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ID1418700000

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Tagesordnungspunkt 1: Abgabe einer Regierungserklärung: Terror- anschläge in den USA und Beschlüsse des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen sowie der NATO . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18301 A Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . 18301 B Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 18305 A Dr. Peter Struck SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18307 B Dr. Guido Westerwelle FDP . . . . . . . . . . . . . . 18309 D Kerstin Müller (Köln) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18312 A Roland Claus PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18315 A Gernot Erler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18316 D Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 18318 C Dr. Ludger Volmer, Staatsminister AA . . . . . . 18320 D Dr. Wolfgang Gerhardt FDP . . . . . . . . . . . . . . 18322 D Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg . . . 18324 B Dr. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 18325 C Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD . . . . . . . . 18327 D Otto Schily, Bundesminister BMI . . . . . . . . . 18329 C Wolfgang Bosbach CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 18332 D Cem Özdemir BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 18335 C Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 18337 A Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18337 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18340 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 18341 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Uwe Jens (SPD) zur namentlichen Abstim- mung über den Entschließungsantrag zu der Regierungserklärung des Bundeskanzlers zu den Terroranschlägen in den USA und den Be- schlüssen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18341 C Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Ent- schließungsantrag zu der Regierungserklärung des Bundeskanzlers zu den Terroranschlägen in den USA und den Beschlüssen des Sicher- heitsrates der Vereinten Nationen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18342 B Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zur namentlichen Abstimmung über den Entschließungsantrag zu der Regierungser- klärung des Bundeskanzlers zu den Terroran- schlägen in den USA und den Beschlüssen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18342 C Plenarprotokoll 14/187 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 187. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 19. September 2001 I n h a l t : Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Irmingard Schewe-Gerigk und Christian Simmert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Abstimmung über den Ent- schießungsantrag zu der Regierungserklärung des Bundeskanzlers zu den Terroranschlägen in den USA und den Beschlüssen des Sicherheits- rates der Vereinten Nationen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18342 C Anlage 6 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christa Nickels, Ulrike Höfken, Grietje Bettin, Sylvia Voß und Steffi Lemke (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Abstim- mung über den Entschließungsantrag zu der Regierungserklärung des Bundeskanzlers zu den Terroranschlägen in den USA und den Be- schlüssen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18343 A Anlage 7 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Wolfgang Gehrcke (PDS) zur namentlichen Abstimmung über den Entschließungsantrag zu der Regierungserklärung des Bundeskanz- lers zu den Terroranschlägen in den USA und den Beschlüssen des Sicherheitsrates der Ver- einten Nationen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18343 B Anlage 8 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Ilja Seifert (PDS) zur namentlichen Ab- stimmung über den Entschließungsantrag zu der Regierungserklärung des Bundeskanzlers zu den Terroranschlägen in den USA und den Beschlüssen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18343 C Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 187. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. September 2001II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 187. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. September 2001
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    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 187. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. September 2001 Vizepräsidentin Anke Fuchs 18340 (C)(A) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 187. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. September 2001 18341 (C) (D) (A) (B) Altmann (Aurich), BÜNDNIS 90/ 19.09.2001 Gila DIE GRÜNEN Brandt-Elsweier, Anni SPD 19.09.2001 Brinkmann (Hildes- SPD 19.09.2001 heim), Bernhard Caesar, Cajus CDU/CSU 19.09.2001 Dr. Doss, Hansjürgen CDU/CSU 19.09.2001 Fischer (Frankfurt), BÜNDNIS 90/ 19.09.2001 Joseph DIE GRÜNEN Frankenhauser, CDU/CSU 19.09.2001 Herbert Dr. Friedrich CDU/CSU 19.09.2001 (Erlangen), Gerhard Friedrich (Altenburg), SPD 19.09.2001 Peter Götz, Peter CDU/CSU 19.09.2001 Haupt, Klaus FDP 19.09.2001 Hauser (Bonn), CDU/CSU 19.09.2001 Norbert Hohmann, Martin CDU/CSU 19.09.2001 Hornung, Siegfried CDU/CSU 19.09.2001 Jung (Düsseldorf), SPD 19.09.2001 Volker Dr. Küster, Uwe SPD 19.09.2001 Lehn, Waltraud SPD 19.09.2001 Lensing, Werner CDU/CSU 19.09.2001 Lewering, Eckhart SPD 19.09.2001 Nolte, Claudia CDU/CSU 19.09.2001 Rehbock-Zureich, SPD 19.09.2001 Karin Dr. Riesenhuber, CDU/CSU 19.09.2001 Heinz Dr. Schmidt-Jortzig, FDP 19.09.2001 Edzard Schmitt (Berg), Heinz SPD 19.09.2001 Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 19.09.2001 Hans Peter Dr. Schuchardt, Erika CDU/CSU 19.09.2001 Schulhoff, Wolfgang CDU/CSU 19.09.2001 Späte, Margarete CDU/CSU 19.09.2001 Steiger, Wolfgang CDU/CSU 19.09.2001 Stünker, Joachim SPD 19.09.2001 Weisheit, Matthias SPD 19.09.2001 Dr. Wodarg, Wolfgang SPD 19.09.2001 Wolf, Aribert CDU/CSU 19.09.2001 Wolff (Wolmirstedt), SPD 19.09.2001 Waltraud Dr. Zöpel, Christoph SPD 19.09.2001 Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Uwe Jens (SPD) zur nament- lichen Abstimmung über den Entschließungsantrag zu der Regierungserklärung des Bundeskanzlers zu den Terroranschlägen in den USA und den Be- schlüssen des Sicherheitsrates der Vereinten Natio- nen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) Warum ich mit „Nein“ gestimmt habe. Auf einem Transparent vor der amerikanischen Bot- schaft der USA in Berlin steht die Aufforderung: „De- mocratic civilized revenge“. Dass auf die menschenver- achtenden Anschläge der Terroristen in New York und Washington eine unmissverständliche gezielte Antwort gegeben werden muss, steht für mich außer Frage. Auch ich unterstreiche die Erklärung der NATO sowie die Resolution des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 12. September 2001. Es ist gut, dass die Bundesrepu- blik Deutschland bei ihrer besonderen Vergangenheit in diese Vertragswerke eingebunden ist. Nur so hat sie die Möglichkeit der Einflussnahme, die genutzt werden muss. Leider ist die Sprache, die von führenden Politikern in diesen hektischen Tagen benutzt wird, verwirrend oder verräterisch. Die Sichtweise des stellvertretenden Vertei- digungsministers der USA auf „ending states“ macht be- sorgt. Das Wort „Krieg“ im Zusammenhang mit den ter- roristischen Verbrechen liefert „Wasser auf die Mühlen“ der Terroristen. Diese Terroristen sind Verbrecher, müssen zur Verantwortung gezogen und dürfen nicht zu Kriegs- gegnern hochstilisiert werden. Es besteht die Gefahr einer „selffulfilling prophecy“. entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht In der vorliegenden Entschließung (Punkt 7) wird nun auf die „uneingeschränkte Solidarität“ verwiesen und die „Bereitstellung militärischer Fähigkeiten“ in Aussicht ge- stellt. Diese Begriffe beinhalten zum Beispiel die Mög- lichkeit der Bereitstellung von Bundeswehrsoldaten zum direkten Einsatz in Afghanistan oder dem Irak und ande- res mehr. Hiermit würde für mich der „Rubikon“ zur Ter- rorismusbekämpfung überschritten werden. Die Gefahr, dass wir – wie 1914 – in einen Weltkrieg „hineinschlid- dern“, ist im Bereich des Möglichen. Davor will ich war- nen. Auch wenn ein möglicher Militäreinsatz der Bun- deswehr im Parlament noch einmal zusätzlich zur Abstimmung gestellt werden muss, könnten diese Begriffe später als Hinweise auf diese Option ausgelegt werden. Für mich ist diese Problematik – wie auch der Mazedonieneinsatz der Bundeswehr – eine Gewissens- frage. Bekanntlich soll man den Anfängen wehren und bei wichtigen Entscheidungen stets das Ende bedenken. Ich bin sicher, dass eine denkbare weitere Abstimmung im Parlament zu konkreten Bundeswehreinsätzen dann für andere ebenfalls auch zur Gewissensfrage wird. Aufgrund meiner Erfahrung und Erkenntnis liegt diese Reiz- schwelle niedriger. Wichtig zur Bekämpfung des Terrorismus in der Welt sind aus meiner Sicht ebenfalls enge Kooperation zwi- schen USA, Russland, China und allen friedliebenden Staaten; die Einhaltung internationaler Verträge und Ab- sprachen; das stärkere Engagement der großen In- dustrienationen zur Verhinderung von grauenhaften krie- gerischen Konflikten sowie wirklich politische und wirtschaftliche Hilfe für die ärmsten und sich entwi- ckelnden Länder in der Welt. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Entschließungsantrag zu der Regierungs- erklärung des Bundeskanzlers zu den Terroran- schlägen in den USA und den Beschlüssen des Si- cherheitsrates der Vereinten Nationen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) Bei allem Erschrecken über den Terroranschlag muss man nüchtern feststellen: Wir befinden uns nicht im Krieg. Amerika gehört unsere volle Solidarität und auch die Unterstützung im Kampf gegen den Terrorismus, un- abhängig von der Frage des Bündnisfalles. Es kann aber keinen Automatismus für von den USA getroffene mili- tärische Einsätze für die Bundeswehr geben. Der Bundes- tag hat jeweils die Maßnahmen, die die Bundeswehr zu er- greifen hat, zu bestimmen. Es wäre für uns Abgeordnete sicherlich leichter, eine generelle Zustimmung zu erteilen, doch so einfach können und dürfen wir es uns nicht machen. Ich stimme der gemeinsamen Resolution zu, um damit zu demonstrieren, dass Bündnis keine einseitige Angele- genheit ist und Solidarität keine Einbahnstraße. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Dr. Antje Vollmer (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Ab- stimmung über den Entschließungsantrag zu der Regierungserklärung des Bundeskanzlers zu den Terroranschlägen in den USA und den Beschlüs- sen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) Ich habe mich in der Abstimmung der Stimme enthal- ten, da ich die in Absatz 7 des Entschließungsantrages im- plizierte Öffnung zu einer militärischen Bekämpfung des internationalen Terrorismus in der Sache für nicht erfolg- versprechend halten kann. Bei meiner jahrzehntelangen Beschäftigung mit den Ursachen des Terrorismus, seinen Täterbiografien, seiner potenziellen Eskalationsgefahr und den vorliegenden internationalen Erfahrungen mit militärischer Terrorismusbekämpfung habe ich die Erkenntnis gewonnen, dass der Terrorismus militärisch nicht besiegbar ist. Umso mehr unterstütze ich die sonsti- gen in dem Antrag genannten positiven Ansätze und Stra- tegien, insbesondere alle Bemühungen der Bundesre- gierung und insbesondere des Bundesaußenministers, den Zentralkonflikt der islamischen Welt im Nahen Osten politisch zu befriedigen. Anlage 5 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Irmingard Schewe-Gerigk und Christian Simmert (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) zur namentlichen Abstimmung über den Entschließungsantrag zu der Regie- rungserklärung des Bundeskanzlers zu den Ter- roranschlägen in den USA und den Beschlüssen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen so- wie der NATO (Drucksache 14/6920) Wir haben in der Fraktionssitzung vom 12. September 2001 dem Beschluss des Parteirates von Bündnis 90/Die Grünen zugestimmt und teilen seine Intention: solidarisch im NATO-Bündnis auf eine besonnene und effiziente Strategie in der Bekämpfung des Terrorismus hinzuwir- ken. „Angesichts der terroristischen Angriffe auf US-Bür- gerinnen und Bürger können wir der Inanspruchnahme des Bündnisfalles nicht widersprechen.“ Mit dieser Zu- stimmung zum Bündnisfall haben wir den Weg eröffnet, über verschiedene Konsultationsprozesse auf die USA einzuwirken und ein besonnenes und angemessenes Ver- halten zu erreichen. Diesen Weg haben wir beschritten und wir halten ihn für richtig. Der heute zu beschließende interfraktionelle Antrag zur Erklärung der Bundesregierung betreffend „Terroran- schläge in den USA und Beschlüsse des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen sowie der NATO“ eröffnet aus un- serer Sicht hingegen den Weg zu einem Vorratsbeschluss zur Zustimmung für „uneingeschränkte Solidarität“, aus der die Zustimmung für militärische Unterstützung resul- tieren kann, und aus der wiederum eine Zustimmung zu Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 187. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. September 200118342 (C) (D) (A) (B) möglichen Einsätzen der Bundeswehr abgeleitet werden kann. Augenblicklich fehlen die Informationen über kon- krete Handlungsanforderungen. Die Grundlage, auf der über die „uneingeschränkte Solidarität“ entschieden wer- den soll, ist also nicht geklärt. Auf der anderen Seite muss der Deutsche Bundestag den USA weiterhin Unterstützung und Solidarität entge- genbringen. Darüber hinaus muss die Bundesrepublik Deutschland weiterhin zur friedlichen Lösung des Nah- ostkonfliktes beitragen. Auch dies macht der Antrag deut- lich. In Abwägung dieser Punkte werden wir uns in der Ab- stimmung über den Antrag enthalten. Anlage 6 Erklärung nach § 31 GO derAbgeordneten Christa Nickels, Ulrike Höfken, Grietje Bettin, Sylvia Voß und Steffi Lemke (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur namentlichen Abstimmung über den Entschließungsantrag zu der Regierungserklärung des Bundeskanzlers zu den Terroranschlägen in den USA und den Be- schlüssen des Sicherheitsrates der Vereinten Na- tionen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) Der Terrorakt, der das amerikanische Volk tief getrof- fen hat, ist auf das Schärfste zu verurteilen. Den Hin- terbliebenen, Verletzten und Geschädigten gilt unsere ganze Solidarität und Anteilnahme. Wir stimmen dem interfraktionellen Entschließungsan- trag des Deutschen Bundestages in der Gewissheit zu, dass die von der Bundesregierung bekundete uneingeschränkte Solidarität mit den Vereinigten Staaten von Amerika kei- nen Raum für eine Geisteshaltung von Rache und Vergel- tung eröffnet und dass die Erkenntnis, dass Terrorismus mit militärischen Mitteln nicht zu besiegen ist, Eingang in die Strategie zu dessen Bekämpfung findet. Anlage 7 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Wolfgang Gehrcke (PDS) zur namentlichen Abstimmung über den Entschlie- ßungsantrag zu der Regierungserklärung des Bundeskanzlers zu den Terroranschlägen in den USA und den Beschlüssen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen sowie der NATO (Druck- sache 14/6920) Ich habe wie die große Mehrheit meiner Fraktion dem Entschließungsantrag der Fraktionen von SPD, CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP nicht zugestimmt – weil unsere Sorgen, dass die NATO in ihrer Erklärung vom 12. September 2001 die Priorität beim Militär angesiedelt hat, nicht ausgeräumt wurden – im Gegenteil –; weil wir befürchten, dass aus der Bereitstellung geeigneter militäri- scher Fähigkeiten der Einsatz dieser Fähigkeiten werden wird; weil in der Entschließung nicht ein Wort zur Be- kämpfung der sozialen Ursachen des Terrorismus – Hun- ger, Armut, Unterdrückung, eine sozial ungerechte und nicht demokratische Weltwirtschaftsordnung – gesagt wird, was bedauerlich und unverständlich ist. Andere Punkte des Entschließungsantrages – genauer gesagt: sieben von zehn Punkten – finden meine Zustim- mung ebenso wie die meiner Fraktion. Deshalb haben sich einige Abgeordnete der PDS der Stimme enthalten. Ihre Abwägung ist anders ausgefallen, auch wenn sie unsere Kritik, die ich dargelegt habe, vollständig und ohne Ein- schränkung teilen. Anlage 8 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Ilja Seifert (PDS) zur na- mentlichenAbstimmung überden Entschließungs- antrag zu der Regierungserklärung des Bundes- kanzlers zu den Terroranschlägen in den USA und den Beschlüssen des Sicherheitsrates derVereinten Nationen sowie der NATO (Drucksache 14/6920) Ich habe mich der Stimme enthalten. Ich möchte das hier kurz begründen: Die Punkte 1 bis 5 sowie 8 und 9 des von SPD, CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP vorgelegten Antrags finden meine Zustimmung. Punkt 6 will feststellen, dass unter Umständen „der ter- roristische Angriff vom 11. September 2001 gegen die Vereinigten Staaten als Handlung im Sinne des Artikels 5 des Washingtoner Vertrages zu gelten“ habe. Diese Mei- nung teile ich nicht, zumal ja das Bundesverfassungs- gericht noch nicht entschieden hat, ob die Zustimmung der Bundesregierung zur 1999 erfolgten Änderung des NATO-Vertrages rechtskräftig war. Im Punkt 7 wird unter anderem „die Bereitstellung ge- eigneter militärischer Fähigkeiten“ zur Unterstützung der Bekämpfung des internationalen Terrorismus unterstützt. Das lehne ich aber ab. Um weder die positiven Aspekte zu negieren noch die aus meiner Sicht abzulehnenden Punkte zu ignorieren, enthalte ich mich bewusst der Stimme. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 187. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. September 2001 18343 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
Rede von Dr. h.c. Wolfgang Thierse
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Guten Morgen, liebe
Kolleginnen und Kollegen! Die Sitzung ist eröffnet.

Die heutige Sitzung habe ich gemäß Art. 39 Abs. 3 des
Grundgesetzes in Verbindung mit § 21 Abs. 2 der Ge-
schäftsordnung auf Verlangen des Bundeskanzlers einbe-
rufen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 1 auf:
Abgabe einer Regierungserklärung durch den
Bundeskanzler
Terroranschläge in den USA und Beschlüsse
des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen
sowie der NATO

Es liegt ein Entschließungsantrag der Fraktionen der
SPD, der CDU/CSU, des Bündnisses 90/Die Grünen und
der FDP vor, über den namentlich abgestimmt werden
soll. Weiterhin liegt ein Entschließungsantrag der Frak-
tion der PDS vor.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für die
Aussprache im Anschluss an die Regierungserklärung
drei Stunden vorgesehen. – Ich höre keinen Widerspruch.
Dann ist so beschlossen.

Das Wort zur Abgabe einer Regierungserklärung hat
der Herr Bundeskanzler, Gerhard Schröder.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Gerhard Schröder


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident!
    Meine sehr verehrten Damen und Herren! In meiner Re-
    gierungserklärung vom 12. September habe ich, bezogen
    auf die terroristischen Angriffe gegen die Vereinigten
    Staaten, gesagt: Dies ist nicht nur ein Krieg gegen die
    USA, dies ist ein Krieg gegen die zivilisierte Welt. Daran
    halte ich fest. Danach ist gefragt worden, ob das jener
    Kampf der Kulturen sei, von dem so oft gesprochen
    worden ist. Meine Antwort heißt: nein.


    (Beifall im ganzen Hause)


    Es geht nicht um den Kampf der Kulturen, sondern es geht
    um den Kampf um die Kultur in einer immer mehr
    zusammenwachsenden Welt. Dabei wissen wir um die
    Verschiedenheiten der Kulturen in der Welt und wir res-
    pektieren sie. Wir bestehen aber darauf, dass die Ver-

    heißungen der amerikanischen Unabhängigkeitserklä-
    rung universell gelten. Dort heißt es:

    Folgende Wahrheiten erachten wir als selbstver-
    ständlich: dass alle Menschen gleich geschaffen
    sind, dass sie von ihrem Schöpfer mit gewissen, un-
    veräußerlichen Rechten ausgestattet sind, dass dazu
    Leben, Freiheit und das Streben nach Glück gehören.

    Meine Damen und Herren, diese Verheißungen – wenn
    sie auch Erbe des christlichen Abendlandes sind, das sich
    auch nicht ohne verhängnisvolle Irrungen zu diesen Wer-
    ten hin entwickelt hat – stehen nicht im Widerspruch zu
    einer Interpretation des Islam ohne jeden fundamentalis-
    tischen Wahnsinn. Jener gesichts- und auch geschichts-
    lose barbarische Terrorismus ist gegen all das gerichtet,
    was unsere Welt im Innersten zusammenhält, nämlich die
    Achtung vor dem menschlichen Leben und der Men-
    schenwürde, die Werte von Freiheit, Toleranz, Demokra-
    tie und friedlichem Interessenausgleich.

    Deutschland steht angesichts dieses beispiellosen An-
    griffs uneingeschränkt an der Seite der Vereinigten Staa-
    ten von Amerika.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der FDP)


    Unser Bekenntnis zur politischen und moralischen
    Solidarität mit den USA ist in diesen Tagen mehr als
    eine bloße Selbstverständlichkeit. Gerade hier in Berlin
    werden wir Deutschen niemals vergessen, was die Verei-
    nigten Staaten für uns getan haben.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der PDS)


    Es waren die Amerikaner, die ganz entscheidend zum
    Sieg über den Nationalsozialismus beigetragen haben,
    und es waren unsere amerikanischen Freunde, die uns
    nach dem Zweiten Weltkrieg einen Neuanfang in Freiheit
    und Demokratie ermöglicht haben. Sie haben nicht nur die
    Lebensfähigkeit, sondern auch die Freiheit Westberlins
    garantiert und geschützt. Sie haben uns geholfen, unsere
    staatliche Einheit in einem friedlichen, demokratischen
    Europa wiederzugewinnen.

    18301


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    187. Sitzung

    Berlin, Mittwoch, den 19. September 2001

    Beginn: 9.00 Uhr

    Klar muss aber sein: Dankbarkeit ist eine wichtige und
    auch gewichtige Kategorie. Doch sie würde zur Legiti-
    mation existenzieller Entscheidungen, vor denen wir un-
    ter Umständen stehen, nicht reichen. Bei den Entschei-
    dungen, die wir zu treffen haben werden, lassen wir uns
    einzig von einem Ziel leiten: die Zukunftsfähigkeit unse-
    res Landes inmitten einer freien Welt zu sichern; denn ge-
    nau darum geht es.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der FDP)


    Die Welt hat auf die barbarischen Anschläge reagiert,
    selten einmütig und selten eindeutig. Der Sicherheitsrat
    der Vereinten Nationen hat in der grundlegenden Reso-
    lution 1368 einmütig festgestellt, dass die terroristischen
    Anschläge von New York und Washington eine, wie es in
    der Erklärung heißt, Bedrohung des Weltfriedens und der
    internationalen Sicherheit darstellen. Der Weltsicher-
    heitsrat hat damit eine Weiterentwicklung bisherigen Völ-
    kerrechts vorgenommen. Bislang galt ein bewaffneter An-
    griff, eine Störung des Weltfriedens, der Weltsicherheit
    immer dann, wenn es sich um einen Angriff von einem
    Staat auf einen anderen Staat handelte. Mit dieser Resolu-
    tion – das ist das entscheidend Neue – sind die völker-
    rechtlichen Voraussetzungen für ein entschiedenes, auch
    militärisches Vorgehen gegen den Terrorismus geschaffen
    worden.

    Der NATO-Rat hat den Vereinigten Staaten seine volle
    Solidarität auf der Grundlage von Art. 5 des NATO-Ver-
    trages erklärt. Auch er hat, ganz ähnlich wie der Welt-
    sicherheitsrat, neu interpretiert, was unter einem bewaff-
    neten Angriff auf einen Bündnispartner zu verstehen sei,
    nämlich nicht nur, wie bei Zustandekommen des NATO-
    Vertrages gedacht, der kriegerische Angriff eines Staates
    auf einen Staat, der NATO-Mitglied ist, sondern – ebenso
    wie der Weltsicherheitsrat – auch ein terroristischer An-
    griff, verstanden als Angriff auf einen Bündnispartner.
    Damit gilt dieser Angriff auf die Vereinigten Staaten als
    ein Angriff auf die NATO-Partner. Der NATO-Rat hat die-
    sen Beschluss mit unserer vollen Unterstützung gefasst.
    Das entspricht dem Geist und dem Buchstaben des
    NATO-Vertrages.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Die NATO hat bisher keine konkrete Aktion beschlos-

    sen. Voraussetzung für einen Beschluss über konkrete Ak-
    tionen ist die Feststellung, dass es sich bei den Anschlä-
    gen von New York und Washington um einen Angriff von
    außen handelt. Außerdem muss eine konkrete Bitte um
    Unterstützung durch die Vereinigten Staaten ausgespro-
    chen werden. Das ist zurzeit aus Gründen, die wir alle
    kennen, nicht der Fall.

    Welche Rechte resultieren aus diesen Beschlüssen für
    die Vereinigten Staaten? Die Vereinigten Staaten können
    auf der Grundlage der Entscheidung des Sicherheitsrates
    Maßnahmen gegen Urheber und Hintermänner, gegen
    Auftraggeber und Drahtzieher der Attentate ergreifen.
    Diese sind völkerrechtlich gedeckt. Sie können und sie
    dürfen, durch diese Weiterentwicklung des Völkerrechts
    gedeckt, ebenso entschieden gegen Staaten vorgehen, die
    den Verbrechern Hilfe und Unterschlupf gewähren. Um es
    klar zu sagen: Auf all das bezieht sich das, was ich unein-
    geschränkte Solidarität genannt habe.

    Was heißt das für die Pflichten der Bündnispartner?
    Alle Bündnispartner haben ihre moralische und politische
    Solidarität ausgesprochen. Das ist selbstverständlich. Wir
    wissen heute noch nicht, ob und welche Unterstützung die
    Vereinigten Staaten von den NATO-Partnern erwarten
    und einfordern. Das könnte auch militärischer Beistand
    sein; ein solcher kann nicht ausgeschlossen werden und
    deswegen darf ich ihn nicht ausschließen. Um welche
    Form der Unterstützung wir auch immer gebeten werden:
    Es ist eine absolute Selbstverständlichkeit, dass wir bei
    den Entscheidungen das Grundgesetz und die Rechtspre-
    chung des Bundesverfassungsgerichts – dabei insbeson-
    dere die Rechte dieses Hohen Hauses – strikt beachten
    werden.

    Mit jedem Recht – wir wissen das – korrespondiert eine
    Pflicht, aber umgekehrt gilt auch: Mit der Bündnispflicht,
    die wir übernommen haben, korrespondiert ein Recht und
    dieses Recht heißt Information und Konsultation. Wir
    als Deutsche und Europäer wollen bei allen notwendigen
    Maßnahmen eine uneingeschränkte Solidarität mit den
    USA erreichen. Ich betone: Zu Risiken – auch im Mi-
    litärischen – ist Deutschland bereit, aber nicht zu Aben-
    teuern. Diese werden von uns dank der besonnenen Hal-
    tung der amerikanischen Regierung auch nicht verlangt.
    Ich denke, das wird so bleiben.

    Die Form der Solidarität, von der ich gesprochen habe,
    ist die Lehre, die wir aus unserer Geschichte gezogen ha-
    ben, eine Lehre, die für die zivilisierte Welt bitter genug
    war. Allerdings: Eine Fixierung auf ausschließlich mi-
    litärische Maßnahmen wäre fatal. Wir müssen und wollen
    ein umfassendes Konzept zur Bekämpfung des Terro-
    rismus, zur Prävention und zur Bewältigung von Krisen
    entwickeln. Dieses Konzept muss auf politische, wirt-
    schaftliche und kulturelle Zusammenarbeit sowie auf Zu-
    sammenarbeit in Fragen der Sicherheit gegründet sein. Zu
    diesem Zweck werden wir auch in der Europäischen
    Union unsere Zusammenarbeit im Kampf gegen den Ter-
    rorismus weiter verstärken müssen. Gerade jetzt muss
    Europa mit einer Stimme sprechen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Auf meinen Vorschlag hin hat darum der belgische
    EU-Ratsvorsitzende Verhofstadt für diesen Freitag eine
    Sondersitzung des Europäischen Rates einberufen, auf
    der wir die weitere Haltung der Europäischen Union zur
    Bekämpfung des Terrorismus beraten werden. Unser
    Ziel muss sein, möglichst alle Länder in ein weltweites
    System von Sicherheit und Wohlstand zu integrieren.
    Dazu wollen wir im Rahmen der Entwicklungszusam-
    menarbeit weitere Anreize für Staaten bieten, die sich
    zur Kooperation bei der Bekämpfung des Terrorismus
    bereit erklären. Für die Krisenregionen des Nahen
    Ostens und Zentralasiens müssen wir eine Perspektive
    für politische und wirtschaftliche Stabilisierung und Sta-
    bilität, für Frieden und Entwicklung eröffnen. Vor allem
    müssen wir jetzt mit vereinten Anstrengungen alles da-
    ransetzen, den Durchbruch zum Frieden im Nahen Osten
    zu erreichen.


    (Beifall im ganzen Hause)


    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 187. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. September 2001

    Bundeskanzler Gerhard Schröder

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    (C)



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    (A)



    (B)


    Der Bundesaußenminister hat bereits mehrfach die
    Initiative ergriffen, die Konfliktparteien in Israel und
    Palästina zum Ende der Gewalt und zur Wiederaufnahme
    ihrer Gespräche zu bewegen. Sein beherztes Engagement
    in diesem Konflikt ist der beste Beweis für unsere Bereit-
    schaft, den Konfliktparteien auf ihrem Weg zum Frieden
    aktiv beizustehen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS)


    Gestern haben die internationalen Vermittlungsbemü-
    hungen zu einem ersten Erfolg geführt: Palästinenserprä-
    sident Arafat hat seinen Truppen die strikte Feuereinstel-
    lung befohlen. Daraufhin hat Israels Ministerpräsident
    Scharon den Rückzug der israelischen Truppen aus den
    Palästinensergebieten angeordnet.

    Diese Entwicklung ist ein ermutigender Schritt in
    einer schwierigen Situation, aber eben nur ein Schritt.
    Sie wird die internationalen Bemühungen, eine Allianz
    gegen den Terrorismus zu schmieden – wenn das
    Ganze Erfolg hat; das müssen wir uns wünschen –,
    sehr erleichtern. In diesem Sinne müssen wir den
    Dialog mit den gemäßigten Führern der arabischen
    Welt fortsetzen. Bereits in den vergangenen Tagen
    habe ich deshalb mit dem jordanischen König Abdullah
    und dem ägyptischen Präsidenten Mubarak Kontakt
    gehalten. Diesem Zweck wird auch ein erneutes Ge-
    spräch mit dem ägyptischen Präsidenten am kommen-
    den Dienstag in Berlin dienen. Die Bundesregierung
    wird darüber hinaus die bestehenden Kontakte zu
    wichtigen Regionalmächten wie etwa zum Iran und zu
    Syrien nutzen, um diese Staaten zu einer Zusam-
    menarbeit in der Bekämpfung des Terrorismus zu be-
    wegen.

    Man kann es nicht oft genug betonen: Wir befinden uns
    nicht im Krieg gegen irgendeinen Staat.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und der PDS)


    Wir befinden uns auch nicht im Krieg gegen die islami-
    sche Welt.


    (Beifall im ganzen Hause)


    Terroristen haben uns den Krieg erklärt und sie werden
    dafür zur Rechenschaft gezogen werden.


    (Beifall im ganzen Hause)


    Die Anschläge von New York und Washington haben
    – das wissen wir alle – nichts, aber auch gar nichts mit
    Religion zu tun.


    (Beifall im ganzen Hause)


    Sie sind Ausdruck einer verbrecherischen Gesinnung. Die
    erschreckende Missachtung menschlichen Lebens ist eine
    Kampfansage an unsere gesamte Zivilisation.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der FDP)


    Die Aufgabe, Terroristen und Fanatiker zu ächten und mit
    aller Entschiedenheit zu bekämpfen, stellt sich daher auch
    den islamischen Staaten und Glaubensgemeinschaften.


    (Beifall der Abg. Dr. Antje Vollmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Sie dürfen nicht den geringsten Zweifel daran aufkommen
    lassen, dass es keine politische, aber auch keine religiöse
    Rechtfertigung für terroristische Gewalt geben kann.


    (Beifall im ganzen Hause)


    Viele Menschen in unserem Land fragen nach den
    möglichen Auswirkungen der terroristischen Verbre-
    chen. Die Bundesregierung weiß um diese Sorgen und
    nimmt sie sehr ernst. Wir sagen deutlich: Es gibt nach der-
    zeitiger Einschätzung und sorgfältiger Prüfung keinen
    Anlass zur Furcht oder gar zur Panik. Die Bundesregie-
    rung und die Sicherheitsbehörden haben entschlossen rea-
    giert und sind weiter wachsam. Wir befinden uns nicht in
    einem nationalen Notstand. Unmittelbare Konsequenzen,
    die wir aus den tragischen Ereignissen ziehen müssen,
    wurden und werden gezogen. So wird die Sicherheit des
    Flugverkehrs am Boden wie in der Luft optimiert. Wir ha-
    ben die entsprechenden Vorkehrungen getroffen und um-
    gesetzt und auch die dafür notwendige Zustimmung der
    privaten Luftverkehrsträger erhalten. Das betrifft die Si-
    cherung des Cockpits wie auch die Verbesserung der
    Gepäckkontrollen, die Überprüfung der Beschäftigten auf
    den Flughäfen oder auch die Begleitung deutscher Flug-
    zeuge durch Sicherheitspersonal.

    Unsere Nachrichtendienste haben bei der Bekämp-
    fung des weltweit agierenden Terrorismus bisher gute Ar-
    beit geleistet. Sie haben in enger Kooperation mit den
    amerikanischen und europäischen Diensten Anschläge
    verhindert und Strukturen des Terrorismus offen legen
    können. Sie haben in der Vergangenheit durch ihre Er-
    mittlungen die Festnahme zum Beispiel des damaligen
    Finanzchefs aus dem Umfeld von Bin Laden ermöglicht.

    Wir werden weiterhin unsere besondere Aufmerksam-
    keit auf die finanziellen Strukturen der terroristischen
    Netzwerke richten müssen.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der FDP und der PDS sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Es ist unsere Aufgabe, aber nicht nur unsere Aufgabe,
    diese Finanzströme zu erfassen und zu unterbinden. Die
    Finanzierung des Terrors darf nicht zur Kehrseite des
    freien Welthandels und des freien Kapitalflusses werden.


    (Beifall im ganzen Hause)


    Desgleichen werden wir auch auf Finanzierungen des Ter-
    rors genauer achten müssen, die sich mit dem Mantel der
    Wohltätigkeit tarnen. Auch das gibt es.

    Meine Damen und Herren, bereits heute Nachmittag
    werden wir im Bundeskabinett ein Maßnahmenpaket
    beschließen, um die Bekämpfung des Terrorismus im
    Lichte der jetzt evidenten Erkenntnisse zu optimieren.
    Dazu gehört auch eine Neuregelung im Strafrecht, die
    es uns ermöglicht, aus dem Ausland operierende Unter-
    stützer krimineller Vereinigungen künftig genauso zu

    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 187. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. September 2001

    Bundeskanzler Gerhard Schröder

    18303


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    (A)



    (B)


    belangen wie Mitglieder und Unterstützer inländischer
    krimineller Vereinigungen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Dazu gehört weiter die Abschaffung des Religionsprivi-
    legs im Vereinsrecht; denn die grundgesetzlich garantierte
    Glaubens- und Bekenntnisfreiheit darf nicht jene schüt-
    zen, die Religion missbrauchen, um Mord und Terror zu
    planen.


    (Beifall im ganzen Hause)


    Wir werden Qualität und Effizienz in der Bekämpfung
    des Terrorismus verbessern. Aber – ich denke, auch da
    sind wir uns ungeachtet der Diskussionen über Details,
    die vor uns liegen, einig – wir werden unter keinen Um-
    ständen den Rechtsstaat abschaffen, um den Terror zu
    bekämpfen.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Begäben wir uns auf einen solchen Weg, dann würden wir
    die Werte, die die Terroristen angreifen und die wir zu ver-
    teidigen haben, selbst infrage stellen. Das darf nicht sein.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Unser Kampf gegen den Terrorismus ist eine Verteidigung
    unserer offenen Gesellschaft, die auf festen Werten ba-
    siert, eine Verteidigung unserer Liberalität und auch
    unserer Art, in einer offenen Gesellschaft zu leben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Der Terrorismus – das müssen wir immer wieder deutlich
    machen – wird es nicht so weit bringen, dass wir die
    Werte, die wir gegen den Terrorismus verteidigen, selber
    infrage stellen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP und der PDS)


    Deshalb darf und wird der Terrorismus uns auch nicht da-
    ran hindern, ein modernes, auf die Anforderungen unserer
    Volkswirtschaft abgestimmtes Zuwanderungsrecht zu be-
    schließen.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


    Mit dem Gesetzentwurf des Bundesinnenministers ha-
    ben wir ein zeitgemäßes Zuwanderungsrecht auf den
    Weg gebracht. Das Gesetz wird in Deutschland dringend
    gebraucht. Sinnvolle deutsche Ausländer-, Zuwande-
    rungs- und Integrationspolitik braucht mehr denn je ein
    abgewogenes rechtliches Instrumentarium; denn Zuwan-
    derung wird sich nicht von allein steuern und regeln.
    Natürlich sind wir offen für Überarbeitungen in dem ei-
    nen oder anderen Punkt. Notwendige Ergänzungen und
    Anpassungen können auch im weiteren parla-
    mentarischen Verfahren berücksichtigt werden. Gerade in
    der aktuellen Situation werden die Stärken und Vorzüge

    des Entwurfs mehr als deutlich: Dieses Gesetz bringt
    mehr Sicherheit, beispielsweise durch die Personen-
    überprüfungen im Visaverfahren schon vor der Einreise
    bei den deutschen Auslandsvertretungen. Auch erlaubt die
    Neuregelung eine genauere Unterscheidung zwischen den
    Menschen, die ein Aufenthaltsrecht erlangen können, und
    den Menschen, für die das nicht gilt. Alle erhalten schnel-
    ler Gewissheit über ihre weitere Situation und die daraus
    folgenden Konsequenzen. Dadurch werden sich deutlich
    weniger Personen hier aufhalten, denen die sichere Per-
    spektive für einen Aufenthalt bei uns fehlt.

    Die Fragen nach Zuwanderung, Flüchtlingsschutz und
    Integration stellen sich nicht allein in Deutschland. Unsere
    europäischen Partner diskutieren diese Fragen gleicher-
    maßen. Im europäischen Vergleich – auch das gilt es
    auszusprechen – nehmen wir, was die Zahlen angeht,
    schon länger keinen Spitzenplatz mehr ein. Trotzdem ha-
    ben wir als Land in der Mitte Europas ein erhebliches In-
    teresse daran, auch auf europäischer Ebene zukunftsfähige
    Regelungen bei der Zuwanderung zu beschließen. Mit un-
    serer eigenen Diskussion und auch mit der Kritik in dieser
    Diskussion können wir dazu beitragen.

    Wie so viele andere Nationen ist auch Deutschland
    ganz direkt von den terroristischen Attentaten in den Ver-
    einigten Staaten betroffen. Wir trauern um viele Deutsche,
    die in den entführten Flugzeugen oder im World Trade
    Center einen schrecklichen Tod fanden. Ihre genaue Zahl
    wissen wir immer noch nicht. Unsere Gedanken sind bei
    den Opfern und ihren Angehörigen. Ihnen gelten – ich
    denke, da spreche ich für alle – unser Mitgefühl und un-
    sere Anteilnahme.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


    Kein Zweifel: Viele unserer Landsleute ängstigen sich.
    Sie haben Angst vor dem Terror und auch Angst vor
    Krieg. Es sind insbesondere jene älteren Menschen, die
    die Grauen des Zweiten Weltkriegs noch persönlich erlebt
    haben, aber auch – wir alle spüren es; Sie spüren es in
    Ihren Wahlkreisen – die ganz jungen. Diese Angst mag
    übertrieben, mag unbegründet sein, gleichwohl ist sie da
    und sie bewegt die Menschen in unserem Lande. Wir alle
    zusammen, denke ich, müssen uns bemühen, diese Angst
    zu verstehen. Aber die politischen, ökonomischen und
    kulturellen Eliten unseres Landes dürfen nicht zulassen,
    dass uns diese Angst lähmt. Ich verstehe meine Arbeit so,
    dass sie gerade jetzt darin besteht, dabei zu helfen, aus
    Angst Zuversicht zu entwickeln, und ich bin davon über-
    zeugt, dass es dazu Anlass gibt, meine Damen und Herren.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Zu Beginn dieses neuen Jahrhunderts steht Deutsch-
    land auf der richtigen Seite – fast ist man versucht zu sa-
    gen: endlich –, auf der Seite der unveräußerlichen Rechte
    aller Menschen. Diese Menschenrechte sind die große Er-
    rungenschaft und das Erbe der europäischen Aufklärung.
    Diese Werte der Menschenwürde, der freiheitlichen De-
    mokratie und der Toleranz sind unsere große Stärke im
    Kampf gegen den Terrorismus. Sie sind das, was unsere
    Völker- und Staatengemeinschaft zusammenhält, und sie

    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 187. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 19. September 2001

    Bundeskanzler Gerhard Schröder

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    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    sind das, was die Terroristen zerstören wollen. Diese
    Werte, meine sehr verehrten Damen und Herren, sind un-
    sere Identität und deshalb werden wir sie verteidigen, mit
    Nachdruck, mit Entschiedenheit, aber auch mit Beson-
    nenheit.

    Ich danke für die Aufmerksamkeit.


    (Anhaltender Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der PDS)