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ID1415208500

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    Nachträgliche Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeordneten Konrad Gilges und Walter Hirche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14809 A Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 14809 A Änderung in der Reihenfolge der Tagesord- nungspunkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14809 C Absetzung der Tagesordnungspunkte 10 und 21 f 14809 D Nachträgliche Ausschussüberweisung . . . . . . 14809 D Tagesordnungspunkt 3: a) Antrag der Abgeordneten Hubertus Heil, Dr. Ditmar Staffelt, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion SPD sowie der Abgeordneten Margareta Wolf (Frank- furt), Grietje Bettin, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Deutschlands Wirtschaft in der Informationsgesellschaft (Drucksache 14/5246) . . . . . . . . . . . . . 14810 A b) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Rahmenbedingun- gen für elektronische Signaturen und zur Änderung weitererVorschriften (Drucksachen 14/4662, 14/5324) . . . . 14810 B c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Tech- nologie zu dem Antrag der Abgeordne- ten Ursula Lötzer, Rolf Kutzmutz, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion PDS: E-Europe: die europäische In- formationsgesellschaft sozial und de- mokratisch gestalten (Drucksachen 14/3623, 14/4486) . . . . 14810 B Dr. Werner Müller, Bundesminister BMWi 14810 C Dr. Heinz Riesenhuber CDU/CSU . . . . . . . . 14812 A Werner Schulz (Leipzig) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14815 B Rainer Brüderle F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14816 C Ursula Lötzer PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14819 A Hubertus Heil SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14820 B Dr. Martina Krogmann CDU/CSU . . . . . . . . 14823 C Grietje Bettin BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14825 A Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14826 C Dr. Martin Mayer (Siegertsbrunn) CDU/CSU 14828 B Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14829 C Christian Lange (Backnang) SPD . . . . . . . . . 14830 B Dr. Christian Schwarz-Schilling CDU/CSU 14831 D Christian Lange (Backnang) SPD . . . . . . . . . 14832 B Tagesordnungspunkt 4: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Gesundheit zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Dieter Thomae, Detlef Parr, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion F.D.P.: Ab- schaffung der Arznei- und Heil- mittelbudgets (Drucksachen 14/3299, 14/5319) . . . . 14833 A b) Erste Beratung des von der Fraktion CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Abschaffung der Budgets in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-Budgetaufhebungsgesetz) (Drucksache 14/5225) . . . . . . . . . . . . . 14833 A Plenarprotokoll 14/152 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 152. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 15. Februar 2001 I n h a l t : Dr. Dieter Thomae F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . 14833 B Ulla Schmidt, Bundesministerin BMG . . . . . 14834 D Horst Seehofer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 14839 A Monika Knoche BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14843 B Dr. Ruth Fuchs PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14845 C Regina Schmidt-Zadel SPD . . . . . . . . . . . . . 14847 B Wolfgang Lohmann (Lüdenscheid) CDU/CSU 14849 B Dr. Ilja Seifert PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . 14851 B Detlef Parr F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14851 D Klaus Kirschner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14853 A Wolfgang Zöller CDU/CSU . . . . . . . . . . 14854 D Tagesordnungspunkt 20: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Anpassung von Dienst- und Versorgungsbezügen in Bund und Ländern 2000 (Bundesbesol- dungs- und -versorgungsanpassungs- gesetz 2000) (Drucksache 14/5198) . . . . . . . . . . . . . 14855 C b) Erste Beratung des vom Bundesrat ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Sicherstellung der Nachsorge- pflichten bei Abfalllagern (Drucksache 14/4926) . . . . . . . . . . . . . 14855 D c) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umsetzung der UVP- Änderungsrichtlinie, der IVU-Richt- linie und weiterer EG-Richtlinien zum Umweltschutz (Drucksache 14/5204) . . . . . . . . . . . . . 14855 D d) Antrag der Abgeordneten Dagmar Schmidt (Meschede), Brigitte Adler, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion SPD sowie der Abgeordneten Dr. Angelika Köster-Loßack, Hans- Christian Ströbele, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Förderung von Ent- wicklungspartnerschaft mit derWirt- schaft/Vergabe eines Preises für Un- ternehmerinnen und Unternehmer Drucksache 14/3810) . . . . . . . . . . . . . 14855 D e) Antrag der Abgeordneten Katherina Reiche, Volker Rühe, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion CDU/CSU: Für eine zukunftsgerichtete deutsch- polnische Freundschaft (Drucksache 14/4162) . . . . . . . . . . . . . 14856 A f) Antrag der Abgeordneten Karl Lamers, Christian Schmidt (Fürth), weiterer Ab- geordneter und der Fraktion CDU/ CSU: Chancen des deutsch-polni- schen Nachbarschaftsvertrages für Versöhnung stärker nutzen (Drucksache 14/5138) . . . . . . . . . . . . . 14856 A g) Antrag der Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Für eine gemeinsame Zukunft: Deutsche und Polen in Europa (Drucksache 14/5244) . . . . . . . . . . . . . 14856 B h) Antrag der Abgeordneten Eduard Lintner, Dirk Fischer (Hamburg), wei- terer Abgeordneter und der Fraktion CDU/CSU: Erlaubnis zum Führen von Schienenfahrzeugen (Drucksache 14/4933) . . . . . . . . . . . . 14856 B i) Antrag der Abgeordneten Hartmut Koschyk, Arnold Vaatz, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion CDU/CSU: Frieden, Stabilität und Einheit auf der koreanischen Halbinsel (Drucksache 14/4936) . . . . . . . . . . . . . 14856 C j) Antrag der Abgeordneten Dr. Helmut Haussmann, Ulrich Irmer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion F.D.P.: Die russische Exklave Kaliningrad/ Königsberg unterstützen (Drucksache 14/5141) . . . . . . . . . . . . . 14856 C k) Antrag der Abgeordneten Heidi Lippmann, Eva Bulling-Schröter, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion PDS: Aktuelle Menschenrechtssitua- tion in der Türkei (Drucksache 14/5165) . . . . . . . . . . . . . 14856 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Weitere Überweisung im vereinfachten Ver- fahren Antrag der Abgeordneten Werner Lensing, Ilse Aigner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion CDU/CSU: Zukunftsorientierte Weiterbildung durch Eigenverantwor- tung und Selbstorganisation – Ein Para- digmenwechsel (Drucksache 14/5312) . . . . . . . . . . . . . . . 14856 D Tagesordnungspunkt 21: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite Beratung und Schlussabstim- mung des von der Bundesregierung ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Europäischen Übereinkommen Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. Februar 2001II vom 5. März 1996 über die an Ver- fahren vor dem Europäischen Ge- richtshof für Menschenrechte teil- nehmenden Personen (Drucksachen 14/4298, 14/5330) . . . . 14857 A b) Zweite Beratung und Schlussabstim- mung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu den Änderungen vom 1. Oktober 1999 der Satzung der Internationa- len Atomenergie-Organisation (Drucksachen 14/4454, 14/5183) . . . . 14857 A c) Zweite Beratung und Schlussabstim- mung des von der Bundesregierung ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Zusatzabkommen vom 19. Mai 1999 zum Europipe-Abkommen vom 20.April 1993 zwischen derBundesre- publik Deutschland und dem König- reich Norwegen über den Transport von Gas durch eine neue Rohrleitung (Europipe II) vom Königreich Norwe- gen in die Bundesrepublik Deutsch- land (Drucksachen 14/4300, 14/5184) . . . . 14857 B d) Zweite Beratung und Schlussabstim- mung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 3. Juni 1999 zwi- schen der Bundesrepublik Deutsch- land und der Tschechischen Repu- blik über das Grenzurkundenwerk der gemeinsamen Staatsgrenze (Drucksachen 14/4707, 14/5187) . . . . 14857 C e) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Technolo- gie zu der Verordnung der Bundesregie- rung: Zweiundfünfzigste Verordnung zur Änderung der Außenwirtschafts- verordnung (Drucksachen 14/4389, 14/4571 Nr. 2.1, 14/5182) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14857 D g) – i) Beschlussempfehlungen des Petitions- ausschusses Sammelübersichten 240, 241, 242 zu Petitionen (Drucksachen 14/5257, 14/5258, 14/5259) 14858 A Zusatztagesordnungspunkt 3: Weitere abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Änderung der Europäischen Sozialcharta (Drucksachen 14/4671, 14/5327) . . . . 14858 B b) Antrag der Bundesregierung: Zulas- sung einerAusnahme vom Verbot der Zugehörigkeit zu einem Aufsichtsrat für Mitglieder der Bundesregierung (Drucksache 14/5271) . . . . . . . . . . . . 14858 C Zusatztagesordnungspunkt 4: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundes- regierung zu den von grünen Kern- kraftgegnern angekündigten Protesten bei Wiederaufnahme der Castortransporte 14858 C Dr. Paul Laufs CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 14858 C Arne Fuhrmann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14859 C Walter Hirche F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14860 D Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 14862 A Roland Claus PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14863 D Ulrich Kelber SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14864 D Vera Lengsfeld CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 14865 D Winfried Hermann BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14867 C Max Straubinger CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 14868 C Monika Ganseforth SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 14869 C Dr. Jürgen Gehb CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 14870 D Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14871 D Gunnar Uldall CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 14873 A Horst Kubatschka SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 14874 A Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 14875 A Gunnar Uldall CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 14875 D Horst Kubatschka SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 14876 D Walter Hirche F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14877 C Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14878 D Eva Bulling-Schröter PDS . . . . . . . . . . . . . . 14879 C Tagesordnungspunkt 5: Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung futtermittelrecht- licher, tierkörperbeseitigungsrechtlicher und tierseuchenrechtlicher Vorschriften im Zu- sammenhang mit der BSE-Bekämpfung (BSE-Maßnahmengesetz) (Drucksache 14/5219, 14/5332) . . . . . . . . 14880 C Matthias Weisheit SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 14880 D Helmut Lamp CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 14881 D Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14883 B Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. Februar 2001 III Heinrich-Wilhelm Ronsöhr CDU/CSU . . . . . 14884 D Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14885 B Ulrich Heinrich F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14885 D Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14886 C Kersten Naumann PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . 14887 A Dr. Gerald Thalheim, Parl. Staatssekretär BMVEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14887 D Dr. Hermann Otto Solms F.D.P. . . . . . . . . 14888 A Peter H. Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14888 B Ulrich Heinrich F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . 14889 A Peter H. Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) . . . . . . . . . . . . . . . 14890 B Tagesordnungspunkt 6: a) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Peter Rauen, Gerda Hasselfeldt, weiteren Abgeordneten und der Fraktion CDU/CSU einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Senkung der Mineralölsteuer und zur Abschaffung der Stromsteuer (Öko- steuer-Abschaffungsgesetz) (Drucksachen 14/4097, 14/5272, 14/5273 14890 D b) Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Horst Friedrich (Bay- reuth), Hildebrecht Braun (Augsburg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion F.D.P.: Kraftfahrzeugsteuer für schwere LKW auf EU-Niveau senken – Bedin- gungen am Güterkraftverkehrsmarkt harmonisieren (Drucksachen 14/4254, 14/5300) . . . . 14891 A c) Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Mittei- lung der Kommission an den Rat, das Europäische Parlament, den Wirt- schafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss derRegionen: Besteuerung von Flugkraftstoff – KOM (00) 110 endg.; Ratsdok. 06743/00 (Drucksachen 14/3576 Nr. 2.11, 14/4443) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14891 A Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker SPD . . . . . . 14891 B Heinz Seiffert CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 14893 A Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14895 A Dr. Hermann Otto Solms F.D.P. . . . . . . . . . . . 14896 D Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14897 B Dr. Barbara Höll PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14898 C Wolfgang Grotthaus SPD . . . . . . . . . . . . . . . 14899 D Dr. Michael Meister CDU/CSU . . . . . . . . . . 14901 B Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14903 B Dr. Hermann Otto Solms F.D.P. . . . . . . . . 14903 D Dr. Peter Ramsauer CDU/CSU (zur GO) . . . 14904 D Steffi Lemke BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (zur GO) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14905 A Dr. Uwe Küster SPD (zur GO) . . . . . . . . . . . 14905 C Dr. Peter Ramsauer CDU/CSU . . . . . . . . . . . 14905 D Reinhold Strobl (Amberg) SPD . . . . . . . . . . 14906 B Tagesordnungspunkt 7: a) Antrag der Abgeordneten Brunhilde Irber, Dr. Eberhard Brecht, weiterer Ab-geordneter und der Fraktion SPD sowieder Abgeordneten Sylvia Voß, Dr. TheaDückert, weiterer Abgeordneter und derFraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-NEN: Programm zur Stärkung desTourismus in Deutschland (Touris-musförderungsprogramm)(Drucksache 14/5315) . . . . . . . . . . . . . 14907 D b) Antrag der Abgeordneten Klaus Brähmig,Ernst Hinsken, weiterer Abgeordneterund der Fraktion CDU/CSU: Wettbe-werbsfähigkeit der deutschen Touris-muswirtschaft stärken(Drucksache 14/5313) . . . . . . . . . . . . . 14908 A c) Antrag der Abgeordneten ErnstBurgbacher, Cornelia Pieper, weitererAbgeordneter und der Fraktion F.D.P.:Neue Kampagne „Deutschland be-sucht Deutschland“ starten(Drucksache 14/4153) . . . . . . . . . . . . . 14908 B d) Antrag der Abgeordneten ErnstBurgbacher, Birgit Homburger, weite-rer Abgeordneter und der FraktionF.D.P.: Beschilderungsmöglichkeitenfür touristische Hinweise entlang vonAutobahnen flexibler gestalten (Drucksache 14/4635) . . . . . . . . . . . . . 14908 B Brunhilde Irber SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14908 C Klaus Brähmig CDU/CSU . . . . . . . . . . . 14909 A Ernst Hinsken CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 14911 A Brunhilde Irber SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 14911 C Annette Faße SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14912 A Klaus Brähmig CDU/CSU . . . . . . . . . . . 14912 A Brunhilde Irber SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 14914 A Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14914 C Sylvia Voß BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14915 D Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. Februar 2001IV Ernst Burgbacher F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . 14918 C Annette Faße SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14919 D Klaus Brähmig CDU/CSU . . . . . . . . . . . 14920 B Rosel Neuhäuser PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14921 A Siegmar Mosdorf, Parl. Staatssekretär BMWi 14922 B Albrecht Feibel CDU/CSU . . . . . . . . . . . 14922 D Dr. Ilja Seifert PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . 14923 D Edeltraut Töpfer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 14924 D Birgit Roth (Speyer) SPD . . . . . . . . . . . . . . . 14926 C Albrecht Feibel CDU/CSU . . . . . . . . . . . 14927 C Tagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Birgit Schnieber- Jastram, Karl-Josef Laumann, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion CDU/CSU: Beschäftigung älterer Arbeitnehmer durch Qualifizierung sichern – drohen- dem Arbeitskräftemangel vorbeugen (Drucksache 14/5139) . . . . . . . . . . . . . . . 14929 A Birgit Schnieber-Jastram CDU/CSU . . . . . . 14929 A Adolf Ostertag SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14931 B Wolfgang Meckelburg CDU/CSU . . . . . 14932 B Dirk Niebel F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14934 D Dr. Thea Dückert BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14935 D Pia Maier PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14937 A Tagesordnungspunkt 9: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Dritter Bericht zur Lage der älteren Ge- neration in derBundesrepublik Deutsch- land: Alter und Gesellschaft und Stel- lungnahme der Bundesregierung (Drucksache 14/5130) . . . . . . . . . . . . . . . 14937 D Dr. Christine Bergmann, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14938 A Maria Eichhorn CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 14940 A Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14941 C Klaus Haupt F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14942 D Monika Balt PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14944 A Christa Lörcher SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14944 D Klaus Haupt F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14946 C Christa Lörcher SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14946 D Walter Link (Diepholz) CDU/CSU . . . . . . . . 14947 A Tagesordnungspunkt 13: Große Anfrage der Abgeordneten Dr.-Ing. Rainer Jork, Ilse Aigner, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion CDU/CSU: Nut- zung von Geoinformationen in der Bun- desrepublik Deutschland (Drucksachen 14/3214, 14/4139) . . . . . . . 14948 B Dr.-Ing. Rainer Jork CDU/CSU . . . . . . . . . . 14948 C Dr. Margrit Wetzel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 14950 C Dr.-Ing. Rainer Jork CDU/CSU . . . . . . . 14951 C Ulrike Flach F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14952 C Hans-Josef Fell BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14953 C Dr. Heinrich Fink PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . 14954 D Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär BMI 14955 C Dr.-Ing. Rainer Jork CDU/CSU . . . . . . . 14956 B Tagesordnungspunkt 11: Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Gerhard Jüttemann, Angela Marquardt, weiteren Abgeordneten und der Fraktion PDS eingebrachten Entwurfs ei- nes Gesetzes zur Änderung des Post- gesetzes (Drucksachen 14/1108, 14/2109) . . . . . . . 14957 B Gerhard Jüttemann PDS . . . . . . . . . . . . . . . . 14957 C Tagesordnungspunkt 12: Erste Beratung des von den Abgeord- neten Dr. Guido Westerwelle, Dr. Edzard Schmidt-Jortzig, weiteren Abgeordneten und der Fraktion F.D.P. eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Änderung des Ausländergesetzes (Drucksache 14/4893) . . . . . . . . . . . . . . . 14958 D Tagesordnungspunkt 19: Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur wei- teren Verbesserung von Kinderrechten (Kinderrechteverbesserungsgesetz) (Drucksache 14/2096) . . . . . . . . . . . . . . . 14959 A Dr. Lore Maria Peschel-Gutzeit, Senatorin (Hamburg) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14959 A Ekin Deligöz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Klaus Haupt F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14960 B Christina Schenk PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14962 A Margot von Renesse SPD . . . . . . . . . . . . . . . 14962 D Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. Februar 2001 V Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14963 D Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14963 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 14965 A Anlage 2 Erklärung der Abgeordneten Susanne Jaffke (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Ände- rung futtermittelrechtlicher, tierkörperbeseiti- gungsrechtlicher und tierseuchenrechtlicher Vorschriften im Zusammenhang mit der BSE- Bekämpfung (BSE-Maßnahmengesetz) (Ta- gesordnungspunkt 5) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14965 C Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Postgesetzes (Tagesordnungspunkt 11) . . . . . . 14965 D Klaus Barthel (Starnberg) SPD . . . . . . . . . . . 14965 D Elmar Müller (Kirchheim) CDU/CSU . . . . . . 14967 A Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14967 D Rainer Funke F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14968 B Siegmar Mosdorf, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14968 C Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines ... Gesetzes zur Änderung des Ausländergesetzes (Tagesordnungspunkt 12) 14969 B Rüdiger Veit SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14969 B Beatrix Philipp CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 14970 A Marieluise Beck (Bremen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14971 C Dirk Niebel F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14972 A Ulla Jelpke PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14973 A Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast, Parl. Staatssekretärin BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14973 B Anlage 5 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur weiteren Verbes- serung von Kinderrechten (Kinderrechtever- besserungsgesetz – KindRVerbG) (Tagesord- nungspunkt 19) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14974 A Ronald Pofalla CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 14974 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. Februar 2001VI Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. Februar 2001
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    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. Februar 2001 Margot von Renesse 14963 (C) (D) (A) (B) Berichtigung 151. Sitzung, Seite 14773 (C), vierter Absatz, der vierte Satz ist wie folgt zu lesen: „Es ist ver- ständlich, dass sich der Oberbürgermeister von München, Herr Ude, am Montag in einem Inter- view im Deutschlandfunk glücklich gepriesen und gesagt hat: Ich freue mich, dass bei uns dieser Standort geschlossen wird, weil ich dann entsprechend investieren kann.–“ Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. Februar 202001 14965 (C) (D) (A) (B) Andres, Gerd SPD 15.02.2001 Dr. Bartsch, Dietmar PDS 15.02.2001 Dr. Blens, Heribert CDU/CSU 15.02.2001 Dr. Bürsch, Michael SPD 15.02.2001 Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 15.02.2001 Gleicke, Iris SPD 15.02.2001 Göring-Eckardt, Katrin BÜNDNIS 90/ 15.02.2001 DIE GRÜNEN Götz, Peter CDU/CSU 15.02.2001 Heyne, Kristin BÜNDNIS 90/ 15.02.2001 DIE GRÜNEN Hilsberg, Stephan SPD 15.02.2001 Dr. Hornhues, CDU/CSU 15.02.2001 Karl-Heinz Klappert, Marianne SPD 15.02.2001 Lippmann, Heidi PDS 15.02.2001 Müller (Berlin), PDS 15.02.2001* Manfred Dr. Niese, Rolf SPD 15.02.2001 Nolte, Claudia CDU/CSU 15.02.2001 Otto (Frankfurt), F.D.P. 15.02.2001 Hans-Joachim Dr. Pfaff, Martin SPD 15.02.2001 Schemken, Heinz CDU/CSU 15.02.2001 Schily, Otto SPD 15.02.2001 Schmidbauer, Bernd CDU/CSU 15.02.2001 Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 15.02.2001 Hans Peter Dr. Schuchardt, Erika CDU/CSU 15.02.2001 Sebastian, CDU/CSU 15.02.2001 Wilhelm Josef Seidenthal, Bodo SPD 15.02.2001 Dr. Waigel, Theodor CDU/CSU 15.02.2001 Wohlleben, Verena SPD 15.02.2001 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates. entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Erklärung der Abgeordneten Susanne Jaffke (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Ent- wurf eines Gesetzes zur Änderung futtermittel- rechtlicher, tierkörperbeseitigungsrechtlicher und tierseuchenrechtlicher Vorschriften im Zusam- menhang mit der BSE-Bekämpfung (BSE-Maß- nahmengesetz) (Tagesordnungspunkt 5) Susanne Jaffke (CDU/CSU): Es ist richtig, dass im Zusammenhang von Missbrauch sowohl bei Futtermitteln als auch bei Tierarzneimitteln Verschärfungen im Kon- troll- und Sanktionsverfahren dringend notwendig sind. Dennoch halte ich die in diesem Artikelgesetz vorge- schlagenen Maßnahmen aus veterinärmedizinischer Sicht für wenig zielführend. Auch aus ethischen Gründen sind für mich persönlich die angestrebten Zwangskeulungen auf der Grundlage von Verwaltungsakten zweifelhaft. Ich kann daher diesem Gesetz meine Zustimmung nicht geben. Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Postgesetzes (Tagesordnungs- punkt 11) Klaus Barthel (Starnberg)(SPD): Das Anliegen des Gesetzesänderungsvorschlages der PDS zum Postgesetz ist nicht abwegig, sondern durchaus unterstützenswert. Es geht darum, eine Schattenseite des Marktöffnungsprozes- ses im Postsektor anzugehen und für die Zukunft be- stimmten Gefahren bei der zu erwartenden weiteren Li- beralisierung vorzubeugen. Die Schattenseite besteht in der Tendenz, dass bei der politisch gewollten Liberalisie- rung der Postmärkte die Arbeitsbedingungen nach unten gedrückt werden. Die bisherigen Erfahrungen lehren uns: Erstens. Bei den Wettbewerbern sind ausweislich der Zah- len der RegTP rund 30 000 Arbeitsplätze entstanden, da- von aber mehr als zwei Drittel – etwa 21 700 – im Bereich der geringfügigen Beschäftigung. Dank der Neuregelung der 630-DM-Jobs durch die rot-grüne Koalition sind diese Arbeitsverhältnisse nicht mehr so ungeschützt, wie zu Zeiten der Verabschiedung des Postgesetzes zu befürch- ten war. Es ist ein blanker Zynismus, dass ausgerechnet Union und F.D.P. diese Tatsache heute anführen, um Pro- bleme in diesem Bereich zu leugnen oder herunterzuspie- len. Wäre es nach Union und F.D.P. gegangen, würden un- geschützte Beschäftigungsverhältnisse und illegale Beschäftigung weiterwuchern. Der Postbereich wäre ein trauriges Modell solcher Flexibilität und niedrigerer Lohnnebenkosten auf dem grauen Arbeitsmarkt. Dem sind wir konsequent entgegengetreten und werden das weiterhin tun. Wahrscheinlich werden uns Union und F.D.P. ab nächstem Jahr auch erzählen, wie toll sich die Zahl der Betriebsräte bei den Postwettbewerbern ent- wickelt hat. Sollten Sie dies 2001 begrüßen wollen, so for- dere ich Sie auf: Stimmen Sie jetzt der Reform des Be- triebsverfassungsgesetzes zu, anstatt sich wie bei der geringfügigen Beschäftigung wieder mit fremden Federn zu schmücken. Zweitens. Liberalisierung und Internationalisierung des Arbeits- und Dienstleistungsmarktes wirken auch auf bisher sichere Arbeitsplätze zurück. Um das vom Post- AG-Vorstand angedrohte Outsourcing von Teilen der Leistungskette oder Zustellungsregionen zu verhindern, müssen die Beschäftigten, die neu eingestellt werden, nach dem geltenden neuen Tarifvertrag massive Einkom- mensverluste hinnehmen. Arbeitgeberargument für die Absenkung der Stundenlöhne von 18 DM auf 13 DM: An- passung an die branchenüblichen Tarife. Vor drei Tagen haben tausend Zusteller und Zustelle- rinnen in München gegen diese Arbeitsbedingungen protestiert. Sie leiden nicht nur unter dem Lohn- und Arbeitsdruck, sondern auch darunter, dass mittlerweile 140 Stellen allein in der Zustellung in dieser Stadt nicht mehr besetzt werden können, weil von diesem Geld in München und Umgebung niemand mehr leben kann. Der Lohn- und Arbeitsdruck trifft nicht nur die Beschäftigten, sondern auch die Kunden: Es häufen sich die Klagen über verloren gegangene oder beschädigte Sendungen. Beim Ausbau des E-Commerce erweist sich nicht das Internet als das Hauptproblem, sondern die Zustelllogistik: Mehr als die Hälfte der bestellten Waren kommen nicht beim Kunden an. Was folgt daraus? Wer Wachstum und Qualität im Post- und Logistiksektor will, wird das nicht auf der Grundlage zweitklassiger Arbeitsbedingungen schaffen. Wer – wie manche New-Economy-Ideologen – den E-Commerce auf den Ruinen gesicherter Arbeitsbedingungen und an- gemessener Bezahlung errichten will, wird, auch be- triebswirtschaftlich gesehen, Schiffbruch erleiden. Im Ziel sind wir uns also einig: Marktöffnung und grenzüberschreitende Konkurrenz im Postbereich benöti- gen eine soziale und arbeitsmarktpolitische Flankierung, um Zustände wie im privaten Speditionsgewerbe oder auf den Baustellen zu verhindern. Bei den Instrumenten soll- ten wir aber genau überlegen, was uns dem Ziel effektiv näherbringt. Da sind beim PDS-Antrag Zweifel angebracht. Ich weise auf folgende Probleme und Fehler hin: Es ist schlicht falsch, dass – wie im Antrag behauptet – das Postgesetz eine Unterschreitung der branchenübli- chen Arbeitsbedingungen nicht zulässt. Vielmehr hebt das Gesetz auf die Erheblichkeit einer Unterschreitung ab. Wir lösen also das Problem nicht unbedingt, wenn wir die Arbeitsbedingungen auflisten. Wenn es dann um die Frage der Erheblichkeit geht, fangen wir wieder von vorne an. Der Wettlauf nach unten kann so kaum unter- bunden werden. Wir müssen vielmehr die Regulierungs- behörde dazu bringen, die gesetzlichen Vorgaben – die eigentlich völlig klar und eindeutig sind – wirksamer um- zusetzen und zu kontrollieren. Hier sind seit einigen Mo- naten wesentliche Fortschritte zu verzeichnen. Mittler- weile werden mehr Daten zur Beschäftigungssituation erhoben und regelmäßige Vor-Ort-Kontrollen durchge- führt. Ich gehe davon aus, dass die RegTP ihr Instrumen- tarium weiter verbessert. Damit erreichen wir mehr als durch Ausformulierungen im Gesetz. Wir können, dürfen und wollen die notwenigen besseren tarifvertraglichen Regelungen nicht ersetzen. Wir müssen nach anderen We- gen suchen, die Spirale nach unten zu stoppen. Die Ge- werkschaften der Branche sind gerade dabei, ihren Bei- trag zu leisten: Künftig wird es statt der derzeit mehreren für die Post- und Logistikbranche zuständigen Gewerk- schaften nur noch einen relevanten Tarifpartner auf Ar- beitnehmerseite geben. Damit wird dem Auseinanderdi- vidieren mit unterschiedlichen oder gar fehlenden Tarifverträgen ein Ende gemacht. Und: Mit der Novellie- rung des Betriebsverfassungsgesetzes werden die Arbeit- nehmerrechte auch in den bisher betriebsratlosen Einhei- ten gerade im Transport-, Post- und Logistikbereich erheblich gestärkt. Wie vorhin am Beispiel der Lohnniveausenkung bei der Post AG aufgezeigt, sind die Arbeitsbedingungen bei der Post AG mittlerweile nicht mehr unbedingt vorbild- lich. Auf sie als branchenüblich abzuheben und deren „er- hebliche“ Unterschreitung zu unterbinden dürfte eher bit- tere Enttäuschung bei den Betroffenen auslösen. Ähnlich wie bei anderen grenzüberschreitenden Dienstleistungen, zum Beispiel bei den Speditionen, können die Arbeitsbedingungen und sozialen Standards dauerhaft nur auf internationaler Ebene, bei uns also zunächst nur EU-weit, gesichert werden. Die Europäisie- rung des Postmarktes – siehe jüngste Unternehmensfu- sionen – zwingt zu europäischen Regeln, ohne die auch die perfektesten deutschen Gesetze ins Leere laufen. Da- mit ist das Hauptproblem gegenüber dem PDS-Antrag ge- nannt: Es ist einmal mehr ein Versatzstück ohne Gesamt- zusammenhang. Was der F.D.P. das Porto ist, sind der PDS die sozialen Standards. Alles für sich genommen eine schöne Sache: niedriges Porto und große Freiheit auf den Märkten für die einen, gute Bezahlung und Arbeits- bedingungen für die anderen. Wir als Regierungskoalition können solches Stückwerk nicht machen. Irgendwo muss das zusammenpassen. Wir müssen in Europa und in unse- rer Gesetzgebung alles zusammenbringen. Deshalb arbeiten wir daran, die Liberalisierung in Eu- ropa in harmonisierten und sozialverträglichen gestalt- baren Schritten voranzutreiben, die Rahmenbedingun- gen für die Unternehmen berechenbar zu gestalten, Verbraucher und Verbraucherinnen vor Rosinenpickerei und Qualitätsabbau zu schützen und das flächen- deckende erschwingliche Angebot sicherzustellen, Li- zensierung und fairen Wettbewerb wirksam durch die Regulierungsbehörde zu kontrollieren, Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen zu sichern und auszubauen – und das nicht nur im Postbereich und nicht nur in Deutschland. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. Februar 200114966 (C) (D) (A) (B) Diese Aspekte bringen wir in die Verhandlungen auf EU-Ebene um die Postdiensterichtlinie ebenso ein wie in die daraus abzuleitenden Veränderungen im deutschen Postgesetz. Der Bundeswirtschaftsminister hat entspre- chende Ankündigungen gemacht. Alle, die jetzt irgendwelche liebgewonnenen Einzelas- pekte diskutieren wollen, müssen wir enttäuschen. Wir können es nicht zulassen, dass die Post die Kuh ist, die von Union und F.D.P. getreten und gefesselt und von der PDS gemolken wird. Wir machen eine nachhaltige und ganzheitliche Postpolitik und lehnen deshalb Einzelan- träge wie den heutigen ab. Elmar Müller (Kirchheim) (CDU/CSU): Die Post ist derzeit in vielfältiger Weise in den Schlagzeilen, was ihrem Image als dynamischem „global player“ erhebliche Kratzer zufügt. Da sind einmal die Verfahren in Brüssel gegen die Post AG und die Bundesregierung wegen un- erlaubter staatlicher Beihilfe. Da ist immer noch die un- befriedigende Situation um die allgemeine Weisung des Wirtschaftsministers, der im vergangenen Jahr verhindert hat, dass das Briefporto gesenkt wird. Zu Recht hat da- mals ein Verfassungsrechtler formuliert: „Die Regierung nimmt die Postkunden in Geiselhaft“. Da sind die Milli- ardengewinne aus dem Monopol, mit denen großzügige, unzulässige Umsatzrabatte an Großkunden finanziert wurden, die vom privaten Verbraucher bezahlt werden mussten. Da sind rund 500 von circa 900 Lizenznehmern (überwiegend kleine und kleinste Firmen), die von der Post AG mit Klagen überzogen werden, um sie schon zu Beginn ihrer Selbstständigkeit einzuschüchtern. Und da ist eine Bundesregierung, die jetzt erneut das von der Re- gierung Kohl per Gesetz festgeschriebene Ende des Post- monopols auf unbestimmte Zeit hinaus zu verlängern droht. Schließlich gibt es immer wieder Diskussionen um Arbeitsplätze und um die sozialen Standards im Kurier- und Frachtbereich. Dazu hat die Regulierungsbehörde mit den Jahreszah- len 2000 vor zwei Tagen Folgendes festgestellt: Die Deut- sche Post AG hat nach eigenen Angaben die Personalan- passung der Vorjahre fortgesetzt; die durchschnittliche Zahl der Mitarbeiter lag dabei um circa 4 450 unter der des vergleichbaren Vorjahreszeitraums. Die DPAG beschäftigt damit derzeit rund 240 000 Mit- arbeiter; 1995 waren es 315 000. Dieser Abbau von Ar- beitsplätzen ist weder auf Umsatz- noch auf Absatzrück- gänge im Briefbereich zurückzuführen noch mit solchen zu begründen. Denn die Deutsche Post AG hat hier – wie in den Vorjahren – weiter zugelegt, und zwar sowohl beim Umsatz als auch beim Absatz. Bei allen anderen Lizenznehmern im Briefbereich (Alt- und Neulizenzen) gibt es derzeit rund 30 000 Ar- beitsplätze, davon knapp 4 000 Voll- und über 4 300 Teil- zeit-Arbeitsplätze. Diese 30 000 Arbeitsplätze würde es ohne diese Lizenznehmer nicht geben. Der Hauptanteil liegt nicht in den so genannten Ballungsgebieten, sondern überwiegend in strukturschwachen Gebieten. Bei den geringfügig Beschäftigten hat der Anteil der sozialversicherungspflichtigen Kräfte nach In-Kraft-Tre- ten des „630-DM-Gesetzes“ stark zugenommen; ihr An- teil bei den bislang überprüften Lizenznehmern lag bei über 95 Prozent. Zum konkreten Antrag der PDS ist zu sagen, dass die Regulierungsbehörde ihre Überprüfungspraxis der Ar- beitsbedingungen seit dem Frühjahr 2000 routinemäßig und regelmäßig auf alle Lizenznehmer ausgeweitet hat und – wie ich hoffe – auch auf den Marktführer Post AG. Denn wie ich der Zeitschrift „Transparent“, dem Organ der Deutschen Postgewerkschaft, entnehme, gibt es da auch Überprüfungswertes. Unter der Überschrift „Be- schäftigungspolitik bei der Post“, Unterzeile „Heuern und feuern bei der Post“, darf ich Folgendes zitieren: „Die rechtlichen Rahmenbedingungen durch das Beschäfti- gungsförderungsgesetz (das dreimalige Verlängerungen eines befristeten Arbeitsverhältnisses bis zu 24 Monate zulässt) sind ohnehin schon sehr arbeitgeberfreundlich. Allerdings setzt die Post noch einiges oben drauf. So er- fahren befristet Beschäftigte kurz vor Ablauf der 24 Mo- nate, sie müssten sich jetzt einige Monate arbeitslos mel- den und könnten dann wieder bei der Post befristet anfangen. Dann allerdings beginnen die Fristen nach Be- schäftigungsförderungsgesetz wieder von vorne.“ Vermutlich werden wir noch in diesem Jahr eine Änderung des Postgesetzes haben. Dann wird auf dem Prüfstand stehen, ob die Bundesregierung das Wort Wett- bewerb ernst nimmt oder nur als Propagandawort miss- braucht. Aus diesem Grund lehnen wir den Antrag der PDS ab. Michaele Hustedt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Die PDS möchte mit ihrem Antrag den Wirtschaftssektor, in dem Postdienstleistungen erbracht werden, zu einem besonderen Bereich machen: Hier soll ein anderes Ar- beits- und Sozialrecht gelten als in anderen Branchen. Eine Begründung für die besondere Schutzwürdigkeit des Sektors der Postdienstleistungen wird in dem Antrag nicht gegeben. Wir sind nicht der Auffassung, das ehemalige Mono- polbereiche Sektoren eines besonderen Sozialrechtes wer- den sollten. Für die Arbeitsbedingungen sollte das allge- meine Arbeitsrecht sowie die zwischen den Tarifver- tragsparteien getroffenen Regelungen gelten. Im Gegen- teil: Wir treten für die Einführung von fairen Wettbe- werbsbedingungen im Post- ebenso wie im Telekommuni- kationsbereich ein. Deutschland hat im Unterschied zu anderen Ländern der EU in der Öffnung des Postmarktes schon gute Er- gebnisse erzielt. Dass diese Marktöffnung noch nicht weit genug geht, darin sind wir uns sicherlich einig. Bei einem gegenwärtigen Marktanteil der privaten Unternehmen von unter 2 Prozent im lizensierten Bereich müssen wir noch große Schritte gehen. Wir sind zu diesen Schritten bereit – besonders wenn man sich Bereiche ansieht, in de- nen der Wettbewerb für die Kunden erhebliche Fort- schritte gebracht hat. Ein gutes Beispiel für die positiven Folgen des Wett- bewerbs im Postwesen ist der Kurierbereich. In nur weni- gen Jahren haben flexible Wettbewerber eine Vielzahl von Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. Februar 2001 14967 (C) (D) (A) (B) innovativen Dienstleistungen hervorgebracht. Das hat auch das Unternehmen Post beflügelt und geholfen, Ver- krustungen aufzubrechen. Wer von Ihnen vor einigen Jah- ren versucht hat, eine Sendung innerhalb eines Tages an einem beliebigen Ort Deutschlands zu befördern, weiß um den Fortschritt. Diese breite Auswahl an Dienstleis- tungen und Wettbewerbern brauchen wir auch in anderen Bereichen des Postmarktes. Wir stoßen aber dort auf Probleme, wo wir den anderen Mitgliedstaaten der Europäischen Union weit voraus sind. Frankreich, Großbritannien, Spanien, Italien, alle diese Länder wollen den Postmarkt nicht in dem Maße liberali- sieren, wie wir das vorhaben. Dort wird versucht, an der alten Staatspost festzuhalten und Wettbewerber möglichst vom Markt fernzuhalten. Wir sind aber darauf angewiesen, in gleichen Schritten wie unsere europäischen Nachbarn vorzugehen. Ein Ungleichgewicht in der Marktöffnung der Staaten birgt auch ein Ungleichgewicht auf dem deut- schen Markt. Unternehmen aus Ländern, die ihren Markt noch nicht liberalisiert haben, können mit ihren üppigen Monopolgewinnen auf den Märkten konkurrieren, auf de- nen bereits ein funktionierender Markt entsteht. Wir sehen dieses Beispiel heute auf dem Energiemarkt, auf dem die französische EDF ihre Monopolgewinne dazu nutzt, sich auf dem liberalisierten deutschen Energiemarkt zu positio- nieren. Deutschen Unternehmen haben diese Gewinne nicht und können in Frankreich auch nicht in den Wettbe- werb um den Endkunden eingreifen. Es ist daher wichtig, die Öffnung des Postmarktes im Einklang mit der europäischen Entwicklung fortzuführen. Wir müssen aber der Motor der weiteren Liberalisie- rung der Postmärkte in Europa sein. Daher ist es unsere Aufgabe, auf einen europaweit verbindlichen Termin zum Auslaufen des Postmonopols hinzuarbeiten. Dadurch werden auch die Länder in Zugzwang gebracht, die sich auf ihren bisherigen Liberalisierungsschritten ausruhen wollen. Wir bedauern, dass es nicht gelungen ist, diese Festlegung in Europa hinzubekommen. Rainer Funke (F.D.P.): Der Antrag der PDS auf Än- derung des Postgesetzes wird von uns abgelehnt. Wir wol- len im Postbereich Wettbewerb. Dazu gehört natürlich auch, dass Wettbewerber sich bei der Gestaltung ihrer Arbeitsverträge nicht ausschließlich nach den Arbeits- verhältnissen bei der Deutschen Post AG zu richten ha- ben. Wir wollen gerade, dass durch flexible, leistungsbe- zogene Arbeitsverträge dem Monopolisten Post AG leistungsfähige Konkurrenz entgegengesetzt wird. Wir bedauern, dass nach wie vor 98 Prozent der Postdienst- leistungen durch die Post AG erbracht werden. Wir wol- len im Interesse unserer deutschen Volkswirtschaft, im Interesse der Verbraucher und der Kunden von Post- dienstleistungen, dass mehr Wettbewerb besteht. Dies dient im Ergebnis auch der Leistungsfähigkeit der Post AG; schließlich gilt der Grundsatz: Monopolgewinne machen fett, Wettbewerb macht fit. Dies gilt natürlich auch für die Arbeitsverhältnisse. Es mag sein, dass die Deutsche Postgewerkschaft dann we- niger Einfluss auf die Arbeitsverträge bei den Wettbewer- bern der Post AG hat. Dies muss aber kein Nachteil sein, und zwar weder für die Unternehmen noch für die Be- schäftigten. Wir Liberalen haben uns stets für die Liberalisierung der Telekommunikations- und Postmärkte eingesetzt. Bei der Telekommunikation haben wir für die Wirtschaft und den Verbraucher Hervorragendes geleistet. Dies wollen wir auch für die Öffnung der Postmärkte tun. Wir werden nicht nachlassen in unserem Bemühen, die Postmärkte für den Wettbewerb zu öffnen. Hiervon lassen wir uns auch nicht durch den rückwärts orientierten Bundeswirtschafts- minister beeindrucken. Vielmehr fordern wir den Bun- deswirtschaftsminister auf, Vorreiter in Europa zu sein, für mehr Wettbewerb und für die Öffnung der Postmärkte. Siegmar Mosdorf, Parl. Staatssekretär beim Bundes- minister für Wirtschaft und Technologie:Die heutige Aus- sprache über den vorliegenden PDS-Gesetzentwurf möchte ich vor allem dazu nutzen, auf die weiteren Perspektiven der Postpolitik einzugehen. Vergangenen Freitag hat der Bundeswirtschaftsminister hierzu Position bezogen, womit diese Debatte einen aktuellen Bezug bekommen hat. Dreh- und Angelpunkt für die Position, die die Bun- desregierung in der Postpolitik einnimmt, sind die sich be- reits seit einiger Zeit abzeichnenden Entwicklungen auf europäischer Ebene. Am 30. Mai letzten Jahres hat die Europäische Kom- mission nach langen Geburtswehen einen Vorschlag für eine Neufassung der Postdiensterichtlinie vorgelegt. In- nerhalb der Kommission hatte sich damals schon ein Bild über die Kräfteverhältnisse geboten, wie es sich dann so- wohl im Ministerrat als auch im Europäischen Parlament bot: Es gibt in etwa ein Patt zwischen Befürwortern einer weiteren Marktöffnung und denjenigen, die am gegen- wärtigen Stand der Marktöffnung im Postbereich nur we- nig ändern wollen. Die Bundesregierung hat bereits vor dem Kommis- sionsbeschluss klargemacht, wo sie steht. In Gesprächen und im Briefwechsel mit einzelnen Kommissaren haben sowohl der Wirtschaftsminister wie übrigens auch der Fi- nanzminister deutlich gemacht, dass sie für weitere Markt- öffnungsschritte im europäischen Rahmen eintreten. Die Diskussionen im Rat waren unter französischer Präsidentschaft mitunter sehr kontrovers. Nachdem beim Ministerrat am 22. Dezember 2000 keine politische Eini- gung zustande kam, betrachtet die derzeitige Präsident- schaft die Postpolitik als nicht prioritär. Sie beabsichtigt deshalb, die Postdiensterichtlinie erst im Sommer wieder auf die Tagesordnung des Ministerrates zu setzen. Wir bemühen uns dagegen, das Thema auf der politi- schen Tagesordnung zu halten, um weiter voranzukom- men und keine Zeit zu verlieren. Ein Blick in die Verfah- rensregeln des EG-Vertrags zeigt nämlich, dass nach einer Einigung im Ministerrat noch 14 Monate vergehen kön- nen, um eine Einigung mit dem Europäischen Parlament herbeizuführen. Deshalb könnte der Fall eintreten, dass unser nationa- les Restmonopol Ende 2002 ausläuft, ohne dass eine neue Regelung über Umfang und Dauer von Postmonopolen in Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. Februar 200114968 (C) (D) (A) (B) Europa beschlossen wäre. Einen vorbehaltlosen Sprung ins kalte Wasser wird es in Deutschland nicht geben, wenn unsere wichtigsten Partner in Europa sozusagen am Beckenrand stehen bleiben. Die Bundesregierung befür- wortet gleiche Wettbewerbschancen für die Postunterneh- men in Europa. Aufgrund dieser Zusammenhänge beabsichtigt die Bun- desregierung eine Änderung des Postgesetzes, mit der ein Auslaufen der Exklusivlizenz der Deutschen Post AG um möglicherweise fünf Jahre, das heißt auf 2007, verschoben wird. Wir vermeiden dadurch, dass wir in Deutschland im Jahr 2002 unter Zeitdruck geraten. Zugleich verschenken wir auf europäischer Ebene nichts, da eine Marktöffnung für den Postbereich vor 2009 sowieso unrealistisch ist. Die Bundesregierung tritt nach wie vor für weitere Marktöffnungsschritte innerhalb der Europäischen Union ein. Wir fordern auch weiterhin einen konkreten Zeitplan für die vollständige Marktöffnung im Postsektor, um für die Verbraucher und die Unternehmen Planungs- und Rechtssicherheit über die weitere Entwicklung zu schaf- fen. An unserer Grundsatzposition hat sich nichts geändert. Nach einer europäischen Entscheidung ist es dann sinnvoll, das Postgesetz anzupassen. Der Gesetzentwurf der PDS ist deshalb nicht nur sachlich zurückzuweisen, der Entwurf kommt auch zur unpassenden Zeit. Mit der jetzt beabsichtigten geringfügigen Änderung des Postgesetzes soll keinesfalls eine weitere Fortschrei- bung des gegenwärtigen Briefportos verbunden werden. Hier tritt das ein, was nach dem Postgesetz vorgesehen ist: Rechtzeitig vor dem 31. Dezember 2002 wird die Regu- lierungsbehörde eine Entscheidung darüber treffen, wie die Briefentgelte ab 2003 zu gestalten sind. Für eine Senkung des Briefportos vor Ende 2002 – dies stand vor wenigen Wochen nach einem entsprechenden Antrag auf der Tagesordnung des Bundestages – besteht keine postgesetzliche Grundlage. Die Bundesregierung hat in den letzten Jahren Erheb- liches für die Verbraucher geleistet. Für das Jahr 2003 wird dazu aller Wahrscheinlichkeit nach auch noch eine Portosenkung kommen können. Ich denke, dass dies eine gute Perspektive ist. Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Entwurfs eines ... Gesetzes zur Änderung des Ausländergesetzes (Tagesord- nungspunkt 12) Rüdiger Veit (SPD): Die im Antrag der F.D.P. ihren Niederschlag gefundene Idee ist zwar nicht neu, aber des- wegen noch lange nicht schlecht. Sie strebt an, generell Ausländern, die seit mehr als drei Monaten in einem Ar- beitsverhältnis stehen und die weiter beschäftigt werden dürfen und sollen – mit einer Aufenthaltsgenehmigung –, einen verstärkten aufenthaltsrechtlichen Status, nämlich eine Aufenthaltsgenehmigung statt beispielsweise eine Duldung oder Befugnis, einräumen zu können, ohne dass die Betreffenden zuvor aus- und dann gegebenenfalls mit einem Aufenthaltstitel wieder einreisen müssen. Nicht neu und nicht schlecht ist diese Idee insofern, als tatsächlich das zerklüftete und unübersichtliche System unseres Ausländerrechtes – zurückhaltend ausgedrückt – unzureichend ist und etwas mehr Flexibilität sowohl im Interesse der betroffenen ausländischen Menschen als auch im Interesse von Verwaltungsbehörden und Gerich- ten dringend angesagt ist. Denn für viele, die sich als ehe- malige Asylbewerber oder Flüchtlinge nur geduldet oder mit jeweils kurzfristigen Aufenthaltsbefugnissen zum Teil aber schon viele Jahre in der Bundesrepublik Deutschland aufhalten, ist es ein schwer erträglicher Zustand, die Le- bensplanung für sich und meistens auch für ihre Familien beispielsweise nur vierteljahresweise vornehmen zu kön- nen und damit sozusagen unter dem Damoklesschwert der immer wieder sich stellenden Frage nach der endgültigen Ausreise oder der ansonsten drohenden Abschiebung le- ben zu müssen. Für die SPD-Fraktion kann es in diesem Zusammen- hang aber nicht infrage kommen, einen solchen verfestig- ten Aufenthalt ausländischer Arbeitnehmer ausschließ- lich, wie dies die F.D.P. in ihrem Antrag im Gesetzestext wie in seiner Begründung will, an einem dringenden be- trieblichen Bedürfnis an der Weiterbeschäftigung auszu- richten. Natürlich ist das Vorhandensein einer Arbeitsstelle und entsprechender Einkünfte für die Integration bei uns le- bender ausländischer Menschen sowohl für sie selbst als auch für die Akzeptanz in der deutschen Bevölkerung ein ganz wichtiges Element der Integration. Aber das kann und darf niemals der einzige Maßstab sein, um ihnen ein gesichertes Aufenthaltsrecht zu geben. Wir brauchen auch Lösungen für langjährig sich in Deutschland aufhaltende Familien, deren Kinder zum Teil hier geboren und zur Schule gegangen sind. In diesem Zu- sammenhang sind die wieder ganz aktuellen Bemühun- gen des Bundesministers Otto Schily zu würdigen, auf dessen Betreiben sich die Länderinnenminister heute Mit- tag auf eine Bleiberechtsregelung für Personen aus Bos- nien-Herzegowina und dem Kosovo, die schon seit Jahren in Deutschland faktisch, wirtschaftlich und sozial inte- griert sind, geeinigt haben. Diese Regelung hätte man sich in einigen Punkten zwar durchaus noch etwas großzügi- ger vorstellen und wünschen können, aber dem Verneh- men nach waren es ausgerechnet die Innenminister aus Bayern und Baden-Württemberg, die ihr Zustandekom- men schon auf der Innenministerkonferenz im Dezember 2000 verhindert haben. Es fällt schon auf, wenn ausgerechnet die F.D.P., die in Stuttgart an der Regierung beteiligt ist, sich dort offenbar gegenüber dem CDU-Innenminister nicht durchgesetzt hat, um dann hier im Bundestag mit einem sehr viel wei- ter gehenden Antrag auf Änderung des Ausländergesetzes aktiv zu werden – eine F.D.P. übrigens, die immer wieder ein in sich geschlossenes Konzept und Regelwerk für die Zuwanderung insgesamt gefordert hat und nicht nur, wie im Fall ihrer heutigen Gesetzesinitiative, ganz isoliert in einem Punkt. Wäre es etwa möglich, dass sich die F.D.P. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. Februar 2001 14969 (C) (D) (A) (B) damit mit Rücksicht auf den Landtagswahltermin gerade denjenigen vielen Handwerkern in Baden-Württemberg anbiedern will, die in besonders vorbildlicher Weise – natürlich auch zu ihrem eigenen wirtschaftlichen Nutzen – mehr Flüchtlingen aus Bosnien-Herzegowina und dem Kosovo Brot und Arbeit gegeben haben, mehr als dies sonst in der Republik der Fall war? Dies ist also, wie dargelegt, eine gar nicht so schlechte Idee, aber erfolgt wohl, isoliert betrachtet und vor die Klammer einer umfassenden Zuwanderungsregelung ge- zogen, eher aus rein wahltaktischen Gründen. Sie sollten – das richte ich an die Adresse der F.D.P. – die Beratung dieses Antrages wenigstens zurückstellen oder den Antrag jetzt zurückziehen. Denn es ist doch völlig klar: Wenn wir uns mit möglichst breiten Mehrheiten hier und im Bun- desrat bemühen werden, zusätzliche Zuwanderung aus demographischen, ökonomischen, aber auch humanitären Gründen zu organisieren, macht es wirklich keinen Sinn, Menschen, die sich bei uns schon langjährig aufhalten, die eine Arbeitsstelle haben und weiterhin als Arbeitskräfte gebraucht werden, mit allem Nachdruck aus dem Land zu jagen, um sie dann vielleicht später wieder zuwandern zu lassen. Insoweit wäre die F.D.P. gut beraten, sich in den Landesregierungen, in denen sie politisch Einfluss hat, für eine liberalere Ausländer- und Abschiebepolitik stark zu machen. Beatrix Philipp (CDU/CSU): Heute Nachmittag ha- ben die Innenminister bei einem Sondertreffen eine Teillösung der hier anstehenden Problematik gefunden. Bosnien-Flüchtlinge, die mindestens sechs Jahre bei uns leben und seit mindestens zwei Jahren ein festes Arbeits- verhältnis haben, können eine Aufenthaltserlaubnis bean- tragen, die zunächst für zwei Jahre befristet wird und da- nach verlängert werden kann, wenn der Arbeitgeber dringend auf den Arbeitnehmer angewiesen ist und keinen Ersatz findet. Die neue Regelung betrifft schätzungsweise 10 000 bis 20 000 Bosnier. Über Regelungen für Flücht- linge aus dem Kosovo wollen die Innenminister bei ihrer nächsten regulären Konferenz im Mai beraten. Die Problematik, die dem uns vorliegenden Gesetzent- wurf zugrunde liegt, ist jedem hier bekannt. Es geht um die Abschiebung von qualifizierten Arbeitskräften, die hier integriert sind und seit Jahren einer sozialversiche- rungspflichtigen Arbeit nachgehen. Gerade Unternehmer kleiner und mittelständischer Be- triebe sind es, die immer wieder klagen. Sie wenden sich häufig mit der Bitte um Hilfe in Einzelfällen an uns Ab- geordnete. Sie wollen, dass ein bei ihnen arbeitender Ex- Jugoslawe hier bleiben kann, weil der Betrieb auf dem Ar- beitsmarkt keinen entsprechenden Ersatz findet. So weit, so gut – oder besser: so weit, so ungut. Andererseits zeigt schon die Überschrift des Antrages, in dem sich die F.D.P. wieder ihrer drei Pünktchen zu er- innern scheint, dass es die x-te Änderung des Ausländer- gesetzes ist und sie das Zählen aufgegeben hat. In der Tat gleicht das deutsche Ausländerrecht eher ei- nem Flickenteppich als einem durchschaubaren und dem Gerechtigkeitsempfinden entsprechendem Gesetzeswerk, wenn ich nur an die Asylfrage bzw. Frage der Bürger- kriegsflüchtlinge denke. Die Bevölkerung, die – aus unterschiedlichen Gründen – bei diesem Thema sehr sensibel reagiert, kennt sich im- mer weniger aus. Sie ist kaum noch in der Lage, zwischen Asylanten und Spätaussiedlern, zwischen illegaler Ein- wanderung, Zuwanderungsbedarf und Zuwanderungs- steuerung, zwischen Arbeitserlaubnis, Aufenthaltserlaub- nis, Duldung und Familiennachzug, zwischen Green Card und Blue Card, zwischen Integration und sozialer Siche- rung usw. zu unterscheiden. Kurz: Die Bevölkerung, auf deren Verstehen und Ak- zeptanz wir alle angewiesen sind, schaut kaum noch durch und auch mancher Profi hat seine Probleme. Und dennoch kennen wir den Druck, unter dem gerade die mittelständi- sche Wirtschaft steht, wenn es um ihre Arbeitskräfte und um deren Aufenthaltsregelung geht. Weil diese Problematik bekannt ist, gibt es – wie ja alle wissen – drei Zuwanderungskommissionen, die den Auf- trag haben, eine bundeseinheitliche Regelung zu erarbei- ten. Aber es geht nicht nur um wirtschaftliche Interessen! Es geht auch um das Schicksal vieler Menschen, denen wir in den letzten Jahren als Flüchtlingen die Einreise ge- währt haben, um sie vor Krieg, Bürgerkrieg und der damit verbundenen Not zu schützen. Es gab und gibt immer noch Stimmen, wie zum Beispiel die des ehemaligen Jugoslawienbeauftragten Koschnick, die uns immer wieder daran erinnern, dass es auch notwendig ist, Menschen in ihre Heimat zurückzu- führen, die dort beim Aufbau des zerstörten Landes hel- fen müssen. Auch das macht deutlich, dass wir eine sehr sensible, vernünftige, viele verschiedene Aspekte berücksichti- gende, bundeseinheitliche Regelung brauchen. Optimis- tisch, wie wir immer sind, erwarten wir Mitte des Jahres die Ergebnisse der Partei- bzw. Regierungskommissionen. Nun werden Sie einwenden, dass dieser Optimismus den kleinen und mittleren Unternehmen bei der Lösung ihrer Probleme überhaupt nicht hilft – und da haben Sie Recht. Es muss also eine kurzfristige Regelung gefunden werden, die allerdings auch berücksichtigt, dass für die Beschäftigten aus dem ehemaligen Jugoslawien, die sozi- alversicherungspflichtig tätig sind, die bisherige Rege- lung erst zum 31. Juli 2001 ausläuft. Insofern besteht für diese Personengruppe kein unbedingter Zeitdruck – und wie gesagt, für die Bosnier, die mindestens sechs Jahre hier sind, ist heute eine Lösung gefunden worden. Aber der hier eingebrachte F.D.P.-Gesetzentwurf geht weit über die bisher diskutierten Personenkreise hinaus, da er für alle Ausländer gelten soll, die, – ich zitiere – „seit mehr als drei Monaten im Bundesgebiet einer unselbst- ständigen Erwerbstätigkeit nachgehen und die dafür er- forderliche Arbeitsgenehmigung besitzen“. Als Bedingung sieht die F.D.P. ausschließlich „das dringende betriebliche Bedürfnis“ und die für die Weiter- beschäftigung erforderliche oder in Aussicht gestellte Ar- beitsgenehmigung. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. Februar 200114970 (C) (D) (A) (B) Das erscheint meiner Fraktion zu kurz – oder zu weit – gesprungen zu sein, je nachdem, von welchem Blickpunkt man dies betrachtet. Damit werden wir uns aber in den kommenden Ausschussberatungen befassen. Auch die Länder suchen nach Lösungsmöglichkeiten! In den Bundesländern, in denen eine besonders erfolgrei- che Mittelstandspolitik betrieben wird, ist der Handlungs- bedarf besonders groß. Es dürfte ja wohl kaum unterschiedliche Auffassungen darüber geben, dass dies für Baden-Württemberg in hohem Maße zutrifft. Die Wähler werden dies auch am 25. März dieses Jahres honorieren, weil die nämlich clever sind! Baden-Württemberg hat einen Weg gefunden, der klei- nen und mittleren Unternehmen hilft. Seit dem 8. Januar dieses Jahres gibt es eine Verwaltungsvorschrift des In- nenministeriums unter Thomas Schäuble, in der es unter anderem heißt: „Die berechtigten arbeitsmarktpolitischen Interessen des Mittelstandes müssen stärker als bisher über § 8 AAV (Arbeitsaufenthalteverordnung) berück- sichtigt werden.“ Im Folgenden wird ein „besonderes öffentliches Inte- resse“ im Sinne des § 8 präzisiert bzw. formuliert. Danach ist es in Baden-Württemberg schon jetzt mög- lich, Bürgerkriegsflüchtlingen aus dem ehemaligen Jugo- slawien unter bestimmten Bedingungen eine Aufenthalts- erlaubnis zu erteilen, um weiter in einem bestehenden Arbeitsverhältnis zu bleiben. Die Bedingungen sind ers- tens, der Bürgerkriegsflüchtling aus dem ehemaligen Jugoslawien ist seit mehr als zwei Jahren bei einem ba- den-württembergischen mittelständischen Unternehmen beschäftigt – also weiter in Bezug auf den Personenkreis und auf die „Vorbeschäftigungszeit“ als der heutige In- nenminister-Beschluss, zweitens, der Betrieb ist dringend auf den Mitarbeiter angewiesen und drittens, der Betrieb hat sich nachhaltig, aber erfolglos bei der Arbeitsverwal- tung um eine Ersatzkraft bemüht. Die Regierungspräsi- dien sind angewiesen, in diesem Sinne zu verfahren. Was im „Ländle“ möglich ist, sollte auch in anderen Bundesländern möglich sein, wenn man es denn wirklich ernst meint mit der Sorge um den Mittelstand. Ich fasse zusammen: Erstens. Wir kennen und erken- nen die großen Probleme des Mittelstandes in Bezug auf die Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis der bei ihnen seit Jahren beschäftigten Bürgerkriegsflüchtlinge. Zweitens. Um kurzfristig hier Abhilfe zu schaffen, bie- tet sich die Lösung von Baden-Württemberg an, durch möglichst unbürokratische Regelungen auf der Basis gel- tenden Rechts zu helfen. Drittens. Zugunsten einer bundeseinheitlichen Rege- lung, die sehr viel mehr Aspekte als die zweifellos be- rechtigten wirtschaftlichen Interessen des Mittelstandes wird berücksichtigen müssen, sollten wir einen breiten parlamentarischen Konsens anstreben. Viertens. Der Überweisung des F.D.P.-Antrages in die Ausschüsse stimmen wir selbstverständlich zu und hoffen dort auf gute Beratungen, um wichtige Fragen zu klären, zum Beispiel in Bezug auf den berechtigten Personen- kreis, die betroffenen Betriebe und die notwendige Vor- beschäftigungszeit, um nur ein paar Aspekte zu nennen. Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Durch eine Änderung des § 10 AuslG – Aufent- haltsgenehmigung zur Arbeitsaufnahme – soll ausländi- schen Staatsangehörigen eine Aufenthaltsgenehmigung erteilt werden können, wenn sie bereits mehr als drei Mo- nate im Bundesgebiet erlaubt arbeiten und ein dringendes betriebliches Interesse an einer Weiterbeschäftigung be- steht. Bisher, so die F.D.P., würde es für legal beschäftigte Ausländer regelmäßig zu einem Ende der Arbeitsgeneh- migung kommen, wenn der Aufenthalt abgelaufen ist; Beispiel: Bürgerkriegsflüchtlinge. Dies sei weder im In- teresse des Arbeitsnehmers noch des Arbeitgebers oder der Allgemeinheit. Hintergrund dieses Antrags, der aus der Feder des ba- den-württembergischen Justizministeriums stammt, ist die Ausreisepflicht bosnischer und kosovarischer Bürger- kriegsflüchtlinge, die vor allem in den Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg überdurchschnittlich häufig ein Arbeitsverhältnis eingehen konnten. Nun lau- fen insbesondere die mittelständischen und kleinen Un- ternehmer Sturm und möchten gerne „ihre“ Arbeitskräfte weiterbeschäftigen. Dieser – zunächst vernünftig erscheinende – Ansatz der F.D.P.-Fraktion greift jedoch vor dem Hintergrund der allgemeinen Debatte über eine moderne Einwanderungs- gesetzgebung zu kurz. Die F.D.P. konterkariert hier ihre bisher vorgelegten Entwürfe – Zuwanderungsbegren- zungsgesetz –, in denen eine umfassende Zuwanderungs- regelung konzipiert wird. Zudem ist der jetzt vorliegende Gesetzesentwurf ein rein auf dem Ermessen der Auslän- derbehörden basierender Vorschlag, der vorrangig Arbeit- geberinteressen berücksichtigt. Ich glaube kaum, dass mit solchen Entscheidungen nach Ermessen die Probleme der F.D.P. in Baden-Württemberg, mit dem Innenministerium eine vernünftige Regelung zu erreichen, gelöst würden. Die Mittel, dieses Ziel zu erreichen, haben wir auch jetzt schon. Was wir brauchen, sind klare Übergangsmöglichkeiten für Menschen, die sich als Bürgerkriegsflüchtlinge oder Geduldete seit vielen Jahren in Deutschland aufhalten, um aus dem Status der Duldung in eine Aufenthaltsgenehmi- gung zu kommen. Die Verwertbarkeit von Arbeitskraft darf nicht das einzige Kriterium sein. Wir brauchen er- gänzend eine Härtefallregelung: Andere, gut integrierte Gruppen – zum Beispiel Alleinerziehende und ältere Menschen, Jugendliche in der Ausbildung und Kranke – sind nicht faul, sondern konnten aus unverschuldeten Gründen nicht arbeiten. Sie sollten ebenfalls nach jahre- langem ungewissen Aufenthalt eine Lebensperspektive in Deutschland erhalten. Dies ist ein Gebot der Fairness. Für die Gruppen der Flüchtlinge aus Bosnien und aus der Bundesrepublik Jugoslawien hätte es schon bei der IMK im November 2000 zu einer Bleiberechtsregelung kommen können – wenn die B-Länder dem zugestimmt hätten. Auch die F.D.P.-mitregierten Länder Baden-Würt- temberg und Hessen haben dagegen gestimmt. Baden- Württemberg hat dann eine Woche nach der IMK einen ei- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. Februar 2001 14971 (C) (D) (A) (B) genen Ministerratsbeschluss gefasst, der Kosovaren, die seit zwei Jahren sozialversicherungspflichtig tätig sind, eine Aufenthaltsgenehmigung zuerkennt. Grundlage ist hier § 8 der Anwerbestoppausnahmeverordnung. Diese Regelung läuft jedoch ins Leere, da das besondere öffent- liche Interesse an der Beschäftigung einzelner Personen nicht durch einen allgemeinen Kabinettsbeschluss, son- dern im Einzelfall festgestellt werden muss. Auch die Staatsangehörigkeit begründet kein besonderes arbeits- marktpolitisches Interesse. Heute beschäftigt sich die IMK erneut mit einem Vor- schlag des BMI für eine Abschlussregelung für Bosnier und Kosovaren, die in Arbeitsverhältnissen stehen. Im Gegensatz zum Land Baden-Württemberg – und zur F.D.P. – bezieht der BMI-Vorschlag nicht nur wirtschaft- liche Ziele, sondern auch schutzwürdige Belange der be- troffenen Personen – zum Beispiel Familieneinheit – ein. Es bleibt zu hoffen, dass die B-Länder heute ihre ableh- nende Haltung aufgeben und eine flexible Regelung er- möglichen, die hilft, unnötige Härten durch eine erzwun- gene Rückkehr in das Heimatland trotz Integration im Bundesgebiet zu vermeiden. Dirk Niebel (F.D.P.): Großbetriebe in der Computer- industrie dürfen über eine Saisonarbeiterregelung, die so genannte Green Card, ausländische Facharbeiter zu hohen Gehältern anwerben. Kleinere und mittlere Unternehmen in den Branchen, die über Arbeitskräftemangel klagen, gehen leer aus. Unternehmen, die geduldete Bürger- kriegsflüchtlinge eingestellt haben, müssen fürchten, dass ihre Arbeitskräfte über Nacht abgeschoben werden und sie dann ohne Ersatz dastehen. Dies sind oft Personen, die nach langem Suchen für einen nicht besetzten Arbeits- platz gefunden wurden und nun für den betrieblichen Ab- lauf unverzichtbar geworden sind. Die baden-württembergische Landesregierung hat im letzten Dezember zum Aufenthaltsrecht für Bürgerkriegs- flüchtlinge einen akzeptablen Kompromiss gefunden. In Baden-Württemberg dürfen kleine und mittlere Unter- nehmen in Handwerk, Handel, Gartenbau und Gastrono- mie Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem ehemaligen Jugo- slawien nach Ablauf ihrer Aufenthaltserlaubnis weiter beschäftigen, wenn diese seit mehr als zwei Jahren bei ei- nem baden-württembergischen Unternehmen beschäftigt sind. Voraussetzung bleibt allerdings, dass der Betrieb auf den Mitarbeiter angewiesen ist und er sich nachhaltig und erfolglos bei der Arbeitsverwaltung um eine Ersatzkraft bemüht hat. Ihre Integrationswilligkeit zeigen Bürgerkriegsflücht- linge durch ihr Engagement und Ihre Bereitschaft, für Ihren Lebensunterhalt selbst zu sorgen, statt sich an den Tropf der Sozialkassen zu hängen. Sie beteiligen sich am Bruttosozialprodukt und erwirtschaften Einnahmen für die Sozialkassen. Wer sich so einsetzt, muss eine Per- spektive auf einen dauerhaften Aufenthalt und ein gleich- berechtigtes Leben in Deutschland bekommen. Die Innenministerkonferenz plant derzeit, dass Bür- gerkriegsflüchtlinge ein dauerhaftes Bleiberecht erhalten sollen, solange sie einen Arbeitsplatz nachweisen können und nicht straffällig werden. Dies soll aber nur für Bür- gerkriegsflüchtlinge aus dem Kosovo und Bosnien gelten. Dieser Vorschlag ist ein Schritt in die richtige Richtung, reicht aber längst nicht aus. Seit Januar haben Kriegs- und Bürgerkriegsflüchtlinge mit Aufenthaltsbefugnis durch die Änderung der Arbeitsgenehmigungsverordnung einen nachrangigen Arbeitsmarktzugang ohne Wartefrist. Die Sozialversicherungen rechnen mit jährlichen Zusatzein- nahmen von 1,3 Milliarden DM und die Sozialhilfeträger mit Einsparungen von 900 Millionen DM jährlich. Bei den Altfällen sollte eine Regelung für alle Flüchtlinge ge- funden werden. Eine Vereinfachung und Erleichterung bei der Ertei- lung von Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigungen ist des- halb notwendig. Es kommt nur in Ausnahmefällen zu ei- ner Konkurrenz zwischen Deutschen und Ausländern um denselben Arbeitsplatz. Wie Sie wissen, sind ungeachtet der hohen Arbeitslosigkeit in den letzten Jahren viele Arbeitsplätze unbesetzt geblieben. Wer sich selbst um ei- nen Arbeitsplatz bemüht und gefunden hat, soll ihn auch haben dürfen. Dieses Engagement muss belohnt werden. Und natürlich muss auch die Familie bleiben dürfen. Wir gehen davon aus – solide Studien unterstützen diese An- nahme –, dass sich die Teilnahme von Ausländern am Wirtschaftsleben positiv auswirkt. Der von der F.D.P. hier vorgelegte Gesetzentwurf zur Änderung des Ausländergesetzes ist eine Erste-Hilfe-Lö- sung, bis das antiquierte Arbeitsgenehmigungsrecht abge- schafft wird und qualifizierte Arbeitskräfte unbürokra- tisch nach Deutschland kommen können. Die F.D.P. hat zur Zuwanderung bereits zwei Gesetz- entwürfe vorgelegt, die Zuwanderung auch nach ökono- mischen Kriterien durch Quoten und Kontingente kon- trollierbar und berechenbar machen. Wir brauchen eine für jedermann durchschaubare Regelung und eindeutige Spielregeln für die gesellschaftliche Eingliederung der Zuwanderungswilligen. Der Bundeskanzler hat angekündigt, dass die Zuwan- derung noch in dieser Legislaturperiode gesetzlich gere- gelt wird. Vorher hatte er die Ausweitung der Green Card auf andere Branchen versprochen, die dringend Arbeits- kräfte suchen. In diesem Vorhaben ist er von der Bundes- anstalt für Arbeit, aber auch in den eigenen Reihen abge- schmettert worden. Die Regierung flickt eben hier ein bisschen, dort ein bisschen. Ihr fehlt ein konkretes Ziel und das passende Konzept. Ich fordere die Koalitionsfraktionen dringend auf, die- sem Gesetzentwurf zuzustimmen. Es handelt sich hier um eine Art „Altfallregelung“ mit genau der positiven Wir- kung, die Sie der so genannten Green Card zuordnen. Wir wollen für Unternehmen und Betroffene unangemessene Härten vermeiden. Dieser Gesetzentwurf ist ein richtiger und wichtiger Schritt, bis im Rahmen eines Zuwanderungsregelungsge- setzes ein ganzheitliches Konzept zum Tragen kommt. Hoffentlich dient er der Regierung als Denkanstoß, damit sie bei der Diskussion um die Zuwanderung endlich in die Gänge kommt. Die Bundesregierung darf sich einem Ge- samtkonzept in dieser Legislaturperiode nicht ver- schließen. Bis dahin brauchen wir mehr Sicherheit für die Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. Februar 200114972 (C) (D) (A) (B) integrierten Beschäftigen, mehr Sicherheit für die Arbeit- geber, die sonst ihre Arbeitsplätze nicht besetzen können, einfach mehr F.D.P., damit wirklich wichtige Dinge end- lich angegangen werden. Ulla Jelpke (PDS): Die F.D.P. will § 10 des Auslän- dergesetzes dahin gehend erweitern, dass Ausländern, die seit mehr als drei Monaten im Bundesgebiet unselbst- ständig beschäftigt sind, hierfür eine Arbeitsgenehmigung besitzen und auch weiterhin bekommen werden und für deren Beschäftigung es ein dringendes betriebliches Be- dürfnis gibt, eine Aufenthaltsgenehmigung zur Ausübung der Beschäftigung erteilt werden kann. Einen Rechtsan- spruch hierauf soll es nicht geben. Positiv zu bemerken ist, dass die F.D.P. sich immerhin Gedanken darüber macht, dass die rigorose Abschie- bungspolitik immer mehr auf Widerstand auch in konser- vativ-bürgerlichen Kreisen stößt. Insbesondere aus mit- telständischen Betrieben und in kleineren Kommunen werden Proteste laut, wenn Menschen, die seit Jahren dort leben, arbeiten und sich „anständig“ aufführen, auf einmal abgeschoben werden sollen. Dennoch lehnen wird den Gesetzentwurf ab, weil er einseitig auf die Interessen der Wirtschaft abstellt. Nur dann, wenn für seine Beschäftigung ein „dringendes be- triebliches Bedürfnis“ besteht, soll jemand bleiben dür- fen. Mit anderen Worten: Ein Mensch ist der F.D.P. nur so lange etwas wert, wie er den Interessen der Wirtschaft nützlich ist. Dies wird schon daran deutlich, dass die Er- teilung einer Aufenthaltsgenehmigung in das Ermessen der Ausländerbehörde gestellt sein soll, ohne dass es ei- nen Rechtsanspruch gäbe. Dies ist mit unserem Men- schenbild nicht vereinbar. Die PDS hält an ihrer Auffas- sung fest, dass Zuwanderung so gestaltet sein muss, dass vorrangig die Interessen der Betroffenen zum Tragen kommen und nicht willkürlich festgelegte Gesichtspunkte der Wirtschaft oder des Arbeitsmarktes. Die Situation der „Illegalisierten“, der Menschen ohne Papiere und Aufenthaltsgenehmigungen, wird ver- stärkt diskutiert. Das ist gut. Die PDS tritt für eine Poli- tik ein, die sagt: Wer hier lebt und inzwischen seinen Le- bensmittelpunkt in Deutschland begründet hat, soll bleiben können, ob er nun erwerbstätig ist oder nicht. Von einer solchen Regelung wären auch die von der F.D.P. gemeinten Menschen erfasst. Sie würde aber da- rüber hinaus gehen. Wir laden die F.D.P. ein: Springen Sie über Ihren wirt- schaftsliberalen Schatten! Treten Sie mit uns für einen Ausbau der Rechte auch für bisher Rechtlose in Deutsch- land ein. Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast, Parl. Staatssekretä- rin beim Bundesminister des Innern: Durch das Angebot der F.D.P.-Entwürfe zu ausländerrechtlichen Fragen zieht sich wie ein blaugelber Faden folgendes Prinzip: flink sein, die Interessen der eigenen Klientel bedienen, auf Sorgfalt, Logik und Gerechtigkeit kommt es nicht so sehr an. So haben Sie es in Ihren Vorschlägen für ein „Zuwan- derungsbegrenzungsgesetz“ dargeboten, so war es mit Ih- rer Forderung nach einer völligen Liberalisierung des Ar- beitsmarktzugangs für Asylbewerber, und so ist es mit dem Gesetzentwurf, den wir heute Abend in erster Lesung beraten. Es ist ja nicht zu leugnen, dass es ein wachsendes Interesse von Unternehmern gibt, ausländische Arbeits- kräfte hierzubehalten. Als die Debatte um die Rückkehr der bosnischen Kriegsflüchtlinge auf vollen Touren lief, stapelten sich bei uns die Briefe von Unternehmern – vor- nehmlich, aber nicht nur aus dem Schwäbischen –, die dringend darum baten, ihnen ihre lieb gewordenen Mitar- beiter nicht wegzunehmen. Das ist alles verständlich und sollte uns nachdenklich machen. Aber es bedarf eben auch einer Konzeption, die diese Personengruppen nicht ande- ren gegenüber bevorzugt, die keine Neidgefühle erzeugt und auf einem sozialpolitisch, aufenthalts- und arbeits- rechtlich solide gemauerten Fundament steht. Das aber vermisse ich beim Vorschlag der F.D.P. Natürlich gehört die Gesetzesinitiative hinein in das Tableau der Überlegungen um eine so genannte Ab- schlussregelung für Flüchtlinge aus dem Kosovo, aus Bosnien und Herzegowina. Eben mit diesen Fragen hat sich heute eine Sonderkonferenz der Innenminister aus Bund und Ländern befasst. Ich freue mich, Ihnen mitzuteilen, dass es eine Eini- gung gibt – und zwar auf der Basis der Lösung, die der Bundesinnenminister aus eigener Initiative schon im No- vember vorgeschlagen und zwischenzeitlich erneut unter- breitet hat. Das sieht jetzt so aus: Bosnische Flüchtlinge erhalten eine Aufenthaltsbefugnis, wenn sie seit sechs Jahren in Deutschland leben, ihr Arbeitsverhältnis schon seit mehr als zwei Jahren besteht und der Arbeitgeber auf ihre weitere Tätigkeit angewiesen ist. Nachweisen muss er, dass er sich ohne Erfolg um eine Ersatzkraft bemüht hat. Das ist für die Bosnier eine echte Abschlussregelung! Auf diese Weise erreichen wir nicht nur verlässliche Per- spektiven für die Betroffenen, ihre Familien und die Un- ternehmer. Wir erreichen auch die Akzeptanz und soziale Balance, die wir für eine flexiblere Handhabe und eine be- hutsame Öffnung des Arbeitsmarktes auch für Menschen außerhalb der EU und mit einem Aufenthaltsstatus brau- chen, der eigentlich nicht auf dauerhaftes Bleiben ange- legt war, deren Lebenswirklichkeit sich aber anders ent- wickelt hat. Auch für die Kosovaren gibt es eine Neuerung: Sowohl für Arbeitnehmer als auch für ihre Familienangehörigen gilt noch bis zum 31. Juli dieses Jahres eine Duldung. Die Innenminister werden sich auf ihrer Konferenz im Mai mit einer Lösung für diesen Personenkreis befassen. Auch das ist also ein deutlicher Fortschritt – insgesamt sehr viel überzeugender als das viel zu pauschale Dreimonatsange- bot für alle Ausländer mit Job, wie es der F.D.P.-Antrag vorschlägt. Ich wiederhole: Wir hätten eine solche Bleiberechts- regelung zum Beispiel für die Bosnier schon sehr viel eher haben können, wenn sich nicht die unionsgeführten Länder, und eben auch diejenigen, in denen die F.D.P. mitregiert, lange dagegen gesträubt hätten, um dann, wie zum Beispiel Baden-Württemberg, eigene Regelungen für erwerbstätige Bürgerkriegsflüchtlinge in Kraft zu set- zen. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. Februar 2001 14973 (C) (D) (A) (B) Nun endlich sind wir ein ordentliches Stück weiter; die Länder können einheitlich verfahren. Damit ist allen ge- holfen. Anlage 5 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur weiteren Verbesserung von Kinderrechten (Kin- derrechteverbesserungsgesetz – KindRVerbG) (Tagesordnungspunkt 19) Ronald Pofalla (CDU/CSU): Bereits der Titel des Ge- setzes verbietet es einem eigentlich schon, Kritik an dem Inhalt zu üben: Gesetz zur weiteren Verbesserung von Kinderechten. Wem läge dies nicht am Herzen und wer hätte die Stirn, sich gegen ein solches, humanistisches An- sinnen zu stellen? – Natürlich niemand. Gleichwohl be- darf ein noch so ansprechend etikettiertes Ansinnen auch der inhaltlichen Überprüfung. Hier muss doch gleich mit aller Deutlichkeit gesagt werden: Es ist nicht alles Gold, was glänzt. So kann man zwar im Großen und Ganzen mit den geplanten Regelun- gen zufrieden sein, doch gibt es eben auch einige Punkte, die von uns abgelehnt werden müssen. Zunächst zu den Punkten, die unsere ungeteilte Zu- stimmung finden: Die Einführung eines Absatzes 2 in § 1600 BGB, wie in Art. 1 Nr. 1 des Gesetzentwurfes vor- gesehen, ist zu begrüßen. Hiernach wird die Vaterschafts- anfechtung ausgeschlossen, wenn Ehegatten vorher in die künstliche Befruchtung durch Samenspende eines Dritten eingewilligt haben. Es wird insoweit eine Rechtssicher- heit für diese Kinder geschaffen. Grundsätzlich ist diese Art der künstlichen Befruchtung durch eine Samenspende eines Dritten zwar in unserem Land verboten, doch gilt es hier, alle Eventualfälle, insbesondere künstliche Befruch- tungen, die ursprünglich im Ausland vorgenommen wur- den, zu regeln. Auch die beabsichtigte Änderung des § 1618Satz 1BGB, gemäß Art. 1 Nr. 2 des Gesetzentwurfes, findet die Zu- stimmung unserer Fraktion. Der zurzeit geltende Wortlaut der hier in Rede stehenden Regelung ist irreführend. Nach bisheriger Regelung scheint der Wortlaut der Vorschrift zu bestimmen, dass bei Wiederverheiratung einer geschiede- nen Ehefrau, die in der neuen Ehe den Namen des neuen Ehegatten annimmt, dieser neue Name nur für den Fall auf das Kind übertragen werden kann, dass ihr das alleinige Sorgerecht zusteht. Selbstverständlich muss es diese Möglichkeit auch für den Fall des gemeinsamen Sorge- rechts geben. Die neue Regelung stellt dies nun eindeutig klar. Ebenfalls sinnvoll erscheint die beabsichtigte Rege- lung des § 3 Abs. 2 Kindesunterhaltsgesetz. Diese, in Art. 4 des Gesetzentwurfes vorgesehene Änderung zielt auf eine vereinfachte Dynamisierung von unterhalts- rechtlichen Alttiteln ab. In der Rechtspraxis wurde und wird die bestehende Regelung, eine Übergangsvorschrift aus dem Kindesunterhaltsgesetz, vielfach fehlinterpre- tiert. Die hier angestrebte Korrektur ist daher zu be- grüßen. Andere beabsichtigte Regelungen des Gesetzentwur- fes des Bundestages erscheinen dagegen überflüssig. So ist der Art. 1 Nr. 3 des Gesetzentwurfes – die Verankerung der gewaltfreien Erziehung im Zivilrecht – durch das Ge- setz gegen Gewalt in der Erziehung bereits obsolet ge- worden. Auch Nr. 4 des Artikels 1, das so genannte kleine Sorgerecht des Ehegatten eines allein sorgeberechtigten wiederverheirateten Elternteils – hier geregelt in einem neuen § 1687 b BGB – ist überholt. Hier ist die zumindest vorläufige Erledigung dieses Problemkomplexes durch das Lebenspartnerschaftsgesetz eingetreten. Weiterhin enthält der Gesetzentwurf des Bundesrates jedoch auch eine Regelung, die gänzlich abzulehnen ist. Gemeint ist hiermit Art. 2 des Gesetzentwurfes. Vorgese- hen ist hier eine Änderung des Gesetzes über die rechtli- che Stellung der nichtehelichen Kinder. Das Ziel dieser Änderung ist die Beseitigung der alten Stichtagsregelung, aufgrund derer bei Einführung des Erbrechts für nicht- eheliche Kinder in den 60er-Jahren diejenigen Kinder von der erbrechtlichen Regelung ausgenommen worden sind, die zum Stichtag, – eben dem In-Kraft-Treten des Geset- zes über die rechtliche Stellung der nichtehelichen Kinder am 1. Juli 1970 – bereits volljährig waren. Folge dieser Stichtagsregelung ist es, dass nichtehelich vor 1949 gebo- rene Kinder keinen erbrechtlichen Ausgleichsanspruch haben. Der Grund für diese Stichtagsregelung ist im Vertrau- ensschutz zu sehen, was auch durch das Bundesverfas- sungsgericht bestätigt wurde. Diese bis heute beibehal- tene Regelung stieß bereits während der Verabschiedung des Erbrechtgleichstellungsgesetzes in der vergangenen Wahlperiode auf den hartnäckigen Widerstand des Bun- desrates. Der Bundesrat legte Einspruch ein, der Vermitt- lungsausschuss wurde angerufen, mit dem erklärten Ziel des Bundesrates, die Stichtagsregelung zu beseitigen und damit jeglichen Vertrauensschutz außer Acht zu lassen. Ein zweiter Einspruch, nach Bestätigung der Ausgangs- fassung des Gesetzes im Vermittlungsverfahren, wurde durch den Bundestag zurückgewiesen. Es liegt somit auf der Hand, dass nunmehr mittels des vorliegenden Gesetzentwurfs erneut die Stichtagsrege- lung beseitigt werden soll. Dieses Gesetzesziel ist abzu- lehnen. Der Vertrauensschutz ist nach Ablauf vieler Jahre seit In-Kraft-Treten des Gesetzes über die rechtliche Stel- lung nichtehelicher Kinder nun umso schützenswerter geworden. Die positive Entscheidung des Bundesverfas- sungsgerichtes hinsichtlich der Stichtagsregelung unter- stützt diese Argumentation noch zusätzlich. Schließlich wurde die Stichtagsregelung noch einmal durch die Bei- behaltung dieser Regelung im Erbrechtsgleichstellungs- gesetz gestärkt. Alles in allem bleibt also festzustellen: Das Gesetz ent- hält einige überflüssig gewordene Regelungen. Diese müssen aus dem Gesetzentwurf herausgenommen wer- den. Dem Versuch, die Stichtagsregelung quasi durch die Hintertüre doch noch kippen zu wollen, muss mit Ent- schiedenheit im Sinne des Vertrauensschutzes entgegen- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. Februar 200114974 (C) (D) (A) (B) getreten werden. Die übrigen, durchaus vernünftigen Re- gelungsentwürfe sind dagegen zu unterstützen. Wie be- reits erläutert, dienen diese Regelungen, denen wir ohne weiteres zustimmen können, der Klarheit und Einheit- lichkeit des Zivil- und Unterhaltsrechts. Diesem hehren Ziel kann man sich natürlich nicht verschließen. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. Februar 2001 14975 (C)(A) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Jürgen Gehb


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin!
    Meine Damen und Herren! Ich muss mich schon wun-
    dern,


    (Susanne Kastner [SPD]: Wir wundern uns auch!)


    ausgerechnet aus dem Munde unseres Umweltministers
    zu hören, dass die Ausübung des Demonstrationsrechts
    davon abhängen soll, ob atomrechtliche Maßnahmen un-
    ter einer CDU/CSU/F.D.P.-Regierung oder unter einer
    rot-grünen Regierung beschlossen worden sind. Herr
    Trittin, zu dem Versuch, zwischen moralisch guten und
    rechtmäßigen und weniger moralisch guten, illegitimen
    oder, wie Frau Roth gesagt hat, sogar illegalen Genehmi-
    gungen und Transporten zu unterscheiden, möchte ich Ih-
    nen etwas sagen: Sie haben heute zum wiederholten Male
    unter Beweis gestellt, dass Sie als Minister nicht in der
    Lage sind, einen Notenschlüssel von einem Paragraphen-
    schlüssel zu unterscheiden.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P. – Horst Kubatschka [SPD]: Was für ein Kalauer! – Susanne Kastner [SPD]: Tataa, tataa, tataa!)


    Bei großem Bemühen gelingt Ihnen, Herr Trittin, viel-
    leicht die Parallelwertung in der Laiensphäre. Das werde
    ich Ihnen jetzt einmal klarmachen.

    Sämtliche Transportgenehmigungen der letzten Jahre
    sind auf der Rechtsgrundlage des Atomgesetzes in der




    Monika Ganseforth
    14870


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Fassung der Bekanntmachung vom 15. Juli 1985 erteilt
    worden. Das gilt für die gestern und für die heute erteilten
    Genehmigungen. Aber das wird auch für die morgen und
    übermorgen erteilten Genehmigungen gelten. De lege lata
    sind sämtliche Genehmigungen, ausschließlich auf dem
    Atomgesetz beruhend, legal, legitim und rechtmäßig.
    Selbst de lege ferenda – ich übersetze für Sie, Herr Trittin:
    nach der künftigen Gesetzeslage –, wenn Sie den so ge-
    nannten Atomkonsens parlamentarisch umgesetzt haben
    und wenn das neue Atomgesetz, dessen Entwurf jetzt vor-
    liegt, in Kraft ist – letztlich wollen wir Parlamentarier da-
    rüber befinden und nicht irgendwelche Gruppen, die zwi-
    schen den Energieversorgungsunternehmen und Regie-
    rungsmitgliedern stehen –, wird es weiterhin genehmigte
    Transporte geben.

    Herr August Fuhrmann, da Sie mich gerade so an-
    schauen: Sie haben zwar nicht nur in Ihrer eigenen Frak-
    tion, sondern auch außerhalb dieses Hauses den Ruf eines
    „ausgewiesenen Atomrechtsexperten“. Aber als Sie in Ih-
    rer Rede am 7. Dezember letzten Jahres – mit sicherem
    Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit in der Sache – be-
    hauptet haben, dass es in Zukunft – außer bei völker-
    rechtlichen Verpflichtungen – keine Genehmigungen für
    Castortransporte mehr geben werde, haben Sie damit Ihre
    völlige Ahnungslosigkeit unter Beweis gestellt.


    (Arne Fuhrmann [SPD]: Sie sind ein Witzbold! Sie müssen sich über mehrere Dinge im Klaren sein! Reden Sie nur über das, wovon Sie etwas verstehen! Ansonsten setzen Sie sich hin und schweigen!)


    Sie haben uns darüber hinaus – das finde ich besonders
    verwerflich, weil Sie gerade Sprache und Gewalttätigkeit
    gerügt haben – Geheimniskrämerei bei den letzten Ge-
    nehmigungen vorgeworfen. Wer sich wie ich fünf Jahre
    lang am höchsten hessischen Gericht mit Atomrecht be-
    fasst hat, der weiß, dass es kein transparenteres, kein
    mehrstufigeres und kein offeneres Verfahren gibt als bei
    der Erteilung von atomrechtlichen Genehmigungen.

    Uns haben Sie Geheimniskrämerei vorgeworfen – viel-
    leicht sagt Herr Uldall nachher noch etwas dazu –; aber
    bei Ihnen gab es ein paar Transporte, die jenseits aller Ge-
    setzlichkeit geheim abgelaufen sein sollen.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Meine Damen und Herren, ich verstehe gar nicht, was

    Sie hier bei der Genehmigungspraxis ins Feld führen wol-
    len. Frau Roth, Sie als designierte Vorsitzende einer Par-
    tei, die an der Regierung ist, haben davon geredet – Sie,
    Herr Trittin, übrigens auch –, dass in der Vergangenheit
    Atommüll verschoben worden sei. Sie haben es noch ge-
    toppt, indem Sie gesagt haben, dies sei illegitim. Dann
    kam der Höhepunkt: Es sei auch illegal.


    (Susanne Kastner [SPD]: Sie sind kein Höhepunkt! – Arne Fuhrmann [SPD]: Sie sind eine parlamentarische Katastrophe!)


    Nichts von alledem ist der Fall. Es waren alles legale
    Transporte.

    Sie wollen nur neben der Rechtsmäßigkeitsvorausset-
    zung einen neuen Parameter bilden und Moral zu der

    Messlatte machen, an der sich Genehmigungen auszu-
    richten haben. Wissen Sie, dazu, dass in den 70er-Jahren,
    als unter der „Schreckensherrschaft“ der sozialdemokra-
    tischen Kanzler Brandt und Schmidt


    (Lachen bei der PDS)

    Polizeihundertschaften durch die Straßen Frankfurts ma-
    rodierten, um 25-jährige jugendliche Studierwillige, die
    freilich kein Abitur hatten, am Besuch von Vorlesungen
    zu hindern,


    (Heiterkeit bei der CDU/CSU)

    wird heute gesagt, es sei gerechtfertigt gewesen, sich ge-
    gen diese Polizisten mit Gewalt zur Wehr zu setzen.


    (Klaus Bühler [Bruchsal] [CDU/CSU]: Sehr gut!)


    Sie führen ganz neue Prüfungsmaßstäbe für die Erteilung
    von Genehmigungen ein,


    (Horst Kubatschka [SPD]: Sie aber auch!)

    nämlich jenseits von Recht und Gesetz Moral und mora-
    lische Verpflichtung. Nicht nur, dass Sie diese Parameter
    neu setzen, Sie füllen sie auch noch mit Inhalt aus. Das
    heißt, dass nur Sie sagen dürfen, was moralisch verwerf-
    lich ist und was nicht.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wer so mit dem Rechtsstaat umgeht und die Hysterie in
    der Bevölkerung geradezu schürt, indem er sagt, Atom-
    müll sei verschoben worden und dies sei illegitim und so-
    gar illegal gewesen, hat es schlichtweg nicht verdient,
    sich selbst „rechtsstaatlich“ zu nennen.

    Wenn nun ausgerechnet Sie, Frau Müller – Sie sind ge-
    rade so schön in Ihre Unterlagen vertieft; eben hatten Sie
    schon einmal einen puterroten Kopf – sich zum Sprach-
    rohr derer machen, die wollen, dass nicht und schon gar
    nicht gewalttätig demonstriert wird, dann kommt mir
    das – mit Verlaub; im Moment ist Berlinale – so vor, als
    wollte Dr. Hannibal Lecter Graf Dracula von seinen
    nächtlichen Blutraubzügen ablenken.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Lachen bei der SPD – Arne Fuhrmann [SPD]: Diese Rede hätten Sie auch in Mainz halten können!)




Rede von Dr. Antje Vollmer
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Das Wort hat
jetzt der Abgeordnete Reinhard Loske, dem ich vorab zu
seinem heutigen Geburtstag gratuliere.


(Beifall)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Reinhard Loske


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin, schönen Dank für die Glückwünsche.
    Das sollte mich eigentlich milde stimmen. Aber ange-
    sichts des Blödsinns, der hier erzählt worden ist – vor al-
    len Dingen in der letzten Rede –, geht das leider nicht.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS)





    Dr. Jürgen Gehb

    14871


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Ich will nur auf einige Argumente eingehen, die hier ge-
    bracht worden sind.

    Ich beginne mit Ihnen, Herr Hirche. Sie haben sinn-
    gemäß gesagt, die Transporte seien in der Vergangenheit
    unproblematisch gewesen, seien in der Gegenwart unpro-
    blematisch und würden auch in der Zukunft unproblema-
    tisch sein.


    (Walter Hirche [F.D.P.]: „Ungefährlich“ habe ich gesagt!)


    – Das ist ja noch schlimmer. Sie haben jedenfalls gesagt,
    es gebe keinen Unterschied zwischen früher, jetzt und in
    Zukunft. Das ist falsch. In der Zeit, als Ihre Transporte
    stattgefunden haben, waren sie Teil einer unendlichen Ge-
    schichte. Seitdem wir an der Regierung sind, sind sie Teil
    einer Abwicklungsgeschichte. Das ist ein fundamentaler
    Unterschied.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Walter Hirche [F.D.P.]: Die Transporte sind ungefährlich und waren ungefährlich!)


    Wir haben den Atomausstieg vereinbart und, wie Sie wis-
    sen, ein drei- bis zehnjähriges Erkundungsmoratorium in
    Gorleben vereinbart. Das ist ein sehr wichtiger Unter-
    schied. Sie haben nichts dergleichen gemacht. Insofern
    unterscheiden sich diese Transporte vom Prinzip her fun-
    damental.

    Zweiter Punkt: Herr Claus und Herr Gehb haben aus-
    geführt, bei den Dingen, die jetzt bekannt geworden seien,
    handele es sich um Geheimtransporte. Es gibt kundigere
    Leute als mich, die dazu sprechen können, zum Beispiel
    der Minister selbst oder Vertreter seines Hauses. Die
    Wahrheit ist, dass im Jahr etwa 350 vergleichbare Trans-
    porte stattfinden. Fakt ist auch, dass gerade diese Trans-
    porte Teil einer Abwicklungsgeschichte sind: Die MOX-
    Brennelemente-Fabrik in Hanau ist geschlossen worden
    und die Transporte, die daraus resultieren, sind 1996 Teil
    eines Öffentlichkeitsbeteiligungsverfahrens gewesen.
    Hier von Geheimtransporten zu reden ist schierer Blöd-
    sinn.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD –Walter Hirche [F.D.P.]: Auch das zeigt: Solche Transporte sind ungefährlich und unterliegen den Sicherheitsvorschriften!)


    Der dritte Punkt betrifft die Glaubwürdigkeit der
    CDU/CSU; dies liegt mir besonders am Herzen, Frau
    Lengsfeld und Herr Gehb. Das Vorgehen der CDU/CSU
    grenzt schon fast an Chuzpe. Man muss übrigens dazu gar
    nicht auf die Insel Rügen gehen, Herr Minister, man kann
    hier in Berlin bleiben. Vor wenigen Monaten haben am
    Brandenburger Tor LKW-Fahrer Randale gemacht. Auch
    das war eine vollkommen legitime Nutzung des Demons-
    trationsrechts; dieses Kronjuwel der Demokratie sollten
    wir hüten und pflegen, das ist überhaupt keine Frage.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Als die Herrschaften dann aber in das Regierungsviertel,
    in die so genannte Bannmeile – über deren Sinn kann man

    unterschiedlicher Meinung sein – , eindrangen, haben sich
    Abgeordnete aus den Reihen der CDU mit Ihnen gemein
    gemacht und sich den Randalierern angeschlossen. Zu
    dem, was aus Ihrem Munde hier vorgetragen wurde, sind
    Sie nicht berufen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Ulrich Kelber [SPD]: Die Junge Union mit Plakaten! Ich habe die Leute angesprochen! Das war Rechtsbruch!)


    Auf die Rede von Frau Lengsfeld, die sehr stark bio-
    grafische Züge gehabt hat, will ich nicht weiter eingehen.
    Ich möchte nur sagen: Der Hass, der darin zum Ausdruck
    kam, entspricht doch nicht der Realität. Eine Gesellschaft
    entwickelt sich dadurch weiter, dass es Konflikte gibt. Ihr
    statisches Verständnis von der Gesellschaft ist vollkom-
    men unrealistisch und muss hier insofern nicht weiter dis-
    kutiert werden.

    Zu dem Punkt, an dem die Grünen angegriffen werden,
    muss ich Ihnen sagen: Ich bin froh darüber und sogar ein
    bisschen stolz darauf, dass wir uns mit dieser Sache
    quälen; das kann gar nicht anders sein. Unsere Grundhal-
    tung ist nämlich: Wir wollen so schnell wie möglich aus
    der Atomenergie aussteigen; für uns sind die besten Trans-
    porte diejenigen, die gar nicht stattfinden müssen. Wir ha-
    ben dem Atomkonsens auf unserem Parteitag – unter
    Mühen – mit einer großen Mehrheit zugestimmt. Wir ste-
    hen zu dem Atomkonsens, auch zu den Teilen, die uns un-
    angenehm sind. Dazu gehören zum Beispiel die notwen-
    digen Rücktransporte aus La Hague und der Bau von
    standortnahen Zwischenlagern, der vor Ort nicht gerade
    Hallelujarufe auslöst.


    (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Im Moment gilt noch das Atomgesetz und kein Atomkonsens!)


    Die CDU, die Atompartei schlechthin – Filbinger hat
    vor 25 Jahren gesagt: „Wenn wir nicht noch mehr Atom-
    kraftwerke bauen, dann gehen die Lichter aus.“ – organi-
    siert jetzt den Protest vor Ort gegen die standortnahen
    Zwischenlager. Das ist unglaubwürdig, heuchlerisch und
    verlogen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Paul Laufs [CDU/CSU]: Leer stehende große regionale Zwischenlager!)


    Als Abgeordneter aus Nordrhein-Westfalen möchte ich
    zum Abschluss Folgendes sagen: Herr Laufs, Sie kommen
    doch aus Baden-Württemberg. Es gibt Transporte, die den
    Charakter einer politischen Provokation hätten. Der
    Transport von Neckar-Westheim nach Ahaus in Nord-
    rhein-Westfalen wäre eine solche politische Provokation
    gewesen, die von der Sache her in gar keiner Weise not-
    wendig gewesen wäre.


    (Widerspruch bei der CDU/CSU und der F.D.P. –Walter Hirche [F.D.P.]: Warum denn eigentlich? Weil es Ihre Zwiespältigkeit offen gelegt hätte!)


    Ein Geschäft funktioniert nicht: Sie kassieren in Baden-
    Württemberg sozusagen die Gewerbesteuer für die Atom-
    anlagen und wir in Nordrhein-Westfalen nehmen Ihren




    Dr. Reinhard Loske
    14872


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Müll entgegen, wofür wir noch Danke schön sagen sollen.
    So geht es nicht.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)