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ID1416211300

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Metadaten
  • insert_drive_fileAus Protokoll: 14162

  • date_rangeDatum: 30. März 2001

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    Tagesordnungspunkt 14: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Innenausschusses – zu dem Antrag der Fraktionen der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der F.D.P. und der PDS: Gegen Rechtsextremismus, Frem- denfeindlichkeit, Antisemitismus und Gewalt – zu dem Antrag der Fraktion der CDU/CSU: Nachhaltige Bekämp- fung von Extremismus, Gewalt und Fremdenfeindlichkeit – zu dem Antrag der Abgeordneten Ute Vogt (Pforzheim), Ernst Bahr, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Annelie Buntenbach, Cem Özdemir, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Gegen Rechtsextremis- mus, Fremdenfeindlichkeit, Anti- semitismus und Gewalt – zu dem Antrag der Abgeordneten Hildebrecht Braun (Augsburg), Ernst Burgbacher, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der F.D.P.: Rechtsextremismus entschlossen bekämpfen – zu dem Antrag der Abgeordneten Ulla Jelpke, Petra Pau, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der PDS: Handeln gegen Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfeind- lichkeit und daraus resultieren- der Gewalt (Drucksachen 14/5456, 14/4067, 14/3516, 14/3106, 14/4145, 4/5695) 15801 A b) Beschlussempfehlung und Bericht des Innenausschusses zu dem Antrag der Fraktion der CDU/CSU: Bekämpfung des politischen Extremismus (Drucksachen 14/295, 14/1556) . . . . . 15801 C Sebastian Edathy SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15801 D Wolfgang Bosbach CDU/CSU . . . . . . . . . 15804 A Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . . . . 15804 D Annelie Buntenbach BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15807 D Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P. . . . . . . . . . . . . . 15809 B Roland Claus PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15811 C Hartmut Büttner (Schönebeck) CDU/CSU 15812 C Christel Hanewinckel SPD . . . . . . . . . . . . . . . 15813 A Marieluise Beck (Bremen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15814 A Günter Nooke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 15815 B Dr. Eckhart Pick, Parl. Staatssekretär BMJ 15818 A Otto Schily, Bundesminister BMI . . . . . . . . . 15819 A Zusatztagesordnungspunkt 8: Beschlussempfehlung des Ausschusses nach Art. 77 des Grundgesetzes zu dem Ge- setz zur Neuordnung des Gerichtsvoll- zieherkostenrechts – GvKostRNeuOG (Drucksachen 14/3432, 14/4913, 14/5385, 14/5685) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15821 C Plenarprotokoll 14/162 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 162. Sitzung Berlin, Freitag, den 30. März 2001 I n h a l t : Zusatztagesordnungspunkt 9: Beschlussempfehlung des Ausschusses nach Art. 77 des Grundgesetzes zu dem Ersten Gesetz zur Änderung des Gesetzes über die Verarbeitung und Nutzung der zur Durchführung derVerordnung (EG) Nr. 820/97 des Rates erhobenen Daten (Drucksachen 14/4721, 14/5142, 14/5384, 14/5686) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15821 C Tagesordnungspunkt 15: Große Anfrage der Fraktion der PDS: Kriegsbilanz (Drucksachen 14/3047, 14/5677) . . . . . . . 15821 D Wolfgang Gehrcke PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . 15822 A Dr. Eberhard Brecht SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 15823 A Dr. Klaus Grehn PDS . . . . . . . . . . . . . . . . 15824 B Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 15824 D Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15826 D Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. . . . . . . . 15828 C Gernot Erler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15830 A Dr. Christian Schwarz-Schilling CDU/CSU 15831 B Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 15833 A Dr. Gregor Gysi PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15835 B Tagesordnungspunkt 18: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Arbeit und Sozialordnung – zu dem Antrag der Abgeordneten Franz Thönnes, Doris Barnett, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der SPD so- wie der Abgeordneten Dr. Thea Dückert, Ekin Deligöz, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Jobrotation im Arbeitsförderungs- recht verankern – zu dem Antrag der Abgeordneten Birgit Schnieber-Jastram, Dr. Maria Böhmer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Bessere Erwerbsaus- sichten für ältere Arbeitnehmer durch bessere Qualifizierung (Drucksachen 14/5245, 14/2909, 14/5608) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15837 A Dr. Thea Dückert BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15837 B Birgit Schnieber-Jastram CDU/CSU . . . . . . . 15838 B Gerd Andres SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15840 C Birgit Schnieber-Jastram CDU/CSU . . . . . . . 15840 D Klaus Brandner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15841 B Dirk Niebel F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15844 B Dr. Klaus Grehn PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15845 B Tagesordnungspunkt 17: a) Antrag der Abgeordneten Dagmar Wöhrl, Dr. Heinz Riesenhuber, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Steuerliche Rahmenbe- dingungen für die Gewährung von Aktienoptionen an Mitarbeiter (stock options) verbessern Drucksache 14/5318) . . . . . . . . . . . . . 15846 B b) Antrag der Abgeordneten Dr. Hermann Otto Solms, Rainer Brüderle, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der F.D.P.: Keine Steuer beim Aktien- tausch (Drucksache 14/3009) . . . . . . . . . . . . . 15846 C Dr. Heinz Riesenhuber CDU/CSU . . . . . . . . . 15846 C Nina Hauer SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15848 C Dr. Hermann Otto Solms F.D.P. . . . . . . . . . . . 15850 A Dr. Thea Dückert BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15851 B Lothar Binding (Heidelberg) SPD . . . . . . . . . 15852 C Otto Bernhardt CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 15854 B Tagesordnungspunkt 19: Antrag der Abgeordneten Cornelia Pieper, Ulrike Flach, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der F.D.P.: Sonderprogramm zur Sicherung und Erhöhung des Ni- veaus der Landes- und Hochschulbiblio- theken am Wissenschafts- und For- schungsstandort Deutschland (Drucksache 14/5105) . . . . . . . . . . . . . . . 15855 B Cornelia Pieper F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15855 C Dr. Peter Eckardt SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15856 C Cornelia Pieper F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . 15857 A Norbert Hauser (Bonn) CDU/CSU . . . . . . . . 15857 C Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15859 D Maritta Böttcher PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15860 D Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15861 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15863 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 15865 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 162. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. März 2001II Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Ulla Jelpke (PDS) zur Abstimmung über den Antrag: Gegen Rechtsextremismus, Fremden- feindlichkeit, Antisemitismus und Gewalt (Drucksache 14/5456) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15866 A Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung der Anträge: – Steuerliche Rahmenbedingungen für die Gewährung von Aktienoptionen an Mitar- beiter (stock options) verbessern – Keine Steuer beim Aktientausch (Tagesordnungspunkt 17 a und b) . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15867 A Anlage 4 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15867 D Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 162. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. März 2001 III 15867 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 162. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. März 2001
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    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 162. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. März 2001 Jörg Tauss 15863 (C)(A) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 162. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. März 2001 15865 (C) (D) (A) (B) Dr. Bauer, Wolf CDU/CSU 30.03.2001 Behrendt, Wolfgang SPD 30.03.2001** Dr. Blank, CDU/CSU 30.03.2001*** Joseph-Theodor Bodewig, Kurt SPD 30.03.2001 Bohl, Friedrich CDU/CSU 30.03.2001 Brunnhuber, Georg CDU/CSU 30.03.2001 Dr. Däubler-Gmelin, SPD 30.03.2001 Herta Friedhoff, Paul K. F.D.P. 30.03.2001 Griefahn, Monika SPD 30.03.2001 Hartnagel, Anke SPD 30.03.2001 Hempelmann, Rolf SPD 30.03.2001 Heubaum, Monika SPD 30.03.2001 Heyne, Kristin BÜNDNIS 90/ 30.03.2001 DIE GRÜNEN Hofbauer, Klaus CDU/CSU 30.03.2001 Homburger, Birgit F.D.P. 30.03.2001 Hörster, Joachim CDU/CSU 30.03.2001 Ibrügger, Lothar SPD 30.03.2001 Irber, Brunhilde SPD 30.03.2001 Dr. Kahl, Harald CDU/CSU 30.03.2001 Kirschner, Klaus SPD 30.03.2001 Klappert, Marianne SPD 30.03.2001 Dr.-Ing. Krüger, Paul CDU/CSU 30.03.2001 Dr. Lamers CDU/CSU 30.03.2001 (Heidelberg), Karl A. Lengsfeld, Vera CDU/CSU 30.03.2001 Dr. Lippold (Offenbach), CDU/CSU 30.03.2001 Klaus W. Louven, Julius CDU/CSU 30.03.2001 Maaß (Wilhelmshaven), CDU/CSU 30.03.2001 Erich Mascher, Ulrike SPD 30.03.2001 Mattischeck, Heide SPD 30.03.2001 Meckel, Markus SPD 30.03.2001*** Neumann (Gotha), SPD 30.03.2001 Gerhard Özdemir, Cem BÜNDNIS 90/ 30.03.2001 DIE GRÜNEN Poß, Joachim SPD 30.03.2001 Dr. Protzner, Bernd CDU/CSU 30.03.2001 Rachel, Thomas CDU/CSU 30.03.2001 Robbe, Reinhold SPD 30.03.2001 Rönsch (Wiesbaden), CDU/CSU 30.03.2001 Hannelore Schloten, Dieter SPD 30.03.2001 Schmidbauer, Bernd CDU/CSU 30.03.2001 Schmidt-Zadel, Regina SPD 30.03.2001 Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 30.03.2001 Hans Peter Schröder, Gerhard SPD 30.03.2001 Schuhmann (Delitzsch), SPD 30.03.2001 Richard Dr. Schuster, R. Werner SPD 30.03.2001 Singhammer, Johannes CDU/CSU 30.03.2001 Dr. Freiherr von CDU/CSU 30.03.2001 Stetten, Wolfgang Dr. Thomae, Dieter F.D.P. 30.03.2001 Thönnes, Franz SPD 30.03.2001 Vogt (Pforzheim), Ute SPD 30.03.2001 Dr. Volmer, Ludger BÜNDNIS 90/ 30.03.2001 DIE GRÜNEN Dr. Westerwelle, Guido F.D.P. 30.03.2001 Wissmann, Matthias CDU/CSU 30.03.2001 Wistuba, Engelbert SPD 30.03.2001 Wohlleben, Verena SPD 30.03.2001 Wolf, Aribert CDU/CSU 30.03.2001 Zierer, Benno CDU/CSU 30.03.2001* * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union *** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung der NATO **** für die Teilnahme an der 105. Jahreskonferenz der Interparlamen- tarischen Union entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht **** Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO zur Abstimmung über den Antrag: Gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit, Anti- semitismus und Gewalt (Drucksache 14/5456) Ulla Jelpke (PDS):Die Entschließung ist ein wichti- ges Signal für den gemeinsamen Kampf gegen Rechtsex- tremismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Gewalt. Sie ist deshalb hoffentlich auch eine Ermutigung für den zivilen, den gesellschaftlichen Widerstand gegen den menschenverachtenden Neofaschismus. Ich unter- stützte sie. Ich sage aber auch: Wenn es uns gemeinsam gelungen wäre, dafür zu sorgen, dass endlich auch die Opfer der NS-Zwangsarbeit etwas Geld bekommen, dann hätte unsere heutige Entschließung sicher eine größere Tragweite, wäre das Eintreten der deutschen Politik und Gesellschaft gegen Rechtsextremismus glaubwürdiger. Die Entschließung ist auch eine klare Absage an Ver- suche der CDU/CSU, den Kampf gegen Rechtsextremis- mus zu ersetzen durch eine scheinbar gleichgewichtige Bekämpfung gegen „Extremismus“ von links und rechts, durch schärfere Strafgesetze und durch eine Einschrän- kung des Versammlungsrechts. Die CDU/CSU will die PDS aus dem gemeinsamen Bündnis gegen rechts ausgrenzen und den Kampf gegen Neofaschismus für die Einschränkung von Bürgerrechten und den Ausbau von Polizei und Geheimdiensten instru- mentalisieren. Die Gleichsetzung von rechts und links ist ein demagogischer Trick der Konservativen, der zur Ba- gatellisierung des Rechtsextremismus führt, während die Sicherheitsorgane die angeblichen Gefahren von links aufbauschen und ihre Repression gegen Linke verstärken. Das war schon immer falsch und verwerflich. Fast einhundert Menschen sind in den letzten Jahren durch braune Gewalt gestorben. Wie viele dieser Men- schen könnten noch leben, wenn die Bagatellisierung der rechten Gewalt früher korrigiert worden wäre? Die Verantwortung für diese falsche Politik trifft aber nicht nur die alte Regierung aus CDU/CSU und F.D.P. Auch die neue Regierung und ihr Innenminister Schily setzen diese falsche Politik fort, bagatellisieren weiter rechte Gewalt, verbreiten weiter falsche Zahlen über die Todesopfer der Neonazis und diffamieren antifaschisti- sche Organisationen wie die VVN-BdAund den Bund der Antifaschisten. Auch zu einer Verschärfung der Strafgesetze gegen rechts besteht kein Grund – nicht nur, weil die bestehen- den Gesetze völlig ausreichen. Abbau von Bürgerrechten, um so angeblich Rechtsextremismus zu bekämpfen, ist wie Selbstmord aus Angst vor dem Tod. Nötig sind nicht weniger, sondern mehr Bürgerrechte, vor allem für Flüchtlinge, für Migrantinnen und Migranten, die Hauptopfer rechter Gewalt waren und sind. Ich habe als Berichterstatterin meiner Fraktion im In- nenausschuss an der Formulierung der Entschließung mitgewirkt. Dabei ist es gelungen, wichtige Anliegen wie den Ausbau des Opferschutzes, ein Plädoyer für eine un- abhängige Beobachtungsstelle gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, die zumindest verbale Unterstüt- zung von Bündnissen gegen rechts und andere Anliegen zu einem Votum aller Fraktionen zu machen, die diese Re- solution nun unterstützen. Aber es gibt auch weiter viele berechtigte Kritik. In vielen Bereichen ist die Entschlie- ßung noch immer von Eigenlob der Regierung durchzo- gen. Statt klarer Aufträge gibt es Bitten, Empfehlungen, Ratschläge. Für Basisinitiativen, Bündnisse gegen rechts, antifaschistische Initiativen, Einrichtungen zur Flücht- lingshilfe und demokratische Jugendprojekte gibt es gute Worte, aber viel zu wenig Geld. Ohne die gesellschaftlichen Initiativen und Organisatio- nen, ohne die Anstrengungen von vielen Menschen wird es keine Erfolge gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeind- lichkeit und Antisemitismus geben. Der Kampf gegen rechts darf nicht an Behörden, an Polizei und Geheimdiens- te delegiert werden. Bündnisse gegen rechts, antirassisti- sche und antifaschistische Initiativen, die vor Ort tätig sind, sind das A und O des Kampfes gegen rechts. Die Gering- schätzung, die die Bundesregierung diesen Initiativen noch immer entgegenbringt, indem sie ihnen kein Geld, keine Unterstützung gewährt, ist ein schwerer Fehler. Auch die Auffassung, Rechtsextremismus sei sozial begründet oder könne durch soziale Maßnahmen zurück- gedrängt werden, ist für mich falsch. Rechtsextremismus ist vor allem ideologisch und politisch begründet. Hier muss die Auseinandersetzung ansetzen und geführt wer- den. „Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbre- chen“, „Nazis raus aus den Köpfen!“ sind dazu richtige Forderungen. Ein entscheidender Schritt für den Kampf gegen rechts steht weiter aus. Wer Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in dieser Gesellschaft wirklich bekämpfen will, der muss auch die staatliche Flüchtlings- und Migrationspolitik end- lich grundlegend korrigieren. Denn diese Politik ist selbst rassistisch und fremdenfeindlich. Die Reform des Staats- bürgerschaftsrechts ist ein Flop. Die Hoffnungen vieler Migrantinnen und Migranten, nicht mehr Menschen zwei- ter Klasse zu sein, sind enttäuscht worden. Die ausländer- feindlichen Kampagnen gehen weiter. Selbst in der EU steht diese Regierung bei allen Reformversuchen, die mehr Menschenrechte für Flüchtlinge und Migranten er- reichen wollen, weiter auf der Bremse. Ich nenne nur die Blockade der Reform des Familiennachzugs, ich nenne die Weigerung der Bundesregierung, die Konvention des Eu- roparats zur Staatsbürgerschaft mit ihrer Anerkennung der doppelten Staatsbürgerschaft zu unterzeichnen, ich nenne weiter die UN-Konvention über die Rechte der Wander- arbeiter, die die Regierung nicht ratifizieren will. Solange Flüchtlinge weiter an den Grenzen abgewehrt oder in Abschiebehaft gesteckt und gewaltsam abgescho- ben werden, das Asylbewerberleistungsgesetz und andere rassistische Gesetze weiter in Kraft sind, so lange werden braune Gewalttäter weiter behaupten, sie vollstreckten mit ihren Gewalttaten nur den stillschweigenden Willen der Mehrheit der Menschen in diesem Land. Auf diesem wichtigen Feld bringt die heutige Entschließung keine Verbesserung. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 162. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. März 200115866 (C) (D) (A) (B) Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung der Anträge: – Steuerliche Rahmenbedingungen für die Gewäh- rung von Aktienoptionen an Mitarbeiter (stock op- tions) verbessern – Keine Steuer beim Aktientausch (Tagesordnungspunkt 17 a und b) Dr. Barbara Höll (PDS): Wenn man den CDU/ CSU-Antrag liest, möchte man meinen, die Entlohnung über Aktienoptionen solle steuerlich begünstigt werden. Das ist nicht ganz korrekt. Denn die CDU/CSU möchte nicht nur schlechthin eine Begünstigung von Aktienoptio- nen, sondern sie möchte diese noch mehr begünstigen. In Ihrem Antrag unterschlagen Sie nämlich, dass schon jetzt Aktienoptionen steuerlich subventioniert werden. Die Hauptursache liegt in der gerade verabschiedeten Un- ternehmensteuerreform, nach der Unternehmensgewinne deutlich niedriger besteuert werden als Löhne und Gehäl- ter. Aber das reicht der CDU/CSU noch nicht. Sie möchte gern noch draufsatteln. Vielleicht einigen Sie sich doch einmal auf eine Linie in Ihrer Steuerpolitik. Wenn ich mich richtig erinnere, hatten Sie gerade den Vorschlag für eine große Steuerreform im Parlament eingebracht, die mit allen Steuerprivilegien und steuerlichen Subventio- nen aufräumen wollte. Aber schauen wir uns etwas näher an, was Ihnen so am Herzen liegt. Aktienoptionen sind besonders risikoanfäl- lig – da die Bewertung von Aktien durch die Börse erfolgt. Wie die jüngste Entwicklung zeigt, reflektiert der Bör- senwert in den seltensten Fällen den wirklichen Wert und die Erfolgsaussichten eines Unternehmens. Hier fließen subjektive Erwartungen, spekulative Überhöhungen bzw. Untertreibungen ein, die oft mit der wirklichen Wirt- schaftssituation des jeweiligen Unternehmens kaum et- was zu tun haben. Und dies gilt in besonderen Maße für die viel gerühm- ten Unternehmen der New Economy. Ein Bruchteil der Unternehmen des Neuen Marktes erwirtschaftete in den vergangenen Jahren Gewinn. Trotzdem stiegen die Kurse ins Unermessliche. Diesem rasanten Anstieg folgte – wie nicht anders zu erwarten – ein rasanter Fall. Hinzu kommt bei diesen Unternehmen, dass ihre Pflichten zur Offenle- gung der wirtschaftlichen Situation unzureichend ausge- staltet sind. Verwiesen sei in diesem Zusammenhang auch auf die betrügerischen Aktivitäten von Geschäftsführungen ge- rade von Unternehmen des Neuen Marktes. Die Zeitun- gen der letzten Wochen sind voll von Meldungen, wonach die „Bosse“ von so genannten New Economy-Unterneh- men rechtzeitig vor dem Sinken der Börsenkurse große Ak- tienpakete verkauft haben. So verkaufte der EM.TV- Boss Anteile für 20 Millionen Euro, der Intertainment-Boss Aktien im Wert von über 2 Millionen Euro. Während die Mitarbeiter dann in aller Regel auf ihren Optionen festsitzen und sich nicht einfach aus dem Un- ternehmensrisiko zurückziehen können, haben das ihre Bosse schon längst getan. Und damit nicht genug: Mit dem massenhaften Verkauf eigener Anteile wird weiter Druck auf die Börsenkurse ausgeübt und der Lohnraub dadurch noch erhöht. Angesichts dieser Situation ist es nicht verwunderlich, dass selbst im gelobten Land der New Economy – nach kurzer Euphorie – die Entlohnung über Aktienoptionen die Beschäftigten kaum noch wirklich beeindruckt. Die Beschäftigten wollen sich auch in der New Economy nicht mehr auf imaginäre Zukunftsaussichten vertrösten lassen – sie wollen für ihre Arbeit zum Zeitpunkt ihrer Ar- beit das Geld sehen, dass ihnen zusteht. Ganz im Zeichen der verrufenen Old Economy fordern sie Betriebsräte ein, bilden zur Durchsetzung ihrer Forderungen gewerk- schaftliche Vertretungen. Es ist ganz in der Tradition der CDU/CSU, dass Sie diesen Lohnraub mit steuerlichen Instrumenten auch noch fördern wollen, dass Sie nun auch die Löhne der Speku- lation und Betrug aussetzen wollen. Dies lehnen wir aber ab. Ähnlich verhält es sich mit dem F.D.P.-Antrag zur Steuerfreiheit des Aktientauschs. Es reicht der F.D.P. nicht, dass Spekulationsgewinne nur zur Hälfte besteuert werden. Nein, sie möchte – zumindest, wenn Aktien ge- gen Aktien verkauft werden – diese gänzlich von der Ein- kommensteuer befreien. Sie ignoriert dabei gänzlich, dass diese Aktien oftmals gerade in Hinblick auf eine zu er- wartende Fusion und die damit einhergehenden Kursstei- gerungen erworben wurden. Das Bild, das die F.D.P. uns hier von dem armen Aktionär zeichnen will, der sich völ- lig überraschend und hilflos einer Fusion ausgesetzt sieht, ist doch etwas ergänzungsbedürftig. Begründet wird das alles mit der Ungleichbesteuerung von privaten Spekulationsgewinnen und Gewinnen der Kapitalanlagegesellschaften. Mit der Unternehmensteu- erreform des Herrn Minister Eichel sind Gewinne von Ka- pitalgesellschaften aus der Veräußerung von Untenehmen steuerfrei gestellt, während kurzfristige Spekulationsge- winne des Privatanlegers besteuert werden – wenn auch nur zur Hälfte Die F.D.P. sollte, wenn ihr die Gleichbesteuerung wirk- lich so sehr am Herzen liegt, mit der Steuerfreiheit der Veräußerungsgewinne von großen Konzernen, Banken und Versicherungen aufräumen. Das wäre wirklich ein Beitrag zu mehr Steuergerechtigkeit und Besteuerungs- gleichheit! Anlage 4 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mit- geteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU-Vorla- gen bzw. Unterrichtungen durch das europäische Parla- ment zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 162. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. März 2001 15867 (C) (D) (A) (B) Finanzausschuss Drucksache 14/4309 Nr. 1.39 Drucksache 14/5172 Nr. 2.14 Drucksache 14/5172 Nr. 2.87 Ausschuss fürWirtschaft und Technologie Drucksache 14/671 Nr. 1.5 Drucksache 14/4441 Nr. 1.26 Drucksache 14/4570 Nr. 1.5 Drucksache 14/5172 Nr. 2.61 Drucksache 14/5172 Nr. 2.99 Drucksache 14/5281 Nr. 2.13 Drucksache 14/5281 Nr. 2.14 Drucksache 14/5281 Nr. 2.15 Drucksache 14/5363 Nr. 2.16 Drucksache 14/5363 Nr. 2.17 Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 14/5172 Nr. 2.80Drucksache 14/5281 Nr. 2.11Drucksache 14/5281 Nr. 2.19 Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Drucksache 14/1617 Nr. 2.30 Drucksache 14/3428 Nr. 1.8 Drucksache 14/4170 Nr. 2.3 Drucksache 14/4170 Nr. 2.4 Drucksache 14/4170 Nr. 2.5 Drucksache 14/4170 Nr. 2.6 Drucksache 14/4170 Nr. 2.7 Drucksache 14/4170 Nr. 2.8 Drucksache 14/4170 Nr. 2.9 Drucksache 14/4170 Nr. 2.10 Drucksache 14/4170 Nr. 2.11 Drucksache 14/4170 Nr. 2.12 Ausschuss für Gesundheit Drucksache 14/5281 Nr. 2.2 Drucksache 14/5281 Nr. 2.4 Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen Drucksache 14/4865 Nr. 2.1 Drucksache 14/5363 Nr. 2.9 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 14/5114 Nr. 2.6 Drucksache 14/5281 Nr. 3.2 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 14/4945 Nr. 2.21 Drucksache 14/4945 Nr. 2.22 Drucksache 14/5172 Nr. 2.40 Drucksache 14/5172 Nr. 2.27 Drucksache 14/5172 Nr. 2.28 Drucksache 14/5172 Nr. 2.43 Drucksache 14/5172 Nr. 2.75 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 14/4309 Nr. 1.13 Drucksache 14/5172 Nr. 2.42 Drucksache 14/5172 Nr. 2.72 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 14/5114 Nr. 1.2 Drucksache 14/5114 Nr. 1.3 Drucksache 14/5114 Nr. 1.5 Drucksache 14/5172 Nr. 1.3 Drucksache 14/5363 Nr. 1.1 Ausschuss für Kultur und Medien Drucksache 14/4570 Nr. 1.4 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 162. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. März 200115868 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Norbert Hauser


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsi-
    dentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ende Novem-
    ber 2000 haben die Bibliotheksverbände ein Notpro-
    gramm zur Rettung der Hochschulbibliotheken von der
    Bundesregierung gefordert. Sie warnten vor einem Aus-
    bluten der wissenschaftlichen Bibliotheken und appel-
    lierten, die „Strukturkrise der Bibliotheksetats“ zu über-
    winden. Seitdem ist aufseiten der Bundesregierung nichts
    passiert. Insofern ist der Antrag der Kolleginnen und Kol-
    legen von der F.D.P.-Fraktion nur folgerichtig.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)


    Dass dieser Antrag überhaupt gestellt werden musste,
    ist traurig, und zwar deshalb, weil die Bundesregierung
    und die Koalition die Sorgen und Nöte der Hochschulbi-
    bliotheken wieder einmal ignoriert haben.


    (Jörg Tauss [SPD]: „Wieder einmal“?)

    Anstatt diese Sorgen und Nöte ernst zu nehmen, setzt

    die Bildungsministerin ganz andere Prioritäten. Am
    Dienstag nahm sie sich Guildo Horn zur Hilfe, um die
    neue BAföG-Kampagne vorzustellen.


    (Dr. Peter Eckardt [SPD]: Was hat das mit den Bibliotheken zu tun?)


    Klamauk statt Programm, so verkauft die Bundesregie-
    rung ihre Politik. Edelgard haben wir deshalb trotzdem
    nicht lieb.


    (Wolf-Michael Catenhusen, Parl. Staatssekretär: Deshalb redet man über uns!)





    Dr. Peter Eckardt

    15857


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    – Herr Catenhusen, Sie sind schon sehr bescheiden ge-
    worden, wenn es Ihnen reicht, dass man über Sie redet.


    (Jörg Tauss [SPD]: Gut redet!)

    Zum Thema „Bildung durch Guildo“ möchte ich einen
    Kommentar aus der „Berliner Morgenpost“ vom 28.März
    2001 zitieren:

    Deshalb wird die Kampagne ankommen – und auch,
    weil sein

    – gemeint ist Guildo Horn –
    Bekanntheitsgrad in Deutschland bei 90 Prozent liegt.
    Womit er weit vor Edelgard Bulmahn liegt. Bei einer
    repräsentativen Umfrage konnten sich 10 Prozent an
    den Namen der aktuellen Bundesbildungsministerin
    erinnern. Macht zusammen 100 Prozent.

    Na, wenn das nichts ist. Edelgard Bulmahn und Guildo
    Horn als Center of Excellence zur Rettung des Standortes
    Deutschland!


    (Zuruf des Abg. Jörg Tauss [SPD])

    – Herr Tauss ist auch wieder aufgetausst.

    Meine Damen und Herren von der Koalition, Frau
    Bulmahn gibt sich als Unterstützerin des Projektes „Bil-
    dung für alle“ und gibt vor, alles besser gemacht zu haben
    als ihre Vorgänger. Die Wirklichkeit sieht jedoch anders
    aus. Hören Sie genau zu!

    Als 1997 Probleme mit der Ausstattung der Hoch-
    schulbibliotheken auftraten, hat Herr Rüttgers ein 40-Mil-
    lionen-DM-Sonderprogramm ins Leben gerufen,


    (Jörg Tauss [SPD]: An das Fiasko erinnern wir uns!)


    das die Bundesländer mit der gleichen Summe unterstützt
    haben. Sie haben dieses Programm nicht fortgeführt. Sie
    haben den Bibliotheken mit dieser Entscheidung keine
    Zukunft gegeben, sondern ihnen sogar die Zukunft ge-
    nommen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Die Bibliotheksverbände haben mit ihrem Notruf auf

    den Verfall der Bibliotheken und auf die nicht mehr kor-
    rigierbaren Folgen von entstandenen Fehlbeständen in
    den Buch- und Zeitschriftenbeständen hingewiesen. Re-
    aktion der Bundesregierung: keine. Es gab kein Wort der
    Unterstützung und kein Sonderprogramm. Es geschah
    einfach nichts. Der Unterschied zwischen Rot-Grün und
    Schwarz-Gelb ist: Die jetzige Bundesregierung redet, die
    alte hat gehandelt.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Lachen bei der SPD und beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Bundesbildungsministerin Bulmahn möchte zwar, dass
    jeder Schüler einen Laptop bekommt. Aber Bücher und
    Zeitschriften für die Studenten interessieren sie anschei-
    nend nicht. Am vergangenen Dienstag haben Berliner
    Schüler von Frau Bulmahn 250 Computer geschenkt be-
    kommen, die natürlich nicht Frau Bulmahn und auch nicht
    die Bundesregierung, sondern die Firma Siemens bezahlt

    hat. Wie könnte es bei Ihrem Verständnis von Public-Pri-
    vate-Partnership auch anders sein: Sie lassen sich auf
    Kosten anderer die Siegeskränze winden. Ergebnis: Das
    Lob ist „public“, die Kosten aber „private“.

    Moderne Technologien allein reichen aber nicht aus.
    Um sich Wissen anzueignen, braucht man im 21. Jahr-
    hundert sowohl die elektronischen Medien als auch die
    Printmedien.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie Beifall bei der F.D.P.)


    Dr. Eckhardt, nur beides zusammen führt Wissenschaftler
    und Studenten zum Erfolg. In die Welt hinauszusurfen ist
    nicht genug. Nicht alles, was in Fachbüchern und -zeit-
    schriften steht, ist auch im Internet verfügbar. Wer die
    Bibliotheken der Hochschulen vernachlässigt, vernach-
    lässigt damit auch die Wissensvermittlung.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Sie wissen genau, Kollege Dr. Eckhardt, dass Online-
    recherchen über eine gewisse Zeit funktionieren. Wenn
    Sie aber wirklich einsteigen und das Wissen durch inten-
    sivere Recherchen verstärken wollen, dann greifen Sie
    doch wieder zum Buch und damit zum guten alten Papier,
    weil es so einfacher als am Bildschirm ist, etwas aufzu-
    nehmen.

    Noch schlimmer ist, meine Damen und Herren von der
    Koalition: Mit Ihrer Politik schaffen Sie Klassenunter-
    schiede innerhalb der Studentenschaft. Konsequenz:
    Nachdem man schon im Gesundheitswesen von einer
    Zweiklassenmedizin spricht, folgt nun auch noch das Stu-
    dium nach dem Geldbeutel. Denn wenn die Bibliotheken
    der Universitäten und Fachhochschulen nur noch unzu-
    reichend ausgestattet sind, kann nur noch der umfassend
    wissenschaftlich forschen, der sich Computer, Bücher
    und Zeitschriften leisten kann. Wer dazu nicht in der Lage
    ist, bleibt auf der Strecke.

    Hinzu kommt – das sollten wir nicht vergessen – der
    Zeitverlust. Längere Suche und Fernleihe führen nun ein-
    mal zwangsläufig zu einer Verlängerung der Studienzeit.
    Diplomarbeiten können durchaus an wissenschaftlicher
    Substanz verlieren, wenn nicht alle Quellen immer er-
    reichbar sind. Wie heißt es in der Broschüre des BMBF
    anlässlich des Amtsantritts von Ministerin Bulmahn doch
    so schön:

    Wer Begabungsreserven erschließen will, wer
    Chancengleichheit anstrebt, muss dazu beitragen,
    soziale Barrieren abzubauen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P)

    Anspruch und Wirklichkeit klaffen wieder einmal weit
    auseinander. Frau Bulmahn ist bekannt dafür, Großes an-
    zukündigen und Kleines zu leisten.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Das ist ja unerhört!)


    Die Bundesregierung hätte bereits längst handeln kön-
    nen, wie es die betroffenen Verbände denn auch forderten.
    Handlungsbedarf gibt es genug; die Zahlen sprechen für




    Norbert Hauser (Bonn)

    15858


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    sich: Circa 30 Prozent der früher in den Hochschulbiblio-
    theken erhältlichen Zeitschriften wurden inzwischen ab-
    bestellt, Dr. Rossmann. Fallen bei wichtigen Zeitschriften
    ein oder mehrere Jahrgänge aus, so ist eine wissenschaft-
    liche Recherche nahezu unmöglich. Außerdem wer-
    den die auftretenden Fehlbestände später nicht wieder
    aufgefüllt und gehen für das Wissen somit verloren.
    500 000 dringend benötigte Bücher konnten in den letz-
    ten Monaten nicht beschafft werden. Dies hat für die ver-
    schiedenen Hochschulbibliotheken unmittelbare Folgen.

    Beispiel Göttingen: Seit Mai 2000 konnte in Göttin-
    gen keine Monographie mehr angeschafft werden. Bei-
    spiel Hamburg: Weil die Hochschulbibliotheken aus-
    bluten, wurde die Spendenaktion „Ex libris – Wissen
    spenden“ ins Leben gerufen, die innerhalb kürzester Zeit
    über 1 Million DM erbrachte. Beispiel Stuttgart: Die
    Universität Stuttgart hat seit Ende der 90er-Jahre rund
    400 Zeitschriften abbestellt. Beispiel Bonn: In Bonn soll
    die Landwirtschaftsbibliothek geschlossen und ihre Be-
    stände sollen zur Zentralbibliothek nach Köln verlagert
    werden. Folge: Die weltweit zweitgrößte Spezialbiblio-
    thek für das Fach Landwirtschaft steht vor dem Aus, ob-
    wohl gerade sie ein umfassendes Angebot von Büchern
    aus dem Bereich Lebensmittelsicherheit und -qualität hat.


    (Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Die soll verlagert werden!)


    – In die Zentralbibliothek, Herr Kollege. Sie ist dann
    keine Spezialbibliothek mehr. – Vor dem Hintergrund der
    aktuellen Diskussion über Verbraucherfragen ist das ein
    geradezu abstruses Ergebnis der Politik im Umgang mit
    den wissenschaftlichen Bibliotheken.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Natürlich – Dr. Eckardt hat darauf hingewiesen – tra-

    gen auch die Länder Verantwortung für die Hochschulbi-
    bliotheken.


    (Jörg Tauss [SPD]: Was heißt hier „auch“?)

    Da das so ist, muss man den Ländern die Möglichkeit

    für eine entsprechende Finanzierung lassen; man muss ih-
    nen die Luft zum Atmen lassen. Nach einer Berechnung
    dieser Bundesregierung führt allein das Steuerbereini-
    gungsgesetz 1999 in den Jahren 2000 bis 2003 zu einem
    Einnahmeverlust von fast 2,5Milliarden DM bei den Län-
    dern.


    (Jörg Tauss [SPD]: Das ist nicht zu fassen! – Gegenruf der Abg. Cornelia Pieper [F.D.P.]: Ich finde auch, dass es nicht zu fassen ist, was Sie bieten! – Jörg Tauss [SPD]: Jeden Morgen neue Steuersenkungen fordern und dann das! Unseriös!)


    Angesichts der jetzigen Finanznot in den deutschen
    Hochschulbibliotheken kann man von einer geplanten
    Büchersammlung nicht mehr sprechen. Eine wirksame
    Ergänzung zum örtlichen Angebot könnte – darüber ist
    eben schon einmal gesprochen worden – eine virtuelle
    Bibliothek sein. Durch hochschulübergreifende Zusam-
    menarbeit sollten vernetzte, bundesweit zugängliche vir-
    tuelle Schwerpunktbibliotheken entstehen, die multime-

    diale Informationen digital abrufbar speichern. Wenn den
    Bibliothekaren das Geld für das Nötigste fehlt, dann kön-
    nen sie keine neuen Felder erschließen. Die Folge ist auch
    in diesem Fall, dass der Wissenschaftsstandort Deutsch-
    land den Anschluss verliert.

    Die Union hatte bereits am 20. Januar 1999 im Bil-
    dungsausschuss des Deutschen Bundestages gefordert,
    die Hochschulbibliotheken als moderne Kommunikati-
    ons- und Dienstleistungszentren auszubauen. Vertreter
    der Koalition hatten dies auch zugesagt. Einmal mehr ist
    nichts geschehen.

    Je länger der Bund bei der Frage der Hochschulbiblio-
    theken zögert, desto tiefer werden die Lücken im Bestand,
    die nicht mehr geschlossen werden können. Die Länder
    können dem Problem nicht allein begegnen; daher muss
    der Bund in die Bresche springen. Nichtstun führt zu Zeit-
    verlust. Zeitverlust bedeutet noch stärkere Einschnitte in
    das Bibliothekssystem. Das Gebot der Stunde heißt, den
    Hochschulen zu helfen. Wenn Sie in Ihren Bibli-
    otheksbeständen noch ein Stammbuch haben, dann
    schreiben Sie sich dies dort hinein. Gehen Sie dazu über,
    die Bibliotheken zu unterstützen, und hören Sie auf, nur
    darüber zu reden!

    Danke schön.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)




Rede von: Unbekanntinfo_outline
Nächster Redner ist
der Kollege Reinhard Loske für die Fraktion Bünd-
nis 90/Die Grünen.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Reinhard Loske


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
    Zunächst möchte ich etwas zu Herrn Hauser sagen. Ich
    habe mir zum Beispiel den Satz „Natürlich ... tragen auch
    die Länder Verantwortung für die Hochschulbibliothe-
    ken“ aufgeschrieben. Ich darf darauf verweisen, dass
    dafür vor allen Dingen die LänderVerantwortung tragen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Wer regiert in den Ländern, die er angeführt hat? – Jörg Tauss [SPD] Baden-Württemberg: zum Beispiel!)


    Das sollte man feststellen.
    Ich möchte auf Guildo Horn eingehen. Musik ist be-

    kanntermaßen Geschmackssache. Ich kann gut verstehen,
    dass Sie ein Problem damit haben, dass die Studentinnen
    und Studenten jetzt mehr Nussecken knabbern können,
    weil sie zu Ihrer Zeit am Hungertuch nagen mussten.


    (Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Norbert Hauser [Bonn] [CDU/CSU]: Das Hungertuch sieht man Ihnen nicht an, Herr Kollege!)


    Nichts gegen Guildo Horn. Wenn Sie einen anderen Ge-
    schmack haben, dann akzeptieren Sie das bitte.

    Was die Popularität von Frau Bulmahn betrifft: Um-
    fragen sind ohnehin immer so eine Sache. Herr Rüttgers




    Norbert Hauser (Bonn)


    15859


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    war zwar etwas bekannter – er hat wie verrückt auf die
    Pauke gehauen –, aber bildungspolitisch ist dabei nichts
    herausgekommen. Frau Bulmahn ist im Auftreten zwar et-
    was zurückhaltender, sie erreicht aber viel mehr. Die
    zweite Variante ist mir lieber.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Jenseits der parteipolitischen Auseinandersetzungen
    ist es doch klar, dass die Bildungspolitiker wollen, dass
    mehr Geld in den Bibliothekssektor fließt, während die
    Haushälter sparen wollen. Das ist doch wirklich kein No-
    vum. Insofern sollten wir uns hier nicht wechselseitig be-
    schuldigen – Herr Hauser, das geht an Ihre Adresse –, wir
    ließen zu, dass ein bildungspolitisches Proletentum her-
    anwächst. Wir sind für Bildung. Man muss nur überlegen,
    wie man sie finanzieren kann und ob es nicht andere Po-
    tenziale gibt, die man ausschöpfen kann.

    Eines ist definitiv klar – das kann ich als Hochschul-
    lehrer sagen –: Die Misere der Hochschulbibliotheken
    ist mindestens schon zehn Jahre alt, vielleicht noch äl-
    ter. Wir haben es hier also nicht mit einem neuen Phä-
    nomen zu tun, sondern mit einem Problem, das in den
    letzten fünf Jahren rasant an Bedeutung zugenommen
    hat.

    Im Folgenden möchte ich auf die Gründe der Finanz-
    probleme eingehen:

    Erstens. Die alte Vorstellung, dass die neuen Medien,
    die CD-ROMs, die Computer oder das Internet, das Buch
    oder die Zeitschrift ersetzen würden, trifft nicht zu.


    (Cornelia Pieper [F.D.P.]: Das hat schon Herr Eckardt gesagt!)


    – Ich rede hier für mich. – Es entwickelt sich eine Paral-
    lelstruktur, die sogar kostenintensiver ist. Das muss man
    feststellen.


    (Cornelia Pieper [F.D.P.]: Sie haben ja Recht!)

    Es gibt aber bei den Zeitschriften die Möglichkeit, verstärkt
    das Internet zu nutzen. Darauf gehe ich nachher noch ein.

    Zweitens. Auch die ungünstigen Wechselkurse sind
    problematisch. Gerade die Preise für die englischspra-
    chige Literatur steigen, was zu Abbestellungen von Zeit-
    schriften führt.

    Drittens. Was die allgemeinen Sparzwänge der
    Hochschulen betrifft, so ist überall zu beobachten, dass
    zuerst die Sachmittel – vorneweg die Mittel für die
    Bibliotheken – gekürzt werden. Das führt dazu, dass
    Zeitschriftenabonnements gekündigt werden müssen. Ich
    konzediere, dass es sich hierbei um problematische Ent-
    wicklungen handelt.

    Aber man muss auch auf folgenden Punkt hinweisen:
    Man kann zwar durchaus mehr Geld für Bibliotheken for-
    dern. Aber man muss sich schon fragen, was der Bund und
    was die Länder unternehmen. Einfach aus der Opposition
    heraus zu fordern, der Bund solle mehr Geld geben, weil
    die Länder ihrer Aufgabe nicht nachkommen, halte ich
    nicht für angemessen. Das ist ja nichts anderes als eine

    Forderung nach Ersatzfinanzierung von Landesaufgaben
    durch den Bund.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Man muss ferner darauf verweisen, dass durch Struk-
    turveränderungen erhebliche Einsparpotenziale zu rea-
    lisieren sind; das wurde bereits von den Vorrednern ge-
    sagt. Diese Einsparpotenziale ergeben sich vor allen
    Dingen aus einer koordinierten Einkaufspolitik der Bi-
    bliotheken und aus einer gemeinschaftlichen Nutzung des
    Literaturbestandes. Man muss – mit Ausnahme der
    Bücher in Präsenzbibliotheken – die Bücher sowieso be-
    stellen. Daher ist es nicht problematisch, wenn es ein zen-
    trales Lager gibt und wenn mehrere Universitäten zumin-
    dest in den Ballungsräumen kooperieren. Es kann mir
    völlig egal sein, ob das Buch aus der Bibliothek meiner
    Universität oder ob es aus einem Pool stammt. Zentral-
    archive eröffnen diesbezüglich gute Möglichkeiten. Was
    den Erwerb von Lizenzen und die Schaffung von Ein-
    kaufskonsortien betrifft, gibt es sicherlich noch Möglich-
    keiten zur effektiven Zusammenarbeit.

    Langer Rede kurzer Sinn: Der Tenor dieses Antrages
    ist sicherlich zu begrüßen. Obwohl unsere Bibliotheken
    mehr Geld brauchen, halte ich es aber nicht für richtig, die
    Verantwortung allein auf den Bund zu schieben. Wir müs-
    sen schauen, wie man durch eine effizientere Mittelver-
    wendung noch mehr herausholen kann, als es heute der
    Fall ist. Das Geld muss eben auch an den richtigen Stel-
    len ausgegeben werden.

    Danke schön.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)