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ID1413604200

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Begrüßung des schweizerischen Bundespräsi- denten und Vorstehers des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölke- rungsschutz und Sport, Herrn Bundesrat Adolf Ogi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13193 D Tagesordnungspunkt III (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001) (Drucksachen 14/4000, 14/4302) . . . . 13187 B b) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2000 bis 2004 (Drucksachen 14/4001, 14/4301, 14/4524) 13187 B Einzelplan 04 Bundeskanzler und Bundeskanzleramt (Drucksachen 14/4504, 14/4521) . . . . . . . 13187 B Michael Glos CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 13187 D Dr. Peter Struck SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13194 A Sylvia Bonitz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 13197 D Rainer Brüderle F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13199 A Kerstin Müller (Köln) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13204 B Roland Claus PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13210 C Gerhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . 13214 B Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 13223 B Ludwig Stiegler SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13231 A Matthias Berninger BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13231 C Sabine Kaspereit SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13233 D Günter Nooke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 13236 A Lothar Mark SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13238 B Dr. Norbert Lammert CDU/CSU . . . . . . . . . 13239 D Klaus Hagemann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13241 A Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 13242 A Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13242 C Einzelplan 05 Auswärtiges Amt (Drucksachen 14/4505, 14/4521) . . . . . . . 13245 A Karl Lamers CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 13245 A Uta Titze-Stecher SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 13247 C Dr. Werner Hoyer F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . 13251 B Rita Grießhaber BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13253 C Wolfgang Gehrcke PDS . . . . . . . . . . . . . . . . 13255 B Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . . 13256 D Ursula Heinen CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 13260 C Marion Caspers-Merk SPD . . . . . . . . . . . . . . 13262 A Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . 13263 D Volkmar Schultz (Köln) SPD . . . . . . . . . . . . 13265 D Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 14/4513, 14/4521) . . . . . . . 13267 A Plenarprotokoll 14/136 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 136. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000 I n h a l t : Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . . . . 13267 C Volker Kröning SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13269 D Günther Friedrich Nolting F.D.P. . . . . . . . . . 13273 D Angelika Beer BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13276 B Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . 13277 D Heidi Lippmann PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13278 D Rudolf Scharping, Bundesminister BMVg . . 13280 C Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . 13281 B Dietrich Austermann CDU/CSU . . . . . . . 13283 C Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . 13284 C Helmut Rauber CDU/CSU . . . . . . . . . . . 13285 B Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . 13287 A Paul Breuer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . 13287 B Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13290 B Helmut Rauber CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . 13290 D Kurt J. Rossmanith CDU/CSU . . . . . . . . . . . 13291 B Namentliche Abstimmungen 13293 A, 13293 A, 13298 B Ergebnisse . . . . . . 13293 D, 13296 A, 13301 C Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (Drucksachen 14/4509, 14/4521) . . . . . . . 13298 B Dankward Buwitt CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 13298 D Manfred Hampel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13303 B Rainer Brüderle F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13306 D Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13308 D Dr. Christa Luft PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13310 D Dr. Werner Müller, Bundesminister BMWi . . 13312 B Dankward Buwitt CDU/CSU . . . . . . . . . 13314 C Ernst Hinsken CDU/CSU . . . . . . . . . . . . 13316 A Gunnar Uldall CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . 13316 D Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13319 B Max Straubinger CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . 13320 C Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 14/4517, 14/4521) . . . . . . . 13322 C Dr. Christian Ruck CDU/CSU . . . . . . . . . . . 13322 D Dr. Emil Schnell SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13324 D Peter Weiß (Emmendingen) CDU/CSU 13325 D Jürgen Koppelin F.D.P. . . . . . . . . . . . . . . . . . 13327 C Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13329 B Carsten Hübner PDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13331 B Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13332 C Detlev von Larcher SPD . . . . . . . . . . . . . 13333 D Klaus-Jürgen Hedrich CDU/CSU . . . . . . . . . 13335 B Dr. Uschi Eid BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 13337 B Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13338 C Berichtigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13338 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 13339 A Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Be- schlussempfehlung des Haushaltsausschusses zum Entwurf eines Gesetzes über die Feststel- lung des Bundeshaushaltsplans für das Haus- haltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001); hier: Einzelplan 14 – Geschäftsbereich des Bundes- ministeriums der Verteidigung (Tagesordnungs- punkt III. 16) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13339 C Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Monika Knoche (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) zur Abstimmung über die Beschlussem- pfehlung des Haushaltsausschusses zum Ent- wurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001); hier: Einzelplan 14 – Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung (Tagesordnungspunkt III. 16) 13340 C Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000
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    Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000 Klaus-Jürgen Hedrich 13338 (C) (D) (A) (B) Berichtigungen 133. Sitzung, Seite 12861 (D) zweiter Absatz, der zweite Satz ist wie folgt zu lesen: „Diese 3,5 Millionen DM sind insofern verstetigt, als sie einen Ver- trag zwischen zwei förderalen Institutionen – zwischen Bund und Land – betreffen und Personalkosten sind.“ 135. Sitzung, Seite 13152 (B) vierter Absatz, der erste Satz ist wie folgt zu lesen: „Deshalb habe ich Herrn Austermann im Ohr, der vorhin behauptet hat, wir würden im Interesse der Haushaltskonsolidierung keine Ausgaben- beschränkung vornehmen, keine Ausgabendisziplin üben.“ 135. Sitzung, Seite 13155 (D) erster Absatz, der erste Satz ist wie folgt zu lesen: „Also lassen Sie das doch mit der Leitgeschichte und bleiben Sie bes- ser bei Herrn Stoiber, der zu Recht auf Bayerisch gesagt hat: D’Leit brauch’n a Kultur.“ Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 2000 13339 (C) (D) (A) (B) Balt, Monika PDS 29.11.2000 Dr. Blüm, Norbert CDU/CSU 29.11.2000 Bühler (Bruchsal), CDU/CSU 29.11.2000* Klaus Burchardt, Ursula SPD 29.11.2000 Frankenhauser, Herbert CDU/CSU 29.11.2000 Frick, Gisela F.D.P. 29.11.2000 Friedhoff, Paul K. F.D.P. 29.11.2000 Hasselfeldt, Gerda CDU/CSU 29.11.2000 Heyne, Kristin BÜNDNIS 90/ 29.11.2000 DIE GRÜNEN Holetschek, Klaus CDU/CSU 29.11.2000 Dr. Kohl, Helmut CDU/CSU 29.11.2000 Kramme, Anette SPD 29.11.2000 Maaß (Wilhelmshaven), CDU/CSU 29.11.2000* Erich Müller (Berlin), PDS 29.11.2000 Manfred Pau, Petra PDS 29.11.2000 Reiche, Katherina CDU/CSU 29.11.2000 Schenk, Christina PDS 29.11.2000 Schewe-Gerigk, BÜNDNIS 90/ 29.11.2000 Irmingard DIE GRÜNEN von Schmude, Michael CDU/CSU 29.11.2000 Schulhoff, Wolfgang CDU/CSU 29.11.2000 Dr. Volmer, Ludger BÜNDNIS 90/ 29.11.2000 DIE GRÜNEN Wiese (Hannover), SPD 29.11.2000 Heino Wohlleben, Verena SPD 29.11.2000 Wülfing, Elke CDU/CSU 29.11.2000 * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates entschuldigt bisAbgeordnete(r) einschließlich Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zum Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001); hier: Einzelplan 14 – Geschäftsbereich des Bun- desministeriums der Verteidigung (Tagesord- nungspunkt III. 16) Ich lehne den Verteidigungshaushalt ab. Das Parlament ist von der ihm zustehenden Beratung und Entscheidung über die Ausrichtung und Struktur einer reformierten Bundeswehr praktisch enteignet worden. Dieses vorde- mokratische Verfahren lässt mir als Abgeordnete im Deut- schen Bundestag lediglich die Möglichkeit, meine Kritik beim Etat zum Ausdruck zu bringen. Hierbei geht es zum einen darum, dass ich eher aus der Presse als aus den dafür zuständigen Gremien über Vor- haben der Privatisierung und Wirtschaftskooperation er- fahre, deren Implikationen im parlamentarischen Raum keiner oder jedenfalls keiner rechtzeitigen oder angemes- senen parlamentarischen Beurteilung unterworfen wer- den. Auch langfristige Verpflichtungen zum Beispiel ge- genüber den europäischen Partnern werden eingegangen, ohne dass über deren Inhalt und Umfang im Deutschen Bundestag befunden worden wäre. Hier zeichnen sich Ri- siken für einen erheblichen Aufwuchs des Verteidigungs- etats ab, was ich nachdrücklich ablehne. Ein solches Vor- gehen lässt sich weder mit meinem Selbstverständnis und meiner Verantwortung als Abgeordnete vereinbaren noch mit meinem Verständnis von der Würde des Parlaments. Zum anderen: Der in der Verfassung festgeschriebene Auftrag der Bundeswehr ist die Landesverteidigung. Wenn jetzt der Fokus auf „Bündnisverteidigung“ erwei- tert bzw. verlagert wird, bedeutet das statt einem Abbau der angriffsfähigen Verbände einen Ausbau der Krisenre- aktionskräfte. Die Armee wird auf Interventionsfähigkeit umgebaut – warum und für was? Auch der Kosovo-Krieg wäre nach offizieller Diktion unter „Bündnisverteidi- gung“ subsumiert worden, die aktuelle NATO-Strategie – übrigens genau wie die Bundeswehrstrukturreform zwar von tief greifender Bedeutung, aber ohne parlamen- tarische Befassung – geht von militärischen Präventiv- schlägen – zum Beispiel zur „Vermeidung von Flücht- lingströmen“ – aus. An ein UN-Mandat als Voraussetzung ist eine solche Intervention nicht gebunden. Auf der europäischen Ebene wird eine gemeinsame Truppe gebildet – ebenfalls wie die Bundeswehrstruk- turreform und die NATO-Strategie nicht einmal Gegen- stand von Beratungen, geschweige denn transparenter Entscheidung im Parlament! In wieweit dies zusätzliches Personal bedeutet, kann ich zurzeit nicht verifizieren, scheint mir aber gerade wegen der Notwendigkeit, bei Krisenreaktionskräften in regelmäßigen Abständen die Kräfte auszutauschen, sehr wahrscheinlich. Mit Sicher- heit bedeutet es zusätzliche Ausrüstung, damit ein Wei- terdrehen der Rüstungsspirale statt des überfälligen Ausstiegs. „Die Krisenreaktionstruppe soll durch um- fangreiche Lufttransport- und Logistik-Einheiten ergänzt werden. Die Truppe soll für Einsätze von über einem Jahr in bis zu 4 000 Kilometern Entfernung bereitstehen“ heißt es in einer Agenturmeldung vom 22. September 2000. Ei- nen so weit gestreckten Aktionsradius kann ich mit mei- nem Verständnis von Landesverteidigung nicht vereinba- ren und muss schon deshalb gegen ein solches Projekt erhebliche verfassungsrechtliche Bedenken geltend ma- chen. An der europäischen Truppe hat der Verteidigungsmi- nister eine erhebliche Beteiligung zugesagt, Deutschland würde nach bisherigem veröffentlichten Stand gar den Löwenanteil übernehmen. In der Öffentlichkeit führt das zu besorgten Äußerungen – „Spiegel“, 48/2000 –: „Bei künftigen Krisen in Europa werden die Amerikaner ‚Ger- mans to the front’ rufen, anstatt eigene Spezialkräfte zu schicken. Und EU-Partner werden die starken Deutschen bei militärischen Abenteuern gern und womöglich oft um Hilfe bitten. Eine Berliner Regierung, die zudem offensiv einen ständigen Sitz im Uno-Sicherheitsrat anstrebt, könnte kaum noch nein sagen.“ Das sind Parameter für eine deutsche Militärpolitik, die ich nicht mittragen kann und will. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Monika Knoche (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zum Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2001 (Haushaltsgesetz 2001); hier: Einzelplan 14 – Geschäftsbereich des Bun- desministeriums der Verteidigung (Tagesord- nungspunkt III. 16) Ich lehne den Verteidigungshaushalt ab. Das Parlament ist mit der Entscheidung über die Ausrichtung und Struk- tur einer reformierten Bundeswehr nicht befasst worden. Dieses Verfahren lässt mir als Abgeordnete im Deutschen Bundestag lediglich die Möglichkeit, meine Kritik beim Etat zum Ausdruck zu bringen. Hierbei geht es unter anderem darum, dass die Impli- kationen der Vorhaben der Privatisierung und Wirt- schaftskooperation im parlamentarischen Raum keiner oder jedenfalls keiner rechtzeitigen oder angemessenen parlamentarischen Beurteilung unterworfen werden. Auch langfristige Verpflichtungen zum Beispiel gegen- über den europäischen Partnern werden eingegangen, ohne dass über deren Inhalt und Umfang im Deutschen Bundestag befunden worden wäre. Hier zeichnen sich Ri- siken für einen erheblichen Aufwuchs des Verteidigungs- etats ab, was ich nachdrücklich ablehne. Ein solches Vor- gehen lässt sich weder mit meinem Selbstverständnis und meiner Verantwortung als Abgeordnete vereinbaren noch mit meinem Verständnis von der Aufgabe des Parlaments. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 136. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 29. November 200013340 (C) (D) (A) (B) Druck: MuK. Medien- und Kommunikations GmbH, Berlin
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Rita Grießhaber


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Auch ich
    möchte an die gestrige Debatte über den bevorstehenden
    EU-Gipfel in Nizza anknüpfen; denn alle Fragen nach der
    Rolle Deutschlands in der Welt verweisen letztlich auf
    Fragen, die vordringlich im Rahmen der Europäischen
    Union zu klären sind: Welches ist der politische Ort der
    EU in einer globalisierten Welt? Oder genauer: Wie kann
    die dauerhafte und entwicklungsfähige Form einer Union
    aussehen, die sich als weltpolitischer Akteur versteht?

    Hinsichtlich des deutsch-amerikanischen Verhältnisses
    stellen Sie, Herr Kollege Lamers, etwas infrage, was für
    uns überhaupt nicht infrage steht.


    (Wolfgang Gehrcke [PDS]: Der traut sich wenigstens!)


    Daher muss man das hier nicht extra thematisieren.
    Der Kollege Merz hat zwar gestern verbal mehr Lei-

    denschaft für Europa gefordert. Aber er hat selber eher im
    Kleinen geharkt und konnte deshalb kein Feuer der Lei-
    denschaft entfachen. Daran knüpft der Kollege Hoyer an,
    wenn er sagt, dass ihm im Amt die Seele Fischers zu feh-
    len scheint. Ich glaube, er hat die Zeit von Kinkel schwer
    verdrängt.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Uta Titze-Stecher [SPD]: Und Genscher vor allem!)


    Mit Beschwörungsformeln kommen wir nicht weiter.
    Wir müssen auch realisieren, dass die Bürgerinnen und
    Bürger die EU zuerst und sehr lange nur als Marktbürger
    erfahren haben. Als Citoyens waren sie nicht gefragt. Die
    Debatte um die Grundrechte-Charta ist ein wichtiger
    Schritt weg von der technokratischen Gebrauchsanwei-
    sung für den Markt. Die Vertiefung und die Erweiterung
    werden mit den alten Methoden nicht mehr funktionieren.




    Dr. Werner Hoyer

    13253


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    Deshalb wollen und brauchen wir den vollen Erfolg von
    Nizza.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Zurück zum Haushalt: An dieser Stelle möchte ich die
    Verhandlungserfolge der Haushälter würdigen. Im Ver-
    gleich zum laufenden Haushaltsjahr konnten die Ausga-
    ben für den Einzelplan 05 sogar um 19 Prozent gesteigert
    werden. Damit ist der Etat des Auswärtigen Amtes derje-
    nige mit dem prozentual größten Zuwachs.


    (Uta Titze-Stecher [SPD]: Das war auch nötig!)


    Schon im Regierungsentwurf war trotz der Sparpolitik
    für das nächste Jahr eine Erhöhung derAusgaben für die
    Außenpolitik vorgesehen, ermöglicht durch die durch den
    Verkauf der UMTS-Lizenzen erzielten Erlöse und die er-
    reichten Zinsersparnisse. Das Parlament hat jetzt noch et-
    was dazugegeben. Wie sehr der Sparzwang an die Sub-
    stanz des Hauses gegangen ist, wissen wir alle. Umso
    erfreulicher ist es, dass vor allem in den Auslandsvertre-
    tungen die Einsparungen begrenzt werden konnten. Die
    Kollegin Titze-Stecher hat schon darauf hingewiesen:
    15 Stellen werden im Rechts- und Konsularbereich neu
    geschaffen. Angesichts der schwierigen und überaus be-
    lasteten Arbeitssituation im auswärtigen Dienst möchte
    ich mich von dieser Stelle aus für die hervorragende Ar-
    beit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort ganz
    herzlich bedanken.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der F.D.P.)


    Diese engagierte Arbeit vor Ort wird noch durch eine
    Modernisierung des auswärtigen Dienstes begleitet. Wir
    machen uns keine Illusionen: Auch weiterhin werden
    Sparvorgaben an einzelnen Stellen dazu zwingen, mit we-
    niger Mitteln größere Aufgaben effektiver zu lösen. Dass
    das auch geht, zeigt ein Beispiel aus dem Bereich der aus-
    wärtigen Kulturpolitik: die Schulliegenschaften. Dort, wo
    die Schulen selber die Verantwortung für die Bauinstand-
    haltung tragen, kann ohne die kosten- und zeitaufwendige
    Einschaltung des Bundesamtes für Bauwesen und
    Raumordnung wesentlich schneller und günstiger gebaut
    werden. Die neue deutsche Schule in Budapest war im
    Entwurf der Bundesbaudirektion noch mit 36 Milli-
    onen DM veranschlagt. Der Entwurf des dortigen Schul-
    vereins enthielt noch die Summe von 25 Millionen DM
    und die endgültige Rechnung wird voraussichtlich
    20 Millionen DM nicht überschreiten.


    (Joseph Fischer, Bundesminister: Sehr gut!)

    Aber auch in anderen Bereichen der auswärtigen Kul-

    turpolitik hat sich vieles getan. Die Fusion Goethe-Inter
    Nationes ist unter Dach und Fach. Gerade wegen der
    enormen Schwierigkeiten möchte ich an dieser Stelle an
    die Herren Hoffmann und Sötje stellvertretend für alle be-
    teiligten Akteure einen herzlichen Dank richten.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Auch Umschichtungen sind möglich. Das zeigt sich
    daran, dass Goethe-Inter Nationes – mit aller Beschei-

    denheit und Vorsicht – ohne weitere Institutsschließungen
    in der Lage sein wird, wieder nach Teheran zu gehen und
    auch in Algier, Schanghai und Havanna den Dialog zu
    eröffnen, alles Orte, bei denen uns sehr viel daran liegt,
    dass der Dialog dort beginnt.

    Lassen Sie mich zu einem der wichtigsten Anliegen
    kommen, dem Stabilitätspakt Südosteuropa. 100 Milli-
    onen DM sind im Einzelplan 60 weiterhin als kontinuier-
    licher Anteil des Auswärtigen Amtes und 200 Milli-
    onen DM beim BMZ für den Stabilitätspakt Südosteuropa
    eingestellt. Wir haben für diese 100 Millionen DM
    gekämpft und werden das, wenn nötig, jedes Haushalts-
    jahr wieder tun, bis diese Region endlich zu dauerhaftem
    Frieden, Stabilität und Wirtschaftswachstum findet.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Warum liegt uns dieser Stabilitätspakt so am Herzen?
    Weil er exemplarisch für das steht, was für uns Bündnis-
    grüne Priorität hat. Wir brauchen die Perspektive einer ge-
    samteuropäischen Friedensordnung, die nur dann mög-
    lich ist, wenn Südosteuropa einbezogen ist. Den Weg
    dorthin ebnet der Stabilitätspakt.

    Aber alle beteiligten Partner, sowohl Nehmer- wie
    auch Geberländer, müssen sich auf Zusagen verlassen
    können. Die Mittel müssen berechenbar, zuverlässig und
    kontinuierlich fließen. Wir werden unsere international
    gemachten Zusagen genauso einhalten, wie wir seit lan-
    gem versuchen, die demokratischen Kräfte im ehemali-
    gen Jugoslawien zu unterstützen. Dass Belgrad heute mit
    dabei ist, hat mit genau dieser Politik zu tun.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


    Die Institutionalisierung des Stabilitätspaktes, die Sie,
    Kollege Lamers, hier gefordert haben, wirft im Moment
    sehr viel mehr Fragen auf, als dass sie Antworten gibt. Wo
    sind bei Ihnen beispielsweise die Kroaten, die so etwas
    überhaupt nicht wollen? Ist das angesichts der dort aus
    vielen Gründen vorhandenen Kluft überhaupt möglich?
    Ist das die richtige Forderung zum richtigen Zeitpunkt?
    Hier müssen Sie mehr Fragen stellen, als Sie im Moment
    Antworten haben.

    Eine Politik der Krisenprävention, die Gewalt als po-
    litisches Mittel zu verhindern hilft, diese Art von Politik
    ist das Markenzeichen dieser Regierung. Der Stabilitäts-
    pakt ist von seinem ganzen Ansatz her das Präventions-
    programm.

    Noch mussten wir seitens des Parlaments dafür sorgen,
    dass die Mittel für Krisenprävention und für zivile Kon-
    fliktbearbeitung wieder eingestellt werden. Aber was
    zählt, ist: Sie sind drin, ebenso wie die Mittel für die Stelle
    des Leiters des Ausbildungsprogramms für ziviles Frie-
    denspersonal. Das ist jedoch nicht genug. Wir wollen,
    dass diese Summen im nächsten Haushalt etatisiert, also
    verstetigt werden.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Auch was diese Titel angeht, braucht es Kontinuität. Fehlt
    der Haushaltsansatz, kann nicht längerfristig geplant wer-




    Rita Grießhaber
    13254


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    den, das heißt, es können keine langfristigen Projekte in
    Angriff genommen werden und wir vergeben die Chance
    der langfristigen Wirkung.

    Gerade die Kriege und Krisen im ehemaligen Jugosla-
    wien haben gezeigt, dass Sicherheit nicht mehr nur mi-
    litärisch gedacht werden kann. Nur ein erweiterter Si-
    cherheitsbegriff, der politische, ökonomische,
    ökologische und soziale Stabilität umfasst, taugt als
    Grundlage für die von Kofi Annan geforderte Kultur der
    Prävention.

    Zugegeben: Unser Anspruch an unsere Politik ist hoch.
    Es ist auch nicht einfach, verhinderte Krisen der Öffent-
    lichkeit vor Augen zu führen. Die Opposition, allen voran
    der Schattenaußenminister Rühe, scheint allerdings auf
    dem krisenpräventiven Auge blind zu sein,


    (Lachen des Abg. Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU])


    wenn sie dem militärischen Aspekt der Sicherheitspolitik
    noch immer den Vorrang gibt. Bei Herrn Rühe scheint das
    chinesische Sprichwort zuzutreffen: Es ist leichter, Geld
    für den Sarg einzusammeln als für die Medizin.


    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

    Die Vorgaben des Sparhaushaltes im vorigen Jahr

    zwangen uns dazu, mehr oder weniger mit der Rasen-
    mähermethode einen Etat zu beschneiden, der noch von
    der konservativen Regierung Kohl/Waigel vorstrukturiert
    war. Allmählich gelingt es immer eindeutiger, weitere
    Weichenstellungen für eine anders strukturierte Außen-,
    Sicherheits- und Entwicklungspolitik vorzunehmen.


    (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


    Es handelt sich um Weichenstellungen in Richtung ziviler
    Konflikt- und Krisenprävention.

    Mit guter Kondition, mit langem Atem und mit unserer
    vollen Unterstützung wird es dem Außenminister, einem
    erprobten Langstreckenläufer, sicherlich gelingen, die
    deutsche Außenpolitik in diesem Sinne voranzutreiben.

    Vielen Dank.

    (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)




Rede von Anke Fuchs
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Ich erteile dem Kolle-
gen Wolfgang Gehrcke, PDS-Fraktion, das Wort.


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (PDS)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Frau Präsidentin! Liebe
    Kolleginnen und Kollegen! Mit Blick auf die Regie-
    rungsbank: liebe Grundwehrdienstleistende! Diese An-
    rede drängte sich mir förmlich auf, nachdem ich gelesen
    hatte, dass Staatsminister Naumann seine Zeit in der Re-
    gierung als „Grundwehrdienst“ bezeichnet hat. Er ließ al-
    lerdings offen, wer in der Regierung die Generale und wer
    die Feldwebel sind.


    (Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Er wurde bestenfalls als Gefreiter entlassen!)


    Da kann jeder seiner Fantasie freien Lauf lassen. Notfalls
    werden wir das aus der „Zeit“ erfahren.

    Nach meinem Geschmack war die bisherige Haus-
    haltsdebatte – die Diskussion über Außenpolitik beziehe
    ich in diese Aussage extra nicht ein – gerade vonseiten der
    CDU mit einem Übermaß an Folklore und mit wenigen
    Alternativen versehen. Der Bundeskanzler hat das
    Gerücht aufgebracht, dass sich der Kollege Glos dem
    Marxismus zuwende. Wenn Herr Glos Marxist wird, dann
    – das möchte ich festhalten – falle ich vom Glauben ab.


    (Beifall bei der PDS – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Und umgekehrt!)


    – Und umgekehrt. – Ich habe überhaupt keine Sorgen:
    Beim Kollegen Glos kommt immer eher Karl May als
    Karl Marx heraus.

    Sehr viel ernsthafter war das, was der Kollege Lamers
    hier vorgetragen hat.


    (Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Berlin ist eine Messe wert!)


    Ich höre ihm ja immer gerne zu. Man muss dazu anmer-
    ken: Kollege Lamers hat eine Begabung, aus meiner Sicht
    richtige und kluge Fragen zu stellen. Zugleich hat er al-
    lerdings die Begabung, sich einer Antwort darauf zu ver-
    weigern. So ist es der Fantasie jedes Einzelnen überlas-
    sen, in welche Richtung man die Fragen von Herrn
    Lamers weiterführt. Auf Dauer aber, Herr Lamers, werden
    Sie nicht damit durchkommen, nur richtige und kluge
    Fragen zu stellen, weil dies nur der erste Schritt ist. Ir-
    gendwann werden auch Sie diese Fragen hier vor dem
    Plenum beantworten müssen.

    Ich habe darüber nachgedacht, warum die CDU hier
    trotz lauter Worte und viel Folklore im Kern einen so
    kraftlosen Eindruck macht. Die eigentliche Ursache dafür
    ist, dass die CDU, wenn sie heute an der Regierung wäre,
    im Wesentlichen nichts anderes machen würde als das,
    was Rot-Grün heute macht.


    (Beifall bei der PDS)

    Das ist zugleich eine Kritik an der CDU und an der jetzi-
    gen Regierung.

    Deswegen möchte ich die Haushaltsberatungen nut-
    zen, über alternative Strategien zu sprechen. Für mich hat
    die Perspektive einer gesamteuropäischen Konzeption
    Priorität in der deutschen Außenpolitik. Wir, die PDS,
    wollen ein Europa vom Atlantik bis zum Ural und nicht
    nur – ich betone das „nur“ – ein Europa von Paris bis War-
    schau. Vom Atlantik bis zum Ural, das steht für den Hel-
    sinki-Prozess. Die offizielle deutsche Außenpolitik hat
    mit dem Fall der Mauer den Helsinki-Prozess zu Grabe
    getragen, fast nach dem Motto: „Der Mohr hat seine
    Schuldigkeit getan; der Mohr kann gehen.“ Dabei war der
    Helsinki-Prozess moderner und zukunftsfähiger als alles,
    was wir seitdem in Europa an neuen Blockbildungen,
    Konflikten und Kriegen erlebt haben.


    (Beifall bei der PDS)

    Unsere Alternative zur Politik der Bundesregierung

    folgt der Architektur des Helsinki-Prozesses. Unsere Phi-
    losophie ist ein Europa der Stabilität, der wirtschaftlichen
    Zusammenarbeit, des sozialen Ausgleichs, der Men-
    schenrechte, ein Europa wachsender Freizügigkeit über




    Rita Grießhaber

    13255


    (C)



    (D)



    (A)



    (B)


    den EU-Raum hinaus, ein Europa endlich, das sich als Teil
    einer multipolaren Welt versteht.

    Auch in dieser Konzeption bleibt die Europäische
    Union ein wichtiger politischer und wirtschaftlicher Fak-
    tor, allerdings kein militärischer. Dies kritisieren wir im-
    mer, denn der militärische Weg ist ein Irrweg.


    (Beifall bei der PDS)

    Eine Militarisierung der Europäischen Union ist auch
    nicht nötig, wenn man, wie wir es vorschlagen, den Hel-
    sinki-Prozess weiterführt. Das heißt zuallererst: Die
    OSZE wird aufgewertet, gleiche Sicherheit in einem ge-
    meinsamen Raum muss für alle garantiert werden.

    In der Linie der Bundesregierung bleibt Russland
    draußen vor der Tür Europas. Die Ukraine, Belarus, Bul-
    garien und die stabilisierte Balkanregion werden zu Puf-
    ferstaaten zwischen der erweiterten Europäischen Union
    und Russland gemacht. Dies bringt neue Unsicherheit.


    (Beifall bei der PDS)

    Wir denken weiter. Wir setzen auf das gemeinsame

    Haus Europa, das alle Staaten und alle europäischen In-
    stitutionen – Europarat, EU und OSZE – gemeinsam ge-
    stalten. Ein solches Europa könnte Krisen dämpfen. Es
    könnte aber auch bereits heute vermittelnd im Nahen
    Osten – das hat Herr Lamers nicht ausgesprochen – und
    im kaspischen Raum wirken.

    In unserer Alternative kann deutsche Außenpolitik
    dazu beitragen, die negativen Folgen der Globalisierung
    zu überwinden. Hier kritisieren wir die Bundesregierung
    dafür, dass viele ihrer Initiativen in die falsche Richtung
    gehen. Die Länder Asiens, Afrikas und Lateinamerikas
    haben wirklich nicht darauf gewartet, dass noch ein euro-
    päisches Land einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat der
    UNO bekommt. Wenn die Bundesregierung schon so auf
    einen ständigen Sitz erpicht ist, dann sollte sie zuerst das
    Gewaltmonopol der UNO ohne Ausnahmen anerkennen
    und sich selbst daran halten. Bereits daran ist sie aber ge-
    scheitert.


    (Beifall bei der PDS)

    Für die UNO ist es wichtig, wenn die Länder Asiens,

    Afrikas und Lateinamerikas mehr zu sagen haben. Die
    UNO muss stärker werden. Nur sie birgt die Chance, welt-
    weit Recht gegen Willkür durchzusetzen.

    In der Welt von heute erscheinen Regierungen macht-
    los gegenüber den Entscheidungen großer Konzerne. Spe-
    kulationen bringen die Weltwirtschaft ins Schwanken.
    Deswegen müssen die internationalen Finanzmärkte
    kontrolliert werden. Die UNO braucht dringend bessere
    und wirksamer auf sozialen Ausgleich gerichtete ökono-
    mische Instrumente. Der Klimagipfel ist ein Beweis
    dafür, wie Gewinnsucht die Zukunft der Menschheit ge-
    fährdet.

    Ein letzter Gedanke zu unserer Strategie: Unser Ziel
    und Weg zugleich ist Abrüstung. Die Politik der Bun-
    desregierung hat Aufrüstung durch Umrüstung mit sich
    gebracht. In der Logik der Politik der Bundesregierung

    liegt die Gefahr eines neuen Wettrüstens. Das wäre das
    Allerletzte, was wir weltweit oder in Europa brauchten.


    (Beifall bei der PDS)

    Nach dem Ende der Konfrontation der Blöcke ist der

    Krieg auf unseren Kontinent zurückgekehrt. Dafür trägt
    auch die Bundesregierung Verantwortung. Die alte Bun-
    desregierung hatte die Wege angelegt, auf denen dann ge-
    trampelt werden konnte. Die qualitativen Brüche aber hat
    Rot-Grün vollzogen. Rot-Grün hat dem neuen strategi-
    schen Konzept der NATO zugestimmt, das nun auch
    offiziell aus dem Verteidigungsbündnis einen Zusam-
    menschluss mit der Möglichkeit zur weltweiten Interven-
    tion macht. Rot-Grün hat eine dementsprechende Bun-
    deswehrkonzeption auf den Weg gebracht, durch die es
    möglich wird, die deutsche Armee international einzubin-
    den. Ich erspare es Ihnen nicht, daran zu erinnern, dass un-
    ter Rot-Grün der völkerrechtswidrige Krieg gegen die
    Bundesrepublik Jugoslawien geführt worden ist.

    Wenn jetzt der ABM-Vertrag nicht gegen die Pläne
    der USA zum Bau eines Raketenabwehrsystems gesi-
    chert, wenn jetzt nicht endlich nukleare Abrüstung einge-
    leitet wird, dann beginnt ein neues Wettrüsten. Wir ken-
    nen die fatalen Folgen.


    (Gernot Erler [SPD]: Wolfgang, halte eine neue Rede!)


    Die transatlantische Partnerschaft ist ein stehender
    Begriff. Ich persönlich will ihn auch nicht aus der Außen-
    politik einer linken Partei verbannen. Nur, transatlanti-
    sche Partnerschaft kann doch nicht alles sein. Die Welt ist
    größer. Meine strategische Alternative enthält eine ge-
    samteuropäische Konzeption und fordert neben der trans-
    atlantischen sozusagen eine trans-euro-asiatische Partner-
    schaft. Dabei könnten Russland und die GUS eine Brücke
    nach Asien und auch nach China bilden. Ohne eine wei-
    tere Verbesserung des Verhältnisses zu China wird man
    auch diese trans-euro-asiatische Partnerschaft nicht ent-
    wickeln können.


    (Beifall bei der PDS)

    Unsere strategische Alternative hat einen festen Grund
    und beruht auf einer sicheren Erkenntnis: Krisen können
    nicht militärisch gelöst werden. Das gilt für den Balkan
    ebenso wie für Tschetschenien oder den Nahen Osten.

    Schlussendlich – um das zusammenzufassen – darf
    man einer Regierung kein Geld bewilligen, wenn man zu
    der Auffassung gekommen ist, dass sie einen falschen
    Weg eingeschlagen hat, und muss die Zustimmung zum
    Haushalt verweigern. Deswegen werden wir dem Haus-
    halt nicht zustimmen.


    (Beifall bei der PDS – Dieter Schloten [SPD]: Wie schade!)