube, wenn man
    das klarstellt, kann auch in dem aktuellen Fall, der disku-
    tiert wird, eine Lösung gefunden werden, die mehrheits-
    fähig ist.


    (Zustimmung beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Lassen Sie mich bei der Gelegenheit – ich finde, es
    gehört einfach zu einer solchen Debatte über Stasi-Unter-
    lagen – auch noch ein Wort zu Herrn Walter Kaczmarczyk
    aus der PDS sagen, der in diesen Tagen eine gewisse
    Berühmtheit erlangt hat. Die PDS, die sich in diesen Ta-
    gen ja nun als moderne Friedenspartei geriert und übri-
    gens mit der größten Offiziersdichte in ihren Reihen ar-
    beitet, hat als Mitglied einen Walter Kaczmarczyk, der
    Doppelverdiener ist und der als Grenzoffizier der DDR
    wegen Beihilfe bestraft wurde. Ich glaube, das drückt sehr
    viel aus. Ich würde die PDS-Kolleginnen und -Kollegen




    Cem Özdemir

    19993


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    auffordern – Sie haben ja nachher die Gelegenheit –, sich
    auch zu diesem Bereich zu äußern.


    (Dr. Ruth Fuchs [PDS]: Schon mal was von Kollektivhaftung gehört? – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Und Herr Holter legt immer so dicke Essensrechungen vor!)


    Ich finde, das gehört zu dieser Debatte dazu.

    (Dr. Ruth Fuchs [PDS]: PDS-Menschen sind nicht automatisch bessere Menschen! Das sind genau solche Leute wie andere auch!)


    – Sie haben ja die Gelegenheit, Frau Kollegin, nachher
    in der Debatte darauf einzugehen und dieses richtig zu
    stellen.

    Ein besonderes Anliegen der Innenpolitik sind die pri-
    vaten Sicherheitsdienste. In diesem Punkt haben wir In-
    nenpolitiker in der Debatte manchmal andere Ansichten
    als unsere Wirtschaftspolitiker. Ich möchte die Gelegen-
    heit nutzen, zumindest im Namen der Mehrheit des Hau-
    ses, vielleicht sogar im Namen der Innenpolitiker des ge-
    samten Hauses, noch einmal darauf hinzuweisen, dass die
    Neuregelung für die privaten Sicherheitsdienste so vorge-
    nommen werden muss, dass wir zu einem Mehr an Si-
    cherheit kommen. Wir wollen nicht die Situation haben,
    dass wir die Bewacher quasi noch fürchten müssen. Vo-
    raussetzung dafür ist, dass die Bewacher angemessen und
    angemessen lange ausgebildet werden.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Wir wollen keine bewaffneten Rambos auf der Straße,
    sondern die Beschäftigten der Sicherheitsdienste müssen
    ihre Rechte kennen und dürfen ihre Pflichten dabei nicht
    vergessen.

    Zum Schluss noch ein Punkt, den wir schon mehrfach
    genannt haben, der aber leider von der Agenda noch
    nicht abgearbeitet wurde, übrigens auch nicht von der
    Agenda der Koalitionsvereinbarung. Ich rede von der di-
    rekten Demokratie. Wir haben das Thema in unter-
    schiedlichen Konstellationen mehrfach besprochen. Ich
    glaube, dass der Zeitpunkt gekommen ist, dass auch die-
    ses Haus sich mit einem Gesetzesvorhaben der direkten
    Demokratie beschäftigt. Die Koalition hat sich hier weit-
    gehend verständigt. Ich appelliere von diesem Pult aus
    aber noch einmal an die Kolleginnen und Kollegen von
    der Union, sich nicht länger der direkten Demokratie zu
    verschließen. Nur Mut! Es lohnt sich, die Bevölkerung
    zu fragen. Es gibt keine Veranlassung, das Volk zu fürch-
    ten. Es gibt viele in Ihren Reihen, die Ideen haben, was
    man alles der Bevölkerung zur Abstimmung vorlegen
    könnte.

    Ich kann nur den Appell an Sie richten: Wenn Sie
    tatsächlich der Meinung sind, dass das Volk gefragt wer-
    den sollte, dann ermöglichen Sie uns die gesetzlichen
    Grundlagen dafür! Lassen Sie uns ein sauberes, faires
    dreistufiges Verfahren der direkten Demokratie einführen.
    Dann können Ihre Punkte, unsere Punkte und andere
    Punkte dem Volk zur Abstimmung vorgelegt werden. Ich
    glaube, dass das Parlament und die Demokratie insgesamt
    gewinnen würden, wenn wir neben der Möglichkeit, alle

    vier Jahre ein Kreuz zu machen, zusätzlich direktdemo-
    kratische Elemente einführten. In Bayern haben Sie damit
    über die Fraktionsgrenzen hinweg gute Erfahrungen ge-
    macht. Ich kann nicht verstehen, dass das, was in Bayern
    gut ist, im Bund schlecht sein soll.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, auch der Sport
    gehört zur Innenpolitik. Diese Regierung hat klar ge-
    macht, wie wichtig ihr der Sport ist. Weil meine Redezeit
    gleich um ist, will ich nur zwei Punkte nennen.

    Wir haben 2 Millionen Euro für die Opfer des DDR-
    Dopings zur Verfügung gestellt. Ich glaube, angesichts
    der schrecklichen Nachrichten von Menschen, die ein
    zum Teil wirklich schlimmes Schicksal hinter sich haben,
    ist das sehr gut angelegtes Geld.

    Ein Punkt, der meiner Fraktion sehr wichtig ist: Der
    Sportetat wurde nicht gekürzt. Auch der „Goldene Plan
    Ost“ für Sportstätten wird fortgesetzt. Als Grüner freue
    ich mich ganz besonders darüber, dass dabei eine grüne
    Handschrift erkennbar ist, nämlich bei den ökologischen
    Sportstätten.


    (Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Wieso? Gibt es mehr Rasenplätze oder was?)


    – Es gibt nicht nur mehr Rasen, Herr Kollege Koschyk.
    Die Sportstätten werden von dieser Regierung künftig
    ökologisch ausgebaut.


    (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Wie geht denn das?)


    Umweltverträgliche Baustoffe werden eingesetzt. Ener-
    gie wird bei Sportstätten künftig stärker geschont. Sie se-
    hen: Sport und Umweltschutz müssen kein Widerspruch
    sein.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Kniehohe Bergwiesen!)