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ID1418702700

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    Tagesordnungspunkt 1: Abgabe einer Regierungserklärung: Terror- anschläge in den USA und Beschlüsse des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen sowie der NATO . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18301 A Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . 18301 B Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 18305 A Dr. Peter Struck SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18307 B Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . . 18309 D Kerstin Müller (Köln) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18312 A Roland Claus PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18315 A Gernot Erler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18316 D Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 18318 C Dr. Ludger Volmer, Staatsminister AA . . . . . . 18320 D Dr. Wolfgang Gerhardt FDP . . . . . . . . . . . . . . 18322 D Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg . . . 18324 B Dr. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 18325 C Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD . . . . . . . . 18327 D Otto Schily, Bundesminister BMI . . . . . . . . . 18329 C Wolfgang Bosbach CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 18332 D Cem Özdemir BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 18335 C Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 18337 A Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18337 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18340 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 18341 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Uwe Jens (SPD) zur namentlichen Abstim- mung über den Entschließungsantrag zu der Regierungserklärung des Bundeskanzlers zu den Terroranschlägen in den USA und den Be- schlüssen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18341 C Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Ent- schließungsantrag zu der Regierungserklärung des Bundeskanzlers zu den Terroranschlägen in den USA und den Beschlüssen des Sicher- heitsrates der Vereinten Nationen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18342 B Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zur namentlichen Abstimmung über den Entschließungsantrag zu der Regierungser- klärung des Bundeskanzlers zu den Terroran- schlägen in den USA und den Beschlüssen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18342 C Plenarprotokoll 14/187 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 187. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 19. September 2001 I n h a l t : Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Irmingard Schewe-Gerigk und Christian Simmert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Abstimmung über den Ent- schießungsantrag zu der Regierungserklärung des Bundeskanzlers zu den Terroranschlägen in den USA und den Beschlüssen des Sicherheits- rates der Vereinten Nationen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18342 C Anlage 6 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christa Nickels, Ulrike Höfken, Grietje Bettin, Sylvia Voß und Steffi Lemke (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Abstim- mung über den Entschließungsantrag zu der Regierungserklärung des Bundeskanzlers zu den Terroranschlägen in den USA und den Be- schlüssen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18343 A Anlage 7 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Wolfgang Gehrcke (PDS) zur namentlichen Abstimmung über den Entschließungsantrag zu der Regierungserklärung des Bundeskanz- lers zu den Terroranschlägen in den USA und den Beschlüssen des Sicherheitsrates der Ver- einten Nationen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18343 B Anlage 8 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Ilja Seifert (PDS) zur namentlichen Ab- stimmung über den Entschließungsantrag zu der Regierungserklärung des Bundeskanzlers zu den Terroranschlägen in den USA und den Beschlüssen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18343 C Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 187. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. September 2001II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 187. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. September 2001
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    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 187. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. September 2001 Vizepräsidentin Anke Fuchs 18340 (C)(A) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 187. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. September 2001 18341 (C) (D) (A) (B) Altmann (Aurich), BÜNDNIS 90/ 19.09.2001 Gila DIE GRÜNEN Brandt-Elsweier, Anni SPD 19.09.2001 Brinkmann (Hildes- SPD 19.09.2001 heim), Bernhard Caesar, Cajus CDU/CSU 19.09.2001 Dr. Doss, Hansjürgen CDU/CSU 19.09.2001 Fischer (Frankfurt), BÜNDNIS 90/ 19.09.2001 Joseph DIE GRÜNEN Frankenhauser, CDU/CSU 19.09.2001 Herbert Dr. Friedrich CDU/CSU 19.09.2001 (Erlangen), Gerhard Friedrich (Altenburg), SPD 19.09.2001 Peter Götz, Peter CDU/CSU 19.09.2001 Haupt, Klaus FDP 19.09.2001 Hauser (Bonn), CDU/CSU 19.09.2001 Norbert Hohmann, Martin CDU/CSU 19.09.2001 Hornung, Siegfried CDU/CSU 19.09.2001 Jung (Düsseldorf), SPD 19.09.2001 Volker Dr. Küster, Uwe SPD 19.09.2001 Lehn, Waltraud SPD 19.09.2001 Lensing, Werner CDU/CSU 19.09.2001 Lewering, Eckhart SPD 19.09.2001 Nolte, Claudia CDU/CSU 19.09.2001 Rehbock-Zureich, SPD 19.09.2001 Karin Dr. Riesenhuber, CDU/CSU 19.09.2001 Heinz Dr. Schmidt-Jortzig, FDP 19.09.2001 Edzard Schmitt (Berg), Heinz SPD 19.09.2001 Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 19.09.2001 Hans Peter Dr. Schuchardt, Erika CDU/CSU 19.09.2001 Schulhoff, Wolfgang CDU/CSU 19.09.2001 Späte, Margarete CDU/CSU 19.09.2001 Steiger, Wolfgang CDU/CSU 19.09.2001 Stünker, Joachim SPD 19.09.2001 Weisheit, Matthias SPD 19.09.2001 Dr. Wodarg, Wolfgang SPD 19.09.2001 Wolf, Aribert CDU/CSU 19.09.2001 Wolff (Wolmirstedt), SPD 19.09.2001 Waltraud Dr. Zöpel, Christoph SPD 19.09.2001 Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Uwe Jens (SPD) zur nament- lichen Abstimmung über den Entschließungsantrag zu der Regierungserklärung des Bundeskanzlers zu den Terroranschlägen in den USA und den Be- schlüssen des Sicherheitsrates der Vereinten Natio- nen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) Warum ich mit „Nein“ gestimmt habe. Auf einem Transparent vor der amerikanischen Bot- schaft der USA in Berlin steht die Aufforderung: „De- mocratic civilized revenge“. Dass auf die menschenver- achtenden Anschläge der Terroristen in New York und Washington eine unmissverständliche gezielte Antwort gegeben werden muss, steht für mich außer Frage. Auch ich unterstreiche die Erklärung der NATO sowie die Resolution des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 12. September 2001. Es ist gut, dass die Bundesrepu- blik Deutschland bei ihrer besonderen Vergangenheit in diese Vertragswerke eingebunden ist. Nur so hat sie die Möglichkeit der Einflussnahme, die genutzt werden muss. Leider ist die Sprache, die von führenden Politikern in diesen hektischen Tagen benutzt wird, verwirrend oder verräterisch. Die Sichtweise des stellvertretenden Vertei- digungsministers der USA auf „ending states“ macht be- sorgt. Das Wort „Krieg“ im Zusammenhang mit den ter- roristischen Verbrechen liefert „Wasser auf die Mühlen“ der Terroristen. Diese Terroristen sind Verbrecher, müssen zur Verantwortung gezogen und dürfen nicht zu Kriegs- gegnern hochstilisiert werden. Es besteht die Gefahr einer „selffulfilling prophecy“. entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht In der vorliegenden Entschließung (Punkt 7) wird nun auf die „uneingeschränkte Solidarität“ verwiesen und die „Bereitstellung militärischer Fähigkeiten“ in Aussicht ge- stellt. Diese Begriffe beinhalten zum Beispiel die Mög- lichkeit der Bereitstellung von Bundeswehrsoldaten zum direkten Einsatz in Afghanistan oder dem Irak und ande- res mehr. Hiermit würde für mich der „Rubikon“ zur Ter- rorismusbekämpfung überschritten werden. Die Gefahr, dass wir – wie 1914 – in einen Weltkrieg „hineinschlid- dern“, ist im Bereich des Möglichen. Davor will ich war- nen. Auch wenn ein möglicher Militäreinsatz der Bun- deswehr im Parlament noch einmal zusätzlich zur Abstimmung gestellt werden muss, könnten diese Begriffe später als Hinweise auf diese Option ausgelegt werden. Für mich ist diese Problematik – wie auch der Mazedonieneinsatz der Bundeswehr – eine Gewissens- frage. Bekanntlich soll man den Anfängen wehren und bei wichtigen Entscheidungen stets das Ende bedenken. Ich bin sicher, dass eine denkbare weitere Abstimmung im Parlament zu konkreten Bundeswehreinsätzen dann für andere ebenfalls auch zur Gewissensfrage wird. Aufgrund meiner Erfahrung und Erkenntnis liegt diese Reiz- schwelle niedriger. Wichtig zur Bekämpfung des Terrorismus in der Welt sind aus meiner Sicht ebenfalls enge Kooperation zwi- schen USA, Russland, China und allen friedliebenden Staaten; die Einhaltung internationaler Verträge und Ab- sprachen; das stärkere Engagement der großen In- dustrienationen zur Verhinderung von grauenhaften krie- gerischen Konflikten sowie wirklich politische und wirtschaftliche Hilfe für die ärmsten und sich entwi- ckelnden Länder in der Welt. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Entschließungsantrag zu der Regierungs- erklärung des Bundeskanzlers zu den Terroran- schlägen in den USA und den Beschlüssen des Si- cherheitsrates der Vereinten Nationen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) Bei allem Erschrecken über den Terroranschlag muss man nüchtern feststellen: Wir befinden uns nicht im Krieg. Amerika gehört unsere volle Solidarität und auch die Unterstützung im Kampf gegen den Terrorismus, un- abhängig von der Frage des Bündnisfalles. Es kann aber keinen Automatismus für von den USA getroffene mili- tärische Einsätze für die Bundeswehr geben. Der Bundes- tag hat jeweils die Maßnahmen, die die Bundeswehr zu er- greifen hat, zu bestimmen. Es wäre für uns Abgeordnete sicherlich leichter, eine generelle Zustimmung zu erteilen, doch so einfach können und dürfen wir es uns nicht machen. Ich stimme der gemeinsamen Resolution zu, um damit zu demonstrieren, dass Bündnis keine einseitige Angele- genheit ist und Solidarität keine Einbahnstraße. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Dr. Antje Vollmer (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Ab- stimmung über den Entschließungsantrag zu der Regierungserklärung des Bundeskanzlers zu den Terroranschlägen in den USA und den Beschlüs- sen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) Ich habe mich in der Abstimmung der Stimme enthal- ten, da ich die in Absatz 7 des Entschließungsantrages im- plizierte Öffnung zu einer militärischen Bekämpfung des internationalen Terrorismus in der Sache für nicht erfolg- versprechend halten kann. Bei meiner jahrzehntelangen Beschäftigung mit den Ursachen des Terrorismus, seinen Täterbiografien, seiner potenziellen Eskalationsgefahr und den vorliegenden internationalen Erfahrungen mit militärischer Terrorismusbekämpfung habe ich die Erkenntnis gewonnen, dass der Terrorismus militärisch nicht besiegbar ist. Umso mehr unterstütze ich die sonsti- gen in dem Antrag genannten positiven Ansätze und Stra- tegien, insbesondere alle Bemühungen der Bundesre- gierung und insbesondere des Bundesaußenministers, den Zentralkonflikt der islamischen Welt im Nahen Osten politisch zu befriedigen. Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Irmingard Schewe-Gerigk und Christian Simmert (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) zur namentlichen Abstimmung über den Entschließungsantrag zu der Regie- rungserklärung des Bundeskanzlers zu den Ter- roranschlägen in den USA und den Beschlüssen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen so- wie der NATO (Drucksache 14/6920) Wir haben in der Fraktionssitzung vom 12. September 2001 dem Beschluss des Parteirates von Bündnis 90/Die Grünen zugestimmt und teilen seine Intention: solidarisch im NATO-Bündnis auf eine besonnene und effiziente Strategie in der Bekämpfung des Terrorismus hinzuwir- ken. „Angesichts der terroristischen Angriffe auf US-Bür- gerinnen und Bürger können wir der Inanspruchnahme des Bündnisfalles nicht widersprechen.“ Mit dieser Zu- stimmung zum Bündnisfall haben wir den Weg eröffnet, über verschiedene Konsultationsprozesse auf die USA einzuwirken und ein besonnenes und angemessenes Ver- halten zu erreichen. Diesen Weg haben wir beschritten und wir halten ihn für richtig. Der heute zu beschließende interfraktionelle Antrag zur Erklärung der Bundesregierung betreffend „Terroran- schläge in den USA und Beschlüsse des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen sowie der NATO“ eröffnet aus un- serer Sicht hingegen den Weg zu einem Vorratsbeschluss zur Zustimmung für „uneingeschränkte Solidarität“, aus der die Zustimmung für militärische Unterstützung resul- tieren kann, und aus der wiederum eine Zustimmung zu Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 187. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. September 200118342 (C) (D) (A) (B) möglichen Einsätzen der Bundeswehr abgeleitet werden kann. Augenblicklich fehlen die Informationen über kon- krete Handlungsanforderungen. Die Grundlage, auf der über die „uneingeschränkte Solidarität“ entschieden wer- den soll, ist also nicht geklärt. Auf der anderen Seite muss der Deutsche Bundestag den USA weiterhin Unterstützung und Solidarität entge- genbringen. Darüber hinaus muss die Bundesrepublik Deutschland weiterhin zur friedlichen Lösung des Nah- ostkonfliktes beitragen. Auch dies macht der Antrag deut- lich. In Abwägung dieser Punkte werden wir uns in der Ab- stimmung über den Antrag enthalten. Anlage 6 Erklärung nach § 31 GO derAbgeordneten Christa Nickels, Ulrike Höfken, Grietje Bettin, Sylvia Voß und Steffi Lemke (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Abstimmung über den Entschließungsantrag zu der Regierungserklärung des Bundeskanzlers zu den Terroranschlägen in den USA und den Be- schlüssen des Sicherheitsrates der Vereinten Na- tionen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) Der Terrorakt, der das amerikanische Volk tief getrof- fen hat, ist auf das Schärfste zu verurteilen. Den Hin- terbliebenen, Verletzten und Geschädigten gilt unsere ganze Solidarität und Anteilnahme. Wir stimmen dem interfraktionellen Entschließungsan- trag des Deutschen Bundestages in der Gewissheit zu, dass die von der Bundesregierung bekundete uneingeschränkte Solidarität mit den Vereinigten Staaten von Amerika kei- nen Raum für eine Geisteshaltung von Rache und Vergel- tung eröffnet und dass die Erkenntnis, dass Terrorismus mit militärischen Mitteln nicht zu besiegen ist, Eingang in die Strategie zu dessen Bekämpfung findet. Anlage 7 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Wolfgang Gehrcke (PDS) zur namentlichen Abstimmung über den Entschlie- ßungsantrag zu der Regierungserklärung des Bundeskanzlers zu den Terroranschlägen in den USA und den Beschlüssen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen sowie der NATO (Druck- sache 14/6920) Ich habe wie die große Mehrheit meiner Fraktion dem Entschließungsantrag der Fraktionen von SPD, CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP nicht zugestimmt – weil unsere Sorgen, dass die NATO in ihrer Erklärung vom 12. September 2001 die Priorität beim Militär angesiedelt hat, nicht ausgeräumt wurden – im Gegenteil –; weil wir befürchten, dass aus der Bereitstellung geeigneter militäri- scher Fähigkeiten der Einsatz dieser Fähigkeiten werden wird; weil in der Entschließung nicht ein Wort zur Be- kämpfung der sozialen Ursachen des Terrorismus – Hun- ger, Armut, Unterdrückung, eine sozial ungerechte und nicht demokratische Weltwirtschaftsordnung – gesagt wird, was bedauerlich und unverständlich ist. Andere Punkte des Entschließungsantrages – genauer gesagt: sieben von zehn Punkten – finden meine Zustim- mung ebenso wie die meiner Fraktion. Deshalb haben sich einige Abgeordnete der PDS der Stimme enthalten. Ihre Abwägung ist anders ausgefallen, auch wenn sie unsere Kritik, die ich dargelegt habe, vollständig und ohne Ein- schränkung teilen. Anlage 8 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Ilja Seifert (PDS) zur na- mentlichenAbstimmung überden Entschließungs- antrag zu der Regierungserklärung des Bundes- kanzlers zu den Terroranschlägen in den USA und den Beschlüssen des Sicherheitsrates derVereinten Nationen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) Ich habe mich der Stimme enthalten. Ich möchte das hier kurz begründen: Die Punkte 1 bis 5 sowie 8 und 9 des von SPD, CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP vorgelegten Antrags finden meine Zustimmung. Punkt 6 will feststellen, dass unter Umständen „der ter- roristische Angriff vom 11. September 2001 gegen die Vereinigten Staaten als Handlung im Sinne des Artikels 5 des Washingtoner Vertrages zu gelten“ habe. Diese Mei- nung teile ich nicht, zumal ja das Bundesverfassungs- gericht noch nicht entschieden hat, ob die Zustimmung der Bundesregierung zur 1999 erfolgten Änderung des NATO-Vertrages rechtskräftig war. Im Punkt 7 wird unter anderem „die Bereitstellung ge- eigneter militärischer Fähigkeiten“ zur Unterstützung der Bekämpfung des internationalen Terrorismus unterstützt. Das lehne ich aber ab. Um weder die positiven Aspekte zu negieren noch die aus meiner Sicht abzulehnenden Punkte zu ignorieren, enthalte ich mich bewusst der Stimme. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 187. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. September 2001 18343 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
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    Rede von Anke Fuchs


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Ich erteile das Wort
    dem Bundesminister des Innern, Otto Schily.


    (von Abgeordneten der SPD mit Beifall begrüßt)

    Meine Damen und Herren Kolleginnen und Kollegen!
    Heute erinnere ich mich an die US-amerikanischen Sol-
    daten, die ihr Leben im Kampf gegen den Faschismus, den
    Nationalsozialismus geopfert und aufs Spiel gesetzt ha-
    ben. Ich erinnere mich an die US-amerikanischen Solda-
    ten, die am Ende des Krieges mit uns Kindern ihre Es-
    sensrationen geteilt haben. Ich erinnere mich an die jungen
    Amerikaner, die zu uns gekommen sind, um die Demo-
    kratie in Deutschland aufzubauen. Ich erinnere mich an
    die amerikanischen Geschäftsleute, die – so im Gespräch
    mit meinem Vater – zusammen mit ihren ehemaligen Fein-
    den die Wirtschaft in Deutschland wieder aufgebaut ha-
    ben. Ich erinnere mich an den Tag, an dem wir gemeinsam
    vor dem Schöneberger Rathaus John F. Kennedy zugeju-
    belt haben, weil er an der Seite Berlins und für Freiheit
    stand. Ich erinnere mich an viele Gespräche mit vielen res-
    pektablen Botschaftern der Vereinigten Staaten, Herrn
    Burns, Herrn Burd, Herrn Kornblum und anderen, die in
    großer demokratischer Offenheit auch über Meinungsver-
    schiedenheiten in der Politik mit uns gesprochen haben.
    Ich erinnere mich an die Worte des amerikanischen Präsi-
    denten Bush vor der Mauer hier in Berlin.

    Ich finde, wir haben allen Grund, in diesen Tagen die
    Unverbrüchlichkeit der Freundschaft zu Amerika zu
    betonen.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der FDP)


    Das ist nicht nur eine Frage der Rhetorik, sondern etwas,
    was unser Volk mit dem amerikanischen Volk verbindet,
    der Nation, die in der Menschheitsgeschichte allen voran
    als Symbol für die Menschenrechte, für Freiheit und De-
    mokratie gilt.

    In diesen Tagen sind wir Zeugen mörderischer
    Verbrechen geworden, deren grauenvolle Dimension uns
    alle im tiefsten Innern erschauern lässt. Es sind Ver-
    brechen, in denen sich Hass, Fanatismus, Feindschaft
    und Menschenverachtung auf unvorstellbare und er-
    schreckende Weise verdichtet haben. Es sind Tage des
    Schreckens, der Trauer und des Zorns. Es sind für viele
    – das ist schon in einigen Debattenbeiträgen gesagt wor-
    den – auch Tage der Sorgen, der Angst und der Furcht.

    In dieser Lage muss jeder seine Verantwortung kennen
    und wahrnehmen. Wir müssen Festigkeit und Ent-
    schlossenheit beweisen. Zaghaftigkeit und Unsicherheit
    dürfen nicht die Devise sein. Wir sind auf die Mitwirkung
    aller angewiesen. Deshalb danke ich heute dem gesamten
    Parlament – ich möchte über ein paar kleinere Unstim-
    migkeiten hinwegsehen –, dass es diese Einmütigkeit be-
    wiesen hat.


    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir sollten diese Einmütigkeit in den Vordergrund
    rücken.

    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 187. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. September 2001

    Gert Weisskirchen (Wiesloch)


    18329


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Ich bedanke mich auch für das Angebot zur Zusam-
    menarbeit. Gernot Erler und Frau Merkel haben es hier
    mit Recht angesprochen: Ich glaube in der Tat, dass uns
    der American Spirit, der Geist des Mutes und des auf-
    rechten Ganges, den wir heute in Amerika beobachten
    können, als Vorbild dienen kann. Die Feuerwehrleute, die
    Bergungskräfte, die Börsianer, die Schuhputzer, die
    Krankenschwestern, die unzähligen Menschen, die sich
    zur Blutspende bereit erklärt haben, und auch Hillary
    Clinton mit ihrer eindrucksvollen Rede sind Vorbilder für
    uns. Wir sollten in dieser Situation von unserer Zaghaf-
    tigkeit und von unserem Hang zum Pessimismus Ab-
    schied nehmen.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der FDP)


    Ich bin fest davon überzeugt, dass wir mit Entschlos-
    senheit, Klarheit und Festigkeit den Kampf gegen den
    Terrorismus gewinnen werden. Aber dieser Kampf wird
    schwierig werden und er wird lange dauern. Darüber
    sollte sich niemand Illusionen machen.

    Ich neige bekanntlich nicht zu Dramatisierungen und
    Übertreibungen. Ich bin für realistische Einschätzungen.
    Ich habe aktuell stets darauf hingewiesen, dass im Au-
    genblick keine konkrete Gefahr für unser Land besteht.
    Das ist die Einschätzung unserer Dienste und unserer eu-
    ropäischen Nachbarn. Aber niemand sollte sich über den
    Ernst der Lage täuschen. Die Sicherheitssituation kann
    sich in sehr kurzer Frist grundlegend verändern.

    Es ist allerdings nicht hilfreich, wenn sich einige in
    der Ausmalung ausufernder Schreckensszenarien über-
    bieten.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der CDU/ CSU und der FDP)


    Nicht hilfreich ist ebenso, wenn manche die engagierte,
    gefahrvolle und schwere Arbeit unserer Polizei und un-
    serer Sicherheitsdienste wider besseres Wissen
    bemäkeln.


    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Gerade jetzt und auch künftig sollten wir unserer Polizei,
    den Sicherheits- und den Verfassungsschutzbehörden un-
    sere besondere Anerkennung, unseren besonderen Dank
    und auch unser Vertrauen aussprechen.


    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Aber selbstverständlich werden wir unsere Anstren-
    gungen erhöhen müssen. Manche Gemächlichkeit und
    Umstandskrämerei müssen wir ablegen. In meinem Haus
    gilt der Grundsatz – der gerade im Bereich der inneren Si-
    cherheit seine Bedeutung hat –, dass sich niemand da-
    durch auszeichnet, dass er mir umständlich erklärt, was
    angeblich nicht geht.


    (Dr. Peter Struck [SPD]: Sehr gut!)


    Vielmehr kam und kommt es stets darauf an, rasch he-
    rauszufinden, was geht, was zum Erfolg führt.


    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Unmittelbar nach Bekanntwerden der Anschläge ha-
    ben wir zu Sofortmaßnahmen gegriffen, im Bereich der
    Luftsicherheit, der Verkehrswege, der Infrastruktur ins-
    gesamt, des Objektschutzes. Wir haben unsere
    Aufklärungsmaßnahmen verstärkt. Denn Aufklärung ist
    natürlich das wichtigste Mittel im Kampf gegen den Ter-
    rorismus. Wir werden heute im Kabinett eine Reihe von
    weiteren Maßnahmen beschließen. Diese, Herr Merz,
    sind – ich sage dies, damit bei Ihnen kein Irrtum entsteht
    – noch nicht vollständig; das wird weiterzuführen sein.
    Ich bedanke mich jedoch schon jetzt ausdrücklich für das
    Angebot, das Sie, Herr Merz, gemacht haben, in diesen
    Fragen eng mit uns zusammenzuarbeiten. Das ist der
    Konsens der Demokraten, der jetzt im Vordergrund ste-
    hen muss.


    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ich bin froh darüber, dass Bedenken, die in kirchlichen
    Kreisen zeitweise durchaus vorhanden waren, überwun-
    den werden konnten und dass wir jetzt endlich dem Zu-
    stand ein Ende bereiten, dass Vereine, die sich mit reli-
    giösen Zielsetzungen tarnen, weiter ihr Unwesen treiben
    dürfen. Wir werden das Religionsprivileg im Vereins-
    recht beseitigen.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der CDU/CSU: Höchste Zeit!)


    Wir müssen zusammen mit der Polizei und unter An-
    wendung des Strafrechtes dafür sorgen, dass wir alle
    terroristischen Gruppen erfassen, nicht nur jene, die ihre
    Zielsetzungen mit Aktivitäten im Innern entfalten. Des-
    halb ist es dringend erforderlich, das Strafgesetzbuch zu
    ändern. Wir werden das umsetzen, indem wir einen
    § 129 b einfügen.


    (Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Endlich!)


    Wir werden darüber hinaus auch andere Maßnahmen
    ergreifen müssen, etwa im Bereich der Überprüfung des
    Sicherheitspersonals beim Luftverkehr. Auch dafür wer-
    den wir heute die rechtlichen Voraussetzungen schaffen.
    Überdies werden wir – das ist schon von mehreren ange-
    sprochen worden – dafür sorgen müssen, dass wir den
    Geldern auf die Spur kommen, mit denen der Terrorismus
    Mord und Totschlag finanziert. Das ist ja einer der
    schrecklichsten Zusammenhänge, deren wir ansichtig
    werden.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der FDP)


    Meine Damen und Herren, wir werden uns von man-
    chen Vorurteilen und Denkgewohnheiten verabschieden
    müssen. An anderer Stelle werden wir über das Zuwan-
    derungsgesetz zu reden haben. Ich werde mich – das si-

    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 187. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. September 2001

    Bundesminister Otto Schily

    18330


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    chere ich Ihnen zu – von diesem Projekt nicht verab-
    schieden.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Das wäre ein Sieg der Terroristen. Diesen Sieg dürfen wir
    nicht zulassen. Ich bin dem Herrn Bundeskanzler für das
    dankbar, was er in seiner Regierungserklärung dazu ge-
    sagt hat. Aber eines muss auch klar sein: Das Sicherheits-
    problem bei der Zuwanderung ist gar nicht in erster
    Linie ein Problem der Arbeitsmigration, die wir steuern
    und regeln wollen, sondern die Frage danach, welche Per-
    sonen unter dem Zeichen des Flüchtlings- oder Asyl-
    schutzes zu uns kommen. Darunter befinden sich leider
    einige, die das Asyl- und das Flüchtlingsrecht missbrau-
    chen.


    (Michael Glos [CDU/CSU]: Genau! Das sagt Herr Beckstein auch immer!)


    Wenn sich unter denen einige befinden, die terroristischen
    Aktionen dienen, dann müssen wir – das versteht sich von
    selber – diesen Herrschaften auf die Spur kommen.


    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Deshalb darf mir und anderen an dieser Stelle niemand in
    den Arm fallen: Es kann nicht sein, dass bestimmte
    Dateien, die wir zur Verfügung haben, um diese Dinge
    aufzuklären, nicht genutzt werden. Datenschutz ist in
    Ordnung, aber der Datenschutz darf nicht zur Behin-
    derung von Kriminalitäts- oder Terrorismusbekämpfung
    führen.


    (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Kerstin Müller und auch einige von der SPD-Fraktion
    haben hier gesagt, der Rechtsstaat dürfe dafür nicht geop-
    fert werden.


    (Michael Glos [CDU/CSU]: Vielleicht werden die Grünen geopfert, aber nicht der Rechtsstaat!)


    Das stimmt mit meinen Überzeugungen überein. Alles an-
    dere wäre ja auch eine Torheit und das sieht, glaube ich,
    niemand in diesem Hause anders. Aber man muss schon
    sehr sorgfältig unterscheiden: Ist es ein Verstoß gegen die
    Freiheitsrechte, wenn wir dafür sorgen, dass niemand
    seine Identität verschleiert oder andere darüber täuscht?
    Identitätssicherung, damit der Staat seine Kontroll-
    pflichten und Kontrollrechte ausüben kann, ist in einem
    Rechtsstaat eine Selbstverständlichkeit.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der FDP)


    Die Zeit lässt es nicht zu, dass ich Ihnen alle Einzel-
    heiten vortrage. Selbstverständlich gehört dazu auch, dass
    wir den Katastrophenschutz voranbringen. Wir haben
    schon vor den Ereignissen einiges in Bewegung gebracht.
    Ich bin in dieser Beziehung sehr dankbar für die Zusam-

    menarbeit zwischen den Ländern und dem Bund. Wir hat-
    ten gestern eine Schaltkonferenz der Innenminister der
    Länder und des Bundes. Ich möchte nicht versäumen,
    meinen besonderen Dank an meine Kollegen in den Län-
    dern auszusprechen. Es ist vorbildlich, in welcher Ein-
    mütigkeit und Entschlossenheit Bund und Länder gegen
    den Terrorismus vorgehen und sich über die Maßnahmen
    geeinigt haben.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der FDP)


    Es wird auch – das gehört zu dem, was wir gestern in
    der Schaltkonferenz gemeinsam erörtert haben – ein In-
    einandergreifen von militärischen und polizeilichen
    Operationen notwendig sein. Wenn man es mit einer
    Herausforderung wie dem Terrorismus zu tun hat, darf
    man sich nicht auf philosophische Haarspaltereien einlas-
    sen. Ich habe das übrigens bereits viel früher, schon im
    vergangenen Jahr, der Weizsäcker-Kommission gesagt. Es
    ist eine Situation, die eine Verbindung von polizeilichen
    und militärischen Strategien erforderlich macht. Wir wer-
    den jetzt gegen Bin Laden, wo immer er sein sollte, ver-
    mutlich nicht die üblichen Verfahren – ein Auslieferungs-
    gesuch zu stellen, im Rahmen eines Rechtshilfeverfahrens
    innerhalb von mehreren Jahren herauszufinden, wo er ist,
    um dann vielleicht eine Entscheidung zu treffen – einhal-
    ten können. Auch im Kosovo-Konflikt gab es, wie Sie fest-
    stellen können, wenn Sie den Dingen genau auf den Grund
    gehen, eine polizeiliche Zielsetzung, die wir mit militäri-
    schen Mitteln gemeinsam durchgesetzt haben.

    Es wird also ein Ineinandergreifen von militärischen
    und polizeilichen Strategien geben müssen. Das darf aber
    nicht so missverstanden werden, dass nun die Bundes-
    wehr überall in der Bundesrepublik postiert werden soll;
    das ist nicht der Fall. Aber im Rahmen der durch die Ver-
    fassung gezogenen Grenzen wird auch die Bundeswehr
    ihre Aufgaben bei der Sicherung der Infrastruktur und mi-
    litärischer Einrichtungen in Deutschland zu erfüllen ha-
    ben; das versteht sich ganz von selbst.

    Ich bin nicht dafür, dass wir uns jetzt in Schuldzuwei-
    sungen verstricken. Herr Kollege Glos, das sage ich an
    Ihre Adresse. Ich begrüße es, dass der Freistaat Bayern so-
    eben durch eine Kabinettsentscheidung den Personalein-
    satz beim Verfassungsschutz erhöht hat. Ich werde daraus
    nicht den Vorwurf ableiten, dass es in der Vergangenheit ir-
    gendwelche Versäumnisse gegeben hat.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Ich habe mich in den Haushaltsdebatten der vergange-
    nen Jahre in sehr guter Kooperation mit dem Finanzminis-
    ter für Mittel für die innere Sicherheit eingesetzt. Sie wis-
    sen – ich habe das in jeder Haushaltsdebatte gesagt –, dass
    wir die Mittel für die Institutionen, die für die innere
    Sicherheit zuständig sind, nicht gekürzt, sondern erhöht
    haben. Ich habe einige Zahlen vor mir liegen, die ich Ih-
    nen jetzt nicht alle erläutern kann. Ich möchte nur fol-
    gende Zahl nennen: Für die Luftsicherheit haben wir seit
    1998, also seit unserem Regierungsantritt, 1,2 Milli-
    arden DM aufgewendet. Das ist nun wahrlich kein kleiner

    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 187. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. September 2001

    Bundesminister Otto Schily

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    Betrag. Ich könnte Ihnen viele weitere Zahlen nennen. Sie
    haben Unrecht, Herr Glos, wenn Sie sagen, wir hätten die
    Mittel für den BGS zurückgeführt; im Gegenteil. Wir ha-
    ben ihn nur anders organisiert. Das ist übrigens die BGS-
    Reform, die Ihre alte Regierung beschlossen hat.


    (Michael Glos [CDU/CSU]: Ich habe gesagt, wir müssen darüber nachdenken, ob das richtig ist!)


    Wir wollen uns da nicht in irgendwelche Dinge ver-
    stricken.

    Eines will ich Ihnen allerdings auch ankündigen: Wir
    werden den Personaleinsatz und die Sachmittel für die
    innere Sicherheit an einigen Stellen verstärken müssen.
    Da muss ich die Hilfe des Parlaments, vor allem natürlich
    die der Regierungsfraktionen, in Anspruch nehmen. Das
    wird notwendig sein. Allerdings sollten nicht einfach nur
    quantitative Forderungen gestellt werden. Es kommt viel-
    mehr auf die Verbesserung der Qualität an.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wer mit der Forderung, es müssten Zigtausende Polizei-
    beamte eingestellt werden, durch die Lande wandert, den
    frage ich: Woher soll ich die eigentlich nehmen? Man
    muss sehr vorsichtig sein, um die Dinge richtig zu ent-
    scheiden. Wir werden den sicherheitsempfindlichen Be-
    reichen den Vorrang geben. Dort werden wir eine Verstär-
    kung vornehmen. Das werden wir gemeinsam tun.

    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich zum Ab-
    schluss sagen, dass für die Bundesregierung Folgendes
    gilt: Wir müssen und wir werden gegen die Terroristen, die
    diese Verbrechen zu verantworten haben, mit äußerster
    Konsequenz und mit der gebotenen Härte vorgehen. Wir
    werden alle polizeilichen und militärischen Mittel aufbie-
    ten, über die die freiheitlich-demokratische Staatsordnung,
    die wehrhafte Demokratie verfügt. Wir werden den Kampf
    gegen den hasserfüllten, menschenfeindlichen Terroris-
    mus aber nur gewinnen, wenn er zugleich ein Kampf für
    die Universalität und Unverbrüchlichkeit der Menschen-
    rechte ist, wenn er ein Kampf für geistige Freiheit, für so-
    ziale Gerechtigkeit, für den Rechtsstaat und für die unbe-
    dingte Achtung der Würde des Menschen ist.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der PDS)


    Wir dürfen uns nicht – ich wiederhole bewusst das, was
    der Bundeskanzler heute in seiner Regierungserklärung
    formuliert hat – in einen angeblichen Kampf der Kulturen
    hineintreiben lassen. Im Gegenteil: Es ist an der Zeit, dass
    wir ein geistiges Zeichen für den interkulturellen Dialog,
    für Aufklärung, für Verständnisbereitschaft und geistige
    Offenheit setzen. Religiöser, hasserfüllter Fanatismus hat
    in der Menschheitsgeschichte zu den schlimmsten Ver-
    brechen geführt. Diese Verbrechen waren zugleich immer
    die Verleugnung der vermeintlich eigenen religiösen
    Überzeugungen, auf die sich die Fanatiker berufen haben.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


    Mit „geistiger Offenheit“ meine ich sehr viel mehr als
    bloße Toleranz im Sinne von Ertragen unterschiedlicher
    religiöser und weltanschaulicher Auffassungen. Geistige
    Offenheit heißt, die eigenen Überzeugungen infrage zu
    stellen, infrage stellen zu lassen und infrage stellen zu
    können, anstelle des Verharrens in starren Dogmen der
    Gedankenfreiheit Raum zu geben und niemanden zu ver-
    dammen, der fortschreitende Erkenntnis sucht.


    (Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])


    Wir müssen uns heute und morgen in einer geistig-kultu-
    rellen Offensive vereinen, die die Erkenntnisfähigkeit der
    Menschen in einer mitunter geistvergessenen Welt erwei-
    tert, ihre moralischen Willensimpulse stärkt und ihre see-
    lisch-geistigen Fähigkeiten gesunden lässt. Niemand
    kann sich der Einsicht entziehen: Die Verbrechen begin-
    nen im Geist und in der Seele von Menschen, derer sich
    das Böse bemächtigt.



Rede von Anke Fuchs
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Herr Minister, ich
muss Sie an die Einhaltung Ihrer Redezeit erinnern.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Otto Schily


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Ich bin sofort
    fertig.

    Der Kampf gegen das Böse ist ein realer Kampf. Das
    Böse ist eine geistige, eine gesellschaftliche Realität. Wir
    werden und wir müssen diesen Kampf furchtlos aufneh-
    men. Wir werden ihn gewinnen, wenn wir in uns und in
    den anderen den Frieden suchen und finden.

    Vielen Dank.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der FDP)