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ID1416208100

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Metadaten
  • insert_drive_fileAus Protokoll: 14162

  • date_rangeDatum: 30. März 2001

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    Tagesordnungspunkt 14: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Innenausschusses – zu dem Antrag der Fraktionen der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der F.D.P. und der PDS: Gegen Rechtsextremismus, Frem- denfeindlichkeit, Antisemitismus und Gewalt – zu dem Antrag der Fraktion der CDU/CSU: Nachhaltige Bekämp- fung von Extremismus, Gewalt und Fremdenfeindlichkeit – zu dem Antrag der Abgeordneten Ute Vogt (Pforzheim), Ernst Bahr, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Annelie Buntenbach, Cem Özdemir, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Gegen Rechtsextremis- mus, Fremdenfeindlichkeit, Anti- semitismus und Gewalt – zu dem Antrag der Abgeordneten Hildebrecht Braun (Augsburg), Ernst Burgbacher, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der F.D.P.: Rechtsextremismus entschlossen bekämpfen – zu dem Antrag der Abgeordneten Ulla Jelpke, Petra Pau, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der PDS: Handeln gegen Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfeind- lichkeit und daraus resultieren- der Gewalt (Drucksachen 14/5456, 14/4067, 14/3516, 14/3106, 14/4145, 4/5695) 15801 A b) Beschlussempfehlung und Bericht des Innenausschusses zu dem Antrag der Fraktion der CDU/CSU: Bekämpfung des politischen Extremismus (Drucksachen 14/295, 14/1556) . . . . . 15801 C Sebastian Edathy SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15801 D Wolfgang Bosbach CDU/CSU . . . . . . . . . 15804 A Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . . . . 15804 D Annelie Buntenbach BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15807 D Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P. . . . . . . . . . . . . . 15809 B Roland Claus PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15811 C Hartmut Büttner (Schönebeck) CDU/CSU 15812 C Christel Hanewinckel SPD . . . . . . . . . . . . . . . 15813 A Marieluise Beck (Bremen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15814 A Günter Nooke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 15815 B Dr. Eckhart Pick, Parl. Staatssekretär BMJ 15818 A Otto Schily, Bundesminister BMI . . . . . . . . . 15819 A Zusatztagesordnungspunkt 8: Beschlussempfehlung des Ausschusses nach Art. 77 des Grundgesetzes zu dem Ge- setz zur Neuordnung des Gerichtsvoll- zieherkostenrechts – GvKostRNeuOG (Drucksachen 14/3432, 14/4913, 14/5385, 14/5685) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15821 C Plenarprotokoll 14/162 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 162. Sitzung Berlin, Freitag, den 30. März 2001 I n h a l t : Zusatztagesordnungspunkt 9: Beschlussempfehlung des Ausschusses nach Art. 77 des Grundgesetzes zu dem Ersten Gesetz zur Änderung des Gesetzes über die Verarbeitung und Nutzung der zur Durchführung derVerordnung (EG) Nr. 820/97 des Rates erhobenen Daten (Drucksachen 14/4721, 14/5142, 14/5384, 14/5686) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15821 C Tagesordnungspunkt 15: Große Anfrage der Fraktion der PDS: Kriegsbilanz (Drucksachen 14/3047, 14/5677) . . . . . . . 15821 D Wolfgang Gehrcke PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . 15822 A Dr. Eberhard Brecht SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 15823 A Dr. Klaus Grehn PDS . . . . . . . . . . . . . . . . 15824 B Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 15824 D Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15826 D Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. . . . . . . . 15828 C Gernot Erler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15830 A Dr. Christian Schwarz-Schilling CDU/CSU 15831 B Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 15833 A Dr. Gregor Gysi PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15835 B Tagesordnungspunkt 18: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Arbeit und Sozialordnung – zu dem Antrag der Abgeordneten Franz Thönnes, Doris Barnett, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der SPD so- wie der Abgeordneten Dr. Thea Dückert, Ekin Deligöz, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Jobrotation im Arbeitsförderungs- recht verankern – zu dem Antrag der Abgeordneten Birgit Schnieber-Jastram, Dr. Maria Böhmer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Bessere Erwerbsaus- sichten für ältere Arbeitnehmer durch bessere Qualifizierung (Drucksachen 14/5245, 14/2909, 14/5608) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15837 A Dr. Thea Dückert BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15837 B Birgit Schnieber-Jastram CDU/CSU . . . . . . . 15838 B Gerd Andres SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15840 C Birgit Schnieber-Jastram CDU/CSU . . . . . . . 15840 D Klaus Brandner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15841 B Dirk Niebel F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15844 B Dr. Klaus Grehn PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15845 B Tagesordnungspunkt 17: a) Antrag der Abgeordneten Dagmar Wöhrl, Dr. Heinz Riesenhuber, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Steuerliche Rahmenbe- dingungen für die Gewährung von Aktienoptionen an Mitarbeiter (stock options) verbessern Drucksache 14/5318) . . . . . . . . . . . . . 15846 B b) Antrag der Abgeordneten Dr. Hermann Otto Solms, Rainer Brüderle, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der F.D.P.: Keine Steuer beim Aktien- tausch (Drucksache 14/3009) . . . . . . . . . . . . . 15846 C Dr. Heinz Riesenhuber CDU/CSU . . . . . . . . . 15846 C Nina Hauer SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15848 C Dr. Hermann Otto Solms F.D.P. . . . . . . . . . . . 15850 A Dr. Thea Dückert BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15851 B Lothar Binding (Heidelberg) SPD . . . . . . . . . 15852 C Otto Bernhardt CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 15854 B Tagesordnungspunkt 19: Antrag der Abgeordneten Cornelia Pieper, Ulrike Flach, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der F.D.P.: Sonderprogramm zur Sicherung und Erhöhung des Ni- veaus der Landes- und Hochschulbiblio- theken am Wissenschafts- und For- schungsstandort Deutschland (Drucksache 14/5105) . . . . . . . . . . . . . . . 15855 B Cornelia Pieper F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15855 C Dr. Peter Eckardt SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15856 C Cornelia Pieper F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . 15857 A Norbert Hauser (Bonn) CDU/CSU . . . . . . . . 15857 C Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15859 D Maritta Böttcher PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15860 D Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15861 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15863 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 15865 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 162. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. März 2001II Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Ulla Jelpke (PDS) zur Abstimmung über den Antrag: Gegen Rechtsextremismus, Fremden- feindlichkeit, Antisemitismus und Gewalt (Drucksache 14/5456) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15866 A Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung der Anträge: – Steuerliche Rahmenbedingungen für die Gewährung von Aktienoptionen an Mitar- beiter (stock options) verbessern – Keine Steuer beim Aktientausch (Tagesordnungspunkt 17 a und b) . . . . . . . . . . Dr. Barbara Höll PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15867 A Anlage 4 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15867 D Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 162. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. März 2001 III 15867 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 162. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. März 2001
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    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 162. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. März 2001 Jörg Tauss 15863 (C)(A) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 162. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. März 2001 15865 (C) (D) (A) (B) Dr. Bauer, Wolf CDU/CSU 30.03.2001 Behrendt, Wolfgang SPD 30.03.2001** Dr. Blank, CDU/CSU 30.03.2001*** Joseph-Theodor Bodewig, Kurt SPD 30.03.2001 Bohl, Friedrich CDU/CSU 30.03.2001 Brunnhuber, Georg CDU/CSU 30.03.2001 Dr. Däubler-Gmelin, SPD 30.03.2001 Herta Friedhoff, Paul K. F.D.P. 30.03.2001 Griefahn, Monika SPD 30.03.2001 Hartnagel, Anke SPD 30.03.2001 Hempelmann, Rolf SPD 30.03.2001 Heubaum, Monika SPD 30.03.2001 Heyne, Kristin BÜNDNIS 90/ 30.03.2001 DIE GRÜNEN Hofbauer, Klaus CDU/CSU 30.03.2001 Homburger, Birgit F.D.P. 30.03.2001 Hörster, Joachim CDU/CSU 30.03.2001 Ibrügger, Lothar SPD 30.03.2001 Irber, Brunhilde SPD 30.03.2001 Dr. Kahl, Harald CDU/CSU 30.03.2001 Kirschner, Klaus SPD 30.03.2001 Klappert, Marianne SPD 30.03.2001 Dr.-Ing. Krüger, Paul CDU/CSU 30.03.2001 Dr. Lamers CDU/CSU 30.03.2001 (Heidelberg), Karl A. Lengsfeld, Vera CDU/CSU 30.03.2001 Dr. Lippold (Offenbach), CDU/CSU 30.03.2001 Klaus W. Louven, Julius CDU/CSU 30.03.2001 Maaß (Wilhelmshaven), CDU/CSU 30.03.2001 Erich Mascher, Ulrike SPD 30.03.2001 Mattischeck, Heide SPD 30.03.2001 Meckel, Markus SPD 30.03.2001*** Neumann (Gotha), SPD 30.03.2001 Gerhard Özdemir, Cem BÜNDNIS 90/ 30.03.2001 DIE GRÜNEN Poß, Joachim SPD 30.03.2001 Dr. Protzner, Bernd CDU/CSU 30.03.2001 Rachel, Thomas CDU/CSU 30.03.2001 Robbe, Reinhold SPD 30.03.2001 Rönsch (Wiesbaden), CDU/CSU 30.03.2001 Hannelore Schloten, Dieter SPD 30.03.2001 Schmidbauer, Bernd CDU/CSU 30.03.2001 Schmidt-Zadel, Regina SPD 30.03.2001 Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 30.03.2001 Hans Peter Schröder, Gerhard SPD 30.03.2001 Schuhmann (Delitzsch), SPD 30.03.2001 Richard Dr. Schuster, R. Werner SPD 30.03.2001 Singhammer, Johannes CDU/CSU 30.03.2001 Dr. Freiherr von CDU/CSU 30.03.2001 Stetten, Wolfgang Dr. Thomae, Dieter F.D.P. 30.03.2001 Thönnes, Franz SPD 30.03.2001 Vogt (Pforzheim), Ute SPD 30.03.2001 Dr. Volmer, Ludger BÜNDNIS 90/ 30.03.2001 DIE GRÜNEN Dr. Westerwelle, Guido F.D.P. 30.03.2001 Wissmann, Matthias CDU/CSU 30.03.2001 Wistuba, Engelbert SPD 30.03.2001 Wohlleben, Verena SPD 30.03.2001 Wolf, Aribert CDU/CSU 30.03.2001 Zierer, Benno CDU/CSU 30.03.2001* * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates ** für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union *** für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung der NATO **** für die Teilnahme an der 105. Jahreskonferenz der Interparlamen- tarischen Union entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht **** Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO zur Abstimmung über den Antrag: Gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit, Anti- semitismus und Gewalt (Drucksache 14/5456) Ulla Jelpke (PDS):Die Entschließung ist ein wichti- ges Signal für den gemeinsamen Kampf gegen Rechtsex- tremismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Gewalt. Sie ist deshalb hoffentlich auch eine Ermutigung für den zivilen, den gesellschaftlichen Widerstand gegen den menschenverachtenden Neofaschismus. Ich unter- stützte sie. Ich sage aber auch: Wenn es uns gemeinsam gelungen wäre, dafür zu sorgen, dass endlich auch die Opfer der NS-Zwangsarbeit etwas Geld bekommen, dann hätte unsere heutige Entschließung sicher eine größere Tragweite, wäre das Eintreten der deutschen Politik und Gesellschaft gegen Rechtsextremismus glaubwürdiger. Die Entschließung ist auch eine klare Absage an Ver- suche der CDU/CSU, den Kampf gegen Rechtsextremis- mus zu ersetzen durch eine scheinbar gleichgewichtige Bekämpfung gegen „Extremismus“ von links und rechts, durch schärfere Strafgesetze und durch eine Einschrän- kung des Versammlungsrechts. Die CDU/CSU will die PDS aus dem gemeinsamen Bündnis gegen rechts ausgrenzen und den Kampf gegen Neofaschismus für die Einschränkung von Bürgerrechten und den Ausbau von Polizei und Geheimdiensten instru- mentalisieren. Die Gleichsetzung von rechts und links ist ein demagogischer Trick der Konservativen, der zur Ba- gatellisierung des Rechtsextremismus führt, während die Sicherheitsorgane die angeblichen Gefahren von links aufbauschen und ihre Repression gegen Linke verstärken. Das war schon immer falsch und verwerflich. Fast einhundert Menschen sind in den letzten Jahren durch braune Gewalt gestorben. Wie viele dieser Men- schen könnten noch leben, wenn die Bagatellisierung der rechten Gewalt früher korrigiert worden wäre? Die Verantwortung für diese falsche Politik trifft aber nicht nur die alte Regierung aus CDU/CSU und F.D.P. Auch die neue Regierung und ihr Innenminister Schily setzen diese falsche Politik fort, bagatellisieren weiter rechte Gewalt, verbreiten weiter falsche Zahlen über die Todesopfer der Neonazis und diffamieren antifaschisti- sche Organisationen wie die VVN-BdAund den Bund der Antifaschisten. Auch zu einer Verschärfung der Strafgesetze gegen rechts besteht kein Grund – nicht nur, weil die bestehen- den Gesetze völlig ausreichen. Abbau von Bürgerrechten, um so angeblich Rechtsextremismus zu bekämpfen, ist wie Selbstmord aus Angst vor dem Tod. Nötig sind nicht weniger, sondern mehr Bürgerrechte, vor allem für Flüchtlinge, für Migrantinnen und Migranten, die Hauptopfer rechter Gewalt waren und sind. Ich habe als Berichterstatterin meiner Fraktion im In- nenausschuss an der Formulierung der Entschließung mitgewirkt. Dabei ist es gelungen, wichtige Anliegen wie den Ausbau des Opferschutzes, ein Plädoyer für eine un- abhängige Beobachtungsstelle gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, die zumindest verbale Unterstüt- zung von Bündnissen gegen rechts und andere Anliegen zu einem Votum aller Fraktionen zu machen, die diese Re- solution nun unterstützen. Aber es gibt auch weiter viele berechtigte Kritik. In vielen Bereichen ist die Entschlie- ßung noch immer von Eigenlob der Regierung durchzo- gen. Statt klarer Aufträge gibt es Bitten, Empfehlungen, Ratschläge. Für Basisinitiativen, Bündnisse gegen rechts, antifaschistische Initiativen, Einrichtungen zur Flücht- lingshilfe und demokratische Jugendprojekte gibt es gute Worte, aber viel zu wenig Geld. Ohne die gesellschaftlichen Initiativen und Organisatio- nen, ohne die Anstrengungen von vielen Menschen wird es keine Erfolge gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeind- lichkeit und Antisemitismus geben. Der Kampf gegen rechts darf nicht an Behörden, an Polizei und Geheimdiens- te delegiert werden. Bündnisse gegen rechts, antirassisti- sche und antifaschistische Initiativen, die vor Ort tätig sind, sind das A und O des Kampfes gegen rechts. Die Gering- schätzung, die die Bundesregierung diesen Initiativen noch immer entgegenbringt, indem sie ihnen kein Geld, keine Unterstützung gewährt, ist ein schwerer Fehler. Auch die Auffassung, Rechtsextremismus sei sozial begründet oder könne durch soziale Maßnahmen zurück- gedrängt werden, ist für mich falsch. Rechtsextremismus ist vor allem ideologisch und politisch begründet. Hier muss die Auseinandersetzung ansetzen und geführt wer- den. „Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbre- chen“, „Nazis raus aus den Köpfen!“ sind dazu richtige Forderungen. Ein entscheidender Schritt für den Kampf gegen rechts steht weiter aus. Wer Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in dieser Gesellschaft wirklich bekämpfen will, der muss auch die staatliche Flüchtlings- und Migrationspolitik end- lich grundlegend korrigieren. Denn diese Politik ist selbst rassistisch und fremdenfeindlich. Die Reform des Staats- bürgerschaftsrechts ist ein Flop. Die Hoffnungen vieler Migrantinnen und Migranten, nicht mehr Menschen zwei- ter Klasse zu sein, sind enttäuscht worden. Die ausländer- feindlichen Kampagnen gehen weiter. Selbst in der EU steht diese Regierung bei allen Reformversuchen, die mehr Menschenrechte für Flüchtlinge und Migranten er- reichen wollen, weiter auf der Bremse. Ich nenne nur die Blockade der Reform des Familiennachzugs, ich nenne die Weigerung der Bundesregierung, die Konvention des Eu- roparats zur Staatsbürgerschaft mit ihrer Anerkennung der doppelten Staatsbürgerschaft zu unterzeichnen, ich nenne weiter die UN-Konvention über die Rechte der Wander- arbeiter, die die Regierung nicht ratifizieren will. Solange Flüchtlinge weiter an den Grenzen abgewehrt oder in Abschiebehaft gesteckt und gewaltsam abgescho- ben werden, das Asylbewerberleistungsgesetz und andere rassistische Gesetze weiter in Kraft sind, so lange werden braune Gewalttäter weiter behaupten, sie vollstreckten mit ihren Gewalttaten nur den stillschweigenden Willen der Mehrheit der Menschen in diesem Land. Auf diesem wichtigen Feld bringt die heutige Entschließung keine Verbesserung. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 162. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. März 200115866 (C) (D) (A) (B) Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung der Anträge: – Steuerliche Rahmenbedingungen für die Gewäh- rung von Aktienoptionen an Mitarbeiter (stock op- tions) verbessern – Keine Steuer beim Aktientausch (Tagesordnungspunkt 17 a und b) Dr. Barbara Höll (PDS): Wenn man den CDU/ CSU-Antrag liest, möchte man meinen, die Entlohnung über Aktienoptionen solle steuerlich begünstigt werden. Das ist nicht ganz korrekt. Denn die CDU/CSU möchte nicht nur schlechthin eine Begünstigung von Aktienoptio- nen, sondern sie möchte diese noch mehr begünstigen. In Ihrem Antrag unterschlagen Sie nämlich, dass schon jetzt Aktienoptionen steuerlich subventioniert werden. Die Hauptursache liegt in der gerade verabschiedeten Un- ternehmensteuerreform, nach der Unternehmensgewinne deutlich niedriger besteuert werden als Löhne und Gehäl- ter. Aber das reicht der CDU/CSU noch nicht. Sie möchte gern noch draufsatteln. Vielleicht einigen Sie sich doch einmal auf eine Linie in Ihrer Steuerpolitik. Wenn ich mich richtig erinnere, hatten Sie gerade den Vorschlag für eine große Steuerreform im Parlament eingebracht, die mit allen Steuerprivilegien und steuerlichen Subventio- nen aufräumen wollte. Aber schauen wir uns etwas näher an, was Ihnen so am Herzen liegt. Aktienoptionen sind besonders risikoanfäl- lig – da die Bewertung von Aktien durch die Börse erfolgt. Wie die jüngste Entwicklung zeigt, reflektiert der Bör- senwert in den seltensten Fällen den wirklichen Wert und die Erfolgsaussichten eines Unternehmens. Hier fließen subjektive Erwartungen, spekulative Überhöhungen bzw. Untertreibungen ein, die oft mit der wirklichen Wirt- schaftssituation des jeweiligen Unternehmens kaum et- was zu tun haben. Und dies gilt in besonderen Maße für die viel gerühm- ten Unternehmen der New Economy. Ein Bruchteil der Unternehmen des Neuen Marktes erwirtschaftete in den vergangenen Jahren Gewinn. Trotzdem stiegen die Kurse ins Unermessliche. Diesem rasanten Anstieg folgte – wie nicht anders zu erwarten – ein rasanter Fall. Hinzu kommt bei diesen Unternehmen, dass ihre Pflichten zur Offenle- gung der wirtschaftlichen Situation unzureichend ausge- staltet sind. Verwiesen sei in diesem Zusammenhang auch auf die betrügerischen Aktivitäten von Geschäftsführungen ge- rade von Unternehmen des Neuen Marktes. Die Zeitun- gen der letzten Wochen sind voll von Meldungen, wonach die „Bosse“ von so genannten New Economy-Unterneh- men rechtzeitig vor dem Sinken der Börsenkurse große Ak- tienpakete verkauft haben. So verkaufte der EM.TV- Boss Anteile für 20 Millionen Euro, der Intertainment-Boss Aktien im Wert von über 2 Millionen Euro. Während die Mitarbeiter dann in aller Regel auf ihren Optionen festsitzen und sich nicht einfach aus dem Un- ternehmensrisiko zurückziehen können, haben das ihre Bosse schon längst getan. Und damit nicht genug: Mit dem massenhaften Verkauf eigener Anteile wird weiter Druck auf die Börsenkurse ausgeübt und der Lohnraub dadurch noch erhöht. Angesichts dieser Situation ist es nicht verwunderlich, dass selbst im gelobten Land der New Economy – nach kurzer Euphorie – die Entlohnung über Aktienoptionen die Beschäftigten kaum noch wirklich beeindruckt. Die Beschäftigten wollen sich auch in der New Economy nicht mehr auf imaginäre Zukunftsaussichten vertrösten lassen – sie wollen für ihre Arbeit zum Zeitpunkt ihrer Ar- beit das Geld sehen, dass ihnen zusteht. Ganz im Zeichen der verrufenen Old Economy fordern sie Betriebsräte ein, bilden zur Durchsetzung ihrer Forderungen gewerk- schaftliche Vertretungen. Es ist ganz in der Tradition der CDU/CSU, dass Sie diesen Lohnraub mit steuerlichen Instrumenten auch noch fördern wollen, dass Sie nun auch die Löhne der Speku- lation und Betrug aussetzen wollen. Dies lehnen wir aber ab. Ähnlich verhält es sich mit dem F.D.P.-Antrag zur Steuerfreiheit des Aktientauschs. Es reicht der F.D.P. nicht, dass Spekulationsgewinne nur zur Hälfte besteuert werden. Nein, sie möchte – zumindest, wenn Aktien ge- gen Aktien verkauft werden – diese gänzlich von der Ein- kommensteuer befreien. Sie ignoriert dabei gänzlich, dass diese Aktien oftmals gerade in Hinblick auf eine zu er- wartende Fusion und die damit einhergehenden Kursstei- gerungen erworben wurden. Das Bild, das die F.D.P. uns hier von dem armen Aktionär zeichnen will, der sich völ- lig überraschend und hilflos einer Fusion ausgesetzt sieht, ist doch etwas ergänzungsbedürftig. Begründet wird das alles mit der Ungleichbesteuerung von privaten Spekulationsgewinnen und Gewinnen der Kapitalanlagegesellschaften. Mit der Unternehmensteu- erreform des Herrn Minister Eichel sind Gewinne von Ka- pitalgesellschaften aus der Veräußerung von Untenehmen steuerfrei gestellt, während kurzfristige Spekulationsge- winne des Privatanlegers besteuert werden – wenn auch nur zur Hälfte Die F.D.P. sollte, wenn ihr die Gleichbesteuerung wirk- lich so sehr am Herzen liegt, mit der Steuerfreiheit der Veräußerungsgewinne von großen Konzernen, Banken und Versicherungen aufräumen. Das wäre wirklich ein Beitrag zu mehr Steuergerechtigkeit und Besteuerungs- gleichheit! Anlage 4 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mit- geteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU-Vorla- gen bzw. Unterrichtungen durch das europäische Parla- ment zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 162. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. März 2001 15867 (C) (D) (A) (B) Finanzausschuss Drucksache 14/4309 Nr. 1.39 Drucksache 14/5172 Nr. 2.14 Drucksache 14/5172 Nr. 2.87 Ausschuss fürWirtschaft und Technologie Drucksache 14/671 Nr. 1.5 Drucksache 14/4441 Nr. 1.26 Drucksache 14/4570 Nr. 1.5 Drucksache 14/5172 Nr. 2.61 Drucksache 14/5172 Nr. 2.99 Drucksache 14/5281 Nr. 2.13 Drucksache 14/5281 Nr. 2.14 Drucksache 14/5281 Nr. 2.15 Drucksache 14/5363 Nr. 2.16 Drucksache 14/5363 Nr. 2.17 Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 14/5172 Nr. 2.80Drucksache 14/5281 Nr. 2.11Drucksache 14/5281 Nr. 2.19 Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Drucksache 14/1617 Nr. 2.30 Drucksache 14/3428 Nr. 1.8 Drucksache 14/4170 Nr. 2.3 Drucksache 14/4170 Nr. 2.4 Drucksache 14/4170 Nr. 2.5 Drucksache 14/4170 Nr. 2.6 Drucksache 14/4170 Nr. 2.7 Drucksache 14/4170 Nr. 2.8 Drucksache 14/4170 Nr. 2.9 Drucksache 14/4170 Nr. 2.10 Drucksache 14/4170 Nr. 2.11 Drucksache 14/4170 Nr. 2.12 Ausschuss für Gesundheit Drucksache 14/5281 Nr. 2.2 Drucksache 14/5281 Nr. 2.4 Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen Drucksache 14/4865 Nr. 2.1 Drucksache 14/5363 Nr. 2.9 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 14/5114 Nr. 2.6 Drucksache 14/5281 Nr. 3.2 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 14/4945 Nr. 2.21 Drucksache 14/4945 Nr. 2.22 Drucksache 14/5172 Nr. 2.40 Drucksache 14/5172 Nr. 2.27 Drucksache 14/5172 Nr. 2.28 Drucksache 14/5172 Nr. 2.43 Drucksache 14/5172 Nr. 2.75 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 14/4309 Nr. 1.13 Drucksache 14/5172 Nr. 2.42 Drucksache 14/5172 Nr. 2.72 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 14/5114 Nr. 1.2 Drucksache 14/5114 Nr. 1.3 Drucksache 14/5114 Nr. 1.5 Drucksache 14/5172 Nr. 1.3 Drucksache 14/5363 Nr. 1.1 Ausschuss für Kultur und Medien Drucksache 14/4570 Nr. 1.4 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 162. Sitzung. Berlin, Freitag, den 30. März 200115868 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Klaus Brandner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine Da-
    men und Herren! Ich habe gerade eben gedacht: Wenn
    Frau Schnieber-Jastram diese Rede zwischen 1987 und
    1989 im Deutschen Bundestag gehalten hätte, hätte Sie
    von der SPD-Fraktion mit Sicherheit tosenden Beifall er-
    halten.


    (Birgit Schnieber-Jastram [CDU/CSU]: Sie waren so verblendet, Sie hätten mir niemals Beifall gezollt!)


    Sie hätte damals tolle Chancen gehabt, die Projekte, die
    sie jetzt anspricht, in praktische Politik umzusetzen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Ulrich Heinrich [F.D.P.]: Sie hat damals auch gute Reden gehalten!)


    Da war der Akku bei ihr aber leer.
    Lassen Sie mich grundsätzlich sagen: Es war viel Rhe-

    torik und äußerst wenig Inhalt. Mit Ihrem Beitrag haben
    Sie vielleicht genug heiße Luft ablassen können, um Ihre
    Fraktion zu erwärmen. Sie haben aber keinen einzigen
    konstruktiven Beitrag zum Abbau der Arbeitslosigkeit ge-
    leistet.


    (Birgit Schnieber-Jastram [CDU/CSU]: Sie haben nicht zugehört!)


    Sie haben auch – das will ich Ihnen deutlich sagen – die
    Erfolgsbilanz der jetzigen Regierung beim Abbau der Ar-
    beitslosigkeit völlig ignoriert.

    Da Sie hier Beispiele aus dem Ausland vorgetragen ha-
    ben, will ich Ihnen die Zahlen von 1996, zur Zeit der
    CDU/CSU- und F.D.P.-Regierung, nennen: Arbeitslosen-
    quote 10,4 Prozent, 37,27 Millionen Beschäftigte. Ein
    Jahr später, 1997, während Ihrer Regierungsarbeit, war
    die Arbeitslosenquote um 1 Prozent auf 11,4 Prozent ge-
    stiegen; das war ein Abbau der Zahl der Erwerbspersonen
    um 100 000. Wir haben 1998 die Regierungsverantwor-
    tung übernommen und haben 1999 die erste Jahresbilanz
    vorlegen können: Arbeitslosigkeit 10,5 Prozent, Aufbau
    der Beschäftigung um 600 000 auf 37,94 Millionen. Das
    sind Erfolgszahlen, die sich sehen lassen können.


    (Dirk Niebel [F.D.P.]: Na ja!)

    Das setzt sich dann auch im Jahre 2000 fort: Die Arbeits-
    losenquote sinkt um 0,9 Prozent – von 10,5 Prozent auf
    9,6 Prozent –, ein erneuter Anstieg der Zahl der Erwerbs-
    personen um 400 000 ist zu verzeichnen, eine Million
    Arbeitsplätze sind hinzugekommen. Das ist etwas ganz
    anderes als das, was Sie hier darstellen. Sie malen
    schwarz. Ich sage es noch einmal: Sie haben Sprechbla-
    sen losgelassen, haben damit aber nicht einem einzigen
    Arbeitslosen geholfen, in ein neues Beschäftigungsver-
    hältnis zu kommen.


    (Beifall bei der SPD)

    Wenn man einen Blick in die aktuellen Zeitungen wirft,

    dann könnte man in der Tat zu dem Eindruck gelangen,
    dass die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit leicht ist; denn
    glaubt man selbst ernannten Experten, dann lässt sie sich
    hervorragend auf statistische Weise bekämpfen. Man be-
    reinigt nur die offizielle Arbeitslosenzahl um all dieje-
    nigen, die angeblich aus verschiedenen Gründen Arbeit
    suchen, und schon wäre die Arbeitslosenzahl halbiert.
    Dann aber würden dieselben Gazetten ein Geschrei über
    Taschenspielertricks und Milchmädchenrechnungen an-
    stimmen. Dann würde plötzlich auch wieder die stille Re-
    serve erwähnt. Es würden die erwähnt werden, die in Qua-
    lifizierungs- und Beschäftigungsmaßnahmen sind. Es
    würde plötzlich ein ganz anderes Bild gezeichnet werden.
    Deshalb sage ich hier heute ganz deutlich: Mit solchen Ta-
    schenspielertricks lässt sich die Arbeitslosigkeit nicht
    bekämpfen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Die anderen Schlagzeilen der letzten Wochen lauten:
    Mehr Druck auf Arbeitslose, Zuckerbrot und Peitsche, die
    Daumenschrauben gegenüber Arbeitslosen wieder anzie-
    hen. – Das sind im Kern mittelalterliche Methoden, mit
    denen in der Öffentlichkeit ein Zerrbild über die Arbeits-
    losigkeit dargestellt wird, aber nicht ein einziger zusätzli-
    cher Arbeitsplatz geschaffen worden ist.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Es ist eben ein neoliberaler Trugschluss, dass man nur
    mehr Druck auf Arbeitslose ausüben muss, damit sie vor-
    handene Arbeitsplätze auch annehmen. Sie wissen, dass
    das Unsinn ist. Sie wissen, es fehlen Arbeitsplätze, nicht
    Arbeitswillige. Zuckerbrot und Peitsche – das ist nicht so-
    zialdemokratische Politik. Damit lässt sich die Arbeitslo-
    sigkeit jedenfalls nicht senken.




    Birgit Schnieber-Jastram

    15841


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Seit dem Regierungswechsel – ich habe die Zahlen an-
    gesprochen – können wir eine äußerst positive Bilanz vor-
    legen. Wir werden diesen erfolgreichen Weg zum Abbau
    der Arbeitslosigkeit natürlich weiter fortsetzen. Wir wer-
    den auf diesem Erfolgsweg weiterkommen, indem wir
    eine Vermittlungsoffensive starten,


    (Birgit Schnieber-Jastram [CDU/CSU]: Oh!)

    die jetzt ganz konkret angegangen wird.

    Sie, liebe Frau Schnieber-Jastram, schlagen stattdessen
    den Aufbau einer Arbeitslosenpolizei vor. Ich sage dazu:
    Anstatt die Vermittlungs- und Qualifizierungsbemü-
    hungen der Arbeitsämter zu stärken, wollen Sie dafür sor-
    gen, dass der Missbrauchsverdacht und die Ressourcen
    der Arbeitsämter – –


    (Birgit Schnieber-Jastram [CDU/CSU]: Lesen Sie unseren Antrag! Dann wissen Sie, was wir vorschlagen!)


    – Ich habe die Vorschläge von Herrn Merz gelesen. Wol-
    len Sie sich von dem, was Ihr Fraktionsvorsitzender dazu
    gesagt hat, distanzieren? Das ist ja noch schöner. Es ist
    hoch interessant, dass Sie sich von Ihrem Fraktionsvorsit-
    zenden distanzieren wollen. Wir stellen das fest. Sie wer-
    den dann also gemeinsam mit uns die Arbeitsmarktpolitik
    offensiv angehen und sich von Ihren Irrwegen distan-
    zieren.

    Die CDU hat auf diesem Gebiet, wie ich es einschätze,
    doch einige Schwierigkeiten. Ich will es deutlich sagen:
    Wenn sie mit dieser Missbrauchsdebatte fortfährt, dann
    müsste ich fragen: Was macht sie eigentlich, wenn die
    Steuerfahndung jeden Unionspolitiker durchleuchtet,
    weil einige wenige Kollegen bei der Verbuchung von
    Spenden nicht korrekt gehandelt haben?


    (Birgit Schnieber-Jastram [CDU/CSU]: Das finde ich unverschämt!)


    – Das ist nicht unverschämt, sondern das ist der Kern des-
    sen, was Sie durch Ihr Zündeln bezüglich der Nichtar-
    beitswilligkeit von Arbeitslosen an den Tag legen.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Diffamierung statt Argumente!)


    Auch der zweite Vorschlag Ihrer Fraktion geht fehl,
    weil Sie vorschlagen, in den neuen Bundesländern – das
    habe ich sehr wohl gelesen – arbeitsrechtliche Regelun-
    gen außer Kraft zu setzen, um zum Beispiel Sozialdum-
    ping, Tarifdumping und Niedriglöhne zu ermöglichen.
    Glauben Sie etwa ernsthaft, dass mit diesen Mitteln ein
    Zuwachs an Beschäftigung erzielt werden kann? Sie ha-
    ben den Menschen im Osten vor 1998 etwas vorgemacht
    und Ihr Ehrenvorsitzender a. D. hat blühende Landschaf-
    ten versprochen. Das war eine Fehleinschätzung. Dafür
    müssen Sie sich auch heute in die Verantwortung nehmen
    lassen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wenn es nämlich ein Erfolg versprechender Weg wäre,
    dass mit Tarif- und Sozialdumping neue Arbeitsplätze ent-
    stehen könnten, dann müssten wir im Osten das Paradies

    in dieser Republik vorfinden. Das muss einmal ganz deut-
    lich gesagt werden.


    (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS)


    Das Leitbild sozialdemokratischer Arbeitsmarktpolitik
    lautet: fördern und fordern. Die Reihenfolge war ganz be-
    wusst gewählt: erst das Fördern, dann das Fordern. Die
    Koalitionsfraktionen haben sich in dieser Legislaturpe-
    riode darauf verständigt, das Arbeitsförderungsrecht
    wirksamer auszugestalten. Dabei sollen möglichst viele
    Mittel von passiven in aktive Leistungen umgeschichtet
    werden.


    (Birgit Schnieber-Jastram [CDU/CSU]: Des Kaisers neue Kleider!)


    Besondere Bedeutung haben die Beschäftigung von
    Frauen und eine bessere Verzahnung mit regionaler Struk-
    turpolitik. Soweit unsere grundsätzlichen Ziele.

    Zur Umsetzung haben wir gesagt: Eine Reform des
    SGB III braucht eine gründliche Vorbereitung. Anderer-
    seits bestand aber auch Handlungsdruck. Ich habe auf die
    Daten zu Beginn der Regierungsübernahme hingewiesen.
    Deshalb haben wir aufgrund der hohen Dimension der
    Jugendarbeitslosigkeit, die keinen Aufschub duldete,
    sofort gehandelt, haben das JUMP-Programm aufgelegt
    und es erfolgreich fortgesetzt. Im Übrigen haben wir auch
    den Ausbildungskonsens im Bündnis für Arbeit, das Sie
    als Teestunde bezeichnen, zustande gebracht.


    (Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD] – Birgit Schnieber-Jastram [CDU/CSU]: Das ist es ja auch!)


    Die entsprechenden Zahlen machen heute deutlich, dass
    das Bündnis für Arbeit ein erfolgreiches Projekt dieser
    Bundesregierung ist.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Birgit Schnieber-Jastram [CDU/CSU]: Das glauben Sie doch selbst nicht!)


    Die Vorschriften, die Sie uns hinterlassen haben, waren
    teilweise schlicht verfassungswidrig. Ich will hier nur das
    Stichwort Einmalzahlungen bringen. Auch hier haben wir
    sofort gehandelt. Wir haben verfassungsmäßiges Recht
    geschaffen. Seit Jahresanfang ist gesetzlich sichergestellt,
    dass Sozialbeiträge auf Weihnachts- und Urlaubsgeld
    tatsächlich zu höheren Lohnersatzleistungen führen. Für
    einen Empfänger von Arbeitslosengeld bedeutet dies im
    Durchschnitt 8 Prozent mehr Geld in der Börse. Das ist
    gerecht. Das ist notwendig.


    (Dirk Niebel [F.D.P.]: Sie sollten die Beiträge senken! Aber Sie kassieren lieber ab! – Gegenruf der Abg. Erika Lotz [SPD]: Wie halten Sie es mit der Verfassung, Herr Niebel?)


    – Herr Niebel, ich höre gerade, dass Sie die Leistungen im
    Kern senken wollen.


    (Dirk Niebel [F.D.P.]: Nein! Das ist nicht wahr! Ich komme gleich dran! Dann kann ich Ihnen das erklären!)





    Klaus Brandner
    15842


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Das ist keine sozialdemokratische Politik. Sie wollen die
    Leistungen senken. Das haben Sie gerade gesagt. Das
    werden wir den Bürgerinnen und Bürgern in diesem Land
    deutlich machen.


    (Beifall bei der SPD – Dirk Niebel [F.D.P.]: Das ist weit weg von der Wahrheit, was Sie erzählen! – Birgit Schnieber-Jastram [CDU/ CSU]: Sie wissen wirklich gar nicht, was Sie wollen!)


    Lassen Sie mich einen dritten Punkt ansprechen: Sie
    haben Vorschriften geschaffen, die aus meiner Sicht un-
    sinnig sind und im Übrigen die Vermittlungsbemühungen
    der Arbeitsämter lähmen. Ich will das Stichwort Melde-
    fristen für Arbeitslose aufgreifen. Wir haben diese unsin-
    nige Regelung aus dem Arbeitsförderungsgesetz gestri-
    chen, weil wir nicht mehr Bürokratie, sondern mehr Zeit
    für aktive Vermittlungsgeschäfte brauchen.

    Deswegen haben wir, viertens, auch aus dem Bündnis
    für Arbeit wichtige Impulse aufgenommen. Ich nenne das
    Beispiel Altersteilzeit. Das Gesetz zur Altersteilzeit, das
    Sie 1997 verabschiedet haben, war ein Fehlschlag und Sie
    wissen das, Frau Schnieber-Jastram. Ihre Maßnahme hat
    dazu geführt, dass weniger als 5 000 Beschäftigte pro Jahr
    die Möglichkeiten des Gesetzes in Anspruch genommen
    haben, weil Ihr Gesetz eben nicht praxistauglich war. Wir
    haben es verbessert. Wir wissen heute, dass durch das Al-
    tersteilzeitgesetz viele junge Menschen erstmals eine Be-
    schäftigungsmöglichkeit erhalten haben. Insofern ist auch
    dieses Instrument – ein Ergebnis aus dem Bündnis für Ar-
    beit – erfolgreich.

    Ich will als fünften Punkt ansprechen: Die jetzige Bun-
    desregierung hat die Ausgaben für die aktive Arbeits-
    marktpolitik auf hohem Niveau verstetigt. Das war ein
    Wahlversprechen und wir haben es gehalten. In diesem
    Jahr stehen allein 44 Milliarden DM – also 6 Milliar-
    den DM mehr als 1998 unter Ihrer Regierung – für aktive
    Arbeitsmarktpolitik zur Verfügung. Die Arbeitslosenzah-
    len sind deutlich gesunken, weil wir noch mehr finanzi-
    elle Mittel für ein hohes Aktivierungsniveau einsetzen.
    Das zeigt: Wir haben mit der Stop-and-go-Politik der Vor-
    gängerregierung Schluss gemacht, die für den Arbeits-
    markt keine verlässliche Planungssicherheit geschaffen
    hat.


    (Erika Lotz [SPD]: Wahlkampf-ABM!)

    Schauen Sie sich einmal die Datenlage an: Sie haben 1997
    den Haushalt stark aufgestockt, um im Wahlkampfjahr
    1998 massenhaft ABM-Stellen schaffen zu können, damit
    die Arbeitsmarktmisere verschleiert wird.


    (Birgit Schnieber-Jastram [CDU/CSU]: Sagen Sie doch etwas zu den eigenen Erfolgen!)


    Lassen Sie mich klar sagen: Wir sind nicht für Stroh-
    feuer, sondern für eine verlässliche, konkrete und konti-
    nuierliche Arbeitsmarktpolitik. Dazu müssen die Mittel,
    die zur Verfügung stehen, auf hohem Niveau verstetigt
    werden.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Wir sind, im Gegensatz zu Ihnen, eine Reform des
    Arbeitsförderungsgesetzes angegangen, eine Reform,
    die im nächsten Jahr umgesetzt wird. Bei dieser Reform
    geht es nicht darum, kurzfristig mehr Geld in die Bundes-
    anstalt für Arbeit zu pumpen, sondern darum, dauerhaft
    die Möglichkeiten der Arbeitsförderung zu verbessern.
    Wir werden dazu noch vor der Sommerpause – das ist un-
    sere Absicht – einen Gesetzentwurf vorlegen. Wir wollen
    dabei gute Beispiele aus unseren Nachbarländern, die hier
    schon mehrfach angesprochen worden sind, aufgreifen.
    Die Förderung von Jobrotation ist eines dieser erfolgrei-
    chen Beispiele. Über unseren Antrag hierzu werden wir
    im Anschluss an die Debatte abstimmen.


    (Dirk Niebel [F.D.P.]: Schön, dass Sie noch was zum Thema sagen!)


    Von Jobrotation ist in den letzten Monaten vielfach die
    Rede gewesen. Meine Koalitionskollegin, Frau Dückert,
    hat es angesprochen, Frau Schnieber-Jastram. Ich will
    dazu ganz deutlich sagen: Dieses erfolgreiche Instrument
    – in den Nachbarländern, aber auch bei uns in Nordrhein-
    Westfalen und in anderen Bundesländern erprobt – ist ein
    Baby, das viele Väter und Mütter hat.


    (Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vor allen Dingen Mütter!)


    Weil das so ist, hat keiner der hier Anwesenden einen An-
    spruch auf ein alleiniges Copyright in Bezug auf diese Ak-
    tivitäten. Arbeitgeber und Gewerkschaften wollen mehr
    Jobrotation.


    (Birgit Schnieber-Jastram [CDU/CSU]: Der Antrag von uns liegt seit einem Jahr im Ausschuss! Wir haben es doch zuerst eingebracht! Hätten Sie vor einem Jahr zugestimmt, wären wir heute schon weiter!)


    – Ihr Antrag – das müssen Sie den Bürgerinnen und Bür-
    gern sagen – ist eingeschränkt und zielt auf ältere Be-
    schäftigte ab. Unser Antrag geht erheblich weiter und ist
    damit erheblich zukunftsweisender. Sie müssen die Öf-
    fentlichkeit darüber aufklären, welche Elemente Ihr An-
    trag tatsächlich enthält. Er unterscheidet sich von dem,
    was wir vorgelegt haben, doch ganz erheblich, Frau
    Schnieber-Jastram.


    (Dirk Niebel [F.D.P.]: Die Namen, die darüber stehen, sind andere!)


    Ich bin froh, dass die Opposition heute dafür ist. Die
    Union ist allerdings nur zaghaft dafür; ich habe es bereits
    angesprochen.


    (Birgit Schnieber-Jastram [CDU/CSU]: Sie hätten es eher haben können!)


    – Sie sind deswegen nur zaghaft dafür, weil Sie ja nur be-
    fristete Modellprojekte, begrenzt auf ältere Arbeitslose,
    fordern. In diesem Zusammenhang sollten sich die Christ-
    demokraten dieses Hauses ein Beispiel an Ihren Freunden
    an Rhein und Ruhr nehmen, die dort zusammen mit den
    Sozialdemokraten eine Initiative zur Jobrotation in NRW
    ausdrücklich unterstützen.


    (Birgit Schnieber-Jastram [CDU/CSU]: Sie haben immer noch nicht verstanden, wo die Probleme auf dem Arbeitsmarkt liegen!)





    Klaus Brandner

    15843


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)




Rede von: Unbekanntinfo_outline
Herr Kollege
Brandner, Sie müssen bitte zum Schluss kommen.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Klaus Brandner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Wir werden im Arbeitsförde-
    rungsgesetz vieles ändern, was insbesondere den Bereich
    Jobrotation betrifft, das heißt, wir wollen Beschäftigte für
    Weiterbildungszwecke freistellen und deren Arbeitsplätze
    mit Arbeitslosen befristet besetzen. Sie sollen Lohnkos-
    tenzuschüsse erhalten. Wir wollen keine Beschäftigung
    zweiter Klasse. Wir wollen insbesondere auch nicht in das
    Tarifgefüge eingreifen. Vielmehr wollen wir


    (Birgit Schnieber-Jastram [CDU/CSU]: Sie wissen nicht, was Sie wollen!)


    sozial abgesicherte Beschäftigungsverhältnisse durch das
    Jobrotations-Programm schaffen. Bei der Jobrotation
    werden zwei Ziele miteinander verknüpft, nämlich einer-
    seits Arbeitslosen neue Chancen zu eröffnen und anderer-
    seits den in den Betrieben Beschäftigten die Möglichkeit
    zur Weiterbildung zu geben.

    Lassen Sie mich als letzten Gedanken sagen: –