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    Nachträgliche Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeordneten Konrad Gilges und Walter Hirche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14809 A Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 14809 A Änderung in der Reihenfolge der Tagesord- nungspunkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14809 C Absetzung der Tagesordnungspunkte 10 und 21 f 14809 D Nachträgliche Ausschussüberweisung . . . . . . 14809 D Tagesordnungspunkt 3: a) Antrag der Abgeordneten Hubertus Heil, Dr. Ditmar Staffelt, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion SPD sowie der Abgeordneten Margareta Wolf (Frank- furt), Grietje Bettin, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Deutschlands Wirtschaft in der Informationsgesellschaft (Drucksache 14/5246) . . . . . . . . . . . . . 14810 A b) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über Rahmenbedingun- gen für elektronische Signaturen und zur Änderung weitererVorschriften (Drucksachen 14/4662, 14/5324) . . . . 14810 B c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Tech- nologie zu dem Antrag der Abgeordne- ten Ursula Lötzer, Rolf Kutzmutz, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion PDS: E-Europe: die europäische In- formationsgesellschaft sozial und de- mokratisch gestalten (Drucksachen 14/3623, 14/4486) . . . . 14810 B Dr. Werner Müller, Bundesminister BMWi 14810 C Dr. Heinz Riesenhuber CDU/CSU . . . . . . . . 14812 A Werner Schulz (Leipzig) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14815 B Rainer Brüderle F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14816 C Ursula Lötzer PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14819 A Hubertus Heil SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14820 B Dr. Martina Krogmann CDU/CSU . . . . . . . . 14823 C Grietje Bettin BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14825 A Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14826 C Dr. Martin Mayer (Siegertsbrunn) CDU/CSU 14828 B Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14829 C Christian Lange (Backnang) SPD . . . . . . . . . 14830 B Dr. Christian Schwarz-Schilling CDU/CSU 14831 D Christian Lange (Backnang) SPD . . . . . . . . . 14832 B Tagesordnungspunkt 4: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Gesundheit zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Dieter Thomae, Detlef Parr, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion F.D.P.: Ab- schaffung der Arznei- und Heil- mittelbudgets (Drucksachen 14/3299, 14/5319) . . . . 14833 A b) Erste Beratung des von der Fraktion CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Abschaffung der Budgets in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-Budgetaufhebungsgesetz) (Drucksache 14/5225) . . . . . . . . . . . . . 14833 A Plenarprotokoll 14/152 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 152. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 15. Februar 2001 I n h a l t : Dr. Dieter Thomae F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . 14833 B Ulla Schmidt, Bundesministerin BMG . . . . . 14834 D Horst Seehofer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 14839 A Monika Knoche BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14843 B Dr. Ruth Fuchs PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14845 C Regina Schmidt-Zadel SPD . . . . . . . . . . . . . 14847 B Wolfgang Lohmann (Lüdenscheid) CDU/CSU 14849 B Dr. Ilja Seifert PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . 14851 B Detlef Parr F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14851 D Klaus Kirschner SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14853 A Wolfgang Zöller CDU/CSU . . . . . . . . . . 14854 D Tagesordnungspunkt 20: Überweisungen im vereinfachten Verfahren a) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Anpassung von Dienst- und Versorgungsbezügen in Bund und Ländern 2000 (Bundesbesol- dungs- und -versorgungsanpassungs- gesetz 2000) (Drucksache 14/5198) . . . . . . . . . . . . . 14855 C b) Erste Beratung des vom Bundesrat ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Sicherstellung der Nachsorge- pflichten bei Abfalllagern (Drucksache 14/4926) . . . . . . . . . . . . . 14855 D c) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umsetzung der UVP- Änderungsrichtlinie, der IVU-Richt- linie und weiterer EG-Richtlinien zum Umweltschutz (Drucksache 14/5204) . . . . . . . . . . . . . 14855 D d) Antrag der Abgeordneten Dagmar Schmidt (Meschede), Brigitte Adler, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion SPD sowie der Abgeordneten Dr. Angelika Köster-Loßack, Hans- Christian Ströbele, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Förderung von Ent- wicklungspartnerschaft mit derWirt- schaft/Vergabe eines Preises für Un- ternehmerinnen und Unternehmer Drucksache 14/3810) . . . . . . . . . . . . . 14855 D e) Antrag der Abgeordneten Katherina Reiche, Volker Rühe, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion CDU/CSU: Für eine zukunftsgerichtete deutsch- polnische Freundschaft (Drucksache 14/4162) . . . . . . . . . . . . . 14856 A f) Antrag der Abgeordneten Karl Lamers, Christian Schmidt (Fürth), weiterer Ab- geordneter und der Fraktion CDU/ CSU: Chancen des deutsch-polni- schen Nachbarschaftsvertrages für Versöhnung stärker nutzen (Drucksache 14/5138) . . . . . . . . . . . . . 14856 A g) Antrag der Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Für eine gemeinsame Zukunft: Deutsche und Polen in Europa (Drucksache 14/5244) . . . . . . . . . . . . . 14856 B h) Antrag der Abgeordneten Eduard Lintner, Dirk Fischer (Hamburg), wei- terer Abgeordneter und der Fraktion CDU/CSU: Erlaubnis zum Führen von Schienenfahrzeugen (Drucksache 14/4933) . . . . . . . . . . . . 14856 B i) Antrag der Abgeordneten Hartmut Koschyk, Arnold Vaatz, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion CDU/CSU: Frieden, Stabilität und Einheit auf der koreanischen Halbinsel (Drucksache 14/4936) . . . . . . . . . . . . . 14856 C j) Antrag der Abgeordneten Dr. Helmut Haussmann, Ulrich Irmer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion F.D.P.: Die russische Exklave Kaliningrad/ Königsberg unterstützen (Drucksache 14/5141) . . . . . . . . . . . . . 14856 C k) Antrag der Abgeordneten Heidi Lippmann, Eva Bulling-Schröter, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion PDS: Aktuelle Menschenrechtssitua- tion in der Türkei (Drucksache 14/5165) . . . . . . . . . . . . . 14856 C in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Weitere Überweisung im vereinfachten Ver- fahren Antrag der Abgeordneten Werner Lensing, Ilse Aigner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion CDU/CSU: Zukunftsorientierte Weiterbildung durch Eigenverantwor- tung und Selbstorganisation – Ein Para- digmenwechsel (Drucksache 14/5312) . . . . . . . . . . . . . . . 14856 D Tagesordnungspunkt 21: Abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite Beratung und Schlussabstim- mung des von der Bundesregierung ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Europäischen Übereinkommen Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. Februar 2001II vom 5. März 1996 über die an Ver- fahren vor dem Europäischen Ge- richtshof für Menschenrechte teil- nehmenden Personen (Drucksachen 14/4298, 14/5330) . . . . 14857 A b) Zweite Beratung und Schlussabstim- mung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu den Änderungen vom 1. Oktober 1999 der Satzung der Internationa- len Atomenergie-Organisation (Drucksachen 14/4454, 14/5183) . . . . 14857 A c) Zweite Beratung und Schlussabstim- mung des von der Bundesregierung ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Zusatzabkommen vom 19. Mai 1999 zum Europipe-Abkommen vom 20.April 1993 zwischen derBundesre- publik Deutschland und dem König- reich Norwegen über den Transport von Gas durch eine neue Rohrleitung (Europipe II) vom Königreich Norwe- gen in die Bundesrepublik Deutsch- land (Drucksachen 14/4300, 14/5184) . . . . 14857 B d) Zweite Beratung und Schlussabstim- mung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 3. Juni 1999 zwi- schen der Bundesrepublik Deutsch- land und der Tschechischen Repu- blik über das Grenzurkundenwerk der gemeinsamen Staatsgrenze (Drucksachen 14/4707, 14/5187) . . . . 14857 C e) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Technolo- gie zu der Verordnung der Bundesregie- rung: Zweiundfünfzigste Verordnung zur Änderung der Außenwirtschafts- verordnung (Drucksachen 14/4389, 14/4571 Nr. 2.1, 14/5182) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14857 D g) – i) Beschlussempfehlungen des Petitions- ausschusses Sammelübersichten 240, 241, 242 zu Petitionen (Drucksachen 14/5257, 14/5258, 14/5259) 14858 A Zusatztagesordnungspunkt 3: Weitere abschließende Beratungen ohne Aussprache a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Änderung der Europäischen Sozialcharta (Drucksachen 14/4671, 14/5327) . . . . 14858 B b) Antrag der Bundesregierung: Zulas- sung einerAusnahme vom Verbot der Zugehörigkeit zu einem Aufsichtsrat für Mitglieder der Bundesregierung (Drucksache 14/5271) . . . . . . . . . . . . 14858 C Zusatztagesordnungspunkt 4: Aktuelle Stunde betr. Haltung der Bundes- regierung zu den von grünen Kern- kraftgegnern angekündigten Protesten bei Wiederaufnahme der Castortransporte 14858 C Dr. Paul Laufs CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 14858 C Arne Fuhrmann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14859 C Walter Hirche F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14860 D Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 14862 A Roland Claus PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14863 D Ulrich Kelber SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14864 D Vera Lengsfeld CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 14865 D Winfried Hermann BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14867 C Max Straubinger CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 14868 C Monika Ganseforth SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 14869 C Dr. Jürgen Gehb CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 14870 D Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14871 D Gunnar Uldall CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 14873 A Horst Kubatschka SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 14874 A Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . 14875 A Gunnar Uldall CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 14875 D Horst Kubatschka SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 14876 D Walter Hirche F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14877 C Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14878 D Eva Bulling-Schröter PDS . . . . . . . . . . . . . . 14879 C Tagesordnungspunkt 5: Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung futtermittelrecht- licher, tierkörperbeseitigungsrechtlicher und tierseuchenrechtlicher Vorschriften im Zu- sammenhang mit der BSE-Bekämpfung (BSE-Maßnahmengesetz) (Drucksache 14/5219, 14/5332) . . . . . . . . 14880 C Matthias Weisheit SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 14880 D Helmut Lamp CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 14881 D Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14883 B Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. Februar 2001 III Heinrich-Wilhelm Ronsöhr CDU/CSU . . . . . 14884 D Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14885 B Ulrich Heinrich F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14885 D Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14886 C Kersten Naumann PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . 14887 A Dr. Gerald Thalheim, Parl. Staatssekretär BMVEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14887 D Dr. Hermann Otto Solms F.D.P. . . . . . . . . 14888 A Peter H. Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14888 B Ulrich Heinrich F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . 14889 A Peter H. Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU (Erklärung nach § 31 GO) . . . . . . . . . . . . . . . 14890 B Tagesordnungspunkt 6: a) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Peter Rauen, Gerda Hasselfeldt, weiteren Abgeordneten und der Fraktion CDU/CSU einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Senkung der Mineralölsteuer und zur Abschaffung der Stromsteuer (Öko- steuer-Abschaffungsgesetz) (Drucksachen 14/4097, 14/5272, 14/5273 14890 D b) Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Horst Friedrich (Bay- reuth), Hildebrecht Braun (Augsburg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion F.D.P.: Kraftfahrzeugsteuer für schwere LKW auf EU-Niveau senken – Bedin- gungen am Güterkraftverkehrsmarkt harmonisieren (Drucksachen 14/4254, 14/5300) . . . . 14891 A c) Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Mittei- lung der Kommission an den Rat, das Europäische Parlament, den Wirt- schafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss derRegionen: Besteuerung von Flugkraftstoff – KOM (00) 110 endg.; Ratsdok. 06743/00 (Drucksachen 14/3576 Nr. 2.11, 14/4443) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14891 A Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker SPD . . . . . . 14891 B Heinz Seiffert CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 14893 A Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14895 A Dr. Hermann Otto Solms F.D.P. . . . . . . . . . . . 14896 D Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14897 B Dr. Barbara Höll PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14898 C Wolfgang Grotthaus SPD . . . . . . . . . . . . . . . 14899 D Dr. Michael Meister CDU/CSU . . . . . . . . . . 14901 B Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14903 B Dr. Hermann Otto Solms F.D.P. . . . . . . . . 14903 D Dr. Peter Ramsauer CDU/CSU (zur GO) . . . 14904 D Steffi Lemke BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (zur GO) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14905 A Dr. Uwe Küster SPD (zur GO) . . . . . . . . . . . 14905 C Dr. Peter Ramsauer CDU/CSU . . . . . . . . . . . 14905 D Reinhold Strobl (Amberg) SPD . . . . . . . . . . 14906 B Tagesordnungspunkt 7: a) Antrag der Abgeordneten Brunhilde Irber, Dr. Eberhard Brecht, weiterer Ab-geordneter und der Fraktion SPD sowieder Abgeordneten Sylvia Voß, Dr. TheaDückert, weiterer Abgeordneter und derFraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-NEN: Programm zur Stärkung desTourismus in Deutschland (Touris-musförderungsprogramm)(Drucksache 14/5315) . . . . . . . . . . . . . 14907 D b) Antrag der Abgeordneten Klaus Brähmig,Ernst Hinsken, weiterer Abgeordneterund der Fraktion CDU/CSU: Wettbe-werbsfähigkeit der deutschen Touris-muswirtschaft stärken(Drucksache 14/5313) . . . . . . . . . . . . . 14908 A c) Antrag der Abgeordneten ErnstBurgbacher, Cornelia Pieper, weitererAbgeordneter und der Fraktion F.D.P.:Neue Kampagne „Deutschland be-sucht Deutschland“ starten(Drucksache 14/4153) . . . . . . . . . . . . . 14908 B d) Antrag der Abgeordneten ErnstBurgbacher, Birgit Homburger, weite-rer Abgeordneter und der FraktionF.D.P.: Beschilderungsmöglichkeitenfür touristische Hinweise entlang vonAutobahnen flexibler gestalten (Drucksache 14/4635) . . . . . . . . . . . . . 14908 B Brunhilde Irber SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14908 C Klaus Brähmig CDU/CSU . . . . . . . . . . . 14909 A Ernst Hinsken CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 14911 A Brunhilde Irber SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 14911 C Annette Faße SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14912 A Klaus Brähmig CDU/CSU . . . . . . . . . . . 14912 A Brunhilde Irber SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 14914 A Albert Schmidt (Hitzhofen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14914 C Sylvia Voß BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14915 D Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. Februar 2001IV Ernst Burgbacher F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . 14918 C Annette Faße SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14919 D Klaus Brähmig CDU/CSU . . . . . . . . . . . 14920 B Rosel Neuhäuser PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14921 A Siegmar Mosdorf, Parl. Staatssekretär BMWi 14922 B Albrecht Feibel CDU/CSU . . . . . . . . . . . 14922 D Dr. Ilja Seifert PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . 14923 D Edeltraut Töpfer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 14924 D Birgit Roth (Speyer) SPD . . . . . . . . . . . . . . . 14926 C Albrecht Feibel CDU/CSU . . . . . . . . . . . 14927 C Tagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Birgit Schnieber- Jastram, Karl-Josef Laumann, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion CDU/CSU: Beschäftigung älterer Arbeitnehmer durch Qualifizierung sichern – drohen- dem Arbeitskräftemangel vorbeugen (Drucksache 14/5139) . . . . . . . . . . . . . . . 14929 A Birgit Schnieber-Jastram CDU/CSU . . . . . . 14929 A Adolf Ostertag SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14931 B Wolfgang Meckelburg CDU/CSU . . . . . 14932 B Dirk Niebel F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14934 D Dr. Thea Dückert BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14935 D Pia Maier PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14937 A Tagesordnungspunkt 9: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Dritter Bericht zur Lage der älteren Ge- neration in derBundesrepublik Deutsch- land: Alter und Gesellschaft und Stel- lungnahme der Bundesregierung (Drucksache 14/5130) . . . . . . . . . . . . . . . 14937 D Dr. Christine Bergmann, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14938 A Maria Eichhorn CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 14940 A Irmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14941 C Klaus Haupt F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14942 D Monika Balt PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14944 A Christa Lörcher SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14944 D Klaus Haupt F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14946 C Christa Lörcher SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14946 D Walter Link (Diepholz) CDU/CSU . . . . . . . . 14947 A Tagesordnungspunkt 13: Große Anfrage der Abgeordneten Dr.-Ing. Rainer Jork, Ilse Aigner, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion CDU/CSU: Nut- zung von Geoinformationen in der Bun- desrepublik Deutschland (Drucksachen 14/3214, 14/4139) . . . . . . . 14948 B Dr.-Ing. Rainer Jork CDU/CSU . . . . . . . . . . 14948 C Dr. Margrit Wetzel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . 14950 C Dr.-Ing. Rainer Jork CDU/CSU . . . . . . . 14951 C Ulrike Flach F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14952 C Hans-Josef Fell BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14953 C Dr. Heinrich Fink PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . 14954 D Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär BMI 14955 C Dr.-Ing. Rainer Jork CDU/CSU . . . . . . . 14956 B Tagesordnungspunkt 11: Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Gerhard Jüttemann, Angela Marquardt, weiteren Abgeordneten und der Fraktion PDS eingebrachten Entwurfs ei- nes Gesetzes zur Änderung des Post- gesetzes (Drucksachen 14/1108, 14/2109) . . . . . . . 14957 B Gerhard Jüttemann PDS . . . . . . . . . . . . . . . . 14957 C Tagesordnungspunkt 12: Erste Beratung des von den Abgeord- neten Dr. Guido Westerwelle, Dr. Edzard Schmidt-Jortzig, weiteren Abgeordneten und der Fraktion F.D.P. eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Änderung des Ausländergesetzes (Drucksache 14/4893) . . . . . . . . . . . . . . . 14958 D Tagesordnungspunkt 19: Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur wei- teren Verbesserung von Kinderrechten (Kinderrechteverbesserungsgesetz) (Drucksache 14/2096) . . . . . . . . . . . . . . . 14959 A Dr. Lore Maria Peschel-Gutzeit, Senatorin (Hamburg) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14959 A Ekin Deligöz BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Klaus Haupt F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14960 B Christina Schenk PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14962 A Margot von Renesse SPD . . . . . . . . . . . . . . . 14962 D Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. Februar 2001 V Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14963 D Berichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14963 D Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 14965 A Anlage 2 Erklärung der Abgeordneten Susanne Jaffke (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Ände- rung futtermittelrechtlicher, tierkörperbeseiti- gungsrechtlicher und tierseuchenrechtlicher Vorschriften im Zusammenhang mit der BSE- Bekämpfung (BSE-Maßnahmengesetz) (Ta- gesordnungspunkt 5) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14965 C Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Postgesetzes (Tagesordnungspunkt 11) . . . . . . 14965 D Klaus Barthel (Starnberg) SPD . . . . . . . . . . . 14965 D Elmar Müller (Kirchheim) CDU/CSU . . . . . . 14967 A Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14967 D Rainer Funke F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14968 B Siegmar Mosdorf, Parl. Staatssekretär BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14968 C Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines ... Gesetzes zur Änderung des Ausländergesetzes (Tagesordnungspunkt 12) 14969 B Rüdiger Veit SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14969 B Beatrix Philipp CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 14970 A Marieluise Beck (Bremen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14971 C Dirk Niebel F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14972 A Ulla Jelpke PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14973 A Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast, Parl. Staatssekretärin BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14973 B Anlage 5 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur weiteren Verbes- serung von Kinderrechten (Kinderrechtever- besserungsgesetz – KindRVerbG) (Tagesord- nungspunkt 19) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14974 A Ronald Pofalla CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 14974 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. Februar 2001VI Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. Februar 2001
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    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. Februar 2001 Margot von Renesse 14963 (C) (D) (A) (B) Berichtigung 151. Sitzung, Seite 14773 (C), vierter Absatz, der vierte Satz ist wie folgt zu lesen: „Es ist ver- ständlich, dass sich der Oberbürgermeister von München, Herr Ude, am Montag in einem Inter- view im Deutschlandfunk glücklich gepriesen und gesagt hat: Ich freue mich, dass bei uns dieser Standort geschlossen wird, weil ich dann entsprechend investieren kann.–“ Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. Februar 202001 14965 (C) (D) (A) (B) Andres, Gerd SPD 15.02.2001 Dr. Bartsch, Dietmar PDS 15.02.2001 Dr. Blens, Heribert CDU/CSU 15.02.2001 Dr. Bürsch, Michael SPD 15.02.2001 Dr. Geißler, Heiner CDU/CSU 15.02.2001 Gleicke, Iris SPD 15.02.2001 Göring-Eckardt, Katrin BÜNDNIS 90/ 15.02.2001 DIE GRÜNEN Götz, Peter CDU/CSU 15.02.2001 Heyne, Kristin BÜNDNIS 90/ 15.02.2001 DIE GRÜNEN Hilsberg, Stephan SPD 15.02.2001 Dr. Hornhues, CDU/CSU 15.02.2001 Karl-Heinz Klappert, Marianne SPD 15.02.2001 Lippmann, Heidi PDS 15.02.2001 Müller (Berlin), PDS 15.02.2001* Manfred Dr. Niese, Rolf SPD 15.02.2001 Nolte, Claudia CDU/CSU 15.02.2001 Otto (Frankfurt), F.D.P. 15.02.2001 Hans-Joachim Dr. Pfaff, Martin SPD 15.02.2001 Schemken, Heinz CDU/CSU 15.02.2001 Schily, Otto SPD 15.02.2001 Schmidbauer, Bernd CDU/CSU 15.02.2001 Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 15.02.2001 Hans Peter Dr. Schuchardt, Erika CDU/CSU 15.02.2001 Sebastian, CDU/CSU 15.02.2001 Wilhelm Josef Seidenthal, Bodo SPD 15.02.2001 Dr. Waigel, Theodor CDU/CSU 15.02.2001 Wohlleben, Verena SPD 15.02.2001 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates. entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Erklärung der Abgeordneten Susanne Jaffke (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Ent- wurf eines Gesetzes zur Änderung futtermittel- rechtlicher, tierkörperbeseitigungsrechtlicher und tierseuchenrechtlicher Vorschriften im Zusam- menhang mit der BSE-Bekämpfung (BSE-Maß- nahmengesetz) (Tagesordnungspunkt 5) Susanne Jaffke (CDU/CSU): Es ist richtig, dass im Zusammenhang von Missbrauch sowohl bei Futtermitteln als auch bei Tierarzneimitteln Verschärfungen im Kon- troll- und Sanktionsverfahren dringend notwendig sind. Dennoch halte ich die in diesem Artikelgesetz vorge- schlagenen Maßnahmen aus veterinärmedizinischer Sicht für wenig zielführend. Auch aus ethischen Gründen sind für mich persönlich die angestrebten Zwangskeulungen auf der Grundlage von Verwaltungsakten zweifelhaft. Ich kann daher diesem Gesetz meine Zustimmung nicht geben. Anlage 3 Zu Protokoll gegebene Reden zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Postgesetzes (Tagesordnungs- punkt 11) Klaus Barthel (Starnberg)(SPD): Das Anliegen des Gesetzesänderungsvorschlages der PDS zum Postgesetz ist nicht abwegig, sondern durchaus unterstützenswert. Es geht darum, eine Schattenseite des Marktöffnungsprozes- ses im Postsektor anzugehen und für die Zukunft be- stimmten Gefahren bei der zu erwartenden weiteren Li- beralisierung vorzubeugen. Die Schattenseite besteht in der Tendenz, dass bei der politisch gewollten Liberalisie- rung der Postmärkte die Arbeitsbedingungen nach unten gedrückt werden. Die bisherigen Erfahrungen lehren uns: Erstens. Bei den Wettbewerbern sind ausweislich der Zah- len der RegTP rund 30 000 Arbeitsplätze entstanden, da- von aber mehr als zwei Drittel – etwa 21 700 – im Bereich der geringfügigen Beschäftigung. Dank der Neuregelung der 630-DM-Jobs durch die rot-grüne Koalition sind diese Arbeitsverhältnisse nicht mehr so ungeschützt, wie zu Zeiten der Verabschiedung des Postgesetzes zu befürch- ten war. Es ist ein blanker Zynismus, dass ausgerechnet Union und F.D.P. diese Tatsache heute anführen, um Pro- bleme in diesem Bereich zu leugnen oder herunterzuspie- len. Wäre es nach Union und F.D.P. gegangen, würden un- geschützte Beschäftigungsverhältnisse und illegale Beschäftigung weiterwuchern. Der Postbereich wäre ein trauriges Modell solcher Flexibilität und niedrigerer Lohnnebenkosten auf dem grauen Arbeitsmarkt. Dem sind wir konsequent entgegengetreten und werden das weiterhin tun. Wahrscheinlich werden uns Union und F.D.P. ab nächstem Jahr auch erzählen, wie toll sich die Zahl der Betriebsräte bei den Postwettbewerbern ent- wickelt hat. Sollten Sie dies 2001 begrüßen wollen, so for- dere ich Sie auf: Stimmen Sie jetzt der Reform des Be- triebsverfassungsgesetzes zu, anstatt sich wie bei der geringfügigen Beschäftigung wieder mit fremden Federn zu schmücken. Zweitens. Liberalisierung und Internationalisierung des Arbeits- und Dienstleistungsmarktes wirken auch auf bisher sichere Arbeitsplätze zurück. Um das vom Post- AG-Vorstand angedrohte Outsourcing von Teilen der Leistungskette oder Zustellungsregionen zu verhindern, müssen die Beschäftigten, die neu eingestellt werden, nach dem geltenden neuen Tarifvertrag massive Einkom- mensverluste hinnehmen. Arbeitgeberargument für die Absenkung der Stundenlöhne von 18 DM auf 13 DM: An- passung an die branchenüblichen Tarife. Vor drei Tagen haben tausend Zusteller und Zustelle- rinnen in München gegen diese Arbeitsbedingungen protestiert. Sie leiden nicht nur unter dem Lohn- und Arbeitsdruck, sondern auch darunter, dass mittlerweile 140 Stellen allein in der Zustellung in dieser Stadt nicht mehr besetzt werden können, weil von diesem Geld in München und Umgebung niemand mehr leben kann. Der Lohn- und Arbeitsdruck trifft nicht nur die Beschäftigten, sondern auch die Kunden: Es häufen sich die Klagen über verloren gegangene oder beschädigte Sendungen. Beim Ausbau des E-Commerce erweist sich nicht das Internet als das Hauptproblem, sondern die Zustelllogistik: Mehr als die Hälfte der bestellten Waren kommen nicht beim Kunden an. Was folgt daraus? Wer Wachstum und Qualität im Post- und Logistiksektor will, wird das nicht auf der Grundlage zweitklassiger Arbeitsbedingungen schaffen. Wer – wie manche New-Economy-Ideologen – den E-Commerce auf den Ruinen gesicherter Arbeitsbedingungen und an- gemessener Bezahlung errichten will, wird, auch be- triebswirtschaftlich gesehen, Schiffbruch erleiden. Im Ziel sind wir uns also einig: Marktöffnung und grenzüberschreitende Konkurrenz im Postbereich benöti- gen eine soziale und arbeitsmarktpolitische Flankierung, um Zustände wie im privaten Speditionsgewerbe oder auf den Baustellen zu verhindern. Bei den Instrumenten soll- ten wir aber genau überlegen, was uns dem Ziel effektiv näherbringt. Da sind beim PDS-Antrag Zweifel angebracht. Ich weise auf folgende Probleme und Fehler hin: Es ist schlicht falsch, dass – wie im Antrag behauptet – das Postgesetz eine Unterschreitung der branchenübli- chen Arbeitsbedingungen nicht zulässt. Vielmehr hebt das Gesetz auf die Erheblichkeit einer Unterschreitung ab. Wir lösen also das Problem nicht unbedingt, wenn wir die Arbeitsbedingungen auflisten. Wenn es dann um die Frage der Erheblichkeit geht, fangen wir wieder von vorne an. Der Wettlauf nach unten kann so kaum unter- bunden werden. Wir müssen vielmehr die Regulierungs- behörde dazu bringen, die gesetzlichen Vorgaben – die eigentlich völlig klar und eindeutig sind – wirksamer um- zusetzen und zu kontrollieren. Hier sind seit einigen Mo- naten wesentliche Fortschritte zu verzeichnen. Mittler- weile werden mehr Daten zur Beschäftigungssituation erhoben und regelmäßige Vor-Ort-Kontrollen durchge- führt. Ich gehe davon aus, dass die RegTP ihr Instrumen- tarium weiter verbessert. Damit erreichen wir mehr als durch Ausformulierungen im Gesetz. Wir können, dürfen und wollen die notwenigen besseren tarifvertraglichen Regelungen nicht ersetzen. Wir müssen nach anderen We- gen suchen, die Spirale nach unten zu stoppen. Die Ge- werkschaften der Branche sind gerade dabei, ihren Bei- trag zu leisten: Künftig wird es statt der derzeit mehreren für die Post- und Logistikbranche zuständigen Gewerk- schaften nur noch einen relevanten Tarifpartner auf Ar- beitnehmerseite geben. Damit wird dem Auseinanderdi- vidieren mit unterschiedlichen oder gar fehlenden Tarifverträgen ein Ende gemacht. Und: Mit der Novellie- rung des Betriebsverfassungsgesetzes werden die Arbeit- nehmerrechte auch in den bisher betriebsratlosen Einhei- ten gerade im Transport-, Post- und Logistikbereich erheblich gestärkt. Wie vorhin am Beispiel der Lohnniveausenkung bei der Post AG aufgezeigt, sind die Arbeitsbedingungen bei der Post AG mittlerweile nicht mehr unbedingt vorbild- lich. Auf sie als branchenüblich abzuheben und deren „er- hebliche“ Unterschreitung zu unterbinden dürfte eher bit- tere Enttäuschung bei den Betroffenen auslösen. Ähnlich wie bei anderen grenzüberschreitenden Dienstleistungen, zum Beispiel bei den Speditionen, können die Arbeitsbedingungen und sozialen Standards dauerhaft nur auf internationaler Ebene, bei uns also zunächst nur EU-weit, gesichert werden. Die Europäisie- rung des Postmarktes – siehe jüngste Unternehmensfu- sionen – zwingt zu europäischen Regeln, ohne die auch die perfektesten deutschen Gesetze ins Leere laufen. Da- mit ist das Hauptproblem gegenüber dem PDS-Antrag ge- nannt: Es ist einmal mehr ein Versatzstück ohne Gesamt- zusammenhang. Was der F.D.P. das Porto ist, sind der PDS die sozialen Standards. Alles für sich genommen eine schöne Sache: niedriges Porto und große Freiheit auf den Märkten für die einen, gute Bezahlung und Arbeits- bedingungen für die anderen. Wir als Regierungskoalition können solches Stückwerk nicht machen. Irgendwo muss das zusammenpassen. Wir müssen in Europa und in unse- rer Gesetzgebung alles zusammenbringen. Deshalb arbeiten wir daran, die Liberalisierung in Eu- ropa in harmonisierten und sozialverträglichen gestalt- baren Schritten voranzutreiben, die Rahmenbedingun- gen für die Unternehmen berechenbar zu gestalten, Verbraucher und Verbraucherinnen vor Rosinenpickerei und Qualitätsabbau zu schützen und das flächen- deckende erschwingliche Angebot sicherzustellen, Li- zensierung und fairen Wettbewerb wirksam durch die Regulierungsbehörde zu kontrollieren, Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen zu sichern und auszubauen – und das nicht nur im Postbereich und nicht nur in Deutschland. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. Februar 200114966 (C) (D) (A) (B) Diese Aspekte bringen wir in die Verhandlungen auf EU-Ebene um die Postdiensterichtlinie ebenso ein wie in die daraus abzuleitenden Veränderungen im deutschen Postgesetz. Der Bundeswirtschaftsminister hat entspre- chende Ankündigungen gemacht. Alle, die jetzt irgendwelche liebgewonnenen Einzelas- pekte diskutieren wollen, müssen wir enttäuschen. Wir können es nicht zulassen, dass die Post die Kuh ist, die von Union und F.D.P. getreten und gefesselt und von der PDS gemolken wird. Wir machen eine nachhaltige und ganzheitliche Postpolitik und lehnen deshalb Einzelan- träge wie den heutigen ab. Elmar Müller (Kirchheim) (CDU/CSU): Die Post ist derzeit in vielfältiger Weise in den Schlagzeilen, was ihrem Image als dynamischem „global player“ erhebliche Kratzer zufügt. Da sind einmal die Verfahren in Brüssel gegen die Post AG und die Bundesregierung wegen un- erlaubter staatlicher Beihilfe. Da ist immer noch die un- befriedigende Situation um die allgemeine Weisung des Wirtschaftsministers, der im vergangenen Jahr verhindert hat, dass das Briefporto gesenkt wird. Zu Recht hat da- mals ein Verfassungsrechtler formuliert: „Die Regierung nimmt die Postkunden in Geiselhaft“. Da sind die Milli- ardengewinne aus dem Monopol, mit denen großzügige, unzulässige Umsatzrabatte an Großkunden finanziert wurden, die vom privaten Verbraucher bezahlt werden mussten. Da sind rund 500 von circa 900 Lizenznehmern (überwiegend kleine und kleinste Firmen), die von der Post AG mit Klagen überzogen werden, um sie schon zu Beginn ihrer Selbstständigkeit einzuschüchtern. Und da ist eine Bundesregierung, die jetzt erneut das von der Re- gierung Kohl per Gesetz festgeschriebene Ende des Post- monopols auf unbestimmte Zeit hinaus zu verlängern droht. Schließlich gibt es immer wieder Diskussionen um Arbeitsplätze und um die sozialen Standards im Kurier- und Frachtbereich. Dazu hat die Regulierungsbehörde mit den Jahreszah- len 2000 vor zwei Tagen Folgendes festgestellt: Die Deut- sche Post AG hat nach eigenen Angaben die Personalan- passung der Vorjahre fortgesetzt; die durchschnittliche Zahl der Mitarbeiter lag dabei um circa 4 450 unter der des vergleichbaren Vorjahreszeitraums. Die DPAG beschäftigt damit derzeit rund 240 000 Mit- arbeiter; 1995 waren es 315 000. Dieser Abbau von Ar- beitsplätzen ist weder auf Umsatz- noch auf Absatzrück- gänge im Briefbereich zurückzuführen noch mit solchen zu begründen. Denn die Deutsche Post AG hat hier – wie in den Vorjahren – weiter zugelegt, und zwar sowohl beim Umsatz als auch beim Absatz. Bei allen anderen Lizenznehmern im Briefbereich (Alt- und Neulizenzen) gibt es derzeit rund 30 000 Ar- beitsplätze, davon knapp 4 000 Voll- und über 4 300 Teil- zeit-Arbeitsplätze. Diese 30 000 Arbeitsplätze würde es ohne diese Lizenznehmer nicht geben. Der Hauptanteil liegt nicht in den so genannten Ballungsgebieten, sondern überwiegend in strukturschwachen Gebieten. Bei den geringfügig Beschäftigten hat der Anteil der sozialversicherungspflichtigen Kräfte nach In-Kraft-Tre- ten des „630-DM-Gesetzes“ stark zugenommen; ihr An- teil bei den bislang überprüften Lizenznehmern lag bei über 95 Prozent. Zum konkreten Antrag der PDS ist zu sagen, dass die Regulierungsbehörde ihre Überprüfungspraxis der Ar- beitsbedingungen seit dem Frühjahr 2000 routinemäßig und regelmäßig auf alle Lizenznehmer ausgeweitet hat und – wie ich hoffe – auch auf den Marktführer Post AG. Denn wie ich der Zeitschrift „Transparent“, dem Organ der Deutschen Postgewerkschaft, entnehme, gibt es da auch Überprüfungswertes. Unter der Überschrift „Be- schäftigungspolitik bei der Post“, Unterzeile „Heuern und feuern bei der Post“, darf ich Folgendes zitieren: „Die rechtlichen Rahmenbedingungen durch das Beschäfti- gungsförderungsgesetz (das dreimalige Verlängerungen eines befristeten Arbeitsverhältnisses bis zu 24 Monate zulässt) sind ohnehin schon sehr arbeitgeberfreundlich. Allerdings setzt die Post noch einiges oben drauf. So er- fahren befristet Beschäftigte kurz vor Ablauf der 24 Mo- nate, sie müssten sich jetzt einige Monate arbeitslos mel- den und könnten dann wieder bei der Post befristet anfangen. Dann allerdings beginnen die Fristen nach Be- schäftigungsförderungsgesetz wieder von vorne.“ Vermutlich werden wir noch in diesem Jahr eine Änderung des Postgesetzes haben. Dann wird auf dem Prüfstand stehen, ob die Bundesregierung das Wort Wett- bewerb ernst nimmt oder nur als Propagandawort miss- braucht. Aus diesem Grund lehnen wir den Antrag der PDS ab. Michaele Hustedt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Die PDS möchte mit ihrem Antrag den Wirtschaftssektor, in dem Postdienstleistungen erbracht werden, zu einem besonderen Bereich machen: Hier soll ein anderes Ar- beits- und Sozialrecht gelten als in anderen Branchen. Eine Begründung für die besondere Schutzwürdigkeit des Sektors der Postdienstleistungen wird in dem Antrag nicht gegeben. Wir sind nicht der Auffassung, das ehemalige Mono- polbereiche Sektoren eines besonderen Sozialrechtes wer- den sollten. Für die Arbeitsbedingungen sollte das allge- meine Arbeitsrecht sowie die zwischen den Tarifver- tragsparteien getroffenen Regelungen gelten. Im Gegen- teil: Wir treten für die Einführung von fairen Wettbe- werbsbedingungen im Post- ebenso wie im Telekommuni- kationsbereich ein. Deutschland hat im Unterschied zu anderen Ländern der EU in der Öffnung des Postmarktes schon gute Er- gebnisse erzielt. Dass diese Marktöffnung noch nicht weit genug geht, darin sind wir uns sicherlich einig. Bei einem gegenwärtigen Marktanteil der privaten Unternehmen von unter 2 Prozent im lizensierten Bereich müssen wir noch große Schritte gehen. Wir sind zu diesen Schritten bereit – besonders wenn man sich Bereiche ansieht, in de- nen der Wettbewerb für die Kunden erhebliche Fort- schritte gebracht hat. Ein gutes Beispiel für die positiven Folgen des Wett- bewerbs im Postwesen ist der Kurierbereich. In nur weni- gen Jahren haben flexible Wettbewerber eine Vielzahl von Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. Februar 2001 14967 (C) (D) (A) (B) innovativen Dienstleistungen hervorgebracht. Das hat auch das Unternehmen Post beflügelt und geholfen, Ver- krustungen aufzubrechen. Wer von Ihnen vor einigen Jah- ren versucht hat, eine Sendung innerhalb eines Tages an einem beliebigen Ort Deutschlands zu befördern, weiß um den Fortschritt. Diese breite Auswahl an Dienstleis- tungen und Wettbewerbern brauchen wir auch in anderen Bereichen des Postmarktes. Wir stoßen aber dort auf Probleme, wo wir den anderen Mitgliedstaaten der Europäischen Union weit voraus sind. Frankreich, Großbritannien, Spanien, Italien, alle diese Länder wollen den Postmarkt nicht in dem Maße liberali- sieren, wie wir das vorhaben. Dort wird versucht, an der alten Staatspost festzuhalten und Wettbewerber möglichst vom Markt fernzuhalten. Wir sind aber darauf angewiesen, in gleichen Schritten wie unsere europäischen Nachbarn vorzugehen. Ein Ungleichgewicht in der Marktöffnung der Staaten birgt auch ein Ungleichgewicht auf dem deut- schen Markt. Unternehmen aus Ländern, die ihren Markt noch nicht liberalisiert haben, können mit ihren üppigen Monopolgewinnen auf den Märkten konkurrieren, auf de- nen bereits ein funktionierender Markt entsteht. Wir sehen dieses Beispiel heute auf dem Energiemarkt, auf dem die französische EDF ihre Monopolgewinne dazu nutzt, sich auf dem liberalisierten deutschen Energiemarkt zu positio- nieren. Deutschen Unternehmen haben diese Gewinne nicht und können in Frankreich auch nicht in den Wettbe- werb um den Endkunden eingreifen. Es ist daher wichtig, die Öffnung des Postmarktes im Einklang mit der europäischen Entwicklung fortzuführen. Wir müssen aber der Motor der weiteren Liberalisie- rung der Postmärkte in Europa sein. Daher ist es unsere Aufgabe, auf einen europaweit verbindlichen Termin zum Auslaufen des Postmonopols hinzuarbeiten. Dadurch werden auch die Länder in Zugzwang gebracht, die sich auf ihren bisherigen Liberalisierungsschritten ausruhen wollen. Wir bedauern, dass es nicht gelungen ist, diese Festlegung in Europa hinzubekommen. Rainer Funke (F.D.P.): Der Antrag der PDS auf Än- derung des Postgesetzes wird von uns abgelehnt. Wir wol- len im Postbereich Wettbewerb. Dazu gehört natürlich auch, dass Wettbewerber sich bei der Gestaltung ihrer Arbeitsverträge nicht ausschließlich nach den Arbeits- verhältnissen bei der Deutschen Post AG zu richten ha- ben. Wir wollen gerade, dass durch flexible, leistungsbe- zogene Arbeitsverträge dem Monopolisten Post AG leistungsfähige Konkurrenz entgegengesetzt wird. Wir bedauern, dass nach wie vor 98 Prozent der Postdienst- leistungen durch die Post AG erbracht werden. Wir wol- len im Interesse unserer deutschen Volkswirtschaft, im Interesse der Verbraucher und der Kunden von Post- dienstleistungen, dass mehr Wettbewerb besteht. Dies dient im Ergebnis auch der Leistungsfähigkeit der Post AG; schließlich gilt der Grundsatz: Monopolgewinne machen fett, Wettbewerb macht fit. Dies gilt natürlich auch für die Arbeitsverhältnisse. Es mag sein, dass die Deutsche Postgewerkschaft dann we- niger Einfluss auf die Arbeitsverträge bei den Wettbewer- bern der Post AG hat. Dies muss aber kein Nachteil sein, und zwar weder für die Unternehmen noch für die Be- schäftigten. Wir Liberalen haben uns stets für die Liberalisierung der Telekommunikations- und Postmärkte eingesetzt. Bei der Telekommunikation haben wir für die Wirtschaft und den Verbraucher Hervorragendes geleistet. Dies wollen wir auch für die Öffnung der Postmärkte tun. Wir werden nicht nachlassen in unserem Bemühen, die Postmärkte für den Wettbewerb zu öffnen. Hiervon lassen wir uns auch nicht durch den rückwärts orientierten Bundeswirtschafts- minister beeindrucken. Vielmehr fordern wir den Bun- deswirtschaftsminister auf, Vorreiter in Europa zu sein, für mehr Wettbewerb und für die Öffnung der Postmärkte. Siegmar Mosdorf, Parl. Staatssekretär beim Bundes- minister für Wirtschaft und Technologie:Die heutige Aus- sprache über den vorliegenden PDS-Gesetzentwurf möchte ich vor allem dazu nutzen, auf die weiteren Perspektiven der Postpolitik einzugehen. Vergangenen Freitag hat der Bundeswirtschaftsminister hierzu Position bezogen, womit diese Debatte einen aktuellen Bezug bekommen hat. Dreh- und Angelpunkt für die Position, die die Bun- desregierung in der Postpolitik einnimmt, sind die sich be- reits seit einiger Zeit abzeichnenden Entwicklungen auf europäischer Ebene. Am 30. Mai letzten Jahres hat die Europäische Kom- mission nach langen Geburtswehen einen Vorschlag für eine Neufassung der Postdiensterichtlinie vorgelegt. In- nerhalb der Kommission hatte sich damals schon ein Bild über die Kräfteverhältnisse geboten, wie es sich dann so- wohl im Ministerrat als auch im Europäischen Parlament bot: Es gibt in etwa ein Patt zwischen Befürwortern einer weiteren Marktöffnung und denjenigen, die am gegen- wärtigen Stand der Marktöffnung im Postbereich nur we- nig ändern wollen. Die Bundesregierung hat bereits vor dem Kommis- sionsbeschluss klargemacht, wo sie steht. In Gesprächen und im Briefwechsel mit einzelnen Kommissaren haben sowohl der Wirtschaftsminister wie übrigens auch der Fi- nanzminister deutlich gemacht, dass sie für weitere Markt- öffnungsschritte im europäischen Rahmen eintreten. Die Diskussionen im Rat waren unter französischer Präsidentschaft mitunter sehr kontrovers. Nachdem beim Ministerrat am 22. Dezember 2000 keine politische Eini- gung zustande kam, betrachtet die derzeitige Präsident- schaft die Postpolitik als nicht prioritär. Sie beabsichtigt deshalb, die Postdiensterichtlinie erst im Sommer wieder auf die Tagesordnung des Ministerrates zu setzen. Wir bemühen uns dagegen, das Thema auf der politi- schen Tagesordnung zu halten, um weiter voranzukom- men und keine Zeit zu verlieren. Ein Blick in die Verfah- rensregeln des EG-Vertrags zeigt nämlich, dass nach einer Einigung im Ministerrat noch 14 Monate vergehen kön- nen, um eine Einigung mit dem Europäischen Parlament herbeizuführen. Deshalb könnte der Fall eintreten, dass unser nationa- les Restmonopol Ende 2002 ausläuft, ohne dass eine neue Regelung über Umfang und Dauer von Postmonopolen in Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. Februar 200114968 (C) (D) (A) (B) Europa beschlossen wäre. Einen vorbehaltlosen Sprung ins kalte Wasser wird es in Deutschland nicht geben, wenn unsere wichtigsten Partner in Europa sozusagen am Beckenrand stehen bleiben. Die Bundesregierung befür- wortet gleiche Wettbewerbschancen für die Postunterneh- men in Europa. Aufgrund dieser Zusammenhänge beabsichtigt die Bun- desregierung eine Änderung des Postgesetzes, mit der ein Auslaufen der Exklusivlizenz der Deutschen Post AG um möglicherweise fünf Jahre, das heißt auf 2007, verschoben wird. Wir vermeiden dadurch, dass wir in Deutschland im Jahr 2002 unter Zeitdruck geraten. Zugleich verschenken wir auf europäischer Ebene nichts, da eine Marktöffnung für den Postbereich vor 2009 sowieso unrealistisch ist. Die Bundesregierung tritt nach wie vor für weitere Marktöffnungsschritte innerhalb der Europäischen Union ein. Wir fordern auch weiterhin einen konkreten Zeitplan für die vollständige Marktöffnung im Postsektor, um für die Verbraucher und die Unternehmen Planungs- und Rechtssicherheit über die weitere Entwicklung zu schaf- fen. An unserer Grundsatzposition hat sich nichts geändert. Nach einer europäischen Entscheidung ist es dann sinnvoll, das Postgesetz anzupassen. Der Gesetzentwurf der PDS ist deshalb nicht nur sachlich zurückzuweisen, der Entwurf kommt auch zur unpassenden Zeit. Mit der jetzt beabsichtigten geringfügigen Änderung des Postgesetzes soll keinesfalls eine weitere Fortschrei- bung des gegenwärtigen Briefportos verbunden werden. Hier tritt das ein, was nach dem Postgesetz vorgesehen ist: Rechtzeitig vor dem 31. Dezember 2002 wird die Regu- lierungsbehörde eine Entscheidung darüber treffen, wie die Briefentgelte ab 2003 zu gestalten sind. Für eine Senkung des Briefportos vor Ende 2002 – dies stand vor wenigen Wochen nach einem entsprechenden Antrag auf der Tagesordnung des Bundestages – besteht keine postgesetzliche Grundlage. Die Bundesregierung hat in den letzten Jahren Erheb- liches für die Verbraucher geleistet. Für das Jahr 2003 wird dazu aller Wahrscheinlichkeit nach auch noch eine Portosenkung kommen können. Ich denke, dass dies eine gute Perspektive ist. Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Entwurfs eines ... Gesetzes zur Änderung des Ausländergesetzes (Tagesord- nungspunkt 12) Rüdiger Veit (SPD): Die im Antrag der F.D.P. ihren Niederschlag gefundene Idee ist zwar nicht neu, aber des- wegen noch lange nicht schlecht. Sie strebt an, generell Ausländern, die seit mehr als drei Monaten in einem Ar- beitsverhältnis stehen und die weiter beschäftigt werden dürfen und sollen – mit einer Aufenthaltsgenehmigung –, einen verstärkten aufenthaltsrechtlichen Status, nämlich eine Aufenthaltsgenehmigung statt beispielsweise eine Duldung oder Befugnis, einräumen zu können, ohne dass die Betreffenden zuvor aus- und dann gegebenenfalls mit einem Aufenthaltstitel wieder einreisen müssen. Nicht neu und nicht schlecht ist diese Idee insofern, als tatsächlich das zerklüftete und unübersichtliche System unseres Ausländerrechtes – zurückhaltend ausgedrückt – unzureichend ist und etwas mehr Flexibilität sowohl im Interesse der betroffenen ausländischen Menschen als auch im Interesse von Verwaltungsbehörden und Gerich- ten dringend angesagt ist. Denn für viele, die sich als ehe- malige Asylbewerber oder Flüchtlinge nur geduldet oder mit jeweils kurzfristigen Aufenthaltsbefugnissen zum Teil aber schon viele Jahre in der Bundesrepublik Deutschland aufhalten, ist es ein schwer erträglicher Zustand, die Le- bensplanung für sich und meistens auch für ihre Familien beispielsweise nur vierteljahresweise vornehmen zu kön- nen und damit sozusagen unter dem Damoklesschwert der immer wieder sich stellenden Frage nach der endgültigen Ausreise oder der ansonsten drohenden Abschiebung le- ben zu müssen. Für die SPD-Fraktion kann es in diesem Zusammen- hang aber nicht infrage kommen, einen solchen verfestig- ten Aufenthalt ausländischer Arbeitnehmer ausschließ- lich, wie dies die F.D.P. in ihrem Antrag im Gesetzestext wie in seiner Begründung will, an einem dringenden be- trieblichen Bedürfnis an der Weiterbeschäftigung auszu- richten. Natürlich ist das Vorhandensein einer Arbeitsstelle und entsprechender Einkünfte für die Integration bei uns le- bender ausländischer Menschen sowohl für sie selbst als auch für die Akzeptanz in der deutschen Bevölkerung ein ganz wichtiges Element der Integration. Aber das kann und darf niemals der einzige Maßstab sein, um ihnen ein gesichertes Aufenthaltsrecht zu geben. Wir brauchen auch Lösungen für langjährig sich in Deutschland aufhaltende Familien, deren Kinder zum Teil hier geboren und zur Schule gegangen sind. In diesem Zu- sammenhang sind die wieder ganz aktuellen Bemühun- gen des Bundesministers Otto Schily zu würdigen, auf dessen Betreiben sich die Länderinnenminister heute Mit- tag auf eine Bleiberechtsregelung für Personen aus Bos- nien-Herzegowina und dem Kosovo, die schon seit Jahren in Deutschland faktisch, wirtschaftlich und sozial inte- griert sind, geeinigt haben. Diese Regelung hätte man sich in einigen Punkten zwar durchaus noch etwas großzügi- ger vorstellen und wünschen können, aber dem Verneh- men nach waren es ausgerechnet die Innenminister aus Bayern und Baden-Württemberg, die ihr Zustandekom- men schon auf der Innenministerkonferenz im Dezember 2000 verhindert haben. Es fällt schon auf, wenn ausgerechnet die F.D.P., die in Stuttgart an der Regierung beteiligt ist, sich dort offenbar gegenüber dem CDU-Innenminister nicht durchgesetzt hat, um dann hier im Bundestag mit einem sehr viel wei- ter gehenden Antrag auf Änderung des Ausländergesetzes aktiv zu werden – eine F.D.P. übrigens, die immer wieder ein in sich geschlossenes Konzept und Regelwerk für die Zuwanderung insgesamt gefordert hat und nicht nur, wie im Fall ihrer heutigen Gesetzesinitiative, ganz isoliert in einem Punkt. Wäre es etwa möglich, dass sich die F.D.P. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. Februar 2001 14969 (C) (D) (A) (B) damit mit Rücksicht auf den Landtagswahltermin gerade denjenigen vielen Handwerkern in Baden-Württemberg anbiedern will, die in besonders vorbildlicher Weise – natürlich auch zu ihrem eigenen wirtschaftlichen Nutzen – mehr Flüchtlingen aus Bosnien-Herzegowina und dem Kosovo Brot und Arbeit gegeben haben, mehr als dies sonst in der Republik der Fall war? Dies ist also, wie dargelegt, eine gar nicht so schlechte Idee, aber erfolgt wohl, isoliert betrachtet und vor die Klammer einer umfassenden Zuwanderungsregelung ge- zogen, eher aus rein wahltaktischen Gründen. Sie sollten – das richte ich an die Adresse der F.D.P. – die Beratung dieses Antrages wenigstens zurückstellen oder den Antrag jetzt zurückziehen. Denn es ist doch völlig klar: Wenn wir uns mit möglichst breiten Mehrheiten hier und im Bun- desrat bemühen werden, zusätzliche Zuwanderung aus demographischen, ökonomischen, aber auch humanitären Gründen zu organisieren, macht es wirklich keinen Sinn, Menschen, die sich bei uns schon langjährig aufhalten, die eine Arbeitsstelle haben und weiterhin als Arbeitskräfte gebraucht werden, mit allem Nachdruck aus dem Land zu jagen, um sie dann vielleicht später wieder zuwandern zu lassen. Insoweit wäre die F.D.P. gut beraten, sich in den Landesregierungen, in denen sie politisch Einfluss hat, für eine liberalere Ausländer- und Abschiebepolitik stark zu machen. Beatrix Philipp (CDU/CSU): Heute Nachmittag ha- ben die Innenminister bei einem Sondertreffen eine Teillösung der hier anstehenden Problematik gefunden. Bosnien-Flüchtlinge, die mindestens sechs Jahre bei uns leben und seit mindestens zwei Jahren ein festes Arbeits- verhältnis haben, können eine Aufenthaltserlaubnis bean- tragen, die zunächst für zwei Jahre befristet wird und da- nach verlängert werden kann, wenn der Arbeitgeber dringend auf den Arbeitnehmer angewiesen ist und keinen Ersatz findet. Die neue Regelung betrifft schätzungsweise 10 000 bis 20 000 Bosnier. Über Regelungen für Flücht- linge aus dem Kosovo wollen die Innenminister bei ihrer nächsten regulären Konferenz im Mai beraten. Die Problematik, die dem uns vorliegenden Gesetzent- wurf zugrunde liegt, ist jedem hier bekannt. Es geht um die Abschiebung von qualifizierten Arbeitskräften, die hier integriert sind und seit Jahren einer sozialversiche- rungspflichtigen Arbeit nachgehen. Gerade Unternehmer kleiner und mittelständischer Be- triebe sind es, die immer wieder klagen. Sie wenden sich häufig mit der Bitte um Hilfe in Einzelfällen an uns Ab- geordnete. Sie wollen, dass ein bei ihnen arbeitender Ex- Jugoslawe hier bleiben kann, weil der Betrieb auf dem Ar- beitsmarkt keinen entsprechenden Ersatz findet. So weit, so gut – oder besser: so weit, so ungut. Andererseits zeigt schon die Überschrift des Antrages, in dem sich die F.D.P. wieder ihrer drei Pünktchen zu er- innern scheint, dass es die x-te Änderung des Ausländer- gesetzes ist und sie das Zählen aufgegeben hat. In der Tat gleicht das deutsche Ausländerrecht eher ei- nem Flickenteppich als einem durchschaubaren und dem Gerechtigkeitsempfinden entsprechendem Gesetzeswerk, wenn ich nur an die Asylfrage bzw. Frage der Bürger- kriegsflüchtlinge denke. Die Bevölkerung, die – aus unterschiedlichen Gründen – bei diesem Thema sehr sensibel reagiert, kennt sich im- mer weniger aus. Sie ist kaum noch in der Lage, zwischen Asylanten und Spätaussiedlern, zwischen illegaler Ein- wanderung, Zuwanderungsbedarf und Zuwanderungs- steuerung, zwischen Arbeitserlaubnis, Aufenthaltserlaub- nis, Duldung und Familiennachzug, zwischen Green Card und Blue Card, zwischen Integration und sozialer Siche- rung usw. zu unterscheiden. Kurz: Die Bevölkerung, auf deren Verstehen und Ak- zeptanz wir alle angewiesen sind, schaut kaum noch durch und auch mancher Profi hat seine Probleme. Und dennoch kennen wir den Druck, unter dem gerade die mittelständi- sche Wirtschaft steht, wenn es um ihre Arbeitskräfte und um deren Aufenthaltsregelung geht. Weil diese Problematik bekannt ist, gibt es – wie ja alle wissen – drei Zuwanderungskommissionen, die den Auf- trag haben, eine bundeseinheitliche Regelung zu erarbei- ten. Aber es geht nicht nur um wirtschaftliche Interessen! Es geht auch um das Schicksal vieler Menschen, denen wir in den letzten Jahren als Flüchtlingen die Einreise ge- währt haben, um sie vor Krieg, Bürgerkrieg und der damit verbundenen Not zu schützen. Es gab und gibt immer noch Stimmen, wie zum Beispiel die des ehemaligen Jugoslawienbeauftragten Koschnick, die uns immer wieder daran erinnern, dass es auch notwendig ist, Menschen in ihre Heimat zurückzu- führen, die dort beim Aufbau des zerstörten Landes hel- fen müssen. Auch das macht deutlich, dass wir eine sehr sensible, vernünftige, viele verschiedene Aspekte berücksichti- gende, bundeseinheitliche Regelung brauchen. Optimis- tisch, wie wir immer sind, erwarten wir Mitte des Jahres die Ergebnisse der Partei- bzw. Regierungskommissionen. Nun werden Sie einwenden, dass dieser Optimismus den kleinen und mittleren Unternehmen bei der Lösung ihrer Probleme überhaupt nicht hilft – und da haben Sie Recht. Es muss also eine kurzfristige Regelung gefunden werden, die allerdings auch berücksichtigt, dass für die Beschäftigten aus dem ehemaligen Jugoslawien, die sozi- alversicherungspflichtig tätig sind, die bisherige Rege- lung erst zum 31. Juli 2001 ausläuft. Insofern besteht für diese Personengruppe kein unbedingter Zeitdruck – und wie gesagt, für die Bosnier, die mindestens sechs Jahre hier sind, ist heute eine Lösung gefunden worden. Aber der hier eingebrachte F.D.P.-Gesetzentwurf geht weit über die bisher diskutierten Personenkreise hinaus, da er für alle Ausländer gelten soll, die, – ich zitiere – „seit mehr als drei Monaten im Bundesgebiet einer unselbst- ständigen Erwerbstätigkeit nachgehen und die dafür er- forderliche Arbeitsgenehmigung besitzen“. Als Bedingung sieht die F.D.P. ausschließlich „das dringende betriebliche Bedürfnis“ und die für die Weiter- beschäftigung erforderliche oder in Aussicht gestellte Ar- beitsgenehmigung. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. Februar 200114970 (C) (D) (A) (B) Das erscheint meiner Fraktion zu kurz – oder zu weit – gesprungen zu sein, je nachdem, von welchem Blickpunkt man dies betrachtet. Damit werden wir uns aber in den kommenden Ausschussberatungen befassen. Auch die Länder suchen nach Lösungsmöglichkeiten! In den Bundesländern, in denen eine besonders erfolgrei- che Mittelstandspolitik betrieben wird, ist der Handlungs- bedarf besonders groß. Es dürfte ja wohl kaum unterschiedliche Auffassungen darüber geben, dass dies für Baden-Württemberg in hohem Maße zutrifft. Die Wähler werden dies auch am 25. März dieses Jahres honorieren, weil die nämlich clever sind! Baden-Württemberg hat einen Weg gefunden, der klei- nen und mittleren Unternehmen hilft. Seit dem 8. Januar dieses Jahres gibt es eine Verwaltungsvorschrift des In- nenministeriums unter Thomas Schäuble, in der es unter anderem heißt: „Die berechtigten arbeitsmarktpolitischen Interessen des Mittelstandes müssen stärker als bisher über § 8 AAV (Arbeitsaufenthalteverordnung) berück- sichtigt werden.“ Im Folgenden wird ein „besonderes öffentliches Inte- resse“ im Sinne des § 8 präzisiert bzw. formuliert. Danach ist es in Baden-Württemberg schon jetzt mög- lich, Bürgerkriegsflüchtlingen aus dem ehemaligen Jugo- slawien unter bestimmten Bedingungen eine Aufenthalts- erlaubnis zu erteilen, um weiter in einem bestehenden Arbeitsverhältnis zu bleiben. Die Bedingungen sind ers- tens, der Bürgerkriegsflüchtling aus dem ehemaligen Jugoslawien ist seit mehr als zwei Jahren bei einem ba- den-württembergischen mittelständischen Unternehmen beschäftigt – also weiter in Bezug auf den Personenkreis und auf die „Vorbeschäftigungszeit“ als der heutige In- nenminister-Beschluss, zweitens, der Betrieb ist dringend auf den Mitarbeiter angewiesen und drittens, der Betrieb hat sich nachhaltig, aber erfolglos bei der Arbeitsverwal- tung um eine Ersatzkraft bemüht. Die Regierungspräsi- dien sind angewiesen, in diesem Sinne zu verfahren. Was im „Ländle“ möglich ist, sollte auch in anderen Bundesländern möglich sein, wenn man es denn wirklich ernst meint mit der Sorge um den Mittelstand. Ich fasse zusammen: Erstens. Wir kennen und erken- nen die großen Probleme des Mittelstandes in Bezug auf die Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis der bei ihnen seit Jahren beschäftigten Bürgerkriegsflüchtlinge. Zweitens. Um kurzfristig hier Abhilfe zu schaffen, bie- tet sich die Lösung von Baden-Württemberg an, durch möglichst unbürokratische Regelungen auf der Basis gel- tenden Rechts zu helfen. Drittens. Zugunsten einer bundeseinheitlichen Rege- lung, die sehr viel mehr Aspekte als die zweifellos be- rechtigten wirtschaftlichen Interessen des Mittelstandes wird berücksichtigen müssen, sollten wir einen breiten parlamentarischen Konsens anstreben. Viertens. Der Überweisung des F.D.P.-Antrages in die Ausschüsse stimmen wir selbstverständlich zu und hoffen dort auf gute Beratungen, um wichtige Fragen zu klären, zum Beispiel in Bezug auf den berechtigten Personen- kreis, die betroffenen Betriebe und die notwendige Vor- beschäftigungszeit, um nur ein paar Aspekte zu nennen. Marieluise Beck (Bremen) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Durch eine Änderung des § 10 AuslG – Aufent- haltsgenehmigung zur Arbeitsaufnahme – soll ausländi- schen Staatsangehörigen eine Aufenthaltsgenehmigung erteilt werden können, wenn sie bereits mehr als drei Mo- nate im Bundesgebiet erlaubt arbeiten und ein dringendes betriebliches Interesse an einer Weiterbeschäftigung be- steht. Bisher, so die F.D.P., würde es für legal beschäftigte Ausländer regelmäßig zu einem Ende der Arbeitsgeneh- migung kommen, wenn der Aufenthalt abgelaufen ist; Beispiel: Bürgerkriegsflüchtlinge. Dies sei weder im In- teresse des Arbeitsnehmers noch des Arbeitgebers oder der Allgemeinheit. Hintergrund dieses Antrags, der aus der Feder des ba- den-württembergischen Justizministeriums stammt, ist die Ausreisepflicht bosnischer und kosovarischer Bürger- kriegsflüchtlinge, die vor allem in den Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg überdurchschnittlich häufig ein Arbeitsverhältnis eingehen konnten. Nun lau- fen insbesondere die mittelständischen und kleinen Un- ternehmer Sturm und möchten gerne „ihre“ Arbeitskräfte weiterbeschäftigen. Dieser – zunächst vernünftig erscheinende – Ansatz der F.D.P.-Fraktion greift jedoch vor dem Hintergrund der allgemeinen Debatte über eine moderne Einwanderungs- gesetzgebung zu kurz. Die F.D.P. konterkariert hier ihre bisher vorgelegten Entwürfe – Zuwanderungsbegren- zungsgesetz –, in denen eine umfassende Zuwanderungs- regelung konzipiert wird. Zudem ist der jetzt vorliegende Gesetzesentwurf ein rein auf dem Ermessen der Auslän- derbehörden basierender Vorschlag, der vorrangig Arbeit- geberinteressen berücksichtigt. Ich glaube kaum, dass mit solchen Entscheidungen nach Ermessen die Probleme der F.D.P. in Baden-Württemberg, mit dem Innenministerium eine vernünftige Regelung zu erreichen, gelöst würden. Die Mittel, dieses Ziel zu erreichen, haben wir auch jetzt schon. Was wir brauchen, sind klare Übergangsmöglichkeiten für Menschen, die sich als Bürgerkriegsflüchtlinge oder Geduldete seit vielen Jahren in Deutschland aufhalten, um aus dem Status der Duldung in eine Aufenthaltsgenehmi- gung zu kommen. Die Verwertbarkeit von Arbeitskraft darf nicht das einzige Kriterium sein. Wir brauchen er- gänzend eine Härtefallregelung: Andere, gut integrierte Gruppen – zum Beispiel Alleinerziehende und ältere Menschen, Jugendliche in der Ausbildung und Kranke – sind nicht faul, sondern konnten aus unverschuldeten Gründen nicht arbeiten. Sie sollten ebenfalls nach jahre- langem ungewissen Aufenthalt eine Lebensperspektive in Deutschland erhalten. Dies ist ein Gebot der Fairness. Für die Gruppen der Flüchtlinge aus Bosnien und aus der Bundesrepublik Jugoslawien hätte es schon bei der IMK im November 2000 zu einer Bleiberechtsregelung kommen können – wenn die B-Länder dem zugestimmt hätten. Auch die F.D.P.-mitregierten Länder Baden-Würt- temberg und Hessen haben dagegen gestimmt. Baden- Württemberg hat dann eine Woche nach der IMK einen ei- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. Februar 2001 14971 (C) (D) (A) (B) genen Ministerratsbeschluss gefasst, der Kosovaren, die seit zwei Jahren sozialversicherungspflichtig tätig sind, eine Aufenthaltsgenehmigung zuerkennt. Grundlage ist hier § 8 der Anwerbestoppausnahmeverordnung. Diese Regelung läuft jedoch ins Leere, da das besondere öffent- liche Interesse an der Beschäftigung einzelner Personen nicht durch einen allgemeinen Kabinettsbeschluss, son- dern im Einzelfall festgestellt werden muss. Auch die Staatsangehörigkeit begründet kein besonderes arbeits- marktpolitisches Interesse. Heute beschäftigt sich die IMK erneut mit einem Vor- schlag des BMI für eine Abschlussregelung für Bosnier und Kosovaren, die in Arbeitsverhältnissen stehen. Im Gegensatz zum Land Baden-Württemberg – und zur F.D.P. – bezieht der BMI-Vorschlag nicht nur wirtschaft- liche Ziele, sondern auch schutzwürdige Belange der be- troffenen Personen – zum Beispiel Familieneinheit – ein. Es bleibt zu hoffen, dass die B-Länder heute ihre ableh- nende Haltung aufgeben und eine flexible Regelung er- möglichen, die hilft, unnötige Härten durch eine erzwun- gene Rückkehr in das Heimatland trotz Integration im Bundesgebiet zu vermeiden. Dirk Niebel (F.D.P.): Großbetriebe in der Computer- industrie dürfen über eine Saisonarbeiterregelung, die so genannte Green Card, ausländische Facharbeiter zu hohen Gehältern anwerben. Kleinere und mittlere Unternehmen in den Branchen, die über Arbeitskräftemangel klagen, gehen leer aus. Unternehmen, die geduldete Bürger- kriegsflüchtlinge eingestellt haben, müssen fürchten, dass ihre Arbeitskräfte über Nacht abgeschoben werden und sie dann ohne Ersatz dastehen. Dies sind oft Personen, die nach langem Suchen für einen nicht besetzten Arbeits- platz gefunden wurden und nun für den betrieblichen Ab- lauf unverzichtbar geworden sind. Die baden-württembergische Landesregierung hat im letzten Dezember zum Aufenthaltsrecht für Bürgerkriegs- flüchtlinge einen akzeptablen Kompromiss gefunden. In Baden-Württemberg dürfen kleine und mittlere Unter- nehmen in Handwerk, Handel, Gartenbau und Gastrono- mie Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem ehemaligen Jugo- slawien nach Ablauf ihrer Aufenthaltserlaubnis weiter beschäftigen, wenn diese seit mehr als zwei Jahren bei ei- nem baden-württembergischen Unternehmen beschäftigt sind. Voraussetzung bleibt allerdings, dass der Betrieb auf den Mitarbeiter angewiesen ist und er sich nachhaltig und erfolglos bei der Arbeitsverwaltung um eine Ersatzkraft bemüht hat. Ihre Integrationswilligkeit zeigen Bürgerkriegsflücht- linge durch ihr Engagement und Ihre Bereitschaft, für Ihren Lebensunterhalt selbst zu sorgen, statt sich an den Tropf der Sozialkassen zu hängen. Sie beteiligen sich am Bruttosozialprodukt und erwirtschaften Einnahmen für die Sozialkassen. Wer sich so einsetzt, muss eine Per- spektive auf einen dauerhaften Aufenthalt und ein gleich- berechtigtes Leben in Deutschland bekommen. Die Innenministerkonferenz plant derzeit, dass Bür- gerkriegsflüchtlinge ein dauerhaftes Bleiberecht erhalten sollen, solange sie einen Arbeitsplatz nachweisen können und nicht straffällig werden. Dies soll aber nur für Bür- gerkriegsflüchtlinge aus dem Kosovo und Bosnien gelten. Dieser Vorschlag ist ein Schritt in die richtige Richtung, reicht aber längst nicht aus. Seit Januar haben Kriegs- und Bürgerkriegsflüchtlinge mit Aufenthaltsbefugnis durch die Änderung der Arbeitsgenehmigungsverordnung einen nachrangigen Arbeitsmarktzugang ohne Wartefrist. Die Sozialversicherungen rechnen mit jährlichen Zusatzein- nahmen von 1,3 Milliarden DM und die Sozialhilfeträger mit Einsparungen von 900 Millionen DM jährlich. Bei den Altfällen sollte eine Regelung für alle Flüchtlinge ge- funden werden. Eine Vereinfachung und Erleichterung bei der Ertei- lung von Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigungen ist des- halb notwendig. Es kommt nur in Ausnahmefällen zu ei- ner Konkurrenz zwischen Deutschen und Ausländern um denselben Arbeitsplatz. Wie Sie wissen, sind ungeachtet der hohen Arbeitslosigkeit in den letzten Jahren viele Arbeitsplätze unbesetzt geblieben. Wer sich selbst um ei- nen Arbeitsplatz bemüht und gefunden hat, soll ihn auch haben dürfen. Dieses Engagement muss belohnt werden. Und natürlich muss auch die Familie bleiben dürfen. Wir gehen davon aus – solide Studien unterstützen diese An- nahme –, dass sich die Teilnahme von Ausländern am Wirtschaftsleben positiv auswirkt. Der von der F.D.P. hier vorgelegte Gesetzentwurf zur Änderung des Ausländergesetzes ist eine Erste-Hilfe-Lö- sung, bis das antiquierte Arbeitsgenehmigungsrecht abge- schafft wird und qualifizierte Arbeitskräfte unbürokra- tisch nach Deutschland kommen können. Die F.D.P. hat zur Zuwanderung bereits zwei Gesetz- entwürfe vorgelegt, die Zuwanderung auch nach ökono- mischen Kriterien durch Quoten und Kontingente kon- trollierbar und berechenbar machen. Wir brauchen eine für jedermann durchschaubare Regelung und eindeutige Spielregeln für die gesellschaftliche Eingliederung der Zuwanderungswilligen. Der Bundeskanzler hat angekündigt, dass die Zuwan- derung noch in dieser Legislaturperiode gesetzlich gere- gelt wird. Vorher hatte er die Ausweitung der Green Card auf andere Branchen versprochen, die dringend Arbeits- kräfte suchen. In diesem Vorhaben ist er von der Bundes- anstalt für Arbeit, aber auch in den eigenen Reihen abge- schmettert worden. Die Regierung flickt eben hier ein bisschen, dort ein bisschen. Ihr fehlt ein konkretes Ziel und das passende Konzept. Ich fordere die Koalitionsfraktionen dringend auf, die- sem Gesetzentwurf zuzustimmen. Es handelt sich hier um eine Art „Altfallregelung“ mit genau der positiven Wir- kung, die Sie der so genannten Green Card zuordnen. Wir wollen für Unternehmen und Betroffene unangemessene Härten vermeiden. Dieser Gesetzentwurf ist ein richtiger und wichtiger Schritt, bis im Rahmen eines Zuwanderungsregelungsge- setzes ein ganzheitliches Konzept zum Tragen kommt. Hoffentlich dient er der Regierung als Denkanstoß, damit sie bei der Diskussion um die Zuwanderung endlich in die Gänge kommt. Die Bundesregierung darf sich einem Ge- samtkonzept in dieser Legislaturperiode nicht ver- schließen. Bis dahin brauchen wir mehr Sicherheit für die Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. Februar 200114972 (C) (D) (A) (B) integrierten Beschäftigen, mehr Sicherheit für die Arbeit- geber, die sonst ihre Arbeitsplätze nicht besetzen können, einfach mehr F.D.P., damit wirklich wichtige Dinge end- lich angegangen werden. Ulla Jelpke (PDS): Die F.D.P. will § 10 des Auslän- dergesetzes dahin gehend erweitern, dass Ausländern, die seit mehr als drei Monaten im Bundesgebiet unselbst- ständig beschäftigt sind, hierfür eine Arbeitsgenehmigung besitzen und auch weiterhin bekommen werden und für deren Beschäftigung es ein dringendes betriebliches Be- dürfnis gibt, eine Aufenthaltsgenehmigung zur Ausübung der Beschäftigung erteilt werden kann. Einen Rechtsan- spruch hierauf soll es nicht geben. Positiv zu bemerken ist, dass die F.D.P. sich immerhin Gedanken darüber macht, dass die rigorose Abschie- bungspolitik immer mehr auf Widerstand auch in konser- vativ-bürgerlichen Kreisen stößt. Insbesondere aus mit- telständischen Betrieben und in kleineren Kommunen werden Proteste laut, wenn Menschen, die seit Jahren dort leben, arbeiten und sich „anständig“ aufführen, auf einmal abgeschoben werden sollen. Dennoch lehnen wird den Gesetzentwurf ab, weil er einseitig auf die Interessen der Wirtschaft abstellt. Nur dann, wenn für seine Beschäftigung ein „dringendes be- triebliches Bedürfnis“ besteht, soll jemand bleiben dür- fen. Mit anderen Worten: Ein Mensch ist der F.D.P. nur so lange etwas wert, wie er den Interessen der Wirtschaft nützlich ist. Dies wird schon daran deutlich, dass die Er- teilung einer Aufenthaltsgenehmigung in das Ermessen der Ausländerbehörde gestellt sein soll, ohne dass es ei- nen Rechtsanspruch gäbe. Dies ist mit unserem Men- schenbild nicht vereinbar. Die PDS hält an ihrer Auffas- sung fest, dass Zuwanderung so gestaltet sein muss, dass vorrangig die Interessen der Betroffenen zum Tragen kommen und nicht willkürlich festgelegte Gesichtspunkte der Wirtschaft oder des Arbeitsmarktes. Die Situation der „Illegalisierten“, der Menschen ohne Papiere und Aufenthaltsgenehmigungen, wird ver- stärkt diskutiert. Das ist gut. Die PDS tritt für eine Poli- tik ein, die sagt: Wer hier lebt und inzwischen seinen Le- bensmittelpunkt in Deutschland begründet hat, soll bleiben können, ob er nun erwerbstätig ist oder nicht. Von einer solchen Regelung wären auch die von der F.D.P. gemeinten Menschen erfasst. Sie würde aber da- rüber hinaus gehen. Wir laden die F.D.P. ein: Springen Sie über Ihren wirt- schaftsliberalen Schatten! Treten Sie mit uns für einen Ausbau der Rechte auch für bisher Rechtlose in Deutsch- land ein. Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast, Parl. Staatssekretä- rin beim Bundesminister des Innern: Durch das Angebot der F.D.P.-Entwürfe zu ausländerrechtlichen Fragen zieht sich wie ein blaugelber Faden folgendes Prinzip: flink sein, die Interessen der eigenen Klientel bedienen, auf Sorgfalt, Logik und Gerechtigkeit kommt es nicht so sehr an. So haben Sie es in Ihren Vorschlägen für ein „Zuwan- derungsbegrenzungsgesetz“ dargeboten, so war es mit Ih- rer Forderung nach einer völligen Liberalisierung des Ar- beitsmarktzugangs für Asylbewerber, und so ist es mit dem Gesetzentwurf, den wir heute Abend in erster Lesung beraten. Es ist ja nicht zu leugnen, dass es ein wachsendes Interesse von Unternehmern gibt, ausländische Arbeits- kräfte hierzubehalten. Als die Debatte um die Rückkehr der bosnischen Kriegsflüchtlinge auf vollen Touren lief, stapelten sich bei uns die Briefe von Unternehmern – vor- nehmlich, aber nicht nur aus dem Schwäbischen –, die dringend darum baten, ihnen ihre lieb gewordenen Mitar- beiter nicht wegzunehmen. Das ist alles verständlich und sollte uns nachdenklich machen. Aber es bedarf eben auch einer Konzeption, die diese Personengruppen nicht ande- ren gegenüber bevorzugt, die keine Neidgefühle erzeugt und auf einem sozialpolitisch, aufenthalts- und arbeits- rechtlich solide gemauerten Fundament steht. Das aber vermisse ich beim Vorschlag der F.D.P. Natürlich gehört die Gesetzesinitiative hinein in das Tableau der Überlegungen um eine so genannte Ab- schlussregelung für Flüchtlinge aus dem Kosovo, aus Bosnien und Herzegowina. Eben mit diesen Fragen hat sich heute eine Sonderkonferenz der Innenminister aus Bund und Ländern befasst. Ich freue mich, Ihnen mitzuteilen, dass es eine Eini- gung gibt – und zwar auf der Basis der Lösung, die der Bundesinnenminister aus eigener Initiative schon im No- vember vorgeschlagen und zwischenzeitlich erneut unter- breitet hat. Das sieht jetzt so aus: Bosnische Flüchtlinge erhalten eine Aufenthaltsbefugnis, wenn sie seit sechs Jahren in Deutschland leben, ihr Arbeitsverhältnis schon seit mehr als zwei Jahren besteht und der Arbeitgeber auf ihre weitere Tätigkeit angewiesen ist. Nachweisen muss er, dass er sich ohne Erfolg um eine Ersatzkraft bemüht hat. Das ist für die Bosnier eine echte Abschlussregelung! Auf diese Weise erreichen wir nicht nur verlässliche Per- spektiven für die Betroffenen, ihre Familien und die Un- ternehmer. Wir erreichen auch die Akzeptanz und soziale Balance, die wir für eine flexiblere Handhabe und eine be- hutsame Öffnung des Arbeitsmarktes auch für Menschen außerhalb der EU und mit einem Aufenthaltsstatus brau- chen, der eigentlich nicht auf dauerhaftes Bleiben ange- legt war, deren Lebenswirklichkeit sich aber anders ent- wickelt hat. Auch für die Kosovaren gibt es eine Neuerung: Sowohl für Arbeitnehmer als auch für ihre Familienangehörigen gilt noch bis zum 31. Juli dieses Jahres eine Duldung. Die Innenminister werden sich auf ihrer Konferenz im Mai mit einer Lösung für diesen Personenkreis befassen. Auch das ist also ein deutlicher Fortschritt – insgesamt sehr viel überzeugender als das viel zu pauschale Dreimonatsange- bot für alle Ausländer mit Job, wie es der F.D.P.-Antrag vorschlägt. Ich wiederhole: Wir hätten eine solche Bleiberechts- regelung zum Beispiel für die Bosnier schon sehr viel eher haben können, wenn sich nicht die unionsgeführten Länder, und eben auch diejenigen, in denen die F.D.P. mitregiert, lange dagegen gesträubt hätten, um dann, wie zum Beispiel Baden-Württemberg, eigene Regelungen für erwerbstätige Bürgerkriegsflüchtlinge in Kraft zu set- zen. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. Februar 2001 14973 (C) (D) (A) (B) Nun endlich sind wir ein ordentliches Stück weiter; die Länder können einheitlich verfahren. Damit ist allen ge- holfen. Anlage 5 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur weiteren Verbesserung von Kinderrechten (Kin- derrechteverbesserungsgesetz – KindRVerbG) (Tagesordnungspunkt 19) Ronald Pofalla (CDU/CSU): Bereits der Titel des Ge- setzes verbietet es einem eigentlich schon, Kritik an dem Inhalt zu üben: Gesetz zur weiteren Verbesserung von Kinderechten. Wem läge dies nicht am Herzen und wer hätte die Stirn, sich gegen ein solches, humanistisches An- sinnen zu stellen? – Natürlich niemand. Gleichwohl be- darf ein noch so ansprechend etikettiertes Ansinnen auch der inhaltlichen Überprüfung. Hier muss doch gleich mit aller Deutlichkeit gesagt werden: Es ist nicht alles Gold, was glänzt. So kann man zwar im Großen und Ganzen mit den geplanten Regelun- gen zufrieden sein, doch gibt es eben auch einige Punkte, die von uns abgelehnt werden müssen. Zunächst zu den Punkten, die unsere ungeteilte Zu- stimmung finden: Die Einführung eines Absatzes 2 in § 1600 BGB, wie in Art. 1 Nr. 1 des Gesetzentwurfes vor- gesehen, ist zu begrüßen. Hiernach wird die Vaterschafts- anfechtung ausgeschlossen, wenn Ehegatten vorher in die künstliche Befruchtung durch Samenspende eines Dritten eingewilligt haben. Es wird insoweit eine Rechtssicher- heit für diese Kinder geschaffen. Grundsätzlich ist diese Art der künstlichen Befruchtung durch eine Samenspende eines Dritten zwar in unserem Land verboten, doch gilt es hier, alle Eventualfälle, insbesondere künstliche Befruch- tungen, die ursprünglich im Ausland vorgenommen wur- den, zu regeln. Auch die beabsichtigte Änderung des § 1618Satz 1BGB, gemäß Art. 1 Nr. 2 des Gesetzentwurfes, findet die Zu- stimmung unserer Fraktion. Der zurzeit geltende Wortlaut der hier in Rede stehenden Regelung ist irreführend. Nach bisheriger Regelung scheint der Wortlaut der Vorschrift zu bestimmen, dass bei Wiederverheiratung einer geschiede- nen Ehefrau, die in der neuen Ehe den Namen des neuen Ehegatten annimmt, dieser neue Name nur für den Fall auf das Kind übertragen werden kann, dass ihr das alleinige Sorgerecht zusteht. Selbstverständlich muss es diese Möglichkeit auch für den Fall des gemeinsamen Sorge- rechts geben. Die neue Regelung stellt dies nun eindeutig klar. Ebenfalls sinnvoll erscheint die beabsichtigte Rege- lung des § 3 Abs. 2 Kindesunterhaltsgesetz. Diese, in Art. 4 des Gesetzentwurfes vorgesehene Änderung zielt auf eine vereinfachte Dynamisierung von unterhalts- rechtlichen Alttiteln ab. In der Rechtspraxis wurde und wird die bestehende Regelung, eine Übergangsvorschrift aus dem Kindesunterhaltsgesetz, vielfach fehlinterpre- tiert. Die hier angestrebte Korrektur ist daher zu be- grüßen. Andere beabsichtigte Regelungen des Gesetzentwur- fes des Bundestages erscheinen dagegen überflüssig. So ist der Art. 1 Nr. 3 des Gesetzentwurfes – die Verankerung der gewaltfreien Erziehung im Zivilrecht – durch das Ge- setz gegen Gewalt in der Erziehung bereits obsolet ge- worden. Auch Nr. 4 des Artikels 1, das so genannte kleine Sorgerecht des Ehegatten eines allein sorgeberechtigten wiederverheirateten Elternteils – hier geregelt in einem neuen § 1687 b BGB – ist überholt. Hier ist die zumindest vorläufige Erledigung dieses Problemkomplexes durch das Lebenspartnerschaftsgesetz eingetreten. Weiterhin enthält der Gesetzentwurf des Bundesrates jedoch auch eine Regelung, die gänzlich abzulehnen ist. Gemeint ist hiermit Art. 2 des Gesetzentwurfes. Vorgese- hen ist hier eine Änderung des Gesetzes über die rechtli- che Stellung der nichtehelichen Kinder. Das Ziel dieser Änderung ist die Beseitigung der alten Stichtagsregelung, aufgrund derer bei Einführung des Erbrechts für nicht- eheliche Kinder in den 60er-Jahren diejenigen Kinder von der erbrechtlichen Regelung ausgenommen worden sind, die zum Stichtag, – eben dem In-Kraft-Treten des Geset- zes über die rechtliche Stellung der nichtehelichen Kinder am 1. Juli 1970 – bereits volljährig waren. Folge dieser Stichtagsregelung ist es, dass nichtehelich vor 1949 gebo- rene Kinder keinen erbrechtlichen Ausgleichsanspruch haben. Der Grund für diese Stichtagsregelung ist im Vertrau- ensschutz zu sehen, was auch durch das Bundesverfas- sungsgericht bestätigt wurde. Diese bis heute beibehal- tene Regelung stieß bereits während der Verabschiedung des Erbrechtgleichstellungsgesetzes in der vergangenen Wahlperiode auf den hartnäckigen Widerstand des Bun- desrates. Der Bundesrat legte Einspruch ein, der Vermitt- lungsausschuss wurde angerufen, mit dem erklärten Ziel des Bundesrates, die Stichtagsregelung zu beseitigen und damit jeglichen Vertrauensschutz außer Acht zu lassen. Ein zweiter Einspruch, nach Bestätigung der Ausgangs- fassung des Gesetzes im Vermittlungsverfahren, wurde durch den Bundestag zurückgewiesen. Es liegt somit auf der Hand, dass nunmehr mittels des vorliegenden Gesetzentwurfs erneut die Stichtagsrege- lung beseitigt werden soll. Dieses Gesetzesziel ist abzu- lehnen. Der Vertrauensschutz ist nach Ablauf vieler Jahre seit In-Kraft-Treten des Gesetzes über die rechtliche Stel- lung nichtehelicher Kinder nun umso schützenswerter geworden. Die positive Entscheidung des Bundesverfas- sungsgerichtes hinsichtlich der Stichtagsregelung unter- stützt diese Argumentation noch zusätzlich. Schließlich wurde die Stichtagsregelung noch einmal durch die Bei- behaltung dieser Regelung im Erbrechtsgleichstellungs- gesetz gestärkt. Alles in allem bleibt also festzustellen: Das Gesetz ent- hält einige überflüssig gewordene Regelungen. Diese müssen aus dem Gesetzentwurf herausgenommen wer- den. Dem Versuch, die Stichtagsregelung quasi durch die Hintertüre doch noch kippen zu wollen, muss mit Ent- schiedenheit im Sinne des Vertrauensschutzes entgegen- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. Februar 200114974 (C) (D) (A) (B) getreten werden. Die übrigen, durchaus vernünftigen Re- gelungsentwürfe sind dagegen zu unterstützen. Wie be- reits erläutert, dienen diese Regelungen, denen wir ohne weiteres zustimmen können, der Klarheit und Einheit- lichkeit des Zivil- und Unterhaltsrechts. Diesem hehren Ziel kann man sich natürlich nicht verschließen. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 152. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 15. Februar 2001 14975 (C)(A) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Rudolf Seiters


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Ich gebe das
    Wort der Bundesministerin für Gesundheit, der Kollegin
    Ulla Schmidt.


    (von der SPD mit Beifall begrüßt)

    leginnen und Kollegen! Herr Thomae, es ist schlecht, in
    eine Debatte einzusteigen, wenn man davon ausgeht, dass
    es keine Alternativen gibt. Ich verstehe die heutige




    Dr. Dieter Thomae
    14834


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Debatte so, dass wir beginnen, über Alternativen zu dis-
    kutieren und sie auszuloten. Ich will mir jetzt am Anfang
    ersparen, auf die Historie der Budgets und auf die Frage
    einzugehen, wann das Vertrauen in dieses Gesundheits-
    system zerstört worden ist. Das ist eine Geschichte, die
    weiter zurückliegt.

    Ich setze mit der heutigen Debatte darauf, dass wir wie-
    der an eine Politik anknüpfen, die über Jahre hinweg ge-
    meinsam von allen Fraktionen dieses Bundestages davon
    geprägt wurde: Wir wollen ein Gesundheitssystem in
    Deutschland, das hohe Qualität bei bezahlbaren Preisen
    bietet.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Das ist das, was wir gemeinsam durchsetzen müssen.
    Wenn ich von Vertrauen spreche, bin ich mir darüber

    klar, dass Menschen, die krank sind oder befürchten,
    krank zu werden, zunächst einmal verunsichert sind und
    zu einem Arzt oder zur stationären Behandlung gehen. Sie
    wissen nicht, was auf sie zukommt. Manchmal ahnen sie
    es nur. Sicher hat sich jeder von Ihnen schon gefragt, auch
    wenn er nicht selber, sondern ein Angehöriger krank war:
    Wird denn auch wirklich alles Erdenkliche getan? Weil es
    eine so große Verunsicherung bei den Kranken und ihren
    Angehörigen, die mit ihnen zusammenleben oder sie pfle-
    gen, gibt, brauchen die Menschen vor allem eins: Sie
    brauchen die Sicherheit,


    (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Nicht jeden Tag neue Vorschläge, die dann wieder zurückgenommen werden!)


    dass ihnen ein Gesundheitssystem zur Verfügung steht,
    das ihre persönlichen Bedürfnisse berücksichtigt und das
    auch in Zukunft leistungsfähig ist.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Wenn mich jemand fragt, wie ich mir denn ein solida-

    risches Gesundheitswesen in Deutschland vorstelle, dann
    ist für mich eines klar: In einem solidarischen Gesund-
    heitswesen


    (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Hat die Budgetierung nichts verloren!)


    darf niemand auf den Gedanken kommen: Wenn ich nur
    mehr Geld hätte, dann würde ich besser behandelt. Das ist
    eine Maxime, von der wir ausgehen müssen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Dann dürfen Sie nicht das Gegenteil tun!)


    Dabei gelten für uns in der Regierung und auch in der
    rot-grünen Koalition folgende Prinzipien: Die Qualität
    der Leistungen muss gesichert, ständig angepasst und,
    wenn nötig, ausgebaut werden. Die solidarische Finan-
    zierung muss auch in Zukunft genauso erhalten werden
    wie die wirtschaftliche Stabilität der gesetzlichen Kran-
    kenversicherungen, die die Versorgung in der Breite in
    diesem Land sicherstellen.


    (Beifall bei der SPD – Irmgard Karwatzki [CDU/CSU]: Na, dann sagen Sie mal, wie Sie das machen wollen!)


    Das schließt Gedanken oder das Nachdenken über neue
    Wege nicht aus, sondern – das sage ich ausdrücklich – es
    schließt diese Gedanken ein.


    (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Werden Sie mal konkret!)


    Wenn wir einmal von dem, was wir in Deutschland
    vorfinden, ausgehen, dann haben wir im internationalen
    Vergleich immer noch ein Defizit im Bereich der Präven-
    tion und der Gesundheitsförderung. Die Gesundheitspoli-
    tik der Regierungskoalition hat deshalb zu Recht seit Be-
    ginn der Legislaturperiode hier klare Akzente gesetzt und
    sie hat mit dem Gesundheitsreformgesetz 2000 struktu-
    relle Veränderungen zur Verbesserung der Qualität und
    der Leistungen des Gesundheitswesens auf den Weg ge-
    bracht. Es wäre besser gewesen, wenn wir dies damals im
    Dialog gemeinsam gemacht hätten und der Bundesrat
    nicht blockiert hätte.


    (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Christa Nickels [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


    Wir wollen diesen Weg fortsetzen.

    (Detlef Parr [F.D.P.]: Wie wollen Sie das fort setzen?)

    Wir wollen auch in Zukunft das solidarisch finanzierte
    System der Krankenversicherung, in das Arbeitgeber,
    aber auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Beiträge
    einzahlen,


    (Dr. Dieter Thomae [F.D.P.]: Ändern!)

    stärken und wir wollen es sichern.


    (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Da hätten Sie auch Frau Fischer dran lassen können!)


    Dabei ist uns klar – und müsste auch Ihnen klar sein –:
    Die Bereitschaft zu finanziellem Engagement wird es auf
    Dauer nur dann geben, wenn die Versicherten voll und
    ganz hinter dem System stehen. Dies tun sie umso über-
    zeugter, je genauer sie wissen, was mit ihrem Geld pas-
    siert, wenn sie wissen, dass wir verantwortungsvoll mit
    ihrem Geld umgehen und dabei versuchen, hohe Leistun-
    gen zu sichern.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Dieter Thomae [F.D.P.]: Dann müssen Sie die Kostenerstattung einführen!)


    Mancher hat sich ja schon gewundert, warum ich nach
    vier Wochen im Amt immer noch lache,


    (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Weil Sie noch nicht im Ausschuss waren!)


    Es ist natürlich klar: Auch ich erlebe das Gesundheitswe-
    sen als ein Politikfeld, das stark oder überwiegend von
    Einzelinteressen geprägt ist. Aber es liegt vielleicht in
    meiner Natur.


    (Wolfgang Lohmann [Lüdenscheid] [CDU/CSU]: Mit Sicherheit!)





    Bundesministerin Ulla Schmidt

    14835


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Wenn wir eine neue Qualität erreichen wollen, dann brau-
    chen wir auch gegenseitiges Verständnis für die Positio-
    nen der verschiedenen Beteiligten im Gesundheitswesen
    und eine gemeinsame Verpflichtung auf konkrete Pro-
    jekte, die wir umsetzen wollen.

    Deshalb setze ich auf die Zusammenarbeit; ich setze
    auf eine neue Kultur des Dialogs aller im Gesundheits-
    wesen Beteiligten. Aber ich setze auch auf eine gemein-
    same Arbeit aller hier im Parlament vertretenen Fraktio-
    nen, weil ich glaube, dass das der einzige Weg ist, um
    wirklich zu gemeinsamen Lösungen und zu einer Verbes-
    serung im Gesundheitswesen zu kommen. Ich sage ganz
    klar: Unter Dialog verstehe ich nicht den Austausch alt-
    bekannter Positionen, sondern eine ernsthafte Diskussion
    um Schwerpunkte, um gemeinsame Strategien, um Ziele
    und um Instrumente.

    Ich bin überzeugt davon, dass sich zielkonformes Han-
    deln eher durch positive Anreize als durch Sanktionen er-
    reichen lässt. Vielleicht ist diese Überzeugung meiner
    Tätigkeit als Sonderpädagogin geschuldet. Positive An-
    reize motivieren, setzen Ressourcen frei und steigern die
    Qualität. Sanktionen dagegen können immer nur das al-
    lerletzte Mittel sein, wenn nichts mehr geht. In diesem
    Sinne, Herr Kollege Thomae, waren und sind für diese
    Bundesregierung und für die Koalitionsfraktionen sekto-
    rale Budgets nur Übergangslösungen,


    (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wie die Regierung!)


    die durch neue, positiv steuernde Instrumente ersetzt wer-
    den müssen. Davon bin ich überzeugt.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Allerdings – damit nicht wieder so viele Erwartungen
    geweckt werden, die nicht erfüllt werden können – muss
    bei der Einführung neuer Instrumente eines sichergestellt
    werden: Reformen dürfen nicht nur darin bestehen, immer
    mehr Geld ins System zu stecken, indem die Beiträge er-
    höht werden. Es muss vielmehr sichergestellt werden,
    dass mit dem Geld der Versicherten verantwortungsbe-
    wusst umgegangen wird.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Wolfgang Lohmann [Lüdenscheid] [CDU/CSU]: Ohne Mehrkosten?)


    – Ich spreche von dem solidarisch finanzierten Gesund-
    heitssystem.

    Jetzt komme ich zu dem Punkt, den auch der Kollege
    Thomae angesprochen hat. Ich bin davon überzeugt, das
    vor allen Dingen bei der Kollektivhaftung bezüglich des
    Arzneimittelbudgets negative Wirkungen und fehlendes
    Zielerreichen auf der Hand liegen. Ich kann lebhaft nach-
    vollziehen, dass eine drohende Mithaftung von Ärztinnen
    und Ärzten, die selber entweder gar keine oder wirtschaft-
    lich verantwortungsbewusst Arzneimittel verschreiben,
    kaum zu vermitteln ist. Ich habe Verständnis für negative
    psychologische Wirkungen, bei denen sich Ärztinnen und
    Ärzte stets fremdbestimmt fühlen und sich fragen: Warum
    eigentlich muss ich für die Kolleginnen und Kollegen ge-

    radestehen, die nicht wirtschaftlich und sparsam verord-
    nen?


    (Dr. Dieter Thomae [F.D.P.]: Sie müssen auf die linke Seite des Hauses schauen!)


    – Die Kollektivhaftung war keine Erfindung dieser Re-
    gierungskoalition. Ich bin nun schon länger im Parlament
    und weiß, dass es eine Erfindung meines sehr geschätzten
    Kollegen Seehofer, also einer meiner Vorgänger, war.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Dieter Thomae [F.D.P.]: Wir haben sie abgeschafft! – Klaus Kirschner [SPD]: Ihr habt sie eingeführt!)


    – Er hat leider keine Mehrheit mehr.
    Ich habe in den letzten Tagen den Eindruck gewonnen,

    dass verantwortlich denkende Leistungserbringer im Ge-
    sundheitswesen für neue Wege offen sind. Ich treffe auf
    viele, die bereit sind, neben der therapeutischen Verant-
    wortung auch die Verantwortung für die finanzielle Seite
    des Gesundheitssystems zu übernehmen. Wenn wir ehr-
    lich sind, müssen wir sagen: Es geht auch nicht anders, als
    dass wir uns gemeinsam in die Pflicht nehmen. Bei der
    Schlüsselstellung, die die Ärztinnen und Ärzte in unserem
    Gesundheitssystem haben, können wir sie aus der Fi-
    nanzverantwortung nicht entlassen.

    Ich bin zusammen mit der Regierungskoalition bereit,
    die Ärzteschaft beim Wort zu nehmen und ihnen die
    Chance zu verantwortlichem Handeln zu eröffnen.


    (Wolfgang Lohmann [Lüdenscheid] [CDU/ CSU]: Dann müssen Sie aber in Ihrer Fraktion noch viel Überzeugungsarbeit leisten!)


    Dabei bin ich offen für jede neue Idee, für alle Vorschläge
    und Konzepte, die einer Prüfung standhalten.


    (Beifall bei der SPD)

    Herr Kollege Thomae, ich bin Gesundheitsministerin

    und nicht die Chefredakteurin des „Stern“.

    (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das kann noch kommen! Herr Naumann hat auch so angefangen!)


    Deshalb muss ich an dieser Stelle einmal sagen: Nicht alle
    Vorschläge, die zurzeit publiziert werden, halten einer
    Überprüfung stand. Ich kann nur denjenigen in der schrei-
    benden Zunft, die nicht müde werden, immer wieder neue
    Vorschläge zur Belastung ausschließlich der Patienten zu
    entwickeln, sagen:


    (Dr. Dieter Thomae [F.D.P.]: Sind das Nebelkerzen aus dem Kanzleramt? – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Von wem kommen denn die Informationen? Nicht von uns!)


    Seien Sie vorsichtig! Auch Sie könnten in diesem Land
    einmal Patient werden!


    (Beifall bei der SPD – Wolfgang Lohmann [Lüdenscheid] [CDU/CSU]: Aber keine Drohungen! – Dr. Dieter Thomae [F.D.P.]: Sind das Nebelkerzen aus dem Kanzleramt?)





    Bundesministerin Ulla Schmidt
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    (B)


    – Nein, aus dem Kanzleramt kommt nur der Sonnen-
    schein, von dort kommen keine Nebelkerzen. Das wissen
    Sie doch.


    (Lachen bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, nur wenn man bereit

    ist, aus den Fehlern der vergangenen Jahre zu lernen, wird
    man in der Lage sein, die großen Kapazitäten und die
    überragenden Kompetenzen des deutschen Gesundheits-
    wesens zusammenzuführen. Niemand von uns sollte
    Angst davor haben, dabei klüger zu werden. Ich jedenfalls
    habe diese Angst nicht. Dabei geht es nicht nur um Ein-
    zelmaßnahmen, sondern wir brauchen ein Gesamtkon-
    zept.

    Zu Ihren Initiativen muss ich sagen: Der vorliegende
    Gesetzentwurf der CDU/CSU-Fraktion und der Antrag
    der F.D.P. beschäftigen sich leider nur mit bestimmten
    Ausschnitten der Arzneimittelversorgung


    (Dr. Dieter Thomae [F.D.P.]: Aber wichtigen!)

    und der Honorarsituation der Ärztinnen und Ärzte. Liebe
    Kolleginnen und Kollegen von der Opposition, wer Sank-
    tionen – vielleicht zu Recht – aufheben will, weil ihre
    Wirkungen verpufft sind, muss klare Alternativen anbie-
    ten.


    (Dr. Dieter Thomae [F.D.P.]: Haben wir! – Klaus Kirschner [SPD]: Genau so ist es!)


    Daran werden wir arbeiten. Ich lade Sie ein, das mit uns
    gemeinsam zu tun.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Ihr müsst den Gesetzentwurf wenigstens lesen!)


    – Ich habe ihn gelesen, im Lesen war ich immer gut.

    (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Aber mit dem Verstehen hat es anscheinend nicht geklappt!)


    – Hören Sie mir jetzt zu! Dann erfahren Sie, worüber wir
    reden können.

    Für mich muss ein tragfähiger Lösungsansatz Folgen-
    des voraussetzen: Erstens. Wir brauchen eine differen-
    zierte Betrachtung der einzelnen ärztlichen Fachrichtun-
    gen ebenso wie eine differenzierte Beurteilung der
    Notwendigkeiten und Besonderheiten bei der Pharmako-
    therapie, und zwar wirklich bezogen auf die einzelnen
    Morbiditätsindikatoren in jeder Praxis und orientiert an
    dem, was therapeutisch notwendig ist.


    (Dr. Dieter Thomae [F.D.P.]: Hört sich gut an!)

    Zweitens. Wir brauchen qualitätsgesicherte Systeme

    für die Leistungserbringung und die Arzneimittelverord-
    nung, wenn die Wirtschaftlichkeit sichergestellt sein soll.


    (Detlef Parr [F.D.P.]: Das ist wie aus dem Lehrbuch im Hörsaal!)


    – Das wird zusammen mit den Ärzten ausgearbeitet.
    Darin sind diese weiter als Sie, Herr Kollege Parr.

    Drittens. Nur ein Transparenz garantierendes System
    für die Ärztinnen und Ärzte, die Kassenärztlichen Verei-

    nigungen in den einzelnen Versorgungsgebieten, aber
    auch für die gesetzlichen Krankenkassen gewährleistet,
    dass regulierend, unterstützend und steuernd eingegriffen
    werden kann.

    Viertens. Wir brauchen klar definierte Verantwortun-
    gen auf der Basis der einzelnen Praxen, differenziert nach
    Fachrichtungen.

    Fünftens. Wir brauchen die Sicherstellung der Gesamt-
    verantwortung der Kassenärztlichen Vereinigungen in
    ihren Versorgungsregionen.

    Sechstens. Kassenärztliche Vereinigungen und Kran-
    kenversicherungen müssen gleichermaßen Information,
    Beratung und Unterstützung der Ärztinnen und Ärzte ge-
    währleisten.

    Siebtens. Wir müssen unmissverständliche Schwellen-
    werte definieren, bei denen eingegriffen werden muss:
    durch Beratung, durch Mahnung und durch Formen der
    Intervention – das müssen wir erarbeiten –, die einen Aus-
    gleichsmechanismus auf der Zeitachse vorsehen.


    (Dr. Dieter Thomae [F.D.P.]: Das haben wir alles schon 1998 gemacht! Alte Kamellen!)


    – Das haben Sie heute leider nicht eingebracht.
    Achtens. Am Ende steht die Eigenverantwortung der

    Ärztinnen und Ärzte, aus der wir sie nicht entlassen kön-
    nen. Das kann die Politik nicht gewährleisten.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    In einem Punkt haben Sie Recht, Herr Kollege
    Thomae: Es geht nicht um Einzelinstrumente. Bei einem
    Orchester wäre es sehr schlecht, wenn man sich auf ein-
    zelne Instrumente konzentrierte. Es funktioniert nur
    dann, wenn alle Einzelinstrumente verbunden werden,
    um zu einer stimmigen Melodie zu gelangen.


    (Wolfgang Lohmann [Lüdenscheid] [CDU/ CSU]: Der Kammerton muss stimmen!)


    Für das, was wir noch leisten müssen, brauchen wir
    zwei Dinge: Erstens. Wir brauchen kurzfristig greifende
    Maßnahmen. Zweitens. Wir brauchen eine Diskussion
    über die notwendigen langfristigen Veränderungen des
    Gesundheitssystems in Deutschland.

    Ich nenne Ihnen jetzt meine wichtigsten Projekte für
    dieses Jahr. Wir werden die Festbetragsregelung im Arz-
    neimittelbereich auf eine rechtlich sichere Grundlage stel-
    len.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Darauf warten wir seit Jahren! – Gegenruf von der SPD: Seit zwei Jahren!)


    Wir können auch in Zukunft – das sage auch ich ange-
    sichts dessen, worüber wir diskutieren – nicht auf die Aus-
    schöpfung von Reserven bei der Arzneimittelversorgung
    verzichten. Entsprechende Regelungen finden sich übri-
    gens in allen europäischen Ländern. Wir prüfen, inwie-
    weit Festbetragsregelungen im Einzelnen notwendig sind
    oder ob sie durch Alternativen abgelöst werden
    können. Wir planen zunächst eine Übergangslösung, die




    Bundesministerin Ulla Schmidt

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    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    kurzfristig umgesetzt werden kann. Zur konkreten Ausge-
    staltung werden noch heute die ersten Gespräche mit
    Mitgliedern der Fraktionen des Deutschen Bundestages,
    mit den gesetzlichen Krankenkassen und den Vertretern
    der pharmazeutischen Industrie geführt werden.

    Mein Haus wird eine Alternative zum Kollektivre-
    gress beim Arzneimittelbudget entwickeln, da der Kol-
    lektivregress nicht wirksam geworden ist. Es ist vielleicht
    meinem viel beschriebenen Pragmatismus zu schulden:
    Ich bin der Meinung, von unwirksamen Instrumenten
    sollte man Abschied nehmen, besonders wenn sie unpro-
    duktive Diskussionen auslösen. Außerdem gilt: Im Be-
    reich der Arzneimittel steht auch die Positivliste unter
    dem Stichwort von Transparenz und Wirtschaftlichkeit
    auf der Agenda. Wir werden nach Lösungen suchen, um
    hier weiterzukommen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Ein nächster wichtiger Bereich: Die Einführung wett-

    bewerblicher Instrumente in der Versorgung war und ist
    der richtige Weg. Unser Ziel ist es, den Leistungswettbe-
    werb der Krankenkassen zu fördern. Aber Wettbewerb
    bedeutet einen Wettbewerb um die bessere Behandlung
    von Kranken. Er bedeutet keine Konkurrenz der Kassen
    um Gesunde.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Das stellt die Versorgungskassen langfristig infrage.
    Deshalb müssen wir den Risikostrukturausgleich

    reformieren. Wie Sie wissen, hat das Bundesge-
    sundheitsministerium zu dieser Frage ein Gutachten in
    Auftrag gegeben, dessen endgültiger Bericht uns in die-
    sen Tagen vorgelegt wird. Wir werden dieses Gutachten,
    aber auch andere Konzepte, die mittlerweile entwickelt
    wurden, sorgfältig und umgehend auswerten. Danach
    werde ich dem Parlament und den Beteiligten einen Weg
    vorschlagen, wie der Risikostrukturausgleich vor dem
    Hintergrund der bisher gesammelten Erfahrungen und zur
    Verhinderung von Fehlanreizen weiterentwickelt werden
    kann. Wir müssen – darauf kommt es mir an – einen Aus-
    gleich für die strukturellen Faktoren schaffen, die von den
    einzelnen Kassen nicht zu verantworten sind. Wir wollen
    jedoch nicht den Wettbewerb zwischen den Kassen
    einschränken.

    Einen weiteren wichtigen Schritt hin zu mehr Vertei-
    lungsgerechtigkeit bei den Arzthonoraren in Ost und West
    bildet ein Vorschlag der Koalitionsfraktionen für eine ge-
    setzliche Regelung beim Fremdkassenausgleich, der mit
    meinem Hause abgestimmt wurde. Es kann nicht sein,
    dass die von Arbeitgebern und den Beschäftigten in ihren
    Arbeits- und Wohnorten eingezahlten Beiträge am Sitz ei-
    ner Betriebskrankenkasse verbleiben. Die Mittel müssen
    dorthin fließen, wo die Menschen zu ihren Ärztinnen und
    Ärzten gehen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der F.D.P. und der PDS)


    Das Geld hat der Leistung zu folgen und ich glaube, dass
    das Wohnortprinzip hierfür ein richtiger Ansatz ist.

    Herr Kollege Thomae, auch im Krankenhausbereich
    stehen Veränderungen an. Wir können nicht immer so tun,
    als könne man alles verändern, ohne an die Wirtschaft-
    lichkeitsreserven in den einzelnen Bereichen des Gesund-
    heitswesens heranzugehen. Deshalb steht die Umsetzung
    eines neuen Entgeltsystems auf der Tagesordnung. Mit
    der Einführung der diagnosebezogenen Fallpauschalen
    schaffen wir positive Anreize. Es darf nicht länger um die
    Erstattung von Kosten, sondern es muss im Gesundheits-
    wesen insgesamt um die Bezahlung von Leistungen ge-
    hen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der F.D.P. und der PDS)


    Unser Ziel dabei ist mehr Leistungsgerechtigkeit, verbun-
    den mit höherer Qualität. Viele Krankenhäuser leisten
    dies bereits und das ist nicht nur aus wirtschaftlichen Ge-
    sichtspunkten erstrebenswert.

    Ich weiß, dass wir einen ehrgeizigen Zeitplan haben. Er
    stellt an die Selbstverwaltung hohe Anforderungen. Es
    sind aber schon wichtige Entscheidungen gefallen, sodass
    ich optimistisch bin, den Zeitplan einhalten zu können.
    Ich kann Sie alle nur darum bitten, daran mitzuwirken, so-
    dass wir den Zeitplan einhalten können. Alles, wodurch
    uns Zeit verloren geht, verhindert, dass wir zu vernünfti-
    gen Lösungen – auch in anderen Bereichen – kommen.


    (Beifall bei der SPD)

    Wir brauchen – auch das werden wir auf den Weg brin-

    gen – Daten, die in einer Weise erfasst und verarbeitet
    werden, dass sie für Steuerungszwecke im Gesundheits-
    wesen geeignet sind. Die Daten müssen für alle hilfreich
    sein, sodass wir die Pläne, die wir eben angesprochen ha-
    ben – so wie es auch von Ihnen angemahnt wird –, um-
    setzen können.

    Ich glaube, die von mir geschilderten Maßnahmen sind
    nur ein Ausschnitt von all dem, was wir im Moment ma-
    chen können. Es sind aber wichtige Schritte hin zu einem
    Gesundheitswesen, dem die Menschen auch in Zukunft
    vertrauen können. Ich setze dabei auf einen ernsthaften
    und konzentrierten Dialog aller Beteiligten am runden
    Tisch. Ihre Vorschläge, meine Damen und Herren von
    CDU/CSU und F.D.P., darf ich sicherlich als Beitrag zu
    dieser Debatte sehen.

    Ich wünsche mir, dass es uns gelingen wird, im Ge-
    sundheitswesen und der Debatte dazu wieder zu dem
    zurückzukehren, was jahrelang – wenn auch im vorigen
    Jahrhundert; denn wir befinden uns jetzt an der Schwelle
    zu einem neuen – in diesem Hause Tradition war: dass die
    wichtigen, elementaren Interessen von Menschen in ei-
    nem breiten gesellschaftlichen und parlamentarischen
    Konsens Berücksichtigung finden. Das ist gut für unser
    Gesundheitswesen. Ich biete Ihnen diesen Dialog an und
    möchte ihn gemeinsam mit Ihnen führen. Sie sollten ihn
    zusammen mit uns führen, damit es uns gelingt, die Ge-
    sundheit der Bürgerinnen und Bürger in den Mittelpunkt
    der Politik zu stellen. Ich setze dabei auf positive Anreize
    und die überzeugende Kraft der Vernunft, die ich von Ih-
    nen ja gewohnt bin,


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)





    Bundesministerin Ulla Schmidt
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    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    wenn es gilt, mehr Qualität und Wirtschaftlichkeit zu rea-
    lisieren.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Regierungskoali-
    tion und die Bundesregierung stehen für eine Ge-
    sundheitspolitik, in der nicht partielle Interessen Zielrich-
    tung und Marschgeschwindigkeit angeben, sondern in der
    allein das Wohl der Patientinnen und Patienten Maßstab
    der Entscheidungen ist. Auch im Gesundheitswesen wird
    die Solidarität erst durch die eigene Verantwortung er-
    bracht und die eigene Leistungsfähigkeit erst durch die
    Solidarität aller ermöglicht.

    Ich lade Sie alle herzlich zu einem gemeinsamen Auf-
    bruch ein. Die Menschen in unserem Lande wollen eine
    Gesundheitspolitik, der sie vertrauen können und der sie
    sich vor allen Dingen anvertrauen können. Machen Sie
    mit! Wir sind dazu bereit und ich freue mich auf die wei-
    teren Debatten mit Ihnen.

    Vielen Dank.

    (Anhaltender Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. Rudolf Seiters
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort
hat nun der Kollege Horst Seehofer für die Fraktion der
CDU/CSU.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Horst Seehofer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine
    sehr verehrten Damen und Herren! Frau Schmidt, auch
    ich möchte Ihnen zu Ihrer Ernennung zur Bundesministe-
    rin für Gesundheit gratulieren. Ich kann Ihnen aus eigener
    Erfahrung sagen, dass Ihnen ein sehr schöner, unterhalt-
    samer Lebensabschnitt bevorsteht.


    (Heiterkeit bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wir wünschen Ihnen dabei so viel Erfolg, dass wir uns als
    Opposition nicht darüber ärgern müssen. Sie werden viel
    Mut und Geschicklichkeit benötigen, um dieses Amt aus-
    zuüben.

    Sie haben gerade viele Süßigkeiten verteilt. Gleich-
    wohl: Als ich so manches Interview mit Ihnen aus den
    letzten Tagen und Wochen nachgelesen habe, habe ich
    festgestellt, dass Sie sich offensichtlich des Ernstes der
    Lage durchaus bewusst sind. Allerdings können wir die
    letzten zwei Jahre in der deutschen Gesundheitspolitik
    nicht so ganz vergessen.


    (Ulrich Heinrich [F.D.P.]: So ist es!)

    Liebe Frau Schmidt, Sie sind im Grunde genommen in

    einer Zwickmühle. Ihre Vorgängerin, Frau Fischer,
    musste auf Druck Ihrer Fraktion, der Fraktion der SPD,
    die Budgetierung durchsetzen.


    (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: So ist es!)

    Derjenige, der diesen Druck ausgeübt hatte, ist heute Bot-
    schafter. Er wusste, was kommt, und hat sich deshalb
    rechtzeitig aus dem Gesundheitswesen verabschiedet.


    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)


    Der Treppenwitz der Geschichte ist – wenn man dem, was
    Sie in den Interviews gesagt haben, glauben darf –, dass
    Sie jetzt die Budgetierung gegen den Widerstand der Grü-
    nen wieder abschaffen wollen.


    (Heiterkeit bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    An einer Tatsache kommen Sie von der Regierungskoali-
    tion nicht vorbei, nämlich dass das deutsche Gesund-
    heitswesen durch Ihre Regulierungswut in den letzten
    zwei Jahren in eine Krise manövriert wurde.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Dr. Dieter Thomae [F.D.P.]: Eine massive!)


    Wer sich ein bisschen im Gesundheitswesen auskennt,
    kommt an der Tatsache nicht vorbei, dass sich die Ver-
    sorgung kranker Menschen zunehmend verschlechtert
    hat,


    (Dr. Dieter Thomae [F.D.P.]: Erheblich!)

    kommt an der Erkenntnis nicht vorbei, dass die Finanzie-
    rung aus dem Ruder läuft – wir werden das in diesem und
    im nächsten Jahr merken – und dass die Deutschen, die
    mit ihrem Gesundheitswesen einstmals in der Spitzenpo-
    sition waren, auf dem besten Weg hin zum Mittelmaß
    sind.


    (Dr. Dieter Thomae [F.D.P.]: So ist es!)

    Dieser Befund, den auch Sie offensichtlich gestellt ha-

    ben, ist nicht so sehr und in erster Linie auf externe Fak-
    toren zurückzuführen; vielmehr ist er zuallererst auf eine
    völlig falsche Gesundheitspolitik in den letzten zwei Jah-
    ren zurückzuführen. Die Gesundheitspolitik von Rot-
    Grün hat die Probleme nicht gelöst, sondern die Probleme
    im deutschen Gesundheitswesen erst geschaffen. Das ist
    die Wahrheit.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Deshalb tragen Sie für diesen Befund auch die Verant-
    wortung.


    (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)

    Das lässt sich besonders am Beispiel des Arzneimittel-

    budgets deutlich machen, obwohl das auf alle anderen
    Sektoren des deutschen Gesundheitswesens spiegelbild-
    lich übertragen werden kann. Ich bestreite ja gar nicht,
    Frau Schmidt, dass ein Budget für eine begrenzte Zeit ein-
    mal Helfer in der Not sein kann. Ich bin übrigens immer
    dankbar, wenn man uns das Patent für alles Mögliche zu-
    misst. Aber zur ganzen Wahrheit gehört, dass wir die Bud-
    getierung in Lahnstein 1992 gemeinsam vereinbart haben,


    (Zuruf von der SPD: Das war doch nicht schlecht!)


    und zwar unter der Prämisse – ich habe das nachgelesen;
    es steht auch in der Begründung unseres Gesetzent-
    wurfs –, dass Budgets für begrenzte Zeit Hilfe in der Not
    sind. Wir haben dann die Budgets in unserer Regierungs-
    zeit gegen Ihren erbitterten Widerstand wieder abge-
    schafft, Herr Kirschner.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)





    Bundesministerin Ulla Schmidt

    14839


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Jetzt müssen wir feststellen, dass Sie mit den Budgets,
    deren Einführung Sie in Ihr Wahlprogramm hineinge-
    schrieben haben und die Sie zwei Jahre lang als großen so-
    zialen Fortschritt gefeiert haben, eine grandiose Bruch-
    landung gemacht haben. Das, was Sie in den letzten Tagen
    gerade über die Budgets im Arzneimittelbereich gesagt
    haben, gleicht einem gesundheitspolitischen Offen-
    barungseid.


    (Dr. Dieter Thomae [F.D.P.]: Bankrotterklärung!)


    Mit einem Budget – ich erkläre das, damit es auch jeder
    versteht – werden zwei Ziele verfolgt: Auf der einen Seite
    soll es Wirtschaftlichkeit garantieren und dafür sorgen,
    dass nur das medizinisch Notwendige verordnet wird. Auf
    der anderen Seite soll es den kranken Menschen auch eine
    umfassende, qualitativ hochwertige Versorgung garan-
    tieren.

    Heute muss man aber feststellen, dass bei Ihrer Dauer-
    budgetierung beide Ziele – ich betone: beide – verfehlt
    worden sind.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Betrachtet man die belastbaren Zahlen, so stellt man fest,
    dass die Ausgaben im Arzneimittelbereich zwischen
    1998 und 1999, also im ersten Jahr Ihrer Regierungsver-
    antwortung, trotz Budgetierung von 34,7 Milliarden DM
    auf 37,6 Milliarden DM, also um fast 3 Milliarden DM,
    gestiegen sind. Die Zahlen für das Jahr 2000 liegen noch
    nicht vor. Das Ziel, die Ausgaben im Gesundheitsbereich
    zu begrenzen, ist glatt verfehlt worden. Sie sagen nun, den
    Regress, der jetzt fällig wäre, würden Sie nicht vollziehen.
    Dazu kann ich Ihnen nur gratulieren und ich werde dazu
    noch etwas sagen.

    Durch das Budget ist es zu der verhängnisvollen Ent-
    wicklung gekommen, dass man zum einen die Ausgaben-
    explosion im Arzneimittelbereich nicht in den Griff be-
    kommen hat und dass es gleichzeitig eine nachweisliche
    Verschlechterung bei der Versorgung kranker und älte-
    rer Menschen gibt.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Reden Sie einmal mit den Selbsthilfegruppen zu den
    Krankheiten Krebs, Multiple Sklerose, Rheuma und an-
    dere! Dort werden Sie erschütternde Beispiele hören.
    10 bis 20 Prozent der chronisch kranken und der älteren
    Menschen erhalten – Frau Schmidt, das wissen Sie – we-
    gen der Budgetierung nicht mehr die Versorgung mit not-
    wendigen Medikamenten. Das ist die Realität im deut-
    schen Gesundheitswesen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Das ist eine unwürdige und beschämende Situation:

    Die kranken und älteren Menschen sind zu Bittstellern ge-
    worden. Sie müssen Ärzte suchen, die bereit sind, sie
    überhaupt zu behandeln. Wenn sie einen solchen Arzt ge-
    funden haben, dann bekommen sie die Auskunft, dass er
    wegen des Budgets die notwendigen Arzneimittel nicht
    verordnen könne.


    (Zuruf von der SPD: Das, was Sie sagen, ist eine Unverschämtheit!)


    Ich sage es noch einmal: Das ist die Realität im deut-
    schen Gesundheitswesen zu Beginn des 21. Jahrhunderts.


    (Klaus Kirschner [SPD]: Quatsch!)

    Das ist die Folge der Dauerbudgetierung. Es ist be-

    schämend!

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wir haben im Moment eine Mehrklassenmedizin.

    Wer von der Sozialhilfe lebt, der bekommt eine umfas-
    sende gesundheitliche Versorgung auf dem besten Ni-
    veau.


    (Michael Glos [CDU/CSU]: Und der Asylant auch!)


    Wer 40 Jahre Beiträge in die gesetzliche Krankenversi-
    cherung eingezahlt hat, bei dem wird gespart, weil er un-
    ter das Diktat des Budgets fällt.


    (Michael Glos [CDU/CSU]: So ist es!)

    Ich gönne dem Sozialhilfeempfänger die Versorgung auf
    dem höchsten medizinischen Niveau. Das soll auch so
    bleiben. Aber wir müssen schleunigst abschaffen, dass je-
    mand, der Solidarbeiträge in die Krankenversicherung
    zahlt, eine nur noch mittelmäßige gesundheitliche Versor-
    gung bekommt.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Ich weiß, welches Argument Sie als nächstes bringen:

    die Selbstbeteiligung.Das Budget wird gegen die Selbst-
    beteiligung ausgespielt. Das Budget führt im Gegensatz
    zur Selbstbeteiligung voll und ganz zur Leistungsaus-
    grenzung bei kranken Menschen. Deshalb wiederhole ich,
    was wir vor zwei Jahren prognostiziert haben: Das Bud-
    get ist die unsozialste Form der Selbstbeteiligung, die man
    sich vorstellen kann.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Das Budget nimmt keinerlei Rücksicht auf soziale Härte-
    fälle oder darauf, ob man Kinder erzieht, wie krank man
    ist und welches Einkommen man hat. Das Budget schlägt
    nach der Fallbeilmethode zu: Wer im November krank
    wird, bekommt unter bestimmten Voraussetzungen keine
    medizinische Versorgung mehr. Deshalb, Frau Schmidt:
    Die Budgets müssen weg. Es gibt keine andere Möglich-
    keit. Dabei haben Sie unsere vollste Unterstützung.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Die Budgetierung führt auch zur Demotivation aller

    Beteiligten im Gesundheitswesen, insbesondere der Ärz-
    tinnen und Ärzte. Der Kollektivregress führt zu der abs-
    trusen Folge, dass ein Mediziner, der beispielsweise in
    Hof tätig ist, der verantwortlich verordnet und sogar un-
    terhalb der Budgetgrenze bleibt, für einen Arzt haftet, der
    zum Beispiel in München aus dem Vollen schöpft. Sie
    können keinem Arzt erklären, dass er selbst dann, wenn er
    seine Budgetgrenze nicht erreicht, für einen anderen Arzt,
    der 3 000 km entfernt ohne Rücksicht auf das medizinisch
    Notwendige aus dem Vollen schöpft, haftet. Man darf also
    nicht nur an die Versorgungsstrukturen und an die Versor-
    gungsqualität denken, sondern muss auch daran denken,




    Horst Seehofer
    14840


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    dass wir motivierte Ärzte im deutschen Gesundheitswe-
    sen brauchen. Das Budget hat aber zur Demotivierung der
    deutschen Ärzteschaft geführt.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Greifen Sie unser Modell der Richtgröße auf! Wir ha-

    ben nach der Bundestagswahl nicht plötzlich eine neue
    Gesundheitspolitik erfunden. Im Jahre 1997, also vor der
    Bundestagswahl, haben wir es hier im deutschen Parla-
    ment in Kraft gesetzt und sind als Sozialräuber und Ähn-
    liches beschimpft worden.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Ja!)

    Der jetzige Bundeskanzler war damals in meinem Wahl-
    kreis. Ich nehme an, dass er – so kennen wir ihn – jeden
    seiner Auftritte auf Video aufnehmen lässt, damit er sich
    später einmal selbst bewundern kann. Wenn er wieder in
    meinen Wahlkreis kommt, dann werde ich ihm den Teil
    des Videos vorspielen, in dem er seine gesundheitspoliti-
    schen Ausführungen macht. Was er jetzt im „Stern“ sagt,
    entspricht der Gesundheitspolitik, die er in der Vergan-
    genheit, vor zwei Jahren, bekämpft hat.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P. – Dr. Dieter Thomae [F.D.P.]: So ist es! Wie bei der Rente!)


    Die Vorlage über die Richtgröße haben wir 1997 ver-
    abschiedet. Die Richtgröße ist die ideale Kombination
    zwischen medizinischen Erwägungen und Wirtschaftlich-
    keit. Der Arzt hat die Möglichkeit, das unter medizini-
    schen Gesichtspunkten Notwendige zu verordnen, ohne
    ständig befürchten zu müssen, dass das Fallbeil des Re-
    gresses kommt. Wenn ein Arzt zehn Krebspatienten mehr
    als im vorherigen Quartal hat, dann muss er doch ver-
    dammt noch mal das Notwendige und Hochwertige ver-
    ordnen können.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Umgekehrt müssen wir auch die Wirtschaftlichkeit se-

    hen. Natürlich gibt es schwarze Schafe. Aufgrund der
    Richtgröße haben die Krankenkassen und die Kassenärzt-
    lichen Vereinigungen die Möglichkeit, die schwarzen
    Schafe mit einem Regress zu belegen. Dann wären auch
    wirklich nur die schwarzen Schafe betroffen und es gäbe
    keinen kollektiven Regress gegenüber den Anständigen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wenn Sie bei dem skizzierten Ansatz bleiben und für ihn
    eine Mehrheit in Ihrer Koalition finden, dann können Sie
    – wir bringen heute einen Gesetzentwurf ein – noch in die-
    sem Monat unsere Zustimmung bekommen und auf die-
    sem Feld der Gesundheitspolitik herrscht wieder Ruhe.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Das reicht aber nicht, und das, was Sie, Frau Schmidt, uns
    heute gesagt haben, reicht auch nicht, um die Probleme im
    Gesundheitswesen zu lösen. Was Sie vorgeschlagen ha-
    ben, ist Stückwerk. Wir werden in den nächsten Monaten
    nicht darum herumkommen, die deutsche Gesundheitspo-
    litik neu zu strukturieren. Wenn Sie unsere Gesundheits-
    reform nicht zurückgenommen hätten, dann hätten Sie

    viele Probleme, mit denen sie zurzeit zu kämpfen haben,
    nicht. Sie haben sich die Probleme selbst eingebrockt.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Niemand kann die Augen davor verschließen, dass uns

    die gleichen Probleme, die wir in Bezug auf die Renten-
    versicherung haben, auch in Bezug auf die Krankenversi-
    cherung bewegen: der Altersaufbau der Bevölkerung,
    immer weniger Beitragszahler und immer mehr Leis-
    tungsempfänger. Diese Probleme schlagen in der Kran-
    kenversicherung viel dynamischer durch.


    (Ulf Fink [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

    Die Beitragsdynamik wird dort mittel- und langfristig
    stärker als in der Rentenversicherung sein. Während im
    Hinblick auf die Rentenversicherung jetzt Gott sei Dank
    Konsens über die Handlungsnotwendigkeit und die Hand-
    lungsrichtung besteht, fehlt ein solcher Konsens noch im
    Hinblick auf die Krankenversicherung.


    (Dr. Dieter Thomae [F.D.P.]: In Bezug auf die Pflegeversicherung genauso!)


    Bei den älteren Mitbürgerinnen und Mitbürgern – das
    ist kein Vorwurf, nur ein Befund – liegt der Aufwand für
    die medizinische und die pflegerische Betreuung um
    80 Prozent höher als bei den Erwerbstätigen. 6 956 DM
    fallen für einen älteren Menschen im Durchschnitt an. Das
    soll auch so bleiben; denn darin besteht die Solidarität
    zwischen Jung und Alt. 3 706 DM fallen im Durchschnitt
    für jemanden an, der im erwerbsfähigen Alter ist. Der
    Aufwand für einen älteren Menschen liegt also um
    80 Prozent höher. Da die Anzahl der Beitragszahler immer
    geringer und die der Leistungsempfänger immer höher
    wird, stehen wir im Gesundheitswesen vor einer riesigen
    Herausforderung, die größer als die im Bereich der Ren-
    tenversicherung ist. Sie dürfen nicht erst handeln, wenn
    die Katastrophe eingetreten ist.


    (Dr. Dieter Thomae [F.D.P.]: In zwei Jahren!)

    Sie müssen jetzt handeln, damit die Katastrophe vermie-
    den wird.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Wir alle wissen, dass die Rentner – das soll auch so

    bleiben – nur halb so hohe Beiträge wie die Erwerbstäti-
    gen zahlen, weil ihre Bemessungsgrundlage niedriger ist.
    Dazu kommen die Kosten des medizinischen Fort-
    schritts der, ethisch angewandt, ein Segen für die
    Menschheit ist. Diese Kosten werden auch in Zukunft
    stärker als die Einnahmen der Krankenkassen steigen.
    Beides zusammen, die Demographie unseres Volkes und
    den medizinischen Fortschritt, bezeichne ich als das
    Ozonloch unseres Gesundheitswesens. Wir stehen vor ei-
    ner riesigen langfristigen Herausforderung, auf die in der
    Gegenwart, also kurzfristig reagiert werden muss.


    (Dr. Dieter Thomae [F.D.P.]: Höchste Zeit!)

    Wer jetzt nicht handelt, Frau Schmidt, der kommt um

    krasse Einschnitte in das Leistungsangebot des deutschen
    Gesundheitswesens nicht herum. Das wollen wir vermei-
    den. Rechtzeitiges Handeln bedeutet Prävention gegen
    unsoziale und krasse Leistungseinschnitte.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)





    Horst Seehofer

    14841


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Wir nennen Ihnen hier die drei wesentlichen Elemente
    unserer Reformvorstellungen. Der Patient mit seinen Be-
    dürfnissen muss endlich in den Mittelpunkt des Handelns
    gestellt werden. Mit dem ökonomischen Diktat im Ge-
    sundheitswesen muss Schluss sein. Der kranke Mensch
    mit seinen Bedürfnissen muss ins Blickfeld rücken.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.)


    Um das zu gewährleisten, brauchen wir erstens in die-
    ser Dunkelkammer – so bezeichne ich das deutsche Ge-
    sundheitswesen – mehr Transparenz hinsichtlich Kosten
    und Qualität.


    (Dr. Dieter Thomae [F.D.P.]: So ist es!)

    Es ist höchste Zeit – so stand es schon im Gesetz –, dass
    die Menschen über das, was geleistet wurde, und darüber,
    wie es abgerechnet wurde, endlich eine Information er-
    halten, auch eine Information über die Qualität der er-
    brachten Leistung.


    (Dr. Dieter Thomae [F.D.P.]: So ist es!)

    Nur ein informierter Bürger ist ein mündiger Bürger. Es
    ist ganz wichtig, dass wir das realisieren.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Zweitens. Wir brauchen einen Wettbewerb um die

    bestmögliche Qualität und die bestmögliche medizinische
    Versorgungsform. Muss denn alles kartellartig auf der
    Seite der Krankenkassen und zunftartig auf der Seite der
    Ärzte und anderer in Deutschland organisiert sein? Muss
    alles oder jedenfalls das meiste einheitlich organisiert
    sein? Können wir uns nicht endlich einmal wieder auf ein
    bewährtes Regulativ der sozialen Marktwirtschaft besin-
    nen, indem wir Pluralität und Wettbewerb im deutschen
    Gesundheitswesen zulassen?


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Verschiedene Versorgungsangebote und verschiedene

    medizinische Methoden sollen miteinander konkurrieren.
    Dann sollen nicht Funktionäre oder Ministerialbeamte,
    sondern die Bürger entscheiden, welches Versorgungs-
    angebot und welche medizinische Versorgungsform sie
    wollen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    Im Gesundheitswesen gibt es ein Kartell und gibt es
    Zünfte. Die Argumentation von allen, die versucht haben,
    dieses System ein wenig aufzubrechen – auch ich gehöre
    dazu –, ist mehr oder weniger zertrümmert worden. Man
    wurde als Sozialräuber, als jemand, der Sozialabbau be-
    treibt, beschimpft. Wenn wir nicht mehr geordneten Wett-
    bewerb im Gesundheitswesen zulassen, werden wir aber
    in Zukunft kein erstklassiges Gesundheitssystem mehr
    gewährleisten können.

    Drittens. Was spricht denn eigentlich dagegen, dass wir
    den mündigen Bürgern etwas mehr Wahlfreiheit auch
    beim Leistungskatalog geben? Wie haben Sie solche Vor-
    haben beim Zahnersatz bekämpft! Der Bürger kann doch
    zum Beispiel entscheiden, ob er 10 oder 12 Prozent Kran-
    kenversicherungsbeitrag bezahlen will, wenn er dafür im
    Falle eines Falles eine Bagatellrechnung selber bezahlt.

    Wenn er das nicht will, dann kommt auf ihn eben eine
    höhere Dauerbelastung zu. Warum soll das ein Bürger
    nicht wollen und können?


    (Wolfgang Lohmann [Lüdenscheid] [CDU/CSU]: Und dürfen!)


    Alles trauen wir dem Bürger zu, wenn wir mit schönen
    Worten Sonntagsreden halten. Nein, übertragen wir ihm
    diese Verantwortung einmal in der Realität! Die Schwei-
    zer, die Franzosen, alle anderen haben das gemacht, nur
    wir in Deutschland glauben, dass wir dem Bürger diese
    Wahlfreiheit nicht zumuten können. Mehr Wahlfreiheit
    beim Leistungskatalog!


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. sowie des Abg. Oswald Metzger [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


    Natürlich muss dann ein Kernbereich festgelegt werden,
    der solidarisch finanziert wird, denn sonst würden Junge
    und Gesunde sich zu der Entscheidung durchringen, sich
    erst in 30 Jahren zu versichern. Dann würden die Solidar-
    beiträge für die Kranken und die Älteren fehlen. In einer
    bestimmten Bandbreite aber wollen die Leute mehr Aus-
    wahlrechte bezüglich des zu wählenden Leistungs-
    kataloges. Geben wir sie ihnen!

    Ich bin der tiefen Überzeugung, dass, nachdem wir in
    den letzten 20 Jahren mit zweifelhaftem Erfolg im Ge-
    sundheitssystem fast alles ausprobiert haben, diese drei
    Elemente – Transparenz,


    (Klaus Kirschner [SPD]: Jawohl, Transparenzgesetz!)


    geordneter Wettbewerb und Wahlfreiheit – für Qualität
    und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen mehr bewir-
    ken als jede staatliche Reglementierung. Deshalb müssen
    wir diese drei Dinge umsetzen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Klaus Kirschner [SPD]: Warum haben Sie das Transparenzgesetz abgelehnt? – Regina Schmidt-Zadel [SPD]: Das haben Sie doch abgelehnt, Herr Seehofer!)


    Frau Schmidt, ich nehme es Ihnen ab, dass Sie sich um
    inhaltliche Signale bemühen und das Gesprächsangebot
    ernst meinen. In einer Demokratie gewinnen jedoch auch
    noch so schöne Worte Überzeugungskraft erst durch täti-
    gen Einsatz. An der Tat werden wir Sie messen. Ihre Ver-
    suche, mal zu diesem, mal zu jenem Thema ein Gespräch
    zu führen, sind ehrenwert. Ich will Sie aber einmal darauf
    hinweisen, dass es sich 1992 anders verhielt: Die da-
    malige Regierung hatte einen Gesetzentwurf vorgelegt.


    (Zuruf von der CDU/CSU: So war das!)

    Auf der Grundlage dieses Gesetzentwurfes haben wir uns
    nach Lahnstein in Klausur begeben und parteiübergrei-
    fende Gespräche geführt. Deshalb sage ich Ihnen auch für
    meine Fraktion: Wir sind immer zu Gesprächen bereit; es
    muss aber bitte vorher klargestellt werden, dass die Re-
    gierung regieren wollte. Also soll sie regieren,


    (Zuruf von der SPD: Wir regieren auch!)





    Horst Seehofer
    14842


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    und deshalb soll sie zuallererst einmal ein Konzept vorle-
    gen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P.)


    Dann werden wir auf der Grundlage dieses Konzeptes
    prüfen, ob Gespräche Sinn machen oder nicht. Ich kann
    Ihnen alle Protokolle und alles, was ich mir persönlich zu
    Lahnstein aufgezeichnet habe, überreichen. Wir haben da-
    mals die Orientierung vorgegeben, ein Konzept vorgelegt
    und dann die Opposition zu einem Gespräch eingeladen.
    Machen Sie es so wie wir! Ohne Konzept wird es kein Ge-
    spräch geben. Sorgen Sie erst einmal für Ihre Vorstellun-
    gen und für die des Bundeskanzlers, die im „Stern“ ver-
    öffentlicht wurden, bei Ihrer eigenen Regierungskoalition
    für die nötigen Mehrheiten!


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der F.D.P. – Wolfgang Zöller [CDU/ CSU]: Jetzt sagt sie die Gespräche ab!)


    Frau Schmidt, noch ein Letztes. Es geht natürlich nicht,
    dass man jetzt Ankündigungen macht und sagt: Die not-
    wendige Reform machen wir nach der Wahl. – Wir legen
    schon Wert darauf, dass Sie den Menschen vor der Bun-
    destagswahl reinen Wein einschenken


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)

    und dass Sie jetzt mit der strukturellen Umgestaltung
    des deutschen Gesundheitswesens beginnen. Wer dem
    Gesundheitswesen jetzt die Umgestaltung verweigert, der
    verweigert den Menschen ein Stück Zukunftssicherheit.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.)