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ID1413604400

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Begrüßung des schweizerischen Bundespräsi- denten und Vorstehers des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölke- rungsschutz und Sport, Herrn Bundesrat Adolf Ogi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13193 D Tagesordnungspunkt III (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001) (Drucksachen 14/4000, 14/4302) . . . . 13187 B b) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2000 bis 2004 (Drucksachen 14/4001, 14/4301, 14/4524) 13187 B Einzelplan 04 Bundeskanzler und Bundeskanzleramt (Drucksachen 14/4504, 14/4521) . . . . . . . 13187 B Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 13187 D Dr. Peter Struck SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13194 A Sylvia Bonitz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 13197 D Rainer Brüderle F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13199 A Kerstin Müller (Köln) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13204 B Roland Claus PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13210 C Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . 13214 B Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 13223 B Ludwig Stiegler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13231 A Matthias Berninger BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13231 C Sabine Kaspereit SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13233 D Günter Nooke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 13236 A Lothar Mark SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13238 B Dr. Norbert Lammert CDU/CSU . . . . . . . . . 13239 D Klaus Hagemann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13241 A Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 13242 A Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13242 C Einzelplan 05 Auswärtiges Amt (Drucksachen 14/4505, 14/4521) . . . . . . . 13245 A Karl Lamers CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 13245 A Uta Titze-Stecher SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 13247 C Dr. Werner Hoyer F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . 13251 B Rita Grießhaber BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13253 C Wolfgang Gehrcke PDS . . . . . . . . . . . . . . . . 13255 B Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 13256 D Ursula Heinen CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 13260 C Marion Caspers-Merk SPD . . . . . . . . . . . . . . 13262 A Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 13263 D Volkmar Schultz (Köln) SPD . . . . . . . . . . . . 13265 D Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 14/4513, 14/4521) . . . . . . . 13267 A Plenarprotokoll 14/136 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 136. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000 I n h a l t : Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 13267 C Volker Kröning SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13269 D Günther Friedrich Nolting F.D.P. . . . . . . . . . 13273 D Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13276 B Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . 13277 D Heidi Lippmann PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13278 D Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg . . 13280 C Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . 13281 B Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . 13283 C Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . 13284 C Helmut Rauber CDU/CSU . . . . . . . . . . . 13285 B Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . 13287 A Paul Breuer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 13287 B Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13290 B Helmut Rauber CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 13290 D Kurt J. Rossmanith CDU/CSU . . . . . . . . . . . 13291 B Namentliche Abstimmungen 13293 A, 13293 A, 13298 B Ergebnisse . . . . . . 13293 D, 13296 A, 13301 C Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (Drucksachen 14/4509, 14/4521) . . . . . . . 13298 B Dankward Buwitt CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 13298 D Manfred Hampel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13303 B Rainer Brüderle F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13306 D Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13308 D Dr. Christa Luft PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13310 D Dr. Werner Müller, Bundesminister BMWi . . 13312 B Dankward Buwitt CDU/CSU . . . . . . . . . 13314 C Ernst Hinsken CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 13316 A Gunnar Uldall CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 13316 D Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13319 B Max Straubinger CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 13320 C Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 14/4517, 14/4521) . . . . . . . 13322 C Dr. Christian Ruck CDU/CSU . . . . . . . . . . . 13322 D Dr. Emil Schnell SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13324 D Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU 13325 D Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . 13327 C Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13329 B Carsten Hübner PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13331 B Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13332 C Detlev von Larcher SPD . . . . . . . . . . . . . 13333 D Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU . . . . . . . . . 13335 B Dr. Uschi Eid BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13337 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13338 C Berichtigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13338 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 13339 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Be- schlussempfehlung des Haushaltsausschusses zum Entwurf eines Gesetzes über die Feststel- lung des Bundeshaushaltsplans für das Haus- haltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001); hier: Einzelplan 14 – Geschäftsbereich des Bundes- ministeriums der Verteidigung (Tagesordnungs- punkt III. 16) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13339 C Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Monika Knoche (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zur Abstimmung über die Beschlussem- pfehlung des Haushaltsausschusses zum Ent- wurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001); hier: Einzelplan 14 – Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung (Tagesordnungspunkt III. 16) 13340 C Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000 Klaus-Jürgen Hedrich 13338 (C) (D) (A) (B) Berichtigungen 133. Sitzung, Seite 12861 (D) zweiter Absatz, der zweite Satz ist wie folgt zu lesen: „Diese 3,5 Millionen DM sind insofern verstetigt, als sie einen Ver- trag zwischen zwei förderalen Institutionen – zwischen Bund und Land – betreffen und Personalkosten sind.“ 135. Sitzung, Seite 13152 (B) vierter Absatz, der erste Satz ist wie folgt zu lesen: „Deshalb habe ich Herrn Austermann im Ohr, der vorhin behauptet hat, wir würden im Interesse der Haushaltskonsolidierung keine Ausgaben- beschränkung vornehmen, keine Ausgabendisziplin üben.“ 135. Sitzung, Seite 13155 (D) erster Absatz, der erste Satz ist wie folgt zu lesen: „Also lassen Sie das doch mit der Leitgeschichte und bleiben Sie bes- ser bei Herrn Stoiber, der zu Recht auf Bayerisch gesagt hat: D’Leit brauch’n a Kultur.“ Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000 13339 (C) (D) (A) (B) Balt, Monika PDS 29.11.2000 Dr. Blüm, Norbert CDU/CSU 29.11.2000 Bühler (Bruchsal), CDU/CSU 29.11.2000* Klaus Burchardt, Ursula SPD 29.11.2000 Frankenhauser, Herbert CDU/CSU 29.11.2000 Frick, Gisela F.D.P. 29.11.2000 Friedhoff, Paul K. F.D.P. 29.11.2000 Hasselfeldt, Gerda CDU/CSU 29.11.2000 Heyne, Kristin BÜNDNIS 90/ 29.11.2000 DIE GRÜNEN Holetschek, Klaus CDU/CSU 29.11.2000 Dr. Kohl, Helmut CDU/CSU 29.11.2000 Kramme, Anette SPD 29.11.2000 Maaß (Wilhelmshaven), CDU/CSU 29.11.2000* Erich Müller (Berlin), PDS 29.11.2000 Manfred Pau, Petra PDS 29.11.2000 Reiche, Katherina CDU/CSU 29.11.2000 Schenk, Christina PDS 29.11.2000 Schewe-Gerigk, BÜNDNIS 90/ 29.11.2000 Irmingard DIE GRÜNEN von Schmude, Michael CDU/CSU 29.11.2000 Schulhoff, Wolfgang CDU/CSU 29.11.2000 Dr. Volmer, Ludger BÜNDNIS 90/ 29.11.2000 DIE GRÜNEN Wiese (Hannover), SPD 29.11.2000 Heino Wohlleben, Verena SPD 29.11.2000 Wülfing, Elke CDU/CSU 29.11.2000 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zum Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001); hier: Einzelplan 14 – Geschäftsbereich des Bun- desministeriums der Verteidigung (Tagesord- nungspunkt III. 16) Ich lehne den Verteidigungshaushalt ab. Das Parlament ist von der ihm zustehenden Beratung und Entscheidung über die Ausrichtung und Struktur einer reformierten Bundeswehr praktisch enteignet worden. Dieses vorde- mokratische Verfahren lässt mir als Abgeordnete im Deut- schen Bundestag lediglich die Möglichkeit, meine Kritik beim Etat zum Ausdruck zu bringen. Hierbei geht es zum einen darum, dass ich eher aus der Presse als aus den dafür zuständigen Gremien über Vor- haben der Privatisierung und Wirtschaftskooperation er- fahre, deren Implikationen im parlamentarischen Raum keiner oder jedenfalls keiner rechtzeitigen oder angemes- senen parlamentarischen Beurteilung unterworfen wer- den. Auch langfristige Verpflichtungen zum Beispiel ge- genüber den europäischen Partnern werden eingegangen, ohne dass über deren Inhalt und Umfang im Deutschen Bundestag befunden worden wäre. Hier zeichnen sich Ri- siken für einen erheblichen Aufwuchs des Verteidigungs- etats ab, was ich nachdrücklich ablehne. Ein solches Vor- gehen lässt sich weder mit meinem Selbstverständnis und meiner Verantwortung als Abgeordnete vereinbaren noch mit meinem Verständnis von der Würde des Parlaments. Zum anderen: Der in der Verfassung festgeschriebene Auftrag der Bundeswehr ist die Landesverteidigung. Wenn jetzt der Fokus auf „Bündnisverteidigung“ erwei- tert bzw. verlagert wird, bedeutet das statt einem Abbau der angriffsfähigen Verbände einen Ausbau der Krisenre- aktionskräfte. Die Armee wird auf Interventionsfähigkeit umgebaut – warum und für was? Auch der Kosovo-Krieg wäre nach offizieller Diktion unter „Bündnisverteidi- gung“ subsumiert worden, die aktuelle NATO-Strategie – übrigens genau wie die Bundeswehrstrukturreform zwar von tief greifender Bedeutung, aber ohne parlamen- tarische Befassung – geht von militärischen Präventiv- schlägen – zum Beispiel zur „Vermeidung von Flücht- lingströmen“ – aus. An ein UN-Mandat als Voraussetzung ist eine solche Intervention nicht gebunden. Auf der europäischen Ebene wird eine gemeinsame Truppe gebildet – ebenfalls wie die Bundeswehrstruk- turreform und die NATO-Strategie nicht einmal Gegen- stand von Beratungen, geschweige denn transparenter Entscheidung im Parlament! In wieweit dies zusätzliches Personal bedeutet, kann ich zurzeit nicht verifizieren, scheint mir aber gerade wegen der Notwendigkeit, bei Krisenreaktionskräften in regelmäßigen Abständen die Kräfte auszutauschen, sehr wahrscheinlich. Mit Sicher- heit bedeutet es zusätzliche Ausrüstung, damit ein Wei- terdrehen der Rüstungsspirale statt des überfälligen Ausstiegs. „Die Krisenreaktionstruppe soll durch um- fangreiche Lufttransport- und Logistik-Einheiten ergänzt werden. Die Truppe soll für Einsätze von über einem Jahr in bis zu 4 000 Kilometern Entfernung bereitstehen“ heißt es in einer Agenturmeldung vom 22. September 2000. Ei- nen so weit gestreckten Aktionsradius kann ich mit mei- nem Verständnis von Landesverteidigung nicht vereinba- ren und muss schon deshalb gegen ein solches Projekt erhebliche verfassungsrechtliche Bedenken geltend ma- chen. An der europäischen Truppe hat der Verteidigungsmi- nister eine erhebliche Beteiligung zugesagt, Deutschland würde nach bisherigem veröffentlichten Stand gar den Löwenanteil übernehmen. In der Öffentlichkeit führt das zu besorgten Äußerungen – „Spiegel“, 48/2000 –: „Bei künftigen Krisen in Europa werden die Amerikaner ‚Ger- mans to the front’ rufen, anstatt eigene Spezialkräfte zu schicken. Und EU-Partner werden die starken Deutschen bei militärischen Abenteuern gern und womöglich oft um Hilfe bitten. Eine Berliner Regierung, die zudem offensiv einen ständigen Sitz im Uno-Sicherheitsrat anstrebt, könnte kaum noch nein sagen.“ Das sind Parameter für eine deutsche Militärpolitik, die ich nicht mittragen kann und will. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Monika Knoche (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zum Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001); hier: Einzelplan 14 – Geschäftsbereich des Bun- desministeriums der Verteidigung (Tagesord- nungspunkt III. 16) Ich lehne den Verteidigungshaushalt ab. Das Parlament ist mit der Entscheidung über die Ausrichtung und Struk- tur einer reformierten Bundeswehr nicht befasst worden. Dieses Verfahren lässt mir als Abgeordnete im Deutschen Bundestag lediglich die Möglichkeit, meine Kritik beim Etat zum Ausdruck zu bringen. Hierbei geht es unter anderem darum, dass die Impli- kationen der Vorhaben der Privatisierung und Wirt- schaftskooperation im parlamentarischen Raum keiner oder jedenfalls keiner rechtzeitigen oder angemessenen parlamentarischen Beurteilung unterworfen werden. Auch langfristige Verpflichtungen zum Beispiel gegen- über den europäischen Partnern werden eingegangen, ohne dass über deren Inhalt und Umfang im Deutschen Bundestag befunden worden wäre. Hier zeichnen sich Ri- siken für einen erheblichen Aufwuchs des Verteidigungs- etats ab, was ich nachdrücklich ablehne. Ein solches Vor- gehen lässt sich weder mit meinem Selbstverständnis und meiner Verantwortung als Abgeordnete vereinbaren noch mit meinem Verständnis von der Aufgabe des Parlaments. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 200013340 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (PDS)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Frau Präsidentin! Liebe
    Kolleginnen und Kollegen! Mit Blick auf die Regie-
    rungsbank: liebe Grundwehrdienstleistende! Diese An-
    rede drängte sich mir förmlich auf, nachdem ich gelesen
    hatte, dass Staatsminister Naumann seine Zeit in der Re-
    gierung als „Grundwehrdienst“ bezeichnet hat. Er ließ al-
    lerdings offen, wer in der Regierung die Generale und wer
    die Feldwebel sind.


    (Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Er wurde bestenfalls als Gefreiter entlassen!)


    Da kann jeder seiner Fantasie freien Lauf lassen. Notfalls
    werden wir das aus der „Zeit“ erfahren.

    Nach meinem Geschmack war die bisherige Haus-
    haltsdebatte – die Diskussion über Außenpolitik beziehe
    ich in diese Aussage extra nicht ein – gerade vonseiten der
    CDU mit einem Übermaß an Folklore und mit wenigen
    Alternativen versehen. Der Bundeskanzler hat das
    Gerücht aufgebracht, dass sich der Kollege Glos dem
    Marxismus zuwende. Wenn Herr Glos Marxist wird, dann
    – das möchte ich festhalten – falle ich vom Glauben ab.


    (Beifall bei der PDS – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Und umgekehrt!)


    – Und umgekehrt. – Ich habe überhaupt keine Sorgen:
    Beim Kollegen Glos kommt immer eher Karl May als
    Karl Marx heraus.

    Sehr viel ernsthafter war das, was der Kollege Lamers
    hier vorgetragen hat.


    (Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Berlin ist eine Messe wert!)


    Ich höre ihm ja immer gerne zu. Man muss dazu anmer-
    ken: Kollege Lamers hat eine Begabung, aus meiner Sicht
    richtige und kluge Fragen zu stellen. Zugleich hat er al-
    lerdings die Begabung, sich einer Antwort darauf zu ver-
    weigern. So ist es der Fantasie jedes Einzelnen überlas-
    sen, in welche Richtung man die Fragen von Herrn
    Lamers weiterführt. Auf Dauer aber, Herr Lamers, werden
    Sie nicht damit durchkommen, nur richtige und kluge
    Fragen zu stellen, weil dies nur der erste Schritt ist. Ir-
    gendwann werden auch Sie diese Fragen hier vor dem
    Plenum beantworten müssen.

    Ich habe darüber nachgedacht, warum die CDU hier
    trotz lauter Worte und viel Folklore im Kern einen so
    kraftlosen Eindruck macht. Die eigentliche Ursache dafür
    ist, dass die CDU, wenn sie heute an der Regierung wäre,
    im Wesentlichen nichts anderes machen würde als das,
    was Rot-Grün heute macht.


    (Beifall bei der PDS)

    Das ist zugleich eine Kritik an der CDU und an der jetzi-
    gen Regierung.

    Deswegen möchte ich die Haushaltsberatungen nut-
    zen, über alternative Strategien zu sprechen. Für mich hat
    die Perspektive einer gesamteuropäischen Konzeption
    Priorität in der deutschen Außenpolitik. Wir, die PDS,
    wollen ein Europa vom Atlantik bis zum Ural und nicht
    nur – ich betone das „nur“ – ein Europa von Paris bis War-
    schau. Vom Atlantik bis zum Ural, das steht für den Hel-
    sinki-Prozess. Die offizielle deutsche Außenpolitik hat
    mit dem Fall der Mauer den Helsinki-Prozess zu Grabe
    getragen, fast nach dem Motto: „Der Mohr hat seine
    Schuldigkeit getan; der Mohr kann gehen.“ Dabei war der
    Helsinki-Prozess moderner und zukunftsfähiger als alles,
    was wir seitdem in Europa an neuen Blockbildungen,
    Konflikten und Kriegen erlebt haben.


    (Beifall bei der PDS)

    Unsere Alternative zur Politik der Bundesregierung

    folgt der Architektur des Helsinki-Prozesses. Unsere Phi-
    losophie ist ein Europa der Stabilität, der wirtschaftlichen
    Zusammenarbeit, des sozialen Ausgleichs, der Men-
    schenrechte, ein Europa wachsender Freizügigkeit über




    Rita Grießhaber

    13255


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    den EU-Raum hinaus, ein Europa endlich, das sich als Teil
    einer multipolaren Welt versteht.

    Auch in dieser Konzeption bleibt die Europäische
    Union ein wichtiger politischer und wirtschaftlicher Fak-
    tor, allerdings kein militärischer. Dies kritisieren wir im-
    mer, denn der militärische Weg ist ein Irrweg.


    (Beifall bei der PDS)

    Eine Militarisierung der Europäischen Union ist auch
    nicht nötig, wenn man, wie wir es vorschlagen, den Hel-
    sinki-Prozess weiterführt. Das heißt zuallererst: Die
    OSZE wird aufgewertet, gleiche Sicherheit in einem ge-
    meinsamen Raum muss für alle garantiert werden.

    In der Linie der Bundesregierung bleibt Russland
    draußen vor der Tür Europas. Die Ukraine, Belarus, Bul-
    garien und die stabilisierte Balkanregion werden zu Puf-
    ferstaaten zwischen der erweiterten Europäischen Union
    und Russland gemacht. Dies bringt neue Unsicherheit.


    (Beifall bei der PDS)

    Wir denken weiter. Wir setzen auf das gemeinsame

    Haus Europa, das alle Staaten und alle europäischen In-
    stitutionen – Europarat, EU und OSZE – gemeinsam ge-
    stalten. Ein solches Europa könnte Krisen dämpfen. Es
    könnte aber auch bereits heute vermittelnd im Nahen
    Osten – das hat Herr Lamers nicht ausgesprochen – und
    im kaspischen Raum wirken.

    In unserer Alternative kann deutsche Außenpolitik
    dazu beitragen, die negativen Folgen der Globalisierung
    zu überwinden. Hier kritisieren wir die Bundesregierung
    dafür, dass viele ihrer Initiativen in die falsche Richtung
    gehen. Die Länder Asiens, Afrikas und Lateinamerikas
    haben wirklich nicht darauf gewartet, dass noch ein euro-
    päisches Land einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat der
    UNO bekommt. Wenn die Bundesregierung schon so auf
    einen ständigen Sitz erpicht ist, dann sollte sie zuerst das
    Gewaltmonopol der UNO ohne Ausnahmen anerkennen
    und sich selbst daran halten. Bereits daran ist sie aber ge-
    scheitert.


    (Beifall bei der PDS)

    Für die UNO ist es wichtig, wenn die Länder Asiens,

    Afrikas und Lateinamerikas mehr zu sagen haben. Die
    UNO muss stärker werden. Nur sie birgt die Chance, welt-
    weit Recht gegen Willkür durchzusetzen.

    In der Welt von heute erscheinen Regierungen macht-
    los gegenüber den Entscheidungen großer Konzerne. Spe-
    kulationen bringen die Weltwirtschaft ins Schwanken.
    Deswegen müssen die internationalen Finanzmärkte
    kontrolliert werden. Die UNO braucht dringend bessere
    und wirksamer auf sozialen Ausgleich gerichtete ökono-
    mische Instrumente. Der Klimagipfel ist ein Beweis
    dafür, wie Gewinnsucht die Zukunft der Menschheit ge-
    fährdet.

    Ein letzter Gedanke zu unserer Strategie: Unser Ziel
    und Weg zugleich ist Abrüstung. Die Politik der Bun-
    desregierung hat Aufrüstung durch Umrüstung mit sich
    gebracht. In der Logik der Politik der Bundesregierung

    liegt die Gefahr eines neuen Wettrüstens. Das wäre das
    Allerletzte, was wir weltweit oder in Europa brauchten.


    (Beifall bei der PDS)

    Nach dem Ende der Konfrontation der Blöcke ist der

    Krieg auf unseren Kontinent zurückgekehrt. Dafür trägt
    auch die Bundesregierung Verantwortung. Die alte Bun-
    desregierung hatte die Wege angelegt, auf denen dann ge-
    trampelt werden konnte. Die qualitativen Brüche aber hat
    Rot-Grün vollzogen. Rot-Grün hat dem neuen strategi-
    schen Konzept der NATO zugestimmt, das nun auch
    offiziell aus dem Verteidigungsbündnis einen Zusam-
    menschluss mit der Möglichkeit zur weltweiten Interven-
    tion macht. Rot-Grün hat eine dementsprechende Bun-
    deswehrkonzeption auf den Weg gebracht, durch die es
    möglich wird, die deutsche Armee international einzubin-
    den. Ich erspare es Ihnen nicht, daran zu erinnern, dass un-
    ter Rot-Grün der völkerrechtswidrige Krieg gegen die
    Bundesrepublik Jugoslawien geführt worden ist.

    Wenn jetzt der ABM-Vertrag nicht gegen die Pläne
    der USA zum Bau eines Raketenabwehrsystems gesi-
    chert, wenn jetzt nicht endlich nukleare Abrüstung einge-
    leitet wird, dann beginnt ein neues Wettrüsten. Wir ken-
    nen die fatalen Folgen.


    (Gernot Erler [SPD]: Wolfgang, halte eine neue Rede!)


    Die transatlantische Partnerschaft ist ein stehender
    Begriff. Ich persönlich will ihn auch nicht aus der Außen-
    politik einer linken Partei verbannen. Nur, transatlanti-
    sche Partnerschaft kann doch nicht alles sein. Die Welt ist
    größer. Meine strategische Alternative enthält eine ge-
    samteuropäische Konzeption und fordert neben der trans-
    atlantischen sozusagen eine trans-euro-asiatische Partner-
    schaft. Dabei könnten Russland und die GUS eine Brücke
    nach Asien und auch nach China bilden. Ohne eine wei-
    tere Verbesserung des Verhältnisses zu China wird man
    auch diese trans-euro-asiatische Partnerschaft nicht ent-
    wickeln können.


    (Beifall bei der PDS)

    Unsere strategische Alternative hat einen festen Grund
    und beruht auf einer sicheren Erkenntnis: Krisen können
    nicht militärisch gelöst werden. Das gilt für den Balkan
    ebenso wie für Tschetschenien oder den Nahen Osten.

    Schlussendlich – um das zusammenzufassen – darf
    man einer Regierung kein Geld bewilligen, wenn man zu
    der Auffassung gekommen ist, dass sie einen falschen
    Weg eingeschlagen hat, und muss die Zustimmung zum
    Haushalt verweigern. Deswegen werden wir dem Haus-
    halt nicht zustimmen.


    (Beifall bei der PDS – Dieter Schloten [SPD]: Wie schade!)




Rede von Anke Fuchs
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Ich erteile das Wort
dem Bundesminister des Auswärtigen, Herrn Joseph
Fischer.


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    Rede von Joseph Fischer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Dass die




    Wolfgang Gehrcke
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    PDS dem Haushalt nicht zustimmt, ist konsequent. Ich
    möchte jetzt auch nicht mehr auf die gestern geführte De-
    batte eingehen; aber eines, Herr Gehrcke, kann ich so
    nicht stehen lassen. Nicht wir haben es zu verantworten,
    dass der Krieg auf diesen Kontinent zurückgekehrt ist.
    Eine solche Aussage würde implizieren, dass Sie die Be-
    schießung von Sarajevo über drei Jahre hinweg zu einem
    Akt des Friedens erklären. Das wäre zynisch.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD, der CDU/CSU und der F.D.P.)


    Das würde bedeuten, dass Sie den barbarischen Krieg in
    Bosnien, dass Sie die Zerstörung von Vukovar, dass Sie
    all die Gräueltaten und Kriegsverbrechen, die demnächst
    in Den Haag aufgearbeitet werden, zu Akten des Friedens
    erklären. Das möchte ich Ihnen nicht unterstellen.

    Der Krieg ist zurückgekehrt, weil mit dem Auseinan-
    derbrechen Jugoslawiens – das habe ich damals bedauert
    und bedauere es heute, aber das ist Geschichte – ein vor-
    handener Nationalismus von Milosevic auf zynische Art
    und Weise für eine mörderische Politik instrumentalisiert
    wurde, von der wir glaubten, dass sie nach dem Ende des
    Zweiten Weltkrieges in Europa keine Chance mehr gehabt
    hätte.

    Es ist sicher richtig: Man kann Krisen nicht militärisch
    lösen. Aber leider gibt es manchmal die Notwendigkeit,
    sie militärisch einzudämmen. Gerade der Kosovo hat dies
    klar gemacht. Wir hätten heute auf dem Balkan nicht eine
    solche Situation, wie wir sie heute Gott sei Dank vorfin-
    den. Die Zagreb-Konferenz hat gezeigt, dass eine dauer-
    hafte, nachhaltige und auf Europa orientierte Friedens-
    ordnung für diesen Teil Europas niemals hätte umgesetzt
    werden können, wenn wir damals gegen Ihren erbitterten
    Widerstand nicht eingegriffen hätten.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie des Abg. Dr. Karl-Heinz Hornhues [CDU/CSU])


    Kollege Lamers, Sie haben eine merkwürdige Vorstel-
    lung von Kampf. Das hätte ich Ihnen nicht zugetraut. Sie
    meinen, Kampf hieße, mit Horrido und krachendem Ge-
    brüll gegen die Wand zu laufen. Ich sage auch dem Kol-
    legen Hoyer: Wenn die Haushalte immer so aussehen –
    Schimpf und Schande auf diesen Minister –, dann lasse
    ich mich gerne von Ihnen am Ende kritisieren. Sie waren
    ja selber lange genug in der Regierung. Sie wären damals
    heilfroh gewesen, wenn Sie solche Haushälterinnen und
    Haushälter gehabt hätten, die Ihnen am Ende eine solch
    runde Sache geboten hätten.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Schmähen Sie also ruhig den Minister!
    Kollege Lamers, ich dachte, Sie wüssten um den Wert

    von stillem Kampf.

    (Karl-Lamers [CDU/CSU]: „Stiller Kampf“!)


    Sie wissen doch um den Wert von richtigen Bündnispart-
    nern, damit man zu Ergebnissen kommt.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)


    Ich kann mich bei Frau Titze-Stecher, aber auch bei al-
    len anderen Haushältern der Koalition und der Opposition
    nur mit allem Nachdruck für ihre Arbeit bedanken. Das
    Ergebnis ist so gut – Sie haben es ja dargestellt: Schimpf
    und Schande für den Minister, Lob dem Haushalt –, dass
    Sie dem Haushalt, im Gegensatz zur PDS, eigentlich zu-
    stimmen müssten, wenn Sie folgerichtig handeln würden.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Werner Hoyer [F.D.P.]: Eine kabarettistische Einlage!)


    Angesichts der knappen Redezeit möchte ich mich
    nicht mehr zu den Details des Haushaltes äußern – Frau
    Titze-Stecher und andere haben das schon hervorragend
    getan –, weil ich gerne zu dem kommen würde, was Kol-
    lege Lamers und andere zu politischen Aspekten der Neu-
    orientierung gesagt haben.

    Lassen Sie mich aber noch diesen Punkt anfügen: Wir
    dürfen jetzt nicht eine neue Royal Commission einsetzen.
    Lassen Sie uns die Situation vielmehr sehr sorgfältig be-
    werten. Wir wollen die Reformen anpacken und sie An-
    fang des Jahres im Rahmen der rechtlichen Möglichkei-
    ten auf den Weg bringen. Wenn das noch nicht reicht,
    müssen wir über die nächsten Schritte diskutieren. Es
    wird vermutlich sehr schwer werden, diese Schritte noch
    in dieser Legislaturperiode umzusetzen. Wir haben jetzt
    noch ein Jahr Zeit. Dann schließt sich das Wahljahr an, in
    dem traditionellerweise nicht mehr allzu viel passieren
    wird.

    Aber ich registriere hier einen großen Konsens bezüg-
    lich eines effizienten, leistungsstarken und hochmotivier-
    ten auswärtigen Dienstes. Wenn die Reformmöglichkei-
    ten, die wir haben, nicht ausreichen, dann sollten wir
    weitere Schritte überlegen. Wichtig ist aber, dass wir jetzt
    die gegebenen Möglichkeiten nutzen, um die Vision von
    einem leistungsfähigen und hochmotivierten auswärtigen
    Dienst – geprägt von Realismus – umzusetzen.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


    Ich sage nochmals allen, die dieses ermöglicht haben,
    meinen herzlichen Dank.

    Ich würde mir wünschen, dass wir jetzt eine Trend-
    wende hinbekommen. Ich möchte nicht mehr zurück-
    blicken. Es wäre jetzt einfach zu sagen: Was habt ihr alles
    abgebaut! Herr Hoyer, Sie wären doch als Staatsminister
    damals froh gewesen, wenn Sie das durchgesetzt bekom-
    men hätten, was wir durchgesetzt haben.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Ich füge aber hinzu, dass ich Kritik als konstruktiven
    Beitrag verstehe.


    (Dr. Werner Hoyer [F.D.P.]: Das wäre doch mal was Neues!)


    Manchmal muss man dicke Bretter bohren. Mir liegt eine
    polemische Bemerkung auf der Zunge: Angesichts des-
    sen, was man hört, könnte man daran glauben, dass man
    im Falle dicker Bretter nur bohren muss. Ob das Bohren




    Bundesminister Joseph Fischer

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    (A)



    (B)


    aber die gewünschte Wirkung zeigt, ist eine andere Frage.
    Aber ich will diese Bemerkung nicht weiter vertiefen.

    Die eingeleiteten Schritte reichen in der Tat noch nicht;
    denn die Herausforderungen an das wiedervereinigte
    Deutschland mit seinen multilateralen Einbindungen wer-
    den in den kommenden Jahren zunehmen, ob uns das ge-
    fällt oder nicht. Darauf werden wir uns vorbereiten und
    entsprechende Maßnahmen umsetzen müssen. Wenn wir
    die Probleme nicht im Rahmen unserer Möglichkeiten an-
    gehen, dann werden die Probleme zu uns kommen, was
    wir nach Möglichkeit vermeiden sollten.


    (Wolfgang Gehrcke [PDS]: Die sind doch schon da!)


    – Ich meine nicht die Menschen, sondern die Konflikte,
    die dann zu uns kommen.


    (Wolfgang Gehrcke [PDS]: Die Probleme sind doch schon da! Sie verstehen mich immer falsch!)


    – Ich erläutere es Ihnen gleich, Herr Gehrcke.
    Kollege Lamers, Sie haben die Frage nach den natio-

    nalen Interessen gestellt. Ich finde es immer rührend
    – ich weiß, das ist ein hartes Geschäft –, wenn man die Re-
    gierung kritisiert, die man doch eigentlich in der Außen-
    und Europapolitik unterstützen müsste. Ich betrachte Ihre
    Prüfsteine als eine nur notdürftig kaschierte Zustimmung
    zu unserer Politik.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Werner Hoyer [F.D.P.]: Das hat der Kollege Lamers nicht verdient!)


    Herr Kollege Lamers, erst kritisieren Sie uns und dann tra-
    gen Sie im Wesentlichen das vor, was wir an Politik ge-
    macht haben. Ich stimme Ihnen völlig zu: Wenn wir über
    nationale Interessen reden, dann steht für das wiederver-
    einigte Deutschland die Schaffung eines vereinten Euro-
    pas an erster Stelle – nicht nur wegen unserer Mittellage
    und der objektiven Bedingungen, die Deutschland sofort
    den Nöten aussetzen würde, die eine Koalitionsbildung
    gegen uns mit sich bringen würden, und nicht nur wegen
    der Zwänge, die sich daraus ergeben, wenn wir in das
    alte europäische Staatensystem mit seiner Konkurrenz-
    situation zurückfallen. Im Rahmen der Europäischen
    Union erleben wir, dass dieses System zum Teil noch vor-
    handen ist. Es ist ja nicht verschwunden. Wir Deutschen
    und auch die anderen Europäer haben sich in der Substanz
    nicht wirklich verändert. Es ist aufgrund einer histori-
    schen und wirklich visionären Entscheidung gelungen,
    das System zu ändern und so wegzukommen vom Gleich-
    gewicht der Mächte und dem Konkurrenzkampf der
    Mächte mit der hegemonialen Verführung hin zum Eu-
    ropa der Integration.

    Die Vollendung dieses Schrittes ist – das gehört dazu,
    wenn wir über Leitkultur reden – die Konsequenz unserer
    Nationalgeschichte,


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


    des misslungenen Versuchs des Baus eines Nationalstaa-
    tes auf Gewalt, des Scheiterns im Verbrechen und schließ-

    lich des großen Glücks der Schaffung einer deutschen De-
    mokratie, der Akzeptanz durch die Nachbarn und der Wie-
    dervereinigung. Dem müssen wir jetzt durch die euro-
    päische Vereinigung gerecht werden.

    Ich weiß, dass es in diesem Haus einen großen Konsens
    darüber gibt. Aber wir müssen umgekehrt sehen, dass die-
    ser Prozess auch Verpflichtungen mit sich bringt. Es wird
    ihn nicht zum Nulltarif geben. Auf der anderen Seite wer-
    den wir am Ende die großen Gewinner sein. Insofern ist
    diese ganze Debatte, in der es immer heißt: „Ich bin für
    die Osterweiterung, aber ...“, in der immer die Ängste der
    Menschen beschworen werden, falsch. Je nachdem, wie
    man die Ängste der Menschen aufnimmt, kann man sie
    entkräften oder verstärken. Da sehe ich einen wichtigen
    Unterschied.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Wir werden allerdings, Kollege Lamers, nicht darum
    herumkommen, uns mit einer gewissen Parallelität ausei-
    nander zu setzen. Erst dann, wenn die politische Integra-
    tion auch die Felder der Außenpolitik umfasst – wann das
    sein wird, weiß ich nicht –, wird diese Parallelität aufge-
    brochen und in einen wirklichen Integrationsprozess ver-
    wandelt, wobei dieses heute mit der ESVP teilweise schon
    möglich ist. Zumindest in der Zeit, seit ich Verantwortung
    trage, konnte ich eine Verdichtung der Interessenabstim-
    mung – nicht der formellen Integration, wobei auch dies
    bereits in Ansätzen der Fall ist – im europäischen Rahmen
    feststellen. Das ist ein sehr konstruktiver, richtiger Pro-
    zess. Auf der anderen Seite werden wir in dem Rahmen
    auf nicht absehbare Zeit eine gewisse Parallelität fahren
    müssen: europäisch, soweit es nur geht, und national dort,
    wo die europäischen Alternativen noch nicht vorhanden
    sind.

    Mir fällt auf, Herr Kollege Lamers, dass Sie einen
    Punkt ausgelassen haben, der zum Verständnis unserer
    Außenpolitik sehr wichtig ist, nämlich die Verpflichtung
    Deutschlands auf den Multilateralismus. Diese ist nicht
    nur eine Sekundärtugend, ein instrumenteller Ansatz. Die
    Verpflichtung auf den Multilateralismus ergibt sich aus
    unserer Geschichte, aber auch aus unserer aktuellen In-
    teressenlage.

    Weiterhin ergibt sich aus unserer Tradition und auch
    aus den negativen Seiten unserer Geschichte die Konse-
    quenz der Verpflichtung zum Frieden. Unter den Be-
    dingungen des 21. Jahrhunderts nach dem Ende des Kal-
    ten Krieges heißt das für uns, dass wir eine präventive
    Friedenspolitik betreiben müssen. In dieser Hinsicht sehe
    ich im transatlantischen Bereich in der Tat ein Span-
    nungsverhältnis, da die Europäer eher präventiv denken,
    während andere als globale Macht aufgrund ganz anderer
    Herausforderungen eher repressiv denken. Wir haben ein
    Interesse daran, dass die USA ihre Rolle erfüllen kann.
    Aber wir sollten uns diesem Spannungsverhältnis kon-
    struktiv und in solidarischem Geist als Partner stellen. Ich
    habe vorhin gesagt, es gibt unabweisbare Situationen, in
    denen man zur Erhaltung des internationalen oder regio-
    nalen Friedens als Ultima Ratio repressiv tätig werden




    Bundesminister Joseph Fischer
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    muss. Aber umso wichtiger ist es, vorher alles zu tun, um
    präventiv zu wirken.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Auf solche Grundsätze sollten wir uns einigen, Herr Kol-
    lege Lamers.

    Das Thema NMD möchte ich nur ganz kurz anspre-
    chen. Wenn Sie meinen, wir könnten daraus eine Diskus-
    sion à la Nachrüstung machen, dann täuschen Sie sich.
    Unsere Haltung ist da viel nüchterner. Ich befürchte nur,
    dass wir dann in Zukunft von den präventiven Dimensio-
    nen – übrigens genauso, was die Konsequenzen für den
    Militärhaushalt betrifft –, auch bei Dingen, bei denen wir
    vermutlich gemeinsam der Meinung sind, dass sie ge-
    macht werden müssen, abgelenkt werden.

    Diese Debatte sollten wir in Ruhe führen, auch auf der
    Grundlage unserer Interessen. Für mich ist von ganz ent-
    scheidender Bedeutung, dass wir vorankommen. Sie fra-
    gen, wie die Einbindungsstrategien in Zukunft aussehen
    werden und behaupten, es mangele uns an Visionen. Diese
    Bundesregierung versucht im Rahmen der europäischen
    Politik, die Russlandpolitik zu einer strategischen Part-
    nerschaft, zu einer politischen Strategie, aber nicht ver-
    engt auf den Begriff der Militärstrategie, auszubauen.
    Nicht umsonst hat die Europäische Union die Russland-
    strategie und die Ukrainestrategie als die erste ge-
    meinsame Strategie nach dem Amsterdamer Vertrag for-
    muliert. Dies ist alles andere als einfach. Denn wir
    befinden uns hier in einer Situation, die sowohl von unse-
    ren langfristigen und umfassenden Interessen in Bezug
    auf Demokratie, Wirtschaftsreformen, Frieden und Stabi-
    lität in Russland – nichts wäre so albtraumhaft wie etwa
    ein auch nur regionales Vakuum, das dort entstehen
    könnte; das ist übrigens unsere große Sorge im Kau-
    kasus – als auch von den menschenrechtlichen Zielset-
    zungen geprägt ist.

    Wir haben ein großes Interesse daran, die Asienpolitik
    voranzubringen. Auf Ihre Frage nach meinen Sorgen ant-
    worte ich Ihnen, dass diese vor allen Dingen durch Asien
    definiert sind.

    Aber über das, Herr Kollege Lamers, was Sie zum Na-
    hen Osten gesagt haben, bitte ich Sie noch einmal nach-
    zudenken. Sie stellen Fragen; aber in diesen Fragen insi-
    nuieren Sie.


    (Uta Titze-Stecher [SPD]: Ja!)

    Das besondere Verhältnis zu Israel sollten wir nicht als
    Last empfinden; davor kann ich nur warnen.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Wolfgang Gehrcke [PDS]: Hat er nicht gefragt!)


    – Es ging um das Abstimmungsverhalten; ich habe sehr
    sorgfältig zugehört. – Herr Kollege Lamers, ich sage Ih-
    nen: Die USA spielen in dieser Region nicht nur kraft ih-
    res Militärpotenzials, ihrer globalen Supermachtrolle und
    ihres ökonomischen Potenzials, sondern auch deswegen,
    weil Israel den USA vertraut, die entscheidende Rolle. Es

    nützt nichts, nur von einer Seite akzeptiert zu werden.
    Wenn Sie dort wirklich eine Rolle spielen wollen, müssen
    Sie von beiden Seiten akzeptiert werden. Herr Kollege
    Lamers, wir haben von der Vorgängerregierung, von der
    Regierung Kohl, und diese hat von ihren Vorgängerregie-
    rungen, von der Regierung Schmidt und Brandt bis hin zu
    Adenauer, ein besonderes Verhältnis zu Israel übernom-
    men, das wir in der Tat pfleglich fortentwickeln sollten.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Wir werden auf beiden Seiten gehört. Ich kann nur da-
    vor warnen, das ändern zu wollen, und zwar nicht nur aus
    historischen und moralischen Gründen – das wäre schon
    Grund genug –, sondern auch aus ganz handfesten, aktu-
    ellen, interessenorientierten Gründen. Wir können unsere
    Möglichkeiten nutzen und das tun wir; aber wir sollten
    uns nicht überschätzen.