Rede:
ID1415009800

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 11
    1. hat: 2
    2. Alsnächster: 1
    3. Redner: 1
    4. der: 1
    5. Kollege: 1
    6. Wolfgang: 1
    7. Börnsen: 1
    8. vonder: 1
    9. CDU/CSU-Fraktion: 1
    10. das: 1
    11. Wort.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . 14671 A Tagesordnungspunkt 14: Abgabe einer Regierungserklärung: Die Bundeswehr der Zukunft, Feinauspla- nung und Stationierung . . . . . . . . . . . . . 14671 A Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg 14671 B Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 14676 B Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14680 B Gernot Erler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14680 D Günther Friedrich Nolting F.D.P. . . . . . . . . . . 14683 A Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14685 C Ulrich Adam CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 14687 A Gernot Erler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14687 C Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. . . . . . . . 14688 A Hannelore Rönsch (Wiesbaden) CDU/CSU 14688 C Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14689 B Wolfgang Gehrcke PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . 14689 D Peter Zumkley SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14691 C Wolfgang Dehnel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 14693 A Kurt J. Rossmanith CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 14693 C Peter Zumkley SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14694 B Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 14695 B Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P. . . . . 14695 C Georg Pfannenstein SPD . . . . . . . . . . . . . 14697 B Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14698 B Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . . 14699 D Wolfgang Börnsen (Bönstrup) CDU/CSU . . . 14700 C Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14701 A Ursula Mogg SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14701 D Paul Breuer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 14703 A Manfred Opel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14704 C Paul Breuer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 14706 C Tagesordnungspunkt 15: a) Große Anfrage der Abgeordneten Wolfgang Börnsen (Bönstrup), Gunnar Uldall, weiterer Abgeordneter und der Fraktion CDU/CSU: Die Ostsee- region – Chancen und Risiken einer Wachstumsregion von zunehmender weltweiter Bedeutung (Drucksachen 14/2293, 14/4460) . . . . . 14707 A b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Tech- nologie zu dem Antrag der Abgeordne- ten Wolfgang Börnsen (Bönstrup), Gunnar Uldall, weiterer Abgeordneter und der Fraktion CDU/CSU: Initiative zur Stärkung der Ostseeregion (Drucksachen 14/3293, 14/4573) . . . . . 14707 B c) Große Anfrage der Abgeordneten Jürgen Koppelin, Dr. Helmut Haussmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion F.D.P.: Ostsee-Politik der Bundes- regierung (Drucksachen 14/3424, 14/4026) . . . . 14707 B in Verbindung mit Plenarprotokoll 14/150 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 150. Sitzung Berlin, Freitag, den 9. Februar 2001 I n h a l t : Zusatztagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Franz Thönnes, Dr. Margrit Wetzel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion SPD sowie der Abgeord- neten Werner Schulz (Leipzig), Kerstin Müller (Köln), Rezzo Schlauch und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Die Entwicklung der Ostseeregion nach- haltig stärken (Drucksache 14/5226) . . . . . . . . . . . . . . . 14707 B Dr. Margrit Wetzel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 14707 C Wolfgang Börnsen (Bönstrup) CDU/CSU . . . 14708 C Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 14711 A Wolfgang Börnsen (Bönstrup) CDU/CSU 14712 C Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14714 C Rolf Kutzmutz PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14716 A Jürgen Koppelin F.D.P . . . . . . . . . . . . . . . . 14716 C Heide Simonis, Ministerpräsidentin (Schles- wig-Holstein) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14717 B Ulrich Adam CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 14719 B Franz Thönnes SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14720 D Dr. Christine Lucyga SPD . . . . . . . . . . . . . . . 14721 D Zusatztagesordnungspunkt 10: Beschlussempfehlung des Ausschusses nach Art. 77 des Grundgesetzes zu dem Fünf- zehnten Gesetz zur Änderung des Bun- deswahlgesetzes (Drucksachen 14/3764, 14/4265, 14/4647, 14/5238) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14723 A Zusatztagesordnungspunkt 11: Beschlussempfehlung des Ausschusses nach Art. 77 des Grundgesetzes zu dem Gesetz zur Bekämpfung gefährlicher Hunde (Drucksachen 14/4451, 14/4920, 14/5052, 14/5239) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14723 B Tagesordnungspunkt 16: a) Antrag der Abgeordneten Ulrich Heinrich, Ulrike Flach, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion F.D.P.: Innova- tionspotenzial moderner Technologien für mittelständische Pflanzenzüchter erhalten (Drucksache 14/2297) . . . . . . . . . . . . . 14723 C b) Große Anfrage der Abgeordneten Marita Sehn, Ulrich Heinrich, weiterer Abgeordneter und der Fraktion F.D.P.: Harmonisierung der Zulassungs- praxis von Pflanzenschutzmitteln auf europäischer Ebene (Drucksachen 14/3054, 14/4136) . . . . 14723 C c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirt- schaft und Forsten – zu dem Antrag der Fraktion CDU/CSU: Zulassung von Pflan- zenschutzmitteln auf nationaler und EU-Ebene beschleunigen – zu dem Antrag der Abgeordneten Marita Sehn, Ulrich Heinrich, weiterer Abgeordneter und der Fraktion F.D.P.: Wettbewerbsnachteile durch unter- schiedliche Zulassungspraxis von Pflanzenschutzmitteln in Europa zügig abbauen (Drucksachen 14/3096, 14/3298, 14/3713) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14723 C Ulrich Heinrich F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14723 D Heino Wiese (Hannover) SPD . . . . . . . . . . . . 14725 A Helmut Heiderich CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 14726 B Steffi Lemke BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14728 B Ulrich Heinrich F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . 14728 D Helmut Heiderich CDU/CSU . . . . . . . . . . 14729 B Eva Bulling-Schröter PDS . . . . . . . . . . . . . . 14730 B Gustav Herzog SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 14731 A Tagesordnungspunkt 17: Erste Beratung des von den Abgeordneten Gerda Hasselfeldt, Heinz Seiffert, weiteren Abgeordneten und der Fraktion CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Erhöhung des Trinkgeldfreibetrages (Drucksache 14/4938 [neu]) . . . . . . . . . . . 14732 A in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 9: Erste Beratung des von den Abgeordneten Ernst Burgbacher, Gerhard Schüßler, wei- teren Abgeordneten und der Fraktion F.D.P. eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Einkommensteuergeset- zes (Abschaffung der Trinkgeldbesteue- rung) (Drucksache 14/5233) . . . . . . . . . . . . . . . 14732 B Klaus Brähmig CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 14732 C Simone Violka SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14734 B Klaus Brähmig CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 14735 A Ernst Burgbacher F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . 14737 A Christine Scheel BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14738 B Dr. Barbara Höll PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14739 C Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Februar 2001II Tagesordnungspunkt 19: Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Klaus Grehn, Petra Bläss, weiterer Abgeordneter und der Fraktion PDS: Aufhebung des Asylbewerberleistungsgesetzes (Drucksachen 14/3381, 14/4695) . . . . . . . 14740 A Brigitte Lange SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14740 B Dr. Barbara Höll PDS . . . . . . . . . . . . . . . . 14740 D Karl-Josef Laumann CDU/CSU . . . . . . . . . . 14743 B Marieluise Beck (Bremen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14744 B Dr. Heinrich L. Kolb F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . 14745 B Pia Maier PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14746 B Marieluise Beck (Bremen) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14747 A Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14747 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . . 14749 A Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Berichts: Aufhebung des Asylbewerber- leistungsgesetzes (Tagesordnungspunkt 19) Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU . . . . . 14749 D Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Februar 2001 III Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Februar 2001
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Februar 2001 14747 (C)(A) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Februar 2001 14749 (C) (D) (A) (B) Dr. Bartsch, Dietmar PDS 09.02.2001 Dr. Bauer, Wolf CDU/CSU 09.02.2001 Behrendt, Wolfgang SPD 09.02.2001* Dr. Berg, Axel SPD 09.02.2001 Bierling, Hans-Dirk CDU/CSU 09.02.2001 Dr. Blüm, Norbert CDU/CSU 09.02.2001 Bohl, Friedrich CDU/CSU 09.02.2001 Dr. Böhmer, Maria CDU/CSU 09.02.2001 Bosbach, Wolfgang CDU/CSU 09.02.2001 Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 09.02.2001* Carstensen (Nordstrand), CDU/CSU 09.02.2001 Peter H. Dr. Däubler-Gmelin, SPD 09.02.2001 Herta Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 09.02.2001 Fograscher, Gabriele SPD 09.02.2001 Formanski, Norbert SPD 09.02.2001 Friedhoff, Paul K. F.D.P. 09.02.2001 Friedrich (Altenburg), SPD 09.02.2001 Peter Dr. Fuchs, Ruth PDS 09.02.2001 Dr. Gerhardt, Wolfgang F.D.P. 09.02.2001 Gloser, Günter SPD 09.02.2001 Göring-Eckardt, Katrin BÜNDNIS 90/ 09.02.2001 DIE GRÜNEN Hempelmann, Rolf SPD 09.02.2001 Henke, Hans Jochen CDU/CSU 09.02.2001 Heyne, Kristin BÜNDNIS 90/ 09.02.2001 DIE GRÜNEN Hilsberg, Stephan SPD 09.02.2001 Höfken, Ulrike BÜNDNIS 90/ 09.02.2001 DIE GRÜNEN Hollerith, Josef CDU/CSU 09.02.2001 Ibrügger, Lothar SPD 09.02.2001 Kampeter, Steffen CDU/CSU 09.02.2001 Klappert, Marianne SPD 09.02.2001 Labsch, Werner SPD 09.02.2001 Leidinger, Robert SPD 09.02.2001 Lohmann (Neubranden- SPD 09.02.2001 burg), Götz-Peter Mascher, Ulrike SPD 09.02.2001 Müller (Düsseldorf), SPD 09.02.2001 Michael Nolte, Claudia CDU/CSU 09.02.2001 Ost, Friedhelm CDU/CSU 09.02.2001 Otto (Frankfurt), F.D.P. 09.02.2001 Hans-Joachim Dr. Pfaff, Martin SPD 09.02.2001 Pieper, Cornelia F.D.P. 09.02.2001 Rühe, Volker CDU/CSU 09.02.2001 Dr. Schäfer, Hansjörg SPD 09.02.2001 Schauerte, Hartmut CDU/CSU 09.02.2001 Schily, Otto SPD 09.02.2001 Schmidt (Aachen), Ulla SPD 09.02.2001 Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 09.02.2001 Hans Peter Dr. Schuchardt, Erika CDU/CSU 09.02.2001 Schultz (Everswinkel), SPD 09.02.2001 Reinhard Sebastian, Wilhelm-Josef CDU/CSU 09.02.2001 Dr. Spielmann, Margrit SPD 09.02.2001 Thiele, Carl-Ludwig F.D.P. 09.02.2001 Tröscher, Adelheid SPD 09.02.2001 Türk, Jürgen F.D.P. 09.02.2001 Uldall, Gunnar CDU/CSU 09.02.2001 Vogt (Pforzheim), Ute SPD 09.02.2001 Dr. Waigel, Theodor CDU/CSU 09.02.2001 Dr. Westerwelle, Guido F.D.P. 09.02.2001 Wohlleben, Verena SPD 09.02.2001 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zurBeratung des Berichts: Aufhebung des Asylbe- werberleistungsgesetzes (Tagesordnungspunkt 19) Peter Weiß (Emmendingen)(CDU/CSU): Im Jahre 1993 hat der Deutsche Bundestag das Asylbewerberleis- tungsgesetz beschlossen, mit welchem die Leistungen für entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Asylsuchende und andere Ausländerinnen und Ausländer ohne dauerhaftes Aufenthaltsrecht aus dem Bundessozial- hilfegesetz (BSHG) herausgelöst und in einem eigenstän- digen Gesetz geregelt wurden. Die Gründe, die zum da- maligen Asylkompromiss und zur Schaffung dieses neuen Gesetzes führten, haben weiterhin Geltung. Der im Jahr 1992 zustande gekommene Asylkompro- miss beinhaltete, außerhalb des Bundessozialhilfegeset- zes deutlich abgesenkte Leistungen für Asylbewerber ei- genständig zu regeln und den Vorrang von Sachleistungen festzulegen. Dadurch sollte der Anreiz für nicht politisch Verfolgte reduziert werden, Asyl in Deutschland zu su- chen. Die dringende Notwendigkeit für dieses neue Gesetz ergab sich vor allem aus der Zunahme der Tätigkeit kri- mineller, gut organisierter und international tätiger Schlepperorganisationen. Die Not wie die Zukunftshoff- nungen vieler Menschen, die aus ihrer angestammten Hei- mat auswandern oder fliehen wollen, wird bis zum heuti- gen Tag in schamloser Weise von Organisationen ausgenutzt, die eine der verwerflichsten Formen des mo- dernen Menschenhandels betreiben. Deshalb sollte mit dem neuen Gesetz das Risiko reduziert werden, dass Geldleistungen des Bundessozialhilfegesetzes letztlich zur Bezahlung dieser Schlepperorganisationen und ihrer kriminellen Hintermänner verwendet werden. Deshalb war und ist das Asylbewerberleistungsgesetz kein Gesetz, das sich etwa gegen die Asylsuchenden wendet, sondern zuallererst ein Gesetz, das den kriminellen Machenschaf- ten der Schlepperorganisationen das Handwerk legt. Diese Organisationen knöpfen Asylsuchenden das Geld ab, das eigentlich für den Lebensunterhalt dieser Men- schen gedacht ist. Dieses Programm besteht mit gleicher Dringlichkeit auch heute fort. Wegen des nur vorübergehenden Aufenthaltes der Asylbewerber in der Bundesrepublik Deutschland konn- ten mit dem Asylbewerberleistungsgesetz die Leistungen zur Absicherung des Lebensunterhaltes geringer festge- setzt werden als die vergleichbaren Regelsätze des Bun- dessozialhilfegesetzes, da Integrationsleistungen zunächst nicht erforderlich sind. Dennoch sind die Leistungen exis- tenzsichernd angelegt. Die Reduzierung der Krankenhilfe und Krankenbehandlung auf das aus medizinischer Sicht unumgänglich Notwendige – vor allem die Behandlung von Akutkrankheiten und Schmerzzuständen – erfolgte ebenfalls wegen des nur vorübergehenden Aufenthalts der allermeisten Asylbewerber. Asylberechtigte erhalten dagegen vom Zeitpunkt der Anerkennung an die vollen Leistungen der Sozialhilfe wie auch die Inländer. Wer ein Bleiberecht in der Bundesrepublik erworben hat, der wird in keiner Weise gegenüber einem Inländer benach- teiligt. Auch die Gewährung von Sachleistungen ist so ange- legt, dass eine ausreichende Versorgung sichergestellt ist. So werden bei der Zuteilung von Lebensmitteln der unterschiedliche Bedarf von Kindern, Erwachsenen, Schwangeren etc. berücksichtigt. Die nach dem Asylbe- werberleistungsgesetz vorgesehene medizinische Versor- gung leistet das, was während eines nur vorübergehenden Aufenthaltes notwendig ist. Werdende Mütter und Wöch- nerinnen erhalten uneingeschränkte medizinische Hilfe. Dies zeigt, dass auch die Begründung des PDS-Antrags schlichtweg an der Realität vorbeigeht bzw. diese leugnet. Das Asylbewerberleistungsgesetz ist in keiner Weise in- human. Weiterhin bestehen also die guten und sachlich zu rechtfertigenden Gründe dafür, das Asylbewerberleis- tungsgesetz beizubehalten und damit für Asylbewerber andere Leistungen vorzusehen, als jene, die für Bezieher von Sozialhilfe gelten. Zielsetzung der Politik muss viel- mehr sein, dass über den Status eines Asylbewerbers möglichst schneller entschieden wird. Denn sobald die Statusfragen geklärt sind, können Bleibeberechtigte die vollen Leistungen des Bundessozialhilfegesetzes erhal- ten und regelt sich auch die Frage des Arbeitsmarktzu- gangs. Für uns gilt weiterhin: Wer als Asylsuchender zu uns kommt, erhält das Lebensnotwendige. Wer ein Bleibe- recht erworben hat, erhält auch die vollen Leistungen zur Integration in unserer Gesellschaft. Und wer nur ab- zocken und andere Menschen ausbeuten will, dem schie- ben wir einen Riegel vor. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 150. Sitzung. Berlin, Freitag, den 9. Februar 200114750 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Margrit Wetzel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Liebe Kol-
    leginnen und Kollegen! Wir führen heute eine Debatte
    über die Ostseeregion. Ich denke, es ist wichtig, zunächst
    einen Schwerpunkt bei der wirtschaftlichen Entwicklung
    zu setzen. Handel und wirtschaftliche Entwicklung sind
    nämlich eine der wichtigsten Grundlagen auch für Frie-
    den und Sicherheit, für soziale und kulturelle Achtung so-
    wie für politische Stabilität. Deutschland ist für einige
    Länder der wichtigste Handelspartner im Netzwerk der
    Ostseeanrainerländer. Damit sind wir auch Motor in den
    anderen uns verbindenden Sektoren; denn in Länder, mit
    denen wir handeln, reisen wir. Das fördert nicht nur den
    beidseitigen Tourismus mit seinen positiven wirtschaftli-
    chen Begleiterscheinungen, sondern auch das Verstehen
    der vielfältigen Kulturen und Sprachen, die sich rund um
    die Ostsee begegnen. Frieden und Sicherheit, kulturelle
    Beziehungen und soziale Entwicklung aber sind wesent-
    liche Voraussetzungen für die Verfestigung der regionalen
    Identität, die wir gemeinsam als Wachstumsregion Ostsee
    entwickeln wollen.

    Es geht, liebe Kolleginnen und Kollegen von der
    CDU/CSU – ich darf in diesem Zusammenhang an die
    Einbringung Ihrer Große Anfrage erinnern –, nicht um
    eine deutsche Strategie für die Ostseeregion, sondern
    darum, gemeinsam in guter Kooperation eine europäische
    Politik der aktiven Gestaltung des Nordens mit unseren
    Partnerländern voranzutreiben. Das ist es, wozu unsere
    Regierung den Vorsitz im Ostseerat aktiv nutzt; das ist es,
    woran die nördlichen Bundesländer – Frau Simonis wird
    uns noch Beispiele dafür geben – in täglicher Praxis ar-
    beiten. Wir wollen die Ostsee selbst als das pulsierende
    Herz der Region begreifen.

    Lebensader der Wirtschaft sind die Verkehrswege.Die
    Straßenverbindungen sind durch die großen Brücken-
    bauwerke erheblich verbessert worden. Aber wir
    brauchen Straßen und vor allem Schienenwege rund um
    die ganze Ostsee als leistungsfähiges Verkehrsnetz, das
    die Schnitt- und Umschlagsstellen der Ostseehäfen
    verbindet und schnelle Anschlüsse der Verkehrswege ins
    Hinterland ermöglicht. Übrigens nicht nur das Hinterland,
    auch der Nord-Ostsee-Kanal verdient hier Erwähnung, ist
    er doch schließlich eine der Hauptschlagadern des Han-
    dels zwischen der Ostseeregion und Übersee.

    Die Ostsee hat nichts Trennendes mehr. Sie ist ein
    verbindendes Meer, das der ökologisch unbedenklichste
    und sicherste Verkehrsweg überhaupt ist. Für Handel und
    Tourismus quer über die Ostsee und an den Küsten sind
    und bleiben die Schiffe mit ihren vielfältigen Mög-
    lichkeiten des Massentransports, der Spezialtransporte,




    Manfred Opel

    14707


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    der High-Speed-Beförderung, der Fähren, aber auch der
    komfortablen Kreuzfahrt im touristischen Bereich un-
    verzichtbar. Deshalb sind wir froh darüber, dass die
    Regierung erfolgreich beim Einsatz für mehr Schiffs-
    sicherheit war. Wir unterstützen sie energisch darin, die
    weitere Förderung des europäischen Schiffbaus vo-
    ranzutreiben. Dies ist für die gesamten Ostseeanrainer-
    länder wichtig.

    Es läuft schon so viel anderes: beispielsweise der Aus-
    tausch von Studenten und die Kooperation von Forschungs-
    einrichtungen als Teil der Wissensgesellschaft. Im Zeital-
    ter der elektronischen Kommunikation geht es um
    internationale Kompatibilität von Geodaten und um die
    Erfassung hydrographischer Daten. Wir freuen uns über
    die Unterstützung der Institutionen der Wirtschaft beim
    Aufbau der kleinen und mittelständischen Unternehmen in
    Osteuropa und Kaliningrad.

    Aber das reicht noch nicht. Die Unternehmen der ver-
    schiedensten Ostseenationen können untereinander auch
    jungen Berufstätigen die Chance geben, für eine gewisse
    Zeit in den Nachbarländern zu arbeiten. Das erweitert
    ihren Horizont, fördert das Verständnis für verschiedene
    Kulturen, Arbeits- und Lebensweisen sowie für soziale
    Zusammenhänge und ist auch Inbegriff des lebenslangen
    Lernens.

    An der Stelle fällt mir ein: Haben wir uns eigentlich
    schon einmal über gemeinsame Frauenförderung in der
    Ostseeregion unterhalten? Ich glaube, nicht wirklich.


    (Jürgen Koppelin [F.D.P.]: Darauf warten wir!)

    – Schön, dass Sie darauf warten, Herr Koppelin; das habe
    ich mir gedacht.

    Die Ostseeregion bietet Chancen über Chancen. Wir
    sollten sie annehmen und täglich weiter ausbauen.

    Umweltschäden halten sich nicht an nationale Gren-
    zen. Hier bestehen ebenfalls Chancen, sie zu bewältigen.
    Ich denke, die Ostseeregion ist das beste Beispiel für ein
    echtes gemeinsames Küstenzonenmanagement – nicht
    so, wie es auf EU-Ebene diskutiert wird, sondern wirklich
    im Hinblick auf ein gemeinsames Verstehen und Be-
    greifen der Zusammenhänge von Natur-, Umwelt-,
    Küsten- und Klimaschutz.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Die Nutzung gemeinsam vorangebrachter umwelt-
    schützender Technologien, die auch den in ihrer wirt-
    schaftlichen und technischen Entwicklung hinterher-
    hinkenden Ländern sofort zur Verfügung stehen müssen,
    kann den Begriff der nachhaltigen wirtschaftlichen Ent-
    wicklung zur Leitidee der großen europäischen Wachs-
    tumsregion Ostsee machen, sozial, ökonomisch und öko-
    logisch stark.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Deshalb danken wir – wenn ich das an dieser Stelle
    sagen darf – Franz Thönnes als dem unheimlich aktiven
    Vorsitzenden der Deutsch-Skandinavischen Parlamen-

    tariergruppe für seine Aktivitäten in diesem Zusammen-
    hang.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Walter Hirche [F.D.P])

    eigentlich „unheimlich“?)

    Regierung und Koalitionsfraktionen sagen Ja zur
    Wachstumsregion Ostsee.

    Ich bedanke mich fürs Zuhören.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)




Rede von Dr. Hermann Otto Solms
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Als
nächster Redner hat der Kollege Wolfgang Börnsen von
der CDU/CSU-Fraktion hat das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Wolfgang Börnsen


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr
    Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich aner-
    kenne, dass heute, bei der dritten Debatte um die Ostsee-
    region, zum ersten Mal der Vorsitzende des Ostseerates,
    der Außenminister, persönlich anwesend ist. Ich habe
    zweimal seine Abwesenheit kritisiert und will deshalb
    ausdrücklich anerkennen, dass er heute mit dabei ist, was
    mich aber nicht daran hindern wird, zu der bisherigen Ost-
    seepolitik kritisch Stellung zu nehmen.


    (Walter Hirche [F.D.P.]: Dann kann er es ja hören! Das ist gut!)


    – Das ist prima; er wird auch darauf antworten.
    Die augenblickliche Ostseepolitik gleicht, ob man will

    oder nicht – wir kennen uns ja beide aus in dem Bereich,
    Franz Thönnes –, eher einem kastrierten Kater: Der wird
    immer dicker und was ihm fehlt, ist die Potenz.


    (Heiterkeit bei der CDU/CSU)

    Seit dem 1. Juni 2000 hat Deutschland die Präsi-

    dentschaft im Ostseerat. Ich wünschte, ich könnte sagen,
    Herr Außenminister, Sie hätten die Aufgabe mit Kraft und
    Kreativität angetreten.


    (Dr. Margrit Wetzel [SPD]: Hat er doch!)

    Aber Fehlanzeige. Es gibt keine Ostseekooperation mit
    einem Konzept.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Es gibt wenig Pläne, viel Lyrik und keine genaue Aus-
    richtung der Ostseepolitik.

    Jetzt, acht Monate später, kann man das feststellen. Die
    Administration hat gewollt, doch der politische Wille hat
    gefehlt. Es ist klargeworden, dass man keine Vision hat,
    diesen geteilten Musterraum in Europa in eine Vorzeige-
    region umzuwandeln.


    (Dr. Margrit Wetzel [SPD]: Das ist selektive Wahrnehmung!)


    Fünf Punkte hat Außenminister Fischer den Parlamen-
    tariern der 9. Ostseekonferenz in Malmö vortragen lassen.
    Er selber hat absagen müssen, war nicht anwesend – das
    erste Mal, dass der Vorsitzende des Ostseerates nicht an-




    Dr. Margrit Wetzel
    14708


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    wesend war. Das war ein Affront gegenüber elf Parla-
    menten. Darüber kann ich nicht lachen. Meine Freunde in
    Dänemark, Schweden und Norwegen haben das als aus-
    gesprochen unpassend empfunden. Deren Außenminister
    waren da.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Das wirtschaftliche Gefälle zwischen Ost und West, so

    hat er mitteilen lassen, wolle man abbauen. Das war die
    Ankündigung. Tatsächlich ist die Schere zwischen Reich
    und Arm im Ostseeraum weiter aufgegangen. Das Brut-
    toinlandsprodukt steigt im Westen und stagniert im Osten.
    In Lettland verdient ein Arbeitnehmer im Jahr durch-
    schnittlich 3 800 DM, in Finnland 40 000 DM. Das ist
    mehr als zehnmal so viel.


    (Franz Thönnes [SPD]: Das soll man in einem Jahr im Ostseerat ändern? Das ist ja toll!)


    Das bedeutet, dass wir mit der Wirtschaftsförderung im
    Osten ansetzen müssen. Es gibt von uns kein Direktpro-
    gramm zur Förderung des Ostseeraumes. Schweden inves-
    tiert dafür 1 Milliarde DM im Jahr.


    (Franz Thönnes [SPD]: Die haben auch nicht so viele Haushaltsschulden!)


    Bei uns: Fehlanzeige. In der Antwort auf unsere Große An-
    frage sagt die Bundesregierung sogar, sie erwäge derzeit
    nicht, ein eigenes Regionalprogramm für die Ostseeko-
    operation aufzulegen. Franz Thönnes, Sie und viele andere
    haben das gewollt und gewünscht. Wir sind Haupt-
    handelspartner aller Länder. Aber um es auch in Zukunft
    zu bleiben, wird derzeit nichts getan. Das ist kurzsichtig.


    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Richtig!)

    Die überwiegende Zahl der Programme zur Stärkung

    der jungen Demokratien in diesem Raum – von INTER-
    REG bis TACIS – kommt aus Brüssel, nicht aus Deutsch-
    land. Aber die östlichen Ostseeanrainer kommen damit
    nicht aus. Wir müssen selbst etwas tun.

    Aber es geht nicht nur um die finanzielle Förderung.
    Wir sind leider auch bei der strukturellen Förderung
    passiv. Der Ausbau der Verkehrswege rund um die Ostsee
    stagniert: bei der Straße, bei der Schiene, beim
    Flugverkehr. Dies gilt auch für unsere gemeinsame
    Forderung, mehr Verkehr von der Straße auf das Wasser
    zu bringen, „From Road to Sea“ umzusetzen.


    (Dr. Margrit Wetzel [SPD]: Machen wir doch!)

    Bei der Fehmarnbelt-Querung gilt das Gleiche. Unser

    nördlicher Nachbar Dänemark schafft in einem Jahrzehnt
    den Bau zweier großer Brückenprojekte, über den Großen
    Belt und über den Oeresund. Wir schaffen Sprechblasen.


    (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Hört! Hört! – Christian Sterzing (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Thönnes [SPD]: Was habt ihr in 16 Jahren ge-
    macht? Wo sind die Brücken der 16 Jahre? –
    Lothar Mark [SPD]: Sag mir, wo die Brücken
    sind, wo sind sie geblieben? – Dr. Uwe Küster
    [SPD]: Seid still, er muss doch sein Programm
    abspulen!)

    Von der jetzigen Regierung ist nicht einmal die
    Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplans in die Tat
    umgesetzt worden und es kommt auch nicht dazu. Der
    Bundesverkehrswegeplan wäre wirtschaftlich und
    rechtlich notwendig und international geboten. Der Plan
    wird bis nach der Bundestagswahl ausgesetzt und damit
    herrscht auch Stillstand bei dringenden Strukturmaßnah-
    men für die Ostseeregion. Oder wird es noch zu einem
    Bundesverkehrswegeplan kommen? Alle Informationen
    sagen: Nein. Stillstand herrscht in der Ostseeregion hin-
    sichtlich dringender Strukturmaßnahmen. Das ist das
    eigentliche Problem.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ein weiteres Beispiel für eine Ostseepolitik im Rück-

    wärtsgang ist, Herr Außenminister – auch wenn Sie sich
    darüber amüsieren –, Ihr Programm „Zwei Stunden in
    2000“, das Sie zur Grenzabfertigung aufgelegt haben.
    Damit soll die Grenzproblematik – an den östlichen
    Grenzen gibt es lange Staus – gelöst werden. Was hat
    man jetzt gemacht? Das Programm ist geblieben, aber
    statt „Zwei Stunden in 2000“ hat man es nunmehr „Zwei
    Stunden in 2001“ genannt. Es wurde zwar das Datum
    geändert, damit aber nicht die Bürokratie bei der Grenz-
    abfertigung abgebaut. 40 Stunden stehen Brummis an
    der Grenze.


    (Lothar Mark [SPD]: Das haben wir so übernommen!)


    Das ist für Menschen und Wirtschaft eine Zumutung.
    Nicht das Datum ist zu ändern, sondern die Grenzbüro-
    kratie gilt es abzubauen. Da ist mehr zu tun, als nur da-
    rüber zu reden.


    (Lothar Mark [SPD]: Ja, das tun wir!)

    Ich spreche in diesem Zusammenhang auch die Hilfs-

    organisationen an. Viele, die hier sitzen, sind selbst en-
    gagiert, den baltischen Staaten wirklich Hilfe zukommen
    zu lassen. Weder Kirchen noch Jugendverbände haben
    zurzeit Chancen, ihre Hilfsgüter über die Ostsee zu brin-
    gen. Es wird ihnen immer schwerer gemacht, die Büro-
    kratie zu überwinden.


    (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das stimmt!)


    Damit wird Hilfsbereitschaft unterbunden. Wir appellie-
    ren, das Gegenteil umzusetzen, nämlich die gute Tat Tau-
    sender von Menschen zu fördern, damit Hilfsmaßnah-
    men auch an ihrem Ziel ankommen.

    Gut 160Milliarden DM umfasst der durchschnittliche
    jährliche Handel Deutschlands mit dem Ostseeraum. Er
    hat den gleichen Umfang wie der Handel mit den Ver-
    einigten Staaten und Japan zusammen. Dies ist ein
    Riesenpotenzial.


    (Franz Thönnes [SPD]: Dann kann es ja mit den Grenzen nicht so schlimm sein!)


    Das Entwicklungspotenzial wird von den Experten für
    die nächsten zehn Jahre auf 100 Prozent bis 250 Prozent
    geschätzt. Das heißt, es ergeben sich große Chancen für
    Betriebe in unserem Land und damit auch für unsere
    Arbeitsplätze.




    Wolfgang Börnsen (Bönstrup)


    14709


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)



    (Dr. Margrit Wetzel [SPD]: Ich denke, es ist alles so schlimm! Was denn nun? Das ist doch ein Widerspruch! Sollen wir denn mehr als 250 Prozent erreichen?)


    Deutschland muss als Drehscheibe zwischen Nordost-
    und Mitteleuropa eine aktive Rolle in der Ostseeinfra-
    strukturpolitik einnehmen. Ich will Ihnen zeigen, wie ak-
    tiv Ihre Rolle dagegen ist: Sie lassen es zu, dass ein Güter-
    transport per Bahn von Kopenhagen nach Berlin
    18 Stunden und per LKW 8,5 Stunden dauert.


    (Lothar Mark [SPD]: Wie lange hat es vorher gedauert? – Franz Thönnes [SPD]: Wer war eigentlich für die Bahn verantwortlich?)


    Das ist ökonomisch und ökologisch unvertretbar. Da muss
    man ansetzen. Sie wollten das umsetzen, haben das bisher
    aber nicht erreicht.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Anerkennung sollte man den IHK rund um die Ostsee

    zollen,

    (Franz Thönnes [SPD]: Den Gewerkschaften auch!)

    die in Eigeninitiative einen Wirtschaftsring um die Ostsee
    errichten. Die IHK Kiel ist wesentlicher Motor im Rah-
    men dieser Initiative.

    Der Außenminister hat versprechen lassen, die Wis-
    sensgesellschaft in der Ostseeregion zu stärken. Es hat in
    den letzten acht Monaten keine wirkliche Initiative dazu
    gegeben. Nicht einmal die Eurofakultät in Kaliningrad ist
    zu nennen, deren Grundstock bereits 1992 gelegt worden
    ist. Nein, wir fordern eine wirkliche Bildungsoffensive
    für den Ostseeraum, für die Universitäten im Ostseeraum.
    Dort gibt es über 100 Hochschuleinrichtungen, deren Ver-
    netzung ebenso notwendig ist wie ein Ostseehoch-
    schulgipfel. Die Anerkennung von privaten Initiativen
    wie der Professor-Petersen-Stiftung, die junge Wis-
    senschaftler in die Lage versetzen, im Ostseeraum aktiv
    zu sein, ist wichtig.

    Der Außenminister hat im Ostseerat versprechen
    lassen, die Ostseeländer zu stärken. Er hat auf der Kon-
    ferenz mitteilen lassen, er hoffe, dass der EU-Beitritt der
    ersten Gruppe der Kandidaten am 1. Januar 2005 vollzo-
    gen werde. Das kann man wörtlich nachlesen. Er soll
    nicht hoffen, er soll handeln. Vielleicht wird er es heute
    korrigieren und sagen, wie er sich das Konzept für alle
    Ostseeanrainer vorstellt. Nach unserer Auffassung, Herr
    Außenminister, gehören die baltischen Staaten gemein-
    sam in die Europäische Union und nicht, wie es Ihr
    Vertreter gesagt hat, in unterschiedlichem Tempo. Wir
    sind auf jeden Fall dafür, dass die Ostseeländer gemein-
    sam Mitglieder der Europäischen Union werden.

    Sie haben mitteilen lassen, dass der Ostseeraum zu
    einer Modellregion der Nachhaltigkeit werden soll. In
    Ihrer Antwort auf unsere Große Anfrage steht das Gegen-
    teil. Die Ostsee ist leider fern davon, ein ökologischer
    Modellraum zu sein. Zunehmende Planktondichte, ein
    sinkendes Artenspektrum und hohe Schadstoff- und
    Nährstoffeinträge sind nur ein paar der Probleme, die in

    der Ostsee wieder mehr und nicht weniger werden. So
    steht es in der Antwort auf unsere Anfrage. Wir sind der
    Auffassung, dass man nicht von dem Ziel, eine saubere
    Ostsee zu erreichen, abrücken darf. Darum müssen wir
    uns gemeinsam bemühen.


    (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dafür sind wir auch!)


    Der Außenminister hat in Malmö versprechen lassen,
    dass es zu einer Stärkung der Zivilgesellschaft kommen
    wird. Er hat ausdrücklich betonen lassen, es müsse eine
    Beteiligung der Parlamente geben. Die Wirklichkeit
    sieht anders aus. Bis auf die jährliche Ostseeparlamen-
    tarierkonferenz gibt es für die 100 Parlamentarier aus elf
    Ländern wenig zu sagen im Ostseeraum. Während die Eu-
    ropäische Kommission am Tisch des Ostseerates sitzt, ist
    die Parlamentarierkonferenz ausgeklammert.

    Ich habe den Eindruck, dass es alle Beteiligten – dazu
    gehört auch Franz Thönnes –


    (Dr. Uwe Küster [SPD]: Loben Sie ihn mal!)

    für nötig halten, dass die Ostseekonferenz auch Sitz und
    Stimme im Ostseerat erhält. Wenn es nicht nach zehn Jah-
    ren zu einer Reform kommen kann, dann frage ich: Wann
    denn sonst? Es ist jetzt an der Zeit, das umzusetzen, was
    der Außenminister selbst wünscht.

    Die Regierung lässt sich bei der Ostseepolitik leider
    vertreten: in der Finanzierung durch Programme der Eu-
    ropäischen Union; ferner verlegt sie eine Reihe von Auf-
    gaben auf Nichtregierungsorganisationen, ohne selbst zu
    gestalten, und sie delegiert die Ostseearbeit mehr und
    mehr auf die norddeutschen Bundesländer.

    Die norddeutschen Bundesländer waren zwar schon
    immer aktiv – hier möchte ich den Kollegen Walter ganz
    besonders nennen –, doch die Kompetenz der Länder
    reicht nach unserer Verfassungslage dafür nicht aus.
    Schleswig-Holstein ist nun wirklich kein gleichberech-
    tigter Partner von Russland, Polen und Schweden. Die
    Bundesrepublik ist es. Deswegen ist es hier nicht möglich,
    Aufgaben zu delegieren. Es ist falsch, dass die Bun-
    desregierung außen- und wirtschaftspolitische Belange
    auf die Schultern der Bundesländer abwälzt. Das ist zwar
    vor Ort eine prima Sache, aber es geht nicht an, dass man
    die Aufgaben trennt.

    Die Ostseepolitik bleibt eine nationale Aufgabe. So
    wird sie von allen Ostseeanrainern praktiziert. Sie alle
    wissen, dass die existenziellen Herausforderungen wie
    Sicherheitspolitik, Ökologie, Demokratieförderung, Auf-
    bau von Verkehrsinfrastruktur, Bekämpfung organisierter
    Kriminalität und Menschen- und Minderheitenrechte für
    alle Staaten Themen sind, die von den nationalen
    Regierungen und ihren Parlamenten angepackt werden
    müssen, aber nicht von Landesregierungen.

    Auch der Sachverhalt, dass die Lebenserwartung in
    Skandinavien durchschnittlich bei 80 Jahren liegt – in
    Russland liegt sie bei 57–, muss uns einen Anstoß geben,
    darüber nachzudenken, weil dieser Unterschied auch
    Wanderungsbewegungen auslösen könnte. Wer das nicht
    will, muss zu einer aktiven Ostseepolitik kommen, muss
    dazu beitragen, dass die Probleme gerade bei den östli-




    Wolfgang Börnsen (Bönstrup)

    14710


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    chen Ostseeanrainern abgebaut werden, dass die jungen
    Demokratien gefördert werden.

    Die Bundesregierung ist dabei, der Ostseepolitik den
    Rang einer Regionalpolitik zuzuweisen.


    (Lothar Mark [SPD]: Nein! Das stimmt nicht! Ganz im Gegenteil!)


    Das geht nicht; sie darf nicht degradiert werden. Damit
    verfährt die rot-grüne Bundesregierung nach der Devise,
    Schecks auf eine Bank zu ziehen, bei der sie kein Konto
    hat.

    Danke.

    (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Christine Lucyga [SPD]: Anhaltender starker Beifall!)