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  • tocInhaltsverzeichnis
    Nachruf auf das ehemalige Mitglied des Deut- schen Bundestages Bundesminister a. D. Dr. Gerhard Stoltenberg . . . . . . . . . . . . . . . . . 19917 A Tagesordnungspunkt I: a) Zweite Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2002 (Haushaltsgesetz 2002) (Drucksachen 14/6800, 14/7537) . . . . 19917 B b) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unter- richtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2001 bis 2005 (Drucksachen 14/6801, 14/7324, 14/7538) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19917 C 1. Einzelplan 01 Bundespräsident undBundespräsidialamt (Drucksachen 14/7301, 14/7321) . . . . . . . 19917 D 2. Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksachen 14/7302, 14/7321) . . . . . . . 19917 D 3. Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksachen 14/7303, 14/7321) . . . . . . . 19918 A 4. Einzelplan 08 Bundesministerium der Finanzen (Drucksachen 14/7308, 14/7321) . . . . . . . 19918 A in Verbindung mit 5. Einzelplan 32 Bundesschuld (Drucksache 14/7319) . . . . . . . . . . . . . . . 19918 B in Verbindung mit 6. Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung (Drucksache 14/7320) . . . . . . . . . . . . . . . 19918 B in Verbindung mit 7. Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Drucksache 14/7321) . . . . . . . . . . . . . . . 19918 C Tagesordnungspunkt 8: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Bekämpfung von Steu- erverkürzungen bei der Umsatzsteuer und anderen Steuern (Steuerverkürzungs- bekämpfungsgesetz) (Drucksachen 14/6883, 14/7085, 14/7470, 14/7471, 14/7536) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19918 C in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 9: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über die Entwicklung der Finanzhilfen des Bun- des und der Steuervergünstigungen gemäß § 12 des Gesetzes zur Förderung Plenarprotokoll 14/203 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 203. Sitzung Berlin, Dienstag, den 27. November 2001 I n h a l t : der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft (StWG) vom 8. Juni 1967 für die Jahre 1999 bis 2002 (18. Subventions- bericht) (Drucksache 14/6748) . . . . . . . . . . . . . . . 19918 D in Verbindung mit Tagesordnungspunkt 10: Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Dietrich Austermann, Heinrich-Wilhelm Ronsöhr, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Nachtragshaushalt zur Korrektur der Entwicklung der Bundesfinanzen vorlegen (Drucksachen 14/5449, 14/6339) . . . . . . . 19919 A Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 19919 A Hans Georg Wagner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 19923 B Dr. Uwe-Jens Rössel PDS . . . . . . . . . . . . 19924 C Dr. Günter Rexrodt FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . 19928 D Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 19932 A Dr. Christa Luft PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19937 A Hans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . 19939 A Peter Rauen CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 19947 D Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 19951 C Peter Rauen CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 19952 A Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19952 B Jürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19954 B Heidemarie Ehlert PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . 19956 B Hans-Eberhard Urbaniak SPD . . . . . . . . . . . . 19957 B Hans Jochen Henke CDU/CSU . . . . . . . . . . . 19958 B Lydia Westrich SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19960 B Susanne Jaffke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 19961 C Jörg-Otto Spiller SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19963 B Hansgeorg Hauser (Rednitzhembach) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19964 C Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 19966 D Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19967 C 11. Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz (Drucksachen 14/7307, 14/7321) . . . . . . . 19970 B in Verbindung mit 12. Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksache 14/7321) . . . . . . . . . . . . . . . 19970 B Albrecht Feibel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 19970 C Carsten Schneider SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 19972 A Rainer Funke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19974 C Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19976 A Dr. Evelyn Kenzler PDS . . . . . . . . . . . . . . . . 19978 A Dr. Herta Däubler-Gmelin, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19979 A Albrecht Feibel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 19979 D Norbert Geis CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 19982 B Carsten Schneider SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 19984 C 13. Einzelplan 06 Bundesministerium des Innern (Drucksachen 14/7306, 14/7321) . . . . . . . 19984 D in Verbindung mit 14. Einzelplan 33 Versorgung (Drucksachen 14/6800, 14/7537) . . . . . . . 19984 D Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19985 A Gunter Weißgerber SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 19987 A Dr. Werner Hoyer FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19988 D Cem Özdemir BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 19991 D Ulla Jelpke PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19994 D Otto Schily, Bundesminister BMI . . . . . . . . . 19996 C Erwin Marschewski (Recklinghausen) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19997 C Dieter Wiefelspütz SPD . . . . . . . . . . . . . . 19998 B Wolfgang Bosbach CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 20001 B Helmut Wilhelm (Amberg) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20003 B Lothar Mark SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20004 A Erwin Marschewski (Recklinghausen) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20005 B Otto Schily SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20006 B Dieter Wiefelspütz SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 20008 A Sylvia Bonitz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 20009 B Hartmut Koschyk CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 20012 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 203. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 27. November 2001II 15. Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Senio- ren, Frauen und Jugend (Drucksachen 14/7316, 14/7321) . . . . . . . 20013 C Dr. Michael Luther CDU/CSU . . . . . . . . . . . 20013 D Antje-Marie Steen SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 20015 C Ina Lenke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20018 A Christian Simmert BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20019 D Monika Balt PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20021 A Maria Eichhorn CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 20022 B Dr. Christine Bergmann, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20023 D Dr. Maria Böhmer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 20027 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20029 D Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20029 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 20031 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Rüdiger Veit, Konrad Gilges, Harald Friese, Klaus Barthel (Starnberg), Reinhold Hemker, Konrad Kunick, Götz-Peter Lohmann (Neubrandenburg), Dr. Christine Lucyga, Adolf Ostertag, Renate Rennebach, Gudrun Roos, René Röspel, Horst Schmidbauer (Nürnberg), Ottmar Schreiner, Sigrid Skarpelis-Sperk und Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (alle SPD) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung zu dem An- trag der Bundesregierung zum Einsatz be- waffneter deutscher Streitkräfte bei der Un- terstützung der gemeinsamen Reaktion auf terroristische Angriffe gegen die USA auf Grundlage des Art. 51 der Satzung der Ver- einten Nationen und des Art. 5 des Nordat- lantikvertrags sowie der Resolution 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen verbunden mit dem Antrag des Bundeskanzlers gem. Art. 68 des Grundgesetzes (201. Sitzung, Tagesord- nungspunkt 3 und Zusatztagesordnungs- punkt 4) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20031 D Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 203. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 27. November 2001 III Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 203. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 27. November 2001
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    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 203. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 27. November 2001 Dr. Maria Böhmer 20029 (C) (D) (A) (B) Berichtigung 201. Sitzung, Seite 19843 (B), 1. Absatz, der erste Satz ist wie folgt zu lesen: „Für sehr bedeutsam hält die PDS-Fraktion in diesem Zusammenhang, dass im Rahmen der Beratungen über den Gesetzentwurf im federführenden Bundestagshaushaltsaus- schuss auch eine grundlegende Neuordnung der parlamentarischen Kontrolle auf dem Gebiet der Schuldenpolitik des Bundes einvernehmlich zwischen allen Fraktionen durchgesetzt werden könnte.“ Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 203. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 27. November 2001 20031 (C) (D) (A) (B) Altmann (Aurich), BÜNDNIS 90/ 27.11.2001 Gila DIE GRÜNEN Beck (Bremen), BÜNDNIS 90/ 27.11.2001 Marieluise DIE GRÜNEN Behrendt, Wolfgang SPD 27.11.2001 Buntenbach, Annelie BÜNDNIS 90/ 27.11.2001 DIE GRÜNEN Follak, Iris SPD 27.11.2001 Friedrich (Altenburg), SPD 27.11.2001 Peter Dr. Grehn, Klaus PDS 27.11.2001 Großmann, Achim SPD 27.11.2001 Haack (Extertal), SPD 27.11.2001 Karl-Hermann Hauer, Nina SPD 27.11.2001 Heiderich, Helmut CDU/CSU 27.11.2001 Hornung, Siegfried CDU/CSU 27.11.2001 Hörster, Joachim CDU/CSU 27.11.2001 Jünger, Sabine PDS 27.11.2001 Dr. Kohl, Helmut CDU/CSU 27.11.2001 Kramme, Anette SPD 27.11.2001 Kraus, Rudolf CDU/CSU 27.11.2001 Dr. Küster, Uwe SPD 27.11.2001 Lennartz, Klaus SPD 27.11.2001 Lippmann, Heidi PDS 27.11.2001 Lüth, Heidemarie PDS 27.11.2001 Maaß (Wilhelmsha- CDU/CSU 27.11.2001 ven), Erich Müller (Berlin), PDS 27.11.2001** Manfred Nahles, Andrea SPD 27.11.2001 Nolte, Claudia CDU/CSU 27.11.2001 Ostrowski, Christine PDS 27.11.2001 Reiche, Katherina CDU/CSU 27.11.2001 Ronsöhr, CDU/CSU 27.11.2001 Heinrich-Wilhelm Rossmanith, Kurt J. CDU/CSU 27.11.2001 Roth (Gießen), Adolf CDU/CSU 27.11.2001 Rübenkönig, Gerhard SPD 27.11.2001 Rühe, Volker CDU/CSU 27.11.2001 Schenk, Christina PDS 27.11.2001 Schlee, Dietmar CDU/CSU 27.11.2001 Schultz (Everswinkel), SPD 27.11.2001 Reinhard Dr. Freiherr von CDU/CSU 27.11.2001 Stetten, Wolfgang Dr. Süssmuth, Rita CDU/CSU 27.11.2001 Dr. Thomae, Dieter FDP 27.11.2001 Wiesehügel, Klaus SPD 27.11.2001 Wolf (Frankfurt), BÜNDNIS 90/ 27.11.2001 Margareta DIE GRÜNEN Dr. Zöpel, Christoph SPD 27.11.2001 ** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Rüdiger Veit, Konrad Gilges, Harald Friese, Klaus Barthel (Starnberg), Reinhold Hemker, Konrad Kunick, Götz-Peter Lohmann (Neubrandenburg), Dr. Christine Lucyga, Adolf Ostertag, Renate Rennebach, Gudrun Roos, René Röspel, Horst Schmidbauer (Nürnberg), Ottmar Schreiner, Sigrid Skarpelis- Sperk und Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (alle SPD) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung zu dem Antrag der Bundesregierung zum Ein- satz bewaffneter deutscher Streitkräfte bei der Unterstützung der gemeinsamen Reaktion auf terroristische Angriffe gegen die USA auf Grundlage des Art. 51 der Satzung derVereinten Nationen und des Art. 5 des Nordatlantikver- trags sowie der Resolution 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheitsrates der Vereinten Natio- nen verbunden mit dem Antrag des Bundes- kanzlers gem. Art. 68 des Grundgesetzes (Tagesordnungspunkt 3 und Zusatzpunkt 4) entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Wir erklären, dass wir dem Antrag des Bundeskanzlers gem. Art. 68 GG, den er in Verbindung mit dem Antrag der Bundesregierung „Einsatz bewaffneter deutscher Streit- kräfte bei der Unterstützung der gemeinsamen Reaktion auf terroristische Angriffe gegen die USA auf Grundlage des Art. 51 der Satzung der Vereinten Nationen und des Art. 5 des Nordatlantikvertrages sowie der Resolutionen 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen“ gestellt hat, zustimmen. Wir stim- men zu in Anbetracht der Konsequenzen einer Ablehnung für die politische, soziale und wirtschaftliche Entwick- lung, die weiter dazu führen könnten, dass die von uns un- eingeschränkt getragene sozialdemokratisch-bündnis- grüne Bundesregierung an ihr Ende kommen könnte. Eine andere Regierungskoalition würde die politische, soziale und wirtschaftliche Lage für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, für die gesellschaftlich Benachteiligten si- cher verschlechtern und sie zu den Leidtragenden einer nach rechts rückenden politischen Konstellation machen. Das können und wollen wir nicht verantworten! Uns ist der Konflikt zwischen der Regierungsfähigkeit der rot-grünen Koalition und unserer entschiedenen Ab- lehnung des Antrages auf „Einsatz bewaffneter deutscher Streitkräfte ...“ aufgezwungen worden. Doch wird sich bei unserer Bejahung der Fortsetzung der sozialdemokra- tisch-bündnisgrünen Regierung nichts an unserem grund- sätzlichen Nein gegen den Einsatz der Bundeswehr außer- halb des NATO-Vertragsgebietes ändern. Erstens. Krieg ist nach unserer Überzeugung kein ge- eignetes Mittel im Kampf gegen den internationalen Ter- rorismus. Wir zweifeln im Bewusstsein der Folgen des Krieges, die für die Beteiligten und Unbeteiligten immer eine große Katastrophe bis zum Tode bedeuten, an dem Sinn der kriegerischen Maßnahmen. Zweitens. Aus prinzipiellen Gründen lehnt die Mehr- heit der Unterzeichner ab, dass die Bundeswehr außerhalb des NATO-Vertragsgebietes zu Kampfhandlungen bereit- gestellt und eingesetzt wird. Drittens. Wir weisen die Bevollmächtigung der Bun- desregierung (Exekutive) über eine Bereitstellung von Kampfverbänden durch den Deutschen Bundestag zu- rück. Damit wird die Verantwortung des Parlaments (Legislative) über den Einsatz von Soldaten auf die Bun- desregierung übertragen und damit seine verfassungs- rechtlich gesicherte Verantwortung für ein verfassungs- gemäßes Gebot abgetreten. Viertens.Wir stehen in der Tradition der SPD, die stolz darauf ist, dass in der fast 140-jährigen Geschichte „die SPD das deutsche Volk nie in einen Krieg geführt hat“. Wir unterstellen damit nicht, dass die Entscheidung für die Bereitstellung der 3 900 Soldaten an die Regie- rung das Ende dieser Tradition bedeutet. Wir sehen viel- mehr die große Gefahr der Eskalation in der genannten Region. Fünftens. Wir haben berücksichtigt, dass die Legitima- tion für die kriegerischen Handlungen auf Grundlage des Art. 51 der Satzung der Vereinten Nationen und des Art. 5 des Nordatlantikvertrages sowie der Resolutionen 1368 (2001) und 1373 (2001) des Sicherheitsrates der Verein- ten Nationen gegeben ist, aber die Mehrheit der Unter- zeichner zweifelt wegen des Verstoßes gegen den völker- rechtlich anerkannten Grundsatz der Verhältnismäßigkeit der Mittel die völkerrechtliche Legitimität des Bombar- dements auf afghanischem Gebiet an. Wir fordern im Rahmen dieser Erklärung nochmals nachdrücklich die Bundesregierung auf, alle ihre Mög- lichkeiten wahrzunehmen, um das menschliche Elend, was durch das Talibanregime sowie durch andere auto- ritäre und menschenverachtende Systeme in dieser Re- gion entstanden ist, zu lindern. Aus unserer eigenen eu- ropäischen Tradition der Aufklärung haben wir erfahren, dass die Emanzipation der Völker sowie ihrer Bürgerinnen und Bürger einer demokratischen und ins- besondere einer sozialen Grundlage sowie der Herstel- lung von Menschenrechten und sozialen Rechten be- darf. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 203. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 27. November 200120032 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Günter Rexrodt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine
    Damen und Herren! Herr Kollege Wagner, unser Bundes-
    haushalt enthält ja eine Fülle von Einzelpositionen. Ich
    muss zugeben: Es ist Ihnen wahrlich gelungen, einen ganz
    außergewöhnlich hohen Prozentsatz der Einzelpositionen
    anzusprechen. Sie sind ein fleißiger Mann und wenn Sie
    sich Mühe geben, dann laufen Sie richtig auf und können
    ganz schnell sprechen. Das verdient Anerkennung, Herr
    Kollege Wagner.


    (Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])

    Was keine Anerkennung verdient, ist die Tatsache, dass

    Sie sich nicht mit den Grundlinien der Finanz- und Wirt-
    schaftspolitik auseinander gesetzt haben. Da kam gar
    nichts, Herr Kollege Wagner.


    (Hans-Peter Repnik [CDU/CSU]: Die hat doch keine Grundlinie! Damit kann er sich nicht auseinander setzen!)


    Das hätte ich in einer haushaltspolitischen Debatte ei-
    gentlich erwartet.


    (Beifall bei der FDP)

    Wir lesen hier nun den letzten Haushalt dieser Legisla-

    turperiode, das Hauptbuch der Nation. Rot-Grün hat 1998
    den Mund sehr voll genommen. Es sollte alles besser wer-
    den. Schauen wir einmal, was davon in diesem Hauptbuch
    zu erkennen ist.

    Da haben wir zunächst das Vorzeigeprojekt von Hans
    Eichel, die Rückführung derNettokreditaufnahme und




    Hans Georg Wagner
    19928


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    die Vision eines ausgeglichenen Haushalts 2006. Die Li-
    beralen haben im Übrigen den Finanzminister in diesem
    Kurs immer bestärkt. Dieser Kurs ist aus vielen Gründen,
    auch aus volkswirtschaftlichen Gründen, ohne Alterna-
    tive. Der Abbau der Nettoneuverschuldung ist notwendig
    vor dem Hintergrund des enormen Schuldenzuwachses in
    den 90er-Jahren. Wenn Sie ehrlich wären, würden Sie zu-
    geben, dass es vor dem Hintergrund der Wiedervereini-
    gung zu diesem Zuwachs nie eine Alternative gab.

    Der Finanzminister hat ob dieses Kurses viele Lorbee-
    ren geerntet. Ihre Politik war ein, wie man heute sagt,
    Asset rot-grüner Regierungsverantwortung. Heute aller-
    dings, Herr Eichel, müssen wir uns fragen, ob das nicht
    Vorschusslorbeeren waren.


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Richtig!)

    Ich möchte feststellen – und werde das auch belegen kön-
    nen –: Das waren nichts als Vorschusslorbeeren.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Ihnen ist es zwar noch einmal gelungen, in Ihrem
    Haushalt nominell 21,1 Milliarden Euro Nettoneuver-
    schuldung und damit 1,2 Milliarden Euro weniger als im
    Vorjahr auszuweisen. Auch in den Folgejahren senken Sie
    die Zahlen. Aber wer genau hinschaut, sieht, dass diese
    Zahlen für das Jahr 2002 und die folgenden Jahre in gleich
    mehrfacher Hinsicht Ausdruck der verschiedensten Re-
    chentricks sind und dass es eine verdeckte Kreditauf-
    nahme bei der KfW, einer staatseigenen Bank, gibt, um
    diese Zahlen überhaupt ausweisen zu können.

    Es sind Rechentricks, Herr Eichel, weil Sie 3,3 Milli-
    arden Euro Finanzhilfen Ost nicht mehr auf der Ausga-
    benseite, sondern auf der Einnahmenseite als Minderein-
    nahme ausweisen. Außerdem werden Tilgungsraten beim
    Fonds „Deutsche Einheit“ in Höhe von fast 800 Milli-
    onen Euro gestreckt. Das ist eine Verschiebung der Lasten
    auf künftige Generationen.


    (Hans Eichel, Bundesminister: Das ist doch Unsinn!)


    An dieser Stelle – ich kenne das ja – kommt immer Ihr
    Gegenargument, auch die alte Koalition habe so etwas ge-
    macht.


    (Dr. Konstanze Wegner [SPD]: So ist es!)

    Damit überzeugen Sie nicht.


    (Dr. Wolfgang Gerhardt eigenen Ansprüchen messen!)


    Sie haben ja die Sondersituation der Wiedervereinigung
    nie gewürdigt. Sie waren es, meine Damen und Herren,
    die eine solche Umkehrung der Buchung immer gegeißelt
    und gebrandmarkt haben und die versprochen haben, dass
    mit Ihrer Regierungsübernahme alles besser wird. Nichts
    ist besser geworden; Sie machen es noch schlimmer, als
    es damals war.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Herr Eichel, es gibt noch einen Tatbestand, der ein-
    malig ist: Im Einzelplan 60 werden Rückflüsse von der

    Europäischen Union in Höhe von 1,1 Milliarden ausge-
    wiesen, obwohl diese gar nicht etatisiert werden können.
    Dass diese Rückflüsse im Haushalt gewissermaßen als
    Steuermehreinnahme gebucht werden, das hat es nie ge-
    geben.


    (Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Sehr wahr! – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Er wollte auch einmal etwas Neues machen!)


    Das ist Ausdruck der Rechentricks, die Sie anwenden, um
    mit Ihrem Haushalt


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Das gilt als Innovation!)


    zumindest noch die Fiktion der Rückführung der Netto-
    neuverschuldung entwickeln zu können.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Bezogen auf die Anteilsrechte an Bundesunternehmen

    ist auch Ihre Parklösung bei der KfW über alle Maßen
    problematisch. Ich sage nicht, dass das nicht vorher auch
    schon vorgekommen ist,


    (Hans Eichel, Bundesminister: Aha!)

    aber, Herr Eichel, noch nie ist jemand, der angekündigt
    hatte, alles besser machen zu wollen, in dieser Angele-
    genheit so dreist wie Sie vorgegangen.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Dies schadet im Übrigen nicht nur der Finanzpolitik von
    Herrn Eichel, sondern das wirft auch Fragen hinsichtlich
    der Rolle der KfW auf. Deren hohe Reputation – gerade
    im Ausland – sollte nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt
    werden. Herr Eichel, es muss sicher sein: Die Kredit-
    anstalt für Wiederaufbau ist keine Kassenkreditstelle
    des Bundes!


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Sie hat außenwirtschaftliche und entwicklungspoliti-
    sche Aufgaben. Nach innen soll sie meinetwegen auch das
    Langfristgeschäft der IKB übernehmen. Das ist okay; denn
    die Situation war schwierig und es drohte, dass das ins
    Ausland verlagert wird. Was aber mit der KfW im Zusam-
    menhang mit der Deutschen Ausgleichsbank und somit
    dem Einstieg in die Mittelstandsförderung gemacht wird,
    ist verkehrt. Das ist eine falsche Politik. Das schadet der
    KfW und dem deutschen Mittelstand.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Herr Bundesfinanzminister, Sie werden die Nettoneu-
    verschuldung im Haushalt 2002 vielleicht noch einmal
    gerade so darstellen können.


    (Friedrich Merz [CDU/CSU]: Bis zum Wahltag!)


    Sie werden dies aber nicht wirklich erklären, sondern nur
    rechnerisch darstellen können. Ihr Haushalt hat keinerlei
    Spielräume mehr. Es knirscht an allen Ecken und Enden.
    Das kleinste unerwartete Ereignis würde zu großen Pro-
    blemen führen. Auch das so sorgsam gepflegte Bild vom




    Dr. Günter Rexrodt

    19929


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Sparminister auf Konsolidierungskurs kann in der Öffent-
    lichkeit nicht mehr aufrechterhalten werden.


    (Friedrich Merz [CDU/CSU]: Hans Guckindieluft!)


    Herr Eichel, dies ist nicht das Ergebnis unglücklicher
    Umstände oder einer schlechten Konjunktur,


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Sehr richtig!)

    sondern das ist Ausdruck der Tatsache, dass die rot-grüne
    Koalition nicht in der Lage war, die überbordenden kon-
    sumtiven Ausgaben und somit die Ausgabenseite des
    Haushaltes in Ordnung zu bringen.


    (Hans Eichel, Bundesminister: Falsch!)

    Es ist Ihnen nicht gelungen, Arbeitsmarktförderungen

    und Sozialhilfe in ein vernünftiges Verhältnis zueinander
    zu bringen.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Ihren eigenen Angaben zufolge – das ist ein Beispiel für
    die insgesamt katastrophale Situation – sind mit Ausga-
    ben in Höhe von jährlich 1,02 Milliarden Euro insgesamt
    1 000 neue Stellen durch das JUMP-Programm für Ju-
    gendliche geschaffen und vermittelt worden. Das kann
    nicht angehen, Herr Eichel.


    (Zuruf von der SPD: Das stimmt doch nicht!)

    – Das stimmt ganz genau, lesen Sie das nach.


    (Zuruf von der SPD: Woher haben Sie die Zahlen?)


    Im Übrigen habe ich großen Respekt vor den vielen
    fleißigen und engagierten Mitarbeitern in den Arbeitsäm-
    tern. Immer weniger Respekt habe ich aber vor der vir-
    tuosen Fähigkeit der Bundesanstalt für Arbeit, auch die
    ausgefeiltesten Aktivitäten und Programme noch als ei-
    nen Erfolg verkaufen zu wollen. Dies ist verfehlt. Die
    Bundesanstalt für Arbeit macht bei dieser Politik einen
    Fehler nach dem anderen.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: 40 000 neue Arbeitsplätze!)


    Es ist höchste Zeit, dass wir die Politik dieser wichtigen
    Anstalt aus dem Dunstkreis einer moralisch überhöhten
    Unfehlbarkeit herausnehmen.


    (Beifall bei der FDP)

    Darüber hinaus ächzt und stöhnt der Bundeshaushalt

    immer mehr unter den schier unglaublichen Zahlungen an
    die Rentenversicherung. Im Jahre 2002 werden es
    72,2Milliarden Euro sein. Der Anteil dieser Zuschüsse am
    Gesamthaushalt hat sich von 12,6 Prozent im Jahre 1982
    auf 29,1 Prozent in diesem Jahr erhöht. Im Jahre 2005
    werden sage und schreibe 31 Prozent der Ausgaben an die
    gesetzliche Rentenversicherung gehen. Dies wird durch
    eine permanente Steuererhöhung, durch die so genannte
    Ökosteuer, gegenfinanziert.

    Das ist ein Teufelskreis. Die Rentenreform, die so ge-
    nannte Riester-Reform, stellt einen durchaus positiven

    Versuch dar, diesem Teufelskreis zu entrinnen. Die Stär-
    kung der privaten Vorsorge ist ein richtiger Ansatz. Insge-
    samt aber ist dieser Versuch unzulänglich.


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Richtig!)

    Der Trend zur steuerfinanzierten Rente wird dadurch
    nicht umgekehrt, er wird allenfalls ein Stück gebremst.
    Wenn eine Umkehr, weg von dem Trend, den steuerfinan-
    zierten Anteil der Rente exorbitant zu steigern, im Rah-
    men einer zweiten Reform, bei der auch die Leistungen
    auf den Prüfstand gehören, nicht gelingt, dann wird der
    Bundeshaushalt in seiner Struktur noch weiter belastet
    werden und dann wird jeglicher Spielraum für eine ge-
    stalterische Politik im Bereich der Investitionen verloren
    gehen.


    (Beifall bei der FDP)

    Meine Damen und Herren, ich sage ja gar nicht, dass

    Sie diesen Trend verursacht haben. Er hält schon lange an,
    ihn gab es bereits zu unserer Zeit. Aber es ist höchste Zeit,
    dies jetzt umzukehren. Es geht nicht an, dass wir jedes
    Jahr stärker eine steuerfinanzierte Rentenpolitik betrei-
    ben. Riester-Rente, schön und gut. Aber es muss eine
    zweite Rentenreform her. Ansonsten wird es im Bundes-
    haushalt an jeglichem Spielraum fehlen.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Die günstige konjunkturelle Entwicklung des Jah-

    res 2001 hat die strukturellen Probleme überdeckt. Die
    Steuerquellen sprudelten reichlich. Außerdem flossen dem
    Bundeshaushalt Privatisierungserlöse in dreistelliger Mil-
    liardenhöhe zu – Erlöse aus Reformen, die die rot-grüne
    Koalition, aber auch die rote und die grüne Partei zum Teil
    leidenschaftlich bekämpft hatten, auch Sie persönlich,
    Herr Eichel. Das hat nun sein Ende. Deutschland ist im eu-
    ropäischen Vergleich Schlusslicht, wenn es um Wirt-
    schaftswachstum und Beschäftigung geht.

    Der Herr Bundeskanzler hat uns ja gebeten, ihn im
    Jahre 2001 an der Zahl der Arbeitslosen zu messen.


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Eindringlich!)

    Wir kommen dieser Bitte wunschgemäß nach.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Das, was er aufzuweisen hat, ist beschämend. Das Ergeb-
    nis ist niederziehend: Die Haushalts- und Finanzpolitik
    der Bundesregierung ist sowohl Verursacherin als auch
    Leidtragende dieser beklagenswerten deutschen Situa-
    tion. Im Haushalt 2001, im Haushalt des kommenden Jah-
    res und in den Haushalten der folgenden Jahre werden
    sich die Entscheidungen widerspiegeln, die diese Misere
    herbeigeführt haben.

    Dies liegt zugegebenermaßen nicht nur an innenpoliti-
    schen Fehlentscheidungen; es waren auch europäische
    und weltwirtschaftliche Zusammenhänge ausschlagge-
    bend. Die schlechte Position Deutschlands im europä-
    ischen Vergleich hat allerdings ihre wesentliche Ursache
    darin, dass von dieser Bundesregierung in weiten Berei-
    chen eine verfehlte Politik betrieben worden ist. Die Krise
    ist hausgemacht, das Resultat ist hausgemacht. Deshalb




    Dr. Günter Rexrodt
    19930


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    befinden Sie sich in der Misere, die wir heute an den Eck-
    daten Ihres Haushaltes ablesen können, Herr Eichel.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

    Dabei hat alles so gut angefangen: Eine Steuerreform,

    die von uns vielleicht ein Jahr zu spät konzipiert, aber von
    Herrn Lafontaine, obwohl es eine gute Reform war, be-
    wusst zwei Jahre lang verhindert wurde, sollte in- und
    ausländischen Unternehmen Entlastungen bringen. Diese
    Reform ist aber nur halb gelungen, weil sie trotz zweifel-
    los vorhandener Entlastungen beim Steuersatz zu einer
    unvertretbaren Ungleichbehandlung des deutschen Mit-
    telstandes geführt hat. Darüber hinaus wurden Mittel-
    ständlern und kleinen Leuten durch eine schier unglaubli-
    che und in geradezu zynischer Weise als Ökosteuer be-
    zeichneten Aktion die Gelder wieder aus der Tasche ge-
    zogen, die ihnen in beschränkten Umfang durch die Steu-
    erreform verblieben waren. Der Hammer aber kommt im
    nächsten Jahr; dann nämlich werden, um eine nominell
    geringere Nettoneuverschuldung ausweisen zu können,
    die Versicherung- und die Tabaksteuer erhöht. Und dies
    geschieht an der Schwelle zu einer Rezession in Deutsch-
    land und bei einem Kurs in Richtung einer Rekordar-
    beitslosigkeit.

    Jede Verbrauchsteuer führt zu Konsumverzicht, zum
    Ausfall privater Nachfrage, eben nicht nur bei Zigaretten
    und Sachdienstleistungen, sondern zum Ausfall auf der
    ganzen Linie und – das ist eigentlich viel gravierender –
    zu weiterer Verunsicherung bei Unternehmen und priva-
    ten Verbrauchern.

    Herr Eichel, Ihr Haushalt wird auf Knirsch gefahren.
    Sie haben noch nicht einmal Luft in Höhe von 3 Milliar-
    den DM zur Finanzierung der notwendigen Antiterror-
    maßnahmen. Dies hat hausgemachte Gründe. Ursache
    ist Ihr Unvermögen, Leistungsgesetze kritisch zu über-
    prüfen.


    (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Hinzu kommt, dass nun noch einmal rund 2 Milliar-
    den Euro notwendig werden, um die Bundesanstalt für Ar-
    beit so auszugestalten, dass sie in der Lage ist, die sich
    durch die zunehmende Arbeitslosigkeit ergebenden Auf-
    gaben zu erfüllen.

    Die Privatisierung von Unternehmen ist schwerer ge-
    worden, die Börsenkurse sind im Keller, also flüchtet man
    in die Kreditaufnahme bei einer staatseigenen Bank – eine
    schöne Finanzpolitik, meine Damen und Herren!

    Auch die Steuern fließen nicht mehr so reichlich. In
    diesem Jahr sind es 1,8 Milliarden Euro weniger, als im
    Mai geschätzt worden sind. Dies ist ein desaströses Er-
    gebnis. Im Jahre 2002 wird es kaum besser werden. Dies
    wird Ihr Waterloo bei der Bundestagswahl werden.


    (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


    Glauben Sie bitte nicht, dass Sie eine Bundestagswahl
    allein mit außenpolitischen Themen gewinnen können! Die
    jetzt aktuellen Ereignisse werden dann bereits viele Monate
    zurückliegen. Sie werden vielmehr an Ihrer Finanzpolitik,
    Ihrer Haushaltspolitik und Ihrer Arbeitsmarktpolitik ge-
    messen werden. Sie werden an der Situation der Wirtschaft

    und der Arbeitslosigkeit gemessen werden. Hier haben Sie
    eine verheerende Bilanz aufzuweisen.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Luftbuchhalter Eichel!)


    Im Jahr 1998 haben viele Menschen geglaubt, ein poli-
    tischer Neuanfang werde auch finanzielle Erleichterungen
    bringen. Sie hatten angekündigt, die Rezepte gegen Ar-
    beitslosigkeit zu haben. Das Ergebnis ist erkennbar: weni-
    ger Geld in der Tasche, weit verbreitete Arbeitslosigkeit,
    sinkende Investitionen, geringe Kaufneigung, Unsicher-
    heit über die wirtschaftliche Zukunft. Kein Afghanistan-
    Einsatz – ich sage es noch einmal – kann diese Fakten aus
    der Welt schaffen.

    Prinzipielles Übel sind die anteilig immer weiter sin-
    kenden Investitionsausgaben. Allein in diesem Jahr ha-
    ben sie ein historisches Tief von 10,1 Prozent am Ge-
    samthaushalt erreicht. Dieser Anteil der Investitionsaus-
    gaben ist keine abstrakte Zahl, sondern eine Schicksals-
    frage für die Bauwirtschaft und die vielen eng damit zu-
    sammenhängenden Bereiche. Was ein Einbruch bei den
    öffentlichen Investitionen in der ganzen Bundesrepublik
    bedeutet, wird für die Menschen immer deutlicher erfahr-
    bar.

    Die Bundesrepublik Deutschland bewegt sich kontinu-
    ierlich auf einen Punkt zu, an dem sie nicht mehr in der
    Lage sein wird, ihre Infrastruktur – im Übrigen auch ihre
    Sicherheitsinfrastruktur – zu finanzieren. Diese Entwick-
    lung findet seit längerer Zeit statt. Wer offenen Auges
    durch unser Land geht, merkt die Mängel bereits. Er
    merkt, dass die Mängel in der Infrastruktur größer und
    größer werden, und zwar nicht nur im Osten, wo der Auf-
    holprozess länger dauert als erwartet, sondern auch im
    Westen: Reparaturstau bei Autobahnen und Fernstraßen;
    die Bahn kommt nicht aus den Schlagzeilen; ein großer
    Teil der Bildungseinrichtungen ist in schlechter Verfas-
    sung. Ich sage Ihnen: Dies ist nur der Anfang.

    Wenn es nicht gelingt, den Anteil der Investitionsaus-
    gaben am Gesamthaushalt zu steigern, wird die Bundes-
    republik Deutschland – ein so reiches Land – nicht mehr
    in der Lage sein, die Infrastruktur einschließlich der Bil-
    dungsinfrastruktur zu finanzieren. An dieser Stelle wäre
    auch noch viel über die Bundeswehr zu sagen.

    Der Finanzminister – damit komme ich zum Schluss –
    hat die glücklichen Jahre der sprudelnden Steuern und der
    reichlich fließenden Finanzierungserlöse nicht genutzt.
    Seine Haushaltspolitik bestand aus einem Herumkurieren
    an den Symptomen, Routinearbeit. Nirgendwo gab es ei-
    nen wirklichen Eingriff. Nun stehen Sie vor dem Scher-
    benhaufen Ihrer Politik. Diese wird Ihnen im Jahre 2002
    entgegenzuhalten sein, Herr Eichel, und zwar nicht nur in
    diesem Hohen Hause, sondern auch von den Bürgern. Da-
    bei werden Sie schlecht abschneiden. Das muss Ihnen
    heute und hier gesagt werden.


    (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)




Rede von Anke Fuchs
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Ich erteile dem Kolle-
gen Oswald Metzger für das Bündnis 90/Die Grünen das
Wort.




Dr. Günter Rexrodt

19931


(C)



(D)



(A)



(B)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Oswald Metzger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Kollege
    Rexrodt, mir fällt immer wieder auf, dass Sie als Mitglied
    der Vorgängerregierung, in der Parlamentsdebatte tradi-
    tionell vor mir redend, vergessen machen wollen, dass Sie
    in der letzten Legislaturperiode selbst Handelnder waren.

    Ich nenne als Beispiel die Verkehrsinfrastruktur und
    fange mit dieser Geschichte an. In der letzten Finanzpla-
    nung, die Herr Rexrodt als Wirtschaftsminister der alten
    Koalition im Kabinett Waigel mitgetragen hat, waren für
    die Verkehrsinfrastruktur 2002 19,6 Milliarden Euro vor-
    gesehen. Wir haben im Haushalt für das nächste Jahr
    20,8 Milliarden Euro für die Verkehrsinfrastruktur ein-
    geplant. Selbst in einem Bereich, in dem Sie uns Verfeh-
    lungen vorhalten, haben wir mit den Zinsersparnissen
    durch den Verkauf der UMTS-Lizenzen die Infra-
    strukturmaßnahmen im Bereich von Schiene und Straße
    gestärkt. Das ist die Wahrheit. Daran kommen Sie nicht
    vorbei.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Wenn man einen Finanzminister wie Hans Eichel beim
    Thema Solidität der Finanzpolitik erschüttern will, dann
    muss man doch, wenn man ehrlich ist, dies anhand des
    Saldos der Bilanz für die Jahre 1995 bis 1998 – das waren
    vier Regierungsjahre unter einer schwarz-gelben Koali-
    tion – im Vergleich zu den Jahren 1999 bis 2002 belegen
    können. Unter die jeweiligen vier Haushaltspläne ziehe
    ich einen Strich und stelle fest: Zwischen 1995 und 1998
    hat diese Truppe


    (Volker Kauder mehr Respekt bitte!)


    141,1 Milliarden Euro neue Schulden gemacht. Das ent-
    sprach einer Erhöhung des Gesamtschuldenstandes des
    Bundes in vier Jahren um 23,4 Prozent.

    Jetzt kommt der Vergleich mit unserer Regierung. Zwi-
    schen 1999 und 2002 steigt die Verschuldung um 38 Mil-
    liarden Euro. Das ist eine Erhöhung von 5,2 Prozent des
    Gesamtschuldenstandes. Selbst wenn ich die UMTS-Er-
    löse herausrechne, liegt der Anstieg der Neuverschuldung
    in den vier Jahren unserer Zeit bei 12 Prozent und damit
    immer noch erheblich unter Ihrem Anstieg mit 23,4 Pro-
    zent. Das ist die nackte Wahrheit.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Das kann man dem deutschen Volk jederzeit klar ma-
    chen. Die Leute wissen, dass ohne Solidität in der Fi-
    nanzpolitik die dringend nötige Trendwende in unserer
    Gesellschaft, in der wir über viele Jahre hinweg immer
    mehr Geld aus Steuern benötigt haben, um Zinsen für alte
    Schulden zu bezahlen, nicht möglich ist. Soziale und öko-
    logische Politik in einem Industrieland wie Deutschland
    ist ansonsten nicht zu finanzieren. Diesen Trend haben wir
    gebrochen.

    Ich will heute nicht zu viele Zahlen nennen, sondern
    mich mit den Grundlinien beschäftigen. Stichwort Priva-
    tisierungserlöse: Sowohl Herr Austermann als auch Herr
    Rexrodt haben sich mit diesem Thema beschäftigt. Der

    Kollege Wagner hat in der Tendenz schon deutlich ge-
    macht, dass wir auch hier besser als Sie sind.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Aber nur in der Tendenz!)


    – Nein, auch nominal. Sie haben für den allgemeinen
    Haushalt in vier Jahren 14,1 Milliarden Euro an Privati-
    sierungserlösen verwandt. Wir haben mit dem, was wir
    nächstes Jahr als Brücke brauchen, um die NKA zu hal-
    ten, 10,9 Milliarden Euro Privatisierungserlöse einge-
    stellt.

    Ich darf eine letzte Zahl bringen, um Sie nicht zu er-
    schlagen. 1998 wies der Haushalt des Bundes – das war
    das Haushaltsjahr, das wir zwar buchungstechnisch abge-
    schlossen haben, das aber noch überwiegend in Ihre Ver-
    antwortung fiel – ein strukturelles Defizit von 40 Milli-
    arden Euro auf. 28 Milliarden Euro betrug die
    Nettokreditaufnahme, 10 Milliarden Euro gab es an
    Privatisierungseinnahmen. Hinzu kam eine Tilgungs-
    streckung beim Fonds „Deutsche Einheit“. So sieht es
    aus.


    (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Sie haben doch die Privatisierungserlöse rübergeschoben, wie Sie sie gebraucht haben!)


    – Kollege Kalb, das lasse ich euch nicht durchgehen. Die
    Vergleichszahl des letzten Jahres – strukturelles Defizit,
    bereinigt um Privatisierungserlöse und Münzeinnahmen –
    liegt bei 26,6 Milliarden Euro. Genau in dieser Ver-
    gleichszahl drückt sich der Rückgang des strukturellen
    Defizits des Bundeshaushalts aus. Das sind fast 30 Milli-
    arden DM, die wir tatsächlich als Konsolidierungsbeitrag
    erzielt haben. Das ist ein Wort. Anders ist ein Vergleich
    der beiden Legislaturperioden in Bezug auf die Kredit-
    aufnahme nicht darstellbar. Daran kommen Sie nicht vor-
    bei.

    Wenn Sie dafür einen Kronzeugen wollen, der eher aus
    Ihrem politischen Spektrum kommt, dann sage ich Ihnen
    dazu Folgendes: Heute Morgen um 9.27 Uhr lief als
    Tickermeldung die Pressemitteilung des Verbandspräsi-
    denten des Deutschen Industrie- und Handelskammerta-
    ges, Herrn Braun, über die Agenturen.


    (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Er spricht doch nur beim SPD-Parteitag!)


    Herr Braun hat gesagt, die Tatsache, dass diese Koalition
    die Nettokreditaufnahme im nächsten Jahr nicht erhöht,
    sei ein gutes Zeichen für die Märkte,


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    weil es die ernsthafte Absicht dieser Regierung unter-
    streicht, finanzpolitisch solide zu bleiben. Das ist eine
    Wahrheit, die Sie auch aus dem Gutachten des
    Sachverständigenrats herauslesen können. Wenn Sie von
    diesem Gutachten sprechen, dann verweisen Sie immer
    nur darauf, dass dort von einem Wachstum von nur
    0,7 Prozent ausgegangen wird, während die Regierung
    ein Wachstum in Höhe von 1,25 Prozent unterstellt. Sie
    nehmen aber nicht zur Kenntnis, dass der Sachverständi-
    genrat einmütig gesagt hat: Die Fortsetzung der
    Konsolidierungspolitik ist unbedingt richtig und vorgezo-






    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    gene Steuersenkungen, die auf Pump finanziert werden,
    sind abzulehnen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Genau dies versucht die Koalition umzusetzen.
    Aus meiner Sicht braucht sich kein Mitglied der Ko-

    alitionsfraktionen für diese Politik zu schämen, weil mit
    dieser Politik Grundeinsichten umgesetzt werden, die
    viele normale Bürgerinnen und Bürger in unserem Land
    haben. Jeder weiß aufgrund seiner privaten Erfahrungen,
    dass er, wenn er ständig auf Pump lebt, nicht mehr aus der
    Tinte herauskommt, weil er buchstäblich durch die Erb-
    last, die ihm die Zinsverpflichtungen auferlegen – von Til-
    gung möchte ich noch nicht einmal reden –, erstickt wird.
    Damit machen wir auf Bundesebene Schluss. Das ist zu-
    vörderst eine Frage der Gerechtigkeit. Das ist wichtig,
    weil ansonsten zum Beispiel für eine Volkspartei wie
    die SPD überhaupt nicht darstellbar wäre, dass man das
    Wort „sparen“ auch als Gerechtigkeit für die kommende
    Generation übersetzen kann. Mit dem jetzigen Konsoli-
    dierungsprozess hat der Finanzminister dieser Mitte-
    Links-Koalition etwas geschafft, was konservative Fi-
    nanzminister in den vorangegangenen Jahrzehnten ganz
    selten bzw. fast nie erreicht haben.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Hans Michelbach [CDU/ CSU]: Luftbuchungen!)


    Zum Thema Steuerpolitik: Sie wissen, welch enormer
    Reformbedarf allein im Bereich der sozialen Siche-
    rungssysteme besteht. Die alte Koalition hat versucht,
    das Rentensystem durch das Einführen eines demographi-
    schen Faktors in die Rentenformel zu reformieren. Sie
    wissen sicherlich noch, welche Debatten das im Wahljahr
    1998 ausgelöst hat.


    (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Rentenlüge! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Sie haben die Renten einfach gekürzt!)


    – Einen Moment, jetzt kommt der entscheidende Punkt:
    Wir haben durch Einführung der Riester-Rente eine
    Strukturreform durchgeführt und haben damit das Ren-
    tensystem um eine Komponente erweitert, zu der Sie kei-
    nen Mut hatten,


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


    nämlich den Einstieg in eine kapitalgedeckte Rente. Pri-
    vate Vorsorge, Eigenverantwortung – das ist ein Grund-
    prinzip, das gesellschaftspolitisch gesehen die einzige
    Wegmarke bei der Reform der sozialen Sicherungssys-
    teme, des Gesundheitswesens und der Arbeitsmärkte dar-
    stellt.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Sie haben die Rentner zweimal betrogen!)


    Machen wir uns nichts vor: Die gesellschaftspolitische
    Debatte darüber ist schwer zu führen.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Sie haben die Rentner angelogen!)


    – Herr Kauder, Sie können sich echauffieren, wie Sie wol-
    len: An den Zahlen kommen auch Sie nicht vorbei.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Widerspruch bei der CDU/CSU und der FDP)


    – Sie von der CDU/CSU haben 16 Jahre regiert; wir erst
    drei Jahre. Die FDPhat sogar 29 Jahre mitregiert und bläst
    sich hier auf. Wo sind wir hier denn?


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Wir haben vor drei Jahren mit der Auflösung des Re-
    formstaus in der Finanzpolitik begonnen – ich habe Ihnen
    das an den entsprechenden Zahlen weiß Gott deutlich ge-
    macht – und jetzt bei der Rente einen Systemwechsel be-
    schlossen, und zwar zusammen mit der Volkspartei SPD.
    Das war eine respektable Leistung der SPD, weil sie
    schlussendlich ihrer Wählerschaft und den Gewerkschaf-
    ten klar machen musste, dass beispielsweise der Einstieg
    in die private Vorsorge, in die Eigenverantwortung, auch
    bedeutet, dass der Aufbau des Kapitalstocks nicht paritä-
    tisch finanziert werden kann.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Sie haben jetzt die Rentenrücklage kaputtgemacht! Das ist das Ergebnis Ihrer Politik!)


    Diese Leistung werden die CDU/CSU und die FDP nicht
    wegdiskutieren können. Die Leistung der SPD erkenne
    ich als Politiker der Grünen ausdrücklich an. Die Sozial-
    demokraten mussten eine viel größere Leistung als wir er-
    bringen. Das ist so. Deshalb muss man keinen Kotau ma-
    chen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Volker Kauder [CDU/CSU]: Sie zerschlagen die Rentenrücklage!)


    – Wir zerschlagen nicht die Rentenrücklage.
    Die Parteien des Regierungsbündnisses – darüber soll-

    ten Sie sich im Klaren sein – haben letzte Woche auf ihren
    jeweiligen Parteitagen auf einem für beide Parteien
    schwierigen Feld Mehrheiten gefunden.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


    – Kolleginnen und Kollegen von der Opposition, wenn
    die Frage, ob Kriegseinsätze und militärische Gewalt Mit-
    tel der Politik sein können, selbst bei vielen Ihrer Wähler
    Nachdenklichkeit auslöst, dann müssen Sie sich nicht
    echauffieren, wenn die beiden Regierungsfraktionen ei-
    nen Beschluss zugunsten militärischer Einsätze fassen
    und damit ihre Regierungsfähigkeit unter Beweis stellen.
    Wir haben es gar nicht nötig, die Außenpolitik sozusagen
    als Deckmantel zu missbrauchen, um der innenpoliti-
    schen Debatte aus dem Weg zu gehen. Wir brauchen die
    innenpolitische Debatte nicht zu scheuen. Wir stellen uns
    in der morgigen Debatte Ihrem angekündigten massiven
    Generalangriff in Sachen Wirtschafts-, Finanz- und
    Steuerpolitik.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)





    Oswald Metzger

    19933


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Sie werden dann feststellen, dass Sie überhaupt nicht so
    gut aussehen, wie Sie meinen. Wir stehen nicht an der
    Wand.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Sie stehen schon hinter der Wand!)


    Wir können durchaus mit hoch erhobenem Haupt für un-
    sere Politik werben. Das wird Ihnen in dieser Woche noch
    klar werden; das können Sie mir glauben.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Volker Kauder [CDU/CSU]: Sie kommen ja sowieso nicht wieder, Herr Metzger! Das ist Ihre Abschiedsrede, Herr Metzger! – Gegenruf der Abg. Kerstin Müller [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Abwarten!)


    In einem Mittelteil meiner Rede gehe ich jetzt auf De-
    tails dieses Haushalts ein. Wir haben beispielsweise die
    Mittel für die Verkehrsinfrastruktur – ich habe die Zah-
    len genannt – im Jahr 2001 und für das Jahr 2002 massiv
    aufgestockt. Allerdings hat – warum sollen wir darum he-
    rumreden? – der Systemwechsel, der dazu geführt hat,
    dass plötzlich mehr Geld zur Verfügung gestellt wird, als
    in der langfristigen Planung vorgesehen war, auch die
    Verwaltung des Staates vor Probleme gestellt. Dies gilt
    sowohl für die Straßenbauverwaltung als auch für die
    Bahn AG. Sie können aber sicher sein, dass die Zusagen
    gelten. Die Koalition geht davon aus, dass im nächsten
    Jahr die Investitionsmittel tatsächlich abfließen werden.


    (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Die Frage ist doch nur, wohin! Sie verstecken es doch!)


    Bereits jetzt sind die Aufträge von der Bahn AG an die
    mittelständische Bahnindustrie vergeben worden.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Ein Mittelständler, der Aufträge in seinen Büchern stehen
    hat, entlässt keine Mitarbeiter, sondern stellt sogar welche
    ein. Daher werden wir die Investitionsquote in der Haus-
    haltsführung so steuern, dass das, was wir durch einen
    Kraftakt möglich gemacht haben, in unserer Volkswirt-
    schaft auch ankommt.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Es findet doch gar kein Straßenbau mehr statt!)


    – Herr Kauder, Sie werden mich mit Ihren Zwischenrufen
    nicht aus der Ruhe bringen. Im Stuttgarter Landtag mag
    das bei Ihnen funktioniert haben, aber nicht hier im Bun-
    desparlament in Berlin.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Ich war nie im Landtag! Sie wären froh, wenn Sie im nächsten Jahr hinein kämen!)


    Im Bereich der Energiepolitik haben wir wichtige Si-
    gnale gesetzt. Diese Regierung hat nicht nur in techni-
    scher und atomrechtlicher Hinsicht den Ausstieg aus der
    Atomkraft geschafft, sondern die Energiewende auch
    durch Programme organisiert, die derzeit massiv beschäf-
    tigungsstabilisierend wirken. Bei der Windenergie
    brummt es, bei der Photovoltaik brummt es, bei der Bio-
    masse brummt es.


    (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Wo brummt es denn bei Rot-Grün?)


    Warum brummt es? – Weil diese Koalition Markt-
    einführungsprogramme wie das Erneuerbare-Energien-
    Gesetz beschlossen hat.

    Diese Initiativen haben gezeigt, wohin es bei der Ener-
    gieerzeugung in dieser Republik geht.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Allein in den letzten beiden Jahren hat sich die erzeugte
    Kilowattstundenleistung aus regenerativen Energien ge-
    genüber Ihrer Regierungszeit verdoppelt. Dies kommt vor
    allem beim Mittelstand an; denn zum Aufbau dezentraler
    Energieerzeugungsanlagen braucht man keine riesigen
    Firmen. Unsere Energiepolitik erreicht die Installateure
    von Flensburg bis Bad Schussenried, um hier auch einmal
    meinen Heimatort zu nennen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Hans-Peter Repnik [CDU/CSU]: Das war gut!)


    Lassen Sie mich nun zu den neuen Gewichtungen kom-
    men, die angesichts des 11. September anstanden. Dieser
    Tag wird unvergessen bleiben. Welch nachdrückliche
    Wirkung er hervorgerufen hat, hat sich vor allem gezeigt,
    als vor zweieinhalb Wochen ein Flugzeug im New Yorker
    Stadtteil Queens abstürzte. Hier im Reichstag war zu
    spüren, wie alle Kolleginnen und Kollegen die Luft an-
    hielten und sich fragten, ob es wieder ein Anschlag war
    oder nicht.

    Als Finanzpolitiker sind wir zu dem Schluss gelangt,
    dass die damit einhergehende Veränderung der Bedürf-
    nisse der Bevölkerung nach mehr äußerer und innerer
    Sicherheit in wirtschaftlich schwierigen Zeiten bei Gott
    nicht aus dem laufenden Etat finanziert werden kann. Da-
    her haben wir einen unpopulären Weg der Gegenfinanzie-
    rung gewählt – das räume ich ohne jede Einschränkung
    ein – und eine Erhöhung der Versicherungsteuer und der
    Tabaksteuer beschlossen.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Rauchen Sie jetzt auch für den Frieden?)


    Damit haben wir aber auch klar gemacht, dass wir das
    Thema ernst nehmen. Wir werden das nicht mit Krediten
    finanzieren, da die heutige Generation von der zusätzli-
    chen Sicherheit profitiert, für die wir jetzt Haushaltsmit-
    tel aufwenden.


    (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Das hätte früher Friedenspfeife geheißen!)


    Der Bevölkerung lässt sich vermitteln, dass wir im nächs-
    ten Jahr durch eine begrenzte Steuererhöhung 3 Milliar-
    den DM bzw. 1,5Milliarden Euro für mehr Sicherheit auf-
    bringen. Stellen Sie diese kleine Steuererhöhung bitte
    einmal in Relation zu der Entlastung in Höhe von 45 Mil-
    liarden DM im Rahmen der Einkommen- und Unterneh-
    mensteuerreform des laufenden Jahres. Hier merken Sie,
    dass wir im Saldo von keinerlei Steuermehrbelastung re-
    den. Wir haben eine Steuerentlastung herbeigeführt; auch
    das gehört zur Wahrheit.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)





    Oswald Metzger
    19934


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Ich komme zu meinem Schlussteil. Angesichts eines
    bevorstehenden Wahljahres bin ich für Ehrlichkeit auch
    hier im Bundestag. Die wirtschaftliche Situation ist in der
    Tat so,


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Miserabel!)

    dass wir in Deutschland am Rande einer Rezession vor-
    beischrammen.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Na, na!)

    – Das ist so. Seien Sie ehrlich!

    Andererseits ist die Trendwende innerhalb der US-
    Wirtschaft bereits absehbar. Die Anleihenmärkte, die im-
    mer ein guter Indikator der Konjunkturentwicklung sind,
    drehen seit zweieinhalb Wochen ähnlich wie die Aktien-
    märkte ins Plus. Am langen Ende steigen die Zinsen be-
    reits wieder.


    (Hans-Peter Repnik [CDU/CSU]: Hoffnungsschimmer Amerika!)


    Die Zehnjahresanleihe als Benchmark, die Treasury, liegt
    bereits um acht zehntel Prozentpunkte höher als vor zwei-
    einhalb oder drei Wochen, als sie sich auf ihrem Tiefst-
    stand befand.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Seien Sie vorsichtig! Sie könnten haftbar gemacht werden!)


    Das signalisiert einen Turn-around der Ökonomie in der
    wichtigsten Volkswirtschaft auf diesem Globus. Wenn
    dieser Turn-around kommt, dann kommt er auch in den
    europäischen Volkswirtschaften, darauf kann ich Ihnen
    Brief und Siegel geben. Das könnte erst im zweiten Quar-
    tal eintreten; es kann, wenn es günstig läuft, aber auch be-
    reits im ersten Quartal der Fall sein.

    Angesichts dessen hätten wir als Koalition nun das ma-
    chen können, was Sie früher unter Theo Waigel in einer
    solchen Situation gemacht hätten: Wir hätten von dem
    Ziel abweichen können, die Nettokreditaufnahme kas-
    kadenförmig zu reduzieren. Sie wären die Ersten gewe-
    sen, die kritisiert hätten, wir könnten nicht mit Geld um-
    gehen, das sei schon immer so gewesen, wir seien ja Rote
    und Grüne.


    (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Das war schon immer so!)


    Wir haben uns dazu entschlossen, die Nettokreditauf-
    nahme beizubehalten. Mit einer bescheidenen Privatisie-
    rungssumme von 2,7 Milliarden Euro verringern wir aber
    den Druck auf die Nettokreditaufnahme und haben damit
    die Chance, den Dammbruch nach dem Motto „Ist der Ruf
    erst ruiniert, gehen wir gleich in die Vollen“ zu verhindern.
    Wir haben finanzpolitisch Grund, solide zu bleiben. Wenn
    sich die Konjunktur im nächsten Jahr entgegen Ihren Un-
    kenrufen und auch entgegen unseren Erwartungen schnel-
    ler zum Positiven wendet als wir jetzt unterstellen, haben
    wir ferner die Chance, auf die Privatisierungseinnahmen
    zum Ausgleich des Haushalts zu verzichten und auf den
    Kurs zurückzukehren, den wir 1999 und 2000 hatten, als
    Privatisierungseinnahmen ausschließlich in die Postunter-
    stützungskasse zur Bezahlung von Beamtenpensionen und

    Beihilfen oder in die Schuldentilgung flossen. Die Chance,
    auf diesen Kurs zurückzukehren, haben wir nur, wenn wir
    diese Reduzierung der Kreditaufnahme konsequent fort-
    führen. Das bedeutet Glaubwürdigkeit. Wir wären be-
    scheuert, jetzt auf Ihre Leimruten hereinzufallen und vor
    dem Wahljahr die Pferde zu wechseln, weil Sie die Ersten
    wären, die dann semantisch wieder einen Kurswechsel an-
    mahnten.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Bald wäre es so weit gewesen!)


    Liebe Kolleginnen und Kollegen der Opposition, Sie
    müssen in der Finanzpolitik schon andere Kraftakte un-
    ternehmen, um diese Koalition zu erschüttern, denn in
    diesem Bereich sind wir außerordentlich konstant, kon-
    servativ und solide.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Konstant abwärts! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Wo denn?)


    Ich möchte auch noch einige Punkte ansprechen, die
    eher über den Tellerrand einer Legislaturperiode hinaus-
    reichen. Politik muss man in Prozessen denken und nicht
    nur vor dem Hintergrund der tagespolitischen Perspek-
    tive. Als wir 1998 die Regierungsverantwortung übernah-
    men, fanden wir vier große Reformarenen vor. Das waren
    eine unsolide Finanzpolitik, eine nicht ausreichende Ren-
    tenreform, das Fehlen einer Gesundheitsreform und einer
    Reform des Arbeitsmarktes. Sie haben immer von Refor-
    men geredet, aber keine gemacht.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Die erleben wir jetzt gerade!)


    Bei Ihnen lag die Zahl der Arbeitslosen schon einmal bei
    fast 5 Millionen. Das dürfen Sie nicht vergessen, auch
    wenn Sie die Zahl selber nicht in den Mund nehmen.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Der Kanzler hat doch gesagt, woran er gemessen werden will!)


    Auch ich möchte diesen Vergleich hier nicht anstellen,
    weil das immer ein Spiel mit Einzelschicksalen vieler
    Hunderttausend und Millionen Menschen bedeutet.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Akzeptieren Sie den Maßstab des Bundeskanzlers!)


    Ich meine, in der politischen Argumentation sollte man
    immer auch an die Betroffenen denken und sich hier nicht
    nur gegenseitig Zahlen an die Köpfe werfen.


    (Beifall des Abg. Hans Georg Wagner [SPD])

    Wir brauchen in dieser Gesellschaft eine Reform des

    Arbeitsmarktes, die beispielsweise Arbeitslosen- und So-
    zialhilfe in einem Sicherungssystem zusammenlegt. Paral-
    lel dazu müssen wir eine Gemeindefinanzreform durch-
    führen,


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der PDS)


    damit die Gemeinden nicht das Gefühl haben, sie bekä-
    men die Arbeitslosenhilfe aus dem Bundeshaushalt vor
    ihre kommunalen Kämmereien geworfen. Dazu brauchen




    Oswald Metzger

    19935


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    wir eine größtmögliche Übereinstimmung auch in der po-
    litischen Arena Deutschlands. Den Bundesrat brauchen
    wir dazu.


    (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sie nicht mehr!)


    Hand aufs Herz, verdammt – es regt mich immer auf,
    wenn so geredet wird –: In einem Wahljahr wird eine sol-
    che Reform doch schon allein deshalb nicht stattfinden,
    weil die Opposition der Regierung in dieser Zeit keine
    Strukturreform gönnt.


    (Hans-Peter Repnik [CDU/CSU]: Wir sind doch keine Blockierer wie Lafontaine, Schröder und Eichel!)


    Das war schon immer so und das wird auch jetzt nicht an-
    ders sein.


    (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Eine ganz faule Ausrede!)


    Beim Thema Gesundheit ist es genau das Gleiche. Das
    ist von der sozialen Befindlichkeit der Bevölkerung her
    sogar noch das wesentlich schwierigere Thema. Niemand
    darf das Gefühl haben, dass er nach einer Strukturreform
    dann, wenn er krank ist, sozusagen aufgrund seines eige-
    nen Vermögens darüber entscheiden muss, ob er sich die
    Operation leisten kann oder nicht. Diese Angst haben die
    Leute im Hinterkopf, wenn in der Gesundheitspolitik von
    Eigenverantwortung die Rede ist.

    Trotzdem brauchen wir uns nichts vorzumachen: Im
    Gesundheitsbereich sind Reformen und ist Transparenz
    auf der Leistungserbringerseite notwendig.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Weiter, weiter!)

    Ich sehe nicht ein – das sage ich Ihnen ganz deutlich –,
    dass beispielsweise die gesetzlich Versicherten nicht wis-
    sen, was man für sie abrechnet.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Sie zahlen Beiträge. Sie wissen auf Mark und Pfennig,
    was sie pro Monat bezahlen.


    (Volker Kauder [CDU/CSU]: Das hätten Sie schon längst machen können! Weiter!)


    Ähnlich wie in anderen Bereichen – jeder bekommt Lie-
    ferscheine und Rechnungen zu sehen, wenn er etwas be-
    zahlen soll – soll auch für die Ärzteschaft eine solche Ver-
    pflichtung bestehen.


    (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Warum machen Sie es nicht? – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Dann machen Sie es doch!)


    Es ist mit Sicherheit logisch, dass auch in der Gesund-
    heitspolitik auf der Versichertenseite über Begriffe wie
    Eigenverantwortung diskutiert werden muss.


    (Zuruf von der FDP: Das wurde immer abgelehnt!)


    Das gehört zur Wahrheit. Wir können es uns nicht leisten,
    im nächsten Jahr, auch wenn es ein Wahljahr ist, an die-
    sen Problemen unserer Gesellschaft vorbeizugucken.


    (Hans-Peter Repnik [CDU/CSU]: Das macht ihr doch seit drei Jahren! Seit drei Jahren guckt ihr vorbei! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Weil ihr vorbeigeguckt habt, hat eure Frau Fischer gehen müssen!)


    Ich bin überzeugt, dass diese Koalition die Kraft und
    den Mut hat, nicht nur diese Legislaturperiode mit An-
    stand durchzustehen, sondern auch über das Jahr 2002 hi-
    naus eine Reformagenda aufzuzeigen. Wir werden bei den
    Wählerinnen und Wählern für solche politischen Kon-
    zepte werben können, auch im nächsten Jahr. Ich freue
    mich schon auf den Ideenwettbewerb. Ich freue mich
    schon darauf zu erleben, wie manche von Ihnen unter ver-
    meintlich populistischer Betrachtungsweise eines Wahl-
    kampfs plötzlich das Gegenteil von dem behaupten, was
    Sie, wenn sie in Tutzing oder anderswo nachdenklich re-
    den, so gern als Reformnotwendigkeit formulieren.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Sie reden, als wenn Sie die Partei schon gewechselt hätten! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Der Schluss war nicht mehr gut! – Zuruf des Abg. Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Rezzo Schlauch, Kauder war schon immer so. Der ist nicht zu ändern. Das muss man akzeptieren. (Dr. Konstanze Wegner [SPD]: „Kauderwelsch“!)


    Quintessenz: Dass diese Koalition auch nach vier Jah-
    ren Regierungszeit als Rückgrat ihrer Finanzpolitik eine
    solide Haushaltspolitik vorzeigen kann und die Be-
    währungsprobe dieser soliden Haushaltspolitik auch in
    wirtschaftspolitisch schwerer See bestehen kann, zeigt
    der Etat des Jahres 2002. Außerdem haben wir im Bereich
    der Sozialstaatsreform mit der Rentenreform eine ganz
    wichtige Entscheidung in dieser Legislaturperiode getrof-
    fen, die man nicht unterschätzen darf.

    Deshalb ist es notwendig, uns innerhalb der Koalition
    klar zu machen: Die Reformen in dieser Republik gehen
    weiter. Wir müssen der Bevölkerung vermitteln, dass Re-
    formpolitik sozusagen auch die richtige Zeit braucht. Man
    wird in einem Wahljahr – das weiß jeder Kommentator;
    da brauchen Sie nur die Presse zu lesen – nicht große ge-
    sellschaftspolitische Reformen machen. Unabhängig da-
    von wird man die Konzepte diskutieren und damit sozu-
    sagen auch zur Abstimmung an der Wahlbörse stellen.
    Diese Wahlbörse im nächsten Jahr brauchen wir als Sozi-
    aldemokraten und als Grüne, glaube ich, nicht zu scheuen.
    Wir werden daran arbeiten, dass diese Solidität nach den
    außenpolitischen Diskussionen der letzten zweieinhalb
    Monate auch weiterhin Geschäftsgrundlage unseres Re-
    gierungshandelns bleibt.

    Vielen Dank.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Zuruf von der FDP: Das wird schwer!)