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    Tagesordnungspunkt 1: Abgabe einer Regierungserklärung: Terror- anschläge in den USA und Beschlüsse des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen sowie der NATO . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18301 A Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . 18301 B Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 18305 A Dr. Peter Struck SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18307 B Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . . 18309 D Kerstin Müller (Köln) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18312 A Roland Claus PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18315 A Gernot Erler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18316 D Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 18318 C Dr. Ludger Volmer, Staatsminister AA . . . . . . 18320 D Dr. Wolfgang Gerhardt FDP . . . . . . . . . . . . . . 18322 D Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg . . . 18324 B Dr. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 18325 C Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD . . . . . . . . 18327 D Otto Schily, Bundesminister BMI . . . . . . . . . 18329 C Wolfgang Bosbach CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 18332 D Cem Özdemir BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 18335 C Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 18337 A Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18337 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18340 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 18341 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Uwe Jens (SPD) zur namentlichen Abstim- mung über den Entschließungsantrag zu der Regierungserklärung des Bundeskanzlers zu den Terroranschlägen in den USA und den Be- schlüssen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18341 C Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Ent- schließungsantrag zu der Regierungserklärung des Bundeskanzlers zu den Terroranschlägen in den USA und den Beschlüssen des Sicher- heitsrates der Vereinten Nationen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18342 B Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zur namentlichen Abstimmung über den Entschließungsantrag zu der Regierungser- klärung des Bundeskanzlers zu den Terroran- schlägen in den USA und den Beschlüssen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18342 C Plenarprotokoll 14/187 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 187. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 19. September 2001 I n h a l t : Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Irmingard Schewe-Gerigk und Christian Simmert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Abstimmung über den Ent- schießungsantrag zu der Regierungserklärung des Bundeskanzlers zu den Terroranschlägen in den USA und den Beschlüssen des Sicherheits- rates der Vereinten Nationen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18342 C Anlage 6 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christa Nickels, Ulrike Höfken, Grietje Bettin, Sylvia Voß und Steffi Lemke (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Abstim- mung über den Entschließungsantrag zu der Regierungserklärung des Bundeskanzlers zu den Terroranschlägen in den USA und den Be- schlüssen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18343 A Anlage 7 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Wolfgang Gehrcke (PDS) zur namentlichen Abstimmung über den Entschließungsantrag zu der Regierungserklärung des Bundeskanz- lers zu den Terroranschlägen in den USA und den Beschlüssen des Sicherheitsrates der Ver- einten Nationen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18343 B Anlage 8 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Ilja Seifert (PDS) zur namentlichen Ab- stimmung über den Entschließungsantrag zu der Regierungserklärung des Bundeskanzlers zu den Terroranschlägen in den USA und den Beschlüssen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18343 C Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 187. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. September 2001II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 187. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. September 2001
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    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 187. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. September 2001 Vizepräsidentin Anke Fuchs 18340 (C)(A) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 187. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. September 2001 18341 (C) (D) (A) (B) Altmann (Aurich), BÜNDNIS 90/ 19.09.2001 Gila DIE GRÜNEN Brandt-Elsweier, Anni SPD 19.09.2001 Brinkmann (Hildes- SPD 19.09.2001 heim), Bernhard Caesar, Cajus CDU/CSU 19.09.2001 Dr. Doss, Hansjürgen CDU/CSU 19.09.2001 Fischer (Frankfurt), BÜNDNIS 90/ 19.09.2001 Joseph DIE GRÜNEN Frankenhauser, CDU/CSU 19.09.2001 Herbert Dr. Friedrich CDU/CSU 19.09.2001 (Erlangen), Gerhard Friedrich (Altenburg), SPD 19.09.2001 Peter Götz, Peter CDU/CSU 19.09.2001 Haupt, Klaus FDP 19.09.2001 Hauser (Bonn), CDU/CSU 19.09.2001 Norbert Hohmann, Martin CDU/CSU 19.09.2001 Hornung, Siegfried CDU/CSU 19.09.2001 Jung (Düsseldorf), SPD 19.09.2001 Volker Dr. Küster, Uwe SPD 19.09.2001 Lehn, Waltraud SPD 19.09.2001 Lensing, Werner CDU/CSU 19.09.2001 Lewering, Eckhart SPD 19.09.2001 Nolte, Claudia CDU/CSU 19.09.2001 Rehbock-Zureich, SPD 19.09.2001 Karin Dr. Riesenhuber, CDU/CSU 19.09.2001 Heinz Dr. Schmidt-Jortzig, FDP 19.09.2001 Edzard Schmitt (Berg), Heinz SPD 19.09.2001 Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 19.09.2001 Hans Peter Dr. Schuchardt, Erika CDU/CSU 19.09.2001 Schulhoff, Wolfgang CDU/CSU 19.09.2001 Späte, Margarete CDU/CSU 19.09.2001 Steiger, Wolfgang CDU/CSU 19.09.2001 Stünker, Joachim SPD 19.09.2001 Weisheit, Matthias SPD 19.09.2001 Dr. Wodarg, Wolfgang SPD 19.09.2001 Wolf, Aribert CDU/CSU 19.09.2001 Wolff (Wolmirstedt), SPD 19.09.2001 Waltraud Dr. Zöpel, Christoph SPD 19.09.2001 Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Uwe Jens (SPD) zur nament- lichen Abstimmung über den Entschließungsantrag zu der Regierungserklärung des Bundeskanzlers zu den Terroranschlägen in den USA und den Be- schlüssen des Sicherheitsrates der Vereinten Natio- nen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) Warum ich mit „Nein“ gestimmt habe. Auf einem Transparent vor der amerikanischen Bot- schaft der USA in Berlin steht die Aufforderung: „De- mocratic civilized revenge“. Dass auf die menschenver- achtenden Anschläge der Terroristen in New York und Washington eine unmissverständliche gezielte Antwort gegeben werden muss, steht für mich außer Frage. Auch ich unterstreiche die Erklärung der NATO sowie die Resolution des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 12. September 2001. Es ist gut, dass die Bundesrepu- blik Deutschland bei ihrer besonderen Vergangenheit in diese Vertragswerke eingebunden ist. Nur so hat sie die Möglichkeit der Einflussnahme, die genutzt werden muss. Leider ist die Sprache, die von führenden Politikern in diesen hektischen Tagen benutzt wird, verwirrend oder verräterisch. Die Sichtweise des stellvertretenden Vertei- digungsministers der USA auf „ending states“ macht be- sorgt. Das Wort „Krieg“ im Zusammenhang mit den ter- roristischen Verbrechen liefert „Wasser auf die Mühlen“ der Terroristen. Diese Terroristen sind Verbrecher, müssen zur Verantwortung gezogen und dürfen nicht zu Kriegs- gegnern hochstilisiert werden. Es besteht die Gefahr einer „selffulfilling prophecy“. entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht In der vorliegenden Entschließung (Punkt 7) wird nun auf die „uneingeschränkte Solidarität“ verwiesen und die „Bereitstellung militärischer Fähigkeiten“ in Aussicht ge- stellt. Diese Begriffe beinhalten zum Beispiel die Mög- lichkeit der Bereitstellung von Bundeswehrsoldaten zum direkten Einsatz in Afghanistan oder dem Irak und ande- res mehr. Hiermit würde für mich der „Rubikon“ zur Ter- rorismusbekämpfung überschritten werden. Die Gefahr, dass wir – wie 1914 – in einen Weltkrieg „hineinschlid- dern“, ist im Bereich des Möglichen. Davor will ich war- nen. Auch wenn ein möglicher Militäreinsatz der Bun- deswehr im Parlament noch einmal zusätzlich zur Abstimmung gestellt werden muss, könnten diese Begriffe später als Hinweise auf diese Option ausgelegt werden. Für mich ist diese Problematik – wie auch der Mazedonieneinsatz der Bundeswehr – eine Gewissens- frage. Bekanntlich soll man den Anfängen wehren und bei wichtigen Entscheidungen stets das Ende bedenken. Ich bin sicher, dass eine denkbare weitere Abstimmung im Parlament zu konkreten Bundeswehreinsätzen dann für andere ebenfalls auch zur Gewissensfrage wird. Aufgrund meiner Erfahrung und Erkenntnis liegt diese Reiz- schwelle niedriger. Wichtig zur Bekämpfung des Terrorismus in der Welt sind aus meiner Sicht ebenfalls enge Kooperation zwi- schen USA, Russland, China und allen friedliebenden Staaten; die Einhaltung internationaler Verträge und Ab- sprachen; das stärkere Engagement der großen In- dustrienationen zur Verhinderung von grauenhaften krie- gerischen Konflikten sowie wirklich politische und wirtschaftliche Hilfe für die ärmsten und sich entwi- ckelnden Länder in der Welt. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Entschließungsantrag zu der Regierungs- erklärung des Bundeskanzlers zu den Terroran- schlägen in den USA und den Beschlüssen des Si- cherheitsrates der Vereinten Nationen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) Bei allem Erschrecken über den Terroranschlag muss man nüchtern feststellen: Wir befinden uns nicht im Krieg. Amerika gehört unsere volle Solidarität und auch die Unterstützung im Kampf gegen den Terrorismus, un- abhängig von der Frage des Bündnisfalles. Es kann aber keinen Automatismus für von den USA getroffene mili- tärische Einsätze für die Bundeswehr geben. Der Bundes- tag hat jeweils die Maßnahmen, die die Bundeswehr zu er- greifen hat, zu bestimmen. Es wäre für uns Abgeordnete sicherlich leichter, eine generelle Zustimmung zu erteilen, doch so einfach können und dürfen wir es uns nicht machen. Ich stimme der gemeinsamen Resolution zu, um damit zu demonstrieren, dass Bündnis keine einseitige Angele- genheit ist und Solidarität keine Einbahnstraße. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Dr. Antje Vollmer (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Ab- stimmung über den Entschließungsantrag zu der Regierungserklärung des Bundeskanzlers zu den Terroranschlägen in den USA und den Beschlüs- sen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) Ich habe mich in der Abstimmung der Stimme enthal- ten, da ich die in Absatz 7 des Entschließungsantrages im- plizierte Öffnung zu einer militärischen Bekämpfung des internationalen Terrorismus in der Sache für nicht erfolg- versprechend halten kann. Bei meiner jahrzehntelangen Beschäftigung mit den Ursachen des Terrorismus, seinen Täterbiografien, seiner potenziellen Eskalationsgefahr und den vorliegenden internationalen Erfahrungen mit militärischer Terrorismusbekämpfung habe ich die Erkenntnis gewonnen, dass der Terrorismus militärisch nicht besiegbar ist. Umso mehr unterstütze ich die sonsti- gen in dem Antrag genannten positiven Ansätze und Stra- tegien, insbesondere alle Bemühungen der Bundesre- gierung und insbesondere des Bundesaußenministers, den Zentralkonflikt der islamischen Welt im Nahen Osten politisch zu befriedigen. Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Irmingard Schewe-Gerigk und Christian Simmert (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) zur namentlichen Abstimmung über den Entschließungsantrag zu der Regie- rungserklärung des Bundeskanzlers zu den Ter- roranschlägen in den USA und den Beschlüssen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen so- wie der NATO (Drucksache 14/6920) Wir haben in der Fraktionssitzung vom 12. September 2001 dem Beschluss des Parteirates von Bündnis 90/Die Grünen zugestimmt und teilen seine Intention: solidarisch im NATO-Bündnis auf eine besonnene und effiziente Strategie in der Bekämpfung des Terrorismus hinzuwir- ken. „Angesichts der terroristischen Angriffe auf US-Bür- gerinnen und Bürger können wir der Inanspruchnahme des Bündnisfalles nicht widersprechen.“ Mit dieser Zu- stimmung zum Bündnisfall haben wir den Weg eröffnet, über verschiedene Konsultationsprozesse auf die USA einzuwirken und ein besonnenes und angemessenes Ver- halten zu erreichen. Diesen Weg haben wir beschritten und wir halten ihn für richtig. Der heute zu beschließende interfraktionelle Antrag zur Erklärung der Bundesregierung betreffend „Terroran- schläge in den USA und Beschlüsse des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen sowie der NATO“ eröffnet aus un- serer Sicht hingegen den Weg zu einem Vorratsbeschluss zur Zustimmung für „uneingeschränkte Solidarität“, aus der die Zustimmung für militärische Unterstützung resul- tieren kann, und aus der wiederum eine Zustimmung zu Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 187. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. September 200118342 (C) (D) (A) (B) möglichen Einsätzen der Bundeswehr abgeleitet werden kann. Augenblicklich fehlen die Informationen über kon- krete Handlungsanforderungen. Die Grundlage, auf der über die „uneingeschränkte Solidarität“ entschieden wer- den soll, ist also nicht geklärt. Auf der anderen Seite muss der Deutsche Bundestag den USA weiterhin Unterstützung und Solidarität entge- genbringen. Darüber hinaus muss die Bundesrepublik Deutschland weiterhin zur friedlichen Lösung des Nah- ostkonfliktes beitragen. Auch dies macht der Antrag deut- lich. In Abwägung dieser Punkte werden wir uns in der Ab- stimmung über den Antrag enthalten. Anlage 6 Erklärung nach § 31 GO derAbgeordneten Christa Nickels, Ulrike Höfken, Grietje Bettin, Sylvia Voß und Steffi Lemke (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Abstimmung über den Entschließungsantrag zu der Regierungserklärung des Bundeskanzlers zu den Terroranschlägen in den USA und den Be- schlüssen des Sicherheitsrates der Vereinten Na- tionen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) Der Terrorakt, der das amerikanische Volk tief getrof- fen hat, ist auf das Schärfste zu verurteilen. Den Hin- terbliebenen, Verletzten und Geschädigten gilt unsere ganze Solidarität und Anteilnahme. Wir stimmen dem interfraktionellen Entschließungsan- trag des Deutschen Bundestages in der Gewissheit zu, dass die von der Bundesregierung bekundete uneingeschränkte Solidarität mit den Vereinigten Staaten von Amerika kei- nen Raum für eine Geisteshaltung von Rache und Vergel- tung eröffnet und dass die Erkenntnis, dass Terrorismus mit militärischen Mitteln nicht zu besiegen ist, Eingang in die Strategie zu dessen Bekämpfung findet. Anlage 7 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Wolfgang Gehrcke (PDS) zur namentlichen Abstimmung über den Entschlie- ßungsantrag zu der Regierungserklärung des Bundeskanzlers zu den Terroranschlägen in den USA und den Beschlüssen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen sowie der NATO (Druck- sache 14/6920) Ich habe wie die große Mehrheit meiner Fraktion dem Entschließungsantrag der Fraktionen von SPD, CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP nicht zugestimmt – weil unsere Sorgen, dass die NATO in ihrer Erklärung vom 12. September 2001 die Priorität beim Militär angesiedelt hat, nicht ausgeräumt wurden – im Gegenteil –; weil wir befürchten, dass aus der Bereitstellung geeigneter militäri- scher Fähigkeiten der Einsatz dieser Fähigkeiten werden wird; weil in der Entschließung nicht ein Wort zur Be- kämpfung der sozialen Ursachen des Terrorismus – Hun- ger, Armut, Unterdrückung, eine sozial ungerechte und nicht demokratische Weltwirtschaftsordnung – gesagt wird, was bedauerlich und unverständlich ist. Andere Punkte des Entschließungsantrages – genauer gesagt: sieben von zehn Punkten – finden meine Zustim- mung ebenso wie die meiner Fraktion. Deshalb haben sich einige Abgeordnete der PDS der Stimme enthalten. Ihre Abwägung ist anders ausgefallen, auch wenn sie unsere Kritik, die ich dargelegt habe, vollständig und ohne Ein- schränkung teilen. Anlage 8 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Ilja Seifert (PDS) zur na- mentlichenAbstimmung überden Entschließungs- antrag zu der Regierungserklärung des Bundes- kanzlers zu den Terroranschlägen in den USA und den Beschlüssen des Sicherheitsrates derVereinten Nationen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) Ich habe mich der Stimme enthalten. Ich möchte das hier kurz begründen: Die Punkte 1 bis 5 sowie 8 und 9 des von SPD, CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP vorgelegten Antrags finden meine Zustimmung. Punkt 6 will feststellen, dass unter Umständen „der ter- roristische Angriff vom 11. September 2001 gegen die Vereinigten Staaten als Handlung im Sinne des Artikels 5 des Washingtoner Vertrages zu gelten“ habe. Diese Mei- nung teile ich nicht, zumal ja das Bundesverfassungs- gericht noch nicht entschieden hat, ob die Zustimmung der Bundesregierung zur 1999 erfolgten Änderung des NATO-Vertrages rechtskräftig war. Im Punkt 7 wird unter anderem „die Bereitstellung ge- eigneter militärischer Fähigkeiten“ zur Unterstützung der Bekämpfung des internationalen Terrorismus unterstützt. Das lehne ich aber ab. Um weder die positiven Aspekte zu negieren noch die aus meiner Sicht abzulehnenden Punkte zu ignorieren, enthalte ich mich bewusst der Stimme. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 187. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. September 2001 18343 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Wolfgang Bosbach


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin!
    Meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen! Herr
    Bundesminister Schily, Sie haben sich an dieser Stelle
    sehr kämpferisch, sehr entschlossen gezeigt und haben
    vieles gesagt, was wir voll unterstreichen können und was
    wir immer schon gesagt haben, und zwar bereits vor dem
    11. September 2001. Wir hätten uns aber viel mehr ge-
    freut, wenn Sie diese Entschlossenheit und den kämpferi-
    schen Einsatz auch schon vor den mörderischen Anschlä-
    gen in den USA gezeigt und schon vorher so wie heute
    gesprochen hätten.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Wir hätten uns noch mehr gefreut, wenn sich wenigstens
    ein Teil von dem, was Sie heute gesagt haben, in der Koa-
    litionsvereinbarung wiederfinden würde.


    (Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das ist wahr!)


    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 187. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. September 2001

    Bundesminister Otto Schily

    18332


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Dazu, dass Sie in diesen Tagen das Ende einer permis-
    siven Gesellschaft fordern und darauf hinweisen, dass die
    Haltung nach dem Motto „anything goes“ nicht mehr tole-
    rabel sei, muss ich Ihnen sagen, dass Sie diese Überzeu-
    gungsarbeit nicht bei der CDU/CSU-Bundestagsfraktion
    leisten müssen. Wir liefern Ihnen gern die Adressen der-
    jenigen, bei denen das notwendig ist.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Sie werden auch sehr genau registriert haben, wer bei
    Ihren Ausführungen geklatscht und wer mehr Betroffen-
    heit als Freude gezeigt hat.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Die sicherheitspolitische Lage hat sich in der Tat seit

    dem Fall der Mauer und des Eisernen Vorhangs, seit dem
    Ende der Ost-West-Konfrontation nachhaltig geändert.
    Aber trotz dieser geänderten Lage sind die Gefährdungen
    für die innere und äußere Sicherheit Deutschlands nicht
    geringer geworden. Sie sind lediglich ganz anders als
    noch vor 15 oder 20 Jahren, aber deswegen nicht weniger
    bedrohlich, nicht weniger gefährlich.

    Wir stehen nicht erst heute, nicht erst seit den schreck-
    lichen Ereignissen der vergangenen Woche, sondern be-
    reits seit vielen Jahren vor völlig neuen Herausforderun-
    gen hinsichtlich der Sicherheitspolitik unseres Landes.
    Der international operierende Terrorismus, der von Staa-
    ten gedeckt und unterstützt wird und daher über erhebli-
    che logistische und finanzielle Möglichkeiten verfügt und
    dem es immer wieder gelingt, junge Menschen zu rekru-
    tieren, die aus religiösem oder politischem Fanatismus be-
    reit sind, das eigene Leben hinzugeben, um mörderische
    Attentate auszuüben, ist für uns alle eine existenzielle Be-
    drohung. Der Kampf gegen den religiös oder politisch
    motivierten gewaltbereiten Extremismus und gegen den
    internationalen Terrorismus erfordert daher Besonnenheit
    gleichermaßen wie Entschlossenheit.

    In den vergangenen Tagen gab es in vielfältiger und
    auch beeindruckender Form Gesten der Trauer für die Op-
    fer in den USA, Worte des Mitgefühls für die Hinterblie-
    benen und für das gesamte amerikanische Volk. Die Ges-
    ten waren richtig und wichtig, aber es darf jetzt nicht bei
    Worten und Gesten bleiben. Die USA haben aus einer
    ganzen Fülle von Gründen einen Anspruch darauf, dass
    gerade wir sie in ihrem Kampf gegen den internationa-
    len Terrorismus tatkräftig unterstützen. Dies liegt auch
    in unserem eigenen Interesse.

    In den letzten Tagen war oft – an dieser Stelle ist schon
    zu Recht darauf hingewiesen worden – von Vergeltungs-
    schlägen die Rede und davon, dass man Gewalt nicht mit
    Gegengewalt beantworten solle. Wichtiger als militäri-
    sche Aktionen seien politische Lösungen. Aber es geht
    nicht um Vergeltung, nicht um Rache, sondern um
    Prävention, um die Verhinderung von neuen, Tod und Zer-
    störung mit sich bringenden Anschlägen, nicht nur in den
    USA.

    Wer wollte bestreiten, dass eine friedliche Konfliktlö-
    sung einer gewaltsamen vorzuziehen ist? – In diesem
    Hause niemand. Wir wissen aber aus vielen, auch eigenen
    leidvollen Erfahrungen, dass todbringender Terror und
    mörderische Banden nicht mit sicherlich gut gemeinten
    Gesten und Appellen erfolgreich bekämpft werden kön-

    nen. Der Kollege Gerhardt hat zu Recht darauf hingewie-
    sen, dass es in dieser Welt leider zu viele Despoten, zu
    viele Terroristen gibt, die sich nicht von Argumenten, son-
    dern nur von einer entschlossenen Gegenwehr beein-
    drucken lassen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wenn es richtig ist, dass Konsequenzen gezogen wer-

    den müssen, müssen wir das Recht fortentwickeln, wie
    dies heute auch das Bundeskabinett zumindest in Teilen
    beschließen wird. Wir werden auch im Haushalt Konse-
    quenzen ziehen müssen. Entscheidend ist aber, dass wir
    zunächst alle darin übereinstimmen, dass der äußeren und
    inneren Sicherheit endlich die notwendige politische
    Priorität eingeräumt werden muss.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Selbstverständlich geht es dabei auch, aber nicht nur, um
    die Bereitstellung der notwendigen finanziellen Mittel für
    Personal und Technik. Es geht aber vor allen Dingen um
    eine andere politische Haltung der Koalition zu allen Fra-
    gen der äußeren und inneren Sicherheit.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Ludwig Stiegler [SPD]: Wer hat denn die Prioritäten gesetzt?)


    Ich nenne als ein Beispiel die Bundeswehr. Die Bünd-
    nisfähigkeit stellt man doch nicht allein dadurch unter
    Beweis, dass man Auslandseinsätzen zustimmt, sondern
    dadurch, dass man die Armee in allen Teilstreitkräften so
    ausstattet, dass sie ihre Bündnispflichten in vollem Um-
    fang erfüllen kann.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Davon sind wir weit entfernt. Das weiß nicht nur die mi-
    litärische Führung der Bundeswehr, sondern auch die
    Bundesregierung, ohne dass sie bislang entsprechend ge-
    handelt hat.

    Es muss auch endlich aufhören, dass diejenigen, die für
    einen starken Staat – nicht nur in Worten, sondern auch in
    Taten – und für eine wehrhafte Demokratie kämpfen, un-
    ter den Generalverdacht gestellt werden, sie wollten in
    Wahrheit einen Polizeistaat. Wir wollen keinen allmäch-
    tigen Staat, der die Bürger ständig kontrolliert oder sie gar
    ihrer Freiheitsrechte beraubt. Wir wollen einen starken
    Staat, der sich gegen seine Gegner zu wehren und seine
    Bürger zu schützen weiß.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Im Kampf gegen den Rechtsextremismus waren wir

    uns völlig einig: keine Toleranz der Intoleranz. Nichts an-
    deres darf beim Kampf gegen Extremisten aller Schattie-
    rungen und Kriminelle gelten.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Dr. Guido Westerwelle [FDP])


    Wir wollen auch weiterhin ein liberales Land und eine to-
    lerante Gesellschaft sein. Aber wenn wir das auf Dauer
    bleiben wollen, müssen wir diejenigen entschlossen
    bekämpfen, die diese Toleranz dazu nutzen, unser Land
    und seine freiheitliche Ordnung zu bekämpfen. Für uns ist
    „law and order“ kein Schimpfwort. Recht und Gesetz sind
    – jedenfalls für die rechtstreuen Menschen in unserem

    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 187. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. September 2001

    Wolfgang Bosbach

    18333


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Land – keine Bedrohung, keine Gefahr und keine Fessel.
    Sie sind unabdingbare Voraussetzungen für ein Leben in
    Freiheit und Sicherheit.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Die Sicherheit seiner Bürger zu gewährleisten ist die vor-
    nehmste Aufgabe des Staates. Deshalb müssen wir ange-
    sichts der dramatischen Ereignisse in allen Bereichen der
    äußeren und inneren Sicherheit überprüfen, ob wir in per-
    soneller und technischer Hinsicht so ausgestattet sind,
    dass wir die potenziellen Gefahren rechtzeitig erkennen
    und abwehren können.

    Der Kollege Glos hat beispielhaft den Bundesgrenz-
    schutz erwähnt. Mit Verlaub, Herr Innenminister, Sie ha-
    ben den Kollegen Glos nicht richtig zitiert und mögli-
    cherweise missverstanden. Er hat darauf hingewiesen,
    dass der Bundesgrenzschutz heute eine völlig andere Auf-
    gabenstellung hat und vor völlig anderen Herausforde-
    rungen steht als noch vor 15 oder 20 Jahren. Machen wir
    uns aber bitte nichts vor: Spätestens mit der EU-Erweite-
    rung nach Ost- und Südosteuropa wird auch der Bundes-
    grenzschutz wiederum vor neue Herausforderungen ge-
    stellt werden.


    (Ludwig Stiegler [SPD]: Wozu sagen Sie uns das? Um das zu sehen, brauchen wir eure Hinweise nicht! Das war doch reichlich überflüssig! Das wissen wir auch so!)


    Deshalb müssen wir immer überprüfen, ob Verfassungs-
    schutz, Bundesnachrichtendienst, Bundesgrenzschutz
    und die Polizeien des Bundes und der Länder auf der
    Höhe der Zeit sind. Nichts anderes hat der Kollege Glos
    gesagt. Damit hat er Recht.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Die aktuelle und dringend notwendige Debatte über
    mehr äußere und innere Sicherheit kann nur dazu führen
    – dazu fordern wir die Bundesregierung auf –, dass schon
    bei den Haushaltsplanberatungen in der nächsten Wo-
    che der Haushalt so umgeschichtet wird, dass deutliche
    Prioritäten für mehr äußere und innere Sicherheit gesetzt
    werden. Mehr Sicherheit gibt es nicht zum Nulltarif.

    Daneben müssen wir das Recht fortentwickeln. Wir ha-
    ben bereits vor dem 11. September einen Gesetzentwurf
    zur Bekämpfung des Terrorismus mit vielen konkreten
    Maßnahmen vorgelegt. Wir erwarten von der Bundes-
    regierung, dass sie diesen Gesetzentwurf nachhaltig un-
    terstützt. Der Bundesinnenminister hat sich in den letzten
    Tagen und auch heute sehr dezidiert zum Thema „innere
    Sicherheit“ geäußert. Er hat dabei Vorschläge unterbrei-
    tet, die von der Union ausdrücklich begrüßt werden, und
    zwar insbesondere deshalb, Herr Schily, weil uns diese
    Vorschläge sehr bekannt vorkommen. Sie sind nicht, wie
    der Kollege Özdemir gestern gesagt hat, „abenteuerlich“.
    Diese Vorschläge sind notwendig.

    Herr Schily, Sie sagen: Datenschutz darf nicht zum
    Täterschutz werden. Wir sagen: Richtig. Diese Erkenntnis
    war – mit Verlaub – noch bis vor wenigen Tagen politisch
    höchst unkorrekt.


    (Jörg Tauss [SPD]: Quatsch!)


    Wir sind mit Ihnen darin einig, dass sich zur Abwehr von
    Gefahren und zugunsten von mehr Sicherheit auch in der
    Ausländer- und Asylpolitik einiges ändern muss. Wir
    begrüßen es daher ausdrücklich, dass Sie bei Ihren
    Vorstellungen auch Forderungen der Union aufgegriffen
    haben, die zum Teil schon seit vielen Jahren auf dem Tisch
    liegen. Aber beim Thema „Zuwanderung und Integration“
    geht es nicht nur darum, einige zum Teil seit langem be-
    kannte Probleme zu lösen. Es geht uns, der CDU/CSU,
    um eine grundsätzliche Neuorientierung unserer Auslän-
    der- und Integrationspolitik.

    Es ist richtig, dass wir uns mitten im Übergang von der
    Industrie- zur Informationsgesellschaft befinden und dass
    wir uns selber schaden würden, wenn wir bei dem welt-
    weiten Wettbewerb um die klügsten Köpfe nicht mit-
    machten. Dies kann aber im Umkehrschluss nicht bedeu-
    ten, dass wir sowohl unter humanitären als auch unter
    wirtschaftlichen Gesichtspunkten ständig mehr Zuwan-
    derung nach Deutschland zulassen.


    (Zuruf von der SPD: Thema verfehlt!)

    Allein in den letzten zehn Jahren sind 8,1 Millionen

    Ausländer nach Deutschland gekommen. Im gleichen
    Zeitraum haben 5,8 Millionen Ausländer unser Land ver-
    lassen. Der positive Wanderungssaldo beträgt in diesen
    zehn Jahren 2,3 Millionen. In diesem Zeitraum haben wir
    mehr Menschen aufgenommen als die Vereinigten Staaten
    von Amerika. – Wir haben in den letzten zehn Jahren
    1,8 Millionen Asylbewerber aufgenommen und damit
    doppelt so viel wie die USA, viermal so viel wie England
    und sechsmal so viel wie Frankreich. Wir haben keinen
    Mangel an Zuwanderung, sondern einen deutlich erkenn-
    baren Mangel an Integration und ein nicht ausgewogenes
    Verhältnis von Zuwanderung aus humanitären Gründen
    einerseits und aus wohl verstandenem eigenen staatlichen
    Interesse andererseits.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das ist der Punkt! Genau das wollen wir ändern!)


    Ihr Gesetzentwurf, Herr Schily, trägt den Titel „Steue-
    rung und Begrenzung der Zuwanderung“. Der Titel ist
    gut. Es kommt bei einem Gesetz, aber nicht darauf an, was
    draufsteht, sondern darauf, was drinsteht. Ihr Gesetzent-
    wurf ist leider nicht dazu geeignet, die Zuwanderung nach
    Deutschland im Sinne einer Begrenzung zu reduzieren,
    sondern er ist dazu geeignet, Zuwanderungsanreize zu
    schaffen und weitere Zuwanderungsmöglichkeiten zu
    eröffnen. Das ist der Grund, warum dieser Gesetzentwurf
    aus unserer Sicht nicht zustimmungsfähig ist.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wir haben auch heute mehrfach von dieser Stelle aus
    gehört – für uns als Union ist das eine Selbstverständlich-
    keit –, dass wir niemanden unter Generalverdacht stellen
    dürfen. In Deutschland leben 3,5 Millionen Muslime. Der
    allergrößte Teil von ihnen ist rechtstreu, weder extremis-
    tisch noch gewalttätig und lehnt den Terrorismus als Mit-
    tel der Politik ebenso ab wie wir. Aber wir müssen zur
    Kenntnis nehmen, dass es darunter auch Menschen gibt,
    die unter dem Deckmantel der Humanität oder der Reli-
    gionsfreiheit extremistischen oder terroristischen Bestre-
    bungen Vorschub leisten. Rund 32 000 von ihnen gelten

    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 187. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. September 2001

    Wolfgang Bosbach

    18334


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    als extremistisch und gewaltbereit. Darüber muss man of-
    fen reden können, ohne der Ausländerfeindlichkeit be-
    zichtigt zu werden.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    So heißt es im Verfassungsschutzbericht: Zu einer
    nachhaltigen Bedrohung haben sich die Aktivitäten der
    „Arabischen Mujahedin entwickelt, die sich in einem lo-
    sen Netzwerk am internationalen Jihad“ beteiligen. Ihre
    antiwestliche Zielrichtung, ihre Gewaltbereitschaft und
    ihr transnationales Zusammenwirken machen ihre Ge-
    fährlichkeit aus. Wegen ihrer Leitfunktion kommt der Or-
    ganisation „Al Qaida“ des saudischen Millionärs Osama
    Bin Laden eine besondere Bedeutung zu. – Es kann und
    darf uns nicht genügen, die Aktivitäten in Deutschland zu
    beobachten, sondern wir müssen uns von denen trennen,
    die in diesen Organisationen Mitglied sind.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Was spricht eigentlich dagegen, bei der Beantragung
    eines Visums eine Kopie des Reisepasses anzufertigen
    und vom Antragsteller einen Fingerabdruck zu verlangen
    oder vor der Einbürgerung eines Ausländers beim Verfas-
    sungsschutz anzufragen, ob dort Erkenntnisse vorliegen,
    dass sich der Bewerber um die deutsche Staatsangehörig-
    keit verfassungsfeindlich betätigt hat? Warum sollten wir
    jemanden einbürgern, von dem wir wissen, dass er die öf-
    fentliche Sicherheit und Ordnung gefährdet?


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Warum sollte sich der Staat bei einer so wichtigen Ent-
    scheidung wie der Verleihung der Staatsbürgerschaft
    künstlich dümmer stellen, als er tatsächlich ist? Wenn wir
    beim Kampf gegen den Rechtsextremismus eine Unkul-
    tur des Wegsehens beklagen und Zivilcourage einfordern,
    dann darf auch der Staat nicht wegschauen und sich düm-
    mer stellen, als er ist. Wir müssen auch Staatscourage zei-
    gen und nicht nur Zivilcourage verlangen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    In einem freiheitlichen Rechtsstaat müssen wir immer
    die Balance zwischen viel Freiheit auf der einen Seite und
    einem Höchstmaß an Sicherheit für alle Menschen auf der
    anderen Seite halten. Der Bonner Staatsrechtler Professor
    Isensee hat einmal gesagt:

    Der Rechtsstaat gibt sich nicht nur preis, wenn er die
    Freiheit seiner Bürger unterdrückt, sondern auch,
    wenn er ihnen die Sicherheit vorenthält. Der Rechts-
    staat hat nicht nur ein einziges Feindbild, die Despo-
    tie, sondern deren zwei, die Despotie und die
    Schwäche.

    Deswegen gilt für uns: Wir müssen Stärke zeigen und un-
    sere Pflicht tun.

    Danke.


    (Beifall bei der CDU/CSU)




Rede von Anke Fuchs
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Als letztem Redner
erteile ich dem Kollegen Cem Özdemir für Bündnis 90/
Die Grünen das Wort. Ich bitte Sie, auch diesem Redner
noch aufmerksam zuzuhören.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Cem Özdemir


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Frau
    Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der 11. Septem-
    ber hat vieles verändert: Wir haben eine neue Situation.
    Eine neue Situation verlangt, dass man nicht einfach Vor-
    schläge recycelt nach dem Motto „Was ich schon immer
    zu diesem Thema sagen wollte“. Eine neue Situation be-
    deutet für uns als politische Klasse, als Menschen, die
    Verantwortung übernommen haben und in die Verant-
    wortung gewählt worden sind – Opposition und Regie-
    rung –, dass wir nicht den Eindruck erwecken dürfen, als
    ob sich die Bundesrepublik Deutschland im Kriegszu-
    stand befinde. Wir dürfen nicht so tun, als ob nationale Pa-
    nik angesagt wäre. Wenn man seiner Verantwortung ge-
    recht werden will, bedeutet Führung in diesem
    Zusammenhang, der Bevölkerung deutlich zu machen:
    Wir sind dafür gewählt, um in dieser Republik Verant-
    wortung zu übernehmen, ohne Panik zu säen, ohne Ängs-
    te zu schüren und ohne dazu beizutragen, dass weniger Si-
    cherheit in der Bevölkerung entsteht.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Ich bin froh, dass der Bundeskanzler in seiner Rede zu
    Besonnenheit gemahnt hat, dass er die Notwendigkeit
    deutlich gemacht hat, die Sicherheit – sofern dies in un-
    serer Macht steht – mit Sofortmaßnahmen zu erhöhen, so-
    weit dies noch nicht geschehen ist, dass es aber nicht da-
    rum gehen kann, Sicherheit gegen Freiheit auszuspielen.
    Wir brauchen beides: Sicherheit und Freiheit gehören zu-
    sammen. Wer das eine vom anderen trennt, hat nicht ver-
    standen, wofür unsere Zivilisation, unsere Gesellschafts-
    ordnung steht.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Das Vereinsgesetz wurde bereits mehrfach – auch vom
    Innenminister – angesprochen. Deshalb möchte ich mich
    an dieser Stelle kurz fassen und nur eines dazu sagen: Ich
    glaube, wir sind uns über alle Fraktionsgrenzen hinweg
    darin einig – wichtig ist auch die Tonlage –: Die Änderung
    des Vereinsgesetzes durch die Streichung des Religions-
    privileges, die wohl alle wollen, ist keine Maßnahme, die
    sich gegen den Islam richtet. Extremismus kann sich be-
    dauerlicherweise in allen Religionen finden. Ich will nur
    ein Beispiel in Erinnerung rufen, das einige vielleicht
    schon vergessen haben: Viele haben noch den schreckli-
    chen Vorfall im Kopf, als eine japanische Sekte einen Gift-
    gasangriff auf die U-Bahn in Tokio unternommen hat. Wir
    sind nicht davor gefeit, dass es Erscheinungen dieser Art
    in den verschiedensten Religionen geben kann. Deshalb ist
    es richtig, diese Maßnahme zu treffen. Sie richtet sich nicht
    gegen eine Religion, sondern gegen den Missbrauch der
    Religion durch Extremisten. Deshalb ist sie richtig.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wir müssen jetzt – auch darauf wurde bereits hinge-
    wiesen – Maßnahmen treffen, um die Flugsicherheit zu
    erhöhen, weil auch auf diesem Feld ein Anspruch unserer
    Bevölkerung besteht, sich sicher zu fühlen. Auch hier
    wird etwas geschehen.

    Stichwort Waffenrecht. Viele Maßnahmen sind be-
    reits vor diesem schrecklichen Ereignis in die Wege ge-
    leitet worden. Wir sind der Meinung: Wir brauchen in

    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 187. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. September 2001

    Wolfgang Bosbach

    18335


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    unserer Gesellschaft nicht mehr, sondern weniger Waffen.
    Das führt zu mehr Sicherheit für alle.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Auch das Stichwort Geldströme ist bereits gefallen.
    Ich glaube, dass wir auf diesem Gebiet in Zukunft – das
    bezieht sich nicht nur auf den religiösen Extremismus, ich
    denke auch an die UCK und andere Fälle – sehr genau hin-
    schauen müssen, wo unter dem Deckmantel der Humani-
    tät Gelder für extremistische, terroristische und men-
    schenrechtsverachtende Zwecke akquiriert werden. So
    etwas kann mit Sicherheit nicht hingenommen werden.
    Wir müssen sehen, wie wir ein solches Vorgehen durch
    rechtsstaatliche Maßnahmen unterbinden können.

    Ich möchte die Gelegenheit nicht verstreichen lassen,
    um auch namens meiner Fraktion unseren Polizeien zu
    danken. Sie müssen in diesen Tagen Überschichten fahren
    und haben einen sehr schweren Job zu erfüllen, um Si-
    cherheit zu gewähren.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


    Ich glaube, ich kann an dieser Stelle fraktionsübergreifend
    den Dank an unsere Polizei dafür aussprechen, dass sie
    in diesen Tagen ihre Arbeit in bewährter Weise so macht,
    wie wir das von ihr kennen. Ich glaube, die aktuellen Er-
    eignisse haben auch gezeigt, dass die Zusammenarbeit
    zwischen dem FBI und den bundesrepublikanischen
    Diensten sehr gut funktioniert und sich bewährt hat.

    Ich möchte noch eines deutlich machen. In der „Welt
    am Sonntag“ vom 16. September 2001 hat Elie Wiesel ge-
    schrieben: Terrorismus ist die Herrschaft der Angst. –
    Wenn dies zutrifft, dann sind wir alle aufgefordert, dafür
    zu sorgen, dass dies nicht gilt,


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


    dass der Terrorismus sein Ziel, uns in Angst und Schrecken
    zu versetzen, nicht erreichen wird. Unter diesem Aspekt
    bitte ich, alle Vorschläge, die in der jetzigen Debatte ge-
    macht werden, zu überprüfen. Ich glaube, dass sich jeder,
    der Vorschläge macht, gefallen lassen muss, dass seine
    Vorschläge daraufhin überprüft werden, inwiefern sie ge-
    eignet sind, einen solchen feigen Anschlag, wie wir ihn er-
    lebt haben, in Zukunft zu verhindern.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wenn man die einzelnen Vorschläge prüft, dann wird
    man zu dem Ergebnis kommen – ich hoffe, dass wir uns
    darüber einig sind –, dass der Datenschutz eben kein Tä-
    terschutz, sondern eine Errungenschaft ist, für den sowohl
    die alte als auch die jetzige Regierung eingetreten sind,
    und dass im Bereich des Datenschutzes Änderungsbedarf
    besteht, eben weil er nach unserer Meinung zu den Er-
    rungenschaften unserer Gesellschaft gehört. Wir werden
    ihn mit Sicherheit nicht abschaffen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wir werden das Grundgesetz mit Sicherheit nicht
    ändern. Die Bundeswehr kann bereits heute, wenn die

    Notwendigkeit besteht – Stichwort „Oderbruch“ –, im
    Katastrophenfall eingesetzt werden. Es besteht also kein
    Änderungsbedarf. Ich rate, Vorschläge zukünftig genau
    auf ihre Praktikabilität hin zu prüfen, bevor man sie
    macht.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


    Ich bin sehr froh darüber, dass der Bundeskanzler, aber
    auch der Verteidigungsminister deutlich gemacht haben,
    dass hier kein Änderungsbedarf besteht, dass vielmehr die
    geltende Rechtslage ausreichend ist, um die notwendigen
    Maßnahmen durchzuführen.

    Froh bin ich auch darüber, dass klargemacht worden
    ist, dass wir von dem Vorhaben, ein Einwanderungs-
    gesetz zu verabschieden und damit anzuerkennen, dass
    die Bundesrepublik Deutschland ein Einwanderungsland
    geworden ist, nicht abrücken werden. Jetzt ist es erst recht
    notwendig, dass wir mehr für die Integration von Flücht-
    lingen tun und dass wir die Bedürfnisse unserer Wirt-
    schaft nach Zuwanderung befriedigen. Wir müssen noch
    in dieser Legislaturperiode gemeinsam das Einwande-
    rungsgesetz verabschieden.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Der feige Anschlag in den USA – das ist von verschie-
    denen Rednern so gesagt worden – war ein Anschlag auf
    die offene Gesellschaft. Wenn das stimmt, dann war dies
    auch ein Anschlag auf unsere Art zu leben. Menschen un-
    terschiedlicher religiöser Herkunft und unterschiedlichen
    kulturellen Hintergrundes, die vor Hunger, politischer Un-
    terdrückung und religiöser Verfolgung geflohen sind, ha-
    ben gemeinsam – das ist die Gründungsgeschichte – die
    Vereinigten Staaten von Amerika aufgebaut. Der Anschlag
    hat nicht nur ihre, sondern auch, wie gesagt, unsere Art zu
    leben getroffen, die darin besteht, dass Menschen unter-
    schiedlicher Herkunft und unterschiedlicher religiöser
    Zugehörigkeit friedlich zusammenleben. Unsere Antwort
    auf den Anschlag darf nicht dazu führen, dass die Gesell-
    schaft entlang religiöser Linien gespalten wird. Wer das
    will, dem muss man mit einem klaren Nein entgegentreten.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Wir wollen weiterhin in einer interkulturellen und
    interreligiösen Gesellschaft leben. Wir alle sind aufgefor-
    dert, eine solche Gesellschaft zu verteidigen. Ich bin des-
    halb sehr froh darüber, dass der amerikanische Präsident
    Bush eine Moschee besucht hat. Ich kann alle Mitglieder
    dieses Hohen Hauses nur auffordern, in ihren Wahlkrei-
    sen – sofern das nicht schon geschehen ist; ich weiß, dass
    viele Kollegen das schon getan haben – das Beispiel von
    Präsident Bush aufzugreifen und Gespräche mit Musli-
    men zu organisieren. Wir brauchen in unserer Gesell-
    schaft auch den Dialog mit dem Islam. Wir müssen den
    Islam aus den Hinterhöfen herausholen und in das Licht
    der Öffentlichkeit führen.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Es ist klar, dass Integration keine Einbahnstraße sein
    kann. Wir müssen auch von muslimischen Organisationen

    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 187. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. September 2001

    Cem Özdemir

    18336


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    in der Bundesrepublik Deutschland erwarten können,
    dass sie die Spielregeln unserer Gesellschaft beachten.
    Nur, das tun 99 Prozent der Muslime genauso wie Chris-
    ten, Juden, Andersgläubige und Atheisten.

    Zum Schluss: Lassen Sie uns gemeinsam überlegen,
    was wir tun können, um die Integration zu verstärken. Die
    Stichwörter sind „Religionsunterricht“ und „Fakultäten“,
    an denen Lehrstühle für den Islam geschaffen werden
    müssen, damit der moderne, zeitgenössische Islam eine
    Heimat in der Bundesrepublik Deutschland bekommt.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)