Tagesordnungspunkt 14:
a) Beschlussempfehlung und Bericht des
Innenausschusses
– zu dem Antrag der Fraktionen der
SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN, der F.D.P. und der PDS:
Gegen Rechtsextremismus, Frem-
denfeindlichkeit, Antisemitismus
und Gewalt
– zu dem Antrag der Fraktion der
CDU/CSU: Nachhaltige Bekämp-
fung von Extremismus, Gewalt
und Fremdenfeindlichkeit
– zu dem Antrag der Abgeordneten Ute
Vogt (Pforzheim), Ernst Bahr, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion
der SPD sowie der Abgeordneten
Annelie Buntenbach, Cem Özdemir,
weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN: Gegen Rechtsextremis-
mus, Fremdenfeindlichkeit, Anti-
semitismus und Gewalt
– zu dem Antrag der Abgeordneten
Hildebrecht Braun (Augsburg),
Ernst Burgbacher, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion der F.D.P.:
Rechtsextremismus entschlossen
bekämpfen
– zu dem Antrag der Abgeordneten
Ulla Jelpke, Petra Pau, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der
PDS: Handeln gegen Rassismus,
Antisemitismus, Fremdenfeind-
lichkeit und daraus resultieren-
der Gewalt
(Drucksachen 14/5456, 14/4067,
14/3516, 14/3106, 14/4145, 4/5695) 15801 A
b) Beschlussempfehlung und Bericht des
Innenausschusses zu dem Antrag der
Fraktion der CDU/CSU: Bekämpfung
des politischen Extremismus
(Drucksachen 14/295, 14/1556) . . . . . 15801 C
Sebastian Edathy SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15801 D
Wolfgang Bosbach CDU/CSU . . . . . . . . . 15804 A
Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . . . . 15804 D
Annelie Buntenbach BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15807 D
Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P. . . . . . . . . . . . . . 15809 B
Roland Claus PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15811 C
Hartmut Büttner (Schönebeck) CDU/CSU 15812 C
Christel Hanewinckel SPD . . . . . . . . . . . . . . . 15813 A
Marieluise Beck (Bremen) BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15814 A
Günter Nooke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 15815 B
Dr. Eckhart Pick, Parl. Staatssekretär BMJ 15818 A
Otto Schily, Bundesminister BMI . . . . . . . . . 15819 A
Zusatztagesordnungspunkt 8:
Beschlussempfehlung des Ausschusses
nach Art. 77 des Grundgesetzes zu dem Ge-
setz zur Neuordnung des Gerichtsvoll-
zieherkostenrechts – GvKostRNeuOG
(Drucksachen 14/3432, 14/4913, 14/5385,
14/5685) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15821 C
Plenarprotokoll 14/162
Deutscher Bundestag
Stenographischer Bericht
162. Sitzung
Berlin, Freitag, den 30. März 2001
I n h a l t :
Zusatztagesordnungspunkt 9:
Beschlussempfehlung des Ausschusses
nach Art. 77 des Grundgesetzes zu dem
Ersten Gesetz zur Änderung des Gesetzes
über die Verarbeitung und Nutzung der
zur Durchführung derVerordnung (EG)
Nr. 820/97 des Rates erhobenen Daten
(Drucksachen 14/4721, 14/5142, 14/5384,
14/5686) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15821 C
Tagesordnungspunkt 15:
Große Anfrage der Fraktion der PDS:
Kriegsbilanz
(Drucksachen 14/3047, 14/5677) . . . . . . . 15821 D
Wolfgang Gehrcke PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . 15822 A
Dr. Eberhard Brecht SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 15823 A
Dr. Klaus Grehn PDS . . . . . . . . . . . . . . . . 15824 B
Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 15824 D
Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15826 D
Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. . . . . . . . 15828 C
Gernot Erler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15830 A
Dr. Christian Schwarz-Schilling CDU/CSU 15831 B
Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 15833 A
Dr. Gregor Gysi PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15835 B
Tagesordnungspunkt 18:
Beschlussempfehlung und Bericht des Aus-
schusses für Arbeit und Sozialordnung
– zu dem Antrag der Abgeordneten Franz
Thönnes, Doris Barnett, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion der SPD so-
wie der Abgeordneten Dr. Thea
Dückert, Ekin Deligöz, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion des
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN:
Jobrotation im Arbeitsförderungs-
recht verankern
– zu dem Antrag der Abgeordneten Birgit
Schnieber-Jastram, Dr. Maria Böhmer,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der CDU/CSU: Bessere Erwerbsaus-
sichten für ältere Arbeitnehmer
durch bessere Qualifizierung
(Drucksachen 14/5245, 14/2909,
14/5608) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15837 A
Dr. Thea Dückert BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15837 B
Birgit Schnieber-Jastram CDU/CSU . . . . . . . 15838 B
Gerd Andres SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15840 C
Birgit Schnieber-Jastram CDU/CSU . . . . . . . 15840 D
Klaus Brandner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15841 B
Dirk Niebel F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15844 B
Dr. Klaus Grehn PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15845 B
Tagesordnungspunkt 17:
a) Antrag der Abgeordneten Dagmar
Wöhrl, Dr. Heinz Riesenhuber, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der
CDU/CSU: Steuerliche Rahmenbe-
dingungen für die Gewährung von
Aktienoptionen an Mitarbeiter (stock
options) verbessern
Drucksache 14/5318) . . . . . . . . . . . . . 15846 B
b) Antrag der Abgeordneten Dr. Hermann
Otto Solms, Rainer Brüderle, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der
F.D.P.: Keine Steuer beim Aktien-
tausch
(Drucksache 14/3009) . . . . . . . . . . . . . 15846 C
Dr. Heinz Riesenhuber CDU/CSU . . . . . . . . . 15846 C
Nina Hauer SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15848 C
Dr. Hermann Otto Solms F.D.P. . . . . . . . . . . . 15850 A
Dr. Thea Dückert BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15851 B
Lothar Binding (Heidelberg) SPD . . . . . . . . . 15852 C
Otto Bernhardt CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 15854 B
Tagesordnungspunkt 19:
Antrag der Abgeordneten Cornelia Pieper,
Ulrike Flach, weiterer Abgeordneter und
der Fraktion der F.D.P.: Sonderprogramm
zur Sicherung und Erhöhung des Ni-
veaus der Landes- und Hochschulbiblio-
theken am Wissenschafts- und For-
schungsstandort Deutschland
(Drucksache 14/5105) . . . . . . . . . . . . . . . 15855 B
Cornelia Pieper F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15855 C
Dr. Peter Eckardt SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15856 C
Cornelia Pieper F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . 15857 A
Norbert Hauser (Bonn) CDU/CSU . . . . . . . . 15857 C
Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15859 D
Maritta Böttcher PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15860 D
Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15861 C
Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15863 C
Anlage 1
Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 15865 A
Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 162. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. März 2001II
Anlage 2
Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten
Ulla Jelpke (PDS) zur Abstimmung über den
Antrag: Gegen Rechtsextremismus, Fremden-
feindlichkeit, Antisemitismus und Gewalt
(Drucksache 14/5456) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15866 A
Anlage 3
Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung der
Anträge:
– Steuerliche Rahmenbedingungen für die
Gewährung von Aktienoptionen an Mitar-
beiter (stock options) verbessern
– Keine Steuer beim Aktientausch
(Tagesordnungspunkt 17 a und b) . . . . . . . . . .
Dr. Barbara Höll PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15867 A
Anlage 4
Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15867 D
Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 162. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. März 2001 III
15867 A
Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 162. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. März 2001
Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 162. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. März 2001
Jörg Tauss
15863
(C)(A)
Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 162. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. März 2001 15865
(C)
(D)
(A)
(B)
Dr. Bauer, Wolf CDU/CSU 30.03.2001
Behrendt, Wolfgang SPD 30.03.2001**
Dr. Blank, CDU/CSU 30.03.2001***
Joseph-Theodor
Bodewig, Kurt SPD 30.03.2001
Bohl, Friedrich CDU/CSU 30.03.2001
Brunnhuber, Georg CDU/CSU 30.03.2001
Dr. Däubler-Gmelin, SPD 30.03.2001
Herta
Friedhoff, Paul K. F.D.P. 30.03.2001
Griefahn, Monika SPD 30.03.2001
Hartnagel, Anke SPD 30.03.2001
Hempelmann, Rolf SPD 30.03.2001
Heubaum, Monika SPD 30.03.2001
Heyne, Kristin BÜNDNIS 90/ 30.03.2001
DIE GRÜNEN
Hofbauer, Klaus CDU/CSU 30.03.2001
Homburger, Birgit F.D.P. 30.03.2001
Hörster, Joachim CDU/CSU 30.03.2001
Ibrügger, Lothar SPD 30.03.2001
Irber, Brunhilde SPD 30.03.2001
Dr. Kahl, Harald CDU/CSU 30.03.2001
Kirschner, Klaus SPD 30.03.2001
Klappert, Marianne SPD 30.03.2001
Dr.-Ing. Krüger, Paul CDU/CSU 30.03.2001
Dr. Lamers CDU/CSU 30.03.2001
(Heidelberg), Karl A.
Lengsfeld, Vera CDU/CSU 30.03.2001
Dr. Lippold (Offenbach), CDU/CSU 30.03.2001
Klaus W.
Louven, Julius CDU/CSU 30.03.2001
Maaß (Wilhelmshaven), CDU/CSU 30.03.2001
Erich
Mascher, Ulrike SPD 30.03.2001
Mattischeck, Heide SPD 30.03.2001
Meckel, Markus SPD 30.03.2001***
Neumann (Gotha), SPD 30.03.2001
Gerhard
Özdemir, Cem BÜNDNIS 90/ 30.03.2001
DIE GRÜNEN
Poß, Joachim SPD 30.03.2001
Dr. Protzner, Bernd CDU/CSU 30.03.2001
Rachel, Thomas CDU/CSU 30.03.2001
Robbe, Reinhold SPD 30.03.2001
Rönsch (Wiesbaden), CDU/CSU 30.03.2001
Hannelore
Schloten, Dieter SPD 30.03.2001
Schmidbauer, Bernd CDU/CSU 30.03.2001
Schmidt-Zadel, Regina SPD 30.03.2001
Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 30.03.2001
Hans Peter
Schröder, Gerhard SPD 30.03.2001
Schuhmann (Delitzsch), SPD 30.03.2001
Richard
Dr. Schuster, R. Werner SPD 30.03.2001
Singhammer, Johannes CDU/CSU 30.03.2001
Dr. Freiherr von CDU/CSU 30.03.2001
Stetten, Wolfgang
Dr. Thomae, Dieter F.D.P. 30.03.2001
Thönnes, Franz SPD 30.03.2001
Vogt (Pforzheim), Ute SPD 30.03.2001
Dr. Volmer, Ludger BÜNDNIS 90/ 30.03.2001
DIE GRÜNEN
Dr. Westerwelle, Guido F.D.P. 30.03.2001
Wissmann, Matthias CDU/CSU 30.03.2001
Wistuba, Engelbert SPD 30.03.2001
Wohlleben, Verena SPD 30.03.2001
Wolf, Aribert CDU/CSU 30.03.2001
Zierer, Benno CDU/CSU 30.03.2001*
* für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm-
lung des Europarates
** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union
*** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm-
lung der NATO
**** für die Teilnahme an der 105. Jahreskonferenz der Interparlamen-
tarischen Union
entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich
Anlage 1
Liste der entschuldigten Abgeordneten
Anlagen zum Stenographischen Bericht
****
Anlage 2
Erklärung nach § 31 GO
zur Abstimmung über den Antrag: Gegen
Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit, Anti-
semitismus und Gewalt (Drucksache 14/5456)
Ulla Jelpke (PDS):Die Entschließung ist ein wichti-
ges Signal für den gemeinsamen Kampf gegen Rechtsex-
tremismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und
Gewalt. Sie ist deshalb hoffentlich auch eine Ermutigung
für den zivilen, den gesellschaftlichen Widerstand gegen
den menschenverachtenden Neofaschismus. Ich unter-
stützte sie. Ich sage aber auch: Wenn es uns gemeinsam
gelungen wäre, dafür zu sorgen, dass endlich auch die
Opfer der NS-Zwangsarbeit etwas Geld bekommen, dann
hätte unsere heutige Entschließung sicher eine größere
Tragweite, wäre das Eintreten der deutschen Politik und
Gesellschaft gegen Rechtsextremismus glaubwürdiger.
Die Entschließung ist auch eine klare Absage an Ver-
suche der CDU/CSU, den Kampf gegen Rechtsextremis-
mus zu ersetzen durch eine scheinbar gleichgewichtige
Bekämpfung gegen „Extremismus“ von links und rechts,
durch schärfere Strafgesetze und durch eine Einschrän-
kung des Versammlungsrechts.
Die CDU/CSU will die PDS aus dem gemeinsamen
Bündnis gegen rechts ausgrenzen und den Kampf gegen
Neofaschismus für die Einschränkung von Bürgerrechten
und den Ausbau von Polizei und Geheimdiensten instru-
mentalisieren. Die Gleichsetzung von rechts und links ist
ein demagogischer Trick der Konservativen, der zur Ba-
gatellisierung des Rechtsextremismus führt, während die
Sicherheitsorgane die angeblichen Gefahren von links
aufbauschen und ihre Repression gegen Linke verstärken.
Das war schon immer falsch und verwerflich.
Fast einhundert Menschen sind in den letzten Jahren
durch braune Gewalt gestorben. Wie viele dieser Men-
schen könnten noch leben, wenn die Bagatellisierung der
rechten Gewalt früher korrigiert worden wäre?
Die Verantwortung für diese falsche Politik trifft aber
nicht nur die alte Regierung aus CDU/CSU und F.D.P.
Auch die neue Regierung und ihr Innenminister Schily
setzen diese falsche Politik fort, bagatellisieren weiter
rechte Gewalt, verbreiten weiter falsche Zahlen über die
Todesopfer der Neonazis und diffamieren antifaschisti-
sche Organisationen wie die VVN-BdAund den Bund der
Antifaschisten.
Auch zu einer Verschärfung der Strafgesetze gegen
rechts besteht kein Grund – nicht nur, weil die bestehen-
den Gesetze völlig ausreichen. Abbau von Bürgerrechten,
um so angeblich Rechtsextremismus zu bekämpfen, ist
wie Selbstmord aus Angst vor dem Tod. Nötig sind nicht
weniger, sondern mehr Bürgerrechte, vor allem für
Flüchtlinge, für Migrantinnen und Migranten, die
Hauptopfer rechter Gewalt waren und sind.
Ich habe als Berichterstatterin meiner Fraktion im In-
nenausschuss an der Formulierung der Entschließung
mitgewirkt. Dabei ist es gelungen, wichtige Anliegen wie
den Ausbau des Opferschutzes, ein Plädoyer für eine un-
abhängige Beobachtungsstelle gegen Rassismus und
Fremdenfeindlichkeit, die zumindest verbale Unterstüt-
zung von Bündnissen gegen rechts und andere Anliegen
zu einem Votum aller Fraktionen zu machen, die diese Re-
solution nun unterstützen. Aber es gibt auch weiter viele
berechtigte Kritik. In vielen Bereichen ist die Entschlie-
ßung noch immer von Eigenlob der Regierung durchzo-
gen. Statt klarer Aufträge gibt es Bitten, Empfehlungen,
Ratschläge. Für Basisinitiativen, Bündnisse gegen rechts,
antifaschistische Initiativen, Einrichtungen zur Flücht-
lingshilfe und demokratische Jugendprojekte gibt es gute
Worte, aber viel zu wenig Geld.
Ohne die gesellschaftlichen Initiativen und Organisatio-
nen, ohne die Anstrengungen von vielen Menschen wird es
keine Erfolge gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeind-
lichkeit und Antisemitismus geben. Der Kampf gegen
rechts darf nicht an Behörden, an Polizei und Geheimdiens-
te delegiert werden. Bündnisse gegen rechts, antirassisti-
sche und antifaschistische Initiativen, die vor Ort tätig sind,
sind das A und O des Kampfes gegen rechts. Die Gering-
schätzung, die die Bundesregierung diesen Initiativen noch
immer entgegenbringt, indem sie ihnen kein Geld, keine
Unterstützung gewährt, ist ein schwerer Fehler.
Auch die Auffassung, Rechtsextremismus sei sozial
begründet oder könne durch soziale Maßnahmen zurück-
gedrängt werden, ist für mich falsch. Rechtsextremismus
ist vor allem ideologisch und politisch begründet. Hier
muss die Auseinandersetzung ansetzen und geführt wer-
den. „Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbre-
chen“, „Nazis raus aus den Köpfen!“ sind dazu richtige
Forderungen.
Ein entscheidender Schritt für den Kampf gegen rechts
steht weiter aus. Wer Rassismus und Fremdenfeindlichkeit
in dieser Gesellschaft wirklich bekämpfen will, der muss
auch die staatliche Flüchtlings- und Migrationspolitik end-
lich grundlegend korrigieren. Denn diese Politik ist selbst
rassistisch und fremdenfeindlich. Die Reform des Staats-
bürgerschaftsrechts ist ein Flop. Die Hoffnungen vieler
Migrantinnen und Migranten, nicht mehr Menschen zwei-
ter Klasse zu sein, sind enttäuscht worden. Die ausländer-
feindlichen Kampagnen gehen weiter. Selbst in der EU
steht diese Regierung bei allen Reformversuchen, die
mehr Menschenrechte für Flüchtlinge und Migranten er-
reichen wollen, weiter auf der Bremse. Ich nenne nur die
Blockade der Reform des Familiennachzugs, ich nenne die
Weigerung der Bundesregierung, die Konvention des Eu-
roparats zur Staatsbürgerschaft mit ihrer Anerkennung der
doppelten Staatsbürgerschaft zu unterzeichnen, ich nenne
weiter die UN-Konvention über die Rechte der Wander-
arbeiter, die die Regierung nicht ratifizieren will.
Solange Flüchtlinge weiter an den Grenzen abgewehrt
oder in Abschiebehaft gesteckt und gewaltsam abgescho-
ben werden, das Asylbewerberleistungsgesetz und andere
rassistische Gesetze weiter in Kraft sind, so lange werden
braune Gewalttäter weiter behaupten, sie vollstreckten
mit ihren Gewalttaten nur den stillschweigenden Willen
der Mehrheit der Menschen in diesem Land. Auf diesem
wichtigen Feld bringt die heutige Entschließung keine
Verbesserung.
Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 162. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. März 200115866
(C)
(D)
(A)
(B)
Anlage 3
Zu Protokoll gegebene Rede
zur Beratung der Anträge:
– Steuerliche Rahmenbedingungen für die Gewäh-
rung von Aktienoptionen an Mitarbeiter (stock op-
tions) verbessern
– Keine Steuer beim Aktientausch
(Tagesordnungspunkt 17 a und b)
Dr. Barbara Höll (PDS): Wenn man den CDU/
CSU-Antrag liest, möchte man meinen, die Entlohnung
über Aktienoptionen solle steuerlich begünstigt werden.
Das ist nicht ganz korrekt. Denn die CDU/CSU möchte
nicht nur schlechthin eine Begünstigung von Aktienoptio-
nen, sondern sie möchte diese noch mehr begünstigen.
In Ihrem Antrag unterschlagen Sie nämlich, dass schon
jetzt Aktienoptionen steuerlich subventioniert werden.
Die Hauptursache liegt in der gerade verabschiedeten Un-
ternehmensteuerreform, nach der Unternehmensgewinne
deutlich niedriger besteuert werden als Löhne und Gehäl-
ter.
Aber das reicht der CDU/CSU noch nicht. Sie möchte
gern noch draufsatteln. Vielleicht einigen Sie sich doch
einmal auf eine Linie in Ihrer Steuerpolitik. Wenn ich
mich richtig erinnere, hatten Sie gerade den Vorschlag für
eine große Steuerreform im Parlament eingebracht, die
mit allen Steuerprivilegien und steuerlichen Subventio-
nen aufräumen wollte.
Aber schauen wir uns etwas näher an, was Ihnen so am
Herzen liegt. Aktienoptionen sind besonders risikoanfäl-
lig – da die Bewertung von Aktien durch die Börse erfolgt.
Wie die jüngste Entwicklung zeigt, reflektiert der Bör-
senwert in den seltensten Fällen den wirklichen Wert und
die Erfolgsaussichten eines Unternehmens. Hier fließen
subjektive Erwartungen, spekulative Überhöhungen bzw.
Untertreibungen ein, die oft mit der wirklichen Wirt-
schaftssituation des jeweiligen Unternehmens kaum et-
was zu tun haben.
Und dies gilt in besonderen Maße für die viel gerühm-
ten Unternehmen der New Economy. Ein Bruchteil der
Unternehmen des Neuen Marktes erwirtschaftete in den
vergangenen Jahren Gewinn. Trotzdem stiegen die Kurse
ins Unermessliche. Diesem rasanten Anstieg folgte – wie
nicht anders zu erwarten – ein rasanter Fall. Hinzu kommt
bei diesen Unternehmen, dass ihre Pflichten zur Offenle-
gung der wirtschaftlichen Situation unzureichend ausge-
staltet sind.
Verwiesen sei in diesem Zusammenhang auch auf die
betrügerischen Aktivitäten von Geschäftsführungen ge-
rade von Unternehmen des Neuen Marktes. Die Zeitun-
gen der letzten Wochen sind voll von Meldungen, wonach
die „Bosse“ von so genannten New Economy-Unterneh-
men rechtzeitig vor dem Sinken der Börsenkurse große Ak-
tienpakete verkauft haben. So verkaufte der EM.TV- Boss
Anteile für 20 Millionen Euro, der Intertainment-Boss
Aktien im Wert von über 2 Millionen Euro.
Während die Mitarbeiter dann in aller Regel auf ihren
Optionen festsitzen und sich nicht einfach aus dem Un-
ternehmensrisiko zurückziehen können, haben das ihre
Bosse schon längst getan. Und damit nicht genug: Mit
dem massenhaften Verkauf eigener Anteile wird weiter
Druck auf die Börsenkurse ausgeübt und der Lohnraub
dadurch noch erhöht.
Angesichts dieser Situation ist es nicht verwunderlich,
dass selbst im gelobten Land der New Economy – nach
kurzer Euphorie – die Entlohnung über Aktienoptionen
die Beschäftigten kaum noch wirklich beeindruckt. Die
Beschäftigten wollen sich auch in der New Economy
nicht mehr auf imaginäre Zukunftsaussichten vertrösten
lassen – sie wollen für ihre Arbeit zum Zeitpunkt ihrer Ar-
beit das Geld sehen, dass ihnen zusteht. Ganz im Zeichen
der verrufenen Old Economy fordern sie Betriebsräte ein,
bilden zur Durchsetzung ihrer Forderungen gewerk-
schaftliche Vertretungen.
Es ist ganz in der Tradition der CDU/CSU, dass Sie
diesen Lohnraub mit steuerlichen Instrumenten auch noch
fördern wollen, dass Sie nun auch die Löhne der Speku-
lation und Betrug aussetzen wollen. Dies lehnen wir aber
ab.
Ähnlich verhält es sich mit dem F.D.P.-Antrag zur
Steuerfreiheit des Aktientauschs. Es reicht der F.D.P.
nicht, dass Spekulationsgewinne nur zur Hälfte besteuert
werden. Nein, sie möchte – zumindest, wenn Aktien ge-
gen Aktien verkauft werden – diese gänzlich von der Ein-
kommensteuer befreien. Sie ignoriert dabei gänzlich, dass
diese Aktien oftmals gerade in Hinblick auf eine zu er-
wartende Fusion und die damit einhergehenden Kursstei-
gerungen erworben wurden. Das Bild, das die F.D.P. uns
hier von dem armen Aktionär zeichnen will, der sich völ-
lig überraschend und hilflos einer Fusion ausgesetzt sieht,
ist doch etwas ergänzungsbedürftig.
Begründet wird das alles mit der Ungleichbesteuerung
von privaten Spekulationsgewinnen und Gewinnen der
Kapitalanlagegesellschaften. Mit der Unternehmensteu-
erreform des Herrn Minister Eichel sind Gewinne von Ka-
pitalgesellschaften aus der Veräußerung von Untenehmen
steuerfrei gestellt, während kurzfristige Spekulationsge-
winne des Privatanlegers besteuert werden – wenn auch
nur zur Hälfte
Die F.D.P. sollte, wenn ihr die Gleichbesteuerung wirk-
lich so sehr am Herzen liegt, mit der Steuerfreiheit der
Veräußerungsgewinne von großen Konzernen, Banken
und Versicherungen aufräumen. Das wäre wirklich ein
Beitrag zu mehr Steuergerechtigkeit und Besteuerungs-
gleichheit!
Anlage 4
Amtliche Mitteilungen
Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mit-
geteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU-Vorla-
gen bzw. Unterrichtungen durch das europäische Parla-
ment zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung
abgesehen hat.
Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 162. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. März 2001 15867
(C)
(D)
(A)
(B)
Finanzausschuss
Drucksache 14/4309 Nr. 1.39
Drucksache 14/5172 Nr. 2.14
Drucksache 14/5172 Nr. 2.87
Ausschuss fürWirtschaft und Technologie
Drucksache 14/671 Nr. 1.5
Drucksache 14/4441 Nr. 1.26
Drucksache 14/4570 Nr. 1.5
Drucksache 14/5172 Nr. 2.61
Drucksache 14/5172 Nr. 2.99
Drucksache 14/5281 Nr. 2.13
Drucksache 14/5281 Nr. 2.14
Drucksache 14/5281 Nr. 2.15
Drucksache 14/5363 Nr. 2.16
Drucksache 14/5363 Nr. 2.17
Ausschuss für Verbraucherschutz,
Ernährung und Landwirtschaft
Drucksache 14/5172 Nr. 2.80Drucksache 14/5281 Nr. 2.11Drucksache 14/5281 Nr. 2.19
Ausschuss für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend
Drucksache 14/1617 Nr. 2.30
Drucksache 14/3428 Nr. 1.8
Drucksache 14/4170 Nr. 2.3
Drucksache 14/4170 Nr. 2.4
Drucksache 14/4170 Nr. 2.5
Drucksache 14/4170 Nr. 2.6
Drucksache 14/4170 Nr. 2.7
Drucksache 14/4170 Nr. 2.8
Drucksache 14/4170 Nr. 2.9
Drucksache 14/4170 Nr. 2.10
Drucksache 14/4170 Nr. 2.11
Drucksache 14/4170 Nr. 2.12
Ausschuss für Gesundheit
Drucksache 14/5281 Nr. 2.2
Drucksache 14/5281 Nr. 2.4
Ausschuss für Verkehr,
Bau- und Wohnungswesen
Drucksache 14/4865 Nr. 2.1
Drucksache 14/5363 Nr. 2.9
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz
und Reaktorsicherheit
Drucksache 14/5114 Nr. 2.6
Drucksache 14/5281 Nr. 3.2
Ausschuss für Bildung, Forschung
und Technikfolgenabschätzung
Drucksache 14/4945 Nr. 2.21
Drucksache 14/4945 Nr. 2.22
Drucksache 14/5172 Nr. 2.40
Drucksache 14/5172 Nr. 2.27
Drucksache 14/5172 Nr. 2.28
Drucksache 14/5172 Nr. 2.43
Drucksache 14/5172 Nr. 2.75
Ausschuss für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung
Drucksache 14/4309 Nr. 1.13
Drucksache 14/5172 Nr. 2.42
Drucksache 14/5172 Nr. 2.72
Ausschuss für die Angelegenheiten
der Europäischen Union
Drucksache 14/5114 Nr. 1.2
Drucksache 14/5114 Nr. 1.3
Drucksache 14/5114 Nr. 1.5
Drucksache 14/5172 Nr. 1.3
Drucksache 14/5363 Nr. 1.1
Ausschuss für Kultur und Medien
Drucksache 14/4570 Nr. 1.4
Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 162. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. März 200115868
(C)
(D)
(A)
(B)
Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin