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    Nachruf auf den Abgeordneten Dr. Werner Schuster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16429 A Zusatztagesordnungspunkt 8: Vereinbarte Debatte zur Rentenpolitik 16429 B Franz Thönnes SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16429 B Horst Seehofer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 16431 B Kerstin Müller (Köln) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16434 D Dr. Irmgard Schwaetzer F.D.P. . . . . . . . . . . . 16437 B Roland Claus PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16439 B Erika Lotz SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16440 B Dr. Maria Böhmer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 16441 C Walter Riester, Bundesminister BMA . . . . . . 16443 D Karl-Josef Laumann CDU/CSU . . . . . . . . . . 16446 A Zusatztagesordnungspunkt 9: Beschlussempfehlung des Ausschusses nach Art. 77 des Grundgesetzes zu dem Gesetz zur Reform der gesetzlichen Rentenversi- cherung und zur Förderung eines kapitalge- deckten Altersvorsorgevermögens (Alters- vermögensgesetz) (Drucksachen 14/4595, 14/5068, 14/5146, 14/5150, 14/5367, 14/5383, 14/5970) . . . 16446 D Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 16447 A Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16449 D Tagesordnungspunkt 16: Antrag der Abgeordneten Monika Griefahn, Eckhardt Barthel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordne- ten Rita Grießhaber, Dr. Antje Vollmer, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Auswär- tige Kulturpolitik für das 21. Jahrhundert (Drucksache 14/5799) . . . . . . . . . . . . . . . 16447 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 10: Antrag der Abgeordneten Dr. Helmut Haussmann, Ina Albowitz, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der F.D.P.: „Pu- blic Private Partnership“ in der aus- wärtigen Kulturpolitik (Drucksache 14/5963) . . . . . . . . . . . . . . . 16447 B Monika Griefahn SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16447 C Dr. Norbert Lammert CDU/CSU . . . . . . . . . 16452 A Rita Grießhaber BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 16454 A Ulrich Irmer F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16455 A Dr. Heinrich Fink PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . 16456 A Dr. Elke Leonhard SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 16457 B Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 16458 C Dr. Norbert Lammert CDU/CSU . . . . . . . 16460 A Ulrich Irmer F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16460 D Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . . . . 16461 A Hans-Joachim Otto (Frankfurt) F.D.P. . . . . . 16462 C Gert Weisskirchen (Wiesloch) SPD . . . . . . . 16464 A Hartmut Koschyk CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 16465 B Tagesordnungspunkt 17: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- wärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Karl Lamers, Christian Plenarprotokoll 14/168 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 168. Sitzung Berlin, Freitag, den 11. Mai 2001 I n h a l t : Schmidt (Fürth), Hartmut Koschyk und der Fraktion der CDU/CSU: Chancen des deutsch-polnischen Nachbarschaftsver- trages für Versöhnung stärker nutzen (Drucksachen 14/5138, 14/5814) . . . . . . . 16466 B Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 16466 C Markus Meckel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16468 C Ulrich Irmer F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16470 A Hartmut Koschyk CDU/CSU . . . . . . . . . 16470 D Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16471 D Hartmut Koschyk CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 16473 B Dr. Helmut Lippelt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16473 D Wolfgang Gehrcke PDS . . . . . . . . . . . . . . . . 16474 B Christoph Zöpel, Staatsminister AA . . . . . . . . 16475 B Tagesordnungspunkt 18: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuregelung von Be- schränkungen des Brief-, Post- und Fern- meldegeheimnisses (Drucksachen 14/5655, 14/5981) . . . . . . . 16476 D Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär BMI 16477 A Ulla Jelpke PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16477 D Erwin Marschewski CDU/CSU . . . . . . . . . . 16478 B Dieter Wiefelspütz SPD . . . . . . . . . . . . . . 16479 A Dr. Max Stadler F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . 16479 C Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16480 B Dr. Max Stadler F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16481 B Hans-Christian Ströbele BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16481 B Ulla Jelpke PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16482 C Dieter Wiefelspütz SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 16483 B Tagesordnungspunkt 19: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Verbesserung der rechtlichen und sozialen Situation der Prostituierten (Drucksache 14/5958) . . . . . . . . . . . . . . . 16485 C Anni Brandt-Elsweier SPD . . . . . . . . . . . . . . 16485 C Ilse Falk CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16487 C Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16489 C Ina Lenke F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16490 D Christina Schenk PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16492 A Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16492 D Tagesordnungspunkt 20: Erste Beratung des von den Abgeordneten Dr. Günter Rexrodt, Hans-Joachim Otto (Frankfurt), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Ausprägung einer 1-DM-Gold- münze und die Errichtung der Stiftung „Geld und Währung“ und zur Unterstüt- zung der Rekonstruktion der Museumsinsel (Museumsinselunterstützungsgesetz) (Drucksache 14/5274) . . . . . . . . . . . . . . . 16493 A Dr. Günter Rexrodt F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . 16493 A Ingrid Arndt-Brauer SPD . . . . . . . . . . . . . . . 16493 D Jochen-Konrad Fromme CDU/CSU . . . . . . . 16494 D Dr. Antje Vollmer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16495 A Dr. Uwe-Jens Rössel PDS . . . . . . . . . . . . . . . 16496 A Tagesordnungspunkt 21: Erste Beratung des von den Abgeordneten Eva Bulling-Schröter, Kersten Naumann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der PDS eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Neuordnung des Naturschutzes und der Landschaftspflege (Drucksache 14/5766) . . . . . . . . . . . . . . . 16496 C Eva Bulling-Schröter PDS . . . . . . . . . . . . . . 16496 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16498 C Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16498 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 16499 A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Neuordnung des Naturschutzes und der Landschaftspflege (Ta- gesordnungspunkt 21) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16500 A Christel Deichmann SPD . . . . . . . . . . . . . . . 16500 B Franz Obermeier CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 16502 B Sylvia Voß BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . 16503 C Marita Sehn F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16504 D Anlage 3 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16505 B Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 168. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Mai 2001II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 168. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Mai 2001
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    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 168. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Mai 2001 Vizepräsidentin Petra Bläss 16498 (C)(A) Berichtigung 167. Sitzung, Seite 16353 (C), dritter Absatz, der vierte und der fünfte Satz sind wie folgt zu lesen: „Dies ist für uns nur unter bestimmten Bedingungen akzeptabel und sogar sinnvoll: Ich glaube nicht, dass nur DB Cargo Güterverkehr durchführen kann, um das ganz klar zu sagen.“ Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 168. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Mai 2001 16499 (C) (D) (A) (B) Adler, Brigitte SPD 11.05.2001 Barthel (Berlin), SPD 11.05.2001 Eckhardt Barthle, Norbert CDU/CSU 11.05.2001 Beck (Bremen), BÜNDNIS 90/ 11.05.2001 Marieluise DIE GRÜNEN Bierling, Hans-Dirk CDU/CSU 11.05.2001** Bindig, Rudolf SPD 11.05.2001* Dr. Blüm, Norbert CDU/CSU 11.05.2001 Bohl, Friedrich CDU/CSU 11.05.2001 Börnsen (Bönstrup), CDU/CSU 11.05.2001 Wolfgang Carstens (Emstek), CDU/CSU 11.05.2001 Manfred Carstensen (Nordstrand), CDU/CSU 11.05.2001 Peter H. Dr. Däubler-Gmelin, SPD 11.05.2001 Herta Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 90/ 11.05.2001 DIE GRÜNEN Friedrich (Altenburg), SPD 11.05.2001 Peter Fuhrmann, Arne SPD 11.05.2001 Dr. Gerhardt, Wolfgang F.D.P. 11.05.2001 Gleicke, Iris SPD 11.05.2001 Glos, Michael CDU/CSU 11.05.2001 Göllner, Uwe SPD 11.05.2001 Hartnagel, Anke SPD 11.05.2001 Haschke (Großhenners- CDU/CSU 11.05.2001 dorf ), Gottfried Hauser (Bonn), Norbert CDU/CSU 11.05.2001 Dr. Haussmann, Helmut F.D.P. 11.05.2001 Heyne, Kristin BÜNDNIS 90/ 11.05.2001 DIE GRÜNEN Hiksch, Uwe PDS 11.05.2001 Hirche, Walter F.D.P. 11.05.2001 Dr.-Ing. Jork, Rainer CDU/CSU 11.05.2001 Jünger, Sabine PDS 11.05.2001 Dr.-Ing. Kansy, Dietmar CDU/CSU 11.05.2001 Karwatzki, Irmgard CDU/CSU 11.05.2001 Klappert, Marianne SPD 11.05.2001 Kramme, Anette SPD 11.05.2001 Kraus, Rudolf CDU/CSU 11.05.2001 Leidinger, Robert SPD 11.05.2001 Lippmann, Heidi PDS 11.05.2001 Müller (Berlin), PDS 11.05.2001 Manfred Müller (Jena), Bernward CDU/CSU 11.05.2001 Müller (Zittau), SPD 11.05.2001 Christian Neumann (Bremen), CDU/CSU 11.05.2001 Bernd Nietan, Dietmar SPD 11.05.2001 Ostrowski, Christine PDS 11.05.2001 Pau, Petra PDS 11.05.2001 Pfeifer, Anton CDU/CSU 11.05.2001 Dr. Protzner, Bernd CDU/CSU 11.05.2001 Raidel, Hans CDU/CSU 11.05.2001 Roth (Gießen), Adolf CDU/CSU 11.05.2001 Rühe, Volker CDU/CSU 11.05.2001 Dr. Scheer, Hermann SPD 11.05.2001 Schmidt (Mülheim), CDU/CSU 11.05.2001 Andreas Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 11.05.2001 Hans Peter von Schmude, Michael CDU/CSU 11.05.2001 Schulhoff, Wolfgang CDU/CSU 11.05.2001 Schulz, Gerhard CDU/CSU 11.05.2001 Dr. Schuster, R. Werner SPD 11.05.2001 Dr. Spielmann, Margrit SPD 11.05.2001 Dr. Freiherr von CDU/CSU 11.05.2001 Stetten, Wolfgang Dr. Süssmuth, Rita CDU/CSU 11.05.2001 Thiele, Carl-Ludwig F.D.P. 11.05.2001 Dr. Volmer, Ludger BÜNDNIS 90/ 11.05.2001 DIE GRÜNEN entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Dr. Waigel, Theodor CDU/CSU 11.05.2001 Dr. Westerwelle, Guido F.D.P. 11.05.2001 Wimmer (Karlsruhe), SPD 11.05.2001 Brigitte Wissmann, Matthias CDU/CSU 11.05.2001 Wistuba, Engelbert SPD 11.05.2001 Wohlleben, Verena SPD 11.05.2001 Dr. Wolf, Winfried PDS 11.05.2001 Wolf (Frankfurt), BÜNDNIS 90/ 11.05.2001 Margareta DIE GRÜNEN Zierer, Benno CDU/CSU 11.05.2001* Zöller, Wolfgang CDU/CSU 11.05.2001 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates ** für die Teilnahme an der Sitzung der Parlamentarischen Versamm- lung der NATO Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Neuordnung des Naturschutzes und der Land- schaftspflege (Tagesordnungspunkt 21) Christel Deichmann (SPD): Die grundlegende Mo- dernisierung des Bundesnaturschutzgesetzes ist das we- sentliche umweltpolitische Vorhaben dieser Bundesregie- rung und der sie tragenden Fraktionen. Anfang Februar dieses Jahres hat die Bundesregierung einen Referentenentwurf vorgelegt, der anspruchsvolle und zukunftsweisende Regelungen enthält. Viele der von der SPD seit Jahren immer wieder gestellten Forderungen werden demnach voraussichtlich in die Novellierung ein- fließen. Ein weiterer wesentlicher Punkt aus der Koali- tionsvereinbarung wäre damit umgesetzt. Das erste Bundesnaturschutzgesetz trat 1976 in Kraft. Es wurde bislang dreimal novelliert: 1987 setzte die so genannte Artenschutznovelle internationale Verpflichtun- gen zum Artenschutz um. Die verspätete Umsetzung der FFH-Richtlinie in nationales Recht führte im April 1998 zur zweiten Novellierung. Schließlich wurde mit der drit- ten Novelle kurze Zeit später, nämlich im August 1998, der stark umstrittene § 3 b zum Ausgleich von Nutzungs- beschränkungen in der Land- und Forstwirtschaft sowie die Regelungen zum Vertragsnaturschutz und zu Bio- sphärenreservaten eingeführt. Die Anläufe für die überfällige grundlegende Novel- lierung sind in den vergangenen Legislaturperioden je- doch gescheitert. Eine umfassende Novellierung ist aber dringend erforderlich – und das aus folgenden Gründen: Wie im PDS-Entwurf richtig herausgestellt wurde, ist die Natur in einem erbärmlichen Zustand. Die Roten Listen der Pflanzen- und Tierarten sowie zahlreiche Umweltgut- achten dokumentieren diese Situation. Für uns ist das grundlegende Ziel der Gesamtnovelle, die natürlichen Le- bensgrundlagen auch für die nachkommenden Generatio- nen zu sichern. Daher ist es erforderlich, bei der Bevölke- rung mehr Akzeptanz, Verantwortungsbewusstsein und Verständnis für Maßnahmen des Naturschutzes zu schaf- fen. Die Verantwortung für die künftigen Generationen soll unterstreichen, dass für den Schutz von Natur und Landschaft die aktuellen Nutzungsinteressen des Men- schen nicht alleine im Vordergrund stehen. Das alte Bundesnaturschutzgesetz hob bei den Zielen des Naturschutzes und der Landschaftspflege nur auf die Leistungsfähigkeit der Natur ab. Erstmalig haben das Prinzip der Nachhaltigkeit, die Regenerationsfähigkeit der Naturgüter und der Bezug zu internationalen Natur- schutzanforderungen in die Ziele und Grundbestimmun- gen Eingang gefunden: Somit entspricht die Neufassung des Gesetzes weitestgehend den gewandelten Anforde- rungen an einen zeitgemäßen Naturschutz. Ich bin sehr froh, dass nach über 20 Jahren Stillstand im Naturschutzrecht – die erwähnten Novellierungen im Jahre 1998 brachten keine Weiterentwicklung in dieser Frage – nun eine echte Chance für Fortschritte beim Schutz der Natur in Deutschland besteht. Die im Entwurf des BMU vorgesehenen Regelungen geben die Richtung vor, die immer noch fortschreitende Naturzerstörung und die Bedrohung vieler einzigartiger Tiere und Pflanzen effektiver zu stoppen. Es ist bekannt, dass die Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten in nicht unwesentlichem Maße am Rückgang der Pflanzen- und Tierarten beteiligt waren. Aber auch eines ist uns Umweltpolitikern bewusst. Viele Naturflächen sind erst durch spezielle Bewirtschaftungs- und Nutzungsformen der Landbewirtschaftung entstanden. Entfällt die Bewirt- schaftung, verändern sich die Flächen wieder hin zu natür- lichen Vegetationsformen – der Artenreichtum nimmt ab. An dieser Stelle möchte ich betonen, dass die Koope- ration zwischen Naturschützern und den Land- und Forst- wirten für uns Politikerinnen und Politiker der SPD schon immer ein zentraler Punkt in der Naturschutzpolitik ge- wesen ist. Nur durch das Miteinander von Umweltschüt- zern und Landnutzern kann eine flächendeckende natur- verträgliche Nutzung ermöglicht werden. Unter allen Nutzergruppen ist die Landwirtschaft die Bedeutendste – sie beansprucht rund 55 Prozent der Fläche Deutschlands. Auf ihr lastet somit eine erhöhte Verantwortung für den Erhalt und die Weiterentwicklung unserer schützenswer- ten Natur- und Kulturlandschaft. Für uns sind bei der Modernisierung des Naturschutz- rechtes nachfolgende Punkte besonders wichtig: die be- reits erwähnte Formulierung der guten fachlichen Praxis unter naturschutzfachlicher Sicht, die Umwandlung der bestehenden Ausgleichsregelung in eine Rahmenrege- lung, die Schaffung eines Biotopverbundsystems auf min- destens 10 Prozent der jeweiligen Landesfläche, die Auf- wertung und Konkretisierung der Landschaftsplanung, die Erweiterung der Eingriffsregelung, die Einführung der bundesweiten Verbandsklage, die Aufnahme des Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 168. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Mai 200116500 (C) (D) (A) (B) Entwicklungsaspektes bei den Nationalparks und Ein- führung des Umgebungsschutzes sowie die Erweiterung des Geltungsbereiches auf die AWZ. Seit Beginn dieser Legislaturperiode haben die Koaliti- onsfraktionen Fachgespräche und Diskussionen mit den betroffenen Nutzergruppen, mit Naturschützern, mit Ver- tretern der Bundesländer und auch mit kommunalen Ver- tretern geführt, um die unterschiedlichsten Aspekte und Anforderungen bei der Novellierung des Naturschutzrech- tes mit einzubeziehen. Der von dem BMU erarbeitete Ge- setzentwurf enthält im Wesentlichen auch die von uns für wichtig erachteten oben genannten Punkte. Die Umweltverbände NABU und BUND bestätigen in ihren Presseerklärungen von Anfang März dieses Jahres, dass der Entwurf eine wesentliche Verbesserung der bishe- rigen Rechtslage darstellt. Dass an einigen Stellen noch Korrekturen notwendig sind, das sehen auch wir. Zurzeit befindet sich der Entwurf aber noch in der Ressortabstim- mung – das endgültige Ergebnis ist erst einmal abzuwarten. Eines muss ich den Kolleginnen und Kollegen der PDS lassen: Es ist in einer Art ziemlich clever, die Stellung- nahmen verschiedener Naturschutz- und Umweltexperten anlässlich der Verbändeanhörung zum Referentenentwurf zu analysieren, die besten Teile herauszunehmen und dann daraus ein neues Gesetzeswerk zu präsentieren. Sie schießen mit Ihrem Gesetzentwurf jedoch ins Leere, be- vor das begehrte Zielobjekt überhaupt vollständig auf der Bildfläche erschienen ist. Voraussichtlich soll noch vor der Sommerpause ein Kabinettsentwurf parallel an den Bundesrat und an den Bundestag überwiesen werden. Dann werden. auch wir uns im Plenum konkret mit der Novellierung auseinander setzen können. Bis dahin empfehle ich Ihnen, sich erst einmal konstruktiv mit dem gegenwärtigen Referenten- entwurf zu befassen. Gleiches gilt natürlich auch für die Damen und Herren der CDU/CSU und F.D.P. Viele der im PDS-Entwurf aufgeführten Punkte sind auch im Referentenentwurf enthalten – welch Wunder! Im Folgenden will ich nur auf einige eingehen: Die Schaf- fung eines bundesweiten Biotopverbunds auf mindestens 10 Prozent der Landesfläche ist ein herausgehobener Grundsatz im Referentenentwurf des BMU. Dies ent- spricht auch, wie erwähnt, einer der zentralen umweltpo- litischen Forderungen der SPD. Aus meiner Sicht ist es noch diskussionswürdig, welche Schutzkategorien in die- sen Verbund mit einbezogen werden sollen. Im PDS-Entwurf wird einmal ein Mindestanteil von 15 Prozent und im nächsten Satz wieder ein Anteil von 10 Prozent der Landesfläche gefordert. Ich bitte Sie – wir sind hier doch nicht bei „Wünsch dir was“. Aber wahr- scheinlich ist Ihnen dieser Fehler beim Zusammenschnei- den der verschiedenen Vorlagen von Umweltexperten un- terlaufen. Es ist ein hehres Ziel, wenn Sie in Ihrer Ge- setzesvorlage in § 3 Biotopverbund fordern: Die erforderlichen Kernflächen, Verbindungsflächen und Verbindungselemente sind als vorrangige Flächen für den Naturschutz durch die Unterschutz- stellung als Naturschutzgebiet, als Nationalpark oder als Biosphärenreservat zu sichern, um einen Biotop- verbund dauerhaft zu gewährleisten. Und das auf 15 Prozent der Landesfläche! Es ist richtig, wenn die Kolleginnen und Kollegen von der PDS sagen, dass in der Vergangenheit umfassende Na- turschutznovellierungsversuche insbesondere am Land- wirtschaftsministerium gescheitert sind. Die vom BM- VEL jetzt eingeleitete Agrarreform unterstützt jedoch unsere Bestrebungen, den Naturschutz insgesamt zu ver- bessern und auf einen zeitgemäßen Stand zu bringen. In ihrer Regierungserklärung vom 8. Februar 2001 bestätigte die Ministerin ihre aktive Unterstützung für neue Ideen im Naturschutz. Die europäische Rechtsgrundlage, die EAGFL-Verord- nung, gibt ebenfalls vor, dass die „gute fachliche Praxis“ auch im Sinne des biotischen Ressourcenschutzes näher zu definieren ist. Sie gibt weiterhin vor, dass überprüfbare Kriterien festgelegt werden müssen. Ergebnisse eines vom Bundesamt für Naturschutz aus- geschriebenen Forschungsvorhabens verdeutlichen, dass Naturschutzaspekte in den landwirtschaftlichen Fachge- setzen bisher weitgehend unberücksichtigt blieben. Die vergleichsweise wenigen quantitativen Vorgaben sind viel zu lasch und der überwiegende Teil der Anforderungen ist ungenau und rechtlich kaum durchsetzbar formuliert. Die jetzt gefundene Regelung zur „guten fachlichen Praxis“ halte ich für einen Kompromiss, der von allen Sei- ten mit getragen werden kann. Die hier vorgeschlagenen Kriterien sind zwar allgemein gehalten – schließlich han- delt es sich um ein Rahmengesetz –, können aber von den Ländern noch weiter konkretisiert werden, um regionale Gegebenheiten besser zu berücksichtigen. Ich freue mich, dass auch die PDS weitestgehend den Vorschlägen zur guten fachlichen Praxis zustimmt. Mit welcher heißen Nadel der heute eingebrachte Ge- setzentwurf gestrickt wurde, zeigt sich auch im § 7 Abs. 2: Ein finanzieller Ausgleich erfolgt nur für Nutzungs- beschränkungen, welche die gute fachliche Praxis einschränken und die Maßgabe der Sozialpflichtig- keit des Eigentums überschreiten. Und wie bitte ist dies in Abs. 5 desselben Paragraphen zu verstehen „Anstelle eines Ausgleichs können vertrag- liche Vereinbarungen treten.“ Noch nicht ganz trocken ist die Tinte ebenfalls in § 18, „Eingriffe in Natur und Landschaft“: Auszugleichen sind auch Beeinträchtigungen durch Immissionen in der Umgebung der Eingriffsfläche, die auf planerischer Abwägung beruhen, sowie stoff- liche Beeinträchtigungen. Neben der flächendeckenden Landschaftsplanung, die auch wir wollen, fordert der Entwurf der PDS in § 12 ein Bundeslandschaftsprogramm und in § 13 Landesland- schaftsprogramme, in § 14 regionale Landschaftsrahmen- pläne und in § 15 Landschaftspläne. Ein weiterer positi- ver Punkt ist die Forderung nach einer stärkeren Nutzung von erneuerbare Energien. Bravo! Es ist unbestritten, dass Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 168. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Mai 2001 16501 (C) (D) (A) (B) der Anteil der erneuerbaren Energie am gesamten Ener- gieaufkommen erhöht werden kann und muss: Da kommen aber zum Beispiel im Bereich der Offshore- Windenergieanlagen einige Probleme auf uns zu, denen wir uns bei grundsätzlicher Befürwortung dieser Art der Energieerzeugung stellen werden. Auch im Meeresbe- reich müssen die Belange des Naturschutzes akzeptiert und bei der Durchsetzung konkurrierender Nutzungsan- sprüche be-rücksichtigt werden. Nach Einschätzung des Bundesamtes für Naturschutz, BfN, liegt bereits eine Vielzahl von Daten vor, um Schutzgebiete im deutschen Meeresbereich ausweisen zu können. Trotz guter Ansätze und fortschrittlicher Forderungen hält der Gesetzesentwurf insgesamt einer inhaltlichen und formalen Überprüfung jedoch nicht stand. So steht zum Beispiel das von Ihnen in § 6 geforderte absolute „Priva- tisierungsverbot“ für ökologisch bedeutsame Flächen im Widerspruch mit dem Einigungsvertrag. Ich erinnere in diesem Zusammenhang nur an das Prozedere zum Ver- mögensrechtsergänzungsgesetz, als es um die Sicherung für den Naturschutz bedeutsamer BVVG-Flächen ging. Wir werden den begonnenen Diskussionsprozess fort- führen, um Verständnis für unsere Positionen werben und auch Argumente der oben angeführten Gruppen, mit de- nen wir seit Beginn der Legislaturperiode dieses Thema erörtern, mit aufnehmen. Dabei sind wir auf eine breite Unterstützung unterschiedlicher Fachbereiche angewie- sen; das ist uns schon klar. Den von der PDS eingebrach- ten Gesetzentwurf sehe ich als einen Beitrag in der brei- ten Diskussion an, ohne die bereits angeführten Mängel bzw. Differenzen zu verschweigen. Wir werden, wie bekannt, einen eigenen Gesetzent- wurf einbringen, der den Anforderungen an ein Rahmen- gesetz Rechnung trägt, für den Naturschutz anspruchs- volle und zukunftsweisende Regelungen festschreibt und den Bundesländern den erforderlichen Spielraum für eine substanzielle Umsetzung lässt. Ich kann daher Sie alle nur ausdrücklich auffordern, sich an der Diskussion zur No- vellierung des Bundesnaturschutzgesetzes aktiv zu betei- ligen. Franz Obermeier (CDU/CSU): Gerade für CDU und CSU hat bisher der Umwelt- und Naturschutz eine beson- dere Rolle gespielt. Dies bleibt auch künftig so. Deshalb haben wir uns zu unseren Regierungszeiten besonders mit den Herausforderungen in diesem Zusammenhang be- schäftigt, sind diese angegangen und – das darf ich hier ausdrücklich formulieren – haben deutliche Erfolge er- zielen können. Ich nenne in diesem Zusammenhang die Luft- und Was- serreinhaltung, den Bereich der Abfallwirtschaft, den inter- nationalen Klimaschutz, aber auch die ökologische Neu- orientierung in der Entwicklungspolitik. Gerade Bayern ist zum Beispiel vorbildlich mit seinem Vertragsnaturschutz- programm und mit dem Arten- und Biotopschutzpro- gramm, mit dem Aufbau seines Verbundsystems – Bayern- netz-Natur – und gibt dort 80 Millionen DM pro Jahr für den Naturschutz aus. Dazu kommen noch rund 400 Milli- onen DM für die Förderung einer umweltverträglichen Landwirtschaft. Der PDS-Gesetzentwurf springt zu kurz. Immerhin -hat es die PDS in der Drucksache 14/5766 vom 5. April 2001 auf 48 Seiten Gesetzentwurf gebracht. Darin enthal- ten sind eine ganze Reihe von Zielen und Forderungen aus dem beschlossenen Gesetz der CDU/CSU von 1998. Kri- tisch beleuchten möchte ich in diesem Zusammenhang, dass sich die PDS in ihrem Gesetzentwurf – wie auch die SPD und die Grünen – sehr stark mit der Theorie, mit der Formulierung von Festsetzungen, ja mit der Formulierung von Prozentzahlen auseinander setzt, ohne deutlich zu machen, wo der Bund mehr als bisher Verantwortung übernehmen kann, und Verantwortung übernehmen be- deutet in diesem Zusammenhang auch finanzielle Verant- wortung. Das Bundesnaturschutzgesetz vom 24. Dezember 1976 wurde am 1. Januar 1987 sowie am 30. April 1998 und zu- letzt am 26. August 1998 geändert. Zuletzt ging es im We- sentlichen um die Umsetzung der FFH-Richtlinie und die Stärkung des Vertragsnaturschutzes. Der jetzt vorliegende Entwurf vermag von der Notwendigkeit einer Novelle nicht zu überzeugen, zumal noch nicht einmal der 98er- Beschluss durch die Länder vollends realisiert worden ist. Der jetzige Rahmen gibt die Möglichkeiten, um im Mit- einander mit den Betroffenen mehr zu erreichen, wie die Umsetzung in einzelnen Bundesländern – ich habe Bei- spiele aus Bayern genannt – zeigen. Die Bundesregierung ist tatenlos. Das Konzept der Bundesregierung aus SPD und Grünen ist bisher kein Konzept. Die Vorgehensweise ist geprägt durch ein Hin und Her, durch Schönformuliererei, ohne aber konkret zu werden und wirklich auch zu handeln. Schauen wir uns den Haushalt des BMU an, so ist er von 1999 auf 2000 zunächst abgesenkt worden, um in 2001 in etwa wieder die Höhe der früheren Bundesregie- rung zu erreichen. Der Gesamthaushalt Umwelt hat sogar Defizite gegenüber der Zeit der CDU/CSU-geführten Re- gierung und zudem – hören Sie genau zu – hat sich eine Verschiebung zum Verwaltungsanteil hin vollzogen. Das zeigt deutlich: Man kürzt bei Heimatvereinen und lehnt Anträge zum Vertragsnaturschutz ab. Dies macht deut- lich: Trittin zeichnet sich aus durch Sprüche, will die Na- tionalhymne nicht singen, und der Kanzler tut so, als ginge ihn dies alles nichts an. Oder er gibt eine Presse- konferenz und verkündet, dass jetzt auf dem Papier 10 Prozent – die PDS will 15 Prozent nehmen – Schutzge- biete formuliert werden. Was passiert tatsächlich? Die Prozentzahlen sind ge- griffen, die Definition der Schutzgebiete ist ungenau und wird in der Konkretisierung des Schutzes eher abgesenkt. Die Betroffenen vor Ort wissen nicht, was auf sie zu- kommt. Dies gilt für PDS, SPD und Grüne gleicher- maßen. Statt Kooperation Konfrontation. Was wollen CDU und CSU? CDU und CSU wollen im Vertrauen und im Miteinander mit den Betroffenen etwas für den Naturschutz erreichen. Dies wird nicht gelingen durch Schönfärberei oder Schönrederei, sondern indem beispielsweise der Bund Verantwortung übernimmt in den Naturparken, in Gebieten mit nationaler Bedeutung, in Gebieten von europäischer Bedeutung. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 168. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Mai 200116502 (C) (D) (A) (B) Wenn es dazu kommt, die gute fachliche Praxis über die Fachgesetze hinaus aufzuweichen, gefährdet das die Zusammenarbeit von Naturschutz und den vor Ort Wirt- schaftenden. Es gefährdet zudem die Förderung durch EU-Programme, die jetzt so gut angelaufen ist. Die PDS hat in § 7 ihres Gesetzentwurfs dies ja formuliert – „Aus- gleich von Nutzungsbeschränkungen in der Land- und Forstwirtschaft“ – und dort dargelegt, dass sie die erhöh- ten Anforderungen über die der guten fachlichen Praxis hinaus auch angemessen ausgleichen will. Allerdings ist dann Voraussetzung, nicht die gute fachliche Praxis zunächst aufzuweichen und auszuweiten, wie dies in § 20 unter „Naturverträgliche Landschafts- und Naturnut- zung“ geschehen ist. Vielmehr müssen das Landwirt- schaftsgesetz und die entsprechenden Fachgesetze aktua- lisiert und überarbeitet werden. Eine flächendeckende Landschaftsplanung wird von uns abgelehnt. Neben der Biotopkartierung, neben den Möglichkeiten der Befliegung und damit der Zustellungs- und Veränderungsfeststellung wollen wir nicht immer neue Planungsinstrumente, die bürokratisieren und das Geld in Personal und Plänen binden. Immer neue Gesetze, Verordnungen, Leitbilder, Richtlinien werden uns nicht voranbringen, sondern es kommt auf den praktischen Na- turschutz vor Ort an. Die PDS fordert in § 19 ihres Gesetzentwurfes, dass Baubehörden und Naturschutzbehörden gleichgestellt werden. Hier gilt es aber insbesondere darauf zu achten, dass der ländliche Raum nicht zu kurz kommt. Lückenbe- bauung muss auch im Außenbereich weiterhin möglich bleiben, die Verfahren dürfen nicht zu lange dauern. Zu Eigentumsrechten: Nicht unsinnige bürokratische, überzogene Regelungen sind gefragt, die die Beteiligten vor den Kopf stoßen und die Eigentumsrechte aushöhlen, sondern praktikable Regelungen. Wir müssen auch darauf achten, dass Naturschutz nicht an den Grenzen Halt macht. Gerade ein Land im Zentrum Europas muss im Rahmen der Wettbewerbsfähigkeit und der Standortsicherung darauf achten, nicht auf Allein- gänge zu setzen, sondern im Konsens mit den beteiligten Nachbarn Naturschutz möglichst voranbringen zu wollen. Dies gilt auch für internationale Vereinbarungen. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion will ein Natur- schutzkonzept mit abgestuften Schutz- und Nutzungs- funktionen. Dabei ist zu unterscheiden zwischen Kernge- bieten und der Vorgehensweise auf großer Fläche. Hoheitlicher Naturschutz muss durch Vertragsnaturschutz ergänzt oder muss teilweise durch ihn ersetzt werden. Es muss mehr über extensivere Nutzungsformen nachge- dacht werden. Aber auch in diesem Zusammenhang kommt es auf die Rahmenbedingungen EU-weit an. Hier sind Umweltminister und Landwirtschaftsministerin mehr als bisher gefordert. Auch wenn im Gesetzentwurf wichtige Grundsätze und Ziele formuliert sind, so sind wir mit der Vorgehens- weise der Ausweisung von Schutzgebieten unzufrieden. Vor allem vermissen wir aber, dies vorrangig mit den Be- troffenen vor Ort tun zu wollen. Hier sind insbesondere vertragliche Vereinbarungen gefragt. Ohne die Bereit- schaft, finanzielle Ressourcen effektiv und für den prakti- schen Naturschutz einzusetzen, wird sich tatsächlich nur sehr wenig verändern. Hier gilt es anzusetzen. CDU und CSU werden in ihren Initiativen nicht nachlassen, dies einzufordern. Nicht Pressekonferenzen des Bundeskanz- lers und des Umweltministers sind gefragt, sondern nach- haltiges und konkretes Handeln, um wirklich etwas errei- chen zu können. CDU und CSU lehnen den Gesetzentwurf ab. Sylvia Voß (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Wer es wirklich wissen will, kann es wissen und, nebenbei ge- sagt, wir alle, die hier entscheiden, sollten es auch wissen: Der Zustand von Natur und Landschaft in Deutschland verschlechtert sich nach wie vor, und ganz besonders ra- sant seit den 60er-Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts, er ist Besorgniserregend. Dieser Umstand wird leider in der Öffentlichkeit, mehr aber noch in der Wirtschaft und der Politik auf allen Ebenen immer wieder verdrängt. Die biologische Vielfalt ist durch anhaltende Umwelt- belastung und Naturzerstörung gefährdet. Ständig verrin- gert sich die Fläche, die für frei lebende Tier- und wild- wachsende Pflanzenarten zur Verfügung steht, die Lebensräume der meisten Arten sind qualitativ beein- trächtigt. Täglich werden 120 Hektar Fläche allein durch Siedlung und Verkehr versiegelt. Das entspricht immerhin der Fläche von etwa 150 Fußballfeldern. Wenn schon nicht im Fußball, so ist Deutschland doch Weltmeister in der Straßendichte. Allein in den letzten 25 Jahren wurden im alten Bun- desgebiet 863 300 Hektar Land für Siedlungs- und Ver- kehrszwecke verbraucht oder fielen dem Abbau von Bo- denschätzen zum Opfer – das entspricht der dreifachen Fläche des Saarlandes. Über 360 000 Kilometer Fließgewässer wurden seit den 50er-Jahren mit Milliarden von Steuergeldern begra- digt. Im selben Zeitraum verlor Westdeutschland über die Hälfte seiner Feuchtgebiete. Trotz der ständigen Zunahme und Verschärfung von Hochwasserereignissen werden weiterhin Fließgewässer zu Wasserstraßen ausgebaut und wird auf die notwendige Ausweisung von Retentions- flächen verzichtet. Gerade noch 10 Prozent unserer Fließ- gewässer gelten als halbwegs intakt. Lebensräume wurden besonders im Verlauf des letzten Jahrhunderts zunehmend zerteilt und zersplittert, aber auch alte Kulturlandschaften wurden und werden mehr und mehr durch die Industrialisierung der Landwirtschaft und durch „Flurbereinigungen“ zerstört, was insgesamt zu gravierenden Bestandseinbußen bei Tier- und Pflan- zenarten geführt hat. Von den in Deutschland heimischen Pflanzen sind 40 Prozent der Arten ausgestorben oder ge- fährdet. Noch dramatischer ist die Situation bei einigen Tiergruppen. Jeweils mehr als die Hälfte der Arten von Reptilien, Amphibien und Fischen stehen auf der roten Liste gefährdeter Arten. Der Einsatz von Pestiziden und Dün- gemitteln, aber auch der Ferneintrag durch industrielle, zum Teil unkontrollierte Emissionen führt zu einer massi- ven Beeinträchtigung von Biotopen. Über zwei Drittel der Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 168. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Mai 2001 16503 (C) (D) (A) (B) in Deutschland vorkommenden Biotoptypen sind als ge- fährdet eingestuft, über zwei Drittel. Ich denke, mit diesen wenigen Daten deutlich gemacht zu haben, dass es in puncto Naturschutz wirklich keiner- lei Anlass gibt, in den Anstrengungen um den Natur- schutz nachzulassen; wir vielmehr über die Stärkung be- währter, aber auch über neue Wege und Instrumente des Naturschutzes nachdenken müssen und über neue Allian- zen zwischen Naturschützern und Naturnutzern. Wichtig ist, dass Menschen Natur und Wildnis auch erleben und erfahren können, sich begeistern an den vielfältigen Schönheiten unserer Heimat. Wer die Natur erlebt hat, wird sie lieben und deshalb auch schützen wollen. Des- halb werden wir mehr für Image und Marketing bezüg- lich unserer Nationalparke, Biosphärenreservate und Na- turparke tun. Die Koalitionsfraktionen haben die grundlegende Neugestaltung des deutschen Naturschutzrechts in der Koalitionsvereinbarung von 1998 vereinbart und die Ar- beiten am Regierungsentwurf können – wie wir hoffen und wünschen – demnächst abgeschlossen werden. Von- seiten der Koalitionsfraktionen wurden umfangreiche in- haltliche Vorarbeiten geleistet und es wurde auch eine Fülle von Fachgesprächen mit allen relevanten Interes- sengruppen geführt. Die Erwartungen an das Neurege- lungsgesetz sind hoch und ich hoffe, dass in der derzeit noch laufenden Ressortabstimmung alle Bundesministe- rien auf der Höhe unserer Zeit agieren – nicht nur das Umweltministerium. Einige, nur wenige Sätze nun zur Philosophie unserer Novellierungsvorstellungen. Wirksame Schutzgebiete sind im Rahmen einer Natur- schutz-Gesamtstrategie von entscheidender Bedeutung. Landschaftsmodelle mit einer Trennung von Produkti- onsflächen und von Naturschutzflächen sind zweifelsfrei erforderlich. Dabei wissen wir, dass die vom Menschen genutzten, veränderten und geprägten Teile unserer Land- schaften entscheidende Träger von Artenvielfalt sind. Deshalb kann auch ein Artenschutz, reduziert auf Schutz- gebietaktivitäten, nicht erfolgreich sein. Was wir brau- chen, ist eine flächenhafte Berücksichtigung von Schutz- zielen in allen Landnutzungsbereichen: also in Landwirtschaft, in Forstwirtschaft, in Fischereiwirtschaft, bei Natursport-, Erholungs- und Freizeitaktivitäten. Das ist für uns die Kernfrage eines nachhaltigen Natur- schutzes. Obwohl die Notwendigkeit des Schutzes der Natur von niemandem ernsthaft bestritten wird, zeigt die Praxis, dass Naturschutz nur zu oft hinter andere Ziele zurückge- stellt wird. Ob es um den Bau neuer Straßen geht, um die Ausweisung von Gewerbegebieten oder um land- und forstwirtschaftliche Nutzungen oder auch touristische Großprojekte – ökonomische und soziale Gründe wiegen in Entscheidungsprozessen zumeist mehr als Natur- schutzaspekte. Prominenter Präzedenzfall für das Wegwägen von Schutzbestimmungen ist das Mühlenberger Loch, Euro- pas größtes Süßwassenwatt, das der Erweiterung der DASA-Flugzeugwerft in Hamburg-Finkenwerder geop- fert werden soll, ein Ansinnen, das auch insofern bedau- erlich ist, als es in Deutschland alternative Produktions- standorte gäbe. Solche Entscheidungen werden uns nicht nur ökologisch teuer zu stehen kommen: Unzureichender Naturschutz wird mittel- und langfristig auch zu erhebli- chen finanziellen Folgekosten für die gesamte Gesell- schaft führen. Auch die Fraktion der Demokratischen Sozialistinnen und Sozialisten erkennt den Novellierungsbedarf des Bundesnaturschutzgesetzes an und legt heute diesem Hause einen eigenen Entwurf vor. Dass dieser Entwurf stark die Handschrift der Umweltverbände trägt, ist für Kenner der Szene unübersehbar, insgesamt aber sicher- lich nicht von Nachteil für den Antrag, im Einzelnen aber gelegentlich auch problematisch spätestens dann, wenn sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von der linken Seite des Hauses, Gespräche auch mit anderen Akteuren des Naturschutzes führen werden – zum Beispiel den Län- dern. Da reifen dann nicht alle Träume. Ich bin gespannt auf den Debattenbeitrag des Landes Mecklenburg-Vor- pommern, spätestens im Bundesrat, wenn es um die Be- ratung unseres Neuregelungsgesetzes gehen wird. Wir werden uns mit Ihrem Antrag im Ausschuss und bei An- hörungen zu unserem Novellierungsvorschlag konkret auseinander setzen. Um es aber hier an dieser Stelle deutlich zu sagen: Ich finde es erfreulich, dass die PDS sich in dieser überaus wichtigen Frage so konstruktiv engagiert – wie ich gene- rell meine, dass die Fragen der Zukunft von Natur und Landschaft so wichtig sind, dass sie das volle Engagement aller Fraktionen dieses Hauses verdienen. Auf die konstruktiven Beiträge von der rechten Seite des Hauses allerdings werden wir – nach allem, was im Vorfeld der Debatte von dort zu vernehmen war – wohl vergebens warten. Marita Sehn (F.D.P.): Die Qualität einer Demokratie zeigt sich in ihrem Umgang mit Minderheiten! Unsere Bauern sind eine Minderheit in unserem Land. Und die Politik lässt sie dieses deutlich spüren. Was macht eine Regierung, die einerseits kein Geld ausgeben will, andererseits aber große Ideen verwirkli- chen möchte? Sie macht Auflagen und Verordnungen und lässt andere die Zeche zahlen. Verordnungen sollten immer das letzte Mittel sein, wenn alle Versuche, einen Konsens zu finden, gescheitert sind. Sie sollten aber nicht am Anfang eines Dialogprozesses stehen. Diese Regierung geht aber genau den umgekehrten Weg. Sie schreibt zuerst einmal vor und schaut dann, ob es auch durchführbar ist. Das höchste Gut des Naturschutzes ist die Akzeptanz bei allen Beteiligten. Dieses Gut ist ein sehr empfindli- ches und es kann sehr leicht zerstört werden. Maßnahmen und Vorschriften, die über das Ziel hinausschießen, zu- sätzliche Auflagen ohne Entschädigung, das ist die Ket- tensäge am Baum der Akzeptanz. Aber nur Bestimmun- gen, die akzeptiert sind, werden auch respektiert. Werden Verordnungen als ungerecht empfunden, so werden sie Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 168. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Mai 200116504 (C) (D) (A) (B) auch nicht eingehalten, das heißt die Einhaltung muss kontrolliert werden. Das wäre der erste Schritt hin zu ei- nem Öko-Überwachungsstaat. Auf diese Weise können auch fachlich sinnvolle Vorha- ben nachhaltig diskreditiert werden. Ein weiterer Schritt hin zu einem Mehr an Akzeptanz ist die Ausgewogenheit der Lastenverteilung. Aber während der Nutzen des Na- turschutzes allen unseren Bürgern zugute kommt, müssen die Lasten vor allem unsere Landwirte tragen. Als ob diese durch MKS und BSE nicht schon genug gebeutelt wären! Der Fachpresse zufolge kommen durch die Novellie- rung des Bundesnaturschutzgesetzes Mehrkosten in Höhe von 850 DM pro Hektar auf die Landwirte zu. Bezogen auf das von der Bundesregierung propagierte Biotopver- bundsystem auf 10 Prozent der Fläche Deutschlands bedeutet dies Mehrkosten in Höhe von circa 1,6 Milliar- den DM für die deutsche Landwirtschaft. Dies ist eine Zu- mutung! Eine Regierung, die Monate braucht, um eine Regelung für die BSE-Folgekosten zu finden, die Monate benötigt, eine tragfähige Lösung für die Agrardieselbe- steuerung zu finden, dass eine solche Regierung der Land- wirtschaft Kosten in solcher Höhe zumutet, ist eine Un- verschämtheit. Wer es ernst meint mit der Ausdehnung des Natur- schutzes, der wird sich zunächst um Akzeptanz der Betei- ligten bemühen. Da die Landwirtschaft circa 55 Prozent der Fläche Deutschlands bewirtschaftet, ist es offensicht- lich, dass kein Weg an einem Dialog mit den Landwirten vorbeiführt. Anstatt nun aber den Dialog mit unseren Bau- ern zu suchen, schreibt diese Regierung lieber Gesetze und Verordnungen. Das Letzte, was dieses Land braucht, sind mehr Vorschriften, wir haben ohnehin schon einen regelrechten Verwaltungs-Overkill! Aus naturschutzfachlicher Sicht kann die Schaffung ei- nes Biotopverbundsystems durchaus sinnvoll sein. Aber bitte nicht auf diese Weise! Das ist glatte Enteignung! Die PDS hat damit, wohl historisch bedingt, weniger Pro- bleme, zumindest kann man sich dieses Eindruckes nicht erwehren, wenn man Ihren Gesetzentwurf durchliest. Der PDS-Entwurf wie auch die Vorschläge des BMU führen vor allem zu einem Mehr an Verwaltung, aber nicht unbe- dingt zu einem Mehr an Naturschutz. Naturschutz in einem dicht besiedelten Land wie Deutschland ist immer ein Kompromiss. Radikalforde- rungen sind da wenig hilfreich. Der Naturschutz braucht das offene und von gegenseitigem Verständnis geprägte Gespräch und keine neuen Verordnungen. Die Ignoranz für die Probleme der Landwirte werden letztendlich zu ei- ner geringeren Akzeptanz führen. Damit wird dem Natur- schutz ein Bärendienst erwiesen. Die F.D.P. lehnt deshalb diese Novelle auf die Schnelle ebenso wie den Entwurf der PDS-Fraktion als kontraproduktiv ab. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mit- geteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU-Vorla- gen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parla- ment zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 14/5172 Nr. 1.2 Drucksache 14/5172 Nr. 2.15 Drucksache 14/5281 Nr. 1.2 Drucksache 14/5363 Nr. 1.4 Rechtsausschuss Drucksache 14/3341 Nr. 2.41 Drucksache 14/4441 Nr. 1.16 Drucksache 14/4865 Nr. 2.2 Finanzausschuss Drucksache 14/5172 Nr. 2.18 Drucksache 14/5172 Nr. 2.38 Drucksache 14/5172 Nr. 2.44 Drucksache 14/5172 Nr. 2.65 Drucksache 14/5172 Nr. 2.90 Drucksache 14/5172 Nr. 2.91 Drucksache 14/5363 Nr. 2.11 Drucksache 14/5503 Nr. 2.7 Drucksache 14/5503 Nr. 2.27 Drucksache 14/5610 Nr. 2.32 Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Drucksache 14/5172 Nr. 2.3 Drucksache 14/5172 Nr. 2.4 Drucksache 14/5172 Nr. 2.5 Drucksache 14/5172 Nr. 2.6 Drucksache 14/5172 Nr. 2.7 Drucksache 14/5172 Nr. 2.8 Drucksache 14/5172 Nr. 2.9 Drucksache 14/5172 Nr. 2.10 Drucksache 14/5172 Nr. 2.11 Drucksache 14/5172 Nr. 2.12 Drucksache 14/5172 Nr. 2.19 Drucksache 14/5172 Nr. 2.20 Drucksache 14/5172 Nr. 2.23 Drucksache 14/5172 Nr. 2.24 Drucksache 14/5172 Nr. 2.33 Drucksache 14/5172 Nr. 2.36 Drucksache 14/5172 Nr. 2.45 Drucksache 14/5172 Nr. 2.66 Drucksache 14/5172 Nr. 2.67 Drucksache 14/5172 Nr. 2.68 Drucksache 14/5172 Nr. 2.83 Drucksache 14/5172 Nr. 2.92 Drucksache 14/5172 Nr. 2.93 Drucksache 14/5172 Nr. 2.97 Drucksache 14/5172 Nr. 2.98 Drucksache 14/5172 Nr. 2.100 Drucksache 14/5172 Nr. 2.101 Drucksache 14/5503 Nr. 2.8 Drucksache 14/5503 Nr. 2.9 Drucksache 14/5503 Nr. 2.26 Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 14/5281 Nr. 2.7 Drucksache 14/5281 Nr. 2.8 Drucksache 14/5281 Nr. 2.9 Ausschuss für Gesundheit Drucksache 14/5281 Nr. 1.1 Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen Drucksache 14/4092 Nr. 2.3 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 168. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Mai 2001 16505 (C) (D) (A) (B) Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 14/5114 Nr. 2.7 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 14/5363 Nr. 2.2 Drucksache 14/5363 Nr. 2.3 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 14/4665 Nr. 1.2 Drucksache 14/4945 Nr. 1.5 Drucksache 14/4945 Nr. 2.34 Drucksache 14/5281 Nr. 2.23 Drucksache 14/5363 Nr. 2.5 Drucksache 14/5503 Nr. 2.12 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 14/3576 Nr. 1.12 Drucksache 14/5172 Nr. 1.1 Drucksache 14/5172 Nr. 2.29 Drucksache 14/5281 Nr. 2.5 Drucksache 14/5281 Nr. 2.6 Drucksache 14/5363 Nr. 2.13 Drucksache 14/5730 Nr. 2.31 Ausschuss für Kultur und Medien Drucksache 14/5610 Nr. 2.9 Drucksache 14/5610 Nr. 2.10 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 168. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Mai 200116506 (C)(A) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Rudolf Seiters


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Ich gebe das
    Wort der Kollegin Kerstin Müller für die Fraktion des
    Bündnisses 90/Die Grünen.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Jetzt kommt die Fachfrau!)


    Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
    NEN): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir
    haben in der Tat lange um die Reform der Altersvorsorge
    gerungen. Mit Verlaub, Herr Seehofer, die lange Dauer
    dieses Prozesses hat auch etwas damit zu tun, dass Sie
    sich bis heute nicht entscheiden konnten, ob Sie bei die-
    ser Rentenreform mitmachen wollen,


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Widerspruch bei der CDU/ CSU)


    ob sich der berühmte Ministerpräsident Herr Stoiber aus
    Bayern durchsetzt, der von Anfang an dagegen war, mit-
    zumachen, oder ob sich die Parteivorsitzende, Frau
    Merkel, durchsetzt. Sie haben doch in dieser Republik ei-
    nen Eiertanz ohne Ende aufgeführt. Sie konnten sich bis
    heute innerhalb der Union nicht entscheiden, ob Sie mit-
    machen wollen.

    Ich bin fest davon überzeugt, dass die unionsregierten
    bzw. -mitregierten Bundesländer heute im Bundesrat ver-
    nünftigerweise zustimmen werden.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 168. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Mai 2001

    Horst Seehofer

    16434


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Sie hier im Bundestag werden mit Ihrem Abstimmungs-
    verhalten im Wahlkampf nicht glücklich werden. Das ga-
    rantiere ich Ihnen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Ich bin jedenfalls außerordentlich froh über das erzielte
    Ergebnis, denn die Rentenreform ist dringend erforder-
    lich, um die solidarische gesetzliche Rentenversicherung
    für die Zukunft zu sichern.

    Wir schaffen mit dieser Reform Generationengerech-
    tigkeit. Ohne diese Reform wäre die Belastung der heutigen
    und der künftigen Beitragszahler unerträglich geworden.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist sie jetzt schon!)


    Es ist richtig, Herr Seehofer: Wir verlangen von allen
    Menschen, von den jungen wie auch von den älteren, ei-
    nen solidarischen Beitrag.

    Wer sich wie Sie, meine Damen und Herren von der
    Opposition, angesichts der absehbaren demographi-
    schen Entwicklung dem verweigert, aus Angst davor, ir-
    gendjemandem auf die Füße zu treten, was bei einer Ren-
    tenreform unvermeidlich ist, der ruiniert sowohl die
    wirtschaftlichen als auch die sozialen Fundamente unse-
    rer Gesellschaft. Wir jedenfalls haben eine durchgrei-
    fende und gute Reform vorgelegt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Sie ist generationengerecht, sie stabilisiert die Beiträge
    und schafft damit wieder Vertrauen bei den jungen Men-
    schen. Sie ermöglicht endlich für alle eine private Vor-
    sorge und sie fördert das Leben mit Kindern.

    Wir haben den Gesetzentwurf in einem langen und
    schwierigen Vermittlungsverfahren an einigen Stellen noch
    einmal deutlich verbessert. Sie, liebe Kolleginnen und Kol-
    legen von der Union, haben während dieser Verhandlungen
    zu keinem Zeitpunkt – das möchte ich betonen – irgend-
    welche konstruktiven Vorschläge eingebracht. Sie haben
    sich sogar dem Gespräch im Vermittlungsausschuss, das
    heißt dem Vermittlungsauftrag der Verfassung, verweigert.
    Das ist genau das, was Ihren Kollegen Blens so aufregt. Wir
    sind Ihnen an vielen Stellen noch einmal deutlich entge-
    gengekommen und deshalb hat Ihr Kollege Blens Sie auf-
    gefordert, dieser guten Rentenreform zuzustimmen.

    Aber Sie haben sich – zumindest vor einigen Wochen –
    für Obstruktionspolitik entschieden, weil Sie im nächsten
    Bundestagswahlkampf Ihre zynischen Kampagnen fort-
    setzen wollen. Dies geschieht zum Beispiel auf dem
    Rücken der Frauen in unserem Land. Ich glaube, ich bin
    nicht die einzige Frau in diesem Hause, die zusammen-
    zuckt, wenn ausgerechnet Herr Goppel, Herr Stoiber und
    Herr Merz die Rechte der Frauen beschwören.


    (Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Das ist wirklich ein Paradestück. Wer hier genau hinsieht,
    der muss feststellen, dass dieses Misstrauen, das ich – und
    wahrscheinlich viele andere Frauen auch – habe, mehr als
    angebracht ist.

    Für wen setzt sich die da Union eigentlich ein? Etwa
    für die erwerbstätigen Frauen? Das kann nicht sein. Die
    schaffen ihre eigenen Ansprüche und profitieren von die-
    ser Reform genauso wie ihre männlichen Kollegen. Dann
    vielleicht für die Frauen, die Kinder großziehen, und des-
    halb zeitweise nicht oder nur in Teilzeit berufstätig sind?
    Das kann auch nicht sein. Deren Altersvorsorge haben wir
    im Vergleich zur Situation von heute ganz erheblich ver-
    bessert, und zwar durch die Aufwertung der Rentenan-
    sprüche für Teilzeitarbeit während der Erziehungszeit
    – das betrifft die gesetzliche Rentenversicherung – und
    durch die Kinderkomponente im Rahmen der privaten
    Vorsorge.

    Mit einer erneuten Änderung im Rahmen des Vermitt-
    lungsverfahrens steht zukünftig schon die Mutter nur ei-
    nes Kindes auch bei der Hinterbliebenenrente nicht nur
    genauso gut da wie bisher, sondern sogar noch besser.
    Künftig wird die Verringerung des Niveaus der Witwen-
    rente von 60 auf 55 Prozent bereits bei einem Kind mehr
    als ausgeglichen.

    Gilt der Einsatz der Union dann vielleicht den älteren
    Frauen? Da kann ich nur sagen: Auch hier totale Fehlan-
    zeige! Denn erstens ändert sich für Frauen, die heute älter
    als 40 Jahre sind, bei der Hinterbliebenenrente überhaupt
    nichts. Zweitens helfen wir gerade Frauen mit niedrigen
    Witwenrenten mit der bedarfsorientierten Grundsiche-
    rung. Dazu kann ich nur feststellen: Der haben Sie sich
    von vornherein verweigert. Sie kennen die Wirklichkeit
    nicht. Wissen Sie nicht, dass es heute eine verschämte Al-
    tersarmut gibt, dass Tausende von Frauen in unserem
    Land mit absoluten Minirenten, zum Teil mit 500 DM und
    weniger pro Monat, auskommen müssen, dass sie nicht
    zum Sozialamt gehen, obwohl sie Anspruch auf Sozial-
    hilfe hätten, weil sie Angst vor dem bürokratischen Auf-
    wand haben und weil sie vor allem ihren Kindern nicht fi-
    nanziell zur Last fallen wollen?

    Wir haben uns schon seit vielen Jahren für eine Grund-
    sicherung ohne Rückgriff auf die Angehörigen und ohne
    den entwürdigenden Gang zum Sozialamt eingesetzt.
    Dass wir heute dieses Ziel erreichen, das ist in meinen Au-
    gen ein wirklich großer sozialpolitischer Erfolg vor allem
    für viele Frauen in diesem Land. Ich bin sehr froh, dass
    wir heute auch dieses Vorhaben gemeinsam mit den Län-
    dern verabschieden werden.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Klaus Brandner [SPD]: Das ist eine Lehrstunde für die CDU/CSU!)


    Die Interessen all dieser Frauen, der erwerbstätigen,
    der Mütter und auch der älteren, können Sie also nicht
    meinen, wenn Sie uns kritisieren. Welche Frauen bleiben
    also übrig? Ich will Ihnen sagen, welche Frauen übrig
    bleiben: Ganz theoretisch können es junge Frauen unter
    40 sein, die heiraten, keine Kinder bekommen und die den
    größten Teil ihres Lebens trotzdem nicht erwerbstätig
    sind. Herr Merz, Frau Merkel, können Sie mir einmal ver-
    raten, wo in der Gesellschaft Sie ein so seltenes Exemplar
    schon einmal entdeckt haben? Mitten im Leben jedenfalls
    nicht!


    (Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 168. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Mai 2001

    Kerstin Müller (Köln)


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    Deshalb, Herr Seehofer, stelle ich ganz klar fest: Sie
    haben nicht die Interessen von Frauen im Blick und deren
    Realität hier in der Gesellschaft, die sich in den letzten
    Jahrzehnten verändert hat. Sie jagen veralteten Männer-
    phantasien von einer traditionellen Hausfrauenehe hinter-
    her, die es heute in dieser Gesellschaft fast nicht mehr
    gibt. Insofern ist diese Rentenreform modern und sie ist
    auch und vor allem eine Reform für die Frauen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Wir kümmern uns um die Menschen. Wir haben mit der
    Reform die Wirklichkeit im Blick. Deshalb haben wir in die
    Grundsicherung auch die dauerhaft Erwerbsunfähigen ein-
    bezogen. Das will ich nicht vergessen. Es geht dabei um Be-
    hinderte, die von ihren Angehörigen betreut und versorgt
    werden. Wir machen endlich Schluss damit, dass Eltern ei-
    nes behinderten Kindes ihr Leben lang finanziell massiv be-
    lastet werden. Auch das ist ein großer sozialer Fortschritt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wir haben im Vermittlungsverfahren das Verwal-
    tungsverfahren erheblich vereinfacht. Es ist jetzt über-
    sichtlich und transparent.


    (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Das hättet ihr gerne!)


    Wir haben die Belastung der Länder erheblich verringert,
    zum Beispiel die Zahl der notwendigen Stellen bei den Fi-
    nanzämtern von über 2 800 auf 400 gesenkt.

    Lassen Sie mich kurz auf ein Thema eingehen, das in
    der Öffentlichkeit eine geringe Rolle gespielt hat. Wir ha-
    ben erreicht, dass die Anbieter in der privaten Vorsorge
    und bei den Pensionsfonds die Kunden über ökologische,
    soziale und ethische Kriterien bei der Anlage unterrichten
    müssen. Das ist ein neues und innovatives Element in der
    Finanzwirtschaft, für das wir Grünen uns schon seit lan-
    gem eingesetzt haben. Das bedeutet mehr Demokratie und
    mehr Verbraucherschutz. Das konnten wir gemeinsam
    vereinbaren.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Zum Wohneigentum: Ich bin in der Tat sehr froh, dass
    es uns gelungen ist, auch das Wohneigentum in die För-
    derung der Altersvorsorge einzubeziehen. Wir haben uns
    auf ein Modell geeinigt, das in weiten Teilen unseren grü-
    nen Vorstellungen entspricht. Zukünftig können Arbeit-
    nehmer und Arbeitnehmerinnen bis zu 100 000 DM aus
    der geförderten Altersvorsorge direkt als Eigenkapital zur
    Finanzierung von selbst genutztem Wohnraum verwen-
    den. Der entnommene Betrag – das ist richtig – muss dann
    zwar wieder in die Vorsorge zurückgeführt werden, aber,
    Herr Seehofer, unverzinst und ohne Besteuerung des
    Zinsvorteils.


    (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Man gibt sich selbst ein Darlehen! Das ist ein Witz der Weltgeschichte!)


    Dies ist ein Unterschied zum ursprünglichen Modell
    und zu manchen Modellen, die in den vergangenen Wo-

    chen diskutiert wurden. Sie haben übrigens nie ein Modell
    vorgelegt, wie das denn ablaufen kann, meine Damen und
    Herren von der Union. Sie wissen genau, dass das recht-
    lich gar nicht so einfach ist. Dies war einer der Gründe
    dafür, dass wir so ausführlich diskutiert haben.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Wir haben eine Lösung gefunden, die kein Placebo,
    sondern eine echte Einbeziehung des Wohneigentums ist.
    Damit können künftig Haushalte mit einem durchschnitt-
    lichen Einkommen für ihr Alter privat vorsorgen und
    müssen trotzdem nicht auf den Hausbau verzichten. Das
    bedeutet: Sie erhalten die echte Wahlfreiheit. Deshalb ist
    das ein sehr vernünftiger Vorschlag.

    Zu Recht schreibt „Die Welt“, die nicht gerade im Ver-
    dacht steht, eine grüne Hauspostille zu sein – ich zitiere –:

    Das nun favorisierte Modell ist so einfach wie ver-
    nünftig.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Weiter:

    Mit diesem Vorschlag wird die Regierung dem
    Wunsch von mindestens drei Vierteln aller Bürger
    gerecht, die im Eigenheim die beste Altersvorsorge
    sehen und ihre Immobilie deshalb genauso stark ge-
    fördert sehen wollen wie andere Kapitalanlagen,
    etwa Lebensversicherung und Rentenfonds.

    Meine Damen und Herren von der Union, dem ist
    nichts hinzuzufügen, außer dass Sie in diesem Verfahren
    keinen einzigen Vorschlag gemacht haben, wie man das
    Wohneigentum einbeziehen kann. Ihre Forderungen hat-
    ten mit der Altersvorsorge gar nichts zu tun.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Wir beschließen heute – nur darum geht es – die staat-
    liche Förderung der privaten Altersvorsorge in Höhe
    von insgesamt 20,5 Milliarden DM jährlich. Was wir
    heute machen, ist – das sage ich nicht nur in Richtung der
    Kolleginnen und Kollegen von der CDU/CSU und der
    F.D.P., sondern auch und gerade in Ihre Richtung, liebe
    Kolleginnen und Kollegen von der PDS –: Wir fördern die
    private Altersvorsorge mit staatlichen Mitteln, damit sich
    in Zukunft nicht nur die Reichen und Besserverdienenden
    eine private Vorsorge leisten können, sondern auch die
    Menschen, die ein niedriges Einkommen haben. Das ist
    der Sinn dieser staatlichen Förderung.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


    Es geht im Kern darum, dass auch Familien, die nicht
    zu den Besserverdienenden gehören, für ihr Alter privat
    vorsorgen können, damit sich auch Bezieher kleiner und
    mittlerer Einkommen diese Privatrente leisten können.
    Wenn Sie jetzt hier und im Bundesrat gegen dieses Gesetz
    stimmen – das Land Mecklenburg-Vorpommern wollte
    eigentlich zustimmen, aber ich habe gehört, Sie haben
    sich durchgesetzt –, dann stimmen Sie dagegen, dass in

    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 168. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Mai 2001

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    Zukunft auch die weniger gut Betuchten eine Rente be-
    kommen, die ihren Lebensstandard sichert. Ich kann nur
    sagen: Das ist das glatte Gegenteil von sozialer Ge-
    rechtigkeit.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Widerspruch bei der PDS)


    Was die Auseinandersetzung im Wahlkampf angeht, bin
    ich in diesem Punkt ganz gelassen, denn ich glaube, dass
    jeder Versuch, den Menschen zu erklären, warum Sie ih-
    nen die staatliche Unterstützung in Höhe von 20,5 Milli-
    arden DM vorenthalten wollen, scheitern wird.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Sie sollten sich also sehr gut überlegen, ob Sie das aus pu-
    rer Ideologie – denn es sind rein ideologische Argumente,
    die Sie anbringen – wirklich machen wollen.

    Nun aber noch einmal zu Ihnen, meine Damen und
    Herren von der Union. Ich habe Ihnen in diesem Hause
    schon im Januar prophezeit, dass die Länder im Bundes-
    rat zustimmen werden, weil alles andere gegenüber den
    Menschen in unserem Land absolut verantwortungslos
    wäre. Wissen Sie, Herr Merz und Frau Merkel, Sie kom-
    men mir mitsamt Ihrem Superstrategen Laurenz Meyer
    manchmal vor wie die drei von der Baustelle: Vorne strei-
    chen Sie noch die Fassade schwarz, aber hinten sind schon
    mindestens drei Stockwerke weggebrochen. Deshalb rate
    ich Ihnen: Stimmen Sie lieber zu! Wenn Sie immer noch
    nicht wissen, warum, dann fragen Sie doch am besten
    Ihren Kollegen Blens, der kann es Ihnen sehr gut erklären.

    Danke schön.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)




Rede von Dr. Rudolf Seiters
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Für die
F.D.P.-Fraktion spricht nun die Kollegin Dr. Irmgard
Schwaetzer.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Irmgard Adam-Schwaetzer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident!
    Liebe Kolleginnen und Kollegen! Eine lange Debatte fin-
    det heute ein vorläufiges Ende. Nachdem die vorläufige
    Reform der gesetzlichen Altersversicherung schon vor
    zwei Monaten gegen das Votum der F.D.P. von Rot-Grün
    beschlossen worden ist, folgt nun das Altersvermögens-
    gesetz – ebenfalls mit den Stimmen von Rot-Grün gegen
    die der Opposition.

    Die Ziele, die Sie sich gesetzt hatten, sind ja durchaus
    ehrenwert


    (Jörg Tauss [SPD]: Sehen Sie!)


    und deshalb haben wir sie ja auch geteilt. Es geht näm-
    lich darum, die gesetzliche Rente durch eine tief grei-
    fende Reform bis 2030 kalkulierbar und sicher zu ma-
    chen und die notwendigen Einschränkungen durch den
    Ausbau kapitalgedeckter privater Vorsorge und die Stär-
    kung der betrieblichen Alterversorgung aufzufangen,
    also eine neue Statik zwischen den drei Säulen der Al-
    tersvorsorge herzustellen. Diese Ziele hat die F.D.P. im-

    mer geteilt, weil wir genau dies schon seit vielen Jahren
    gefordert haben.


    (Beifall bei der F.D.P. – Jörg Tauss [SPD]: Aber nichts gemacht!)


    – Sie waren bei den Verhandlungen doch gar nicht dabei.
    Insofern können Sie auch gar nicht wissen, welche Vor-
    schläge ich auf den Tisch gelegt habe.


    (Jörg Tauss [SPD]: Gemacht haben Sie trotzdem nichts!)


    Herr Riester, Sie sind mutig gestartet, aber zu kurz ge-
    sprungen. Ihre Reform wird ein Verfalldatum von höchs-
    tens fünf Jahren haben. Das bedeutet, dass wir jetzt schon
    die nächste Reform vorbereiten müssen. Unter dem Druck
    von F.D.P. und CDU/CSU wollen Sie nun bei der Hinter-
    bliebenenversorgung nachbessern. Die F.D.P. – Herr
    Kollege Tauss, das war der erste Vorschlag, den ich bei
    den Verhandlungen auf den Tisch gelegt habe –


    (Jörg Tauss [SPD]: Ich habe von früher gesprochen!)


    hat vorgeschlagen, diesen Teil der Reform für fünf Jahre
    auszusetzen. Sie, Herr Riester, sind diesen Vorstellungen
    mit Ihrem Vorschlag sehr nahe gekommen. Wir müssen
    uns also diesen Teil in der nächsten Legislaturperiode
    noch einmal sehr sorgfältig vornehmen und eine Lösung
    ausarbeiten, die den berechtigten Interessen der Frauen
    entspricht und außerdem das jüngste Urteil des Bundes-
    verfassungsgerichts zur Familienförderung in den
    Sozialversicherungssystemen umsetzt. Das sind Sie uns
    noch schuldig geblieben, Herr Riester.


    (Beifall bei der F.D.P.)

    Frau Müller, auch Ihnen möchte ich gerne etwas sagen.

    Wenn Sie die Hausfrauenehe hier als unmodern abtun,
    dann sind Sie wirklich hinter der Zeit zurück.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU – Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Sie wollen den Frauen wieder einmal ein Lebensbild vor-
    geben, obwohl die Frauen das für sich selbst entscheiden
    wollen.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Warum glaubt Rot-Grün eigentlich immer, den Menschen
    vorschreiben zu müssen, wie sie sich zu verhalten haben?


    (Zuruf von der SPD: Macht doch keiner!)

    Dieser Punkt war übrigens immer ein Herzstück unserer
    Diskussion mit Ihnen. Sie haben damit argumentiert, dass
    die Menschen schutzbedürftig seien. Die Menschen pfei-
    fen Ihnen etwas! Die wollen selber für sich entscheiden;
    die wollen Ihren Schutz in großen Teilen überhaupt nicht.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

    Lassen Sie mich nun ein Wort zur Union sagen. Zur

    Hinterbliebenenversorgung wie zu allen anderen Punkten
    der Verhandlungen hat die Union keine eigenen Vor-
    schläge auf den Tisch gelegt.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie der Abg. Kerstin Müller [Köln] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 168. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Mai 2001

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    Das Altersvermögensgesetz könnte – und das, Herr
    Seehofer, ärgert mich nun besonders – ganz anders ausse-
    hen, wenn die CDU/CSU mit verhandelt hätte.


    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P. und der SPD – Horst Seehofer [CDU/CSU]: Wenn wir regieren würden!)


    Ich habe einen präzisen Kriterienkatalog zur Reform der
    privaten Altersvorsorge auf den Tisch gelegt. Außer ver-
    balen Unterstützungen habe dazu ich von Ihnen nichts zu
    hören bekommen. Sie haben nicht wirklich verhandelt.
    Das ist das Problem.


    (Beifall bei der F.D.P.)


    Wir sollen heute ein Reformwerk verabschieden, bei
    dem wir sehr viel mehr hätten durchsetzen können, wenn
    sich die Union nicht verweigert hätte. Der Kriterienkata-
    log könnte einfacher und transparenter sein sowie Wahl-
    freiheit enthalten. Wir hätten in dem Gesetzentwurf kein
    derart verkorkstes Modell der Immobilienförderung, und
    auch die Bausparförderung hätte mit aufgenommen wer-
    den können, wenn Sie sich nicht verweigert hätten.


    (Beifall bei der F.D.P. – Zuruf von der SPD: Da haben Sie einmal Recht!)


    Auch heute, Herr Seehofer, ist nicht klar geworden, ob
    Sie bereit sind, die notwendigen Einschnitte in der gesetz-
    lichen Rentenversicherung vorzunehmen. Diese Ein-
    schnitte sind erforderlich, damit wir nicht bei Beitrags-
    sätzen von 24 oder 26 Prozent – unter Berücksichtigung
    der privaten Altersvorsorge sogar von 28 Prozent – landen.

    Ich will Ihnen ganz kurz anhand von drei Bereichen
    aufzeigen, wo in der nächsten Legislaturperiode ein Re-
    formbedarf liegen wird:

    Erstens. Das Gesetzespaket insgesamt genügt nicht der
    Generationengerechtigkeit. Viele Probleme werden zu-
    lasten der jüngeren Generation wieder einmal verscho-
    ben. All das, was jetzt nicht reformiert wird, verkürzt die
    der jungen Generation zur Verfügung stehende Zeit, um
    bis zum Jahre 2030 für einen Ausgleich zu sorgen. Des-
    wegen muss – auch in Bezug auf das bereits verab-
    schiedete Gesetz, das ja im Zusammenhang mit der jetzi-
    gen Beratung zu sehen ist – darauf hingewiesen werden:
    Die Annahmen, von denen Sie ausgehen, halten einer Prü-
    fung nicht stand.

    Fangen wir bei der Lebenserwartung an: Jeder ernst-
    hafte Wissenschaftler sagt heute bereits, dass die Lebens-
    erwartung im Jahre 2030 um mindestens ein Jahr höher
    liegen wird, als in den Berechnungen der Bundes-
    regierung zugrunde gelegt wurde. Dies hätte zur Folge,
    dass der Beitragssatz um mindestens einen halben Bei-
    tragssatzpunkt höher liegen müsste als die 22 Prozent, von
    denen jetzt ausgegangen wird.

    Die Probleme setzen sich bei den ökonomischen An-
    nahmen, die Sie treffen, fort: Die Arbeitslosenzahl soll
    im Jahr 2030 auf 0,9 Millionen gesunken sein; das hieße
    Vollbeschäftigung. Wie Sie das erreichen wollen, lassen
    Sie völlig offen.

    Außerdem nehmen Sie an, dass die Sozialversiche-
    rungsbeiträge für Pflege- und Krankenversicherung im

    Jahre 2030 noch genau so hoch sein werden wie heute.
    Das können Sie doch nicht ernsthaft glauben. Wir kämp-
    fen doch heute schon in der Pflege- und in der Kranken-
    versicherung gegen höhere Beitragssätze.


    (Beifall bei der F.D.P.)


    Ich möchte die neue Gesundheitsministerin Ulla
    Schmidt, die ja für diese Annahmen noch mit verantwort-
    lich ist, einfach mal fragen, wie sie denn glaubt, es zu
    schaffen, diese Voraussetzungen für die Einhaltung des
    Beitragssatzes von 22 Prozent herzustellen. Sie hat dafür
    noch keine Lösung und wird auch keine finden.

    Wir hatten uns zu Beginn der Konsensgespräche vor-
    genommen, eine ehrliche Reform zu machen. Die vorge-
    legten Pläne sind keine ehrliche Reform. Sie, Herr
    Riester, und die SPD-Fraktion haben dem massiven
    Druck der Gewerkschaften nachgegeben. Ich sage Ihnen,
    Herr Riester, Sie hätten als Stellvertretender Vorsitzender
    erst die IG Metall reformieren sollen, bevor Sie sich an die
    Rente herangemacht haben.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Zweitens. Das Herzstück einer grundlegenden Renten-
    reform ist und bleibt die Stärkung der privaten kapital-
    gedeckten Altersvorsorge. Mit dem Kriterienkatalog,
    den Sie im ersten Anlauf verabschiedet haben, konnte nie-
    mand etwas anfangen. Er war zum Teil widersprüchlich
    und viel zu kompliziert.

    Die F.D.P. hat im Vermittlungsverfahren einen eigenen,
    präzisen und klaren Katalog vorgelegt. Ein paar unserer Vor-
    schläge haben Sie aufgegriffen, zum Beispiel den, die Ver-
    träge zu zertifizieren, die entsprechend den Musterverträgen
    gestaltet sind, um zumindest einen Teil des bürokratischen
    Aufwandes zu vermeiden. Aber keines der elf Kriterien ist
    substanziell geändert oder gar abgeschafft worden. Nicht
    möglich sind variable oder sinkende Auszahlungen, die den
    Bedürfnissen älterer Menschen entsprechen. Nicht möglich
    ist neben der Verrentung die Auszahlung eines substanziel-
    len Teilbetrags zu Alterssicherungszwecken. Unklar bleibt
    auch die Umstellung von Altverträgen. Dies alles ist unbe-
    friedigend. Wenn wir wirklich verhandelt hätten, hätte si-
    cherlich mehr erreicht werden können.

    Drittens. Für die Einbeziehung der Immobilie, also
    der gewünschten klassischen Form der Altersvorsorge,


    (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P.)


    hat sich die F.D.P.-Fraktion in den Verhandlungen immer
    ganz besonders eingesetzt. Wir haben ausformulierte und
    differenzierte Vorschläge inklusive der steuerlichen Be-
    handlung in Form von Gesetzestexten vorgelegt.


    (Beifall bei der F.D.P.)


    Sie haben das nicht gewollt. Wir waren immer der Mei-
    nung, dass die Sparer ihr erspartes Kapital als Eigenkapi-
    tal beim Bau oder Erwerb einer Wohnung einsetzen kön-
    nen sollten. Zum Zeitpunkt der Entnahme wäre es
    einmalig zu versteuern gewesen.

    Wir haben darüber hinaus die Änderung des Woh-
    nungsbau-Prämiengesetzes vorgeschlagen, um auch die

    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 168. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. Mai 2001

    Dr. Irmgard Schwaetzer

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    Bausparförderung als wichtige Form des Vorsparens auf-
    kommensneutral einzubeziehen. Auch das haben Sie ab-
    gelehnt.

    Das, was Sie jetzt beschlossen haben, ist wirklich ein
    Treppenwitz. Wer soll das denn verstehen? Ein Sparer
    gibt sich selbst ein zinsloses Darlehen, das er dann paral-
    lel zu seinen Hypothekenzinsen zurückzahlen muss. Nen-
    nen Sie mir einmal einen Schwellenhaushalt – für die
    Schwellenhaushalte machen wir die Reform doch in ers-
    ter Linie –, der eine daraus resultierende Belastung von
    1 800 DM bis 2 000 DM im Monat tragen kann. Das kön-
    nen die nicht. Damit haben Sie das erreicht, woraus Herr
    Riester auch nie einen Hehl gemacht hat: Sie wollen die
    Immobilienförderung eigentlich nicht.


    (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)


    Sie wollen, dass die gesamten 20 Milliarden DM für an-
    dere Zwecke zur Verfügung stehen, und zwar vor allem
    für die von Ihnen ganz besonders favorisierten Pensions-
    fonds, weil diese von den Gewerkschaften verwaltet wer-
    den sollen.


    (Zurufe von der SPD: Oh!)


    Sie wollen damit erreichen, dass die Gewerkschaften da-
    durch das verloren gegangene Vertrauen zurückgewinnen
    können.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wir nehmen uns vor, das alles zu verändern. Deshalb kön-
    nen wir heute der Beschlussempfehlung des Vermitt-
    lungsausschusses nicht zustimmen.


    (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)